Geschäftsmodelle und berufliche Bildung im digitalen Wandel - Bildungspolitisches Treffen des IW
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Geschäftsmodelle und berufliche Bildung im digitalen Wandel 65. Bildungspolitisches Treffen des IW Hans-Peter Klös, 7. Mai 2021
Stand der Digitalisierung nach Branchen In Indexpunkten, gewichteter Durchschnitt der Größenklassen = 100, 2020 › Am weitesten fortgeschritten bei der Digitalisierung sind die Informations- und Kommunikationsbranche, der Fahrzeugbau sowie Elektrotechnik und Maschinenbau. › Die IKT-Branche schneidet in allen Kategorien weit überdurchschnittlich ab: › Besonders stark stechen die Kategorie Innovationslandschaft (FuE-/Innovations- kooperationen, digitale Start-ups), die digitalisierungsrelevante Qualifizierung von Beschäftigten sowie die in Produkten enthaltenen digitalen Komponenten hervor. › Großunternehmen kommen auf einen Indexwert, der fast doppelt so hoch ist wie der durchschnittliche Wert über alle Unternehmensgrößenklassen. › Baden-Württemberg und Bayern weisen die höchsten Werte auf. Quellen: IW; IW Consult 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
Digitalisierung von Geschäftsmodellen in Deutschland Gewerbliche Wirtschaft › 27 Prozent sind auf der niedrigsten Reifegradstufe 0 (kaum digital) › 33 Prozent haben Reifegrad 1 (computerisiert) erreicht › 17 Prozent haben Reifegrad 2 (Konnektivität) erreicht › 18 Prozent haben Reifegrad 3 (Sichtbarkeit) erreicht › 3 Prozent haben Reifegrad 4 (Verständnis) erreicht › 1 Prozent haben Reifegrad 5 oder 6 erreicht (Prognose und Entscheidung) Quelle: IW Consult 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
Technologisch-ökonomische Trends › „Physische“ und „digitale“ Welt verschmelzen zunehmend. › Produktions- und Prozessebene sind zunehmend digital vernetzt. › Innovationssysteme und Wertschöpfung sind zunehmend datenbasiert. › Plattformökonomie und „Industrie 4.0“ verschmelzen und konkurrieren. › Startups und Künstliche Intelligenz disruptieren stärker und reichen weiter in Wertschöpfungsprozesse hinein. Quelle: IW 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
Skills und Plattformökonomie: Beispiel USA Art der Arbeit “Physisch” “Kognitiv” Hoch Renovation and remodel (HomeAdvisor) ? Data analytics (Toptal) Skilled trades Strategic planning (TradeCrews) (Catalant) Craftsmanship Web development Bruttowertschöpfung (Thumbtack) (Upwork) Ride-hailing Data entry (Uber) (DAivergent) Niedrig Cleaning Transcription (Handy) (Rev) Moving Document processing (Bellhop) (Amazon Mechanical Turk) Quelle: Fuller, J., Raman, M., Bailey A., Vaduganathan N., et al (November 2020)
Trends zukünftiger Bedarfe („Future Skills“) Technologische Fähigkeiten: Komplexe Datenanalyse; Smart Herausforderung in der Spitze: Hardware-/Robotikentwicklung; Spezialisten für den Umgang mit Nutzerzentriertes Design; Tech- transformativen Technologien Konzeption/Administration werden in allen Branchen benötigt Spezialisten und sind eine knappe vernetzter Systeme; Blockchain- (z. B. Big Data Ressource am Arbeitsmarkt Analysten, UX-Designer, Entwicklung; Tech-Translation Robotik-Entwickler) Digitale Grundfähigkeiten: Digital Literacy; Digitale Interaktion; Herausforderung in der Kollaboration; Agiles Arbeiten; Digitale Nicht-digitale Breite: Neue Digital Learning; Digital Ethics Schlüssel- Schlüssel- Arbeitsformen erfordern ein verändertes Set an qualifikationen qualifikationen Schlüsselqualifikationen Klassische Fähigkeiten: (z. B. Data Literacy, Kollaboration, digitales Lernen) (z. B. Adaptionsfähigkeit, unternehmerisches Denken) bei allen Mitarbeitern Problemlösungsfähigkeit; Kreativität; Eigeninitiative; Adaptionsfähigkeit; Durchhaltevermögen Quelle: Stifterverband/McKinsey, 2018 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
Strukturelle Herausforderungen für die berufliche Bildung › Das industrielle Geschäftsmodell (B2B) als einer der beiden Hauptträger der beruflichen Bildung wird digital transformiert. › Auch das Handwerk als zweiter großer Ausbildungsbereich wird digital „augmented“. › C2C- und C2B-Modelle haben bisher wenig mit industrieller oder handwerklicher Facharbeit gemeinsam. › Berufliche Ausbildung und Weiterbildung verschränken sich im Lebensverlauf. › Informelles und non-formales Lernen gewinnen an Bedeutung. Quelle: IW 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
Anpassungen in der beruflichen Bildung › Agiles Verfahren: schnellere Novellierung von Berufen › Modernisierung mit neuen Berufen wie Kernbereiche Handwerk, Handel, Kaufmann/frau für E-Commerce oder Industrie 4.0 und Kaufmann/frau für Novellierung IT-Berufe Unt.-Dienstleister E-Commerce › Flexiblere Gestaltung der Berufsbilder durch Zusatz- und Wahlqualifikationen (M+E, Chemie, Versicherungen) Kaufmann/frau für Gibt es hier Bedarf › Neue Standardberufsbildposition Digitalisierungs- und Ausbildungs- management? betriebe? „Digitalisierte Arbeitswelt“ für alle Berufe in Planung für 2021 Quelle: IW 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
Einige Thesen › Die disruptive Kraft der technologischen Dynamik erfordert die Reform von Inhalten und Methoden der Ausbildung sowie eine Weiterentwicklung der existierenden Ausbildungs- und Weiterbildungsstrukturen. › Geschäftsmodellveränderungen, Arbeitsorganisation und Kompetenzerwerb müssen stärker und schneller Hand in Hand gehen. Diese Anpassung darf nicht ausschließlich zertifikats- und pfadabhängig erfolgen. Dies gilt inhaltlich, organisatorisch und prozessual. › Da zukünftig relevante Kompetenz- und Berufsprofile nicht klar absehbar sind, erscheint die Orientierung an zentralen technologischen Trends sowie an veränderten Anforderungen der Arbeitsorganisation sinnvoll. › Die Berufsbildung sollte die drei Bereiche „domänenübergreifende Basiskompetenzen“, „domänenspezifische Spezialisierung“ und ständige Weiterbildung systematisch stärker miteinander verzahnen. › Für die Geschäftsmodelle mit steigender Relevanz sollte stärker reflektiert werden, ob und welche neuen oder veränderte Qualifizierungsbedarfe sich daraus jenseits der dualen Ausbildung ergeben. › Aus- und Weiterbildung sollten künftig im Sinne von Karrierepfaden und Berufslaufbahnkonzepten noch enger miteinander verzahnt werden. 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
Einige Empfehlungen › Lernende werden stärker zum lebenslangen, eigenverantwortlichen und selbstorganisierten Lernen motiviert. › Lehrende definieren ihre eigene Rolle als Impulsgeber, Lernprozessbegleiter oder Coach. › Unternehmen ermöglichen den Zugriff auf relevante Lerninhalte im jeweiligen Arbeitskontext über eine unternehmensinterne Lern-Plattform, den Zugang zu einer externen Lern-Plattform oder die Nutzung smarter Bildungsräume. › Berufsschulen erhalten eine angemessene Ausstattung, zeitgemäß qualifiziertes Lehrpersonal und organisatorische Flexibilität als starker Partner im dualen System. › Hochschulen kooperieren deutlich enger mit der Ausbildungspraxis bei der Qualifizierung von angehenden Berufsschullehrkräften und Fachkräften. › Etablierte und neue Player im Berufsbildungssystem werden ermutigt, digital unterstützte Lerninhalte und Formate zu entwickeln und auf Lern-Plattformen bereitzustellen. › Zur Umsetzung werden geeignete Finanzierungsmodelle im Rahmen eines „Digitalpakts Berufliche Bildung“ entwickelt. 65. Bildungspolitisches Treffen des IW, 7. Mai 2021
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