Strategie zur gezielten Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten - Fachkräftegewinnungs-Strategie - Goethe-Institut
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Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Stand Dezember 2019 Gestaltung PRpetuum GmbH, 80801 München Bildnachweis BPA / Steffen Kugler / S. 2 Diese und weitere Broschüren erhalten Sie bei: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Referat Öffentlichkeitsarbeit E-Mail: publikationen@bundesregierung.de www.bmwi.de Zentraler Bestellservice: Telefon: 030 182722721 Bestellfax: 030 18102722721 Diese Publikation wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Die Publi kation wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament.
1 Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Strategischer Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Zielgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Handlungsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 A. Handlungsfeld: Bedarfs- und Potenzialanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 B. Handlungsfeld: Informieren und beraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 C. Handlungsfeld: Befähigen und qualifizieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 D. Handlungsfeld: Vermitteln und begleiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 E. Handlungsfeld: Kommunizieren und werben unter der Dachmarke „Make it in Germany“ . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2 Vorwort Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist eine der größten Herausforderungen für den Wirtschafts- standort Deutschland. Denn der demografische Wandel wird sich in den kommenden Jahren immer stärker bemerkbar machen. Und die Anforderungen an die Beschäftigten ändern sich rasant, nicht zuletzt durch die Digitalisierung und den technischen Fortschritt. Klar ist: Nur mit qualifizierten Fachkräften werden unsere Unternehmen ihre Innovationskraft bewahren, weiterhin im globalen Wettbewerb bestehen und letztlich unseren Wohlstand sichern können. Damit dies gelingt, müssen wir bereits heute die richtigen Maßnahmen in Gang setzen, um die Potenziale im Inland und im Ausland nutzen zu können. Deshalb setzt die Bundesregierung ver- stärkt auch auf qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland. Schon heute profitieren deutsche Unternehmen in großem Maße von ausländi- schen Fachkräften, die sich für ein Leben und Arbeiten in Deutschland entscheiden. Die Bundesregierung hat bereits vielfältige Maßnahmen ergriffen, um die qualifizierte Zuwanderung als ein Instrument der Fachkräfte sicherung zu stärken. Ein Meilenstein hierbei ist das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG), das am 1. März 2020 in Kraft treten wird. Das FEG erweitert insbesondere für Fachkräfte mit beruflicher Qualifikation den Zugang zum deut- schen Arbeitsmarkt. Denn der Fachkräfteman- gel ist nicht mehr nur auf akademische Berufe beschränkt. Das FEG wird den deutschen Mittel- stand gezielt stärken, indem es kleinen und mitt- leren Unternehmen bei der Stellenbesetzung neue Möglichkeiten eröffnet. Doch Gesetzesänderungen allein reichen nicht aus. Deshalb arbeitet die Bundesregierung intensiv an der Verbesserung der Rahmenbedin- gungen für die Fachkräfteeinwanderung: Dies betrifft die Themen Verwaltungsverfahren, die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, die Gewinnung von Fachkräften aus dem Aus-
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 3 land sowie den Erwerb der deutschen Sprache. Hierzu hat die Bundesregierung Arbeitsgrup- pen eingesetzt, in denen eine Vielzahl weiterer Akteure aus Bund, Ländern, Wirtschaft und Gesellschaft mitgewirkt haben. Im Rahmen dieser Arbeitsgruppen hat die Bun- desregierung unter Federführung des BMWi die vorliegende Strategie zur gezielten Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten erarbeitet. Die Strategie stellt einen kohärenten Ansatz zur Fachkräftegewinnung dar, indem sie erstmalig die Maßnahmen vieler verschiedener Akteure bündelt und aufeinander abstimmt. So wurden fünf Handlungsfelder definiert, die in einem logischen Zusammenhang zueinander stehen. Aufbauend auf einer Bedarfs- und Potenzialer- mittlung werden Aktivitäten in den Handlungs- feldern „Informieren und Beraten“, „Befähigen und Qualifizieren“ und „Vermitteln und Beglei- ten“ entwickelt. Das Dach der Strategie bilden die Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen unter der Marke „Make it in Germany“. Diese Strategie ist als ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Fachkräftegewinnung aus Drittstaaten zu verste- hen. Dabei ist klar: Nur durch ein gemeinsames Vorgehen und eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure werden wir die Fachkräfte- einwanderung substantiell steigern und somit unsere Wirtschaft für zukünftige Herausforde- rungen stärken können. Peter Altmaier Bundesminister für Wirtschaft und Energie
4 STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN Ausgangslage Im Angesicht des demographischen Wandels, der Beteiligung der Wirtschaft erfolgen, die qualifi- Digitalisierung und der klimapolitischen Zielvor- zierte Fachkräfte benötigt. Im Dezember 2018 hat gaben stehen der deutschen Volkswirtschaft fun- die Bundesregierung daher eine Fachkräftestra- damentale Transformationsprozesse bevor. Der tegie beschlossen, die auf eine verstärkte Aktivie- Erfolg bei der Bewältigung dieser Herausforde- rung inländischer, europäischer und internatio- rungen hängt in entscheidendem Maße davon naler Potenziale abzielt. Dies beruht auf der ab, wie gut es Deutschland gelingt, seine zukünf- Überzeugung, dass das Fachkräftepotenzial nur tige Fachkräftebasis zu sichern. Denn die Einfüh- durch diesen umfassenden Drei-Säulen-Ansatz rung und Adaption neuer Technologien kann nur gesichert werden kann. dann erfolgreich gestaltet werden, wenn ausrei- chend Fachkräfte mit den entsprechenden Kom- Als dritte Säule setzt die Bundesregierung auf petenzen die Transformationen in den Unter- eine verstärkte Gewinnung von Fachkräften aus nehmen umsetzen und vorantreiben. Zudem Drittstaaten. Denn trotz der Steigerungspoten benötigt Deutschland ausreichend qualifizierte ziale bei der inländischen Fachkräftebasis würde Fachkräfte im Gesundheitssektor. Schließlich ist der demographische Wandel ohne weitere auch die Stabilität unserer sozialen Sicherungs- Zuwanderung zu einem signifikanten Rückgang systeme von einer guten wirtschaftlichen Ent- des Erwerbspersonenpotenzials führen. Weiter- wicklung und damit von einer stabilen Fachkräf- hin ist davon auszugehen, dass die Zuwanderung tebasis abhängig. aus Staaten der Europäischen Union (EU) ten- denziell abnehmen wird. Viele EU-Mitgliedstaa- Die Bundesregierung hat es sich deshalb zur Auf- ten, die bislang hohe Abwanderungsraten nach gabe gemacht, die Fachkräftesicherung der deut- Deutschland verzeichnet haben, durchlaufen schen Wirtschaft durch vorausschauende und ähnliche oder noch gravierendere demographi- aufeinander abgestimmte Maßnahmen zu unter- sche Entwicklungen als Deutschland. stützen. Dies soll in Abstimmung und unter
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 5 Strategischer Rahmen Um den Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten • Den Ausbau des Beratungsangebots zur zu fördern, hat der Bundestag im Juni 2019 das Berufsanerkennung Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) beschlos- sen, das am 1. März 2020 in Kraft treten wird. Das Zudem wird die Bundesregierung bei den Bun- FEG schafft den rechtlichen Rahmen zur Fach- desländern für eine Harmonisierung, Verschlan- kräftesicherung aus Drittstaaten und erleichtert kung und Beschleunigung der Anerkennungs- insbesondere den Arbeitsmarktzugang für Fach- prozesse werben. Im Zusammenspiel mit diesen kräfte aus Drittstaaten mit qualifizierter Berufs- genannten strukturellen Verbesserungen wird ausbildung. die Strategie der Bundesregierung zur gezielten Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten Doch gesetzliche Änderungen allein werden nicht zum Erhalt der Fachkräftebasis beitragen. Die ausreichen. Begleitmaßnahmen gemeinsam mit Bundesregierung setzt dabei auf die Nachhaltig- der Wirtschaft sind notwendig, um die erstrebte keit der Strategie in dem Sinne, dass sie im Ein- Wirkung des Gesetzes bestmöglich zu unter klang mit den Bedürfnissen der Drittstaaten und stützen. Die Bundesregierung hat deshalb am mit deren Kooperation umgesetzt wird. 2. Oktober 2018 Eckpunkte zur Einwanderung aus Drittstaaten beschlossen. Danach wird das Fach- Ziel der Strategie ist es, Fachkräfte aus Drittstaa- kräfteeinwanderungsgesetz ergänzt durch Be ten besser anzusprechen, zu gewinnen und zu schleunigungen bei der Anerkennung ausländi- vermitteln. Die Maßnahmen der Bundesregierung scher Abschlüsse, effizientere und transparentere können allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn Verwaltungsverfahren, eine verstärkte Förderung sie in enger Abstimmung mit der Wirtschaft aus- des Erwerbs der deutschen Sprache sowie durch gearbeitet und umgesetzt sowie mit entsprechen eine Strategie für eine gezielte Fachkräftegewin- den Eigenbeiträgen der Wirtschaft begleitet und nung und ein verbessertes Marketing gemeinsam verzahnt werden. Denn schlussendlich sind es die mit der Wirtschaft. Die Bundesregierung setzt Unternehmen selbst, die Fachkräfte benötigen, damit die notwendigen Rahmenbedingungen, die diese in den Arbeitsmarkt integrieren und hierfür eine verstärkte Zuwanderung qualifizierter Fach- auch eine Eigenverantwortung tragen. Ein erfolg- kräfte ermöglichen. reiches Integrationsmanagement sowie Sprach- und Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch die Die Bundesregierung arbeitet intensiv daran, Schaffung eines positiven Arbeitsumfeldes kön- administrative Hürden der Fachkräfteeinwande- nen zudem zur Bindung der Fachkräfte und der rung zu reduzieren. Konkret bedeutet dies: Reduktion zukünftiger Abwanderung beitragen. Um den engen Austausch mit der Wirtschaft zu • Eine klare Abgrenzung und Zuordnung der suchen, treffen sich die Bundesregierung, die Arbeitsabläufe zwischen den Visastellen, Aus- Wirtschaft sowie weitere wichtige Akteure regel- länderbehörden, der Bundesagentur für Arbeit mäßig u. a. im Netzwerk „Ausländische Fachkräfte (BA) und weiteren beteiligten Stellen potenziale erschließen“. Die Bundesregierung beabsichtigt, diesen konstruktiven Dialog in • Eine weitere Digitalisierung des Visumverfahrens Zukunft fortzuführen. Darüber hinaus findet im Dezember 2019 ein Gipfel zur Fachkräfteeinwan- • Eine stärkere Unterstützung der Auslandsver- derung statt, bei dem eine gemeinsame Erklärung tretungen durch die Inlandsbehörden der Bundesregierung, der Wirtschaft, des Deut- schen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der BA • Die Schaffung einer Zentralen Servicestelle unterzeichnet wird. Berufsanerkennung
6 STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN Zielgruppen Die Strategie adressiert die folgenden Zielgruppen: 2. Angehende Fachkräfte In erster Linie beabsichtigt die Bundesregierung, mit verschiedenen Maßnahmen beruflich-qua • Internationale Studierende bzw. Studieninte- lifizierte und akademische Fachkräfte aus Dritt- ressierte: Internationale Studierende sind eine staaten für eine Erwerbstätigkeit in Deutschland der erfolgversprechendsten Zielgruppen zur zu gewinnen. Darüber hinaus nimmt die Strategie Fachkräftegewinnung aus Drittstaaten. Durch aber auch angehende Fachkräfte in den Blick: ein Studium an einer deutschen Hochschule erwerben sie einen in Deutschland anerkann- ten Hochschulabschluss, gute Deutschkennt- 1. Ausgebildete Fachkräfte nisse und sammeln interkulturelle Erfahrun- gen. Darüber hinaus wählen sie häufiger als • Fachkräfte mit Berufsabschluss: Durch das deutsche Studierende MINT-Fächer, also Diszi- FEG wird es Fachkräften aus Drittstaaten mit plinen, deren Absolventen dringlich gesucht beruflicher Qualifikation spürbar erleichtert, werden. nach Deutschland zuzuwandern. Ein Schwer- punkt der Begleitmaßnahmen der Bundesre- • Ausbildungsinteressierte: Junge Menschen gierung liegt deshalb auf dieser Zielgruppe. sollen zu einer Ausbildung in Deutschland motiviert werden. Die Arbeitsmarktintegration • Fachkräfte mit Hochschulabschluss: Bereits kann leichter gelingen, wenn Fachkräfte bereits bestehende Regelungen, die Anreize für den in Deutschland ausgebildet wurden. Auch für Verbleib bzw. den Zuzug ausländischer Hoch- internationale Studierende, die ihr Studium in schulabsolventen zur Arbeitsaufnahme in Deutschland nicht fortsetzen wollen oder kön- Deutschland bilden, werden fortgeführt und nen, kann eine Ausbildung in Deutschland sichern die Gewinnung internationaler Studie- eine gute Alternative sein. render und Fachkräfte mit Hochschulabschluss. • Wissenschaftliche Nachwuchskräfte: Auch Nachwuchsforschende aus Drittstaaten können einen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebe- darfs leisten. Durch die regionale Vernetzung während ihrer Forschungsaufenthalte entste- hen Netzwerke, die in eine Beschäftigung in der Industrieforschung bzw. der Industrie oder in die Gründung von Start-ups münden können.
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 7 Handlungsfelder Entsprechend des folgenden Schaubilds gliedert zusammenbringen zu können, bedarf es deshalb sich die Fachkräftegewinnungs-Strategie in fünf zunächst einer Ermittlung des strukturellen regio Handlungsfelder. In allen Handlungsfeldern ist nalen und branchenspezifischen Fachkräftebe- es entscheidend, dass die Maßnahmen und Initia darfs der deutschen Wirtschaft sowie der Identi- tiven der Bundesregierung von Eigenleistungen fizierung von Ländern, die über die notwendigen der Wirtschaft ergänzt und unterstützt werden. und ausreichenden Potenziale verfügen. Bei der Auswahl der Potenzialländer sind die Koopera Die erste Ebene, die Bedarfs- und Potenzialana- tionsbereitschaft der Partnerländer sowie die lyse, bildet das Fundament der Strategie. An ihr Vermeidung eines möglichen Brain Drains zent- sollen sich die vielschichtigen Maßnahmen der rale Bedingungen. Das AA und das BMZ werden Bundesregierung, der beteiligten öffentlichen eng eingebunden. Stellen, weiterer Partner und der Wirtschaft zur Fachkräftegewinnung aus Drittstaaten orientieren. Auch wenn sich die Aktivitäten auf bestimmte Be Dies gilt sowohl für die Werbung, den Ausbau rufsfelder und Länder fokussieren sollen, bedeutet von Beratungsangeboten und Sprachförderung dies nicht, dass die zukünftige Gewinnung von als auch für die aktive Fachkräftegewinnung. Fachkräften entsprechend eingeschränkt ist. Im Hierbei gilt der folgende Grundsatz: Die einzel- Gegenteil: Durch das FEG entfällt die Positivliste, nen Maßnahmen sollen auf den Bedarf der deut- die bisher die Einwanderung von beruflich Quali- schen Wirtschaft zugeschnitten sein. Gleichzeitig fizierten nur in bestimmte Engpassberufe erlaubte. müssen die Maßnahmen in den Ländern anset- Zudem ist die deutsche Wirtschaft auf qualifizierte zen, in denen ausreichend Fachkräftepotenziale Fachkräfte aus der ganzen Welt angewiesen – ohne vorhanden sind. Um Bedarfe und Potenziale Eingrenzung auf bestimmte Herkunftsländer. Kommunizieren und werben unter der Dachmarke „Make it in Germany“ Informieren und beraten Befähigen und qualifizieren Vermitteln und begleiten Bedarfs- und Potenzialanalyse
8 STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN Die zweite Ebene dient der Gewinnung und Inte- Berufe die Angebote zur Vermittlung von Fach gration von Fachkräften aus Drittstaaten. kräften aus Drittstaaten sowie Matching-Akti- vitäten entwickelt und gezielt ausgebaut wer- • Potenzielle Zuwanderer sowie Arbeitgeberin- den. nen und Arbeitgeber, die Fachkräfte aus Dritt- staaten rekrutieren möchten, sollen zu allen Das Handlungsfeld Kommunizieren und werben Fragen rund um die Fachkräfteeinwanderung unter der Dachmarke „Make it in Germany“ bil- nach Deutschland informiert und bei Bedarf det die dritte Ebene. Deutschland steht mit ande- beraten werden. Um den Zugang zu Informati- ren Ländern in einem intensiven Wettbewerb um onen möglichst einfach zu gestalten, setzt sich Fachkräfte aus Drittstaaten. Die Bundesregierung die Bundesregierung dafür ein, dass das Infor- hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die mations- und Beratungsangebot über eine ein- Wahrnehmung Deutschlands als attraktives Ziel- heitliche Anlaufstelle sichergestellt ist. Weiter- land für auswanderungsinteressierte Fachkräfte hin ist es entscheidend, dass etwaige Fragen, gemeinsam mit der Wirtschaft zu stärken und zu z. B. zur Einreise und Arbeitsplatzaufnahme, fördern. Dies beinhaltet auch das Zusammenwir- durch individuelle Beratungen aufgefangen ken mit den Auslandshandelskammern und den werden können. Hierzu können insbesondere Auslandsvertretungen, die oft die erste Kontakt- auch die bereits bestehenden Angebote der stelle in den Drittstaaten sind und schon entspre- Bundesländer (z. B. Welcome Center) beitragen, chend für Deutschland werben können. Zudem sodass es hier einer Abstimmung bedarf. sollen inländische Arbeitgeberinnen und Arbeit- geber für die Möglichkeit der Auslandsrekrutie- • Fachkräfte mit einem Interesse an der Zuwan- rung sensibilisiert werden. Hierbei ist es das derung nach Deutschland müssen schließlich Bestreben der Bundesregierung – ebenso wie für dazu befähigt werden, ihr Auswanderungsvor- ausländische Fachkräfte –, auch für Unternehmen haben auch in die Tat umzusetzen und bei Bedarf eine zentrale Anlaufstelle für Fragen rund um die ergänzend qualifiziert werden. Hierbei sind Fachkräftegewinnung anzubieten, die auch eine besonders Angebote zur Sprachförderung und Verbindung zu den Angeboten der Zentralen zur sozialen und beruflichen Integration sowie Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) und der die Stärkung von (Nach-)Qualifizierungsmaß- lokalen Arbeitgeberservices der BA herstellen nahmen entscheidend. soll. Bereits jetzt sind das Informationsinteresse zu dem Themenkomplex und die Erwartungen • Schließlich sollen Fachkräfte bei Bedarf ver- diesbezüglich sehr hoch. Es besteht daher drin- mittelt und begleitet werden. Zwar wird die gender Bedarf an entsprechenden Informations- deutsche Wirtschaft auch zukünftig in erster angeboten – auch, um Interessenten nicht zu ver- Linie auf die Zuwanderung von Fachkräften lieren. angewiesen sein, die den Einwanderungspro- zess eigenständig organisieren. Die Bundesre- Im Folgenden werden ausgewählte Maßnahmen gierung beabsichtigt jedoch, zusätzliche Impulse der Bundesregierung in den beschriebenen gemeinsam mit der Wirtschaft zur gezielten Handlungsfeldern näher vorgestellt. Fachkräftegewinnung zu setzen. Hierzu sollen in ausgewählten Ländern und für ausgewählte
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 9 A. Handlungsfeld: Bedarfs- und Klassifikation der Berufe 2010) mit festgestelltem Potenzialanalyse Fachkräftebedarf findet sich im unteren Kasten1: Bedarfsanalyse Berufe i. d. Kinderbetreuung und -erziehung Die Bundesregierung, die beteiligten öffentlichen Stellen und ihre Partner wollen ihre Maßnahmen Berufe in der Elektrotechnik zur Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten gezielt am Bedarf der deutschen Wirtschaft aus- Berufe im Metallbau richten. Deshalb sollen Vorhaben zur aktiven Fach kräftegewinnung auf die Berufsgruppen abzielen, Berufe in der Mechatronik bei denen inländische Arbeitergeberinnen und Arbeitgeber gegenwärtig besondere Schwierigkei- Köche/Köchinnen ten bei der Stellenbesetzung haben. Entsprechend müssen zunächst die relevanten Berufe mit er Berufe in der Kraftfahrzeugtechnik höhtem Bedarf identifiziert werden. Dabei eignen sich nicht alle Berufe mit Fachkräftebedarfen Berufe in der Altenpflege gleichermaßen für eine gezielte Fachkräftegewin- nung aus Drittstaaten. Dies gilt zum Beispiel für Berufe in der Gesundheits- und Kranken- fachlich hochspezialisierte Berufe, Berufe mit ins- pflege gesamt nur sehr wenigen offenen Stellen oder solche, in denen bisher praktisch keine Beschäfti- Berufe im Tiefbau gung von Ausländern stattfindet. Deswegen hat die BA eine Bedarfsanalyse speziell für die Fach- Berufe in der Sanitär-, Heizungs-, kräftegewinnung im Ausland entwickelt. Diese Klimatechnik umfasst sowohl eine statistische als auch eine fachlich-qualitative Analyse, in der auch die Ein- Berufe in der Physiotherapie schätzungen der Wirtschaft berücksichtigt werden. Berufe in der Softwareentwicklung Die Bedarfsanalyse der BA identifiziert gegenwär- tig folgenden Fachkräftebedarf: Die größten Eng- Ärzte/Ärztinnen pässe bestehen bei den beruflich Qualifizierten. Neben MINT-Berufen sind auch Bauberufe, Berufe in der IT-Anwendungsberatung Berufe aus dem Hotel- und Gaststättenbereich, Gesundheitsberufe, Berufe in der Fahrzeugfüh- Berufe in der Fachkrankenpflege rung sowie Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung betroffen. Auf der akademischen Berufe in der Softwareentwicklung Ebene wurden ausschließlich MINT-Berufe sowie Gesundheitsberufe (Arzt/Ärztin, Apotheker/-in) Berufe in der Informatik ermittelt. Eine Auswahl an Berufen (nach der 1 Die vollständige Bedarfsanalyse ist unter www.arbeitsagentur.de/bedarfsanalyse zu finden. Die Tabelle entspricht dem Stand zum 10.10.2019.
10 STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN Das vom BMWi finanzierte Kompetenzzentrum ebenfalls eng eingebunden. Basierend auf dieser Fachkräftesicherung (KOFA) führt ebenfalls Analyse wurde eine erste Gruppe von Ländern regelmäßige Studien zur Fachkräftesituation auf ausgewählt, die grundsätzlich potenzialträchtig dem deutschen Arbeitsmarkt durch. In Zukunft erscheinen. Diese Gruppe wird mit Blick auf die wird das KOFA im Rahmen seiner Fachkräftestu- Verfügbarkeit von in Deutschland zumindest dien zusätzlich untersuchen, welche Berufe in teilweise anerkennungsfähigen Abschlüssen in besonderem Maße für die Fachkräfterekrutierung Berufen mit hohem Bedarf an ausländischen aus dem Ausland geeignet sind. Die Ergebnisse Fachkräften untersucht. Dies ist und bleibt die der KOFA-Studien werden für die Zielgruppe der zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auf- Fachkräftegewinnung und -vermittlung durch bereitet. die BA. Zudem ist der BA und der Bundesregie- rung faire Migration sehr wichtig. Deswegen ste- Während die Analysen der BA und des KOFA in hen Aktivitäten in allen diesen Ländern unter erster Linie den Status quo abbilden, ist das dem klaren Vorbehalt, dass die dortigen Partner- „Fachkräftemonitoring“ des BMAS auf den zu verwaltungen bzw. -ministerien Interesse an künftigen Bedarf ausgerichtet. Im Rahmen dieses einer bilateralen Zusammenarbeit in der Fach- Projekts erstellen das Bundesinstitut für Berufs- kräftezuwanderung nach Deutschland haben. bildung (BIBB) und das Institut für Arbeitsmarkt- Die Gefahr eines Brain Drains sowie die Chancen und Berufsforschung (IAB) in Zusammenarbeit der Förderung positiver Effekte von Migration mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Struktur- für die Herkunftsländer werden in der Analyse forschung (GWS) Projektionen für Berufe und explizit berücksichtigt. Zu der Gruppe der aktuell Branchen und zeigen mögliche zukünftige Ent- vertieft zu analysierenden Länder zählen unter wicklungen auf. Ziel ist die rechtzeitige Identifi- anderem Mexiko, Brasilien, Indien und Vietnam. kation von mittel- und langfristigen beruflichen Die Liste der Länder, die zunächst in die nähere Passungsproblemen. Betrachtung kommen, ist dabei nicht abschlie- ßend, sondern dient vor allem einem sinnvollen, gestuften Vorgehen. Potenzialanalyse Die Länderauswahl für die regelmäßig durch Eine Steuerung der Fachkräftegewinnung aus geführte Auslandswerbung von „Make it in Ger- Drittstaaten für Berufe mit festgestellten Bedar- many“ wird von den Mitgliedern der Arbeits- fen erfordert eine Kenntnis der Fachkräftepoten- gruppe „Make it in Germany“ festgelegt. Der ziale im Ausland. Dazu erstellt die BA gegen Länderauswahl liegt eine eigenständige Länder- wärtig eine umfangreiche und systematische analyse zugrunde. Zukünftig soll die Potenzial- Potenzialanalyse. analyse der BA auch für die Auslandswerbung von „Make it in Germany“ eine wichtige Orien- Die Analyse umfasst grundsätzliche, relevante tierung darstellen. Allerdings müssen die Länder Erkenntnisse zu sozio-demographischen Fakto- der Potenzialanalyse der BA nicht notwendiger- ren, dem Migrationspotenzial und der Deutsch- weise mit den anvisierten Werbeländern für landaffinität. Darüber hinaus berücksichtigt die „Make it in Germany“ deckungsgleich sein. So BA ihre bisherigen Erfahrungswerte aus der können sich einzelne Länder aufgrund ihres gro- internationalen Zusammenarbeit sowie die ßen Fachkräftepotenzials für gezielte Werbemaß- Expertise zentraler deutscher Institutionen vor nahmen anbieten, auch wenn dort Vermittlungs- Ort. Die deutschen Auslandsvertretungen werden absprachen der BA nicht geplant sind. Weiterhin
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 11 gibt es Länder, in denen aufgrund verschiedener Zudem arbeitet die Bundesregierung darauf hin, Faktoren nicht aktiv geworben werden soll, in das Portal sowohl für Fachkräfte aus Drittstaaten denen die BA aber für einzelne Berufsgruppen als auch für Unternehmen als zentrale Anlauf- in Abstimmung mit den dortigen Arbeitsverwal- stelle zur Informationsbeschaffung zu etablieren. tungen dennoch aktiv ist. Aus diesem Grund Ziel ist es, einen einheitlichen Auftritt der Bun- bleibt eine eigenständige Länderanalyse für desregierung nach außen unter der Dachmarke „Make it in Germany“ erforderlich. „Make it in Germany“ sicherzustellen und zeitnah aktuelle, verlässliche und leicht verständliche Informationen in mehreren Sprachen zu allen Potenziale internationaler Studierender Fragen der Einwanderung anzubieten. Die Bun- identifizieren desregierung ist sich bewusst, dass auch Fragen rund um den Ehegatten- und Familiennachzug Mit Blick auf die Gewinnung internationaler Stu- durch das Informations- und Beratungsangebot dierender und deren späteren Verbleib und aufgefangen werden müssen. Entscheidungen Arbeitsaufnahme in Deutschland analysiert der über Einwanderungen sind in entschiedenem Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) Maße davon abhängig, über welche Perspektiven fortlaufend die Leistungsfähigkeit und internatio die Familien im Zielland verfügen. „make-it-in- nale Öffnung von Bildungssystemen weltweit germany.com“ bietet deshalb bereits ein umfang- („Bildungssystem-Analysen“). Aus diesen Analy- reiches Informationsangebot zum Thema Fami sen können die Potenziale beschrieben werden, liennachzug. die den wichtigsten Herkunftsländern zuzumes- sen sind. Aktuell gibt es eine Vielzahl an Informationspor- talen zu verschiedenen Teilaspekten der Fach kräfteeinwanderung. Beispielhaft sei das Infor- B. Handlungsfeld: Informieren und mationsportal www.deutschland.de genannt. beraten Fachkräfte sollen von „www.make-it-in-germany. com“ aus Zugang zu allen relevanten Informatio- nen erhalten. Dies geschieht auch durch eine Informationsangebot auf Verlinkung auf weitere relevante Informations- „make-it-in-germany.com“ bündeln portale wie beispielsweise www.anerkennung-in- deutschland.de, www.study-in-Germany.de oder Mit „make-it-in-germany.com“ verfügt die Bundes www.research-in-Germany.de. Umgekehrt ver- regierung über ein Dachportal, das interessierte knüpfen andere Portale und Webseiten ihre In Fachkräfte über das Leben und Arbeiten in Deutsch halte mit „make-it-in-germany.com“. Die Schnitt- land sowie über den Einwanderungsprozess infor- stellen zu weiteren Portalen werden im Sinne miert. Weiterhin bietet es Informationen für einer kohärenten Informationsbereitstellung in Arbeitgeber im Inland, die Fachkräfte aus dem einer engen Zusammenarbeit laufend optimiert. Ausland rekrutieren möchten. „make-it-in-ger- Dies umfasst auch die Einbindung der Informati- many.com“ wurde Ende 2018 zum Dachportal onsseiten der Bundesländer. Fachkräfte, die über der Bundesregierung unter Federführung des eine Einwanderung nach Deutschland nachden- BMWi ausgebaut. Das Auftragsvolumen von ken, sollen sich bestmöglich über regionale Gege- „make-it-in-germany.com“ wird aufgestockt, benheiten informieren können. Deswegen ver- um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu linkt „make-it-in-germany.com“ ausgehend von werden. einer Bundesländerkarte auf die einzelnen Lan- desseiten.
12 STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN Beratungs- und Dienstleistungsangebote schiedliche Zugangskanäle wie E-Mail, Textchat, für interessierte Fachkräfte ausbauen Videochat, telefonisch und persönlich. Das VWC bietet weltweit Online-Workshops für Absolven- Das Dachportal „Make it in Germany“ bietet tinnen und Absolventen von Hochschulen sowie neben der Informationsbereitstellung auch Bera- für berufserfahrene Fachkräfte an. In einer zwei- tungs- und Dienstleistungsangebote. Hierzu zählt ten Sequenz stehen die Mitarbeiter den Teilneh- zunächst die „make-it-in-germany.com“-Job- mern und Teilnehmerinnen der Online-Work- börse, die aus Stellenangeboten der BA in Berufen shops für Fragen in einem Chat zur Verfügung. mit Fachkräftebedarf gespeist wird. Interessierte Fachkräfte sollen, direkt nachdem sie sich über Für die Beratung und Gewinnung internationaler ein Leben in Deutschland informiert haben, auf Studierender gibt es mit dem internationalen die Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle Hochschulmarketing des DAAD bereits leistungs- gehen können. Gegenwärtig wird daran gearbei- fähige Strukturen. Nicht umsonst ist Deutsch- tet, die Stellenangebote auch auf Englisch anzu- land eines der beliebtesten Zielländer für Studie- zeigen. rende weltweit. An diese Erfolge anknüpfend werden die Beratungsstrukturen weiter ausge- Weiterhin ergeben sich im Zuwanderungsprozess baut: Der DAAD entwickelt das Portal „Study in für Fachkräfte meist viele Fragen, denen die Bun- Germany“ gemeinsam mit Partnern wie dem desregierung mit individuellen Beratungsangebo Goethe-Institut und g.a.s.t. zu einer personalisier- ten begegnet. Einwanderungsinteressierte haben ten, interaktiven digitalen Plattform weiter. Sie deshalb die Möglichkeit, sich über „make-it-in- soll Angebote in den Bereichen Information, germany.com“ per E-Mail, Chat oder per Telefon Beratung, Selbstevaluation, sprachliche und fach- beraten zu lassen. Dies geschieht durch die „Hot- liche Vorbereitung sowie praktische Hinführung line Arbeiten und Leben in Deutschland“, die ge zur Studienaufnahme bündeln. Hierdurch wird meinsam vom BAMF und der BA betrieben wird. eine nach Fachgebiet und Studiengang passge- naue Gewinnung internationaler Studierender Der im BAMF angesiedelte Teil der Hotline berät möglich – auch mit Blick auf mögliche spätere telefonisch und per E-Mail zu den Themen Aner- Berufsfelder. Die Portale „Study in Germany“ und kennung ausländischer Berufsabschlüsse, Einreise „Research in Germany“ können durch eine gegen und Aufenthalt sowie Deutschlernen. Hierzu seitige Verlinkung und Vernetzung mit „Make it gehören u. a. die Beantwortung aufenthaltsrecht- in Germany“ zu einer stärkeren Verbreitung ihrer licher Fragen im konkreten Bezug zum Gesetz, Inhalte und Botschaften gelangen. Der DAAD die Ermittlung von Referenzberufen sowie allge- verfügt zudem über ein großes Netzwerk von meine Informationen zum Ablauf und den Vor- Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäu- aussetzungen der Verfahren (Anerkennung, Auf- sern (DWIH), Außenstellen, Informationszentren enthalt, Visum). Weiterhin steht interessierten und Informationspunkten in den wichtigsten Fachkräften ein Beratungsangebot zu den Themen Zielländern. Dort können Aspekte der Fachkräf- Integrationskurs, Berufssprachkurs und Sprach- tegewinnung durch ein Studium in Deutschland erwerb im Ausland zur Verfügung. In der BA ist künftig noch stärker in den Fokus gerückt wer- die „Hotline Arbeiten und Leben in Deutschland“ den. Der DAAD implementiert verschiedene For- im Virtuellen Welcome Center (VWC) der Zentra- mate des Hochschul- und Forschungsmarketings, len Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) ange- zum Beispiel Doktoranden-Börsen und Hoch- siedelt. Das VWC berät zu den Themen Beschäfti- schulmessen, die im Ausland mit Interessenten gung, Ausbildung, Arbeitsmarktzugang und und den suchenden deutschen Hochschulen Leben in Deutschland mehrsprachig über unter- durchgeführt werden. Diese können auf Arbeit-
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 13 geber auf der Suche nach akademisch gebildeten Fachkräfte für KMU bereitzustellen. Ergänzt wer- Fachkräften (z. B. Medizin, Gesundheitsberufe) den soll das online-basierte Informations- und ausgeweitet werden. Beratungsangebot voraussichtlich um eine Webinar-Reihe und eine Roadshow mit Vorträ- Nach der Ankunft in Deutschland stehen Dritt- gen und Workshops zum Thema „Potenziale der staatsangehörigen in allen Bundesländern Bera- Fachkräfteeinwanderung für KMU“. tungsstellen der Organisation Faire Integration im Rahmen des vom BMAS geförderten Pro- gramms „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) Beratung zur Berufsanerkennung zur Verfügung. Dort werden Informationen und ausbauen Beratung zu Arbeitsbedingungen und Rechten und Pflichten im Arbeitsverhältnis in Deutsch- Die Bundesregierung arbeitet intensiv an einer land ebenso angeboten wie Unterstützung bei verbesserten Beratung zur Berufsanerkennung. konkreten Problemen im Arbeitsverhältnis. Dazu zählt insbesondere die Einrichtung der Zentralen Servicestelle Berufsanerkennung (ZSBA) in der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung Beratungs- und Dienstleistungsangebote (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit, womit drei für Arbeitgeber ausbauen wesentliche Ziele verfolgt werden. Erstens soll Anerkennungssuchenden, die sich im Ausland Neben der Ansprache von Fachkräften im In- und befinden, ein bundesweit zentraler Ansprech- Ausland ist es erforderlich, inländische Arbeitge- partner angeboten werden. Zweitens sollen zustän berinnen und Arbeitgeber hinsichtlich der Rekru- dige Stellen damit zugleich von der kommunika- tierung ausländischer Fachkräfte zu beraten und tionsintensiven Beratung der Antragstellenden zu unterstützen. Eine wichtige Struktur hierfür entlastet werden. Drittens soll das Anerkennungs bietet der Arbeitgeber-Service der BA mit bundes- verfahren und insbesondere die einzelnen Pro- weit 156 Standorten. Die Arbeitsmarktberatung zessschritte transparenter und für den einzelnen bezieht sich auf die Rekrutierung, Qualifizierung Antragstellenden effizienter gestaltet werden. und Beschäftigung ausländischer Fachkräfte. Daneben erfolgt eine Weiterentwicklung der Dabei arbeitet der Arbeitgeberservice eng mit der Informationsangebote auf dem vom BMBF ZAV zusammen, um die Bedarfe der Arbeitgeber geförderten Portal „Anerkennung in Deutsch- decken zu können. land“ beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) sowie auf dem vom BMWi geförderten Darüber hinaus ist eine Ausweitung der Angebote BQ-Portal. auf „Make it in Germany“ vorgesehen. Insbeson- dere soll das bestehende Angebot an Unterstüt- Zudem sollen die Beratungsstrukturen im Aus- zungs- und Beratungsleistungen für KMU bei land weiterentwickelt werden. Im Rahmen des der internationalen Fachkräfterekrutierung ver- Projektes „Pro Recognition“ des DIHK konnte mit stärkt werden. Dies soll in enger Abstimmung Mitteln des BMBF eine Anerkennungsberatung mit dem KOFA geschehen, das zukünftig die an bisher acht Auslandshandelskammern (AHK) Fachkräftezuwanderung als ein Schwerpunkt- erfolgreich etabliert werden. Zukünftig soll die thema behandeln soll. Das KOFA plant, auf der Beratung um weitere Standorte ausgebaut wer- Website www.kofa.de ein umfangreiches Dossier den, an denen über das Thema Anerkennung mit Informationsmaterialien, Handlungsempfeh- informiert, beraten und bei Bedarf auch durch lungen, Checklisten und Erklärvideos rund um das Verfahren begleitet wird. Pro Recognition die Rekrutierung und Integration internationaler wird dabei eng mit der ZSBA zusammenarbeiten.
14 STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN C. Handlungsfeld: Befähigen und Bereits jetzt zeichnet sich eine erhöhte Nachfrage qualifizieren nach Deutschkursen des Goethe-Institutes insbe- sondere in den Regionen Südasien, Südostasien, Südamerika, Nordafrika und Südosteuropa ab – Gemeinsam mit der Wirtschaft engagiert sich die Regionen, die schon seit Jahren einen eklatanten Bundesregierung dafür, dass potenzielle Fach- Mangel an qualifizierten Deutschlehrkräften auf- kräfte aus Drittstaaten in die Lage versetzt wer- weisen und die Nachfrage kaum noch in vollem den, tatsächlich nach Deutschland einwandern zu Umfang bedienen können. Basierend auf der können und bei Bedarf ergänzend qualifiziert Potenzialanalyse soll das Sprachkurs- und Prü- werden. Hierbei sind besonders Angebote zur fungsangebot des Goethe-Institutes für poten sprachlichen Qualifizierung im In- und Ausland, zielle Fachkräfte durch die Qualifizierung zusätz- zur sozialen und beruflichen Integration und die licher Deutschlehrkräfte erweitert werden. Stärkung von (Nach-)Qualifizierungsmaßnahmen entscheidend. Die wissenschaftliche Deutschlehrerausbildung findet ausschließlich an Hochschulen statt. Des- halb bietet der DAAD im universitären Bereich Sprachliche Qualifizierung von z. B. durch seine Lektorinnen und Lektoren und Fachkräften im Herkunftsland Sprachassistentinnen und -assistenten in über 100 Ländern an Hochschulen umfangreiche Pro- Die Bundesregierung verbessert die Rahmen gramme der Germanistik- und Deutschförderung bedingung zum Spracherwerb im Herkunftsland, an. Deutschlehrer können jedoch auch über On damit interessierte Fachkräfte aus Drittstaaten die line-Module qualifiziert werden, wie das Projekt Möglichkeit erhalten, bereits vor ihrer Einreise „Dhoch3“ des DAAD erfolgreich unter Beweis Kenntnisse der deutschen Sprache und entspre- gestellt hat. Dhoch3 wurde in Zusammenarbeit chende Sprachzertifikate zu erwerben. mit deutschen Hochschulen für die Unterstüt- zung der akademischen Ausbildung von Deutsch Im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bil- lehrern im Ausland entwickelt. Das kostenlose dungspolitik (AKBP) existieren erprobte Struktu- Online-Angebot lässt sich optimal in bestehende ren der Sprach- und Schulförderung im Ausland, Strukturen und Hochschulcurricula integrieren die das Auswärtige Amt (AA) in enger Zusam- und gibt Impulse für die Entwicklung neuer Stu- menarbeit mit den Partnern der AKBP für die diengänge. Mittlerweile kommen die Module in gezielte Gewinnung von Fachkräften ausbaut über 100 Ländern zum Einsatz. Das Goethe-Ins- und weiterentwickelt. titut bietet das Programm „Deutsch Lehren Ler- nen“ zur Lehrerqualifizierung im Online- und An 159 Standorten in 98 Ländern bietet das Blended Learning-Format an. Goethe-Institut Sprachkurse und Prüfungen für unterschiedliche Niveaustufen an. Das Kurskon- Digitale Sprachlern- und Prüfungsangebote des zept umfasst neben der Vermittlung der deut- Goethe-Institutes oder der Deutschen Welle schen Sprache auch interkulturelle und landes- kommen bereits jetzt überall auf der Welt bei kundliche Informationen. Das Goethe-Institut der sprachlichen Qualifizierung von Fachkräften leistet damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Einsatz. Für die sprachliche Vorbereitung zur sprachlichen Qualifizierung von Fachkräften seiner ausländischen Stipendiaten auf den Kon- im Ausland, sondern trägt ebenfalls zu deren takt mit der deutschen Wissenschaft und Gesell- erfolgreichen beruflichen und gesellschaftlichen schaft nutzt der DAAD das Online-Angebot der Integration in Deutschland bei. Deutsch-Uni-Online (DUO; ein Angebot der
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 15 Gesellschaft für akademische Studienvorbereitung mit der Wirtschaft aus (beispielsweise über Prak- und Testentwicklung „g.a.s.t.“). Die AKBP-Partner tikumsangebote), hilft, den Übergang von der des AA entwickeln digitale Sprachlern- und Prü- Schule zur Hochschule einfacher zu gestalten, fungsangebote im Kontext der Fachkräftegewin- und prüft eine verstärkte Förderung von Deutsch nung weiter. an berufsbildenden Schulen. Hinsichtlich der mit dem Spracherwerb verbun- denen Kosten wird für künftige Förderperioden Sprachliche Qualifizierung von geprüft, inwieweit Förderprogramme (z. B. der Fachkräften im Inland Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds – AMIF) zusätzlich zu einer zielgerichteten finanziellen Mit den vom BMAS finanzierten Berufssprach- Förderung potenzieller Fachkräfte herangezogen kursen steht im Inland in den Strukturen der werden können. Die Finanzierung eines solchen Regelförderung ein kohärentes, bundesweit etab- Unterstützungsangebots ist ebenso Aufgabe der liertes und quantitativ ausreichendes Sprach Wirtschaft in Deutschland. Die Bundesregierung förderangebot des Bundes zur Verfügung. wird mit den Wirtschaftsverbänden über deren verstärktes Engagement in diesem Bereich spre- Um den Herausforderungen, die sich mit der chen, insbesondere im Rahmen des Fachkräfte- gezielten Gewinnung von Fachkräften aus dem einwanderungsgipfels im Dezember 2019. Ausland verbinden, optimal gerecht zu werden, treibt das BMAS in enger Zusammenarbeit mit Gemeinsam mit den Partnern der AKBP engagiert dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sich das AA für die Etablierung von Deutsch als (BAMF) gegenwärtig den weiteren Ausbau des Fremdsprache im öffentlichen Schulsystem der Kursangebots und die qualitative Weiterentwick- Gastländer, um langfristig das Potenzial von Fach- lung der berufsbezogenen Sprachförderung kräften mit guten Deutschkenntnissen zu erwei- voran. tern. Im Rahmen der Partnerschulinitiative PASCH „Schulen: Partner der Zukunft“ wurde ein Dazu gehört die Ergänzung des Kursangebots durch weltumspannendes Netz von mehr als 1.800 Schu C2-Basiskurse. C2 ist die höchste der sechs Niveau len mit verstärkter Förderung des Deutsch-Unter stufen des Gemeinsamen Europäischen Referenz- richts aufgebaut, zu denen auch die Deutschen rahmens für Sprachen. Die Berufssprachkurse des Auslandsschulen gehören. Die rund 600.000 Schü BMAS knüpfen im Rahmen des Gesamtprogramms lerinnen und Schüler verfügen über deutsche Sprache (GPS) an die allgemeine Sprachförderung Sprachkenntnisse und bauen eine enge Bindung der Integrationskurse des BMI an und dienen in zu Deutschland auf. Alumni von PASCH-Schulen der Regel dem arbeitsweltlich orientierten Sprach sollen gezielter auf berufliche Perspektiven in erwerb ab dem Niveau B1 bis zum Niveau C1. Be Deutschland angesprochen werden – sei es ein reits bei der Konzeption des Kursangebotes wurde Studium, eine Ausbildung oder die Ausübung allerdings der Bedarf eines C2-Basiskurses festge- einer beruflichen Tätigkeit. Um noch mehr stellt, der hohen bildungssprachlich-akademischen PASCH-Alumni für eine berufliche Zukunft in Ansprüchen genügt, aber auch arbeitsweltspezifi Deutschland zu begeistern, baut das AA gemein- sche Kompetenzen vermittelt. Die Entwicklung sam mit den Partnern der Initiative (Zentralstelle eines solchen Kurses wurde aus Kapazitätsgründen für das Auslandsschulwesen, Goethe-Institut, zunächst zurückgestellt, aktuell jedoch werden in Deutscher Akademischer Austauschdienst, Päda- Berlin und Bremen Pilotprojekte vorbereitet und gogischer Austauschdienst des Sekretariats der durchgeführt. Kultusministerkonferenz) die Zusammenarbeit
16 STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN Zum breit gefächerten Angebot der Berufssprach In § 24 der Verordnung über die berufsbezogene kurse gehören neben den Basiskursen unter Deutschsprachförderung ist die Einrichtung anderem Spezialberufssprachkurse mit fachspe- eines Expertengremiums festgelegt, das die Wei- zifischem Unterricht für die Berufsgruppen Ein- terentwicklung der Berufssprachkurse zum Bei- zelhandel und Gewerbe/Technik und sogenannte spiel durch Empfehlungen zur Entwicklung von Anerkennungskurse für akademische Heilberufe Verfahren zur Qualitätskontrolle, Fachexpertise und Gesundheitsfachberufe. Das Angebot solcher bei der Bewertung von Lehrplänen oder Vor- Berufssprachkurse für spezielle Berufsgruppen schläge zur Ausgestaltung von Lehr- und Lern- soll bedarfsorientiert erweitert werden. mittel begleiten soll. Die Einsetzung dieses Gre- miums durch das BMAS wird derzeit vorbereitet. Bereits in der Vergangenheit wurden Berufssprach kurse in virtuellen Klassenzimmern modellhaft Seit langem bestehen Strukturen für die sprachli- erprobt. Die guten Erfahrungen mit diesem Modell che Qualifizierung internationaler Studierender. projekt geben Anlass, bei Bedarf auch künftig In den aus öffentlichen Mitteln finanzierten Stu- derartige Kurse anzubieten und bei entsprechen- dienkollegs erlangen Studieninteressierte neben den Anfragen aus den Regionen z. B. durch Unter der Hochschulzugangsberechtigung auch Sprach nehmen aktive Unterstützung beim Aufbau kenntnisse auf dem Niveau C1 (ausgehend von vergleichbarer Modelle zu leisten. mindestens B1-Kenntnissen). Ein zweiter wichti- ger Ausbaubereich besteht an den deutschen Im Zuge der Qualitätssicherung von BMAS und Hochschulen: Die dort aufgebauten Kapazitäten BAMF müssen Lehrkräfte in Berufssprachkursen und Kompetenzen zur Betreuung von ausländi- ab dem 1. Januar 2022 eine additive Zusatzquali schen Studierenden und Doktoranden werden fizierung zur Vermittlung berufsbezogener schrittweise erweitert und genutzt, um den Stu Deutschsprachkenntnisse vorweisen. Inhaltlich dienerfolg internationaler Studierender zu erhö- wird diese Zusatzqualifizierung auf der Zusatz- hen und ihnen auch frühzeitige Praxiserfahrun- qualifizierung des BAMF für Lehrkräfte im gen zu ermöglichen. Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ aufbauen, die dort zugrunde gelegten Lehrerkompetenzen Die „Rahmenordnung über Deutsche Sprachprü- weiterentwickeln und vertiefen. Zudem sollen fungen für das Studium an deutschen Hochschu- Unterschiede zwischen der Lehrtätigkeit in Inte len (RO-DT)“ (Beschluss der HRK vom 08.06.2004 grations- und Berufssprachkursen herausgear- und der KMK vom 25.06.2004 i.d.F. der HRK vom beitet werden. 10.11.2015 und der KMK vom 12.11.2015) regelt die Nachweise der Sprachkenntnisse für die Analog zum „Deutsch-Test für Zuwanderer“, der Zulassung oder Einschreibung zum Studium. Die die Integrationskurse beschließt und der passge- Kultusministerkonferenz und die Hochschulrek- nauen Bewertung und dem Nachweis der erwor- torenkonferenz begleiten die Qualitätsentwick- benen Deutschsprachfähigkeiten dient, werden lung der Prüfung und geben zur Sicherung der derzeit auch im Bereich der berufsbezogenen Qualität und Vergleichbarkeit Empfehlungen. Deutschsprachförderung standardisierte Zertifi- katsprüfungen für die Kurse A2 bis C1 entwickelt. Informationen zu Angeboten zur sprachlichen Mit der Einführung solcher Prüfungen sollte eine Qualifizierung im In- und Ausland werden für deutlich erkennbare qualitative Verbesserung der interessierte Fachkräfte über das Dachportal Berufssprachkurse einhergehen. „make-it-in-germany.com“ zielgruppenorientiert zur Verfügung gestellt.
STRATEGIE ZUR GEZIELTEN GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN AUS DRITTSTAATEN 17 Qualifizierungsmaßnahmen Unterstützung für Drittstaatler während ihrer Ausbildung in Deutschland Begleitend zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist sicherzustellen, dass für die voraussichtlich Im Juni 2019 hat der Bundestag das Ausländer steigende Zuwanderung anerkennungssuchen- beschäftigungsförderungsgesetz verabschiedet, der Fachkräfte ein ausreichendes Angebot an das am 1. August in Kraft getreten ist. Durch das Qualifizierungsmaßnahmen zur Verfügung steht Gesetz wird der Zugang von Ausländerinnen und und auch von Arbeitgeberseite aus mitfinanziert Ausländern zu Förderleistungen des SGB III wird. Im Rahmen des Förderprogramms IQ und während einer Berufsausbildung von Grund auf der Verordnung zur berufsbezogenen Deutsch- neugestaltet, stark vereinfacht und deutlich aus- sprachförderung sowie der Regelförderung (vor- geweitet. Damit kann künftig die Einwanderung rangig SGB II und SGB III) finanziert der Bund von Drittstaatsangehörigen in eine betriebliche ein breites Angebot an Qualifizierungsmaßnah- Berufsausbildung in Deutschland mit ausbildungs men im Kontext Berufsanerkennung. Dieses ist flankierenden Leistungen (z. B. auch Berufsaus- in Zusammenarbeit mit Kammerorganisationen, bildungsbeihilfe) unterstützt werden. Die sich aus Bildungsträgern, Arbeitgebern und Ländern dem Gesetz ergebenden Leistungen werden von bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und zu ver- den Agenturen für Arbeit umgesetzt. stetigen. Gleichzeitig werden die Länder gebeten zu prüfen, wie dort die Kapazitäten für anerken- nungsbezogene Prüfungen und Anpassungslehr- D. Handlungsfeld: Vermitteln und gänge insbesondere in den besonders nachge- begleiten fragten reglementierten Berufen ausgebaut werden können. Aktive Fachkräftegewinnung im Ausland Die fachliche Qualifizierung von ausländischen gemeinsam mit der Wirtschaft Studieninteressierten wird gemäß der „Rahmen- ordnung für den Hochschulzugang mit auslän Die mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz in dischen Bildungsnachweisen, für die Ausbildung Kraft tretende neue Regelung zu Vermittlungsab- an den Studienkollegs und für die Feststellungs- sprachen ermöglicht bei Vorliegen einer entspre- prüfung“ (Beschluss der Kultusministerkonferenz chenden Absprache zwischen der BA und einer vom 15.04.1994 i. d. F. vom 21.09.2006) ebenfalls jeweiligen Partnerverwaltung im Ausland die von den Studienkollegs, sofern kein direkter Einreise von Fachkräften aus Drittstaaten auch Hochschulzugang möglich ist, wahrgenommen. ohne bereits vorliegenden Gleichwertigkeits- Des Weiteren gibt es in einigen Ländern Regelun- bzw. Anerkennungsbescheid (§ 16d Abs. 4 Auf- gen, die die Zulassung von Studienbewerberin- enthG nach Inkrafttreten des FEG). Vermittlungs- nen und Studienbewerbern mit ausländischen absprachen der BA können somit dabei helfen, Bildungsnachweisen auf Grundlage von Eig- den Einreiseprozess deutlich zu beschleunigen nungstests der aufnehmenden Hochschule und die Zeit zwischen der Rekrutierung und der ermöglichen2. Beschäftigungsaufnahme in Deutschland zu ver- kürzen. Die Grundlage für die Anbahnung von 2 Diese Regelungen treten gemäß der Vereinbarung des 364. Hochschulausschusses (25./26.06.2014, Nr. 11) ergänzend neben die Regelungen der Rahmenordnung zur Feststellung der generellen Hochschulzugangsberechtigung in allen Ländern. Vorgesehen sind weitere Beratungen des Hochschulausschusses Ende 2020 auf Grundlage von Erfahrungsberichten aus diesen Ländern sowie ggf. eine Weiterentwicklung der Rahmenordnung.
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