NATURSCHUTZ-OFFENSIVE 2020 - FÜR BIOLOGISCHE VIELFALT! - BFN
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Impressum Herausgeber Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Referat Öffentlichkeitsarbeit · 11055 Berlin E-Mail: service@bmub.bund.de · Internet: www.bmub.bund.de Redaktion BMUB, Referat N I 1, Dr. Jonna Küchler-Krischun Gestaltung design_idee, büro_für_gestaltung, Erfurt Druck Bonifatius GmbH, Paderborn Bildnachweise Siehe Seite 39. Stand Oktober 2015 1. Auflage 10.000 Exemplare Bestellung dieser Publikation Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 · 18132 Rostock Tel.: 030 / 18 272 272 1 · Fax: 030 / 18 10 272 272 1 E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Internet: www.bmub.bund.de/bestellformular Hinweis Diese Publikation ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Gedruckt auf Recyclingpapier.
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! Inhalt Vorwort 4 A. Anlass für das Handlungsprogramm 6 B Herleitung der Handlungsfelder 9 C Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2020 10 I ÄCKER UND WIESEN – Kulturlandschaft für Mensch und Natur 10 II KÜSTEN UND MEERE – Mehr als eine Wirtschaftszone 14 III AUEN – Dem Leben zwischen Wasser und Land mehr Raum geben 16 IV WÄLDER – Forstwirtschaft im Einklang mit der Natur 18 V WILDNIS – Freiheit für das Abenteuer Natur 20 VI SCHUTZGEBIETE, NATURA 2000 UND BIOTOPVERBUND – Lebensräume und Lebenswege für Tiere und Pflanzen 22 VII GRÜN IN DER STADT ERLEBEN – Zuhause mit Natur Bekanntschaft machen 25 VIII INTERNATIONALE VERANTWORTUNG – Natur kennt keine Grenzen 27 IX KENNEN UND VERSTEHEN – Den Schatz des Naturwissens bewahren und vermehren 30 X FINANZIERUNG – Natur ist eine Anlage mit Gewinn 32 D Übersicht über die Handlungsfelder des Handlungsprogramms und die politischen Forderungen 34 E Linksammlung 36 Bildnachweise 39 3
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! Vorwort Liebe Leserinnen die Umfragen zum Naturbewusstsein in Deutschland zeigen: Rund 90 Prozent der Befragten schätzen die und Leser, Natur und ihre Vielfalt. Sie sagen, dass die Natur für sie zu einem guten Leben dazugehört und sie sehen Naturschutz als eine wichtige politische Aufgabe an. Über 80 Prozent ärgern sich über den oft sorglosen Umgang mit der Natur. Beides zeigt eine erfreulich hohe Wertschätzung von Natur und biologischer Viel- falt. Andererseits beobachten wir bei uns und weltweit eine Besorgnis erregende Gefährdung von wildleben- den Tier- und Pflanzenarten, einen anhaltenden Rück- gang natürlicher und naturnaher Lebensräume und damit einen Verlust von biologischer Vielfalt. Dieser Verlust geschieht leise und wird immer erst dann deut- lich, wenn Artenbestände erloschen und Indikatoren berechnet werden. Dann stellen wir regelmäßig fest, dass es nur wenige und zu langsame Fortschritte, häu- fig sogar Rückschritte, gibt. Offenbar ist der Umgang mit der Natur immer noch zu sorglos, auch in Deutschland. Am Fehlen anspruchs- voller Ziele für Schutz, Wiederherstellung und nach- haltige Nutzung der biologischen Vielfalt liegt es sicher nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Die 2007 beschlossene 4
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt ist mit zugunsten der biologischen Vielfalt zu erreichen. Dafür ihren ambitionierten Zielen immer noch aktuell. Das setzen wir klare Signale durch eigene Aktivitäten. Wir Gleiche gilt für die Ziele der EU und des UN-Überein- setzen auf Überzeugung durch Dialog, Entwicklung kommens über die biologische Vielfalt. Die prekäre und Erprobung modellhafter Lösungen, auf neue Ini- Situation der Biodiversität liegt vielmehr daran, dass tiativen und wenn notwenig auf rechtliche Regelungen. immer dort, wo es um die Nutzung der Natur geht, der notwendige Politikwandel noch aussteht. Die Ver- Mein Ziel ist es, mit diesem Handlungsprogramm echte ursacher des Rückgangs der biologischen Vielfalt tun Fortschritte bei der Erhaltung und Wiederherstellung schlicht zu wenig, um die negativen Auswirkungen der Natur in unserem Land zu erreichen. Ich möchte auf die Natur zu verringern. Solche Defizite sind nicht alle gesellschaftlichen Akteure einladen, mit eigenen hinnehmbar. Initiativen das Handlungsprogramm zu flankieren und eigene Schwerpunkte zu setzen. Gemeinsam können Ich habe 2014 beim Deutschen Naturschutztag ver- wir die Situation bei der biologischen Vielfalt verbes- sprochen, dass die Erhaltung und der Schutz von sern. Die Vielfalt der Arten und Lebensräume ist ein Natur und biologischer Vielfalt wieder zu einem der Reichtum, dessen Erhaltung jede Anstrengung wert ist! wichtigsten Handlungsfelder des Bundesumweltmi- nisteriums werden. Ich will den Naturschutz in meiner Amtszeit wieder nach vorn bringen. Deshalb lege ich hiermit ein ambitioniertes Handlungsprogramm des Bundesumweltministeriums zur weiteren Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt vor. In zehn zentralen Handlungsfeldern machen wir als Dr. Barbara Hendricks Bundesumweltministerium deutlich, was aus unserer Bundesministerin für Umwelt, Natur, Bau und Sicht geschehen muss, um endlich die Trendwende Reaktorsicherheit 5
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! A Anlass für das Handlungsprogramm Die biologische Vielfalt ist die Grundlage für das Leben Erreichung ihrer Ziele und Verwirklichung der Maß- der Menschen. Unsere Lebensqualität und Gesundheit nahmen wird regelmäßig erfasst und in Rechenschafts- hängen wesentlich von ihr ab. Biologische Vielfalt und Indikatorenberichten dargestellt (2010, 2013, 2014). umfasst den Reichtum an Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen ebenso wie die Vielfalt an Lebens- Der im Februar 2015 vom Bundeskabinett beschlossene räumen und Erbanlagen. Schutz und nachhaltige Nut- Indikatorenbericht 2014 zur Nationalen Strategie zur zung der biologischen Vielfalt sichern langfristig die biologischen Vielfalt hat Zustand und Entwicklung Bedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen. der Natur in Deutschland durch 19 Indikatoren bewer- Nur wenn das Naturkapital geschützt und erhalten tet. Die Ergebnisse zeigen, dass die bisher ergriffenen wird, kann es auch künftig wichtige Ökosystemleis- Maßnahmen nicht ausreichen, die in der Nationalen tungen für die Menschen erbringen. Angesichts des Strategie zur biologischen Vielfalt gesetzten Ziele zu weltweit dramatischen Rückgangs von Arten, Lebens- erreichen. Von 13 Indikatoren mit einem konkreten räumen und genetischer Vielfalt ist entschlossenes Zielwert liegen die Werte von elf Indikatoren noch weit politisches Handeln unverzichtbar. oder sehr weit vom Zielbereich entfernt. Das verdeut- licht, dass trotz vielfältiger Anstrengungen die notwen- Deutschland engagiert sich deshalb international für dige Trendwende noch nicht geschafft wurde und die die Erhaltung der Biodiversität insbesondere im Rah- Zielerreichung nur sehr langsam vorankommt. Eines men des UN-Übereinkommens über die biologische der größten Defizite besteht beim zentralen Indikator Vielfalt und auf europäischer Ebene gemeinsam mit „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“: Dort geht die den anderen Staaten Europas. Auf nationaler Ebene Schere zwischen Ist-Zustand und Zielwert immer wei- ist besonders die Nationale Strategie zur biologischen ter auseinander. Da sich der Indikator auf die Normal- Vielfalt (NBS) von Bedeutung. Mit dieser Strategie landschaft (also die Fläche außerhalb von Schutzge- hat die Bundesregierung 2007 ehrgeizige Ziele für die bieten) bezieht, ist das besonders bedenklich. Um bei Erhaltung, Entwicklung und Verbesserung der bio- diesem Indikator einen positiven Trend zu erreichen, logischen Vielfalt und ihre nachhaltige Nutzung for- müssen in möglichst allen betroffenen Politikfeldern muliert. Die Umsetzung der Nationalen Strategie, die erhebliche zusätzlicher Anstrengungen von Bund, 6
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! Fazit: Es ist noch nicht gelungen, die Belastungen, denen die biologische Vielfalt in Deutschland ausgesetzt ist, so zu verringern, dass sie sich im notwendigen Maße regenerieren kann. Einzelerfolge im Arten- schutz und die Ausweisung neuer Schutzgebiete können den Druck, dem die biologische Vielfalt in der Normallandschaft durch die vielfältigen Nutzungen und Belastungen ausgesetzt ist, nicht ausgleichen. Viele Ziele der Nationalen Strategie zur biologi- schen Vielfalt beziehen sich auf das Jahr 2020. Sie werden ohne zusätzliche Anstrengungen nicht erreicht werden können. Hier sind vor allem die- jenigen Akteure aufgefordert, die für die Landnut- zungen in der Normallandschaft verantwortlich sind, bis 2020 die Belange der biologischen Vielfalt deutlich besser zu berücksichtigen. Die neue Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) macht deutlich, in welchen Handlungs- feldern die größten Defizite bestehen und bis zum Ländern und auf kommunaler Ebene erfolgen. Dabei Jahr 2020 verstärkte Anstrengungen zur Erhaltung sollte ein besonderer Fokus auf die Agrarlandschaft der biologischen Vielfalt von welchen Akteuren sowie die Küsten und Meere gelegt werden. gefordert sind. Im BMUB-Handlungsprogramm „Naturschutz-Offensive 2020“ werden insgesamt Die Ergebnisse des NBS-Indikatorenberichtes werden 40 vordringliche Maßnahmen zehn prioritären auch durch den 2014 veröffentlichten EU-Vogelschutz- Handlungsfeldern zugeordnet. und FFH-Bericht (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) bestätigt. Für diesen Bericht wurden erstmals eine Der Fokus im BMUB-Handlungsprogramm liegt umfassende, bundeseinheitliche Inventarisierung von bewusst auf Deutschland. Auch die Reduzierung Arten und Lebensräumen mit europaweiter Bedeu- der Auswirkungen deutschen Handels auf die tung vorgenommen. Da diese Arten repräsentativ für biologische Vielfalt in fernen Ländern und die Deutschland sind beziehungsweise die Lebensräume Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks des weite Flächen Deutschlands abdecken, liegt damit Lebensstils in der deutschen Gesellschaft sind für auch eine Bewertung für wesentliche Bestandteile un- die Arbeit des Bundesumweltministeriums eine serer biologischen Vielfalt vor. Die Lage für die Natur Herausforderung, deshalb wird die deutsche Ver- in Deutschland sieht nicht gut aus: Insgesamt ist nur antwortung für die Erhaltung der biologischen bei 25 Prozent der Arten der von der EU geforderte Vielfalt weltweit in einem eigenen Handlungsfeld günstige Erhaltungszustand erreicht, 29 Prozent zeigen thematisiert. einen schlechten und 31 Prozent einen unzureichen- den Erhaltungszustand. Bei den Lebensräumen sind Die Maßnahmen des Handlungsprogramms bis 28 Prozent in einem günstigen, 39 Prozent in einen 2020 umzusetzen, wird nicht leicht werden. Hier- unzureichenden und 31 Prozent in einem schlechten für sind politische Unterstützung auf Bundes-, Zustand. Dabei ist der Status in Nordwestdeutschland Länder- und kommunaler Ebene ebenso not- mit seiner dichten Besiedlung und seinen landwirt- wendig wie eine gemeinsame Kraftanstrengung schaftlich oft intensiv nutzbaren ebenen Flächen am aller gesellschaftlichen Akteure. Nur dann wird ungünstigsten. Ähnliche Beobachtungen werden auch es gelingen, die Trendwende bei der Gefährdung EU-weit gemacht. der biologischen Vielfalt in Deutschland endlich einzuleiten. 7
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! B Herleitung der Handlungsfelder Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt ent- Das Bundesumweltministerium wird dieses Hand- hält rund 330 Ziele. Um zu den Handlungsfeldern des lungsprogramm in seiner Rolle als Bundesressort unter vorliegenden BMUB-Handlungsprogramms zu kom- Berücksichtigung seines Zuständigkeitsbereiches wie men, in denen bis 2020 deutliche Fortschritte erzielt folgt umsetzen: werden sollen, war es notwendig, alle Ziele in einem nachvollziehbaren und transparenten Verfahren zu → Bei eigener Zuständigkeit für eine Maßnahme wird priorisieren: das BMUB die notwendigen Schritte zur Realisie- rung umgehend einleiten. → Hierzu wurden zunächst der Status der Zielerrei- chung und der Trend in den zurückliegenden → Bei Zuständigkeit anderer Ressorts innerhalb der Jahren abgeschätzt. Dies geschah entweder durch Bundesregierung wird das BMUB diesen Ressorts die im NBS-Indikatorenbericht veröffentlichten Vorschläge für konkrete Maßnahmen vorlegen und Daten, durch Auswertung von an anderer Stelle sich für entsprechende Entscheidungen einsetzen. veröffentlichten Daten oder durch Einschätzung von Expertinnen und Experten aus dem BMUB-Ge- → Bei Zuständigkeit anderer staatlicher Ebenen schäftsbereich sowie externer Forschungseinrich- wie Länder und Kommunen wird das BMUB in tungen. Zu den priorisierten Zielen sind belastbare Gremien wie Umweltminister- und Kultusminis- Daten und Trends vorhanden, die verdeutlichen, terkonferenzen neue Initiativen einbringen oder dass Handlungsbedarf besteht. seine eigenen Förderprogramme für Modellpro- jekte nutzen, um die Realisierung der Maßnahmen → Wichtig war auch die Relevanz des priorisierten vorzubereiten und voranzutreiben, damit bis 2020 Ziels für den Strategischen Plan des UN-Über- Fortschritte erreicht werden können. einkommens über die biologische Vielfalt (soge- nannte Aichi-Ziele, die bis 2020 erreicht werden → Darüber hinaus wird das BMUB alle Möglichkeiten sollen) oder die Biodiversitätsstrategie der Europä- nutzen, um Entscheidungsträger in anderen Poli- ischen Union (Ziele, die ebenfalls bis 2020 erreicht tikbereichen, in deren Verantwortung die anhal- werden sollen), da Deutschland hierzu Berichts- tende Gefährdung der biologischen Vielfalt fällt, zu pflichten hat. Die priorisierten Ziele sind für die der längst überfälligen Änderung ihrer Politiken zu Erfüllung von internationalen und europäischen drängen und dazu zu bewegen, die Auswirkungen Zielen wichtig. auf die biologische Vielfalt besser zu berücksichti- gen. Vom BMUB geförderte Modellprojekte sowie → Die Ursachen für die Nichterreichung eines prio- Dialogprozesse des BMUB mit gesellschaftlichen risierten NBS-Ziels sind durch belastbare Erkennt- Akteuren können dies wirksam unterstützen. nisse aus wissenschaftlichen Untersuchungen be- kannt und belegbar. 9
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! C Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2020 Mit diesem Handlungsprogramm definiert das Bun- Deutschland verbessert werden soll und mit denen desumweltministerium zehn wichtige Handlungs- Deutschland die Auswirkungen seines Lebensstils auf felder und beschreibt 40 Maßnahmen, mit denen die biologische Vielfalt reduzieren will: die schlechte Situation der biologischen Vielfalt in I ÄCKER UND WIESEN – Kulturlandschaft für Mensch und Natur Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands wird Landwirtschaftspolitik und bei der Agrarförderung landwirtschaftlich genutzt. Die biologische Vielfalt dringend etwas ändern muss, wenn wir den Verlust ist in hohem Maße von der Art der Bewirtschaf- der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft tung abhängig. Daraus resultiert eine entsprechend stoppen wollen. hohe Verantwortung der Landwirtschaft. In den letzten zehn Beobachtungsjahren (2001 bis 2011) Das BMUB setzt daher bis 2020 einen deutlichen hat sich der NBS-Indikator für die Artenvielfalt und Handlungsschwerpunkt in diesem Bereich und for- Landschaftsqualität gerade im Agrarland deutlich dert die verantwortlichen Akteure auf, die erforder- verschlechtert. Er ist auf den bisher tiefsten Wert lichen Schritte zu unternehmen, um die Verarmung abgesunken und weit vom Zielwert entfernt. Das ist der Natur im ländlichen Raum zu stoppen. ein ernst zu nehmendes Signal dafür, dass sich in der 10
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! Agrarsubventionen nach 2020 abschaffen – Landwirtinnen und Landwirte für kon- krete Naturschutz-Leistungen bezahlen Trotz einer stärkeren Betonung ökologischer Aspekte bei der Agrarreform von 2013 (sogenanntes „Greening der 1. Säule“) erhalten in den Jahren 2014 bis 2020 Landwirtinnen und Landwirte aus dem EU-Haushalt 311 Milliarden Euro aus Steuermitteln dafür, dass sie Landwirtschaft betreiben (sogenannte 1. Säule der EU- Agrarpolitik). Insgesamt macht der Agrarhaushalt im- mer noch fast 40 Prozent des gesamten EU-Haushalts aus. Die Umweltanforderungen des „Greening“ und der „Cross Compliance“ sind leider nach wie vor wenig anspruchsvoll. Keine andere Branche erhält eine solche Unterstützung. Das BMUB wird darauf drängen, dass diese Privilegierung in der nächsten EU-Finanzperiode ab 2021 beendet wird. Die freiwerdenden Mittel sollen insbesondere dafür eingesetzt werden, konkrete Leis- tungen im Naturschutz zu bezahlen. EU-Agrarpolitik 2017 überprüfen – Gemeinschaftsaufgabe „Ländliche Ent- Greening stärken wicklung“ mit Schwerpunkt Naturschutz Auch wenn grundlegende Änderungen der EU-Agrar- Im Rahmen der seit 1970 existierenden „Gemein- politik erst 2021 erfolgen können, können bestimmte schaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz“ (GAK) Festlegungen bereits 2017 nachgesteuert werden. Ziel beteiligt sich der Bund an der Finanzierung. Bisher war des BMUB ist es, in Deutschland bereits ab 2018 mehr die GAK bei der Naturschutzfinanzierung sehr rest- Mittel der sogenannten 1. Säule in die Förderung der riktiv. Um strukturschwachen und vom demographi- ländlichen Entwicklung umzuschichten. Auf EU-Ebene schen Wandel betroffenen ländlichen Räumen besser soll durchgesetzt werden, dass der Anteil von ökolo- Rechnung zu tragen, entwickelt die Bundesregierung gischen Vorrangflächen, die im Rahmen der 1. Säule die GAK mit dem Ziel einer stärkeren Gewichtung auf bereitgestellt werden müssen, um Agrarsubventionen ländliche Entwicklung weiter. zu erhalten, von fünf Prozent auf sieben Prozent des Ackerlandes erhöht wird. Natur und Landschaft in ihrer Vielfältigkeit bestim- men in hohem Maße Identität und Verwurzelung der Im von der EU-Kommission eingeleiteten Prozess der Menschen in ländlichen Regionen. Bewahrung und Verwaltungsvereinfachung und Entbürokratisierung Entwicklung der biologischen Vielfalt sind ein wesent- der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist es das Ziel des licher Aspekt ländlicher Entwicklung. Deshalb will das BMUB, dass die Ansätze zur Ökologisierung aus der BMUB, dass Natur und Landschaft ein Förderschwer- Reform von 2013 gestärkt werden. punkt in der weiterentwickelten Gemeinschaftsauf- gabe werden. Darüber hinaus setzt sich das BMUB dafür ein, dass die Förderung von Agrarinvestitionen an hohe Anforderungen des Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutzes, die über die geltenden Standards hinausgehen, geknüpft wird. 11
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! Grünland-initiative mit Extensivierung Anbau von gentechnisch veränderten intensiv genutzter Niedermoore landwirtschaftlichen Produkten umfassend ausschließen Mehr als die Hälfte aller in Deutschland vorkommen- den Pflanzenarten sind auf Grünlandlebensräume Die meisten Menschen in Deutschland wollen keinen angewiesen, doch für sie sieht es nicht gut aus: 44 Pro- Anbau mit gentechnisch verändertem Saatgut. Das zent aller auf Grünland vorkommenden Arten sind BMUB hält es für geboten, dass der Anbau gentech- gefährdet oder bereits verschollen. Seit 2003 ist der nisch veränderten Saatguts auch bei einer EU-weiten Dauergrünlandanteil an der landwirtschaftlichen Flä- Zulassung in Deutschland von der Bundesregierung che um etwa fünf Prozent gesunken. Betroffen sind untersagt werden kann. Das BMUB drängt außerdem auch aus Naturschutzsicht besonders wichtige Gebiete darauf, dass entsprechende Festlegungen bundesweit wie zum Beispiel Niedermoorstandorte. Der Umbruch und nicht auf Länderebene erfolgen. Für alle Zulas- von Dauergrünland verringert nicht nur den Lebens- sungsverfahren muss das Einvernehmen des Bundes- raum wildlebender Pflanzen und Tiere, sondern setzt amtes für Naturschutz erforderlich sein. auch klimawirksame Gase wie Kohlendioxid (CO2) und Distickstoffmonoxid (N2O) frei. Umfassende Stickstoffstrategie In einigen Bundesländern existieren zwar bereits erarbeiten strenge Regelungen zum Grünlandumbruch. In ande- ren Ländern gilt dies nicht, und es gibt in den Regelun- Stickstoffeinträge in die Natur gehören zu den wesent- gen weitreichende Ausnahmen. Mit einer Initiative in lichen Ursachen des Verlustes biologischer Vielfalt, da der Umweltministerkonferenz zielt das BMUB darauf viele Pflanzenarten auf nährstoffarme Bedingungen ab, den Grünlandschutz bundesweit auf hohem Niveau angewiesen sind. Wenn sie durch hohe Stickstoffein- zu sichern und dabei insbesondere Vogelschutzgebiete träge nicht überleben können, verschwinden auch die und Niedermoorstandorte zu berücksichtigen. Das an sie angepassten Tierarten wie zum Beispiel Schmet- BMUB wird sich dafür einsetzen, dass die im „Aktions- terlinge. programm Klimaschutz 2020“ der Bundesregierung vorgesehene Bund-Länder-Ziel-Vereinbarung für den Die Landwirtschaft ist die wichtigste Verursacherin von Schutz und die Wiedervernässung von Moorböden Stickstoffemissionen. Gegenüber anderen Sektoren, rasch beschlossen wird. die Stickstoffverbindungen emittieren (zum Beispiel Verkehr), wird der Anteil der Landwirtschaft an den Ergänzend wird das BMUB ein langfristig angelegtes Gesamtemissionen zunehmen, wenn hier keine Fort- Pilotprojekt zur Revitalisierung einer gesamten inten- schritte erreicht werden. Das BMUB erarbeitet zurzeit siv genutzten und degradierten Moorlandschaft im eine umfassende Stickstoffstrategie für alle Bereiche. Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt auflegen. 12
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! Das BMUB wird sich dafür einsetzen, dass in den Keine weitere flächenausweitung laufenden EU-Luftreinhalteverhandlungen über an- spruchsvolle nationale Emissionsminderungsverpflich- für den Anbau von Biomasse für tungen für Ammoniakemissionen und für Stickstoff- die Energieerzeugung, wenn die oxide für Deutschland und andere EU-Mitgliedstaaten Anbaugrenze von 2,5 Millionen hektar festgeschrieben werden. National drängt das BMUB auf Ackerfläche in Deutschland erreicht ist eine weitere Verschärfung der Anforderungen an die Stickstoffdüngung im Zuge der derzeitigen Novellie- Der Anbau von Biomasse erfolgt auf Ackerflächen und rung der Düngeverordnung, der weitere Schritte folgen steht daher in Konkurrenz zu Nahrungs- und Futter- müssen. mitteln. Angebaute Biomasse kann nur einen sehr ge- ringen Beitrag zur Deckung des Energiebedarfs leisten. Im Jahr 2014 wuchsen in Deutschland auf 2,3 Millionen Angemessene Berücksichtigung der Hektar Pflanzen für die stoffliche und energetische Auswirkungen auf die biologische Nutzung. Die Bundesregierung hat in ihrem Biomas- vielfalt bei der zulassung von Pflanzen- seaktionsplan bereits im Jahr 2009 eine untere Poten- schutzmitteln zialgrenze von 2,5 Millionen Hektar Ackerfläche für das Jahr 2020 festgestellt. Diese Grenze ist schon fast Pflanzenschutzmittel zielen darauf, für die Bewirtschaf- erreicht. Eine Ausweitung darüber hinaus würde zu tung unerwünschte Tiere und Pflanzen zu töten. Sie weiteren Intensivierungen der Landwirtschaft und können damit erhebliche Auswirkungen nicht nur auf erheblichen Flächenkonkurrenzen führen. Die Aus- einzelne Tier- und Pflanzenarten, sondern auf die bio- gestaltung der Energiewende darf nicht zu Lasten der logische Vielfalt insgesamt haben. Nach dem Pflanzen- biologischen Vielfalt gehen. Die Gewinnung von erneu- schutzrecht sind bei der Zulassung von Pflanzenschutz- erbaren Energien aus Biomasse soll überwiegend aus mitteln auch die Auswirkungen auf die biologische Viel- Rest- und Abfallstoffen erfolgen. falt zu prüfen und dann gegebenenfalls die Zulassung zu versagen oder mit Auflagen zu versehen. Leider erfolgt dies in der Praxis bisher nicht. Das BMUB wird hier auf eine rasche Änderung der Zulassungspraxis drängen. Priorisierte Ziele der NBS: Bis zum Jahre 2020 ist die Biodiversität in Agraröko- Schwermetall- und Nährstoffeinträge (Eutrophierung) systemen deutlich erhöht. und für Ozon eingehalten, so dass auch empfindliche Ökosysteme nachhaltig geschützt sind. Bis 2015 nimmt der Flächenanteil naturschutzfach- lich wertvoller Agrarbiotope (hochwertiges Grünland, Verringerung des Stickstoffüberschusses in der Streuobstwiesen) um mindestens zehn Prozent gegen- Gesamtbilanz bis 2010 auf 80 Kilogramm je Hektar, über 2005 zu. angestrebt wird eine weitere Verringerung bis 2015. Erhaltung und Wiederherstellung gefährdeter halbna- Bis 2020 sind wesentliche Teile der heute intensiv türlicher Lebensräume (Grünländer, Heiden, Hecken, genutzten Niedermoore extensiviert und weisen nur Streuobstwiesen, Steillagenweinbau mit Trockenmau- noch Grünlandnutzung auf. Typische Lebensgemein- ern und so weiter) durch adäquate Bewirtschaftung, schaften entwickeln sich wieder. unter anderem mittels staatlicher Anreizinstrumente. Die Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien Von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) geht gehen nicht zu Lasten der biologischen Vielfalt. auch in Zukunft keine Gefährdung der biologischen Weiterführung des Reduktionsprogramms „Chemi- Vielfalt, insbesondere in Naturschutzgebieten, aus. scher Pflanzenschutz“ mit dem Ziel, Risiken, die durch Bis zum Jahre 2020 werden die Belastungs- die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel ent- werte (critical loads und levels) für Versauerung, stehen können, weiter zu reduzieren. 13
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! II KÜSTEN UND MEERE – Mehr als eine Wirtschaftszone Rund ein Drittel der marinen Organismen in Nord- Fischereipraktiken und in der Überfischung der und Ostsee sind in ihrem Bestand gefährdet und es Meere. Außerdem gibt es im Meer eine Vielzahl von sieht schlecht für sie aus, wenn nicht endlich alle weiteren Nutzungen, über und unter Wasser. Die Akteure an einem Strang ziehen. Die Hauptursache kumulativen Auswirkungen dieser Nutzungen auf für die bedenkliche Situation liegt in schädlichen die Natur machen immer mehr Probleme. Naturverträgliche Ausgestaltung der fischereipolitik Durch die Novellierung der Gemeinsamen Fischereipo- litik der EU eröffnen sich Möglichkeiten für eine natur- verträglichere Fischerei. Diese Möglichkeiten müssen genutzt und dürfen in der konkreten Umsetzung nicht verwässert werden. Das BMUB will, dass die Fangquo- ten für alle Fischarten so festgesetzt werden, dass sich alle Fischbestände möglichst rasch erholen. Beifänge, insbesondere auch von bedrohten Arten, müssen mi- nimiert, schädigende Fischereitechniken weitgehend begrenzt werden und Fischerei-Mehrjahrespläne müs- sen ökologischen Grundsätzen folgen. Das BMUB wird sich auch für die Entwicklung neuer naturverträglicher Fischereitechniken einsetzen und sie nach seinen Mög- lichkeiten unterstützen. 14
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! auf europäischer Ebene. Das BMUB wird in den anste- Meeresschutzgebiete des Bundes henden Verhandlungen darauf drängen, dass schädli- in Nord- und Ostsee vorbildlich im che Fischereitechniken in den Natura 2000-Gebieten Sinne des Naturschutzes managen und großräumig verboten werden und die Einhaltung die- naturverträgliche fischereitechniken ser Vorschriften sorgfältig überwacht wird. sicherstellen In der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Nutzungsfreie zonen in Meeres- und Deutschlands in der Nord- und Ostsee jenseits der Küstennaturschutzgebieten 12-Seemeilen-Grenze ist der Bund selbst und nicht ein Bundesland für den Vollzug des Naturschutzrechts Großschutzgebiete wie Nationalparke und Biosphären- zuständig. In den Verordnungen zur Festsetzung der reservate, die an Nord- und Ostsee liegen, weisen bisher Schutzgebiete, die sich dort befinden, werden an- nicht genügend nutzungsfreie Flächen auf. Dies soll spruchsvolle Anforderungen aufgestellt. Diese wird das sich ändern. Im Meer werden mehr Gebiete gebraucht, BMUB mit Hilfe der zu entwickelnden Management- in denen sich die Tiere und Pflanzen ganz ungestört pläne gebietsspezifisch umsetzen. von menschlichen Einflüssen entwickeln beziehungs- weise regenerieren können. Das BMUB wird sich daher Obwohl der Bund für die Natura 2000-Gebiete in der in der Umweltministerkonferenz für einen entspre- AWZ zuständig ist, erfolgt die Regelung der Fischerei chenden Beschluss von Bund und Ländern einsetzen. Priorisierte Ziele der NBS: Bis 2010 sind der Rückgang von Arten und die Degra- Verwirklichung eines gemeinsamen OSPAR-/ dierung von Lebensräumen (der Küsten und Meere) HELCOM-Netzes von gut gemanagten Küsten- und gestoppt. Meeresschutzgebieten, die Kernzonen natürlicher Ent- wicklung einschließen, bis 2010 und deren Integration Bis 2020 ist für alle Arten und Lebensräume (der in internationale Netzwerke. Küsten und Meere) eine signifikante Verbesserung des Erhaltungszustands erreicht. 15
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! III AUEN – Dem Leben zwischen Wasser und Land mehr Raum geben Naturnahe Auen sind in Deutschland selten für die Hochwasservorsorge von entscheidender geworden. Fast überall wurde den Flüssen ein Bedeutung. Es muss deutlich mehr getan werden, enges Korsett angelegt, und die Funktionen der um die Auen als natürliche Retentionsräume und Auen wurden erheblich eingeschränkt. Nur zehn Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzen- Prozent der Flussauen sind noch ökologisch arten sowie für Auwälder, die nur hier existieren intakt. Auen als grüne Infrastruktur sind auch können, zurückzugewinnen. 16
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! Nationales hochwasserschutzprogramm: Wir geben den flüssen wieder mehr raum Der Bund stellt in den nächsten Jahren mit dem Son- derrahmenplan „Präventiver Hochwasserschutz“ mehr als 300 Millionen Euro für den präventiven Hoch- wasserschutz zur Verfügung. Mit den Mitteln dieses Programms „Präventiver Hochwasserschutz“ sollen überregional wirksame Maßnahmen gefördert werden, die den Flüssen mehr Raum geben. Im Einklang mit dem Beschluss der Umweltministerkonferenz wird sich das BMUB gemeinsam mit den Ländern dafür einset- zen, dass bei gleicher Wirksamkeit solche Hochwasser- schutzmaßnahmen bevorzugt umgesetzt werden, die Synergieeffekte zwischen Hochwasser- und Naturschutz aufweisen. Diese Maßnahmen sind zum Beispiel Deich- rückverlegungen, ökologisch geflutete Polder oder die Anbindung von Flussaltarmen als natürliche Polder. „Bundesprogramm Blaues Band“ für naturverträgliche flussentwicklung Mit der Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwal- tung des Bundes wird es ein fast 2.800 Kilometer langes Nebennetz von Wasserstraßen geben, das nicht mehr für den Gütertransport gebraucht wird. Da ist es gera- dezu logisch, dieses für die Renaturierung der Flüsse und Auen zu nutzen und damit auch neue Akzente in Richtung Hochwasservorsorge, Naturschutz und Er- holung zu setzen. Mit dem „Bundesprogramm Blaues Band“, das gemeinsam von BMVI und BMUB erarbeitet wird, wird die Gewässerentwicklung in Deutschland deutlich vorangebracht. Priorisierte Ziele der NBS: Bis 2020 sind Fließgewässer und ihre Auen in ihrer Bis 2020 verfügt der überwiegende Teil der Fließ- Funktion als Lebensraum soweit gesichert, dass eine gewässer wieder über mehr natürliche Überflutungs- für Deutschland naturraumtypische Vielfalt gewähr- räume. leistet ist. 17
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! IV WÄLDER – Forstwirtschaft im Einklang mit der Natur Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands ist bewal- man Zeit! Derzeit sind entsprechende Förderpro- det. Wälder sind für viele Menschen wichtige Erho- gramme nicht langfristig und verlässlich genug, lungs- und Erfahrungsräume. Viele Tier- und Pflan- um attraktiv zu sein. Finanziell gefördert werden zenarten sind auf naturnahe und strukturreiche kann nur das, was über das gesetzlich Geforderte Wälder als Lebensraum angewiesen. Es gibt jedoch hinausgeht. Die Menschen erwarten, dass in Wäl- nur wenige Wälder, die vom Menschen nicht oder dern im Besitz der öffentlichen Hand die Bedeutung wenig beeinflusst sind, der überwiegende Teil der der Wälder für Mensch und biologische Vielfalt in Wälder wird forstwirtschaftlich genutzt. Um Wälder besonderer und vorbildlicher Weise wahrgenommen im Sinne des Naturschutzes zu entwickeln, braucht und umgesetzt wird. V zur ländlichen Entwicklung – Mittel bereitgestellt wer- den, damit auf zehn Prozent der Fläche des Privatwal- Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer haben im Ver- des langfristige Vertragsnaturschutzprogramme wirk- gleich zu Landwirtinnen und Landwirten nur wenige sam werden. Das BMUB befürwortet einen besonderen Möglichkeiten, für konkrete Leistungen im Natur- Schwerpunkt auf Totholz- und Altholzprogrammen. schutz bezahlt zu werden. Denn Vertragsnaturschutz- programme, die sinnvoll in den forstwirtschaftlichen Das BMUB setzt sich dafür ein, dass Bund und Länder Alltag integriert werden können, werden bisher zu gemeinsam mit allen relevanten Akteuren klare und wenig angeboten. vergleichbare Kriterien für eine gute fachliche Praxis der Waldbewirtschaftung festlegen. Das BMUB wird sich dafür einsetzen, dass die Landes- verwaltungen entsprechende Programme anbieten und dass – etwa in der neuen Gemeinschaftsaufgabe vorbildlicher Naturschutz im öffentlichen Wald Etwa die Hälfte der Wälder Deutschlands befindet sich im Eigentum der öffentlichen Hand. Die zentrale Le- gitimation für den öffentlichen Waldbesitz und staat- liches Wirtschaften ist das Erbringen von Leistungen für die Allgemeinheit. Dazu gehören ausdrücklich Er- haltung und Entwicklung der biologischen Vielfalt und der Naturschutz: Laut Bundesnaturschutzgesetz sollen bei der Bewirtschaftung von Flächen der öffentlichen Hand die Ziele des Naturschutzes und der Landschafts- pflege in besonderer Weise berücksichtigt werden. Im Sinne ihrer ökologischen Verantwortung fordert das BMUB daher öffentliche und kommunale Forstbetriebe auf, ihr Engagement für die biologische Vielfalt in Wäl- dern fortzusetzen und zu intensivieren. Der Bund wird dabei auf seinen Flächen weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen. 18
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! Natürliche Waldentwicklung auf zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche Der Bund hat das Ziel bereits übererfüllt, denn für 20 Prozent der bundeseigenen Wälder einschließ- lich der an Naturschutzorganisationen abgegebenen Flächen des Nationalen Naturerbes ist die natürliche Entwicklung ohne Bewirtschaftung festgeschrieben. Wenn das Ziel von zehn Prozent natürlicher Waldent- wicklung im öffentlichen Wald insgesamt realisiert ist, wäre das nationale Ziel, dass in allen Wäldern fünf Prozent der Fläche der natürlichen Entwicklung über- lassen wird, ebenfalls erfüllt. Deshalb fordert das BMUB die Waldeigentümer der öffentlichen Hand in Ländern Naturverträgliches Maß für Gewinnung und Kommunen auf, bis 2020 die natürliche Waldent- von Energieholz wicklung auf zehn Prozent der Waldfläche in ihrem Eigentum dauerhaft festzuschreiben. Der Staat käme so Die Hälfte der Holzernte in Deutschland wird gegen- seiner Vorbildfunktion nach. Diese Flächen sollen auch wärtig energetisch genutzt. Im Vergleich zu Wind, Bestandteil eines bundesweiten Netzes von Referenz- Fotovoltaik, Wasserkraft und Biomasse aus der Land- flächen mit natürlicher Waldentwicklung sein. wirtschaft stellt die feste Biomasse (insbesondere Holz) die wichtigste erneuerbare Energiequelle in Deutsch- land dar und wird derzeit vor allem zu Heizzwecken genutzt. Dies hat Auswirkungen auf die Natur. Die nicht angepasste Entnahme von Holz aus dem Wald kann zu einer Gefährdung und einem Rückgang der biologi- schen Vielfalt führen und mindert zudem die Funktion des Waldes als CO2-Senke. Die Bundesregierung hat in ihrem Erfahrungsbericht zum Erneuerbare Energien- Wärmegesetz (20. Dezember 2012) dargestellt, dass Holz der wichtigste erneuerbare Energieträger im Wärme- markt ist. Diese Ressource muss möglichst effizient genutzt werden, etwa durch Wärme- oder kombinierte Kraft-Wärme-Erzeugung. Das BMUB wird sich dafür einsetzen, dass der Energiebedarf nicht durch eine un- kontrolliert steigende Nutzung von Holz befriedigt wird und Energieeffizienzaspekte bei der Ausgestaltung der Energiepolitik der Bundesregierung künftig eine stär- kere Rolle spielen. Priorisierte Ziele der NBS: Bis zum Jahr 2020 haben sich die Bedingungen für die 2020 beträgt der Flächenanteil der Wälder mit natür- in Wäldern typischen Lebensgemeinschaften (Vielfalt licher Waldentwicklung fünf Prozent der Waldfläche. der Struktur und Dynamik) weiter verbessert. Bäume Natürliche Entwicklung auf zehn Prozent der Wald- und Sträucher der natürlichen Waldgesellschaft ver- fläche der öffentlichen Hand bis 2020. jüngen sich ganz überwiegend natürlich. Mit naturna- hen Bewirtschaftungsformen werden die natürlichen Förderung des Vertragsnaturschutzes im Privatwald Prozesse zur Stärkung der ökologischen Funktionen auf zehn Prozent der Fläche. genutzt. Alt- und Totholz sind in ausreichender Menge und Qualität vorhanden. 19
NAtUrSchUtz-OffENSivE 2020 | Für biologische Vielfalt! V WILDNIS – Freiheit für das Abenteuer Natur Gebiete, in denen Natur wirklich Natur sein darf, Eingriffen in langen Zeiträumen ablaufen, können sind selten in Deutschland, viel zu selten. Gerade Menschen erleben und erforschen, wie sich eine Natur 0,6 Prozent der Fläche unseres Landes kann man ak- ohne Nutzungen entwickelt und aussieht, ist Platz für tuell als großflächige Wildnis- oder Wildnisentwick- große wildlebende Tierarten wie den Luchs. Ein rei- lungsgebiete bezeichnen. Nur dort können natürliche ches Land wie Deutschland sollte deutlich mehr tun, Prozesse ganz unbeeinflusst von menschlichen um diesen Schatz der Wildnis zu vermehren. 20
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! I Damit das nationale Ziel von 2 Prozent großflächiger Wildnis in Deutschland erreicht wird, müssen Bund und Länder gemeinsam daran arbeiten. Sie können sich dabei auf eine enorme Zustimmung in der Bevöl- kerung stützen: Zwei Dritteln der Menschen gefällt Natur nämlich umso besser, je wilder sie ist, das hat die vom BMUB und BfN herausgegebene Naturbewusst- seinsstudie 2013 ergeben. Auf der Grundlage der seit 2015 vorliegenden Forschungsergebnisse, in denen das Potenzial an Wildnisgebieten in Deutschland ermittelt wurde, wird das BMUB nun in der Umweltminister- konferenz eine Initiative für mehr Wildnis in Deutsch- land starten und auf die Länder zugehen, damit in der Landesplanung künftige Wildnisgebiete festgelegt werden können. Diese können im Hochgebirge, in Flussauen und an Küsten, in Moorgebieten, Wäldern, ehemaligen militärisch genutzten Gebieten und Berg- baufolgelandschaften liegen. Öffentlichkeitsarbeit für mehr Wildnis Wilde Natur wird von den Menschen in Deutschland in Umfragen sehr befürwortet. Aber das Wilde ist eben auch oft das Unbekannte, dem man sich erst annähern muss. Das BMUB wird dem Thema Wildnis im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit besondere Aufmerksamkeit widmen und dabei darauf abzielen, den Schatz, den die Wildnis für Deutschland bedeutet, im Rahmen seiner Kommunikationsarbeit mit verschiedenen Beiträgen darzustellen. Priorisierte Ziele der NBS: Bis zum Jahre 2020 kann sich die Natur auf mindes- beispielsweise in Bergbaufolgelandschaften, auf ehe- tens 2 Prozent der Landesfläche Deutschlands wieder maligen Truppenübungsplätzen, an Fließgewässern, nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln, an den Meeresküsten, in Mooren und im Hochgebirge. 21
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! VI SCHUTZGEBIETE, NATURA 2000 UND BIOTOPVERBUND – Lebensräume und Lebenswege für Tiere und Pflanzen Deutschland bietet für viele wildlebende Tier- und sind seit langem bekannt. Sie liegen in den intensi- Pflanzenarten keine günstigen Lebensbedingungen. ven Nutzungen, die die Naturbelange zu wenig oder Nur weniger als ein Drittel der Lebensraumtypen gar nicht beachten. Wirksame Schutzmaßnahmen ist in dem von der EU geforderten günstigen Erhal- – auch über Bundesländergrenzen hinweg - sind tungszustand, mehr als zwei Drittel weisen einen daher nach wie vor unverzichtbar. Die EU-Natur- ungünstigen Erhaltungszustand auf. Die Gründe schutzrichtlinien werden mehr denn je gebraucht. 22
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! „Nationaler aktionsplan schutzgebiete“ Der Reichtum an Natur und der Umfang der finanziel- len Möglichkeiten im Naturschutz sind in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. Im bestehenden Schutz- gebietsnetz gibt es noch Lücken. Das BMUB wird daher in der Umweltministerkonferenz eine Initiative für einen gemeinsam von Bund und Ländern getragenen „Nationalen Aktionsplan Schutzgebiete“ starten. E Es ist für das BMUB nicht hinnehmbar, dass mehr als zwei Drittel der Arten und Lebensraumtypen des eu- ropäischen Netzes Natura 2000 in einem ungünstigen Erhaltungszustand sind. Das BMUB wird die Zusammenarbeit von Bund und Ländern intensivieren, um länderübergreifend und gemeinsam mit dem Bund dafür zu sorgen, dass rasch sichtbare Verbesserungen des Erhaltungszustandes von Arten und Lebensraumtypen erreicht werden. Das BMUB wird die dafür erforderlichen Grundlagen be- reitstellen und seine bestehenden Förderprogramme anpassen, um hierzu einen Beitrag leisten zu können. Infrastruktur“ erarbeiten, das auf die Vorhaben des Bundes zielt. Der nationale Biotopverbund wird Be- standteil des „Bundeskonzepts Grüne Infrastruktur“ Länderübergreifender Biotopverbund sein. Ab 2018 wird das Bundeskonzept von der Bundes- regierung direkt umgesetzt. Das Bundesnaturschutzgesetz legt fest, dass ein Netz verbundener Biotope (Biotopverbund) geschaffen werden soll, das mindestens zehn Prozent der Fläche „aktionsplan flächenschutz“ eines jeden Landes umfassen soll. Allerdings macht das Gesetz bisher keine Vorgaben dazu, wann dieses Bio- In Deutschland dehnt sich insbesondere die Siedlungs- topverbundsystem durch die Länder realisiert werden und Verkehrsfläche zulasten der unbebauten, unzersie- soll. Um diese Lücke zu schließen, wird das BMUB die delten, unzerschnittenen Fläche stetig aus. Die Folgen Initiative zur Änderung des Bundesnaturschutzgeset- sind Verlust der natürlichen Bodenfunktionen durch zes ergreifen. Versiegelung, Verlust fruchtbarer landwirtschaftlicher Flächen und Verlust naturnaher Flächen mit ihrer Biodiversität. Zwar hat sich der Zuwachs der Siedlungs- „Bundeskonzept Grüne infrastruktur“ und Verkehrsfläche (Flächenverbrauch) von durch- schnittlich mehr als 120 Hektar pro Tag in den 1990er Ziel ist ein räumlich übergreifendes Gesamtkonzept, Jahren auf 73 Hektar pro Tag 2013 abgeschwächt. Aber damit die bestehenden Fachkonzepte und Leitbilder allein mit „business as usual“ wird das in der Natio- des Naturschutzes und der Landschaftspflege in die nalen Nachhaltigkeitsstrategie und in der Nationalen bundesrelevanten Planungsprozesse, wie zum Bei- Strategie zur biologischen Vielfalt verankerte Ziel einer spiel der Auenentwicklung, der Bundesverkehrswe- Reduzierung des Flächenverbrauchs auf bundesweit geplanung, Wiedervernetzung und dem Netzausbau höchstens 30 Hektar pro Tag bis 2020 nicht erreicht. des Bundes, verstärkt einfließen können. Deshalb Das BMUB wird deshalb bis 2017 in einem „Aktions- wird das BMUB bis 2017 ein „Bundeskonzept Grüne plan Flächenschutz“ weitere Maßnahmen vorschlagen. 23
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! standorte von anlagen für erneuerbare naturverträglichen Standorten für erneuerbare und energien naturverträglich steuern konventionelle Energien verstärkt die räumliche Steue- rung mit den Instrumenten der Raumordnung genutzt Die Energiewende verändert die Landschaft und wirkt wird, insbesondere mit Blick auf Vorranggebiete für sich auf viele Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten Natur und Landschaft, wie zum Beispiel Nationalparke, aus. Um eine bessere Steuerung des Ausbaus der erneu- Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten, erbaren Energien zu erreichen, wird das BMUB sich Naturschutzgebiete und Natura 2000-Gebiete. dafür einsetzen, dass für die Suche nach geeigneten Priorisierte Ziele der NBS: Bis 2010 ist der Rückgang von gefährdeten Lebens- Neue Verkehrswege (vor allem Straße, Wasserstraße, raumtypen aufgehalten. Danach nehmen die heute Schiene) weisen eine ausreichende ökologische Durch- nach den Roten Listen von vollständiger Vernichtung lässigkeit auf (zum Beispiel Fischtreppen in Fließge- bedrohten und die stark gefährdeten Biotoptypen an wässern, Grünbrücken an Verkehrswegen). Fläche und Anzahl wieder zu, Degradierungen sind Bis 2020 gehen von den bestehenden Verkehrswegen aufgehalten und die Regeneration hat begonnen. in der Regel keine erheblichen Beeinträchtigungen Bis 2020 ist ein gut funktionierendes Managementsys- des Biotopverbundsystems mehr aus. Die ökologische tem für alle Großschutzgebiete und Natura 2000-Ge- Durchlässigkeit von zerschnittenen Räumen ist er- biete etabliert. reicht. Bis 2020 besitzt Deutschland auf zehn Prozent der Entwicklung von kooperativen Konzepten und Stra- Landesfläche ein repräsentatives System vernetzter tegien zur Konfliktvermeidung und –minderung Biotope. Dieses Netz ist geeignet, die Lebensräume der zwischen verschiedenen Raumansprüchen bei der wildlebenden Arten dauerhaft zu sichern und ist integ- Gewinnung erneuerbarer Energien und nachwachsen- raler Bestandteil eines europäischen Biotopverbunds. der Rohstoffe (Nutzungskonkurrenz) bis 2010 und ihre Umsetzung bis 2015. Bis zum Jahr 2020 beträgt die zusätzliche Flächen- inanspruchnahme durch Siedlung und Verkehr maxi- mal 30 Hektar pro Tag. 24
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! VII GRÜN IN DER STADT ERLEBEN – Zuhause mit Natur Bekanntschaft machen Dort, wo wir zu Hause sind, sind auch viele Tier- einzudämmen, und zugleich mehr und höherwertige und Pflanzenarten heimisch. Grün- und Freiflächen Naturflächen in den Städten zu schaffen: in privaten im Siedlungsbereich bieten einer Vielzahl an Tieren Gärten, Stadtparks, Sportstätten, urbanen Wäldern, und Pflanzen einen Lebensraum und machen Natur auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Stadt- für die Menschen vor Ort erlebbar. Für die gesunde nähe und auf Brachen mit Spontanvegetation. Das Entwicklung von Kindern sind Naturerfahrungen alles ist Grundlage unserer urbanen Lebensqualität, sehr wichtig. Umfragen zeigen, dass gerade in sozial ermöglicht Naturerfahrung und sorgt für ein besse- schwächeren Schichten wegen ihres meistens natur- res ökologisches Gleichgewicht. fernen Wohnumfeldes der Bezug zur Natur schwach ausgeprägt ist und Naturerlebnisse im Alltag kaum Als Bundesumwelt- und Bundesbauministerium noch eine Rolle spielen. fordert das BMUB von allen Akteuren eine stärker integrierte Sicht- und Handlungsweise, um die Er- Es stellt sich die doppelte Herausforderung, haltung und Erlebbarkeit der biologischen Vielfalt das Bauen auf den schon besiedelten Bereich in Städten und Kommunen zu verbessern und geht zu beschränken, um den Flächenverbrauch dabei selbst vorbildlich voran. Grün in der stadt im rahmen der Handreichungen und Capacity Building wird in enger städtebauförderung stärken Zusammenarbeit mit dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e. V.“ im Jahre 2016 erfolgen. Das Das BMUB wird im Rahmen der Programme der Städ- BMUB will außerdem gezielt Kommunen dafür wer- tebauförderung Maßnahmen zu mehr Grün in der ben, keine Pestizide mehr im öffentlichen Grün einzu- Stadt, zum Beispiel durch Neuanlage oder Aufwertung setzen. von Grünflächen, stärker als Querschnittsaufgabe verankern. Ziel ist es, den Einsatz der zur Verfügung stehenden Fördermittel für die genannten Zwecke weiter zu erhöhen. Ziel der Grünflächenentwicklung sollte sein, Grünflächen mit vielfältigen Funktionen (zum Beispiel für die Klimaanpassung und die Erho- lung) zu schaffen, die auch zu mehr Natur in der Stadt beitragen. Das BMUB wird dafür Sorge tragen, dass Maßnahmen der Städtebauförderung inhaltlich und konzeptionell besser mit den gesamtstädtischen Grün- planungen verzahnt werden. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Verwirklichung grüner Infrastruktur im urbanen Raum geleistet. Kommunen bei der erhaltung der lokalen biologischen vielfalt unterstützen Das BMUB wird die Kommunen bei der Entwicklung und Konzeption von urbaner „grüner Infrastruktur“ und ökologischem Grünflächenmanagement fachlich unterstützen. Die Erarbeitung von Informationen, 25
Naturschutz-OffeNsive 2020 | Für biologische Vielfalt! Mehr Mittel für die uN-Dekade Biologische vielfalt Ziel der von den Vereinten Nationen ausgerufenen UN-Dekade Biologische Vielfalt 2011 bis 2020 in Deutschland ist es, möglichst viele Menschen für den Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu begeistern. Am Ende des Jahrzehnts sollen mehr Men- schen wissen, was biologische Vielfalt ist, warum wir sie brauchen und wie jeder etwas dazu beitragen kann, sie zu erhalten. Gerade diejenigen Menschen, die sich selbst eher als naturfern verstehen, weil sie in ihrem Leben zum Beispiel durch ihre niedrige soziale Stellung wenig Gelegenheit hatten, Natur zu erfahren und wert- akteursbündnis „Kulturelle und religiöse zuschätzen, sollen mit neuen Konzepten angesprochen vielfalt und Naturschutz“ und gewonnen werden. Die Teilhabe dieser sozial benachteiligten Gruppen an Natur und am Dialog zur In Deutschland leben gerade im städtischen Raum biologischen Vielfalt ist für das BMUB auch eine Frage viele Menschen, die aus anderen Kulturkreisen kom- der Gerechtigkeit in der Gesellschaft. men (Migrantinnen und Migranten) und zu vielen verschiedenen Religionsgemeinschaften gehören. Sich Deshalb wird das BMUB die UN-Dekade Biologische gemeinsam für die Natur zu engagieren, schafft Verbin- Vielfalt verlässlich bis 2020 finanzieren, dabei mit mehr dungen über alle kulturellen und religiösen Grenzen Mitteln ausstatten und ab 2016 die Verknüpfung zum und zu den Menschen, deren Vorfahren schon lange neuen UN-Weltprogramm „Bildung für nachhaltige in Deutschland gelebt haben. Sich zusammen für die Entwicklung“ forcieren. biologische Vielfalt in Projekten einzusetzen, ist ein Beitrag für mehr Gemeinsamkeit und Lebensqualität in Deutschland. Der vom BMUB und BfN 2014 angestoßene Dialogpro- zess mit neun Religionsgemeinschaften wird verstetigt und zu einem umfassenden interkulturellen und in- terreligiösen Aktionsbündnis erweitert. Dazu wird das BMUB das Abrahamische Forum beim Interkulturellen Rat mit der Aufgabe der Koordination und Entwick- lung des Akteursbündnisses beauftragen. Damit wird auch ein Beitrag Deutschlands für den internationalen Dialogprozess der Weltreligionen für nachhaltige Ent- wicklung und Frieden (Federführung des Bundesmi- nisteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) geleistet. Priorisierte Ziele der NBS: Bis zum Jahre 2020 ist die Durchgrünung der Siedlun- der Menschen richtet sich zunehmend daran aus und gen einschließlich des wohnumfeldnahen Grüns (zum führt zu einem deutlichen Rückgang der Belastung der Beispiel Hofgrün, kleine Grünflächen, Dach- und Fas- biologischen Vielfalt. sadengrün) deutlich erhöht. Öffentlich zugängliches Förderung der angemessenen Teilhabe und Mitwir- Grün mit vielfältigen Qualitäten und Funktionen steht kung von Migrantinnen und Migranten an Innova- in der Regel fußläufig zur Verfügung. tionen, Wissen und Dialog zur Erhaltung der biologi- Die Bedeutung der biologischen Vielfalt ist fest im schen Vielfalt. gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Das Handeln 26
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