Strategiekonzept ISWA 2023 - Universität ...

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Strategiekonzept ISWA 2023 - Universität ...
Strategiekonzept ISWA 2023
      für das Institut für Siedlungswasser- und Ressourcenwirtschaft
                                     (Stand 25. Februar 2019)

Hintergrund

Bis zum Jahr 2030 werden über 60 % der Weltbevölkerung in städtischen Agglomerationen
leben. Vor dem Hintergrund der Millenniumsziele der Vereinten Nationen, des Klimaschutzes
und der Verknappung natürlicher Ressourcen, sind wissenschaftsbasierte zukunftsfähige Lö-
sungsansätze für die Ver- und Entsorgung bei gleichzeitig umfassender Kreislaufführung der
Stoffströme erforderlich, welche die Lebensfähigkeit und die Attraktivität urbaner und ländli-
cher Räume aufrecht erhalten und verbessern. Im aktuellen World Water Development Report
(WWDR 2015) der UNESCO konstatiert der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-
moon in seinem Vorwort: „Water resources, and the essential services they provide, are among
the keys to achieving poverty reduction, inclusive growth, public health, food security, lives of
dignity for all and long-lasting harmony with Earth’s essential ecosystems.”

Wasser bildet unsere Lebensgrundlage und ist eine der wichtigsten Ressourcen, die in vielen
Regionen der Erde aber nur begrenzt verfügbar ist. Aufgrund der wachsenden, sich zuneh-
mend in urbanen Räumen konzentrierenden Weltbevölkerung, und verstärkt durch Klimawan-
del mit häufiger werdenden Extremwetterereignissen mit Dürre oder Hochwasser und Über-
schwemmungen, steigt der Bedarf an sauberem Trink-, Brauch und Prozesswasser rasant an.
Neben Wasser kommt es weltweit zunehmend zur Verknappung weiterer landwirtschaftlich
und industriell benötigter Ressourcen, wie Nährstoffen – z.B. Phosphat – und Rohstoffen –
z.B. Seltene Erden. Die Probleme sind hier häufig eng mit dem Wasserkreislauf verzahnt.

Ohne die Nutzung von Sekundärressourcen, die eine Kreislaufführung der Stoffströme erfor-
derlich macht und grundlegender Forschung bedarf, ist eine weltweite nachhaltige Entwicklung
vor dem Hintergrund der Endlichkeit von Ressourcen und der derzeit bekannten Reserven
nicht realisierbar.

Daraus leitet sich direkt der aktuelle Forschungsbedarf im Bereich der Grundlagen- wie der
Anwendungsorientierung ab. Im White Paper der Water Science Alliance (Zusammenschluss
deutscher Wasserforschungseinrichtungen) werden drei der sechs prioritär definierten For-
schungsfelder im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft gesehen: Wasser und Mega-Urbani-
sierung; Integriertes Wassermanagement; Stoffströme. Das kürzlich vom baden-württember-
gischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst initiierte Netzwerk Wasserfor-
schung B-W identifiziert in seinem Abschlussbericht zwei der drei Dachaspekte, die direkt mit
den prioritären Themenfeldern des ISWA verbunden sind: Stoffhaushalt und Wasserqualität
sowie Ökosystemfunktionen und Biodiversität.

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Strategiekonzept ISWA 2023

Vor diesem Hintergrund sind die Bedeutung des Instituts und die Erfordernis einer zukunfts-
orientierten Wiederbesetzung der bisherigen Stellen ersichtlich. Aus den beschriebenen wis-
senschaftlichen Anforderungen an die Siedlungswasser- und Kreislaufwirtschaft lässt sich di-
rekt die künftige Forschungs- und Lehrstrategie des ISWA ableiten.

Zukunftsstruktur – Ausblick 2023

Das ISWA deckt aktuell die Gebiete Stoffstrommanagement, nachhaltige und integrierte Was-
serwirtschaft sowie Ressourcenschutz und -effizienz in großer Breite und Tiefe sowohl grund-
lagen- als auch anwendungsorientiert ab. Dies ist durch vier Professor/-innen (drei C4 bzw.
W3mL und eine C3) gewährleistet. Durch den Weggang von Frau Prof. Steinmetz (W3 mL)
und die Pensionierung aller weiteren Professoren bis zum Jahr 2023 (Voraussetzung: Über-
gang in den Ruhestand nach gesetzlichen Fristen, bei Verlängerung der aktiven Dienstzeit
ergibt sich ggf. eine Verschiebung um maximal 2 Jahre), bietet sich die Chance, weitere inno-
vative Ideen und zukunftsweisende Strukturen am ISWA umzusetzen. Diese Neuausrichtung
soll auch in einem neuen Institutsnamen Ausdruck finden: Institut für Siedlungswasser- und
Ressourcenwirtschaft (ISWA). Die folgende Abbildung zeigt eine Übersicht der im nachfol-
genden Text näher beschriebenen künftigen Struktur des ISWA.

Im wissenschaftlichen Fokus des ISWA steht künftig insbesondere die effiziente und nachhal-
tige Nutzung von Ressourcen (Ressourcenwirtschaft) einschließlich des Schutzes der natürli-
chen Ressourcen, wobei die Aufmerksamkeit gleichermaßen der Grundlagenforschung und
deren praktischen Anwendung und Umsetzung gilt. Konkret betrachtet werden die Stoffströme
im urbanen Wasserkreislauf, die integrierte Wasserbewirtschaftung und der nachhaltige Ge-
wässerschutz ebenso wie die Stoffströme des urbanen Feststoffkreislaufes unter besonderer
Betrachtung der Sekundärressourcen. Hierzu zählen neben den konventionellen Stoffströmen
auch die biogenen Abfallstoffe (Humusbildung, C-Sequestrierung) und die strategisch relevan-
ten Elemente, wie z.B. Phosphor als nicht substituierbarer Dünger in der Landwirtschaft und
Metalle (Seltenerd- und Platingruppenmetalle, Zinn, Tantal, etc.), die für Hochtechnologiepro-
dukte eingesetzt werden. Hierbei sind vor dem Hintergrund der Energiewende auch die Nut-

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zung von erneuerbarer Energie aus Abfällen und Abwasser und energieeffiziente Behand-
lungstechnologien von großer Bedeutung. Aber auch der Einsatz zukunftsfähiger Wasserre-
cycling- und Abwassersysteme für unterschiedliche Siedlungstypen, die Modellierung und Si-
mulation der unterschiedlichen Abläufe, Prozesse und Verfahren sowie die Generierung, Er-
forschung und Entwicklung weiterer Ideen in den genannten Bereichen spielen eine wesentli-
che Rolle.

Die angesprochenen Themenfelder sollen ingenieur- und naturwissenschaftlich, sowohl mit
Praxisbezug (methoden-, prozess- und technologieorientiert) als auch stark grundlagenorien-
tiert (analytik-, monitoring- und prozessorientiert) behandelt werden. Gerade vor dem Hinter-
grund der weiteren Internationalisierung der Forschung und Lehre an der Universität Stuttgart
darf und wird hierbei nicht nur die nationale Situation im Fokus stehen. Vielmehr sind – wie
auch bisher schon, beispielsweise bei der Entwicklung autarker Kleinstkläranlagen für tropi-
sche und subtropische Gegenden, der Infrastrukturentwicklung in Megacities von morgen und
der maßgeblichen Mitwirkung im Indo-German-Center for Sustainability (IGCS) am IIT Madras
(Chennai, Indien) – die sehr unterschiedlichen internationalen Anforderungen (von so genann-
ten Erste-Welt-Ländern über sich rasant entwickelnde Schwellenländer (BRIC-Staaten) bis hin
zu Entwicklungsländern) zu betrachten, für die auf wissenschaftlicher Grundlage die theoreti-
schen und praktischen Handwerkszeuge (Methodenentwicklung, Szenarienanalysen, Simula-
tionen, Modellbetrachtungen) und Technologien entwickelt und bereitgestellt werden sollen.
Die Entwicklung neuer und Optimierung bekannter technologischer Verfahren zur Behandlung
von Trinkwasser, Abwasser und Abfällen erfordert dabei ein grundlegendes naturwissen-
schaftliches Verständnis von chemischen, mikrobiologischen und physikalischen Vorgängen
und dessen Ergänzung durch ingenieurwissenschaftliches und planerisches Wissen sowohl
im Grundlagen- als auch im Anwendungsbereich.

In nachstehender Grafik ist die zukünftige, für 2023 vorgesehene, Struktur des ISWA skizziert.
Zwei Professuren decken den ingenieurwissenschaftlich, technologisch sowie verfahrenstech-
nisch orientierten Bereich ab; die beiden anderen Professuren sind umweltchemisch bzw. -
biologisch sowie umweltanalytisch ausgerichtet. Damit ergibt sich eine ausgeglichene Balance
zwischen Grundlagenwissenschaften eher, aber nicht nur, im Bereich der Naturwissenschaf-
ten und der mehr angewandten Forschung mit einem Schwerpunkt im technisch-ingenieurwis-
senschaftlichen Bereich, was mit synergistischen Effekten die ganzheitliche Bearbeitung von
Problemstellungen in Breite und Tiefe erlaubt, die an anderen Orten so nicht möglich ist.

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Strategiekonzept ISWA 2023

Die bisher von Frau Prof. Steinmetz geleitete Abteilung „Siedlungswasserwirtschaft und Was-
serrecycling“ soll möglichst bald als Professur W3 m.L. „Siedlungswasserwirtschaft“ (Abt.
1) wiederbesetzt werden. Die zugeordneten wissenschaftlichen und in der Lehre abzudecken-
den Themenfelder sind vor allem im Bereich der Abwasserentsorgung, -behandlung und -wie-
dernutzung und der zukunftsfähigen ressourcenorientierten Wasserinfrastruktursysteme zu
sehen. Hier stehen zum einen die Wiedergewinnung von Rohstoffen (z.B. Stickstoff, Phosphat)
aber auch die Nutzung von Energie (z.B. aus Abwasserwärme und Klärschlamm) im Fokus,
zum anderen die Niederschlagswasserbewirtschaftung und die weitergehende Abwasserrei-
nigung (z.B. Spurenstoffe) in unterschiedlichen Raum- und Siedlungstypen im In- und Ausland.
Ein europaweit einzigartiges Alleinstellungsmerkmal ist das Lehr- und Forschungsklärwerk
LFKW. Die fachliche Verantwortung und die Forschungsmöglichkeiten sind dieser Professur
zugeordnet.

Die Kerngebiete der Professur W3 m.L. „Ressourcenmanagement und Kreislaufwirt-
schaft“ (Abt. 3, bis 2021 Prof. Kranert) beschäftigt sich mit den (Fest-)Stoffströmen und deren
Management unter Einbeziehung der Behandlungsprozesse und -technologien, deren Emis-
sionen sowie der Nutzung von Sekundärrohstoffen (z.B. über Urban Mining). Auch hier liegt
der Fokus auf der Wiedergewinnung von Rohstoffen und der Rückgewinnung von erneuerba-
rer Energie (z.B. Biomasse, Abfall). Methodisch stehen die Modellierung, Simulation und Be-
wertung von Systemen zur Kreislaufwirtschaft (Stoffstromanalyse, Ökobilanzierung), die Stra-
tegieentwicklung zum Sekundärressourcenmanagement bis hin zum Urban Mining sowie die

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Prozessanalyse, -modellierung und -bewertung von Abfallbehandlungsanlagen im In- und
Ausland im Vordergrund. Damit ist die direkte Vernetzung zu den Professuren „Siedlungswas-
serwirtschaft“, „Wasserressourcen und Hydrochemie“ sowie „Technische Umweltbiologie und
Ökosystemanalyse“ gewährleistet.

Diese beiden stark ingenieurwissenschaftlich-technologisch ausgerichteten Professuren spie-
geln die grundsätzliche Neuausrichtung des ISWA mit dem im Mittelpunkt stehenden Thema
der nachhaltigen Nutzung von Rohstoffen und einer zukunftsfähigen ressourceneffizienten
Gestaltung von Wasserinfrastrukturen für unterschiedliche Raum- und Siedlungsstrukturtypen
weltweit klar wider.

Im Zentrum der Professur W3 m.L. „Wasserressourcen und Hydrochemie“ (Abt. 2, bis 2023
Prof. Metzger) steht der Gedanke der nachhaltigen Nutzung der Ressource Wasser und des
Wasserrecyclings. Die Professur widmet sich dabei in erster Linie den grundlegenden Metho-
den zur analytischen Charakterisierung (hauptsächlich mit instrumenteller und in Zusammen-
arbeit mit der Professur "Technische Umweltbiologie und Ökosystemanalyse" auch mit wirk-
stoffbezogener Analytik) sowie Verfahren zur Verbesserung der chemischen Wassergüte.
Wasserchemische Grundlagen von natürlichen und technischen Prozessen werden erforscht
und zukunftsfähige Wasseraufbereitungssysteme, insbesondere zur Eliminierung von Prob-
lemstoffen, wie Mikroschadstoffen, Nanopartikeln und Mikroplastik, im Labor- und Techni-
kumsmaßstab entwickelt und optimiert. Im Fokus der Analytik steht die Weiterentwicklung der
wasseranalytischen Qualitätssicherung (z. B. von Ringversuchen und Ringversuchskonzepten
auf nationaler und internationaler Ebene) sowie die Entwicklung von intelligenten Probenah-
mestrategien und Monitoringkonzepten.

Das am Institut angesiedelte Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg
(KOMS BW) widmet sich der Forschung und dem Wissenstransfer rund um das Thema Spu-
renstoffe und deren Elimination aus dem Abwasser und ist Schnittstelle zur Praxis. Eine Viel-
zahl chemischer Bestandteile von Arzneimitteln, Haushaltschemikalien, Körperpflegemitteln
u.a. gelangen in den Wasserkreislauf und kontaminieren das Wasser. Dank stets empfindli-
cher werdender und neuer Analyseverfahren lassen sich diese Mikroverunreinigungen auch
in niedrigsten Konzentrationen nachweisen. Die Auswirkungen solcher Spurenstoffe und die
daraus entstehenden Wechselwirkungen auf Ökosysteme und Organismen sind derzeit wenig
untersucht und deshalb kaum abschätzbar. KOMS soll zukünftig weiter ausgebaut und verste-
tigt werden, wobei sich der bisherige eher anwendungsorientierte Fokus innerhalb eines Zeit-
raums von zehn bis 15 Jahren zu stärkerer Grundlagenorientierung verschieben soll. Die fach-
liche Verantwortung und die Forschungsmöglichkeiten am KOMS sind der Abt. 2 zugeordnet.

Die Professur W3 m.L. „Technische Umweltbiologie und Ökosystemanalyse“ (Abt. 4, bis
2018 Prof. Engesser) erhält eine völlig neue und zukunfts- und grundlagenorientierte Ausrich-
tung (Widmung bisher: "Biologische Abluftreinigung"). Neben dem Wissen um Konzentratio-
nen und Stoffströme, die von der Professur Wasserressourcen und Hydrochemie geliefert wer-
den, ist die Kenntnis der ökotoxikologischen Wirkung von Stoffen von wesentlicher Bedeutung
für ihre Beurteilung und Bewertung. Die natürliche Ressource Wasser ist unverzichtbar und

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bildet die Basis für alle Ökosystemfunktionen und Ökosystemleistungen. Nur mit (mikro-) bio-
logischer Expertise können die Zusammenhänge in natürlichen und technischen aquatischen
Systemen analysiert und verstanden werden. Erfolgreiche und renommierte internationale
Zentren der Wasserforschung, wie z.B. am MIT Boston, der ETH Zürich oder der EAWAG
(Schweiz), weisen eine analoge Struktur mit starken naturwissenschaftlichen Bereichen (Mik-
robiologie, Toxikologie, Chemie, Analytik) auf.

Die beiden mehr naturwissenschaftlich-analytisch orientierten Professuren sind nicht nur un-
tereinander, sondern auch mit den beiden mehr technisch-ingenieurwissenschaftlich ausge-
richteten Professuren stark verzahnt. Gemeinsames Thema ist die nachhaltige Nutzung von
Ressourcen, das im Mittelpunkt des neu ausgerichteten Instituts steht. Alle Bereiche ergän-
zen sich in hervorragender Weise: Die eher anwendungsorientierte Ingenieurseite bildet mit
der mehr grundlagenorientierten naturwissenschaftlichen Seite ein schlagkräftiges und zu-
kunftsträchtiges, international sichtbares Forschungsinstitut.

Alle vier Abteilungen, das LFKW sowie das KOMS haben hohen Bedarf an Laboranalytik. Sie
besitzen für spezielle abteilungsspezifische Fragestellungen auch eigene Analysengeräte, die
auch von eigenem Personal betrieben werden. Daneben gibt es Bedarf für Routineanalytik
über Abteilungsgrenzen hinweg. Zukünftig soll die Routineanalytik in einem zentralen Lehr-
und Forschungslabor, das der Professur für Wasserressourcen und Hydrochemie organisato-
risch zugeordnet wird, koordiniert werden. So können Personalressourcen und Geräte abtei-
lungsübergreifend effizienter eingesetzt, die Qualität der Messungen durch Kontrolle gesichert
und Proben durch den geplanten zentralen Probeneingang und die effizientere Verteilung an
das Laborpersonal schneller abgearbeitet werden.

Die geplante auf zwei Doppelsäulen beruhende Struktur des ISWA (mit zwei stärker ingeni-
eurwissenschaftlichen und zwei stärker naturwissenschaftlichen Professuren) ist modern,
schlagkräftig und für zukünftige Herausforderungen im Bereich der grundlagenorientierten
Wasser- und Ressourcenforschung und -wirtschaft bestens gewappnet. Die Struktur erlaubt
es, das Thema Wasser in einem ganzheitlich-integrativen Forschungsansatz interdisziplinär
und in der notwendigen Breite und Tiefe zu bearbeiten. Das ISWA versteht sich als ein Ge-
samtinstitut, das wissenschaftliche Fragestellungen der nachhaltigen Nutzung von Ressour-
cen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Alle vier Bereiche sind wichtig und gleich-
bedeutend, insofern muss die Leitung (W3 m.L.) und Ausstattung der Abteilungen/Professuren
in etwa äquivalent sein. Die dafür jeweils erforderliche Stellenausstattung wird institutsintern
geregelt und soll unter Hinzuziehung verschiedener möglicher Fördermöglichkeiten, z.B. durch
Anträge auf eine Juniorprofessur bei Stiftungen (z.B. Carl-Zeiss-Stiftung o.ä.) oder für wissen-
schaftliche Mitarbeiterinnen und wissenschaftliche Mitarbeiter (z.B. beim Umweltministerium
Baden-Württemberg im Zuge der Verstetigung von KOMS) ergänzt werden. Das vorgestellte
Konzept soll ohne weitere personelle Ressourcen des Rektorates umgesetzt werden, ggf.
sollen zur temporären Stärkung bzw. Ergänzung von aussichtsreichen Forschungsteilberei-
chen mittelfristig Anträge zur Zwischenfinanzierungen von Wissenschaftlerinnen- bzw. Wis-
senschaftlerstellen bei der Fakultät (Stellenpool-Mittel) gestellt werden.

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Lehre

Die vier Professuren des ISWA sind (und sollen auch künftig) in großem Umfang in die Lehre
der grundständigen Studiengänge Bauingenieurwesen (Bachelor und Master) und Umwelt-
schutztechnik (Bachelor und Master) sowie der englischsprachigen, fast ausschließlich von
Studierenden aus dem Ausland besuchten internationalen Masterstudiengänge WAREM,
WASTE und Infrastructure Planning mit zusammen jährlich über 150 Neueinschreibungen ein-
gebunden. Der Wasser- und Ressourcenbereich besitzt für Studierende aus dem Aus- wie
auch dem Inland große Attraktivität, was sich auch in einer relativ großen Zahl von Abschluss-
arbeiten, oft mit national oder im Ausland bedeutsamen Fragestellungen, widerspiegelt. Mit
der Umstrukturierung des Instituts wird künftig die Lehrbelastung der einzelnen Abteilungen
ausgewogener sein. Daneben findet Lehrexport in weitere Studiengänge der Universität (ins-
besondere B.Sc. Chemie und M.Sc./B.Sc. Technische Biologie) statt.

Folgende Übersicht zeigt den Umfang der Beteiligung der einzelnen Professuren an den ge-
nannten Studiengängen sowie die Zahl von Abschlussarbeiten der letzten drei Jahre:

 Professur     Abschlussarbeiten/                       Lehrveranstaltungen im Studiengang
               Studienarbeiten bzw. Stu-             (in LP; Pflicht P, Wahlpflicht WP; Wahl W
               dent research projects                    Kernmodul K; Ergänzungsmodul E;
                                                  Vertiefungsmodul V; Spezialisierungsmodul S)
                   (Ø pro Jahr: 2013-2015)                 UMW/BAU                         WAREM,
                                                                                         WASTE, MIP
 Engesser      6/1                           BSc: 3 (P); 6 (WP)
                                             MSc: 3x3=9 S (WP) ; 6 V (WP)             3 (P); 3 (WP)
 Kranert       30/8                          BSc: 6 (WP)
                                             MSc: 4x6 = 24 V (WP); 2x6 S (W)          3 (P); 21 (WP)
 Metzger       12/ 1                         BSc: 0,3 (P); 6 (WP)
                                             MSc: 6 V (WP); 5,5 S (WP)                1,5 (P); 5 (WP)
 Steinmetz     48/4                          BSc: 0,5 (P), 8,5 (WP)
                                             MSc: 7x6= 42 V (WP), 4x6=24S(WP) 4+5=9                  (P);
                                                                                      4x6=24 (WP)
 gesamt        96/14                         BSc: 3,8 (P); 26,5 (WP)
                                             MSc: 38,5S (WP); 78V(WP)                 16,5 (P); 50 (WP)

Ende 2015 wurde außerdem, der Internationalisierungsstrategie der Universität und bestehen-
den Lehr- und Forschungskontakten nach Südamerika Rechnung tragend, ein Double-
Degree-Abkommen zwischen dem Studiengang WASTE und dem an der brasilianischen Uni-
versidade Federal do Paraná (UFPR) in Curitiba verorteten und 2008 in Kooperation mit der
Universität Stuttgart initiierten Umweltstudiengang MAUI geschlossen. Am Masterstudiengang
in Brasilien hat das ISWA über Lehrexport und Aufgaben bei der Koordination und Weiterent-
wicklung einen wesentlichen Anteil. Vor Ort werden Vorlesungen im jährlichen Umfang von 5
x 75 créditos (15 créditos entsprechen 1 SWS) abgehalten.

Vernetzung des ISWA innerhalb der Fakultät und der Universität

Innerhalb der Fakultät ist das ISWA ein fester und wesentlicher Bestandteil des 2007 gegrün-
deten Wasserforschungszentrums. Es bestehen mannigfaltige Kooperationen und viele ge-
meinsame Projekte insbesondere zum Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung

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IWS (z.B. BMBF: SURUMER; SaMuWa; gemeinsame Initiative zu DFG Forschergruppe ATC;
gemeinsame Projekte für BWV, LW, Land B-W u.a.) sowie zum Institut für Raumordnung und
Entwicklungsplanung (IREUS), zum Lehrstuhl für Bauphysik (LBP) und zum Institut für Stra-
ßen- und Verkehrswesen (ISV). Außerdem ist das ISWA über gemeinsame Projekte mit Ein-
richtungen anderer Fakultäten vernetzt, wie z.B. in der Fakultät 1 mit dem Institut für Land-
schaftsplanung und Ökologie (ILPOE) und dem Institut für Tragkonstruktionen und Konstruk-
tives Entwerfen (ITKE), in Fakultät 3 mit dem Institut für Technische Biochemie (ITB), in der
Fakultät 4 mit dem Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie (IGVP),
dem Institut für Kunststofftechnik (IKT), dem Institut für Biomaterialien und biomolekulare Sys-
teme (IBBS), dem Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik (IFK), dem Institut für ratio-
nelle Energieanwendung (IER), dem Biologischen Institut und dem Institut für Chemische Ver-
fahrenstechnik ICVT, in der Fakultät 5 mit dem Institut für Photovoltaik (IPV), in der Fakultät 6
mit dem Institut für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt (ITLR), in der Fakultät 10 mit dem
Institut für Sozialwissenschaften (SOWI) sowie mit dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen-
und Bioverfahrenstechnik (IGB).

Die zukünftige Ausrichtung mit einer wissenschaftlichen Schwerpunktbildung im Bereich der
nachhaltigen Nutzung von Ressourcen eröffnet künftig noch weitere Chancen zu Kooperatio-
nen die bisher nicht in der Tiefe ausgeschöpft wurden. Eine Vernetzung zum Thema der Wie-
derverwendung von Rohstoffen im Bausektor bietet für die Zukunft ein wichtiges Feld für Ko-
operationen, z.B. mit den Instituten für Werkstoffe im Bauwesen (IWB) sowie Leichtbau, Ent-
werfen und Konstruieren (ILEK). Auf den Bau von Gebäuden entfallen rund 50 Prozent aller
geförderten mineralischen Rohstoffe. Hier gilt es Stoffkreisläufe zu schließen und mineralische
Bauabfälle umfassend und hochwertig als sekundäre Rohstoffquellen zu nutzen. Dazu sind
noch viele chemisch-analytische Fragen offen, zu denen das ISWA einen wichtigen Beitrag
liefern kann.

Internationale Vernetzung des ISWA

Das ISWA kooperiert in Forschung und Lehre, unter anderem gefördert durch das BMBF und
den DAAD, mit Universitäten und weiteren Institutionen auf internationaler Ebene. Besonders
hervorzuheben sind an dieser Stelle der umwelttechnische Master-Studiengang MAUI (Kom-
munaler und Industrieller Umweltschutz) an der Universidade Federal do Paraná in Curitiba
(Brasilien) und das Indo-German-Center for Sustainability (IGCS) am IIT-Madras in Chennai
(Indien), wo der ISWA-Lehrstuhl für Abfallwirtschaft und Abluft Fachkoordinator für Abfallwirt-
schaft ist. Für den Studiengang MAUI, der u.a. als Besonderheit die Beteiligung der industrie-
getragenen brasilianischen Berufsbildungseinrichtung SENAI Paraná aufweist, besteht seit
2015 ein Double-Degree-Programm mit dem Stuttgarter Masterstudiengang WASTE. Die Ko-
operation mit dem IGCS in Indien beinhaltet neben gemeinsamen Forschungsprojekten die
Veranstaltung jährlicher Summer- und Winterschools. Darüber hinaus organisiert das ISWA
im zweijährigen Rhythmus in Kooperation mit türkischen Universitäten die deutsch-türkischen
Abfalltage und ist Mitorganisator des ebenfalls zweijährig- stattfindenden MAUI Symposiums
Deutschland-Brasilien „Kommunaler und industrieller Umweltschutz“ in Curitiba (Brasilien).

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Im Rahmen gemeinsamer Forschungsvorhaben sowie dem Austausch von Studierenden und
Lehrenden existieren ca. 60 Kooperationen, wobei besonders intensive Kontakte mit folgen-
den Universitäten und Institutionen bestehen: Universität Salerno (Italien); Universität Sains
Malaysia, Penang (Malaysia); Addis Abeba University, Addis Abeba (Äthiopien); Universität
Chengdu (VR China); Dokuz Eylül University, Izmir (Türkei); Universität Pretoria (Südafrika);
Universität Novi Sad (Serbien); Tongji University Shanghai (VR China) und Universidade Fe-
deral do Paraná (Brasilien).

In Brasilien sind darüber hinaus insbesondere außeruniversitäre Lehr- und Forschungskoope-
rationen mit dem SENAI auf regionaler und nationaler Ebene sowie mit dem Wasserversorger
SANEPAR in Paraná zu nennen.

Viele weitere internationale Kooperationen bestehen im Rahmen der Analytischen Qualitäts-
sicherung (AQS) im Bereich der Wasseranalytik mit z.B. engen Kooperationen mit zahlreichen
AQS-Institutionen in Afrika. All diese Aktivitäten sollen auch in Zukunft weiter ausgebaut wer-
den.

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Planung bis 2023

2016               Dienstantritt Professurvertretung „Siedlungswasserwirtschaft“ (finanziert durch
                   die nicht besetzte Professur) am 2. Mai, bis dahin übergangsweise Abdeckung
                   von Lehrveranstaltungen in maßgeblichen Umfang auch durch Mitarbeiter/-in-
                   nen des Lehrstuhls; für 4 Monate ab 01/2016 wurde dafür eine Wissenschaft-
                   lerstelle aus der nicht besetzten Professur finanziert.

2017               Besetzung der Stelle W3 m.L. „Siedlungswasserwirtschaft“

2017               Einrichtung der Juniorprofessur „Wasserressourcen und Hydrochemie“. Diese
                   Juniorprofessur kann, ggf. ausgestattet mit einem Tenure track, mit der Beset-
                   zung des Lehr- und Forschungsgebiets Wasserressourcen und Hydrochemie
                   ab 2023 als W3 m. L. verstetigt werden. Damit wird gleichzeitig die Ausrichtung
                   des Instituts auf den Schwerpunkt der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen
                   weiter verstärkt. Die Bereitstellung der Juniorprofessur wird durch eine im Lehr-
                   stuhl “Siedlungswasserwirtschaft“ vorhandene, befristet besetzte Mitarbeiter-
                   stelle von 2017 bis 2023 kompensiert. Danach erfolgt eine Rückführung der
                   Stelle ans ISWA.

2018               Besetzung der Stelle W3 m.L. „Technische Umweltbiologie und Ökosystemana-
                   lyse“ (NF Engesser). Den Blick auf die nachhaltige Nutzung von Ressourcen
                   gerichtet, wird der Fokus der Professur zukünftig auf die Entwicklung, Analyse,
                   Optimierung und Bewertung technisch-biologischer Umweltverfahren gelegt.
                   Dies bedeutet eine deutliche Ausweitung des bisherigen Themen- und Aufga-
                   benbereiches, nicht zuletzt, weil modernste ökotoxikologische und bioanalyti-
                   sche Methoden etabliert und zum Einsatz kommen werden. Für dieses an-
                   spruchsvolle und sehr bedeutsame Gebiet ist es erforderlich, die Professur als
                   W3 m.L. auszuschreiben.

2021               Besetzung der Stelle W3 m.L. „Ressourcenmanagement und Kreislaufwirt-
                   schaft“ (NF Kranert). Diese partielle Neuausrichtung der Professur trägt den zu-
                   künftigen Anforderungen an die Nutzung von Sekundärressourcen und der
                   Kreislaufführung Rechnung.

2023               Besetzung der Stelle W3 m.L. „Wasserressourcen und Wasserqualität“ (entwe-
                   der Entfristung der Juniorprofessur oder Neubesetzung) (NF Metzger). Die Pro-
                   fessur widmet sich zukünftig der Entwicklung und Optimierung technischer Ver-
                   fahren der (Trink-)Wasseraufbereitung und erarbeitet unter Verwendung von
                   modernen chemischen und instrumentellen Analyseverfahren sowie intelligen-
                   ter Probenahmestrategien und Monitoringkonzepte die wasserchemischen
                   Grundlagen von natürlichen und technischen Prozessen.

25. Februar 2019                             Seite 10 von 10
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