Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der Drei Reiche in deutschsprachigen Ländern

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                Interkult. Forum dtsch.-chin. Kommun. 2022; 2(1): 97–114

Si Yuan*
Studie zur frühen Rezeption der Geschichte
der Drei Reiche in deutschsprachigen
Ländern
Study of the Early Reception of The Romance
of the Three Kingdoms in German-Speaking
Countries
https://doi.org/10.1515/ifdck-2022-0007

Zusammenfassung: Die früheste Rezeption des chinesischen Romans Geschichte
der Drei Reiche in Deutschland lässt sich auf das Jahr 1856 datieren. In diesem
Beitrag wird auf die Rezeption der Geschichte der Drei Reiche durch Schriftstel-
ler und Sinologen in deutschsprachigen Ländern im Zeitraum von 1856 bis 1940
eingegangen. Durch eine Einteilung der Rezeption in drei Epochen kommt der
Beitrag schließlich zu dem Ergebnis, dass die Rezeption des Romans Geschichte
der Drei Reiche in deutschsprachigen Ländern von den politischen und kulturel-
len Kontexten verschiedener historischer Epochen geprägt war. Die Gemeinschaft
der deutschen Übersetzer haben einen bemerkenswerten Beitrag zur Verbreitung
und Rezeption des Romans in Deutschland geleistet und eine positive und aktive
Rolle gespielt, um die kulturelle Interaktion und das gegenseitige Verständnis
zwischen China und Deutschland zu fördern.

Stichwörter: Geschichte der Drei Reiche, literarische Übersetzung, Rezeptions-
geschichte, deutschsprachige Länder

Abstract: The earliest reception of the Chinese novel The Romance of the Three
Kingdoms in Germany can be traced back to 1856. This article discusses the
reception of The Romance of the Three Kingdoms by writers and sinologists in
German-speaking countries during the period from 1856 to 1940. In line with the
division of the reception into three eras, the article finally concludes that the
reception of the novel The Romance of the Three Kingdoms in German-speaking
countries was shaped by the political and cultural contexts of different historical

*Korrespondenzautorin: Dr. Si Yuan, Department of German, Nankai University,
Weijin Road 94, Nankai District, 300071 Tianjin, China. E-Mail: sophieet@126.com,
ORCID-ID: 0000-0002-4915-4700

   Open Access. © 2022 Si Yuan, publiziert von De Gruyter.           Dieses Werk ist
lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
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eras. The German translators in general have made remarkable contributions to
the circulation and reception of this novel in Germany, and played a positive and
active role in promoting cultural interaction and mutual understanding between
China and German-speaking countries.

Keywords: The Romance of the Three Kingdoms, literary translation, history of
reception, German-speaking countries

1 Einleitung
Das Werk Geschichte der Drei Reiche (‌《三国演义》) ist ein umfangreicher histori-
scher Roman aus der späten Yuan- und frühen Ming-Dynastie, der von Luo Guan­
zhong (‌罗贯中) auf der Grundlage der Chroniken der Drei Reiche (‌《三国志》) und
den volkstümlichen Legenden über diese Epoche verfasst worden ist und von der
heroischen Epoche Chinas im 2. und 3. Jahrhundert erzählt. Dieser Roman zählt
zu den vier großen klassischen Romanen in China, der im asiatischen Kultur-
kreis weite Verbreitung fand und immer wieder mit neuen medienübergreifenden
Methoden rekonstruiert worden ist. 2017 erschien die erste vollständige deutsche
Übersetzung Die Drei Reiche von Eva Schestag (Schestag 2017) bei S. Fischer
und erregte in Deutschland Aufmerksamkeit.1 In diesem Beitrag wird die Frage
gestellt, wie dieser im asiatischen Kulturkreis einflussreiche Roman in deutsch-
sprachigen Ländern rezipiert worden ist. Zu diesem Zweck wird die frühe Rezep-
tion des Romans Geschichte der Drei Reiche als eine typische Fallstudie für die
frühe Rezeption klassischer chinesischer Romane im deutschsprachigen Raum
betrachtet und geht auf die Übernahme durch Schriftsteller und Sinologen in
deutschsprachigen Ländern im Zeitraum von 1856 bis 1940 ein. Inzwischen gibt es
insgesamt 8 deutsche Schriftsteller und Sinologen, die sich mit den Textausschnit-
ten aus dem Roman Geschichte der Drei Reiche beschäftigt haben, nämlich Paul
Heyse (1830–1914), Carl Arendt (1838–1902), Wilhelm Grube (1855–1908), Richard
Wilhelm (1873–1930), Hans Rudelsberger (1868–?), Leo Greiner (1876–1928),
Irmgard Grimm (1896–1997) und Franz Kuhn (1884–1961). Die vorliegende Arbeit
stellt eine chronologisch-deskriptive Studie der von ihnen übersetzten Texte vor,
unterteilt sie in drei Epochen und analysiert am Beispiel von einigen Texten die

1 Es gibt dutzende Kommentare über den Roman auf deutschen Webseiten wie z. B. www.wdr.de;
www.perlentaucher.de; www.deutschlandfunk.de usw. Eva Schestag nahm 2017 auf Einladung
von Wang Shunqing (‌王顺卿), dem Generalkonsul Chinas in Frankfurt, an der Veranstaltung
„Dialog mit dem Generalkonsul“ teil, wo sie über die Übersetzung von der Geschichte der drei
Reiche und deren Einfluss auf der sino-deutschen interkulturellen Kommunikation diskutierten.
   Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der drei Reiche      99

unterschiedlichen Vorgehensweisen der jeweiligen Übersetzer. Das Ziel dieser
Analysen besteht darin, die Merkmale der deutschen Übersetzung und Rezeption
des Romans Geschichte der Drei Reiche in Bezug auf die politischen und kulturel-
len Kontexte der verschiedenen Epochen zusammenzufassen.

2 F rühe Rezeption der Geschichte der Drei Reiche
  aus Sicht der christlichen Theologie
Die in den deutschsprachigen Ländern zum ersten Mal erschienene Rezeption
der Geschichte der Drei Reiche geht auf Paul Heyse (1830–1914) zurück.2 Als ein
deutscher Realist und der erste deutsche Literaturnobelpreisträger veröffent-
lichte Heyse 1856 eine Versnovelle namens König und Magier, die das 29. Kapitel
aus dem Roman Geschichte der Drei Reiche behandelt. Heyses Entscheidung für
die Neugestaltung dieses Romankapitels wurde vermutlich durch die englische
Übersetzung von dem Missionar Joseph Edkin und durch das Vorwort in der fran-
zösischen Übersetzung von dem Sinologen Théodore Pavie beeinflusst.
     Pavie veröffentlichte zwischen 1845 und 1851 eine französische Übersetzung
des Romans mit dem Namen Histoire des trois royaumes – San-Koué-Tchy ilan Kou-
roun-i pithé und erwähnte in seinem Vorwort unter anderem, dass das 29. Kapitel
in diesem Roman hinsichtlich des chinesischen Volksglaubens für die europäi-
schen Leser sehr aufschlussreich sei (vgl. Pavie 1845: 12). Sowohl in der Forschung
von Ernst Rose (vgl. Rose 1981: 155) als auch in der Monographie von Wei Maoping
(vgl. Wei 1996: 212) ist darauf hingewiesen worden, dass Heyses Entscheidung
für Episode von Sun Ce (‌孙策) unter den vielen Geschichten in der Geschichte
der Drei Reiche von dem Vorwort Pavies beeinflusst worden sein könnte. Darüber
hinaus erzählte Pavie im Jahr 1853 nochmal von der Geschichte zwischen Sun Ce
und Yu Ji (‌于吉) unter dem Titel Yu Ki le Magicien-Légende chinoise (Yu Ki der
Zauberer – eine chinesische Legende) in einem Sammelband namens Scènes et
récits des pays d’outre-mer (Geschichten und Szenen aus dem Ausland) (Pavie
1853: 258). Das könnte auch ein Beleg dafür sein, dass Heyses Dichtung von Pavie
beeinflusst wurde. Übrigens scheint es kein Zufall zu sein, dass sich Joseph Edkin,
ein britischer Missionar und Sinologe, ebenfalls für die Übersetzung derselben
Geschichte über Sun Ce entschied. Seine Übersetzung erschien im Jahr 1852 in
Mohai Shuguan (‌墨海书馆 die Buchhandlung Mohai in Shanghai) unter dem

2 Die erste deutschsprachige Übersetzung von der Geschichte der drei Reiche stammt nicht von
einem deutschen, sondern von einem französischen Sinologen Stanislas Julien im Jahr 1833,
wobei es sich um ein Fragment über den Tod von Dong Zhuo (‌董卓) handelt (vgl. Gentz 2014).
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Titel San-kwo-che, History of the Three Kingdoms in einem chinesischen Lehrbuch
mit dem Titel Chinese Conversation. In seiner Übersetzung wurden sowohl die
englische Übersetzung als auch der chinesische Urtext präsentiert. Der chinesi-
schen Forscherin Wang Yan zufolge handelt es sich bei dem von Joseph Edkin
verwendeten Urtext um eine durch Mao Lun (‌毛纶) und Mao Zonggang (‌毛宗岗)
kritisch kommentierte Fassung des Romans San Guo Yan Yi (Geschichte der
Drei Reiche) aus der Kangxi-Ära in der Qing-Dynastie (vgl. Wang 2017: 156–169),
während die englische Fassung des Textes mit „from Chapter 29“ gekennzeichnet
ist und den Titel The Death of Yu Keih the Magician trägt. Laut Wang Yan beruht
die Übersetzung der Geschichte auf der Episode des 29. Kapitels mit dem Titel
„‌小霸王怒斩于吉“ [Die zornige Enthauptung des Yu Ji durch Sun Ce], die mit den
Zeilen „‌正话间,忽报袁绍遣使陈震至“ [Sie sprach noch, als plötzlich die Ankunft
eines Gesandten von Yuan Shao namens Chen Zhen gemeldet wurde] beginnt und
mit „‌年止二十六岁“ [Er starb im Alter von 26] endet (vgl. Wang 2017: 156–169). Das
Lehrbuch Chinese Conversation, in dem die Übersetzung von Joseph Edkin ent-
halten ist, war ein wichtiges Lehrwerk für die europäischen Chinesischlernenden
jener Zeit (vgl. Bruner/Fairbank/Smith 1986: 43) und war in der europäischen
Sinologie Mitte des neunzehnten Jahrhunderts weit verbreitet und äußerst ein-
flussreich. Angesichts der großen Übereinstimmungen zwischen den in der eng-
lischen Übersetzung von Joseph Edkin ausgewählten Textausschnitten und der
Geschichte in Heyses König und Magier besteht auch die Möglichkeit, dass Heyses
Auswahl von Sun Ces Episode in der Geschichte der Drei Reiche ebenso von Joseph
Edkins Übersetzung beeinflusst sein könnte.
     Heyse erlernte weder die chinesische Sprache noch setzte er jemals einen
Fuß auf chinesischen Boden. Sein Interesse an China wurde zuerst von Friedrich
Rückert und dessen Übersetzung von Schi-King (‌《诗经》) erweckt. 1851 schuf
er eine Versnovelle mit dem Titel Die Brüder, die angeblich von der Übersetzung
Rückerts inspiriert worden war (vgl. Zhang/Tan 2019: 166). 1856 behandelte er
erneut das Chinamotiv und rekonstruierte die Geschichte von Sun Ce und Yu Ji im
Roman Geschichte der Drei Reiche nochmals in Form einer Versnovelle und bear-
beitete Episode in ästhetischer wie auch in kultureller Hinsicht. Heyse dichtete
die Geschichte von Sun Ce in Form eines serbischen fünffüßigen Trochäus um
und stellte den Protagonisten in einen christlich-theologischen Kontext, in dem
Sun Ce seinem Vater seit seiner Kindheit auf den Feldzügen folgte, immer an Gott
glaubte und nie vor Mönchen und Priestern niederkniete (Heyse 1864: 84):

      „In die Feldschlacht folgt’ ich meinem Vater
      Weit und breit; wenn er sein Land bereiste,
      Stand ich neben ihm im gold’nen Wagen,
      Hört’ und sah sein Thun und Reden alles;
   Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der drei Reiche   101

    Niemals sah und hört’ ich, daß er Gauklern
    Ehrfurcht zollt’. In seiner Faust zerbrach er
    Geisterspuk und Trug wie Eierschalen,
    Und vor Gott nur lag er auf den Knien.“

Selbst Sun Ces letzte Worte an seinen Bruder Sun Quan (‌孙权) auf dem Sterbebett
lauten: „Sag’ meinem Bruder, haucht’ er, sag’ ihm, Mutter, daß er Gott gehorche“
(Heyse 1864: 100). Diese von Heyse erdichteten und umgeschriebenen Textstel-
len belegen eindeutig, dass die frühe Rezeption der Geschichte der Drei Reiche in
Deutschland erheblich christlich-theologisch geprägt war. Wenn man diese von
Heyse neu konstruierte Geschichte mit dem Vorwort des französischen Sinologen
Pavie zusammen betrachtet, wird man unschwer entdecken, dass die Herange-
hensweise beider Europäer von einer ähnlichen Weltsicht beeinflusst war, wenn
sie die innere Welt der Chinesen zu interpretieren suchten. In dem Vorwort von
Histoire des trois royaumes (‌《三国演义》) wies Pavie nämlich darauf hin, dass
die Lehren der Sekte schon in den ersten Kapiteln des Romans von der Bevölke-
rung verklärt sind (vgl. Pavie 1845: 42). Laut seiner Interpretation treten die über-
natürliche Macht der Daoisten und ihre verschiedenen materialisierten Formen
als gefürchtete und heilige Allegorie des Gewissens auf, das den Schuldigen quält
und ihn dazu verurteilt, durch Reue zugrunde zu gehen. Pavie wies zudem darauf
hin, dass sich alle „Sekten“ dem umfassenden Glauben, nämlich dem Christen-
tum, zuwenden sollten, um ihre seelischen Bedürfnisse zu befriedigen (vgl. Pavie
1845: 41). Man kann vermuten, dass Heyses Rekonstruktion der Geschichte von
dem Franzosen inspiriert und durch dieselben theologischen Gedanken beein-
flusst worden sein könnte.
     Neben Heyse veröffentlichte Carl Arendt (1838–1902) im Jahr 1892 in der Zeit-
schrift des Vereins für Volkskunde einen Artikel mit dem Titel Aberglauben und
Glauben des chinesischen Volkes, in dem dieselbe Geschichte von Sun Ce über-
tragen worden war. Arendt war ein deutscher Sinologe und ehemaliger deut-
scher Diplomat in Peking und übersetzte in seinem Artikel erneut das Fragment
von Sun Ce aus dem Roman Geschichte der Drei Reiche und brachte es mit der
Geschichte von Ying Kao Shu (‌颍考叔) und Gongsun Zidu (‌公孙子都) aus der öst-
lichen Zhou-Dynastie als Beispiel für den Geister- und Götterglauben im alten
China zusammen. In seinem Handbuch der nordchinesischen Umgangssprache
erwähnte Arendt, dass er Chinesisch mithilfe des Lehrbuchs Chinese Conversation
von Joseph Edkin erlernt hatte (vgl. Arendt 1891: 8). Es ist deshalb anzunehmen,
dass sein Interesse an der Geschichte von Sun Ce und Yu Ji durch die englische
Übersetzung in diesem Lehrbuch beeinflusst worden war. Am Ende seiner Über-
setzung fasst Arendt die Geschichte von Sun Ce und dem taoistischen Priester Yu
Ji in seinem Kommentar wie folgt zusammen:
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      „Es handelt sich nämlich […] um durchaus historische Persönlichkeiten, ja um in ihrer Grund-
      lage auf das Allerentschiedenste historische, gut beglaubigte Tatsachen, […] Nur in die Ver-
      knüpfung eines Teils der Tatsachen sind einzelne wunderbare Momente hineingemischt,
      welche doch auch ihrerseits großteils wieder sich unschwer als psychologische Erscheinungen
      und also sozusagen als innerliche Tatsachen charakterisieren. Bedenken wir aber, dass es sich
      eben durchweg um anerkannt geschichtliche Persönlichkeiten handelt, so kommt in den auf
      die Ereignisse aufgepfropften Wundererscheinungen die Art und Weise zum Ausdruck, wie der
      chinesische Volksgeist sich den von ihm instinktiv als Wahrheit mehr gefühlten, als erkannten
      Satz, dass die Weltgeschichte das Weltgericht sei, zurechtzulegen und gewissermaßen hand-
      greiflich zu veranschaulichen gesucht hat.“ (Arendt 1892: 259)

Es ist offensichtlich, dass Arendts Interpretation von der Geschichte über Sun
Ce keine reine literarische Wiedergabe darstellt. Durch seine Nacherzählung ver-
suchte er nachzuweisen, dass das chinesische Volk in der alten Zeit aus eigenem
Instinkt die sogenannte „Wahrheit“ über das „Weltgericht“ erworben hatte.
    Arendt schenkte der Übersetzung eines Ausschnitts aus der Geschichte der
Drei Reiche nicht zum ersten Mal seine Aufmerksamkeit. Bereits 1884 übertrug
er in seinem Artikel On Chinese Apologues die Diskussion zwischen Cao Cao
(‌曹操) und Liu Bei (‌刘备) über die zeitgenössischen Helden mit dem Titel The
Nature of Dragon ins Englische (Arendt 1884: 22–35). 1886 veröffentlichte Arendt
einen Artikel mit dem Titel Parallels in Greek and Chinese Literature im Journal
of the Peking Oriental Society und wählte erneut Fragmente aus dem Roman
Geschichte der drei Reiche aus. Diesmal verglich er die Geschichte von Zhang Fei
(‌张飞), der wegen seiner zornigen Schreie im 41. und 42. Kapitel des Romans die
Chang-Ban-Brücke (‌长坂坡) durchbricht, mit dem griechischen Heldenepos Ilias
und übersetzte zudem die Textstelle über den Tod von Zhuge Ke (‌诸葛恪) im 108.
Kapitel. Die letztere Geschichte wurde mit Lady Macbeths Begegnung mit einem
Spuk in Shakespeares Macbeth verglichen (Arendt 1886: 29–60); der Autor wies
darauf hin, dass der chinesische Schriftsteller dessen Geistergeschichten glaubte,
als wären sie wahre Begebenheiten, obschon sie wie irreale Spötteleien wirkten
(Arendt 1886: 59). Wenn man diesen Kommentar mit seiner Bemerkung von Sun
Ce und Yu Ji zusammen in Betracht zieht, lässt sich annehmen, dass Arendt dem
chinesischen Volksglauben stets kritisch gegenüberstand, und seine Motivation,
die Geschichte zu übersetzen, von seiner stark von der christlichen Theologie
geprägten Weltsicht herrührt.
    Neben Carl Arendt befassten sich noch zwei weitere deutsche Sinologen mit
dem Roman Geschichte der Drei Reiche. 1894 veröffentlichte Wilhelm Grube im
4. Band der Journal of the Peking Oriental Society eine Übersetzung vom 91. Kapitel
des Romans (Wang/Du 2006: 76), das von Zhuge Liangs (‌诸葛亮) Ehrfurcht vor
den Geistern und Göttern beim Überqueren des Lu-Flusses (‌泸水) während seines
Einmarsches in das südwestliche Gebiet Chinas handelt, und fasste den Inhalt
   Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der drei Reiche    103

des Romans in seinem 1902 erschienenen Werk Geschichte der chinesischen Lite-
ratur (Grube 1902: 406–418) zusammen. Da Grube die mandschurische Sprache
beherrschte, ist anzunehmen, dass die Mandschu-Übersetzung des Romans
Geschichte der Drei Reiche in der Sammlung seiner Familie die Grundlage für
seine Übersetzung bildete (Grimm 2011: 42–46). Darüber hinaus begann Richard
Wilhelm 1904 mit der Übersetzung des Romans Geschichte der Drei Reiche ins
Deutsche und veröffentlichte seine Übersetzung in acht Teilen in der Welt des
Ostens, einer Beilage der in der chinesischen Stadt Qingdao erscheinenden amtli-
chen Wochenzeitung Deutsch-Asiatische Warte. Zwei Jahre später veröffentlichte
Wilhelm nochmals einen Auszug aus seinen Übersetzungen in der Zeitschrift für
Missionskunde und Religionswissenschaft unter dem Titel San guo yen i (Wilhelm
1906: 173–183). Es findet sich jedoch kein Beleg dafür, dass seine Arbeit an der
Übersetzung später noch fortgesetzt wurde.
     Generell betrachtet erschienen die Übersetzungen von der Geschichte der
Drei Reiche in dieser Epoche hauptsächlich in Zeitschriften und waren stark von
der christlichen Ideologie geprägt. Die von den Deutschen bevorzugten Auszüge
weisen meistens einen engen Zusammenhang mit dem chinesischen Volksglau-
ben in der alten Zeit auf. Von Paul Heyse und Carl Arendt wurden die Geschichten
von Sun Ce entweder christianisiert oder aus christlicher Perspektive interpre-
tiert. Wilhelm Grube hatte sich bereits lange Zeit für die chinesische Volkskunde
und den Volksglauben interessiert.3 Vom Eurozentrismus beeinflusst betrachtete
er den chinesischen Volksglauben im Allgemeinen mit kritischer Haltung, da er
der Meinung war, dass die Chinesen der Religion gegenüber gleichgültig und in
ihrer Geister- und Götterverehrung nicht ernsthaft seien (Grube 1910: 196–198).
Der damalige Richard Wilhelm war überdies noch von seiner missionarischen
Tätigkeit geprägt, denn er veröffentlichte seine Übersetzungen hauptsächlich in
denjenigen deutschsprachigen Zeitschriften, die eng mit seiner Missionsarbeit in
China verbunden waren.

3 Zwischen 1890 und 1910 veröffentlichte Wilhelm Grube mehrere Schriften zu diesem Thema,
darunter Pekinger Totenbräuche (1898) und Religion und Kultus der Chinesen (1910).
104         Si Yuan

   rototypische Figuren und die chinesische
3 P
  Seele: Wiederaufbau der chinesischen
  Geschichten in Novellensammlungen
Die deutsche Kolonialherrschaft in der Stadt Tsingtao Ende des 19. Jahrhunderts
führte dazu, dass die deutsche Chinaforschung zur Lektüre sowie Beschaffung
chinesischer Quellen nicht mehr auf den Umweg über Großbritannien und Frank-
reich angewiesen war. Denn mittlerweile hatten deutsche Chinaforscher ihren
eigenen Weg gefunden, sich über wirtschaftliche und politische Konstellation in
China zu informieren und dabei einen kulturellen Austausch mit China unmit-
telbar zu betreiben. 1909 und 1912 richteten die Universitäten in Hamburg und
Berlin jeweils Lehrstühle für Chinastudien ein. Mit der Gründung des Hambur-
gischen Kolonialinstituts wurde Sinologie aus dem Fachbereich Orientalistik
herausgelöst und entwickelte sich allmählich zu einem eigenständigen Fach. Zu
dieser Zeit erschienen deutsche Übersetzungen chinesischer Romane vor allem
in Form von chinesischen Novellensammlungen, in denen einige Auszüge aus
der Geschichte der Drei Reiche zu finden sind. 1913 veröffentlichte Leo Greiner,
ein österreichischer Sinologe, in Gemeinschaft mit dem Chinesen Tsou Pingshou
(‌邹秉绶) den Novellenband Chinesische Abende, der insgesamt 23 Erzählungen
aus Tung Djou Lie Kuo Tse (‌《东周列国志》 Geschichte der verschiedenen Län-
der unter der Dynastie Djou), Schan Kuo Yien J (‌《三国演义》Geschichte der Drei
Reiche), Kin Ku Ki Kuan (‌《今古奇观》 Die alten und neuen Wunder) und aus
Liao Tsai Tse J (‌《聊斋志异》 Die Wundergeschichten des Liao Tsai) umfasste
und in denen sich insgesamt 5 Textausschnitte mit der Geschichte der Drei Reiche
befassen. 1914 veröffentlichte Hans Rudelsberger (Rudelsberger 1914) im Verlag
Insel in Leipzig einen Sammelband namens Chinesische Novellen aus dem Urtext,
in dem er Episode von Diao Chan (‌貂蝉) im 8. und 9. Kapitel aus dem Roman
Geschichte der Drei Reiche übertrug und mit dem Titel Der Tyrann Tung-Cho
(‌董卓) und die Tänzerin Tiao-Chan (‌貂蝉) versah. In demselben Jahr wählte
Richard Wilhelm nochmals die Geschichte von Guan Yu (‌关羽) aus dem Roman
Geschichte der Drei Reiche aus4 und fasste den Text mit dem Titel Der Kriegsgott
zusammen, den er in seinem Sammelwerk Chinesische Märchen aufnahm.
    Allgemein betrachtet erfolgten die Übersetzungen und Rezeption der
Geschichte der Drei Reiche zu dieser Zeit vor allem in Form von Sammelbänden, in
denen der Schwerpunkt hauptsächlich, wie Greiner in seinem Vorwort erwähnte
(Greiner 1913: 9), auf die chinesische Seele gelegt wurde. Die von Greiner aus-

4 Der Inhalt stammt aus dem 77. Kapitel des Buches.
   Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der drei Reiche      105

gewählten und übertragenen Textausschnitte aus der Geschichte der Drei Reiche
handeln von einer Reihe prototypischer Heldenfiguren. Die Titel lauten wie folgt:
Die List des Admirals (Episode von Zhou Yu (‌周瑜) im 45. Kapitel des Romans),
Der Held Kuan (Episode von Guan Yu im 75. und 77. Kapitel), Der Rächer (Episode
von Cao Cao im 68. und 78. Kapitel), Der Kampf um die schöne Tiao Tsien (‌貂蝉)
(Episode von Diao Chan im 8. und 9. Kapitel) und Das gelbe Storchenschloss –
bei dem letzteren geht es eigentlich um eine Peking-Oper mit dem Namen 黄鹤
楼 (Das gelbe Storchenschloss). In diesen ausgewählten Textausschnitten dienen
die jeweiligen Episoden in der Geschichte meistens dazu, die Charaktere der Hel-
denfiguren zu erklären und die chinesische Seele, nämlich die konfuzianistische
Wertvorstellung und die daraus abgeleitete praxisorientierte Umgangsweise mit
der Welt, nach dem Verständnis des Verfassers zu interpretieren. Es ist bemer-
kenswert, dass Greiner in den Geschichten von Guan Yu (Der Held Kuan) und Cao
Cao (Der Rächer) unterschiedliche Übersetzungsmethoden verwendete, indem er
nur die für die Hauptfiguren relevanten Episoden aus der komplexen Handlung
des Romans auswählte und sie an die Motivation des Übersetzers anpasste.
     Als Beispiel wird zuerst die Geschichte von Cao Cao (‌曹操) und dem Dao-
isten Tsuo Tse (‌左慈) genannt. In Der Rächer fasste Greiner am Anfang des Textes
zusammen, dass Cao Cao ein Minister am Ende der Han-Dynastie sei, der durch
Gewalttaten auf den Königsthron von Wei (‌魏) gelangt sei (vgl. Greiner 1913: 84).
Die 68. und 78. Kapitel des Romans von der Geschichte der Drei Reiche wurden
zusammengefügt; der Schwerpunkt liegt auf der Übersetzung der Szene, in der
der taoistische Priester Tsuo Tse Cao Cao mit seiner Zauberkunst und Wunder­
taten so sehr ärgerte, indem er noch den Tod von Cao vorhersagte, so dass Cao in
einem Wutanfall Kopfschmerzen bekam. Es folgt der Satz „Drei Jahre später ver-
schlimmerte sich Tsao’s Krankheit“ (Greiner 1913: 90), der dann zu einem Monolog
Cao Caos auf dem Sterbebett überleitet:

    „An dreißig Jahre habe ich unter Kriegern und Rossen zugebracht, doch habe ich nie an die
    höheren Mächte geglaubt. Jetzt ist es anders geworden, mein Leben geht zu Ende, aber der
    Himmel wird mir nicht vergeben.“ (Greiner 1913: 90)

Die Geschichte endet mit dem Tod von Cao Caos Unglauben an Geister und Götter.
Die allgemeine Übersetzungsstrategie zeigt auch, dass die Umschreibung Cao
Caos Tod in der Geschichte Der Rächer durch den Übersetzer von einer starken
religiös-ideologischen Manipulation geprägt ist. Durch den gezielten Einsatz von
Übersetzungsstrategien wie Hinzufügung oder Auslassung bestimmter Textstel-
len gab Greiner die Geschichte von Cao Caos Tod wieder, die dem deutschspra-
chigen Leser suggerieren soll, dass Cao Caos Ermordungsversuch gegenüber dem
taoistischen Priester und seine atheistischen Überzeugungen der direkte Auslö-
106       Si Yuan

ser für seinen eigenen Tod gewesen seien. Schaut man sich aber den Originaltext
des Romans im Zusammenhang mit den entsprechenden Episoden genauer an,
findet man keinen engen kausalen Zusammenhang zwischen dem Tod Cao Caos
und seinem Umgang mit den daoistischen Zaubersprüchen und Prophezeiungen.
     Darüber hinaus zeigt sich Greiners Umgestaltung von der Geschichte der
Drei Reiche auf der Erzählebene ebenfalls durch seine Wiedergabe von Guan Yus
Geschichte (Der Held Kuan). Guan Yu wurde zuerst im Roman Geschichte der Drei
Reiche als eine prototypische Figur der Loyalität und Rechtschaffenheit gestaltet
und später in der chinesischen volkstümlichen Kultur verehrt und sogar ver-
göttlicht. Die von Greiner verfasste Geschichte von Guan Yu jedoch spiegelt die
oben erwähnten Merkmale kaum wider. Der Übersetzer übersetzte lediglich ein
Fragment der Geschichte, wie Guan Yu nämlich seine Knochenwunde heilen ließ,
wie er eine Niederlage erlitt und lieber sterben als sich ergeben wollte. Bei der
Übersetzung veränderte Greiner die Informationen in der Originalsprache erheb-
lich und kürzte diese. Beispielsweise wurde in der Passage, in der der feindliche
Heerführer Guan Yu zur Kapitulation überredete, das wichtige Element, dass Liu
Bei Guan Yu wie seinem eigenen Bruder behandelte, weggelassen. Es wurde nur
das Bild eines einsamen Helden wiedergegeben, der bereit ist zu sterben, als
ob er heimkehren würde (vgl. Greiner 1913: 77). Der Ablauf von Guan Yus Rache
nach seinem Tod wurde jedoch fast wörtlich übersetzt: Nach seinem Tod wan-
derte seine Seele auf dem Gebirge Yütsüan (‌玉泉山) umher und begegnete dem
buddhistischen Mönch Pu Jing (‌普净), der versuchte, dem Helden mit Hilfe der
buddhistischen Karma-Lehre aus der Wirrnis zu helfen und ihn von seiner Rache-
besessenheit abzubringen. Aber Guan Yu ließ sich nicht beirren und kehrte in die
Welt zurück, um das Leben von den Feinden zu fordern. Im Ausgangstext lautet
es „‌于是关公恍然大悟,稽首皈依而去“ [Guan Yu, der plötzlich erleuchtet war,
beugte sein Haupt, bekehrte sich und ging fort] (Luo 2015: 606). Es ist bemerkens-
wert, dass die anschließende Erzählung einen widersprüchlichen Charakter des
Helden aufweist: Einerseits konvertierte Guan Yu zum Buddhismus und erschien
oft als Heiliger auf dem Berg Yütsüan, um das Volk zu beschützen. Andererseits
flog seine Seele an den Hof des östlichen Wu, wo er von den Feinden gefangen
genommen und enthauptet wurde, um sich an dessen Herrschern und Beamten
zu rächen. Diese zwei Geschichten wurden wahrscheinlich von Luo Guanzhong
aus verschiedenen Versionen der Legende, die unter dem Volk verbreitet waren,
übernommen. Die Gedankenwelt von Guan Yu wird jedoch nicht einheitlich dar-
gestellt und sein Verhaltenskodex beruht auch nicht auf buddhistischen Lehren,
sondern auf der volkstümlichen Mentalität, die sich nach dem Prinzip handelt,
dass man für erlittenes Unrecht Rache ausüben sollte. Greiners Herangehens-
weise an diese Episode spiegelt sein eigenes Verständnis der chinesischen Seele
wider. Er verzichtete auf die Geschichte, in der Guan Yu zum Buddhismus kon-
   Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der drei Reiche   107

vertiert und sich als Heiliger und Beschützer des Volkes offenbart, und stellte ihn
stattdessen schlicht als einen rachsüchtigen Helden dar. Die von ihm übersetzte
Textstelle lautet: „Da berührte Herzog Kuan mit der Stirn die Erde, sammelte die
innere Kraft und verschwand, nach Rache dürstend für seinen Tod“ (Greiner 1913:
82). Der letzte Teil erscheint nicht im Originaltext von Luo Guanzhong. Auf diese
Weise gelang es Greiner jedoch, die innere Einheit der Persönlichkeit des Protago-
nisten in einer relativ kurzen Geschichte zu erhalten.
     Ähnlich wie Greiner in seiner Übersetzung von Der Held Kuan bezieht
Wilhelm auch die Geschichte von Guan Yu in seinem eigenen Diskurs über die
Interpretation des chinesischen Konfuzianismus ein. Wilhelm ordnete Guan
Yus Geschichte in das Werk Chinesische Volksmärchen ein und erklärte zu Beginn
des Buches, nach welchen Kriterien er „chinesische Märchen“ auswählte: Er
bemühte sich, alle Ausprägungsweisen chinesischer Märchen zum Ausdruck zu
bringen (vgl. Wilhelm 1973: 2). Chinesische Märchen wurden von ihm in die Kate-
gorien Ammen- und Kindermärchen, Tierfabeln, Sagen und Märchen von Göttern,
Zauberern und Heiligen, Geschichten von Natur- und Tiergeistern, Gespenster­
geschichten und Märchen von Teufeln und Geistern, historische Sagen und
Kunstmärchen eingeteilt. Nach Wilhelms Klassifizierung der chinesischen Volks-
märchen würde seine Zusammenstellung der Geschichte von Guan Yu im Roman
Geschichte der Drei Reiche zur Reihe der „Sagen und Märchen von Göttern, Zau-
berern und Heiligen“ gehören. Das 28. Kapitel des Buches eröffnete Wilhelm mit
einem Überblick über Guan Yus Charakter, Aussehen und Stärke und übertrug
dann die Geschichte, in der Guan Yu mit zwei Gemahlinnen von seinem Schwur-
bruder Liu Bei zusammen in einem Zimmer über Nacht eingeschlossen werden
sollte. Guan Yu ließ sich jedoch nicht irremachen, sondern „verbrachte die ganze
Nacht bis zur Morgendämmerung mit einem Licht in der Hand wachend auf der
Schwelle des Zimmers“ (Wilhelm 1973: 238). Schließlich erzählte Wilhelm den
Tod von Guan Yu, der Jingzhou (‌荆州) verlor und vom Feind gefangen genommen
wurde, der es aber vorzog zu sterben, anstatt sich zu ergeben. Wilhelm schilderte
zudem die Erscheinung von Guan Yu nach seinem Tod auf dem Berg Yütsüan als
Heiligen. Im Gegensatz zum Text von Greiners Der Held Kuan erwähnte Wilhelm
nicht die Geschichte von Guan Yus Rache nach seinem Tod, sondern über-
setzte die andere Episode, in der Guan Yu von dem Mönchen Pu Jing erleuchtet
wird und dann als Heiliger auf dem Berg Yütsüan erscheint, der die Menschen
schützte und beständig geistige Wirksamkeit entfaltete. Am Ende der Geschichts-
erzählung fügte Wilhelm noch eine weitere volkstümliche Legende über Guan
Yus Heiligkeit hinzu, die im Roman Geschichte der Drei Reiche nicht erscheint,
und beschrieb Guan Yus Status als Heiligen in den späteren Generationen sowie
seine Verehrung und Vergöttlichung durch das Volk. Wilhelm stellte abschlie-
ßend fest, dass Guan Yu häufig mit Konfuzius, dem Meister des Friedens (‌文圣),
108       Si Yuan

als Meister des Kriegs (‌武圣) verehrt worden ist (Wilhelm 1973: 238). Eingebettet
in Wilhelms Sammlung und Zusammenstellung chinesischer Märchen ist auch
die umfassende Auseinandersetzung des Übersetzers mit chinesischen Werten,
Glaubensvorstellungen, Gesellschaftsordnungen und Machtverhältnissen. In
seiner Übertragung der Geschichte von Guan Yu in der Geschichte der Drei Reiche
vereinfachte Wilhelm die ursprüngliche Geschichte, indem er typische Geschich-
ten aus dem Kontext von Guan Yu auswählte, sie in allgemeiner Form vorstellt
und Informationen über andere Volkslegenden hinzufügte sowie die Wunder des
Protagonisten hervorhob, so dass seine Geschichtserzählung dem Hauptthema
der chinesischen Volksmärchen gerecht werden konnte.

   bersetzungen der Geschichte der Drei Reiche
4 Ü
  im Dritten Reich: Literarische Widerspieglung
  unruhiger Zeiten während des zweiten
  Weltkriegs
Als Hitlers nationalsozialistisches Regime 1933 an die Macht kam, führte es eine
strikte Kulturpolitik ein, die eine strenge politische Zensur nicht nur der Ver-
öffentlichung deutschsprachiger Literatur, sondern auch aller Übersetzungs-
tätigkeiten vorsah. Mehr als jede andere Gesellschaft oder Epoche beeinflusste
der besondere politische Kontext des Dritten Reiches die Auswahl der zu über-
setzenden Werke und die gegenseitigen Auswirkungen zwischen der Übersetzer-
tätigkeit und dem vorherrschenden ideologischen Einfluss zeigten sich stets
in den übersetzten Werken. Die bislang entdeckten deutschen Übersetzungen
der Geschichte der Drei Reiche zu dieser Zeit entstammen hauptsächlich dem
Zeitraum von 1938 bis 1940. Im Jahr 1938 wurden zwei Textausschnitte aus dem
Roman Geschichte der Drei Reiche mit den Titeln Die Wirren am Hof der Han-­
Kaiser und Das Ende des Tyrannen Dung Dscho (‌董卓) in der Zeitschrift Sinica im
13. Band veröffentlicht, die jeweils von Irmgard Grimm (Grimm 1938) und Franz
Kuhn (Kuhn 1938) übersetzt wurden. Es geht darin um die unruhigen Zeiten Ende
der östlichen Han-Dynastie und die Gewaltherrschaft von Dung Dscho im 2.,
3., 8. und 9. Kapitel des Romans. 1939 beschäftigten sich die beiden Sinologen
weiterhin mit der Übersetzung des Romans Geschichte der Drei Reiche, indem
Grimm im 14. Band der Zeitschrift Harvard Journal of Asiatic Studies das 4. und
das 5. Kapitel des Romans unter dem Titel Tsau Tsau’s Flucht, aus dem San-­Guo
dschi übersetzte (Grimm 1939b: 103–107) und das 13. und das 14. Kapitel unter
dem Titel Rettung aus der Not, aus der Geschichte der drei Reiche veröffentlichte
   Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der drei Reiche   109

(Grimm 1939a: 32–39), während Kuhn in demselben Band der Harvard Journal
of Asiatic Studies 1939 die Geschichte von Liu Beis Flucht aus Liu Biaos (‌刘表)
Territorium (dem 34. Kapitel) und seinem dreimaligen Besuch bei Zhuge Liang
in Nanyang (‌南阳) (dem 37. und 38. Kapitel) auswählte und unter dem Titel Der
Sprung in den Wildbach, aus dem San-Guo dschi übersetzt (Kuhn 1939b: 151–161)
und Besuch beim schlafenden Drachen, aus der Geschichte der drei Reiche (Kuhn
1939a: 40–51) übersetzte. 1940 wählte Kuhn erneut die Geschichte der Diktatur
von Dung Dscho aus und nahm sie in seinem Sammelwerk Die dreizehnstöckige
Pagode: Altchinesische Liebesgeschichten (Shih-san ts’eng t’a) (‌十三层塔) auf, das
1940 im Verlag Steiniger erschien (Kuhn 1940b). Im selben Jahr veröffentlichte
Kuhn im Verlag Kiepenheuer in Berlin Die drei Reiche (San kwo tschi): Roman aus
dem alten China, der den Originaltext mit 120 Kapiteln in einer um gut zwei Drittel
gekürzten Fassung vorstellte (vgl. Kuhn 1940a: 461). 1953 wurde dieses Buch mit
dem Titel Die Schwurbrüder vom Pfirsichgarten (San kuo chih yen i) (‌《三国志演
义》) vom Verlag Kiepenheuer & Witsch in Köln und Berlin nachgedruckt (Kuhn
1953).
     Generell betrachtet zeigten beide Sinologen ihr Interesse an den Geschichten
von den Unruhen und der Aufruhr am Ende der Han-Dynastie, die tyrannische
Herrschaft der Usurpatoren sowie die abenteuerliche Flucht der Helden aus den
Wirren der Schreckensherrschaft. Der Grund, warum sie sich für die Übersetzung
von der Geschichte der Drei Reiche entschieden, liegt vermutlich darin, dass sich
ein Zusammenhang zwischen den Episoden des Romans und der kriegerischen
Konstellation der damaligen Zeit herstellen ließ, was als eine literarische Wider-
spieglung der Realität jener Zeit dienen könnte.
     Grimm war eine deutsche Sinologin, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn
bis 1930 in der chinesischen Stadt Beijing, damals Beiping genannt, lebte. Später
zog sie mit ihrer Familie von der Stadt Beiping zur Stadt Tianjin und erlebte das
Ereignis 1935, als die Tianjin-Garnison der japanischen Kwantung-Armee im Mai
1935 eine große Zahl ihrer Truppen aus dem von den Japanischen Invasoren als
„Mandschukuo“ bezeichneten Nordosten Chinas mobilisierte, um in das Land
einzudringen und die zentrale Regierung Chinas mit dem He-Mei-Abkommen
(‌何梅协定) zu erpressen. Nachdem die Stadt Tianjin unter japanische Kon-
trolle gebracht worden war, verließ die Familie Grimm 1936 China und kehrte
nach Deutschland zurück (Schmitt-Englert 2012: 352). Obwohl es keine weiteren
Belege gibt, die die Beweggründe für die Übersetzung erklären könnte, lässt sich
doch vermuten, dass ihr Interesse an dem Roman Geschichte der Drei Reiche
von dem kriegerischen Umfeld in China und später auch in Europa beeinflusst
worden ist.
     Im Vergleich dazu war Kuhns Karriere in der Sinologie ebenfalls stark vom
politischen Umfeld geprägt. In seiner Biografie wurde erwähnt, dass der Rus-
110       Si Yuan

sisch-Japanische Krieg (1904–1905) sein Interesse am Fernen Osten geweckt
hatte und ihn dazu veranlasste, sich der Übersetzungs- und Konsulararbeit in
China zu widmen (Kuhn 1980: 9). In den 20er Jahren entdeckte Anton Kippenberg
(1874–1950), der Verleger des Insel-Verlags, Kuhn und beauftragte ihn mit der
Übersetzung einer Reihe chinesischer Klassiker, zu denen Kin Ping Meh oder Die
abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen (‌《金瓶梅》), Der
Traum der roten Kammer (‌《红楼梦》) und Die Räuber vom Liang-Schan-Moor
(‌《水浒传》) zählten. Die oben erwähnten Übersetzungen bescherten Kuhn
einen großen Erfolg, weswegen er in der Folge über seine Themenauswahl bei
chinesischen Übersetzungen relativ frei entscheiden konnte (vgl. Zhang Xin
2017: 66). In diesem Beitrag wird davon ausgegangen, dass sich Kuhns Entschei-
dung für Die drei Reiche (San kwo tschi): Roman aus dem alten China sowohl mit
der kriegerischen Konstellation im Dritten Reich als auch mit dem Auftrag des
Verlags, chinesische Klassiker zu übersetzen, in Verbindung steht.
     Wenn man das von Kuhn übersetzte Werk Die drei Reiche (San kwo tschi):
Roman aus dem alten China und das politische Umfeld im Dritten Reich gemein-
sam in Betracht zieht, so zeichnet sich die Übertragung der chinesischen
Geschichten offensichtlich durch eine gegenseitige ideologische Interaktion zwi-
schen der Nazi-Herrschaft und dem Übersetzer aus.
     In Kuhns Nachwort über die Bedeutung von dessen Übersetzung des Werks
Die drei Reiche (San kwo tschi): Roman aus dem alten China heißt es, dass dieser
nicht nur zeitlich, sondern auch seiner literaturgeschichtlichen Bedeutung nach
der erste Roman sei, den die chinesische Literatur aufzuweisen habe (vgl. Kuhn
1940a: 459). In seiner Erläuterung zur historischen Authentizität der Romanfigu-
ren und ihrer Verbreitung in der chinesischen volkstümlichen Erzählung argu­
mentierte er, dass sich Liu Bei „mit Sung Kiang (‌宋江), dem Helden in Schui hu
tschuan (‌《水浒传》), die Ehre teilen könne, als der Volksheld Chinas zu gelten“
(Kuhn 1940a: 461). Darüber hinaus zitierte Kuhn nicht nur Grubes Bewertung
dieses Romans in Grubes Geschichte der chinesischen Literatur (Grube 1902: 406),
sondern verglich Die drei Reiche auch mit dem Nibelungenlied. Er zitierte sogar
Verszeilen aus dem Nibelungenlied, um eine Analogie zwischen dem chinesischen
Roman und dem Nibelungenlied herzustellen: „Uns ist in alten maeren/wunders
vil geseit“ (Kuhn 1940: 459). Das Nibelungenlied wurde im Dritten Reich vermittels
der Literaturgeschichtsschreibung als germanisches Heldenepos gepriesen, das
sowohl offiziell populär war, als auch von Hitler hochgeschätzt wurde. Kuhns Ver-
gleich des chinesischen Romans mit dem Nibelungenlied lässt sich als Versuch
werten, an die literarästhetischen Interessen des nationalsozialistischen Deutsch-
lands zu Gunsten der Veröffentlichung seiner Übersetzung zu appellieren.
     Betrachtet man allerdings die von Kuhn übersetzten Inhalte an und vergleicht
den im Jahr 1938 veröffentlichten Textausschnitt Das Ende des Tyrannen Dung
   Studie zur frühen Rezeption der Geschichte der drei Reiche   111

Dscho mit demselben Textausschnitt in seinem 1940 veröffentlichten Die drei
Reiche, fällt auf, dass sich Kuhns größte Änderungen im gesamten Text, abgese-
hen von einigen leichten Abweichungen bei der Übersetzung von Namen (Kuhn
1938: 122–123), auf die Übersetzung der Schreckensherrschaft und der despoti-
schen Gräueltaten von Dung Dscho konzentrieren (Kuhn 1940a: 116). Wenn man
die Sprache der Übersetzung von 1938 mit derjenigen im Jahr 1940 vergleicht,
ist letztere prägnanter, kürzer und kraftvoller und zeigt deutlicher die subjektive
Initiative des Tyrannen Dung Dscho in seiner Gewalttätigkeit und seiner Miss-
achtung des Lebens. Der letzte Satz „‌卓饮食谈笑自若“ erschien in der Version
1938 als „Der Tyrann aber aß und trank und plauderte und scherzte weiter, als ob
nichts geschehen wäre“ (Kuhn 1938: 123). Die Version von 1940 hingegen lautet:
„Aber der Tyrann schmauste5 und trank und plauderte und scherzte weiter, als ob
nichts geschehen wäre“ (Kuhn 1940a: 116). Im Vergleich zur Übersetzung von 1938
wird in Kuhns Übersetzung von 1940 die schuldlose Willkür des Tyrannen her-
vorgehoben; und die Atmosphäre der Angst, in der die Beamten es nicht wagten,
ihm zu widersprechen, erinnert noch deutlicher an die repressive Herrschaft des
Nazi-Regimes. Es lässt sich nicht feststellen, dass Kuhn unbedingt beabsichtigte,
bestimmte gesellschaftliche Gegebenheiten des Dritten Reiches in der literari-
schen Übersetzung widerzuspiegeln, aber die Änderungen, die er an der 1938er
Version der Übersetzung vornahm, lassen darauf schließen, dass er zumindest
der Darstellung der Tyrannei in seinem literarischen Werk mehr Aufmerksamkeit
schenkte. In Translation, Rewriting and the Manipulation of Literary Fame weist
Lefevere darauf hin, dass die Übersetzung durch die Manipulation der Ideologie
des Übersetzers stark geprägt wird (vgl. Lefevere 2016: 48). Als integriertes und
verwobenes Netzwerk von Ansichten, Einstellungen, Moralvorstellungen und
Werten hat die Manipulation der literarischen Übersetzung durch die jeweilige
Ideologie des Übersetzers sicherlich ihre Grenzen, aber sie stellt auch ein wich-
tiges Potenzial für die Beteiligung der Übersetzer an der Umgestaltung der Welt-
literatur dar. Wenn man weitere Beispiele aus Kuhns Übersetzung auswählt, so
lassen Textstellen wie „nicht weniger als eine Viertelmillion Fronarbeiter wurden
zu ihrem Aufbau gepresst“ (Kuhn 1940a: 115) eine deutliche Verknüpfung mit der
Realität der Nazi-Herrschaft erkennen. Kuhns Wahl von Wörtern und Ausdrücken
über Gewaltherrschaft und Gräueltaten in der literarischen Übersetzung zeugen
von einer kreativen Rebellion vermittels der Sprache, durch die der Übersetzer in
gewisser Weise auch seine eigene Antikriegsideologie und sein Nachdenken über
die Katastrophen seiner Zeit offenbart.

5 Hervorhebung durch die Verfasserin.
112         Si Yuan

5 Fazit
Betrachtet man die deutsche Übersetzung und Rezeption des Werkes Geschichte
der Drei Reiche im Zeitraum von 1856 bis 1940 aus einer historischen Per-
spektive, so wird deutlich, dass die deutsche Rezeption des Romans in unter-
schiedlichen historischen, sozialen und kulturellen Kontexten verläuft. Die
Rezeption des Romans Geschichte der Drei Reiche im deutschsprachigen Raum
war von den politischen und kulturellen Kontexten verschiedener historischer
Epochen geprägt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Rezeption
des Romans Geschichte der Drei Reiche von der sinologischen Herangehensweise
der Engländer und Franzosen beeinflusst, wobei der Schwerpunkt auf der Ent-
deckung des chinesischen Volksglaubens in der Geschichte und seiner Inter-
pretation im Kontext der christlichen Theologie lag. Während der deutschen
Kolonialzeit in China zeichnet sich die Auswahl und Bearbeitung der Episoden
im Roman Geschichte der Drei Reiche durch eine Vielfältigkeit aus, die die unter-
schiedlichen Interpretationen der chinesischen Seele durch deutsche Übersetzer
widerspiegelte. Im Dritten Reich und besonders während des zweiten Weltkriegs
beeinflusste der spezifische politische Kontext die Auswahl der zu übersetzen-
den Werke zutiefst. Die ideologische Interaktion zwischen dem Übersetzer und
dessen sozialem Umfeld zeigt sich auch in der Übersetzung. Zusammenfassend
lässt sich schlussfolgern, dass die Gemeinschaft der deutschen Übersetzer einen
bemerkenswerten Beitrag zur Übersetzung, Verbreitung und Rezeption des
Romans Geschichte der Drei Reiche in deutschsprachigen Ländern leistete und
dabei eine aktive sowie positive Rolle spielte. Auf diese Weise konnten der kultu-
relle Austausch und das gegenseitige Verständnis zwischen China und Deutsch-
land gefördert werden.

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Angaben zur Person
Dr. Si Yuan ist Dozentin an der Nankai-Universität in Tianjin, China. Sie hat zur deutschen
Literaturwissenschaft promoviert und ihre Forschungsschwerpunkte sind momentan deutsche
Literatur der Goethezeit und deutsch-chinesische Literatur- und Kulturbeziehungen.
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