TAGUNG Die Bedeutung der öffentlichen Finanzen für die Entwicklung von Nationalstaaten

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TAGUNG

Die Bedeutung der öffentlichen Finanzen für die
Entwicklung von Nationalstaaten
Mustafa Yeter*

Die Fähigkeit von Nationalstaaten zur effekti-
ven Erhebung von Steuereinnahmen ist von                            2017 ZEW Public Finance
zentraler Bedeutung für die ökonomische                           Conference: Public Finance and
Entwicklung sowie das Wirtschaftswachstum.                                Development
Zahlreiche Entwicklungsländer stehen jedoch
vor der Herausforderung, ausreichende Steu-
                                                               Veranstaltet vom Zentrum für Europäische Wirt-
ereinnahmen zu generieren, um grundlegen-                       schaftsforschung (ZEW) und vom Arbeitskreis
de öffentliche Güter wie Bildung oder Infra-                            Europäische Integration (AEI).
struktur in entsprechendem Umfang und in
ausreichender Qualität bereitzustellen. Die                         Gefördert durch die Europäische Union.
Verbesserung der steuerlichen Leistungsfä-                                  8./9. Mai 2017, Mannheim
higkeit von Entwicklungsländern stellt daher
eine wichtige, aber auch komplexe politische
                                                              Taxation & Firm Behaviour
Herausforderung dar. Der Reformbedarf be-
                                                              Chair: Daniela STEINBRENNER, ZEW, Mann-
schränkt sich nicht nur auf den Bereich der
                                                              heim
Steuern, sondern betrifft auch weitere Aspek-                 Paper Givers: Katarzyna HABU, University of Ox-
te der öffentlichen Finanzen wie Ausgabenpo-                  ford; Vincent DEKKER, University of Hohen-
litik und Probleme, die in diesem Zusammen-                   heim; Alessandro DI NOLA, University of Kon-
hang durch Korruption oder Patronage ent-                     stanz
stehen.
                                                              Redistribution & Welfare
Die Güte öffentlicher Finanzen ist auch von                   Chair: Paul HUFE, ZEW, Mannheim
zentraler Bedeutung für die Entwicklungspo-                   Paper Givers: Doina RADULESCU, University of
litik der Europäischen Union (EU). Diese                      Bern; Charlotte BARTELS, Deutsches Institut für
sieht als explizites Ziel auch die Förderung                  Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin; Fabian KIN-
der öffentlichen Finanzen in den Empfänger-                   DERMANN, University of Bonn
ländern europäischer Entwicklungshilfe vor,
um hierdurch ein nachhaltiges sowie inklusi-                  Public Spending & Debt
ves Wachstum zu fördern. Ein substantieller                   Chair: Sarah CIAGLIA, London School of Eco-
Teil der hierfür zur Verfügung stehenden Mit-                 nomics, London
tel wird daher durch die Förderung transpa-                   Paper Givers: Kai GEHRING, University of
renter Budgets und effizienter öffentlicher                   Zurich; Wouter VAN DER WIELEN, KU Leuven;
                                                              Vera Z. EICHENAUER, ETH Zurich
Verwaltung unmittelbar zur Verbesserung der
öffentlichen Finanzen in den Empfängerlän-
                                                              Keynote: Distributional implications of
dern genutzt. Vor diesem Hintergrund wur-
                                                              transition from plan to market
den auf der ZEW Public Finance Konferenz
                                                              Sergei GURIEV, Sciences Po, Paris
2017 aktuelle Forschungsarbeiten an der
                                                              Chair: Friedrich HEINEMANN, ZEW, Mannheim
Schnittstelle von öffentlichen Finanzen und

* Mustafa Yeter, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim.

integration – 3/2017                                                          DOI: 10.5771/0720-5120-2017-3-252

                                     https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                              Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
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Yeter | AEI • Tagungen                                                                                             253

Entwicklung diskutiert. In 15 Sessions prä-
                                                                Development Aid
sentierten die TeilnehmerInnen insgesamt 53
                                                                Chair: Christoph HARENDT, ZEW, Mannheim
Beiträge. Darüber hinaus wurden auch klassi-
                                                                Paper Givers: Angelika MÜLLER, Heidelberg Uni-
sche Themen wie die öffentliche Verschul-                       versity, Heidelberg; Sarah LANGLOTZ, Heidel-
dung, die Verteilung von Einkommen sowie                        berg University, Heidelberg; Alexandra AVDEEN-
das Steuervermeidungsverhalten von Indivi-                      KO, University of Mannheim; Andreas FUCHS,
duen und Unternehmen aufgegriffen.                              Heidelberg University, Heidelberg
                                                                Tax Competition & Optimal Taxation
Die Wirkung von Steuern auf das unternehme-
                                                                Chair: Verena DUTT, ZEW, Mannheim
rische Verhalten
                                                                Paper Givers: Kaushal KISHORE, University of
                                                                Pretoria; Simon NAITRAM, University of Glas-
In der Session „Taxation & Firm Behaviour“                      gow; Emanuel HANSEN, University of Cologne
wurden Studien vorgestellt, die sich mit der
Wirkung von Steuern auf das unternehmeri-                       Fiscal Transfers
sche Entscheidungsverhalten beschäftigen. So                    Chair: Zareh ASATRYAN, ZEW, Mannheim
nutzt die Studie von Katarzyna Habu eine                        Paper Givers: Giorgio GULINO, University of
Steuerreform, die sowohl die Kapitalkosten                      Bologna; Katharina RICHERT, Heidelberg Uni-
                                                                versity, Heidelberg; Brice FABRE, Paris School of
als auch die Liquidität von kanadischen In-
                                                                Economics, Paris; Zareh ASATRYAN, ZEW,
come Trusts beeinflusst, um die Auswirkun-                      Mannheim
gen auf das Investitionsverhalten in einem
quasiexperimentellen Umfeld zu untersuchen.                     State Capacity
Die Resultate zeigen, dass für unternehmeri-                    Chair: Julia BRAUN, ZEW, Mannheim
sche Investitionen eine höhere Liquidität ent-                  Paper Givers: Roel DOM, University of Notting-
scheidender ist als niedrige Kapitalkosten. Die                 ham; Tiangboho SANOGO, CERDI-Université
                                                                d’Auvergne, Clermont-Ferrand; Antonio SAVOIA,
Studie von Vincent Dekker untersucht die
                                                                University of Manchester
Auswirkungen von Patentboxen für geistiges
Eigentum auf Unternehmen innerhalb der                          Elasticity of Taxable Income
Organisation für wirtschaftliche Zusammen-                      Chair: Katharina NICOLAY, ZEW, Mannheim
arbeit und Entwicklung (OECD) in Bezug auf                      Paper Givers: Carina WOODAGE, ZEW,
ihre Innovationsfähigkeit. Die empirischen                      Mannheim; Albrecht BOHNE, University of
Ergebnisse der Studie legen nahe, dass sich                     Mannheim; Gauthier LANOT, Umeå University,
                                                                Umeå; Marcelo BERGOLO, IECON-Universidad
durch die Einführung von Patentboxen ohne
                                                                de la República, Montevideo
konkrete Entwicklungsbedingung die Innova-
tionsfähigkeit von Unternehmen nicht stei-                      Fiscal Decentralization
gern lässt. Alessandro Di Nola analysiert in                    Chair: Annika HAVLIK, ZEW, Mannheim
seiner Studie die steuerlichen Determinanten                    Paper Givers: Mariana LOPES DA FONSECA,
der Schattenwirtschaft in Bulgarien. Er ge-                     Max Planck Institute for Tax Law and Public Fi-
langt zu dem Ergebnis, dass der Anteil der in                   nance, München; Christian FREY, University of
                                                                Lucerne; Pablo EVIA, University of Bonn; Ekke-
der Schattenwirtschaft aktiven Unternehmen
                                                                hard A. KÖHLER, Walter Eucken Institute,
mit zunehmender Produktivität sinkt und Er-
                                                                Freiburg
tragssteuern sowie Sozialabgaben lediglich
eine untergeordnete Rolle für diese Entschei-                   Tax Incidence and Reforms
dung spielen.                                                   Chair: Rainer BRÄUTIGAM, ZEW, Mannheim
                                                                Paper Givers: Johannes BECKER, University of
Umverteilung und Wohlfahrt                                      Münster; Jarkko HARJU, VATT Institute for Eco-
                                                                nomic Research, Helsinki; Jonathan PYCROFT,
Die in der Session „Redistribution & Welfare“                   Europäische Kommission, Joint Research Centre,
                                                                Sevilla; Mariona MAS MONTSERRAT, University
präsentierten Studien beschäftigen sich mit
                                                                of Barcelona
den Effekten verschiedener Instrumente des

                                                                                                    integration – 3/2017

                                       https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                                Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
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Wohlfahrtsstaates. So untersucht die Studie
                                                              Taxes & Welfare in the Lab
von Doina Radulescu am Beispiel der Berner
                                                              Chair: Sebastian BLESSE, ZEW, Mannheim
Energieversorgung, inwiefern die Preisset-
                                                              Paper Givers: Colin KUEHNHANSS, Vrije Univer-
zung für öffentliche Versorgungsleistungen                    siteit Brussel; Jana FRIEDRICHSEN, Humboldt-
die Umverteilungswirkung öffentlicher Steu-                   Universität zu Berlin; Eckhard JANEBA, Universi-
ern sinnvoll ergänzen kann. Die von Charlotte                 ty of Mannheim; Tuomas MATIKKA, VATT Insti-
Bartels präsentierte Studie beschäftigt sich                  tute for Economic Research, Helsinki
hingegen mit der langfristigen Wirkung staat-
licher Umverteilung. Auf Basis einer Differen-
                                                              Poverty & Social Protection
zierung zwischen Personen und der langfristi-
                                                              Chair: Olena PFEIFFER, ZEW, Mannheim
gen Versicherungswirkung für den einzelnen
                                                              Paper Givers: Li YANG, Paris School of Eco-
Beitrags- bzw. Steuerzahler versucht sie,                     nomics, Paris; Paul HUFE, ZEW, Mannheim; Juk-
Wohlfahrtssysteme verschiedener Länder                        ka PIRTTILÄ, University of Tampere; Torben FI-
nach Typen zu klassifizieren sowie die Deter-                 SCHER, University of Mannheim
minanten ihrer Ausprägung zu identifizieren.
Fabian Kindermann ging der Frage nach, in-
                                                              Keynote: The Digital Revolution and
wiefern sich Erbschaftssteuern und die damit
                                                              Targeting Public Expenditure for Poverty
verbundenen Vermögenseffekte auf das Ar-                      Reduction
beitsangebot auswirken. Es zeigt sich, dass der               Ravi KANBUR, Cornell University, Ithaca
deutsche Staat für jeden Euro eingenomme-                     Chair: Andreas PEICHL, ZEW, Mannheim
ner Erbschaftssteuer zusätzlich neun Cent an
Einkommenssteuer erwarten kann.
                                                              Tax Compliance
                                                              Chair: Philipp DÖRRENBERG, ZEW, Mannheim
Öffentliche Ausgaben und Verschuldung
                                                              Paper Givers: Mazhar WASEEM, University of
In der Session „Public Spending & Debt“                       Manchester; Amanda TUSET CUEVA, University
wurden Studien vorgestellt, die unterschiedli-                of Erlangen-Nuremberg; Jost HECKEMEYER,
che Aspekte der Verschuldung von National-                    Leibniz Universität Hannover; Johannes VOGET,
staaten analysieren. So untersucht Kai Geh-                   University of Mannheim
ring in seiner Studie, ob die Kreditprogramme
des Internationalen Währungsfonds (IWF)                       International Taxation
nachhaltig die Kreditwürdigkeit der Empfän-                   Chair: Maximilian TODTENHAUPT, ZEW,
gerländer an den Finanzmärkten verbessern.                    Mannheim
Die empirischen Ergebnisse dokumentieren                      Paper Givers: Nathan SEEGERT, University of
eine solche Verbesserung, da der Erhalt der                   Utah, Salt Lake City; Maximilian TODTEN-
IWF-Mittel als Signal zur Reformbereitschaft                  HAUPT, ZEW, Mannheim; Dominik VON HA-
gesehen werde. Wouter van der Wielen ent-                     GEN, University of Mannheim
wickelt in seiner Studie ein Modell zur sto-
chastischen Charakterisierung der Budgetdis-                  Political Competition & Voting
ziplin im europäischen Währungsraum. Es                       Chair: Mustafa YETER, ZEW, Mannheim
zeigt sich, dass die Politikunsicherheit gemes-               Paper Givers: Stefanie GÄBLER, ifo Institute,
sen an der Gesamtunsicherheit in der kurzen                   München; Christian BRUNS, University of
Frist eine größere Bedeutung für die Entwick-                 Göttingen; Vítezslav TITL, KU Leuven
lung des Schuldenstandes besitzt als makro-
ökonomische Schocks. Vera Z. Eichenauer un-                  resende und zeigen weiter, dass diese Anstiege
tersucht in ihrer Studie das Phänomen des                    mit zunehmender Qualität in den nationalen
Dezember-Fiebers. Die empirischen Resultate                  öffentlichen Verwaltungen niedriger ausfal-
dokumentieren Ausgabenmaxima zum Jah-                        len.

integration – 3/2017

                                     https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                              Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
                       Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
Yeter | AEI • Tagungen                                                                                             255

Verteilungswirkungen beim Übergang von                         scheiden, Entwicklungshilfe zu leisten. Die
Plan- zu Marktwirtschaft                                       Analyse zeigt, dass sich vor allem wohlhaben-
                                                               de Länder mit starkem Wirtschaftswachstum
In seiner Keynote betrachtete Sergei Guriev                    und jene mit einer starken Polarisierung der
die Verteilungswirkungen beim Übergang                         Außenpolitik in der Entwicklungshilfe enga-
von Plan- zu Marktwirtschaft. Auf Basis von                    gieren. Die Studie von Alexandra Avdeenko
Befragungsdaten für die ehemaligen kommu-                      untersucht die Wirksamkeit von humanitären
nistischen Staaten legte er dar, dass lediglich                Hilfsprogrammen zur Vorbereitung auf extre-
eine Minderheit von 44 Prozent der Bevölke-                    me Wetterereignisse. Die Resultate im Kon-
rung durch den Wechsel zur Marktwirtschaft                     text eines Projektes einer Nichtregierungsor-
eine Zunahme ihres Einkommens erlebt hat.                      ganisation in Pakistan legen nahe, dass die
Dieser Zuwachs konzentriere sich darüber hi-                   Wirksamkeit hoch ist. Andreas Fuchs zeigt in
naus auf die oberen Dezile der Verteilung,                     seiner Studie, dass Entwicklungshilfe die Zahl
während das Einkommenswachstum im Falle                        der abgehenden Flüchtlinge nicht senkt, je-
der unteren Dezile lediglich unterdurch-                       doch die Zahl der in das jeweilige Geberland
schnittlich gewesen sei. Da eine Steigerung                    kommenden Flüchtlinge reduziert.
der verfügbaren Einkommen nur langsam
und erst langfristig erfolgt sei, könne dies die               Steuerwettbewerb und optimale Besteuerung
negative Wahrnehmung der Transition erklä-
ren sowie eine weitere Stärkung radikaler po-                  Gegenstand der Session „Tax Competition &
litischer Parteien nach sich ziehen.                           Optimal Taxation“ waren theoretische und
                                                               empirische Überlegungen zu Fragen des Steu-
Guriev präsentierte auch Ergebnisse zum sub-
                                                               erwettbewerbs und optimaler Einkommens-
jektiven Wohlbefinden und zu den gesund-
                                                               besteuerung. Kaushal Kishore präsentierte
heitlichen Auswirkungen des Übergangs zur
                                                               eine Studie zum Steuerwettbewerb unter Be-
Marktwirtschaft. Während ersteres stark zu-
                                                               rücksichtigung eines möglichen „home bias“
genommen habe und die anfängliche Lücke
                                                               von Investoren. Er zeigte, dass ein Land den
zu den G7-Staaten geschlossen wurde, ver-
                                                               Anreiz hat, sich einseitig zu einem Steuerre-
deutlichten geringere Körpergrößen von
                                                               gime mit einheitlichem Steuersatz für in- und
Menschen, die während des Übergangs der
                                                               ausländisches Kapital zu verpflichten, selbst
Wirtschaftssysteme zur Welt gekommen sind,
                                                               wenn das Wettbewerbsland unterschiedliche
die gesundheitlichen Auswirkungen der Tran-
sition. Dieser Effekt verstärke sich mit abneh-                Steuersätze vorsieht. Simon Naitram demons-
mendem Ausbildungsgrad der Mutter.                             triert, dass der beobachtbare Trend sinkender
                                                               Steuersätze sowohl auf den Wettbewerb um
Die Motivation und Wirkung von Entwick-                        Realinvestitionen als auch auf die Sicherung
lungshilfe                                                     der steuerlichen Bemessungsgrundlage vor
                                                               Gewinnverlagerung in Steueroasen zurückzu-
In der Session „Development Aid“ wurden                        führen ist. In der von Emanuel Hansen prä-
Studien vorgestellt, die sich mit der Motivati-                sentierten Studie werden die Bedingungen
on und den Effekten von Entwicklungshilfe                      hergeleitet, unter denen die soziale Wohlfahrt
beschäftigen. So analysiert die Studie von Sa-                 durch einen Earned Income Tax Credit mit
rah Langlotz, inwieweit Entwicklungshilfe die                  negativen Grenzsteuern und negativen Betei-
Militärausgaben des Empfängerlandes erhöht.                    ligungssteuern auf niedrige Einkommen ma-
Die Ergebnisse dokumentieren einen positi-                     ximiert wird. Die Ergebnisse legen nahe, dass
ven Effekt, der aber nur dann robust ist, wenn                 ein Earned Income Tax Credit dann optimal
die Entwicklungshilfe direkt zwischen den                      ist, wenn der Umverteilungsgedanke von Rei-
Staaten und nicht über Dritte fließt. Angelika                 chen zu Armen stark und der von Armen zu
Müller untersuchte, weshalb sich Länder ent-                   sehr Armen nur schwach ausgeprägt ist.

                                                                                                    integration – 3/2017

                                       https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                                Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
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Die politische Ökonomie von Fiskaltransfers                  men geführt haben. Die Ergebnisse deuten
                                                             auf keine signifikant positiven Effekte. Im
In der Session „Fiscal Transfers“ wurden Stu-                Rahmen einer Fallstudie für die Elfenbein-
dien vorgestellt, die eine politökonomische                  küste identifizierte Tiangboho Sanogo einen
Analyse der Allokation von Fiskaltransfers in-               positiven Zusammenhang zwischen dem
nerhalb eines Landes sowie der Kreditvergabe                 Grad der Dezentralisierung und dem Zugang
von internationalen Organisationen durchge-                  zu Dienstleistungen wie Bildung. Antonio
führt haben. Vor diesem Hintergrund unter-                   Savoia präsentierte eine Studie, welche die
sucht die Studie von Giorgio Gulino, inwieweit               Wirkung politischer Institutionen auf die fis-
die Parteifragmentierung im Gemeinderat                      kalische Kapazität in 46 Entwicklungsländern
Einfluss auf die Fiskalpolitik nimmt, wenn                   untersucht und zeigt, dass diese insbesondere
eine bindende Schuldengrenze vorliegt. Die                   durch eine verstärkte Haftung der Exekutive
Resultate auf Basis von italienischen Daten                  und mehr Transparenz gefördert werden
zeigen, dass eine zunehmende Fragmentie-                     kann.
rung mit einer Reduktion der Steuereinnah-
men sowie der Ausgaben einhergeht. Brice                     Elastizität des besteuerbaren Einkommens
Fabre testete, ob französische Gemeinden, in
denen ein Minister zuvor gearbeitet oder als                 Methodische Besonderheiten sowie mögliche
Kind gelebt hat, mehr Transfers erhalten. Die                Verzerrungswirkungen bei der Schätzung der
Ergebnisse dokumentieren einen um 45 Pro-                    Elastizität des besteuerbaren Einkommens
zent erhöhten Transferbezug bei einer berufli-               waren die Themen der Session „Elasticity of
chen Verbindung des Ministers zu der Ge-                     Taxable Income“. So untersuchte Carina Woo-
meinde, jedoch keinen Effekt für Gemeinden,                  dage mit Hilfe einer Metaanalyse empirischer
in denen die Kindheit verbracht wurde. Zareh                 Studien, inwiefern spezifische Studieneigen-
Asatryan testet in einer inhaltlich verwandten               schaften, wie beispielsweise die Anwendung
Studie das Vorhandensein eines „home bias“                   bestimmter Methoden, Einfluss auf die Höhe
im Falle der Europäischen Investitionsbank.                  der geschätzten Elastizitäten ausüben. Sie
Auch er findet Evidenz für eine um 20 Pro-                   zeigte, dass insbesondere das Schätzverfahren,
zent gesteigerte Allokation von Fördermitteln.               die institutionellen Rahmenbedingungen so-
Katharina Richert untersuchte, ob die Reprä-                 wie die Frage, ob die Studie publiziert ist, das
sentanz eines Landes im Sicherheitsrat der                   Ergebnis beeinflussen. Albrecht Bohne präsen-
Vereinten Nationen oder im Rat der Interna-                  tierte seine Studie, in deren Fokus die Frage
tional Finance Corporation zu einer gestei-                  steht, inwiefern sich Verhaltensreaktionen auf
gerten Kreditvergabe an dieses führt. Die em-                Steuern über die Zeit verändern, z.B. durch
pirischen Ergebnisse deuten auf solch einen                  Lernen. Die Ergebnisse unterstreichen, dass
Zusammenhang hin und dokumentieren wei-                      Steuerpflichtige mit zunehmender Erfahrung
terhin, dass insbesondere große Unterneh-                    bei der Erstellung ihrer Steuererklärung eher
men von diesen Krediten profitieren.                         auf Knicke im Steuertarif reagieren und so
                                                             Steuern vermeiden. Gauthier Lanot ging der
Staatskapazität in Entwicklungsländern                       Frage nach, inwiefern Schätzungen der Steu-
                                                             erelastizität des Einkommens möglicherweise
In der Session „State Capacity“ wurden drei                  einer Verzerrung unterliegen. Er gab zu be-
empirische Studien aus dem Themenbereich                     denken, dass Studien, die sich in ihrer Analy-
Staatskapazität in Entwicklungsländern vor-                  se auf Knicke im Steuertarif konzentrieren, le-
gestellt. Die Studie von Roel Dom untersucht,                diglich eine lokale Reaktion messen und sich
ob teilautonome Finanzverwaltungen, die seit                 nicht für weitergehende steuerpolitische
den 1990er Jahren in einer Reihe von Staaten                 Schlussfolgerungen eignen. Marcelo Bergolo
in Subsahara-Afrika eingeführt wurden, zu                    analysierte in seiner Studie die Sensitivität der
den erhofften Erhöhungen der Steuereinnah-                   berichteten Arbeitseinkünfte auf die Ausge-

integration – 3/2017

                                     https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                              Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
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Yeter | AEI • Tagungen                                                                                             257

staltung des Einkommensteuertarifs. Insbe-                     Flow Tax, bei der sich die Besteuerung nach
sondere im Falle des ersten Knicks der Tarif-                  dem Bestimmungsland richtet und die für
funktion dokumentieren die Ergebnisse eine                     deutsche Exporte in die USA zu einer Zusatz-
starke Reaktion der Steuersubjekte.                            steuer führen könnte. Jonathan Pycroft unter-
                                                               suchte die Wirkung einer Harmonisierung
Fiskalische Dezentralisierung                                  der Körperschaftsteuer in der EU. Neben
                                                               möglichen positiven Effekten für Investitio-
Die Beiträge der Session „Fiscal Decentraliza-                 nen deuten die Resultate auch auf reduzierte
tion“ beschäftigten sich mit unterschiedlichen                 Steuerbefolgungskosten für Unternehmen.
Aspekten von föderalen Systemen, insbeson-                     Die mögliche Umlage einer Dieselsteuererhö-
dere der fiskalischen Dezentralisierung. Ma-                   hung auf die Verbraucher in Finnland wurde
riana Lopes da Fonseca untersuchte die Ein-                    von Jarkko Harju untersucht. Er stellte fest,
führung einer lokalen Gewerbesteuer in Por-                    dass 70 bis 75 Prozent der Steuererhöhung auf
tugal. Die Ergebnisse zeigen, dass Gemeinden                   den Dieselpreis für die Endverbraucher um-
kurz nach der Steuereinführung in Steuer-                      gelegt werden. Mariona Mas Montserrat ana-
wettbewerb treten, dessen Intensität mit der                   lysierte die Auswirkungen der (Wieder-)Ein-
Zeit aber nachlässt. Christian Frey analysierte                führung einer Vermögensteuer in Spanien.
den Zusammenhang von Fiskalföderalismus                        Durch die Untersuchung verschiedener Ver-
und Einkommensungleichheit in der Schweiz                      mögensklassen zeigen die Ergebnisse, dass es
und findet, dass eine erhöhte fiskalische De-                  Steuerpflichtigen teilweise gelingt, steuer-
zentralisierung und eine erhöhte Gemeinde-                     pflichtiges Privatvermögen als teilweise steu-
anzahl im Verhältnis zur Kantonsbevölkerung                    erbefreites Betriebsvermögen zu deklarieren.
die Bruttoeinkommensungleichheit verrin-
gern sowie eine gleichmäßigere Verteilung                      Steuer- und Wohlfahrtsanalysen in Labor-
des verfügbaren Einkommens bewirken. Pa-                       experimenten
blo Evia beschäftigte sich mit der Frage, ob
eine erhöhte Budgetverantwortung der Ge-                       Das verbindende Element der in der Session
meinden in Bolivien zu einem besseren Zu-                      „Taxes & Welfare in the Lab“ präsentierten
gang zu sauberem Wasser und sanitären Ein-                     Studien war die Durchführung von Labor-
richtungen sowie zu einer besseren Ernäh-                      experimenten und Befragungen im Kontext
rung führt. Er kam jedoch zu dem Schluss,                      von Steuer- und Wohlfahrtsanalysen. So un-
dass Effekte mehrheitlich bei der nicht von                    tersucht die Studie von Colin Kuehnhanss, ob
Armut betroffenen Bevölkerung zu verzeich-                     im Rahmen einer Befragung von belgischen
nen sind. Ekkehard Köhler zeigt in der von                     Politikern die Formulierung der Fragen einen
ihm vorgestellten Studie, dass Dezentralisie-                  Einfluss auf die geäußerten Präferenzen hin-
rung keinen signifikanten Effekt auf ausländi-                 sichtlich einer Reform des Kindergeldes und
sche Direktinvestitionen in OECD-Ländern                       der Kraftfahrzeugsteuer hat. Die Ergebnisse
hat, allerdings negative Auswirkungen auf                      deuten auf einen starken Einfluss der Formu-
solche in Nicht-OECD-Ländern.                                  lierung sowie dessen Variation. Jana Fried-
                                                               richsen hingegen untersuchte, ob Stigmatisie-
Steuerinzidenz und Reformen                                    rungseffekte durch Transferbezug festgestellt
                                                               werden können und ob diese mit der Sicht-
In der Session „Tax Incidence and Reforms“                     barkeit der Unterstützungsleistung variieren.
wurden zunächst zwei Studien vorgestellt, die                  Die Resultate des Laborexperiments liefern
sich mit aktuellen Reformüberlegungen zur                      Evidenz für die Präsenz eines Stigmatisie-
Unternehmensbesteuerung in der EU und                          rungseffektes, welcher mit zunehmender
den USA auseinandersetzen. Johannes Becker                     Sichtbarkeit verstärkt wird. Der Einfluss der
diskutierte die Konsequenzen der Einführung                    Mobilität von Individuen mit hohem Ein-
einer sogenannten Destination Based Cash                       kommen auf die Steuerpolitik ist der Gegen-

                                                                                                    integration – 3/2017

                                       https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                                Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
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stand der Studie von Eckhard Janeba. Wäh-                    rung für zielgerichtete Fiskaltransfers mit
rend das Laborexperiment Ergebnisse ergab,                   dem Ziel der Armutsreduktion. Auf Basis von
welche sehr nah an der Mobilitätsentschei-                   Erfahrungen mit Reformen in Entwicklungs-
dung eines rational agierenden Agenten lie-                  ländern zeigte er, dass Digitalisierung zwar
gen, dokumentieren die Ergebnisse aus dem                    einen großen Beitrag zur Bekämpfung von
Online-Experiment irrationales Verhalten,                    ungerechtfertigtem Transferbezug leisten, je-
welches durch die politische Ideologie des Be-               doch nicht alle fundamentalen Probleme im
fragten beeinflusst wird. Toumas Matikka                     Kontext zielgerichteter Transferzahlungen lö-
wiederum analysierte, inwiefern die Ergebnis-                sen kann.
se von Bunching-Analysen in Folge von Steu-
erreformen durch nicht berücksichtigte Opti-                 Während die digitalen Tools grundsätzliche
mierungsfriktionen auf dem Arbeitsmarkt                      Vorteile wie die Verringerung der Kosten der
verzerrt werden. Die Ergebnisse deuten auf                   Transferverteilung sowie biometrische Identi-
eine Unterschätzung des tatsächlichen Wohl-                  fikation ermöglichen, lösen sie nicht die fun-
fahrtsverlustes hin, wenn diese Friktionen auf               damentalen Probleme, die durch die Zielge-
dem Arbeitsmarkt nicht berücksichtigt wer-                   richtetheit von Fiskaltransfers entstehen. So
den.                                                         genüge eine rein biometrische Identifikation
Armutsbekämpfung und soziale Sicherung                       nicht, um sicherzustellen, dass eine Berechti-
                                                             gung zum Erhalt des Transfers besteht. Auch
Die in der Session „Poverty & Social Protec-                 könne die Digitalisierung nicht die grund-
tion“ präsentierten Beiträge diskutierten un-                sätzlichen Arbeitsanreizwirkungen verän-
terschiedliche fiskalpolitische Strategien zur               dern, die durch den Transferbezug im Kon-
Bekämpfung von Armut und zur Steigerung                      text des vorherrschenden Steuer- und Trans-
der sozialen Sicherung. Li Yang stellte eine de-             fersystems entstünden. Ferner sei sie ungeeig-
skriptive Studie vor, in der er die Entwicklung              net, um politökonomische Probleme zu lösen,
von Vermögensverteilung, durchschnittli-                     die durch die Finanzierung der Transferzah-
chem Einkommen, Armut und Ungleichheit                       lungen entstehen. Die Digitalisierung sei so-
in China im Zeitraum zwischen 1978                           mit insgesamt kein Universalrezept zur effek-
und 2015 analysiert. Die Studie von Paul Hufe                tiven Verteilung solcher Fördermittel, jedoch
untersucht anhand eines theoretischen Mo-                    trage sie zur Lösung einiger Probleme bei.
dells die Bemessung der Ungleichheit und de-
ren Einfluss auf die Armutsbekämpfung. Juk-                  Steuervermeidungsverhalten von Unterneh-
ka Pirttilä untersuchte die Auswirkung der                   men und Individuen
Einführung von Sozialschutzmaßnahmen auf
die Ungleichheit. Die Ergebnisse zeigen, dass                Das Steuervermeidungsverhalten von Unter-
eine Steuererhöhung zur Finanzierung erwei-                  nehmen und Individuen war das übergeord-
terter sozialer Sicherung substanziell sein                  nete Thema der Session „Tax Compliance“.
müsste, jedoch auch aufkommensneutrale                       Mazhar Waseem schätzte das Ausmaß von
Änderungen positive Effekte auf die Armut                    Steuerhinterziehung auf Basis von Verhaltens-
hätten. Torben Fischer beschäftige sich mit der              anpassungen. Die Resultate für Pakistan legen
Entwicklung des Krankenversicherungsmark-                    nahe, dass bis zu 70 Prozent der Selbständi-
tes in Entwicklungsländern und beschrieb an-                 gen Steuern hinterziehen und dass dieser Be-
hand des Beispiels Pakistan dessen Herausfor-                trag kumulativ 1 Prozent des Lohneinkom-
derungen.
                                                             mens entspricht. Amanda Tuset Cueva unter-
Die Rolle der digitalen Revolution für zielge-               sucht in ihrer Studie den Einfluss der Effizi-
richtete Fiskaltransfers                                     enz in der öffentlichen Verwaltung auf das
                                                             Steuerhinterziehungsverhalten. Die Ergebnis-
In seiner Keynote diskutierte Ravi Kanbur das                se deuten auf ein nicht verändertes Hinterzie-
Potenzial sowie die Grenzen der Digitalisie-                 hungsverhalten in Folge von Effizienzgewin-

integration – 3/2017

                                     https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                              Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
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Yeter | AEI • Tagungen                                                                                             259

nen durch niedrigere administrative Kosten.                    sen die Ergebnisse darauf hin, dass die durch
Jost Heckemeyer untersuchte, ob sich das Steu-                 die Gewinnverlagerung bedingte Minderung
erhinterziehungsverhalten bei länderübergrei-                  der Steuerzahlung auch zu einer Erhöhung
fenden Portfolioinvestitionen als Folge von                    der Unternehmensinvestitionen nach Fusio-
Steuerinformationsaustauschabkommen ver-                       nen und Übernahmen führen kann.
ändert. Die Studie dokumentiert starke Ver-
haltensanpassungen im Falle von Steueroasen,                   Politischer Wettbewerb und Abstimmungsver-
jedoch keine im Falle von Nicht-Steueroasen.                   halten
Johannes Voget untersuchte, inwieweit Eigen-
tümer von kleinen und mittelgroßen Unter-                      Der Fokus der Session „Political Competition
nehmen ihre unternehmerische Aktivität in                      & Voting“ lag auf der Wirkung des politi-
Reaktion auf eine Steuerreform verändern.                      schen Wettbewerbs auf das Abstimmungsver-
Die Ergebnisse legen nahe, dass Unternehmer                    halten. Die Studie von Stefanie Gäbler unter-
zum Jahresende hin deutlich niedrigere Un-                     sucht in diesem Zusammenhang, inwiefern
ternehmensaktivitäten berichten, um ein Auf-                   sich eine Wahlpflicht auf das Abstimmungs-
rücken in die nächsthöhere Stufe des Steuer-                   verhalten auswirkt. Die Resultate zeigen, dass
tarifs zu vermeiden.                                           in Folge der Einführung der Pflicht die Wahl-
                                                               beteiligung nachhaltig steigt und auf erhöh-
Internationale Besteuerung                                     tem Niveau verweilt, während jedoch im Ab-
                                                               stimmungsverhalten keine Änderungen fest-
In der Session „International Taxation“ wur-                   zustellen sind. Christian Bruns untersuchte,
den empirische Studien zur Wirkung von Un-                     inwieweit die Ziele von Wahlen in demokrati-
ternehmensbesteuerung im internationalen                       schen Systemen, das Setzen von Anreizen und
Kontext vorgestellt. In der Arbeit von Nathan                  die Selektion von Politikern im Falle ignoran-
Seegert wird untersucht, wie Krankenhäuser                     ter Wähler erreicht werden können. Die Stu-
in den USA auf steuerliche Anreize für Inves-                  die von Vitezslav Titl hingegen untersucht, ob
titionen reagieren. Er kam zu dem Ergebnis,                    und unter welchen Bedingungen Wahlkampf-
dass die betroffenen Krankenhäuser ihre In-                    spenden durch Unternehmen zu einer späte-
vestitionstätigkeit deutlich erhöhen, aller-                   ren Bevorzugung bei öffentlichen Ausschrei-
dings nur dann, wenn sie in einem Umfeld                       bungen führen. Die Ergebnisse zeigen, dass
mit relativ geringer Wettbewerbsintensität                     ein Zusammenhang zwischen Firmenspen-
agieren. Die Studie von Maximilian Todten-                     den an die später siegreiche Partei und höhe-
haupt analysiert die Produktivitätsentwick-                    ren Auftragsvolumina bei der öffentlichen Be-
lung von Unternehmen nach Fusionen und                         schaffung besteht und dass dieser Effekt ver-
Übernahmen in Abhängigkeit von der effekti-                    stärkt wird, wenn Unternehmen bereits in der
ven Steuersatzdifferenz zwischen Käufer und                    Vergangenheit Vertragsnehmer waren.
Zielunternehmen. Unterschiede bei der Be-
steuerung von Gewinnen führten dazu, dass                      Neue Denkanstöße zur Bedeutung der öffentli-
Unternehmen nach der Übernahme ineffizi-                       chen Finanzen
ente Restrukturierungsentscheidungen tref-
fen, wodurch der übernahmebedingte Pro-                        Die ZEW Public Finance Konferenz 2017 ver-
duktivitätsgewinn sinke. Unterschiedliche                      deutlichte die Relevanz der öffentlichen Fi-
Steuerbelastungsniveaus seien allerdings auch                  nanzen für die Entwicklung von Nationalstaa-
ein Anreiz für Unternehmen, Gewinne nach                       ten und gab einen differenzierten Blick auf
Abschluss einer Übernahme zwischen einzel-                     die Chancen und Probleme. Aspekte wie fis-
nen Standorten zu verschieben. Dies zeigt die                  kalische Dezentralisierung, Staatskapazität
empirische Analyse von Dominik von Hagen                       und die Ausgestaltung des Steuer- und Trans-
zur Gewinnverlagerungsaktivität nach Fusio-                    fersystems standen dabei im Vordergrund. Es
nen und Übernahmen. Darüber hinaus wie-                        wurde jedoch auch klar, dass neue Entwick-

                                                                                                    integration – 3/2017

                                       https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
                                Generiert durch IP '46.4.80.155', am 13.11.2021, 04:19:24.
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lungen wie die Digitalisierung nicht die Lö-                 strategisches Ziel der EU-Entwicklungshilfe
sung bestehender Probleme darstellen. Die                    ist, um auch auf diesem Weg ein nachhaltiges
gewonnenen Erkenntnisse besitzen auch eine                   und inklusives Wachstum zu fördern. Die
hohe Relevanz im europäischen Kontext, da                    Konferenz hat hierzu neue Denkanstöße ge-
die Förderung der öffentlichen Finanzen ein                  geben.

integration – 3/2017

                                     https://doi.org/10.5771/0720-5120-2017-3-252
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