Teilen und kooperieren im digitalen Zeitalter
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Chefsache Sharing Economy: Teilen und kooperieren im digitalen Zeitalter Sharing Economy ist vom Modewort zu einer rasanten Entwicklung geworden, die ganze Branchen umzukrempeln droht. Sie verdankt ihre Berühmtheit einigen äusserst erfolgreichen Geschäftsmodellen – allen voran Uber und AirBnB. Doch was steckt hinter dem Trend? Und was bedeutet die Sharing Economy für die Branche? Von Brigitte Küng, Master of Science in Business Administration, HTW Chur, Projektleiterin & Vorstandsmitglied des Vereins Mitarbeiter-Sharing Illustrationen: Verein Mitarbeiter-Sharing und zVg. Sharing Economy ist eines der Schlag- Wissen und Dienstleistungen. Weil Sharing worte in Managementkreisen geworden Economy-Geschäftsmodelle fast immer und beschäftigt auch die Tourismus- auf einem digitalen Tool, z.B. einer App, und Gastgewerbebranche stark. Mit basieren, welches Anbieter und Nach- Sharing Economy ist ein simples Konzept frager zusammenbringen, ist die Nutzung gemeint: Ressourcen werden nicht von solchen Angeboten in der Regel mehr alleine, sondern in einem losen nicht nur sehr praktisch und einfach, Kooperationsverbund produziert oder sondern auch effizient und kostengünstig. genutzt. Die Sharing Economy wird Die Convenience ist der heimliche Er- daher oft auch als Collaborative Economy folgsfaktor. bezeichnet und steht für Kooperationen 2.0. Geteilt werden Konsumgüter, Infra- Projektleiterin Brigitte Küng, Master of Kein Nischenphänomen mehr struktur, aber auch Produktionsgüter, Science in Business Administration. Eines vorweg: Sharing Economy ist kein 44 7/8/18 GOURMET
Chefsache Städten in China nutzen den Dienst. Im Vergleich erscheint das US-amerikanische Pendant Lyft aus San Francisco beinahe wie ein Zwerg: 2012 gegründet, ist Lyft heute in 300 US-Städten aktiv und wickelt über eine Million Fahrten ab – pro Tag! Das Unternehmen wird mit rund 11 Milliarden US-Dollar bewertet. Sharing Economy und die Schweizer Hotellerie Sharing Economy-Geschäftsmodelle sind mittlerweile in diversen Branchen anzutreffen. Gerade das Gastgewerbe ist stark betroffen. Das machen aktuelle Zahlen zu AirBnB deutlich: In der Schweiz hat es eine Weile ge- dauert, bis sich die Wohnungs-Sharing-Plattform durch- setzen konnten. Umso stärker ist sie aber im letzten Jahr gewachsen. Im Jahr 2017 ist das Verhältnis von AirBnB- Betten zu den Hotelbetten gesamtschweizerisch von 25 % auf 30 % gestiegen. Im Kanton Wallis, dem AirbnB-Spitzen- reiter der Schweiz, ist der Anteil der AirBnB-Betten im letzten Jahr von 57 auf 73 % angewachsen. Damit hat Nischenphänomen mehr. Von den 12 wertvollsten Start- AirBnB die Hotellerie im Laufschritt überholt. Drei von ups der Welt sind die Hälfte der Sharing Economy zu- vier Betten sind im Kanton Wallis nun vom Sharing- zuordnen. Den Platz 1 mit einem Wert von 68 Milliarden Anbieter und nicht mehr von Hotels zu haben. Auch besetzt Uber, gefolgt von der in Europa unbekannten wenn sich AirBnB in anderen Regionen der Schweiz Mitfahr-Sharingplattform Didi Chuxing aus China. nicht ganz so stark durchgesetzt hat: Als Hotelier muss Sie wird mit 50 Milliarden US-Dollar bewertet. Nicht man sich angesichts der rasanten Entwicklung zwangs- nur die Finanzzahlen sind angesichts des jungen Alters läufig mit der Frage auseinandersetzen, wie sich der der Unternehmen beeindruckend, sondern auch die Übernachtungsmarkt weiterentwickeln wird. Vermietet Skalierung des Geschäfts: 450 Millionen Nutzer aus 400 werden hierzulande hauptsächlich Zweitwohnungen, und GOURMET 7/8/18 45
Chefsache das ist besonders in städtischen Regionen lukrativ. In Basel-Stadt beispielsweise wird bereits jede fünfte Zweit- wohnung über AirBnB vermietet; in Genf sind es erst 9 %, in Zürich 6,5 % und in eher ländlichen Kantonen fällt der Anteil auf unter 3 %. Damit ist noch viel Luft nach oben vorhanden. Sharing Economy und Gastronomie Auch die Gastroszene wird durch Sharing Economy- Anbieter aufgemischt, wenn auch (noch) nicht so spürbar wie in der Hotellerie, so etwa durch den Meal-Sharing- Anbieter EatWith.com. EatWith macht es möglich, beim Städtetrip, auf Geschäftsreise oder im Urlaub auf selber zubereitete Essen bei einheimischen Hobbyköchen aus- zuweichen anstatt in Restaurant zu speisen, ganz nach dem Motto «eat like a local». Das Erlebnis steht dabei im Zentrum. Social Dining nennt sich der Trend, bei dem sich wildfremde zum Essen treffen. Und wer gedacht hat, dass der Preis eine Rolle spielt, der irrt: Die Preise sind mit 20 bis 50 Franken pro Mahlzeit nicht deutlich billiger Die Frage ist: Wird dies ein Nischenmarkt bleiben oder als in manchen Restaurants. Mittlerweise drängen weitere wird der Meal-Sharing-Markt zum echten Konkurrenten Anbieter mit derselben Geschäftsidee auf den Markt, so der Gastronomie? Wenn AirBnB in der Hotellerie oder etwa Bonappetour, Let's Lunch oder Traveling Spoon. Uber in der Transportbranche eine Benchmark sind, dann muss man davon ausgehen, dass auch die Gastro- nomie mit einigen Umwälzungen rechnen muss. Sharing Economy und Sie? Die Sharing Economy bringt viele Chancen und keines- wegs nur Nachteile mit sich. Für Ihr Restaurant oder Ihr Hotel wird eine klare Positionierung Ihres Angebots und die konsequente Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse aber sicherlich in Zukunft noch wichtiger, um gegen die Konkurrenz aus dem Netz bestehen zu können. Während Sie sich strategischen Überlegungen widmen, können Sie schon mal vom einen oder anderen Sharing-Economy- Angebot profitieren. Projekte lassen sich über Crowd- funding- und Crowdlending-Plattformen finanzieren. In hektischen Zeiten können Sie auf Coople (früher Staff- finder) geeignetes Personal auf Zeit finden. Ab Ende August 2018 gibt es in der Schweiz eine neue Plattform (www.jobs2share.ch), auf welcher sich nicht nur Saison- mitarbeiter rekrutieren lassen, sondern Sie können Ihren Saisonangestellten dank der Kooperation mit andern Saisonbetrieben eine Ganzjahresperspektive anbieten. Und verschiedene Sharing-Portale bringen Freelancer aller Art mit Ihnen zusammen. Grafische Arbeiten, Online-Marketing, neue Website oder auch Marketing- beratung gefällig? Bei Freelancer-Schweiz sowie bei vielen internationalen Plattformen finden Sie den passenden Spezialisten, der Sie schnell unterstützen kann! Mehr zum Thema: Verein Mitarbeiter-Sharing, c/o HTW Chur 7000 Chur, Tel. 081 286 24 24 www.mitarbeiter-sharing.ch www.htwchur.ch/mitarbeitersharing 46 7/8/18 GOURMET
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