Thermische Nutzung von Bodenseewasser Bodensee-Richtlinie und Grundlagen - Thomas Wolf1 und Heinz Ehmann2
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Thermische Nutzung von Bodenseewasser Bodensee-Richtlinie und Grundlagen Thomas Wolf1 und Heinz Ehmann2 1 - Institut für Seenforschung der LUBW 2 - Amt für Umwelt, Kanton Thurgau, Schweiz
Thermische Nutzung von Bodenseewasser Bodensee-Richtlinie und Grundlagen Kurzer Rückblick 2011 IGKB – Beschlussfassungen zur thermischen Nutzung Grundlagen Neufassung IGKB-Richtlinien Kapitel 5 Planungswerkzeuge Fazit
Das Jahr 2011 – der umweltpolitische Kontext Zeitliche Rahmenbedingungen : Ausstieg aus der Atomenergie; IPCC- Sonderbericht Erneuerbare Energien Nutzung regenerativer Energiequellen Energiewende 2010 Energiekonzept der Bundesregierung (EV-20%; EE-18%; TE 40% 2020) Baden-Württemberg Energiewende 50-80-90 ( 2050)
Diskussionen und Beschlussfassungen der IGKB 57. Kommissionstagung (2011) Thematik Bodenseewasser zu Kühl- und Heizzwecken wird aufgegriffen Auftrag an den Sachverständigenkreis Bestehende Liste der Anlagen zu aktualisieren fachliche Erörterung Prüfung Überarbeitung von Kap. 5 Konstituierung einer Arbeitsgemeinschaft „Thermische Nutzung von Bodenseewasser“
Einzigartiger Naturraum Bodensee • Ökolog. Gewässerzustand des Bodensees nach EU-WRRL gut • Einzigartiger Naturraum mit komplexen Ökosystem Mittlere Tiefe 100 m Maximale Tiefe 251,14 m Fläche 536 km2 Volumen 48 km3 Bodensee volumenmäßig zweitgrößter See Mitteleuropas Trinkwasserversorgung für 4.5 Millionen Menschen Tourismus – 17.5 Millionen Übernachtungsgäste
IGKB-Arbeitsgemeinschaft Thermische Nutzung Internationale Arbeitsgruppe – Österreich, Schweiz, Deutschland Mitglieder aus Verwaltung, Fachbehörden und Wissenschaft Ziele der Arbeitsgruppe : Ausarbeitung neuer Rahmenbedingungen Einbezug von wissenschaftlich neuesten Erkenntnissen KLIWA-Berichte 11 und 13 Spezifische Teilprojekte in INTERREG-Projekt Klimawandel im Bodensee KLIMBO Entwurf für eine Neufassung des Kapitels 5 „Thermische Nutzungen von Bodenseewasser“ der IGKB-Bodenseerichtlinien
Leitgedanke der IGKB-Beschlussfassung „Der Bodensee ist ein hoch komplexes und empfindliches Ökosystem, das auch über ein großes energetisches Potential verfügt. Die Wärme- und Kältegewinnung aus Bodenseewasser soll unter dem Aspekt der Förderung erneuerbarer Energien jedoch möglich sein. Ökologische und andere Schutzaspekte (z. B. Trinkwasserentnahmen) sind dabei mit oberster Priorität zu berücksichtigen.“ (IGKB, 2012) … Konzept der Nutzungszonen
Konzept der Nutzungszonen des Sees - Tiefenstufen Konzept zur Unterteilung in Nutzungszonen erstmals am Zürichsee (starke wärmetechnische Nutzung von Seewasser) angewendet Problematik : Schutz des Gewässers bei gleichzeitig hohem Nutzungsdruck (u.a. auch durch Wärme-Kältenutzung) gewährleisten
Nutzungszonen im Bodensee Ziel : Weitgehende Entkopplung verschiedener Nutzungen Vorsorgender Gewässerschutz und nachhaltige Trinkwasserversorgung Nutzungszonen am Bodensee 0 – 20 m Freizeitnutzung (> 15 m, Siedlungsentwässerung) 20 - 40 m Thermische Nutzung (Rückgabe des Wassers) > 40 m Trinkwassernutzung
Wärmeflüsse natürlich vs anthropogen Natürlicher Wärmefluss : 35 GW für den gesamten Bodensee Thermische Nutzungszone (20 – 40 m) Temperaturänderungen < 1 °C theoretisches Nutzungspotential 2,2 GW (Bernd Wahl, KLIWA Bericht 13)
Aktueller Stand thermische Nutzungen im Bodensee Aktualisierte Erfassung der thermischen Nutzungen von Bodenseewasser Wärmeeintrag (Kühlung) : 15 Anlagen Wärmeentzug (Heizung) : 13 Anlagen Thermische Nutzungen von Bodenseewasser (IGKB, BOWIS)
Wärmeflüsse durch anthropogene Nutzung Wärmeeintrag 0,036 GW 1.7% Wärmeentnahme 0,00375 GW 0.17% gereinigtes Abwasser 0,15 GW nutzbares Potential (dT
Klimawandel und thermische Nutzung mittlere Oberflächentemperatur des Bodensees bei einer Wärmenutzung von -5 bis +5 GW IPCC-A1B-Szenario : starkes Wachstum, schneller technologischer Fortschritt wassertemperatur [°C] Klima: Mittlere Oberflächen- A1B 2070-2099 A1B 2045-2074 A1B 2020-2049 Gemessen1984-2011 1 GW Status quo – 0 Ist-Zustand Wärmeentzug/-Eintrag [GW] (Fink et.al., KLIMBO) Fazit : Die Auswirkungen der Wärmenutzung auf die mittlere Wassertemperatur sind minimal. Die Effekte des Klimawandels übersteigen die Effekte der Wärmenutzung bei Weitem. (Ehmann et.al.) Bevorzugt : Kopplung von Kälte- und Wärmenutzungen
Neufassung IGKB-Richtlinien – Thermische Nutzung von Bodenseewasser Kombination aus Regulierung wo nötig und Flexibilität soweit möglich Prioritäres Schutzziel : Schutz Ökosystem und Trinkwasser Wissenschaftliche Grundlagen Klimaveränderung und Wasserwirtschaft KLIWA – Berichte 11 und 13 www.kliwa.de Klimawandel im Bodensee KLIMBO TP 3 „Modelluntersuchungen zu Klimaeinflüssen auf Wasseraustauschprozesse und Wasserqualität“ IG KuP TP 4 „Modelluntersuchungen zum Wärmehaushalt und zu Auswirkungen von Wärmenutzungen im Bodensee“ EAWAG http://www.igkb.org/aktuelles/klimbo
Neufassung IGKB-Richtlinien – Thermische Nutzung von Bodenseewasser Die Entnahmetiefe ist zwischen 0 bis 40 Meter frei wählbar. Die Rückgabe des thermisch veränderten Wassers ist so zu wählen, dass die Einschichtung in einer Tiefe zwischen 20 und 40 Meter erfolgt Die Rückgabetemperatur darf höchstens 20 °C betragen. 0m Entnahmetiefe 20 m Rückgabe thermisch 40 m verändertes Wasser Tmax < 20°C
Konzept der Mischungszone Schutz des Sees und seines Ökosystems in Gesamtheit, regional, lokal Mischungszone – virtuelle Wasserbox 20 x 20 x 10 m Temperaturänderung ausserhalb Mischungszone < 1 °C Mischungszone – in der Tiefenstufe 20-40 m
Weitere Anforderungen - Summationseffekte Thermische Summationseffekte benachbarter Anlagen dürfen nicht dazu führen, dass sich das Wasser außerhalb der jeweiligen Mischungszonen um mehr als 1°C verändert. dT < 1 °C
Besonderes Schutzgut - Trinkwasserversorgung Bodensee Trinkwasserversorgung für 4,5 Millionen Menschen Baden-Württemberg 4 Millionen besondere Anforderungen an den Schutz des Sees und die Sicherung einer nachhaltigen Trinkwasserversorgung
Schutzzonen Trinkwasserversorgung Schutzzonen von Trinkwasserentnahmen Anlage < 2.5 MW Schutzzone 500 m Anlage bis 5 MW Schutzzone 1000 m Einzelfallprüfung - Absprache mit Trinkwasserversorger Trinkwasserentnahme 500m 1000m
Planungsverfahren Unterscheidung in vereinfachte Planungsverfahren und Einzelfallprüfung Anlagen zur thermischen Nutzung von Bodenseewasser Anlagen < 5 MW Anlagen < 200 KW Anlagen > 5 MW Vereinfachtes … sind zu vermeiden Einzelfallprüfung Verfahren
Beispiel für Einzelfallprüfung Arbon und Friedrichshafen Simulation der Ausbreitungsprozesse des eingeleiteten Wassers Einleitungen : Arbon und vor Friedrichshafen Jeweils in 30 m Tiefe Genutztes Volumen: 240 / 360 / 480 / 1800 / 3600 l/s (FN: nur 360 l/s) Ziel : Abschätzung der Fernfeldwirkung Impakt Trinkwasserentnahmen Hochaufgelöste 3-dim hydrodynamische Simulation Modellstudie : Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner (KuP)
Hydrodynamische Simulation Einzelfallprüfung Modellstudie : Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner (KuP) 3-dim hydrodynamische Modelle - hochaufgelöste Modellgitter Numerisch aufwändig Detaillierte Informationen zu Transportwegen und Mischungsprozessen (KuP)
Fernfeldzone - Simulationsergebnisse Horizontale Ausbreitung des thermisch genutzten Wassers: Maximale Konzentration im gesamten Zeitraum 1 (27. 02. – 07. 03.) in beliebiger Tiefe bei 360 l/s (KuP)
Abgrenzung Impaktzonen – Schutz Trinkwasserentnahme Maximale horizontale Reichweite von 0.1% thermisch genutztem Wasser innerhalb von 3, 5 oder 7 Tagen (KuP)
Vereinfachtes Verfahren für Anlagen < 5 MW Anforderungen der IGKB-Richtlinien gelten gleichermaßen ! IGKB hat Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner mit Erstellung eines Planungswerkzeugs beauftragt Dieses wird kostenlos für Planung und Bemessung auf der Webseite der IGKB bereitgestellt http://www.igkb.org http://193.197.158.229/igkb_therm/igkb_therm_jet.php
Planungswerkzeug - Simulation der Nahfeldzone Hydrodynamisch komplexe Modellierung mit Randwerten der technischen Anlage Räumliche Skala – etwa [100]m Mathematisch-numerisches Modell des Impulsstrahls / Auftriebsstrahls Online
Bemessungswerkzeug der IGKB Effizientes Planungstool Abbildung der komplexen hydrodynamischen Vorgänge Intuitive Handhabung Hilfestellung der IGKB für Antragsverfahren (vereinfachtes Planungsverfahren)
… Was ist mit dem Untersee ? Spezielle hydro- und thermodynamische Bedingungen Besondere Morphologie im Regelfall Einzelfallprüfung notwendig Mittlere Tiefe 13 m (100 m) Maximale Tiefe 45 m (251 m) Fläche 62 km 2 Volumen 0,8 km3
Ausblick und künftige Entwicklungen Seeweites Anlagenregister Regelmäßige Erfassung aller thermischen Nutzungen Periodische Evaluation hinsichtlich des Leitgedankens und der allgemeinen Grundsätze und Schutzziele der IGKB
Fazit Neufassung der IGKB-Richtlinien Kapitel 5 Thermische Nutzungen von Bodenseewasser regelt die Nutzung des thermischen Potentials des Bodensee Oberste Priorität : vorsorgender Gewässerschutz und nachhaltige Trinkwasserversorgung Einleitungen entsprechend den Nutzungszonen des Bodensees Thermische Nutzung 20 … 40 m Anlagen < 200 KW sind zu vermeiden Anlagen < 5 MW vereinfachtes Planungsverfahren; Planungs- und Bemessungstool der IGKB Anlagen > 5 MW Einzellfallprüfung Der Bodensee verfügt über ein großes energetisches Potential, dass im Einklang mit den Schutzzielen der IGKB genutzt werden kann.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Vielen Dank an die Mitglieder der Arbeitsgruppe ! Heinz Ehmann (Leiter der AG) Hubert Bramberger Karoline Brandl Michael Eugster Ulrich Lang Beat Müller Iris Steger Petra Teiber-Siessegger Lucia Walser Thomas Wolf Johny Wuest
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