Treppe Planungshandbuch - Trittschall vermindern mit System - Schoeck
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Seite 3 Vorwort Seit jeher haben Treppen in der Architektur eine bedeutende Rolle gespielt. In früheren Zeiten hatten sie nicht nur die funktionale Aufgabe, die Geschosse eines Gebäudes mitein- ander zu verbinden. Durch ihre Lage im Bauwerk und ihre Ausgestaltung stand besonders in der Renaissance- und Barockzeit ihr repräsentativer Charakter im Vordergrund. Noch heute faszinieren uns Treppen durch ihre Einzigartigkeit und Genialität. Leonardo da Vinci entwarf beispielsweise für das Loire Schloss Chambord zwei ineinander greifende Wendeltreppen in Form einer Doppelhelix als zentrale Erschließung des Schlosses. Durch ihre beiden Treppenläufe ist es möglich, dass zwei Passanten sich zwar sehen, aber nicht begegnen können. Balthasar Neumann entwickelte für die Würzburger Residenz eine dreiläufige Treppenanla- ge mit Umgang, die er mit einem stützenfreien Muldengewölbe überspannte – mit Sicher- heit ein Höhepunkt im Profanbau. Inzwischen hat sich die Gestaltung von Treppenanlagen stark gewandelt. Neben der ästhe- tischen Gestaltung stehen funktionale und technische Aspekte verstärkt im Vordergrund. In den letzten Jahren waren wir immer wieder mit Architekten im Gespräch, um zu erfah- ren, wie sich Ausführungsdetails für Treppen in der Praxis verändern. Wir haben gemeinsam analysiert, welche Angaben von der Gestaltung bis zur schallbrücken freien Ausführung auf der Baustelle notwendig sind. Das Resultat unseres Dialoges mit Ihren Kollegen halten Sie in Händen: das Planungshandbuch für Treppen. Mit diesem Handbuch möchten wir Ihnen einen Einblick in das vielfältige Spektrum von Gebäudetreppen geben. Es versteht sich als Leitfaden und Orientierungshilfe für die drei wesentlichen Phasen: Entwurfs- und Detailplanung sowie die Bauausführung, mit Zusatzin- formationen zu Bauphysik, Normen und Verarbeitungshinweisen. Dabei stehen die Gestal- tung von Massivbautreppen und ihre schalltechnische Entkopplung im Fokus. Seit der ersten Auflage des Planungshandbuchs sind inzwischen einige Jahre vergangen. Sie brachten Veränderungen und auch eine Erweiterung unserer Produktpalette mit sich. Mit dieser Neuauflage freuen wir uns, Ihnen ein Update geben zu können und wünschen Ihnen wieder hilfreiche Einblicke in die Verbindung von Architektur und Trittschallschutz. Christoph Meul Leiter Produktingenieure
Impressum Herausgeber: Schöck Bauteile GmbH Schöckstraße 1 76534 Baden-Baden Tel.: 07223 967-0 www.schoeck.com Copyright: 8. Auflage, © 2025, Schöck Bauteile GmbH. Der Inhalt dieser Druckschrift darf auch nicht auszugsweise ohne schriftliche Genehmigung der Schöck Bau- teile GmbH an Dritte weitergegeben werden. Alle technischen Angaben, Zeichnungen usw. unterliegen dem Gesetz zum Schutz des Urheberrechts. Bilder: Moritz Bernoully, Daniel Vieser (Titelbild, Bild Seite 69) Ausgabedatum: März 2025
Seite 5 Inhalt Anforderungen kennen 7 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Treppenkonstruktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Details planen 23 Anschlussmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Typenübersicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Anschluss Podest an Wand ohne Konsole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Anschluss Podest an Wand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Anschluss gewendelter Lauf an Wand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Anschluss Lauf an Podest. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Anschluss Lauf an Podest mit Konsole. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Anschluss Lauf an Bodenplatte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Fugenausbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Sichtbeton und Tronsole®. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Holzbau und Tronsole®. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Trittschalldämmung mit T ronsole®. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Brandschutz und Tronsole®. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Details umsetzen 69 Einbau Tronsole® Typ F, B und L . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Einbau Tronsole® Typ Z, F und L. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Einbau Tronsole® Typ Q, T und L im Fertigteil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Einbau Tronsole® Typ Q, T und L in Ortbeton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Einbau Tronsole® Typ P, F und L . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Anforderungen kennen | Details planen | Details umsetzen Seite 7 ANFORDERUNGEN kennen In der frühen Entwurfsphase fällt die Ent- nicht zuletzt dem Bauherrenwunsch ab. Der scheidung, wie ein Gebäude erschlossen geschuldete Schallschutz richtet sich eben- wird. Daher müssen bereits zu Beginn dieser falls nach den allgemein anerkannten Regeln Phase die jeweiligen baulichen Anforderun- der Technik und sollte werkvertraglich mit gen bekannt sein, sodass sie direkt beim Ent- dem Bauherrn vereinbart werden. Der Schall- wurf schon berücksichtigt werden können. schutz ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal Treppen sind dabei ein Hauptbestandteil der des Gebäudes und hat somit Einfluss auf den Verkehrswege und müssen diesen baulichen späteren Verkaufswert der Immobilie. Wich- Anforderungen genügen. Diese leiten sich tig sind aber auch die Anforderungen an den aus der Geometrie und Lage des Treppenhau- Brandschutz von Treppen als Flucht- und Ret- ses, der Art des Gebäudes, den gesetzlichen tungswege. Stehen die Rahmenbedingungen und normativen Vorgaben sowie den allge- fest, kann mit dem eigentlichen Treppenent- mein anerkannten Regeln der Technik und wurf begonnen werden.
Seite 8 Anforderungen kennen | Details planen | Details umsetzen Schallschutz Richtlinien in Gebäuden Als Empfehlungen und Orientierungen zur • Beiblatt 2 DIN 4109:1989 („Schallschutz im schutz im Wohnungsbau - Schallschutz- Vereinbarung des gewünschten Schallschut- Hochbau - Vorschläge für einen erhöhten ausweis“) zes stehen für den Planungsprozess folgen- Schallschutz“) Dies ist nicht mehr offizieller Diese Richtlinien/Normen stellen erst einmal de Richtlinien/Normen zur Verfügung, in Bestandteil der Norm, bleibt jedoch rele- private Empfehlungen für die werkvertraglich denen Vorschläge für unterschiedliche Schall- vant, da sich anerkannte Regeln der Technik zu vereinbarenden Schalldämm-Niveaus in dämm-Niveaus angegeben sind: darauf beziehen; gilt als informelle Leitlinie. Gebäuden dar. Das Schalldämm-Niveau wird • DIN 4109-1:2018 („Schallschutz im Hochbau • VDI-Richtlinie 4100:2012 („Schallschutz im über den Kennwert „bewerteter Norm-Tritt- - Mindestanforderungen“) Hochbau - Wohnungen - Beurteilung und schallpegel im Gebäude” (L’n,w) angegeben. • DIN 4109-5:2020 („Schallschutz im Hochbau Vorschläge für erhöhten Schallschutz“) Hierbei gilt: Je kleiner dieser Wert ist, desto - Erhöhte Anforderungen“) • D EGA-Empfehlung 103:2018 („Schall- besser ist der Schallschutz. DIN 4109-1:2018 DIN 4109-5:2020 Beiblatt 2 DIN 4109:1986 Nach den Angaben in der Einleitung zur In der DIN 4109-5:2020 werden im Vergleich Die DIN 4109-5 ersetzt seitens des Deutschen DIN 4109:2018 werden für schutzbedürfti- zur DIN 4109-1:2018 Anforderungswerte for- Instituts für Normung das Beiblatt 2 zur ge Räume die Schutzziele muliert, die einen wahrnehmbar höheren DIN 4109 von 1989, in dem ebenfalls „er- Schallschutz („Erhöhter Schallschutz“) lie- höhte“ Schallschutzwerte formuliert sind. • Gesundheitsschutz fern als die Mindest-Anforderungen nach Unabhängig davon stellt das Beiblatt 2 zur • Vertraulichkeit bei normaler Sprechweise DIN 4109-1:2018. Ein wahrnehmbar höhe- DIN 4109 nach wie vor eine wichtige • Schutz vor unzumutbaren Belästigungen rer Schallschutz bedeutet mindestens 3 dB Richtlinie zur Vereinbarung eines erhöh- höhere Anforderungswerte beim Luftschall ten Schallschutzes dar, insbesondere auch erreicht, sofern die angegebenen Werte und mindestens 5 dB geringere Pegel beim deshalb, da mit der Veröffentlichung der eingehalten werden. Zusätzlich wird in der Trittschall. DIN 4109-5 im Jahr 2020 entsprechen- DIN 4109-1 darauf hingewiesen, dass – auch Die Mindest-Verschärfungen von 3 dB bzw. de Anforderungswerte für den „erhöhten“ wenn die Werte der Norm eingehalten sind 5 dB zur Wahrnehmung eines besseren Schallschutz teilweise entschärft wurden. – nicht erwartet werden kann, dass Geräu- Schallschutzes sind so auch in der DIN 4109-5 So wurde z. B. der erhöhte Trittschall für sche aus benachbarten Räumen als nicht be- im Allgemeinen die Basis zur Festlegung der Treppen nach Beiblatt 2 DIN 4109 von lästigend wahrgenommen werden können. Anforderungswerte. D.h. die Anforderungs- L’n,w = 46 dB auf L’n,w = 47 dB in der DIN 4109-5 Damit steht der Gesundheitsschutz im Fokus werte für den „erhöhten“ Schallschutz sind verringert, obwohl in der Rechtsprechung der DIN 4109-1:2018. Das bedeutet aber im in der Regel beim Luftschall 3 dB höher und der Anforderungswert von 46 dB nach Bei- Gegenzug, dass Schallschutz nach DIN 4109- beim Trittschall 5 dB geringer. blatt 2 DIN 4109 für die Allgemeinen Regeln 1:2018 keinen guten Qualitätsschallschutz der Technik beim Trittschallschutz in Mehrfa- darstellt. milienhäusern eine große Rolle spielt. Die DIN 4109-1:2018 ist mittlerweile in allen Aus diesem Grund stellt das Beiblatt 2 Bundesländern bauaufsichtlich eingeführt DIN 4109 weiterhin eine wichtige Richtlinie worden. Damit sind die Empfehlungswer- für die Vereinbarung eines erhöhten Schall- te der DIN 4109-1:2018 öffentlich-rechtliche schutzes dar. Anforderungswerte („bauaufsichtliche Min- dest-Anforderungen“), welche in jedem Fall einzuhalten sind. Die anderen Richtlinien/Normen sind aus diesem Grund besonders relevant für die werkvertragliche Vereinbarung des vom Bau- herren gewünschten Qualitätsschallschutzes.
Anforderungen kennen | Details planen | Details umsetzen Seite 9 VDI 4100:2012 Während in den Normen DIN 4109-2, spricht die Schallschutzstufe I vom Anspruch Die Schallschutzstufe SSt III definiert laut DIN 4109-5 und Beiblatt 2 DIN 4109 jeweils her in etwa den Mindestanforderungen der VDI 4100 ein Schallschutzniveau, bei dem nur ein Schallschutz-Niveau aufgeführt ist, DIN 4109-1:2018. die Bewohner ein hohes Maß an Ruhe finden werden in der VDI-Richtlinie drei unter- Die Schallschutzstufe SSt II definiert laut VDI können und bei dem der Schutz der Privat- schiedliche Qualitätsniveaus im Schallschutz 4100 ein Schallschutzniveau, bei dem die Be- sphäre auch bei lauter Sprache aus benach- („Schallschutzstufen SSt I, SSt II und SSt III“) wohner im Allgemeinen Ruhe finden und barten Wohnungen weitestgehend gegeben unterschieden. ihre Verhaltensweise nicht besonders ein- ist. Die SSt III ist laut VDI 4100 zu erwarten Die Schallschutzstufe SSt I definiert laut VDI schränken müssen. Die SSt II ist laut VDI 4100 bei Wohnungen, die auch in ihren sonsti- 4100 ein Schallschutzniveau, bei dem Be- zu erwarten bei Wohnungen, die auch in gen Ausführungen und Ausstattungen sowie lästigungen aufgrund von Geräuschen aus ihren sonstigen Ausführungen und Ausstat- ihrer Lage besonderen Komfortansprüchen benachbarten Wohnräumen auf ein erträg- tungen durchschnittlichen Komfortansprü- genügen. liches Maß abgesenkt werden. Damit ent- chen genügen. DEGA-Empfehlung 103:2018 Die DEGA - Deutsche Gesellschaft für Akus- Die Schallschutzklasse B („Hoher Schall- tik e.V. definiert u.a. für den Neubau in der schutz in Mehrfamilienhäusern“, „Normaler DEGA-Empfehlung 103 fünf unterschiedliche Schallschutz in Doppel- und Reihenhäu- Qualitätsniveaus im Schallschutz („Schall- sern“) entspricht laut DEGA-Empfehlung schutzklassen D, C, B, A, A*“) mit dem Ziel, einem Schallschutz, der den Bewohnern Wohneinheiten nach der Güte ihres Schall- bei gegenseitiger Rücksichtnahme zwi- schutzes beurteilen zu können. schen den Nachbarn ein ruhiges Wohnen Die Schallschutzklasse D („Normaler Schall- bei weitgehendem Schutz der Privatsphä- schutz in Mehrfamilienhäusern“) entspricht re ermöglicht. laut DEGA-Empfehlung im Wesentlichen Die Schallschutzklasse A („Sehr hoher Schall- einem Schallschutz nach DIN 4109-1:2018 schutz in Mehrfamilienhäusern“, „Erhöhter und schützt damit die Bewohner in Auf- Schallschutz in Doppel- und Reihenhäu- enthaltsräumen im Sinne des Gesundheits- sern“) entspricht laut DEGA-Empfehlung schutzes vor unzumutbaren Belästigungen einem Schallschutz, der den Bewohnern durch Schallübertragung aus fremden ein ungestörtes Wohnen ohne große Rück- Wohneinheiten und von außen. sichtnahme gegenüber den Nachbarn er- Die Schallschutzklasse C („Erhöhter Schall- möglicht. schutz in Mehrfamilienhäusern“) entspricht Die Schallschutzklasse A* („Hoher Schall- laut DEGA-Empfehlung einem guten Schall- schutz in Doppel- und Reihenhäusern“) schutz, bei dem die Bewohner bei üblichem entspricht einem Schallschutz, der den Be- rücksichtsvollen Wohnverhalten im Allge- wohnern ein ungestörtes Wohnen nahezu meinen Ruhe finden und die Vertraulichkeit ohne Rücksichtnahme gegenüber Nachbarn gewahrt bleibt. ermöglicht.
Seite 10 Anforderungen kennen | Details planen | Details umsetzen Schallschutz Anforderungen an den Trittschallschutz von Treppen DIN 4109 DEGA-Empfehlung 103 VDI 4100 (2018-01) (2012-10) DIN 4109-1 Beiblatt 2 DIN 4109-5 (2018-01) (1989-11) (2020-08) "Mindest- "Erhöhter "Erhöhte Klasse Klasse Klasse Klasse Klasse SSt I SSt II SSt III anforderungen" Schallschutz" Anforderungen" D C B A A* Anforderungsgröße Bewerteter Norm-Trittschallpegel Bewerteter Standard-Trittschallpegel L'n,w L'nT,w Doppel-/Reihenhäuser ≤ 46 dB ≤ 39 dB ≤ 32 dB ≤ 46 dB ≤ 46 dB ≤ 41 dB ≤ 53 dB ≤ 48 dB ≤ 43 dB ≤ 38 dB ≤ 33 dB (≤ 48 dB) (≤ 41 dB) (≤ 34 dB) Mehrfamilienhäuser ≤ 51 dB ≤ 44 dB ≤ 37 dB ≤ 53 dB ≤ 46 dB ≤ 47 dB ≤ 53 dB ≤ 48 dB ≤ 43 dB ≤ 38 dB ≤ 33 dB (≤ 53 dB) (≤ 46 dB) (≤ 39 dB) Bürogebäude ≤ 53 dB ≤ 46 dB – ≤ 53 dB ≤ 48 dB ≤ 43 dB ≤ 38 dB ≤ 33 dB Beherbergungsstätten/Krankenhäuser ≤ 58 dB ≤ 46 dB ≤ 48 dB ≤ 53 dB ≤ 48 dB ≤ 43 dB ≤ 38 dB ≤ 33 dB Werte in Klammern zeigen in L'n,w umgerechnete Werte für ein Volumen des schutzbedürftigen Raumes von 20 m³
Anforderungen kennen | Details planen | Details umsetzen Seite 11 Geschuldeter Schallschutz Bei der Frage „Welcher Schallschutz ist ge- • Öffentlich-rechtlicher Schallschutz (auch • Privatrechtlicher Schallschutz schuldet?“ sind juristisch grundsätzlich immer „baurechtlicher“ oder „bauaufsichtlicher“ zwei Schallschutz-Bereiche zu beachten: Schallschutz) Öffentlich-rechtlich geschuldeter Schallschutz – bauaufsichtliche Mindestanforderungen Der öffentlich-rechtlich geforderte Schall- Zur Festlegung der konkreten Anforderungs- angegeben als bewerteter Norm-Trittschall- schutz ist der von den jeweiligen Bundes- werte des öffentlich-rechtlich geforderten pegel L’n,w: ländern im Sinn des Gesundheitsschutzes Schallschutzes haben alle Bundesländer geforderte baurechtliche Mindest-Schall- mittlerweile die Anforderungswerte der • Doppel-/Reihenhäuser: ≤ 46 dB schutz, um die Bewohner von Gebäuden DIN 4109-1:2018 bauaufsichtlich einge- • Mehrfamilienhäuser/ vor gesundheitlichen Schäden aufgrund von führt. Erst mit dieser bauaufsichtlichen Ein- Bürogebäude: ≤ 53 dB Schallübertragungen im Wohnbereich zu führung werden die Empfehlungswerte der • Beherbergungsstätten/ schützen. Der öffentlich-rechtliche Schall- DIN 4109-1 obligatorische Anforderungs- Krankenhäuser: ≤ 58 dB schutz ist in jedem Fall einzuhalten, d.h. die werte für den öffentlich-rechtlichen Min- entsprechenden Anforderungen an den ge- dest-Schallschutz. Bereits eine Abweichung des geforderten sundheitlichen Mindest-Schallschutz dürfen Für Treppen ergeben sich damit folgende Schallschutzes um 1 dB stellt einen baurecht- nicht unterschritten werden. bauaufsichtliche Mindest-Anforderungen – lichen Mangel dar. Privatrechtlich geschuldeter Schallschutz – privatrechtliche Mindestanforderungen Der privatrechtlich geschuldete Schallschutz indirekten Hinweisen in den Bauunterlagen, Regeln der Technik beim Schallschutz. Sie ist der zwischen dem Bauherrn und dem im Exposé, in den Werbematerialien etc. den werden im juristischen Streitfall im Anschluss Planer abgestimmte und werkvertraglich privatrechtlich geschuldeten Schallschutz ab- an ein Sachverständigenverfahren am konkret festgelegte Schallschutz. Das bedeutet, dass zuleiten, kommen die (Allgemein) Anerkann- vorliegenden Objekt festgelegt. Bei den Aner- idealerweise der Bauherr vor Abschluss des ten Regeln der Technik ins Spiel. kannten Regeln zum Schallschutz liegen mitt- Werkvertrags vom Planer und/oder vom bau- lerweile einige Gerichtsurteile vor, die sich akustischen Fachplaner darüber informiert Die anerkannten Regeln der Technik im Schall- im Fall von Mehrfamilienhäusern mit Eigen- wird, welche Schallschutz-Qualitäten mit Ver- schutz ist der Schallschutz, der üblicherweise tumswohnungen am erhöhten Schallschutz weis auf die einschlägigen Richtlinien zur Ver- vom Bauherrn in Bezug auf die vorliegende des Beiblatts 2 zur DIN 4109:1989 orientieren. fügung stehen. Der so informierte Bauherr Gebäudequalität und -lage erwartet werden wird sich dann für ein Schallschutz-Niveau in darf. Diese Anerkannten Regeln der Technik Für Treppen bedeutet dies, dass sie sich am Abhängigkeit von der geplanten Gebäude- stellen somit eine Art „privatrechtliche Min- bewerteten Norm-Trittschallpegel von qualität und Lage für eine passende Schall- destanforderung“ dar. Sie dürfen grundsätz- L’n,w = 46 dB (erhöhter Schallschutz für schutz-Qualität entscheiden und diesen lich nur dann unterschritten werden, wenn Treppen nach Beiblatt 2 DIN 4109:1989) Schallschutz im Werkvertrag verankern. der Bauherr über die Konsequenzen der Un- orientieren. terschreitung im Vorfeld umfänglich auf- Leider kommt es oft vor, dass die vom Bau- geklärt wurde und er der Unterschreitung Für Treppen ergibt sich damit folgender Ori- herrn gewünschte Schallschutz-Qualität nicht zugestimmt hat – ein wichtiger Umstand, entierungswert für die Anerkannten Regeln werkvertraglich vereinbart wird. Dann ist es der bei der werkvertraglichen Festlegung der Technik zum üblicherweise erwartbaren nicht einfach, den privatrechtlich geschulde- des Schallschutzes zusätzlich zu beachten Schallschutz („privatrechtliche Mindest-An- ten Schallschutz festzustellen, insbesondere ist. forderungen“) – angegeben als bewerteter dann, wenn es nach Abschluss des Bauvorha- Norm-Trittschallpegel L’n,w: bens durch die Mieter oder Eigentümer der Im Gegensatz zu den bauaufsichtlichen Min- Wohnungen zu schalltechnischen Reklama- destanforderungen gibt es keine nachschlag- Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnun- tionen kommt. Falls es nicht möglich ist, aus baren Tabellenwerte für die Anerkannten gen: ≤ 46 dB
Seite 12 Anforderungen kennen | Details planen | Details umsetzen Brandschutz Brandschutznachweis und Brandschutzkonzept Der Brandschutz besteht aus den Bereichen der Gebäudeklassen 1 - 5 und damit auf den Planung. des vorbeugenden und des abwehrenden Wohnungsbau. Abweichungen sind möglich, Im Folgenden werden Bereiche des bauli- Brandschutzes. Unter dem vorbeugenden wenn sie durch qualifizierte Kompensations- chen Brandschutzes behandelt. In Deutsch- Brandschutz (Prävention) fallen baulicher, maßnahmen ausgeglichen werden können. land haben die Länder die Planungshoheit anlagentechnischer und organisatorischer Wenn die Standardisierungen bei Sonderbau- über alle Bauvorschriften und damit auch Brandschutz. Zum abwehrenden Brand- ten nicht sinnvoll oder ausreichend sind, wird über den Brandschutz in Gebäuden. Nachfol- schutz (Bekämpfung) gehören Feuerwehr eine schutzzielorientierte Betrachtung erfor- gend wird auf die Musterbauordnung (MBO und Selbsthilfe. derlich. Im Brandschutzkonzept werden die §§33-39) Bezug genommen. Zitate können Die Musterbauordnung verlangt einen brandschutztechnischen Anforderungen der von der jeweiligen Landesbauordnung (LBO) Brandschutznachweis (MBO §66), in dem ge- MBO, Maßnahmen zum Brandschutz und ob- abweichen. genüber der Genehmigungsbehörde erklärt jektbezogene Rahmenbedingungen aufein- Um entscheiden zu können, welcher Brand- wird, dass die Belange des Brandschutzes, die ander abgestimmt. Das Brandschutzkonzept schutz gefordert ist, muss zuerst geprüft sich aus den Bauvorschriften ergeben, ein- besteht aus einem textlichen, erläuternden werden, welcher Gebäudeklasse die geplan- gehalten werden. Die Anforderungen bezie- Teil und Brandschutzplänen zur Visualisie- te Baumaßnahme entspricht (MBO §2 Absatz hen sich meist auf „standardisierte Gebäude“ rung der baulichen und anlagentechnischen 3 und 4). Übersicht der Gebäudeklassen nach MBO §2 Absatz 3 und 4 GK 1 (a+b) GK 2 GK 3 GK 4 GK 5 Sonderbauten freistehende sonstige sonstige sonstige Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude – ≤ 7 m OKFFB ≤ 7 m OKFFB ≤ 7 m OKFFB ≤ 13 m OKFFB ≤ 22 m OKFFB max. 2 max. 2 Nutzungseinhei- Nutzungseinhei- – – – – ten ten insgesamt insgesamt Nutzungseinhei- ≤ 400 qm ≤ 400 qm ten mit jeweils oder freistehend nicht mehr als landwirtschaftlich – 400 qm – – oder forstwirtschaftlich genutzte Gebäude Einfamilienhaus, Doppelhaushälfte, Mehrfamilien Mehrfamilien Mehrfamilien Hotels, Kindergär- kleine Büro Reihenhäuser häuser, Büro häuser, Büro häuser, Büro ten, Schulen, gebäude gebäude gebäude gebäude Sportstätten, Sporthallen, Krankenhäuser jeder Höhe, Hochhäuser OKFFB = Oberkante Fertigfußboden von Aufenthaltsräumen bis Oberkante Erdreich
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