Trickfilm praktisch Eine Handreichung für Schulen & außerschulische Einrichtungen - LFK
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Impressum Herausgeber Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Reinsburgstr. 27 70178 Stuttgart Postfach 10 29 27 70025 Stuttgart E-Mail: info@lfk.de Web: www.lfk.de Text, Gestaltung und Satz Prof. Dr. Richard Stang und Hochschule der Medien Stuttgart, Studiengang Informationswissen- schaften Timo Strohmaier (M.A.) KastanieEins GmbH Dipl.-Journ.Tina König Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Stand März 2022
Inhaltsverzeichnis Vorwort................................................................................................2 1. Trickfilm - ein Medium für alle................................................3 1.1 Projektinitiierung durch die LFK........................................................3 1.2 Trickfilm in Lehre und Forschung.......................................................5 2. Der Trickfilm................................................................................7 2.1 Geschichte des Trickfilms.......................................................................7 2.2 Trickfilmtechnik......................................................................................7 3. Trickfilmproduktion praktisch..................................................9 4. Der Trickfilmworkshop..............................................................11 4.1 Vorbereitung...........................................................................................11 4.2 Öffentlichkeitsarbeit..............................................................................13 4.3 Planung und Umsetzung des Trickfilms..............................................14 4.4 Basteln, Filmen und Nachbearbeitung des Trickfilms......................17 4.5 Abschluss.................................................................................................19 5. Exemplarisches Trickfilmangebot............................................22 5.1 Eintägiges Angebot.................................................................................22 5.2 Trickfilmangebot 2 Tage.......................................................................24 6. Anhang.........................................................................................26 6.1. Checkliste für die Durchführung eines Trickfilmprojektes.............26 6.2. Trickfilm-Diplom.................................................................................28 6.3. Linksammlung......................................................................................29
Vorwort Medien bestimmen den Alltag von Kin- mit Sprechen und Lesen kombinieren. dern, Jugendlichen und Erwachsenen Insofern bieten neben Schulen auch – ob gewollt durch selbstbestimmtes außerschulische Einrichtungen, wie Handeln oder ungewollt, z.B. durch zum Beispiel auch Bibliotheken, ideale Bilder, Fotos, Filme oder Texte, die im Voraussetzungen, durch Trickfilmarbeit öffentlichen Raum allgegenwärtig sind. Kindern und Jugendlichen kreative Wege zu Medien zu eröffnen. Deshalb Informationen über Medien, das Erler- freuen wir uns über die Kooperation mit nen von Medientechniken, das Durch- der Hochschule der Medien, Fakultät schauen von Medieninhalten sowie Information und Kommunikation, an -strukturen und nicht zuletzt die kreati- der die Trickfilmarbeit einen wichtigen ve Nutzung von Medien fördern einen Teil der medienpädagogischen Aus- kritisch-reflexiven Blick auf unsere sich bildung darstellt. Durch Implementie- rasant entwickelnde Mediengesell- rung von medienpädagogischen und schaft. -praktischen Inhalten in die Ausbildung einerseits und die Förderung von Me- Durch Aus- und Fortbildungsmaß- dienprojekten andererseits versuchen nahmen sowie medienpädagogische wir, einen kompetenten, selbstbe- Projekte fördert die Landesanstalt für stimmten und kreativen Umgang mit Kommunikation Baden-Württemberg Medien zu fördern. (LFK) die Medienkompetenz bei Kin- dern, Jugendlichen und pädagogisch Wir freuen uns, wenn Sie die Trickfilm- arbeitenden Erwachsenen. Dazu zählt arbeit in Ihr Angebot mit aufnehmen auch das Trickfilmprojekt TRICK & möchten. Die LFK und Kinomobil e.V. KLICK (gestartet als Koffer-Trick), das unterstützen Sie gern bei Fragen zur in Kooperation mit den Medienzent- Projektrealisierung. ren zwischen 2007 und 2019 durch- geführt wurde. In Trickfilm-Workshops erlerntes Wissen konnte u.a. im Rah- men des LFK-Trickfilmwettbewerbs mit Grundschülern umgesetzt werden. Aufgrund unserer Erfahrungen sehen (Dr. Wolfgang Kreißig) wir, dass Kinder Medien nicht nur kon- Präsident sumieren sondern auch kreativ nutzen Landesanstalt für wollen. Beim Medium Trickfilm lassen Kommunikation sich Malen und Schreiben sehr gut Baden-Württemberg 2
Trickfilm - ein Medium für alle 1. Trickfilm - ein Medium für alle 1.1 Projektinitiierung durch dem Wettbewerb sind unter die LFK www.lfk.de/medienkompetenz/trickfilm veröffentlicht. Das Landesmedienzentrum Baden- Ein weiterer Trickfilmpartner ist der Württemberg, zuständig u.a. für die Kinomobil Baden-Württemberg e.V., medienpädagogische und praktische Stuttgart, der ebenfalls Trickfilm-Tech- Förderung von Lehrkräften, entwickel- nik u.a. im Rahmen seines Ferienpro- te ca. 2006 einen Trickfilm-Koffer, um gramms für Kinder einsetzt. Lehrkräften die Möglichkeit zu eröff- nen, Trickfilme mit Schülerinnen und Schülern durchzuführen. Der Trickfilm- 1.2 Trickfilm in Lehre und Koffer dient in erster Linie dazu, eine Forschung Filmproduktion in einem kurzen Zeit- fenster und mit minimalem Kosten- Die positiven Erfahrungen aus dieser einsatz durchführen zu können. Der Praxiszeit hat die LFK zum Anlass ge- Koffer selbst kann als „Filmset“ umge- nommen, die Arbeitsmaterialien Hoch- baut werden und erleichtert durch ein- schulen im Rahmen der Lehre zur Ver- gebauter Beleuchtung und Kamera- fügung zu stellen. halterung die Filmarbeit. Besonders bei Projekten an wechselnden Standorten Das Trickfilm-Projekt ‚TRICK & KLICK‘, hat sich dies bewährt, da so hinsicht- das von der LFK vor allem im Hinblick lich Beleuchtung und Arbeitsfläche auf die medienpädagogische Arbeit beste Voraussetzungen gegeben sind. mit Grundschülern entwickelt wurde, Mittlerweile bieten sich aber u.a. durch geht in seiner medienpädagogischen Handy und Tablet weitere Möglichkei- Ausrichtung weiter bis in den Bereich ten der Trickfilmgestaltung, siehe dazu der Aus- und Fortbildung von Pädago- auch: www.trickfilmnetzwerk-bw.de ginnen und Pädagogen im schulischen und Angebote der Medienzentren. und außerschulischen Kontexten. Dies war der Hintergrund für ein Projekt, Die LFK entwickelte etwa zeitgleich das die technische Infrastruktur sowie einen landesweiten Trickfilm-Wettbe- die medienpädagogische Kompetenz werb für baden-württembergische der LFK und die offenen medienpäda- Grundschulen. In Kooperation mit den gogischen Angebotsoptionen von au- Medienzentren und weiteren Koopera- ßerschulischen Institutionen, wie hier tionspartnern wurde der Wettbewerb am Beispiel von Bibliotheken darge- jährlich durchgeführt. Ergebnisse aus stellt, zusammenbringen sollte. 3
Trickfilm - ein Medium für alle Bibliotheken sind heute nicht nur Insti- StudentInnen einen theoretischen Ein- tutionen, die Informationen strukturie- blick in die Trickfilmarbeit gewinnen, ren und vermitteln, Medien verleihen zum anderen sollte aber auch ein kon- und den Bürgerinnen und Bürgern den kretes Konzept für eine Veranstaltung Zugang zu Wissen eröffnen, sondern mit Kindern erarbeitet und durchge- sie übernehmen auf besondere Weise führt werden. Es war hierbei ein wichti- die Vermittlung von Medienkompe- ges Anliegen, zukünftigen Multiplikato- tenz. Dies geschieht im Hinblick auf rinnen und Multiplikatoren nicht nur in Kinder nicht nur durch Angebote zur einer „Laborsituation“ Kenntnisse über Leseförderung, Bilderbuchkino usw.. die Trickfilmproduktion zu vermitteln. In den letzten Jahren wurde eine Fülle Es sollten auch praktische Vermitt- von medienpädagogischen Konzepten lungskompetenzen erarbeitet werden, entwickelt, die Kinder und Jugendliche um damit einen sicheren Umgang mit zur aktiven Auseinandersetzung mit ih- der Technik und der Durchführung sol- rer medialen Lebenswelt anregen und cher Angebote zu erreichen. Medienkompetenz vermitteln. Projekte wie Hörspielwerkstätten, Radio-Work- „Da bei uns in Deutschland an den shops oder Videofilm-Angebote sind Schulen bisher wenig Vermittlung hierfür Beispiele. Diese helfen, dass in Sachen Medienkompetenz im Heranwachsende ihren Medienalltag Lehrplan vorgesehen ist, sollten die reflektieren, kreative Formen der Ver- Bibliotheken auf jeden Fall daran arbeitung ihrer Medienerlebnisse ent- mitarbeiten, dass die sogenannten wickeln und einen selbstbewussten „Digital Natives“ sich nicht nur im Umgang mit den Medien realisieren Internet und anderen Bereichen der können. Medien zurechtfinden sondern sich dort auch sicher bewegen können.“ Im Rahmen des damaligen Bachelor- (Einschätzung einer studentischen studiengangs „Bibliotheks- und Infor- Gruppe nach der Durchführung des mationsmanagement“ (heute: Infor- Trickfilmangebots in der Stadtbü- mationswissenschaft) der Hochschule cherei Stuttgart Fellbach) der Medien in Stuttgart (HdM) wurden Konzepte entwickelt, um Trickfilmarbeit mit Kindern in Bibliotheken zu veror- Dieses Vorgehen verlangt den „Pra- ten. Dabei wurde der Schwerpunkt auf xisschock“ und die Sicherheit der pä- ein handlungs- und projektorientiertes dagogischen Begleitung, was auch Konzept gelegt. Zum einen sollten die Fehler zulässt, die dann im Lernpro- 4
Trickfilm - ein Medium für alle zess bearbeitet werden können. Im sich Bibliotheken auf das Experiment Rahmen des von der LFK geförderten einließen, ein Angebot „Trickfilmarbeit“ Lehrauftrags an der HdM, seinerzeit in Kooperation mit Studierenden der noch Studiengang Bibliotheks- und HdM durchzuführen. Informationsmanagement, heute: In- Die Trick-Veranstaltungen wurden von formationswissenschaft, wurden die dem Bachelorstudiengang „Biblio- LFK-Materialien eingesetzt und er- theks- und Informationsmanagement“ probt. Studierende setzten das Erlern- der HdM begleitet und evaluiert. Die te in Kooperation mit Bibliotheken, bei- Ergebnisse und praktischen Erfahrun- spielsweise in Göppingen, Stuttgart, gen dieser fast zweijährigen Projektar- Fellbach und Esslingen sowie in der beit, in deren Rahmen die Trickfilman- Stadtteilbibliothek Stuttgart-Freiberg gebote in verschiedenen Bibliotheken in Rahmen von Trickfilmprojekten er- mit Kindern durchgeführt wurden, wer- folgreich um. Insgesamt kann das Ko- den in der vorliegenden Handreichung operationsprojekt in Form des Semi- erläutert. Trickfilmprojekte bieten die nars als erfolgreich gewertet werden. Möglichkeit vorhandene Zielgruppen Die Begeisterung und Motivation für zu erweitern, denn der Trickfilm hat das Projekt war bei den Studierenden eine besondere Attraktivität für Kin- überdurchschnittlich hoch und die Ak- der und auch Jugendliche. Dies hat zeptanz bei den Bibliotheken war in mit der Faszination zu tun, dass sich hohem Maße gegeben. Ergebnisse einzelne, selbstgestaltete Bilder zum des Seminars waren einerseits die me- „Leben“ erwecken lassen, wenn man dienpädagogische Kompetenzerwei- sie aneinander reiht. terung der Studierenden als Multiplika- toren und die konkrete Erarbeitung von Arbeitskonzepten für die Durchführung „Die Kinder waren mit großem Inte- solcher Angebote in Bibliotheken. Im resse dabei und auch Eltern zeig- Rahmen der durchgeführten Trickfilm- ten sich positiv überrascht über die workshops in den Bibliotheken zeigte Qualität des Angebots“, bilanziert sich dann andererseits, dass Bibliothe- Birgit Kaupe, die den Workshop in ken der ideale Ort sind, um solche An- der Stadtbibliothek Göppingen ko- gebote zu realisieren. Voraussetzung ordiniert hat. dabei ist allerdings, dass Bibliotheken auch für Neues aufgeschlossen sind. Aus dem reichen Fundus an Ge- schichten, die z.B. Bibliotheken bie- Es war ausgesprochen hilfreich, dass ten, kann man Filmideen ableiten und 5
Trickfilm - ein Medium für alle Kindern damit einen anderen Zugang schätzung anderer Medieninhalte wird. zu Geschichten bieten. Im Fokus steht dabei aber auch, dass Heranwach- Je komplexer unsere Medienwelt wird, senden geholfen wird, sich Medien, desto höher sind die Anforderungen und hier speziell Filmkompetenzen, an eine Medienkompetenz bereits im zu erarbeiten. Durch die Entwicklung frühen Kindheitsalter. Viele Organisati- von Geschichten und die Erzählung onen und Institutionen bieten deshalb mit Hilfe filmsprachlicher Mittel wird ein bereits eine Reihe von medienpädago- kognitiver Prozess in Gang gesetzt. gischen Angeboten an. Insofern stellt Wenn man selbst Filmsprache nutzt die Trickfilmarbeit eine ideale Erweite- um eine Geschichte zu erzählen, kann rung ihres medienpädagogischen Pro- man auch andere Filminhalte besser fils dar. verstehen und interpretieren. Dies Diese Handreichung zeigt auf wie führt auch dazu, dass die Möglichkei- ein Trickfilmprojekt mit möglichst ge- ten der filmsprachlichen Manipulation ringem organisatorischen Aufwand erkannt und kompetenter in der Ein- durchgeführt werden kann. 6
2. Der Trickfilm 2.1 Geschichte des Trick- Kurzüberblick der Trick- films filmgeschichte: Die Entwicklung des Trickfilms bildet • 1888: Erfindung der Filmkamera gleichzeitig den Vorläufer der Kinoma- Louis Le Prince tographie. 1877 stellte der Franzose • 1891: Edison Kinetoskop Émile Reynaud die Präsentationstech- • 1895: Geb. Slkadanowsky zeigen nik des Praxinoskops vor. Er zeichnete am 1. November „lebende Bilder“ Bewegungsphasen auf ein Gelatine- mit dem Bioskop Filmband, das vor einem statischen • 1898 Erfindung des Rollfilms Hintergrundbild abgespielt wurde. • 1903 „Great Trainrobbery“ • 1928 „Steamboat Willi“ von Walt Die Entwicklungen von George East- Disney man, dünne Nitrozellulose-Folie mit lichtempfindlichen Silberteilchen zu • 1937 „Schneewittchen“ Feature beschichten, bildete die Grundlage für Film den Rollfilm in Fotoapparaten. • 1977 CGI-Technik (3D Animati- Edison führte dann mit der Weiterent- onstechnik) für den animierten wicklung der Rollfilme mit beidseitiger Film, z.B. in „Starwars“ Perforation die noch heute verwendete • 1995 „Toystory“ Filmtechnik ein. 2.2 Trickfilmtechnik 1906 wurde von J. Stuart der erste vollständig animierte Trickfilm „Humo- Der Trick im Trickfilm ist im Prinzip eine rous Phases of Funny Faces“ gezeigt. Täuschung unserer Wahrnehmung. Émile Cohl veröffentlichte zwei Jahre Die Trägheit des Auges führt dazu, später seinen ersten Trickfilm, bei dem dass das menschliche Auge schnelle er eine neue Tricktechnik einführte, in- Bildfolgen automatisch als Bewegung dem er die Bilder direkt auf den Film- wahrnimmt (das ist der sogenannte streifen zeichnete. Stroboskopeffekt). Das Gefühl einer flüssigen Bewegung entsteht ab cir- ca 12 Bildern pro Sekunde und ab 24 Bildern pro Sekunde wirkt sie absolut flüssig. 7
So lässt sich erklären, warum sich Ideen umsetzen kann. beispielsweise ein Ball bei einem Dau- Die Technik ist aber vom Material und menkino durch schnelles blättern der den Vorkenntnissen her aufwändiger einzelnen Bilder beginnt zu bewegen. als die zuletzt genannte. Legetricktechnik Pixelation Bei der Legetechnik werden gebas- Hiermit werden Filmaufnahmen be- telte oder auch gezeichnete Figuren zeichnet, bei denen eine gefilmte schrittweise, zweidimensional bewegt. Person fotografiert wird. Die Person Die Figur wird auf eine Fläche gelegt, bewegt sich nach jeder Aufnahme ein die als Hintergrund dient, und dann in Stück, wodurch eine gewollt „abge- kleinen Schritten verschoben, die je- hackte“ Bewegung erzielt wird. Von weils fotografiert werden. Setzt man Kindern wird diese Technik oft als be- die Bilder aneinander, wird beim Ab- sonders witzig wahrgenommen, tech- spielen eine Bewegung sichtbar. Die nisch gibt es aber viele Dinge zu be- Animation kann einfach kontrolliert achten, die bei der Arbeit mit Kindern werden und ist deshalb auch gut für die Produktion erschweren, dazu ge- die Arbeit mit Kindern und damit für hören: Lichtwechsel, Kameraposition Trickfilmeinsteiger geeignet. oder auch die automatische Fokussie- rung der Kamera. Diese Technik eignet sich somit eher für Fortgeschrittene. Stopmotion Als Stopmotion-Technik bezeichnet Zeichentrickfilm man Trickaufnahmen, die ein dreidi- mensionales Objekt animieren. Häufig Die klassische Trickfilmtechnik hat sich werden für die Objekte Materialien wie seit ihrer Entstehung technisch kaum Knetmasse, Plastilin oder auch Holz geändert. Seit der Einführung und verwendet. einflussreichen Ausgestaltung durch Der so genannte „Brickfilm“, Anima- Walt Disney wird hier mit transparen- tionen mit Lego- oder Playmobilfi- ten Folien gearbeitet, auf die jeweils guren, zählt auch zu dieser Technik. eine Bewegung gemalt wird und dann Er eignet sich ebenfalls für die Arbeit in Schichten übereinander gelegt Be- mit Kindern, da die Figuren dank ihrer wegungen ergeben. Meist hat jedes Machart einfach auf Untergründen fi- Objekt eigene Folien und statische xiert werden können und man schnell Hintergründe. Allerdings ist die Menge 8
Trickfilmproduktion praktisch an den zu produzierenden Bildern sehr sich über die Trickfilmarbeit zu infor- hoch, so dass sich diese Technik im mieren. Bei entsprechend ausreichen- Rahmen eines zeitlich und personell dem Interesse werden für außerschu- begrenzten Trickprojekts sowie im Hin- lische Institutionen Trickfilmworkshops blick auf die Altersgruppe der Kinder durchgeführt und Support bei der eher nicht eignet. praktischen Durchführung und Tech- nikbeschaffung angeboten. Informa- tionen zu Info-Veranstaltungen sowie 3. Trickfilmproduktion Technik-Verleih für die Projektdurch- praktisch führung vor Ort erteilt der Kinomobil Ba.-Wü. e.V. auf entsprechende An- Mit dieser Broschüre möchten wir über frage (projekte@kinomobil-bw.de). Ziel die Möglichkeiten eines Trickfilmpro- ist, dass bei Interesse an einer konti- jektes informieren und trickfilminteres- nuierlichen Trickfilmarbeit eine eigene sierte Einrichtungen inspirieren. Wenn Trickfilm-Ausstattung angeschafft wird diese Hürde genommen ist, steht vor und somit Institutionen unabhängig dem Projekt zunächst die Übung. Zu Trickfilmworkshops, Events im Rah- beschreiben, welche Technik und Soft- men von Veranstaltungen oder Wett- ware für die Produktion eines Trickfilms bewerben durchführen können. Damit benötigt werden oder wie die Ge- derartige Projekte realisiert werden schichte für einen Trickfilm entwickelt können, bedarf es der Unterstützung wird, würde den Umfang dieser Hand- von versierten Trickfilmpartnern. Ein reichung übersteigen. Weiterführende solches Netzwerk in Regionen aufzu- Informationen finden sich unter www. bauen, ist das Ziel des „Trickfilmnetz- trickfilmnetzwerk-bw.de, u.a. auch Vi- werkes“. Neben Bibliotheken können deotutorials und eine ergänzende Bro- dazu z.B. auch Kinder- und Jugend- schüre „Trick 17 - Pimp your Trickfilm“, einrichtungen, kommunale Kinos, Kin- die bei info@lfk.de kostenlos bestellt dertagesstätten oder Seniorenhäuser werden kann. zählen. Für ein Pilotprojekt kann über den Kinomobil Baden-Württemberg Im Rahmen des seitens der LFK ge- e.V. auch die notwendige Trickfilm- förderten und durch den Kinomobil technik ausgeliehen werden. Baden-Württemberg e.V. organisier- ten Projektes „Trickfilmnetzwerk-BW“ Da der Kinomobil e.V: auch in ander- wird allen an der Trickfilmproduktion weitigen Projekten mit der Trickfilm- Interessierten die Möglichkeit geboten, arbeit aktiv ist und die zur Verfügung 9
Trickfilmproduktion praktisch stehende Technik begrenzt ist, kann Der Vorteil eines Trickfilm-Koffers be- die Ausrüstung nur in einem einge- steht in erster Linie darin, dass dieser schränktem Zeitrahmen zur Verfügung bei wechselnden Standorten einge- gestellt werden. Eine frühzeitige Voran- setzt werden kann und so eine Kulisse meldung wird deshalb empfohlen. Ziel und das nötige Produktionslicht mit des Trickfilmnetzwerkes ist es auch, sich führt. Soll ein Trickfilmangebot dass Trickfilm-Partner vor Ort Technik wiederkehrend angeboten werden gemeinsam anschaffen, bei Bedarf und steht dafür ein fester Produktions- sich gegenseitig unterstützen oder ge- standort zur Verfügung, kann auf die meinsame Trickfilmevents planen. Anschaffung dieses Koffers verzichtet werden. Als Aufnahmetechnik sind Ein Trickfilm-Koffer ist in der Anschaf- entweder eine separate Kamera und fung kostenintensiv, insofern bietet ein Tonaufnahmegerät oder ein Tablet sich auch der Eigenbau an. Baupläne bzw. Handy mit Stativ sowie Produkti- sind unter www.trickfilmnetzwerk-bw. onssoftware notwendig – und natürlich de als Download abrufbar. Eine Kulis- das Interesse an der Trickfilmproduk- se lässt sich auch schnell mit wenigen tion. Handgriffen bilden, z.B. mittels eines dunklen Vorhangstoffes, der für eine Die Verwendung einer Trickbox er- gleichbleibende Lichtqualität bei den leichtert die Kulissenvorbereitung und Aufnahmen sorgt. sorgt für konstante Lichtverhältnisse. 10
Der Trickfilmworkshop 4. Der Trickfilmworkshop Vor Beginn des Trickfilmprojektes soll- Streichhölzer schaffen etwas Struk- te die Zielgruppe festgelegt werden. tur. Bei Heranwachsenden und na- Je jünger die Teilnehmenden sind, türlich Erwachsenen ist auch ein Stop desto kleiner sollte die Gruppengrö- Motion-Film mit plastischen Figuren ße gewählt werden. Ab zehn Kindern und Materialien denkbar. sind z.B. zwei Betreuungspersonen Häufig verwendete Materialien sind: sinnvoll. Große Altersunterschiede Knete, Tonpapier, Nahrungsmittel, sollten im Hinblick auf die Entwick- Lego, Playmobil, Naturmaterialien etc.. lung von Storyboard und praktische Eine zentrale Überlegung ist dabei, Umsetzungsmöglichkeiten vermieden welche Technik zur Verfügung steht. werden. Zu beachten ist, dass bei Pro- Ein Trickfilm lässt sich mit einfach- jekten mit jüngeren Kindern längere sten Mitteln wie Fotokamera, Stativ, Produktionszeiten einzuplanen sind, Laptop, Webcam, Handy oder Tablet da eine Animation mit längeren Kon- realisieren. Es gibt auch die bereits zentrationsphasen verbunden ist, die beschriebene Möglichkeit sich eines für jüngere Kinder oft zu anstrengend Trickfilmkoffers zu bedienen bzw. die- sind. sen anzuschaffen. Da beim Legetrick Eine Bewerbung mit ausreichend mit (Ton-) Papier das gesamte Film- Vorlaufzeit ist der Beginn einer guten set und Figuren gemeinsam gebastelt Veranstaltung. Dabei ist der richtige werden können, birgt diese Technik Kommunikationsmix wichtig. Auf die- viel kreatives Potential. Die Trickfil- ses Thema wird unter 4.2 gesondert mer müssen sich hier in hohem Maße eingegangen. kreativ und aktiv mit der Realisierung einer Idee durch Basteln auseinander- setzen. Aus diesem Grund findet sich 4.1 Vorbereitung nachfolgend eine Einkaufsliste für die Durchführung eines Legetrickfilms: Vor Durchführung des Workshops muss man sich zunächst für eine be- • Pappen und Papier in verschied- stimmte Trickfilmart entscheiden. Wie nen Größen und Farben dargestellt, eignet sich für Einsteiger • Scheren (ggfs. speziell für Kinder) und kleine Kinder am Besten der Le- • Filzstifte, Buntstifte getrick. Hierfür werden die Hintergrün- de und Protagonisten zumeist aus • Bleistifte Pappe und Papier ausgeschnitten, • schwarze, wasserfeste Stifte einige Objekte wie Watte, Blätter oder • Radiergummi 11
Der Trickfilmworkshop • Anspitzer geschichten bzw. Ideen/Handlungen • Lineale vorzubereiten. So kann man ein Trick- • Klebstoff (z.B. Fixogum) filmangebot zu einem bestimmten Er- • Tesafilm eignis anbietet oder eine vorhandene • Tesakreppband um Hintergründe Geschichte (bspw. ein Kinderbuch) zu fixieren weitererzählen (Achtung: Urheber- rechte beachten). • Zeitschriften zum Ausschneiden Grundsätzlich werden die Trickfilm- teilnehmenden aber gern eigene Ide- Je nach dem, wieviel Zeit man für die en entwickeln wollen und dies gilt es Durchführung eines Angebots hat, auch gezielt zu unterstützen. Dadurch muss man den Aufwand für die Vorbe- erreicht man eine höhere Identifikation reitung beachten. Je weniger Zeit des- mit der Aufgabe, das Interesse und die to mehr und genauer muss geplant Konzentration wächst und damit auch werden. die Chance, dass die Workshopteil- nehmer mit Spaß bis zum Ende dabei „Themen einer Produktion müssen bleiben. nicht vorgegeben werden. Lässt man die Kinder selbst Ideen finden, Ein wichtiges Element der Angebots- zeigt sich, dass ihrerseits sehr kre- planung stellen die Gruppenphasen ative Vorschläge gemacht werden. dar. Für die Formung der Gruppe ist Das Team kann dabei hilfreich zur der Beginn sehr wichtig. Wenn sich Seite stehen und muss besonders die Teilnehmer nicht kennen, sollte darauf achten, dass die Geschich- man eine Kennenlernrunde durchfüh- ten nicht zu umfangreich werden ren. Aber auch während des Work- und technisch schwer umsetzbar shops, nach langen Konzentrations- sind. Außerdem vergessen Kinder phasen oder nach dem Essen können leicht, dass sie ihre Geschichte Aktivierungsspiele helfen, konzentriert auch zu einem Ende bringen müs- weiterarbeiten zu können. Dies gilt ins- sen.“ (Einschätzung einer studenti- besondere bei Kindergruppen. Tipps schen Gruppe nach der Durchfüh- zu entsprechenden Spielen finden sich rung des Trickfilmangebots in der auf www.ohrenspitzer.de. Stadtbücherei Stuttgart) Projekte mit Kindern erfordern einige Beträgt die Projektdauer z.B. nur we- spezielle Vorsichtsmaßnahmen. Des- nige Stunden bietet es sich an, Film- halb sollten in einem Anmeldeformular 12
Der Trickfilmworkshop wichtige Fragen geklärt werden, wie lerdings aus Datenschutzgründen das beispielsweise: Einverständnis eingeholt werden. • Telefonkontakt der Eltern (falls das 4.2 Öffentlichkeitsarbeit Kind früher oder unvorhergese- hen abgeholt werden muss) Um den eigenen Workshop zu be- • Essensituation: Müssen Eltern werben sollte man einen bestimmten Essen mitgeben oder wird vor Ort Kommnikationsmix nutzen, um die un- Essen angeboten? Wenn Essen terschiedlichen Zielgruppen - in erster durch die Institution gestellt wird: Linie ja Eltern und Kinder - zu errei- liegen Allergien oder sonstige chen. Gründe (Religion, Vegetarier etc.) vor, weshalb manches nicht ge- gessen werden kann? • Muss Material mitgebracht wer- den (Scheren, (Klebe-) Stifte, Playmobil etc.)? • Muss ein Datenträger mit ausrei- chendem Speichervolumen/USB- Stick für den fertigen Film mitge- bracht werden? • In jedem Falle: Einverständ- niserklärung der Eltern im Fal- le Präsentation, Einstellung im Web oder bei Presse etc.? Zusätzlich kann bei den Eltern auch abgefragt werden, ob sie regelmä- ßig über entsprechende (medien-) praktische Projekte informiert werden möchten - dann kann man mit Hil- fe der genannten E-Mail-Adresse ein Plakate ohne Zeitangaben lassen sich vielfach einset- zen und können jeweils um aktuelle Angaben ergänzt Verteiler aufbauen, was die zukünftige werden (Aufkleber). Das spart Kosten und fördert die Bewerbung von (Fortsetzungs-) Ange- Wiedererkennung des Projektes. boten sehr erleichtert. Hierzu muss al- 13
Der Trickfilmworkshop Dabei bieten sich folgende vier Instru- mente an: die Pressemeldung, eine Beispielmeldung: Meldung auf der eigenen Internetseite, ein Plakat für den Aushang in der Ein- Dein eigener Trickfilm! richtung und Flyer bzw. Handzettel. Die Stadtbücherei XY veranstaltet Für die Pressemeldung gilt das umge- am Freitag den 17., und Samstag, kehrte Pyramiden-Prinzip. den 18. Dezember 20.., einen Trick- Dies bedeutet mit den wichtigsten filmworkshop. Fakten zu beginnen und zum Ende der Meldung weniger Wichtiges als auch Von 10 - 17 Uhr können Kinder Details zu verwenden. Wird die Mel- zwischen 8 und 10 Jahren basteln, dung an eine Zeitung versandt kann animieren und filmen. Die Kinder er- der Redakteur so die Meldung in kür- fahren viel zum Thema Trickfilm und zester Zeit überfliegen und bei Gefal- erstellen ihre eigenen Film. len einsetzen. Die 5 W-Fragen (Was, Für Material und Mittagessen wird Wann, Wer, Wo und Wie) und nach- eine Unkostenpauschale von 7 Euro gelagert die 6. W-Frage, das Warum, mit der Anmeldung erhoben (zahl- sollten im Text beantwortet werden. bar vor Ort). Infos und Anmeldung unter ... Wichtige Kriterien für die Projektpla- nung sind auch große öffentliche Ver- anstaltungen in der Region, die die 4.3 Planung und Umsetzung Zielgruppe binden oder aber für die- des Trickfilms se das Angebot besonders attraktiv machen können. Soll das Angebot in Vor dem eigentlichen Filmen und Ani- das Ferienprogramm mit eingebunden mieren sollte man die Geschichte ge- werden, können diese als Koopera- meinsam mit den Kindern planen und tionspartner das Projekt und/oder die festhalten. Wie unter 4.1 angespro- Werbung unterstützen. chen sollte überlegt werden, wieviel Zeit zur Verfügung steht bzw. welcher Soweit die Trickfilm-Technik ausgelie- Aktion das Trickfilmangebot evtl. un- hen werden muss ist bei aller Planung tergeordnet ist. Anhand dessen kann aber zuerst zu klären, ob und ggfs. wie dann entschieden werden, ob eine lange die Technik zur Verfügung steht. Geschichte, ein Storyboard etc. vor- Also erst reservieren, dann bewerben. bereitet werden muss. 14
Der Trickfilmworkshop Exemplarisch werden unter Abschnitt Ein Drehbuch enthält: 5. zwei verschieden lange und damit • alle handelnden Personen verschieden aufwändige Konzepte • alle Szenen und Einstellungen dargestellt. • alle gesprochenen Bestandteile des Films Damit Medienkompetenz nachhaltig vermittelt wird, ist es von Vorteil, die • Szenen und Drehplanungen, die Teilnehmenden in den Prozess der mit Dialogen in Verbindung ge- Ideen- und Geschichtenfindung direkt bracht werden mit einzubeziehen. • viele Details Hat man die Entscheidung gefällt, mit • kurze, klare Sätze den Teilnehmenden eine Geschichte • die Geschichte wird im Präsens zu entwickeln, wird die Grundidee im geschrieben sogenannten „Exposé“ definiert. Die • einige Regieanweisungen Grundgedanken der Geschichte sollte in wenigen Sätzen erzählt sein (Kinder- Beispiel: Batman versucht sein Lun- Ein Drehbuch enthält nicht: chpaket zu öffnen, kann es aber nicht • unwichtige Einzelheiten schaffen, da der Joker das Paket ver- • „unsichtbare“ Handlungen (wenn schlossen hat). sie nicht hörbar gemacht werden) So kann man leicht zentrale Motive Ein Drehbuch wird verwendet, wenn in der Geschichte darstellen und eine viele Dialoge im Film enthalten sind sinnvolle Aussage treffen. Das Expo- und ein längerer Film geplant wird. sé wird dann ausformuliert und in ein Für kürzere Produktionen bei ein- Drehbuch überführt. Das Drehbuch oder zweitägigen Angeboten kann bzw. das Storyboard ist die Überfüh- dieser Schritt auch übersprungen und rung einer Idee für eine Geschichte direkt mit dem Storyboard begonnen mit filmsprachlichen Mitteln. Man be- werden. schreibt nicht nur eine Geschichte sondern man legt auch fest, wie etwas erzählt wird, so dass man beim Lesen auch nachvollziehen kann, wie etwas wann und in welchem Takt abläuft. 15
Der Trickfilmworkshop Im Storyboard werden wichtige Ein- Im praktischen Einsatz eignet sich hier stellungen mit der Handlung in zeitli- ein Flip-Chart, das vor der Gruppe von cher Beziehung gesetzt. Es sollte so einer Person gezeichnet und um Be- detailliert sein, dass wenig Spielraum merkungen etc. ergänzt wird. bleibt, die Haupthandlung zu erzäh- len. Im erweiterten Storyboard sollte dann noch eine Spalte mit Tonebene und bspw. auch Requisiten/Szenebild einge- fügt werden. Wichtige Merkmale des Storyboards: • soll nicht den Film visu- alisieren • zeigt die Positionen von Motiven/ Objekten • bildet alle Einstellungs- größen ab • zeigt jedes wichtige Teil einer Szene in eigenem Frame • legt die Dauer fest • enthält alle Töne und Dialoge der Szene • legt Szenenbild und Requisiten fest Wenn dies zeitlich möglich ist, sollte bei der Durchfüh- rung eines Trickfilmange- bots mit Kindern das Sto- Dieses Storyboard wurde von einem 10-jährigen Schüler im Rahmen des LKF-Trickfilm-Wettbewerbs gezeichnet. ryboard auch unbedingt mit der Gruppe erstellt werden. 16
Der Trickfilmworkshop 4.4 Basteln, Filmen und on sein. Dies erwartet der Betrachter Nachbearbeitung des unbewusst, kann aber von Trickfilm- Trickfilms anfängern kaum realisiert werden. Im Umkehrschluss eigenen sich deshalb abstraktere bzw. stilisiertere Figuren und Hintergründe besser. Weitere Praxistipps zur Filmgestaltung bieten die Text- und Videotutorials un- ter www.trickfilmnetzwerk-bw.de. Sollten Geschichten aus Büchern genutzt werden muss das Urheber- recht beachtet werden. Werke deren Schutzfrist abgelaufen ist, können auch verfilmt werden, ohne das man Während des Bastelns sind den Betei- eine Genehmigung einholen muss. ligten keine Grenzen gesetzt, die fest- Dies betrifft Werke die 70 Jahre und gelegte Geschichte zu erzählen. Es ist älter sind. Aber Achtung: Urheber- immer hilfreich, so viel wie möglich an rechte können vererbt, auf Verlangen Gestaltungsmitteln für die Teilnehmen- verlängert, staatlich geändert oder den bereit zu halten, da oft sehr in- auch von Land zu Land (bspw. Mexiko novative Ideen während des Bastelns 100 Jahre) verschieden lang sein. Es entstehen. Grundsätzlich ist darauf zu empfiehlt sich deshalb um Erlaubnis achten, dass die Objekte filmbar blei- zu fragen (Autor oder Verlag), ob man ben. Zu kleine Details sind beispiels- eine Geschichte im Rahmen eines weise zu vermeiden. Will man eine Angebots verwenden darf. Bei unbe- Armbewegung animieren sollte man rechtigter Nutzung bzw. späterer Ver- beim Basteln darauf achten, dass der öffentlichung z.B. im Internet besteht Arm nicht an einem Stück gebastelt die Gefahr von empfindlichen Straf- wird, sondern einzelne bewegliche Tei- zahlungen. le besitzt. Nur so kann die Animation flüssig ablaufen. Ein Film beinhaltet meist auditive Ele- Wichtig ist auch, dass die Figuren nicht mente. Die einfachste Möglichkeit der zu real dargestellt werden. Je realer Vertonung ist die Verwendung eines die Figuren gebastelt werden, desto gleichbleibenden Musikstücks. Zu- realer muss später auch die Animati- sätzlich können aber Geräusche, Ath- 17
Der Trickfilmworkshop mos (bspw. Vogelgezwitscher) und Musik ist immer urheberrechtlich ge- Dialoge den Film deutlich aufwerten. schützt und die Nutzungsrechte müs- Wird Musik im Film verwendet sollte sen daher immer geklärt sein. Eine man darauf achten, urheberfreie Mu- sichere Möglichkeit ist die Nutzung sik, auszuwählen oder diese selbst von Musik mit den sogenannten Crea- produzieren. Erst dann sollte der ferti- tive Commons Lizenzen. Hierbei muss ge Film auch in das Internet eingestellt man unterschiedliche Nutzungsarten oder für Dritte vervielfältigt werden. unterscheiden, diese sind durch Sym- Es reicht aber auch nicht aus, ledig- bole und Bezeichnungen eindeutig ge- lich GEMA-freie Musik zu verwenden. regelt: (BY v- Attribu- Namensnennung des Künstlers und des Werkes im Ab- tion) spann, praktisch immer Bedingung (NC – Non Nur für nichtkommerzielle Nutzung Commercial) (ND – Non Keine Bearbeitung! Damit auch NICHT für Untermalung Derivative) von Filmen nutzbar! (SA – Share Weitergabe unter gleichen Bedingungen (siehe auch: Alike) https://de.creativecommons.net/was-ist-cc/) 18
Der Trickfilmworkshop Das Internet bietet eine Reihe von 4.5 Abschluss kostenfreien Musik- und Geräusche- datenbanken an. Eine Auswahl von Ist der Film fertig, sollte er den Kin- Geräuschearchiven, Open Source- dern auch auf einem Datenträger/ Musik sowie Anleitungen für eige- USB-Stick überreicht werden. Der Ab- ne Musikkreationen, Bauanleitungen schluss des Workshops kann auch mit u.v.m. sind in unserer Linksammlung einer Präsentation der Ergebnisse für zusammengefasst (siehe S. 29). Eltern und eventuell auch einer erwei- terten Zielgruppe realisiert werden. Ein Die Produktion von eigenen Geräu- solcher Event ist nicht nur für die teil- schen oder einfache Musik- und Ge- nehmenden Kinder und deren Eltern sangsstücke macht allerdings gerade interessant. jüngeren Kindern viel Spaß und kann die Authentizität eines von Kindern Der fertige Film dient auch zur Öffent- gefertigten Films noch unterstreichen. lichkeitsarbeit für Ihre Institution. Bei Auch das lässt sich sehr gut umset- besonderen Gelegenheiten kann der zen, da die Trickfilmerstellung ohne- Film gezeigt werden (Elternabend, Tag hin unterschiedliche Gruppenarbeiten der offenen Tür etc.). Wenn möglich vorsieht (u.a. Storyboard, Basteln der sollte der Film auf der Homepage zu Kulisse, Betreuung der Technik). sehen sein. Für zukünftige Trickfilm- Veranstaltungen ist ein solcher Film die Der eigentliche Filmschnitt und das beste Werbung. Zusammenfügen des Films mit allen Sounds sollte mit einem Videoschnitt- Am Ende eines solchen Angebots programm ausgeführt werden. Im können auch „Trickfilm-Diplome“ an Rahmen eines Trickfilm-Workshops die Kinder verteilt werden. Bei den werden die dort verwendeten Techni- meisten Kindern kommt diese Art der ken und Softwareprogramme vorge- Wertschätzung sehr gut an. stellt. Am Ende des Workshoptages werden die Teilnehmer selbst einen Außerdem können während des kleinen Film produziert haben. Workshops Bilder gemacht werden, die später für die Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden können. Die Einver- ständniserklärungen der Eltern sollten deshalb vor Beginn des Workshops eingeholt werden (s. 4.1). 19
Der Trickfilmworkshop Trickfilm - ein Experimentierfeld für Materialien und Themen Das Storyboard und die dazugehörige Filmkulisse für den Film „Ein Tag in Ägypten“ wurde von einer dritten Grundschulklasse umgesetzt. Anregungen zu Geschichten, Umset- zungsmöglichkeiten, Materialien, Ge- räusche u.v.m. bieten die zahlreichen Trickfilme, die im Rahmen des LFK- Trickfilmwettbewerbs durch Schüle- rinnen und Schüler der Klassen 1 bis 4 entstanden sind: www.lfk.de/medienkompetenz/trickfilm (es erfolgt eine Weiterleitung auf you- tube). 20
Der Trickfilmworkshop Beispiele aus den Trickfilmprojekten zeigen, dass der Kreativität in der Gestaltung der Filme und Nutzung von Materi- alien keine Grenzen gesetzt sind: Verwendet wurden von den jungen Trickfilmern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren: Pappe, Papier auch Selbstgebackenes, Steine, Knete, Sand, Bast, Plastikplane, Watte, Wolle/Gestricktes, Weiden- geflecht, Figuren aus der Spielkiste und Zeitungspapier. 21
Exemplarisches Trickfilmangebot 5. Exemplarisches Trickfilmangebot Für die praktische Ausführung eines lich oder einmal im Monat. Als Vor- Angebots gibt es viele Möglichkeiten. übung zu einem längeren Trickfilmpro- Die zur Verfügung stehende Zeit und jekt eignen sich die hier vorgestellten damit auch der verbundene Aufwand Kurzprojekte, um ein Gefühl für die sind wichtigsten Faktoren, die als ers- Technik, die Vorbereitungszeit und tes geklärt werden müssen. Denkbar klassendynamische Prozesse zu be- sind eintägige, zweitägige oder auch kommen. regelmäßig Angebote, z.B. wöchent- 5.1 Eintägiges Angebot (max. 6h) Vormittag Nachmittag • Aufbau der Tische und Vorberei- • Anregungs- oder Beruhigungs- tung des Bastelmaterials (vor Ein- spiele; Tipps auf: treffen der Teilnehmenden) www.ohrenspitzer.de • Gegenseitiges Kennenlernen am • Filmproduktion/Tonproduktion besten mit Kennenlernspielen • kurzer Export des Films • Themen / Ideen kurz vorbereiten • mit dem fertigen Film und Urkun- und von den Kindern weiterentwi- de aushändigen ckeln lassen • Storyboard-Entwicklung • Basteln der Figuren (Hintergründe sollten passend zur Geschichte vorbereitet werden) 22
Exemplarisches Trickfilmangebot Im Rahmen von Schulferienprogram- Es sollte darauf geachtet werden, dass men bieten sich auch Wochenprojekte diese Phase des Angebots nicht zu an. In der Durchführungspraxis in den lange dauert. Bibliotheken haben sich beispielswei- se ein- und zweitägige Angebote be- Auch bei der Realisierung des fertigen währt. Deshalb werden nachfolgend Films sollte man auf aufwändige Ton- zwei Ablaufformen für einen Trickfilm- effekte verzichten und eine einfache workshops mit Kindern kurz mit einer Vertonung wählen. möglichen inhatlichen Gliederung vor- gestellt. Die Länge des fertigen Films sollte 40 bis 60 Sekunden nicht übersteigen. Beim eintägigen Angebot muss we- Das hört sich sehr kurz an - wenn man sentlich mehr inhaltlich vorbereitet allerdings bedenkt, dass für eine Se- werden. Es empfiehlt sich, die Themen kunde Film 12 (im Idealfall 24) Bilder und Geschichten des Films grob vor- hergestellt werden müssen, bedeutet zubereitet, so dass ein „offenes Ende“ dies schon eine sehr hohe Konzen- die Kinder anregt, die Geschichte wei- trationsleistung für (insbesondere sehr terzuerzählen. junge) Kinder. 23
Exemplarisches Trickfilmangebot 5.2 Trickfilmangebot 2 Tage (ca. 5-6h/Tag) Tag 1 - Vormittag Tag 1 - Nachmittag • Aufbau der Tische und Vorberei- • Aktivierungsspiel tung des Bastelmaterials • Basteln • Gegenseitiges Kennenlernen am • Abschluss des Tages und Bespre- besten mit Kennenlernspielen chung des Folgetages • Filmbeispiele zeigen • • Ideenfindung mit der Gruppe • Storyboard-Entwicklung • Basteln Tag 2 - Vormittag Tag 2 - Nachmittag • Aktivierungsspiel • Filmschnitt / Vertonung • evtl. noch einzelne Teile basteln • Auswertung und Abschlussprä- Aufbau und Einführung in die sentation des Films Technik • DVD/Datenträger mit dem fertigen • Filmproduktion / Tonproduktion Film und Urkunde aushändigen 24
Exemplarisches Trickfilmangebot Bei einem zweitägigen Angebot kann zichten und eine einfache Vertonung mehr Zeit in die Ideenfindung und das wählen. Bei entsprechend gutem Basteln investiert werden. Für die Vor- Zeitbudget können vorbereitend ei- bereitung einer Geschichte ist die Ziel- nige Trickfilme angeschaut werden gruppe zu berücksichtigen. Kinder und und/oder auch Geräusche selbst Jugendliche haben meist viele Ideen, produziert werden. bei Kinder im Vorschulalter und Senio- Das Zuhörprojekt Ohrenspitzer bietet ren können entsprechende Vorschläge z.B. auf seiner gleichnamigen Home- hilfreich sein. page ein Geräusche-Alphabet an. In der Praxis ist es häufig so, dass die Die zeitliche Planung hängt entschei- Ideen nicht direkt umgesetzt werden dend von dem Alter der Zielgruppe können und Kinder auch nicht immer ab. Oftmals sind die Teilnehmer sehr mit einer bestimmten Idee zufrieden engagiert und auch für längere Ar- sind. Die Ideen sollten deshalb stich- beitszeiten, als hier dargestellt, zu wortartig notiert und möglichst ver- begeistern. Auch im Schulkontext bunden werden, so dass von jedem sind z.B. im Rahmen des Nachmi- etwas dabei ist - oder man lässt die tagsangebot längere Filmprojekte Kinder über die „beste Idee“ abstim- umsetzbar. men. Bleiben Ideen zu vage, sollte man die Kinder nach ihren Vorstellun- Vor einem Workshop, egal ob mit gen fragen. Die Film-Mindestlänge von Kindern oder Erwachsenen, soll- 40 - 60 Sekunden sollte nicht unter- te man selbst einen kleinen Probe- schritten werden. trickfilm erstellen, damit Fehler wie fehlende oder fehlerhafte Technik, Je mehr Zeit die Teilnehmer haben, fehlendes Material, zu aufwändige desto länger darf natürlich auch der Storyplanung oder Bastelarbeiten, Film werden (ohne sich dabei in „Ne- ungünstige Raumbedingungen oder benschauplätze“ oder Details zu ver- Koordinierungsfehler in der Trickfilm- lieren, denn der Film soll ja spannend produktion in der Praxisphase mit anzuschauen sein). den Teilnehmern vermieden werden. Bei der Realisierung eines ein- oder zweitägigen Trickfilmprojektes sollte man auf aufwändige Toneffekte ver- 25
Anhang 6. Anhang 6.1 Checkliste für die Durchführung eines Trickfilmprojek- tes In der Praxis gibt es viele Kleinigkeiten, die eine Durchführung erheblich erleich- tern. Diese haben wir hier als „Checkliste“ zusammengestellt: OO Zielgruppe festlegen: Eine Gruppengröße von max. 10 Personen bei zwei Betreuungspersonen ist sinnvoll. Je jünger die Zielgruppe desto mehr Be- treuungspersonal sollte eingeplant werden. Die Animation und längere Kon- zentrationsphasen sind für jüngere Kinder oft zu anstrengend. Bei der Aus- schreibung des Projektes am besten gleich die Altersgruppe angeben. Zu große Altersunterschiede sollten vermieden werden, da sowohl das Können, die Konzentrationsfähigkeit als auch die Themeninteressen je nach Alter sehr stark variieren können. OO Frühzeitige Werbung ist der Beginn einer guten Veranstaltung; Pressetexte entwerfen und versenden, Plakate und Flyer nutzen, um die Veranstaltung zu bewerben. OO Art der technischen Realisierung festlegen und Technik je nach Teilnehmer- zahl mit ausreichend Vorlaufzeit besorgen. OO Beim Ausleihen von Technik sollte immer die Funktion der Kamera im Zusam- menspiel mit dem Laptop kontrolliert werden. OO Anmeldung und Einverständniserklärungen: Mit der Anmeldung sollte man gleich eine Erklärung verbinden, die die Einrichtung berechtigt, Fotos und ggfs. Namen der Kinder im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit (zeitlich unbe- grenzt) zu verwenden. Für die Dokumentation und zukünftige Werbung sind z.B. Fotos der Veranstaltung sehr nützlich. Außerdem können die Filme auch im Internet präsentiert werden. Da der Abspann mit allen Beteiligten bei den Kindern besonders mit Bild beliebt sind, kann eine einzige Absage von Eltern eine Veröffentlichung des Films verhindern. Dann muss darauf geachtet wer- den, dass das Kind zwar mitmachen kann, aber weder genannt wird noch auf Fotos zu sehen ist. OO Bei Projekten mit Kindern sollten die Kontaktdaten der Eltern samt Handy- nummer erhoben werden; falls die Veranstaltung kürzer geht oder das Kind 26
Anhang nach Hause will, muss man reagieren können. OO Je nach dem gewählten zeitlichem Umfang und der Zielgruppe müssen The- men und Bastelmaterial vorbereitet werden. OO Vorbereitung des Raums und der Technik; ein Raum in geeigneter Größe ausgewählt werden, so dass sowohl genügend Platz für die Bastelarbeiten als auch für die Produktionstechnik und Produktion durch mehrere Personen möglich ist. Er sollte nicht allzu hell sein und möglichst gleichbleibende Licht- verhältnissen über den Tag haben, damit die Aufnahmen gelingen. Im Raum sollte man Zugang zu mehreren Stromanschlüssen und Internet haben. OO Vor der Veranstaltung ist die Essenssituation zu klären; in fast jeder Gruppe findet man Vegetarier / Veganer, Teilnehmer mit Allergien oder Personen, die aus religiösen Gründen Bestimmtes nicht essen können. OO Während der Durchführung bei Projekten mit Kindern sollte darauf geachtet werden, dass man auf die Gruppenphasen eingeht. Dies gelingt zu Beginn gut mit Kennlernspielen. Nach dem Mittagessen beispielsweise sollte man Aktivierungsspiele nutzen, um in der Gruppe wieder Aufmerksamkeit zu ge- nerieren. OO DVDs oder andere Datenträger bereitstellen oder vorab entsprechend dar- auf hinweisen, damit die Teilnehmer den Film im Anschluss an das Angebot mitnehmen können. OO Zertifikat erstellen: Insbesondere Kinder freuen sich über ein Trickfilm-Zerti- fikat (s. Anhang). OO Nachbereitung: Eventuell einen Bericht für die Presse anfertigen, Homepage aktualisieren, Feedback an Eltern geben und deren Adressen für spätere Projekte und Informationsschreiben speichern (Einverständnis dafür einho- len). Sollte der Film nicht auf eine eigene Homepage eingestellt werden kön- nen, kann dieser z.B. auch unter einem eigenen youtube-Kanal eingestellt und dann entsprechend verlinkt werden. 27
Anhang 6.2 Trickfilm-Diplom Trickfilm-Diplom Ihr Bild / Logo für Ihr Projekt (Name des Teilnehmers / der Teilnehmerin) ........................................................................ hat am ................................. an einem Trickfilm-Workshop teilgenommen. Im Rahmen des Projektes wurde der Film ...................................................... produziert, der auf der Homepage von ................................. anzuschauen ist: www............................ ................................................. Unterschrift u. ggfs. Stempel 28
Anhang 6.3 Linksammlung Zahlreiche weiterführende Informationen zur Produktion von Trick- filmen, z.B. bzgl. Technik, Geräusche und Tonproduktion, Story- board u.v.m. haben wir in einer Linksammlung zusammengefasst. Die- se sowie unsere Broschüren zum Thema Trickfilm finden Sie unter: www.lfk.de/medienkompetenz/trickfilm 29
Ansprechpartner Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Tina König Postfach 10 29 27 70025 Stuttgart Reinsburgstr. 27 70178 Stuttgart Telefon: 0711- 66 99 1 - 54 E-Mail: t.koenig@lfk.de Kinomobil Baden-Württemberg e.V. Lange Straße 51 70174 Stuttgart Telefon: 0711 – 25 79 - 208 E-Mail: projekte@kinomobil-bw.de
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