Ursachen und Folgen der Finanzkrise - O. Univ.-Prof. Dr. Engelbert J. Dockner Department of Finance and Accounting Wirtschaftsuniversität Wien ...
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Ursachen und Folgen der Finanzkrise O. Univ.-Prof. Dr. Engelbert J. Dockner Department of Finance and Accounting Wirtschaftsuniversität Wien Heiligenstädter Straße 46-48 1190 Wien
Ursachen der Krise? • Nach dem Platzen der Internetblase 2001/02 kam es in den USA und Europa zu einer Phase sehr niedriger Zinssätze US Prime Rate die Banken von ihren besten Kunden verlangen Folie 2
Immobilienblase in den USA • Zinspolitik und auch das politische Programm der Förderung von Eigenheimen hat zu einer enormen Immobilienblase geführt CSXR Composite Folie 4
Die Subprime Krise • Durch die enormen Wertsteigerungen bei den Immobilien kommt es zu einer sehr großzügigen Vergabe von Krediten • Kreditderivate forcieren diese Entwicklung, da Ausfallsrisiken weitergegeben werden können Collateralized Debt Obligations: Risiken der Kreditnehmer werden gebündelt Risiken können sehr hoch sein Kontrahenten können ausfallen Folie 5
Abfolge der Ereignisse Aug 07: „Subprime“-Krise, Northern Rock. Jun 08: Bear Stearns, Hedge Funds. Sep 08: Lehman-Insolvenz, AIG, Washington Mutual, Fannie Mae / Freddie Mac. Oct 08: Breite internationale Staatsintervention. Folie 6
Ursachen der Krise • Zinspolitik der Zentralbanken (niedrige Zinsen) • Überschüssige Liquidität nährt Immobilien- und Aktien- blase • Ausfallsrisiken werden durch Kreditderivate abgesichert • Falsche Anreizsysteme • Exzessives Nehmen von Risiko durch Bankenmanager • Kreditderivate haben zu exzessiven Kreditvergaben geführt • Liquiditätsspirale wird ausgelöst • In der Folge Marktversagen auf den Hypothekenmärkte durch die Verbriefung von Krediten (Haushalten können Umschuldung nicht verhandeln) • Misstrauen im Bankensystem Folie 7
Ursachen der Krise • Banken sind gezwungen ihren Leverage abzubauen • Strikte Kreditvergabe führt zu Kreditklemme • Auswirkungen auf den realen Sektor sind unaufhaltbar • Folge ist eine Vertrauenskrise Volumen der Deposit Facility der EZB, 2008 5-Tagesdurchschnitt, logarithmische Skalierung 442,368 221,184 110,592 55,296 27,648 13,824 in Mill. Euro 6,912 3,456 1,728 864 432 216 108 54 27 Folie 8
Konsequenzen für die Märkte • Extreme Ausweitung der Credit Spreads. • Banken voll betroffen. • Starke Abwertungen der Kreditportfolios. • Keine Steigerung der realisierten Ausfälle. • Extremer Anstieg des Marktpreises für Risiko. Folie 9
Auswirkungen der Immobilienkrise Hauspreise und Zinssätze • Immobilienblasen werden durch eine Phase niedriger Nominalzinssätze genährt • Das Platzen der Immobilienblase wird durch eine straffe Zinspolitik ausgelöst • Nach dem Platzen der Blase liegen die Zinssätze längerfristig auf niedrigem Niveau Hauspreise und Inflation • Immobilienkrisen werden durch stark fallende Konsumentenpreise begleitet • Fallende Inflation und sinkende Zinssätze sind die Konsequenz der Immobilienkrise Quelle: Ahearne et al. (2005): House Prices and Monetary Policy: A Cross Country Study Seite 10
Auswirkungen der Immobilienkrise Hauspreise und reale Zinssätze • Immobilienkrisen sind langfristig durch hohe reale Zinssätze gekennzeichnet Hauspreise und realer Konsum • Realer Konsum bricht mit dem Beginn der Immobilienkrise ein • Rezession der realen Wirtschaft Quelle: Ahearne et al. (2005): House Prices and Monetary Policy: A Cross Country Study Seite 11
Auswirkungen der Immobilienkrise Hauspreise und Output Gap • Output Gap erhöht sich nach einer Immobilienkrise • Reale Wirtschaft gerät in Rezession USA Corporate Credit Spread, Corp AAA - Corp BAA, 1980-2008 3.5 3 2.5 % per ann 2 1.5 1 • Unternehmen sind stark durch die Kreditkrise betroffen 0.5 • Kreditaufschläge sind stark gestiegen (mehr als eine 0 May-80 May-84 May-88 May-92 May-96 May-00 May-04 May-08 Verdreifachung) Seite 12
Globale Konjunkturentwicklung Beschäftigungswachstum USA, 1980-2008 6.0% Annualisiertes 3-Monatswachstum 4.0% Industrieproduktionsindex, 3-Monatsveränderung, 2000-2008 15% annualisierte Quartalswachstumsrate 2.0% 10% 0.0% 5% -2.0% 0% -4.0% -5% Jan-80 Jan-84 Jan-88 Jan-92 Jan-96 Jan-00 Jan-04 Jan-08 -10% Industrieproduktionsindex, Jahreswachstum, 1990-2008 -15% Jan-00 Jan-01 Jan-02 Jan-03 Jan-04 Jan-05 Jan-06 Jan-07 Jan-08 Jan-09 10% geglättete Jahreswachstumsrate US JP EU 5% 0% • Negatives Beschäftigungswachstum in USA -5% • Negatives Wachstum der Industrieproduktion in USA, -10% Europa und Japan -15% Oct-90 Oct-92 Oct-94 Oct-96 Oct-98 Oct-00 Oct-02 Oct-04 Oct-06 Oct-08 US JP EU • Klare Rezessionssignale Seite 13
Ein Vergleich mit der Great Depression Nach dem Crash 1929 dauerte es ca. drei Jahre bis wieder ein (langsamer) Aufschwung einsetzte. Folie 14 Stefan Pichler / Wirtschaftsuniversität Wien / Institute for Banking and Finance
Was tun? • Aus der Sicht einer Ökonomin: • Intervention zur Beseitigung von Marktversagen (fehlende Märkte ergänzen) • Solche Politikinterventionen, für die es eine klare theoretische Fundierung und empirische Evidenz für die Wirkungsweise gibt (Ramey und Shapiro (1998) zeigen, dass zusätzliche Staatsausgaben zu einem Sinken der Löhne und des Konsums führen können) • Intervention auf den Immobilienmärkten • Schaffung von Vertrauen zwischen den Banken (Bad Banks) • Fiskalische Maßnahmen, die private Erwartungsänderungen berücksichtigen (Ausgaben in Ausbildung, Infrastruktur, etc.) • Regulierung der Finanzmärkte (Transparenz, kein Umgehen und strikte Durchsetzung) Folie 15
Was tun? • Globale Vernetzung der Kapitalmärkte und internationale Streuung der Risiken hat dazu geführt, dass aus der Subprime-Krise eine globale Wirtschaftskrise wurde • Neben der Zinspolitik sind auch globale Ungleichgewichte für das Entstehen der Krise verantwortlich (Handelsbilanzdefizite der USA und Bereitschaft Asiens US Bonds zu kaufen) • Finanzmarkt benötigt eine solide Regulierung, die teilweise übergangen wurde (SVP‘s) • Fiskalische Programme können erst dann ihre volle Wirkung zeigen, wenn der Interbankenmarkt wieder funktioniert Folie 16
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