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ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

MINISTERIUM FÜR ÄUSSERES,                                     Äusseres                                                    | 101

JUSTIZ UND KULTUR                                             Die internationalen Reisebeschränkungen ab März
                                                              führten dazu, dass nach einem kurzen Unterbruch bis
Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger                        auf wenige Ausnahmen alle Termine im Bereich Äus-
                                                              seres virtuell abgehalten wurden. Dennoch verlief die
Im Bereich Äusseres verstärkte die Covid-19-Pandemie          inhaltliche Arbeit auf gleichem und teilweise höherem
die Entwicklungen, die sich bereits in den Vorjahren zu-      Niveau wie im Vorjahr: Bi- und multilaterale Treffen wur-
nehmend manifestiert hatten: Druck auf internationale         den schnell auf digitale Plattformen verlegt und viele
Organisationen, handelspolitische Spannungen und Pro-         Akteure nutzten diese Möglichkeit, um zusätzliche Be-
tektionismus, zunehmende Polarisierung und Instabilität       sprechungen anzusetzen. Auch die Freihandelsverhand-
sowie eine hohe Anzahl an Konflikten. Die Europapolitik       lungen mit dem Vereinigten Königreich fanden ab März
war durch die Verhandlungen um den Austritt des Verei-        komplett online statt. Durch die Verhängung von teils
nigten Kšnigreichs aus der Europäischen Union (Brexit)        gravierenden Reisebeschränkungen und Einschrän-
geprägt. Im Kontext der Covid-19-Pandemie kam der Zu-         kungen der Bewegungsfreiheit weltweit zu Beginn der
sammenarbeit mit den Nachbar- und weiteren Schwer-            Covid-19-Pandemie war auch der Konsularbereich im
punktstaaten, im Rahmen des EWR und mit der EU eine           Berichtsjahr stark gefordert: Insgesamt wurden über
besondere Bedeutung zu. Die Pandemie hatte insbeson-          80 Personen bei der Rückkehr nach Liechtenstein un-
dere zu Beginn einen starken Anstieg an konsularischen        terstützt. Aufgrund der unübersichtlichen und unter-
Anfragen zur Folge. Auch das Engagement zur Stärkung          schiedlichen Bestimmungen zum internationalen Reise­
der multilateralen Zusammenarbeit, für Menschenrechte         verkehr war das Aufkommen an Anfragen betreffend
und für die Nachhaltigkeit sowie die Entwicklungszusam-       Reisebeschränkungen auch im restlichen Berichtsjahr
menarbeit standen im Zeichen der Pandemie. Schliesslich       erhöht.
investierte das Ministerium unverändert in die Aussen-            Der Pflege und Vertiefung bilateraler Beziehungen
wirtschaftspolitik.                                           mit der erweiterten Nachbarschaft bestehend aus der
    Im Bereich Justiz standen diverse Gesetzgebungs­          Schweiz, Österreich und Deutschland kam angesichts
projekte im Fokus. Erwähnenswert sind vor allem die Ab-       der Covid-19-Pandemie eine besondere Bedeutung zu.
änderung des Gesetzes über das Konkursverfahren und           Auch der Austausch mit den EWR / EFTA-Partnerstaaten
weiterer Gesetze, die Totalrevision des Gesetzes über das     Island und Norwegen und der Europäischen Union
Verzeichnis der wirtschaftlichen Eigentümer inländischer      (EU) wurde intensiv gepflegt. Nach mehreren Vorge-
Rechtsträger sowie die Schaffung von Gerichtskanzleien        sprächen zwischen den EWR / EFTA-Staaten und dem
und wissenschaftlichen Diensten bei den Höchstgerichten.      Vereinigten Königreich im ersten Halbjahr begann im
Auch im Bereich Justiz wurden Massnahmen aufgrund             zweiten Halbjahr eine intensive Verhandlungsphase für
der Covid-19-Pandemie erforderlich: Mit der Schaffung         ein umfassendes Freihandelsabkommen mit dem Ver-
des Gesetzes über Begleitmassnahmen in der Verwaltung         einigten Königreich. Bei bilateralen Kontakten mit der
und Justiz in Zusammenhang mit dem Corona­virus wur-          EU sowie EU-Mitgliedsstaaten, unter anderem mit den
den Schutzmassnahmen getroffen und der ordentliche Be-        EU-Ratspräsidentschaften Kroatien und Deutschland,
trieb der Gerichte und Verwaltungsbehörden soweit mög-        wurden die Anliegen der EWR / EFTA-Staaten im Rah-
lich gewährleistet. In der Folge wurde das Covid-19-VJBG      men des Brexit und anderer Agenden platziert. Liech-
angepasst und die Geltungsdauer wurde im Lichte der epi-      tensteinische Anliegen wie Doppelbesteuerungsabkom-
demiologischen Entwicklung mehrmals verlängert.               men (DBA) und EFTA-Freihandelsabkommen sowie die
    Der Bereich Kultur stand im Berichtsjahr besonders i­ m   Beseitigung steuerlicher Diskriminierungen wurden in
Zeichen der Covid-19-Pandemie. Die behördliche Schlies-       bilateralen Gesprächen gezielt angebracht. Auch die
sung diverser Veranstaltungs- und Kulturinstitutionen         Beziehungen mit Schwerpunktländern wie Tschechien,
im Frühling und Ende des Berichtsjahrs betraf die Kul-        den USA und China wurden weiter gepflegt.
turschaffenden in Liechtenstein stark. Das Ministerium            Im August reichte die Regierung im Namen des Lan-
stand in einem engen Austausch mit liechtensteinischen        des Liechtenstein eine Staatenbeschwerde nach Art. 33
Kulturakteuren und engagierte sich für eine zielgerich-       der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK)
tete Unterstützung der liechtensteinischen Kultur. Im         gegen die Tschechische Republik ein. Das Ministerium
Dezember-­Landtag wurde ein Nachtragskredit von CHF           erarbeitete in Zusammenarbeit mit dem Amt für Aus-
500'000 an die Kulturstiftung Liechtenstein beschlos-         wärtige Angelegenheit, der liechtensteinischen Bot-
sen, um Projekte zur Anpassung der Kulturlandschaft an        schaft in Tschechien und der diplomatischen Vertre-
die Covid-19-Pandemie zu fördern. Im Vergleich zu den         tung in Strassburg die Staatenbeschwerde, begleitete
Vorjahren war aufgrund der Covid-19-Pandemie die Teil-        deren Einreichung kommunikativ, koordinierte die In-
nahme an kulturellen Veranstaltungen und Treffen auch         formation von relevanten Akteuren und relevanten Gre-
im Ausland nur eingeschränkt möglich.                         mien und leitete die interne Koordinationsgruppe zur
                                                              Staaten­ beschwerde. Hintergrund für die Einreichung
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102 |   der Staatenbeschwerde ist die Konfiskation von Vermö-         feierlichen Veranstaltung, an der der Schweizer Bun-
        genswerten von insgesamt mindestens 39 liechtenstei-          desrat Cassis einen Gastvortrag hielt. Ausserdem wurde
        nischen Staatsangehörigen auf Basis der Dekrete des           die vierte Ausgabe des «Insight» dem Mitgliedschafts-
        Präsidenten der Tschechoslowakei (sogenannte Beneš-           jubiläum und dem 75-jährigen Bestehen der UNO ge-
        Dekrete) nach dem Zweiten Weltkrieg und die erneute           widmet.
        Anwendung der Dekrete des Präsidenten durch tsche-                 Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung
        chische Behörden und Gerichten seit 2014.                     wurde in der Vertragsstaatenversammlung des UNO-
            Eine hohe Bedeutung kam unverändert der Aussen-           Übereinkommens gegen grenzüberschreitende, organi-
        wirtschaftspolitik zu. Liechtenstein setzte sich sowohl in    sierte Kriminalität die Hauptphase des Überprüfungs-
        bilateralen Gesprächen als auch in multilateralen ­Foren      mechanismus des Übereinkommens und seiner drei
        wie der Welthandelsorganisation (WTO) für eine regel-         Protokolle lanciert. Das Amt für Auswärtige Angelegen-
        basierte Weltwirtschaft ein, die auf dem Prinzip des          heiten war zudem intensiv in die Vorbereitungen für die
        freien Handels basiert. Dominiert wurde die Aussenwirt-       2021 anstehende Überprüfung Liechtensteins durch
        schaftspolitik durch die Freihandelsverhandlungen der         das Europaratsgremium MONEYVAL hinsichtlich der
        EWR / EFTA-Staaten mit dem Vereinigten Königreich. Im         Umsetzung der 40 FATF-Empfehlungen im Bereich der
        Berichtsjahr trat das Freihandelsabkommen EFTA-Ecua-          Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzie-
        dor per 1. November in Kraft. Hauptthemen in der WTO          rung eingebunden.
        waren der Rücktritt des Generaldirektors Azevêdo und               Im Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung war
        die Ernennung seiner Nachfolge sowie die Reformbe-            Liechtenstein massgeblich an der Weiterentwicklung
        mühungen. Die Verhandlungen zum Revisionsprotokoll            des Projekts «youth.shaping.EUSALP» beteiligt, das
        der DBAs mit der Schweiz respektive mit Deutschland           sich für mehr Jugendbeteiligung in der makroregionalen
        konnten im Berichtsjahr abgeschlossen werden. Zudem           EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP) einsetzt.
        wurde das DBA mit den Niederlanden unterzeichnet.                  Im Berichtsjahr investierte Liechtenstein CHF
        Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Korruptions-           26'323'669 in die Internationale Humanitäre Zusam-
        bekämpfung, insbesondere die dritte und vierte Evalua­        menarbeit und Entwicklung (IHZE). Darin enthalten ist
        tionsrunde Liechtensteins durch die Staatengruppe des         auch der Nachtragskredit in Höhe von CHF 1 Mio., wel-
        Europarats gegen Korruption (GRECO): Liechtenstein            chen der Landtag für Covid-19-Nothilfe- und Entwick-
        wurde aus der dritten Runde entlassen und erhielt im          lungsprojekte im September des Berichtsjahres bewil-
        Rahmen der vierten Evaluationsrunde 16 Empfehlungen           ligt hatte. Knapp zwei Drittel der IHZE-Gelder gingen im
        für die Verbesserung der Korruptionsprävention von            Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit
        Landtagsabgeordneten, Richtern und Staatsanwälten.            an den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED).
            Im Menschenrechtsbereich konnte im Berichtsjahr           Geografisch gesehen verteilten sich die IHZE-Beiträge
        der Ratifikationsprozess des Übereinkommens des Eu-           hauptsächlich auf Afrika (35 %), gefolgt von Süd- und
        roparats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt               Zentralamerika (18 %), Europa (13 %), dem Nahen
        gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konven-          ­Osten (6 %) und Asien (3 %). Im Rahmen der Interna-
        tion) angestossen werden. Auch wurde im Berichtsjahr           tionalen Flüchtlings- und Migrationshilfe wurden die
        die UNO-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet.             Aktivitäten für die Unterstützung von Flüchtlingen vor
        Im UNO-Kontext ist das Treffen mit Generalsekretär             Ort verstärkt: So wurde etwa ein Sprachlernprogramm
        Antonio Guterres besonders hervorzuheben. Nach Aus-            für Flüchtlinge in der Türkei gemeinsam mit dem Ver-
        bruch der Covid-19-Pandemie setzte sich Liechtenstein          ein «Liechtenstein Languages» und «RET International»
        zusammen mit anderen gleichgesinnten Staaten für die           lanciert, dessen tatsächlicher Start jedoch aufgrund der
        Betriebskontinuität und Handlungsfähigkeit der Organi-         Pandemie verschoben werden musste. 2018 gab Liech-
        sation ein und brachte bereits im Frühjahr eine Resolu-        tenstein im Berichtsjahr publizierten Zahlen zufolge
        tion mit einem Aufruf zu internationaler Solidarität und       0.37 % des Bruttonationaleinkommens (BNE) für die
        multilateraler Zusammenarbeit zur Bewältigung der              IHZE aus. Liechtensteins sogenannter ODA-Prozent-
        Pandemie und ihrer Folgen in die Generalversammlung            satz, der die Ausgaben für Entwicklungszusammen­
        mit ein. Auch lancierte Liechtenstein einen Entscheid          arbeit im Verhältnis zum BNE setzt, stagnierte damit im
        der Generalversammlung, der dieser künftig ermöglicht,         Vergleich zum Vorjahr.
        per elektronischem Abstimmungsverfahren Beschlüsse
        zu fassen. International bildete die «Liechtenstein Initia-   Europäische Zusammenarbeit
        tive for Finance Against Slavery and Trafficking» (FAST)
        weiterhin einen Schwerpunkt der Arbeit im Menschen-           Für Liechtenstein – genauso wie für die EWR / EFTA-
        rechtsbereich. In mehreren Veranstaltungen konnte die         Staaten Island und Norwegen und die EU – war der
        Initiative einem internationalen Publikum präsentiert         Brexit weiterhin eines der zentralen Themen auf euro-
        werden.                                                       päischer Ebene. Ein zweites bestimmendes Thema war
            Das 30-Jahr-Jubiläum der liechtensteinischen              die Covid-19-Pandemie: Die EWR / EFTA-Staaten wur-
        UNO-Mitgliedschaft beging das Ministerium mit einer           den eng in das Krisenmanagement einbezogen, zudem
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war die Pandemie Gesprächsthema bei vielen Treffen          Zusammenarbeit mit dem Amt für Auswärtige Angele-           | 103
auf europäischer Ebene.                                     genheit, der liechtensteinischen Botschaft in Tschechien
    Zum Berichtsjahresende schied das Vereinigte Kö-        und der diplomatischen Vertretung in Strassburg die
nigreich endgültig aus der EU aus. Während des Be-          Staatenbeschwerde, begleitete deren Einreichung kom-
richtsjahres kam dem Austritt eine hohe Priorität bei       munikativ, koordinierte die Information von relevanten
bilateralen Ministertreffen, bei Treffen im Rahmen der      Akteuren und Gremien und leitete die interne Koordina-
EFTA sowie im halbjährlich stattfindenden EWR-Rat           tionsgruppe zur Staatenbeschwerde. Der Einreichung
zu, in welchem Liechtenstein im zweiten Halbjahr den        ging eine umfassende Analyse voraus. Die Arbeiten im
Vorsitz innehatte. Nach mehreren Vorgesprächen zwi-         Zusammenhang gestalteten sich sehr zeitintensiv. Hin-
schen den EWR / EFTA-Staaten und dem Vereinigten            tergrund für die Einreichung der Staatenbeschwerde ist
Königreich im ersten Halbjahr begann im zweiten Halb-       die Konfiskation von Vermögenswerten von insgesamt
jahr eine intensive Verhandlungsphase für ein umfas-        mindestens 39 liechtensteinischen Staatsangehörigen
sendes Freihandelsabkommen. Es wird insbesondere            auf Basis der Dekrete des Präsidenten der Tschechoslo-
den grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel ein-        wakei (sogenannte Beneš-Dekrete) nach dem zweiten
schliesslich Finanzdienstleistungen sowie Investitionen     Weltkrieg sowie die Bestätigung der Falschanwendung
umfassen. Der Warenverkehrsbereich ist für Liechten-        der präsidialen Dekrete in jüngster Zeit. Die falsche
stein ausschliesslich durch das Zusatzabkommen zwi-         Anwendung auf liechtensteinische Staatsangehörige
schen der Schweiz, Liechtenstein und dem Vereinigten        und deren Behandlung als Personen deutscher Natio-
Königreich geregelt, das im Februar 2019 unterzeichnet      nalität entspricht einer Missachtung der liechtenstei-
wurde und am 1. Januar 2021 in Kraft trat. Das in letzter   nischen Souveränität. Die Staatenbeschwerde dient vor
Minute ausverhandelte Handels- und Kooperationsab-          diesem Hintergrund der Verteidigung der Souveränität
kommen zwischen der EU und dem Vereinigten König-           Liechtensteins und ist zugleich ein Ausdruck der Aus-
reich ist auf die EWR / EFTA-Staaten nicht anwendbar,       übung des diplomatischen Schutzes der betroffenen
die EWR / EFTA-Staaten wurden jedoch in eine Über-          Personen durch das Land Liechtenstein. Mit der Staa-
gangslösung zum Datenfluss EU-Vereinigtes Königreich        tenbeschwerde wurden Verletzungen von Art. 6 EMRK
eingebunden.                                                (Recht auf ein faires Verfahren), Art. 8 EMRK (Recht auf
    Im Berichtsjahr wurden 370 EU-Rechtsakte in das         Achtung des Privat- und Familienlebens), Art. 13 EMRK
EWR-Abkommen übernommen, darunter unter ande-               (Recht auf wirksame Beschwerde), Art. 14 EMRK (Dis-
rem die fünfte Geldwäscherichtlinie. Diese deutliche        kriminierungsverbot) sowie von Art. 1 des Ersten Zu-
Reduktion gegenüber dem Vorjahr ist in erster Linie         satzprotokolls (Schutz des Eigentums) geltend gemacht.
Personalengpässen auf der EU-Seite geschuldet, die ge-
gen Jahresende zumindest vorläufig behoben wurden.          Aussenwirtschaftspolitik und Finanzplatz
Der Rückstau an Rechtsakten, die noch nicht Bestand-
teil des EWR sind, aber bereits in der EU gelten (sog.      Die Erweiterung des Netzes von EFTA-Freihandelsab-
Backlog), ist somit weiterhin beträchtlich.                 kommen sowie die Modernisierung bestehender EFTA-
    Im Rahmen des EWR-Finanzierungsmechanismus              Abkommen und der Abschluss neuer Doppelbesteu­
2014-2021 (sogenannte EEA Grants) traten Im Berichts-       erungsabkommen bildeten weiterhin den Schwerpunkt
jahr fast alle 97 Programme in 14 der 15 Empfänger-         der Aussenwirtschaftspolitik. Diese Aktivitäten litten
staaten in die Umsetzungsphase. Es fanden Ausschrei-        aber teilweise unter den Reiserestriktionen aufgrund der
bungen für Projektfördermittel statt, bei denen sich auch   Covid-19-Pandemie. Gleichzeitig boten die virtuell statt-
liechtensteinische Partner mitbewerben können. Auch         findenden Treffen die Möglichkeit der Teilnahme von
die Verhandlungen über die Halbzeitüber­prüfung in den      verschiedenen liechtensteinischen Sachverständigen.
Empfängerstaaten und damit verbundene Umschich-             Im Berichtsjahr trat das Freihandelsabkommen EFTA-
tungen von Geldern zwischen Programmen setzten              Ecuador per 1. November in Kraft. Bei der Ratifikation
im Berichtsjahr, mit Verspätung, ein. Am 21. Dezem-         resp. dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens mit
ber konnte nach langjährigen Verhandlungen das Me-          Indonesien ergab sich aufgrund des Referendums in der
morandum of Understanding mit Ungarn unterzeichnet          Schweiz eine Verzögerung. Ebenfalls verzögert wurde
werden, dem letzten der Empfängerstaaten. Besondere         die Erweiterung des Freihandelsabkommen zwischen
Schwierigkeiten bereiteten den Geberstaaten ­polnische      den EFTA-Staaten und den zentralamerikanischen Staa-
Provinzen und Gemeinden, die sich in politischen Er-        ten auf Guatemala, da Guatemala die internen Verfahren
klärungen gegen LGBTI-Personen richten. Es wurde            noch nicht abschliessen konnte. Die Finalisierung des
beschlossen, die Auszahlung von EEA-Grants an diese         Abkommens mit den Mercosur-Staaten (Brasilien, Ar-
Verwaltungseinheiten einzustellen.                          gentinien, Paraguay und Uruguay) wurde weiter voran-
    Im August reichte die Regierung eine Staaten-           getrieben. Die Entwicklungen bei den Verhandlungen
beschwerde nach Art. 33 der Europäischen Men-               mit Indien, Vietnam und Malaysia verliefen im Berichts-
schenrechtskonvention (EMRK) gegen die Tsche-               jahr eher zäh. Verhandlungen zur Modernisierung von
chische Republik ein. Das Ministerium erarbeitete in        EFTA-Freihandelsabkommen wurden mit Chile und mit
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104 |   Mexiko geführt, wobei bei letzterem keine Fortschritte       Dazu gehören insbesondere die Verhandlungen über
        erzielt werden konnten. Bezüglich der Modernisie-            internationale Standards für die innerstaatliche Re-
        rung des EFTA-Freihandelsabkommens mit Kannada               gulierung des Handels mit Dienstleistungen und die
        beschlossen die Schweiz (und Liechtenstein), mangels         Verhandlungen über den digitalen Handel. Zudem be-
        Entgegenkommen seitens Kanadas im Landwirtschafts-           teiligte sich Liechtenstein an den Gesprächen im Land-
        bereich nicht an den weiteren Verhandlungen teilzuneh-       wirtschaftsbereich. Intensive Diskussionen um die
        men. Die Verhandlungen mit den SACU-Staaten (Bots-           Reform der WTO führten nach wie vor zu keinem Er-
        wana, Lesotho, Namibia, Südafrika, Eswatini) konnten         gebnis, der WTO-Streitschlichtungsmechanismus blieb
        im Berichtsjahr nicht vorangetrieben werden. Im De-          entscheidungsunfähig. Die EU und weitere 16 WTO-
        zember wurden die Verhandlungsmodalitäten zu den             Mitglieder einigten sich am WEF im Januar auf ein al-
        Freihandelsverhandlungen mit Moldawien finalisiert,          ternatives Verfahren, um Berufungen gegen Entscheide
        die erste Verhandlungsrunde ist für Frühling 2021 ge-        erstinstanzlicher Panels der WTO behandeln und damit
        plant. Auch in den Prozessen zur Aufnahme von Ver-           Handelsstreitigkeiten beilegen zu können.
        handlungen mit Pakistan bzw. der Wiederaufnahme von               Das Antikorruptionsgremium des Europarats
        Verhandlungen mit Thailand gab es Fortschritte.              (GRECO) veröffentlichte im Dezember zwei Berichte
             Die meisten Verhandlungen und Treffen im Rahmen         im Hinblick auf die Korruptionsprävention in Liechten-
        der EFTA wurden ab Mitte März virtuell durchgeführt,         stein. Da Liechtenstein die GRECO-Empfehlungen in
        darunter auch die hochrangige Podiumsdiskussion zum          der dritten Evaluationsrunde in hinreichendem Masse
        60-Jahr-Jubiläum der EFTA und die EFTA-Ministertref-         umgesetzt hatte, wurde Liechtenstein daraus entlassen.
        fen. Das offizielle Ministertreffen im Oktober stand im      In der vierten Evaluationsrunde erhielt Liechtenstein 16
        Zeichen der Covid-19-Pandemie, einer erhöhten Trans-         Empfehlungen für die Verbesserung der Korruptions-
        parenz bei den Freihandelsverhandlungen und der              prävention von Landtagsabgeordneten, Richtern und
        nachhaltigen Entwicklung. Im Weiteren wurden die             Staatsanwälten. Das Ministerium ist federführend mit
        laufenden Freihandelsverhandlungen und das Modell­           der Umsetzung betraut. Weiter vertrat das Ministerium
        kapitel über den digitalen Handel diskutiert. Schliesslich   Liechtenstein bei den Verhandlungen zu einer umfas-
        gab es im Berichtsjahr weitere Bemühungen zur Aktua­         senden politischen Erklärung zur Korruptionsbekämp-
        lisierung der EFTA-Konvention im Landwirtschafts­            fung, die im Juni 2021 in einer Sondersession der UNO-
        bereich. Ziel der Gespräche ist eine Anpassung der           Generalversammlung verabschiedet werden soll.
        bestehenden Verpflichtungen im Lichte der revidierten
        Landwirtschaftsabkommen Norwegens und Islands mit            Menschenrechte
        der EU. Ein entsprechendes Mandat konnte jedoch noch
        nicht verabschiedet werden.                                  Der Einsatz für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und
             Die Verhandlungen zum Revisionsprotokoll der            Demokratie in multilateralen Organisationen bildete im
        DBAs mit der Schweiz respektive mit Deutschland              Berichtsjahr erneut einen Schwerpunkt der liechtenstei-
        konnten im Berichtsjahr abgeschlossen werden. Zudem          nischen Aussenpolitik. Die Berichterstattung an Men-
        wurde das DBA mit den Niederlanden unterzeichnet.            schenrechtsgremien von UNO und Europarat, im Be-
        Die DBA-Verhandlungen mit der Ukraine begannen im            richtsjahr insbesondere in den Bereichen Kinderrechte,
        Dezember. Die verstärkten Bemühungen zur Weiterfüh-          Schutz nationaler Minderheiten sowie Diskriminierung
        rung der DBA-Verhandlungen mit China blieben im Be-          und Intoleranz, machte dabei einen grossen Teil der Ar-
        richtsjahr ohne Erfolg.                                      beit des Ministeriums aus. Im Juni wurde der Ratifika-
             In der WTO wurden nach einer Suspendierung aller        tionsprozess des Übereinkommens des Europarats zur
        Treffen zu Beginn der Covid-19-Pandemie Anfang Juni          Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen
        die Treffen zu einem grossen Teil wieder aufgenommen.        und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention) ange­
        Das WTO-Ministertreffen fand im Berichtsjahr jedoch          stossen. Das Amt für Auswärtige Angelegenheiten ist mit
        nicht statt. Im Mai gab Generaldirektor Roberto Aze-         der Leitung des Prozesses betraut. Ausserdem wurde im
        vêdo seinen Rücktritt per Ende August bekannt, ein           Berichtsjahr die UNO-Behindertenrechtskonvention un-
        Jahr vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit. Aus dem           terzeichnet sowie das modernisierte Übereinkommen
        Nominations- und Konsultationsprozess ging schliess-         des Europarats zum Schutz des Menschen bei der auto-
        lich die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala als Siegerin       matischen Verarbeitung personenbezogener Daten.
        hervor, die dem Generalrat zur Ernennung vorgeschla-             Im UNO-Kontext setzte sich Liechtenstein zusam-
        gen wurde. Die USA kündigten an, dass sie sich dem           men mit anderen gleichgesinnten Staaten für die Be-
        Konsens zur Ernennung von Okonjo-Iweala nicht anlies-        triebskontinuität und Handlungsfähigkeit der Organisa-
        sen könnten. Bis Ende des Berichtsjahres gab es keinen       tion ein und brachte bereits im Frühjahr eine Resolution
        Konsens über die Ernennung der neuen Generaldirek-           mit einem Aufruf zu internationaler Solidarität und
        torin. Liechtenstein konzentrierte sich auf plurilaterale    multilateraler Zusammenarbeit zur Bewältigung der
        Verhandlungen im Rahmen der WTO, um Verhand-                 Covid-19-Pandemie und ihrer Folgen in die Generalver-
        lungen zu aktuellen Handelsthemen voranzutreiben.            sammlung mit ein. Weiter lancierte Liechtenstein einen
ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Entscheid der Generalversammlung, der dieser künftig          Sicherheit und Verbrechensbekämpfung                         | 105
ermöglicht, per elektronischem Abstimmungsverfahren
Beschlüsse zu fassen.                                         Das Ministerium vertrat Vertretung Liechtenstein bei
    International bildete die «Liechtenstein Initiative for   der Vertragsstaatenversammlung des UNO-Überein-
Finance Against Slavery and Trafficking» (FAST) weiter-       kommens gegen grenzüberschreitende, organisierte
hin einen Schwerpunkt der Arbeit im Menschenrechts-           Kriminalität, an der die Hauptphase des Überprüfungs-
bereich. In mehreren Veranstaltungen, beispielsweise          mechanismus des Übereinkommens und seiner drei
am Weltwirtschaftsforum in Davos oder am Europä-              Protokolle lanciert wurde. Liechtenstein hat alle vier In-
ischen Forum Alpbach, konnte die Initiative einem inter-      strumente ratifiziert, daher ist eine Teilnahme am Über-
nationalen Publikum präsentiert werden. Ein weiterer          prüfungsmechanismus für Liechtenstein verbindlich.
Schwerpunkt lag auf Anti-Korruptionsprojekten, die            Auch vertrat das Ministerium Liechtenstein in Gremien
Verknüpfungen zu anderen Verbrechen herstellen, da-           der UNO und des Europarats zu Cyberkriminalität, zu
runter das «Green Corruption Program» des Basel Insti-        Suchtmitteln und zur Verbrechensverhütung und Straf-
tut of Governance. Auch lancierte Liechtenstein mit dem       rechtspflege und an der Generalkonferenz der Internati-
«Georgetown Institute for Women, Peace and Security»          onalen Atomenergie-Organisation. Das Ministerium war
ein Forschungsprojekt, um den Einfluss von Frauen auf         zudem intensiv in die Vorbereitungen für die 2021 anste-
die Einhaltung des humanitären Völkerrechts durch ihre        hende Überprüfung Liechtensteins durch das Europarat-
Beteiligung in den Streitkräften zu untersuchen.              Gremium MONEYVAL hinsichtlich der Umsetzung der
    Das Engagement für strafrechtliche Verantwortung          40 FATF-Empfehlungen im Bereich der Bekämpfung von
war weiterhin eine Priorität der liechtensteinischen          Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung eingebunden.
Menschenrechtspolitik. Die vollständige Überführung
des Untersuchungsmechanismus für Syrien ins regu-             Umwelt und nachhaltige Entwicklung
läre UNO-Budget konnte im Berichtsjahr erfolgreich ab-
geschlossen werden. In Bezug auf den Internationalen          Neben den bereits erwähnten Aktivitäten zur Bekämp-
Strafgerichtshof (ICC) führte Liechtenstein die Kampa-        fung von moderner Sklaverei und Menschenhandel und
gne zur Ratifikation der Statutszusätze zum Verbrechen        der Stärkung der Rechtsstaatlichkeit, die auch im Kon-
der Aggression fort und lancierte ein Projekt zur Digi-       text der UNO-Nachhaltigkeitsagenda zu sehen sind,
talisierung der Kriegsführung. Zudem steuerte Liech-          vertrat das Ministerium im Berichtsjahr die liechtenstei-
tenstein die Bemühungen der Gruppe von Unterstützer-          nischen Interessen in der makroregionalen EU-Strate-
staaten gegen den zunehmenden politischen Druck auf           gie für den Alpenraum (EUSALP). An dieser sind neben
den ICC, der im Berichtsjahr durch die gezielten Sank-        den EU-Mitgliedern Deutschland, Frankreich, Italien,
tionen der USA gegen die Chefanklägerin Fatou Ben-            Österreich und Slowenien auch die Schweiz und Liech-
souda einen neuen Höhepunkt erreichte.                        tenstein beteiligt. Gemeinsam mit den Projektpartnern
    Der Menschenrechtsrat konnte seine geplanten Sit-         Schweiz und Tirol arbeitete Liechtenstein massgeblich
zungen – mit Unterbrüchen und teilweise im virtuellen         an der Weiterentwicklung des Projekts «youth.shaping.
oder hybriden Format (virtuelle und physische Präsenz)        EUSALP», das sich für mehr Jugendbeteiligung in der
– durchführen. In seiner Funktion als Beobachterstaat         EUSALP einsetzt.
im UNO-Menschenrechtsrat konzentrierte sich Liech-
tenstein neben den Sessionen vor allem auf die Ab-            Bilaterale Besuche und Arbeitsgespräche
gabe von Empfehlungen im Rahmen der Universellen
Periodischen Überprüfung (UPR) von Mitgliedsstaaten            Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein
des Rats. Zudem brachte Liechtenstein verschiedene             Der 15. Holocaust-Gedenktag der liechtensteinischen
Resolutionen mit ein. Liechtenstein beteiligte sich am         Regierung widmete sich am 30. Januar der Frage, wel-
von der Schweiz und der Nicht-Regierungsorganisation           che Rolle Holocaust-Überlebenden in der Aufarbeitung
Human Rights Group organisierten und prominent be-             der Schoah zukommt und wie die Geschichte des Ho-
suchten Glion Human Rights Dialogue. Im Dezember               locaust ohne deren Erzählungen in Zukunft nachvoll-
besuchte die Präsidentin des Menschenrechtsrat, die            ziehbar bleibt. Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger
österreichische Botschafterin in Genf Elisabeth Tichy-         eröffnete die Gedenkfeierlichkeiten und verwies auf
Fisslberger, Liechtenstein.                                    die Verantwortung künftiger Generationen, auch ohne
    Im Rahmen des 75-Jahr-Jubiläums der UNO fand an            die Zeitzeugen wahrheitsgetreu über den Holocaust zu
der UNO in Genf ein Kunstwettbewerb zum Thema «The             sprechen.
Future We Want» statt. Liechtenstein beteiligte sich               Am 14. Februar empfing Regierungsrätin Dr. Kat­
mit einer Illustration («Menschenmenge» – «Diversity          rin Eggenberger den polnischen Aussenminister Jacek
Crowd») des liechtensteinischen Künstlers Luigi Oliva-        Czaputowicz Themen des Arbeitsgesprächs waren
doti und belegte damit den zweiten Platz. Das Werk wird       ­unter anderem die aktuellen Entwicklungen in der EU
im Rahmen einer Sonderausstellung an der UNO in Genf           sowie die Implementierung von Projekten im Rahmen
gezeigt.                                                       des EWR-Finanzierungsmechanismus.
ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

106 |       Vom 14. bis 16. Februar nahm Regierungsrätin           könne, wenn sie im Dienst der UNO-Nachhaltigkeits-
        Dr. Katrin Eggenberger an der Münchner Sicherheits-        ziele und im Zeichen des Multilateralismus stehe.
        konferenz teil. Sie nutzte die Konferenz für bilaterale        Am 20. Juli sprachen Regierungsrätin Dr. Katrin Eg-
        Gespräche mit dem kroatischen Aussenminister Gordan        genberger und die spanische Aussenministerin Arancha
        Grlić Radman, dem georgischen Aussenminister David         González Laya über die Zusammenarbeit der beiden
        Zalkaliani, dem indischen Aussenminister Subrahma-         Länder in internationalen Organisationen, über die Be-
        nyam Jaishankar als auch mit Chefanklägerin des ICC        deutung des Binnenmarkts für Liechtenstein und Spa-
        Fatou Bensouda zu bilateralen Arbeitsgesprächen.           nien und über bilaterale Anliegen. In letztere Angele-
            Am 18. März tauschten sich Regierungsrätin Dr. Kat­    genheit unterstrich die Regierungsrätin Liechtensteins
        rin Eggenberger und der österreichische Aussenminis­       Fortschritte in der internationalen Steuerkooperation
        ter Alexander Schallenberg nach Absage der geplanten       und deponierte den Wunsch nach einer Löschung von
        Wien-Reise über die Massnahmen beider Länder zur           der spanischen Liste der nicht-kooperierenden Länder.
        Eindämmung von Covid-19-Pandemie im Rahmen einer           Auch sprach sie sich für ein Doppelbesteuerungsab-
        Telefonkonferenz aus. Beide Seiten unter­   strichen die   kommen zwischen Liechtenstein und Spanien aus.
        Bedeutung der grenzüberschreitenden nachbarschaft-             Am 12. September nahm Regierungsrätin Dr. Katrin
        lichen Zusammenarbeit.                                     Eggenberger an der Vernissage der Ausstellung «Global
            Nach Absage der geplanten Oslo-Reise telefo-           Happiness» im Liechtensteinischen Landesmuseum teil,
        nierten die norwegische Aussenministerin Ine Eriksen       nachdem die Ausstellung aufgrund der Massnahmen
        Søreide und Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger         rund um die Covid-19-Pandemie zwei Monate verspätet
        am 20. März und griffen dabei Themen auf wie den Bre-      eröffnet werden musste.
        xit, die liechtensteinische FAST-Initiative und den ICC        Bundesrat Ignazio Cassis stattete am 25. September
        auf. Zugleich betonten sie die gute Zusammenarbeit         Liechtenstein einen offiziellen Besuch ab und traf sich
        und Partnerschaft im EWR.                                  zum Arbeitsgespräch mit Regierungsrätin Dr. Katrin Eg-
            Am 21. April trafen sich die fünf Aussenminister       genberger. Die beiden Aussenminister thematisierten
        der deutschsprachigen Länder Heiko Maas (D) Ignazio        dabei die hervorragende Zusammenarbeit der beiden
        Cassis (CH), Alexander Schallenberg (AT), Jean Assel-      Länder sowohl bei bilateralen Angelegenheiten als auch
        born (LUX) und Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenber-        im Rahmen von internationalen Organisationen. Am
        ger auf Einladung Deutschlands zu einer Videokonfe-        Abend hielt Bundesrat Ignazio Cassis im Rahmen der
        renz anstelle des traditionellen jährlichen physischen     30-jährigen UNO-Mitgliedschaft Liechtensteins einen
        Treffens. Auf der Agenda standen vor allem der Um-         Gastvortrag zur Bedeutung und Gestaltung der Schwei-
        gang mit der Covid-19-Pandemie und der Notwendig-          zer Aussenpolitik sowie dem multilateralen Engagement
        keit einer abgestimmten Strategie bei Covid-19-Mass-       der Schweiz im Rahmen der UNO.
        nahmen.                                                        Am 26. Oktober tauschte sich Regierungsrätin Dr.
            Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger und der         Katrin Eggenberger per Videokonferenz mit ihrem deut-
        ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba führten           schen Amtskollegen Heiko Maas aus. Im Zentrum des
        am 5. Mai ein Arbeitsgespräch per Telefon. Dabei ging      Gesprächs standen der deutsche EU-Ratsvorsitz im
        es um aktuelle Themen in den Beziehungen zwischen          zweiten Halbjahr 2020 sowie die enge Partnerschaft
        Liechtenstein und der Ukraine, um die Situation in         zwischen beiden Ländern sowohl im bilateralen Bereich
        der Ostukraine sowie um Liechtensteins Wunsch nach         als auch in internationalen Organisationen.
        einem Doppelbesteuerungsabkommen.
            Am 10. Juni tauschten sich Regierungsrätin Dr. Kat­    Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland
        rin Eggenberger und der irische Aussenminister Simon       Bei einem Treffen am Rande des Weltwirtschaftforums
        Coveney per Telefon zur Covid-19-Pandemie und die Zu-      thematisierten Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenber-
        sammenarbeit beider Länder in der UNO aus. Die Regie-      ger und der japanische Staatsminister für Wirtschaft,
        rungsrätin erneuerte Liechtensteins starkes Interesse      Handel und Industrie, Herr Makihara Hideki, am 22. Ja-
        an einem Doppelbesteuerungsabkommen mit Irland.            nuar die Reform der Welthandelsorganisation (WTO),
            Auf Einladung der Aussenminister Estlands und Sin-     die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Digitalisie-
        gapurs nahm Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger         rung des Handels. Die Regierungsrätin setzte sich dafür
        am 1. Juli zusammen mit 40 weiteren Ministerin und         ein, dass Liechtenstein auf die japanische weisse Liste
        Ministerinnen an einer virtuellen Ministerkonferenz zur    aufgenommen wird, um den Import liechtensteinischer
        digitalen Antwort auf Covid-19-Pandemie teil. Im Zen-      Güter nach Japan zu vereinfachen. Sie deponierte aus-
        trum stand die Frage, wie die Möglichkeiten der Digi-      serdem Liechtensteins Interesse, ein Doppelbesteue-
        talisierung nachhaltig zur Überwindung der Pandemie        rungsabkommen (DBA) mit Japan abzuschliessen.
        und zum Wiederaufbau von Wirtschaft und Gesellschaft           Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger unterzeich-
        genutzt werden können. Aussenministerin Eggenberger        nete am 28. Januar in London das Austrittsabkommen
        betonte, dass die digitale Antwort auf Corona technische   zwischen den EWR / EFTA-Staaten Island, Liechtenstein
        Innovation und Zugang zum Internet beschleunigen           und Norwegen und dem Vereinigten Königreich (UK).
ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Am Rande der Unterzeichnung hatte die Regierungsrätin          Vom 10. / 11. September weilte Regierungsrätin Dr.     | 107
Gelegenheit, sich mit ihren Kollegen, der norwegischen     Katrin Eggenberger zu einem Arbeitsbesuch in Wien
Aussenministerin Ine Søreide und dem isländischen Aus-     und traf sich unter anderem mit dem österreichischen
senminister Gudlaugur Thór Thórdarson, auszutauschen.      Aussenminister Alexander Schallenberg zu einem Ar-
    Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger weilte vom      beitsgespräch. Einen besonderen Schwerpunkt des
20. bis zum 22. Februar in Wien. Sie traf unter ande-      Besuchs bildeten europapolitische Fragen, die auch
rem den OSZE-Generalsekretär Thomas Greminger, den         im Rahmen einer von der Vertretung der Europäischen
Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis sowie die liech-   Kommission in Österreich organisierte digitalen Veran-
tensteinische und Schweizer Delegation bei der Parla-      staltung mit dem Titel «Europäischer Wirtschaftsraum
mentarischen Versammlung der Organisation für Sicher-      – Warteraum der EU oder langfristige Alternative zur
heit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Im Rahmen        Mitgliedschaft?» diskutiert wurden.
ihrer Teilnahme am Opernball, an dem sie auf Einladung
von Aussenminister Alexander Schallenberg teilnahm,        Multilaterale Zusammenarbeit: Besuche
sprach die Regierungsrätin ausserdem mit Bundesprä-        und Arbeitsgespräche
sident Alexander Van der Bellen, Finanzminister Gernot
Blümel, Europaministerin Karoline Edtstadler und Wirt-      Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein
schaftsministerin Margarete Schramböck, sowie mit EU-       Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten
Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas.                Kreuz (IKRK) Peter Maurer, besuchte am 20. Januar
    Im Rahmen ihres Besuchs der März-Session des            Liechtenstein und traf sich unter anderem mit Regie-
UNO-Menschenrechtsrates in Genf traf Regierungs-            rungsrätin Dr. Katrin Eggenberger zu einem Arbeitsge-
rätin Dr. Katrin Eggenberger den isländischen Aus-          spräch.
senminister Gudlaugur Thor Thordarson, den nieder-              Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger vertrat
ländischen Aussenminister Stef Blok, den Minister für       Liechtenstein am 25. Mai beim halbjährlichen EWR-
UNO-Angelegenheiten des Vereinigten Königreichs             Rat. Die EWR / EFTA-Staaten Liechtenstein, Island und
Lord Ahmad, den Aussenminister von San Marino Luca          Norwegen tauschten sich mit der EU-Präsidentschaft
Beccari, Schwedens Aussenministerin Ann Linde, UN-          Kroatien über das Funktionieren des EWR aus. Im Mit-
Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi, UN-General-        telpunkt standen die Auswirkungen der Covid-19-Pan-
direktorin Tatiana Valovaya, die Hochkommissarin für        demie auf den gemeinsamen Binnenmarkt sowie die zu-
Menschenrechte, Michelle Bachelet, IIIM-Leiterin Ca-        künftigen Beziehungen zum Vereinigten Königreich. In
therine Marchi-Uhel und die Präsidentin des Menschen-       Anwesenheit des zuständigen Vizepräsidenten der EU-
rechtsrats, Botschafterin Elisabeth Tichy-Fisslberger.      Kommission, Frans Timmermans, diskutierte der EWR-
    Vom 7. bis zum 11. März 2020 weilte Regierungs-         Ratz zudem den «Green Deal».
rätin Dr. Katrin Eggenberger für Arbeitsgespräche mit           EFTA-Generalsekretär Henri Gétaz und sein Stellver-
hochrangigen Vertretern der Vereinigten Staaten in          treter Pascal Schafhauser besuchten am 2. Juni Aussen-
Washington DC. Im Mittelpunkt der Gespräche stan-           ministerin Dr. Katrin Eggenberger in Vaduz. Die Regie-
den die Intensivierung der bilateralen Wirtschaftsbezie-    rungsrätin und EFTA-Generalsekretär Gétaz tauschten
hungen insbesondere über den Abschluss eines Doppel-        sich u. a. über die Auswirkungen der Covid-19 Pande-
besteuerungsabkommens sowie die Zusammenarbeit in          mie auf die Aktivitäten der EFTA und die Bedeutung der
internationalen Organisationen insbesondere bei der        EFTA-Freihandelsabkommen für eine Diversifizierung
Bekämpfung von Menschenhandel. Die Regierungs-             der Lieferketten und die Erholung der Wirtschaft in den
rätin traf sich in Washington mit dem US-Handelsbe-        EFTA-Staaten aus.
auftragten Robert E. Lighthizer, dem stellvertretenden          Die EFTA-Staaten tauschten sich am 8. Juni im
Aussenminister Stephen Biegun, dem Staatssekretär          ­Rahmen einer Videokonferenz über den Stand der Frei-
für Internationale Angelegenheiten Brent McIntosh, der      handelsverhandlungen mit dem Vereinigten Königreich
Kinder- und Jugendministerin Katherine Zappone, der         und über die Zusammenarbeit mit der EU vor dem Hin-
Verkehrs- und Transportministerin Elaine Chao, dem          tergrund der Covid-19-Pandemie aus. Am informellen
Kongressabgeordnetem Donald Beyer und dem Präsi-            Treffen nahmen neben Regierungsrätin Dr. Katrin Eg-
denten und CEO des Atlantic Council, Frederick Kempe.       genberger der Schweizer Bundesrat Guy Parmelin, der
    Auf Einladung der Schweiz traf sich Regierungs-         isländische Aussenminister Gudlaugur Thór Thórdarson
rätin Dr. Katrin Eggenberger am 17. Juni mit ihren
­                                                           sowie die norwegische Staatssekretärin im Handels­
Amts­kollegen Bundesrat Ignazio Cassis und Aussenmi-        ministerium, Lucie Katrine Sunde-Eidem, teil.
nister Alexander Schallenberg sowie dem stellvertre-            Am 10. Juni nahm Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen-
tenden Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg,          berger auf Einladung des singapurischen Aussenminis­
Thomas Strobl, in Kreuzlingen. Die Minister tauschten      ters Vivian Balakrishnan an einem virtuellen Treffen
sich über die Covid-19-Pandemie und ihre Auswirkungen      des Kleinstaatenforums zum 75-Jahr-Jubiläum der Un­
auf die starken wirtschaftlichen und gesellschaftlichen    terzeichnung der UNO-Charta teil. Weitere Teilnehmer
Verflechtungen im Bodenseeraum aus.                        waren unter anderem der UNO-Generalsekretär António
ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

108 |   Guterres, die ehemalige irische Präsidentin Mary Ro-           an dem Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger Liech-
        binson sowie Ministerkollegen aus Deutschland, der             tenstein vertrat.
        Schweiz und zahlreichen weiteren Staaten.                          Das EFTA-Ministertreffen fand am 27.Oktober virtuell
            Am 26. Juni nahm Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen-         und unter dem Vorsitz von Bundesrat Guy Parmelin statt.
        berger an der hochrangigen virtuellen Veranstaltung            Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger tauschte sich
        zum 75-Jahr-Jubiläum der Unterzeichnung der Charta             mit den zuständigen Ministerinnen und Ministern der
        der Vereinten Nationen (UNO) teil. Die Regierungsrätin         EFTA-Staaten Island, Norwegen und der Schweiz über
        würdigte in ihrer Rede die UNO-Charta, die am 26. Juni         aktuelle Entwicklungen der EFTA-Freihandelspolitik aus.
        1945 in San Francisco von 50 Staaten unterzeichnet                 Am 4. November vertrat Regierungsrätin Dr. Kat­
        wurde, als unverändert aktuelle und solide Grundlage           rin Eggenberger Liechtenstein bei der virtuellen Mi-
        für Multilateralismus, internationale Zusammenarbeit           nistersession des Europarats unter griechischem Vor-
        und Rechtsstaatlichkeit.                                       sitz. In der Konferenz standen Themen wie wirksames
            Am 1. Juli vertrat Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen-       Krisenmanagement während der Covid-19-Pandemie,
        berger Liechtenstein auf Einladung der Europäischen            die Stärkung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und
        Union Liechtenstein an der per Video durchgeführten            Menschenrechte in Europa sowie der 70. Jahrestag
        4. Brüssel-Konferenz zu Syrien. Ziel der Veranstaltung         der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK)
        war einerseits die fortgesetzte humanitäre Hilfeleistung       im Mittelpunkt. Die Regierungsrätin betonte in ihrer
        für die syrische Bevölkerung. Aussenministerin Eggen-          Rede Liechtensteins Bekenntnis zum Multilateralismus,
        berger betonte in ihrer Rede insbesondere die Notwen-          zu den Grundwerten des Europarats und zum Europä-
        digkeit der strafrechtlichen Aufarbeitung der im Syrien-       ischen Gerichtshof für Menschenrechte.
        Konflikt begangenen Verbrechen – eine langjährige                  Am 13. November nahm Dr. Katrin Eggenberger am
        Priorität Liechtensteins in der UNO, aus der unter ande-       Expertenseminar zur Liechtenstein Initiative zur Be-
        rem der Syrien-Mechanismus hervorging.                         kämpfung moderner Sklaverei teil.
            Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger nahm am                 Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger und die
        13. Juli im Rahmen des erstmalig virtuell durchge-             UNHCR-Vertreterin für Schweiz und Liechtenstein Anja
        führten hochrangigen politischen Forums für nachhal-           Klug erörterten im Rahmen eines virtuellen Arbeitsge-
        tige Entwicklung der UNO an der von Liechtenstein              sprächs ebenfalls am 13. November den 70. Geburtstag
        veranstalteten Podiumsdiskussion zur Rolle des nach-           der UNHCR und Liechtensteins Engagement und Bei-
        haltigen Finanzwesens in der Bekämpfung von moder-             träge an UNHCR, wie die Erhöhung der Mittel um einen
        ner Sklaverei teil. Die Regierungsrätin informierte über       Drittel als auch die FAST-Initiative zur Beendigung mo-
        die Erfolge der Initiative «Liechtenstein Initiative for Fi-   derner Sklaverei und Menschenhandel.
        nance Against Slavery and Trafficking» (FAST), welche              Ebenfalls am 13. November fand die virtuelle Jah-
        den globalen Finanzsektor mit konkreten Instrumenten           resveranstaltung der Internationalen Humanitären Zu-
        für die Aufdeckung dieser Verbrechen ausstattet.               sammenarbeit und Entwicklung (IHZE) mit mehr als 100
            Die UNO-Generalversammlung fand vom 22. bis                Zuschauerinnen und Zuschauern zum Thema «Für eine
        27. September 2020 auf digitalem Wege statt. Zum Auf-          sklavenfreie Welt» statt. Aussenministerin Dr. Katrin
        takt der Hochrangigen Woche lud Regierungsrätin Dr.            Eggenberger stellte das staatliche Engagement zur Be-
        Katrin Eggenberger zum traditionellen Ministertreffen          kämpfung moderner Sklaverei und Menschenhandel in
        zur Unterstützung des Internationalen Strafgerichtshofs        den Kontext der IHZE und rief in ihrer Rede alle Akteure
        (ICC) ein. In ihrer Videobotschaft im Rahmen der Gene-         zum Handeln auf.
        raldebatte der hochrangigen UN-Woche unterstrich Re-               Am 18. November leitete Regierungsrätin Dr. Katrin
        gierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger am 27. September          Eggenberger den halbjährlich stattfindenden EWR-Rat.
        die zentrale Rolle der Vereinten Nationen für eine ge-         Gemeinsam mit Deutschlands Aussenminister Heiko
        meinschaftliche und nachhaltige Antwort auf die Covid-         Maas als Vertreter der deutschen EU-Ratspräsident-
        19-Pandemie.                                                   schaft diskutierten die Aussenminister Islands, Norwe-
            Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger nahm am             gens und Liechtensteins über aktuelle europapolitische
        1. Oktober am hochrangigen virtuellen Treffen der UNO-         Themen.
        Generalversammlung zum 25-Jahr-Jubiläum der Erklä-                 Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger vertrat
        rung und Aktionsplattform von Peking teil. Das hoch-           Liechtenstein beim 27. virtuellen Ministerrat der Orga-
        rangige Treffen fokussierte sich auf die Massnahmen für        nisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
        eine «Beschleunigte Verwirklichung der Gleichstellung          (OSZE), die vom 3. bis zum 4. Dezember stattfand. Im
        der Geschlechter und Stärkung aller Frauen und Mäd-            Fokus der Konferenz standen die Auswirkungen der
        chen» 25 Jahre nach der Verabschiedung der Pekinger            Covid-19-Pandemie auf die Sicherheit, die Konflikte und
        Aktionsplattform. Vor allem der pandemiebedingte An-           Krisen im OSZE-Raum sowie institutionelle Fragen der
        stieg geschlechtsbasierter Gewalt stand dabei im Fokus.        Organisation. In ihrer Rede ging die Regierungsrätin
            Am 19. Oktober fand ein informeller Austausch der          auf die weitreichenden und vielfältigen Auswirkungen
        EFTA-Minister im Rahmen einer Videokonferenz statt,            der Pandemie auf die Sicherheit ein. Sie unterstrich die
ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Notwendigkeit eines starken Multilateralismus und die        Internationale Humanitäre Zusammenarbeit                        | 109
wichtige Rolle der OSZE als Dialogplattform für Sicher-      und Entwicklung (IHZE)
heit in Europa.
    Vom 17. / 18. Dezember 2020 stattete die Präsiden-       Die Regierung hat im Berichtsjahr insgesamt CHF 23.6
tin des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen, die       Mio. für Projekte der Internationalen Humanitären Zu-
österreichische UNO-Botschafterin in Genf Elisabeth          sammenarbeit und Entwicklung (IHZE) aufgewendet.
Tichy-Fisslberger, Liechtenstein einen Besuch ab. Sie        Darin enthalten ist auch der Nachtragskredit in Höhe
traf sich mit Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger zu      von CHF 1 Mio., welchen der Landtag für Covid-19-Not-
einem Arbeitsgespräch, an welchem unter anderem die          hilfe- und Entwicklungsprojekte im September des Be-
aktuellen Entwicklungen am UNO-Menschenrechtsrat             richtsjahres bewilligt hatte. Der Gesamtbetrag für die
und die verschiedenen Initiativen Liechtensteins in der      offizielle Entwicklungszusammenarbeit (Official Deve-
UNO besprochen wurden. Am Abend hielt sie einen On-          lopment Assistance, ODA) gemäss OECD-Kriterien, in
line-Vortrag mit dem Titel «Menschenrechte im Rahmen         dessen Berechnung auch weitere anrechenbare Bei-
der UNO – Aktueller denn je oder überholt?».                 träge an internationale Organisationen sowie das ent-
                                                             sprechende Engagement der liechtensteinischen Ge-
Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland                      meinden und die Betreuung von Asylsuchenden im
Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger lud am 22. Ja-        Inland einfliessen, beläuft sich auf CHF 26.3 Mio.
nuar gemeinsam mit der Schweizer Staatssekretärin für            Der letzte definitive ODA-Prozentsatz, welcher die
internationale Finanzfragen Daniela Stoffel am Welt-         offizielle Entwicklungszusammenarbeit im Verhältnis
wirtschaftsforum (WEF) in Davos zu einer Veranstal-          zum Bruttonationaleinkommen (BNE) aufzeigt, liegt für
tung, die sich mit der Liechtenstein Initiative zur Be-      das Jahr 2018 vor. Bei einem BNE von CHF 6'899 Mio.
kämpfung moderner Sklaverei durch den Finanzsektor           ergibt sich dabei für Liechtenstein ein ODA-Prozentsatz
befasste.                                                    von 0.37.
    Am 12. März besuchte Regierungsrätin Dr. Katrin Eg-
genberger die UNO in New York und traf sich mit UNO-         Entwicklung des liechtensteinischen ODA-Prozent-
Generalsekretär Antonio Guterres, mit UNICEF-Exeku-          satzes
tivdirektorin Henrietta Fore und mit der stellvertretenden
Exekutivdirektorin von UN Women Anita Bhatia.                Jahr  BNE          ODA–    ODA-Prozentsatz
    Vom 30. bis zum 31. August nahm Regierungs-               (in Mio. CHF) anrechenbare	 
rätin Dr. Katrin Eggenberger an den Politischen              		Ausgaben
Gesprächen am Europäischen Forum Alpbach teil. An-
stelle des traditionellen Liechtenstein-Empfangs rich-       2000                4'112       13'451'090             0.33 %
tete die Liechtensteinische Botschaft in Wien zu Ehren       2001                3'782       15'114'860             0.40 %
der Regierungsrätin coronabedingt ein hochrangig be-         2002                3'698       14'010'065             0.38 %
suchtes Mittagessen aus. An einer Podiumsdiskussion          2003                3'538       15'055'869             0.43 %
stellten Regierungsrätin Dr. Eggenberger und Vertreter       2004                3'554       15'395'590             0.43 %
der Finanzsektorkommission zur Bekämpfung von mo-            2005                3'893       17'381'933             0.45 %
derner Sklaverei und Menschenhandel die Initiative vor.      2006                4'397       18'843'051             0.43 %
    Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger traf am           2007                4'946       21'563'049             0.44 %
7. Dezember die Generalsekretärin des Europarats             2008                4'949       25'984'138             0.53 %
Marija Pejčinović Burić zu einem Arbeitsgespräch in          2009                4'210       28'434'531             0.68 %
Strassburg. Zudem unterzeichnete die Regierungs­rätin        2010                4'470       27'772'298             0.62 %
das modernisierte Übereinkommen zum Schutz des               2011                4'025       27'914'033             0.69 %
Menschen bei der automatischen Verarbeitung perso-           2012                3'571       26'781'303             0.75 %
nenbezogener Daten.                                          2013                4'073       26'189'157             0.65 %
                                                             2014             1)
                                                                                 4'924       25'021'456             0.51 %
Corporate Governance                                         2015                4'968       23'310'270             0.47 %
                                                             2016                5'899       24'204'500             0.41 %
Im Bereich des Äusseren ist der Liechtensteinische Ent-      2017                6'645       24'515'243             0.37 %
wicklungsdienst (LED) dem Ministerium zugeordnet.            2018                6'899       25'755'710             0.37 %
Gemäss den gesetzlichen Vorgaben hat die Regierung           2019      nicht bekannt         25'322'894      nicht bekannt
wie jedes Jahr den Monitoringbericht des Berichts-
jahres zur Kenntnis genommen sowie das Budget des            2020     nicht bekannt          26'323'669     nicht bekannt
LED und den Leistungsauftrag für das Folgejahr geneh-
migt. Zudem führte das Ministerium zwei ordentliche           	Die Berechnungsmethode des BNE wurde für das Jahr 2014 von
                                                             1)

Gespräche mit Vertretern des Stiftungsrates und der             ESVG 95 auf ESVG 2010 umgestellt.

Geschäftsleitung des LED.
ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

110 |   Ausgaben in Mio. CHF                                                                    ODA-Prozentsatz               hauptsächlich im Kosovo sowie in Bosnien und Herze-
        40                                                                                                              0.8   gowina, engagiert sich Liechtenstein im Rahmen der
        35                                                                                                              0.7
                                                                                                                              Internationalen Flüchtlings- und Migrationshilfe. Eben-
                                                                                                                              falls engagierte sich Liechtenstein für Flüchtlinge in
        30                                                                                                              0.6
                                                                                                                              Griechenland und Italien.
        25                                                                                                              0.5       Aufgrund der vielen Konflikte ist der Anteil der Pro-
        20                                                                                                              0.4   jekte im Nahen Osten mit 6 % nach wie vor relativ hoch.
                                                                                                                              Das Engagement in Asien beläuft sich auf lediglich 3 %
        15                                                                                                              0.3
                                                                                                                              der IHZE-Gelder.
        10                                                                                                              0.2
                                                                                                                                  25 % der Mittel werden nicht projektspezifisch
        5                                                                                                               0.1   ausbezahlt oder länderübergreifenden Programmen
                                                                                                                              zugeführt. Diese Beiträge, welche in der untenstehen-
        0                                                                                                               0.0
             2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
                                                                                                                              den Projektliste in der Länderspalte als «International»
                                                                                                                              bezeichnet werden, sind essenziell, um grenzüberschrei-
        IHZE-Beiträge 2020 nach Kategorien                                                                                    tende Aktivitäten oder unterfinanzierte Programme zu
        Die IHZE-Mittel werden bei der Budgetierung nach                                                                      unterstützen und die Grundkosten von Entwicklungs-
        einem intern festgelegten Schlüssel auf die einzelnen                                                                 organisationen zu decken.
        Kategorien aufgeteilt. Dabei gehen grundsätzlich rund
        65 % des Budgets an den Liechtensteinischen Entwick-
        lungsdienst (LED) für die bilaterale Entwicklungszusam-                                                                 25%
        menarbeit in ausgesuchten Schwerpunktländern. Auf-                                                                                                    35%
        grund des Nachtragskredits, an welchem der LED nicht
        beteiligt war, fiel der tatsächliche Anteil des LED an
        den Gesamtausgaben mit 62.3 % etwas niedriger aus.                                                                     6%
        Der LED berichtet separat über die Verwendung dieser
        Gelder (www.led.li). Jeweils 12.7 % der Mittel wurden
        für die Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe                                                                     13%

        sowie für die Not- und Wiederaufbauhilfe eingesetzt,
                                                                                                                                          3%        18%
        während auf die Multilaterale Entwicklungszusammen-
        arbeit 12.3 % entfielen. Für die Öffentlichkeitsarbeit
        wurden im Berichtsjahr 0.1 % der Mittel aufgewendet.
                               0.1%          12.7%
                12.3%
                                                                               Not- und Wiederaufbauhilfe
                                                              12.6%
                                                                               Internationale Flüchtlings- und
                                                                               Migrationshilfe

                                                                               Bilaterale Entwicklungs-
                                                                               zusammenarbeit

                                                                               Multilaterale Entwicklungs-
                                                                               zusammenarbeit

                                                                               Diverses

                      62.3%

        IHZE-Beiträge 2020 nach Regionen
        Im Berichtsjahr wurden 35 % der IHZE-Gelder in Afrika
        eingesetzt. Das grösste Engagement erfolgte dort in
        den Schwerpunktländern des LED, konkret in Burkina
        Faso, Mali, Mosambik, Sambia, Senegal, Simbabwe und
        Tansania.
            18 % der Mittel wurden für Entwicklungsprojekte
        in Süd- und Zentralamerika, insbesondere in den LED-
        Scherpunktländern Bolivien und Peru, verwendet.
            Das Engagement in Europa nimmt 13 % der Gelder
        in Anspruch. Unterstützt werden Projekte in der Bal-
        kanregion und im ärmsten Land Europas, in der Re-
        publik Moldau. Die Republik Moldau ist ebenfalls ein
        Schwerpunktland des LED. In den Ländern des Balkans,
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