Verein Palliative Care Winterthur-Andelfingen Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur
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Verein Palliative Care Winterthur-Andelfingen Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Schlussbericht Version 1.0 Auftraggeber: Verein Palliative Care Winterthur-Andelfingen Autoren: Holger Auerbach, Prof. Dr. Flurina Meier, MSc HMS ETH Winterthur, 18. April 2013
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Autorenkontaktadresse: Prof. Dr. Holger Auerbach Professor für Health Economics Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Gertrudstrasse 15, Postfach CH-8401 Winterthur Tel.: 058 934 70 35 E-Mail: holger.auerbach@zhaw.ch WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 1
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. 3 Abbildungsverzeichnis .........................................................................................................3 Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................3 1 Ausgangslage ............................................................................................................... 4 2 Zielsetzung ...................................................................................................................4 3 Methodisches Vorgehen ............................................................................................... 4 4 Resultate....................................................................................................................... 7 4.1 Definition der Begrifflichkeiten: Hospiz/ Hospizbett ............................................. 7 4.2 Aktuelle Situation in der Schweiz und in Winterthur ............................................ 8 4.3 Angaben aus der Literatur: Versorgungsbedarf ................................................ 10 4.4 Top-Down Berechnungen.................................................................................. 11 4.5 Erhebung des Bedarfs: Expertenbefragung und -workshop.............................. 13 4.5.1 Quantitative Resultate............................................................................ 14 4.5.2 Qualitative Resultate .............................................................................. 17 4.5.3 Ableitung der Anzahl Betten .................................................................. 18 5 Diskussion der Ergebnisse ......................................................................................... 19 6 Handlungsempfehlungen ............................................................................................ 21 7 Quellenverzeichnis ..................................................................................................... 23 8 Anhang .......................................................................................................................24 WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 2
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Durch spezialisierte PC-Institutionen der Gesundheitsregion Winterthur im Jahr 2011 versorgte und dabei verstorbene PatientInnen ......................... 8 Tabelle 2: Erste Top-Down Berechnung: Berechnung der Anzahl PatientInnen, welche eine spezialisierte PC-Versorgung benötigen .................................. 11 Tabelle 3: Zweite Top-Down Berechnung: Berechnung der Anzahl Palliative Care Betten in der akut-stationären Versorgung ................................................... 12 Tabelle 4: Dritte Top-Down Berechnung: Berechnung der Anzahl HospizpatientInnen aufgrund von Ist-Zahlen aus Deutschland .................... 12 Tabelle 5: Geplante und effektive Anzahl ExpertInnen (Befragung und Workshop) ......... 14 Tabelle 6: Resultate der quantitativen Analyse: PatientInnen pro Jahr (Erfahrungswerte und persönliche Einschätzungen) .................................... 15 Tabelle 7: Empirische Daten zur Aufenthaltsdauer in spezialisierten Palliative-Care- Institutionen aus der Region ......................................................................... 18 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Methodisches Vorgehen ................................................................................. 5 Abbildung 2: Spitalregion Winterthur ................................................................................... 9 Abbildung 3: Anzahl HospizpatientInnen in der Gesundheitsregion Winterthur pro Jahr: Persönlichen Einschätzungen der ExpertInnen (Befragung und Workshop) .................................................................................................... 16 Abbildung 4: Bettenbedarf in der Gesundheitsregion basierend auf Erfahrungszahlen und persönlichen Einschätzungen .................................. 19 Abkürzungsverzeichnis APH Alters- und Pflegeheim EAPC European Association for Palliative Care KSW Kantonspital Winterthur NSPC Nationale Strategie Palliative Care PC Palliative Care White Paper White Paper on Standards and Norms for Hospice and Palliative Care in Europe WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 3
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 1 Ausgangslage Verschiedene Vertreter von Anspruchsgruppen (u.a. KSW Kantonsspital Winterthur, Ver- ein Palliative Care Winterthur-Andelfingen, Stadt Winterthur) der Gesundheitsregion Win- terthur (entspricht der Spitalregion Winterthur) sind sich nicht sicher, ob es aktuell in der Gesundheitsregion Winterthur einen Bedarf an Hospizbetten für sterbende Patientinnen und Patienten gibt. Derzeit liegt weder eine Übersicht über bestehende Hospizbetten vor, noch ist der Bedarf nach Hospizbetten bekannt. 2 Zielsetzung Im Rahmen eines praxisorientierten Forschungsprojektes wurde analysiert, ob ein Bedarf an Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur besteht und falls dieser besteht, wie hoch der Bedarf pro Jahr ist. Gleichzeitig wurde untersucht, welche geeigneten Angebote der relevanten Patientenzielgruppe bereits heute zur Verfügung stehen. Basierend auf diesen Informationen wurde abgeleitet, ob und wo Handlungsbedarf besteht. Schon vor Beginn der Untersuchung wurde festgelegt, dass sich die Studie auf den Be- darf an Hospizbetten (Betreuungseinheiten) und nicht auf den Bedarf an einem Hospiz (gesamte Institution) beziehen soll. Diese Vorgehensweise lässt explizit offen, ob potenti- elle Hospizbetten an bestehende Institutionen anzugliedern oder Teil einer unabhängigen Institution wären. Implizit wurde auch davon ausgegangen, dass es sich in erster Linie um ein Angebot für erwachsene Patientinnen und Patienten handeln soll. 3 Methodisches Vorgehen Es wurde eine ergebnisorientierte Vorgehensweise basierend auf wissenschaftlichen An- sätzen angewendet, um die Fragestellung zu beantworten. Das Vorgehen beinhaltete ei- nerseits eine umfangreiche Analyse vorhandener Informationen und Daten, andererseits die Befragung der relevanten Expertinnen und Experten aus der Gesundheitsregion Win- terthur (vergleiche Abbildung 1). In einem ersten Schritt wurde eine Literatur- und Internetrecherche durchgeführt. Ziel der Recherche war es, bereits bestehende Definitionen der relevanten Begriffe, wie Hospiz/ Hospizbett, sowie Informationen zum Versorgungsbedarf ausfindig zu machen. Ein weite- res Ziel bestand darin, ein Bild der aktuellen Entwicklungen in der Schweiz zu erhalten. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 4
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Die Suche nach bestehenden Definitionen wurde als Basis für die Expertenbefragung be- nötigt. Diese Suche war erfolgreich. Die von der Nationale Strategie Palliative Care (NSPC) des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und der Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren definierten Anforderungen an ein Hospiz wurden zum grössten Teil übernommen, als die Anforderungen an ein Hospizbett für diese Studie definiert wurden. Über Gespräche mit Expertinnen und Experten wurde die Ausformulierung der Anforderungen an ein Hospizbett v.a. in Bezug auf die Praxisre- levanz zu Beginn der Studie noch leicht angepasst und sowohl bei der Befragung, als auch im Expertenworkshop nochmals zur Diskussion gestellt (Definition siehe Anhang). Abbildung 1: Methodisches Vorgehen Nicht vom selben Erfolg war die Suche nach Angaben zum Versorgungsbedarf in der Lite- ratur gekrönt. Damit konnten auch die ursprünglich geplanten Top-Down-Berechnungen des Bedarfs für die Gesundheitsregion Winterthur nicht wie gewünscht durchgeführt wer- den. Auf Grund der Angaben aus der Literatur können nur Annäherungen gemacht wer- den an den eigentlichen Bedarf an Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur. Informationen zum bestehenden Angebot in der Gesundheitsregion Winterthur wurden sowohl innerhalb der Datenanalyse, als auch innerhalb der Expertenbefragung und mit Hilfe von Telefonanfragen bei den Anbietern gesammelt. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 5
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Basierend auf den während der Datenanalyse aggregierten Informationen wurde die Ex- pertenbefragung vorbereitet. Ziel der Erhebung war es, neben dem aktuellen Angebot auch den Bedarf an Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur zu erheben. Die Expertenbefragung erfolgte in Anlehnung an die Gruppen-Delphi-Methode. 1 Gestartet wurde mit der Identifizierung der relevanten Leistungserbringer aus der Ge- sundheitsregion Winterthur. Parallel dazu wurden zwei Fragebogen ausgearbeitet: ein Fragebogen enthielt die Fragen für die zuweisenden, der andere für die nachgeschalteten Organisationen. Beide Fragebogen beinhalteten sowohl quantitative als auch qualitative Fragen, sowie die Definition der Anforderungen an ein Hospizbett (vergleiche Anhang). Die quantitativen Fragen erhoben die Anzahl PC-Patientinnen und -Patienten, welche in den letzten sechs Monaten ein Hospizbett gemäss Definition benötigt hätten, sowohl auf der Seite der Zuweiser, als auch auf der Seite der Nachfolgeorganisationen. Neben der Angabe der Ist-Zahlen konnten die Befragten die Zahlen auf Grund von langjähriger Er- fahrung auch korrigieren. Weiter wurden die Expertinnen und Experten um eine persönli- che Einschätzung des Bedarfs in der Gesundheitsregion Winterthur gebeten. Die qualitativen Fragen im Fragebogen gingen in erster Linie auf die häufigsten Probleme beim Platzieren von Hospizpatientinnen und -patienten sowie auf Charakteristika von be- sonders schwierig platzierbaren Personen ein. Alle Expertinnen und Experten wurden telefonisch angefragt, ob sie bereit wären, an der Befragung teilzunehmen. War dies der Fall, erhielten sie per Email einen der beiden Fra- gebogen zusammen mit einigen Informationen zum Projekt für die erste Befragungs- Runde. Nach dieser ersten Befragung wurden alle angefragten Expertinnen und Experten dazu eingeladen, am Experten-Workshop teilzunehmen. Zu Beginn des Experten-Workshops wurden die quantitativen Resultate aus der Befra- gung vorgestellt. Dabei wurden Extremwerte thematisiert, um zu verstehen, ob unter- schiedliche Begriffsverständnisse bestanden. Nach dieser Diskussion wurden die Exper- tinnen und Experten erneut um eine persönliche Einschätzung der Anzahl Hospizpatien- ten in der Gesundheitsregion Winterthur gebeten. Nach der Besprechung der quantitati- ven Resultate wurden im Workshop auch die qualitativen Resultate der Befragung vorge- stellt und diskutiert. Zum Schluss wurde noch einmal die Definition der Anforderungen an ein Hospizbett zur Diskussion gestellt, sowie mögliche Umsetzungsvorschläge gesam- melt. Für die Analysen wurden alle erhobenen Halbjahres-Zahlen auf ein Jahr hochgerechnet. Die Resultate der persönlichen Einschätzungen wurden vor der Analyse harmonisiert, in- dem bei Angaben von Wertebereichen der Mittelwert verwendet wurde. Von diesen har- WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 6
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur monisierten und hochgerechneten Zahlen an potentiellen Hospizpatientinnen und Hospiz- patienten wurde die Anzahl nötiger Hospizbetten abgeleitet. Die Zahl an benötigten Betten ist stark abhängig von deren Belegung und der Aufenthaltsdauer der Patientinnen und Pa- tienten. Beide Parameter sind erfahrungsabhängig, daher wurden für die Berechnungen Erfahrungswerte von anderen spezialisierten stationären PC-Institution, oder stationären Institutionen aus dem Langzeitbereich mit einer ähnlich hohen Fluktuation hinzugezogen. 4 Resultate 4.1 Definition der Begrifflichkeiten: Hospiz/ Hospizbett Im breit abgestützten White Paper on Standards and Norms for Hospice and Palliative Care in Europe 2 (White Paper) der European Association for Palliative Care (EAPC) wer- den gewisse Qualitätsvorgaben gemacht, welche ein Hospiz erfüllen sollte. Allerdings herrschen bei der Definition eines Hospizes unterschiedliche Ansichten. Diese Unter- schiede beziehen sich insbesondere darauf, dass in gewissen Ländern Hospize mit spital- angegliederten Palliative Care (PC)-Abteilung gleichgesetzt werden, in anderen Ländern jedoch eine klarere Rollenverteilung besteht zwischen einer spital-angegliederten PC- Abteilung und einem Hospiz. Eine solche klare Unterscheidung besteht z.B. in Deutsch- land. Dort sind spital-angegliederten PC-Abteilung eher für Kriseninterventionen zustän- dig, wohingegen Hospize sich auf die „End of life Care“ spezialisiert haben. In der Schweiz gab es bisher keine einheitliche Praxis bei der Verwendung des Begriffes „Hospiz“. 3 4 Daher definierte die NSPC in ihrem Bericht, dass es eine Unterscheidung ge- ben soll zwischen der spezialisierten akut-stationären palliativen Versorgung und der spe- zialisierten PC im stationären Langzeitbereich. 4 Hospize werden in dieser Definition klar der Langzeitpflege zugeteilt und als „sozialmedizinische Institutionen mit PC-Auftrag“ be- zeichnet. Diese Unterscheidung wurde für die vorliegende Studie übernommen. Weiter definierte die NSPC im selben Dokument Anforderungen an die Ausstattung einer sozialmedizinische Institution mit PC-Auftrag. Diese wurden für die in dieser Studie ver- wendete Definition eines Hospizbettes zum grössten Teil übernommen. Nach Gesprächen mit Experten wurde die Hospizbett-Definition v.a. in Bezug auf die Praxisrelevanz noch leicht angepasst. Bei Rückmeldungen während der Befragung und im Experten-Workshop wurde der in der Studie verwendeten Hospizbett-Definition sehr breit zugestimmt. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 7
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 4.2 Aktuelle Situation in der Schweiz und in Winterthur Laut der NSPC gab es Ende 2011 in der Schweiz sechs Hospize mit Pflegeheimstatus 3. Es handelte sich dabei und die folgenden Institutionen: Hospiz Zürcher Lighthouse (Zürich) Pallivita Bethanien (Zürich) Hospiz Aargau Palliative Care (Brugg, Aargau) Reusspark (Niederwil, Aargau) Hospiz St. Antonius (Hurden, Schwyz) Eichhof (Luzern) Dabei ist eine klare Regionalisierung festzustellen. Alle sechs Institutionen befinden sich in der Zentral- und Nordostschweiz. Allerdings wird aus der Erhebung nicht ersichtlich, wie umfangreich das Angebot dieser Institutionen ist. Trotzdem wird im Dokument darauf hingewiesen, dass es in der ganzen Schweiz einen Mangel an Hospizen für die Betreu- ung von jüngeren schwerkranken Patientinnen und Patienten gäbe. In der Gesundheitsregion Winterthur (Abbildung 2), gibt es unter den spezialisierten PC- Institutionen zurzeit eine stationäre PC-Abteilung im Akutspital (Zentrum für Palliative Care des KSW) und zwei mobile spezialisierte Spitex-Organisationen (Mobiles Palliative Care Team, OnkoPlus). Die Anzahl der im Jahr 2011 von den spezialisierten PC-Organisationen behandelten und die dabei verstorbenen Patientinnen und Patienten sind in Tabelle 1 aufgeführt. Tabelle 1: Durch spezialisierte PC-Institutionen der Gesundheitsregion Winterthur im Jahr 2011 versorgte und dabei verstorbene PatientInnen PatientInnen (2011) Prozent Institution Versorgt Verstorben Verstorben Zentrum für Palliative Care des KSW 205* 108 53% Mobiles Palliative Care Team 85 52 61% OnkoPlus < 24 k.A.m.** k.A.m. Summe < 314 160 KSW: Kantonsspital Winterthur; k.A.m.: Keine Angaben möglich; *entspricht der Anzahl Austrit- te; **Zahl 2011 nicht erhoben Auf Grund von fehlenden Datengrundlagen sind bei OnkoPlus nicht alle Angaben vorhan- den. Die Zahl der versorgten Personen konnte jedoch mit Hilfe einer früheren Untersu- chung und den Aussagen von OnkoPlus abgeschätzt werden. 2008 betreute OnkoPlus insgesamt 343 PC-Patienten im Kanton Zürich, davon 24 in der Gesundheitsregion Win- WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 8
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur terthur. 5 2011 war die Anzahl betreuter Patientinnen und Patienten tiefer, bei insgesamt 326 und laut Angaben der Institution wurden auch in der Gesundheitsregion tendenziell weniger Personen betreut als noch 2008. Nicht nur die Unsicherheit in Bezug auf die Zahlen von OnkoPlus sind in den Angaben der Tabelle 1 enthalten, sie beinhalten mit grosser Wahrscheinlichkeit auch Doppelzählungen, da viele ambulante Patientinnen und Patienten auch zeitweise im Spital versorgt werden müssen, zum Teil innerhalb eines Jahres sogar mehrfach. Aus diesem Grund sollte die Summen in Tabelle 1 mit Vorsicht interpretiert werden. Abbildung 2: Spitalregion Winterthur Quelle: Zürcher Spitalplanung 2012, Teil 1: Versorgungsbericht, Vernehmlassungsversion Dezember 2009 6 WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 9
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 4.3 Angaben aus der Literatur: Versorgungsbedarf Allgemein gestaltet sich die Bedarfserhebung im Bereich PC schwierig. Hierzu wird im Konzept „Palliative Care in der stationären Akutsomatik“ der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich festgehalten, dass „eine nachfrageorientierte Bedarfplanung aufgrund der schwierigen Abgrenzung jenes Patientenkollektivs, das vorrangig einer stationären pallia- tiven Betreuung bedarf, und dem meist fliessenden Übergang von einer primär kurativen in eine primär oder sogar ausschliesslich palliative stationäre Behandlung kaum durchzu- führen“ ist. 7 Diese Aussage kann laut Angaben von Experten durchaus auch auf die Be- darfsplanung in der spezialisierten palliativen Langzeitpflege und damit auf Hospize aus- geweitet werden. In Bezug auf den Versorgungsbedarf an Hospizbetten konnten in der Literatur keine An- gaben gefunden werden, es gab nur Angaben zur akut-stationären und ambulanten spe- zialisierten Versorgung, sowie diverse Analysen des bestehenden Angebots. Das White Paper 2 gibt Angaben zum Bedarf im spezialisierten Akut- und Ambulanzbe- reich, macht jedoch keine separaten Angaben zur spezialisierten Langzeitpflege. Die An- gaben der NSPC 4 beruhen auf jenen des White Papers, daher werden auch hier im Teil spezialisierte Langzeitpflege für PC-Patienten keine Angaben zum Versorgungsbedarf gemacht. In ihrem neusten Dokument versuchte die NSPC die Anzahl PC-Patientinnen in der Schweiz für das Jahr 2012 und 2032 abzuschätzen. 8 Sie stützt sich in diesen Berech- nung insbesondere auf Angaben aus zwei Publikationen, welche ihrerseits zu berechnen versuchten, wie viele verstorbene Patientinnen und Patienten PC benötigen würden. 9 10 Allerdings wird auch hier nicht beschrieben, wie viele dieser Personen der für diese Studie interessierenden Population zuzuschreiben sind. Neben der bereits im vorhergehenden Kapitel erwähnten Erhebung der NSPC, wurden in der Schweiz auch 2000 und 2008 Ist-Zahlen zur PC-Versorgung in der Schweiz erhoben. 11 12 Da diese Erhebungen jedoch hinsichtlich der Hospize nicht detaillierter oder aktueller sind, als jene des NSPC, wird auf diese Angaben nicht weiter eingegangen. Eine Quelle aus Deutschland macht Angaben zur Anzahl Patientinnen und Patienten, welche in Hospizen versterben. 13 Sie weist aus, dass in Deutschland bei 1-2% der Ster- benden der Sterbeort ein Hospiz ist. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass bei Ist- Erhebungen nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Zahlen dem Bedarf ent- sprechen, da sie diesen über- oder unterschätzen können. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 10
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 4.4 Top-Down Berechnungen Die Angaben zum Versorgungsbedarf aus der Literatur sollten verwendet werden, um ei- ne Top-Down-Berechnung des theoretischen Bedarfes an Hospizbetten für die Gesund- heitsregion Winterthur zu machen. Da die Literatursuche in diesem Bereich nicht die ge- wünschten Ergebnisse erbrachte, wird versucht mit den gefundenen Angaben einen Ein- druck zu erhalten, in welchem Rahmen sich der Bedarf an Hospizbetten in der Gesund- heitsregion Winterthur bewegen könnte. Auf Grund der Informationen aus der Literatur lassen sich drei unterschiedliche Top-Down-Berechnungen machen. Alle drei nachfolgend aufgeführten Berechnungsmodelle beziehen sich auf das Jahr 2011. Tabelle 2: Erste Top-Down Berechnung: Berechnung der Anzahl PatientInnen, welche eine spezialisierte PC-Versorgung benötigen Parameter (GR Anzahl Berechnungs- Quellen Bemerkungen Winterthur) (Personen) Grundlagen Bevölkerungsstand 212 654 BFS 31. Dez. 2011 Anzahl Todesfälle 1 564 BFS Beinhaltet im Gegensatz zu im Jahr 2011 den nachfolgenden Quellen auch Todesfälle durch Unfall davon benötigen 1 052 McNamara: McNamara et McNamara: MW zwischen PC 69.5%, al., 2006; einem minimalen und einem INSTQ: 68.2%; INSPQ, maximalen Berechnungs- ONFV: 64.0%; 2006; modell basierend auf Diag- MW: 67.2% ONFV, 2012 nosen INSTQ und ONFV: Daten basieren auf IST-Zahlen und Diagnosen davon benötigen 158 NSPC: 10- NSPC 2013- Schätzung der NSPC (ohne spezialisierte PC 20%, MW: 15% 2015 Literaturangabe) BFS: Bundesamt für Statistik; GR: Gesundheitsregion; MW: Mittelwert; NSPC: Nationale Strategie Palliative Care; ONFV: Observatoire nationale de la fin de vie; PC: Palliative Care Die erste Top-Down-Berechnung sagt für die Gesundheitsregion Winterthur bei 158 der 2011 verstorbenen Personen einen Bedarf an spezialisierter PC voraus (Tabelle 2). Diese Zahl ist überraschend nahe an der Anzahl tatsächlich in der Obhut von spezialisierten PC- Institutionen aus der Gesundheitsregion (Tabelle 1) verstorbener Patientinnen und Patien- ten. Es ist anzufügen, dass die Ist-Zahlen die echte Zahl wohl eher unterschätzen, da die Angaben eines der ambulanten PC-Dienste (OnkoPlus) fehlen. Andererseits könnte das Endresultat der Top-Down-Berechnung den echten Bedarf eher überschätzen, da bei den Zahlen des Bundesamtes für Statistik auch Unfälle enthalten sind, die Prozentsätze aus der Literatur jedoch keine Unfallopfer enthalten. Trotzdem ist die Ähnlichkeit der Resultate WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 11
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur überraschend, insbesondere weil die Angaben gewisser Quellen aus anderen Gesund- heitssystemen stammen. Tabelle 3: Zweite Top-Down Berechnung: Berechnung der Anzahl Palliative Care Betten in der akut-stationären Versorgung Parameter (GR Berechnungs- Anzahl Quellen Bemerkungen Winterthur) grundlagen Bevölkerungsstand 212 654 BFS 31. Dez. 2011 Personen davon benötigen 80-100 akute Die Zahl bezieht sich auf spezialisierte PC 19 Betten PC-Betten pro 1 EAPC, 2009 Betten in der Akutsomatik Mio. Einwohner BFS: Bundesamt für Statistik; EAPC: European Association for Palliative Care; GR: Gesundheitsregion; PC: Palliative Care Die Grundlage für die zweite Top-Down Berechnung (Tabelle 3) waren die Angaben aus dem White Paper der EAPC. Die Gesundheitsregion Winterthur würde mit ihren 212‘654 Einwohnern laut diesen Berechnungen 19 akut-stationäre PC-Betten benötigen. Die einzige akut-stationäre PC-Abteilung der Region ist das Zentrum für Palliative Care des KSW, welches 10-12 Betten führt. Zusätzlich haben laut Angaben der befragten Ex- pertinnen und Experten nördliche Gemeinden der Gesundheitsregion Winterthur auch die Möglichkeit, sich im Spital Schaffhausen behandeln zu lassen. Es ist allerdings schwierig einzuschätzen, wie stark sich dadurch der Bedarf an akut-stationäre PC-Betten reduzie- ren würde. Laut Angaben des Zentrums für Palliative Care des KSW ist die theoretisch berechnete Zahl von 19 Betten im spezialisierten akut-stationären Bereich für die Gesundheitsregion Winterthur tendenziell etwas hoch gegriffen. Es muss jedoch gemäss Aussagen des KSW berücksichtigt werden, dass gerade in Zeiten mit sehr hoher Nachfrage nicht der gesamte Bedarf gedeckt werden kann. Basierend auf diesen Aussagen sowie den theoretischen Berechnungen kann daher angenommen werden, dass die Gesundheitsregion Winterthur im Bereich der akut-stationären PC-Betten tendenziell eher unterversorgt ist. Tabelle 4: Dritte Top-Down Berechnung: Berechnung der Anzahl HospizpatientInnen auf- grund von Ist-Zahlen aus Deutschland Parameter (GR Anzahl Berechnungs- Quellen Bemerkungen Winterthur) (Personen) grundlagen Bevölkerungsstand 212 654 BFS 31. Dez. 2011 Anzahl Todesfälle 1 564 BFS im Jahr 2011 Sterbeort "Hospiz" 23 1-2% sterben im Borasio, IST-Zahlen aus in Deutschland Hospiz; MW: 1.5% 2012 Deutschland BFS: Bundesamt für Statistik; GR: Gesundheitsregion; MW: Mittelwert; PC: Palliative Care WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 12
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Die dritte Top-Down Berechnung basiert auf Ist-Zahlen aus Deutschland (Tabelle 4). Würden in der Gesundheitsregion Winterthur wie in Deutschland 1-2% der Sterbenden in einem Hospiz versterben, würde dies für die Gesundheitsregion Winterthur einer Anzahl von 23 Hospizpatientinnen und -patienten pro Jahr entsprechen. Da es sich dabei aber um Ist-Zahlen handelt, kann daraus nicht direkt abgeleitet werden, dass dies dem eigent- lichen Bedarf an Hospizbetten entspricht. Weiter ist zu berücksichtigen, wie die Rahmen- bedingungen im Umfeld dieser Hospize ausgestaltet sind (z.B. rechtliche Rahmenbedin- gungen, Ausbau der ambulanten PC-Versorgung, Finanzierung von PC-Leistungen). Ins- besondere bei Ländervergleichen können sich solche Rahmenbedingungen stark unter- scheiden und damit auch die Nachfrage beeinflussen. Da sich alle drei Berechnungen nicht direkt auf den Bedarf an Hospizbetten beziehen, lassen sich nur die folgenden Aussagen aus den Analysen ableiten: Hätte man dieselbe Versorgung wie in Deutschland, wären 2011 ca. 23 Personen in ei- nem Hospiz in der Gesundheitsregion Winterthur verstorben. Von den im ersten Berech- nungsmodell berechneten 158 potentiell im spezialisierten PC-Bereich verstorbenen Pati- entinnen und Patienten, würde dies etwa 15% ausmachen. Im Vergleich zu den im Jahr 2011 tatsächlich in den spezialisierten PC-Versorgungs-Strukturen verstorben 160 Perso- nen (Tabelle 1) würden diese 23 Personen ebenfalls circa 15% entsprechen. Würden in der Gesundheitsregion Winterthur Hospizbetten eingerichtet, könnten diese das tendenziell fehlende Angebot an Betten im akut-stationären Bereich etwas abfedern. 4.5 Erhebung des Bedarfs: Expertenbefragung und -workshop Für die Erhebung des Bedarfs wurde darauf geachtet, die Gesundheitsregion Winterthur sowohl geografisch, als auch in Bezug auf die unterschiedlichen Anbieter möglichst gut abzudecken. Allerdings war es auf Grund des Projektumfangs nicht möglich, alle Leis- tungserbringer, welche in der Grundversorgung oder im spezialisierten Bereich PC anbie- ten, zu befragen. Die Tabelle 5 zeigt die geplante und effektive Zahl der in die Erhebung einbezogenen Expertinnen und Experten. Mit einer Ausnahme, nahmen alle angefragten Expertinnen und Experten an der Befra- gung teil. OnkoPlus konnte aus Zeitmangel den Fragebogen nicht ausfüllen. Auf Grund von Terminproblemen konnten nicht alle Teilnehmer der Befragung am Work- shop anwesend sein. Um trotzdem alle Berufsgruppen abzudecken und der Interdiszipli- narität des Themas gerecht zu werden, wurden für den Workshop noch drei neue Perso- nen angefragt, von welchen zwei teilnehmen konnten (ein Hausarzt, ein Spitalseelsorger). WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 13
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Tabelle 5: Geplante und effektive Anzahl ExpertInnen (Befragung und Workshop) Anzahl ExpertInnen effektiv: effektiv: Leistungserbringer geplant Befragung Workshop Kantonsspital Winterthur 3 3 2 APH Stadt Winterthur 3 3 3 APH ausserhalb der Stadt Winterthur 3 3 2 Spitex in und ausserhalb der Stadt Winterthur 2 2 1 Hausärzte in und ausserhalb der Stadt Winterthur 3 3 2 spezialisierte ambulante PC-Anbieter 2 1 1 Spitalseelsorge 0 0 1 Summe 16 15 12 APH: Alters- und Pflegeheime; PC: Palliative Care 4.5.1 Quantitative Resultate Befragung Insgesamt wurde innerhalb eines Halbjahres seitens Zuweiser für 43 potentielle Hospiz- patientinnen und -patienten eine Nachfolgelösung gesucht. Rund 40% dieser Personen konnten nicht verlegt werden, die meisten davon verblieben im Spital. Falls eine Nachfol- gelösung gefunden wurde, war diese oft ein Alters- und Pflegeheim (APH, 12 Personen) oder eine spezialisierte stationäre Einrichtung innerhalb oder ausserhalb der Gesund- heitsregion Winterthur (12 Personen), wie z.B. das KSW, das Hospiz Züricher Lighthouse, das Spital Schaffhausen oder die Lukas Klinik in Arlesheim. Nur in drei dieser 43 Fälle entsprach die Nachfolgelösung den gemäss Definition für Hos- pizbetten zugrunde gelegten Bedingungen, obschon laut den Befragten alle 43 Patientin- nen und Patienten eine solche Betreuung benötigt hätten. Bei diesen Erfahrungswerten kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass gewisse Patienten doppelt gezählt wurden. Dies könnte der Fall sein, wenn z.B. für einen Patien- ten im letzten Halbjahr sowohl seitens Spitals, als auch seitens ambulanter Versorger eine Nachfolgelösung gesucht wurde. Auch wurde nicht die gesamte Gesundheitsregion Win- terthur abgebildet, was eher zu einer Unterschätzung der Werte führen könnte. Die Be- fragten gaben ausserdem an, dass es sehr schwierig gewesen sei, die Zahlen rückwir- kend für ein halbes Jahr anzugeben, gerade auch weil die Anzahl Patientinnen und Pati- enten stark schwankt. Die in der Tabelle 6 angegebenen Erfahrungswerte der Zuweiser entsprechen der Hoch- rechnung der Halbjahres-Zahlen plus der Korrektur durch ihre langjährige Erfahrung. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 14
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Tabelle 6: Resultate der quantitativen Analyse: PatientInnen pro Jahr (Erfahrungs- werte und persönliche Einschätzungen) PatientInnen pro Jahr Vergleich Erfahrungswerte und persönliche Einschätzungen MW Std Erfahrungswerte (Zuweiser) 88 n.a. Erfahrungswerte (nachgeschaltete Organisationen) 82 n.a. Persönliche Einschätzungen durch die ExpertInnen (Befragung) 66 82.05 Persönliche Einschätzungen durch die ExpertInnen (Workshop) 50 41.13 MW: Mittelwert; n.a.: nicht anwendbar; Std: Standardabweichung Bei den Nachfolgeorganisationen wurde nachgefragt, wie oft sie in den letzten sechs Mo- naten angefragt wurden, ob sie eine Patientin aufnehmen könnten, welche eigentlich ein Hospizbett gemäss Definition erhalten müsste. Dabei wurde angegeben, dass bei 36 An- fragen 26 Patientinnen und Patienten aufgenommen werden konnten. Mehr als 2/3 dieser Anfragen kamen von einem Spital (meist KSW). Auch die Ist-Zahlen der Nachfolgeorganisationen wurden, korrigiert durch die langjährige Erfahrung, auf ein Jahr hochgerechnet und sind in Tabelle 6 dargestellt. Die Frage, ob die nachgeschalteten Organisationen Betten zur Verfügung stellen, welche alle geforderten Kriterien für ein Hospizbett erfüllen, beantworteten alle Nachfolgeorgani- sationen mit nein. Das mit Abstand häufigste Kriterium, das dabei nicht erfüllt wurde, war die Verfügbarkeit innerhalb von 7 Tagen. Die Resultate der persönlichen Einschätzung variierten bei der Befragung, wie aus Abbil- dung 3 und Tabelle 6 hervorgeht, sehr stark (Minimum: 7 Patienten/ Jahr, Maximum: 250 Patientinnen/ Jahr). Von einigen Expertinnen und Experten wurde dabei zurückgemeldet, dass es sehr schwierig gewesen sei, diese Zahlen rückwirkend und für die gesamte Ge- sundheitsregion einzuschätzen. Dies zeigte sich auch in der Tatsache, dass die Hälfte der Befragten keine persönliche Einschätzung abgab, was häufig mit der Information „weiss nicht“ begründet wurde. Workshop Das Problem der fehlenden Antworten bestand bei der Erhebung während des Work- shops nicht mehr. Alle 12 Teilnehmer des Workshops gaben eine persönliche Einschät- zung zur Zahl der potentiellen Hospizpatientinnen und -patienten in der Gesundheitsregi- on Winterthur ab. Wohl auch auf Grund der Diskussion zu Beginn des Workshops, in wel- cher Begrifflichkeiten und offene Fragen geklärt wurden, reduzierte sich die Streuung in den Antworten im Vergleich zur jener aus der Befragung markant (siehe Tabelle 6 und Abbildung 3). WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 15
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Abbildung 3: Anzahl HospizpatientInnen in der Gesundheitsregion Winterthur pro Jahr: Persönlichen Einschätzungen der ExpertInnen (Befra- gung und Workshop) k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A.: Keine Angaben WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 16
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 4.5.2 Qualitative Resultate Befragung Bei den qualitativen Resultaten gab es eine starke Übereinstimmung zwischen den Aus- sagen der Zuweiser und jenen der Nachfolgeorganisationen. Die grösste Problematik sa- hen beide bei der Verfügbarkeit von Einbett-Zimmern innerhalb von 7 Tagen. Weitere Probleme wurden bei der guten Erreichbarkeit für die Angehörigen gesehen. Einige nach- geschaltete Organisationen gaben an, auf Grund der Versorgung durch Hausärzte nicht in jedem Fall eine 24h-Erreichbarkeit gewährleisten zu können, oder dass die Konsiliarärz- tInnen-Liste fehlte. Seitens Zuweiser wurde darauf hingewiesen, dass auch das Kriterium „keine Verlegung bis an das Lebensende gegen den Willen des Patienten“ zum Teil nicht erfüllt werden könne, z.B. bei Problemen mit der Kostengutsprache seitens Krankenkas- se. Als schwierig zu platzierende Patientinnen und Patienten wurden sehr häufig junge Pati- entinnen genannt oder aber Patienten mit komplexen medizinischen Situationen, schwie- rigen sozialen Umständen, akuten psychiatrischen Erkrankungen oder Suchterkrankun- gen. Was das heutige Angebot in der Gesundheitsregion Winterthur anbelangt, wurde erwähnt, dass es insbesondere wünschenswert wäre, wenn es Ferienplätze für PC-Patientinnen und -Patienten gäbe, um die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Workshop Im Rahmen des Workshops wurde von den Teilnehmern nochmals unterstrichen, dass es sehr schwierig sei, den Bedarf retrospektiv und für die gesamte Gesundheitsregion Winterthur einzuschätzen (hohe Unsicherheit bei der Abschätzung der Bedarfszahlen; Schwankungen über das Jahr). Es wurde hingegen bestätigt, dass das Finden von Nachfolgelösungen am häufigsten an der Verfügbarkeit von Einbettzimmern innerhalb von 7 Tagen scheitere. Diese beiden Punkte (Einbettzimmer und Verfügbarkeit) wur- den auch als wichtigste Punkte in der Definition angesehen, neben den Wünschen nach einer wohnlichen Atmosphäre und der Möglichkeit, auch komplexere Fälle abge- ben zu können. Weiter wurde besprochen, dass ein Hospiz durchaus von Hausärzten betreut werden kann, solange die 24h-Erreichbarkeit gewährleistet sei. Uneinig war man sich bei der Zeit, in welcher ein Bett verfügbar sein sollte. Von gewissen Expertinnen und Experten wurde angemerkt, dass Hospizbetten zum Teil sogar innerhalb von weniger als sieben Tagen benötigt würde, was vom Gegenargument gekontert wurde, WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 17
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur dass der zeitliche Bedarf häufig planbar sei und daher ein Vorlauf von sieben Tagen aus- reichen würde. Kritisch angemerkt wurde, dass ein Angebot, das man schafft, auch zu einer grösseren Nachfrage führen könnte. In Bezug auf die Erreichbarkeit bestehender Strukturen wie dem Lighthouse in Zürich wurde nicht nur festgestellt, dass das Lighthouse zu weit entfernt sei (z.B. bei Personen mit schulpflichtigen Kindern), sondern auch, dass seitens vieler Winterthurer ganz gene- rell eine Abneigung gegenüber einer Versorgung in Zürich besteht. In Bezug auf die Versorgung von jungen Personen wurde unterstrichen, dass über Ge- spräche mit den Patienten und Angehörigen häufig auch ein Bett in einem APH vermittelt werden könne. Merken die Betroffenen nicht auf den ersten Blick, dass sie sich in einem APH befinden, oder wissen sie, dass noch andere junge Patientinnen und Patienten am selben Ort versorgt werden, fördert dies die Akzeptanz. Wichtig sind den jungen Personen indes ein Einbett-Zimmer und eine wohnliche Atmosphäre. 4.5.3 Ableitung der Anzahl Betten Mit Hilfe von Erfahrungszahlen des Hospiz Zürcher Lighthouses und des Zentrums für Palliative Care des KSW (siehe Tabelle 7) wurde von der geschätzten Anzahl Hospizpati- enten die Anzahl benötigter Hospizbetten errechnet. Dies geschah für alle vier erhobenen Bedarfszahlen nach einer adaptierten Formel von Haubrock und Schär. 14 Die errechnete Anzahl Hospizbetten ist als Funktion der Bettenbelegung in der Abbildung 4 dargestellt. Tabelle 7: Empirische Daten zur Aufenthaltsdauer in spezialisierten Palliative-Care-Institutionen aus der Region 2011 Institution Aufenthaltstage Zentrum für Palliative Care des KSW 17.8 Hospiz Zürcher Lighthouse 17* Mittelwert 17.4 KSW: Kantonsspital Winterthur; *Median Erfahrungswerte zur Bettenbelegung aus Langzeitinstitutionen, welche eine hohe Fluktua- tion aufweisen, liegen bei 61.45% im Hospiz Züricher Lighthouse und bei ca. 70% in den temporären Angeboten der Alterszentren der Stadt Winterthur. Es ist schwierig einzu- schätzen, ob sich diese Erfahrungswerte für Hospizbetten in der Gesundheitsregion Win- terthur in Zukunft bestätigen würden. Daher können diese Zahlen nur als Richtwerte her- beigezogen werden. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 18
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Abbildung 4: Bettenbedarf in der Gesundheitsregion basierend auf Erfahrungszahlen und persönlichen Einschätzungen 5 Diskussion der Ergebnisse Auf Grund der erhobenen Daten ist keine eindeutige quantitative Aussage zum Bedarf an Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur möglich. Die erhobenen Daten enthal- ten grosse Unsicherheiten, welche unter anderem auf den folgenden Ursachen gründen: 1) Schwierigkeiten seitens Leistungserbringer, die Zahlen retrospektiv einzuschät- zen 2) Schwierigkeit für den einzelnen Leistungserbringer, die Zahl für die gesamte Gesundheitsregion Winterthur einzuschätzen 3) Doppelzählungen von Patienten können nicht ausgeschlossen werden 4) Der Markt (Gesundheitsregion Winterthur, ca. 200‘000 Einwohner) konnte nicht vollständig abgedeckt werden Dabei beeinflussen nicht alle Unsicherheiten alle Bedarfszahlen gleich stark. Bei den Er- fahrungszahlen wirken besonders die Punkte 1, 3 und 4 und bei den persönlichen Ein- schätzungen die Punkte 1, 2 und 4. Zu einem gewissen Teil können sich diese Unsicher- heiten auch gegenseitig aufheben, wenn z.B. die Doppelzählungen eher zu einer Über- WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 19
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur schätzung und die nicht vollständige Marktabdeckung zu einer Unterschätzung der Be- darfszahlen führen. Obschon der Markt nicht vollständig abgedeckt werden konnte, wurde einen Grossteil der relevanten Stakeholder in die Befragung einbezogen. Insbesondere im spezialisierten PC- Bereich, wo besonders viele potentielle Hospizpatientinnen und -patienten vermutet wer- den können, konnten die beiden grössten Leistungserbringer befragt werden. Weiter wur- de die Stadt Winterthur gut abgedeckt. Dies ist insofern relevant, als rund die Hälfte der Einwohner der Gesundheitsregion Winterthur in der Stadt Winterthur wohnhaft sind. Vergleicht man die errechneten Bedarfszahlen mit der theoretisch hergeleiteten Zahl an spezialisierten PC-Patienten (Tabelle 2), oder den Zahlen aus der Ist-Erhebung (Tabelle 1), zeigt sich, dass ca. 1/6 bis 1/3 der spezialisierten PC-Patientinnen von einem Hos- pizangebot profitieren könnten. Hierbei ist anzumerken, dass auch diese Aussage alle bisher erwähnten Unsicherheiten beinhaltet. Die durchgeführte Befragung zeigt weiter auf, dass heute rund die Hälfte der potentiellen Hospizpatienten im Spital verbleiben oder vom Spital aufgenommen werden. Ein weiteres Viertel wird von den APH aufgenommen. Die verbleibenden Patientinnen und Patienten verteilen sich mit ungefähr 20% auf eine Betreuung Zuhause und nur ca. 5% werden in ein Hospiz verlegt. Das Einrichten von Hospizbetten würde also in erster Linie das KSW entlasten und in zweiter Linie die APH. Da auch der theoretisch berechnete Bedarf an akut-stationären PC- Betten auf eine Unterdeckung hinwies, könnte das Einrichten von Hospizbetten helfen, dieser Unterdeckung entgegenzuwirken, insbesondere in Zeiten ho- her Nachfrage. All diese Resultate zeigen mit ihren Unsicherheiten auf, dass ein grosses Defizit an ver- lässlichen Daten besteht. Dieses Problem könnte nur behoben werden, indem man pros- pektive Daten erhebt und mit Hilfe einer Patienten-Kennnummer Doppelzählungen ver- meiden könnte. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass auf Grund von demografischen Veränderun- gen, aber auch auf Grund von veränderten Sterbeverläufen (z.B. Zunahme von demenzi- ellen Erkrankungen) in Zukunft mit einem steigenden Bedarf im PC-Bereich gerechnet werden kann. 2 8 Von den qualitativen Resultaten lässt sich ableiten, dass Hospizbetten vor allem jungen Patientinnen sowie Patienten mit komplexen medizinischen, psychiatrischen oder sucht- bedingten Situationen zu Gute kommen würden. Weiter könnten mit einem Ferienangebot auch schwierige soziale Situationen überbrückt werden, welche heute häufig zu einer Hospitalisierung führen, die jedoch rein medizinisch nicht in jedem Fall indiziert wären. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 20
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 6 Handlungsempfehlungen Wenn man trotz aller Unsicherheiten und Einschränkungen für die Gesundheitsregion Winterthur von einem Hospizbetten-Bedarf bei 50 bis 90 PC-Patienten pro Jahr ausgeht, hingegen bei der Bettenbelegung eher eine konservative Auslastung von 75-85% an- nimmt, wäre der Hospizbettenbedarf für die Region bei ca. 4 Betten (siehe auch Abbil- dung 4). Dabei wird eine hohe Auslastung angenommen, um die geplanten Hospizbetten einigermassen wirtschaftlich betreiben zu können. Die 4 Hospizbetten könnten in einem Pilot-Projekt in einer oder zwei bestehenden, zentral gelegenen, bereits bestehenden Institutionen eingerichtet werden. Idealerweise würde(n) diese Institution(en) bereits heute die meisten der aufgestellten Anforderungen an ein Hospizbett erfüllen. Für diese Aufgabe würden die folgenden Institutionen in Frage kommen: APH, welche gewisse Betten spezifisch als Hospizbetten betreiben An ein Spital angegliederte Betten, welche räumlich abgetrennt und wohnlich eingerichtet sind Betten in einer hausarztbetreuten Wohngruppe, bei welchen vertraglich ge- währleistet ist, dass die betreuenden Hausärzte während 24 Stunden erreich- bar sind Wichtig ist dabei insbesondere die Berücksichtigung der folgenden Kriterien: Einbettzimmer Verfügbarkeit innerhalb von 7 Tagen Sicherstellen, dass auch komplexe medizinische Fälle, psychiatrische Patien- tinnen und Patienten und Suchtkranke aufgenommen werden können wohnliche Atmosphäre attraktiv auch für junge Patientinnen und Patienten Möglichkeit von Ferienplätzen zur Entlastung von Angehörigen Um die kurzfristige Verfügbarkeit zu gewährleisten, müsste gegebenenfalls eine Vorhalte- leistung bezahlt werden. Weiter würde die aktive Einbindung der Kompetenzen aus der Gesundheitsregion Winterthur (z.B. ipw - Integrierte Psychiatrie Winterthur) dazu führen, dass auch Patientinnen und Patienten mit komplexen Problemen adäquat versorgt wer- den können. Auf Grund der Aussagen der Expertinnen und Experten kann darauf geschlossen wer- den, dass Institutionen in der Stadt Winterthur für die Angehörigen genügend gut er- WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 21
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur reichbar sind. Zusätzlich hat der Standort Winterthur den Vorteil, dass auch einfacher geeignetes Personal gefunden werden kann. Dieser skizzierte Lösungsvorschlag steht im Wiederspruch zu den Vorgaben des White Papers und der NSPC, welche vorsehen, dass die Minimaleinheit in einer sozialmedizini- schen Institution mit PC-Auftrag 8 Betten umfassen müsste. 2 4 Laut Angaben des BAG hat diese Vorgabe nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen qualitativen Hinter- grund. Es lässt sich aus der Vorgabe allerdings nicht ableiten, ob die Minimalgrösse durch die Angliederung an eine bestehende Institution nicht auch erfüllt werden kann. Idealerweise würde das Pilotprojekt mit einer Begleitforschung einhergehen, um der bestehenden Problematik der fehlenden Datengrundlagen entgegenzuwirken und da- mit auch eine zukünftige Planung zu erleichtern. Eine solche Begleitforschung setzt die Teilnahme alle relevanten Institutionen voraus. Diese müssten bereit sein, ihre Pa- tientenzahlen zu erheben und zur Verfügung zu stellen. Weiter wäre eine Identifizie- rung des Patienten über eine Patienten-Nummer nötig, um Doppelzählungen zu ver- meiden. Dieser Umstand müsste jedoch vorgängig hinsichtlich des Datenschutzes ab- geklärt werden. Um saisonale Schwankungen abzubilden, müssten das Pilotprojekt und die Datenerhebung mindestens 12-24 Monate dauern. Danach könnten Aussagen getroffen werden, ob das geschaffene Angebot zu umfangreich, genügend oder unge- nügend ist. Durch weiterführende Erhebungen zur Zufriedenheit bei den Patientinnen und Patienten, Angehörigen und den Stakeholdern, könnten auch Aussagen darüber gemacht werden, ob das Angebot inhaltlich verändert werden sollte. Falls der Bedarf heute oder in Zukunft grösser ist, als in der vorliegenden Erhebung eingeschätzt, könnte über den Aufbau/ die Nutzung einer eigenständigen Infrastruktur (Betrieb durch bestehende Leistungserbringer) nachgedacht werden. Bei dem zurzeit eingeschätzten Bedarf, wird das Einrichten einer unabhängigen Institution jedoch nicht für sinnvoll bzw. auch für wirtschaftlich nicht abbildbar gehalten. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 22
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 7 Quellenverzeichnis 1. Schulz M., Renn O. Das Gruppendelphi: Konzept und Fragebogenkonstruktion Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009. 2. European Association for Palliative Care (EAPC). White Paper on standards and norms for hospice and palliative care in Europe. European Journal of Palliative Care, 2009/2010. 3. Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK). Stand und Umsetzung von Palliative Care in den Kantonen Ende 2011. Ergebnisbericht vom 8. Februar 2012. Nationale Strategie Palliative Care 2010–2012. Bern, 2012. 4. Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK). Versorgungsstrukturen für spezialisierte Palliative Care in der Schweiz. Bern, 2012. 5. Auerbach H., De Boni S. Betriebskonzeption für Mobile Palliative Care Teams im Kanton Zürich, Mögliche Ausgestaltung einer zukunftsfähigen mobilen palliativen Versorgung im Kanton Zürich. (unveröffentlicht), 2010. 6. Gesundheitsdirektion Kanton Zürich. Zürcher Spitalplanung 2012, Teil 1: Versorgungsbericht. Vernehmlassungsversion Dezember 2009, 2009. 7. Gesundheitsdirektion Kanton Zürich. Konzept Palliative Care in der stationären Akutsomatik, 2006. 8. Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK). Nationale Strategie Palliative Care 2013–2015. Bern, 2012. 9. McNamara B., Rosenwax L. K., Holman C. D. A method for defining and estimating the palliative care population. J Pain Symptom Manage 2006;32(1):5-12. 10. Observatoire nationale de la fin de vie. Rapport 2011: "Find de vie: un premier état des lieux", 2012. 11. Eychmüller S., Raemy-Bass C. Bestandesaufnahme zur Situation von Palliative Care in der Schweiz. Primary Care 2001(10):272-75. 12. Eychmüller S., Schmid M., Müller M. Palliative Care in der Schweiz – Nationale Bestandesaufnahme 2008. In: Schweiz OSVgKKSSK, editor. Schlussbericht Projekt No OCS 01776-08-2005 2009. 13. Borasio G. D. Über das Sterben. Was wir wissen. Was wir tun können. Wie wir uns darauf einstellen. München: Verlag C.H.Beck, 2012. 14. Haubrock M., Schär W. Betriebswirtschaft und Management im Krankenhaus. Bern: Verlag Hans Huber, 2007. WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 23
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur 8 Anhang Definition der Anforderungen an ein Hospizbett* Berufsgruppen/ Personalausstattung □ Ärztliches Personal: Ärztliche Betreuung mit besonderen Kenntnissen und Berufserfahrung in Pal- liative Care, täglich während 24 Stunden erreichbar und innerhalb notwendiger Zeit auf der Station verfügbar □ Dipl. Pflegefachpersonen: Pro Schicht mindestens eine diplomierte Pflegefachperson mit mindes- tens zweijähriger Berufserfahrung und besonderen Kenntnissen in Palliative Care □ Anderes Pflegepersonal (FAGE, FABE, Assistenz): Mindestens zweijährige Berufserfahrung und besondere Kenntnisse in Palliative Care □ Andere Berufsgruppen (diverse Therapien (z.B. Physio-, Ergo,- Psycho-, weitere), Sozialarbeit, Ernährungsberatung, Seelsorge verschiedener Konfessionen): Diplomierte Fachpersonen mit min- destens zweijähriger Berufserfahrung und besonderen Kenntnissen in Palliative Care verfügbar □ Psychosoziale u. spirituelle Betreuung jederzeit kurzfristig verfügbar □ Liste mit externen KonsiliarärztInnen (z.B. Anästhesie, Psychiatrie) □ Freiwillige Mitarbeitende: nach Bedarf präsent Technische Ausstattung □ Technische Basisausstattung, wie z.B. Sauerstoffgerät, Absaug-Gerät, Schmerzpumpen, Portacath-Material, Perfusoren, Infusomaten, Anti-Dekubitus-Matratzen Räumliche Ausstattung □ Wohnliche Atmosphäre, rollstuhlgängig □ 1-Bett-Zimmer mit Lavabo, ggf. Dusche, sonst Dusche auf dem Gang □ Stationsbad □ (Wohn-)Küche □ Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten für nahestehende Bezugspersonen □ Aufenthaltsbereich für nahestehende Bezugspersonen □ Verabschiedungs-/Meditationsraum, multifunktionell nutzbar □ Räumlichkeiten für soziale und therapeutische Aktivitäten, multifunktionell nutzbar Sonstige Anforderungen □ Keine Verlegung bis an das Lebensende gegen den Willen des Patienten □ Bei Abhängigkeit: Möglichkeit Sucht auszuleben, auch bei Bettlägerigkeit □ Das Hospizbett ist innerhalb von 7 Tagen verfügbar □ Das Hospizbett befindet sich nicht in einem Spital □ Das Hospizbett befindet sich in der Gesundheitsregion und ist für Angehörige gut erreichbar □ Es besteht ein Palliative Care Konzept * in Anlehnung an die Definition der Arbeitsgruppe Nationale Strategie Palliativ Care des BAG, GDK und palliative ch (vgl.: „Versorgungsstrukturen für spezialisierte Palliative Care in der Schweiz“, August 2012) WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 24
VPCWA: Bedarfsanalyse Hospizbetten in der Gesundheitsregion Winterthur Fragebogen für Zuweiser Vorinformationen Definition Hospizbett: Auf Grund fehlender Grundlagen musste zu Beginn dieser Studie der Be- griff „Hospizbett“ genauer definiert werden. Basierend auf einer Definition, welche das BAG, die GDK und palliative ch im Rahmen der Strategie Palliative Care ausgearbeitet haben, wurde eine solche Definition ausformuliert. Sie finden unsere Definition der Anforderungen an ein Hospiz- bett auf Seite 4 dieses Dokumentes. Falls Sie mit unserer Definition nicht einverstanden sind, können Sie uns dies auf Seite 3 unter „Bemerkungen“ mitteilen. Allerdings bitten wir Sie, alle Fragen des Fragebogens auf unsere Definition eines Hospizbettes zu beziehen, da wir Ihre Antworten nur so mit den Aussagen der anderen Experten vergleichen können. Definition Hospizpatient: Die Definition eines Hospizpatienten, wird von unserer Hospizbett- Definition abgeleitet: Gemeint ist damit jeweils ein Patient, der ein Hospizbett nach unserer De- finition benötigt. Wichtig: Falls innerhalb dieses Fragebogens von einem Hospizbett oder einem Hospizpatienten die Rede ist, ist damit immer die Definition auf Seite 4 gemeint. Zugunsten der besseren Lesbarkeit werden Personen grundsätzlich in männlicher Form bezeich- net. Gedanklich ist aber die weibliche Form immer mitberücksichtigt. Fragebogen 1) Wie oft haben Sie in den vergangenen 6 Monaten einen Anschlussplatz für einen Pa- tienten gesucht, welcher ein Hospizbett nach unserer Definition (siehe Seite 4) benö- tigte? Bitte geben Sie hier die Anzahl Fälle (in den vergangenen 6 Monaten) an: __________ 2) Wohin wurden diese unter Frage 1 genannten Hospizpatienten (nach unserer Definiti- on) überwiesen? Anzahl ________ konnten an niemanden überwiesen werden Anzahl ________ nach Hause Anzahl ________ in ein Spital Anzahl ________ in ein Alters- oder Pflegeheim Welche(s)? _________________________ _________________________ _________________________ Anzahl ________ in ein Hospiz Welche(s)? _________________________ _________________________ Anzahl ________ anderes: __________________________________ 3) In wie vielen der Fälle erfüllte die gefundene Nachfolgelösung alle von uns auf Seite 4 definierten Anforderungen? Bitte geben Sie hier die Anzahl Fälle in den vergangenen 6 Monaten an: ________ WIG Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Seite 25
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