Versickerungsmulden standortgerecht bepflanzt - Angelika Eppel-Hotz - Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
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Bayerische Landesanstalt für Landespflege Weinbau und Gartenbau Versickerungsmulden standortgerecht bepflanzt Angelika Eppel-Hotz www.lwg.bayern.de
Veränderter Nachdruck des Beitrags: Versickerungsmulden standortgerecht bepflanzt Erschienen in: Neue Landschaft 11/2009, Seite 41-45 Herausgegeben von: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Abteilung Landespflege An der Steige 15 97209 Veitshöchheim Telefon: 0931/9801-402 Telefax: 0931/9801-400 E-Mail: poststelle@lwg.bayern.de Internet: www.lwg.bayern.de ©Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Würzburg/Veitshöchheim, 2010 Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung oder Verarbeitung mit elektronischen Systemen ist ohne Genehmigung des Herausgebers unzulässig.
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege Versickerungsmulden standortgerecht bepflanzt Angelika Eppel-Hotz In einem Neubaugebiet am nördlichen Mit dem ersten Spatenstich startete im August 2007 ein Pilotprojekt Ortsrand der Gemeinde wurden im Vor- zur naturnahen Regenwasserbewirtschaftung in der Gemeinde Wil- griff der eigentlichen Baumaßnahmen lanzheim im Steigerwald. Projektbeteiligte sind neben der Gemeinde entsprechende Versickerungseinrichtun- das Landschaftsarchitekturbüro Frieder Müller-Maatsch aus Burg- gen in Form von bepflanzten Mulden haslach und die Abteilung Landespflege der LWG Veitshöchheim. errichtet. Ziel der Maßnahme ist es, kein Niederschlagswasser aus dem bebauten Gebiet zusätzlich in die Vorflut abzuleiten. Die Konzeption der Versickerungseinrich- tungen erfolgte durch das Landschafts- architekturbüro unter Einbeziehung von Versuchsergebnissen der Abteilung. Die offenen Haltungen und Mulden wurden hierbei in ein ästhetisches Gesamtkon- zept integriert. Die Planung der Bepflan- zung für die Sickermulden sowie die Vorbereitungen für deren Ausschreibung übernahm das Sachgebiet Pflanzenver- wendung und Freiraumplanung der Ab- teilung Landespflege. Im November 2007 erfolgte die Pflanzung durch einen Land- schaftsbaubetrieb. Bisher haben sich die Mulden sehr gut entwickelt. Die Pflanzen zeigten ein gutes Anwachsergebnis. Nach der Abnahme im Frühjahr 2009 wurden die Flächen der Gemeinde übergeben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Pflanzung während der Baumaßnahmen und unter der Bewirtschaftung durch die neuen Nutzer weiterentwickeln wird. Bild 1: Das Baugebiet mit den Versickerungsmulden. Problemstellung von Regenwasser zum Grundwasser, vielversprechende Ansätze zur Gestal- wie die klimatische Ausgleichswirkung tung von Versickerungseinrichtungen In der Diskussion um Flächenverbrauch durch Verdunstung und die Entlastung aufgezeigt. Hinzu kommt, dass sich die für Siedlungs- und Verkehrsflächen und der Vorflut wird mit einem dafür not- Leistungsfähigkeit von Mulden durch der daraus resultierenden Hochwasser- wendigen Flächenverbrauch erkauft, eine entsprechende Pflanzenverwen- gefahr wird zunehmend über die Versi- der aber Möglichkeiten zur Grünge- dung noch signifikant steigern lässt. ckerung von Regenwasser nachgedacht. staltung bietet. Modellversuche an der Im Vorhaben werden die Ergebnisse aus Die positiven Effekte bei der Zuführung LWG und an anderen Standorten haben diesen Modellversuchen an einem großen Sonderdruck aus: Neue Landschaft 11/09 3
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege und realen Projekt umgesetzt und auf sickerung anbelangte. Außerdem erstell- soll. Darüberhinaus soll auch die Qualität die Funktion unter realen Bedingungen te das Sachgebiet Pflanzenverwendung des Sickerwassers untersucht werden. Die überprüft. Ein Ziel des Projektes ist es und Freiraumplanung die Pflanzpläne für Versickerungseinrichtungen sind Teil der auch, eine Empfehlungsliste geeigneter die Versickerungsmulden. Die Gemein- privaten Erschließungsflächen und sollen Pflanzenarten für Versickerungsstandorte de Willanzheim liegt 259,6 m ü. NN, die nach der Bebauung in die Obhut der pri- zu erarbeiten. Da die Funktionsweise der Jahresdurchschnittstemperatur beträgt vaten Bauherren über gehen. In der ers- Versickerung nur durch eine Langzeitbe- 7,5°-8°C bei einer jährlichen Nieder- ten Bauphase wurden auf rund 1 Hektar obachtung bewertet werden kann, ist von schlagssumme von 600 mm. Das Gelän- Fläche 10 Bauplätze erschlossen. Im Vor- einer mindestens 5-jährigen Projektlauf- de weist eine leichte Ost-Hang-Lage auf. griff auf die eigentlichen Baumaßnahmen zeit auszugehen. Der anstehende Boden ist ein tonig-san- wurden im Sommer und Herbst 2007 vier diger Schluff und ist mit einem Durch- Mulden mit einem Fassungsvermögen lässigkeitsbeiwert kf von ca. 3 * 10-5 bis 1 von je ca. 30 m³ sowie zwei nachgeord- * 10-4 gut für die Versickerung geeignet. nete Überlaufbecken mit einem Volumen Standort- und Zunächst wurde das Baugebiet in seiner von insgesamt 116 m³ angelegt. Die ver- Projektbeschreibung Gesamtheit von 4,4 Hektar überplant. sickerungsaktive und bepflanzbare Fläche in den Mulden beträgt bei einer Tiefe von Im Pilotprojekt wurde in einem Neubau- In drei offenen Entwässerungssträngen 60 cm ca. 50 m² bei einer Böschungsnei- gebiet der Gemeinde Willanzheim im soll das komplette Niederschlagswasser gung von 1:1,5 bis 1:2. Die beiden Über- Steigerwald vom Büro Frieder Müller- kaskadenartig durch Überlauf von einer laufmulden sind 1,90 m bzw. 1,20 m tief. Maatsch, Freier Landschaftsarchitekt in Haltung in die nächst tiefere abgegeben Das Böschungsverhältnis liegt bei 1:2. Burghaslach die Konzeption entspre- werden. Die Bevorratung umfasst sowohl Die versickerungsaktive Fläche umfasst chender Versickerungseinrichtungen in das Wasser der öffentlichen Erschließung 80 m² bzw. 110 m². Alle Mulden wurden Planung und Bauleitung übernommen. als auch das abgeleitete Regenwasser der Ende November 2007 bepflanzt. Ein ent- Die Abteilung Landespflege der LWG Privatgrundstücke. An der tiefsten Stelle sprechender Übersichtsplan befindet sich Veitshöchheim stand hierbei beratend des Kaskadensystems wird eine Messein- in der Abbildung 1. zur Verfügung, was vorausgegangene richtung installiert, die den Überlauf in die Versuchsergebnisse zur Regenwasserver- Vorflut zu Kontrollzwecken aufzeichnen Mulde 5 Mulde 6 Mulde 4 Mulde 3 Mulde 2 Mulde 1 Abb. 1: Übersichtsplan über das Baugebiet mit den Versickerungseinrichtungen. 4
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege Pflanzenauswahl und Pflanzenverteilung Im Hinblick auf die Wasserverfügbar- keit in den Mulden gibt es noch kaum Erfahrungen aus vergleichbaren Projek- ten. Auch kann im Vorfeld nicht geklärt werden, inwieweit die Entwässerung der Grundstücke durch eine Zisternennut- zung beeinflusst wird. Prinzipiell müs- sen die Pflanzen während der Vegeta- tionszeit überwiegend mit Trockenheit zurecht kommen, aber auch zeitweilige Überstauungen tolerieren können. Nach wasserwirtschaftlichen Vorgaben dürfen im Sohlbereich der Mulden keine Gehöl- ze verwendet werden. Selbstverständ- lich sollen die Pflanzungen als öffentlich wirksame Freifläche eine hohe Attraktivi- tät aufweisen. Erste Ergebnisse aus Versuchen zur Versickerung an der LWG lieferten An- haltspunkte, welche Pflanzen sich für derartige Situationen eignen. Geranium sanguineum ‘Compactum‘, Achillea mille- folium (rote Sorte), Calamagrostis arun- Bild 2: Versickerungsmulde mit trockenheitsliebenden Stauden im Juni 2009. dinacea var. brachytricha, Inula ensifolia ‘Compacta‘ sowie Teucrium chamaedrys erwiesen sich hierbei als dauerhaft vital. Diese Arten wurden in einem Versuch mit Versickerungsmulden unterschiedli- cher Substrataufbauten geprüft, in de- nen der Oberflächenabfluss definierter Anschlussflächen auch bis zum Überstau bei Starkregenereignissen kontinuierlich simuliert wurde. Die Bewirtschaftung des Oberflächenabflusses der Gebäude und Belagsflächen im Betriebsgelände der Abteilung Landespflege erfolgt ebenfalls durch bepflanzte Versickerungsmulden. Folgende weitere Arten konnten sich hier behaupten: Iris sibirica in Sorten ‘White Swirl‘ und ‘Caesar‘, Lysimachia ciliata ‘Firecracker‘, Hemerocallis citrina und Hemerocallis middendorfii, Molinia in Arten und Sorten, Eupatorium fistulosum - Sorten, Lythrum salicaria und Sorten sowie Vernonia arkansana. Als zusätzli- ches Auswahlkriterium wurde nach Arten Bild 3: Euphorbia seguieriana subsp. niciciana wirkt über die gesamte Vegetationsperiode sehr gesucht, welche aufgrund ihres natürli- attraktiv und sorgt auch im Herbst noch für Farbe. chen Vorkommens auf wechselfeuchten Sonderdruck aus: Neue Landschaft 11/09 5
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege An der Böschungskrone wurden nach den Gestaltungsvorgaben des Büros Müller- Maatsch Pflanzinseln mit einer Größe von 5 m² und 10 m², bei den großen Überlaufmulden auch Bereiche von 15 m² geschaffen, die von vegetationsfrei- en Steinflächen unterbrochen werden. So steht dem Bauherren später noch die Möglichkeit offen, bei Bedarf eigene Pflanzen zu ergänzen. Wie im Innenbe- reich wurde hier eine „Teilmischpflan- zung“ mit ähnlicher Pflanzdichte ausge- führt. Aus gestalterischen Gründen zieht Bild 4: Inula ensifolia 'Compacta'. Bild 5: Geranium sanguineum 'Elsbeth'. sich bei den großen Überlaufmulden die inselartige Bepflanzung von der Krone in die Böschung hinein. bzw. wechseltrockenen Standorten für Pflanzung bereits mit Steinschüttungen Die „frischer“ gehaltenen Mulden 2 und 3 die gegebenen Zwecke infrage kommen. als mineralischem Mulch versehen. Für erhielten im versickerungsaktiven Bereich Recherchen zufolge fiel die Wahl auf Ha- die Pflanzbereiche war ein Sandstein der eine differenziertere Pflanzenausstat- limodenron halodendron, Aronia mela- Körnung 20-60 mm vorgesehen. Um die tung. Diese wurde exakt nach Plan ge- nocarpa, Inula salicina, Ajuga genevensis flachen Randbereiche der Böschungskro- pflanzt. Da der Anteil der Solitärstauden sowie Ononis spinosa. Allerdings konnten ne sollte die Körnung auf 60-120 mm ca. 25 % beträgt, ist eine Gesamtstück- nur die beiden erstgenannten Arten im erhöht werden. Zur Gestaltung wurden zahl von 5 Pflanzen pro m² ausreichend, Handel beschafft werden. außerdem Einzelfindlinge in den Größen um eine geschlossene Pflanzung zu erzie- 20-50 cm und 50 bis 80 cm eingesetzt. len. Dies ist vor allem zur Vermeidung von Letztendlich wurden zwei verschiedene Bodenerosionen im Böschungsbereich Pflanzenkombinationen zusammenge- Durch die 10 cm dicke Mulchschicht wichtig. Im Frühjahr 2009 wurden die stellt. Von vier Mulden wurden je zwei musste hindurch gepflanzt werden. Dies Flächen mit Splitt abgemulcht. mit einer Artenauswahl für eher trockene erwies sich in der Praxis als recht müh- Verhältnisse bestückt und zwei mit Arten, sam, da beim Auftrag durch die Tiefbau- die eher einen frischen Standort bevorzu- firma die Steinschüttung im Pflanzbe- gen. Die Gestaltung der Böschungskrone reich auch grobkörnigeres Material in z.T. wurde auf die Artenauswahl im Inneren höherer Auftragsstärke erhielt. abgestimmt. Die beiden eher „frisch“ gehaltenen Mulden erhielten hierbei Um den Zeitaufwand bei der Pflanzung im Kronenbereich eine Rasenansaat mit möglichst gering zu halten, wurden die RSM 7.2.1. Die Überlaufbecken wurden „trockenen“ mit Mineralmulch versehe- ebenfalls mit trockenheitsliebenden Ar- nen Mulden 1,4, 5 und 6 als „Teilmisch- ten ausgestattet. Lediglich im Sohlbe- pflanzungen“ konzipiert. Die Innenbe- reich des ersten Beckens wurde die Ve- reiche wurden in einer Dichte von ca. getation wie bei den Mulden 1 bis 4 auf 2 Pflanzen/m² in den Mulden 1 und 4 gelegentliche Vernässung abgestimmt. komplett bepflanzt. Die Zusammensetzung der Bepflanzung geht aus den Tabellen 1 bis 3 hervor. Festgelegt wurde nur die Lage der Gehöl- ze und Solitärstauden sowie einzelner für Zur Pflanzvorbereitung wurde in allen die Farbgestaltung relevanter Arten, wie Mulden im versickerungsaktiven Bereich z. B. Nepeta x faassenii ‘Six Hill’s Giant‘ auf Miete gelagerter Oberboden aus der oder Salvia verticillata. Die restlichen ehemals landwirtschaftlichen Fläche Pflanzen wurden nach dem Zufallsprinzip 20 cm dick aufgetragen. Die „trocken“ verteilt. Bild 6: Solidago caesia ausgestatteten Mulden waren vor der 6
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege Tab. 1: Bestandsaufnahme der Pflanzen in den Mulden 1 und 4 nach einer Vegetationperiode am 9.10.08 ausgefallene Böschungsbereich Anzahl gepflanzt Pflanzen Ausfall % Aronia melanocarpa ’Viking’ 6 0 0 Achillea filipendulina ‘Coronation Gold’ 10 0 0 Aster laevis ’Blauschleier’ 6 5 83 Calamagrostis arundinacea var. brachytricha 10 6 60 Calamintha nepeta var. nepeta 16 9 56 Carex buchananii 30 7 25 Euphorbia seguieriana 12 1 8 Geranium sanguineum 'Elsbeth' 14 2 14 Inula ensifolia 'Compacta' 20 0 0 Iris spuria ’Highlight Lavender’ 4 0 0 Panicum virgatum ’Rotstrahlbusch’ 6 1 17 Solidago caesia 10 1 10 Sohlbereich Carex buchananii 12 3 23 Lythrum salicaria ‘Stichflamme’ 10 0 0 Mittelwert 21 Anzahl ausgefallene Muldenkrone gepflanzt Pflanzen Ausfall % Achillea filipendulina ‘Coronation Gold’ 3 0 0 Anemone sylvestris 18 2 11 Aster amellus ‘Veilchenkönigin’ 14 7 50 Aster laevis ’Blauschleier’ 3 0 0 Calamagrostis arundinacea var. brachytricha 13 7 54 Calamintha nepeta var. nepeta 22 8 36 Dracocephalum ruyschiana 22 5 23 Euphorbia polychroma 6 0 0 Euphorbia seguieriana 18 2 11 Knautia macedonica 14 2 14 Nepeta x faassenii ’Six Hill’s Giant’ 40 1 3 Origanum laevigatum ‘Herrenhausen’ 18 14 78 Panicum virgatum ’Rotstrahlbusch’ 6 1 17 Salvia verticillata ‘Purple Rain’ 10 0 0 Salvia verticillata ‘White Rain’ 6 0 0 Sedum telephium ‘Matrona’ 14 0 0 Solidago caesia 8 1 13 Mittelwert 18 Sonderdruck aus: Neue Landschaft 11/09 7
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege Tab. 2: Bestandsaufnahme der Pflanzen in den Mulden 2 und 3 nach einer Vegetationperiode am 9.10.08 Anzahl ausgefallene Böschungsbereich gepflanzt Pflanzen Ausfall % Aster laevis ’Blauschleier’ 12 8 67 Coreopsis verticillata ’Zagreb’ 30 9 30 Geranium pratense ’Johnsons Blue’ 84 8 10 Geranium renardii ’Philippe Vapelle’ 156 0 0 Gillenia trifoliata 28 14 50 Hemerocallis in Sorten 74 17 23 Iris sibirica in Sorten 23 0 0 Lysimachia ciliata ’Firecracker’ 16 2 13 Panicum virgatum ’Rotstrahlbusch’ 10 4 40 Sohlbereich Filipendula ulmaria ‘Plena’ 10 1 10 Lythrum salicaria ‘Stichflamme’ 10 2 20 Molinia arundinacea ‘Strahlenquelle’ 26 6 23 Mittelwert 22 Bild 7: Versickerungsmulde mit frischeliebenden Stauden im Juni 2009. 8
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege Tab. 3: Bestandsaufnahme der Pflanzen in den Überlaufbecken (Nr. 5 und 6) nach einer Vegetationperiode am 9.10.08. An der Böschungskrone war die Artenzusammensetzung vergleichbar mit den Mulden 1 und 4 (siehe Tab. 1). ausgefallene Böschungsbereich: Anzahl gepflanzt Pflanzen Ausfall % Gehölze (Platzierung am oberern Rand): Aronia melanocarpa ’Viking’ 8 1 13 Halimodendron halodendron 7 0 0 Potentilla fruticosa ‘Abbotswood’ 19 0 0 Cytisus nigricans 11 0 0 Stauden: Achillea filipendulina ‘Coronation Gold’ 9 3 33 Anemone sylvestris 45 18 40 Aster amellus ‘Veilchenkönigin’ 21 10 48 Aster laevis ‘Blauschleier’ 3 1 33 Calamagrostis acutiflora ‘Karl Förster’ 16 3 19 Calamintha nepeta var. nepeta 65 24 37 Dracocephalum ruyschiana 33 4 12 Euphorbia seguieriana 47 6 13 Geranium sanguineum 'Elsbeth' 22 1 5 Inula ensifolia 'Compacta' 21 2 10 Knautia macedonica 27 1 4 Nepeta x faassenii ’Six Hill’s Giant’ 71 15 21 Origanum laevigatum ‘Herrenhausen’ 29 10 34 Panicum virgatum ’Rotstrahlbusch’ 15 3 20 Salvia verticillata ‘Purple Rain’ 33 6 18 Salvia verticillata ‘White Rain’ 23 0 0 Sedum telephium ‘Matrona’ 33 0 0 Solidago caesia 16 2 13 Stipa calamagrostis ‘Algäu’ 8 1 13 Veronica teucrium 30 1 3 Sohlbereich Mulde 5 (wechselfeucht) Lythrum salicaria ‘Stichflamme’ 5 0 0 Eupatorium fistulosum ‘Glutball’ 1 0 0 Vernonia arkansana 2 0 0 Filipendula ulmaria ’Plena’ 5 0 0 Polygonum amplexicaule ‘Firetail’ 1 0 0 Sohlbereich Mulde 6 (trocken) Geranium sanguineum 'Elsbeth' 9 1 11 Veronica teucrium 9 0 0 Inula ensifolia 'Compacta' 9 2 22 Stipa calamagrostis ‘Algäu’ 3 0 0 Mittelwert 13 Sonderdruck aus: Neue Landschaft 11/09 9
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege Bedingungen am Standort in den ersten beiden Vegetati- onsperioden Die Frühjahres- und Sommermonate 2008 zeichneten sich durch anhaltende Trockenphasen aus. Ein Starkregenereig- nis Anfang/Mitte Juni 2008 führte aller- dings dazu, dass die Gräben kurzzeitig vollständig mit Wasser gefüllt waren. Hieraus entstand ein erhöhter Unkraut- druck und ein Wachstum von Gras in den Mulden. Dieses wurde aus der Parkplatz- rasenansaat ausgeschwemmt. Aus den angeschlossenen versiegelten Flächen kam es bei Regen erwartungsgemäß zum Oberflächenabfluss, der in den Mulden versickerte. Die Fertigstellungspflege im Verlauf der Vegetationsperiode 2008 erwies sich Bild 8: In den Überlaufbecken (hier: Mulde Nr. 6) zeigen die gepflanzten Stauden und Gehölze durch die anhaltenden Trockenperioden eine hervorragende Entwicklung. relativ aufwändig. Aus den umgebenden Flächen resultierte außerdem ein star- ker Unkrautdruck. So wurden die Stau- denflächen zwischen Mai und Oktober 2008 sechs mal bewässert und vier mal gejätet. Die Abnahme wurde nach einer Nachpflanzung und abschließender Pfle- gemaßnahme im Frühjahr 2009 durchge- führt. Der hohe Unkrautdruck hielt auch innerhalb der Vegetationsperiode 2009 an, so dass hier ebenfalls ein nicht uner- heblicher Zeitaufwand für die Gemeinde vonnöten war. Entwicklung der Pflanzen zum bisherigen Zeitpunkt Insgesamt war das Anwachsergebnis gut, wobei die Pflanzungen mit trockenheits- liebenden Arten in den Mulden 1, 4, 5 und 6 erwartungsgemäß das bessere Er- gebnis erzielten. Hier lag die Ausfallquote zwischen 21 % und 13 %, während bei den frischebedürftigen Artenzusammen- stellungen 22 % der Pflanzen ausfielen. (Ergebnis siehe Tab. 1 bis 3). Bild 9: Herbstaspekt in der Mulde 6. 10
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege Folgende Arten zeigten besonders 2008 noch fast in kompletter Stückzahl schlechte Anwachsergebnisse: Aster vorhanden. amellus ‘Veilchenkönigin’, Aster lae- vis ’Blauschleier‘, Origanum laevigatum Insgesamt zeigten sich alle Mulden auch ‘Herrenhausen’, Calamintha nepeta var. während der aktuellen Vegetationsperio- nepeta, Calamagrostis arundinacea var. de sehr attraktiv. Vor allem die genannten brachytricha, Carex buchananii, Gille- Arten zeigten eine sehr gute Weiterent- nia trifoliata, Panicum virgatum ’Rot- wicklung und sorgen dafür, dass sich die strahlbusch’ sowie Coreopsis verticillata Vegetationsdecke allmählich schließt. Es ’Zagreb’. Bei den Arten der trockeneren bleibt abzuwarten, wie sich die Pflanzun- Mulden sind vermutlich die ungünstigen gen weiter entwickeln werden, wenn die Bedingungen bei der Pflanzung durch Baumaßnahmen beginnen bzw. an die die grobe Körnung der Steinschüttung neuen Nutzer übergeben werden. Eine bei schlechtem Bodenschluss eher ver- zuverlässige Bewertung der Pflanzen hin- antwortlich für die relativ schlechten sichtlich ihrer Leistungsfähigkeit in den Anwachsergebnisse als die klimatischen Bild 10: Sedum telephium ' Matrona'. Versickerungsflächen kann erst nach ein Verhältnisse. paar Jahren erfolgen, wenn die Mulden längere Zeit in der Praxis genutzt wur- Besonders gut überdauert haben folgen- ga reptans ’Atropurpurea’. Von den Grä- den. Die Bilanz zum jetzigen Zeitpunkt ist de Arten: Sedum telephium ‘Matrona’, sern schnitt Stipa calamagrostis ‘Algäu’ durchaus positiv. Veronica teucrium, Salvia verticillata in am besten ab. Bei den Gehölzen gab es Sorten, Geranium sanguineum ’Elsbeth‘, praktisch keine Ausfälle. Auch die etwas Inula ensifolia ’Compacta‘, Geranium feuchteliebenderen Arten im Sohlbereich, renardii ’Philippe Vapelle’, Achillea fili- wie z. B. Lythrum salicaria ‘Stichflamme’, pendulina ‘Coronation Gold’, Iris sibirica Filipendula ulmaria ‘Plena’, Eupatorium in Sorten, Iris spuria ’Highlight Lavender’, fistulosum ‘Glutball’, Vernonia arkansa- Euphorbia polychroma, sowie auch Nepe- na und Bistorta amplexicaulis ‘Firetail’ Hinweise für die Praxis ta x faassenii ’Six Hill’s Giant’ und Aju- waren bei der Auszählung im November Die Entwicklung und Funktionsfähigkeit der bepflanzten Mulden ist stark davon abhängig, wie gut der Nutzer sich mit dem System identifiziert, wie genau er in die notwendigen Pflegemaßnahmen eingewiesen wurde und wie engagiert er sie umsetzt. Der Erfolg des Projektes ist letztendlich auch abhängig von einer gu- ten Informationspolitik zwischen den be- teiligten Projektpartnern und den zukünf- tigen Bauherren. Viele Pflanzenarten, die aufgrund ihres natürlichen Vorkommens zur Verwendung in Sickermulden infra- ge kommen, sind leider im Handel nicht erhältlich. Es wäre wünschenswert, diese z. T. heimischen Arten in die Sortimente aufzunehmen, um sie auf ihre Leistungs- fähigkeit prüfen zu können. Angelika Eppel-Hotz LWG Veitshöchheim Bild 11: Auch im Sohlbereich blüht es ansprechend. Sonderdruck aus: Neue Landschaft 11/09 11
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