Vor der Schlussmobilisierung: der Hauptkampagnenphase
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Kurzbericht 2. Welle der "SRG Trendumfragen" zur Volksabstimmung vom 27. September 2020 Vor der Schlussmobilisierung: der Hauptkampagnenphase: Begrenzungsinitiative – stabile Mehrheit dagegen Jagdgesetz – Pattsituation bei Nein-Trend Kinderabzüge – neu Mehrheit dagegen, Nein-Trend Vaterschaftsurlaub – stabile Mehrheit dafür Kampfflugzeuge – stabile Mehrheit dafür
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Projektteam Lukas Golder: Co-Leiter Martina Mousson: Projektleiterin Aaron Venetz: Wissenschaftlicher Mitarbeiter Thomas Burgunder: Wissenschaftlicher Mitarbeiter Daniel Bohn: Projektmitarbeiter Roland Rey: Projektmitarbeiter / Administration Valentina Rötheli: Projektmitarbeiter / Administration Lucian Seebacher: Praktikant Data Science und Politikforschung Bern, 14. September 2020 ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 2
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Inhaltsverzeichnis 1 WICHTIGES IN KÜRZE .............................................................................................................................................. 4 1.1 Generelles ....................................................................................................................................................... 4 1.2 Hauptergebnisse der 2. SRG-Trendumfragen .........................................................................................5 1.3 Begrenzungsinitiative .................................................................................................................................. 6 1.4 Änderung des Jagdgesetzes ..................................................................................................................... 10 1.5 Steuerabzüge für Kinder ............................................................................................................................14 1.6 Vaterschaftsurlaub ......................................................................................................................................18 1.7 Beschaffung Kampfflugzeuge .................................................................................................................. 22 1.8 Vorläufige Teilnahmeabsicht ................................................................................................................... 26 1.9 Datengrundlage ............................................................................................................................................ 27 2 ANHANG ................................................................................................................................................................... 28 2.1 gfs.bern-Team .............................................................................................................................................. 28 ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 3
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 1 Wichtiges in Kürze 1.1 Generelles Wie üblich handelt es sich auch bei der zweiten Befragung nur um eine Momentauf- nahme. Die Ergebnisse können im Wellenvergleich allerdings auch als Trends interpre- tiert werden. Eine Prognose folgt daraus mit Annahmen, wie sich die Meinungsbildung weiterentwickelt. MOMENTAUFNAHME: Einmalige Messung von Stimmabsichten, wie hier vorliegend TREND: Mindestens zweimalige Messung, um Entwicklungen mit ver- schiedenen Momentaufnahmen zu erkennen PROJEKTIONEN: Momentaufnahmen, bei denen die Unentschiedenen verteilt werden PROGNOSEN: Projektionen, welche die kommende Meinungsbildung bis zum Abstimmungstag mitberücksichtigen und die erwarteten Ja/Nein-Anteile bestimmen FESTNETZ, MOBILFUNK UND NEU ONLINE Der telefonische Teil der vorliegenden Befragung wurde vom gfs-Befragungsdienst realisiert, die Auswertung und Analyse der Daten nahm das Forschungsinstitut gfs.bern vor. Befragt wurde via eines RDD-Dualframe-Verfahrens per Festnetz und Handy. Seit dem Herbst 2018 wird im Rahmen des SRG-Trend- Mandats die telefonische Umfrage durch eine Online-Befra- gung ergänzt, mit dem Ziel die Stichprobengrösse in der fran- zösisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen. Der Online-Teil wurde als opt-in-Befragung (Mitmachbefragung) über die Webportale der SRG SSR Medien realisiert. Der mittlere Befragungstag war der 6. September 2020, Ent- scheidungen können jedoch bis am 27. September 2020 noch gefällt werden. Das sind drei Wochen, während derer ein we- sentlicher Teil des Abstimmungskampfes und damit die For- mierung des Volkswillens erst noch stattfinden wird. Keine Aussagen können wir über das Ständemehr machen, denn die Fallzahl lässt gesicherte Rückschlüsse auf die Kantone nicht zu. SPERRFRIST: Die Sperrfrist für den aktuellen Bericht ist Mittwoch, der 16. September 2020, um 6 Uhr. Danach sind die Ergebnisse und der Bericht unter Quellenangabe frei. ZITIERWEISE Zweite Welle der SRG-SSR-Trendbefragung zu den Volksabstimmungen vom 27. Sep- tember 2020 vom Forschungsinstitut gfs.bern. Realisiert zwischen dem 2. und 10. September 2020 bei 17'909 Stimmberechtigten. Der statistische Fehlerbereich beträgt +/-2.7 Prozentpunkte. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 4
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 1.2 Hauptergebnisse der 2. SRG-Trendumfragen Wäre bereits am 6. September 2020 über die eidgenössischen Vorlagen der kommenden Abstimmung entschieden worden, wären die Mehrheitspositionen von Parlament und Bundesrat nur drei Mal gesichert erfolgreich gewesen: Die Begrenzungsinitiative wäre deutlich abgelehnt, der Vaterschaftsurlaub ebenso deutlich angenommen worden. Zu- dem wäre die Kampfflugzeugbeschaffung vom Stimmvolk gutgeheissen worden. Offener präsentiert sich die Situation beim Jagdgesetz und den steuerlichen Abzügen für Kinder. Beide Vorlagen erfahren einen Nein-Trend. Beim Jagdgesetz hat dies zu einer Pattsitua- tion geführt, bei den Kinderabzügen gar zu einer knappen Ablehnungsmehrheit. Die Stimmbeteiligung steigt leicht und wäre ungefähr drei Wochen vor der Schliessung der Urnen bei überdurchschnittlichen 47 Prozent gelegen. Besonders mobilisiert sind zurzeit Männer, Bürger*innen mit hohem Bildungsniveau, Ältere und Regierungsver- trauende. Dies die Bestandsaufnahme rund drei Wochen vor dem Abstimmungstag. Es handelt sich hierbei nicht um eine Prognose zum Abstimmungsausgang, sondern eine Beschreibung der Meinungsbildung und derer Dynamik mitten im Abstimmungskampf. Für die Begrenzungsinitiative, das Jagdgesetz und die Kinderabzüge verfügen wir auf- grund der Ergebnisse einer ersten SRG-Trendumfrage im Vorfeld der ursprünglich ge- planten Abstimmung vom 17. Mai 2020 bereits über drei Messpunkte, für die anderen beiden Vorlagen über zwei. Grafik 1 Stimmabsicht bestimmt dagegen "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 23 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 30 27 31 teilnehmen würden: Wenn morgen schon über die Vorlagen abgestimmt würde, wären 50 Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher 12 eher dagegen dagegen oder bestimmt dagegen?" 13 4 in % Stimmberechtigter, 17 22 die bestimmt teilnehmen wollen 4 19 6 weiss nicht/keine 5 19 Antwort 13 2 19 22 10 eher dafür 42 37 25 27 21 bestimmt dafür Begrenzungs- Jagdgesetz Kinderabzüge Vaterschaftsurlaub Beschaffung initiative Bundessteuer Kampfflugzeuge SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02.-10. September 2020 (n = 16684) Alle Angaben gelten bei einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit mit einem Unsicher- heitsbereich von ±2.7 Prozentpunkten. Ein Wert von 50 Prozent kann demnach zwischen 47.3 und 52.7 Prozent variieren, wobei kleinere Abweichungen wahrscheinlicher sind. Grössere Abweichungen, ausserhalb dieser Spannweite, kommen nur mit 5-prozentiger ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 5
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Wahrscheinlichkeit vor. Die Wahrscheinlichkeiten beziehen sich auf die Werte der aktu- ellen Befragung, nicht auf den Abstimmungsausgang am 27. September 2020. 1.3 Begrenzungsinitiative Gegenwärtige Stimmabsichten Am 6. September 2020 hätten stabile 63 Prozent der teilnahmewilligen Stimmberech- tigten "bestimmt" oder "eher" gegen die Begrenzungsinitiative gestimmt. Ebenfalls stabile 35 Prozent wären dafür gewesen. Die Gegnerschaft trägt ihren komfortablen Vor- sprung somit in die Schlussphase des Abstimmungskampfes. Grafik 2 Trend Stimmabsicht: Begrenzungsinitiative bestimmt dagegen 43 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 46 50 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung eher dagegen teilnehmen würden: Wenn morgen schon über die 'Begrenzungsinitiative' abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?" weiss nicht/keine 19 Antwort 15 13 4 2 6 in % Stimmberechtigter, eher dafür 11 10 die bestimmt teilnehmen wollen 17 24 25 bestimmt dafür 15 27. März 2020 09. August 2020 06. September SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Die Mehrheit der Teilnahmewilligen geht von der Ablehnung der Initiative am 27. Sep- tember 2020 aus. Im Mittel schätzen sie den Nein-Anteil auf 55 Prozent. Bemerkenswert und für eine Initiative atypisch ist jedoch, dass das Ja-Lager insgesamt bisher keine Einbussen zu verbuchen hat. Vielmehr konsolidieren sich die Stimmabsich- ten innerhalb der beiden Lager, als dass ein Meinungsumschwung zu erkennen wäre. Stand der Meinungsbildung Die Begrenzungsinitiative ist bei einem fortgeschrittenen Stand der Meinungsbildung negativ prädisponiert. Drei Viertel der Teilnahmewilligen haben bereits eine feste Stimmabsicht: sie sind entweder bestimmt für oder bestimmt gegen die Initiative. Eher entschieden sind 33 Prozent. Konfliktmuster Am stärksten werden die Stimmabsichten zur Begrenzungsinitiative von politischen Faktoren bestimmt, doch auch die Sprachregion und sozioökonomische Faktoren sind relevant. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 6
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Die bereits im März und August hohe Zustimmung im SVP-Umfeld konnte sich halten. Alle anderen Parteiwählerschaften sprechen sich mehrheitlich gegen die Begrenzungs- initiative aus. Der für Initiativen typische Nein-Trend findet sich bei allen Parteiwähler- schaften, so dass es bei deutlicher Ablehnung aus den Reihen der Grünen, der SP, der CVP und der FDP bleibt. Einzig bei Parteiungebunden hält sich der Ja-Anteil auf tiefem Ni- veau. Allerdings hätten auch sie die Begrenzungsinitiative Anfang September verworfen. Alle Wählergruppen sind damit im Einklang mit den Parolen ihrer jeweiligen Parteispit- zen und es zeichnen sich keine Elite-Basis-Konflikte ab. Neben der SVP-nahen Wählerschaft sind regierungsmisstrauische Bürger*innen als einzige weitere Untergruppe klar für die Initiative (65% eher/bestimmt dafür). Grafik 3 6 4 4 Trend Persönliche 15 9 4 11 1 31 bestimmt dagegen Stimmabsicht nach 50 56 49 54 1 17 17 46 41 eher dagegen Parteibindung: 63 63 64 68 72 72 73 28 78 76 83 82 Begrenzungsinitiative 28 18 weiss 20 nicht/keine "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 24 22 Antwort 19 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 21 66 67 12 14 16 14 15 8 teilnehmen würden: Wenn morgen schon 8 4 50 eher dafür über die 'Begrenzungsinitiative' abgestimmt 12 11 20 13 10 1 4 13 9 4 4 10 13 13 20 würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher 6 8 3 9 3 12 11 19 7 3 9 1 dafür, eher dagegen oder bestimmt 1 2 16 6 4 12 16 18 8 5 3 5 2 3 1 7 10 8 10 10 bestimmt dafür dagegen?" 2 4 5 5 4 4 5 4 2 6 Parteiungebundene/ 06. September 2020 CVP/ 06. September 2020 SP/ 06. September 2020 SVP/ 27. März 2020 CVP/ 27. März 2020 GPS/ 27. März 2020 CVP/ 09. August 2020 FDP/ 27. März 2020 SP/ 09. August 2020 GLP/ 27. März 2020 GLP/ 06. September 2020 FDP/ 09. August 2020 FDP/ 06. September 2020 SVP/ 09. August 2020 GPS/ 06. September 2020 Parteiungebundene/ 27. März 2020 GPS/ 09. August 2020 GLP/ 09. August 2020 SP/ 27. März 2020 Parteiungebundene/ 09. August 2020 SVP/ 06. September 2020 in % Stimmberechtigter, die bestimmt teilnehmen wollen SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Es bleibt dabei, dass sich neben den beiden genannten Gruppen keine weiteren gesicher- ten Mehrheiten im Ja-Lager finden. Allerdings bleiben weitreichende Sympathien für die Begrenzungsinitiative bei tieferen sozialen Schichten erhalten. Teilnahmewillige mit tiefer und vor allem mittlerer Schulbildung geben häufiger an, ein Ja einzulegen als Hochgebildete (tief: 44%, mittel: 47% hoch: 28% eher/bestimmt dafür). Und auch Per- sonen aus Haushalten mit hohen Einkommen sind signifikant skeptischer gegenüber der Vorlage als der Rest des Stimmvolkes. Bestehen bleibt auch die unterschiedliche Bewertung der Begrenzungsinitiative in den Sprachregionen der Schweiz. Das "Non" aus der französischsprachigen Schweiz ist deutlich. Die Deutschschweizer*innen hätten die Begrenzungsinitiative Anfang Sep- tember ebenfalls mehrheitlich abgelehnt. In der italienischsprachigen Schweiz ist die Si- tuation offener, denn die Mehrheitsverhältnisse sind annährend ausgeglichen und der Trend verläuft Richtung Ja. Somit haben wir keinen Rösti-, sondern einen Polentagraben in Bezug auf die Stimmabsichten zur Begrenzungsinitiative, denn ein "Si" aus der itali- enischsprachigen Schweiz liegt durchaus im Bereich des Möglichen. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 7
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Grafik 4 Trend Persönliche bestimmt dagegen Stimmabsicht nach 29 Sprachregion: 33 41 38 44 45 48 Begrenzungsinitiative 54 57 eher dagegen 20 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 16 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 19 weiss nicht/keine 4 2 teilnehmen würden: Wenn morgen schon 17 14 25 Antwort 13 über die 'Begrenzungsinitiative' abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher 4 6 22 4 3 17 14 22 dafür, eher dagegen oder bestimmt 10 10 8 eher dafür dagegen?" 16 4 4 24 7 12 in % Stimmberechtigter, 21 die bestimmt teilnehmen wollen 27 26 25 27 19 18 bestimmt dafür 13 13 5 27. März 2020 27. März 2020 27. März 2020 09. August 2020 09. August 2020 09. August 2020 06. September 2020 06. September 2020 06. September 2020 DCH/ FCH/ ICH/ DCH/ FCH/ ICH/ DCH/ FCH/ ICH/ SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Signifikant sind auch die Unterschiede in den Stimmabsichten der Siedlungsräume der Schweiz. Der Ja-Anteil ist auf dem Land am höchsten (42% eher/bestimmt dafür), aber auch dort ist die Begrenzungsinitiative nicht mehrheitsfähig. Der jüngste Trend geht je- doch in Richtung steigender Zustimmung in ländlichen Gebieten. Soziodemographische Faktoren spielen eine untergeordnete Rolle. Frauen wie Männer und junge wie ältere Stimmberechtigte wollen die Begrenzungsinitiative mehrheitlich ablehnen. Allerdings verlaufen die Trends unterschiedlich, denn in der mittleren Alters- gruppe konnte die Begrenzungsinitiative Boden gut machen; in den anderen Altersgrup- pen geht es aber eher Richtung Nein. Argumente Der derzeitige Vorsprung der Initiativ-Gegnerschaft wiederspiegelt sich auch im Zu- spruch zu den Argumenten: Keines der beiden getesteten Pro-Argumente ist wirklich mehrheitsfähig. Die Grundidee der Initianten, dass die Schweiz die Zuwanderung wieder selber regeln soll, polarisiert (48% einverstanden vs. 49% nicht einverstanden). Das Ar- gument, dass die ungebremste Zuwanderung eine extreme Belastung für unsere Umwelt, die Arbeitnehmenden und die Sozialwerke der Schweiz sei wird mehrheitlich verworfen (45%:51%). Beide Argumente haben über die Zeit an Unterstützung eingebüsst. Das Stimmvolk ist hingegen mit den beiden getesteten Contra-Argumenten mehrheit- lich einverstanden: Die Kündigung der Bilateralen verschärfe den Fachkräftemangel und gefährde Wohlstand und Arbeitsplätze in der Schweiz (64%:33%). Zudem unterstützen 63 Prozent die Aussage, der bilaterale Weg werde zerstört ohne eine Alternative zu bie- ten. Auch hier widerspricht ein Drittel. In der dynamischen Perspektive zeigt sich, dass eine drohende Verschärfung des Fachkräftemangels kaum mehr Sorgen bereitet als noch vor einem Monat. Um den Wohlstand und Arbeitsplätze sorgt man sich indes etwas mehr. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 8
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Trend in der Meinungsbildung Das Regelfallszenario für eine Initiative lautet: Mit dem Abstimmungskampf steigt die Ablehnungsbereitschaft einer Volksinitiative. Gleichzeitig sinkt die Zustimmungsten- denz. Dieser Normalfall tritt dann nicht ein, wenn es zu einer eigentlichen Protestab- stimmung kommt, weil der Problemdruck hoch ist. Anders als viele Initiativen der jüngeren Vergangenheit startet die Begrenzungsinitiative nicht mit einem Ja-Vorteil. Entsprechend zeigt sich der übliche Nein-Trend nicht so deutlich, wie gewohnt. Das hängt jedoch mehr mit der starken Prädisponierung der Ent- scheidung zusammen, als dass sich eine Ausnahmesituation der Meinungsbildung ab- zeichnen würde. Stimmberechtigte in der Schweiz haben bereits über verschiedene An- liegen zum gleichen Thema und derselben Urheberschaft abgestimmt. Die Meinungen zur Begrenzungsinitiative waren weitgehend bereits gemacht. Die Festigkeit des vorgefundenen Meinungsbildes schränkt den Spielraum für starke Kampagnenwirkungen ein. Offengelassen werden muss, wie die Stimmenverhältnisse im Detail ausfallen werden. Aktuell spricht nichts dafür, dass wir es mit einem Ausnahmefall der Meinungsbildung zu einer Initiative zu tun hätten. Nie ausgeschlossen werden kann jedoch ein Ereignis, das die Kraft hat, die Stimmungslage zu kippen und diese erwähnte Proteststimmung noch herbeizuführen. Die Zusammensetzung der Teilnahmewilligen ändert sich dann zugunsten der Initiative oder es entsteht ein kurzfristiger Meinungswandel im Sinne des Zeichensetzens. STICHWORTE FÜR DIE BERICHTERSTATTUNG negativ vorbestimmte Initiative, welche von früh lancierten und intensiven Kam- pagnen auf beiden Seiten begleitet wurde. Meinungsbildung stabil und bei Nein-Mehrheit fortgeschritten, Unterstützung des Vorhabens stammt aus den Reihen der SVP und von Regierungsmisstrauischen. Darüber hinaus hat das Anliegen jedoch wenig Strahlkraft. tiefe soziale Schichten, italienischsprachige Schweiz und ländliche Gebiete weisen bei Nein-Mehrheiten erhöhte Zustimmungswerte auf. beide getesteten Pro-Argumente nicht wirklich mehrheitsfähig, Contra-Argu- mente schon. Hauptkonflikt: Schweiz soll Zuwanderung wieder selber regeln versus Gefährdung von Wohlstand und Arbeitsplätzen. für den Moment keine Hinweise auf einen Spezialfall der Meinungsbildung (Protestabstimmung), Ablehung der Begrenzungsinitiative ist das wahrscheinliche Szenario für den 27. September 2020. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 9
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 1.4 Änderung des Jagdgesetzes Gegenwärtige Stimmabsichten Die Stimmabsichten Anfang September zur Revision des Jagdgesetzes zeigen eine Min- derheit von 46 Prozent der Stimmbürger*innen, die teilnehmen und bestimmt oder eher Ja sagen wollen. 48 Prozent des Stimmvolkes stellen sich auf die Nein-Seite, womit eine Pattsituation entstanden ist. Sechs Prozent der Stimmbürger*innen mit fester Teilnah- meabsicht sind noch unschlüssig. Die Mehrheit der Stimmenden geht von einer knappen Annahme der Vorlage aus. Grafik 5 Trend Stimmabsicht: bestimmt dagegen 20 20 Jagdgesetz 31 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 16 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 18 eher dagegen teilnehmen würden: Wenn morgen schon über die Änderung des Jagdgesetzes 10 17 abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen 10 oder bestimmt dagegen?" weiss nicht/keine 6 Antwort in % Stimmberechtigter, die bestimmt teilnehmen wollen 29 28 19 eher dafür 25 27 24 bestimmt dafür 27. März 2020 09. August 2020 06. September SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Der Trend weist allerdings in eine andere Richtung. Während des Lockdowns gab es praktisch keine Bewegung, nun hat die Nein-Seite viel Boden gut gemacht und in einem knappen Monat 12 Prozentpunkte mehr auf sich vereint. Die Ja-Seite verliert 8 Prozent- punkte. Stand der Meinungsbildung Zwischenzeitlich äussert eine Mehrheit von 58 Prozent feste Stimmabsichten bestimmt dagegen oder bestimmt dafür. Auch vereint die Nein-Seite knapp mehr Anteile hinter sich. Der Stand der Meinungsbildung wie schon in der Befragung vom März 2020 ist nun mittel fortgeschritten. Mit einer gewissen Dynamik ist bis zum Schluss zu rechnen. Konfliktmuster Die Konfliktlinie hat sich klar ausgeprägt, womit die Debatte politisiert wurde. Die Par- teiparolen wirken sich nun deutlich auf die geäusserten Stimmabsichten aus. Erwar- tungsgemäss unterstützen Anhänger*innen von SP und Grünen die Position des Refe- rendums-Komitees aus Umweltschutzkreisen gegen das Jagdgesetz. Die Trends von Grünen, SP, GLP bis hin zur CVP weisen klar in Richtung Nein. Bei der CVP hält sich aber eine Ja-Mehrheit. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 10
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Darüber hinaus sind nun auch Parteiungebundene mehrheitlich gegen die Jagdgesetz- Revision. Setzen sich diese Trends fort, blieben nur noch FDP und SVP für die Vorlage. Der Nein-Trend ist weitgehend unabhängig vom Regierungsvertrauen, womit sich die Opposition gegen das Jagdgesetz eher aus inhaltlichen Gründen formiert und weniger aus einer Kritik an der Regierung heraus. Grafik 6 5 10 13 Trend Stimmabsicht 35 36 25 29 18 25 14 18 15 12 20 23 15 15 26 16 bestimmt dagegen 36 nach Parteibindung: 40 16 14 17 15 13 15 51 15 14 63 12 23 9 17 4 Jagdgesetz 9 7 22 20 5 13 14 22 17 4 22 eher dagegen 18 16 21 4 19 15 24 9 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 12 36 31 27 18 23 41 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 9 12 12 19 7 31 9 35 teilnehmen würden: Wenn morgen schon 30 30 7 weiss nicht/ über die Änderung des Jagdgesetzes 29 4 34 22 keine Antwort 25 24 22 25 abgestimmt würde, wären Sie dann 46 16 38 39 bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen 3 28 31 32 34 29 25 oder bestimmt dagegen?" 21 24 20 13 12 8 16 16 12 12 10 12 eher dafür 4 in % Stimmberechtigter, Parteiungebundene/ 06. September 2020 CVP/ 06. September 2020 GPS/ 06. September 2020 SVP/ 27. März 2020 FDP/ 06. September 2020 SVP/ 09. August 2020 GPS/ 27. März 2020 CVP/ 09. August 2020 GPS/ 09. August 2020 GLP/ 27. März 2020 GLP/ 09. August 2020 FDP/ 09. August 2020 GLP/ 06. September 2020 Parteiungebundene/ 27. März 2020 SP/ 27. März 2020 CVP/ 27. März 2020 FDP/ 27. März 2020 SP/ 09. August 2020 SP/ 06. September 2020 SVP/ 06. September 2020 Parteiungebundene/ 09. August 2020 die bestimmt teilnehmen wollen bestimmt dafür SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Das Geschlecht könnte den Ausgang der Abstimmung mitentscheiden. Frauen sind zwi- schenzeitlich mehrheitlich gegen das Gesetz; bei Männern hält sich eine knappe Mehr- heit dafür. Deutlich kommt nun auch ein Generationengraben zum Ausdruck: Rent- ner*innen wurden vom Nein-Trend bisher nicht erfasst – bei den Jüngeren ist die Nein- Seite nun im Vorteil; bei den 18-39-Jährigen hat das Nein sogar eine Mehrheit. Der generelle Trend seit März entspricht dem Verlauf in der deutschsprachigen Schweiz. In der deutschsprachigen Schweiz haben wir zurzeit eine nahezu perfekte Pattsituation zwischen den beiden Lagern mit je 47 Prozent der Anteile. Die Kritik an der Vorlage hat in der französischsprachigen Schweiz früher Resonanz ge- funden. Hier ist der Trend über zwei Befragungen hinweg eindeutig. Setzt er sich fort, zeichnet sich im französischsprachigen Raum ein Nein ab, das dann deutlich über 50 Prozent zu liegen käme. Die Mehrheit im italienischsprachigen Raum bleibt dagegen im Ja, währendem sich das Nein vor allem auf Kosten der Unentschiedenen aufbaut. Mit zwischenzeitlich 44 Pro- zent im Nein sind die Mehrheitsverhältnisse aber alles andere als gesichert. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 11
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Grafik 7 Trend Stimmabsicht nach Sprachregion: 22 20 13 20 12 14 bestimmt dagegen Jagdgesetz 26 31 31 19 21 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 15 17 32 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 18 eher dagegen teilnehmen würden: Wenn morgen schon 18 10 16 über die Änderung des Jagdgesetzes 17 19 13 9 13 abgestimmt würde, wären Sie dann 5 6 bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen 6 oder bestimmt dagegen?" 9 27 weiss nicht/keine 26 18 26 in % Stimmberechtigter, 32 34 31 Antwort 35 die bestimmt teilnehmen wollen 22 28 29 eher dafür 25 25 19 19 18 19 15 27. März 2020 27. März 2020 06. September 2020 27. März 2020 06. September 2020 06. September 2020 09. August 2020 09. August 2020 09. August 2020 DCH/ FCH/ ICH/ DCH/ FCH/ ICH/ bestimmt dafür DCH/ FCH/ ICH/ SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Besonders deutlich ist der Nein-Trend in grossen Agglomerationen, wo die Nein-Seite klar eine Mehrheit erreicht. Auch in den anderen Siedlungsräumen sind die Mehrheits- verhältnisse nicht mehr so komfortabel. Im ländlichen Raum wollen 47 Prozent zustim- men und 41 Prozent die Vorlage ablehnen. Argumente Argumentativ zeigt sich ein Patt sowohl bei der konkreten Debatte über den Wolf, wie auch bei der Frage nach dem Tierschutz. Die Stimmabsichten sind inhaltlich gut begrün- det, wie das für emotional geführte Debatten typisch ist. Die Ja-Seite stösst auf mehr- heitliches Verständnis, wenn eine vorausschauende Regulierung des Wolfes fordert. Sie kann eine relative Mehrheit überzeugen, wenn sie mit den vorgesehenen Tierschutz- massnahmen argumentiert. Die Nein-Seite überzeugt und weiss damit auch den emotionalen Teil der Meinungsbil- dung hinter sich, wenn sie andere Schutzmassnahmen als den Abschuss des Wolfes for- dert. Mit der generellen Reduktion des Schutzes von Wildtieren wegen des neuen Jagd- gesetzes überzeugt auch sie jedoch nicht eine Mehrheit. Trend in der Meinungsbildung Die Debatte um das Jagdgesetz ist in den Vordergrund der fünf Vorlagen gerückt und wird politisiert geführt. Dies brachte der Nein-Seite viel Zulauf in relativ kurzer Zeit. Die Nein-Seite war bereits früh aktiv. Inhaltlich erscheint die Sache aber dennoch weniger klar, als dies eine einfache Trendweiterführung für die drei Wochen bis zur Abstimmung suggerieren würde. Wenn sich allerdings der Trend fortsetzt und sich die Nein-Seite durchsetzt, ist dies auch Ausdruck der wachsenden Bedeutung von GLP und Grünen, die gerade unter Jungen und Frauen Anklang finden. Es ist damit auch Ausdruck einer er- höhten Sensibilität gegenüber Forderungen aus Tierschutzkreisen. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 12
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Das Muster bisher ist nun eindeutig der Meinungsaufbau Richtung Nein, der eine Ableh- nung der Vorlage nahelegen würde. Die Ja-Seite müsste zum Schluss viel deutlicher in Erscheinung treten und zu ihren Gunsten mobilisieren. STICHWORTE FÜR DIE BERICHTERSTATTUNG Die Opposition punktet mit ihren Argumenten und das Nein baut sich Mitte-Links stark auf. Die Debatte ist politisiert und emotional, womit das Jagdgesetz überra- schend deutlich in den Vordergrund rückte. Links-Rechts-Polarität zwar dominant, aber der Nein-Trend erfasst auch die CVP ländliche Gegenden und jüngere Stimmberechtigte. Vorteile der Ja-Seite in allen Sprachregionen, wobei in der lateinischsprachigen Schweiz die Meinungsbildung noch weniger fortgeschritten ist. Vorteile der Vorlage auf dem Land und bei Männern, nur knappe Mehrheiten da- gegen bei Frauen und Städter*innen. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 13
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 1.5 Steuerabzüge für Kinder Gegenwärtige Stimmabsichten Genau drei Wochen vor der Abstimmung hätte die Vorlage zu den Steuerabzügen für Kin- der keine Zustimmungsmehrheit mehr gefunden: 52 Prozent der befragten Stimmbe- rechtigten mit fester Teilnahmeabsicht hätten die Vorlage abgelehnt und nur noch 43 Prozent hätten Ja gesagt. Grafik 8 Trend Stimmabsicht: bestimmt dagegen 18 Kinderabzüge 22 30 Bundessteuer 21 eher dagegen "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 21 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen würden: Wenn morgen schon über die Steuerabzüge für Kinder 5 22 abgestimmt würde, wären Sie dann 6 bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen weiss nicht/keine oder bestimmt dagegen?" Antwort 5 29 26 in % Stimmberechtigter, die bestimmt teilnehmen wollen 22 eher dafür 27 25 21 bestimmt dafür SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im 27. März 2020 09. August 2020 06. September Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Mit dem breiten Einsetzen des Abstimmungskampfes wurde die Meinungsbildung somit von einer deutlichen Polarisierung zum Nein erfasst: Der Ja-Anteil ist gesunken, der Nein-Anteil entsprechend gestiegen. Der Nein-Trend, wie er sich bereits vor einem Mo- nat abzeichnete, setzt sich akzentuiert fort. Im Kontrast dazu steht jedoch die Einschätzung der Stimmberechtigen selbst: Sie schät- zen den Ja-Anteil der Abstimmung über die Steuerabzüge für Kinder im Mittel auf knappe auf 52 Prozent. Stand der Meinungsbildung Fünf Prozent Unentschiedene weisen zusammen mit den 44 Prozent tendenziell Ent- schiedenen darauf hin, dass die Meinungen zu den Steuerabzügen für Kinder nach wie vor wenig gefestigt sind. Veränderungen sind also weiterhin möglich. Das Meinungsbild ist nur mässig gefestigt (51% fest Entschiedene), wovon die 5 Prozent Unentschiedenen zusammen mit den 44 Prozent tendenziell Entschiedenen zeugen. Konfliktmuster Das Konfliktmuster zu den Steuerabzügen für Kinder ist zusammenfassend primär po- litisch geprägt und danach regional, denn in der lateinischsprachigen Schweiz bleibt die Zustimmung zumindest vorerst mehrheitlich. Weiter spielt die Betroffenheit respektive ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 14
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 der erwartbare Nutzen der Vorlage (hohe Einkommen im Ja) eine Rolle. Soziodemogra- phische Grössen dagegen erweisen sich als eher unwichtig. Das parteipolitische Konfliktmuster hat sich innert Monatsfrist von Links-rechts zu Mitte versus Rest verändert: Mehrheitlich für das Anliegen gestimmt hätten am 6. Sep- tember 2020 Sympathisant*innen der CVP und der FDP. Mehrheitlich abgelehnt hätten GPS-, SP- und SVP-nahe Wähler*innen. Eine Pattsituation resultiert bei der GLP-nahen Wählerschaft, Parteiungebundene neigen zu einem Nein. Dynamisch betrachtet ist im Links-grünen Lager ein deutlicher Nein-Trend zu erken- nen, ein etwas schwächerer Nein-Trend bei GLP- und CVP-Wähler*innen sowie bei Par- teiungebundenen. Im Umfeld der FDP und der SVP erweisen sich die Mehrheitsverhält- nisse als stabil. Grafik 9 Trend Stimmabsicht nach Parteibindung: 12 17 15 27 20 19 20 12 15 20 12 18 22 25 15 27 bestimmt dagegen 31 30 32 Kinderabzüge 11 38 14 3 19 45 24 20 2 1 22 16 17 21 14 4 29 21 Bundessteuer 8 4 17 6 27 4 3 4 32 4 6 25 24 17 19 6 34 32 6 49 28 7 16 eher dagegen 18 29 34 31 29 4 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 27 4 46 37 16 34 5 23 27 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 6 9 16 17 21 22 teilnehmen würden: Wenn morgen schon 16 9 40 38 über die Steuerabzüge für Kinder 34 30 31 28 25 26 23 26 29 25 22 27 abgestimmt würde, wären Sie dann 17 15 18 21 21 17 19 weiss nicht/keine Antwort bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?" GLP/ 06. September 2020 Parteiungebundene/ 06. September 2020 CVP/ 06. September 2020 SP/ 06. September 2020 SVP/ 27. März 2020 CVP/ 27. März 2020 GPS/ 27. März 2020 CVP/ 09. August 2020 SP/ 09. August 2020 GLP/ 27. März 2020 FDP/ 27. März 2020 FDP/ 09. August 2020 SVP/ 09. August 2020 GPS/ 06. September 2020 FDP/ 06. September 2020 GLP/ 09. August 2020 GPS/ 09. August 2020 Parteiungebundene/ 27. März 2020 SP/ 27. März 2020 Parteiungebundene/ 09. August 2020 SVP/ 06. September 2020 in % Stimmberechtigter, eher dafür die bestimmt teilnehmen wollen bestimmt dafür SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Die hohe Dynamik der Trends verweist darauf, dass die Meinungsbildung noch nicht ab- geschlossen ist, so dass sich die Stimmabsichten nach wie vor verschieben können. Zu- dem bleiben im Umfeld der SVP Differenzen zwischen den Parteibasen und -eliten be- stehen. Bei den links-grünen Parteiwählerschaften haben sich die Stimmabsichten an die Position der Parteispitzen deutlich angeglichen. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 15
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Die Trends verlaufen ausserdem flächendeckend zu Ungunsten der Vorlage; in allen Sprachregionen findet sich der allgemeine Trend zum Nein, allerdings bleibt die Zustim- mung in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz mehrheitlich. In der Deutschschweiz dagegen ist die Stimmung gekippt und die anfängliche Zustimmung ei- ner mehrheitlichen Ablehnung gewichen. Grafik 10 Trend Stimmabsicht 3 9 bestimmt dagegen nach Sprachregion: 21 10 13 20 15 25 26 Kinderabzüge 32 14 6 16 20 Bundessteuer 3 20 8 eher dagegen 23 19 22 7 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 22 8 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 5 39 44 5 teilnehmen würden: Wenn morgen schon 4 35 über die Steuerabzüge für Kinder weiss nicht/keine 7 35 abgestimmt würde, wären Sie dann Antwort bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen 26 23 31 27 oder bestimmt dagegen?" 19 in % Stimmberechtigter, 34 eher dafür 32 32 die bestimmt teilnehmen wollen 25 25 25 24 20 21 DCH/ 27. März ICH/ 27. März 2020 FCH/ 27. März 2020 DCH/ 09. August ICH/ 09. August September 2020 September 2020 September 2020 FCH/ 09. August bestimmt dafür DCH/ 06. FCH/ 06. ICH/ 06. 2020 2020 2020 2020 SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Argumente Auch argumentativ ist die Gegnerschaft im Vorteil. Zwar sind beide getesteten Pro-Ar- gumente mehrheitsfähig, jedoch weniger deutlich als die Argumente der Gegnerschaft. Zudem verläuft der Trend zu den argumentativen Haltungen zugunsten der Gegner- schaft der Vorlage. 63 Prozent der Teilnahmewilligen stimmen zu, dass auch Familien, welche ihre Kinder selber betreuen, von einem Steuerabzug profitieren sollen. Allerdings ist die Zustim- mung zu dieser Aussage klar rückläufig (-12%-Punkte). Dass der höhere Drittbetreu- ungsabzug die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördere, weil er verhindere, dass El- tern ihre Berufstätigkeit aus steuerlichen Überlegungen einschränken oder zeitweise aufgeben, findet bei 55 Prozent der Teilnahmewilligen Zuspruch (-4%-Punkte). Die Gegnerschaft überzeugt 72 Prozent der Teilnahmewilligen (-4%-Punkte), wenn sie anführt, dass Familien besser entlastet würden, wenn die Krankenkassenprämien für Kinder gesenkt, Betreuungsplätze vergünstigt oder Kinderzulagen erhöht würden. Die Botschaft der SP, dass es sich bei der Erhöhung der allgemeinen Kinderabzüge um ein Steuergeschenk für reiche Eltern handle, verfängt: 63 Prozent unterstützen diese Aus- sage (+5%-Punkte). Das vorgefundene Bild der Wirkung der Argumente deutet an, dass der Wunsch Familien zu entlasten durchaus eine Relevanz hat, die vorgeschlagene Massnahme jedoch mit ei- nem harten Kritikpunkt zu kämpfen hat – sie wird als Steuergeschenk für reiche ange- sehen, was ein Nein zur Vorlage befördert. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 16
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Trend in der Meinungsbildung Der Abstimmungskampf ist bei dieser Entscheidung wegweisend, was sich am spät ein- setzenden Angleich der Haltungen von Parteiwählerschaften und –spitzen einerseits, am deutlichen Meinungsumschwung über den letzten Monat hinweg andererseits zeigt. Die Meinungsbildung zu den Steuerabzügen für Kinder ist noch nicht abgeschlossen und nimmt einen für eine Behördenvorlage atypischen Verlauf. Zwar sprechen der Parolenspiegel und die Schätzung der Stimmberechtigen für ein Ja zu den Kinderabzügen am 27. September 2020. Die aktuellen Stimmabsichten, das vorge- fundene Konfliktmuster und der Trend sprechen aber für ein Nein. Die Gegnerschaft hat argumentativ aktuell die Oberhand, doch es gibt auch breit geteilte und wirksame Argu- mente für die Vorlage. Grundsätzlich sind für den weiteren Verlauf drei Szenarien denkbar. Erstens: Die Geg- nerschaft behält argumentativ die Oberhand und die Polarisierung zum Nein setzt sich weiter fort. Dann wird die Vorlage am 27. September 2020 abgelehnt. Zweitens ist denkbar, dass sich nun das Fenster der Befürworterschaft öffnet und sich die Meinungsbildung im weiteren Verlauf der Behördenposition anpasst. Die wäre mög- lich, wenn die Parteiparole der SVP greift und sich der Nein-Trend bei der CVP und Par- teiungebundenen sich nicht weiter fortsetzt. Der Schwung der Nein-Kampagne hätte in diesem Szenario den Zenit erreicht und der Ausgang der Abstimmung müsste als offen taxiert werden. Drittens könnet nun in der Schlussphase eine Polarisierung eintreten, wobei beide Seiten Boden gutmachen würden. In diesem Falle würde die Vorlage abgelehnt. Der vorgefundene Trend entspricht dem ersten Szenario. Allerdings existieren aufgrund der speziellen Umstände bedingt durch die Corona-Krise erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf die Mobilisierung und den weiteren Kampagnenverlauf. Die Entscheidung muss als offen eingestuft werden, auch wenn aktuell beachtliche Vorteile für die Geg- nerschaft existieren. STICHWORTE FÜR DIE BERICHTERSTATTUNG Mehrheitsverhältnisse gekippt: deutlicher Nein-Trend führt zu knappem Vor- sprung der Nein-Seite bei mittlerem Stand der Meinungsbildung Ausnahmefall der Meinungsbildung zu einer Behördenvorlage GPS, SP und SVP im Nein, Patt bei der GLP, FDP im Ja, Nein-Vorteile bei Parteiun- gebundenen. Elite-Basis-Konflikte bei SVP nur sechs Untergruppen noch im Ja (Tiefgebildete, höchste Einkommensgruppe, CVP, FDP, französisch- und italienischsprachige Schweiz) und in drei davon ver- läuft der Trend Richtung Nein (CVP, ICH, FCH). Insgesamt verhaltener Start, dann Einsetzen eines deutlichen Nein-Trends. Ab- stimmungskampf ist entscheidend. Deutungshoheit aktuell bei Gegnerschaft, Aus- gang mit Vorteilen für die Gegnerschaft offen ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 1 7
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 1.6 Vaterschaftsurlaub Gegenwärtige Stimmabsichten Eine klare Mehrheit von 61 Prozent der Teilnahmewilligen will "bestimmt" oder "eher" für die Einführung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubes stimmen. 35 Prozent äus- sern sich eher oder klar dagegen. 4 Prozent sind noch unentschieden. An diesen Mehr- heitsverhältnissen hat sich gegenüber August 2020 nichts relevant verändert. Grafik 11 Trend Stimmabsicht: bestimmt dagegen 21 Vaterschaftsurlaub 23 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 14 12 eher dagegen sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen würden: Wenn morgen schon 2 4 über die Einführung des Vaterschaftsurlaubes abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?" 22 19 weiss nicht/keine Antwort in % Stimmberechtigter, die bestimmt teilnehmen wollen eher dafür 41 42 bestimmt dafür 09. August 2020 06. September SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Die Erwartung der Stimmenden ist, dass der Vaterschaftsurlaub angenommen wird. Sie schätzen den Ja-Anteil im Mittel auf 55 Prozent. Stand der Meinungsbildung 65 Prozent der Stimmbürger haben sich bereits eine feste Meinung zur Vorlage gebildet und auch hier führt die Ja-Seite mit 42 zu 23 Prozent deutlich. Das Meinungsbild hat sich gegenüber der ersten Welle auf hohem Niveau leicht verfestigt (+3%-Punkte). Der Vaterschaftsurlaub geht mit einem eindeutig positiven Meinungsbild in die Schluss- phase des Abstimmungskampfes, was zusammen mit dem bereits früh gefestigten Mei- nungsbild (65% fest Entschiedene) die Wahrscheinlichkeit von grösseren Verschiebun- gen in den Stimmabsichten reduziert. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 18
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Konfliktmuster Das Konfliktmuster zum Vaterschaftsurlaub ist primär politisch und sozioökonomisch geprägt, denn die einzigen mehrheitlich ablehnenden Gesellschaftsgruppen sind SVP- Wähler*innen, regierungsmisstrauische Kreise und tief Gebildete. Ansonsten herrscht breiter gesellschaftlicher Konsens in der Frage des Vaterschaftsurlaubs. Der Ja-Anteil zum Vaterschaftsurlaub nimmt von links nach rechts ab, Ablehnung er- fährt die Vorlage aber nur bei SVP-nahen Wähler*innen. Die Zustimmung ist im Umfeld der CVP und FDP zwar leicht unter Druck geraten, es bleibt aber bei zustimmenden Mehrheiten. Damit folgen die Wähler*innen der sechs grössten Parteien mehrheitlich der Parole ihrer jeweiligen Partei. Es findet sich kein Elite-Basis Konflikt. Grafik 12 3 4 4 6 8 7 4 Trend Persönliche 8 15 6 2 4 1 9 8 3 15 17 20 25 21 20 bestimmt dagegen 16 Stimmabsicht nach 19 20 28 21 16 25 21 48 51 17 7 1 2 Parteibindung: 1 2 17 3 3 25 35 eher dagegen Vaterschaftsurlaub 18 25 24 18 14 28 77 73 70 68 1 61 3 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 55 17 42 18 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 39 37 weiss nicht/keine 32 31 31 Antwort teilnehmen würden: Wenn morgen schon über die Einführung des 16 14 Vaterschaftsurlaubes abgestimmt würde, CVP/ 06. September 2020 FDP/ 06. September 2020 GPS/ 06. September 2020 SVP/ 09. August 2020 GLP/ 06. September 2020 GPS/ 09. August 2020 GLP/ 09. August 2020 wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, FDP/ 09. August 2020 SP/ 06. September 2020 Parteiungebundene/ 09. August 2020 SP/ 09. August 2020 Parteiungebundene/ 06. September 2020 CVP/ 09. August 2020 SVP/ 06. September 2020 eher dagegen oder bestimmt dagegen?" eher dafür in % Stimmberechtigter, die bestimmt teilnehmen wollen bestimmt dafür SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Bürger*innen, welche der Regierung grundsätzlich vertrauen, unterstützen die Vorlage deutlich (67% eher/bestimmt dafür). Bürger*innen die jedoch der Regierung miss- trauen, sind gegen die Einführung eines Vaterschaftsurlaubes (56% eher/bestimmt da- gegen). ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 19
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Das Meinungsbild erweist sich über die Sprachgrenzen hinweg als gefestigt und fällt überall zugunsten des Vaterschaftsurlaubs aus. Am höchsten ist die Zustimmung in der französischsprachigen Schweiz. Mehrheitlich ist sie auch in der deutsch-und italie- nischsprachigen Schweiz, allerdings zeigt sich dort grösserer Widerstand gegen die Vor- lage. Während dieser Widerstand in der Deutschschweiz bereits vor einem Monat er- sichtlich war, hat er sich in der italienischsprachigen Schweiz mit dem Einsetzen der Hauptkampagnenphase ausgeweitet. Grafik 13 Trend Persönliche 7 8 bestimmt dagegen Stimmabsicht nach 12 19 26 26 13 Sprachregion: 2 8 3 17 Vaterschaftsurlaub 3 21 eher dagegen 15 13 21 32 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 3 3 31 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen würden: Wenn morgen schon 19 19 18 über die Einführung des weiss nicht/keine Vaterschaftsurlaubes abgestimmt würde, Antwort wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?" 56 46 in % Stimmberechtigter, 40 39 41 39 eher dafür die bestimmt teilnehmen wollen DCH/ 09. August ICH/ 09. August FCH/ 09. August September 2020 September 2020 September 2020 bestimmt dafür DCH/ 06. FCH/ 06. ICH/ 06. 2020 2020 2020 SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Weiter besteht der Zusammenhang zur Generationen- respektive zur Betroffenheits- frage fort. Die Zustimmung der jüngsten Altersgruppe ist der Vorlage sicher, dann nimmt sie mit zunehmendem Alter ab (18-39-jährige: 81%, 40-64-jährige: 58%, 65+- jährige: 49% eher/bestimmt dafür). Bei Pensionierten ist die anfängliche Zustimmung einer Pattsituation gewichen. Und Personen mit geringer Bildung hätten den Vater- schaftsurlaub als dritte Wähler*innengruppe mehrheitlich abgelehnt (50% eher/ be- stimmt dagegen). Mittel- und Hochgebildete hätten der Vorlage mehrheitlich zuge- stimmt. Trend in der Meinungsbildung Der Zustimmungswert zum Vaterschaftsurlaub dürfte sich nicht mehr dramatisch ver- ändern. Erstens ist der Vorsprung der Ja-Seite mit 28 Prozentpunkten hoch. Zweitens sind die geäusserten Stimmabsichten hochgradig gefestigt. Drittens herrscht mit nur drei ablehnenden Bevölkerungsgruppen (SVP-Wählerschaft, Regierungskritische und Personen mit tiefem Bildungsniveau) relativ breiter gesellschaftlicher Konsens in der Frage des Vaterschaftsurlaubes. Ein Ja zum Vaterschaftsurlaub ist das wahrscheinliche Szenario für den 27. September 2020. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 2 0
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Einzig wenn die Gegnerschaft im Verlauf der Hauptkampagne noch die Oberhand gewin- nen sollte, könnte eine einseitige Polarisierung Richtung Nein einsetzen. Aufgrund des grossen Vorsprungs der Ja-Seite und der Erstbeurteilung der Argumente wäre eine Um- kehr der Mehrheitsverhältnisse aber selbst in diesem Fall eine grosse Überraschung. STICHWORTE FÜR DIE BERICHTERSTATTUNG Vorsprung der Ja-Seite bleibt bei fortgeschrittenem Stand der Meinungsbildung erhalten. Parteipolitisches Konfliktmuster SVP versus Rest. Hohe Zustimmung von GPS, SP, GLP und Parteiungebundenen, mehrheitliche aber unter Druck geratene Zustim- mung von CVP und FDP. Regierungsmisstrauische und Personen mit tiefem Bildungsniveau im Nein, er- höhte Nein-Anteile in der Deutschschweiz, bei Pensionierten und tiefen Haus- haltseinkommen. Normalfall der Meinungsbildung zu einer Behördenvorlage, wenn auch kaum ein Trend existiert. Meinungen waren früh bereits gemacht. Eine Annahme des Vaterschaftsurlaubes ist das realistischste Szenario für den 27. September, denn selbst wenn die Gegnerschaft noch zu überzeugen vermag, könnte die den Ja-Vorsprung kaum noch einholen. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 2 1
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 1.7 Beschaffung Kampfflugzeuge Gegenwärtige Stimmabsichten Drei Wochen vor der Abstimmung wurden 56 Prozent der Teilnehmenden bestimmt oder eher für die Beschaffung von Kampflugzeugen in der vorgeschlagenen Form stimmen.- Bestimmt oder eher dagegen sind 40 Prozent. Nur 4 Prozent wollen zwar bestimmt teil- nehmen, sind aber noch nicht entschieden. Die Verschiebungen zwischen dem Ja- und dem Nein-Lager sind gering, womit sich erste Meinungen eher verstärkt, als geändert haben. Zwar macht die Opposition etwas Boden gut, was sich aber innerhalb des Un- schärfebereichs bewegt. Die Stimmenden selber erwarten deutlich stärker als noch An- fang August ein Ja. Grafik 14 Trend Stimmabsicht: bestimmt dagegen Beschaffung 24 27 Kampfflugzeuge eher dagegen "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 15 13 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen würden: Wenn morgen schon 3 über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge 4 abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen weiss nicht/keine 22 Antwort oder bestimmt dagegen?" 19 in % Stimmberechtigter, die bestimmt teilnehmen wollen eher dafür 36 37 bestimmt dafür SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im 09. August 2020 06. September Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Stand der Meinungsbildung 64 Prozent haben eine feste Meinung dafür oder dagegen. Die Meinungsbildung war bei der ersten Befragungswelle schon mittel bis hoch ausgeprägt, dieses Bild hat sich nun noch verfestigt. Konfliktmuster Konstant bestätigt sich eine scharfe Trennlinie zwischen den Linksparteien einerseits und den bürgerlichen Regierungsparteien andererseits. Kritisch sind weiterhin Partei- ungebundene. In dieser Gruppe sind aber weiterhin viele nur tendenziell entschieden. Bei der GLP hat sich das polarisierte Bild weiter verfestigt, wobei im Lager der Anhänger- schaft der GLP eher die Kritik an der Beschaffung zunimmt. Somit zeichnet sich ein knapper Elite-Basis-Konflikt ab, weil die GLP-Delegierten eine Ja-Parole beschlossen haben. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 2 2
KURZ BE RI CHT 2 . WE L L E DE R " SRG - T RE NDUM F RA G E N " ZUR V O L KSA BST I M M UNG V O M 2 7. SE PT E M BE R 2 0 2 0 Das Regierungsvertrauen hilft dieser Vorlage weiterhin, um die Mehrheit zu sichern. Re- gierungskritische Kreise sind etwas stärker gegen die Beschaffung, sie wollen aber wei- terhin mehrheitlich der Vorlage zustimmen. Grafik 15 Trend Persönliche 25 12 12 10 10 11 11 30 9 7 30 Stimmabsicht nach 10 14 9 31 13 2 3 bestimmt dagegen 3 3 3 54 52 5 Parteibindung: 60 58 20 15 25 22 22 Beschaffung 26 35 30 25 27 6 3 eher dagegen Kampfflugzeuge 18 19 17 3 3 16 28 16 15 16 59 62 2 54 5 2 6 44 43 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 16 40 17 17 11 29 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 19 25 25 weiss nicht/keine Antwort teilnehmen würden: Wenn morgen schon 6 11 9 5 über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge CVP/ 06. September 2020 GPS/ 06. September 2020 GLP/ 06. September 2020 FDP/ 06. September 2020 SVP/ 09. August 2020 Parteiungebundene/ 06. September 2020 CVP/ 09. August 2020 FDP/ 09. August 2020 GPS/ 09. August 2020 GLP/ 09. August 2020 Parteiungebundene/ 09. August 2020 SP/ 06. September 2020 SP/ 09. August 2020 SVP/ 06. September 2020 abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?" eher dafür in % Stimmberechtigter, die bestimmt teilnehmen wollen bestimmt dafür SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Ein recht grosser Sprachgraben zeichnet sich ab. Während das Ja in der deutschsprachi- gen Schweiz unverändert klar überwiegt, weitet sich die Kritik in der lateinischsprachi- gen Schweiz aus. In der französischsprachigen Schweiz erreicht das Nein zwischenzeit- lich die Mehrheitsmarke. Die Chance auf Nein-Kantone aus der Romandie ist intakt. Grafik 16 Trend Persönliche Stimmabsicht nach 23 24 19 bestimmt dagegen 28 28 Sprachregion: 37 Beschaffung 13 13 19 eher dagegen Kampfflugzeuge 4 4 19 5 17 13 "Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie 3 21 18 5 sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung 5 teilnehmen würden: Wenn morgen schon 28 weiss nicht/keine Antwort über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge 25 23 abgestimmt würde, wären Sie dann 21 bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?" 39 41 eher dafür 29 27 in % Stimmberechtigter, 25 24 die bestimmt teilnehmen wollen September 2020 August 2020 August 2020 August 2020 September 2020 September 2020 DCH/ 09. FCH/ 09. ICH/ 09. bestimmt dafür DCH/ 06. ICH/ 06. FCH/ 06. SRG-Trend/gfs.bern, Abstimmung vom 27. September 2020 im Trend, 2. Welle, 02. – 10. September 2020 (n = 16684) Während die Vorlage in den Städten kontrovers beurteilt wird und die Ja-Seite nur einen geringen Vorsprung hat, reduziert sich die Nein-Seite auf dem Land und in den Agglo- merationen auf ein gutes Drittel der bisher mobilisierten Stimmberechtigten. ©gfs.ber n | M ensc hen.M ei nu ngen. M är kte. | S eptem ber 2 02 0 | 2 3
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