Wege aus der Wachstumsabhängigkeit in Schweizer Berggebieten: Das Potenzial Sozialer Innovationen
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Wege aus der Wachstumsabhängigkeit in Schweizer Berggebieten: Das Potenzial Sozialer Innovationen Heike Mayer, Universität Bern, GIUB & CRED Irmi Seidl (WSL) Monika Bandi-Tanner (Universität Bern, CRED-T) Andrea Winiger (Universität Bern, WSL) Samuel Wirth (Universität Bern, CRED-T) Pascal Tschumi (Universität Bern, CRED) www.sozinno.unibe.ch
Die Schweizer Berggebiete Vielfältige Herausforderungen Geforderte Lösungsansätze • Demographie • Sektor-übergreifende Koordination • Migration & wachsende Mobilität • Regierungsebene-übergreifende Politik • Grundversorgung • Zusammenarbeit zwischen lokalen und ausserlokalen Akteuren • Strukturwandel (Industrie 4.0) • Vernetzung und Einbeziehung aller • Innovation & Unternehmertum Interessengruppen • Natürliche Ressourcen & Klimawandel • Nutzbarmachung lokaler Ressourcen Quelle: Mayer et al. 2014: 13-17 Quelle: Bachtler et al. 2017, Bosworth et al. 2016
Soziale Innovationen als neue Lösungsansätze Soziale Innovationen = Sektor-übergreifende Lösungen für genannte Herausforderungen (e.g Bock 2016, Noack et. al. 2019) = (neo-endogene) Treiber für Regionalentwicklung (e.g Neumeier 2012, Noack et. al.2019) Quelle: www.blago-bung.ch/media/impressionen, http://www.hasliberg.ch/, Jungfrau Region
Soziale Innovationen “[…] social innovation involves new forms of collaboration, whether at an individual or organizational level often implying new and less hierarchical relationships between government, civil society and citizens. This subsequently leads to new ideas (or innovations).” (Ayob et al. 2016: 648)
Soziale Innovationen als alternative Lösung? Forschungslücke I Forschungslücke II Forschungslücke III Fokus bestehender Forschung Es wurden vorwiegend Wenig Literatur zu den Effekten vorwiegend auf marginalisierte / schrumpfende von Sozialen Innovationen. zivilgesellschaftlichen Regionen untersucht In welcher Beziehung stehen Akteur*innen (Bock 2016, Noack & Federwisch 2019) soziale Innovationen mit (Bock 2016, Ludvig et. al. 2018, Bosworth Wachstum? 2016, Noack & Federwisch 2019) (Rehfeld & Terstriep 2017) Wir haben einen breiteren Wir untersuchen auch Analyse von Auswirkungen von Fokus und berücksichtigen alle prosperierende / wachsende sozialen Innovationen auf Akteur*innen Bergregionen. Wachstumsabhängigkeiten
Aktuelle Forschungsfragen Welche Sozialen Innovationen gibt es im Schweizer Berggebiet? Wie können diese charakterisiert werden? Welche Akteur*innen sind involviert? In welchen Kontexten entstehen sie? Können Soziale Innovationen zu einer Wachstumsunabhängigkeit von Unternehmen und Regionen beitragen?
Inventar der Sozialen Innovationen Analyse-Raster 10 Beurteilungskriterien: Soziale Innovation oder nicht? 15 Beurteilungskriterien: Zusätzliche Ausprägungen?
Inventar der Sozialen Innovationen Datenquellen Online-Umfrage Gemeinden (3%) Fragen zu Sozialen Innovationen in 76 Gemeinden der Region Desktop Research (19%) Zeitungsanalyse / Wichtiger Akteur*innen / Google-Suche Datenbanken (78%) 9 Datenbanken von Innovationspreisen / Förderprogrammen Total 921 Projekte
Erste Erkenntnisse aus dem Inventar Beurteilte Projekte = 921 Identifizierte Soziale Innovationen (SI) = 67 Akteur*innen Am häufigsten an der Entstehung einer Sozialen Innovation beteiligt sind: Unternehmen Privatpersonen Öffentliche Institutionen (bei 40% der SI) (bei 34% der SI) (bei 22% der SI) Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen: Tourismusorg. Vereine (bei 17% der SI) (bei 16% der SI)
Erste Erkenntnisse aus dem Inventar Kontexte in denen wir soziale Innovationen gefunden haben Innertkirchen Grindelwald Thun Peripherer ländlicher Raum Periurbaner ländlicher Raum Stadt im Berggebiet Sozio-ökonomische Schrumpfung Sozio-ökonomisches Wachstum Urbaner Kontext Käsereifungslager Emissionsfreies Pistenfahrzeug GartenGemeinschaft Käsereibetrieb, Genossenschaften, Gemeinde Verein, Bergbahnunternehmen, Universität Vereine Quelle: https://www.gadmen-dolomiten.ch/blog/portfolio-item/kaesereifungslager-innertkirchen/, https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/42110/, https://www.aerdele.ch
Erste Erkenntnisse aus dem Inventar Potentielle Wachstumswirkungen der Sozialen Innovationen Käsereifungslager Emissionsfreies Pistenfahrzeug GartenGemeinschaft Käserei-Betrieb Effizienzerhöhung Unternehmen Selbstversorgung, reduziert ABER: Verhindert Wachstum nat. - Ersetzt evtl. Wachstumsstrategie? Ausgaben für Lebensmittel Grossmolkereien - Frei werdende Mittel werden in (Konsum) Wachstum investiert - Evtl. Arbeitszeitreduktion Lokale Arbeitsplätze Erhöhte Attraktivität, zieht mehr Substituiert Produkte von Wertschöpfung Bauernbetriebe Kundschaft an wachstumsorientierter ABER substituiert dadurch Lebensmittelindustrie quantitatives Wachstum Erforschung von Wachstumswirkungen braucht eine vertiefte Analyse.
Fazit Abhängig vom Kontext? 1 Potentielle Wachstumswirkungen = heterogen! Abhängig von Akteur*innen? Es gibt Strategiediskussionen und Erfahrungen von Postwachstumsunternehmen. Positionierung in Nischenmarkt / Regionalisierung / Zusammenarbeit Mitarbeitende / Einsatz von Ressourcen / Dienstleistungen anstatt Verkauf / Neue Formen der Zusammenarbeit mit Kundschaft und Lieferant*innen 2 (Gebauer 2018, Mewes & Gebauer 2015, Posse 2016, Deimling 2017, Gebauer et al. 2017) Unternehmen sind oft bei der Entstehung von Sozialen Innovationen beteiligt. Sind Soziale Innovationen besonders geeignet zur Umsetzung dieser Strategien? Welche potenziellen Wachstumswirkungen können Soziale Innovationen haben? 3 Wachstum ankurbelnd? Wachstumsabhängigkeiten reduzierend?
Ausblick Zukünftige Forschungsfragen Spezieller Fokus * Unter welchen Rahmenbedingungen * Baubranche entstehen Soziale Innovationen? * Tourismus * Welche Rolle spielt Wachstum dabei? * Gesundheitsindustrie * Können Soziale Innovationen dazu beitragen Wachstumsabhängigkeiten zu reduzieren? Methoden * Innovationsbiographien Zeithorizont: 2018 - 2022 * Q-Methode
Literaturverzeichnis Bock, B. B. (2016) ‘Rural Marginalisation and the Role of Social Innovation; A Turn Towards Nexogenous Development and Rural Reconnection’, Sociologia Ruralis, 56(4), pp. 552–573 Deimling, D. (2016) Sinnstrukturen und Muster nachhaltiger Unternehmen im Kontext der Wachstumskritik – Eine Untersuchung unter Einsatz einer Systemaufstellung. Universität Bremen. Eduardo Pol, S. V. (2009) ‘Social Innovation : Buzz Word Or Enduring Term ? University of Wollongong’, 38, pp. 878–885. Gebauer, J. (2018) ‘Towards Growth-Independent and Post-Growth-Oriented Entrepreneurship in the SME Sector’, Management Revue, 29(3), pp. 230–256.. Gebauer, J., Lange, S. and Posse, D. (2017) ‘Wirtschaftspolitik für Postwachstum auf Unternehmensebene: Drei Ansätze zur Gestaltung’, in Adler, F. and Schachtschneider, U. (eds) Postwachstumspolitiken : Wege zur wachstumsunabhängigen Gesellschaft. München: oekom, pp. 239–251. Ludvig, A. et al. (2018) ‘Mapping European and forest related policies supporting social innovation for rural settings’, Forest Policy and Economics, 97, pp. 146–152. Mayer, H. et al. (2014) ‘Expertenbericht zuhanden des SECO für eine Strategie des Bundes für die Berg- gebiete und ländlichen Räume der Schweiz’, pp. 1–57. Mewes, H. and Gebauer, J. (2015) ‘Transformative Potenziale von Unternehmen, die nicht wachsen wollen’, Ökologisches Wirtschaften, 30(3), p. 27. Müller-Jentsch, D. (2017) Strukturwandel im Schweizer Berggebiet: Strategien zur Erschliessung neuer Wertschöpfungsquellen, Avenir Suisse. Zürich. Neumeier, S. (2012) ‘Why do Social Innovations in Rural Development Matter and Should They be Considered More Seriously in Rural Development Research? - Proposal for a Stronger Focus on Social Innovations in Rural Development Research’, Sociologia Ruralis, 52(1), pp. 48–69. Noack, A. and Federwisch, T. (2019) ‘Social Innovation in Rural Regions: Urban Impulses and Cross-Border Constellations of Actors’, Sociologia Ruralis. John Wiley & Sons, Ltd (10.1111), 59(1), pp. 92–112. Pennekamp, J. (2011) Wohlstand ohne Wachstum Ein Literaturüberblick. 11/1. Köln. Posse, D. (2015) Zukunftsfähige Unternehmen in einer Postwachstumsgesellschaft. Heidelberg: Vereinigung für Ökologische Ökonomie. Posse, D. (2016) ‘Postwachstum als Herausforderung für Unternehmen’, Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis, 2(August), pp. 28–36. Regiosuisse (2016) Die Neue Regionalpolitik (NRP)
Von welchem Wachstum reden wir überhaupt? Unternehmenswachstum Regionales Wachstum Nationales Wachstum (Unternehmen i.w.S.) , , * Absatzvolumen * Wertschöpfung Unternehmen * BIP * Produktionsvolumen * Arbeitsplätze * NWI Nat. Wohlfahrtsindex * Auftragsvolumen * Wettbewerbsfähigkeit * Umsatz * Innovationsfähigkeit * Cash Flow * Steueraufkommen * Marktanteile * Regionales BIP * Arbeitsplätze * Gewinn * Return of Investment Analyse auf unterschiedlichen Ebenen mit unterschiedlichen Indikatoren Quelle: Posse 2016, Regiosuisse 2016
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