Why coffee is the real social network - Mit Coffee Lectures Wissenschaftler und Lehrende erreichen - Bibliotheksforum Bayern

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Why coffee is the real social network
Mit Coffee Lectures Wissenschaftler und Lehrende erreichen

Von Christine Faidt und Tina Grahl

  Die Hochschulbibliothek ist die zentrale Informations-     che Mitarbeiter und Professoren“, anzusprechen. Aufge-
einrichtung der Hochschule Aschaffenburg. Hauptziel-         fallen war, dass diese Zielgruppe über Angebote bzw. Än-
gruppe sind circa 3.400 Studierende sowie 300 Professo-      derungen in den Angeboten der Bibliothek nicht ausrei-
ren1 und Mitarbeiter. Der Bestand orientiert sich am Stu-    chend informiert ist. Zugleich ist die Zielgruppe als Multi-
dienangebot in den Wirtschafts-, Rechts- und Ingenieurs-     plikator für Studierende sehr wichtig. Wenn Lehrende
wissenschaften sowie den Forschungstätigkeiten der Wis-      nicht wissen, dass für eine Datenbank neuerdings ein Re-
senschaftler. Zu den Dienstleistungen zählen u. a. der Pu-   mote Access zur Verfügung steht oder dass die Bibliothek
blikationsserver der Hochschule sowie Beratungs- und         eine bestimmte Fachzeitschrift im Bestand hat, dann kön-
Schulungsangebote. Das Bibliotheksteam besteht aus sie-      nen sie diese Information auch nicht an Studierende wei-
ben Mitarbeitern, von denen zwei mit der Vermittlung von     tergeben. Ziel war es daher, neue wie langjährige wissen-
Informationskompetenz betraut sind.                          schaftliche Mitarbeiter und Professoren besser zu errei-
                                                             chen, um sie über neue Angebote bzw. Änderungen zu in-
                                                             formieren und zugleich die Bibliothek als Ansprechpartner
Hintergrund und Motivation                                   rund um das wissenschaftliche Arbeiten zu positionieren.

  Im Wintersemester 2016/17 hat die Hochschulbibliothek        Die Besonderheit dieser Zielgruppe ist, dass Zeit eine
Aschaffenburg ihr Kommunikationskonzept überarbeitet         knappe Ressource ist. Informations- oder Schulungster-
und Ideen gesammelt, um die Zielgruppe, „Wissenschaftli-     mine mit einer Dauer über 60 Minuten werden kaum

                                                             BIBLIOTHEKSFORUM BAYERN                       12 | 2018
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FORUM
                       AUS- UND FORTBILDUNG

Twitter-Posts zu den   wahrgenommen. Daraus folgte die Überlegung, dass ein          Konzept CoffeeLecture@HAB
    Coffee Lectures    deutlich kürzeres Format angeboten werden muss. Hinzu
                       kommt, dass die Zielgruppe ihr Informationsdefizit selbst       Das Konzept Coffee Lecture wurde an der Hochschulbi-
                       i. d. R. nicht als solches wahrnimmt. Klassische Schulungs-   bliothek Aschaffenburg leicht verändert übernommen.
                       angebote wie Recherchekurse oder Informationsveran-           Beibehalten wurde neben dem kostenlosen Kaffee der Ter-
                       staltungen zu neuen Angeboten werden daher nicht be-          min in der Mittagspause. Statt 10 bis 15 Minuten planen
                       sucht. Das Angebot muss in der Folge möglichst eng auf        wir die Coffee Lecture jedoch mit 30 Minuten, sodass auch
                       die Zielgruppe zugeschnitten sein, interessant wirken und     bei umfassenderen Themen wie beispielsweise „Open Ac-
                       einen Neuigkeitswert offerieren.                              cess publizieren“ die Zeit für Nachfragen und Austausch
                                                                                     im Anschluss an den Informationsvortrag gesichert ist.
                         Unter den gesammelten Ideen befand sich auch das
                       Konzept Coffee Lecture als eine zeitlich kurze Veranstal-       Mögliche Themen für die Coffee Lectures waren schnell
                       tungsform. Bei einer Tasse Kaffee in der Mittagspause wird    gesammelt. Zum einen gab es im Rahmen der Erstellung
                       in 10 bis 15 Minuten zu einem Thema informiert. Entwi-        des Kommunikationskonzeptes eine Liste von Themen, von
                       ckelt wurde das Konzept vom Informationszentrum Che-          denen wir annahmen, dass sie für die Zielgruppe interes-
                       mie, Biologie, Pharmazie der ETH Zürich. Mittlerweile ha-     sant wären, für die uns aber noch das Format fehlte. Zum
                       ben es andere Einrichtungen wie die KIT-Bibliothek in         anderen haben wir uns von den Themen der bereits veran-
                       Karlsruhe oder die UB Dortmund adaptiert.                     stalteten Coffee Lectures der ETH Zürich anregen lassen.
                                                                                     Bei der Themenauswahl spielen aktuelle Fragestellungen
                         Vorteil des Formates ist zum einen, dass sich der kurze     eine zentrale Rolle: Als Reaktion auf die unklare Vergü-
                       Termin als Teil der Mittagspause tendenziell leichter wahr-   tungserfassung durch die VG-Wort (Einzelerfassung) wur-
                       nehmen lässt. Zum anderen fördert die Coffee Lecture als      de im Sommersemester 2017 jeweils eine Coffee Lecture
                       Präsenzformat stärker den Austausch als digitale Informa-     zu den Themen „Open Educational Ressources (OER)“ und
                       tionskanäle wie z. B. eine E-Mail. Daher wurde die Umset-     „E-Books in Moodle“ veranstaltet. Zudem wurden die The-
                       zung einer ersten Coffee Lecture beschlossen.                 men auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft. Um ein Thema in
                                                                                     30 Minuten kompakt darzustellen, müssen eventuell wei-
                                                                                     tere inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden. Bisherige
                                                                                     Themen waren „Publizieren mit OPUS“, „Open Educational
                                                                                     Ressources (OER)“, „E-Books in Moodle“, „Open Access pu-
                                                                                     blizieren“ (im Rahmen der internationalen Open Access
                                                                                     Week mit einem Gastvortrag von Dr. Tilo Gockel, For-

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Werbeplakat zur Coffee Lecture

                                                             „ResearchGate & Co.: Soziale Netzwerke für Wissenschaft-
                                                             ler“ eine Einführung in akademische Netzwerke wie Rese-
                                                             archGate und Mendeley gegeben, um im Anschluss auch
                                                             einen kritischen Blick auf diese zu werfen. In der Diskussi-
                                                             on mit den Teilnehmenden wurde deutlich, dass viele der
                                                             – v. a. datenschutzrechtlichen – Kritikpunkte auch von den
                                                             wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren geteilt
                                                             werden. Daher wurde am Ende auf das hochschuleigene
                                                             Repository OPUS verwiesen. Auch am Repository gibt es
                                                             berechtigte Kritikpunkte, der direkte Vergleich mit Platt-
                                                             formen wie ResearchGate und Mendeley zeigt jedoch
                                                             schnell die Vorteile: Möchte ein Wissenschaftler seine For-
                                                             schungsergebnisse legal als Volltexte zur Verfügung stel-
                                                             len, ist das Repository die erste Wahl. In der Coffee Lecture
                                                             „ResearchGate & Co.: Soziale Netzwerke für Wissenschaft-
schungsreferent der Hochschule Aschaffenburg), „Rese-        ler“ wurde somit auch das hochschuleigene Repository
archGate & Co.: Soziale Netzwerke für Wissenschaftler“       OPUS beworben.
und „E-Books & Co. im Home Office nutzen“.
                                                               Im Jahr 2017 konnten von Mai bis November fünf Ter-
                                                             mine umgesetzt werden. An diesen nahmen insgesamt 53
Umsetzung                                                    Personen teil, wobei sowohl wissenschaftliche Mitarbeiter
                                                             als auch Professoren anwesend waren. Die Teilnehmenden
  Die Organisation der Coffee Lectures wird durch drei       stammen aus beiden Fakultäten der Hochschule Aschaf-
Mitarbeiterinnen übernommen. Die Themenwahl, Einar-          fenburg, wenn auch die Fakultät Ingenieurwissenschaften
beitung in das Thema und Durchführung der jeweiligen         deutlich stärker vertreten ist.
Veranstaltung liegen bei zwei Mitarbeiterinnen mit dem
Schwerpunkt Informationskompetenz. Unterstützt wer-            Die Teilnehmenden stellen während und im direkten An-
den sie durch eine Mitarbeiterin, die sich um Kaffee, Tee    schluss an die Coffee Lecture viele interessierte Fragen.
und Kuchen kümmert.                                          Auch im Nachhinein melden sich Teilnehmende per E-Mail
                                                             mit Nachfragen und Feedback. Dabei wird auch Kritik ge-
  Die Einarbeitung in die Themen ist unterschiedlich zeit-   äußert. Diese Kritik ist stets sehr wertschätzend und kon-
intensiv. Aktuelle Themen wie „ResearchGate & Co.: Sozia-    struktiv, sie ist nicht als Kritik an der Bibliothek oder den
le Netzwerke für Wissenschaftler“ nehmen mehr Zeit in        Mitarbeitern gemeint, sondern bezieht sich tatsächlich auf
Anspruch. Andere Themen bedürfen weniger Einarbeitung        einzelne Angebote. Durch diesen Austausch ist es den Bi-
und sind daher schnell umgesetzt. Beispielsweise wurde       bliotheksmitarbeitern möglich, aktuelle Probleme und
für die Coffee Lecture „E-Books in Moodle“ das bereits       Wünsche der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Profes-
existierende Video-Tutorial aufbereitet (Hochschulbiblio-    soren wahrzunehmen und auf diese zu reagieren.
thek Aschaffenburg 2017). Sinnvoll ist sicherlich ein aus-
geglichener Wechsel zwischen mehr und weniger zeitin-          Die Materialien wie Präsentationen oder Informations-
tensiven Themen. So bleibt der Zeitaufwand überschaubar.     seiten stehen unter Creative Commons CC-BY frei zu-
Das Format Coffee Lecture ist dann auch für Hochschulbi-     gänglich und zur Nachnutzung auf www.h-ab.de/ueber-
bliotheken mit wenig Personal umsetzbar.                     uns/organisation/einrichtungen/bibliothek/coffee-lectu
                                                             res/ zur Verfügung. So können auch Hochschulangehöri-
  In der Coffee Lecture werden die teilweise eher biblio-    ge, die den Termin nicht wahrnehmen konnten, auf die
theksfremden Themen am Ende mit Angeboten der Biblio-        Präsentation und Materialien zugreifen.
thek zusammengeführt. So wurde in der Coffee Lecture

                                                             BIBLIOTHEKSFORUM BAYERN                        12 | 2018
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                                       AUS- UND FORTBILDUNG

                                                                      Marketing                     Bibliothek erhält dadurch Einblick in aktuelle Fragestellun-
                                                                                                    gen der Zielgruppe. Fragen, Probleme und Kritik sowie
                                                                        Auf die Veranstaltungen     Wünsche der wissenschaftlichen Mitarbeitern und Profes-
                                                                      werden wissenschaftliche      soren werden sichtbar, sodass die Bibliothek durch Hin-
                                                                      Mitarbeiter und Professo-     weise auf ihr Angebot, Erweiterungen und Anpassungen
                                                                      ren in einer E-Mail hinge-    im Angebot oder vorgeschlagene Alternativen reagieren
                                                                      wiesen. Eine Coffee Lectu-    kann. Die Kontakte zu wissenschaftlichen Mitarbeitern
                                                                      re pro Semester wird zu-      und Professoren werden mit jeder Veranstaltung weiter
                                                                      sätzlich mit Kaffeegut-       ausgebaut bzw. intensiviert.
                                                                       scheinen beworben. Diese
                                                                      werden in Veranstaltun-         Mit 53 Teilnehmenden waren die fünf Termine gut be-
                                                                      gen wie hochschulinter-       sucht. Einige Teilnehmende haben bereits mehrere Termi-
                                                                      nen Informationsveran-        ne der Veranstaltungsreihe besucht. Das Konzept der Cof-
                                                                      staltungen und Fortbil-       fee Lecture hat sich als für die Zielgruppe sehr geeignet er-
                                                                      dungen verteilt bzw. in zur   wiesen. Aufwand und Nutzen stehen in einem guten Ver-
                                                                      Abholung bereitstehenden      hältnis. Auch über die einzelne Coffee Lecture hinaus ist
                                                                      Büchern für Nutzer der        der positive Effekt bereits nach wenigen Veranstaltungen
                                                                      entsprechenden Zielgrup-      spürbar. Durch die eher informelle Atmosphäre mit Kaffee
                                                                      pe hinterlegt. Ergänzend      und Kuchen entstehen im Anschluss an die Veranstaltun-
           Coffee-Lecture-Gutschein    dazu wird – je nach Thema – in den Dekanaten und Auf-        gen spannende Gespräche und ein lebendiger Austausch
                                       enthaltsräumen der Mitarbeiter und Professoren ein Pla-      auch zu anderen Themen, die die anvisierte Zielgruppe be-
                                       kat aufgehängt. Als Social-Media-Kanal wird der Twitter-     wegen. Die Coffee Lectures helfen der Bibliothek, ihr sozia-
                                       Account der Hochschulbibliothek @hsb_ab genutzt. Über        les Netzwerk innerhalb der Hochschule zu stärken.
                                       Twitter werden die Veranstaltungen angekündigt und das
                                       im Anschluss bereitgestellte Material beworben.
                                                                                                    Anmerkungen

                                       Fazit                                                          Hochschulbibliothek Aschaffenburg (2017): E-Medien in
                                                                                                    Moodle verlinken. Online verfügbar unter https://www.
                                         Das Veranstaltungsformat Coffee Lecture hat bereits        youtube.com/watch?v=oBZ8tR6KiEw
                                       nach wenigen Terminen die Erwartungen erfüllt. Die Ziel-
                                       gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Professo-        Renn, Oliver (2014): „Anwenderschulung zur computer-
                                       ren fühlt sich angesprochen und nimmt die Termine wahr.      gestützten Informationsbeschaffung für Fortgeschrittene“
                                       Der sich dabei entwickelnde Austausch zwischen der Ziel-     oder doch lieber in die Coffee Lectures? In: Information -
                                       gruppe und den Mitarbeitern der Bibliothek während und       Wissenschaft & Praxis 65 (3), S. 190–194. DOI: 10.
                                       im Anschluss an die Veranstaltung hat unsere Erwartun-       1515/iwp-2014-0038
                                       gen dabei sogar noch übertroffen.
                                                                                                      Tangen, Diana M. (2015): Die Coffee Lectures. Infohäpp-
                                         Durch die Coffee Lectures kann sich die Bibliothek zu      chen zur Mittagszeit in der KIT-Bibliothek. In: b.i.t. online
                                       Themen aus den Bereichen Lehre, Forschung und wissen-        18 (6), S. 513–515. Online verfügbar unter www.b-i-t-
                                       schaftliches Publizieren als Ansprechpartner auf Augen-      online.de/heft/2015-06-nachrichtenbeitrag-tangen.pdf
                                       höhe positionieren. Die Themen der Coffee Lectures sind
                                       aktuell und orientieren sich an dem Bestand bzw. dem Ser-     Hinweis:
                                       viceangebot der Bibliothek.
                                                                                                     Im Text wird für das bessere Leseverständnis
                                         Durch den Austausch werden auch über das Thema der          die männliche Form benutzt. Selbstverständlich ist
                                       Veranstaltung hinausgehende Inhalte angesprochen. Die         hiermit auch die weibliche Form gemeint.
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                                                                                                    DIE AUTORINNEN:
                                                                                                    Tina Grahl M. A. und Christine Faidt sind Mitarbeiterinnen
                                                                                                    der Hochschulbibliothek der Hochschule Aschaffenburg.

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