Invest Wie Daten die Welt verändern - acrevis

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invest
Ihre Anlageperspektiven
                          03
                          2019

Vermessung der Welt

Wie Daten
die Welt
verändern
Invest Wie Daten die Welt verändern - acrevis
«Die gefährlichste aller Welt­
anschauungen ist die der Leute, welche
   die Welt nie angeschaut haben.»

        Zitat von Alexander von Humboldt, Naturforscher
Invest Wie Daten die Welt verändern - acrevis
Geschätzte Leserin,
                         geschätzter Leser

Wir wollen es wahrhaben oder nicht – unsere DNA ist und bleibt an­hal-
tend geprägt vom urzeitlichen Jäger und Sammler. Anerkennung und
Lob für den wertvollen Beitrag zur Nahrungsbeschaffung weichen in der
Neuzeit wirtschaftlichen Ansprüchen und Werten.

Im heutigen ökonomischen Wettbewerb wird quantitativ und qualitativ
sichtbar, wer technologisch im Vorteil ist und das Sammeln und Ver­­­-
wer­ten von Daten beherrscht. Diese durch Technologie verstärkten
Er­folgsfaktoren prägen unsere moderne Gesellschaft somit weiterhin.

Liegt der eigentliche Zündstoff der Veränderung im gesellschaftlichen
und letztendlich auch persönlichen Umgang mit Tempo und Reichweite
von Technik und Digitalisierung ? Oder zappeln wir verführt und verloren
im Netz von mächtigen Datensammlern ?

Ich freue mich, wenn Sie durch die vorliegende Analyse einen weiteren
Beitrag zum Verständnis in einer Zeit im Wandel erhalten. Nutzen Sie
mit Ihrer acrevis-Beraterin oder Ihrem -Berater das Thema Daten, um
mindestens Teile Ihres Portfolios auf die neuen Fakten auszurichten.
Wir freuen uns auf das Gespräch auf der Basis Ihrer ganz persönlichen
Daten.

Freundlich grüsst Sie

Sandro Schibli
Leiter Private Banking
Invest Wie Daten die Welt verändern - acrevis
4   Vermessung der Welt

Bezahlt Mark Sie schon?
Die technologischen Entwicklungen schreiten mit grossen Schritten voran und
drängen in jeden Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft. Insbesondere die
Digitalisierung schafft immer mehr neue Möglichkeiten, weil immer mehr Infor-
mationen in Form von Daten zur Verfügung stehen. Und die Menschheit hin-
terlässt Tag für Tag, ja Sekunde für Sekunde durch die Nutzung elektronischer
Medien ihre unwiderruflichen Spuren und gibt teils ihre innersten Geheim­-
nisse preis. Eine nüchterne ökonomische Analyse über das begonnene Daten-
zeitalter und wie es uns sowie die Wirtschaft verändert.

                           «Liken», «scoren», «ranken» : das ist die neue Lieblingssportart der Gesellschaft
von Alessandro Sgro
                           geworden. Dabei handelt es sich nicht um physischen Spitzensport auf höchs­
                           tem Niveau – einzig vielleicht für den Daumen oder Zeigefinger. Nein, es geht
                           darum, alles Mögliche zu bewerten und zu messen. In diesem neuen Ökosystem
                           tummelt sich mittlerweile eine beachtliche Anzahl Menschen. So nutzen welt­-
                           weit rund 2,4 Milliarden regelmässig Facebook, 1,8 Milliarden YouTube und rund
                           1 Milliarde Instagram. Das sind die drei beliebtesten Social-Media-Plattformen.
                           Und jeder nutzt seinen Zugang auf seine Art und Weise. Während sich die einen
                           Informationen holen, geht es bei anderen bis zur völligen Selbstverwirklichung,
                           indem sie sich und gesponserte Produkte vermarkten. Doch eines haben sie alle
                           gemeinsam : Sie generieren Daten. Den meisten Nutzern ist das wohl gar nicht
                           bewusst. Andere wiederum – aus Neugier oder vollkommenen Selbstoptimie-
                           rungszwecken, um sich besser zu fühlen oder besser auszusehen – vermessen
                           mit Fitness-Apps regelrecht alle Funktionen ihres Körpers.

                                    Die Quantifizierung der Gesellschaft ist keine Novität. Ein Blick in die Ge­
                           schichte zeigt, dass sehr früh begonnen wurde, Daten zu sammeln. Spätestens
                           als der Mensch sesshaft wurde. Die Umstellung auf die landwirtschaftliche Nah-
                           rungsmittelproduktion hatte zum einen den Effekt, dass mehr Nahrungsmittel
                           produziert werden konnten. Andererseits bedeutete dies auch, dass die Lebens-
                           mittelproduktion nach einer sorgfältigeren Planung erfolgen musste. Konkret
                           hiess das, je nach Mond den richtigen Zeitpunkt für Saat und Ernte zu finden so-
                           wie grundsätzlich die Grundstücke zu vermessen, um sie einteilen zu können.
                           Zudem wurden die produzierten Lebensmittel teilweise gelagert und nicht voll-
                           ständig verzehrt. Die Menschen begannen also mit der Zeiterfassung und der
5   invest 03 · 2019

                            Aufzeichnung der produzierten Mengen, und zwar indem sie Zeichen verwende­
                            ten und diese in Stein oder Holz schnitzten. Das führte letztlich zu den ersten
                            «Daten­sätzen». Doch die Berechnungen wurden mit der Zeit immer aufwändiger.
                            Steine und Holzstücke reichten nicht mehr. So entstand später der bis heute
                            bekannte «Abakus»-Zählrahmen.

                                      Das Sammeln und Auswerten von Daten trug nicht nur zu einer sorg­
                            fältigeren Planung der Nahrungsmittelproduktion bei. Daten und letztlich interpre­
                            tierte Informationen haben wesentlich zur Entwicklung der modernen Gesell-
                            schaft und Wirtschaft beigetragen. Dank dem Einsatz neuester Technologien ist
                            heute alles messbar, speicherfähig und auswertbar geworden. Doch welchen
                            Wert haben die Daten wirklich ?

                            Daten als starker Treiber
                            Was haben die Käseproduktion in der Schweiz und der Import von Rosen in
                            Deutschland, Windeln und Bier oder Kobras und Kopfgeld miteinander gemein-
                            sam ? Auf den ersten Blick gar nichts. Auf den zweiten Blick erkennt man bei
Erst die sachlogische       einer statistischen Analyse Zusammenhänge. In der Wissenschaft spricht man
Interpretation macht        von Korrelationen und misst diese mit dem Korrelationskoeffizienten. Dieser
                            kann zwischen eins und minus eins liegen. Ein Wert von eins bedeutet eine kom-
Daten wertvoll.             plett positive Korrelation zwischen zwei betrachteten Variablen und ein Wert
                            von minus eins indiziert eine gegenläufige Entwicklung. Ein Wert von null heisst,
                            dass die beiden betrachteten Merkmale überhaupt nicht zusammenhängen.

                                      Nun ist es mit Hilfe statistischer Methoden möglich, alle erdenklichen
                            Daten miteinander zu vergleichen. So konnte zwischen der Käseproduktion in der
                            Schweiz und dem Import von Rosen in Deutschland über die vergangenen Jahre
                            eine beinahe perfekt positive Korrelation festgestellt werden. Dennoch haben
                            die beiden Variablen gar nichts miteinander zu tun. Auch zwischen Windeln und
                            Bier gibt es einen positiven Zusammenhang. So hat der amerikanische Einzel-
                            handelskonzern Walmart bei der Analyse der Kassabons herausgefunden, dass
                            Windeln und Bier zu einer bestimmten Uhrzeit oft zusammen gekauft werden.
                            Die Erklärung liegt darin, dass frustrierte Väter zum Windelnholen geschickt
                            wurden und sich dann mit einem Sixpack Bier belohnten. Walmart – eines der
                            ers­ten Unternehmen, das mit Big-Data-Analysen begonnen hat – stellte nun
                            Windeln und Bier in den Läden zusammen. Die Folge : Die Verkäufe explodierten.

                                      Wie wichtig die korrekte Interpretation und, daraus abgeleitet, die defi-
                            nierten Massnahmen sind, zeigt ein Beispiel des deutschen Ökonomen Horst
                            Siebert. Ein britischer Gouverneur stellte in Britisch-Indien eine Kobraplage fest
                            und wollte dieser Einhalt gebieten, indem er ein Kopfgeld auf jedes erlegte
                            Ex­­emplar aussetzte. Immer mehr tote Schlangen wurden abgeliefert, doch die
                            Anzahl der Kobras konnte nicht reduziert werden. Der Grund lag darin, dass
                            die Bevölkerung begann, Kobras zu züchten, um von der Prämie zu profitieren.
                            Diese unbeabsichtigte Fehlsteuerung aufgrund von Ausweichverhalten ging
                            als «Kobra-Effekt» in die Geschichte ein und gilt heute auch als Beispiel für fehl­
                            geschlagene wirtschaftspolitische Massnahmen.
6   Vermessung der Welt

                        Der Wert von Daten liegt also in der richtigen Interpretation des sachlogischen,
                        kausalen Zusammenhangs und folglich in der Nutzung dieser Information für
                        die eigenen Zwecke. Nutzt ein Unternehmen Informationen über das Konsum­
                        verhalten für sein Geschäftsmodell, so lassen sich die Daten auch monetari­
                        sieren. Eine anerkannte Methode, den Wert von Nutzerdaten etwa für die Unter-
                        nehmen zu beziffern, gibt es nicht. Offensichtlich wird der Wert dann, wenn
                        ein Unternehmen verkauft oder via Börsengang bewertet wird. 42 US-Dollar pro
                        Nutzer waren es bei der WhatsApp-Übernahme, gut 20 bei Instagram und
                        rund 50 bei Skype.

                        Blick in den Maschinenraum
                        Eine andere Methode, den monetären Wert der Daten zu ermitteln, ist die
                        Gegenüberstellung der Umsätze der grossen Technologieunternehmen wie
                        Facebook, Google oder Amazon mit deren Nutzern. Hat Ihnen Mark Zuckerberg
Der Wert der            eigentlich schon einen Scheck über 23 US-Dollar geschickt und sich bedankt
Datensätze wird         für die Bereitstellung Ihrer Daten für Werbezwecke ? Denn so viel verdient Face-
                        book durchschnittlich pro Nutzer. Bei 2,4 Milliarden aktiven Nutzern sind das
deutlich steigen.       56 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Facebooks wichtigster Konkurrent im Werbe-
                        markt Google kann noch deutlich höhere Werte verbuchen. Der Konzern macht
                        63 US-Dollar Umsatz pro Jahr und User. So viel ist dem Nutzer implizit der
                        «kostenlose» Zugang zur Google-Suchmaschine oder anderen Applikationen wie
                        Gmail, Google Maps oder YouTube wert.

                                  Der Wert der Datensätze dürfte in Zukunft noch deutlich steigen.
                        Erstens wird die Datenmenge weiter rasant zunehmen und zweitens werden
                        durch die beliebige Verknüpfung der Daten neue Erkenntnisse geschaffen,
                        die bei der Produktentwicklung noch genauer das Marktbedürfnis ermitteln
                        lassen. Denn es gibt zwei Instrumente, die einerseits nie lügen und andererseits
                        ohne Zweifel die innersten Wünsche und Präferenzen preisgeben : das Smart-
                        phone und die Kreditkarte. Surfverhalten und Zahlungstransaktionen offenbaren
                        alles. Aus diesen Informationen lassen sich zum Teil wertvolle, zum Teil eher
                        belanglose, aber nicht unwesentliche Schlüsse ziehen. Kreditkartenunternehmen
                        sind heute in der Lage vorauszusagen, wann eine Beziehung in einer Scheidung
                        endet. Dann nämlich, wenn die Frau beginnt, für sich selbst vermehrt Schmuck
                        zu kaufen, oder wenn Männer Rosen in Kombination mit einem Inlandflug­-
                        ticket erwerben. Letzteres deutet auf eine Affäre hin. In diesem Kontext er­
                        scheint Facebooks Initiative einer eigenen, «unabhängigen» Weltwährung
                        namens «Libra» in einem ganz anderen Licht. Denn Facebook kennt dann nicht
                        nur die Präferenzen der Nutzer, sondern auch die Geldflüsse. Das ergibt ein viel
                        schär­feres Bild, womit die Daten für Werbezwecke an Wert gewinnen.

                                  Das Spannendste an der gesamten Entwicklung ist, dass Facebook
                        (inklusive WhatsApp und Instagram), Google oder LinkedIn Unternehmen ohne
                        eigene Inhalte sind. Sie stellen «einzig» die Technologie zur Verfügung. Den-
                        noch zählen sie neben Amazon und Apple zu den radikalsten Disruptoren – also
                        Unternehmen, die durch den Einsatz neuer Technologien traditionelle Geschäfts-
                        modelle drastisch verändern und dabei traditionsreiche Unternehmen ernsthaft
7      invest 03
                                                        01 · 2017
                                                             2019

                                                 konkurrenzieren oder deren Daseinsberechtigung ganz in Frage stellen.
                                                 Dazu gehören auch Unternehmen wie Uber (besitzt keine Taxis) oder Airbnb
                                                 (besitzt keine Hotels).

                                                          «Dataismus»
                                                          Daten sind also zu einer neuen Währung für die Nutzung offensicht­lich «kosten-
                                                          loser» technologischer Funktionen verkommen. Und mit jeder Sekunde, die
                                                          ein Benutzer sich in der digitalen Welt aufhält, werden weitere Daten produziert.
                                                          Schätzungen gehen davon aus, dass die weltweite Datenmenge bis 2035 auf
                                                          über 2100 Zettabyte wächst. Zettabytes, das ist eine Zahl mit 21 Nullen. Tradi­
                                                          tionelle Speichermedien stossen schon längst an ihre Grenzen. Hier spielt eine
                                                          weitere technologische Entwicklung eine zentrale Rolle : «Cloud Computing» –
                                                                                                      das Speichern und Verarbeiten von
  Grafik 1 : Weltweite Entwicklung der Datenmenge
                                                                                                      Daten in einem Netzwerk anstelle
                                                                                              2142    eines lokalen Speichermediums. Ab
                                                                                                      2020 werden Daten hauptsächlich
   2’000
                                                                                                      in der Cloud gespeichert. Auch hier
                                                                                                      erkannte Amazon bereits früh diesen
                                                                                                      Trend. Mit Amazon Web Services
   1’500
                                                                                                      bietet der ehemalige Bücherladen
                                                                                                      seit 2006 Cloud-Services an und ist
                                                                                                      in diesem Gebiet Marktführerin. Das
Zettabytes

   1’000                                                                                              Tochterunternehmen bietet heute
                                                                                                      eine Vielzahl an Funktionen und
                                                                                612                   Lösungen in diversen Marktsegmen-
     500                                                                                              ten an und trägt bereits mehr als die
                                                                                                      Hälfte des operativen Ergebnisses
                                                                     175
                                                           47
                                                                                                      des Konzernes bei. Und der Trend
             0                2             12      33
       0                                                                                              geht weiter in diese Richtung. So
                                                                                                      geht das Unternehmen nach eigenen
            2005             2010          2015          2020         2025        2030        2035
                                                         Jahr                                         Schätzungen davon aus, dass erst 3 %
                                                                                                      aller IT-Aufgaben in der Cloud abge­
  Quelle : IDC, statista, acrevis Asset Management und Research.
                                                                                                      wickelt werden.

                                                 Vormarsch der Algorithmen
                                                 Weitere starke Treiber des Datenzeitalters sind die starke Verbesserung bei der
                                                 Rechenleistung der Computer sowie die Ausstattung verschiedenster Dinge mit
                                                 Sensoren, die in der Lage sind, unterschiedliche Dinge zu messen. Dabei wer-
  Starker Treiber ist                            den auch keine Grenzen mehr gesetzt. Das geht von Messgeräten für die Luft-
  die Verbesserung der                           feuchtigkeit über den Kühlschrank bis hin zum Menschen selbst. Bereits heute
                                                 gibt es Versuche von eingesetzten Chips bei Menschen. Der Historiker und
  Rechenleistung.                                Bestsellerautor Yuval Noah Hariri meinte unlängst, der Mensch selbst sei längst
                                                 dabei, ein winziger Chip in einem riesigen System zu werden, das niemand
                                                 so recht verstehe. Genau hier setzt ein zentraler Kritikpunkt an. Das Geschäft
                                                 mit den Daten geht so weit, dass heute Algorithmen den Menschen und damit
8         Vermessung der Welt

                                                                       Konsumenten steuern. So erhält ein Mac-Benutzer bei der Hotel­suche auf der
                                                                       Plattform booking.com die teureren Vorschläge, weil die Annahme zugrunde
                                                                       liegt, dass Mac-User eine höhere Zahlungsbereitschaft haben. Algorithmen sind
                                                                       letztlich nichts anderes als hinterlegte «wenn…, dann…»-Regeln. Mithilfe von
                                                                       künstlicher Intelligenz werden diese Mechanismen ständig verbessert. Einige
                                                                       Unternehmen nutzen diese neuen Techno­logien bereits heute, um betriebliche
                                                                       Abläufe zu optimieren, Produkte zu verbessern oder aber Kunden zielgerichtet
                                                                       Produktempfehlungen zu machen. Spätestens an diesem Punkt stellt sich
                                                                       die Frage, ob die Menschheit wirklich einem künstlichen Gebilde die Entschei-
                                                                       dungen überlassen will. Soll ein Algorithmus uns wirklich zum Beispiel ein
                                                                       Buch vorschlagen oder geht damit nicht jegliche Kreativität verloren ? Und
                                                                       werden uns Bücher einst lesen und wir nicht mehr Bücher ? Das könnte bald
Künstliche Intelligenz                                                 möglich sein. Nämlich indem Hard- und Software an E-Readern installiert
hilft Algorithmen, sich                                                werden, die nicht nur genau messen können, an welchen Stellen man das
ständig zu verbessern.                                                 Buch nur überfliegt oder vertiefter liest, sondern gar wo der Blutdruck stärker
                                                                       steigt und das Unternehmen damit erfährt, was einen wirklich bewegt ? Solche
                                                                       Mechanismen dürften Amazon und anderen Buchhändlern ermöglichen,
                                                                       Bücher mit einer äusserst hohen Treff­sicherheit auszuwählen. Amazon macht
                                                                       heute bereits 35 % aller Verkäufe aufgrund von Produktvorschlägen durch
                                                                       den Einbezug von künstlicher Intelligenz.

Grafik 2 : Treiber des Datenzeitalters

                                                 Speicher                                                                                                        Netzwerk
                                         gemessen in Terabytes (TB)                                                                                gemessen in Personen mit Internetzugang
                                                                                            Anzahl Personen mit Internetzugang

                                                                                                                                                                       2017 – 3.4 Milliarden Personen

                                    1980 – Apple: $14’000’000 pro TB
$ pro TB

                                                       2018 – Amazon: $23 pro TB
               1970          1980              1990       2000           2010        2020                                        1970            1980        1990         2000           2010           2020

                                          Rechenleistung                                                                                                         Bandbreite
                                           gemessen in GFLOPS                                                                                     gemessen in Megabytes pro Sekunde (Mbps)

                      1961 – IBM: $1’100’000’000                                                                                        1998 – $1’200 pro Mbps
                                                                                            $ pro Mbps
$ pro GFLOPS

                                                                        2017 – AMD: $0.05                                                                                             2017 – $1 pro Mbps

               1960                     1980                   2000                  2020                                                 2000            2005            2010               2015

Quelle : O'reilly, acrevis Asset Management und Research.
9   invest 03 · 2019

                            Wohlfahrtstheorie – die ökonomische Perspektive
                            Daten sind nicht nur zu einer neuen Währung verkommen, sie sind sozusagen
                            das neue Rohöl der Wirtschaft. Daten sind allerdings auch einmal «nur» noch zu
                            interpretierende Informationen. Aus ökonomischer – respektive wohlfahrtstheo-
Daten sind das neue         retischer – Sicht geht es im Grundsatz darum, dass Ressourcen effizient genutzt
Rohöl der Wirtschaft.       werden. Je bessere Informationen vorhanden sind, desto besser sollte ent-
                            sprechend auch die Ressourcenallokation sein. Adam Smith’ unsichtbare Hand
                            wird in Form von Daten sozusagen sichtbar. Der grosse schottische Ökonom
                            umschrieb in seinem Werk «Der Wohlstand der Nationen» mit der Metapher der
                            «unsichtbaren Hand» die Funktionsweise der Märkte. Daten oder Informatio-
                            nen lenken heute klar schon die wirtschaftlichen Ströme und datengetriebene
                            Innovationen werden zunehmend zu einem starken Treiber für das Wirtschafts-
                            wachstum. Aufgrund immer besserer Informationen sollte dieses Wachstum
                            auch ressourcenschonender sein. Unternehmen verfügen über die Werkzeuge,
                            Prozesse und Produkte viel effizienter zu entwickeln. Das sollte sich letztlich
                            in einer höheren Produktivität zeigen.

                            Smart Cities
                            Der Umgang mit unseren beschränkten Ressourcen und die Diskussion dazu
                            sind aktueller denn je. Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Klimawandel
                            sind nur drei Megatrends, die die Weltbevölkerung an den Rand der Möglich­
                            keiten bringen. Doch immer wenn die Menschheit in Not war, entstanden auch
                            Innovationen. Und auch bei den aktuellen Herausforderungen könnten neue
                            technologische – insbesondere datengetriebene – Entwicklungen eine nachhal­
                            tige Lösung im Umgang mit unseren beschränkten Ressourcen bieten. Am
                            anschaulichsten lässt sich das am Konzept einer Smart City erklären. Smart City
                            – also eine intelligente Stadt – ist die Idee einer effizient vernetzten Stadt mit
                            dem Ziel, Ressourcen zu schonen. Die Grundlage dazu schafft der technologi-
                            sche Wandel und insbesondere Infrastrukturelemente wie Glasfasernetz, Senso-
                            ren, Daten und Clouds. Durch die Nutzbarmachung dieser digitalen Techno­-
                            ­logien lassen sich enorme Effizienzgewinne erzielen. Die Stadt St.Gallen nimmt
                             hier schweizweit eine Vorreiterrolle ein. Der Trend der Urbanisierung führt zu
                             verschiedenen Herausforderungen wie überfüllten Strassen, hohem Ener­gieauf­
                             wand, erhöhter Abfallentsorgung. Durch die Einführung eines flächen­decken­­-
                             den Glasfasernetzes sowie die Ausstattung verschiedener Dinge mit Sensoren ist
                             die Gallusstadt über ein Informationssystem in der Lage, diese Herausforderun­
                             gen zu lösen. Autofahrern soll zum Beispiel angezeigt werden, wo sich der
                             nächste freie Parkplatz befindet oder wie das aktuelle Verkehrsauf­kommen ist.
                             Durch ein effizienteres Verkehrsleitsystem können somit Abgasemissionen
                             eingeschränkt werden. Das gilt auch für eine zielgerichtete Abfallentsorgung. So
                             werden nur noch dann Fahrzeuge für die Leerung der öffentlichen Depot­stellen
                             losgeschickt, wenn die Sensoren eine komplette Füllung melden. Nicht nur
                             Abgasemissionen lassen sich einschränken, auch beim Energieverbrauch kann
                             durch eine intelligentere Steuerung der Strassenbeleuchtung gespart werden.
                             So sollen Strassenlampen nur noch dann mit voller Kraft leuchten, wenn sich ein
                             Fahrzeug auf der Strecke befindet.
10          Vermessung der Welt

                                                         Im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz hat eine datengetriebene Steuerung
                                                         das Potenzial, insgesamt auch die Not auf dieser Welt zu lindern, indem Frühwarn-
                                                         systeme eingeführt werden für Krisen und Katastrophen. In Indonesien konnte eine
                                                         Korrelation zwischen der Anzahl Tweets, die den Preis von Reis erwähnten, und
                                                         dem realen Preisanstieg des Grundnahrungsmittels erkannt werden. In offiziellen
                                                         Statistiken sind solche Informationen erst mit einer ziemlichen zeitlichen Verzöge-
                                                         rung ersichtlich. Durch die Nutzung von Echtzeitdaten könnte man den Ausbruch
                                                         einer Hungersnot voraussehen und entsprechend frühzeitig Massnahmen er­greifen
                                                         – sofern zwischen den beiden Merkmalen ein kausaler Zusammenhang besteht.

Grafik 3 : Wie Unternehmen künstliche Intelligenz nutzen

          Erkennung und Verhinderung von Sicherheitslücken                       44%

             Behebung von Technologieproblemen der Nutzer                       41%

                   Reduzierung des Arbeitsaufwands für das
             Produktionsmanagement durch Automatisierung                   34%

                     Messung der internen Compliance beim                  34%
            Einbezug von zugelassenen Technologieanbietern
                                                                                                                   Anwendungsbereich
                    Antizipation zukünftiger Kundenkäufe und
                              entsprechendes Kundenoffering          19%                                              Informationstechnologie
                                                                                                                      Marketing
                                                Finanzhandel        17%
                                                                                                                      Finanzen
                       Verwendung von Runbook-Automation            16%                                               Kundendienst

                           Verbesserung des Medieneinkaufs          16%

        Überwachung von Social-Media-Kommentaren, um die
allgemeine Markenaffinität und ihre Problematiken zu ermitteln       16%

                               Massgeschneiderte Angebote           15%

                         Automatisierung der Anrufverteilung        15%

                                                                0          25          50     75        100

Quelle : Harvard Business Review, acrevis Asset Management und Research.

                                                         Allerdings stehen wir in der Datenanalyse immer noch in den Kinderschuhen. Das
                                                         zeigt das Beispiel um «Google Flu Trends». Google wollte ein Grippe-Frühwarnsys-
                                                         tem aufbauen, ist aber bis heute gescheitert. Aus den Suchanfragen zu Symptomen
                                                         versuchte Google ein Muster zu erkennen, um darauf basierend eine Prognose zu
                                                         erstellen, die schneller ist als herkömmliche Methoden. Ein möglicher Grund liegt in
Die Datenanalyse                                         den zugrunde gelegten Algorithmen, die noch zu wenig ausgereift waren. Und das
steckt noch in den                                       führt zu den eingangs geschilderten Problemen mit Korrelation und Kausalität. Nur
                                                         weil an einem Ort die Suchanfragen zu einem Thema stark zugenommen haben,
Kinderschuhen.
                                                         heisst das noch nicht, dass dieses Thema auch wirklich ein Problem an diesem Ort
                                                         ist. Vielleicht gab es im Fernsehen einen Beitrag über den Grippeausbruch in Bali
                                                         und die Zuschauer wollten sich folglich über die Grippesymptome informieren.

                                                         Droht ein Überwachungsstaat ?
                                                         Die Quantifizierung der Gesellschaft führt dazu, dass praktisch alles gemessen
                                                         werden kann. Zugriff auf diese Informationen haben Unternehmen, aber auch Staa-
                                                         ten. Sowohl in den USA als auch in Europa gewinnt der Datenschutz eine immer
                                                         grössere Bedeutung. In Europa wurde vor gut einem Jahr die neue Datenschutz-
11   invest 03 · 2019

                           grundverordnung DSGVO eingeführt. Damit soll die Verarbeitung personenbezoge-
                           ner, sensibler Daten durch private wie öffentliche Datenverarbeiter geregelt werden.
                           Die DSGVO gibt jedem Bürger das Recht abzufragen, was Unternehmen über ihn
                           gespeichert haben. In den USA gehen Politiker gar so weit, dass Tech-Konzerne wie
                           Facebook gezwungen werden, erhobene Daten in Dollar zu bewerten. Nutzer sollten
Ein verantwortungs­        alle drei Monate eine detaillierte Übersicht bekommen. Zudem sollen die Unterneh-
voller Umgang              men aufzeigen, wie genau und mit welchen Partnerfirmen sie Umsätze generieren,
                           wie sie die Daten speichern und verarbeiten und wie sie diese schützen. Mit diesen
mit sensiblen Daten        Massnahmen in der westlichen Welt soll auch eine Entwicklung wie jene in China
ist wichtig.               mit dem «Social Scoring» verhindert werden. Dabei wird die ganze chinesische Ge­
                           sellschaft über verschiedene Datenbanken überwacht mit dem Ziel, die Menschen
                           zu mehr Aufrichtigkeit im sozialen Verhalten zu erziehen. Hier trägt aktuell die Gesell-
                           schaft insgesamt eine grosse Verantwortung, um die Rahmenbedingungen im Um­
                           gang mit den Daten nachhaltig und sinnvoll zu regeln.

                           Was bedeuten die Entwicklungen für die Anleger ?
                           Auch beim Anlegen geht es um die Verarbeitung von Daten – sei es bei der Erarbei-
                           tung der strategischen Vermögensallokation, der Titelselektion bis hin zur Überwa-
                           chung der investierten Finanzinstrumente. Und es geht auch hier um Zusammen-
                           hänge. So verfügen die verschiedenen Anlageklassen wie Obligationen, Aktien und
                           alternative Anlagen nicht nur über unterschiedliche Rendite-Risiko-Charakteristiken,
                           sie entwickeln sich meist auch ganz unterschiedlich. Obligationen korrelierten über
                           die vergangenen Jahre negativ zu den Aktien, alternative Anlagen wie Gold eben-
                           falls. Sowohl Obligationen als auch Gold gelten deshalb als Risikopuffer in Zeiten
                           mit schwächeren Aktienmärkten. Letztlich geht es für jeden Anleger darum, die
                           passende Kombination zu finden, um entsprechend dem persönlichen Risikoprofil
                           seine Ziele zu erreichen. Der Prozessschritt der Strategiedefinition erfordert viel Zeit
                           und einen sorgfältigen Umgang mit den relevanten Informationen und Zielen. Basis
                           ist eine gründliche Planung. Sie ist für den Erfolg unabdingbar. Dabei spielen auch
                           verhaltensökonomische Aspekte eine zentrale Rolle. Denn gerade in unsicheren
                           Marktentwicklungen neigt der Mensch dazu, irrationale Entscheidungen zu treffen.

                           Ziel vor Augen behalten
                           Die Welt an sich steht durch verschiedene, starke Treiber im Wandel und verändert
                           sich. Die Finanzmärkte stehen seit Jahren aufgrund der Tiefzinsproblematik kopf.
                           Wohin die Reise in Zukunft auch geht, es gilt stets, sein Ziel vor Augen zu behalten
                           und einen massvollen und verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen zu
                           pflegen. Das gilt auch im Umgang mit dem persönlichen Vermögen. Dabei gilt es ins-
                           besondere auch die Chancen zu sehen und nicht nur die Gefahren. George Orwells
                           Werk «1984» mit einer düsteren Variante von der totalitären Überwachung scheint
                           zwar als Mahnung hilfreich, doch für die Entwicklung von grösserer Be­deutung sind
                           wohl eher Alexander Humboldts Qualitäten: wissenshungrig die Welt zu entdecken
                           und zu verstehen, was sie im Innersten zusammenhält. Im Bereich der Vermögens-
                           verwaltung heisst das, erstens die persönlichen Ziele zu definieren und zweitens
                           zu eruieren, mit welcher Strategie diese Ziele erreicht werden können. Dabei spielen
                           der Umgang und die Interpretation verschiedenster Daten eine zentrale Rolle.
12       Umsetzung

Anlageempfehlungen
Nachfolgend stellen wir Ihnen Titel vor, die nach der bewährten
«acrevis spektrum»-Methodik sowie unter dem Fokus Innovation
sowie Datenanalyse ausgewählt wurden.

Umsetzungsideen Aktien

Schindler                                                     Swisscom

Valor            2'463'819      Einschätzung                  Valor                    874'251      Einschätzung
Währung                 CHF     acrevis spektrum              Währung                      CHF      acrevis spektrum
Branche             Industrie                                 Branche                Telekom
Kurs                  218.60                         Rating   Kurs                      482.60                           Rating
KGV                    22.14    Fundamental          2 ➚      KGV                        16.96      Fundamental          2 ➙
Dividendenrendite     2.05 %    Verhaltensbezogen    1 ➙      Dividendenrendite         4.57 %      Verhaltensbezogen    1 ➙
ROIC / KK                2.12   Technisch            3 ➚      Altman Z-Score               2.84     Technisch            2 ➙
                                Gesamteinschätzung   6 ➚      ROIC / KK                    1.68     Gesamteinschätzung   5 ➙

Der Innerschweizer Aufzug- und Fahrtreppenhersteller          Swisscom ist in der Schweiz Marktführerin im Mobil-
Schindler lässt bereits heute neue Technologien wie           funk-, Festnetz- und TV-Markt. Sie nimmt zudem
künstliche Intelligenz oder Datenanalyse in die Wert-         eine bedeutende Marktposition in unterschiedlichen
schöpfung einfliessen. Das Unternehmen sammelt bei-           IT-­Geschäftsfeldern ein. Dabei treibt Swisscom die
spielsweise mittels elektronischer Geräte und Sensoren        Digitalisierung in der Schweiz voran und begleitet Unter-
Daten für die Instandhaltung. Mittels der gesammelten         nehmenskunden in die vernetzte Welt. Sie unterstützt
Daten und der oben genannten Technologien wird                ihre Kunden unter anderem in den Bereichen Cloud Ser-
anschliessend auf individueller Basis berechnet, wann         vices, Netzwerklösungen und digitale Sicherheit.
welche Teile ersetzt werden müssen. Diese Analysen            Unternehmen können beispielsweise rechenintensive
verhindern, dass es zu langen Ausfällen oder Unfällen         Datenbanken und Serverumgebungen kostengünstig
kommt. Dadurch kann Schindler die Qualität und                und sicher an die Swisscom auslagern. Dadurch profi­
Sicherheit der eigenen Produkte weiter verbessern und         tieren sie vom Know-how der Swisscom und den
den steigenden Qualitätsansprüchen in den Schwellen­          neusten Technologien, ohne dass teure IT-Investitionen
ländern, wie China, gerecht werden. Zusätzlich können         not­wendig sind. Gleichzeitig unterstützt Swisscom
die wiederkehrenden Servicedienstleistungen, welche           ihre Kunden bei der Datensammlung, -aufbereitung und
rund die Hälfte des Umsatzes ausmachen, besser ge­            -analyse. Aufgrund der Datenhaltung und -verarbei­-
plant und effizienter durchgeführt werden. Um weiter in       tung in der Schweiz kann sich die Swisscom von der
diesem Bereich zu wachsen, hat Schindler im Früh-             Konkurrenz abheben.
jahr 2019 das Start-up BuildingMinds gegründet. Das
Start-up bietet eine Serviceplattform für die umfassende
Immobilienbewirtschaftung.

                                                              Die Zahlen entsprechen dem Stand vom 23. August 2019.
13      invest 03 · 2019

Umsetzungsideen Aktien

Tecan Group                                                           Allianz

Valor                   1'210'019   Einschätzung                      Valor                322'646   Einschätzung
Währung                     CHF     acrevis spektrum                  Währung                 EUR    acrevis spektrum
Branche           Gesundheit                                          Branche             Finanzen
Kurs                      256.50                         Rating       Kurs                  198.68                         Rating
KGV                        31.33    Fundamental           2 ➙         KGV                      9.3   Fundamental           1 ➙
Dividendenrendite         0.96 %    Verhaltensbezogen     1 ➙         Dividendenrendite     5.01 %   Verhaltensbezogen     1 ➙
Altman Z-Score              8.96    Technisch             3 ➚         ROIC / KK               0.34   Technisch             3 ➚
ROIC / KK                    1.11   Gesamteinschätzung    6 ➚                                        Gesamteinschätzung    5 ➚

Tecan ist ein führender Anbieter im Bereich Labor­                    Allianz ist ein global aufgestellter Finanzdienstleister
automation. Das Unternehmen unterstützt seine Kunden                  mit Hauptsitz in München. Das Unternehmen bietet ein
in der Life-Science-Forschung und der Diagnostikbran-                 breites Spektrum an Versicherungs- und Fondspro­
che mit Laborinstrumenten und umfassenden Automa-                     dukten an und ist in den Bereichen der Schaden-, Unfall-,
tisierungslösungen, damit diese ihre Effizienz und die                Lebens- und Krankenversicherung führend. Um den
Anzahl Entdeckungen steigern können. Tecan profitiert                 neuen Technologien und den sich ändernden Kundenbe-
dabei von verschiedenen Megatrends. Dazu gehören                      dürfnissen gerecht zu werden, hat Allianz Ende 2018
die Alterung der Bevölkerung, die steigenden Investiti-               die neue Strategie «Renewal Agenda 2.0» präsentiert.
onen in das Gesundheitswesen und die personalisierte                  Ein wesentliches Element der neuen Strategie ist der
Medizin. Gerade Letzteres ist für Tecan besonders                     Einbezug neuer Technologien in das Geschäftsmodell.
interessant. Das Unternehmen bietet unter anderem                     Dabei möchte Allianz Kundendaten und neue Techno­
Automationslösungen im Bereich der Gensequenzierung                   logien nutzen, um die eigenen Kalkulationen und
an. Durch die automatisierte Gensequenzierung er­hofft                Versicherungsmodelle zu optimieren, die Effizienz zu
man sich, auf eine preiswerte Art und Weise Daten                     steigern, die Kontaktrate zu erhöhen und neue Versiche-
über die Krankheitsursachen und somit auch neue                       rungsprodukte zu entwickeln. Zudem hat Allianz auf-
Er­kenntnisse zur Bekämpfung verschiedener Krank­                     grund der bereits getätigten Investitionen in die eigenen
heiten zu gewinnen.                                                   IT-Systeme und in die Digitalisierung der Prozesse
                                                                      eine Vorreiterrolle in der Finanzbranche eingenommen.

Umsetzungsidee Kollektivanlage

Allianz Global Artificial Intelligence

Valor                     39'040'144       Der Fonds investiert je einen Drittel in Unternehmen, die entweder Infrastruktur
Währung                         USD        oder Applikationen im Bereich künstlicher Intelligenz bereitstellen. Einen weiteren
Kurs                            11.26      Drittel stellen Unternehmen dar, die KI-Anwendungen in ihren Geschäftsmodellen
TER                           1.22 %       integriert haben. Dazu zählt zum Beispiel Criteo, ein französischer Anbieter von
Fondsdomizil             Luxemburg         zielgerichteten Werbeprodukten. Das Unternehmen verwendet ausgefeilte Algo­
Performance 1 J. p.a.         9.24 %       rithmen, welche den Kunden von Criteo erlauben, das zukünftige Nutzerverhalten
Volatilität p.a. in %        28.51 %       viel besser zu modellieren. Der Fonds eignet sich als Beimischung (Satelliten­­-
                                           an­­lage) für langfristig orientierte, risikofreudige Investoren.
14    Makro und Märkte

Zinswende
gegen Süden
Mit dem ersten Zinssenkungsschritt der amerikanischen Notenbank seit zehn
Jahren endete im Juli in den USA der Weg in Richtung Zinsnormalisierung.
Die Zinswende nach unten ist eingeleitet. In Europa hat längst eine «Japani­
fizierung» Einzug gehalten. Das Niedrigzinsumfeld bleibt noch länger ein
treuer Begleiter. Was bedeutet das für die Anleger ?

                            Die Hoffnung auf eine globale Zinsnormalisierung ist noch gar nicht lange her.
von Alessandro Sgro
                            Angetrieben durch die amerikanische Notenbank keimte auch in Europa der
                            Glaube an eine Zinserhöhung. Doch die europäische Zentralbank hielt sich in den
                            vergangenen Jahren trotz positivem Wirtschaftswachstum zurück. Nun ist der
                            Spielraum weg. Die konjunkturellen Aussichten zeigen weiterhin eine Verlangsa-
                            mung an. Vor allem die Vorlaufindikatoren für das verarbeitende Gewerbe sind
                            weltweit rückläufig. Die Ursache liegt hauptsächlich im anhaltenden Handels­kon­
                            flikt der USA mit der Welt. Solange sich diese Entwicklung nicht negativ auf
                            den Arbeitsmarkt, den Konsum oder den Dienstleistungssektor auswirkt, besteht
                            zwar ein Risiko, ist dieses aber aufgrund der gesunkenen Bedeutung des ver­
                            arbeitenden Gewerbes in den entwickelten Ländern gering.

                                      Wie ausserordentlich die aktuelle makroökonomische Lage ist, wider-
                            spiegelt sich in den jüngsten Zinsentwicklungen. So liegen die Renditen deut-
                            scher Staatsanleihen gegenwärtig noch tiefer im Minus als die japanischen. In
                            Japan herrscht seit Jahren praktisch Nullverzinsung. In der Schweiz ist die Zins-
                            situation aufgrund der Negativzinsen noch akzentuierter. An diesem Umstand
                            wird sich mittelfristig auch nichts ändern. Sowohl in den USA als auch in Europa
                            stehen die Zeichen weiter auf expansiver Geldpolitik.

                                      Im aktuellen Umfeld bleiben Obligationen unattraktiv. Dennoch er­­füllen
                            sie trotz negativer Renditen gerade in unsicheren Börsenlagen eine wichtige
                            Funktion im Portfolio, nämlich diejenige eines Risikopuffers. Auf Seiten der
                            Aktien ist Selektivität gefragt. Im Fokus stehen Unternehmen mit einem inno­
                            vativen und nachhaltigen Geschäftsmodell. Denn gerade das Tiefzinsumfeld lässt
                            überschuldete «Zombie-Firmen» überleben. Langfristig dient das niemandem.
15          invest 03 · 2019

                                                                     Autoren

                            Sandro Schibli                                                                   Alessandro Sgro
                        Leiter Private Banking                                                        Asset Management und Research

Sandro Schibli bringt über dreissig Jahre Erfahrung in der                            Alessandro Sgro ist bei acrevis zuständig für das Research
Anlageberatung mit. Als ausgewiesener Fachmann im                                     und Advisory sowie für die Finanzpublikationen. Er ver-
Asset Management ist er Mitglied des Anlagekomitees.                                  fügt über einen Masterabschluss der Universität Bern in
Sandro Schibli ist diplomierter Finanzanalytiker und                                  Betriebs- und Volkswirtschaftslehre mit Vertiefung Corporate
Vermögensverwalter.                                                                   Finance und Finanzmarkttheorie. Alessandro Sgro ist
                                                                                      Mitglied des Anlagekomitees.

Die Inhalte dieser Publikation entsprechen dem Stand vom 23. August 2019.

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