Vermögensbildung und Reichtum in Österreich

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Vermögensbildung und Reichtum
in Österreich

                                   Christian Eizinger
                                      Monika Kalmár
                                    Günter Kernbeiß
                          Michaela Prammer-Waldhör
                              Michael Wagner-Pinter
                               Synthesis Forschung
Reichtum in Österreich |

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| Reichtum in Österreich

INHALTSVERZEICHNIS

       Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

1.     Bisherige Studien zur Ermittlung des Volumens und der
       Verteilung des „privaten Reichtums“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

2.     AUTREICH – ein auf Modellierungen basierender Forschungsansatz                                                                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   238
2.1.   Funktionelle Vermögenseinheiten und persönliche Vermögen . . . . . . . . .                                                          .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   238
2.2.   Isomorphie-Annahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   239
2.3.   Bewertungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                  .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   240
2.4.   Das Korrespondenzprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   241

3.     Geldvermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        ....    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   241
3.1.   Das Volumen der Geldvermögen . . . . . . . . . . . . .                  ....    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   241
3.2.   Geldvermögenszuwachs 1997-2002 . . . . . . . . . . .                    ....    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   242
3.3.   Geldvermögen der „Wohlhabenden“ und „Reichen“                            ...    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   242

4.     Konsumorientierte Vermögensbildung: Anwesen, Eigenheime . . . . .                                                                   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   243
4.1.   Das Volumen an eigengenutzten Immobilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                  .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   243
4.2.   Zuwachs an eigengenutzten Immobilienvermögen 1997-2002 . . . . . . . . .                                                            .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   243
4.3.   Eigengenutzte Immobilienvermögen der „Wohlhabenden“ und „Reichen“                                                                   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   244

5.     Geldvermögen und eigengenutzte Immobilie: eine Zwischenbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
5.1.   Zusammenführung auf der Grundlage des Korrespondenzprinzips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

6.     Unternehmensbezogene Vermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
6.1.   Der Kapitalstock als Vermögenswert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
6.2.   Verteilung von Betriebsgrößen und betrieblichen Kapitalstöcken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246

7.     Vermögensbildung und Reichtum 2002: eine Gesamtbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
7.1.   Vermögenskonzentration und Portfoliozusammensetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
7.2.   Veränderung der Gesamtvermögen 1997-2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248

8.     Verbesserungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

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Reichtum in Österreich |

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| Reichtum in Österreich

Einleitung                                                 Statistik Austria und die Oesterreichische Nationalbank
                                                           haben Daten zur Verfügung gestellt.
Im Sozialausschuss des Nationalrates ersuchten die
Abgeordneten der vier Parlamentsparteien den Sozial-       Ein Projektbeirat mit Expert/innen anderer Ressorts,
minister, eine Studie „Privater Reichtum in Österreich“    der Sozialpartner, der Statistik Austria und von Nicht-
in Auftrag zu geben.                                       regierungsorganisationen hat dem Team von Synthesis
                                                           Forschung Gelegenheit zu Erörterungen geboten. Die
Der folgende Bericht ist eine Zusammenfassung der          Auffassungen zwischen einzelnen Beiratsmitgliedern
wichtigsten Ergebnisse dieser Studie und orientiert sich   und dem Projektteam (über eine angemessene An-
an zwei Fragen:                                            näherung an das Thema „Reichtum“ und über die sta-
• Wie groß ist das private Vermögen?                       tistische Strategie von AUTREICH) sind bis zuletzt kon-
• In welchem Ausmaß ist das private Vermögen in den        trovers geblieben.
  Portfolios der „Reichen“ konzentriert?
                                                           Einzelne Beiratsmitglieder vertreten die Auffassung,
In Österreich stehen nur Statistiken zu ausgewählten       dass auf Grund der mangelhaften Datenlage und der
Aspekten des Geld-, Grund-, Immobilien- und Unter-         zum Teil noch unzureichenden empirischen Stützung
nehmensvermögens zur Verfügung. Weiters fehlt eine         der verwendeten Hypothesen der Versuch einer Ab-
Zusammenführung dieser Vermögensbestandteile zu            schätzung der Gesamtvermögen und deren personen-
Portfolios, über die einzelne Personen oder Familien       bezogenen Verteilung derzeit nur zu sehr ungesicher-
verfügen können. Um sich dennoch an die Themen des         ten und kontroversiellen Ergebnissen führen kann.
Ausmaßes und der Verteilung der Vermögen annähern
zu können, ist ein Rückgriff auf Modellannahmen erfor-     Ausdrücklich sei deshalb vermerkt, dass die Koopera-
derlich. Gestützt auf diese Annahmen und die vorlie-       tion der Statistik Austria, der Oesterreichischen
genden bruchstückhaften empirischen Daten werden in        Nationalbank oder des Projektbeirates keinesfalls als
dieser Studie erste empirisch gestützte Hypothesen         Identifikation mit der Vorgangsweise oder den Resul-
vorgelegt.                                                 taten von AUTREICH zu werten sind. Die Verant-
                                                           wortung dafür trägt Synthesis Forschung als unabhän-
Die dieser Studie zugrundeliegenden theoretischen          gige Forschungseinrichtung.
Funktionszusammenhänge (Hypothesen) stellen einen
möglichen Ansatz dar, um trotz unzureichender Primär-
daten die Vermögensverteilung in Österreich abzu-          1. Bisherige Studien zur Ermittlung des
schätzen. Den Autor/innen dieser Studie ist die Abhän-
gigkeit der Ergebnisse von den verwendeten Annah-
                                                           Volumens und der Verteilung des
men bewusst. Im Kapitel 2 werden die theoretischen         „privaten Reichtums“
Annahmen (Modell AUTREICH) dargestellt. Es obliegt
der wissenschaftlichen Debatte und weiteren Studien,
die Hypothesen auf ihre theoretische Plausibilität und     In den meisten vorliegenden Studien wird von Infor-
empirische Evidenz zu überprüfen.                          mationen aus personenbezogenen Steuerstatistiken
                                                           bzw. aus Umfragen ausgegangen. Es wird ein Ansatz
Das Projektteam der Studie weist darauf hin, dass auf      gewählt, in dem die einzelnen Personen (oder Haus-
Grund der sehr mangelhaften Datenlage und der zum          halte) die Grundeinheit der statistischen Informations-
Teil bislang unzureichenden empirischen Stützung der       basis darstellen.
verwendeten Hypothesen die Resultate dieser Studie
keinesfalls endgültige Befunde zur Vermögensver-           So befragt die jüngste deutsche Reichtumsstudie
teilung darstellen. Sie stellen einen ersten systemati-    (DIW-Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung 2003)
schen Versuch dar, trotz sehr beschränkter Datenlage       eine repräsentative Stichprobe von Personen (und
eine Gesamtdarstellung vorzulegen. Den Lesenden            Haushalten) nach ihrem Nettoeinkommen. Diese lassen
sollte bewusst sein, dass es sich bei den präsentierten    sich für die Haushalte, in denen die Personen leben,
Ergebnissen keinesfalls um „harte, direkt beobachtete      aufsummieren. Für dieses Haushaltseinkommen wird
Fakten“ handelt (wie z.B. bei der Einkommensver-           eine Reichtumsgrenze festgelegt. Im Falle der deut-
teilung auf Basis der Lohnsteuerstatistik).                schen Studie wird die Grenze so festgelegt, dass eine
                                                           Million Haushalte als reich gelten können (das sind
Bei der Erstellung der Studie hat das Projektteam          2,7% aller Haushalte). In diesen Haushalten leben rund
vielfache Unterstützung erfahren. Insbesondere die         2,2 Mio Personen. Aus diesen einkommensreichen

                                                       237
Reichtum in Österreich |

Haushalten wird eine Stichprobe von Personen über           großer Anteil des Gesamtvermögens befinden) syste-
ihr Vermögen befragt. Diese Vermögensbefragung              matisch unterschätzt werden.
der „Reichen“ kann mit den Befragungsergebnissen der
wohlhabenden, der weniger wohlhabenden und der              Die auf Steuererklärungen oder Befragungen beruhen-
armen Haushalte verglichen werden.                          den Ansätze der Reichtumsberichterstattung stellen
                                                            zwei Fragen in folgender Reihenfolge: Wer gehört zum
Eine andere Variante sind die Vermögenssteuererklä-         Kreis der reichen Personen? Über welche Einkommen
rungen in jenen Ländern, in denen diese Form der            und Vermögen verfügt jede dieser Personen?
Besteuerung eine nennenswerte Rolle spielt. Solche
Vermögenssteuerdaten verwendet jüngst eine                  Eine alternative Option zu dieser Vorgangsweise bie-
schwedische Studie (Gidehag/Olsson 2004), die               tet der synthetische Ansatz. Dieser kehrt die Reihen-
dabei zu dem Resultat kommt, dass die reichen               folge der Fragestellungen um: Welche Einkommen und
Haushalte (Top-1%) über 26,5% des Vermögens aller           Vermögenswerte gibt es? Wie verteilen sich diese
Haushalte verfügen. Die wohlhabenden Haushalte              Einkommen und Vermögen auf einzelne Personen-
(Top-10%) nennen rund zwei Drittel des schwedischen         gruppen?
Gesamtvermögens ihr Eigen. Analoge Reichtums-
studien für die Vereinigten Staaten kommen zu einem         Das im Folgenden verwendete Monitoringmodell AUT-
ähnlichen Vermögensanteil für die wohlhabenden              REICH beruht auf einem solchen synthetischen Ansatz.
Haushalte (Schweden: 65,9%; USA: 69,1%).                    In einem ersten Schritt werden die interessierenden
                                                            Vermögenswerte bestimmt. AUTREICH konzentriert sich
Die Nachteile der Studien, die Vermögen auf Grund           dabei auf drei Typen von privaten Vermögenswerten:
von Steuererklärungen oder Befragungen direkt               • Geldvermögen
Personen zuordnen, liegen darin, dass die Vermögen          • Eigengenutzte Immobilien und
systematisch unterschätzt werden. Zudem können sol-         • Unternehmensbezogene Vermögen
che Studien „Vermögen mit eigenständiger Rechts-
persönlichkeit“ grundsätzlich nicht erfassen.
                                                            2. AUTREICH – ein auf Modellierungen
So werden von reichen Personen erhebliche Teile ihres
Vermögens in Stiftungen eingebracht. Diese gewinnen
                                                            basierender Forschungsansatz
eine eigenständige Persönlichkeit, die sich den her-
kömmlichen soziodemografischen Charakterisierungen          2.1. Funktionelle Vermögenseinheiten und
entziehen: Die Stiftung ist weder „weiblich“ noch „männ-
lich“; es kann auch von keinem geklärten „Inlands“-
                                                            persönliche Vermögen
oder „Inländer/innen-Konzept“ ausgegangen werden.
So mag der juristische Vermögensträger „off-shore“          Das Monitoringsystem AUTREICH erfasst die Ver-
domizilieren, während der Wohnsitz des Stifters und         mögenswerte nicht auf dem Wege des persönlichen
das Unternehmen, das als Vermögen in die Stiftung           Eigentums. Vielmehr wird aus wirtschaftlichen Funk-
eingebracht wird, weiterhin im Ursprungsland liegen.        tionszusammenhängen auf die Gesamtwerte der inter-
                                                            essierenden Aktiva und Passiva geschlossen.
Die Behandlung solcher „Entpersonalisierungseffek-
te“ entzieht sich nicht grundsätzlich (wohl aber de         Dabei geht es um die „funktionellen“ Gesamtwerte
facto) einer empirischen Bearbeitung. Die Stärke der        • der Geldvermögen,
Vorgangsweise von Wirtschaftsmagazinen bei der              • des eigengenutzten Immobilienbesitzes,
Erstellung ihrer „Reichen-Listen“ besteht gerade darin,     • der Beteiligung an Unternehmen.
dass sie bei der Schätzung der persönlichen Vermögen
solche entpersonalisierten Rechtskonstruktionen einbe-      Was die Geldvermögen betrifft, kann AUTREICH auf
ziehen. Allerdings ist die Vorgangsweise der Wirtschafts-   die von der Oesterreichischen Nationalbank ermittelten
magazine ihrerseits mit hohen Unschärfen behaftet.          Gesamtwerte zurückgreifen. Nach einigen (noch näher
                                                            zu erläuternden) Zwischenschritten ergibt sich ein
Die auf persönlichen Steuererklärungen oder Inter-          „adjustierter“ Wert von EUR 269 Mrd (2002) an (priva-
viewaussagen beruhenden deutschen, schwedischen             tem) Geldvermögen.
oder amerikanischen Studien übergehen diese Entper-
sonalisierungsfrage gänzlich; dies erfolgt um den Preis,    Den Wert der eigengenutzten Immobilien bestimmt
dass gerade die hohen Vermögen (in denen sich ein           AUTREICH auf der Grundlage eines von Synthesis

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| Reichtum in Österreich

Forschung entwickelten Verfahrens. Dieses zielt auf         In diesem Konzept sind etwa Religionsgemeinschaften
den Marktwert der eigengenutzten Häuser und Woh-            oder auch der Gewerkschaftsbund unter „Private Haus-
nungen ab. Der sich daraus ergebende Vermögenswert          halte“ miterfasst. Diese unscharfe Abgrenzung stellt
beträgt EUR 428 Mrd (2002).                                 keine grundsätzliche Herausforderung dar; sie kann
                                                            berücksichtig werden, falls die Oesterreichische Natio-
Den Wert der Unternehmungen (ohne öffentliche               nalbank eine entsprechende Bereinigung schätzt.
Unternehmungen) leitet AUTREICH aus dem in die
Unternehmen investierten Kapital (zu laufenden              Die zentrale Isomorphie-Annahme von AUTREICH im
Preisen) ab. Zu diesem Zweck wird auf Kapitalstock-         Bereich der Geldvermögen betrifft die Zahl und Größe
bewertungen der Statistik Austria zurückgegriffen. Der      der funktionellen Geldvermögenseinheiten. AUTREICH
Gesamtwert privater Unternehmensbeteiligungen be-           nimmt zweierlei an:
trägt etwas mehr als EUR 247 Mrd (2002).                     • Die Zahl der Geldvermögensportfolios (= funktio-
                                                               nelle Geldvermögenseinheiten) ist so groß wie die
Mit Hilfe dieser Vorgangsweise gelangt AUTREICH zu             Zahl der lohn- und einkommensteuerpflichtigen
einem Gesamtwert für das Vermögen, ohne dass ein               Personen.
Rückgriff auf Vermögensinformationen der einzelnen          • Die Verteilung der funktionellen Geldvermögensein-
Personen notwendig ist. Allerdings führt dies zu einem        heiten hat analoge Parameter wie die Verteilung
„funktionellen“ und nicht zu einem „persönlichen“             der Einkommen (im Sinne der Lohn- und Einkom-
Vermögenskonzept. So bildet etwa im Bereich                   mensteuer).
„Eigengenutzte Immobilien“ die einzelne Immobilie die
Vermögenseinheit (und nicht der individuelle Eigen-         Hinter diesen beiden Annahmen steckt folgende Über-
tumstitel einer Person auf diese Immobilie). Noch deut-     legung: Jede einkommensbeziehende Person hält
licher wird dieser Unterschied in Bezug auf das             gewissermaßen automatisch ein Geldvermögen; sei es
Unternehmenskapital: In funktioneller Hinsicht bildet       aus Liquiditäts- oder aus Sparmotiven. Je größer das
das Unternehmen die Vermögenseinheit, in persön-            Einkommen ist, desto vielfältiger wird das Portfolio an
licher Hinsicht ist der Anteil einer Person an einem        Geldvermögen. Es schließt geförderte Sparverträge,
(oder mehreren) Unternehmen die Vermögenseinheit.           Lebensversicherungen und Investmentfonds ein. Die
                                                            Größe des Portfolios wächst proportional mit dem
Für Zwecke des statistischen Monitoring der Vermö-          Einkommen.
genskonzentration ist die „funktionelle“ Vorgangsweise
dann erfolgreich, wenn zwischen den interessierenden        Es obliegt zukünftigen Studien v.a. zu prüfen, wie hoch
Parametern der „personellen“ und jenen der „funk-           der Realitätsgehalt der Annahme ist, dass die Vertei-
tionellen“ Verteilung eine hohe Strukturähnlichkeit         lungsstruktur der Geldvermögen jener der Einkommen
besteht. Auf diese Frage („Isomorphie-Annahmen“) gilt       in der Lohn- und Einkommensteuerstatistik entspricht.
es näher einzugehen.                                        Einiges spricht dafür, dass durch eine solche Annahme
                                                            die Vermögenskonzentration unterschätzt wird.
2.2. Isomorphie-Annahmen
                                                            Eigengenutzte Immobilien
Die Frage nach der Strukturähnlichkeit (oder „Struktur-
gleichheit“) zwischen den „funktionellen“ und den „per-     AUTREICH bezieht auch den Vermögenstyp „Eigen-
sönlichen“ Vermögenseinheiten stellt sich für jeden der     genutzte Immobilie“ in funktioneller (und nicht in grund-
drei Vermögenstypen gesondert dar.                          bücherlich erfasster personeller) Weise in die Be-
                                                            stimmung der Vermögenskonzentration ein.
Geldvermögen
                                                            Dies erfordert zwei zentrale Isomorphie-Annahmen:
Was die Geldvermögen betrifft, so erfasst die Geld-         • Jede eigengenutzte Immobilie ist genau eine
vermögensrechnung alle Geldvermögen von Inlän-                Vermögenseinheit.
der/innen (gleichgültig ob sich diese Werte im Ausland      • Der eigengenutzte Immobilienbestand von Österrei-
oder Inland befinden). In diesem Sinne heißt „öster-          cher/innen im Ausland ist dem eigengenutzten
reichisches Geldvermögen“ das Geldvermögen von                Immobilienbestand von Ausländer/innen in Öster-
Inländer/innen. Allerdings deckt der zur „Person“ korres-     reich strukturgleich (oder zumindest strukturähnlich).
pondierende Begriff der Geldvermögensrechnung                 Dies betrifft sowohl den Gesamtwert des Vermögens
„Private Haushalte“ ein aus der Volkseinkommensrech-          als auch die Verteilung der Vermögenseinheiten.
nung übernommenes, aber abgewandeltes Konzept ab.           Die zweite Isomorphie-Annahme kann bei einer

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Reichtum in Österreich |

künftigen Entwicklung von AUTREICH durch empiri-          Die zentrale Isomorphie-Annahme betrifft die Inter-
sche Befunde ersetzt werden. AUTREICH greift nur auf      pretation der einzelnen Unternehmen als funktionelle
den österreichischen Immobilienbestand zu, was einem      Vermögenseinheiten. Ein naheliegender Einwand könn-
Inlandskonzept entspräche. AUTREICH verfolgt aber         te lauten: Große Unternehmen werden gerade deshalb
ein Inländer/innen-Konzept. Der notwendige Übergang       als börsennotierte Kapitalgesellschaften geführt, weil
zum Inländer/innen-Konzept wird (zumindest definito-      eine einzige vermögende Person nicht imstande wäre,
risch) durch die zweite Isomorphie-Annahme explizit       das dazu notwendige Kapital aufzubringen.
gemacht.
                                                          Dieser Einwand ist empirisch nicht stichhaltig. Das
Die erste Isomorphie-Annahme ist konzeptuell schwer-      größte österreichische Privatvermögen erreicht für
wiegender, weil schon die Alltagserfahrung lehrt, dass    (einen bestimmten Stichtag) angeblich EUR 5,9 Mrd.
vermögende Personen oft mehr als eine eigengenutzte       Für den analogen Stichtag hatte das größte börsenno-
Immobilie besitzen. In diesem Sinne führt die erste       tierte österreichische Unternehmen einen Tageswert
Isomorphie-Annahme zu einer systematischen Unter-         von EUR 5,6 Mrd. Die Kapitalstockbewertung ergibt
schätzung des Konzentrationsgrades. Allerdings ver-       (gleicher Stichtag) für den größten unternehmerischen
weist die Lebenserfahrung auch auf einen umgekehrten      Vermögenswert rund EUR 1,8 Mrd.
Effekt: Gerade eigengenutzte Immobilien werden als
Vermögenswert oft nur „anteilig“ von Personen gehal-      Es lohnt auch, sich vor Augen zu halten, was die
ten. In diesem Zusammenhang führt die erste Iso-          Isomorphie-Annahme nicht behauptet: Die Unterneh-
morphie-Annahme zu einer systematischen Überschät-        mensbeteiligungen von Personen müssen (im Rahmen
zung des Konzentrationsgrades. Ob die beiden Effekte      von AUTREICH) keineswegs genau aus einem
einander gerade ausgleichen, kann nur auf der Basis       Unternehmen bestehen. Vielmehr wird angenommen,
künftiger empirischer Befunde entschieden werden.         dass die Struktur der Werte von Unternehmens-
                                                          beteiligungsportfolios der Struktur der Kapitalstöcke der
Beteiligung an Unternehmen                                Unternehmen entspricht.

Was die Unternehmensbeteiligungen (dritter Vermö-         2.3. Bewertungsregeln
genstyp) betrifft, kommt der synthetische Ansatz von
AUTREICH am deutlichsten zu tragen. Folgende              Das Monitoring-Modell AUTREICH wendet für jeden
Isomorphie-Annahmen werden getroffen:                     der drei Vermögenstypen spezifische Bewertungs-
• Jedes Unternehmen stellt funktionell eine Vermö-        regeln an. Bewertungsfragen spielen bei der Bestim-
  genseinheit dar.                                        mung von Vermögen eine zentrale Rolle.
• Der Vermögenswert des Unternehmens entspricht
  dem Kapitalstock des Unternehmens.                      Für die Geldvermögen tritt im Rahmen von AUTREICH
• Der Anteil eines Unternehmens am Kapitalstock sei-      keine besondere Bewertungsproblematik auf. Die in
  ner Branche entspricht dem Anteil seiner Lohn-          AUTREICH enthaltenen Aktiva können zu ihrem
  und Gehaltssumme an der Lohn- und Gehalts-              Nominalwert berücksichtigt werden. (So ist der Konto-
  summe der Branche.                                      stand auf einem Sparbuch der Vermögenswert der
• Die Portfolios von Österreicher/innen am Unterneh-      Spareinlage).
  mensvermögen im Ausland entspricht den Portfolios
  von Unternehmensvermögen in Österreich durch            Für die „Eigengenutzten Immobilien“ werden für
  Ausländer/innen.                                        jeden Bezirk jene „Transaktionspreise“ für Immobilien
                                                          einer bestimmten Größe und Ausstattung zur Bewertung
Die letzte der vier Isomorphie-Annahmen entspricht der    herangezogen, die von der Innung der Immobilienmakler
analogen Annahme für „Eigengenutzte Immobilien“. Sie      erhoben werden. Diese Marktpreise werden (nach einer
kann künftig durch empirische Befunde ersetzt werden.     spezifischen Transformation zur Berücksichtigung der
                                                          „Nichtrepräsentativität“ von Maklerprojekten) auf den
Die zweite und dritte Isomorphie-Annahme lässt sich       Bestand übertragen. Das ergibt eine Verteilung von
bei einer Gruppenbetrachtung als eine Art von Durch-      Immobilienwerten pro Quadratmeter; diese variieren
schnittsbildung plausibel machen (d.h. zwischen Kapi-     systematisch mit der Größe der Immobilien.
taleinsatz und Arbeitseinsatz besteht ein branchentypi-
sches Durchschnittsverhältnis). Auch diese beiden An-     Den „Unternehmensbezogenen Vermögenswerten“
nahmen können mit Hilfe zusätzlicher Analysen durch       liegen die Kapitalstockberechnungen zugrunde, die
empirische Befunde ersetzt werden.                        von der Statistik Austria in Abstimmung mit internatio-

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| Reichtum in Österreich

nalen Konventionen vorgenommen werden. Diese              • 20,4% eigengenutzte Immobilien
Kapitalstöcke werden auf der Unternehmensebene            • 8,7% Geldvermögen
durch Investitionen aufgebaut und durch Ab-
schreibungen wieder vermindert. Der Vorteil dieses        Diese durchschnittliche Zusammensetzung des
Bewertungsverfahrens liegt darin, dass es eine stetige    Portfolios des Top-1% schließt nicht aus, dass die ein-
Vermögensentwicklung nachzeichnet. Kurzfristige           zelnen Portfolios von diesem Gruppendurchschnitt
Bewertungsschwankungen, wie sie an Börsen erfol-          abweichen. Das Modell AUTREICH berechnet zwar
gen, werden durch diese Vorgangsweise geglättet. Der      den Gruppenwert (als Parameter der Verteilung) aus
Nachteil dieses Verfahrens liegt in einer systemati-      „funktionellen“ Vermögenseinheiten; das ist jedoch
schen Unterschätzung des Vermögenswertes. Nur             nicht damit gleichzusetzen, dass die einzelnen
wenn ein Aktivum durch eine Investition geschaffen        Vermögen in ihrer Zusammensetzung dem Durch-
wird, geht es in den Kapitalstock ein. Bloße vertragli-   schnitt entsprechen.
che Vereinbarungen (die etwa den Wert großer
Mineralölfirmen maßgeblich mitbestimmen) bleiben
dagegen ebenso unberücksichtigt wie Wertsteigerun-        3. Geldvermögen
gen von Grundstücken.

2.4. Das Korrespondenzprinzip                             3.1. Das Volumen der Geldvermögen
Das Monitoring-Modell AUTREICH erstellt auf Basis der     Geldvermögen umfasst ein breites Spektrum von Aktiva,
bestehenden Daten über die Zahl der Lohn- und             die aus vielfältigen Gründen gehalten werden.
Einkommensteuerpflichtigen, der Zahl der Immobilien
und der Zahl der Unternehmen und auf Basis der            Bargeld und Girokonten erreichten 2002 EUR 10,6
genannten Isomorphie-Annahmen die Verteilung der          Mrd. Während Bargeld und Girokonten vor allem Trans-
Vermögenseinheiten für die drei Bereiche „Geldver-        aktionszwecken dienen, sind die vielfältigen Spar-
mögen“, „Eigengenutzte Immobilien“ und „Unterneh-         formen häufig an künftigen Konsumabsichten orien-
mensbezogene Vermögen“.                                   tiert. Der gesamtwirtschaftliche Wert der traditionellen
                                                          Sparformen beträgt EUR 150 Mrd (2002).
Das ergibt im Bereich „Geldvermögen“ insgesamt
etwas mehr als 5,9 Mio Portfolios; im Bereich               Geldvermögen: Aktiva und Passiva, 2002, in Mrd EUR
„Eigengenutzte Immobilien“ sind es etwa 1,75 Mio
Portfolios; im Bereich „Unternehmensanteile“ sind           Aktiva:          Bargeld     10,6
es etwas mehr als 260.000 Portfolios.

Für jeden der drei Vermögenstypen können die Vermö-                          Sparen                                    149,9

genseinheiten jeweils nach der Höhe ihres Wertes
                                                                       Geld-/Kapital-
gereiht werden. Die Vermögenseinheit mit dem größ-                     marktpapiere            22,0
ten Wert erhält die Rangzahl 1, die nächstgrößte
Einheit erhält die Rangzahl 2, usw.                                      Investment-
                                                                           zertifikate           28,6

AUTREICH wendet zur Zusammenführung der drei
                                                              Versicherungstechn.
Vermögenstypen ein Korrespondenzprinzip an: Das                                                         64,0
                                                                   Rückstellungen
Gesamtvermögen mit der Rangzahl 1 setzt sich aus
jenen drei Teileinheiten zusammen, die jeweils inner-
halb ihres Vermögenstyps die Rangzahl 1 einnehmen.          Passiva:     Kurzfristige
                                                                                         8,5
                                                                             Kredite
Analog wird das Gesamtvermögen mit der Rangzahl 2
bestimmt. Dieser Vorgang wird solange fortgesetzt, bis
die höchste (für einen der drei Vermögenstypen verge-                                    Quelle: Oesterreichische Nationalbank
bene) Rangzahl erreicht ist.
                                                          Unter den Aktiva, die als Vermögensbildung im engeren
Dieses Verfahren führt dazu, dass sich die Struktur des   Sinn wahrgenommen werden, zählen insbesondere
obersten 1% aller Gesamtvermögenseinheiten folgen-        Versicherungen auf Erleben und Ableben. Sie sind
dermaßen darstellt:                                       Ausdruck eines Vorsichtsmotivs, das auch relativ junge
• 70,9% Unternehmensbeteiligung                           Haushalte zu einem langfristigen Vermögensaufbau

                                                      241
Reichtum in Österreich |

veranlasst. Im Jahr 2002 haben diese Aktiva einen                  des durch nachhaltig veränderte Veranlagungsmuster
Gesamtwert von EUR 64 Mrd erreicht.                                ausgelösten Mittelzuflusses. Zudem schlagen für ein-
                                                                   zelne Jahre der Periode 1997 – 2002 auch die Wert-
Die Investmentzertifikate umfassen EUR 29 Mrd und                  veränderungen der von den Investmentfonds erworbe-
die Kapital- und Geldmarktpapiere EUR 22 Mrd.                      nen Aktiva durch. Das gilt für die Jahre der steigenden
                                                                   Kurse ebenso wie für jene der fallenden Kurse.
Nicht aufgenommen in die Aktiva sind die „Anteilsrechte
ohne Investmentzertifikate“, da Unternehmensbeteili-               Bei den Geld- und Kapitalmarktpapieren gab es seit
gungen gesondert als dritter Vermögenstyp behandelt                2001 drastische Wertveränderungen, so dass der Wert
werden. (Diese Anteilsrechte – u.a. Aktien – machten               dieser Aktiva im Jahr 2002 nur mehr 82% von dem des
2002 EUR 10,3 Mrd aus.)                                            Jahres 1997 betrug (Rückgang um 18%).

Den Aktiva stehen auch Passiva gegenüber. Von die-                 Die in Versicherungen angelegten Aktiva sind in die-
sen wird im Rahmen von AUTREICH nur ein Posten                     sem Zeitraum um 49% stark angestiegen.
dem „Geldvermögensbereich“ zugeordnet: die „kurz-
fristigen Kredite“ der privaten Haushalte. Die lang-               Der Zuwachs der Aktiva insgesamt (EUR +50,7 Mrd)
fristigen Kredite der privaten Haushalte sind im                   und der Zuwachs der Passiva (EUR +1,5 Mrd) hat per
Zusammenhang mit dem eigengenutzten Immobilien-                    Saldo das Geldvermögen zwischen 1997 und 2002
besitz als Passivum erfasst.                                       um +22% vermehrt. Die Verbraucherpreise sind in der
                                                                   gleichen Zeit um +8,5% angestiegen. Das Nettogeld-
     Anteil einzelner Aktiva am Geldvermögen, 2002                 vermögen betrug 2002 rund EUR 269 Mrd.

                                                                           Zuwachs der adjustierten Geldvermögensaktiva
                                                                                  zwischen 1997 und 2002 in %
                                                Geld-/Kapital-
                                                marktpapiere
                 Sparen                              8%
                                                                                  Bargeld             +4,0
                  55%

                                      Investment-                                  Sparen                    +15,0
                                       zertifikate
                                          10%
                                                                            Geld-/Kapital-
                           Versicherungs-                                   marktpapiere -17,9
                             technische
                           Rückstellungen
                                                                              Investment-
                                23%                                                                                            +75,2
                                                                                zertifikate
       Bargeld
         4%
                                                                       Versicherungstechn.
                                                                                                                      +48,9
                                                                            Rückstellungen
                          Quelle: Oesterreichische Nationalbank
(Hinweis: „Anteilsrechte ohne Investmentzertifikate“ sind hier
nicht erfasst; vgl. Text)                                                                        Quelle: Oesterreichische Nationalbank

                                                                   3.3. Geldvermögen der „Wohlhabenden“
3.2. Geldvermögenszuwachs 1997-2002
                                                                   und „Reichen“
Mit dem Konsum der Haushalte steigt auch die dazu
benötigte Liquidität (Bargeld und Girokonten). Von 1997            AUTREICH als Monitoringsystem geht davon aus,
bis 2002 ist der Vermögenswert des Bargeldes und der               dass die Zahl der „funktionellen“ Geldvermögens-
Girokonten um 4% von EUR 10,2 Mrd auf EUR 10,6                     einheiten so groß ist wie die Zahl der einkommens-
Mrd gestiegen.                                                     besitzenden Personen, die von der integrierten Lohn-
                                                                   und Einkommensteuerstatistik der Statistik Austria
Das Volumen des Sparens hat sich um 15% erhöht.                    erfasst werden.
In die Periode 1997 – 2002 fällt die Endphase des gro-
ßen Börsenbooms, durch den die Aufmerksamkeit brei-                Diese Abgrenzung schließt im wesentlichen Kinder und
terer Publikumskreise auf Investmentzertifikate gelenkt            Jugendliche aus, die zwar noch kein Einkommen bezie-
wurde. Der rasche Anstieg der mit Investment-                      hen, für die aber Spar- und Girokonten eingerichtet
zertifikaten verbundenen Aktiva (+75%) ist Ausdruck                werden.

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| Reichtum in Österreich

Die Verteilung der integrierten Lohn- und Einkommen-     Insgesamt ergibt die Häuser-Wohnungszählung nahezu
steuerstatistik ist der Ausgangspunkt für AUTREICH,      1,75 Mio solcher Objekte, die als Aktiva in einer
um den Kreis der „einkommensstarken“ Personen defi-      Vermögensrechnung zu berücksichtigen sind. Der mitt-
nitorisch abzugrenzen:                                   lere Marktpreis eines solchen Objektes beträgt EUR
• Als „einkommensreich“ soll das bestverdienende         291.000; das Gesamtvermögen EUR 508 Mrd. Ohne
  Prozent der Lohn- und Einkommensbezieher/innen         Passiva (etwa Hypothekarkredite) ergibt sich ein
  gelten. Sie verdienen mehr als EUR 85.900 brutto       Gesamtvermögenswert an eigengenutzten Immobilien
  jährlich.                                              von EUR 428 Mrd.
• Als „wohlhabend“ werden jene Personen bezeich-
  net, die zu den obersten 10% gehören. Sie verdienen    Bei der Berechnung des Vermögenswertes geht AUT-
  mehr als EUR 35.200 brutto jährlich.                   REICH vom Verkehrswert der Immobilie aus. Damit
                                                         sind die tatsächlich bei einem Verkauf erzielten Beträge
Die Gruppe der so definierten „Reichen“ umfasst etwa     gemeint. Dieser Wert kann von der subjektiven
60.000 Personen, jene der „Wohlhabenden“ rund            Wertschätzung und der Summe der vorgenommenen
600.000 Personen. In AUTREICH wird davon ausge-          Investitionen deutlich abweichen.
gangen, dass die funktionelle Verteilungsstruktur des
Geldvermögens (2002: EUR 269 Mrd) gleich jener der       Die tatsächlich erzielten Preise (pro Quadratmeter und
Einkommen der integrierten Lohn- und Einkommen-          pro Immobilie) hängen von der Lage, der Größe und
steuerstatistik ist.                                     dem Zustand des Hauses (oder der Wohnung) ab. Dies
                                                         bewirkt eine weite Streuung der Preise (und damit des
Wird also die Verteilungsstruktur der Einkommen auf      Vermögenswertes). Das Ausmaß der Streuung zeigt
die Verteilungsstruktur der Geldvermögen „übertragen“,   der Immobilienpreisspiegel der Innung der Immobilien-
ergibt sich im Rahmen von AUTREICH folgendes Bild:       makler. So liegt der Quadratmeterpreis für ein Eigen-
• 60.000 Geldvermögenseinheiten besitzen Geld-           heim in schlechter Lage und in schlechtem Zustand bei
  vermögenswerte von jeweils mehr als EUR 209.000;       rund EUR 510. Im Bezirk Kitzbühel beträgt der durch-
  im Schnitt besitzt die Gruppe der „Top-1%“ ein         schnittliche Quadratmeterpreis rund EUR 2.500.
  Geldvermögen von EUR 470.300.
• Nahezu 600.000 Geldvermögenseinheiten besitzen         Die vom Immobilienpreisspiegel erfassten Objekte stel-
  Geldvermögenswerte von jeweils mehr als EUR            len allerdings nur ein Segment aller Transaktionen dar.
  86.000; im Schnitt besitzt die Gruppe der „Top-        Bei Berücksichtigung des vollen Spektrums an Ver-
  10%“ ein Geldvermögen von EUR 158.200.                 käufen ergibt sich eine noch breitere Streuung der
                                                         Quadratmeterpreise. Dies erfordert eine Adjustierung
                                                         der veröffentlichten Transaktionspreise.
4. Konsumorientierte Vermögens-
bildung: Anwesen, Eigenheime                             4.2. Zuwachs an eigengenutzten
                                                         Immobilienvermögen 1997-2002
4.1. Das Volumen an eigengenutzten
                                                         Durch die laufende Bautätigkeit kommt es zu einem
Immobilien                                               kontinuierlichen Zuwachs an eigengenutztem Immo-
                                                         bilienvermögen. So ist in der Periode 1997- 2002 der
Für breite Gruppen der österreichischen Bevölkerung      Wert des Nettovermögens um insgesamt EUR 16,4
stellt das Eigenheim oder die Eigentumswohnung den       Mrd gewachsen.
wichtigsten Vermögenswert dar. Der Erwerb oder der
Bau einer solchen Immobilie erfordert, bezogen auf das   Bezogen auf die Zahl der Objekte ergibt sich ein
Einkommen der betreffenden Personen, eine langfristi-    Anstieg um 8%. Das sind rund 135.000 zusätzliche
ge Finanzierungsperspektive. Sowohl die langfristige     Vermögenseinheiten des Typs „Eigengenutzte Immo-
Finanzierung als auch die Eigennutzung stärken ein       bilie“. Dies ist nicht allein auf die Bautätigkeit selbst zu-
ausgeprägtes Bewusstsein vom Vermögenswert dieses        rückzuführen. Insbesondere in dicht verbauten Gebie-
langlebigen Konsumgutes. Dessen Werterhalt erfordert     ten (in Wien etwa in Gründerzeitvierteln) kommt es zu
regelmäßige Investitionen (und zumindest alle 30 Jahre   Konversionen von Mietwohnungen in Eigentumswoh-
eine weitgehende Generalsanierung, um den mit dem        nungen.
wohntechnischen Fortschritt verbundenen Anstieg der
Ansprüche gerecht zu werden).

                                                     243
Reichtum in Österreich |

Parallel zu den zusätzlichen Objekten kam es zu einem            Von dieser allgemeinen Proportionalitätsregel gibt es
Preisrückgang am Immobilienmarkt. Dieser Preis-                  deutliche Abweichungen im Einzelfall. Allerdings spielt
rückgang hat zwischen 1997 und 2002 minus 4% betra-              für die Auswertung von AUTREICH letztlich nur der
gen; er weist regional deutliche Unterschiede auf. Da            Gruppendurchschnitt eine Rolle.
der Preisrückgang jedoch geringer ausfällt als der
Zuwachs bei den Objekten, ergibt sich ein Anstieg                In AUTREICH beträgt der Medianverkehrswert der
beim Gesamtwert der Position „Eigengenutzte Immo-                Eigenheime und Eigentumswohnungen EUR 151.000,
bilie“ um 4%.                                                    während das vermögendste 1% in Wohnungen und
                                                                 Häusern mit einem Verkehrswert von mindestens
             Eigengenutzte Immobilien,                           EUR 830.000 lebt. Die Gruppe der „Top-1%“ besitzt
Veränderung zwischen 1997 und 2002, absolut und in %             im Schnitt eigengenutzte Immobilien im Wert von
                                                                 EUR 1,089.500; der Wert für die vermögendsten
                                                                 10% beträgt im Schnitt EUR 511.300.
        Zuwachs der Objekte
                (+135.000 )                           +8,4%          Verteilung der Vermögenswerte der Eigenheime und
                                                                                    Eigentumswohnungen
                                                                                  Angaben für 2002 in Euro
                               Wertveränderung pro
           -4,0%
                               Objekt (-10.270 EUR)
                                                                    N=1.748.020

          Vermögenszuwachs               +4%
             (+16,4 Mrd EUR)                                             Median           150.800 EUR

                                                                      Grenzwert
                                                                    Top-600.000                271.600 EUR
                            Quelle: Statistik Austria, WKO-FV,
     Oesterr. Nationalbank, Synthesis (eigene Berechnungen)

                                                                      Grenzwert                                         829.600
                                                                     Top-60.000                                         EUR
4.3. Eigengenutzte Immobilienvermögen
der „Wohlhabenden“ und „Reichen“
                                                                                                Quelle: Statistik Austria, WKO-FV,
                                                                         Oesterr. Nationalbank, Synthesis (eigene Berechnungen)
Die Größe eines Eigenheimes bestimmt sowohl den
Gebrauchswert als auch den Verkehrswert des Objek-
tes. Zwar streut der Quadratmeterpreis innerhalb der
einzelnen Größenklassen von Immobilien, doch zeigt
sich im Durchschnitt ein mit der Objektgröße steigender          5. Geldvermögen und eigengenutzte
Quadratmeterpreis. Dies ist vor allem darauf zurückzu-           Immobilien: eine Zwischenbilanz
führen, dass größere Eigenheime auf (einem relativ)
größeren Grundstück stehen. Zudem werden sie von
wohlhabenderen Haushalten bewohnt, die größere                   Im Abschnitt 6 wird versucht, eine portfoliobezogene
Investitionen in die Ausstattung vornehmen und die               Verteilung der Vermögenswerte der marktwirtschaft-
Sanierungszyklen für ihr Objekt kürzer halten.                   lichen Unternehmen vorzunehmen. Dabei müssen noch
                                                                 weiter reichende theoretische – und bisher empirisch
Der erwähnte positive Zusammenhang zwischen                      noch nicht ausreichend abgestützte – Annahmen als bei
Quadratmeterpreis und Immobiliengröße führt dazu,                der Verteilung der Geld- und Immobilienvermögen vorge-
dass die „funktionellen“ Vermögenswerte ein höheres              nommen werden. Deshalb wird in diesem Abschnitt eine
Ausmaß an Konzentration aufweisen als die Größen-                Zwischenbilanz über die konsolidierten Geld- und Immo-
verteilung der Eigenheime.                                       bilienvermögen (d.h. ohne Betriebsvermögen) gezogen.

Dieser „Konzentrationseffekt“ wird in AUTREICH durch             5.1. Zusammenführung auf der Grundlage
eine spezifische Annahme über die Verteilung der                 des Korrespondenzprinzips
Passiva etwas gemildert: AUTREICH geht davon aus,
dass sich die Hypothekarkredite analog zum Wert der              Die funktionellen Vermögenseinheiten sind in den
Immobilien verteilen: je höher der Immobilienwert,               Bereichen „Geldvermögen“ und „Eigengenutzte Immo-
desto größer der korrespondierende Hypothekarkredit.             bilien“ jeweils nach der Höhe des Vermögenswertes

                                                              244
| Reichtum in Österreich

geordnet. Die größte Vermögenseinheit hat jeweils den               Die eigengenutzten Immobilien machen zwischen
Rang 1, die zweitgrößte Einheit den Rang 2, usw.                    70% und 76% am Gesamtwert des konsolidierten
                                                                    Vermögens aus. Je höher die Gesamtvermögen sind,
Das Korrespondenzprinzip von AUTREICH geht davon                    desto höher ist der Anteil der Geldvermögen am konso-
aus, dass jeweils die Vermögenseinheiten mit gleicher               lidierten Portfolio.
Rangordnung zusammenzuführen sind: Die „teuerste“
Immobilie wird mit dem größten Geldvermögen „zu-                                  Portfoliozusammensetzung 2002
sammengeführt“; analog wird für die weiteren Ränge                            Anteil von Geldvermögen und Immobilien
vorgegangen.                                                                     am konsolidierten Vermögen in %

Dieses Verfahren lässt sich bis zu jenem Schritt fort-
setzen, in dem die am wenigsten wertvolle Immobilie
                                                                        Top-600.000                     76,4%                   23,6%
einem Geldvermögen zugeordnet ist. Ab diesem Punkt
bestehen alle weiteren „konsolidierten“ Vermögen nur
mehr aus einer funktionellen Geldvermögenseinheit.
                                                                        Top-300.000                     76,1%                   23,9%

AUTREICH deutet diese Vorgangsweise nicht als Be-
schreibung der einzelnen Portfolios auf Mikroebene.
                                                                         Top-60.000                     70,0%                  30,0%
Denn schon exemplarische Befunde verdeutlichen, dass
für einzelne Personen die Aktiva „Geldvermögen“ und
„Eigengenutzte Immobilienvermögen“ durchaus substi-                          Eigengenutzte Immobilien           Geldvermögen
tutiv (statt komplementär) sind. Das Korrespondenz-
prinzip dient AUTREICH vielmehr als Algorithmus dazu,                                         Quelle: Synthesis (eigene Berechnungen)
Gruppendurchschnitte für die Top-60.000, Top-300.000
und Top-600.000 Vermögensportfolios zu bilden.
                                                                    6. Unternehmensbezogene Vermögen
In dieser „schwächeren“ Form besagt das Korrespon-
denzprinzip: In der Gruppe der Top-60.000 konsolidier-
ten Vermögensportfolios werden sich die Top-60.000
Geldvermögenseinheiten und die Top-60.000 eigenge-
                                                                    6.1. Der Kapitalstock als Vermögenswert
nutzten Immobilienobjekte befinden.
                                                                    Im Modell AUTREICH entspricht die Struktur des Wertes
Wird dieser Vorgangsweise gefolgt, ergibt sich folgen-              der unternehmensbezogenen Portfolios der Struktur des
des Bild:                                                           Wertes der Kapitalstöcke von Unternehmen.
Auf das oberste Hundertstel (die „Reichen“) entfallen
13% des Geld- und Immobilienvermögens und auf die                   Von dieser Überlegung ausgehend erfasst AUTREICH
obersten 10% (die „Wohlhabenden“) 57%.                              in einem ersten Schritt alle Betriebe (Arbeitgeberbetrie-
                                                                    be), bestimmt in einem zweiten Schritt die Größe jedes
Geldvermögen und Immobilien: Konsolidierte Werte 2002,              Betriebes anhand seiner Lohn- und Gehaltssumme, um
 Anteile der Top-1%, der Top-5% und der Top-10% am                  in einem dritten Schritt (spezifisch für jede Branche)
               konsolidierten Vermögen                              den Kapitalstock der Branche den Betrieben nach ihrer
                                                                    Größe im Einzelnen zuzuordnen.
                                                    Top-60.000
                 10,4%
        Geld-                                       Top-300.000     Dieser Vorgang wird nur für jene Branchen und
                            24,0%
    vermögen                                        Top-600.000
                                34,9%                               Betriebe vorgenommen, die als „nicht öffentlich“ bzw.
                                                                    „marktfinanziert“ gelten können.
                    15,2%
Eigengenutzte
   Immobilien                               48,0%                   Es ist davon auszugehen, dass die Kapitalstock-
                                                         71,0%
                                                                    methode die unternehmensbezogenen Vermögens-
                   13,3%
                                                                    werte unterschätzt, da diese auch durch nicht-
Konsolidiertes
                                    38,7%                           investive Aktiva und stille Reserven mitbestimmt
   Vermögen
                                                57,1%               werden.

                  Quelle: Synthesis (eigene Berechnungen)

                                                                  245
Reichtum in Österreich |

Den Investitionen als Wertzuwachs stehen die laufen-        Wertzuwachs der unternehmensbezogenen Vermögen
den Abschreibungen des Kapitalstockes (bereits erfolg-       Veränderung zwischen 1997 und 2002, absolut und in %
ter Investitionen) gegenüber. Ohne nennenswerte
Brutto-Investitionen kommt es zu einer abschreibungs-
bedingten Minderung des Wertes der Aktiva.                      Zuwachs der Betriebe
                                                                               (+39)    +0,01%

Dem Kapitalstock als Aktivum stehen die von Unter-          Zuwachs des Kapitalstocks
                                                                                                     +1,8%
nehmungen zu Investitionszwecken aufgenommenen               je Betrieb (+16.900 EUR)
langfristigen Kredite gegenüber. AUTREICH geht in
                                                                  Vermögenszuwachs
diesem Zusammenhang von folgender Annahme aus:                   für alle Unternehmen                +1,8%
                                                                       (+4,4 Mrd EUR)
Zwar variiert das Verhältnis von Eigen- und Fremd-
finanzierung zwischen den einzelnen Unternehmungen
einer Größenklasse, doch ergibt sich für die Größen-
                                                               Quelle: Statistik Austria, Synthesis (eigene Berechnungen)
klasse als ganzes eine Proportionalität zwischen Aktiva
und Passiva.
                                                          6.2. Verteilung von Betriebsgrößen und be-
In AUTREICH wurde für 260.400 Betriebe für das Jahr
2002 ein durchschnittlicher Kapitalstock von EUR 1,4
                                                          trieblichen Kapitalstöcken
Mio und ein Gesamtwert für alle Betriebe von EUR 374
Mrd berechnet.                                            Der enge Zusammenhang zwischen dem marktwirt-
                                                          schaftlichen Geschehen und der Bildung von unterneh-
Zwischen 1997 und 2002 sind die Aktiva von EUR 334        mensbezogenem Vermögen wird in Zusammenhang
Mrd auf EUR 374 Mrd gestiegen; die Passiva haben          mit der Größenverteilung von Betrieben und Portfolios
von EUR 91 Mrd auf EUR 126 Mrd zugenommen. Das            deutlich. Die Größe von Betrieben (und ihren Kapital-
ergibt einen Zuwachs der Netto-Vermögensposition          stöcken) hängt von einer Vielzahl von kommerziellen,
von EUR 243 Mrd auf EUR 247 Mrd.                          technischen und organisatorischen Faktoren ab: So
                                                          erfordert ein Agieren auf globalen Märkten im Regelfall
Damit erreicht laut AUTREICH-Modell das private           größere Kapitalien als die bloße Präsenz auf dem loka-
unternehmensbezogene Vermögen (trotz seiner sys-          len Markt. Hochstandardisierte Produktionsverfahren
tematischen Unterschätzung) eine zum Geldvermö-           erlauben die Nutzung von Skalenerträgen (bei ausge-
gen analoge Größe. Allerdings unterscheiden sich          prägter Fixkostendegression), was Großbetriebe im
beide Vermögenstypen in Hinblick auf die Zahl der         Wettbewerb begünstigt.
Vermögenseinheiten. So weist AUTREICH für das
Geldvermögen knapp 6 Mio Portfolios aus, für das          In diesem Sinn spiegelt die Betriebsgrößenentwicklung
unternehmensbezogene Vermögen jedoch nur ca.              die Markt- und Produktionsbedingungen wider (ohne
260.000 Portfolios.                                       dass deshalb von einem „Branchendeterminismus“
                                                          gesprochen werden könnte: Im IT-Sektor operieren
Die Zahl der Einheiten nimmt bei den einzelnen            etwa sehr kleine und sehr große Unternehmen auf eng
Vermögenstypen einen maßgeblichen Einfluss auf das        benachbarten Marktsegmenten).
Ergebnis: Je kleiner die Zahl der Vermögenseinheiten
bei einem bestimmten Vermögenstyp (relativ zu einem       Von den 260.000 Betrieben (Arbeitgeberbetriebe)
anderen Typ), desto höher die Vermögenskonzentra-         haben ca. drei Viertel weniger als 5 Beschäftigte, wäh-
tion. In diesem Zusammenhang ist die Konstanz der         rend nur ca. 3% der Betriebe mehr als 50 Beschäftigte
unternehmensbezogenen Vermögenseinheiten zwi-             haben. Unter der Annahme, dass es innerhalb von
schen 1997 und 2002 von besonderer Bedeutung: Der         Branchen eine Korrelation zwischen der Zahl der
Wert der Unternehmen steigt, aber nicht ihre Zahl.        Beschäftigten in Betrieben und der Höhe des Kapital-
                                                          stockes gibt, ist von einer starken Konzentration des
                                                          Kapitelstockes auf wenige unternehmensbezogene
                                                          Vermögenseinheiten auszugehen.

                                                      246
| Reichtum in Österreich

         Größenverteilung der Kapitalstöcke                     Allein die AUTREICH-Annahme, dass das gesamte
 Angaben in Tausend Euro je Betrieb für das Jahr 2002           unternehmensbezogene Vermögen in nur 260.000 von
                                                                mehr als 5,9 Mio Portfolios enthalten ist, bewirkt eine
N=260.370                                                       Konzentration des Gesamtvermögens. Diese Konzen-
                                                                trationswirkung wird noch durch das Korrespondenz-
      Median   117
                                                                prinzip und die ungleiche Verteilung des Vermögens
                                                                innerhalb eines Vermögenstyps verstärkt.
   Grenzwert
  Top-60.000     385                                                     Geldvermögen, Immobilien, Unternehmen:
                                                                                 konsolidiertes Vermögen 2002
   Grenzwert
                                                                     Anteile der Top-1% und der Top-10% an den einzelnen
   Top-6.000                                         6.197                              Vermögenstypen

                         Quelle: Statistik Austria, Synthesis              Geld-       10,4%
                                                                       vermögen                     34,9%

Die Größenverteilung der österreichischen Betriebe                                       15,2%
                                                                      Immobilien
(und ihrer Kapitalstöcke) hat sich zwischen 1997 und                                                                   71,0%
2002 kaum verändert.                                                                                                             91,4%
                                                                   Unternehmen
                                                                                                                                     100,0%
Auf die 60.000 größten Vermögenseinheiten (ca. ein                 Konsolidiertes                  33,8%
Viertel der Betriebe) entfallen 91% des unternehmensbe-               Vermögen                                        68,3%
zogenen Vermögens. Auf die 6.000 größten Unterneh-
                                                                        Top-600.000           Top-60.000
men (ca. 3% aller Betriebe) entfallen laut AUTREICH
63% des unternehmensbezogenen Vermögens.                                                      Quelle: Synthesis (eigene Berechnungen)

                                                                Laut AUTREICH-Modell haben die Top-60.000 Port-
7. Vermögensbildung und Reichtum                                folios (das oberste 1%) einen Anteil von 10% am
                                                                Geldvermögen, von 15% an den Immobilien, aber
2002: eine Gesamtbilanz                                         von 91% an den unternehmensbezogenen Ver-
                                                                mögen. Auf die Top-600.000 (die obersten 10%) ent-
7.1. Vermögenskonzentration und                                 fallen 35% der Geldvermögen, 71% der Immobilien und
                                                                100% der unternehmensbezogenen Vermögen.
Portfoliozusammensetzung
                                                                               Portfoliozusammensetzung 2002
Die Zusammenführung der drei Typen von Vermögens-                     Anteil Geldvermögen, Immobilien, Unternehmen
einheiten zu einem Gesamtportfolio erfolgt in AUT-                            am konsolidierten Vermögen in %
REICH nach dem Korrespondenzprinzip: Es werden
Vermögenseinheiten mit gleichen Rangzahlen (inner-
                                                                    Top-600.000       14,5%           47,1%                     38,3%
halb der Verteilung „ihres“ Vermögenstyps) zu einem
Portfolio zusammengefasst. Die explizite Auswertung
                                                                    Top-300.000     12,5%          39,7%                      47,8%
dieser Portfolios erfolgt im Rahmen von AUTREICH nur
für Gruppen von Portfolios („Durchschnittsbildung"),
                                                                     Top-60.000       8,7% 20,4%                      70,8%
aber nicht für die einzelnen Portfolios selbst.
                                                                             Alle
                                                                                         28,5%                45,3%                   26,2%
Auf Grund der Art der Zusammenführung der 3 Typen                      Portfolios
von Vermögenseinheiten zu einem Gesamtportfolio im
                                                                        Geldvermögen          Immobilien      Unternehmen
Modell AUTREICH weisen rund 260.000 Portfolios
sowohl ein Geldvermögen, eine (für Wohnzwecke)                                                Quelle: Synthesis (eigene Berechnungen)
eigengenutzte Immobilie als auch eine Unternehmens-
beteiligung auf. In rund 1,49 Mio Portfolios sind sowohl        Für die Frage, wie diese Portfolios zusammengesetzt
Geldvermögen als auch Immobilien enthalten. Die                 sind, zeigt AUTREICH folgendes Bild: die Top-60.000
große Mehrheit der Portfolios (rund 4,18 Mio) enthält           Portfolios bestehen zu 9% aus Geldvermögen, zu
ausschließlich Geldvermögen.                                    20% aus Immobilien und zu rund 71% aus unter-
                                                                nehmensbezogenem Vermögen. Im Kontrast dazu

                                                             247
Reichtum in Österreich |

der Aufbau aller Vermögen: Diese enthalten zu rund           7.2. Veränderung der Gesamtvermögen
29% Geldvermögen, zu 45% Immobilien und zu rund              1997-2002
26% Unternehmensbeteiligungen.
                                                             Eine Gegenüberstellung des Gesamtwertes aller Portfo-
Im Folgenden werden die obersten 10% in 2 Gruppen            lios (und ihrer wertmäßigen Größenverteilung) für die
aufgeteilt: das oberste Prozent und die danach folgen-       Jahre 1997 und 2002 hat mehrere Faktoren zu berück-
den 9%. Gemäß den Annahmen und Berechnungen im               sichtigen: So ist die Zahl der Portfolios in dieser Periode
Rahmen des Modells AUTREICH ist das Gesamt-                  von 5,7 Mio auf 5,9 Mio angewachsen. Der Ausdruck
vermögen des obersten Prozents in etwa gleich hoch           „Top-60.000“ bezeichnet daher im Jahr 1997 rund 57.400
wie das der folgenden 9% und größer als das der rest-        Portfolios und im Jahr 2002 rund 59.200 Portfolios.
lichen 90% der Bevölkerung.                                  Analoges gilt für die Top-300.000 und die Top-600.000.

Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Vermögen des ober-           Die in AUTREICH angenommene Zahl der Geldver-
sten Prozents sind fast hundert Mal höher als die von        mögenseinheiten hat (infolge der steigenden Zahl der
90% der Bevölkerung. Die Gruppe der obersten 2% bis          lohn- und einkommensteuerpflichtigen Personen) im sel-
10% verfügt über ein durchschnittliches Pro-Kopf-            ben Zeitraum um +182.000 zugenommen und jene der
Vermögen, das mehr als zehn Mal so hoch ist wie das          Immobilien um +135.000, während die Zahl der unterneh-
von 90% der Bevölkerung.                                     mensbezogenen Vermögen nahezu gleich geblieben ist.

                                                             Dem steht das unterschiedliche Wertwachstum der
                                                             drei Vermögenstypen gegenüber: Der Wert des unter-
                                                             nehmensbezogenen Vermögens ist um rund EUR 4,4

                                    Vermögensverteilung in Österreich, 2002

                                       Geld-                Immobilien-         Unternehmens-            Gesamt-
                                     vermögen                vermögen             vermögen              vermögen
                                 in Mrd.        Anteile   in Mrd.               in Mrd.              in Mrd.
                                                                     Anteile               Anteile              Anteile
                                  EUR                      EUR                   EUR                  EUR
 die „Reichen“
                                     28          10%         65           15%     225       91%        318           34%
 (oberste 1%)
 die „Wohlhabenden“
                                     66          25%       239            56%      21           9%     326           35%
 (oberste 2 -10%)

 die unteren 90%                   175           65%       124            29%       0           0%     299           32%

 Gesamtbevölkerung
                                   269          100%       428        100%        247      100%        944       100%
 (6 Mio. ohne Kinder)
                                                                                  Quelle: Synthesis (eigene Berechnungen)

                                 Durchschnittliche Vermögen in Österreich, 2002

                                   Durchschnittl.          Durchschnittl.        Durchschnittl.       Durchschnittl.
                                  Geldvermögen              Immobilien-         Unternehmens-            Gesamt-
                                 in Tausend EUR             vermögen in          vermögen in           vermögen in
                                                           Tausend EUR          Tausend EUR           Tausend EUR

 die „Reichen“
                                          470                     1.099                 3.814              5.383
 (oberste 1%)
 die „Wohlhabenden“
                                          124                       448                   40                   611
 (oberste 2 -10%)

 die unteren 90%                           33                        23                    0                    56

 Gesamtbevölkerung
                                           45                        72                   42                   159
 (6 Mio. ohne Kinder)
                                                                                  Quelle: Synthesis (eigene Berechnungen)

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| Reichtum in Österreich

Mrd gestiegen, jener der Immobilien um EUR 16 Mrd,               Auf diese Weise entsteht ein vielfältiges Bild, das direkt
jener des Geldvermögens um EUR 49 Mrd. Die                       den Resultaten von AUTREICH gegenübergestellt wer-
Gesamtvermögen sind zwischen 1997 und 2002 auf                   den kann. So lässt sich für die „Grundgesamtheit“, die
944 Mrd Euro gewachsen. Diese Entwicklung mildert                „Top-10%“ und die „Top-1%“ bestimmen,
der Tendenz nach die Konzentration des Gesamtver-                • wie hoch die Summen der ermittelten Vermögens-
mögens.                                                            werte für die einzelnen Typen von Vermögen sind,
                                                                 • wie die Zusammensetzung der Vermögensportfolios
Zuwächse der Vermögenstypen von 1997 bis 2002, in %                beschaffen ist,
                                                                 • wie stark die Rangkorrelation zwischen den einzelnen
       Geldvermögen
                                                                   Vermögenstypen (innerhalb eines persönlichen Ver-
                                              +22,4%
                                                                   mögensportfolios) ausfällt,
                                                                 • wie ausgeprägt die Rangkorrelation zwischen Geld-
          Immobilien         +4,0%
                                                                   vermögen und Einkommen ist,
                                                                 • in welchem Ausmaß es zu einer Kumulation von
        Unternehmen        +1,8%
                                                                   Vermögen innerhalb eines Haushaltes (bzw. zu einer
                                                                   Aufteilung von Vermögen auf mehrere Haushalte)
     Gesamtvermögen                +8,0%
                                                                   kommt,
                                                                 • welche Verbindungen zu „unpersönlichen“ Vermö-
                       Quelle: Synthesis (eigene Berechnungen)     gensstrategien (etwa Stiftungen) bestehen,
                                                                 • welche Vermögenswerte von Inländer/innen im
                                                                   Ausland und von Ausländer/innen im Inland gehalten
8. Verbesserungsmöglichkeiten                                      werden.

                                                                 Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten lohnt es,
Da das Modell AUTREICH nur eine von mehreren mög-                den Aufwand für eine Befragung vom „DIW/Infratest-
lichen Varianten einer Reichtumsberichterstattung dar-           Typ“ auf sich zu nehmen; allerdings gilt es, den
stellt, lohnt es der Frage nachzugehen: Welche                   Fragenkatalog so zu gestalten, dass bei den Aus-
Optionen eröffnen sich für eine künftige Reichtums-              wertungen entsprechende Differenzierungen vorge-
berichterstattung, die über die Erstversion von AUT-             nommen werden können, um einen Vergleich mit
REICH hinauszugehen trachtet?                                    AUTREICH vornehmen zu können.

Die Antworten auf diese forschungsstrategische Frage             Die Durchführung einer analytischen Studie im skizzier-
können in zwei Gruppen gefasst werden:                           ten Sinn kann auch direkt für eine Verbesserung
• Forschungsanstrengungen, die einen zu AUTREICH                 einzelner Module des synthetisch ansetzenden
  alternativen Ansatz wählen,                                    AUTREICH herangezogen werden. Dies gilt in mehr-
• Forschungsanstrengungen, die auf eine Weiterent-               facher Hinsicht:
  wicklung von AUTREICH abzielen.                                • Die Zahl der Vermögenseinheiten kann auf der Ebene
                                                                   von Personen und Haushalten direkt bestimmt wer-
Was die zu AUTREICH alternativen Ansätze betrifft, so              den.
wäre die in Österreich verfügbare Informationsbasis              • Die soziodemografischen Profile der Personen und
durch repräsentative Befragungsstudien zu verbes-                  Haushalte als Vermögensträger sind darstellbar.
sern. Für diesen Ansatz ist die Studie des DIW,                  • Der Brückenschlag zwischen Inlandskonzept und
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (gemein-               Inländer/innen-Konzept ist auf empirischer Basis
sam mit Infratest), im Rahmen der Arbeiten am deut-                abzusichern.
schen Haushaltspanel exemplarisch. Ausgangspunkt                 • Das gegenwärtig „deterministische“ Korrespondenz-
für die Studie ist die Identifikation von „einkommen-              prinzip von AUTREICH kann durch ein „stochas-
starken“ Haushalten. Für diese gilt es, eine Stich-                tisches“ Korrespondenzverfahren (auf der Basis der
probenpopulation zu erstellen, die deutlich größer                 Rangkorrelationswerte) ersetzt werden.
ausfällt, als dies im Rahmen der üblichen Haushalts-
befragung der Fall ist. Diese einkommensreichen                  Diese Überlegungen zeigen, dass der „analytische“ und
Haushalte werden (ebenso wie „alle“ Haushalte) nach              der „synthetische“ Ansatz einander nicht unversöhnlich
den Quellen ihres Einkommens und nach der Verfü-                 gegenüber stehen.
gung über Vermögen befragt.

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