Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert - Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022 - März 2022

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Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert - Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022 - März 2022
Karrierebarometer Young Talents
Sommersemester 2022

Wie die Pandemie
den Arbeitsmarkt
aus Sicht der Gen Z
verändert

März 2022
Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert - Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022 - März 2022
Inhalt

01   Einleitung und Zielsetzung
                                                                                 06   Touchpoints, Wünsche und Ansprüche
                                                                                      der Young Talents
02   Gefühlte Ausgangslage                                                               Soziale Netzwerke im beruflichen Kontext: Hot or not?
        Die Ausgangslage im Frühherbst: Massive Zukunftssorgen                           Dieser Content gefällt Young Talents in den sozialen Medien
                                                                                         TikTok für Recruiting und Employer Branding eher ungeeignet
                                                                                         Nutzt die Gen Z Karriereportale und, wenn ja, welche?
03   Die Lage der Studierenden                                                           Gen Z legt großen Wert auf Arbeitgeberbewertungen
        Vorlesungssäle bleiben verwaist                                                  Was sich Studierende von Unternehmen und Hochschulen wünschen
        Studierende sorgen sich um ihre berufliche Zukunft                               Mit diesen Aspekten punkten
        Career Center der Hochschulen bei Studierenden hoch im Kurs                      Unternehmen in Stellenanzeigen
                                                                                         Deutliche Mehrheit der jungen Talente sieht sich als künftige Führungskraft
                                                                                         Diversität und Gleichberechtigung bleiben wichtiges Thema
04   Die Lage der Absolvent:innen                                                        Krise verändert Anforderungen an Arbeitgeber
                                                                                         Safety first? Ein:e Arbeitgeber:in lebenslang für jede:n Dritte:n denkbar
        Kaum noch pandemiebedingte Schwierigkeiten bei der Stellensuche
        Mehrheitlich keine Krisenfolgen für Absolvent:innen im Berufsleben
        Schleichend in Richtung Überqualifikation
                                                                                 07   Fazit: Der Gen Z Brücken in die Zukunft bauen

05   Absolvent:innen und Studierende:                                            08   Über JobTeaser
     Gemeinsamkeiten und Unterschiede
        Planlos in die Zukunft – auch nach dem Abschluss
        “Berufspessimismus” wird zum Zeitgeistphänomen                           09   Methodik
        Kaum Auswirkungen der Pandemie auf die Stellensuche
        #Homeoffice4ever – aber warum eigentlich?
        Die Sehnsucht nach Sicherheit
                                                                                 10   Kontakt
        Purpose-driven Generation
        Der Blick in die Glaskugel: Pessimismus weicht vorsichtigem Optimismus   11   Pressekontakt
        Der Bewerbungsprozess aus Sicht der jungen Akademiker:innen
        Wo und wie suchen junge Talente nach Stellen?
        Mehrmonatige Bewerbungsprozesse sind die Ausnahme

                                                                                                                                                                       2
Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert - Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022 - März 2022
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

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                                                                                                            3.213
01             Einleitung
               und Zielsetzung
                Nachdem wir uns im September 2020 dazu ent-        Für die vorliegende Ausgabe unseres
                                                                                                            Studierende und Absolvent:innen
                                                                                                            in Deutschland und Österreich

                                                                                                              potenzielle Arbeitgeber? Wie haben sich
                schlossen haben, unsere Befragungen unter          Karrierebarometers haben wir im Ja-        Wünsche, Pläne und Erwartungen von
                                                                   nuar 2022 insgesamt 3.213 Studieren-       Studierenden und Absolvent:innen seit
                jungen Talenten regelmäßig durchzuführen, um       de und Absolvent:innen mithilfe einer      der letzten Befragung im September
                ihre Lage kontinuierlich erfassen und verstehen    selbstselektiven Online-Befragung          2021 verändert? Damit liefern wir kon-
                zu können, erscheint nun die bereits fünfte Aus-   insbesondere mit Blick auf die Zukunft     krete Ansätze, wie Personaler:innen und
                                                                   des Arbeitsmarkts befragt. Angesichts      Hochschulen Studierenden und Absol-
                gabe des Jobteaser Karrierebarometers. Durch       der nach wie vor grassierenden Pande-      vent:innen gezielt Unterstützung liefern
                die regelmäßige Erhebung der Daten ist es uns      mie haben wir aber natürlich auch nach     können.
                besser möglich, zwischen nachhaltigen Ent-         deren Auswirkungen gefragt. So haben
                                                                   Studierende und Absolvent:innen die        Zu Beginn des Reports werden Absol-
                wicklungen und vorübergehenden Phänomenen
                                                                   Chance, ein ausführliches eigenes Bild     vent:innen und Studierende zunächst
                unterscheiden zu können. So lassen sich für alle   von ihrer aktuellen Gefühlslage und        getrennt voneinander betrachtet, da
                Beteiligten, vor allem auch für Hochschulen und    ihren Zukunftsaussichten zu zeichnen.      sich je nach Antwortpfad die Fragen für
                                                                                                              die jeweiligen Gruppen unterschieden
                HR-Verantwortliche, die richtigen Schlüsse dar-
                                                                   Das Barometer liefert unter anderem        haben. In Kapitel 3 werden dann sämt-
                aus ziehen.                                        Antworten auf folgende Fragen: Was         liche Fragen behandelt, die von beiden
                                                                   wünschen sich junge Talente von poten-     Befragungsgruppen gleichermaßen
                                                                   ziellen Arbeitgebern? Wie werden Stel-     beantwortet wurden. So können Unter-
                                                                   lenanzeigen und Bewerbungsprozesse         schiede und Gemeinsamkeiten klar
                                                                   wahrgenommen? Wo informiert sich der       herausgearbeitet werden.
                                                                   Nachwuchs über den Stellenmarkt und

                                                                                                              1
                                                                                                                  bis drei Jahre nach Studienabschluss   3
Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert - Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022 - März 2022
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

02
Gefühlte
Ausgangslage
Wie bereits bei den vorangegangenen Erhebungen ergab auch
die Befragung im September 2021 eine anhaltende Besorgnis
unter den Studierenden und den Absolvent:innen. Kurz vor Beginn
des Wintersemesters machten sich gut drei Viertel aller Studie-
renden (78 Prozent), die kurz vor dem Abschluss standen, sowie
91 Prozent aller Absolvent:innen, die zu dem Zeitpunkt auf Jobsu-
che waren, Sorgen im Hinblick auf ihren beruflichen Lebensweg.

                                                                    4
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Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Die Ausgangslage im Frühherbst:
Massive Zukunftssorgen
Der Wunsch nach Orientierung und           Unübersehbar war auch, wie sehr die        Im Vergleich zur Befragung im April         Eine spannende Ausgangslage also
Stabilität unter den jungen Menschen       junge Generation die Vorteile der Re-      2021, bei der in den Gemütern der           für die aktuelle Befragung. Wächst der
war unverändert. Ebenso ungebrochen        mote-Arbeit durch die Pandemie schät-      jungen Talente vor allem Zweifel, Orien-    Optimismus? Ist Remote Work das Zu-
war der Trend, dass mit Näherrücken        zen gelernt hat. 80 Prozent aller Be-      tierungslosigkeit und Angst vor sozialer    kunftsmodell der Young Talents? Bleibt
des Berufslebens eine Entzauberung,        fragten wünschten sich demnach, auch       Isolation und Arbeitslosigkeit im Fokus     die Generation Z ihren Wertvorstellun-
wenn nicht gar eine Art “Realitäts-        in Zukunft zumindest teilweise weiter-     vorherrschten, zeichneten die Ergebnis-     gen treu oder wächst die Kompromiss-
schock” einsetzt. Lediglich ein Viertel    hin im Homeoffice arbeiten zu können.      se der Befragung im September 2021          bereitschaft angesichts der konkreten
(25 Prozent) der befragten Studieren-      Nur ein sehr kleiner Teil von 16 Prozent   bereits ein vorsichtig optimistisches Zu-   Sorgen? Antworten auf diese Fragen
den und Absolvent:innen, die sich schon    gab an, künftig ausschließlich oder        kunftsbild des Nachwuchses.                 sowie konkrete Einblicke in Einstellun-
einmal erfolgreich auf eine Stelle be-     überwiegend im Büro arbeiten zu wol-                                                   gen und die aktuelle Gemütslage von
worben hatten, gab im September an,        len. Diesen Trend beobachten wir nun                                                   Studierenden und Absolvent:innen
dass ihnen die Stellenbeschreibung eine    bereits über einen längeren Zeitraum.                                                  offenbart das vorliegende Karriere­
klare Vorstellung der Position vermit-     Eine hybride Zukunft der Arbeitswelt                                                   barometer.
telte. Kurz vor Start des letzten Semes-   schien und scheint also mittlerweile un-
ters zählten außerdem 60 Prozent der       umgänglich.
Befragten die Work-Life-Balance noch
vor dem Gehalt zu den wichtigsten drei
Kriterien bei der Wahl des/der künftigen
Arbeitgeber:in. Dieser Umstand schien
das ausgeprägte Wertesystem der
Generation Z eindrucksvoll zu unter-
streichen.

                                                                                                                                                                            5
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Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

03
Die Lage der
Studierenden
Es ist längst keine Neuigkeit mehr: Studierende hatten und haben
es während der Pandemie nicht leicht. Ein Studierendenleben aus
dem Homeoffice (nicht selten gleichbedeutend mit dem ehemali-
gen Kinderzimmer zu Hause), keine Lerngruppen, kein Campus-
leben, keine gemeinsamen Clubbesuche, Studi- oder WG-Parties
– und auch der Plausch in großer Runde in der Mensa über die
maßlosen Ansprüche der Dozierenden fällt in der Regel weg.
Wie die Lage der Studierenden tatsächlich aussieht, wird im fol-
genden Kapitel spezifisch beleuchtet.

                                                                   6
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                                                                Vorlesungssäle bleiben
                                                                verwaist
                                                                Auch nach zwei Jahren Pandemie haben viele Studierende
                                                                ihre Hochschule nach wie vor nicht wirklich im Normalbe-
                                                                trieb kennenlernen dürfen. Nur jede:r Zehnte kann Veran-
                                                                staltungen gänzlich (drei Prozent) oder überwiegend (sie-
                                                                ben Prozent) in Präsenz wahrnehmen. Für den Großteil der
                                                                Teilnehmer:innen finden Veranstaltungen entweder rein
                                                                digital (32 Prozent) oder überwiegend digital (29 Prozent)
                                                                statt. Gut 60 Prozent aller Studierenden bleibt ein normaler
                                                                Campus-Alltag somit nach wie vor verwehrt.

                                                      32%
                                                      der Studierenden
                                                      können Veranstaltungen
                                                      nur digital besuchen

                                                                                                                               7
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Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Studierende sorgen sich
um ihre berufliche Zukunft
Bereits in den letzten Umfragen war ein
klarer Trend zur Besorgnis im Hinblick
auf den eigenen beruflichen Lebensweg          Die Sorgen der Studierenden
unter den Studierenden zu erkennen.
Die Ergebnisse der aktuellen Befragung

                                                       78%                          39%               37%             27%
zementieren diesen Eindruck leider. Ge-
nau wie bei unserer letzten Erhebung
machen sich mehr als drei Viertel (78
                                                        sorgen sich                 haben Angst,      sind besorgt,   haben Angst
Prozent) aller Befragten Sorgen um
                                                        um ihren                    dass es nicht     das eigene      davor, das
ihren beruflichen Werdegang oder ihre
                                                        beruflichen                 genügend          Leben nicht     aktuelle
akademische Laufbahn.
                                                        Werdegang                   Stellenangebote   finanzieren     Studienjahr
                                                                                    gibt              zu können       nicht zu bestehen
Die drei am häufigsten genannten
Sorgen waren hierbei ein Mangel an
Stellenangeboten in der Zukunft (39
Prozent), die Sorge, das eigene Leben
möglicherweise nicht finanzieren zu
können (37 Prozent), sowie die Angst      eine konstante Sorge um die eigene
davor, das aktuelle Studienjahr nicht     Zukunft anstatt unbeschwert und aus-
beenden zu können oder Prüfungen          schweifend die Freiheit zu genießen. In
nicht zu bestehen (27 Prozent).           nicht wenigen Fällen hat die Pandemie
                                          sogar verhindert, dass sich die Gene-
Seit mindestens zwei Jahren begleitet     ration ein eigenes Leben abseits des
den akademischen Nachwuchs somit          Elternhauses aufbauen kann.

                                                                                                                                          8
Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert - Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022 - März 2022
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Career Center
                                                                                      Mehr als die Hälfte (58 Prozent) aller   Anforderungen an
der Hochschulen                                                                       befragten Studierenden gab mit Blick     die Career Center der
bei Studierenden
                                                                                      auf die eigene Stellensuche an, dass
                                                                                      Unternehmen ihre offenen Stellen
                                                                                                                               Hochschulen
hoch im Kurs                                                                          auch in den Career Centern der Hoch-
                                                                                      schulen platzieren sollten. Stellenan-   58%
                                                                                      zeigen und die Präsenz der Unterneh-     der Studierenden möchten,
Resultierend aus der Sorge um die
                                                                                      men in den Career Centern sind für die   dass Unternehmen offe-
berufliche Zukunft und den Mangel an
                                                                                      Nachwuchskräfte somit sogar noch         nen Stellen platzieren.
Stellenangeboten ist es kaum über-

                                                                                                                               49%
raschend, dass sich die Mehrheit der                                                  relevanter als die Präsenz der Unter-
befragten Studierenden gezielte Unter-                                                nehmen in den sozialen Netzwerken.

                                              58%
stützung durch ihre hochschuleigenen                                                  Rund die Hälfte der Studierenden (49     der Studierenden ist die
Career Center wünscht. Besonders                                                      Prozent) wünscht sich eine derartige     Präsenz der Unternehmen
Hilfsangebote in Form konkreter pas-                                                  Präsenz von Unternehmen. Ähnlich         hier wichtiger als in den
sender Stellenanzeigen stehen bei den                                                 steht es um das aktive Zugehen der       sozialen Netzwerken.
                                                                                      Unternehmen auf die jungen Talente,

                                                                                                                               46%
Studierenden hoch im Kurs. 58 Pro-             der Befragten wünschen
zent wünschen sich diese Form der                                                     das sich insgesamt 46 Prozent der
                                               sich Unterstützung
konkreten Unterstützung durch ihre             durch hochschuleigenen                 Studierenden wünschen.
Hochschulen. Nicht alle Career Center
                                                                                                                               der Studierenden
                                               Career Center
bieten allerdings entsprechende An-                                                   Die Präsenz der Unternehmen auf          wünschen sich aktives
gebote in ausreichendem Umfang. Wir                                                   (digitalen) Karrieremessen wird hin-     Zugehen der Unternehmen
werden an anderer Stelle noch darauf                                                  gegen nur von 29 Prozent der Befrag-
eingehen.                                  Studierende, die noch in diesem Jahr ihr   ten als relevanter Faktor angesehen.
                                           Studium beenden, so liegt die Zahl hier    Dieser Wert hat sich kaum verändert.
Auch die Möglichkeit, direkt über den      sogar noch etwas höher bei 32 Prozent.     Es bleibt abzuwarten, wie sich die
Career Service mit Unternehmen in          Etwa ein Viertel der Studierenden (24      Bedeutung entwickelt, wenn mit der
Kontakt treten zu können, hält fast        Prozent) wünscht sich an gleicher Stelle   Rückkehr zum normalen Studieren-
jede:r Dritte (29 Prozent) für sinnvoll.   die Vorstellung von Unternehmen und        denalltag auch physische Veranstal-
Betrachtet man ausschließlich jene         deren Arbeitgebermarke.                    tungen wieder stattfinden.

                                                                                                                                                           9
Wie die Pandemie den Arbeitsmarkt aus Sicht der Gen Z verändert - Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022 - März 2022
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

04
Die Lage der
Absolvent:innen
Alltag und Lebensrealität von Studierenden und Absol-
vent:innen unterscheiden sich in einigen Aspekten maß-
geblich. Das Karrierebarometer versucht, diesem Umstand
Rechnung zu tragen. Daher gehen wir im folgenden Kapi-
tel auf die Situation der Absolvent:innen ein.

                                                          10
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Kaum noch pandemiebedingte
Schwierigkeiten bei der Stellensuche
                                Unter den befragten Hochschulab-
   Nur

  2%
                                solvent:innen, die sich momentan auf
                                Jobsuche befinden, haben knapp zwei        Absolvent:innen,
                                Drittel (64 Prozent) zum Zeitpunkt der     die pandemiebedingt
                                Umfrage Bewerbungen geschrieben.           keine Stelle finden:
                                Nur 14 Prozent gaben an, sich bereits in
   aller Absolvent:innen
                                Auswahlprozessen zu befinden.
   auf Jobsuche gaben an,
   pandemiebedingt keine
                                Gab im vergangenen September noch
   Stelle zu finden
                                ein Drittel (32 Prozent) aller Absol-
                                vent:innen auf Jobsuche an, pande-
                                                                           September 2021
                                miebedingt keine Stelle zu finden, ist
                                dieser Anteil im Anfang 2022 mit nur
                                noch zwei Prozent verschwindend
                                                                           32%
                                gering. Zwar findet zusammengenom-
                                                                           März 2022

                                                                           2%
                                men knapp jede:r Zehnte (acht Prozent)
                                aktuell keine Stelle, die Pandemie wird
                                für dieses Problem aber nur noch von
                                den wenigsten als Grund angeführt.

                                                                                                  11
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

                                                                 Mehrheitlich keine Krisenfolgen für
                                                                 Absolvent:innen im Berufsleben
                                                                 Unter jenen Absolvent:innen, die bereits mit beiden Beinen im Berufsleben ste-
                                                                 hen, zeigt die Pandemie vergleichsweise geringe Auswirkungen. So beschreibt
                                                                 nur noch jede:r zehnte Hochschulabsolvent:in (zwölf Prozent), dass sich der
                                                                 Starttermin für die aktuelle berufliche Tätigkeit pandemiebedingt verzögert
                                                                 hat. Der Anteil jener, die ihre Arbeit durch die Krise verloren oder gekündigt
                                                                 haben, liegt bei jeweils vier Prozent. Die Mehrheit (56 Prozent) der Absol-
                                                                 vent:innen im Berufsleben nimmt, zumindest auf ihre derzeitige Tätigkeit
                                                                 bezogen, keine Auswirkungen der Krise wahr. Im Frühherbst lag diese Quote
                                                                 noch bei 39 Prozent.

                                                                 Unter den offenen Antworten der 23 Prozent, die als Antwortmöglichkeit
                                                                 “Sonstiges” ausgewählt haben, finden sich Hinweise auf Kurzarbeit, eine
                                                                 durch die Pandemie in Schieflage geratene Work-Life-Balance und eine als
                                                                 aufwändig empfundene Stellensuche im Vorfeld. Neben diesen vor allem ne-
                                                                 gativen Folgen, ist die gute Nachricht jedoch, dass die Krise alles in allem nur
                                                                 noch geringfügige Auswirkungen auf den Arbeitsalltag bereits berufstätiger

                                          56%
                                                                 Absolvent:innen zu haben scheint.

                                           der Absolvent:innen
                                           im Berufsleben
                                           nehmen keine
                                           Auswirkungen der
                                           Krise wahr

                                                                                                                                                    12
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Schleichend in Richtung
Überqualifikation
Während sich bereits im letzten Karrierebarometer abzeichnete, dass
annähernd ein Viertel (22 Prozent) der im Berufsleben stehenden Aka-
demiker:innen in Bereichen arbeitet, für das es sich überqualifiziert hält,
setzt sich dieser Trend zur Überqualifikation offenbar fort. Mittlerweile
geben 28 Prozent aller Hochschulabsolvent:innen an, derzeit in einem
Job tätig zu sein, dessen Anforderungsprofil niedriger ist, als der tat-
sächlich erreichte Studienabschluss.

                                                                              28%
                                                                              der Absolvent:innen
                                                                              halten sich für
                                                                              überqualifiziert

                                                                                                    13
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

04
Absolvent:innen
und Studierende:
Gemeinsamkeiten
und Unterschiede
Die Lebenswelten von Absolvent:innen und Studierenden unter-
scheiden sich zwar teilweise markant, dennoch stimmen sie nach
wie vor in vielen Punkten und Einschätzungen überein. Das fol-
gende Kapitel geht detaillierter auf mögliche Unterschiede und
Gemeinsamkeiten in verschiedenen Themenbereichen ein.

                                                                 14
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

                                                                                       Prozent) aus dieser Gruppe ist besorgt,        Zusammengefasst lässt sich feststel-
                                           Augen haben, unter den Absolvent:in-
Planlos in die Zu-                         nen (13 Prozent) nicht höher ist als        sich angesichts der aktuellen Rahmen-          len, dass eine gesamte Generation von
                                                                                                                                      großen Sorgen bezüglich der eigenen
kunft – auch nach                          unter den Studierenden (14 Prozent).        bedingungen nicht im zukünftigen
                                                                                       Team einfinden zu können.                      Zukunft geplagt ist. Zwar unterschei-
dem Abschluss                                                                                                                         den sich diese in Abhängigkeit von der
                                                                                                                                      aktuellen Lebensphase der Befragten
Ein mittlerweile nicht mehr zu ignorie-
                                           “Berufspessimis-                            Aber auch die Absolvent:innen, die
                                                                                       ihren Platz im Berufsleben eigentlich          in der konkreten Ausprägung, existent
render Fakt ist die massive Orientie-      mus” wird zum                               schon gefunden haben, bleiben nicht            sind sie jedoch ohne Zweifel.
rungslosigkeit mit Blick auf den Karrie-                                               von Sorgen verschont. Auch in dieser
reweg, die sich durch die gesamte Gen      Zeitgeistphänomen                           Gruppe äußern 63 Prozent Bedenken
Z zieht. Unabhängig davon, an wel-                                                     beim Blick auf den beruflichen Lebens-
chem Punkt im Leben sich die jungen        Auch die Ergebnisse der aktuellen           weg. Zu den größten Sorgen zählen
Talente befinden: Die berufliche Zukunft   Umfrage zeichnen ein Bild verbreite-        hier die Sorge vor möglichen Schwierig-
bleibt den Allermeisten offensichtlich     ter Zukunftssorgen. Damit setzt sich        keiten beim Wechsel des Arbeitgebers
ein Rätsel. Und leider nimmt diese Un-     der traurige Trend der letzten Umfra-       (35 Prozent) und die Sorge, berufliche
sicherheit nicht ab – im Gegenteil: Sie    gen weiter fort. Ohne klaren Plan vom       Ziele nicht zu erreichen (34 Prozent).
                                                                                                                          Sept 2021

nimmt zu!                                  beruflichen Werdegang ist es kaum           Konkrete Angst davor, den aktuellen
                                           verwunderlich, dass sich, wie bereits       Job zu verlieren, haben hingegen nur
Waren es im September 2021 noch 73         erläutert, mehr als drei Viertel (78 Pro-   zehn Prozent.
Prozent der Absolvent:innen und 84         zent) der Studierenden Sorgen um ihren
Prozent der Studierenden, die anga-        beruflichen Lebensweg machen.               Gefragt nach den konkreten Auswir-
ben, keinen klaren Weg für die berufli-                                                kungen der Pandemie auf die eigenen
che Zukunft vor Augen zu haben, sind       Doch sind es nicht nur die Studieren-       beruflichen Pläne, gibt lediglich ein Drit-
es mittlerweile insgesamt 86 Prozent       den, denen die Sorge im Nacken sitzt.       tel der Teilnehmer:innen (33 Prozent) an,

                                                                                                                                           86%
aller Befragten, die keine wirklich kla-   Fast neun von zehn Hochschulabsol-          dass die Krise ihre Planung nicht beein-
re Vorstellung von ihrem beruflichen       vent:innen auf Jobsuche (87 Prozent)        flusst hat. Ein ähnlich großer Anteil (35
Werdegang (mehr) vor Augen haben.          blicken besorgt in ihre berufliche Zu-      Prozent) gibt an, über Ziele nachgedacht
                                           kunft. Sie treibt vor allem die Sorge       und einige Veränderungen geplant zu
Nur jede:r siebte Teilnehmer:in (14 Pro-   um, das eigene Leben möglicherweise         haben. Immerhin fast ein Viertel aller              der Befragten gaben an,
zent) gab an, den eigenen Karriereweg      nicht finanzieren zu können (50 Pro-        Befragten (24 Prozent) fühlt sich verun-            keine klare Vorstellung
bereits klar definieren zu können. Span-   zent), gefolgt von der Sorge, dass nicht    sichert und orientierungslos.                       von ihrem beruflichen
nend dabei ist, dass der Anteil der Per-   genügend Jobs angeboten werden (48                                                              Werdegang zu haben
sonen, die einen klaren Karriereweg vor    Prozent). Mehr als jede:r Fünfte (21

                                                                                                                                                                               15
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

                                                      Kaum Auswirkungen
                                                      der Pandemie auf die Stellensuche
                                                      Konträr zu den großen Sorgen, dass es nicht genügend Stellenangebote ge-
                                                      ben könnte, berichten nur sehr wenige Studierende, die in diesem Jahr ihr
                                                      Studium abschließen, von direkt erfahrbaren Auswirkungen der Krise auf ihre
                                                      Stellensuche im Sinne einer Absage oder eines Aufschubs bereits angebotener
                                                      Stellen (drei Prozent).

                                                      Tatsächlich hat deutlich mehr als ein Viertel (29 Prozent) dieser Gruppe noch
                                                      gar nicht mit der Stellensuche begonnen. Ein Drittel (33 Prozent) ist aktuell
                                                      dabei, Bewerbungen zu schreiben und ein Viertel (25 Prozent) hat bereits eine
                                                      Stelle gefunden. Insgesamt lassen sich nur geringe Auswirkungen der Krise
                                                      auf die Stellensuche erkennen.

                                                      In der Gruppe der Hochschulabsolvent:innen auf Jobsuche waren zum Zeit-
                                                      punkt der Umfrage 64 Prozent der Befragten im Bewerbungsprozess. Nur je-
                                                      de:r Siebte (14 Prozent) befindet sich aktuell in laufenden Auswahlprozessen,
                                                      etwas weniger als jede:r Zehnte (acht Prozent) findet aktuell keine Stelle. Be-
                                                      merkenswert ist hierbei, wie im Kapitel zur Lage der Absolvent:innen erwähnt,
                                                      dass nur ein minimaler Anteil von zwei Prozent das auch auf die Pandemie
                                                      zurückführt.

                                                      Alles in allem lassen sich auch in der Gesamtbetrachtung der Teilnehmer:in-
                                                      nen kaum Auswirkungen der Krise auf den Prozess der Stellensuche fest-
                                                      stellen. Dennoch bleibt für die Zukunft abzuwarten, inwieweit sich der Anteil
                                                      der Absolvent:innen auf Jobsuche entwickelt, die keine Stelle nach Ab-
                                                      schluss des Studiums finden.

                                                                                                                                        16
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

#Homeoffice4ever – aber warum eigentlich?                                                                                      Warum die Befragten
                                                                                                                               Homeoffice wollen:
                                          möchte zukünftig nur etwas mehr als         ter steht die Einsparung von CO2 als

   72%                                                                                                                         71%
                                          jede:r Vierte arbeiten (28 Prozent).        einer der ausschlaggebenden Gründe
                                                                                      für das Homeoffice zurück. Diesen
                                          Wie sich diese Erwartungshaltung auf        Grund sehen nur 21 Prozent der Be-       Zeitgewinn durch die
                                          die Bereitstellung und die Ausgestal-       fragten.                                 Einsparung von Wegen
   der Befragten möchten im               tung von Arbeitsplätzen und Büro-

                                                                                                                               41%
   Homeoffice arbeiten                    flächen auswirkt, dürfte angesichts         Gefragt nach der Ausstattung, die sich
                                          vielerorts stetig steigender Mieten für     die Teilnehmer:innen für die Arbeit im
                                          Büroflächen eine sehr spannende Frage       Homeoffice wünschen, gaben 72 Pro-       parallel andere Dinge
                                          sein. Gleiches gilt für das Zusammen-       zent der Befragten an, einen Laptop zu   erledigen
                                          bringen der diesbezüglichen New-            benötigen; für weitere sechs Prozent
                                          Work-Attitüde mit den Vorstellungen
                                          der bereits etablierten Berufstätigen.
                                                                                      sind ein fester PC oder ein Tablet-PC
                                                                                      eine Alternative. 45 Prozent wünschen    29%
                                                                                      sich Kopfhörer oder ein Headset, 41      fokussiertes Arbeiten
                                          Welche Punkte für Studierende und           Prozent gaben an, einen eigenen Moni-    (Deep Work)
Das Homeoffice ist nicht mehr weg-        Absolvent:innen ausschlaggebend für         tor zu benötigen und 37 Prozent nann-
zudenken: Zusammengenommen fast           den Wunsch nach der Arbeit im Ho-           ten eine externe Maus und Tastatur als
drei Viertel (72 Prozent) aller Studie-   meoffice sind, haben wir explizit er-       gewünschtes Homeoffice-Equipment.
renden und Absolvent:innen möchten        fragt. Demnach sprechen für vor allem
in Zukunft mindestens teilweise im        der Zeitgewinn durch die Einsparung         Klar wird durch die Antworten vor
Homeoffice arbeiten. Drei von fünf        von Wegen (71 Prozent) sowie die            allem eins: Homeoffice-Befürworter:in-
Befragungsteilnehmer:innen (59 Pro-       Möglichkeit, parallel andere Dinge          nen legen Wert auf eine gute Basis-
zent) wünschen sich eine im wahrsten      erledigen zu können (41 Prozent) für        ausstattung für ihre Arbeit zuhause,
Sinne des Wortes hybride Tätigkeit        die Arbeit im Homeoffice. Für etwas         Extrawünsche gibt es nicht. Zur Aus-
sowohl im Homeoffice und im Büro. Nur     weniger als ein Drittel (29 Prozent)        wahl standen hier beispielsweise auch
jede:r achte Teilnehmer:in (13 Prozent)   zählt das “fokussierte Arbeiten (Deep       Bürostühle oder höhenverstellbare
wünscht sich eine Tätigkeit überwie-      Work)” zu den Vorteilen des Homeoffi-       Schreibtische. Diese wurden jedoch nur
gend oder ausschließlich im Homeof-       ce. Es überwiegen demnach die Vor-          von sehr wenigen Teilnehmer:innen als
fice. Überwiegend oder nur im Büro        teile für die individuelle Arbeit. Dahin-   notwendig empfunden.

                                                                                                                                                       17
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Die Sehnsucht nach Sicherheit
Die Generation Z ist im Laufe der Krise sicherheitsbedürftiger geworden.
Der überwiegenden Mehrheit des akademischen Nachwuchses ist es
wichtig bis sehr wichtig, bei ihrem nächsten, eventuell sogar ersten An-
stellungsverhältnis einen unbefristeten Arbeitsvertrag angeboten zu be-
                                                                                                                      83%
                                                                                                                       aller Befragten legen
                                                                                                                       Wert darauf, dass ihre
kommen (70 Prozent). Nur gut ein Viertel (26 Prozent) gab an, dass ihnen
                                                                                                                       Arbeit einen höheren
dieser Aspekt weniger wichtig (22 Prozent) oder gar unwichtig sei (vier
                                                                                                                       Zweck verfolgt
Prozent).

Gleichzeitig gab jedoch auch mehr als die Hälfte aller Befragten (53 Pro-
zent) an, dass sie im Kontext der Krise auch einen befristeten Vertrag an-
nehmen würde. Das zeigt, dass der Nachwuchs sich zwar spürbar nach
Sicherheit sehnt, bei allem Sicherheitsbedürfnis jedoch auch kompromiss-
                                                                             Purpose-driven Generation
bereit und realistisch bleibt.
                                                                             Was ist der Sinn meiner Arbeit? Dient meine Arbeit einem höheren Zweck?
                                                                             Fragen, die sich bereits die so genannte Generation Y (“Why!?”) gestellt hat,
                                                                             haben für die nachfolgende Generation Z einen noch höheren Stellenwert,

    70%
                                                                             wie diverse Studien belegen. Wie also ist es um den Anspruch, dass die ei-
                                                                             gene Arbeit sinnstiftend sein soll, in Krisenzeiten bestellt? Nach wie vor legt
                                                                             die überwiegende Mehrheit aller Befragten Wert darauf, dass ihre Arbeit
                                                                             einen höheren Zweck verfolgt (83 Prozent). Nur jede:r Sechste empfindet
                                                                             das als weniger wichtig (15 Prozent) oder unwichtig (zwei Prozent).
     des akademischen
     Nachwuchses ist es
                                                                             Ob sich dieser Sinn auf die eigene konkrete Tätigkeit bezieht oder auf das
     wichtig, einen unbefristeten
                                                                             gesamte Unternehmen und Arbeitsumfeld, bleibt an dieser Stelle unbeant-
     Arbeitsvertrag zu bekommen
                                                                             wortet, liefert aber sicher eine Steilvorlage für kommende Karrierebarometer.
                                                                             Klar aber ist: Die Gen Z macht sich viele Gedanken über das große Ganze
                                                                             und die Bedeutung der eigenen Arbeit.

                                                                                                                                                               18
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Der Blick in die Glaskugel:
Pessimismus weicht
vorsichtigem Optimismus
Trotz der im Vorfeld beschriebenen,                                                                          Die Zweifel der

                                                                                 82%
stark ausgeprägten und sehr konkre-                                                                          Hochschulabsolvent:innen
ten Sorgen des akademischen Nach-
wuchses, blickt dieser vorsichtig opti-                                                                                   September 2021:

                                                                                                                          70%
mistisch in die Zukunft und lässt sich
von den durchaus vorhandenen Zwei-                                               aller Befragten blicken
feln nicht entmutigen. So blickt die                                             mittlerweile optimistisch
überwiegende Mehrheit der Befragten                                              in die Zukunft
(82 Prozent) nicht pessimistisch in die                                                                                   der Absolvent:innen
Zukunft. Nur 15 Prozent der jungen                                                                                        auf Jobsuche sind
Talente sehen der Zukunft pessimistisch                                                                                   pessimistisch
und nur drei Prozent sehr pessimistisch
entgegen.
                                                                                                                          März 2022:

                                                                                                                          25%
Je näher allerdings die praktische Job-
suche rückt, desto pessimistischer
zeigen sich die Befragungsteilneh-
mer:innen. Blickt man separat auf die
einzelnen Befragungsgruppen, lässt                                                                                        der Absolvent:innen
aktuell jede:r dritte Hochschulabsol-     nierung, der mit der Nähe zum Berufsleben einhergeht,                           auf Jobsuche sind
vent:in auf Jobsuche eine eher pes-       setzt sich damit zwar fort, ist jedoch nicht mehr so extrem                     pessimistisch
simistische (25 Prozent) oder sehr        wie noch in der letzten Befragung. Hier zeigten sich noch
pessimistische (acht Prozent) Haltung     70 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche überwiegend
erkennen. Der Trend der Desillusio-       pessimistisch.

                                                                                                                                                19
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

05
Der Bewerbungs-
prozess aus Sicht
der jungen
Akademiker:innen
Für Unternehmen und Arbeitgeber ist besonders interessant,
welche Wege junge Menschen im Bewerbungsprozess gehen
und wie sie die bestehenden Prozesse wahrnehmen. Auf diese
Aspekte geht dieses Kapitel dezidiert ein. Wo nötig, lassen sich
mit den Erkenntnissen wichtige Veränderungen anstoßen.

                                                                   20
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Wo und wie suchen junge Talente nach Stellen?
Suchmaschinen sind                        Klassische Wege                              Stellenanzeigen bleiben

                                                                                                                                   83%
Anlaufstelle Nr. 1 bei der Jobsuche       bei Bewerbungen bevorzugt                    vielen schleierhaft
Beim ersten Schritt der Stellensuche      Initiativbewerbungen kommen in der           Nur knapp ein Drittel (31 Prozent)
verlässt sich mehr als ein Drittel (39    Generation Z nur selten vor. Nur zwölf       aller Studierenden und Absolvent:in-
Prozent) aller Teilnehmer:innen auf       Prozent der Studierenden, die in diesem      nen, die sich schon einmal auf eine
Suchmaschinen wie Google oder Bing.       Jahr ihr Studium abschließen, bewerben       Stelle beworben haben, gibt uneinge-        aller Teilnehmer:innen
Weitere 30 Prozent der Befragten su-      sich initiativ bei Arbeitgebern, die ihnen   schränkt an, dass ihnen die Stellenbe-      berichten davon, dass
chen stattdessen direkt gezielt in Job-   gefallen. Die große Mehrheit (69 Pro-        schreibungen dabei eine klare Vor-          die Inhalte von Stel-
portalen nach passenden Stellen. Die      zent) bewirbt sich klassisch auf ausge-      stellung der ausgeschriebenen Stellen       lenbeschreibungen
Karriereseiten bekannter Unternehmen      schriebene Stellen. Diese Generation ist     vermittelt habe. Fast zwei Drittel aller    nur zum Teil eine klare
werden nur von 13 Prozent im ersten       also zumindest aktuell noch ein gutes        Teilnehmer:innen (63 Prozent) neh-          Vorstellung von der
Schritt der Stellensuche aufgerufen.      Stück von einem Employer-Branding-           men die Inhalte von Stellenbeschrei-        Stelle vermittelt haben
                                          basierten Inbound Recruiting entfernt.       bungen hingegen gemischt wahr und
                                          So oder so sollte es sich für Unterneh-      berichten davon, dass ihnen diese nur
                                          men lohnen, frühzeitig auf sich auf-         zum Teil eine klare Vorstellung von
                                          merksam zu machen, um auch bei den           der Stelle vermittelt haben. Hier ver-
                                          Stellenausschreibungen später entspre-       schenken Unternehmen ganz deutlich
                                          chend wahrgenommen zu werden.                Potenziale.

                                                                                       Andererseits muss bedacht werden,

    39%                        der Teilnehmer:innen verlassen sich auf                 dass viele der Befragten bisher noch
                               Suchmaschinen wie Google oder Bing                      nicht in ihrem künftigen Berufsfeld tätig
                                                                                       waren. Das bedeutet, dass Bewer-

    30%
                               der Teilnehmer:innen suchen in                          ber:innen aufgrund mangelnder Berufs-
                               Jobportalen nach passenden Stellen                      erfahrung selbst bei vermeintlich klaren

    13%                        der Teilnehmer:innen rufen Karriere-                    Aufgabenbeschreibungen möglicher-
                               seiten bekannter Unternehmen auf                        weise immer noch keine klare Vorstel-
                                                                                       lung davon haben, was sie tatsächlich
                                                                                       erwartet.

                                                                                                                                                             21
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Mehrmonatige Bewerbungs­
prozesse sind die Ausnahme
Zwar erlebt mehr als jede:r vierte Studierende und Absolvent:in (28 Pro-
zent), der/die sich schon einmal erfolgreich auf eine Stelle beworben hat,
die Geschwindigkeit des Einstellungsprozesses als langsam oder sehr
langsam. Für knapp die Hälfte (46 Prozent) der Befragten ist die Dauer
der Bewerbungsprozesse jedoch angemessen. Etwas mehr als ein Vier-
tel dieser Personengruppe (27 Prozent) bewertet die Geschwindigkeit
der Einstellungsprozesse sogar als schnell oder sehr schnell.

Um eine zeitliche Vorstellung zu bekommen, was angemessen, lang
oder kurz ist, haben wir auch die durchschnittliche Dauer der Einstel-
lungsprozesse abgefragt. Bei mehr als zwei von drei Teilnehmer:innen
(70 Prozent), die sich schon einmal erfolgreich auf eine Stelle bewor-
ben haben, dauerte der Einstellungsprozess demnach nicht länger als
ein Monat. Ein Fünftel der Teilnehmer:innen dieser Gruppe (20 Prozent)
berichtet über Zeitspannen von bis zu zwei Monaten. Von Einstellungs-
prozessen, die länger als zwei Monate dauern, berichten hingegen nur
sieben Prozent dieser Personengruppe.

                                                                             1 Monat
                                                                             dauert ein Einstellungsprozess
                                                                             im Schnitt

                                                                                                              22
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

06
Touchpoints,
Wünsche und
Ansprüche der
Young Talents
Im War for Talent stellt sich für Unternehmen – gerade auch vor
dem Hintergrund der sich immer wieder verändernden Nutzungs-
gewohnheiten der jungen Generation – mehr und mehr die Frage,
wo genau sie ihre künftigen Wunscharbeitskräfte eigentlich noch
antreffen, wie sie bei dieser punkten und welche Wünsche und
Ansprüche die jungen Talente genau an potenzielle Arbeitgeber
haben. Das folgende Kapitel bringt Licht ins Dunkel.

                                                                  23
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

                                                                Soziale Netzwerke im
                                                                beruflichen Kontext: Hot or not?
                                                                Die Gen Z ist im Internet zu Hause. Viele von ihnen waren schon im Internet
                                                                unterwegs, als es SchülerVZ noch gab, in jedem Fall aber sind sie mit Face-
                                                                book, Twitter, Instagram & Co. aufgewachsen. Folglich spielen soziale Netz-
                                                                werke auch in der Wahrnehmung von Arbeitgebermarken eine nicht unbedeu-
                                                                tende Rolle.

                                                                Dieser Content gefällt Young
                                                                Talents in den sozialen Medien
                                                                Ohne Bild oder Video geht in den sozialen Medien wenig. Reine Textbeiträge
                                                                sieht die Gen Z nicht so gern (23 Prozent). Bilder als Postings mit Text auf dem
                                                                Bild, beispielsweise auf Instagram oder Facebook, gefallen hingegen über
                                                                der Hälfte der Befragten (52 Prozent). Etwa zwei Fünftel (39 Prozent) sehen
                                                                auch gern Videos in der Instagram Story oder im TikTok-Stil. Jeweils ein Viertel
                                                                empfindet längere Videos wie auf IGTV oder Youtube (26 Prozent) und Bilder
                                                                als Posting ohne Text auf dem Bild (26 Prozent) als spannend.

                                                                Wie schwer es Unternehmen fällt, mit kreativem und abwechslungsreichem

                                          39%
                                                                Content in den passenden Kanälen bei der akademischen Zielgruppe zu punk-
                                                                ten, zeigt übrigens die kürzlich veröffentlichte Analyse “Employer Branding im
                                                                deutschen Maschinenbau”.

                                           der jungen Talente
                                           sehen gern Videos

                                                                                                                                                   24
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

TikTok für Recrui-                                                                   Person geht. Aber treibt sich die jünge-
                                                                                     re Zielgruppe überhaupt auf den von
                                                                                                                                 ausschöpfen, hat zuletzt die bereits
                                                                                                                                 angesprochene Analyse “Employer

ting und Employer                                                                    Unternehmen so sorgfältig gepflegten
                                                                                     Plattformen herum? Die Antwort dürfte
                                                                                                                                 Branding im deutschen Maschinenbau”
                                                                                                                                 offenbart. Deren Autor:innen kommen
Branding eher un-                                                                    erleichtern: Jede:r zweite Teilnehmer:in    zu dem Schluss, dass “die untersuch-
                                                                                     (57 Prozent) ist mindestens einmal pro      ten Unternehmen (...) insgesamt über
geeignet                                                                             Woche in Karrierenetzwerken aktiv.          geringe Kompetenzen im Handling der
                                                                                     Dabei ist LinkedIn deutlich beliebter:      Karriereplattform LinkedIn” verfügen.

                                                78%
Angesichts des gefühlten Hypes um                                                    Fast jede:r Zweite nutzt LinkedIn (47       Demnach wird “LinkedIn (...) von deut-
TikTok im HR-Bereich – gerade, wenn                                                  Prozent) und nur jede:r Sechste (17 Pro-    schen Maschinenbauern hauptsächlich
es um die junge Generation geht –,                                                   zent) ist auf Xing aktiv. Absolvent:innen   als Produkt-Werbeplattform verwen-
dürfte es nicht wenige überraschen,                                                  nutzen Karrierenetzwerke aus nachvoll-      det. Employer Branding und die zielge-
dass es nur jede:r sechste Studierende          der Teilnehmer finden                ziehbaren Gründen außerdem deutlich         richtete Suche nach neuen Mitarbeiten-
oder Hochschulabsolvent:in (17 Pro-             es uninteressant, wenn               intensiver (70 Prozent) im Vergleich zu     den spielen eine untergeordnete Rolle”.
zent) als interessant empfindet, wenn           Arbeitgebermarken                    Studierenden (57 Prozent).                  Wie wichtig diese Schnittstelle letztlich
Arbeitgebermarken auf TikTok aktiv              auf TikTok aktiv sind                                                            ist, zeigen die aktuellen Ergebnisse des
sind. Für die klare Mehrheit (78 Pro-                                                Dass Unternehmen die Möglichkeiten          Karrierebarometers.
zent) aller Befragten ist es tatsächlich                                             bei LinkedIn bei weitem noch nicht
uninteressant (60 Prozent) oder we-
niger interessant (18 Prozent), wenn
                                           Nutzt die Gen Z
                                                                                                                     47%
Arbeitgebermarken auf TikTok aktiv                                                                                                  der Befragten
sind.
                                           Karriereportale                                                                          nutzen LinkedIn

Unter Employer-Branding-Aspekten
lässt sich daraus folgern, dass TikTok
                                           und, wenn ja,                                                             17%            der Befragten
                                                                                                                                    nutzen Xing
                                           welche?
                                                                                                                     70%
zwar nicht mehr unbedingt ein Ni-
                                                                                                                                    der Absolvent:innen
schenphänomen ist – dass Unterneh-
                                                                                                                                    nutzen Karrierenetzwerke
men aber sehr gut beraten sind, dieses     Unbestritten zählen Karrierenetzwerke
Thema seriös anzugehen und sich ge-
nau zu überlegen, mit welchen Inhalten
                                           wie LinkedIn und Xing zu den beliebtes-
                                           ten Plattformen für Unternehmen, CEOs                                     57%            der Studierenden
                                                                                                                                    nutzen Karrierenetzwerke
sie hier punkten können, wenn sie ihre     oder Karriere-Gurus, wenn es um die
Zielgruppe nicht verschrecken wollen.      Inszenierung der eigenen Marke oder

                                                                                                                                                                             25
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Gen Z legt großen Wert auf
Arbeitgeberbewertungen
Authentizität hat für die Generation Z einen hohen Stellenwert. Das gilt
natürlich auch für Unternehmen und Arbeitgeber. Ein strategisch geplantes
und mit hohem Aufwand umgesetztes Employer Branding läuft ins Leere,
wenn die präsentierten Werte nicht mit dem Bild übereinstimmen, das es
in der Realität liefert. Nachvollziehbar wird dieses Bild in den Bewertungs-
portalen für Arbeitgeber. Wie wichtig diese inzwischen auch für die Gen Z
sind, zeigt sich klar in den Ergebnissen der Umfrage: Mehr als die Hälfte
(56 Prozent) der Befragten gibt an, dass ihnen positive Bewertungen von
Arbeitgebern auf Online-Portalen wie Kununu oder Glassdoor wichtig (43
Prozent) oder sogar sehr wichtig (13 Prozent) ist.

                                                                               Was sich Studierende
                                                                               von Unternehmen und
     56%
     der Befragten geben an, dass
                                                                               Hochschulen wünschen
                                                                               Neben der Lebenssituation, den Auswirkungen der Pandemie
     ihnen positive Bewertungen                                                auf Studium, Berufseinstieg, Job und Zukunftsperspektive
     von Arbeitgebern auf Online-                                              sowie der Wahrnehmung von Bewerbungssituationen und
     Portalen wie Kununu oder                                                  Arbeitgeberpräsenz, haben wir auch danach gefragt, was ge-
     Glassdoor wichtig sind.                                                   nau den jungen Menschen eigentlich wichtig ist. Es folgt eine
                                                                               Sammlung an Vorstellungen und Wünschen, die Arbeitgebern
                                                                               und Hochschulinstitutionen wichtige Impulse liefern, um bei
                                                                               der Gen Z in der aktuellen Phase Pluspunkte zu sammeln.

                                                                                                                                               26
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Mit diesen Aspekten punkten
Unternehmen in Stellenanzeigen
Gefragt nach den drei wichtigsten Kri-     mal jede:r Zehnte zu den drei Kriterien,   das jedoch nicht zwangsläufig, dass       Bewerber:in, kann es sehr wohl sein,
terien bei der Suche nach potenziellen     auf die er/sie am ehesten achtet.          Chancengleichheit und Diversitäts-        dass auch diesen Aspekten ein hohes
Arbeitgebern, führen zwei Drittel (66                                                 politik irrelevant sind. Sie zählen nur   Maß an Relevanz zukommt.
Prozent) die generellen Arbeitskon-        Vor dem Hintergrund, dass die Teilneh-     anscheinend nicht zu den Kriterien, die
ditionen an. Auf Platz zwei folgt mit      menden maximal drei Antwortmöglich-        von vornherein ausschlaggebend sind.      Aufgrund der Verschiebungen bei den
54 Prozent das Gehalt. Für knapp die       keiten auswählen konnten, bedeutet         Stimmen alle anderen Punkte für eine:n    relevantesten Kriterien bleibt abzu-
Hälfte der Teilnehmer:innen (47 Pro-                                                                                            warten, inwieweit sich die leichten
zent) ist allerdings die Work-Life-Ba-                                                                                          Verschiebungen im “Relevant Set” der
lance ebenfalls ein Aspekt, auf den sie        Kriterien bei der Suche nach Arbeitgebern:                                       Gen Z weiter fortsetzen. Die Abnahme
besonderen Wert legen. Interessant                                                                                              nahezu aller “weichen Kriterien” könnte

                                                                          66%
ist hier die Entwicklung seit der vorhe-       Generelle                                                                        auf eine steigende Kompromissbereit-
rigen Umfrage. Das Gehalt hat dem-             Arbeitskonditionen                                                               schaft der Young Talents hindeuten.
nach für zehn Prozent an Bedeutung
gewonnen (von 44 auf 54 Prozent), die
Work-Life-Balance in ihrer Bedeutung
                                               Gehalt
                                                                          54%                                  +10%

                                                                          47%
abgenommen (von 60 auf 47 Prozent).
                                               Work-Life-Balance                                               -17%
Knapp ein Viertel der Teilnehmer:innen
zählt zu ihren Top-3-Kriterien auch
das Image des Unternehmens (28 Pro-
                                               Image des
                                               Unternehmens               28%
zent) sowie generelle Weiterbildungs-
angebote (25 Prozent). Für ein knap-
pes Fünftel (18 Prozent) ist auch die
                                               Generelle Weiter-
                                               bildungsangebote           25%
                                                                          18%
Möglichkeit zum Homeoffice ein Top-
Kriterium. Aspekte wie das soziale En-         Homeoffice
gagement, die Diversitätspolitik oder
die Chancengleichheit zählt nur maxi-

                                                                                                                                                                          27
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Deutliche Mehrheit der jungen Talente
sieht sich als künftige Führungskraft
Unsere Befragung hat ergeben, dass die Führungskräfte von morgen diese verant-
wortungsreiche Rolle anscheinend kaum abwarten können. Fast drei von vier Stu-
dienteilnehmer:innen (71 Prozent) wollen in den nächsten zehn Jahren Führungs-
verantwortung übernehmen. Nur jede:r 25. Teilnehmer:in (vier Prozent) schließt
                                                                                        84%
                                                                                         der Befragten legen
                                                                                         Wert auf Gleichberech-
das für sich gänzlich aus.
                                                                                         tigung und Diversität
Interessant: Unter den (angehenden) Masterabsolvent:innen wollen sogar 21 Pro-
zent schon innerhalb der nächsten drei Jahre eine Position mit Führungsverantwor-
tung übernehmen. Weitere 33 Prozent haben sich dieses Ziel für die nächsten fünf

                                                                                     Diversität und Gleichberechtigung
Jahre gesetzt. Arbeitgeber sind demnach gut beraten, auf diese ehrgeizigen Karrie-
repläne entsprechende Antworten zu liefern.

                                                                                     bleiben wichtiges Thema

    71%
                                                                                     Zwar zählen Gleichberechtigung und Diversität für die meisten Teilnehmer:innen
                                                                                     nicht zu den drei Top-Kriterien bei der Wahl der Arbeitgeber. Bei genauerer Betrach-
                                                                                     tung zeigt sich jedoch, dass die Relevanz dieser Aspekte für die junge Generation
                                                                                     nicht zu unterschätzen ist. So wünscht sich die weit überwiegende Mehrheit der
    der Befragten wollen                                                             Studierenden und Absolvent:innen (84 Prozent) explizit, dass auch ihre potenziel-
    in den nächsten zehn                                                             len Arbeitgeber Wert auf Aspekte wie Gleichberechtigung und Diversität legen.
    Jahren Führungsverant-                                                           Für zwei von fünf Teilnehmer:innen ist das sogar sehr wichtig (42 Prozent) und für
    wortung übernehmen                                                               ebenso viele wichtig (42 Prozent). Weniger als einer/einem von fünf Teilnehmer:in-
                                                                                     nen ist eher weniger (elf Prozent) oder gar unwichtig (fünf Prozent), dass Arbeit-
                                                                                     geber Wert auf die beschriebenen Aspekte legen.

                                                                                     Ein besonderes Anliegen ist fast allen Studierenden und Absolvent:innen, dass sich
                                                                                     künftige Arbeitgeber gegen Diskriminierung jeglicher Art einsetzen. Mehr als 90
                                                                                     Prozent ist dieser Aspekt sehr wichtig oder wichtig.

                                                                                                                                                                            28
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Krise verändert Anforderungen
an Arbeitgeber
Ein Aspekt, den wir bereits in vergangenen Befragungen erhoben haben, ist
die Frage, ob und, wenn ja, wie sich die Ansprüche von Studierenden und
Absolvent:innen gegenüber potenziellen Arbeitgebern verändert haben.
Auch hier hat es leichte Verschiebungen gegeben.

So ist der Anteil der Studierenden und Absolvent:innen, die ihre Anforderun-
gen an Arbeitgeber verändert haben, mit 44 Prozent gegenüber 38 Pro-
zent zum Wintersemester etwas angestiegen. Jedoch hat es hinsichtlich der
Ansprüche in dieser Gruppe Veränderungen gegeben: Gaben im Frühherbst
noch 26 Prozent an, höhere Ansprüche an (künftige) Arbeitgeber zu haben,
ist dieser Anteil auf 32 Prozent gestiegen, während der Anteil jener, die ihre
Ansprüche gesenkt haben, mit zwölf Prozent gleich geblieben ist. Dies könn-
te darauf hindeuten, dass die Anforderungen an die Arbeitgebern mit der
Dauer der Corona-Krise eher gestiegen als gesunken sind.

Wie aber ist dieses Ergebnis vor der gerade erst erwogenen Kompromiss-
bereitschaft der jungen Talente zu verstehen? Zum einen ist das Anspruchs-

                                                                                 44%
denken bei den Absolvent:innen, die sich sehr konkret mit Jobeinstieg und
beruflichem Umfeld auseinandersetzen, etwas anders. Hier haben 17 Pro-
zent gegenüber elf Prozent bei den Studierenden ihre Ansprüche gesenkt.
Zum anderen bezieht sich die Kompromissbereitschaft offenbar vor allem
auf die eigene Tätigkeit.                                                        der Studierenden und
                                                                                 Absolvent:innen haben
Grundsätzlich aber spricht vieles dafür, dass die so genannte Generation         ihre Anforderungen an
Lockdown nach einer langen Phase, in der sie krisenbedingt zurückstecken         Arbeitgeber verändert
musste, ihre berufliche Karriere nun wieder mit gestiegenen Erwartungen
angeht.

                                                                                                         29
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Safety first?
Ein Arbeitgeber lebenslang
für jede:n Dritte:n denkbar
Die Gen Z gilt als eine der wechsel-
freudigsten Generationen, wenn es um
die berufliche Konstellation geht. Das
aktuelle Karrierebarometer deutet aller-                                    32%     der Befragten können es sich vorstellen,
                                                                                    unbegrenzt bei einem Arbeitgeber zu bleiben
dings zumindest in Teilen auf ein Um-

                                                                            25%
denken der jungen Talente hin: Jede:r                                               der Befragten können es sich vorstellen,
dritte Studierende oder Hochschulab-                                                10 Jahre bei einem Arbeitgeber zu bleiben
solvent:in (32 Prozent) kann sich dem-
nach vorstellen, unbegrenzt bei einem/
einer einzigen Arbeitgeber zu arbeiten.
                                                                            5%      der Befragten können es sich vorstellen,
                                                                                    2 Jahre bei einem Arbeitgeber zu bleiben
Ein weiteres Viertel (25 Prozent) kann
sich zumindest vorstellen, zehn Jahre
oder länger bei einem Arbeitgeber zu
bleiben. Lediglich fünf Prozent der Be-    Diese Ergebnisse dürften Arbeitgeber
fragten können sich nicht vorstellen,      darin bestärken, dass sich Investitio-
länger als auch nur zwei Jahre bei ein     nen in die Bindung von Mitarbeiter:in-
und demselben Arbeitgeber beschäftigt      nen auch in der jungen Generation
zu sein.                                   langfristig und nachhaltig auszahlen.

                                                                                                                                  30
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

07             Fazit: Der Gen Z Brücken
               in die Zukunft bauen
               Das aktuelle Karrierebarometer liefert wichtige     Besonders bedrückend finde ich die           Ebenso ist das extreme Verlangen nach
                                                                   anhaltende und sogar zunehmende              einer beruflichen Aufgabe, die für sich
               Einblicke in die Lebensrealtität und den Gefühls-
                                                                   Besorgnis und Orientierungslosigkeit         oder im gesamten Kontext sinnstiftend
               zustand der Generation Z an den Hochschulen         unseres Nachwuchses hinsichtlich der         sein sollte, für mich eine logische Kon-
               bzw. nach ihrem Abschluss. Einige Aspekte sind      eigenen beruflichen Zukunft. Anderer-        sequenz aus mehr als zwei Jahren, in
                                                                   seits kann es angesichts einer bislang       denen sich viele so gefühlt haben, als
               überraschend und neu für mich – so wie mögli-
                                                                   unbekannten Pandemiesituation, deren         würde ihr Leben einfach nur dahinplät-
               cherweise auch für Sie, ganz gleich, aus welchem    Auswirkungen sich teilweise erst in          schern. Zeit, die gefühlt verrinnt, ohne
               Grund Sie Interesse an diesen Einblicken haben.     mehreren Monaten und Jahren wirklich         dass Nennenswertes passiert oder die
                                                                   zeigen werden, eigentlich kaum ver-          Möglichkeit besteht, irgendetwas – sei
                                                                   wundern, dass viele Menschen Sorgen          es im Großen oder im Kleinen – zu ver-
                                                                   und Unsicherheit umtreiben. Je länger        ändern. Deshalb ist es völlig verständ-
                                                                   diese Phase dauert, desto stärker ma-        lich, dass sich junge Menschen mehr
                                                                   nifestiert sich ganz offensichtlich dieser   Sinn in ihrer Arbeit wünschen.
                                                                   Gemütszustand.

                                                                                                                                                           31
Karrierebarometer Young Talents Sommersemester 2022

Genauso konsequent ist es, dass eine       vorhandene Sicherheitsbedürfnis ist        berufliche Karriere legt, die viele mit       die Career Services der Hochschulen
Generation, die zwei Jahre lang in der     meines Erachtens der Umstand, dass         großem Ehrgeiz angehen: am Campus!            bauen als Clips für TikTok produzieren.
Blüte ihres Lebens extrem zurückste-       sich ein Drittel der Befragten grund-      Hier gilt es, sich ins Blickfeld der jungen   Praxisbezug und echte Nähe sind ge-
cken musste, nun dazu tendiert, keine      sätzlich vorstellen kann, lebenslang       Talente zu bringen. Mit den richtigen         fragt!
weiteren Abstriche mehr machen zu          bei ein und demselben Arbeitgeber zu       Angeboten, Perspektiven und Werten.                                   Foto: Fabian Stürtz
wollen. Daraus resultieren auch höhere     arbeiten. Auch wenn eine solche Aussa-     Hier beginnt das Employer Branding.
Ansprüche an Arbeitgeber.                  ge angesichts der gefühlten Plan- und      Und hier geht es – gerade in dieser Zeit,
                                           Orientierungslosigkeit eher mit Vorsicht   in der vielen die klare Vorstellung von
So ist unter anderem das Sicherheits-      zu genießen ist.                           der Berufspraxis durch einen Mangel
bedürfnis gestiegen. Das zeigt sich                                                   an Praktika und Werkstudierenden-
sehr deutlich daran, dass neben den        Der “Safety first”-Gedanke sollte jedoch   tätigkeit verlorengegangen ist – auch
Arbeitskonditionen vor allem das Ge-       nicht zu dem Irrglauben verleiten, dass    darum, ein authentisches und konkretes
halt eine größere Bedeutung hat. Das       “weiche Faktoren” wie Work-Life-Ba-        Bild von den Einstiegsjobs und Arbeits-
mag auf den ersten Blick egoistisch        lance, Diversität oder Chancengleich-      umfeldern abzuliefern.
wirken, ist aber als Konsequenz einer      heit keinen relevanten Stellenwert mehr
Zeit legitim, in der sich junge Menschen   für die Generation Z haben. Im Gegen-      Die Generation Lockdown wünscht sich
zurückgenommen und stark solidarisch       teil: Gerade hier können Arbeitgeber       Orientierung und Unterstützung bei
verhalten haben. Hinzu kommt die Sor-      mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit beim     der Karriereplanung. Wenn Hochschu-
ge darum, den eigenen Lebensunterhalt      Nachwuchs punkten – wenn die restli-       len und Unternehmen sie mit diesem
möglicherweise nicht mehr finanzieren      chen Rahmenbedingungen stimmen.            Wunsch nicht im Stich lassen wollen,
zu können. Vor diesem Hintergrund ist                                                 sind sie gut beraten, ihnen die richtigen
es nur folgerichtig, dass harte Fakten     Wichtig wird bleiben, die junge Ge-        Angebote an der passenden Stelle zu
                                                                                                                                    Svenja Rausch,
ganz oben auf der Prioritätenliste bei     neration frühzeitig anzusprechen und       machen. Das erfordert eine kontinuierli-
der Auswahl des künftigen Arbeitge-        “abzuholen”. Und zwar am besten dort,      che Präsenz im Campus-Umfeld. An-             Gen-Z- und Recruiting-Expertin
bers stehen. Ein weiterer Beleg für das    wo sie die Grundlage für ihre spätere      ders formuliert: Lieber eine Brücke über      bei JobTeaser

                                                                                                                                                                                  32
Über JobTeaser                                                   Methodik                                                      Kontakt
JobTeaser ist die führende Plattform in Recruiting und Karrie-   Zur Beleuchtung der Situation hat JobTeaser im Zeitraum 11.   JobTeaser GmbH
reorientierung für Studierende und Hochschulabsolvent:innen      bis 25. Januar 2022 insgesamt 3.213 Studierende und Absol-    Svenja Rausch
in Europa. Das einzigartige Netzwerk verbindet 4 Millionen       vent:innen in Deutschland und Österreich über das JobTeaser   Oskar-von-Miller-Ring 20
Studierende, 80.000 Personaler:innen und 750 Hochschulen in      Netzwerk anhand eines Online-Fragebogens zu ihrer aktuellen   80333 München
25 Ländern. Dafür sind 265 Mitarbeiter:innen und Expert:innen    Situation befragt.                                            svenja.rausch@jobteaser.com
in Deutschland und Frankreich täglich im Einsatz.

        Vier Millionen Studierende                                                                                             Pressekontakt
                                                                                                                               pr://ip – Primus Inter Pares GmbH
        80.000 PersonalerInnen                                                                                                 Christoph Salzig
                                                                                                                               Neubrückenstraße 12-14
        750 Hochschulen                                                                                                        48143 Münster
                                                                                                                               salzig@pr-ip.de

Für Unternehmen und Hochschulen
corporate.jobteaser.com/de

Für Studierende
jobteaser.com/de

                                                                                                                                                                   33
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