Umfrage zu Jugendtreff in Schwarzenau - Endbericht Martina Maria Koller/Universität Wien - Marktgemeinde ...

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Umfrage zu Jugendtreff in Schwarzenau - Endbericht Martina Maria Koller/Universität Wien - Marktgemeinde ...
Umfrage zu Jugendtreff in Schwarzenau

                            Endbericht

                Martina Maria Koller/Universität Wien
          Elisabeth Wappelshammer/Christine Weissenberg
Überparteiliche Interessensgemeinschaft Bürgerbeteiligung Schwarzenau
                      Schwarzenau, Jänner 2021
Umfrage zu Jugendtreff in Schwarzenau - Endbericht Martina Maria Koller/Universität Wien - Marktgemeinde ...
INHALT

Zusammenfassung .................................................................................................................................. 3
1      Vorwort und Danksagung ............................................................................................................... 5
2      Einleitung ........................................................................................................................................ 6
3      Methodische Hinweise ................................................................................................................... 8
4      Die befragten Jugendlichen aus Schwarzenau .............................................................................. 9
    4.1       Persönliche Merkmale der Jugendlichen ................................................................................ 9
    4.2       Beziehung der Jugendlichen zu Schwarzenau ....................................................................... 11
    4.3       Freizeitverhalten der Jugendlichen ....................................................................................... 12
5      Einstellung der befragten Jugendlichen zu einem Jugendtreff in Schwarzenau ........................ 14
    5.1       Zufriedenheit mit aktuellen Angeboten ................................................................................ 14
    5.2       Wichtigkeit eines eigenen Jugendtreffs ................................................................................ 15
    5.3       Mögliches Nutzungsverhalten eines Jugendtreffs ................................................................ 19
    5.4       Bedingungen für die Attraktivität eines Jugendtreffs ........................................................... 20
6      Ergebnisse zu offenen Fragen....................................................................................................... 22
    6.1       Wie müsste ein Jugendtreff sein, damit du dich dort wohl fühlst? ...................................... 22
    6.2       Möchtest du noch etwas zum Thema „Jugend in Schwarzenau“ hinzufügen? .................... 26
7      Bedeutung der Vorgeschichte ...................................................................................................... 27
8      Literatur......................................................................................................................................... 30
9      ANHANG ........................................................................................................................................ 32

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Umfrage zu Jugendtreff in Schwarzenau - Endbericht Martina Maria Koller/Universität Wien - Marktgemeinde ...
Zusammenfassung

Seit 2009 gibt es Bemühungen, das alte Sportgebäude an der Thaya zu sanieren, um dort
einen Jugendtreff zu errichten. Bisher scheiterten sie an den unterschiedlichen
Einschätzungen in der lokalen Politik. In einer Diskussion im Rahmen der Dorferneuerung am
19.10.2020 ging es einerseits um die technischen Möglichkeiten, andererseits um die Frage,
ob die Jugendlichen überhaupt Interesse an so einem Jugendtreff hätten. So kam es zu der
Entscheidung, eine Umfrage durchzuführen, was die Jugendlichen selber dazu denken.

Die Ergebnisse der Online-Umfrage vom 30.11.2020 -28.12.2021 zeigen eine klare Tendenz
für einen Jugendtreff und können daher als eine repräsentative Grundlage weiterführender
Entscheidungen dienen.

-   Die Beteiligung an der Umfrage war relativ hoch, 59 Jugendliche (von möglichen 140)
    zwischen 11 und 19 Jahren haben den Fragebogen ausgefüllt. Das entspricht einem
    beachtlichen Rücklauf von rund 42%. 34 Jugendliche haben auch auf die „offenen“
    Fragen geantwortet. Auch das zeigt großes Interesse.

-   Die Jugendlichen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, leben zu einem großen Teil
    im zentralen Ort Schwarzenau (40 Personen/68%). 16 Personen/ 27%) stammen aus
    den anderen Katastralgemeinden und einige wenige (3 Personen/5%) kommen von
    außerhalb.

-   Die Mehrheit der Jugendlichen (88%) gibt an, sehr froh zu sein, in Schwarzenau zu leben.
    Außerdem wird von mehr als drei Viertel der Befragten (78%) ein sehr guter
    Zusammenhalt bzw. gegenseitige Unterstützung im Ort wahrgenommen. Rund 40% der
    Jugendlichen erlebt die Gemeinde Schwarzenau jedoch auch als „wie ausgestorben“. In
    Bezug auf die sozialen Kontakte ist fast die Hälfte nach außen hin orientiert. 48% der
    Jugendlichen geben an, alle wichtigen Kontakte außerhalb der Gemeinde zu haben.

-   70% der Jugendlichen, die an der Umfrage teilgenommen haben, halten einen
    Jugendtreff für sehr wichtig oder eher wichtig, darunter auch ein repräsentativer Anteil
    jener, die angeben, ihre Freizeit oft im Internet zu verbringen.

-   Besonders wichtig ist der Jugendtreff für die Jüngeren, also die 11 – 15 Jährigen, und
    zwar vor allem diejenigen, die eine NMS, das Polytechnikum oder eine BHS/BMS
    besuchen.

-   Burschen haben sich an der Umfrage mehr als Mädchen beteiligt (56% zu 44%), beide
    Geschlechter finden einen Jugendtreff aber grundsätzlich wichtig. Unterschiede zeigen
    sich aber in den Werten „sehr wichtig“ (hier dominieren die Burschen) /“eher wichtig“
    (hier dominieren die Mädchen).

-   Die Häufigkeit der Nutzung eines möglichen Jugendtreffs in Schwarzenau variiert bei
    den befragten Jugendlichen sehr stark. Insgesamt geben aber 50% der Befragten an, den

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Jugendtreff täglich bis einmal wöchentlich nutzen zu wollen – mit einer deutlichen
    Präferenz fürs Wochenende.

-   Attraktiv wäre ein Jugendtreff vor allem dann, wenn die Jugendlichen dort in Ruhe mit
    Freunden oder Freundinnen zusammen sein könnten (95% volle oder eher
    Zustimmung). Neben dem Wunsch, einen ruhigen Treffpunkt für soziale Kontakt zu
    haben, sind aber auch attraktive Spiele bedeutsam (80% volle oder eher Zustimmung).
    Auch dass man dort neue Freunde und Freundinnen kennenlernen (76% volle oder eher
    Zustimmung) und über Erlebnisse im Alltag sprechen kann (78% volle oder eher
    Zustimmung), ist bedeutsam. 59% stimmen voll oder eher zu, dass es attraktiv für sie
    wäre, wenn sie sich an der Gestaltung des Jugendtreffs beteiligen könnten.

    Mit diesem Ergebnis der Antworten auf die standardisierte Umfrage stimmen auch die
    Antworten auf die offenen Fragen überein. Gemütlich soll der Jugendtreff sein und Spiel
    und Spaß soll es geben, um sich auch ausprobieren und entfalten zu können, z.B. als DJ
    oder mit Graffiti Malerei.

Themen für ein Konzept

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass offene Jugendarbeit in so einem Jugendtreff
vielfältige Herausforderungen mit sich bringt:

    -   Moderation von verschiedenen Altersgruppen, Burschen und Mädchen, sozialen
        Milieus und Umgang mit allfälligen Rivalitäten und Konflikten unter den Jugendlichen.

    -   Eingehen auf Erwartungen, in Ruhe gelassen zu werden und Anregungen zu erhalten.

    -   Regeln im Umgang mit Konsum von Alkohol, Nikotin und anderen Drogen.

    -   Umgang mit Konflikten mit AnrainerInnen oder anderen NutzerInnen der anderen
        Bereiche auf dem Gelände.

Ein lokales Konzept für offene Jugendarbeit sollte diese Herausforderungen in einer Weise
aufgreifen, dass niemand alleine gelassen und überfordert wird - weder die Jugendlichen,
noch deren Familien, andere NutzerInnen des Gebäudes/Geländes oder freiwillig Engagierte.
Hier braucht es jedenfalls einen sorgfältigen und professionell begleiteten Prozess der
Beteiligung an Entwicklung und Umsetzung. Als Belohnung winkt für alle Beteiligte eine
Aufstockung des sozialen Kapitals im geselligen Miteinander unserer Marktgemeinde.

Entscheidungen in der lokalen Politik

Die Ergebnisse der Umfrage unter den Jugendlichen haben klar zutage gebracht, dass das
Interesse an einem Jugendtreff groß ist. Die politische Debatte um den Standort können sie
aber nicht lösen, das ist Sache der beteiligten erwachsenen Funktionäre und
Funktionärinnen. Eine zeitnahe Reaktion der politisch Verantwortlichen könnte die
Jugendlichen darin bestätigen, dass es sich lohnt, an Umfragen wie dieser teilzunehmen, weil
die Ergebnisse ernst genommen werden.

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1 Vorwort und Danksagung

Diese Umfrage wurde aufgrund einer widersprüchlichen Einschätzung der Zukunft des
Gebäudes auf dem alten Sportplatz an der Thaya beschlossen. Schon zweimal gab es nach
der Umsiedlung und dem Neubau eines neuen Fußballplatzes 2009 Initiativen, das
ehemalige Vereinshaus zu sanieren, um es als Jugendtreff zu nutzen. Beide Initiativen sind
an der Uneinigkeit der politischen Parteien bezogen auf den Standort gescheitert. Im
Zusammenhang damit gab es verschiedene Annahmen, was die heutigen Jugendlichen denn
dazu meinen; womöglich wären sie ja gar nicht so sehr daran interessiert. Daher wurde
beschlossen, sie zu befragen, um damit eine bessere Grundlage für weiterführende
Entscheidungen zur Sanierung oder zum Abriss des Gebäudes zu haben.
Jede Befragung dieser Art stellt eine Intervention in das Gefüge einer Gemeinde dar, diese
Umfrage aber naturgemäß besonders, weil die Gemeinde in der Frage Jugendtreff so
gespalten scheint – nicht so sehr in der Frage eines Jugendtreffs generell, sondern in der
Frage des Standorts an der Thaya.
Wir bedanken uns daher herzlich bei allen, die uns dabei unterstützt haben, die Online
Befragung zu entwickeln, publik zu machen, daran teilzunehmen und die Ergebnisse zu
diskutieren. Unser Hauptanliegen war und ist, von einer überparteilichen Perspektive aus
dazu beizutragen, dass sich Bürger und Bürgerinnen jeden Alters am öffentlichen Leben
beteiligen – gut eingebettet in das Sozialgefüge der Gemeinde. Und dass es auf diese Weise
auch gelingt, Differenzen so auszutragen, dass am Ende ein Konsens steht, mit dem alle gut
leben können.
Die Umfrage unter den Jugendlichen ergänzten wir mit einer Recherche zur Vorgeschichte
des Standorts. Für die Gespräche/Telefonate unter den Bedingungen der aktuellen
Pandemie bedanken wir uns herzlich. Besonderer Dank gilt Frau Ilse Aschauer für die Notizen
ihres verstorbenen Gatten Leopold Aschauer zur Geschichte des alten Sportplatzes.

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2 Einleitung

Ausgangslage:
Auf einem Wiesengrundstück nahe der Thaya steht ein altes Gebäude, das sehr verbunden
mit der Geschichte des Sports in Schwarzenau ist. Diesbezügliche Hinweise werden daher In
Kapitel 5, Bedeutung der Vorgeschichte, zusammengefasst.

Bei einem Treffen am 19.10.2020 im Rahmen der Dorferneuerung kam Folgendes zur
Sprache: Einerseits liegt bereits ein Bauplan vor, um ein altes, zum Teil desolates Gebäude
auf dem ehemaligen Sportplatz an der Thaya zu sanieren. Vor allem die Dachkonstruktion ist
aus technischer Sicht erneuerungsbedürftig. Andererseits gibt es unterschiedliche
Vorstellungen zur Nutzung. Aufgrund der Lage im Überschwemmungsgebiet kommt
behördlich nur eine Sanierung in Frage, ein Neubau würde nicht genehmigt werden. Eine
diesbezügliche Förderung kann beim Land Niederösterreich beantragt werden.

Diskussion:
Argumente dagegen:

   -   Das Gebäude befindet sich im Hochwassergebiet und allein der Umstand, dass dort
       nicht neu gebaut werden darf, spricht schon für einen Abriss.
   -   Statt der Sanierung des alten Gebäudes sollte nur ein Motorikpark und ein Übergang
       über das Entlastungsgerinne errichtet werden.
   -   Bei Überflutungen des Durchgangs zwischen Parkplatz und Thayagasse ist der Zugang
       nicht gewährleistet.
   -   Bei Hochwasser könnten auch die Jugendlichen gefährdet sein.
   -   Es gibt nicht genügend Jugendliche, die einen Jugendtreff nutzen würden, da sie
       vielfach von Schulaufgaben überlastet sind und auch sonst erfahrungsgemäß die
       meiste Zeit allein zu Hause bzw. in sozialen Medien verbringen.
   -   Das neue Gemeindezentrum verschlingt ohnehin 5-6 Millionen €, ein weiteres
       Gebäude wäre angesichts dieses großen Projekts ein finanzielles Risiko.
   -   Auch im Gemeindezentrum gibt es Platz für einen Jugendtreff, z.B. mit Hilfe einer
       Anlage im Multifunktionsraum.

Argumente dafür:

   -   Es gab bereits zwei Initiativen seitens junger Leute das Gebäude instand zu setzen
       und als Treffpunkt der Jugend zu nutzen (Agenda 21 und Clique 2017).
   -   Das Gebäude im Thaypark ist wegen der relativen Abgelegenheit ein idealer Ort,
       auch ein bisschen lauter sein zu dürfen.
   -   Es wurde bereits eine Förderung des Landes NÖ bei abgeschlossenen Bauarbeiten

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Ende 2021 in Aussicht gestellt – unabhängig vom Bau des neuen Gemeindezentrums.
   -   Die Gebäude befinden sich zwar auf einem Grund, der Hochwasser gefährdet ist,
       durch die erhöhte Bauweise ist die Gefahr einer Überschwemmung des Gebäudes
       aber auszuschließen. Auch wenn das Gelände teilweise überflutet würde, gäbe es
       genügend Fluchtwege. Im Fall eines stärkeren Hochwassers gäbe es zudem aufgrund
       entsprechender Warnmeldungen die Möglichkeit, die Benutzung des Gebäudes zu
       untersagen.
   -   Im Sinne eines vorsichtigen Umgangs mit den Kosten schlägt die Landjugend ein
       Sanierungsmodell mit verschiedenen Baustufen vor, von einfachen funktionalen
       Lösungen für die Nutzung in der warmen Jahreszeit bis hin zu einem voll beheizbaren
       Raum im Winter.

Sorge vor Problemen und Konflikten:

Es gibt begründete Sorge vor Schwierigkeiten bzw. einem verantwortungslosen Umgang mit
den Räumlichkeiten. Berichte zu ähnlichen Projekten weisen auch darauf hin, dass sich
Jugendliche wenig mit einem Raum identifizieren können, wenn er fix fertig eingerichtet und
noch dazu primär von anderen genutzt wird. Gerne legen Jugendliche selbst Hand an in der
Gestaltung „ihres“ Raumes und behandeln ihn dann in der Regel pfleglich. Ungünstig wirkt
sich dagegen eine Raumgestaltung aus, die ausschließlich den ästhetischen Vorstellungen
älterer Generationen entspricht. Wenn es ein Generationentreff werden sollte, spricht
einiges dafür, dass sich in der Gestaltung die Älteren eher den Jüngeren anpassen. Darüber
hinaus braucht es aber laut bestehenden Konzepten auch Begleitung und Anleitung, vor
allem am Beginn eines solchen Vorhabens.

Weitere Nutzungsmöglichkeiten:

Raststation für Radfahrer_innen:

Konstruktion mit einem Dach und offenen Wänden zum Unterstellen bei Regen oder als
Schattenplatz – mit einem öffentlich zugänglichen WC. Auch das alte Kassenhäuschen
könnte als Radstation verwendet werden. In diesem Fall müsste die bestehende
Toilettenanlage aus technischen Gründen im größeren der beiden Gebäude öffentlich
zugänglich sein.

Yogaraum:

Für Yogagruppen bräuchte es nicht nur einen geschlossenen Raum, sondern sogar eine
Bodenheizung, die ganz sicher nicht vorgesehen war.

Fragen:

   -   Wie kann der Generationen- und Jugendtreff administriert werden? Wie soll ein
       Konzept zu Regelungen, Verantwortung etc. aussehen?
   -   Was wissen wir darüber, welche Jugendlichen einen Jugendtreff nutzen würden?

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-   Was wissen wir über Jugendliche, die nicht in Vereinen organisiert sind, sondern in
        informellen Cliquen?
    -   Wie möchten Mitglieder der älteren Generationen einen Generationentreff nutzen?
    -   Wie können Jugendtreff und Generationentreff auf einen Nenner gebracht werden?
    -   Gibt es bereits Konzepte zur Entwicklung von Jugendtreffs bzw. Generationentreffs?
        Welche Empfehlungen gibt es?

Beschluss:

Da über die Haltung und das Interesse der Jugendlichen aus der Warte der Anwesenden nur
Vermutungen angestellt werden können, empfiehlt sich eine Umfrage zum Thema
Jugendtreff. Die überparteiliche Interessensgemeinschaft Bürgerbeteiligung wird seitens des
Bürgermeisters beauftragt, eine solche Umfrage durchzuführen. Damit soll eine Grundlage
für weiterführende Entscheidungen bezüglich des Projekts im Thayapark geschaffen werden.

3 Methodische Hinweise

Aufgrund der aktuellen Lage in einer Pandemie konnten nicht wie sonst üblich Gespräche
und Workshops mit den Jugendlichen durchgeführt werden. Wir entwickelten daher einen
Fragebogen, der in erster Linie standardisierte – so genannte geschlossene – Fragen zum
Ankreuzen enthielt. Außerdem gab es zwei so genannte offene Fragen, auf die schriftlich
geantwortet werden konnte.
Die überparteiliche Interessensgemeinschaft Bürgerbeteiligung Schwarzenau führte in
Kooperation mit der Gemeinde, der Dorferneuerung Zwettl, dem „Jugend: Gemeinde:
Service NÖ“ und einer Statistikerin der Universität Wien eine Online Umfrage zwischen dem
30. November und dem 28. Dezember 2020 durch.
Dem Fragebogen liegen zum Teil Fragen aus bereits vorliegenden Fragebögen zugrunde, und
zwar aus der offenen Jugendarbeit Bamberg/D1, aus der Gemeinde Passail/Bezirk Weiz/A2
und aus Gleisdorf/A 2011.3 Auch Ergebnisse der Freizeitstudie des Instituts für
Jugendkulturforschung und Konzepte der offenen Jugendarbeit sind eingeflossen.4 Neben
der Umfrage unter den Jugendlichen stellten wir auch eine Recherche zur Vorgeschichte des
Standorts an.
Der Fragebogen leitet zum „WarmingUp“ mit Fragen ein, die ganz allgemein Aufschluss über
die Beziehung von Jugendlichen zu ihrer Gemeinde geben sollen. Außerdem sollen die
Fragen klären, wo die Jugendlichen derzeit ihre Freizeit verbringen und was sie von den
Freizeitangeboten in Schwarzenau halten. Zentral sind die Fragen, die sich unmittelbar auf
das Interesse an einem Jugendtreff beziehen und wie er genutzt würde. Um einen Eindruck
davon zu bekommen, wer die Jugendlichen sind, die den Fragebogen ausgefüllt haben,

1
 https://www.surveymonkey.com/r/jugendzentrum)
2
 https://www.passail.at/data/freizeit_tourismus/Jugendarbeit/Fragebogen%20Jugendarbeit%20Passail.pdf
3
 http://www.dv-jugend.at/grafstat/formulare/fb_jugendliche_gleisdorf_allgemei-qyaw5u/index.htm
4
 LeisureisPleasure (2019): Neue Jugendfreizeitstudie des Instituts für Jugendkulturforschung zeigt: Party und
Shopping waren gestern, Wien-Hamburg (Kurzfassung)
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wurden auch Personen bezogene Daten erhoben, und zwar zu Alter, Geschlecht, Ausbildung,
Beruf und Wohnort. Da die Umfrage anonym erfolgte, lassen diese Daten jedoch nur ganz
allgemeine Schlüsse zu, z.B., ob jemand, der an der Umfrage teilgenommen hat, in der KG
Schwarzenau, einer der anderen KGs oder außerhalb von Schwarzenau wohnt.
Da die Umfrage für Jugendliche von 11-19 Jahren hauptsächlich mit Hilfe eines
standardisierten Fragebogens durchgeführt worden ist, werden auch die Ergebnisse vor
allem mit Hilfe von Diagrammen mit Prozentzahlen dargestellt. Da der Einfachheit halber
keine Dezimalstellen gezeigt werden, kann es zu so genannten Rundungsfehlern/
Rundungsdifferenzen kommen. Sie haben damit zu tun, ob zufällig zu häufig aufgerundet
oder abgerundet wurde. Dann lautet die Summe der Teilergebnisse plötzlich 99 oder 101%.
Dieses Phänomen ist in der Darstellung statistischer Berechnungen normal.
Die qualitativ erhobenen Ergebnisse können nur eingeschränkt zahlenmäßig dargestellt
werden, z.B. wenn man nachzählt, dass der Begriff „gemütlich“ fünfmal genannt wird.
Grundsätzlich sind solche Ergebnisse aber deshalb wichtig, um zu erkennen, welche Themen
angesprochen werden, die über die standardisierten Fragen hinausgehen oder ob etwas
konkreter beschrieben wird als durch das Ankreuzen einer standardisierten Frage. In dieser
Befragung beziehen sich diese Antworten z.B. auf Ausstattung, Angebote, Atmosphäre und
Regeln eines Jugendtreffs.

4 Die befragten Jugendlichen aus Schwarzenau

Im folgenden Kapitel sollen die Jugendlichen, die an der online Befragung zu einem
möglichen Jugendtreff in Schwarzenau teilgenommen haben, näher beschrieben werden.
Die Basis der Beschreibung liefern 59 Jugendliche, die den Fragebogen vollständig ausgefüllt
und abgeschickt haben5. Als Grundgesamtheit wurden uns von der Gemeinde 140
Jugendliche zwischen 11 und 19 Jahren genannt, über die Verteilung im Gemeindegebiet
liegen keine Informationen vor. Der Rücklauf entspricht somit 42%, was als sehr gut
eingestuft werden kann.

4.1 Persönliche Merkmale der Jugendlichen
Die 59 Jugendlichen, die den Fragebogen ausgefüllt haben, leben zu rund zwei Drittel im Ort
Schwarzenau selbst (68%), etwas mehr als ein Viertel wohnt in einer der Katastralgemeinden
(27%). Nur 3 Jugendliche (5%) haben sich an der Befragung beteiligt, obwohl sie aus einer
anderen Gemeinde kommen.

5
  Fast ebenso viele Menschen haben den Fragebogen zwar aufgerufen, aber diesen gar nicht oder
nicht vollständig ausgefüllt. Der Fragebogenlink erhielt 50 Klicks von Personen, die aber keine einzige
Frage ausgefüllt haben. Es könnte sich dabei um Erwachsene handeln, die interessiert an der
Befragung waren. 11 weitere Personen haben mit dem Ausfüllen des Fragebogens begonnen, die
Teilnahme aber meist nach einigen Fragen abgebrochen und die Antworten auch nicht abgeschickt.
Schließlich musste eine erwachsene Person aus den Daten ausgeschlossen werden, die aufgrund
ihres großen Interesses den Fragebogen ausgefüllt hat, obwohl sie nicht zur Zielgruppe gehört.
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Abbildung 1: Wohnort der befragten Jugendlichen

In Bezug auf das Geschlecht der befragten Jugendlichen zeigt sich, dass sich etwas mehr
Burschen (56%) als Mädchen (44%) bei der Befragung beteiligt haben.6 Das Alter der
Jugendlichen ist relativ gleichmäßig auf die Zielgruppe der 11-19jährigen verteilt: 29% der
Befragten sind 11-13 Jahre alt, eine etwas kleinere Gruppe (19%) 14-15 Jahre und jeweils
rund ein Viertel 16-17 (25%) bzw. 18-19 Jahre alt (27%). Somit ergibt sich ein guter
Altersquerschnitt der Schwarzenauer Jugendlichen.

Abbildung 2: Geschlecht und Alter der befragten Jugendlichen

Der Großteil der befragten Jugendlichen geht in die Schule, wobei die berufsbildende
mittlere und höhere Schule mit 26% und die Neue Mittelschule bzw. das Polytechnikum mit
23% am häufigsten vorkommen. Außerdem besuchen 19% der Jugendlichen die Unter- oder
Oberstufe eines Gymnasiums. Das restliche Drittel der Jugendlichen teilt sich auf jene auf,
die berufstätig oder beim Bundesheer sind (18%), eine Lehre machen (11%) oder an einer
Universität / Fachhochschule studieren (4%).

6
 Auch hier wären die Zahlen aus dem Meldergister hilfreich, um dieses Ergebnis interpretieren zu können.
Vielleicht gibt es auch mehr Burschen als Mädchen in Schwarzenau.
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Abbildung 3: Geschlecht und Alter der befragten Jugendlichen

4.2 Beziehung der Jugendlichen zu Schwarzenau
Bevor es um die Einstellung der Jugendlich zu einem Jugendtreff gehen wird, soll zunächst
der Blick darauf gerichtet werden, welche Beziehung die Jugendlichen grundsätzlich zum Ort
Schwarzenau haben. Dieses Thema wurde anhand von sechs Aussagen im Fragebogen
abgefragt. In der Abbildung unten wurde die ursprünglich vierstufige Skala (stimme voll zu /
stimme eher zu / stimme eher nicht zu / stimme gar nicht zu) zur besseren Übersichtlichkeit
in zwei Kategorien zusammengefasst. Die dunkleren Bereiche zeigen jeweils die
Zustimmung, die helleren die Ablehnung zu den Aussagen.
Eine sehr große Mehrheit der Jugendlichen (88%) gibt an, sehr froh zu sein, in Schwarzenau
zu leben. Außerdem wird von mehr als drei Viertel der Befragten (78%) ein sehr guter
Zusammenhalt bzw. gegenseitige Unterstützung im Ort wahrgenommen.
In Bezug auf die sozialen Kontakte sind die Meinungen der Jugendlichen zweigeteilt. Rund
die Hälfte der Befragten gibt an, alle wichtigen Kontakte außerhalb der Gemeinde zu haben
(48%), während die andere Hälfte diese Aussage ablehnt (52%). Weiters erleben rund 40%
der Jugendlichen die Gemeinde Schwarzenau als „wie ausgestorben“, die Mehrheit mit rund
60% lehnt diese Aussage allerdings ab. Ein kleiner Teil der Jugendlichen (22%) gibt an, zwar
nicht in Schwarzenau zu wohnen, aber oft in die Gemeinde zu kommen. In diese Gruppe
können sowohl Jugendliche aus den Katastralgemeinden als auch Jugendliche aus anderen
Gemeinden fallen. Kaum jemand will wegziehen.

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Abbildung 4: Beziehung der Jugendlichen zu Schwarzenau

Die abschließende Frage im hier beschriebenen Fragenblock ist ein guter Gradmesser für die
Beziehung der Jugendlichen zur Gemeinde. Nur 15% der Befragten geben an eher oder sehr
gerne aus der Gemeinde wegziehen zu wollen. Für die absolute Mehrheit von 85% stellt dies
allerdings kein Thema dar, was eine sehr gute Beziehung zum Ort widerspiegelt.

4.3 Freizeitverhalten der Jugendlichen
Die Jugendlichen sollten weiters angeben, wie sie ihre Freizeit normalerweise verbringen,
wenn es keine Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gibt. Insgesamt 13 vordefinierte
Freizeitaktivitäten konnten auf einer fünfstufigen Skala von 1=täglich bis 5=selten/nie
eingeordnet werden. Um einen besseren Überblick über die Ergebnisse zu gewährleisten,
wurden die Antwortkategorien in der Abbildung unten in drei Kategorien zusammengefasst.

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Abbildung 5: Freizeitverhalten der Jugendlichen

Die mit Abstand häufigsten „Orte“, an denen die befragten Jugendlichen ihre Freizeit
verbringen sind das Internet bzw. soziale Medien und zu Hause mit der Familie. Beide
Möglichkeiten werden von fast allen Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche für die
Freizeit genützt (95% bzw. 85%). Weiters verbringen auch viele Jugendliche ihre Freizeit mit
Freundinnen oder Freunden bzw. unterwegs mit der Familie.
Rund die Hälfte der Jugendlichen in Schwarzenau verbringt die Freizeit zumindest mehrmals
monatlich in einem Verein, wie z.B. Musik- oder Sportverein. Etwas seltener wird die Freizeit
für die Mitarbeit in einer Einsatzorganisation (32% mindestens mehrmals/Monat) oder einer
Jugendorganisation, wie z.B. Landjugend oder katholische Jungschar (37% zumindest
mehrmals/Monat) verwendet.
Die abgefragten Freizeitaktivitäten, wie der Besuch von öffentlichen Spiel- und Sportanlagen,
der Besuch von Lokalen, Konzerten, Kino oder Einkaufszentren und Geschäften, scheinen für
die Jugendlichen vorrangig Aktivitäten zu sein, die man wöchentlich oder mehrmals pro
Monate macht. Es ist zu vermuten, dass es sich auch um Orte handelt, die von Jugendlichen
häufig einmal pro Woche am Wochenende aufgesucht werden.
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Als andere Orte der Freizeit als die in der standardisierten Befragung genannten werden in
erster Linie andere Gemeinden aus der Region genannt: Allentsteig (dreimal), Echsenbach,
Horn, Waidhofen, Zwettl. Außerdem verbringen Jugendliche in Sporteinrichtungen/auf dem
Spielplatz (Fußballplatz, Skaterplatz, Brühl/Spielplatz) und auf öffentlichen Plätzen bzw. in
der Natur sowie privat daheim und/oder mit Partner.

5 Einstellung der befragten Jugendlichen zu einem Jugendtreff in
  Schwarzenau

Im folgenden Abschnitt soll es um einen möglichen Jugendtreff in der Gemeinde
Schwarzenau gehen. Es wird dargestellt, wie zufrieden die Befragten mit den aktuell
vorhandenen Angeboten für Jugendliche in der Gemeinde sind und wie wichtig ihnen ein
Jugendtreff wäre. Außerdem wird gezeigt, wie das Nutzungsverhalten eines Jugendtreffs
aussehen könnte. Schließlich werden auch Aspekte gezeigt, die für die Jugendlichen einen
attraktiven Jugendtreff ausmachen würden.

5.1 Zufriedenheit mit aktuellen Angeboten
Die Zufriedenheit mit den aktuellen Angeboten für Jugendlichen in Schwarzenau konnten
auf einer vierstufigen Skala von 1=sehr zufrieden bis 4=sehr unzufrieden von den
Jugendlichen eingestuft werden. Das Ergebnis dazu zeigt die untenstehende Grafik.

                 Abbildung 6: Zufriedenheit mit Angeboten für Jugendliche in Schwarzenau

Insgesamt etwas mehr als die Hälfte der Befragten (56%) ist mit den aktuellen Angeboten für
Jugendliche in der Gemeinde zufrieden. Hierbei muss aber festgehalten werden, dass nur ein
relativer geringer Prozentsatz von 10% der Jugendlich angegeben hat, sehr zufrieden zu sein.
Der deutlich größere Teil von 46% stuft sich selbst als „eher zufrieden“ ein. Etwas weniger
als die Hälfte der befragten Jugendlichen (44%) sind derzeit unzufrieden mit den
vorhandenen Angeboten, wobei der größere Teil von 32% angibt „eher unzufrieden“ zu sein.

                                                                                           14
Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass es sowohl zufriedene als auch
unzufriedene Jugendliche in der Gemeinde gibt, wobei die sehr bis eher zufriedene Gruppe
mit 56% leicht in der Mehrheit ist.

                Abbildung 7: Zufriedenheit mit Angeboten für Jugendliche in Schwarzenau nach Wohnort

Vergleicht man die Zufriedenheit mit aktuellen Angeboten für Jugendlichen je nachdem, ob
die Befragten in Schwarzenau selbst oder einer Katastralgemeinde wohnen, so zeigt sich
folgendes Bild. Leben die Jugendlichen in Schwarzenau, so sind sie zu 13% sehr und 50%
eher zufrieden. Also kann von fast zwei Drittel zufriedenen Jugendlichen im Hauptort
ausgegangen werden. In den Katastralgemeinden hingegen zeigen sich nur etwas über ein
Drittel der Jugendlichen zufrieden. Nur 6% gaben an, sehr zufrieden zu sein, 31% sind eher
zufrieden.

5.2 Wichtigkeit eines eigenen Jugendtreffs
Im Fragebogen wurden die Jugendlichen gebeten anzugeben, wie wichtig ihnen ein eigener
Jugendtreff in Schwarzenau wäre. Die Frage konnte auf einer Skala von 1=sehr wichtig bis
4=sehr unwichtig beantwortet werden.
Wie die Abbildung unten zeigt, wäre eine deutlichen Mehrheit von 70% der Jugendlichen ein
Jugendtreff in der Gemeinde wichtig. 24% davon geben sogar an, dass ein solcher für sie
eine sehr hohe Wichtigkeit hätte. Weniger als ein Drittel der befragten Jugendlichen (30%)
empfinden einen Jugendtreff als eher unwichtig (22%) oder sogar sehr unwichtig (8%). Es
zeigt sich also eine klare Tendenz, dass von den Jugendlichen ein Jugendtreff als durchaus
wichtig eingeschätzt wird.

                                                                                                       15
Abbildung 8: Wichtigkeit eigener Jugendtreff in Schwarzenau

In weitere Folge soll die Frage zur Wichtigkeit eines Jugendtreffs nach verschiedenen
Gruppen von Jugendlichen separat betrachtet werden. Damit wird dargestellt, für welche
Zielgruppen ein solcher Jugendtreff eine besondere Relevanz hätte.
Richtet man zunächst den Blick auf das Geschlecht der Jugendlichen, so fällt auf, dass für
beide Gruppen ein Jugendtreff mit jeweils rund 70% eine gleich hohe Wichtigkeit aufweist.
Allerdings unterscheidet sich die Aufteilung der Wichtigkeit. Während die Burschen zu mehr
als einem Drittel (36%) den Jugendtreff als „sehr wichtig“ einstufen, ist dies für die Mädchen
mit einem Prozentsatz von 62% stärker als „(eher) wichtig“ einzustufen. Man kann also
sagen, dass die Mädchen den Jugendtreff insgesamt auch als wichtig empfinden, für die
Burschen ist die Relevanz allerdings deutlich höher.

                 Abbildung 9: Wichtigkeit eigener Jugendtreff in Schwarzenau nach Geschlecht

Die Unterteilung der befragten Jugendlichen in vier Altersgruppen zeigt in Bezug auf die
Wichtigkeit eines Jugendtreffs, dass die Relevanz eines solchen in allen Gruppen stark
gegeben ist. Allerdings ist eine leichte Tendenz erkennbar, dass die Wichtigkeit in den
jüngsten Gruppen mit über 75% am stärksten gegeben ist. Von den Befragten im Alter von
11-13 Jahren empfinden 35% einen Jugendtreff als sehr wichtig und 41% als eher wichtig. Bei
den etwas älteren Jugendlichen mit 14-15 Jahren sind die Werte mit 36% „sehr wichtig“ und
45% „eher wichtig“ sogar noch ein wenig höher. In der Altersgruppe der 16-17 wird die

                                                                                               16
Wichtigkeit eines Jugendtreffs mit insgesamt 47% „sehr bis eher wichtig“ etwas geringer
bewertet. In der ältesten Gruppe der 18-19jährigen steigt die Zustimmung zum Jugendtreff
wieder an, wobei hier vor allem die Antwort „eher wichtig“ von mehr als der Hälfte der
Jugendlichen gewählt wurde. Die hohe Zustimmung bei der ältesten Gruppe könnte darauf
zurückgeführt werden, dass diese Gruppe sich vielleicht einen Jugendtreff nicht mehr nur für
sich selbst wünscht, sondern die jüngere Generation dabei mitgedacht hat. In diesem Sinne
lassen sich auch einige Antworten auf die offenen Fragen deuten. Diese Annahme müsste
natürlich durch Nachfragen überprüft werden. Immerhin sind ja vermutlich unter den
älteren jungen Leuten auch welche, die sich bereits vor Jahren darum bemüht haben, das
Gebäude an der Thaya als Jugendtreff zu nutzen.

                   Abbildung 10: Wichtigkeit eigener Jugendtreff in Schwarzenau nach Alter

In Zusammenhang mit dem Alter der Jugendlichen steht auch deren derzeitige
Beschäftigung. In der Abbildung unten wurde die Wichtigkeit eines Jugendtreffs in
Schwarzenau nach aktueller Schule bzw. Beschäftigung der Jugendlichen dargestellt. Bei
dieser Darstellung muss darauf hingewiesen werden, dass die Gruppen sehr klein sind, da
die aktuellen Beschäftigungen der Jugendlichen sehr vielfältig ausfallen7. Aufgrund dieser
kleinen Fallzahlen muss das Ergebnis mit großer Vorsicht betrachtet werden.
Zunächst ist festzuhalten, dass ein Jugendtreff für alle Gruppen, unabhängig von aktueller
Schule oder Beschäftigung eine hohe Wichtigkeit aufweist. Am wichtigsten wäre dieser
allerdings für jene Jugendlichen, die derzeit eine Mittelschule oder ein Polytechnikum
besuchen. Insgesamt ist ein Jugendtreff 38% sehr und weiteren 46% eher wichtig. Dieses
Ergebnis entspricht aber der zuvor beschriebenen Tatsache, dass die jüngste Gruppe einen
Jugendtreff als am wichtigsten einschätzt.

7
 Die Gruppe der Studierenden musste aus diesem Vergleich vollkommen ausgeschlossen werden, da sie nur
aus 2 Personen bestand.
                                                                                                        17
Abbildung 11: Wichtigkeit eigener Jugendtreff in Schwarzenau nach Wohnort

Am zweithöchsten wird die Wichtigkeit eines Jugendtreffs in Schwarzenau von jenen
eingeschätzt, die eine BMS / BHS (80% sehr oder eher wichtig) besuchen, gefolgt von jenen,
die bereits berufstätig oder beim Bundesheer sind (60% sehr oder eher wichtig). Etwas
dahinter liegen in Bezug auf die Wichtigkeit eines Jugendtreffs jene Jugendlichen, die gerade
eine Lehre durchlaufen oder ein Gymnasium besuchen.
Interessant erscheint auch der Vergleich der Wichtigkeit eines Jugendtreffs zwischen
Jugendlichen, die direkt in Schwarzenau leben und jenen, die in einer der
Katastralgemeinden zu Hause sind. Die Abbildung unten zeigt deutlich, dass der Jugendtreff
für beide Gruppen eine sehr hohe Wichtigkeit hat, diese aber bei Jugendlichen aus
Schwarzenau noch etwas stärker ausgeprägt ist. Diesen ist ein Jugendtreff zu 28% sehr und
45% eher wichtig, während die Befragten aus den Katastralgemeinden eine sehr hohe
Wichtigkeit zu 13% und eine hohe Wichtigkeit zu 56% angeben.

                 Abbildung 12: Wichtigkeit eigener Jugendtreff in Schwarzenau nach Wohnort

Schließlich soll noch der Blick darauf gerichtet werden, ob sich die Einschätzung der
Wichtigkeit eines Jugendtreffs danach unterscheidet, ob für die Jugendlichen das Internet
eine wichtige Freizeitbeschäftigung darstellt. Die Abbildung unten vergleicht jene Befragten,
die ihre Freizeit täglich im Internet verbringen mit jenen, die dies nicht täglich tun.
                                                                                             18
Abbildung 13: Wichtigkeit eigener Jugendtreff in Schwarzenau nach Internetnutzung

Von jenen, die nicht täglich Zeit im Internet verbringen wird die Wichtigkeit eines
Jugendtreffs als sehr hoch eingeschätzt. 36% geben eine sehr hohe Wichtigkeit an, weitere
43% empfinden einen Jugendtreff als eher wichtig. Aber auch jenen, die täglich das Internet
in der Freizeit nutzen wäre ein Jugendtreff in Schwarzenau sehr wichtig. Rund ein Fünftel
gibt eine sehr hohe Wichtigkeit an, weitere 46% wählt „eher wichtig“. Somit kann gesagt
werden, dass unabhängig vom aktuellen Internetkonsum in der Freizeit ein Jugendtreff in
Schwarzenau für die Jugendlichen eine hohe Wichtigkeit hätte.

5.3 Mögliches Nutzungsverhalten eines Jugendtreffs
Die Häufigkeit der Nutzung eines möglichen Jugendtreffs in Schwarzenau variiert bei den
befragten Jugendlichen sehr stark, wie die Abbildung unten zeigt. Es kann aber gesagt
werden, dass mehr als ein Viertel der Jugendlichen (28%) einen Jugendtreff täglich oder
mehrmals pro Woche nützen würde. Insgesamt 50% der Befragten geben eine tägliche bis
zumindest wöchentliche mögliche Nutzung an. Die andere Hälfte der Jugendlichen geht in
der Befragung eher davon aus den Jugendtreff mehrmals im Monat, selten oder nie zu
nützen. Betrachtet man jene genauer, die angegeben haben, einen Jugendtreff selten bis nie
nutzen zu wollen, so fällt auf, dass diese zu einem großen Teil (rund 72%) ab 16 Jahren alt
sind.

                 Abbildung 14: Häufigkeit Nutzung eines Jugendtreffs

                                                                                                     19
Im Fragebogen wurde weiters abgefragt, welchen Zeitpunkt in der Woche Jugendliche für
eine Nutzung eines Jugendtreffs bevorzugen würden. Die Auswertung der Antworten auf
diese Frage zeigt, dass rund die Hälfte der Jugendlichen (51%) angibt, einen Jugendtreff
gerne am Wochenende nützen zu wollen. Weitere 43% könnten sich eine Nutzung sowohl
unter der Woche als auch am Wochenende vorstellen. Lediglich 6% würden einen
Jugendtreff ausschließlich unter der Woche besuchen.

                 Abbildung 15: Zeitpunkt der Nutzung eines Jugendtreffs

5.4 Bedingungen für die Attraktivität eines Jugendtreffs
Schließlich sollten die Jugendlichen im Fragebogen anhand von sechs Aussagen einschätzen,
was die Attraktivität eines Jugendtreffs für sie ausmachen würde. Dazu stand eine vierstufige
Skala von 1=stimme voll zu bis 4=stimme gar nicht zu zur Verfügung.

                                                                                          20
Abbildung 16: Bedingungen für die Attraktivität eines Jugendtreffs

Mit Abstand am wichtigsten wäre bei einem Jugendtreff für die Befragten, dass sie dort in
Ruhe mit Freunden oder Freundinnen zusammen sein könnten. Die volle und eher
Zustimmung liegt hier mit 95% in einem sehr hohen Bereich. Neben dem Wunsch, einen
ruhigen Treffpunkt für soziale Kontakt zu haben, ist es für die Jugendlichen aber auch
relevant, dass es in einem Jugendtreff attraktive Spiele gibt (80% volle oder eher
Zustimmung), dass man dort neue Freunde oder Freundinnen kennenlernen kann (76% volle
oder eher Zustimmung) und über Erlebnisse im Alltag sprechen kann (78% volle oder eher
Zustimmung).
Etwas geringer fällt die Zustimmung dazu aus, dass ein Jugendtreff dann attraktiv wäre,
wenn sich die Jugendlichen auch selbst an der Gestaltung beteiligen könnten. Dieser
Aussage stimmen aber dennoch 12% voll und 47% eher zu. 59% der befragten Jugendlichen
wäre selbst mitzugestalten also ein wichtiges Anliegen.
Das Erledigen von Schulaufgaben in einem Jugendtreff ist schließlich eher nur wenigen
Jugendlichen ein Anliegen. Ein Fünftel stimmt hier voll oder eher zu.

                                                                                      21
6   Ergebnisse zu offenen Fragen

Im Online Fragebogen wurden auch zwei so genannte offene Fragen gestellt. Auf die Frage,
wie ein Jugendtreff sein müsste, um sich dort wohlzufühlen, haben 34 von 59 geantwortet,
also rund 58%. Auf die offen Frage ganz am Ende haben 12 von 59 geantwortet, also rund
20%, was auch kein schlechter Wert ist. 10 von den 34 haben beide Fragen ausgefüllt. Das
zeigt insgesamt ein ziemliches Interesse, da sich so viele die Mühe gemacht haben, einen
Text hinzuschreiben.

6.1 Wie müsste ein Jugendtreff sein, damit du dich dort wohl fühlst?
    Schreibe bitte auf, was dir dazu einfällt.

Allgemeines:

„Attraktiv zum Wohlfühlen halt! Wo ich mich einfach Wohlfühlen kann“

Als Spitzenreiter wird der Begriff „gemütlich“ verwendet, insgesamt sieben Mal – auch als
„gemütliche Atmosphäre“, zusammen mit „einfach ein schöner Treffpunkt mit Freunden“,
„gemütlich, „bunt“, „gemütlich eingerichtet“, „gemütlich (mit Sofa)“.

Einerseits wird damit die Einrichtung, andererseits die Möglichkeit, Freunde/Freundinnen zu
treffen oder neu kennenzulernen verstanden. Dazu passt auch der Wunsch nach einem
Partyraum. Folgender Kommentar fasst diese beiden Aspekte anschaulich zusammen:

„Wie ein zweites Wohnzimmer nur mit Freunden und man dort neue Freunde finden kann“.
Darüber hinaus bedeutet aber Wohlfühlen auch, sich zurückziehen zu können, z.B. zum
Lesen. Zum Wunsch nach einem „Wohnzimmer“ passen auch die Wünsche, dass es da
„privat“ sein sollte, „sauber, aufgeräumt“.

© Anton Brand/ 123RF.com                      https://de.freepik.com/pch.vector

                                                                                        22
Bezogen auf Freunde/Freundinnen gibt es auch Erwartungen und Befürchtungen:
„Einfach nette Leute :) und kein Streit“

                                               Auch der Wunsch, dass man da etwas
                                               Besonderes darstellen darf und zugleich so
                                               akzeptiert wird, wie man ist, wird geäußert:

                                               „Dass ich DJ bin und dass mich meine
                                               Freunde so respektieren so wie ich bin“.

freepik.com@tynyuk

Infrastruktur:

Ein großes Thema ist die Infrastruktur. Ganz allgemein ist damit der Platz gemeint (kommt
dreimal vor).

„Es sollte halt nicht zu klein sein das halt die Leute die kommen auch jeder einen Platz hat“,
oder „gut belichtet, viel Platz“ – auch eine „Möglichkeit zum Draußensitzen“ sollte es geben.

Auch an die Heizung, Sanitäreinrichtung und Elektrik wurde gedacht: Der Jugendtreff sollte
„geheizt“ bzw. „warm“ sein. Auch eine „funktionierende Toilette, Steckdosen“, etc. sollte es
geben, aber auch W-Lan.

Bei der Inneneinrichtung dominiert der Fernseher bzw. Minikino (sechsmal genannt), aber
auch eine Musikanlage wird gewünscht (zweimal).

Die Einrichtung wird sehr mit Bequemlichkeit verbunden, einmal auch mit moderner
Einrichtung. Sehr konkret wird an „Sitzbänke, Sofa, Polster, Tisch und Decken“ gedacht.

Einerseits wird der Wunsch nach Ruhe deutlich, andererseits nach einer guten Ausstattung
für Freizeitaktivitäten.

Konsum:

Was den Konsum von Getränken und Speisen betrifft, haben einige der Befragten klare
Vorstellungen, z.B. dass es auch einen Kühlschrank geben sollte. Getränke und Snacks
werden mehrfach (fünfmal) angesprochen, z.T. im Zusammenhang mit entsprechenden
Automaten. Dabei taucht aber auch ein Thema auf, das auch als Befürchtung geäußert wird:
                                                                                           23
„Hanfautomat und Alkohol Automat müsste fix sein“
„Zu Treffen mit Freunden gehört, am Wochenende Alkohol (Bar und Kühlschrank)“

Spiel und Sport, Kunst und Kultur

Spiele ganz allgemein werden viermal benannt und folgendermaßen konkretisiert:

Indoor: Billard, Dart, Tischfußball/Wutzler (fünfmal), Paystation/PS5, Spielekonsolen,
Brettspiele (zum Ausleihen), Flipper (zweimal), Spielautomaten.

                                       freepik@miglagoa

pavel-turski/pixabay.com

Outdoor: Graffiti Wand zum legalen Graffiti sprühen, Tischtennis (zweimal), Basketball,
Fußball/Fußballtore, Kletterwand, Motorikpark

Bezüglich Kunst und Kultur werden Wünsche nach legalem Graffiti und Büchern geäußert.

                                                     freepik @sergey_kandakov

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freepik@dragonimages

                              freepik

Regeln:

Einige äußern sich auch zu Regeln: Der Jugendtreff soll ein Ort sein, wo Jugendliche
selbständige Entscheidungen treffen können. Er soll frei zugänglich sein, manche fordern
aber auch Einschränkungen: ohne Eltern, Aufsichtspersonen, Kinder unter 10 Jahren und
sonstige Störenfriede. Eine Ansprechperson vor Ort wäre gut und sauber sollte es sein
(Stichworte: Rauchverbot und Putzplan).

„Eine Aufsichtsperson wäre gut aber stelle ich mir sehr schwer vor, weil die „Kinder“ werden
sich nicht beaufsichtigen lassen und dann werden dort Alkohol und Drogen eine sehr große
Rolle spielen und das ist nicht der Sinn. Ich denke da an den Jugendraum in Bernschlag und
das macht dort auch wenig Sinn wenn man an das Legale denkt.“

Kommentare von Erwachsenen?
Es wäre blauäugig, davon auszugehen, dass Jugendliche einen solchen Fragebogen
unbeeinflusst von den Erwachsenen in ihrem Umfeld ausfüllen. Mitunter schimmert auch
hier jedenfalls an manchen Stellen – vor allem durch die Wortwahl – die Perspektive und
Meinung von Erwachsenen durch.

   -   Es wäre auch eine gute Alternative für die Kinder und Jugendlichen wenn sie sich dort
       in Ruhe mit den Freunden treffen dürfen.

   -   So was ist für mich unnötig, in diesen sogenannten "Jugendtreffs" ist meist nur
       Gesindel drinnen...

                                                                                         25
6.2 Möchtest du noch etwas zum Thema „Jugend in Schwarzenau“ hinzufügen?

Akzeptanz von Bestehendem und Kritik:

Die Antworten bestätigen zum einen, dass alles „passt so wie es ist“. Zum anderen wird
darauf hingewiesen, dass es auch Jugendliche gibt, die damit unzufrieden sind, zumal es
auch schwierig sein kann, Freunde zu finden bzw. eine Gemeinschaft mit Gleichaltrigen zu
erleben. Das spiegeln auch die Ergebnisse der standardisierten Umfrage wider: 56% sind
sehr bzw. eher zufrieden mit den aktuellen Angeboten, 44% sind sehr bzw. eher unzufrieden
mit den aktuellen Angeboten für Jugendliche.

user:TaniaVdB/pixabay.com                  freepik@cookie_studio

Bestätigung der Wichtigkeit eines Jugendtreffs:

So bestätigt eine/r der älteren Jugendlichen die Wichtigkeit eines Jugendtreffs für den Ort:
„Es ist sehr schwierig, Freunde zu finden oder mit anderen Jugendlichen etwas zu
unternehmen. Wir brauchen dringend eine gemeinsame Plattform um die Gemeinschaft der
Jugend in Schwarzenau zu verbessern. Ich glaube, es gibt viele Jugendliche in Schwarzenau,
die Kontakt suchen, aber keine Möglichkeit haben, andere zu treffen.“

Diese allgemeine Perspektive wird ergänzt durch ähnliche Anmerkungen: „Jugendtreff ist
wichtig“, „Ja, es wäre cool, wenn ein Jugendraum geben würde“

Auch kritische bzw. skeptische Anmerkungen gibt es – mit Plädoyers für Outdoor-
Sportanlagen:

„Ich würde ein klassisches "Jugendtreff" als nicht sehr sinnvoll bezeichnen. Da wäre aus
meiner Sicht ein Kunstrasenplatz (vgl. Allentsteig neben dem Fußballplatz) oder ein
Mehrzweckplatz mit Basketballkörben und Toren sinnvoller.“ „Ich finde, dass ein
Fußballkäfig gebaut werden sollte.“

                                                                                         26
„Müssten halt auch mehr Jugendliche sein, damit das Sinn macht????????????“

Schließlich weisen einige Aussagen auch darauf hin, dass es einen Entwicklungsprozess
braucht, wenn das Projekt „Jugendtreff“ erfolgreich sein soll:

„Ein Jugendtreff wäre cool, aber man müsste es auch schaffen, das er von Personen benutzt
wird die im gleichen Alter sind / Interessen haben.“

„Die Idee eines Jugendtreffs finde ich super. Spannend wird die Organisation & Sharing
Modelle im Sinne der gemeinsamen Verantwortungsübernahme (Putzen, Schäden, etc.)“

Und schließlich         ein Feedback an   die
Gemeinde:

„Es ist für einen Jugendlichen ein gutes
Gefühl wenn die Gemeinde sich auch um
den Nachwuchs kümmert. Ich hoffe, dass
die Idee eines Jugendtreffs keine
Seifenblase ist, die jeder Zeit platzen
könnte!!“

                                                freepik.com@macrovector

7      Bedeutung der Vorgeschichte

Wenn eine Sache derartig unterschiedlich eingeschätzt wird, wie die Zukunft des alten
Sportgebäudes an der Thaya, dann liegt es nahe, nach Gründen dafür in der lokalen
Geschichte zu fragen.

Laut den Aufzeichnungen vom ehemaligen Vizebürgermeister Leopold Aschauer wurde 1930
ein Fußballverein mit den Klubfarben grün-weiß gegründet, der sein Vereinslokal im
Gasthaus Hutterer hatte, während der Verein der „Stemmer“ als Vereinslokal das Bahnhotel
Sallmayr nutzte. Der Fußballverein hatte bereits eine starke Nähe zu den Eisenbahnern des
Orts und wurde 1938 in die nationalsozialistische „Reichsbahn-Sportgemeinschaft“ (RSG)
überführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 der „Eisenbahn-Sport-Verein
Schwarzenau“ gegründet (Generalversammlung am 21.9.1946), dessen Obmänner laut
Leopold Aschauer Robert Fischer und Robert Hudec (Stv.) wurden. Erster Sektionsleiter war
Erich Tretthahn, Walter Löffelmann Kassier, Johann Zeilinger Schriftführer, für Sportberichte
war Josef Niegel zuständig. „Am 19.6.1947 erfolgte die Kommissionierung des Sportplatzes
durch den ÖFB“8 (Österreichischer Fußball Bund). Der Verein heimste in der Region einige

8
    Notizen von Leopold Aschauer
                                                                                          27
Erfolge ein und wurde z.B. 1948/49 zum Meister der Zweiten Klasse Waldviertel, später
gelang sogar zweimal für einige Zeit der Aufstieg in die Erste Klasse.9

„Die beste Zeit waren die Jahre von 1956 bis 1960, als der ESV Schwarzenau in der 2. Liga
Waldviertel spielte, der damals zweithöchsten Spielklasse Niederösterreichs. Im letzten
Jahrzehnt pendelte man zwischen 1. und 2. Klasse.“10

Die Vereinsarbeit bezog sich auch nicht nur auf Fußball, sondern auch auf „Schach, Theater,
Tischtennis, Kegeln, Frauenhandball und Wintersport“, später auch Eislauf und Motocross-
Rennen.11 In der Erinnerung eines damaligen Funktionärs engagierten sich jedoch nicht nur
Eisenbahner, sondern auch Bauern in dem Verein, das „Politische“ habe damals keine Rolle
gespielt, später sei aber eine politische „Umfärbung“ erfolgt. Das legt die Vermutung nahe,
dass die Parteipolitik zwar schon lange eine Rolle spielt, zunächst aber nicht als hinderlicher
Einfluss für kulturelle und sportliche Aktivitäten wahrgenommen wurde.

Leopold Aschauer erinnert sich an die Errichtung des Gebäudes an der Thaya: „Im Jahre 1966
wurde das Sporthaus gebaut, zehn Jahre später erfolgte im Rahmen eines Sportfestes die
Weihe und Eröffnung eines Zubaus“.12 Laut einem Funktionär wurde das Gebäude von einer
Firma aus Tullnerbach errichtet. In die Planung und die Bereitstellung des nötigen Materials
floss einige ehrenamtliche Arbeit (Stichwort „Ziegeln putzen“)13.

Aus den alten Zeiten der Vereinsarbeit können heute nur mehr wenige erzählen. Als Ältester
aus dieser Zeit ist wahrscheinlich der rund 90jährige Herr Winkler, der Schwiegervater von
Herrn Josef Kromsian zu sein.

Die Hochwasser Katastrophe 2002 hat auch Schwarzenau betroffen. Im Zusammenhang mit
diesbezüglichen Maßnahmen wurde der Sportplatz schließlich 2009 nach Hausbach verlegt.
Laut den Hinweisen des ehemaligen Funktionärs hatte es auch Probleme mit der
Beschaffenheit des Bodens gegeben. Danach gab es zwei Anläufe, aus dem alten Gebäude an
im „Thayapark“ einen Jugendtreff zu machen, die jedoch aufgrund politischer
Meinungsverschiedenheiten im Sand verliefen.
Die bisherige Geschichte weist grundsätzlich auf Erfahrungen der Kooperation und des
Zusammenhalts über die Grenzen von Milieus und Parteien hinweg hin. Gewissermaßen
zwischen den Zeilen finden sich aber auch Hinweise, dass auch schon in der Geschichte
Schwarzenaus sehr auf einen ausgewogenen Einfluss von ÖVP und SPÖ, Bauern und
Eisenbahnern geachtet wurde. Seit der Zusammenlegung der Katastralgemeinden Anfang
der 1970er Jahre könnte diese Ausgewogenheit in einer Weise gelitten haben, die vielleicht
Kooperation und Zusammenhalt schwieriger gemacht haben. An Projekten wie dem
Jugendtreff setzt dann möglicherweise eine Dynamik ein, deren Wurzeln den aktuellen
AkteurInnen teilweise gar nicht mehr bewusst sind.

9
  vgl. Notizen von Leopold Aschauer
10
  http://brucki.blogspot.com/2016/06/schwarzenau-gross-siegharts-32-02.html,
11
   Notizen von Leopold Aschauer
12
   Notizen von Leopold Aschauer
13
   Memo aus Telefonat mit einem ehemaligen Funktionär, 16.12.2020
                                                                                            28
Es könnte daher lohnend sein, noch mehr an Geschichten darüber zusammenzutragen, um
herauszufinden, warum sich bezogen auf das an und für sich unscheinbare Gebäude, das ja
zugleich eine Ressource des Orts darstellt, eine so starke Pattstellung in den Perspektiven
darauf entwickelt hat. Sollte es gelingen, das Vorhaben eines Jugendtreffs an der Thaya
tatsächlich umzusetzen, könnte sich daraus ein Projekt für die Jugendlichen entwickeln
lassen: „Oma, Opa, was wisst Ihr von der Geschichte des Thayaparks?“

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Literatur

Literatur zu Konzepten in der offenen Jugendarbeit:
Fachstelle für Kinder-, Jugend und BürgerInnenbeteiligung (2018): Autonome Jugendräume
in der
Geser-Engleitner Erika (2014)(Hg.): „Wie wirkt die Offene Jugendarbeit Lebensraum
Vorderland?“ Eine quantitative Studie zum Thema „Welche Wirkung erzielt die
Jugendsozialarbeit in der Offenen Jugendarbeit Lebensraum Vorderland?“ Fachhochschule
Vorarlberg, Dornbirn
Großegger, Beate (2019) (Hg.): LeisureisPleasure. Jugendfreizeitstudie des Instituts für
Jugendkulturforschung Wien-Hamburg Kurzversion: https://jugendkultur.at/leisure-is-
pleasure/. Zugriff 20.10.2020
Kraft, Dorit (2011): Offene Kinder- und Jugendarbeit am Beispiel von Jugendzentren in
Österreich, Masterarbeit, Graz
Kreisjugendamt des Kreises Mayen-Koblenz – in Zusammenarbeit mit AG Jugendpflege in der
Region Trier-Koblenz (2005): Offene Jugendräume in den Gemeinden Eine Arbeitshilfe zur
Einrichtung und Organisation von Jugendräumen und Jugendtreffs. Koblenz
Münchmeier, Richard          (1998): Jugend als Konstrukt. Zum Verschwimmen des
Jugendkonzepts in der "Entstrukturierung" der Jugendphase - Anmerkungen zur 12. Shell-
Jugendstudie Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 1 (1998) 1

Ja:ba. Offene Jugendarbeit in Bamberg (o.J.):
https://www.surveymonkey.com/r/jugendzentrum Zugriff 20.10.2020

WIKI Kinderbetreuungs GmbH (o.J.): Fragebogen für Jugendliche in Passail: Graz
https://www.passail.at/data/freizeit_tourismus/Jugendarbeit/Fragebogen%20Jugendarbeit
%20Passail.pdf Zugriff 20.10.2020

Angebote für Jugendliche in Gleisdorf: Fragebogen für Jugendliche allgemein (2011):
http://www.dv-jugend.at/grafstat/formulare/fb_jugendliche_gleisdorf_allgemei-
qyaw5u/index.htm Zugriff 20.10.2020

Unterlagen zur Geschichte des alten Gebäudes an der Thaya
Aufzeichnungen des ehemaligen Vizebürgermeisters Leopold Aschauer über die Jahre 1930 -
1978
Memo eines Telefonats mit einem ehemaligen Funktionärs des Eisenbahner Sport Vereins
(ESV)Schwarzenau, 16.12.2020

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