Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo

Die Seite wird erstellt Reinhold Auer
 
WEITER LESEN
Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo
Die Schweizer
Taschengeld-Studie

Wie Kinder den Umgang
mit Geld lernen
Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo
Die Schweizer
                                               Taschengeld-Studie:
                                               Wie Kinder den Umgang
                                               mit Geld lernen

Impressum                                                                          4 Vorwort Credit Suisse

Umfrage (Opt-in), Analysen und Text
                                                                                   5 Vorwort Pro Juventute
sotomo GmbH
Winterthurerstrasse 92, 8006 Zürich
                                                                                   6   In Kürze
Autoren
Michael Hermann                                                                    7 Studiendesign
Lorenz Bosshardt
Mario Nowak
                                                                                   8 Grundsätze der
Befragung                                                                            Finanzerziehung
amPuls Market Research AG                                                              Umgang mit Geld als
Hirschengraben 49, 6000 Luzern 7                                                       wichtiges Erziehungsziel
                                                                                       Was Eltern ihren Kindern zutrauen
Auftraggeber
Credit Suisse (Schweiz) AG
Research & Insights Switzerland, 8070 Zürich                                       16 Taschengeld – wann und
                                                                                      wie viel?
Mit freundlicher Unterstützung von                                                 	
                                                                                    Wer bekommt Taschengeld und
Stiftung Pro Juventute                                                              wie viel?
Thurgauerstrasse 39, 8050 Zürich
                                                                                       Welche Eltern geben wie viel und
Grafiken                                                                               ab welchem Alter?
Die Grafiken dienen zu Illustrationszwecken.                                           Faktoren für die Festlegung von
Quelle: Credit Suisse / sotomo                                                         Taschengeld

Design
                                                                                   28 Belohnen und Bestrafen
LINE Communications AG
                                                                                       Taschengeld für Ämtli, Noten und
Weitere Informationen                                                                  andere Leistungen
credit-suisse.com/taschengeldstudie                                                    Strafen: Taschengeld im Vergleich
finanzkompetenz.projuventute.ch

                                                                                   38 Sparen und Ausgeben
                                                                                       Was mit dem Taschengeld geschieht
                                                                                       Umgang mit Engpässen
                                                                                       Einflüsse auf Kinder und die
                                                                                       Wahrnehmung der Eltern

                                                                       Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie    3
Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo
Vorwort

Credit Suisse                                                                                                                               Pro Juventute
Die vorliegende Umfrage scheint einen Nerv in der Schweizer             Als kundenorientierte Bank ist es der Credit Suisse ein Anliegen,   Kinder kommen schon sehr früh mit Geld und Konsum in Berührung.      haben in der Erziehung zur Finanzkompetenz eine grosse Vorbild­-
Bevölkerung getroffen zu haben. Mehr als 14’000 Personen                ein Ohr für Menschen zu haben und mehr über ihre Wünsche,           Als Empfänger von Taschengeld oder Geldgeschenken, aber auch         wirkung und prägen ihre Kinder. Auch das bestätigt die Studie.
haben den Demoskopen von sotomo und amPuls Auskunft gegeben.            Motive und Bedürfnisse zu erfahren. Nur so sind wir in der Lage,    als Zielgruppe von Werbung. Das bestätigen auch die Ergebnisse der   Die Schule leistet aber ebenfalls einen wichtigen Beitrag: Die Kinder
Damit ist die wohl grösste Studie zu Finanzerziehung und                innovative Angebote und Produkte zu entwickeln, welche den          vorliegenden Studie.                                                 erhalten dort Gelegenheit, ihren Umgang mit Geld und Konsum
Taschengeld entstanden, die in der Schweiz je durchgeführt wurde.       Herausforderungen Rechnung tragen, die sich den Eltern stellen.                                                                          sowie ihre Wertvorstellungen mit anderen Kindern zu vergleichen.
Und eine der wenigen Umfragen zum Thema überhaupt, denn                 Bargeld zum Beispiel spielt in der Schweiz zwar noch immer die      Pro Juventute unterstützt deshalb seit sieben Jahren Kinder,
Finanzerziehung ist – erstaunlicherweise – bislang ein weitgehend       Hauptrolle, der Trend zum bargeldlosen Bezahlen nimmt aber zu.      Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen beim Erlangen und Vermitteln    Die hier vorliegende Studie zum Umgang von Kindern mit Geld und
unerforschtes Gebiet. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass         Was bedeutet das für die Finanzerziehung der Kinder? Wie kann       von Kompetenzen rund um das Thema Finanzen. Damit leisten wir        Konsum schliesst Wissenslücken, regt zur Vertiefung bei einzelnen
Fragen zum verantwortungs­vollen Umgang mit Kindern und ihrem           Kindern ein sinnvoller Umgang mit Geld in der digitalen Welt bei­   einen wichtigen Beitrag für eine effektive Schuldenprävention.       Fragestellungen an und gibt Pro Juventute wichtige Hinweise für
Geld viele Menschen betreffen. In knapp einem Drittel der Schweizer     gebracht werden? Was kann die Credit Suisse als führende Bank                                                                            die Weiterentwicklung des Angebots für Eltern und Schulen im
Haushalte leben mehr als zwei Personen, sieben von zehn Frauen          dazu beitragen? Wir arbeiten daran. Bis dahin wünsche ich Ihnen     Das Taschengeld ist ein wirksames Übungsfeld für den Umgang          Bereich Finanzkompetenz.
und knapp zwei Drittel der Männer zwischen 25 und 80 Jahren             eine gute Lektüre.                                                  mit Geld und eigenen Konsumwünschen. Kinder haben die
sind Eltern.                                                                                                                                Möglichkeit, innerhalb gewisser Spielregeln Verantwortung zu         Katja Wiesendanger,
                                                                        Florence Schnydrig Moser,                                           übernehmen und selber Entscheidungen zu treffen. Zu den mit          Direktorin Pro Juventute
Im Prinzip sind sich die Eltern einig: Der verantwortungsvolle Umgang   Leiterin Products & Investment Services                             Taschengeld gemachten Erfahrungen gehört auch, dass nicht
mit Finanzen ist ein wichtiges Ziel in der Erziehung, davon zeugt                                                                           alle Wünsche sofort erfüllt werden können, sondern manchmal
auch die Popularität der Beratungsdienste von Pro Juventute.                                                                                aufgeschoben werden müssen.
Doch nach welchen Idealen und Prinzipien wird den Kindern das
Thema Geld nähergebracht? Erhalten die Kinder in der Schweiz                                                                                Die Themen Geld und Konsum begleiten Eltern bis ins Erwachsenen­-
überhaupt Taschengeld? Falls ja, wie viel? Steht es zur freien                                                                              alter der Kinder. Die ökonomische Unabhängigkeit ist in der Regel
Verfügung, oder wird es vielleicht an Bedingungen geknüpft?                                                                                 der letzte Schritt bei der Abnabelung vom Elternhaus. Die Eltern

4    Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                                        Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie       5
Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo
In Kürze
Taschengeld als Übungsfeld der Finanzerziehung

Für die vorliegende Studie zur Finanzerziehung im Allgemeinen         Taschengeld wird nicht an Leistungen geknüpft                         gute Noten. Allerdings unterscheidet sich hier die italienische
und zur konkreten Rolle von Geld in der Kindererziehung wurden        Auffällig ist, dass in schweizerischen Haushalten das Taschengeld     Schweiz von der frankofonen. Tessiner Eltern sind generell am         Studiendesign
mehr als 14’000 erwachsene Personen in der Schweiz befragt.           zwar ein Übungsfeld für das Erlernen des Umgangs mit eigenem          grosszügigsten und am wenigsten streng mit ihren Kindern.
Von besonderem Interesse waren dabei die Haltungen und                Geld ist, jedoch nicht für das Prinzip der Entlohnung. Knapp zwei     Deutschschweizer Eltern achten zwar besonders stark darauf, dass      Datenbasis
Handlungen der 7200 befragten Mütter und Väter, die mindestens        Drittel der Kinder erhalten Taschengeld, ohne dafür etwas leisten     Taschengeld kein Lohn für Leistungen darstellt, verlangen zugleich    Die Schweizer Taschengeld-Studie basiert auf einer Doppelerhebung.
ein Kind im Alter von 5 bis 14 Jahren haben. Aus Sicht dieser         zu müssen. Zwar erwartet der grösste Teil der Eltern, dass Kinder     jedoch am meisten Selbstständigkeit von ihren Kindern im Umgang       Zum einen liegen ihr die Ergebnisse einer repräsentativen
Personengruppe ist das Vermitteln eines guten Umgangs mit Geld        im Haushalt mithelfen, eine Verknüpfung von Ämtli und Taschen­        mit Geld. Diese interessanten und auffälligen Unterschiede dürfen     Online-Panel-Befragung zugrunde, die von der Firma amPuls im
der Kinder noch wichtiger als etwa die Förderung von Erfolgs­         geld geschieht jedoch nur bei einer Minderheit. Die Mehrheit der      nicht verdecken, dass in allen untersuchten Bereichen der Finanz­-    Auftrag der Credit Suisse zwischen dem 3. und 14. März 2017
orientierung, Bescheidenheit oder Kreativität.                        Eltern möchte offenbar keine Ökonomisierung der Eltern-Kind-          erziehung nur unterschiedliche Schwerpunkte, jedoch keine             realisiert wurde. Diese Umfrage richtete sich an Eltern von Kindern
                                                                      Beziehung, sondern sieht die Mitarbeit im Haushalt als einen Dienst   grundlegend abweichenden Einschätzungen zwischen den                  im Alter von 5 bis 14 Jahren (Zielgruppe). Der Stichprobenumfang
Eine grosse Mehrheit der Eltern in der Schweiz und auch der           an der Familiengemeinschaft und nichts, wofür die Kinder              untersuchten Gruppen bestehen. Generell gilt Finanzerziehung als      umfasste 1204 Personen.
erwachsenen Bevölkerung insgesamt erachtet die Finanz­erziehung       Geld verlangen sollten. Noch seltener ist eine Verknüpfung des        wichtig und als eine Sache, für die vor allem die Eltern selber in
als wichtig und als etwas, das die Eltern selber leisten müssen       Taschengelds mit gutem Betragen. Allein wegen der geringen            die Pflicht genommen werden müssen.                                   Eine zweite Datenquelle bildet eine repräsentativ gewichtete offene
und nicht an die Schule delegieren können.                            Höhe der Beträge taugt Taschengeld offenbar nicht sehr gut als                                                                              (Opt-in-)Online-Umfrage, die von sotomo im Auftrag der
                                                                      Sanktionsinstrument. Im Gegensatz etwa zur Begrenzung des                                                                                   Credit Suisse zwischen dem 12. und 23. April 2017 auf den
Finanzerziehung ist im Kern eine praktische Angelegenheit. Bereits    Zugangs zu digitalen Kommunikationsgeräten, die als Strafe eine                                                                             Online-Newsseiten des «Blicks» sowie von «Le Matin» und
mit sechs Jahren trauen die Eltern ihren Kindern zu, das Wesen        viel stärkere Hebelwirkung entfaltet.                                                                                                       «20 Minuti/Ticinonline» erhoben wurde. Die Befragung richtete
von Geld als Zahlungsmittel zu verstehen. Danach geht es vor                                                                                                                                                      sich an die gesamte erwachsene Bevölkerung der Schweiz.
allem darum, den Kindern mehr und mehr Kompetenzen zu                 Romands geben später, Tessiner sind am                                                                                                      Insgesamt haben 13’607 Personen an dieser Umfrage teilge-
übertragen. So können Kinder aus Sicht einer Mehrheit der Eltern      grosszügigsten                                                                                                                              nommen. Rund 44 Prozent der Teilnehmenden (6038 Personen)
mit sieben Jahren kleine Einkäufe selber erledigen und mit zehn       Auch wenn Finanzerziehung bei Eltern in der Schweiz generell einen                                                                          sind Eltern mit Kindern zwischen 5 und 14 Jahren und gehören zur
selbstständig über Geldgeschenke verfügen. Das Taschengeld            hohen Stellenwert geniesst, zeigen sich innerhalb der Gesellschaft                                                                          engeren Zielgruppe.
spielt in den Lernschritten im Umgang mit Geld eine zentrale          doch deutliche Unterschiede. So hat etwa das Erlernen des Umgangs
Rolle. Der grösste Teil der Kinder erhält dieses zwischen sechs       mit Geld bei Eltern mit tieferem Einkommen und damit auch                                                                                   Die Panel-Befragung umfasste dabei einen grösseren Fragenkatalog,
und zehn Jahren zum ersten Mal. Das Taschengeld ist dabei             geringerem finanziellen Spielraum einen höheren Stellenwert                                                                                 der sich spezifisch auf ein ausgewähltes Kind bezieht. Die offene
so etwas wie ein Übungsfeld, auf dem Kinder den Umgang mit            als bei Gutverdienenden. Letztere wählen vermehrt einen indirekten                                                                          Online-Umfrage erlaubt dank der grösseren Reichweite Aussagen
eigenem Geld erlernen können.                                         Zugang und stellen etwa das Erziehungsziel der «Leistungs­                                                                                  zu verschiedenen Subgruppen.
                                                                      bereitschaft» stärker ins Zentrum. Neben den eigenen finanziellen
Kinder sparen Taschengeld                                             Möglichkeiten der Eltern wirkt sich auch deren politische Grund­                                                                            Repräsentative Gewichtung
Die typischen Taschengeldbeträge sind eher klein – so erhält ein      haltung auf die Einstellungen zur Finanzerziehung aus. So knüpfen                                                                           Bei der offenen Online-Umfrage handelt es sich um eine Befragung,
10-jähriges Kind im Durchschnitt 14 Franken, ein 12-jähriges          etwa politisch links stehende Elternteile die Taschengeldvergabe                                                                            bei der sich die Teilnehmenden selbst rekrutierten. Weil diese
23 Franken im Monat – dafür dürfen die meisten Kinder frei darüber    seltener an Bedingungen als solche, die sich als rechts der                                                                                 Stichprobe nicht repräsentativ für die gewünschte Grundgesamtheit
verfügen. Doch auch wenn kein elterlicher Sparzwang besteht,          Mitte einordnen.                                                                                                                            ist, wurde sie gewichtet. Sie wurde einerseits für die Haupt-
gibt die grosse Mehrheit der Kinder das Taschengeld nicht einfach                                                                                                                                                 zielgruppe (in der Schweiz wohnhafte Eltern von Kindern im Alter
für momentane Konsumwünsche aus, sondern legt zumindest               Systematische Unterschiede zeigen sich jedoch insbesondere                                                                                  zwischen 5 und 14 Jahren) gewichtet, andererseits für die
einen Teil davon zur Seite. Die meisten Kinder tun dies ohne klares   zwischen den Sprachregionen. In der lateinischen Schweiz und                                                                                ständige Wohnbevölkerung der Schweiz ab 18 Jahren. Zu den
Sparziel, für andere stehen insbesondere elektronische Geräte         dabei vor allem in der Romandie hat die Finanzerziehung einen                                                                               Merkmalen beider Gewichtungen gehören das Alter, das
und Fortbewegungsmittel im Vordergrund. Auch wenn die Eltern          etwas geringeren Stellenwert als in der Deutschschweiz.                                                                                     Geschlecht, das Bildungsniveau, die Haushaltsgrösse sowie
den Kindern schon früh Kompetenzen zutrauen, so gehört der            Taschengeld wird später gegeben und ist auch insgesamt etwas                                                                                das Berufsfeld der Teilnehmenden. Die Panel-Befragung
Umgang mit bargeldlosem Zahlungsverkehr, trotz fortschreitender       weniger verbreitet. Generell werden Kinder in der lateinischen                                                                              wurde mit denselben Kenngrössen nachgewichtet, sodass eine
Digitalisierung, heute offenbar noch nicht dazu. Das Halten           Schweiz etwas später in den selbstständigen Umgang mit Geld                                                                                 direkte Vergleichbarkeit gegeben ist. Die Gewichtungen
einer eigenen Bankkarte trauen Eltern ihren Kindern im Mittel         eingeführt. Demgegenüber ist Taschengeld jedoch vermehrt                                                                                    gewährleisten eine hohe soziodemografische Repräsentativität der
erst mit 16 Jahren zu.                                                an Bedingungen geknüpft – nicht zuletzt an gutes Betragen und                                                                               beiden Stichproben.

                                                                                                                                            14’000 befragte                  7’200 Mütter und Väter mit Kindern
                                                                                                                                            Personen                         im Alter von 5 bis 14 Jahren

6   Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                                      Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie      7
Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo
1 Grundsätze der
                                                         Finanzerziehung

                                                       Für den überwiegenden Teil der Eltern in der
                                                       Schweiz ist das Vermitteln des Umgangs
                                                       mit Geld ein zentrales Erziehungsziel. Fast
                                                       neun von zehn Eltern, die ein Kind im Alter
                                                       von 5 bis 14 Jahren haben, erachten dies als
                                                       wichtig oder sehr wichtig. Damit hat die
                                                       Finanzerziehung bei Eltern einen höheren
                                                       Stellenwert als etwa die Förderung von
                                                       Erfolgsorientierung, Bescheidenheit oder
                                                       Kreativität, die von 50 bis 70 Prozent als
                                                       wichtige Erziehungsziele angesehen werden.
                                                       An der Spitze der allgemein geteilten Er-
                                                       ziehungsziele stehen Umgangsformen und
                                                       Selbstständigkeit, gefolgt von Hilfsbereit-
                                                       schaft, Durchhaltewille und Allgemeinwissen.
                                                       Gleich danach kommt bereits der Umgang
                                                       mit Geld.

                                                       Die Finanzerziehung wird in allen untersuchten
                                                       gesellschaftlichen Segmenten mehrheitlich
                                                       als wichtig angesehen. Dennoch zeigen sich
                                                       einige interessante Unterschiede. So ist die
                                                       Finanzerziehung für Väter etwas weniger
                                                       zentral als für Mütter. Wie der Vergleich aller
                                                       Bewertungen zeigt, sind Männer generell
                                                       etwas zurückhaltender bei der Betonung der
                                                       Wichtigkeit von Erziehungszielen.

8   Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                           Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie   9
Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo
Grundsätze der Finanzerziehung                                                                                                                                                                                                                                    Grundsätze der Finanzerziehung

1.1 Umgang mit Geld als wichtiges
    Erziehungsziel

Eltern mit wenig Geld bewerten Finanzerziehung                             schen Selbstpositionierung in die drei Gruppen «links», «Mitte»
besonders hoch                                                             und «rechts» eingeteilt, zeigt sich zunächst, dass Finanzerziehung        Abbildung 1                                                                   Abbildung 3
Einen markanten Einfluss auf die Einschätzung der Finanzerziehung          im gesamten politischen Spektrum von einer überwiegenden
hat das Haushaltseinkommen. Zwar erachtet die überwiegende                 Mehrheit zumindest als wichtig erachtet wird. Doch während bei            Erziehungsziel «Umgang mit Geld erlernen»                                     Erziehungsziel «Umgang mit Geld erlernen»
                                                                                                                                                     nach Haushaltseinkommen                                                       nach Sprachregion
Mehrheit der Eltern aller Einkommensklassen das Erlernen des               nahezu der Hälfte der befragten Eltern, die sich als rechts
Umgangs mit Geld zumindest als «wichtig» für ihre Kinder. Sehr             der Mitte einstufen, das Erlernen des Umgangs mit Geld als                100 %                                                                         100 %
unterschiedlich sind jedoch die Anteile jener, welche die Finanz-          «sehr wichtiges» Er­ziehungsziel gesehen wird, gilt dies nur
­erziehung als ein «sehr wichtiges» Anliegen ansehen (vgl. Abbildung 1).   für rund 30 Prozent jener links der Mitte (vgl. Abbildung 2).                           39 %         46 %                                                             49 %
                                                                                                                                                                                                    54 %
                                                                                                                                                      50 %                                                             54 %         50 %                                            40 %
 Besonders wichtig ist das Vermitteln des Umgangs mit Geld nicht                                                                                                                                                                                                  42 %
 jenen Eltern, die viel davon haben. Im Gegenteil: Je tiefer das           Auch bei anderen Erziehungszielen zeigen sich Unterschiede. So                          50 %         45 %                                                             42 %
                                                                                                                                                                                                    34 %                                                                            32 %
 Haushaltseinkommen, desto eher wird Finanzerziehung als «sehr             werden auf der rechten Seite neben dem «Umgang mit Geld»                                                                                    27 %                                       20 %
                                                                                                                                                       0%                                                                            0%
 wichtig» eingestuft. Bei etwas mehr als jeder vierten Person mit          auch «Durchhaltewille» und zu einem geringeren Grad auch «Um-
 einem Haushaltseinkommen von über 200’000 Franken im Jahr                 gangsformen» tendenziell etwas höher gewichtet als auf der                                                                                                       Deutsch          Französisch          Italienisch
                                                                                                                                                             < CHF 50’000    CHF 50’000        CHF 100’000         > CHF 200’000
 hat diese höchste Priorität. Bei jenen mit einem Haushaltseinkommen       linken Seite. Personen, die sich als links der Mitte einstufen, stellen                            bis 99’999        bis 199’999
 von weniger als 50’000 Franken ist dies dagegen bei jeder                 demgegenüber «Hilfsbereitschaft und Mitgefühl», «Kreativität»
 zweiten Person der Fall.                                                  sowie «Genuss und Lebensfreude» etwas häufiger ins Zentrum.                                                                                                 sehr wichtig     wichtig
                                                                                                                                                         sehr wichtig        wichtig
                                                                           Diese Unterschiede bringen die mit den politischen Einstellungen
Für Eltern, die finanziell wenig Spielraum haben, steht Geld offenbar      verbundenen Werthaltungen zum Ausdruck. Doch stärker als
stärker im Fokus. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch bei                  das Trennende ist das Gemeinsame. Es bestehen zwar Unterschie-            Abbildung 2
der Einschätzung der eigenen finanziellen Situation. Wer angibt,           de, jedoch zeigen sich keineswegs grundsätzlich divergierende
finanziell «gerade so über die Runden zu kommen» misst der                 Bewertungen. Dies macht deutlich, dass unabhängig von der jewei-          Anteil, der das jeweilige Erziehungsziel als sehr wichtig erachtet
                                                                           ligen politischen Couleur durchaus ein Grundkonsens in den                nach politischer Selbstpositionierung
Finanzerziehung im Schnitt eine höhere Bedeutung bei als Personen,
deren finanzielle Situation weniger angespannt ist. Wer immer              Erziehungsanliegen der Eltern besteht.
wieder mit knappen Geldressourcen konfrontiert wird, ist stärker                                                                                     Glauben und Religion

auf einen konsequenten Umgang damit angewiesen.                            Die lateinische Schweiz setzt andere Prioritäten                          Erfolgsorientierung
                                                                           Die Deutschschweizer Befragten schätzen den Umgang mit Geld
                                                                                                                                                     Bescheidenheit
Das Gegenteil scheint für die befragten Eltern mit einem jährli-           mehr als doppelt so oft als «sehr wichtiges» Erziehungsziel ein wie
chen Haushaltseinkommen von über 200’000 Franken zu gelten.                die französischsprachigen. Abbildung 3 zeigt einen markanten              Kreativität
Auch für die oberste Einkommensklasse ist das Erziehungsziel               Unterschied in der Einschätzung der Finanzerziehung zwischen              Genuss und Lebensfreude
«Umgang mit Geld erlernen» insgesamt zwar durchaus wichtig,                den Sprachregionen. Die italienischsprachige Schweiz nimmt dabei
                                                                                                                                                     Vorsicht und Achtsamkeit
es steht jedoch im Vergleich zu den unteren Einkommensklassen              eine Mittelstellung zwischen beiden grösseren Sprachregionen ein.
deutlich weniger im Zentrum. Vielmehr sind es die beiden Erzie-                                                                                      Gesunde Lebensführung
hungsziele «Erfolgsorientierung» und «Allgemeinwissen», die                Auch in der frankofonen Schweiz erachten 62 Prozent der Eltern das
                                                                                                                                                     Umgang mit Geld
von den Gutverdienenden im Vergleich zu den anderen überdurch-             Erlernen des Umgangs mit Geld als wichtiges Erziehungsziel.
schnittlich häufig als zentral angesehen werden. Es ist kein               Dennoch werden Finanz- und Geldfragen insgesamt deutlich weniger          Durchhaltewille
postmaterielles Desinteresse an Finanzfragen, das hier zum Aus-            ins Zentrum gestellt als in der deutschsprachigen Schweiz. Wie in         Allgemeinwissen
druck kommt. Gerade die in dieser Erhebung gemessene ver-                  dieser Studie gezeigt wird, betrifft dies verschiedene Aspekte des
                                                                                                                                                     Hilfsbereitschaft und Mitgefühl
mehrte Fokussierung auf «Erfolgsorientierung» und «Allgemeinwis-           Umgangs von Eltern mit ihren Kindern und Geld.
                                                                                                                                                     Selbstständigkeit und
sen» bei den oberen Einkommensklassen zeugt davon, dass                                                                                              Eigenverantwortung
hier bestimmte Laufbahnvorstellungen im Vordergrund stehen,                Welche Werte und Erziehungsziele sind es dann, die ausserhalb der
                                                                                                                                                     Umgangsformen
die mittelbar durchaus zu einem höheren Einkommen führen                   Deutschschweiz mehr Bedeutung erhalten? Der Vergleich in
können.                                                                    Abbildung 4 zeigt ein schon fast klischeehaftes Bild. Nirgendwo                                             0%                              25 %                50 %                    75 %                    100 %
                                                                           klaffen die Bewertungen zwischen den Sprachregionen stärker
Auch eine Frage der politischen Einstellung                                auseinander als beim Thema «Genuss und Lebensfreude».                                                            links          Mitte        rechts
Es ist nicht nur die finanzielle Situation, sondern auch die politi-
sche Grundhaltung, die sich auf die Bewertung der Finanzerzie-             In der frankofonen und etwas mehr noch in der italienischsprachi-
hung auswirkt. Werden die befragten Eltern auf Basis ihrer politi-         gen Schweiz erachten Eltern das Vermitteln von «Genuss und Le-

10 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                                                        Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 11
Grundsätze der Finanzerziehung                                                                                                                                                                                                                     Grundsätze der Finanzerziehung

                                                                                                                                       bensfreude» grossmehrheitlich als sehr wichtiges Erziehungsziel,        Hinter die Aussage, dass Geld nicht alles sei, stellt sich eine
   Abbildung 4                                                                                                                         während dies in der Deutschschweiz nur rund ein Drittel tut.            klare Mehrheit der befragten Eltern. Eine weitergehende Kritik an
                                                                                                                                       Beide Seiten bestätigen damit gegenseitige Vorurteile: sowohl           der marktwirtschaftlich-kapitalistischen Ordnung kommt bei den
   Anteil der Eltern, die das jeweilige Erziehungsziel als sehr wichtig erachten                                                       das lateinische Vorurteil von den beflissenen Deutschschweizern         Leitsätzen der Finanzerziehung jedoch nicht zum Ausdruck. Nur
   nach Sprachregionen
                                                                                                                                       als auch das alemannische der genussfreudigen Lateiner. Die             5 Prozent finden «Geld regiert die Welt». Gar nur 2 Prozent sehen
                                                                                                                                       un­­ab­hängig von der Sprachregion hohe Bewertung von Erzie-            den Satz «Wer viel hat, von dem wird viel gefordert» als Erziehungs-
   Glauben und Religion                                                                                                                hungszielen wie Eigenverantwortung und Durchhaltewille deutet           credo an. Der darin angesprochene Umverteilungsgedanke ist
   Erfolgsorientierung
                                                                                                                                       je­doch darauf hin, dass die Klischees zwar eine reale Basis ha-        für Kindererziehung womöglich etwas abstrakt. Dies gilt allerdings
                                                                                                                                       ben, je­doch nicht allzu tief greifen. Von der Genussfreude lässt       auch für den wesentlich beliebteren Erziehungsleitsatz: «Geld
   Bescheidenheit                                                                                                                      sich jedenfalls nicht auf mangelnde Wertschätzung von Eigenver-         fällt nicht vom Himmel, man muss dafür arbeiten». Denn die Mehr-
   Kreativität                                                                                                                         antwortung und Durchhaltewille schliessen.                              zahl der Eltern stellt, wie später gezeigt wird, keine Bedingungen
                                                                                                                                                                                                               an die Vergabe von Taschengeld. Für die Erwachsenen selber steht
   Genuss und Lebensfreude
                                                                                                                                       «Geld fällt nicht vom Himmel», doch es ist «nicht alles                 aber offenbar das Leistungsprinzip deutlich über dem Bedürfnis­
   Vorsicht und Achtsamkeit                                                                                                            im Leben»                                                               prinzip.
   Gesunde Lebensführung
                                                                                                                                       Welchen Leitsätzen folgen Eltern, wenn es um die Vermittlung
                                                                                                                                       des Umgangs mit Geld geht, und was sagen diese Leitsätze über           Finanzerziehung als Sache der Eltern
   Umgang mit Geld
                                                                                                                                       ihre Haltung zur Finanzerziehung aus? Den Befragten wurden              Die Eltern schreiben sich selber eine Schlüsselrolle in der Finanz-
   Durchhaltewille                                                                                                                     neun Aussagen zur Auswahl vorgelegt, von denen sie die für sie          erziehung zu. 91 Prozent der Befragten finden, dass der Um­-
                                                                                                                                       wichtigsten auswählen konnten. Drei davon wurden besonders              gang mit Geld primär durch sie selber vermittelt werden solle. Nur
   Allgemeinwissen
                                                                                                                                       häufig genannt: «Geld fällt nicht vom Himmel, man muss dafür            9 Prozent finden, dass die Schule zumindest eine gleich wichtige
   Hilfsbereitschaft und Mitgefühl                                                                                                     arbeiten» (77 Prozent), «Lebe nicht über deine Verhältnisse» (64        Rolle zu spielen habe.
   Selbstständigkeit und                                                                                                               Prozent) sowie «Geld ist nicht alles im Leben» (63 Prozent).
   Eigenverantwortung
                                                                                                                                                                                                               Fast vier von zehn Eltern finden, dass das Erlernen des Umgangs
   Umgangsformen
                                                                                                                                       Hinter den gewählten Leitsätzen stehen drei zentrale Prinzipien,        mit Geld ausschliesslich Sache der Eltern sei. Die anderen sind
                                     0%                       25 %                         50 %                        75 %            an denen sich die Finanzerziehung hierzulande orientiert:               der Meinung, dass die Schule zwar keine tragende, jedoch zumin-
                                                                                                                                                                                                               dest eine untergeordnete Rolle spielen soll. Dabei lehnen es
                                          Deutsch   Französisch      Italienisch                                                       •   Geld bildet einen Gegenwert für eine erbrachte Leistung.            77 Prozent der Befragten allerdings ab, dass das Engagement
                                                                                                                                       •   Geld bestimmt die Grenze des eigenen Konsums.                       der Schule in der Finanzerziehung ausgebaut wird. Die Verantwor-
                                                                                                                                       •   Geld steht dennoch nicht über allem.                                tung für Fragen, die den eigenen Umgang mit Geld betreffen,
   Abbildung 5                                                           Abbildung 6                                                                                                                           liegen aus Sicht der Eltern ganz klar bei ihnen selber. Dieser
                                                                                                                                       Dieses dreifache Credo findet sich im Grundsatz bei allen unter-        Meinung sind auch Personen, die keine eigenen Kinder haben.
   Zustimmung zu Aussagen                                                Verantwortung für die Finanzerziehung von Kindern             suchten Gruppen. Personen, die links stehen, nennen zwar etwas          Bei den Erwachsenen insgesamt liegt die Zustimmung zur Aus­
   Thema Kinder und Geld                                                 Schule oder Eltern?
                                                                                                                                       seltener den Leitsatz «Geld fällt nicht vom Himmel», und Mütter         sage, dass die Finanzerziehung hauptsächlich Elternsache sei,
                                                                                                                                       sowie Romands generell finden vermehrt, dass Geld nicht alles ist       bei über 80 Prozent.
            Geld fällt nicht                                            bei Eltern und                                                 im Leben – bei allen Gruppen besteht jedoch ein klarer Vorrang
             vom Himmel
            Wer viel hat, von dem wird viel gefordert
                                                                        Schule gemeinsam (9 %)          allein bei den Eltern (39 %)   dieser drei Leitsätze gegenüber den anderen sechs.

        Sparsamkeit ist eine Tugend                                                                                                    Schweizerinnen und Schweizern wird Diskretion in finanziellen An-
                  Geld ist nicht                                                                                                       gelegenheiten gerne zugeschrieben. Dennoch gehört die Aussage
                  alles im Leben                                                                                                       «Über Geld spricht man nicht» nur gerade bei 2 Prozent der Befrag-
                         Man lebt nur einmal
                 Über Geld spricht man nicht                                                                                           ten zu den Leitsätzen der Finanzerziehung. Etwas häufiger gewählt
              Lebe nicht über                                                                                                          wird mit 19 Prozent die Aussage «Sparsamkeit ist eine Tugend».
             deine Verhältnisse                                                                                                        Bei über 80 Prozent steht dieser Leitsatz damit offenbar nicht im
     Viel Geld zu haben, schafft Freiheit und Komfort                                                                                  Zentrum der Erziehung. Kinder sollen zwar lernen, nicht mehr aus-
                    Geld regiert die Welt                                                                eher bei den Eltern (52 %)
                                                                                                                                       zugeben, als sie haben, und sie sollen lernen, nicht über ihre Ver-
                                                                                                                                       hältnisse zu leben; Sparen um des Sparens willen wird jedoch nur
                                                                                                                                       von relativ wenigen Eltern als zentraler Erziehungsinhalt vermittelt.

12 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                                        Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 13
Grundsätze der Finanzerziehung                                                                                                                                                                                                                                      Grundsätze der Finanzerziehung

1.2 Was Eltern ihren Kindern zutrauen

Finanzerziehung bedeutet nicht zuletzt eine schrittweise Übertragung         generell über Geldgeschenke selber verfügen. Ihnen wird eine
von Verantwortung von den Eltern an ihre Kinder. Wie oben ge-                zunehmende Eigenverantwortung zugeschrieben.                               Abbildung 7                                                                  Abbildung 8
zeigt, orientiert sich die Finanzerziehung der meisten Eltern an
der Vorstellung, dass Geld verdient werden muss und dass nur das             Mit relativ grossem zeitlichen Abstand folgt der nächste Freiheitsgrad:    Alter der Kinder, in dem Eltern den Kindern bestimmte                        Alter der Kinder, in dem Eltern den Kindern
                                                                                                                                                        Finanzkompetenzen zutrauen                                                   bestimmte Finanzkompetenzen zutrauen
verdiente Geld auch ausgegeben werden kann. Diese Ziele sind                 der Zugriff auf die eigene Bankkarte (Debitkarte, Maestro).                                                                                             nach Sprachregion
letztlich erst erfüllt, wenn das Kind in die finanzielle Selbstständigkeit   Während also die Finanzerziehung mit Beginn der Primarschule
entlassen wird.                                                              eingeläutet wird, gibt es für die Kinder erst mit Ende der                 Geld als Zahlungsmittel verstehen                                                      Kleine Einkäufe tätigen
                                                                             obligatorischen Schulzeit die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen.                                                                                      100 %

Allerdings beginnt der Prozess der Kompetenzübertragung nicht                Wie die Häufigkeitsverteilung zeigt, wird die Debitkarte vielfach
erst mit dem Übergang in die Berufswelt. Es handelt sich dabei               auch erst mit der Volljährigkeit als angemessen angesehen. Weniger         2 J.    4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.
                                                                                                                                                                                                                                     50 %
vielmehr um eine schrittweise Entwicklung, auf deren Weg die                 als ein Fünftel der Eltern gesteht ihren Kindern eine Debitkarte
Handlungsspielräume der Kinder mehr und mehr erweitert werden.               schon mit zwölf Jahren zu. Dies zeigt, dass die Nutzung einer Debitkarte   Das erste Mal über Geld sprechen
Dieser Prozess zeigt sich in verschiedenen Teilen dieser Studie.             als Zahlungsinstrument hierzulande erst für Jugendliche im Übergang
                                                                                                                                                                                                                                     0%
Bei einigen Kompetenzen wurden die Eltern direkt gefragt, ab                 zum Erwachsenenalter als angemessen angesehen wird.                                                                                                             4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.
welchem Alter sie diese einem Kind zutrauen. In Abbildung 7 sind
                                                                                                                                                        2 J.    4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.             Über Geldgeschenke verfügen
die Ergebnisse dargestellt. Das ist zum einen das mittlere Alter,            Eltern in der lateinischen Schweiz sind zurückhaltender
ab dem diese Kompetenz den Kindern zugetraut wird. Zusätzlich                Die unterschiedliche Einschätzung der Finanzerziehung in den                                                                                            100 %
                                                                                                                                                        Kleine Einkäufe tätigen
ist die Häufigkeitsverteilung der Antworten nach Alter dargestellt.          Sprachregionen zeigt sich auch hier. Die Kompetenzübertragung
Diese Verteilung zeigt, auf welche Weise die Einschätzungen                  geldbezogener Angelegenheiten an die Kinder erfolgt in der
                                                                                                                                                                                                                                     50 %
variieren. Angegeben ist zudem der Durchschnittswert nach                    lateinischen Schweiz teilweise markant später als in der Deutsch-
Sprachregion. Diese Werte werden etwas weiter unten analysiert.              schweiz (vgl. Abbildung 7). Zwischen dem Tessin und der Roman-             2 J.    4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.

                                                                             die zeigen sich dabei nur geringe Unterschiede. Einzig bei der                                                                                          0%
7-Jährige sollen kleine Einkäufe tätigen                                     Frage, ab wann die Kinder die Rolle von Geld als Zahlungsmittel            Über Taschengeld frei verfügen                                                       4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.

Im Alter von sechs Jahren beginnt für das durchschnittliche Kind in          verstehen, weichen die italienischsprachigen Eltern von den ande-
der Schweiz die Einführung in die Welt des Geldes. Es ist das                ren beiden ab. Sie sehen dies erst mit acht Jahren als gegeben,                                                                                                   Über Taschengeld frei verfügen
Alter, in dem Kinder hierzulande meist ihr erstes Jahr an der Primar-        während Deutsch- und Französischsprachige dies schon mit sechs             2 J.    4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.   100 %

schule absolvieren und das Einmaleins erlernen. Ab diesem Alter              Jahren als gegeben ansehen. In Abbildung 8 ist dargestellt, wie
erachtet es die Mehrheit der befragten Eltern als sinnvoll, mit ihren        gross der Anteil der Kinder ist, welchen die dargestellten Kompe-          Über Geldgeschenke verfügen                                                  50 %
Kindern über Geld zu reden. Die Eltern gehen zudem davon aus,                tenzen im jeweiligen Alter zugeschrieben werden. Dabei zeigt sich,
dass die Kinder in diesem Alter auch die Funktion von Geld als               dass die Anteile in der Romandie im Vergleich zur Deutschschweiz
Tauschmittel verstehen können, was das Sprechen über Geld                    jeweils um ein, zwei Jahre verzögert ansteigen.                                                                                                         0%
                                                                                                                                                        2 J.    4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.
letztlich erst zielführend macht. Ausschlaggebend für den Beginn                                                                                                                                                                             4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.

der Finanzerziehung scheint für viele Eltern das Beherrschen                 Die grössten Unterschiede bestehen bei der Frage des freien
                                                                                                                                                        Über Debitkarten verfügen                                                              Über Debitkarte verfügen
einfacher Rechnungsaufgaben durch das Kind zu sein. Insofern                 Zugangs zu eigenen Geldmitteln. In der lateinischen Schweiz
nimmt die Schule, wenn auch nur mittelbar, eine durchaus wichtige            müssen die Kinder im Schnitt zehn Jahre alt sein, um frei über ihr                                                                                      100 %

Rolle in der Finanzerziehung ein.                                            Taschengeld verfügen zu können, und erst mit zwölf erhalten sie
                                                                             normalerweise die Möglichkeit, auf Geldgeschenke zuzugreifen. In           2 J.    4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.
                                                                                                                                                                                                                                     50 %
Ein Jahr später haben Kinder die Funktion von Geld, aus Sicht ihrer          der Deutschschweiz erfolgen diese beiden Schritte durchschnittlich
Eltern, nicht nur theoretisch erfasst, sondern sie erscheinen als            zwei Jahre früher: beim Taschengeld mit acht und bei den Geld-                Mittelwert Deutsch
kompetent genug, um selbstständig kleinere Einkäufe tätigen zu               geschenken mit zehn Jahren.                                                   Mittelwert Französisch                                                    0%
können. Ein weiteres Jahr später, mit acht Jahren, sollen sie,                                                                                             Mittelwert Italienisch                                                            4 J.   6 J.   8 J.   10 J.   12 J.   14 J.   16 J.   18 J.   20 J.

gemäss der Mehrheit der Befragten, über ihr Taschengeld frei                 Die höhere Priorität, welche die Finanzerziehung und der damit
verfügen können. Die Spannbreite der Startjahre all dieser                   verbundene Umgang mit Geld in der Deutschschweiz hat, äussert                                                                                              Deutsch             Französisch
Kompetenzen überschneidet sich relativ stark (vgl. Abbildung 7).             sich darin, dass die Kinder beim Verfügen von Geldmitteln früher
Etwas abgesetzt vom Erwerb der anderen Kompetenzen – nämlich                 in die Verantwortung einbezogen werden. Wie die folgenden Ver­
mit durchschnittlich zehn Jahren – folgt die nächste Etappe. Ab              tiefungen zum Thema Taschengeld zeigen werden, macht sich
diesem Alter können Kinder nicht nur über ihr Taschengeld, sondern           dieser Unterschied auf verschiedene Weise bemerkbar.

14 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                                                  Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 15
2 Taschengeld – wann
                                                        und wie viel?

                                                      Einen zentralen Aspekt der Finanzerziehung
                                                      bildet das Taschengeld. Es handelt sich dabei
                                                      in der Regel um kleinere Beträge, die nur
                                                      den geringsten Teil der materiellen Ver­sorgung
                                                      von Kindern betreffen. Das Taschengeld ist
                                                      kein Unterhaltsgeld, sondern viel­mehr eine Art
                                                      Übungsfeld, auf dem die Kinder ihre ersten,
                                                      selbstständigen Schritte im Umgang mit Geld
                                                      tätigen können, ohne Gefahr zu laufen, in
                                                      finanzielle Schieflage zu geraten.

                                                      Wie gehen Eltern mit dem Thema Taschengeld
                                                      um? Wie viel erhalten die Kinder, in welchem
                                                      Alter und wie frei dürfen sie darüber verfügen?
                                                      Wie unterscheidet sich die Taschengeldhöhe
                                                      nach Herkunft und Profil der Eltern? Und was ist
                                                      schliesslich ausschlaggebend für die Festlegung
                                                      der Ausgestaltung der Taschengeldhöhe?

16 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                           Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 17
Taschengeld – wann und wie viel?                                                                                                                                                                                                                                                      Taschengeld – wann und wie viel?

2.1 Wer bekommt Taschengeld und wie viel?

Ab welchem Alter und in welchem Rhythmus?                                         Phase geschieht eine Verschiebung von diversen                                        Abbildung 12 zeigt die Häufigkeitsverteilung der Taschengeldhöhe.
Ob Kinder überhaupt Taschengeld erhalten, hängt primär von ihrem                  unregelmässigen Rhythmen und längeren Zyklen hin zu einer                             Die drei Flächen stehen dabei für drei Altersklassen. Je höher
Alter ab. Drei Viertel der 5- und 6-jährigen Kinder erhalten noch                 wöchentlichen Abgabe. Diese Phase dauert bis zum achten                               die Werte, desto häufiger wird der entsprechende Betrag gegeben.
kein Taschengeld. Je älter die Kinder sind, desto höher ist der Anteil            Lebensjahr. Danach setzt sich immer stärker die monatliche                            Bei den 5- bis 7-Jährigen liegen die meisten Taschengelder
derjenigen, die Taschengeld erhalten. Ab dem Alter von etwa                       Abgabe durch. Im urbanen Gebiet ist es üblicher, das Taschengeld                      unter 5 Franken, der häufigste Wert ist 4 Franken monatlich. Bei
sieben Jahren bekommt mehr als die Hälfte der Kinder Taschengeld.                 monatlich auszuhändigen. Ausserdem gibt es eine Differenz                             den 12- bis 14-Jährigen beträgt der häufigste Wert 20 Franken
Die Kinder, die Taschengeld bekommen, erhalten dies in den meisten                zwischen dem Geschlecht der Eltern: Mütter tendieren zu                               und bei den 8- bis 11-Jährigen liegt dieser bei etwa 10 Franken.
Fällen regelmässig. Nur etwa ein Sechstel erhält das Taschengeld                  monatlichen Vergaben, Väter stärker zu wöchentlichen.
unregelmässig. Das Verhältnis zwischen regelmässiger und                                                                                                                Die Spannweite der drei Verteilungskurven unterscheidet sich stark.
unregelmässiger Vergabe bleibt dabei über alle untersuchten                       Die Höhe des Taschengelds                                                             Bei den beiden jüngeren Alterskategorien ist jeweils ein steiler
Altersstufen hinweg in etwa gleich.                                               Auch die Höhe des Taschengelds hängt in erster Linie vom Alter                        Abfall festzustellen. Bei den 5- bis 7-Jährigen liegt er bei etwa
                                                                                  der Kinder ab. In Abbildung 11 ist der durchschnittliche Betrag                       12.50 Franken und bei den 8- bis 11-Jährigen bei rund 25 Franken.
Wie entscheidend das Alter ist, zeigen auch die Antworten auf die                 des Taschengelds derjenigen Kinder dargestellt, die Taschengeld                       Die Verteilung der Taschengelder der 12- bis 14-jährigen Kinder
Frage, warum kein Taschengeld gegeben wird. Eine klare Mehrheit                   erhalten. Mit fünf Jahren erhalten nur wenige Kinder Taschengeld.                     ist anders. Die Spannweite der Beträge ist wesentlich grösser
der Eltern, die kein Taschengeld gibt, begründet dies damit, dass                 Diejenigen, die welches bekommen, liegen im Mittel bei etwa                           und die Kurve dementsprechend vor allem auf der rechten Seite
die Kinder noch zu jung dafür seien. Eine weitere Gruppe findet,                  5 Franken monatlich. Mit 14 Jahren erhalten die Kinder im                             flacher. Dies zeigt, dass Taschengeld mit steigendem Alter breiter
dass noch kein Bedarf beim Kind bestehe. Nur Vereinzelte geben                    Durchschnitt 48 Franken monatlich.                                                    interpretiert wird und sich insbesondere die Vorstellungen davon,
andere Begründungen an, wie der 39-jährige Vater, der meint                                                                                                             was ein angemessener Betrag ist, stärker unterscheiden.
«Geld gibt’s nicht gratis, für Geld muss man etwas tun!», – oder, mit             Diese doch eher tiefen Beträge machen deutlich, dass Taschengeld
einer ganz anderen Perspektive, die 28-jährige Mutter eines                       in den meisten Fällen ein Extra darstellt, das nur einen kleinen
Sohnes, die sagt: «Ich kaufe ihm, was er braucht. Er muss nur                     Teil der Versorgungsleistung der Eltern gegenüber ihren Kindern
fragen.» Abbildung 10 zeigt den Rhythmus, in dem diejenigen                       ausmacht. Je älter die Kinder werden, desto stärker variiert
Kinder, die Taschengeld bekommen, es erhalten, aufgeschlüsselt                    jedoch der Betrag. Dies veranschaulicht Abbildung 12.
nach Alter. Dabei werden zwei Phasen sichtbar: In der ersten

Abbildung 9                                                                       Abbildung 10                                                                          Abbildung 11                                                                Abbildung 12

Anteil der Kinder, die Taschengeld erhalten                                       Regelmässigkeit der Taschengeldvergabe                                                Mittelwert des monatlichen Taschengelds                                     Häufigkeitsverteilung der Taschengeldmenge
nach Alter des Kindes                                                             nach Alter des Kindes                                                                 nach Alter des Kindes                                                       nach drei Altersklassen

100 %                                                                             100 %                                                                                 CHF 50
                                                                                                                                                                                                                                          48

                                                                                                                                                                        CHF 40
75 %                                                                              75 %                                                                                                                                                   39

                                                                                                                                                                        CHF 30
50 %                                                                              50 %                                                                                                                                           23

                                                                                                                                                                        CHF 20
                                                                                                                                                                                                                    14      17
25 %                                                                              25 %
                                                                                                                                                                                                             11
                                                                                                                                                                        CHF 10

                                                                                                                                                                                                6      7
                                                                                  0%                                                                                              5      5
0%                                                                                                                                                                      CHF 0
       5 J.   6 J.   7 J.   8 J.   9 J.   10 J.   11 J.   12 J.   13 J.   14 J.        5 J.      6 J.   7 J.   8 J.   9 J.      10 J.   11 J.   12 J.   13 J.   14 J.                                                                               CHF 0                CHF 25             CHF 50            CHF 75
                                                                                                                                                                                 5 J.   6 J.   7 J.   8 J.   9 J.   10 J. 11 J. 12 J. 13 J. 14 J.

                                                                                     jede Woche                              regelmässig, seltener als monatlich                                                                                       5–7 Jahre
   unregelmässig            regelmässig
                                                                                     alle zwei bis drei Wochen               auf meine Initiative                                                                                                      8–11 Jahre
                                                                                     jeden Monat                             wenn das Kind danach fragt                                                                                                12–14 Jahre

18 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                                                                                Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 19
Taschengeld – wann und wie viel?                                                                                                                                                                                           Taschengeld – wann und wie viel?

Mädchen erhalten später Taschengeld                                  Die Mädchen erhalten zwar im Durchschnitt etwas später Taschen-
Es ist nicht erstaunlich, dass das Alter der Kinder eine zentrale    geld. Sie bekommen jedoch nicht weniger. Wenn sie etwas           Abbildung 13
Rolle bei der Festlegung von Taschengeld spielt. Weniger             bekommen, erhalten sie sogar ein wenig mehr. Abbildung 14
naheliegend und eher überraschend ist, dass auch das Geschlecht      zeigt die Taschengeldhöhe abhängig vom Alter und Geschlecht       Anteil der Kinder, die Taschengeld erhalten
                                                                                                                                       nach Geschlecht
des Kindes dabei eine Rolle spielt – zumindest für den Zeitpunkt,    des Kindes. Insbesondere zwischen 9 und 13 Jahren erhalten
ab dem Taschengeld gegeben wird. Mädchen erhalten später             Mädchen einen leicht höheren Betrag – sie bekommen etwa           100 %
Taschengeld als Buben. Dies zeigt Abbildung 13.                      2 Franken mehr Taschengeld pro Monat.

Hier ist der Anteil der Kinder, die Taschengeld erhalten, nach       Insgesamt zeigt die Auswertung keine allgemeine Benachteiligung   50 %                                                                84 % 85 %
                                                                                                                                                                                 72 % 81 %
Geschlecht in drei Altersstufen dargestellt. Markant ist der         der Mädchen bei der Taschengeldvergabe. Sie macht jedoch
                                                                                                                                                            43 %
Unterschied bei den 5- bis 7-Jährigen. 43 Prozent der Buben          deutlich, dass die Eltern bei nachgeborenen Jungen tendenziell                28 %
erhalten in diesem Alter Taschengeld, jedoch nur 28 Prozent der      eine andere Vorstellung von Gleichbehandlung haben. Bei Jungen    0%
Mädchen. Auch in der Altersklasse der 8- bis 11-Jährigen klafft      scheint eher folgendes Prinzip zu gelten: Wenn das ältere Kind                    5–7 Jahre                 8–11 Jahre               12–14 Jahre
noch immer eine Lücke, die jedoch deutlich kleiner ist. In diesem    Taschengeld erhält, soll das jüngere nicht leer ausgehen. Bei
Alter erhalten 81 Prozent der Jungen und 72 Prozent der Mädchen      den Mädchen hingegen wird eher auf Gleichbehandlung in Bezug           Mädchen                Jungen
Taschengeld. Mit steigendem Alter nimmt der Unterschied ab,          auf das Einstiegsalter geachtet.
um bei den 12- bis 14-Jährigen mehr oder weniger zu verschwinden.
Die Frage nach dem Alter beim ersten Taschengeld lässt den                                                                             Abbildung 14
Schluss zu, dass ein durchschnittliches Mädchen mit acht Jahren
das erste Mal Taschengeld erhält. Der durchschnittliche Junge                                                                          Geglätteter Mittelwert des monatlichen Taschengelds
                                                                                                                                       nach Alter und Geschlecht des Kindes
dagegen schon mit sieben.

                                                                                                                                       CHF 50
Es zeigt sich hier ein ebenso klarer wie bemerkenswerter Ge-
schlechterunterschied. Bemerkenswert ist er deshalb, weil er
eher ein Spezialfall zu sein scheint. In vielen Belangen, die mit                                                                      CHF 40

Finanzerziehung zusammenhängen, unterscheiden die befragten
Eltern nicht zwischen ihren weiblichen und männlichen Kindern.                                                                         CHF 30
So sprechen Eltern etwa ähnlich früh das erste Mal mit ihren
Mädchen und ihren Jungen über Geld.                                                                                                    CHF 20

Die Auswertung lässt jedoch durchaus Schlüsse über die Gründe für
                                                                                                                                       CHF 10
diese Besonderheit zu. Es fällt auf, dass es bei den Erstgeborenen
kaum einen Geschlechterunterschied in Bezug auf den Start der
Taschengeldvergabe gibt. Es sind die nachgeborenen Jungen,                                                                             CHF 0

die früher Taschengeld erhalten, insbesondere, wenn das ältere                                                                                  5 J.     6 J.      7 J.   8 J.   9 J.   10 J.   11 J.   12 J.   13 J.   14 J.

Kind ebenfalls ein Knabe ist. Ein Grund könnte sein, dass jüngere
Brüder auf Taschengeld beharren, sobald ein älteres Geschwister                                                                           Mädchen
                                                                                                                                          Jungen
solches erhält, während Mädchen dagegen eher bereit sind, zu
warten, bis sie im selben Alter sind.

20 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                             Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 21
Taschengeld – wann und wie viel?                                                                                                                                                                                         Taschengeld – wann und wie viel?

2.2 Welche Eltern geben wie viel und ab
    welchem Alter?

Die Taschengeldvergabe hängt nicht nur vom Alter und vom                Wie Abbildung 16 zeigt, ist die Höhe des Taschengelds bei kleine-
Geschlecht des Kindes ab, sondern auch von den Eltern selbst.           ren Kindern bis ins Alter von elf Jahren in der Deutschschweiz         Abbildung 15
In den folgenden Abschnitten untersuchen wir, welche syste­             und der Romandie weitgehend identisch, danach öffnet sich die
matischen Unterschiede zwischen Eltern aus unterschiedlichen            Schere. In der Romandie nimmt der monatliche Betrag mit jedem          Anteil der Eltern, die ihren Kindern Taschengeld geben
                                                                                                                                               nach Sprachregion
Sprachregionen und sozialen Gruppen bestehen.                           Altersjahr ungefähr gleich zu. In der Deutschschweiz jedoch nimmt
                                                                        das Wachstum mit dem Übertritt in die Oberstufe markant zu, und        100 %
Der Taschengeld-Röstigraben                                             so beginnen die Kurven auseinanderzuklaffen. Dies zeigt zunächst,
Bereits bei der Einstellung zur Finanzerziehung zeigten sich markante   dass die Minderheit der Romands, die bereits früh Taschengeld gibt,
Unterschiede zwischen den Sprachregionen. So wird dieser in             bei der Einschätzung der Taschengeldmenge ähnliche Massstäbe           50 %                                 86 %                  89 %
der lateinischen Schweiz und dabei insbesondere in der Romandie         ansetzt wie die Deutschschweizer. Die sich öffnende Schere ab                                                                             72 %
                                                                                                                                                           41 %                            43 %
eine geringere Bedeutung zugeschrieben als in der Deutschschweiz.       zwölf Jahren ist auch Ausdruck davon, dass mit diesem Alter viele                          11 %
Ausserdem hat sich gezeigt, dass Deutschschweizer Eltern ihren          Eltern in der französischsprachigen Schweiz erst mit der Taschen-      0%
Kindern früher Kompetenzen im Umgang mit Geld zutrauen als              geldvergabe beginnen – und dies auf einem tieferen Niveau.                             5–7 Jahre            8–11 Jahre            12–14 Jahre
Eltern aus den lateinischen Sprachregionen. Dieses oben                 Im Tessin ist die Fallzahl zu klein für eine Auswertung nach Alters­
beschriebene Muster zeigt sich auch in Bezug auf das Alter, in          jahren.                                                                     Deutsch           Französisch
dem die Kinder zum ersten Mal Taschengeld erhalten.

Zwischen der Deutschschweiz und der Romandie besteht dabei                                                                                     Abbildung 16
ein regelrechter Taschengeld-Röstigraben. Zwar nimmt sowohl in
der deutsch- als auch in der französischsprachigen Schweiz der                                                                                 Mittelwert des monatlichen Taschengelds
                                                                                                                                               nach Alter des Kindes und Sprachregion
Anteil Kinder, die Taschengeld erhalten, mit steigendem Alter
zu, wie Abbildung 15 zeigt. (Die italienische Schweiz ist nicht dar-                                                                           CHF 50
gestellt, da die Zahl der Fälle für diese Aufteilung zu gering ist.)
Das Niveau liegt in der Romandie bei den 5- bis 7-jährigen
                                                                                                                                               CHF 40
Kindern 30 Prozentpunkte und bei den 8- bis 11-jährigen sogar
43 Prozentpunkte unter dem Deutschschweizer Wert. In der Ro-
mandie wird es erst mit Eintritt in die Sekundarschule üblich, dass                                                                            CHF 30
Kinder Taschengeld erhalten. In der Primarschule bekommt hier
die Mehrheit der Kinder keines, während Kinder in der Deutsch-                                                                                 CHF 20
schweiz meistens ab acht Jahren Taschengeld bekommen. Erst
in der Oberstufe erhält auch die Mehrheit der welschen Kinder                                                                                  CHF 10
Taschengeld, aber es bleiben fast 30 Prozent, die weiterhin keines
bekommen, während dies in der Deutschschweiz nur etwas mehr
                                                                                                                                               CHF 0
als 10 Prozent sind. Das Konzept von Taschengeld ist in der
                                                                                                                                                        8 J.         9 J.   10 J.     11 J.       12 J.   13 J.      14 J.
Romandie etwas weniger universell verbreitet und wird vor allem
mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht.
                                                                                                                                                  Deutsch
                                                                                                                                                  Französisch

22 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 23
Taschengeld – wann und wie viel?                                                                                                                                                                                                                     Taschengeld – wann und wie viel?

Tessiner halten höhere Beträge für angemessen                           halten, wie auch der Anteil jener, die eher tiefe Beträge angemessen   Einfluss von Haushaltseinkommen und Migrationsstatus                 Deutliche Unterschiede bei der Vorstellung, was ein angemessenes
Die Taschengeldhöhe hängt sehr stark vom Alter des Kindes ab.           finden, grösser als in der Deutschschweiz. Der grosse Anteil mit       Neben der sprachregionalen Herkunft wirken sich noch verschiedene    Taschengeld sei, zeigen sich auch in Bezug auf den Migrations­
Für den systematischen Vergleich verschiedener Gruppen wurde            tiefen Werten passt mit der tatsächlich vergebenen Taschengeld-        andere Faktoren auf die Taschengeldhöhe aus. So erhalten Kinder,     hintergrund der Eltern. Personen mit Schweizer Pass, die hier
deshalb gefragt, wie gross ein angemessener Betrag für ein              menge überein, die oben aufgezeigt wurde. Wie lässt sich jedoch        sobald ein Haushalt fünf oder mehr Personen umfasst, tiefere         geboren sind, zeigen sich am wenigsten grosszügig, wenn es
10-jähriges Kind sei.                                                   der hohe Anteil grösserer Beträge über 20 Franken erklären?            Geldbeträge. Demgegenüber wird in ländlichen Regionen etwas          um die Abschätzung der angemessenen Taschengeldhöhe für ein
                                                                        Zunächst einmal bezieht sich die Frage nach der angemessenen           weniger Taschengeld gegeben.                                         10-jähriges Kind geht. Mehr als ein Viertel hält weniger als
Der mittlere Wert (Median), der dabei angegeben wurde, beträgt          Taschengeldhöhe auf ein hypothetisches 10-jähriges Kind. In diesem                                                                          10 Franken für angemessen, 24 Prozent einen Betrag über
16 Franken im Monat. Die Hälfte der befragten Eltern hält einen         Alter hat sich noch keine Schere in der Taschengeldhöhe zwischen       Bei der Frage nach der angemessenen Taschengeldhöhe hat das          20 Franken. Anders ist die Einschätzung bei ausländischen Personen:
Betrag von 10 bis 20 Franken für angemessen. Je ein Viertel             den Sprachregionen geöffnet. Allerdings gibt es in diesem Alter        Haushaltseinkommen einen direkten Einfluss. Je höher das Ein-        40 Prozent würden mehr als 20 Franken geben, und insgesamt
erachtet mehr oder weniger als angemessen.                              weniger Romands, die überhaupt Taschengeld geben. Das heisst,          kommen der Haushalte, desto grösser ist der Anteil der Eltern,       60 Prozent liegen über dem Medianwert von 16 Franken.
                                                                        dass die hypothetische Frage offenbar zu etwas anderen                 die für ein 10-jähriges Kind mehr als 20 Franken monatlich für an-
Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin                 Einschätzungen führt als die konkrete Frage nach dem Taschengeld,      gemessen halten. Die auf den ersten Blick offensichtliche Erklä-     Zu beachten ist dabei, dass die ausländischen Personen, die an
bestehen insbesondere am oberen Ende der Skala. Während                 das den Kindern tatsächlich gegeben wird.                              rung dafür sind die unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten.    der Umfrage teilgenommen haben, eine ähnliche Einkommens­
ein Viertel der Deutschschweizer Eltern einen Betrag von mehr                                                                                  Dies allein dürfte jedoch als Begründung nicht ausreichen. Die an-   struktur aufweisen wie die schweizerischen. Ausländische Personen,
als 20 Franken im Monat für angemessen erachtet, sind dies im                                                                                  gegebenen Taschengeldbeträge dürften das Budget der meisten          die keine Landessprache schriftlich beherrschen, konnten
Tessin über 40 Prozent. Insgesamt zeigt sich die italienischsprachige                                                                          Haushalte nicht an die Belastungsgrenze bringen. Zudem sind es       nicht an der Umfrage teilnehmen. Statustiefe Ausländerinnen
Schweiz spendabel: Fast zwei Drittel der Eltern halten mehr als den                                                                            insbesondere die mittleren bis höheren Einkommensklassen, bei        und Ausländer sind entsprechend unterrepräsentiert. Die
gesamtschweizerischen Median von 16 Franken für angemessen.                                                                                    denen sich die als angemessen empfundenen Sackgeldbeträge            Aussagen zu ausländischen Personen, die hier gemacht werden,
Bei den Romands und den Deutschschweizer Eltern ist dies je                                                                                    unterscheiden. Womöglich sagen die Angaben deshalb mehr über         beziehen sich auf jenen Teil der ausländischen Personen, die
etwa die Hälfte. Im Vergleich zur Deutschschweiz ist die Haltung                                                                               die Vorstellung eines angemessenen Geldbetrags aus als über die      sprachlich integriert sind. Auch hier zeigen sich punktuell markante
der Eltern in der Romandie jedoch stärker gespalten. Dort ist                                                                                  Unterschiede in den finanziellen Möglichkeiten.                      Differenzen, in vielen Bereichen sind die Unterschiede jedoch
sowohl der Anteil jener, die eher hohe Beträge für angemessen                                                                                                                                                       eher gering.

Abbildung 17                                                                                                                                   Abbildung 18                                                            Abbildung 19

Zusammensetzung der angemessenen Taschengeldhöhe                        Zustimmung zur Aussage «Über CHF 20 Taschengeld für                    Zusammensetzung der angemessenen Taschengeldhöhe                        Zusammensetzung der angemessenen Taschengeldhöhe
für ein 10-jähriges Kind                                                ein 10-jähriges Kind ist angemessen»                                   für ein 10-jähriges Kind                                                für ein 10-jähriges Kind
nach Sprachregion                                                       nach Sprachregion                                                      nach Haushaltseinkommen                                                 nach Migrationshintergrund

Deutsch                                                                                                                                        unter CHF 50’000          29 %          24 %      26 %     20 %         Schweizer/in        27 %         24 %          24 %     24 %
                  27 %         24 %          24 %       25 %
                                                                                                                                                                     25%                                               seit Geburt

                                                                                                      25 %
                                                                                                                                               34%
                                                                                                                                               CHF 50’000–99’999       27 %            26 %      23 %     23 %

Französisch         36 %     25 %
                                16 %     14 %         34 %
                                                                                                                                                                              41%                                      Eingebürgerte/r
                                                                                                                                                                                                                       Schweizer/in
                                                                                                                                                                                                                                           27 %       20 %       18 %        35 %

                                                                                                                                               CHF 100’000–199’999     23 %       24 %        26 %       27 %
    34 %                                                                        34%
Italienisch       25 %       16 %    41%
                                      17 %          41 %
                                                                                                             41%                               über CHF 200’000      17 %       21 %      26 %          36 %           Ausländer/in       24 %      16 %       20 %          40 %

   unter CHF 10          CHF 10–16                                                                                                                unter CHF 10       CHF 10–16                                            unter CHF 10        CHF 10–16

   CHF 16–20             über CHF 20                                                                                                             CHF 16–20           über CHF 20                                          CHF 16–20           über CHF 20

24 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                                                                                                              Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 25
Taschengeld – wann und wie viel?                                                                                                                              Taschengeld – wann und wie viel?

2.3 Faktoren für die Festlegung von
    Taschengeld

Es sind Faktoren sichtbar geworden, welche die Taschengeldhöhe
beeinflussen – vom Alter des Kindes über die Anzahl der Kinder      Abbildung 20
einer Familie bis hin zum Einkommen und Migrationshintergrund
der Eltern. Welche Kriterien sehen jedoch die Eltern selber als     Faktoren für die Festlegung des Taschengelds
                                                                    nach Geschlecht des Elternteils
entscheidend für die Festlegung des Taschengelds an?

                                                                    Eigene Erfahrung
Väter agieren vermehrt nach Gutdünken
Laut Selbstangabe der Eltern ist der häufigste Bezugspunkt für
                                                                    Empfehlung einer Kinderstiftung,
diese Festlegung die eigene Erfahrung. Am zweithäufigsten wird      z. B. Pro Juventute
auf Empfehlungen von Kinderstiftungen verwiesen. Des Weiteren
                                                                    Empfehlung eines Erziehungs-
werden Erziehungsratgeber herangezogen. Immerhin jeder bzw.         ratgebers, z. B. Bücher
jede Zehnte verweist auf die eigenen finanziellen Möglichkeiten
oder die Bedürfnisse des Kindes.                                    Eigene finanzielle Möglichkeiten

Wie Abbildung 20 zeigt, manifestieren sich dabei markante           Bedürfnisse des Kindes
Unterschiede zwischen den Geschlechtern der Eltern. Bei den
Müttern erreichen die Empfehlungen von Kinderstiftungen fast        Vergleich mit anderen Kindern
                                                                    im gleichen Alter
denselben Stellenwert wie die eigene Erfahrung. Anders die Väter:
Für sie hat die eigene Erfahrung eine überragende Bedeutung,        Anderes
die Empfehlungen stehen bei ihnen jedoch erst an vierter Stelle.
An zweiter Stelle liegen bei den Männern die Bedürfnisse des        Empfehlungen aus der Familie
Kindes. Bei anderen Faktoren zur Festlegung des Taschengelds,
wie Erziehungsratgebern, den eigenen finanziellen Möglichkeiten     Empfehlung von Freunden
oder dem Vergleich mit anderen Kindern im selben Alter, sind
dagegen kaum Unterschiede auszumachen.                                                                 0%      5%       10 %        15 %   20 %      25 %       30 %       35 %       40 %

Interessant ist, dass Männer insgesamt viel weniger systematisch                                        Mann    Frau
vorgehen und eigenes Gutdünken sowie die wahrgenommenen
Bedürfnisse der Kinder ins Zentrum stellen. Dazu passt auch, dass
Finanzerziehung bei ihnen, wie eingangs gezeigt, einen etwas        Unterschiede bei den Faktoren für die Festlegung des Taschengelds
tieferen Stellenwert besitzt als bei den Frauen.                    nach Geschlecht des Elternteils

                                                                                   Eigene Erfahrung    26 %                                                                       37 %

                                                                    Empfehlung einer Kinderstiftung,
                                                                                 z. B. Pro Juventute   25 %                                        10 %

                                                                    Eigene finanzielle Möglichkeiten                   11 %                       9%

                                                                              Bedürfnisse des Kindes                           6%                      14 %

26 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie                                                                                        Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 27
Sie können auch lesen