Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen - Die Schweizer Taschengeld-Studie - Sotomo
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Die Schweizer Taschengeld-Studie: Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen Impressum 4 Vorwort Credit Suisse Umfrage (Opt-in), Analysen und Text 5 Vorwort Pro Juventute sotomo GmbH Winterthurerstrasse 92, 8006 Zürich 6 In Kürze Autoren Michael Hermann 7 Studiendesign Lorenz Bosshardt Mario Nowak 8 Grundsätze der Befragung Finanzerziehung amPuls Market Research AG Umgang mit Geld als Hirschengraben 49, 6000 Luzern 7 wichtiges Erziehungsziel Was Eltern ihren Kindern zutrauen Auftraggeber Credit Suisse (Schweiz) AG Research & Insights Switzerland, 8070 Zürich 16 Taschengeld – wann und wie viel? Mit freundlicher Unterstützung von Wer bekommt Taschengeld und Stiftung Pro Juventute wie viel? Thurgauerstrasse 39, 8050 Zürich Welche Eltern geben wie viel und Grafiken ab welchem Alter? Die Grafiken dienen zu Illustrationszwecken. Faktoren für die Festlegung von Quelle: Credit Suisse / sotomo Taschengeld Design 28 Belohnen und Bestrafen LINE Communications AG Taschengeld für Ämtli, Noten und Weitere Informationen andere Leistungen credit-suisse.com/taschengeldstudie Strafen: Taschengeld im Vergleich finanzkompetenz.projuventute.ch 38 Sparen und Ausgeben Was mit dem Taschengeld geschieht Umgang mit Engpässen Einflüsse auf Kinder und die Wahrnehmung der Eltern Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 3
Vorwort Credit Suisse Pro Juventute Die vorliegende Umfrage scheint einen Nerv in der Schweizer Als kundenorientierte Bank ist es der Credit Suisse ein Anliegen, Kinder kommen schon sehr früh mit Geld und Konsum in Berührung. haben in der Erziehung zur Finanzkompetenz eine grosse Vorbild- Bevölkerung getroffen zu haben. Mehr als 14’000 Personen ein Ohr für Menschen zu haben und mehr über ihre Wünsche, Als Empfänger von Taschengeld oder Geldgeschenken, aber auch wirkung und prägen ihre Kinder. Auch das bestätigt die Studie. haben den Demoskopen von sotomo und amPuls Auskunft gegeben. Motive und Bedürfnisse zu erfahren. Nur so sind wir in der Lage, als Zielgruppe von Werbung. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Die Schule leistet aber ebenfalls einen wichtigen Beitrag: Die Kinder Damit ist die wohl grösste Studie zu Finanzerziehung und innovative Angebote und Produkte zu entwickeln, welche den vorliegenden Studie. erhalten dort Gelegenheit, ihren Umgang mit Geld und Konsum Taschengeld entstanden, die in der Schweiz je durchgeführt wurde. Herausforderungen Rechnung tragen, die sich den Eltern stellen. sowie ihre Wertvorstellungen mit anderen Kindern zu vergleichen. Und eine der wenigen Umfragen zum Thema überhaupt, denn Bargeld zum Beispiel spielt in der Schweiz zwar noch immer die Pro Juventute unterstützt deshalb seit sieben Jahren Kinder, Finanzerziehung ist – erstaunlicherweise – bislang ein weitgehend Hauptrolle, der Trend zum bargeldlosen Bezahlen nimmt aber zu. Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen beim Erlangen und Vermitteln Die hier vorliegende Studie zum Umgang von Kindern mit Geld und unerforschtes Gebiet. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass Was bedeutet das für die Finanzerziehung der Kinder? Wie kann von Kompetenzen rund um das Thema Finanzen. Damit leisten wir Konsum schliesst Wissenslücken, regt zur Vertiefung bei einzelnen Fragen zum verantwortungsvollen Umgang mit Kindern und ihrem Kindern ein sinnvoller Umgang mit Geld in der digitalen Welt bei einen wichtigen Beitrag für eine effektive Schuldenprävention. Fragestellungen an und gibt Pro Juventute wichtige Hinweise für Geld viele Menschen betreffen. In knapp einem Drittel der Schweizer gebracht werden? Was kann die Credit Suisse als führende Bank die Weiterentwicklung des Angebots für Eltern und Schulen im Haushalte leben mehr als zwei Personen, sieben von zehn Frauen dazu beitragen? Wir arbeiten daran. Bis dahin wünsche ich Ihnen Das Taschengeld ist ein wirksames Übungsfeld für den Umgang Bereich Finanzkompetenz. und knapp zwei Drittel der Männer zwischen 25 und 80 Jahren eine gute Lektüre. mit Geld und eigenen Konsumwünschen. Kinder haben die sind Eltern. Möglichkeit, innerhalb gewisser Spielregeln Verantwortung zu Katja Wiesendanger, Florence Schnydrig Moser, übernehmen und selber Entscheidungen zu treffen. Zu den mit Direktorin Pro Juventute Im Prinzip sind sich die Eltern einig: Der verantwortungsvolle Umgang Leiterin Products & Investment Services Taschengeld gemachten Erfahrungen gehört auch, dass nicht mit Finanzen ist ein wichtiges Ziel in der Erziehung, davon zeugt alle Wünsche sofort erfüllt werden können, sondern manchmal auch die Popularität der Beratungsdienste von Pro Juventute. aufgeschoben werden müssen. Doch nach welchen Idealen und Prinzipien wird den Kindern das Thema Geld nähergebracht? Erhalten die Kinder in der Schweiz Die Themen Geld und Konsum begleiten Eltern bis ins Erwachsenen- überhaupt Taschengeld? Falls ja, wie viel? Steht es zur freien alter der Kinder. Die ökonomische Unabhängigkeit ist in der Regel Verfügung, oder wird es vielleicht an Bedingungen geknüpft? der letzte Schritt bei der Abnabelung vom Elternhaus. Die Eltern 4 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 5
In Kürze Taschengeld als Übungsfeld der Finanzerziehung Für die vorliegende Studie zur Finanzerziehung im Allgemeinen Taschengeld wird nicht an Leistungen geknüpft gute Noten. Allerdings unterscheidet sich hier die italienische und zur konkreten Rolle von Geld in der Kindererziehung wurden Auffällig ist, dass in schweizerischen Haushalten das Taschengeld Schweiz von der frankofonen. Tessiner Eltern sind generell am Studiendesign mehr als 14’000 erwachsene Personen in der Schweiz befragt. zwar ein Übungsfeld für das Erlernen des Umgangs mit eigenem grosszügigsten und am wenigsten streng mit ihren Kindern. Von besonderem Interesse waren dabei die Haltungen und Geld ist, jedoch nicht für das Prinzip der Entlohnung. Knapp zwei Deutschschweizer Eltern achten zwar besonders stark darauf, dass Datenbasis Handlungen der 7200 befragten Mütter und Väter, die mindestens Drittel der Kinder erhalten Taschengeld, ohne dafür etwas leisten Taschengeld kein Lohn für Leistungen darstellt, verlangen zugleich Die Schweizer Taschengeld-Studie basiert auf einer Doppelerhebung. ein Kind im Alter von 5 bis 14 Jahren haben. Aus Sicht dieser zu müssen. Zwar erwartet der grösste Teil der Eltern, dass Kinder jedoch am meisten Selbstständigkeit von ihren Kindern im Umgang Zum einen liegen ihr die Ergebnisse einer repräsentativen Personengruppe ist das Vermitteln eines guten Umgangs mit Geld im Haushalt mithelfen, eine Verknüpfung von Ämtli und Taschen mit Geld. Diese interessanten und auffälligen Unterschiede dürfen Online-Panel-Befragung zugrunde, die von der Firma amPuls im der Kinder noch wichtiger als etwa die Förderung von Erfolgs geld geschieht jedoch nur bei einer Minderheit. Die Mehrheit der nicht verdecken, dass in allen untersuchten Bereichen der Finanz- Auftrag der Credit Suisse zwischen dem 3. und 14. März 2017 orientierung, Bescheidenheit oder Kreativität. Eltern möchte offenbar keine Ökonomisierung der Eltern-Kind- erziehung nur unterschiedliche Schwerpunkte, jedoch keine realisiert wurde. Diese Umfrage richtete sich an Eltern von Kindern Beziehung, sondern sieht die Mitarbeit im Haushalt als einen Dienst grundlegend abweichenden Einschätzungen zwischen den im Alter von 5 bis 14 Jahren (Zielgruppe). Der Stichprobenumfang Eine grosse Mehrheit der Eltern in der Schweiz und auch der an der Familiengemeinschaft und nichts, wofür die Kinder untersuchten Gruppen bestehen. Generell gilt Finanzerziehung als umfasste 1204 Personen. erwachsenen Bevölkerung insgesamt erachtet die Finanzerziehung Geld verlangen sollten. Noch seltener ist eine Verknüpfung des wichtig und als eine Sache, für die vor allem die Eltern selber in als wichtig und als etwas, das die Eltern selber leisten müssen Taschengelds mit gutem Betragen. Allein wegen der geringen die Pflicht genommen werden müssen. Eine zweite Datenquelle bildet eine repräsentativ gewichtete offene und nicht an die Schule delegieren können. Höhe der Beträge taugt Taschengeld offenbar nicht sehr gut als (Opt-in-)Online-Umfrage, die von sotomo im Auftrag der Sanktionsinstrument. Im Gegensatz etwa zur Begrenzung des Credit Suisse zwischen dem 12. und 23. April 2017 auf den Finanzerziehung ist im Kern eine praktische Angelegenheit. Bereits Zugangs zu digitalen Kommunikationsgeräten, die als Strafe eine Online-Newsseiten des «Blicks» sowie von «Le Matin» und mit sechs Jahren trauen die Eltern ihren Kindern zu, das Wesen viel stärkere Hebelwirkung entfaltet. «20 Minuti/Ticinonline» erhoben wurde. Die Befragung richtete von Geld als Zahlungsmittel zu verstehen. Danach geht es vor sich an die gesamte erwachsene Bevölkerung der Schweiz. allem darum, den Kindern mehr und mehr Kompetenzen zu Romands geben später, Tessiner sind am Insgesamt haben 13’607 Personen an dieser Umfrage teilge- übertragen. So können Kinder aus Sicht einer Mehrheit der Eltern grosszügigsten nommen. Rund 44 Prozent der Teilnehmenden (6038 Personen) mit sieben Jahren kleine Einkäufe selber erledigen und mit zehn Auch wenn Finanzerziehung bei Eltern in der Schweiz generell einen sind Eltern mit Kindern zwischen 5 und 14 Jahren und gehören zur selbstständig über Geldgeschenke verfügen. Das Taschengeld hohen Stellenwert geniesst, zeigen sich innerhalb der Gesellschaft engeren Zielgruppe. spielt in den Lernschritten im Umgang mit Geld eine zentrale doch deutliche Unterschiede. So hat etwa das Erlernen des Umgangs Rolle. Der grösste Teil der Kinder erhält dieses zwischen sechs mit Geld bei Eltern mit tieferem Einkommen und damit auch Die Panel-Befragung umfasste dabei einen grösseren Fragenkatalog, und zehn Jahren zum ersten Mal. Das Taschengeld ist dabei geringerem finanziellen Spielraum einen höheren Stellenwert der sich spezifisch auf ein ausgewähltes Kind bezieht. Die offene so etwas wie ein Übungsfeld, auf dem Kinder den Umgang mit als bei Gutverdienenden. Letztere wählen vermehrt einen indirekten Online-Umfrage erlaubt dank der grösseren Reichweite Aussagen eigenem Geld erlernen können. Zugang und stellen etwa das Erziehungsziel der «Leistungs zu verschiedenen Subgruppen. bereitschaft» stärker ins Zentrum. Neben den eigenen finanziellen Kinder sparen Taschengeld Möglichkeiten der Eltern wirkt sich auch deren politische Grund Repräsentative Gewichtung Die typischen Taschengeldbeträge sind eher klein – so erhält ein haltung auf die Einstellungen zur Finanzerziehung aus. So knüpfen Bei der offenen Online-Umfrage handelt es sich um eine Befragung, 10-jähriges Kind im Durchschnitt 14 Franken, ein 12-jähriges etwa politisch links stehende Elternteile die Taschengeldvergabe bei der sich die Teilnehmenden selbst rekrutierten. Weil diese 23 Franken im Monat – dafür dürfen die meisten Kinder frei darüber seltener an Bedingungen als solche, die sich als rechts der Stichprobe nicht repräsentativ für die gewünschte Grundgesamtheit verfügen. Doch auch wenn kein elterlicher Sparzwang besteht, Mitte einordnen. ist, wurde sie gewichtet. Sie wurde einerseits für die Haupt- gibt die grosse Mehrheit der Kinder das Taschengeld nicht einfach zielgruppe (in der Schweiz wohnhafte Eltern von Kindern im Alter für momentane Konsumwünsche aus, sondern legt zumindest Systematische Unterschiede zeigen sich jedoch insbesondere zwischen 5 und 14 Jahren) gewichtet, andererseits für die einen Teil davon zur Seite. Die meisten Kinder tun dies ohne klares zwischen den Sprachregionen. In der lateinischen Schweiz und ständige Wohnbevölkerung der Schweiz ab 18 Jahren. Zu den Sparziel, für andere stehen insbesondere elektronische Geräte dabei vor allem in der Romandie hat die Finanzerziehung einen Merkmalen beider Gewichtungen gehören das Alter, das und Fortbewegungsmittel im Vordergrund. Auch wenn die Eltern etwas geringeren Stellenwert als in der Deutschschweiz. Geschlecht, das Bildungsniveau, die Haushaltsgrösse sowie den Kindern schon früh Kompetenzen zutrauen, so gehört der Taschengeld wird später gegeben und ist auch insgesamt etwas das Berufsfeld der Teilnehmenden. Die Panel-Befragung Umgang mit bargeldlosem Zahlungsverkehr, trotz fortschreitender weniger verbreitet. Generell werden Kinder in der lateinischen wurde mit denselben Kenngrössen nachgewichtet, sodass eine Digitalisierung, heute offenbar noch nicht dazu. Das Halten Schweiz etwas später in den selbstständigen Umgang mit Geld direkte Vergleichbarkeit gegeben ist. Die Gewichtungen einer eigenen Bankkarte trauen Eltern ihren Kindern im Mittel eingeführt. Demgegenüber ist Taschengeld jedoch vermehrt gewährleisten eine hohe soziodemografische Repräsentativität der erst mit 16 Jahren zu. an Bedingungen geknüpft – nicht zuletzt an gutes Betragen und beiden Stichproben. 14’000 befragte 7’200 Mütter und Väter mit Kindern Personen im Alter von 5 bis 14 Jahren 6 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 7
1 Grundsätze der Finanzerziehung Für den überwiegenden Teil der Eltern in der Schweiz ist das Vermitteln des Umgangs mit Geld ein zentrales Erziehungsziel. Fast neun von zehn Eltern, die ein Kind im Alter von 5 bis 14 Jahren haben, erachten dies als wichtig oder sehr wichtig. Damit hat die Finanzerziehung bei Eltern einen höheren Stellenwert als etwa die Förderung von Erfolgsorientierung, Bescheidenheit oder Kreativität, die von 50 bis 70 Prozent als wichtige Erziehungsziele angesehen werden. An der Spitze der allgemein geteilten Er- ziehungsziele stehen Umgangsformen und Selbstständigkeit, gefolgt von Hilfsbereit- schaft, Durchhaltewille und Allgemeinwissen. Gleich danach kommt bereits der Umgang mit Geld. Die Finanzerziehung wird in allen untersuchten gesellschaftlichen Segmenten mehrheitlich als wichtig angesehen. Dennoch zeigen sich einige interessante Unterschiede. So ist die Finanzerziehung für Väter etwas weniger zentral als für Mütter. Wie der Vergleich aller Bewertungen zeigt, sind Männer generell etwas zurückhaltender bei der Betonung der Wichtigkeit von Erziehungszielen. 8 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 9
Grundsätze der Finanzerziehung Grundsätze der Finanzerziehung 1.1 Umgang mit Geld als wichtiges Erziehungsziel Eltern mit wenig Geld bewerten Finanzerziehung schen Selbstpositionierung in die drei Gruppen «links», «Mitte» besonders hoch und «rechts» eingeteilt, zeigt sich zunächst, dass Finanzerziehung Abbildung 1 Abbildung 3 Einen markanten Einfluss auf die Einschätzung der Finanzerziehung im gesamten politischen Spektrum von einer überwiegenden hat das Haushaltseinkommen. Zwar erachtet die überwiegende Mehrheit zumindest als wichtig erachtet wird. Doch während bei Erziehungsziel «Umgang mit Geld erlernen» Erziehungsziel «Umgang mit Geld erlernen» nach Haushaltseinkommen nach Sprachregion Mehrheit der Eltern aller Einkommensklassen das Erlernen des nahezu der Hälfte der befragten Eltern, die sich als rechts Umgangs mit Geld zumindest als «wichtig» für ihre Kinder. Sehr der Mitte einstufen, das Erlernen des Umgangs mit Geld als 100 % 100 % unterschiedlich sind jedoch die Anteile jener, welche die Finanz- «sehr wichtiges» Erziehungsziel gesehen wird, gilt dies nur erziehung als ein «sehr wichtiges» Anliegen ansehen (vgl. Abbildung 1). für rund 30 Prozent jener links der Mitte (vgl. Abbildung 2). 39 % 46 % 49 % 54 % 50 % 54 % 50 % 40 % Besonders wichtig ist das Vermitteln des Umgangs mit Geld nicht 42 % jenen Eltern, die viel davon haben. Im Gegenteil: Je tiefer das Auch bei anderen Erziehungszielen zeigen sich Unterschiede. So 50 % 45 % 42 % 34 % 32 % Haushaltseinkommen, desto eher wird Finanzerziehung als «sehr werden auf der rechten Seite neben dem «Umgang mit Geld» 27 % 20 % 0% 0% wichtig» eingestuft. Bei etwas mehr als jeder vierten Person mit auch «Durchhaltewille» und zu einem geringeren Grad auch «Um- einem Haushaltseinkommen von über 200’000 Franken im Jahr gangsformen» tendenziell etwas höher gewichtet als auf der Deutsch Französisch Italienisch < CHF 50’000 CHF 50’000 CHF 100’000 > CHF 200’000 hat diese höchste Priorität. Bei jenen mit einem Haushaltseinkommen linken Seite. Personen, die sich als links der Mitte einstufen, stellen bis 99’999 bis 199’999 von weniger als 50’000 Franken ist dies dagegen bei jeder demgegenüber «Hilfsbereitschaft und Mitgefühl», «Kreativität» zweiten Person der Fall. sowie «Genuss und Lebensfreude» etwas häufiger ins Zentrum. sehr wichtig wichtig sehr wichtig wichtig Diese Unterschiede bringen die mit den politischen Einstellungen Für Eltern, die finanziell wenig Spielraum haben, steht Geld offenbar verbundenen Werthaltungen zum Ausdruck. Doch stärker als stärker im Fokus. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch bei das Trennende ist das Gemeinsame. Es bestehen zwar Unterschie- Abbildung 2 der Einschätzung der eigenen finanziellen Situation. Wer angibt, de, jedoch zeigen sich keineswegs grundsätzlich divergierende finanziell «gerade so über die Runden zu kommen» misst der Bewertungen. Dies macht deutlich, dass unabhängig von der jewei- Anteil, der das jeweilige Erziehungsziel als sehr wichtig erachtet ligen politischen Couleur durchaus ein Grundkonsens in den nach politischer Selbstpositionierung Finanzerziehung im Schnitt eine höhere Bedeutung bei als Personen, deren finanzielle Situation weniger angespannt ist. Wer immer Erziehungsanliegen der Eltern besteht. wieder mit knappen Geldressourcen konfrontiert wird, ist stärker Glauben und Religion auf einen konsequenten Umgang damit angewiesen. Die lateinische Schweiz setzt andere Prioritäten Erfolgsorientierung Die Deutschschweizer Befragten schätzen den Umgang mit Geld Bescheidenheit Das Gegenteil scheint für die befragten Eltern mit einem jährli- mehr als doppelt so oft als «sehr wichtiges» Erziehungsziel ein wie chen Haushaltseinkommen von über 200’000 Franken zu gelten. die französischsprachigen. Abbildung 3 zeigt einen markanten Kreativität Auch für die oberste Einkommensklasse ist das Erziehungsziel Unterschied in der Einschätzung der Finanzerziehung zwischen Genuss und Lebensfreude «Umgang mit Geld erlernen» insgesamt zwar durchaus wichtig, den Sprachregionen. Die italienischsprachige Schweiz nimmt dabei Vorsicht und Achtsamkeit es steht jedoch im Vergleich zu den unteren Einkommensklassen eine Mittelstellung zwischen beiden grösseren Sprachregionen ein. deutlich weniger im Zentrum. Vielmehr sind es die beiden Erzie- Gesunde Lebensführung hungsziele «Erfolgsorientierung» und «Allgemeinwissen», die Auch in der frankofonen Schweiz erachten 62 Prozent der Eltern das Umgang mit Geld von den Gutverdienenden im Vergleich zu den anderen überdurch- Erlernen des Umgangs mit Geld als wichtiges Erziehungsziel. schnittlich häufig als zentral angesehen werden. Es ist kein Dennoch werden Finanz- und Geldfragen insgesamt deutlich weniger Durchhaltewille postmaterielles Desinteresse an Finanzfragen, das hier zum Aus- ins Zentrum gestellt als in der deutschsprachigen Schweiz. Wie in Allgemeinwissen druck kommt. Gerade die in dieser Erhebung gemessene ver- dieser Studie gezeigt wird, betrifft dies verschiedene Aspekte des Hilfsbereitschaft und Mitgefühl mehrte Fokussierung auf «Erfolgsorientierung» und «Allgemeinwis- Umgangs von Eltern mit ihren Kindern und Geld. Selbstständigkeit und sen» bei den oberen Einkommensklassen zeugt davon, dass Eigenverantwortung hier bestimmte Laufbahnvorstellungen im Vordergrund stehen, Welche Werte und Erziehungsziele sind es dann, die ausserhalb der Umgangsformen die mittelbar durchaus zu einem höheren Einkommen führen Deutschschweiz mehr Bedeutung erhalten? Der Vergleich in können. Abbildung 4 zeigt ein schon fast klischeehaftes Bild. Nirgendwo 0% 25 % 50 % 75 % 100 % klaffen die Bewertungen zwischen den Sprachregionen stärker Auch eine Frage der politischen Einstellung auseinander als beim Thema «Genuss und Lebensfreude». links Mitte rechts Es ist nicht nur die finanzielle Situation, sondern auch die politi- sche Grundhaltung, die sich auf die Bewertung der Finanzerzie- In der frankofonen und etwas mehr noch in der italienischsprachi- hung auswirkt. Werden die befragten Eltern auf Basis ihrer politi- gen Schweiz erachten Eltern das Vermitteln von «Genuss und Le- 10 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 11
Grundsätze der Finanzerziehung Grundsätze der Finanzerziehung bensfreude» grossmehrheitlich als sehr wichtiges Erziehungsziel, Hinter die Aussage, dass Geld nicht alles sei, stellt sich eine Abbildung 4 während dies in der Deutschschweiz nur rund ein Drittel tut. klare Mehrheit der befragten Eltern. Eine weitergehende Kritik an Beide Seiten bestätigen damit gegenseitige Vorurteile: sowohl der marktwirtschaftlich-kapitalistischen Ordnung kommt bei den Anteil der Eltern, die das jeweilige Erziehungsziel als sehr wichtig erachten das lateinische Vorurteil von den beflissenen Deutschschweizern Leitsätzen der Finanzerziehung jedoch nicht zum Ausdruck. Nur nach Sprachregionen als auch das alemannische der genussfreudigen Lateiner. Die 5 Prozent finden «Geld regiert die Welt». Gar nur 2 Prozent sehen unabhängig von der Sprachregion hohe Bewertung von Erzie- den Satz «Wer viel hat, von dem wird viel gefordert» als Erziehungs- Glauben und Religion hungszielen wie Eigenverantwortung und Durchhaltewille deutet credo an. Der darin angesprochene Umverteilungsgedanke ist Erfolgsorientierung jedoch darauf hin, dass die Klischees zwar eine reale Basis ha- für Kindererziehung womöglich etwas abstrakt. Dies gilt allerdings ben, jedoch nicht allzu tief greifen. Von der Genussfreude lässt auch für den wesentlich beliebteren Erziehungsleitsatz: «Geld Bescheidenheit sich jedenfalls nicht auf mangelnde Wertschätzung von Eigenver- fällt nicht vom Himmel, man muss dafür arbeiten». Denn die Mehr- Kreativität antwortung und Durchhaltewille schliessen. zahl der Eltern stellt, wie später gezeigt wird, keine Bedingungen an die Vergabe von Taschengeld. Für die Erwachsenen selber steht Genuss und Lebensfreude «Geld fällt nicht vom Himmel», doch es ist «nicht alles aber offenbar das Leistungsprinzip deutlich über dem Bedürfnis Vorsicht und Achtsamkeit im Leben» prinzip. Gesunde Lebensführung Welchen Leitsätzen folgen Eltern, wenn es um die Vermittlung des Umgangs mit Geld geht, und was sagen diese Leitsätze über Finanzerziehung als Sache der Eltern Umgang mit Geld ihre Haltung zur Finanzerziehung aus? Den Befragten wurden Die Eltern schreiben sich selber eine Schlüsselrolle in der Finanz- Durchhaltewille neun Aussagen zur Auswahl vorgelegt, von denen sie die für sie erziehung zu. 91 Prozent der Befragten finden, dass der Um- wichtigsten auswählen konnten. Drei davon wurden besonders gang mit Geld primär durch sie selber vermittelt werden solle. Nur Allgemeinwissen häufig genannt: «Geld fällt nicht vom Himmel, man muss dafür 9 Prozent finden, dass die Schule zumindest eine gleich wichtige Hilfsbereitschaft und Mitgefühl arbeiten» (77 Prozent), «Lebe nicht über deine Verhältnisse» (64 Rolle zu spielen habe. Selbstständigkeit und Prozent) sowie «Geld ist nicht alles im Leben» (63 Prozent). Eigenverantwortung Fast vier von zehn Eltern finden, dass das Erlernen des Umgangs Umgangsformen Hinter den gewählten Leitsätzen stehen drei zentrale Prinzipien, mit Geld ausschliesslich Sache der Eltern sei. Die anderen sind 0% 25 % 50 % 75 % an denen sich die Finanzerziehung hierzulande orientiert: der Meinung, dass die Schule zwar keine tragende, jedoch zumin- dest eine untergeordnete Rolle spielen soll. Dabei lehnen es Deutsch Französisch Italienisch • Geld bildet einen Gegenwert für eine erbrachte Leistung. 77 Prozent der Befragten allerdings ab, dass das Engagement • Geld bestimmt die Grenze des eigenen Konsums. der Schule in der Finanzerziehung ausgebaut wird. Die Verantwor- • Geld steht dennoch nicht über allem. tung für Fragen, die den eigenen Umgang mit Geld betreffen, Abbildung 5 Abbildung 6 liegen aus Sicht der Eltern ganz klar bei ihnen selber. Dieser Dieses dreifache Credo findet sich im Grundsatz bei allen unter- Meinung sind auch Personen, die keine eigenen Kinder haben. Zustimmung zu Aussagen Verantwortung für die Finanzerziehung von Kindern suchten Gruppen. Personen, die links stehen, nennen zwar etwas Bei den Erwachsenen insgesamt liegt die Zustimmung zur Aus Thema Kinder und Geld Schule oder Eltern? seltener den Leitsatz «Geld fällt nicht vom Himmel», und Mütter sage, dass die Finanzerziehung hauptsächlich Elternsache sei, sowie Romands generell finden vermehrt, dass Geld nicht alles ist bei über 80 Prozent. Geld fällt nicht bei Eltern und im Leben – bei allen Gruppen besteht jedoch ein klarer Vorrang vom Himmel Wer viel hat, von dem wird viel gefordert Schule gemeinsam (9 %) allein bei den Eltern (39 %) dieser drei Leitsätze gegenüber den anderen sechs. Sparsamkeit ist eine Tugend Schweizerinnen und Schweizern wird Diskretion in finanziellen An- Geld ist nicht gelegenheiten gerne zugeschrieben. Dennoch gehört die Aussage alles im Leben «Über Geld spricht man nicht» nur gerade bei 2 Prozent der Befrag- Man lebt nur einmal Über Geld spricht man nicht ten zu den Leitsätzen der Finanzerziehung. Etwas häufiger gewählt Lebe nicht über wird mit 19 Prozent die Aussage «Sparsamkeit ist eine Tugend». deine Verhältnisse Bei über 80 Prozent steht dieser Leitsatz damit offenbar nicht im Viel Geld zu haben, schafft Freiheit und Komfort Zentrum der Erziehung. Kinder sollen zwar lernen, nicht mehr aus- Geld regiert die Welt eher bei den Eltern (52 %) zugeben, als sie haben, und sie sollen lernen, nicht über ihre Ver- hältnisse zu leben; Sparen um des Sparens willen wird jedoch nur von relativ wenigen Eltern als zentraler Erziehungsinhalt vermittelt. 12 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 13
Grundsätze der Finanzerziehung Grundsätze der Finanzerziehung 1.2 Was Eltern ihren Kindern zutrauen Finanzerziehung bedeutet nicht zuletzt eine schrittweise Übertragung generell über Geldgeschenke selber verfügen. Ihnen wird eine von Verantwortung von den Eltern an ihre Kinder. Wie oben ge- zunehmende Eigenverantwortung zugeschrieben. Abbildung 7 Abbildung 8 zeigt, orientiert sich die Finanzerziehung der meisten Eltern an der Vorstellung, dass Geld verdient werden muss und dass nur das Mit relativ grossem zeitlichen Abstand folgt der nächste Freiheitsgrad: Alter der Kinder, in dem Eltern den Kindern bestimmte Alter der Kinder, in dem Eltern den Kindern Finanzkompetenzen zutrauen bestimmte Finanzkompetenzen zutrauen verdiente Geld auch ausgegeben werden kann. Diese Ziele sind der Zugriff auf die eigene Bankkarte (Debitkarte, Maestro). nach Sprachregion letztlich erst erfüllt, wenn das Kind in die finanzielle Selbstständigkeit Während also die Finanzerziehung mit Beginn der Primarschule entlassen wird. eingeläutet wird, gibt es für die Kinder erst mit Ende der Geld als Zahlungsmittel verstehen Kleine Einkäufe tätigen obligatorischen Schulzeit die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen. 100 % Allerdings beginnt der Prozess der Kompetenzübertragung nicht Wie die Häufigkeitsverteilung zeigt, wird die Debitkarte vielfach erst mit dem Übergang in die Berufswelt. Es handelt sich dabei auch erst mit der Volljährigkeit als angemessen angesehen. Weniger 2 J. 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. 50 % vielmehr um eine schrittweise Entwicklung, auf deren Weg die als ein Fünftel der Eltern gesteht ihren Kindern eine Debitkarte Handlungsspielräume der Kinder mehr und mehr erweitert werden. schon mit zwölf Jahren zu. Dies zeigt, dass die Nutzung einer Debitkarte Das erste Mal über Geld sprechen Dieser Prozess zeigt sich in verschiedenen Teilen dieser Studie. als Zahlungsinstrument hierzulande erst für Jugendliche im Übergang 0% Bei einigen Kompetenzen wurden die Eltern direkt gefragt, ab zum Erwachsenenalter als angemessen angesehen wird. 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. welchem Alter sie diese einem Kind zutrauen. In Abbildung 7 sind 2 J. 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. Über Geldgeschenke verfügen die Ergebnisse dargestellt. Das ist zum einen das mittlere Alter, Eltern in der lateinischen Schweiz sind zurückhaltender ab dem diese Kompetenz den Kindern zugetraut wird. Zusätzlich Die unterschiedliche Einschätzung der Finanzerziehung in den 100 % Kleine Einkäufe tätigen ist die Häufigkeitsverteilung der Antworten nach Alter dargestellt. Sprachregionen zeigt sich auch hier. Die Kompetenzübertragung Diese Verteilung zeigt, auf welche Weise die Einschätzungen geldbezogener Angelegenheiten an die Kinder erfolgt in der 50 % variieren. Angegeben ist zudem der Durchschnittswert nach lateinischen Schweiz teilweise markant später als in der Deutsch- Sprachregion. Diese Werte werden etwas weiter unten analysiert. schweiz (vgl. Abbildung 7). Zwischen dem Tessin und der Roman- 2 J. 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. die zeigen sich dabei nur geringe Unterschiede. Einzig bei der 0% 7-Jährige sollen kleine Einkäufe tätigen Frage, ab wann die Kinder die Rolle von Geld als Zahlungsmittel Über Taschengeld frei verfügen 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. Im Alter von sechs Jahren beginnt für das durchschnittliche Kind in verstehen, weichen die italienischsprachigen Eltern von den ande- der Schweiz die Einführung in die Welt des Geldes. Es ist das ren beiden ab. Sie sehen dies erst mit acht Jahren als gegeben, Über Taschengeld frei verfügen Alter, in dem Kinder hierzulande meist ihr erstes Jahr an der Primar- während Deutsch- und Französischsprachige dies schon mit sechs 2 J. 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. 100 % schule absolvieren und das Einmaleins erlernen. Ab diesem Alter Jahren als gegeben ansehen. In Abbildung 8 ist dargestellt, wie erachtet es die Mehrheit der befragten Eltern als sinnvoll, mit ihren gross der Anteil der Kinder ist, welchen die dargestellten Kompe- Über Geldgeschenke verfügen 50 % Kindern über Geld zu reden. Die Eltern gehen zudem davon aus, tenzen im jeweiligen Alter zugeschrieben werden. Dabei zeigt sich, dass die Kinder in diesem Alter auch die Funktion von Geld als dass die Anteile in der Romandie im Vergleich zur Deutschschweiz Tauschmittel verstehen können, was das Sprechen über Geld jeweils um ein, zwei Jahre verzögert ansteigen. 0% 2 J. 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. letztlich erst zielführend macht. Ausschlaggebend für den Beginn 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. der Finanzerziehung scheint für viele Eltern das Beherrschen Die grössten Unterschiede bestehen bei der Frage des freien Über Debitkarten verfügen Über Debitkarte verfügen einfacher Rechnungsaufgaben durch das Kind zu sein. Insofern Zugangs zu eigenen Geldmitteln. In der lateinischen Schweiz nimmt die Schule, wenn auch nur mittelbar, eine durchaus wichtige müssen die Kinder im Schnitt zehn Jahre alt sein, um frei über ihr 100 % Rolle in der Finanzerziehung ein. Taschengeld verfügen zu können, und erst mit zwölf erhalten sie normalerweise die Möglichkeit, auf Geldgeschenke zuzugreifen. In 2 J. 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. 50 % Ein Jahr später haben Kinder die Funktion von Geld, aus Sicht ihrer der Deutschschweiz erfolgen diese beiden Schritte durchschnittlich Eltern, nicht nur theoretisch erfasst, sondern sie erscheinen als zwei Jahre früher: beim Taschengeld mit acht und bei den Geld- Mittelwert Deutsch kompetent genug, um selbstständig kleinere Einkäufe tätigen zu geschenken mit zehn Jahren. Mittelwert Französisch 0% können. Ein weiteres Jahr später, mit acht Jahren, sollen sie, Mittelwert Italienisch 4 J. 6 J. 8 J. 10 J. 12 J. 14 J. 16 J. 18 J. 20 J. gemäss der Mehrheit der Befragten, über ihr Taschengeld frei Die höhere Priorität, welche die Finanzerziehung und der damit verfügen können. Die Spannbreite der Startjahre all dieser verbundene Umgang mit Geld in der Deutschschweiz hat, äussert Deutsch Französisch Kompetenzen überschneidet sich relativ stark (vgl. Abbildung 7). sich darin, dass die Kinder beim Verfügen von Geldmitteln früher Etwas abgesetzt vom Erwerb der anderen Kompetenzen – nämlich in die Verantwortung einbezogen werden. Wie die folgenden Ver mit durchschnittlich zehn Jahren – folgt die nächste Etappe. Ab tiefungen zum Thema Taschengeld zeigen werden, macht sich diesem Alter können Kinder nicht nur über ihr Taschengeld, sondern dieser Unterschied auf verschiedene Weise bemerkbar. 14 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 15
2 Taschengeld – wann und wie viel? Einen zentralen Aspekt der Finanzerziehung bildet das Taschengeld. Es handelt sich dabei in der Regel um kleinere Beträge, die nur den geringsten Teil der materiellen Versorgung von Kindern betreffen. Das Taschengeld ist kein Unterhaltsgeld, sondern vielmehr eine Art Übungsfeld, auf dem die Kinder ihre ersten, selbstständigen Schritte im Umgang mit Geld tätigen können, ohne Gefahr zu laufen, in finanzielle Schieflage zu geraten. Wie gehen Eltern mit dem Thema Taschengeld um? Wie viel erhalten die Kinder, in welchem Alter und wie frei dürfen sie darüber verfügen? Wie unterscheidet sich die Taschengeldhöhe nach Herkunft und Profil der Eltern? Und was ist schliesslich ausschlaggebend für die Festlegung der Ausgestaltung der Taschengeldhöhe? 16 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 17
Taschengeld – wann und wie viel? Taschengeld – wann und wie viel? 2.1 Wer bekommt Taschengeld und wie viel? Ab welchem Alter und in welchem Rhythmus? Phase geschieht eine Verschiebung von diversen Abbildung 12 zeigt die Häufigkeitsverteilung der Taschengeldhöhe. Ob Kinder überhaupt Taschengeld erhalten, hängt primär von ihrem unregelmässigen Rhythmen und längeren Zyklen hin zu einer Die drei Flächen stehen dabei für drei Altersklassen. Je höher Alter ab. Drei Viertel der 5- und 6-jährigen Kinder erhalten noch wöchentlichen Abgabe. Diese Phase dauert bis zum achten die Werte, desto häufiger wird der entsprechende Betrag gegeben. kein Taschengeld. Je älter die Kinder sind, desto höher ist der Anteil Lebensjahr. Danach setzt sich immer stärker die monatliche Bei den 5- bis 7-Jährigen liegen die meisten Taschengelder derjenigen, die Taschengeld erhalten. Ab dem Alter von etwa Abgabe durch. Im urbanen Gebiet ist es üblicher, das Taschengeld unter 5 Franken, der häufigste Wert ist 4 Franken monatlich. Bei sieben Jahren bekommt mehr als die Hälfte der Kinder Taschengeld. monatlich auszuhändigen. Ausserdem gibt es eine Differenz den 12- bis 14-Jährigen beträgt der häufigste Wert 20 Franken Die Kinder, die Taschengeld bekommen, erhalten dies in den meisten zwischen dem Geschlecht der Eltern: Mütter tendieren zu und bei den 8- bis 11-Jährigen liegt dieser bei etwa 10 Franken. Fällen regelmässig. Nur etwa ein Sechstel erhält das Taschengeld monatlichen Vergaben, Väter stärker zu wöchentlichen. unregelmässig. Das Verhältnis zwischen regelmässiger und Die Spannweite der drei Verteilungskurven unterscheidet sich stark. unregelmässiger Vergabe bleibt dabei über alle untersuchten Die Höhe des Taschengelds Bei den beiden jüngeren Alterskategorien ist jeweils ein steiler Altersstufen hinweg in etwa gleich. Auch die Höhe des Taschengelds hängt in erster Linie vom Alter Abfall festzustellen. Bei den 5- bis 7-Jährigen liegt er bei etwa der Kinder ab. In Abbildung 11 ist der durchschnittliche Betrag 12.50 Franken und bei den 8- bis 11-Jährigen bei rund 25 Franken. Wie entscheidend das Alter ist, zeigen auch die Antworten auf die des Taschengelds derjenigen Kinder dargestellt, die Taschengeld Die Verteilung der Taschengelder der 12- bis 14-jährigen Kinder Frage, warum kein Taschengeld gegeben wird. Eine klare Mehrheit erhalten. Mit fünf Jahren erhalten nur wenige Kinder Taschengeld. ist anders. Die Spannweite der Beträge ist wesentlich grösser der Eltern, die kein Taschengeld gibt, begründet dies damit, dass Diejenigen, die welches bekommen, liegen im Mittel bei etwa und die Kurve dementsprechend vor allem auf der rechten Seite die Kinder noch zu jung dafür seien. Eine weitere Gruppe findet, 5 Franken monatlich. Mit 14 Jahren erhalten die Kinder im flacher. Dies zeigt, dass Taschengeld mit steigendem Alter breiter dass noch kein Bedarf beim Kind bestehe. Nur Vereinzelte geben Durchschnitt 48 Franken monatlich. interpretiert wird und sich insbesondere die Vorstellungen davon, andere Begründungen an, wie der 39-jährige Vater, der meint was ein angemessener Betrag ist, stärker unterscheiden. «Geld gibt’s nicht gratis, für Geld muss man etwas tun!», – oder, mit Diese doch eher tiefen Beträge machen deutlich, dass Taschengeld einer ganz anderen Perspektive, die 28-jährige Mutter eines in den meisten Fällen ein Extra darstellt, das nur einen kleinen Sohnes, die sagt: «Ich kaufe ihm, was er braucht. Er muss nur Teil der Versorgungsleistung der Eltern gegenüber ihren Kindern fragen.» Abbildung 10 zeigt den Rhythmus, in dem diejenigen ausmacht. Je älter die Kinder werden, desto stärker variiert Kinder, die Taschengeld bekommen, es erhalten, aufgeschlüsselt jedoch der Betrag. Dies veranschaulicht Abbildung 12. nach Alter. Dabei werden zwei Phasen sichtbar: In der ersten Abbildung 9 Abbildung 10 Abbildung 11 Abbildung 12 Anteil der Kinder, die Taschengeld erhalten Regelmässigkeit der Taschengeldvergabe Mittelwert des monatlichen Taschengelds Häufigkeitsverteilung der Taschengeldmenge nach Alter des Kindes nach Alter des Kindes nach Alter des Kindes nach drei Altersklassen 100 % 100 % CHF 50 48 CHF 40 75 % 75 % 39 CHF 30 50 % 50 % 23 CHF 20 14 17 25 % 25 % 11 CHF 10 6 7 0% 5 5 0% CHF 0 5 J. 6 J. 7 J. 8 J. 9 J. 10 J. 11 J. 12 J. 13 J. 14 J. 5 J. 6 J. 7 J. 8 J. 9 J. 10 J. 11 J. 12 J. 13 J. 14 J. CHF 0 CHF 25 CHF 50 CHF 75 5 J. 6 J. 7 J. 8 J. 9 J. 10 J. 11 J. 12 J. 13 J. 14 J. jede Woche regelmässig, seltener als monatlich 5–7 Jahre unregelmässig regelmässig alle zwei bis drei Wochen auf meine Initiative 8–11 Jahre jeden Monat wenn das Kind danach fragt 12–14 Jahre 18 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 19
Taschengeld – wann und wie viel? Taschengeld – wann und wie viel? Mädchen erhalten später Taschengeld Die Mädchen erhalten zwar im Durchschnitt etwas später Taschen- Es ist nicht erstaunlich, dass das Alter der Kinder eine zentrale geld. Sie bekommen jedoch nicht weniger. Wenn sie etwas Abbildung 13 Rolle bei der Festlegung von Taschengeld spielt. Weniger bekommen, erhalten sie sogar ein wenig mehr. Abbildung 14 naheliegend und eher überraschend ist, dass auch das Geschlecht zeigt die Taschengeldhöhe abhängig vom Alter und Geschlecht Anteil der Kinder, die Taschengeld erhalten nach Geschlecht des Kindes dabei eine Rolle spielt – zumindest für den Zeitpunkt, des Kindes. Insbesondere zwischen 9 und 13 Jahren erhalten ab dem Taschengeld gegeben wird. Mädchen erhalten später Mädchen einen leicht höheren Betrag – sie bekommen etwa 100 % Taschengeld als Buben. Dies zeigt Abbildung 13. 2 Franken mehr Taschengeld pro Monat. Hier ist der Anteil der Kinder, die Taschengeld erhalten, nach Insgesamt zeigt die Auswertung keine allgemeine Benachteiligung 50 % 84 % 85 % 72 % 81 % Geschlecht in drei Altersstufen dargestellt. Markant ist der der Mädchen bei der Taschengeldvergabe. Sie macht jedoch 43 % Unterschied bei den 5- bis 7-Jährigen. 43 Prozent der Buben deutlich, dass die Eltern bei nachgeborenen Jungen tendenziell 28 % erhalten in diesem Alter Taschengeld, jedoch nur 28 Prozent der eine andere Vorstellung von Gleichbehandlung haben. Bei Jungen 0% Mädchen. Auch in der Altersklasse der 8- bis 11-Jährigen klafft scheint eher folgendes Prinzip zu gelten: Wenn das ältere Kind 5–7 Jahre 8–11 Jahre 12–14 Jahre noch immer eine Lücke, die jedoch deutlich kleiner ist. In diesem Taschengeld erhält, soll das jüngere nicht leer ausgehen. Bei Alter erhalten 81 Prozent der Jungen und 72 Prozent der Mädchen den Mädchen hingegen wird eher auf Gleichbehandlung in Bezug Mädchen Jungen Taschengeld. Mit steigendem Alter nimmt der Unterschied ab, auf das Einstiegsalter geachtet. um bei den 12- bis 14-Jährigen mehr oder weniger zu verschwinden. Die Frage nach dem Alter beim ersten Taschengeld lässt den Abbildung 14 Schluss zu, dass ein durchschnittliches Mädchen mit acht Jahren das erste Mal Taschengeld erhält. Der durchschnittliche Junge Geglätteter Mittelwert des monatlichen Taschengelds nach Alter und Geschlecht des Kindes dagegen schon mit sieben. CHF 50 Es zeigt sich hier ein ebenso klarer wie bemerkenswerter Ge- schlechterunterschied. Bemerkenswert ist er deshalb, weil er eher ein Spezialfall zu sein scheint. In vielen Belangen, die mit CHF 40 Finanzerziehung zusammenhängen, unterscheiden die befragten Eltern nicht zwischen ihren weiblichen und männlichen Kindern. CHF 30 So sprechen Eltern etwa ähnlich früh das erste Mal mit ihren Mädchen und ihren Jungen über Geld. CHF 20 Die Auswertung lässt jedoch durchaus Schlüsse über die Gründe für CHF 10 diese Besonderheit zu. Es fällt auf, dass es bei den Erstgeborenen kaum einen Geschlechterunterschied in Bezug auf den Start der Taschengeldvergabe gibt. Es sind die nachgeborenen Jungen, CHF 0 die früher Taschengeld erhalten, insbesondere, wenn das ältere 5 J. 6 J. 7 J. 8 J. 9 J. 10 J. 11 J. 12 J. 13 J. 14 J. Kind ebenfalls ein Knabe ist. Ein Grund könnte sein, dass jüngere Brüder auf Taschengeld beharren, sobald ein älteres Geschwister Mädchen Jungen solches erhält, während Mädchen dagegen eher bereit sind, zu warten, bis sie im selben Alter sind. 20 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 21
Taschengeld – wann und wie viel? Taschengeld – wann und wie viel? 2.2 Welche Eltern geben wie viel und ab welchem Alter? Die Taschengeldvergabe hängt nicht nur vom Alter und vom Wie Abbildung 16 zeigt, ist die Höhe des Taschengelds bei kleine- Geschlecht des Kindes ab, sondern auch von den Eltern selbst. ren Kindern bis ins Alter von elf Jahren in der Deutschschweiz Abbildung 15 In den folgenden Abschnitten untersuchen wir, welche syste und der Romandie weitgehend identisch, danach öffnet sich die matischen Unterschiede zwischen Eltern aus unterschiedlichen Schere. In der Romandie nimmt der monatliche Betrag mit jedem Anteil der Eltern, die ihren Kindern Taschengeld geben nach Sprachregion Sprachregionen und sozialen Gruppen bestehen. Altersjahr ungefähr gleich zu. In der Deutschschweiz jedoch nimmt das Wachstum mit dem Übertritt in die Oberstufe markant zu, und 100 % Der Taschengeld-Röstigraben so beginnen die Kurven auseinanderzuklaffen. Dies zeigt zunächst, Bereits bei der Einstellung zur Finanzerziehung zeigten sich markante dass die Minderheit der Romands, die bereits früh Taschengeld gibt, Unterschiede zwischen den Sprachregionen. So wird dieser in bei der Einschätzung der Taschengeldmenge ähnliche Massstäbe 50 % 86 % 89 % der lateinischen Schweiz und dabei insbesondere in der Romandie ansetzt wie die Deutschschweizer. Die sich öffnende Schere ab 72 % 41 % 43 % eine geringere Bedeutung zugeschrieben als in der Deutschschweiz. zwölf Jahren ist auch Ausdruck davon, dass mit diesem Alter viele 11 % Ausserdem hat sich gezeigt, dass Deutschschweizer Eltern ihren Eltern in der französischsprachigen Schweiz erst mit der Taschen- 0% Kindern früher Kompetenzen im Umgang mit Geld zutrauen als geldvergabe beginnen – und dies auf einem tieferen Niveau. 5–7 Jahre 8–11 Jahre 12–14 Jahre Eltern aus den lateinischen Sprachregionen. Dieses oben Im Tessin ist die Fallzahl zu klein für eine Auswertung nach Alters beschriebene Muster zeigt sich auch in Bezug auf das Alter, in jahren. Deutsch Französisch dem die Kinder zum ersten Mal Taschengeld erhalten. Zwischen der Deutschschweiz und der Romandie besteht dabei Abbildung 16 ein regelrechter Taschengeld-Röstigraben. Zwar nimmt sowohl in der deutsch- als auch in der französischsprachigen Schweiz der Mittelwert des monatlichen Taschengelds nach Alter des Kindes und Sprachregion Anteil Kinder, die Taschengeld erhalten, mit steigendem Alter zu, wie Abbildung 15 zeigt. (Die italienische Schweiz ist nicht dar- CHF 50 gestellt, da die Zahl der Fälle für diese Aufteilung zu gering ist.) Das Niveau liegt in der Romandie bei den 5- bis 7-jährigen CHF 40 Kindern 30 Prozentpunkte und bei den 8- bis 11-jährigen sogar 43 Prozentpunkte unter dem Deutschschweizer Wert. In der Ro- mandie wird es erst mit Eintritt in die Sekundarschule üblich, dass CHF 30 Kinder Taschengeld erhalten. In der Primarschule bekommt hier die Mehrheit der Kinder keines, während Kinder in der Deutsch- CHF 20 schweiz meistens ab acht Jahren Taschengeld bekommen. Erst in der Oberstufe erhält auch die Mehrheit der welschen Kinder CHF 10 Taschengeld, aber es bleiben fast 30 Prozent, die weiterhin keines bekommen, während dies in der Deutschschweiz nur etwas mehr CHF 0 als 10 Prozent sind. Das Konzept von Taschengeld ist in der 8 J. 9 J. 10 J. 11 J. 12 J. 13 J. 14 J. Romandie etwas weniger universell verbreitet und wird vor allem mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht. Deutsch Französisch 22 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 23
Taschengeld – wann und wie viel? Taschengeld – wann und wie viel? Tessiner halten höhere Beträge für angemessen halten, wie auch der Anteil jener, die eher tiefe Beträge angemessen Einfluss von Haushaltseinkommen und Migrationsstatus Deutliche Unterschiede bei der Vorstellung, was ein angemessenes Die Taschengeldhöhe hängt sehr stark vom Alter des Kindes ab. finden, grösser als in der Deutschschweiz. Der grosse Anteil mit Neben der sprachregionalen Herkunft wirken sich noch verschiedene Taschengeld sei, zeigen sich auch in Bezug auf den Migrations Für den systematischen Vergleich verschiedener Gruppen wurde tiefen Werten passt mit der tatsächlich vergebenen Taschengeld- andere Faktoren auf die Taschengeldhöhe aus. So erhalten Kinder, hintergrund der Eltern. Personen mit Schweizer Pass, die hier deshalb gefragt, wie gross ein angemessener Betrag für ein menge überein, die oben aufgezeigt wurde. Wie lässt sich jedoch sobald ein Haushalt fünf oder mehr Personen umfasst, tiefere geboren sind, zeigen sich am wenigsten grosszügig, wenn es 10-jähriges Kind sei. der hohe Anteil grösserer Beträge über 20 Franken erklären? Geldbeträge. Demgegenüber wird in ländlichen Regionen etwas um die Abschätzung der angemessenen Taschengeldhöhe für ein Zunächst einmal bezieht sich die Frage nach der angemessenen weniger Taschengeld gegeben. 10-jähriges Kind geht. Mehr als ein Viertel hält weniger als Der mittlere Wert (Median), der dabei angegeben wurde, beträgt Taschengeldhöhe auf ein hypothetisches 10-jähriges Kind. In diesem 10 Franken für angemessen, 24 Prozent einen Betrag über 16 Franken im Monat. Die Hälfte der befragten Eltern hält einen Alter hat sich noch keine Schere in der Taschengeldhöhe zwischen Bei der Frage nach der angemessenen Taschengeldhöhe hat das 20 Franken. Anders ist die Einschätzung bei ausländischen Personen: Betrag von 10 bis 20 Franken für angemessen. Je ein Viertel den Sprachregionen geöffnet. Allerdings gibt es in diesem Alter Haushaltseinkommen einen direkten Einfluss. Je höher das Ein- 40 Prozent würden mehr als 20 Franken geben, und insgesamt erachtet mehr oder weniger als angemessen. weniger Romands, die überhaupt Taschengeld geben. Das heisst, kommen der Haushalte, desto grösser ist der Anteil der Eltern, 60 Prozent liegen über dem Medianwert von 16 Franken. dass die hypothetische Frage offenbar zu etwas anderen die für ein 10-jähriges Kind mehr als 20 Franken monatlich für an- Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin Einschätzungen führt als die konkrete Frage nach dem Taschengeld, gemessen halten. Die auf den ersten Blick offensichtliche Erklä- Zu beachten ist dabei, dass die ausländischen Personen, die an bestehen insbesondere am oberen Ende der Skala. Während das den Kindern tatsächlich gegeben wird. rung dafür sind die unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten. der Umfrage teilgenommen haben, eine ähnliche Einkommens ein Viertel der Deutschschweizer Eltern einen Betrag von mehr Dies allein dürfte jedoch als Begründung nicht ausreichen. Die an- struktur aufweisen wie die schweizerischen. Ausländische Personen, als 20 Franken im Monat für angemessen erachtet, sind dies im gegebenen Taschengeldbeträge dürften das Budget der meisten die keine Landessprache schriftlich beherrschen, konnten Tessin über 40 Prozent. Insgesamt zeigt sich die italienischsprachige Haushalte nicht an die Belastungsgrenze bringen. Zudem sind es nicht an der Umfrage teilnehmen. Statustiefe Ausländerinnen Schweiz spendabel: Fast zwei Drittel der Eltern halten mehr als den insbesondere die mittleren bis höheren Einkommensklassen, bei und Ausländer sind entsprechend unterrepräsentiert. Die gesamtschweizerischen Median von 16 Franken für angemessen. denen sich die als angemessen empfundenen Sackgeldbeträge Aussagen zu ausländischen Personen, die hier gemacht werden, Bei den Romands und den Deutschschweizer Eltern ist dies je unterscheiden. Womöglich sagen die Angaben deshalb mehr über beziehen sich auf jenen Teil der ausländischen Personen, die etwa die Hälfte. Im Vergleich zur Deutschschweiz ist die Haltung die Vorstellung eines angemessenen Geldbetrags aus als über die sprachlich integriert sind. Auch hier zeigen sich punktuell markante der Eltern in der Romandie jedoch stärker gespalten. Dort ist Unterschiede in den finanziellen Möglichkeiten. Differenzen, in vielen Bereichen sind die Unterschiede jedoch sowohl der Anteil jener, die eher hohe Beträge für angemessen eher gering. Abbildung 17 Abbildung 18 Abbildung 19 Zusammensetzung der angemessenen Taschengeldhöhe Zustimmung zur Aussage «Über CHF 20 Taschengeld für Zusammensetzung der angemessenen Taschengeldhöhe Zusammensetzung der angemessenen Taschengeldhöhe für ein 10-jähriges Kind ein 10-jähriges Kind ist angemessen» für ein 10-jähriges Kind für ein 10-jähriges Kind nach Sprachregion nach Sprachregion nach Haushaltseinkommen nach Migrationshintergrund Deutsch unter CHF 50’000 29 % 24 % 26 % 20 % Schweizer/in 27 % 24 % 24 % 24 % 27 % 24 % 24 % 25 % 25% seit Geburt 25 % 34% CHF 50’000–99’999 27 % 26 % 23 % 23 % Französisch 36 % 25 % 16 % 14 % 34 % 41% Eingebürgerte/r Schweizer/in 27 % 20 % 18 % 35 % CHF 100’000–199’999 23 % 24 % 26 % 27 % 34 % 34% Italienisch 25 % 16 % 41% 17 % 41 % 41% über CHF 200’000 17 % 21 % 26 % 36 % Ausländer/in 24 % 16 % 20 % 40 % unter CHF 10 CHF 10–16 unter CHF 10 CHF 10–16 unter CHF 10 CHF 10–16 CHF 16–20 über CHF 20 CHF 16–20 über CHF 20 CHF 16–20 über CHF 20 24 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 25
Taschengeld – wann und wie viel? Taschengeld – wann und wie viel? 2.3 Faktoren für die Festlegung von Taschengeld Es sind Faktoren sichtbar geworden, welche die Taschengeldhöhe beeinflussen – vom Alter des Kindes über die Anzahl der Kinder Abbildung 20 einer Familie bis hin zum Einkommen und Migrationshintergrund der Eltern. Welche Kriterien sehen jedoch die Eltern selber als Faktoren für die Festlegung des Taschengelds nach Geschlecht des Elternteils entscheidend für die Festlegung des Taschengelds an? Eigene Erfahrung Väter agieren vermehrt nach Gutdünken Laut Selbstangabe der Eltern ist der häufigste Bezugspunkt für Empfehlung einer Kinderstiftung, diese Festlegung die eigene Erfahrung. Am zweithäufigsten wird z. B. Pro Juventute auf Empfehlungen von Kinderstiftungen verwiesen. Des Weiteren Empfehlung eines Erziehungs- werden Erziehungsratgeber herangezogen. Immerhin jeder bzw. ratgebers, z. B. Bücher jede Zehnte verweist auf die eigenen finanziellen Möglichkeiten oder die Bedürfnisse des Kindes. Eigene finanzielle Möglichkeiten Wie Abbildung 20 zeigt, manifestieren sich dabei markante Bedürfnisse des Kindes Unterschiede zwischen den Geschlechtern der Eltern. Bei den Müttern erreichen die Empfehlungen von Kinderstiftungen fast Vergleich mit anderen Kindern im gleichen Alter denselben Stellenwert wie die eigene Erfahrung. Anders die Väter: Für sie hat die eigene Erfahrung eine überragende Bedeutung, Anderes die Empfehlungen stehen bei ihnen jedoch erst an vierter Stelle. An zweiter Stelle liegen bei den Männern die Bedürfnisse des Empfehlungen aus der Familie Kindes. Bei anderen Faktoren zur Festlegung des Taschengelds, wie Erziehungsratgebern, den eigenen finanziellen Möglichkeiten Empfehlung von Freunden oder dem Vergleich mit anderen Kindern im selben Alter, sind dagegen kaum Unterschiede auszumachen. 0% 5% 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % Interessant ist, dass Männer insgesamt viel weniger systematisch Mann Frau vorgehen und eigenes Gutdünken sowie die wahrgenommenen Bedürfnisse der Kinder ins Zentrum stellen. Dazu passt auch, dass Finanzerziehung bei ihnen, wie eingangs gezeigt, einen etwas Unterschiede bei den Faktoren für die Festlegung des Taschengelds tieferen Stellenwert besitzt als bei den Frauen. nach Geschlecht des Elternteils Eigene Erfahrung 26 % 37 % Empfehlung einer Kinderstiftung, z. B. Pro Juventute 25 % 10 % Eigene finanzielle Möglichkeiten 11 % 9% Bedürfnisse des Kindes 6% 14 % 26 Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie Credit Suisse | Die Schweizer Taschengeld-Studie 27
Sie können auch lesen