Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse

Die Seite wird erstellt Levin Christ
 
WEITER LESEN
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
io n  sa tlas
Depurnefäshsigkeit und
Arbeits
  r z n e i v e r o r d nungen
A
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Depressionsatlas – Auswertungen zu Arbeitsunfähigkeit und Arzneiverordnungen

Herausgegeben von der Techniker Krankenkasse, Hamburg, Fax 040 - 69 09-22 58, Internet: www.tk.de, Bereich Kunde/Vertrieb, Fachreferat Ge­
sundheitsmanagement; Autoren: Dr. Thomas G. Grobe, Susanne Steinmann, AQUA – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im
Gesundheitswesen GmbH, Göttingen; Redaktion: Gudrun Ahlers; Gestaltung: The Ad Store GmbH, Hamburg; Druck: Hausdruckerei

© Techniker Krankenkasse, alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und sonstige Formen der Vervielfältigung – auch auszugsweise – nicht gestattet.

2 ǀ Depressionsatlas
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Inhalt

Depressionsatlas ......................................................................................................... 4

Datengrundlagen ........................................................................................................... 4
ICD-Diagnosen .............................................................................................................. 4
Arzneiverordnungen – ATC ........................................................................................... 5
Standardisierung............................................................................................................ 5

Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen ........................................................................ 5

Arbeitsunfähigkeitsfälle .................................................................................................. 5
Arbeitsunfähigkeitstage ................................................................................................. 5
Betroffene ...................................................................................................................... 7
Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter ............................................................... 7
Arbeitsunfähigkeiten im Zeitverlauf ............................................................................... 8
Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern und Kreisen.................................................... 9
Trends in Bundesländern ............................................................................................ 12
Arbeitsunfähigkeit nach Berufen.................................................................................. 13
Arbeitsunfähigkeit nach Schulabschluss ..................................................................... 16
Arbeitsunfähigkeit nach Ausbildung ............................................................................ 16
Arbeitsunfähigkeit nach Leitungsfunktion .................................................................... 17
Kosten von Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen ........................................................ 17
Arbeitsunfähigkeit mit weiteren Diagnosen ................................................................. 19

Verordnung von Antidepressiva .............................................................................. 21

Verordnung nach Alter und Geschlecht....................................................................... 22
Verordnungen im Zeitverlauf ....................................................................................... 24
Trends bei Verordnungen relevanter Antidepressiva nach Wirkstoffen ...................... 25
Verordnungen nach Arztgruppen ................................................................................ 26
Verordnung nach Bundesländern und Kreisen ........................................................... 27
Trends in Bundesländern ............................................................................................ 29
Verordnungen nach Berufen ....................................................................................... 29
Verordnungen nach Schulabschluss ........................................................................... 32
Verordnungen nach Ausbildung .................................................................................. 33
Antidepressiva-Verordnung bei Erwerbspersonen mit Arbeitsunfähigkeit
aufgrund von Depressionen ........................................................................................ 33
Diagnosen von Arbeitsunfähigkeit und Antidepressiva-Verordnungen ....................... 34

Zusammenfassung .................................................................................................... 35

Anhang ....................................................................................................................... 36

                                                                                                                                      Depressionsatlas ǀ 3
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Depressionsatlas                                                  rende verminderte Produktivität des Erkrank­
                                                                                             ten bei der Arbeit sind für einzelne Unterneh­
                                                                                             men und volkswirtschaftlich von Belang.
                           Depressionen gehören zu den häufigsten
                           psychischen Erkrankungen in Deutschland.                          Die vorliegende Publikation befasst sich mit
                           Aufgrund der oftmals langen Erkrankungs­                          der Bedeutung von Depressionen bei Er­
                           dauer und häufig wiederkehrenden Sympto­                          werbspersonen. Auf der Basis von Routineda­
                           matik kommt der Krankheit eine große                              ten der Techniker Krankenkasse (TK) zu die­
                           allgemeine sowie auch ökonomische                                 sem Personenkreis werden eine Vielzahl em­
                                         1
                           Bedeutung zu.                                                     pirischer Ergebnisse und Befunde zu Depres­
                                                                                             sionen in unterschiedlichen Gruppen von Be­
                           Nach Definition der Weltgesundheitsorganisa­                      rufstätigen und unterschiedlichen Regionen
                           tion (WHO) versteht man unter einer Depres­                       Deutschlands sowie zu Veränderungen der
                           sion „eine weit verbreitete psychische Stö­                       Maßzahlen in den vergangenen Jahren vor­
                           rung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit                   gestellt.
                           und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefüh­
 Datengrundlagen           le und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstö­                      Datengrundlagen
                           rungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Kon­
Bei den Auswertungen       zentrationsschwächen gekennzeichnet sein                          Auswertungsbasis des Depressionsatlas bil­
zum Depressionsatlas             2
                           kann“ .
  konnten 2013 Daten
                                                                                             den anonymisierte Routinedaten der Techni­
  zu 4,11 Millionen Er­                                                                      ker Krankenkasse aus den Jahren 2000 bis
                           Ursache einer Depression ist in der Regel                         2013 zu Erwerbspersonen (Berufstätigen und
werbspersonen bezie­
hungsweise circa 13,7
                           eine Kombination unterschiedlicher sozialer,                      Arbeitslosen) mit eigenständiger Mitglied­
   Prozent aller sozial­   psychischer und körperlicher Faktoren. Für                        schaft in der Krankenkasse, also zur Gesamt­
 versicherungspflichtig    die ärztliche Diagnose von Depressionen gibt                      gruppe derjenigen Versicherten, bei denen im
       Beschäftigten in    es mehrere Kriterienkataloge, wobei die                           Krankheitsfall mit der Abgabe einer Arbeitsun­
  Deutschland berück­      Schwierigkeit besteht, dass die Symptome                          fähigkeitsbescheinigung bei einer Kranken­
       sichtigt werden.    der Erkrankung vielfältig sind und die Diagno­                    kasse gerechnet werden kann.
                           se sich nicht auf objektiv messbare Werte
    Auswertungen zu        stützen kann.
  Trends konnten auf
                                                                                             In der TK waren 2013 durchschnittlich 4,14
 Daten aus 14 Jahren                                                                         Millionen Erwerbspersonen versichert, darun­
                           Verschiedene Untersuchungen deuten auf                            ter 4,11 Millionen Personen im Alter zwischen
von 2000 bis 2013 zu­
         rückgreifen.
                           eine Zunahme der Erkrankung mit Depressio­                        15 und 64 Jahren, die bei den Auswertungen
                           nen in den vergangenen Jahren hin. Im Rah­                        zum Depressionsatlas betrachtet wurden. Der
                           men eines Projektes der WHO zur globalen                          Anteil von berufstätigen TK-Mitgliedern an al­
                           Krankheitslast wurde eine bevölkerungsbezo­                       len sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
                           gene Abschätzung der gesunden Lebensjah­                          in Deutschland betrug nach Gegenüberstel­
                           re, die aufgrund von Erkrankungen verloren                        lungen zu vorläufigen bundesdeutschen Zah­
                           gehen, vorgenommen. Die Daten zeigen,                             len im Jahresdurchschnitt 2013 etwa 13,7
                           dass Depressionen bereits heute in den In­                        Prozent, womit eine sehr breite empirische
                           dustrienationen zu den Erkrankungen gehö­                         Auswertungsbasis auch für differenzierte Ana­
                           ren, denen ein erheblicher Verlust an gesun­                      lysen besteht.
                                                                3
                           den Lebensjahren zuzuschreiben ist. Hält
                           der Trend zu steigenden Erkrankungszahlen                         Für die nachfolgend dargestellten Auswertun­
                           an, könnten Depressionen im Jahr 2030 in                          gen zum Thema Depressionen standen so­
                           den Industrienationen zur häufigsten Krank­                       wohl Informationen zu Arbeitsunfähigkeiten
                                        4
                           heit werden.                                                      mit Diagnoseangaben als auch Daten zu Arz­
                                                                                             neiverordnungen zur Verfügung. Weitere In­
                           Depressionen beeinträchtigen den Erkrankten                       formationen zur Untersuchungspopulation
                           in allen Aspekten seiner Lebensführung. Sie                       sowie Hinweise zum methodischen Vorgehen
                           sind für den Erkrankten und sein Umfeld von                       sind dem Gesundheitsreport der TK 2014 ab
                           Bedeutung. Fehlzeiten aufgrund von Depres­                        Seite 71 sowie ab Seite 166 zu entnehmen.
                           sionen sowie eine nur schwer zu quantifizie­
                                                                                             ICD-Diagnosen
                           1
                               Wittchen, HU, et al. (2010): Depressive Erkrankungen.         Diagnosen von Arbeitsunfähigkeit werden bei
                               Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Hrsg.: Robert
                               Koch-Institut, Berlin. Heft 51.                               Meldung an die Krankenkasse in Form von
                           2
                               WHO Definition einer Depression. URL:                         Diagnoseschlüsseln gemäß der „Internationa­
                               http://www.euro.who.int/de/health/topics/noncommunicab        len statistischen Klassifikation der Krankhei­
                               le-diseases/pages/news/news/2012/10/depression-in­            ten und verwandter Gesundheitsprobleme 10.
                               europe/depression-definition (12.11.2014).
                           3                                                                 Revision“ (ICD 10) angegeben. Auf Grundla­
                               Murray, CJ, et al. (2012): Disability-adjusted life years
                               (DALYs) for 291 diseases and injuries in 21 regions,          ge der dokumentierten ärztlichen Diagnosen
                               1990–2010: a systematic analysis for the Global Burden        kann, bezogen auf Arbeitsunfähigkeiten mit
                               of Disease Study 2010. Lancet 380 (9859): 2197–2223.          einzelnen Erkrankungen oder zu Gruppen von
                           4
                               Mathers, CD, et al. (2006): Projections of Global Mortality   Erkrankungen, ein Überblick über Häufigkeit
                               and Burden of Disease from 2002 to 2030. PLOS Medi­
                               cine 3 (11): e442.                                            und Dauer sowie Betroffenenraten gegeben

  4 ǀ Depressionsatlas
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
werden. Eine Depression wird vom behan­
delnden Arzt in der Regel mit den ICD-
                                                 Arbeitsunfähigkeit mit
Schlüsseln „Depressive Episode“ (F32) oder
„Rezidivierende depressive Störungen“ (F33)
                                                 Depressionen
kodiert, weshalb Auswertungen zu diesen
                                                 Tabelle 1 zeigt erste Ergebnisse zur Bedeu­
beiden Diagnoseschlüsseln einen Schwer­
                                                 tung von Depressionen im Hinblick auf die
punkt der nachfolgenden Darstellungen bil­
                                                 gemeldeten Arbeitsunfähigkeiten im Jahr
den.
                                                 2013.
Arzneiverordnungen – ATC
                                                 Arbeitsunfähigkeitsfälle
Arzneiverordnungen lassen sich – ähnlich wie                                                        AU-Fälle, AU-Tage
                                                 Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle je Ver­
Diagnosen in der ICD – auf Grundlage des
                                                 sicherungsjahr (AU-Fälle je VJ) gibt an, wie
Anatomisch-Therapeutisch-Chemischen                                                                 Lediglich 1,4 Prozent
                                                 oft Erwerbspersonen innerhalb des Jahres           aller AU-Fälle wurden
Klassifikationssystems (ATC) gruppieren. Die
                                                 durchschnittlich krankgemeldet waren. Für          2013 mit Diagnose ei­
ATC-Klassifikation gliedert Arzneimittel nach
                                                 das Jahr 2013 wurden, bezogen auf alle             ner Depression ge­
therapeutischen und chemischen Kriterien.
                                                 Diagnosen, rund 115 AU-Fälle je 100 VJ             meldet. Aufgrund der
Sie wird seit 1981 von der WHO allgemein für
                                                 ermittelt, eine Erwerbsperson war demnach          langen fallbezogenen
internationale Arzneimittelverbrauchsstudien
                                                 im Mittel etwa 1,15 Mal innerhalb des Jahres       Dauer von 64 Tagen
empfohlen.                                                                                          waren diese Fälle je­
                                                 arbeitsunfähig gemeldet.
                                                                                                    doch für 7,1 Prozent
Die Gabe von Arzneimitteln bildet, neben der                                                        aller erfassten Fehlta­
                                                 Die Diagnosen der Arbeitsunfähigkeiten las­
Psychotherapie, einen wichtigen Ansatz zur                                                          ge verantwortlich.
                                                 sen sich übergeordneten Kapiteln der ICD
Therapie von Depressionen. Auf Grundlage
                                                 10 zuordnen, die ihrerseits jeweils mehrere        Im Mittel war rechne­
der Daten zu Arzneiverordnungen der TK wird
                                                 Diagnosegruppen beinhalten, denen dann             risch jede Erwerbsper­
daher auch die Verordnung von Arzneimitteln,
                                                 einzelne dreistellige oder mit noch weiteren       son innerhalb des Jah­
die typischerweise zur Behandlung von De­
                                                 Stellen differenzierte Diagnoseschlüssel zu­       res gut einen Tag auf­
pressionen eingesetzt werden, dargestellt. In­
                                                 geordnet sind. Auf das übergeordnete Kapitel       grund von Depressio­
nerhalb der ATC-Klassifikation finden sich
                                                 der ICD 10 „Psychische und Verhaltensstörun­       nen arbeitsunfähig
entsprechende Medikamente vorrangig in der                                                          gemeldet.
                                                 gen“ (mit den Diagnoseschlüsseln F00–F99),
Gruppe „Antidepressiva“ mit dem Code N06A.
                                                 zu dem auch Depressionen zählen, entfielen
                                                 5,72 AU-Fälle.
Standardisierung
                                                 Von diesen Fällen wurden 1,72 AU-Fälle je
Insbesondere den regionalen Darstellungen
                                                 100 VJ mit Diagnosen aus der Gruppe „Affek­
im Depressionsatlas liegen regelmäßig alters-
                                                 tive Störungen“ (F30–F39) dokumentiert. In­
und geschlechtsstandardisierte Ergebnisse
                                                 nerhalb dieser Diagnosegruppe entfielen auf
zugrunde. Die Darstellungen sind entspre­
                                                 die beiden dreistelligen Diagnosen „Depressi­
chend durch den Hinweis „standardisiert“ ge­
                                                 ve Episode“ (F32) und „Rezidivierende de­
kennzeichnet. Die zwischen einzelnen Bun­
                                                 pressive Störungen“ (F33) mit insgesamt 1,63
desländern existierenden oder auch im zeitli­
                                                 AU-Fällen die maßgeblichen Anteile. Der An­
chen Verlauf potenziell aus Unterschieden
                                                 teil dieser AU-Fälle mit einer Diagnose von
oder Veränderungen der Alters- und Ge­
                                                 Depressionen im engeren Sinne an allen AU-
schlechtsstruktur resultierenden Ergebnisun­
                                                 Fällen erscheint mit 1,42 Prozent auf den ers­
terschiede werden durch die Standardisierung
                                                 ten Blick allerdings recht gering.
gegebenenfalls rechnerisch ausgeglichen.
Differenzen lassen sich bei diesen Ergebnis­
                                                 Arbeitsunfähigkeitstage
sen nicht mehr auf entsprechende Struktur­
unterschiede zwischen den analysierten
                                                 Von größerer Bedeutung als die Zahl der ge­
Gruppen zurückführen.
                                                 meldeten AU-Fälle ist allgemein sowie auch
                                                 aus der Perspektive von Arbeitgebern die
Während Arbeitsunfähigkeitszeiten im De­
                                                 Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage),
pressionsatlas – wie auch im Gesundheitsre­
                                                 da erst diese die erkrankungsbedingten Ar­
port der TK üblich – vorrangig bezogen auf
                                                 beitszeitausfälle abbilden kann. Diagnose-
Versicherungsjahre angegeben werden, wur­
                                                 übergreifend ließen sich auf Basis von Daten
den insbesondere für Teile der Auswertungen
                                                 der TK 2013 erkrankungsbedingte Arbeits­
mit explizitem Personenbezug und bei allen
                                                 fehlzeiten in Höhe von 1.466 AU-Tagen je
Auswertungen zu Arzneiverordnungen als Un­
                                                 100 Versicherungsjahre ermittelt. Dies bedeu­
tersuchungspopulation jeweils ausschließlich
                                                 tet, dass eine Erwerbsperson im Jahr 2013
diejenigen Erwerbspersonen berücksichtigt,
                                                 durchschnittlich rund 14,7 Tage, also gut zwei
die bereits am 1. Januar eines betrachteten
                                                 Wochen, arbeitsunfähig gemeldet war.
Jahres bei der TK als Erwerbsperson ver­
sichert waren. Hieraus können an einigen
Stellen geringe Abweichungen auch zu bereits
vorausgehend im Gesundheitsreport der TK
publizierten Ergebnissen resultieren.

                                                                                                   Depressionsatlas ǀ 5
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Diagnosen aus dem ICD-Kapitel „Psychische           Episode“ (F32.0) auf 111 Tage je Fall bei der
                       und Verhaltensstörungen“ (F00–F99) ließen           Diagnose „Schwere depressive Episode ohne
                       sich dabei 2013 für 246 Arbeitsunfähigkeits­        psychotische Symptome“ (F32.2). Bei der
                       tage je 100 Versicherungsjahre verantwortlich       ICD-Diagnose „Rezidivierende depressive
                       machen. AU-Tage mit Diagnosen aus der               Störung“ (F33) lässt sich ein vergleichbarer
                       Gruppe „Affektive Störungen“ (F30–F39) hat­         Anstieg der fallbezogenen AU-Dauer von 51
                       ten hieran mit 111 AU-Tagen je 100 VJ einen         Tagen bei „Rezidivierender depressiver Stö­
                       Anteil von 45 Prozent. Von diesen 111 Tagen         rung, gegenwärtig leichte Episode“ (F33.0)
                       entfielen 104 AU-Tage auf die beiden ICD-           auf 114 Tage bei „Rezidivierender depressi­
                       Diagnosen „Depressive Episode“ (F32) und            ver Störung, gegenwärtig schwere Episode
                       „Rezidivierende depressive Störungen“ (F33)         ohne psychotische Symptome“ (F33.2) fest­
                       im Sinne von Depressionen.                          stellen.

                       Diese verhältnismäßig große Bedeutung von           Wie häufiger auch bei anderen Diagnosen zu
                       Depressionen für das Arbeitsunfähigkeitsge­         beobachten, wird allerdings auch bei Depres­
                       schehen resultiert maßgeblich aus der ausge­        sionen ein verhältnismäßig hoher Anteil der
                       sprochen hohen durchschnittlichen Dauer der         Diagnosen von den für die Arbeitsunfähig­
                       einzelnen Krankschreibungsfälle (den AU-            keitsdiagnosen zuständigen Ärzten nicht wei­
                       Tagen pro Fall). Dabei zeigt sich nach den          ter spezifiziert beziehungsweise als „nicht nä­
                       Ergebnissen weiter differenzierter Auswertun­       her bezeichnet“ (F32.9, F33.9) klassifiziert.
                       gen eine Abhängigkeit der AU-Tage pro AU-
                       Fall von dem in der vierten Stelle des ICD-         Bei psychischen Erkrankungen und beson­
                       Codes dokumentierten Schweregrad der De­            ders bei Erkrankungen mit Depressionen
                       pression. So steigt die Anzahl der AU-Tage je       dauern Erkrankungsfälle insgesamt deutlich
                       Fall bei „Depressiven Episoden“ (F32) von 33        länger als bei anderen Diagnosen.
                       Tagen bei der Diagnose „Leichte depressive

                  Bedeutung von Depressionen als Ursache von Arbeitsunfähigkeiten 2013

                  ICD 10-Code       ICD 10-Diagnose                             AU-Fälle    AU-Tage    AU-Tage     Betroffene
                                                                               je 100 VJ   je 100 VJ     je Fall   [Rate in %]

                  A00-Z99           Alle Diagnosen                               114,90     1465,71          13      53,085 %
                   F00-F99          Psychische und Verhaltensstörungen             5,72      246,05          43       4,970 %
                    F30-F39         Affektive Störungen                            1,72      110,67          64       1,673 %
                     F32, F33       Depressionen                                   1,63      103,83          64       1,591 %
                      F32           Depressive Episode                             1,34       77,96          58       1,320 %
                         F32.0      Leichte depressive Episode                     0,06        1,89          33       0,056 %
                         F32.1      Mittelgradige depressive Episode               0,29       21,66          74       0,310 %
                         F32.2      Schwere depressive Episode ohne psy-           0,14       15,85         111       0,165 %
                                    chotische Symptome
                         F32.3      Schwere depressive Episode mit psycho­         0,01        0,88          99       0,010 %
                                    tischen Symptomen
                         F32.8      Sonstige depressive Episoden                   0,04        1,69          48       0,036 %
                         F32.9      Depressive Episode, nicht näher bezeich­       0,79       34,87          44       0,764 %
                                    net
                       F33          Rezidivierende depressive Störung              0,29       25,87          89       0,305 %
                         F33.0      Rezidivierende depressive Störung, ge­         0,01        0,61          51       0,013 %
                                    genwärtig leichte Episode
                         F33.1      Rezidivierende depressive Störung, ge-         0,15       13,00          88       0,157 %
                                    genwärtig mittelgradige Episode
                         F33.2      Rezidivierende depressive Störung, ge­         0,07        8,50         114       0,085 %
                                    genwärtig schwere Episode ohne psycho­
                                    tische Symptome
                         F33.3      Rezidivierende depressive Störung, ge-         0,01        0,78         107       0,007 %
                                    genwärtig schwere Episode mit psychoti­
                                    schen Symptomen
                         F33.4      Rezidivierende depressive Störung, ge­         0,00        0,16          57       0,003 %
                                    genwärtig remittiert
                         F33.8      Sonstige rezidivierende depressive Stö-        0,00        0,24          57       0,005 %
                                    rungen
                         F33.9      Rezidivierende depressive Störung, nicht       0,04        1,98          56       0,036 %
                                    näher bezeichnet
                  Tabelle 1 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; Betroffenenraten bezogen auf Erwerbsperso­
                  nen mit Versicherung am 1. Januar des Jahres)
6 ǀ Depressionsatlas
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Betroffene                                      „Psychische und Verhaltensstörungen“ (ICD
                                                F00–F99) zeigen sich noch stärker ausge­
Da einzelne Personen innerhalb eines Jahres     prägte geschlechtsabhängige Unterschiede.
auch mehrfach arbeitsunfähig gemeldet sein      So entfielen auf Frauen mit 315 AU-Tagen je
können, erlaubt die Zahl der AU-Fälle nicht     100 VJ im Jahr 2013 durchschnittlich fast
zwangsläufig und in allen Fällen Rückschlüs­    doppelt so viele AU-Tage wie auf Männer mit
se auf die Anzahl der Betroffenen. In Tabelle   187 AU-Tagen je VJ (vergleiche Tabelle A1
1 werden in der letzten Spalte daher ergän­     im Anhang). Ein ähnliches Verhältnis zeigte
zend auch Betroffenenraten angegeben.           sich 2013 auch bei Fehlzeiten aufgrund von
                                                Depressionen (ICD F32, F33) mit durch­
53 Prozent der Erwerbspersonen waren 2013
                                                schnittlich 79 Fehltagen bei Männern und 133
von mindestens einer Arbeitsunfähigkeit mit
beliebiger Diagnose betroffen, bei              Fehltagen je 100 VJ bei Frauen. Bei der Be­
4,97 Prozent war eine Diagnose „Psychische      trachtung von Betroffenenraten ergibt sich ein
und Verhaltensstörungen“ (F00–F99) Grund        vergleichbares Bild. Während von Männern
für (mindestens) eine Arbeitsunfähigkeit. Le­   2013 lediglich 1,16 Prozent aufgrund von De­
diglich 1,59 Prozent der Erwerbspersonen        pressionen arbeitsunfähig gemeldet waren,
wurde innerhalb des Jahres (auch) aufgrund      lag der Anteil bei Frauen bei 2,1 Prozent.
einer Depression (F32, F33) arbeitsunfähig
gemeldet. Je 100 Versicherungsjahre wurden,     Inwiefern diese Unterschiede durch eine ge­
wie bereits erwähnt, 1,63 AU-Fälle mit ent­     schlechtsspezifisch unterschiedliche Wahr­
sprechenden Diagnosen erfasst. Bei Betroffe­    nehmung und Präsentation von Beschwerden
nen wird demnach pro Jahr typischerweise        mit beeinflusst werden, lässt sich schwer be­
nur ein AU-Fall mit entsprechender Diagnose     urteilen. Vergleichbare Unterschiede zeigen
erfasst.                                        sich jedoch in fast allen Erhebungen zu De­
                                                pressionen in Deutschland.
Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und
Alter                                           Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist
                                                ein Anstieg der Betroffenenraten und der
Geschlecht und Alter sind wesentliche Deter­    Fehlzeiten aufgrund von Depressionen mit
minanten nahezu aller Erkrankungen, die Er­     ansteigendem Alter zu verzeichnen (verglei­
mittlung von geschlechts- und altersabhängi­    che Abbildung 1). Geschlechtsübergreifend
gen Kennzahlen zählt daher zu den grundle­      steigen die mit Depressionen gemeldeten
genden Auswertungsschritten nahezu jeder        Fehlzeiten von 31 AU-Tagen je 100 VJ in der
Analyse.                                        jüngsten Altersgruppe um etwa den Faktor
                                                sechs auf 189 AU-Tage je 100 VJ bei Er­
Diagnoseübergreifend lagen die Fehlzeiten       werbspersonen im Alter von 60 bis unter 65
2013 bei Frauen mit 1.632 Tagen 23 Prozent      Jahren.
höher als bei Männern mit 1.324 Tagen je 100
VJ. Im Hinblick auf Arbeitsunfähigkeiten mit
einer Diagnose aus dem ICD-Kapitel

 Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Alter und Geschlecht 2013

 Abbildung 1 (Erwerbspersonen TK 2013; Betroffenenraten bezogen auf Erwerbspersonen
 mit Versicherung am 1. Januar des Jahres)

                                                                                                 Depressionsatlas ǀ 7
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Arbeitsunfähigkeiten im Zeitverlauf              Bei getrennter Betrachtung der Fehlzeiten mit
                                                                           Depressionen von Berufstätigen und Arbeits­
                          Abbildung 2 zeigt die relativen Veränderun­      losen zeigt sich jedoch, dass die relativ nied­
                          gen der alters- und geschlechtsstandardisier­    rigen Fehlzeiten im Jahr 2006 nicht aus­
                          ten Fehlzeiten aufgrund von Depressionen im      schließlich aus der Nichtberücksichtigung von
                          Sinne der ICD-Codes F32 und F33 seit dem         ALG-II-Empfängern resultieren. Auch die
                          Jahr 2000, wobei den Fehlzeiten im Aus­          Gruppe der Berufstätigen, deren Zusammen­
                          gangsjahr ein Wert von 100 Prozent zugeord­      setzung sich durch die Einführung des ALG II
                          net wurde. Zum Vergleich ist entsprechend        definitionsgemäß nicht verändert hat, weist
                          auch die Entwicklung der Gesamtfehlzeiten        2006 einen merklichen Rückgang der AU-
                          im Zeitraum von 2000 bis 2013 dargestellt.       Tage mit Diagnose von Depressionen auf.

                          Diagnoseübergreifend sanken die Fehlzeiten       Ab dem Jahr 2007 war sowohl diagnoseüber­
 Trends seit 2000
                          bei Erwerbspersonen in den Jahren 2000 bis       greifend als auch in Bezug auf Diagnosen von
                          2006 zunächst auf rund 88 Prozent des Aus­       Depressionen ein kontinuierlicher Anstieg der
   Fehlzeiten aufgrund
 von Depressionen la­
                          gangswertes. In diesem Zeitraum stiegen          AU-Tage zu verzeichnen, wobei der Anstieg
 gen 2013 um 69 Pro­      Fehlzeiten mit Depressionen bis 2005 um          der Fehlzeiten mit Depressionen unter den
  zent höher als 2000.    18 Prozent an, sanken dann aber 2006 auf         Erwerbspersonen – bis 2012 auf 171 Prozent
  Zwischen Tiefst- und    98 Prozent des Ausgangswertes aus dem            des Ausgangswertes aus dem Jahr 2000 –
Höchststand 2006 und      Jahr 2000 (vergleiche auch Tabelle A2 im         wesentlich deutlicher ausfiel.
2012 war bei Erwerbs­     Anhang).
 personen ein Anstieg                                                      Bei separaten Auswertungen zur Gruppe der
    der Fehlzeiten auf­   Dieser Rückgang resultierte zum Teil aus der     Arbeitslosen (ab 2006 ausschließlich ALG-I-
 grund von Depressio­     veränderten Zusammensetzung der Untersu­         Empfänger) fällt der sehr starke Anstieg der
    nen um 75 Prozent
                          chungspopulation der Erwerbspersonen. Be­        Fehlzeiten mit Depressionen auf 374 Prozent
         festzustellen.
                          dingt durch gesetzliche Bestimmungen im Zu­      des Ausgangswertes im Jahr 2000 auf. Dabei
 Noch höhere Fehlzei­     sammenhang mit der Einführung des Arbeits­       waren Arbeitslose zu jedem Zeitpunkt und be­
 ten aufgrund von De­     losengeldes II (ALG II) konnten längerfristig    reits auch im Jahr 2000 erheblich länger als
     pressionen sowie     Arbeitslose als eine erfahrungsgemäß über­       Berufstätige mit der Diagnose von Depressio­
 Steigerungsraten zei­    durchschnittlich von Depressionen betroffene     nen arbeitsunfähig gemeldet.
gen sich bei Arbeitslo­   Gruppe bei Auswertungen ab 2006 nicht mehr
                  sen.    berücksichtigt werden, da sie nicht mehr zur
                          Abgabe einer Arbeitsunfähigkeitsbescheini­
                          gung bei ihrer Krankenkasse verpflichtet sind.

                           Relative Veränderungen der Fehlzeiten mit Depressionen 2000 bis 2013

                           Abbildung 2 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
 8 ǀ Depressionsatlas
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Der starke Anstieg der Fehlzeiten mit Depres­        Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern
sionen bei den arbeitslosen TK-Versicherten          und Kreisen
hat aufgrund von deren verhältnismäßig ge­
ringem Anteil innerhalb der Untersuchungs­           Tabelle 2 zeigt Fehlzeiten und Betroffenenra­
population allerdings kaum Einfluss auf die          ten zu Arbeitsunfähigkeiten mit Diagnosen
ausgewiesenen Fehlzeiten mit Depressionen            von Depressionen auf Bundeslandebene.
in der Gesamtgruppe der Erwerbspersonen.
                                                     Die höchsten Fehlzeiten mit Depressionen
2013 war unter den Berufstätigen erstmals            wurden für das Jahr 2013 geschlechtsüber­
seit 2006 ein leichter Rückgang der Fehlzei­         greifend für Hamburg mit 142 AU-Tagen pro
ten aufgrund von Depressionen zu verzeich­           100 Versicherungsjahre ermittelt. Einer Er­
nen. Ob dieser Rückgang eine Trendumkehr             werbsperson in Hamburg waren demnach
andeutet, lässt sich erst nach dem Vorliegen         2013 im Durchschnitt 1,42 Fehltage mit einer
von Ergebnissen aus den kommenden Jahren             Diagnose von Depressionen zuzuordnen.
beurteilen, wie auch Erfahrungen nach einem          Demgegenüber waren es in Baden-
kurzfristigen Rückgang im Jahr 2006 zeigen.          Württemberg, dem Bundesland mit den ge­
                                                     ringsten Fehlzeiten aufgrund von Depressio­
                                                     nen, geschlechtsübergreifend durchschnittlich
                                                     0,84 Fehltage pro Erwerbsperson.

                                                     Auch im Hinblick auf die geschlechtsspezifi­
                                                     schen Fehlzeiten wurden die höchsten Werte
                                                     für Hamburg ermittelt. Ähnlich hohe Fehlzei­
                                                     ten wie für männliche Erwerbspersonen in
                                                     Hamburg konnten nur noch für Männer mit
                                                     Wohnort in Berlin festgestellt werden.

Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Bundesländern 2013

                      Männer                Frauen                  Gesamt

Bundesland              AU-Tage     Betr.     AU-Tage        Betr     AU-Tage      Betr.        Anteil
                       je 100 VJ     [%]     je 100 VJ       [ %]    je 100 VJ      [ %]   AU-Tage an
                                                                                              A00-Z99
Schleswig-Holstein           92    1,32 %            165   2,39 %         126     1,81 %         8,0 %
Hamburg                      94    1,26 %            197   2,65 %         142     1,90 %         9,2 %
Niedersachsen                71    1,11 %            124   1,99 %            96   1,52 %         6,4 %
Bremen                       73    1,06 %            147   2,30 %         107     1,63 %         7,5 %
Nordrhein-Westfalen          89    1,22 %            139   2,11 %         112     1,63 %         7,5 %
Hessen                       73    1,19 %            127   2,10 %            98   1,61 %         6,8 %
Rheinland-Pfalz              82    1,31 %            117   2,08 %            98   1,67 %         6,4 %
Baden-Württemberg            68    1,07 %            102   1,77 %            84   1,39 %         6,9 %
Bayern                       73    1,06 %            111   1,84 %            90   1,42 %         7,2 %
Saarland                     91    1,26 %            136   2,29 %         112     1,74 %         6,9 %
Berlin                       94    1,30 %            162   2,46 %         125     1,84 %         7,6 %
Brandenburg                  69    1,01 %            149   2,39 %         105     1,65 %         5,8 %
Mecklenburg-                 67    0,97 %            159   2,28 %         109     1,57 %         5,9 %
Vorpommern
Sachsen                      64    0,96 %            119   1,99 %            89   1,44 %         6,2 %
Sachsen-Anhalt               68    1,04 %            121   2,09 %            92   1,52 %         5,3 %
Thüringen                    61    0,94 %            130   2,49 %            93   1,66 %         5,6 %

Gesamt                       79    1,16 %            133   2,10 %         104     1,59 %         7,1 %
Tabelle 2 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; Betroffenenraten bezogen auf Erwerbsper­
sonen mit Versicherung am 1. Januar des Jahres)

                                                                                                         Depressionsatlas ǀ 9
Depressionsatlas Arbeitsunfähigk eit und Arznei verordnungen - Techniker Krankenkasse
Die niedrigsten Fehlzeiten bei Männern fan­      Umgekehrt gibt es auch in Schleswig-Holstein
                        den sich mit 0,61 Fehltagen aufgrund von         bei insgesamt hohen Betroffenenraten mit
                        Depressionen pro Erwerbsperson im Bundes­        Plön, Nordfriesland und Rendsburg-
                        land Thüringen, während für Frauen die ge­       Eckernförde Kreise, in denen nur wenige Er­
                        ringsten Fehlzeiten – wie schon geschlechts­     werbspersonen von Arbeitsunfähigkeiten auf­
                        übergreifend – für Baden-Württemberg er­         grund von Depressionen betroffen sind.
                        rechnet wurden.
                                                                         Ein Teil der dargestellten Unterschiede kann
                        Der Anteil der Fehlzeiten mit Diagnosen von      auch im Kontext spezifischer Besonderheiten
                        Depressionen an den Gesamtfehlzeiten liegt       von TK-versicherten Beschäftigten in einzel­
                        in den neuen Bundesländern, für die sich an­     nen Regionen oder zufallsbedingt entstanden
                        derweitig eher überdurchschnittliche Fehlzei­    sein und sollte daher allgemein nur zurückhal­
                        ten zeigen, merklich unter dem Bundesdurch­      tend interpretiert werden.
                        schnitt (zu Gesamtfehlzeiten vergleiche auch
                        Tabelle A10, TK Gesundheitsreport 2014,          Zumindest für einige Gegenden lässt sich be­
                        Seite 140).                                      obachten und formulieren, dass geringere Be­
                                                                         troffenenraten häufiger in ländlicheren Regio­
                        Die zuvor beschriebenen Ergebnisse zu ge­        nen zu finden waren, während im städtischen
                        schlechts- und altersstandardisierten Be­        Raum mehr Erwerbspersonen von Arbeitsun­
                        troffenenraten im Zusammenhang mit Ar­           fähigkeiten aufgrund von Depressionen be­
                        beitsunfähigkeiten mit Depressionen (ICD-10­     troffen waren. Dies könnte unter anderem an
                        Diagnosen F32, F33) in Bundesländern ver­        unterschiedlichen Lebensbedingungen, aber
                        deutlicht auch die nachfolgende Kartendar­       auch an Unterschieden hinsichtlich der ärztli­
                        stellung. Unterschreitungen bundesweiter Er­     chen Versorgung sowie Wahrnehmung von
                        gebnisse um 25 Prozent oder mehr sind in         Beschwerden liegen.
                        den Karten dunkelblau, Überschreitungen um
                        25 Prozent oder mehr dunkelrot eingefärbt.

                        Unterschreitungen der bundesweiten Be­
                        troffenenraten um rund 10 Prozent und mehr
                        lassen sich vor allem im Süden (Bayern, Ba­
                        den-Württemberg) und Südosten Deutsch­
                        lands (Sachsen) beobachten.

                        Überschreitungen um mehr als 10 Prozent
                        finden sich im Norden in Hamburg und
                        Schleswig-Holstein, aber auch in Berlin. Für
                        das Saarland wurde mit einer Überschreitung
                        bundesweiter Werte um 9,3 Prozent ein ähn­
                        lich hoher Wert ermittelt.

                        Eine weitere Darstellung der Betroffenenraten
                        auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte
                        verdeutlicht, dass sich die Anzahl der Be­
                        troffenen mit Arbeitsunfähigkeiten aufgrund
                        von Depressionen innerhalb eines Bundes­
                        landes keinesfalls immer auf einheitlichem Ni­
                        veau bewegen, sondern teilweise erhebliche
                        regionale Unterschiede bestehen.

                        Während auf Bundeslandebene für Bayern
                        und Baden-Württemberg unterdurchschnittli­
                        che Betroffenenraten errechnet wurden, zeigt
                        die Darstellung der Betroffenenraten auf
                        Kreisebene, dass es auch in diesen Bundes­
                        ländern Kreise gibt, die deutlich über Durch­
                        schnittswerten liegen. So sind die Betroffe­
                        nenraten in Baden-Württemberg in Pforzheim,
                        Rottweil und Mannheim höher als im Bundes­
                        durchschnitt. Für Bayern wurden vor allem in
                        östlichen Kreisen an der Grenze zu Tschechi­
                        en, aber auch in Coburg überdurchschnittliche
                        Betroffenenraten festgestellt.

10 ǀ Depressionsatlas
Anteil Personen mit Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Depressionen in Bundes­
ländern und Kreisen 2013

                                                        Anteil in Bundesländern

                                                        2013

                                                               Relative Abweichungen
                                                               der Anteile nach
                                                               Bundesländern 2013

                                                        Anteil in Kreisen

                                                        2013

                                                               Relative Abweichungen
                                                               der Anteile nach
                                                               Kreisen 2013

Abbildung 3 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)

                                                                                       Depressionsatlas ǀ 11
Trends in Bundesländern                          Als wohl wichtigstes Ergebnis verdeutlicht die
                                                                            Abbildung zu regionalen Unterschieden aus
                           Abbildung 4 zeigt Darstellungen zu regionalen    14 Jahren allerdings insbesondere, dass es
Regionale Trends           Abweichungen der einheitlich geschlechts­        im Verlauf dieser Zeit tendenziell zu einer
                           und altersstandardisierten Betroffenenraten in   bundesweiten Angleichung der regionalen Be­
   Häufigkeiten von Ar­    Bezug auf Arbeitsunfähigkeiten aufgrund von      troffenenraten gekommen ist. Während in den
     beitsunfähigkeiten    Depressionen (ICD-10-Diagnosen F32, F33)         ersten Jahren in verschiedenen Bundeslän­
 aufgrund von Depres­      auf Bundeslandebene von bundesweiten             dern dunklere Einfärbungen der Flächen – al­
  sionen in Bundeslän­
                           Werten in Kartendarstellungen für die Jahre      so stärkere Überschreitungen oder Unter­
dern haben sich in den
                           2000 bis 2013. Auch in diesen Kartendarstel­     schreitungen der bundesweiten Raten – zu
 vergangenen 14 Jah­
       ren angenähert.     lungen sind Unterschreitungen bundesweiter       erkennen sind, werden die Einfärbungen ins­
                           Ergebnisse um 25 Prozent oder mehr dunkel­       besondere ab dem Jahr 2009 immer schwä­
   Standardabweichun­      blau, Überschreitungen um 25 Prozent oder        cher, was einen Rückgang der relativen Un­
  gen der relativen Ab­    mehr dunkelrot eingefärbt.                       terschiede zwischen den Bundesländern an­
    weichungen von Be­                                                      zeigt.
   troffenenraten in den   Während in verschiedenen Bundesländern
      Bundesländern als    wie zum Beispiel Schleswig-Holstein in ein­
  Maß für die Streuung     zelnen Jahren Betroffenenraten sowohl unter
sanken von 20 Prozent
                           bundesweiten Ergebnissen als auch über
  im Jahr 2000 auf 9,3
                           bundesweiten Ergebnissen zu verzeichnen
 Prozent im Jahr 2013.
                           sind, zeigen sich in anderen Bundesländern
                           wie zum Beispiel Hessen und Sachsen in al­
                           len Jahren Betroffenenraten unterhalb bun­
                           desweiter Raten.

                            Anteil Erwerbspersonen mit Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Depressionen
                            – relative Abweichungen vom Bundesdurchschnitt nach Bundesländern
                            2000 bis 2013

                            Abbildung 4 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)

  12 ǀ Depressionsatlas
Arbeitsunfähigkeit nach Berufen                       von verfügbaren Angaben zur Tätigkeit am
                                                      1. Januar des Jahres 2013 und an dieser
Tabelle 3 zeigt Ergebnisse zur Relevanz von           Stelle differenziert nach den ersten zwei Stel-
Depressionen im Sinne der Diagnoseschlüs-             len der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB
sel F32 und F33 für Arbeitsunfähigkeiten in           2010), zu denen Ergebnisse aufgrund der
einzelnen Berufsgruppen. Die Einteilung der           noch überschaubaren Zahl an Gruppen voll-
Beschäftigten erfolgte dabei auf Grundlage            ständig dargestellt werden können.

Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Berufen 2013 (zweistellige KldB)

                                                                    AU-Fälle    AU-Tage    Betroffene
      Tätigkeitsgruppen KldB 2010, zweistellig                     je 100 VJ   je 100 VJ          [%]

01    Angehörige der regulären Streitkräfte                             2,26         71        2,38 %
11    Land-, Tier- und Forstwirtschaftsberufe                           1,00         56        1,06 %
12    Gartenbauberufe und Floristik                                     1,41         73        1,38 %
21    Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Glas- und Keramik-           1,30         62        1,30 %
      herstellung und -verarbeitung
22    Kunststoffherstellung und -verarbeitung, Holzbe- und ­            1,50         82        1,41 %
      verarbeitung
23    Papier- und Druckberufe, technische Mediengestaltung              1,64         96        1,63 %
24    Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe                 1,35         69        1,31 %
25    Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe                              1,18         61        1,15 %
26    Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe                          1,11         61        1,06 %
27    Technische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions-             1,15         62        1,13 %
      und Produktionssteuerungsberufe
28    Textil- und Lederberufe                                           1,85         88        1,84 %
29    Lebensmittelherstellung und -verarbeitung                         1,66        102        1,70 %
31    Bauplanungs-, Architektur- und Vermessungsberufe                  1,23         76        1,20 %
32    Hoch- und Tiefbauberufe                                           0,99         60        0,98 %
33    (Innen-)Ausbauberufe                                              1,10         60        0,97 %
34    Gebäude- und versorgungstechnische Berufe                         1,22         70        1,24 %
41    Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe                  1,54         73        1,44 %
42    Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufe                      1,29         70        1,11 %
43    Informatik-, Informations- und                                    1,07         65        1,04 %
      Kommunikationstechnologieberufe
51    Verkehrs- und Logistikberufe (außer Fahrzeugführung)              1,88        100        1,77 %
52    Führer/innen von Fahrzeug- und Transportgeräten                   1,41         91        1,47 %
53    Schutz-, Sicherheits- und Überwachungsberufe                      2,13        134        2,12 %
54    Reinigungsberufe                                                  2,04        120        2,06 %
61    Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe                           1,33         87        1,36 %
62    Verkaufsberufe                                                    1,87        127        1,91 %
63    Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe                          1,62         99        1,61 %
71    Berufe in Unternehmensführung und -organisation                   1,60         99        1,61 %
72    Berufe in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen                  1,54         89        1,52 %
      und Steuerberatung
73    Berufe in Recht und Verwaltung                                    2,14        115        2,05 %
81    Medizinische Gesundheitsberufe                                    1,81        107        1,81 %
82    Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Well­           2,46        161        2,47 %
      nessberufe, Medizintechnik
83    Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theolo-        2,53        154        2,54 %
      gie
84    Lehrende und ausbildende Berufe                                   1,19         75        1,17 %
91    Sprach-, literatur-, geistes-, gesellschafts-                     1,44         93        1,37 %
      und wirtschaftswissenschaftliche Berufe
92    Werbung, Marketing, kaufmännische und redaktionelle               1,71        106        1,66 %
      Medienberufe
93    Produktdesign und kunsthandwerkliche Berufe, bildende             1,28         67        1,30 %
      Kunst, Musikinstrumentenbau
94    Darstellende und unterhaltende Berufe                             1,23         66        1,22 %

      Erwerbspersonen insgesamt                                         1,63        105        1,60 %
Tabelle 3 (Erwerbspersonen TK, nicht standardisierte Rohwerte)
                                                                                                        Depressionsatlas ǀ 13
Der Anteil von Erwerbspersonen, die in einer       Die Berufsgruppen, die häufig unter den TK-
                        Tätigkeitsgruppe von einer Depression betrof­      Versicherten vertreten sind und welche die
                        fen waren, variierte zwischen 2,54 Prozent in      geringsten Betroffenenraten in Bezug auf Ar­
                        der Tätigkeitsgruppe „Erziehung, soziale und       beitsunfähigkeiten mit einer Diagnose von
                        hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ und         Depressionen aufweisen, sind überwiegend
                        0,98 Prozent in der Tätigkeitsgruppe „Hoch­        Berufsgruppen, die besonders komplexe Tä­
                        und Tiefbauberufe“ sowie 0,97 Prozent in der       tigkeiten ausüben. Fünf von den zehn Berufs­
                        Gruppe „(Innen-)Ausbauberufe“. Weitere Tä­         gruppen mit niedrigen Betroffenenraten sind
                        tigkeitsgruppen mit verhältnismäßig hoher Be­      dem Berufsbereich „Rohstoffgewinnung, Pro­
                        troffenenrate sind „Nichtmedizinische Ge­          duktion und Fertigung“ (Berufsbereich 2) zu­
                        sundheits-, Körperpflege- und Wellnessberu­        zuordnen.
                        fe, Medizintechnik“, „Schutz-, Sicherheits- und
                        Überwachungsberufe“ sowie „Berufe in Recht         Nach diesen Auswertungen scheinen Berufs­
                        und Verwaltung“, während sich niedrige Be­         gruppen mit weniger komplexen Tätigkeiten –
                        troffenenraten auch in den Gruppen „Informa­       vorrangig im gesundheitlichen oder sozialen
                        tik-, Informations- und Kommunikationstech­        Bereich – deutlich stärker von Depressionen
                        nologieberufe“, „Land-, Tier- und Forstwirt­       betroffen zu sein als eher technisch und aka­
                        schaftsberufe“ und „Mechatronik-, Energie-         demisch orientierte Berufe mit höheren Quali­
                        und Elektroberufe“ finden. Hinsichtlich der        fikationsanforderungen.
                        AU-Fälle und AU-Tage ergibt sich ein ähnli­
                        ches Bild.

                        Die Betroffenenraten, die sich zu „Angehöri­
                        gen der regulären Streitkräfte“ aus der Tabel­
                        le ablesen lassen, basieren auf Daten zu le­
                        diglich 210 Versicherten und sind vorrangig
                        der Vollständigkeit halber aufgeführt. Sie soll­
                        ten inhaltlich allenfalls sehr zurückhaltend in­
                        terpretiert werden.

                        Eine sehr differenzierte Unterscheidung von
                        Beschäftigten erlauben fünfstellige Schlüssel­
                        angaben gemäß Klassifikation der Berufe
                        2010, die insgesamt 1.286 Ausprägungen
                        umfasst. Da eine Darstellung zu allen dieser
                        Gruppen weder sinnvoll noch im Rahmen ei­
                        ner Publikation praktikabel wäre, wurden zu­
                        nächst diejenigen 100 Berufsgruppen ausge­
                        wählt, die unter den TK-Versicherten im Jahr
                        2013 am häufigsten vertreten waren. Von die­
                        sen 100 Berufsgruppen werden Ergebnisse
                        zu jeweils den Berufsgruppen dargestellt, bei
                        denen die zehn höchsten beziehungsweise
                        die zehn niedrigsten Betroffenenraten hin­
                        sichtlich Depressionsdiagnosen im Rahmen
                        von Arbeitsunfähigkeitsmeldungen ermittelt
                        werden konnten.

                        Von den zehn Berufsgruppen, die am häufigs­
                        ten von Depressionen betroffen waren, gehö­
                        ren sieben dem Berufsbereich „Gesundheit,
                        Soziales, Lehre und Erziehung“ an. Beson­
                        ders häufig vertreten ist darunter die Berufs­
                        hauptgruppe „Medizinische Gesundheitsberu­
                        fe“ (81) mit den Tätigkeitsgruppen 81212,
                        81301 und 81302.

                        Die höchsten Betroffenenraten sowie die
                        meisten AU-Fälle und AU-Tage sind jedoch in
                        der Tätigkeitsgruppe „Berufe im Dialogmarke­
                        ting“ (92122) zu verzeichnen, das heißt in Be­
                        rufen mit überwiegender Tätigkeit für Call-
                        Center, Service- und Kundenhotlines.

14 ǀ Depressionsatlas
Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Berufen 2013 (fünfstellige KldB)
Berufe mit hohen sowie mit geringen Betroffenenraten

                                                                         AU-Fälle    AU-Tage     Betr.
Rang            Tätigkeitsgruppen KldB 2010, fünfstellig                je 100 VJ   je 100 VJ     [%]

1      92122    Berufe im Dialogmarketing - fachlich ausgerichtete          4,15         277    3,68 %
                Tätigkeiten
2      82102    Berufe in der Altenpflege (ohne Spezialisierung) ­          3,27         247    3,45 %
                fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
3      82101    Berufe in der Altenpflege (ohne Spezialisierung) ­          3,09         215    3,20 %
                Helfer-/Anlerntätigkeiten
4      83112    Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung - fach-        2,74         162    2,74 %
                lich ausgerichtete Tätigkeiten
5      81301    Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (ohne          2,72         188    2,60 %
                Spezialisierung) - Helfer-/Anlerntätigkeiten
6      73202    Berufe in der öffentlichen Verwaltung (ohne Speziali-       2,61         141    2,49 %
                sierung) - fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
7      83124    Berufe in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik - hoch       2,44         160    2,46 %
                komplexe Tätigkeiten
8      81302    Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (ohne          2,46         151    2,46 %
                Spezialisierung) - fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
9      53112    Berufe im Objekt-, Werte- und Personenschutz - fach­        2,46         143    2,38 %
                lich ausgerichtete Tätigkeiten
10     81212    Medizinisch-technische Berufe im Laboratorium -             2,41         109    2,30 %
                fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
….     …        ….

91     71324    Berufe in der Unternehmensberatung –                        0,91          46    0,87 %
                hoch komplexe Tätigkeiten
92     27304    Berufe in der technischen Produktionsplanung und ­          0,84          43    0,84 %
                steuerung - hoch komplexe Tätigkeiten
93     26304    Berufe in der Elektrotechnik (ohne Spezialisierung) -       0,82          57    0,79 %
                hoch komplexe Tätigkeiten
94     25104    Berufe in der Maschinenbau- und Betriebstechnik             0,80          42    0,79 %
                (ohne Spezialisierung) - hoch komplexe Tätigkeiten
95     71104    Geschäftsführer/innen und Vorstände –                       0,66          68    0,77 %
                hoch komplexe Tätigkeiten
96     27103    Berufe in der technischen Forschung und Entwicklung         0,80          44    0,75 %
                (ohne Spezialisierung) - komplexe Spezialistentätigk.
97     27104    Berufe in der technischen Forschung und Entwicklung         0,73          38    0,72 %
                (ohne Spezialisierung) - hoch komplexe Tätigkeiten
98     81404    Ärzte/Ärztinnen (ohne Spezialisierung) - hoch kom­          0,74          43    0,72 %
                plexe Tätigkeiten
99     43414    Berufe in der Softwareentwicklung - hoch komplexe           0,72          44    0,68 %
                Tätigkeiten
100    84304    Berufe in der Hochschullehre und -forschung - hoch          0,58          29    0,55 %
                komplexe Tätigkeiten

                Erwerbspersonen insgesamt                                   1,63         105    1,60 %

Tabelle 4 (Erwerbspersonen TK, nicht standardisierte Rohwerte)

                                                                                                         Depressionsatlas ǀ 15
Arbeitsunfähigkeit nach Schulabschluss                      Betroffenenraten in Zusammenhang mit De­
                                                                                    pressionen mit zunehmender Schulbildung
                        Im Jahr 2013 wurden pro 100 Versicherungs-                  zurückgehen. Ähnliches gilt auch für die AU­
                        jahre 1,63 AU-Fälle und 104 AU-Tage mit ei-                 Tage bei einer Diagnose von Depressionen,
                        ner Diagnose von Depressionen bei Erwerbs-                  wobei hier die Anzahl der Tage in der Gruppe
                        personen der TK ermittelt. Die Betroffenenra-               der Erwerbspersonen ohne Schulabschluss
                        te lag bei den TK-versicherten Erwerbsperso-                etwas niedriger liegt als bei den Erwerbsper­
                        nen bei 1,59 Prozent.                                       sonen mit Haupt- beziehungsweise Volks­
                                                                                    schulabschluss und erst mit steigendem
                        Bei Darstellung der Kennzahlen nach Schul-                  Schulabschluss wieder absinkt.
                        abschluss wird deutlich, dass AU-Fälle und

                        Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen nach Schulabschluss 2013

                                                                       AU-Fälle         AU-Tage        Betroffene
                        Schulabschluss                                je 100 VJ        je 100 VJ       [Rate in %]
                        Haupt-/Volksschulabschluss                           1,94              115             1,90 %
                        Mittlere Reife oder gleichwertiger Ab­               1,78              103             1,74 %
                        schluss
                        Abitur/Fachabitur                                    1,28               73             1,25 %
                        Abschluss unbekannt                                  1,68              105             1,68 %

                        Gesamt                                               1,63              104             1,59 %
                        Tabelle 5 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)

                        Arbeitsunfähigkeit nach Ausbildung

                        Auch mit steigendem beruflichem Ausbil-
                                                                                    Depressionen sind demnach keinesfalls nur
                        dungsabschluss gehen sowohl die AU-Tage
                                                                                    Erkrankungen der höheren Bildungsschich­
                        und AU-Fälle mit einer Diagnose von Depres­
                                                                                    ten, sondern kommen stattdessen sogar häu­
                        sionen als auch die Betroffenenraten zurück.
                                                                                    figer bei Erwerbspersonen mit niedrigerem
                                                                                    Schul- oder Ausbildungsabschluss vor.

                         Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Ausbildung 2013

                                  Ohne beruflichen Ausbildungsabschluss                                 2,07                              113

                          Abschluss einer anerkannten Berufsausbildung                               1,76                           104

                                   Meister-/Techniker- oder gleichwertiger
                                                                                                1,51                     83
                                            Fachschulabschluss

                                                                 Bachelor                     1,28                      78

                                   Diplom/Magister/Master/Staatsexamen                       1,11              63            AU-Tage je 100 VJ

                                                                 Promotion                                                   AU-Fälle je 100 VJ
                                                                                      0,67      36

                                                     Abschluss unbekannt                        1,53                                104

                         Abbildung 5 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; unterschiedliche Achsendarstellung
                         für Fall- beziehungsweise Tagesangaben)

16 ǀ Depressionsatlas
Arbeitsunfähigkeit nach Leitungsfunktion            Kosten von Arbeitsunfähigkeit mit De­
                                                    pressionen
Neben der Schul- und Berufsausbildung hat
auch die derzeitige Stellung im Beruf Einfluss      In Anlehnung an Berechnungen der Bundes­
auf das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen.               anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
                                                    (BAuA) zu volkswirtschaftlichen Kosten durch
                                                                       5
In der vierten Stelle der Klassifikation der Be­    Arbeitsunfähigkeit soll an dieser Stelle eine
rufe 2010 ist festgehalten, ob die berufliche       grobe Einschätzung der Kosten, die aufgrund
Tätigkeit eine Aufsichts- oder Leitungsposition     von Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen im
umfasst. Bei Auswertung der Arbeitsunfähig­         Sinne der ICD-Diagnosen F32 und F33 ent­
keitsdaten im Hinblick auf dieses Merkmal           stehen, vorgenommen werden. Dabei wird in
wird deutlich, dass Erwerbspersonen in Füh­         diesem Kontext zunächst nur auf sogenannte
rungs- oder Leitungspositionen diagnoseun­          Produktionsausfallkosten eingegangen.
abhängig etwas seltener von Arbeitsunfähig­
keiten betroffen sind als Erwerbspersonen           Eine Grundlage für die Berechnungen bilden
ohne Führungs- oder Leitungsposition. Nicht         die im Rahmen der volkswirtschaftlichen Ge­
nur die Betroffenenraten sind mit 47,8 Prozent      samtrechnung vom Statistischen Bundesamt
gegenüber 54 Prozent geringer, sondern es           veröffentlichten Zahlen zu durchschnittlichen
wurden auch weniger AU-Fälle und -Tage bei          monatlichen Arbeitnehmerentgelten in einzel­
                                                                          6
Personen in Führungs- oder Leitungspositio­         nen Kalenderjahren (im Sinne von Bruttolöh­
nen dokumentiert.                                   nen und -gehältern zuzüglich der Sozialversi­
                                                    cherungsbeiträge der Arbeitgeber). Aus die­
Grundsätzlich trifft diese Aussage auch auf         sen monatlichen Entgelten, die nach Angaben
Erkrankungen mit Depressionen im Sinne der          des Statistischen Bundesamtes 2000 bis
ICD-Diagnosen F32 und F33 zu.                       2013 von 2.601 Euro auf 3.151 Euro stiegen,
                                                    wurden zunächst durchschnittliche kalender­
Bei gleichartigen Auswertungen zur ICD-             tägig fällige Entgelte (zwischen 85,51 Euro
Diagnose Z73, die im Falle eines sogenann­          und 103,59 Euro) ermittelt, die anschließend
ten „Burnouts“ kodiert werden kann, fällt auf,      zur Bewertung von Kosten für einzelne Fehl­
dass Führungskräfte von dieser Diagnose na­         tage herangezogen wurden.
hezu genauso oft betroffen sind wie Erwerbs­
personen ohne Führungsposition. Die durch­          Wie bereits zuvor erläutert und auch der Ab­
schnittliche Anzahl der AU-Tage bei Füh­            bildung 6 zu entnehmen, stieg die Zahl der
rungskräften liegt sogar etwas höher als bei        AU-Tage mit Diagnosen von Depressionen
Erwerbspersonen ohne Personalverantwor­             vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2012, unterbro­
tung.                                               chen von einem leichten Rückgang im Jahr
                                                    2006, an. Entsprechend nahmen auch die
                                                    Kosten im Zusammenhang mit Depressionen
                                                    im gleichen Zeitraum zu. Dabei summieren
                                                    sich die Effekte der zunehmenden Fehlzeiten

Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen nach Stellung im Berufsleben 2013

                                                                    AU-Fälle        AU-Tage     Betroffene
ICD-10-Code    ICD-10-Diagnose            Leitungsfunktion         je 100 VJ       je 100 VJ    [Rate in %]

A00-Z99        alle Diagnosen             Aufsichtskraft – nein       118,48            1452         54,05 %
                                          Aufsichtskraft - ja          92,30            1143         47,81 %

F32, F33       Depressionen               Aufsichtskraft – nein          1,59              93         1,56 %
                                          Aufsichtskraft - ja            1,27              85         1,31 %

Z73            Probleme mit Bezug auf     Aufsichtskraft – nein          0,27              10         0,27 %
               Schwierigkeiten bei der    Aufsichtskraft - ja            0,26              12         0,26 %
               Lebensbewältigung
Tabelle 6 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
                                                    5
                                                      Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
                                                      (2014): Volkswirtschaftliche Kosten durch Arbeitsunfä­
                                                      higkeit 2012. URL: http://www.baua.de/de/Informationen­
                                                      fuer-die-Praxis/Statistiken/Arbeitsunfaehigkeit/
                                                      Kosten.html.
                                                    6
                                                      Statistisches Bundesamt. Volkswirtschaftliche Gesamt­
                                                      rechnungen. Fachserie 18 Reihe 1.5. URL:
                                                      https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Vo
                                                      lkswirtschaftlicheGesamtrechnung­
                                                      en/Inlandsprodukt/InlandsproduktsberechnungLangeRei
                                                      hen.html.

                                                                                                                Depressionsatlas ǀ 17
mit Diagnosen von Depressionen und des                                                Weitgehend zwangsläufig wird bei den hier
                            Anstiegs der durchschnittlichen Arbeitneh­                                            dargelegten Hochrechnungen davon ausge­
                            merentgelte.                                                                          gangen, dass die jetzt bei TK-versicherten
                                                                                                                  Erwerbspersonen festgestellten Fehlzeiten in
                            Der leichte Rückgang der Fehlzeiten mit De­                                           vergleichbarem Umfang auch bei anderen Ar­
                            pressionen von 2012 nach 2013 wird im Hin­                                            beitnehmern oder Erwerbstätigen in Deutsch­
                            blick auf die Arbeitgeberkosten durch den                                             land anfallen. Aufgrund der Vielzahl von Be­
                            Anstieg des durchschnittlichen Arbeitnehmer­                                          schäftigten aus technischen Berufen mit einer
                            entgeltes aufgehoben.                                                                 Mitgliedschaft in der TK, die in der Regel un­
                                                                                                                  terdurchschnittliche Fehlzeiten mit der Diag­
                            Pro 100 Erwerbspersonen beliefen sich die                                             nose von Depressionen aufweisen, dürften
               Kosten       hier überschlägig ermittelten Kosten für Ar­                                          die realen Fehlzeiten mit Depressionen in
                            beitsausfälle aufgrund von Depressionen im                                            Deutschland auf der Basis von TK-Daten ten­
 Veranschlagt man pro       Jahr 2013 auf 10.756 Euro, was durchschnitt­                                          denziell eher unterschätzt werden.
   Fehltag 2013 durch­      lichen Kosten von knapp 108 Euro je Er­
     schnittliche Arbeit­   werbsperson und Jahr entspricht. Hochge­                                              Grundsätzlich nicht berücksichtigt wurden zu­
 nehmerentgelte in Hö­
                            rechnet auf die 37,8 Millionen Arbeitnehmer in                                        dem insbesondere Einschränkungen der Pro­
   he von 103,59 Euro,
                            Deutschland ergeben sich damit für 2013                                               duktivität durch Depressionen, die auch ohne
     ergeben sich nach
    Hochrechnung von        Kosten von 4,07 Milliarden Euro.                                                      eine (gemeldete) Abwesenheit der betroffe­
TK-Ergebnissen auf al­                                                                                            nen Mitarbeiter am Arbeitsplatz resultieren
     le Arbeitnehmer in     Noch deutlich höhere Kosten würden resultie­                                          können.
  Deutschland für 2013      ren, sofern man für jeden erfassten Fehltag
Produktionsausfallkos­      als Ausfall die vom Statistischen Bundesamt
  ten aufgrund von De­      für 2013 ausgewiesene durchschnittliche
    pressionen in Höhe      Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Hö­
  von rund 4 Milliarden     he von 180 Euro je Kalendertag (bezie­
                   Euro.
                            hungsweise 66.448 Euro pro Jahr) ansetzt
                            und/oder die hier gefundenen Ausfälle nicht
                            nur auf Arbeitnehmer, sondern gleichartig auf
                            alle Erwerbstätigen (inklusive Selbstständi­
                            gen) hochrechnet.

                             Kosten von Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen 2000 bis 2013

                                                                                                                                                                         12.000
                                                                                                                                                                10.756
                                                   140                                                                                                 10.705
                                                                    AU-Tage
                                                                                                                                               9.944
                                                                    Arbeitnehmerentgelt                                                9.435                             10.000
                                                                                                                                                                                  Arbeitnehmerentgelt je 100 VJ [€]

                                                   120
                                                                                                                               7.849
                                                   100                                                                                                                   8.000
                               AU-Tage je 100 VJ

                                                                                         6.432 6.521                   6.845
                                                                                 6.069                         6.211
                                                                         5.918
                                                   80            5.580                                 5.465
                                                         5.269                                                                                                           6.000

                                                   60
                                                                                                                                                                         4.000
                                                   40

                                                                                                                                                                         2.000
                                                   20

                                                    0                                                                                                                    0
                                                         2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

                                                                                                           Jahr

                             Abbildung 6 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)

   18 ǀ Depressionsatlas
Sie können auch lesen