WOHER KOMMT ZUKÜNFTIG DER WASSERSTOFF FÜR DIE (GRUNDSTOFF -)INDUSTRIE?
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WOHER KOMMT ZUKÜNFTIG DER WASSERSTOFF FÜR DIE (GRUNDSTOFF -)INDUSTRIE? d e n a - W o r k s h o p „ N e u s t r u k t u r i e r u n g i n d u s t r i e l l e r W e r t s c h ö p f u n g s k e t t e n , 2 0 th September 2021 x Dr. Andrea Herbst, Prof. Dr. Martin Wietschel Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI © Fraunhofer
Grüner Wasserstoff und Syntheseprodukte werden in Zukunft für die Erreichung d. Treibhausgasneutralität benötigt... ..., vor allem in bestimmten Industriesektoren wie z.B. der Grundstoffchemie und der Eisen- und Stahlindustrie Direkte Emissionen nach Endanwendung u. Sektor Energienachfrage inkl. Feedstocks 1000 Naphtha 900 Other fossil Waste non- 800 RES Energy demand in TWh Coal 700 Fuel oil 600 Natural gas 500 Solar energy Other RES 400 Ambient 300 Heat District Heat 200 Biomass Syn. 100 methane Hydrogen 0 2018 2030 2045 2018 2030 2045 2018 2030 2045 2018 2030 2045 Electricity © Fraunhofer 8Gt_Bal 8Gt_Elec 8Gt_H2 8Gt_SynF Seite 2 Quelle: Fraunhofer ISI – FORECAST Modell
Potenziale für erneuerbare Energien in Deutschland reichen voraussichtlich nicht aus, ... Bandbreiten der H2-Nachfrage / des H2-Angebots in DE › ... den Bedarf an Wasserstoff und Syntheseprodukten unter den Aspekten Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz kosteneffizient zu decken › Import von grünem Wasserstoff u. Synthese- produkten kann dazu beitragen, die Lücke zwischen Wasserstoffnachfrage und -angebot zu schließen › Große Nachfragemengen erfordern einen Import aus Ländern mit günstigen klimatischen Bedingungen › Der Aufbau von Produktions- und Transport- kapazitäten für Wasserstoff und seine Syntheseprodukte ist jedoch zeit- und kapitalintensiv › Verbunden mit hohen Produktionskosten im Vergleich zu fossilen Energieträgern Quellen: Ausfelder et al. 2021, Wietschel et al. 2021, NOW 2021, Wietschel et al. 2020 Quelle: Hebling et al. 2019 (oben), Ausfelder et al. 2021 (unten) © Fraunhofer Seite 3
Potentielle Produktionsländer für (grünen) Wasserstoff für die deutsche (Grundstoff-)Industrie, sowohl innerhalb EU EU Wasserstoffproduktion in 2030 (erwartet) › Europäische Union › 40 GW Elektrolysekapazitäten bis 2030 › 40 GW in Europas Nachbarschaft (Export in die EU) › MENA & Osteuropa › OPEC-Staaten › Entwicklungs- u. Schwellenländer (Afrika, Südamerika) › USA, China, Australien © Fraunhofer Quelle: The European Clean Hydrogen Alliance Seite 4
Potentielle Produktionsländer für (grünen) Wasserstoff für die deutsche (Grundstoff-)Industrie, als auch außerhalb Länderübersicht der zehn größten PtX-Flächenpotenziale › Europäische Union › 40 GW Elektrolysekapazitäten bis 2030 › 40 GW in Europas Nachbarschaft (Export in die EU) › MENA & Osteuropa › OPEC-Staaten › Entwicklungs- u. Schwellenländer (Afrika, Südamerika) › USA, China, Australien © Fraunhofer Quelle: Fraunhofer IEE (2021): PtX-Atlas. Studie im Auftrag des BMU Seite 5
Viele Länder mit günstigen klimatischen Bedingungen erzeugen bereits heute signifikante Mengen an Ammoniak › Weltweite Produktion und bestehende Länderübersicht Ammoniak Produktion 2020 Transportinfrastruktur 40 Millionen Tonnen › Trennung Synthesegaserzeugung und 35 Haber-Bosch-Prozess: 30 › Wasserstoffhaltiges Synthesegas aus der 25 Dampfreformierung kann „relativ einfach“ 20 durch CO2-neutralen Wasserstoff ersetzt werden 15 › Ammoniak für Seefahrt u. als 10 H2-Transportmedium 5 › Ausbau globaler Produktionskapazitäten 0 › Effizienzverluste › Hohes Eutrophierungs- u. Versauerungspotential Quelle: USGS 2021 © Fraunhofer Seite 6
Viele Länder mit günstigen klimatischen Bedingungen erzeugen bereits heute signifikante Mengen an Ammoniak ACME › Weltweite Produktion und bestehende EuroChem Oman Transportinfrastruktur Northwest Russia 0.9 Mt/pa 1.1 Mt/pa › Trennung Synthesegaserzeugung und (2024) Haber-Bosch-Prozess: NEOM Saudi Arabia › Wasserstoffhaltiges Synthesegas aus der 1.2 Mt/pa Western Green Dampfreformierung kann „relativ einfach“ (2025) Energy Hub (WGEH) durch CO2-neutralen Wasserstoff ersetzt werden Western Australia
Steigende Nachfrage nach der MtO-Route erfordert Ausbau der "grünen" H2-Methanol-Kapazitäten Methanol: › Synthese von Wasserstoff und CO2 – heute größtenteils aus Dampfreformierung von Erdgas Erneuerbare und Biomethanol Projekte 2021 › Umstellung auf erneuerbares Synthesegas › CO2-neutraler Wasserstoff und CO2 › Benötigt CO2 als Rohstoff Methanol-zu-Olefinen (MtO): › Herstellung von Olefinen/HVC über "grünes" H2-Methanol als Zwischenprodukt › Gesamtenergiebedarf der „grünen“ wasserstoffbasierten Ethylenproduktion über MtO deutlich höher Quelle: Methanol Institute › Beinahe Verdopplung der Methanolproduktion der letzten Dekade (Großteil in China) © Fraunhofer Seite 8
„Grüne“ H2-DRI Produktion vorteilhaft für Länder mit kosten- günstiger EE-Stromversorgung › Direktreduktion von Eisenerz mit Erdgas ist Globale DRI Produktion nach Region (2018) bereits Stand der Technik und wird großindustriell eingesetzt › Iran u. Indien › Umstieg auf erneuerbaren Wasserstoff scheint ohne große technische Hürden möglich › Projekte untersuchen Machbarkeit unter Einsatz von Wasserstoff (H2-DRI) › HYBRIT (SSAB/LKAB/Vattenfall) in Schweden › ArcelorMittal und SALCOS in Deutschland › COURSE50 in Japan › Schnellerer Aufbau von DRI-Kapazitäten mit Erdgas als Brückentechnologie bis 2030 denkbar Quelle: Midrex Technologies, Inc. › OPEX dominant: Wirtschaftlichkeit hängt stark von den Preisen der Energieträger ab © Fraunhofer Seite 9
Insgesamt großes Marktpotenzial mit neuen Chancen und Herausforderungen › Potenzieller Importmarkt: H2/PtX Märkte im Vergleich zu anderen weltweiten Rohstoffmärkten (billion USD) › langfristig wahrscheinlich zw. 100 und 700 Milliarden Euro pro Jahr › Neue Importabhängigkeiten und Risiken › Importrisiko reduziert sich, wenn › partnerschaftliche und langfristige Beziehungen › zu demokratisch, politisch u. wirtschaftlich stabilen H2-Produktionsländern Quelle: © https://www.ibisworld.com/global/market-size/global-oil-gas-exploration-production/ Fraunhofer (oil/gas Seite 10 markets); own calculations for H2 and metal commodities
Aber Kapitalgeber und Anreizsysteme werden benötigt › Zukünftige Marktpreise bisher wohl deutlich unterschätzt, da diese sich häufig nur an den Herstellkosten orientieren › hinzu kommen z.B. Risikoaufschläge, Gewinnmargen, Steuern, Vertrieb, ... › kann zu Überkompensation der günstigen Erneuerbaren führen › Kapitalgeber werden nur dann ausreichend und günstiges Kapital zur Verfügung stellen, › wenn eine stabile, langfristige und sichere Nachfrage nach Wasserstoff gegeben ist › sowie bi- und multilaterale Abkommen länderspezifische Risiken adressieren › Bisher fehlen Anreizsysteme, um für die Exportländer attraktive Marktbedingungen für die Wasserstoffproduktion und den Transport zu schaffen › Investitionsförderinstrumente › Maßnahmen zur Schaffung einer gesicherten Wasserstoffnachfrage (beispielsweise Quoten) › Instrumente zum Ausgleich der höheren Kosten (beispielsweise Einspeisetarife oder CCfDs) Quelle: Fraunhofer ISI (2021): HYPAT – Globaler H2-Potentialatlas, Öko Institut (2021) © Fraunhofer Seite 11
Nachhaltigkeit als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft › Der Aufbau der erneuerbaren Stromerzeugungskapazitäten, der Elektrolyseure zur Wasserstoffherstellung und der Syntheseanlagen benötigt Ressourcen wie Bauflächen, Wasser, Energie und CO2, und ist mit entsprechenden Umweltfolgen behaftet Schadstoff- Wasserbedarf Abfall emissionen THG-Emissionen Landumnutzung CO2-Quellen Ökologie CO2-freie Strom-/ Flächenbedarf Wärmeerzeugung S oziales Ökonom ie Stromgestehungskosten Arbeitsbe- dingungen Infrastruktur Kinderarbeit Beschäftigungsquote Investitionen Wertschöpfungskette vorgelagerte Prozesse Rohstoffe, Transport Produktion Transport Versorgungspunkte, Endver- Lebensende Energiequellen Umwandlung braucher Quelle: Fraunhofer ISI (2021): HYPAT – Globaler H2-Potentialatlas © Fraunhofer Seite 12
Nachhaltigkeit als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft › Der Aufbau der erneuerbaren Stromerzeugungskapazitäten, der Elektrolyseure zur Wasserstoffherstellung und der Syntheseanlagen benötigt Ressourcen wie Bauflächen, Wasser, Energie und CO2, und ist mit entsprechenden Umweltfolgen behaftet › Weiterhin basiert die Stromproduktion in potenziellen Produktionsländern oftmals noch auf fossilen Quellen › Deshalb ist es wichtig, Nachhaltigkeitskriterien möglichst auf internationaler Ebene zu entwickeln und anzuwenden › Dabei ist darauf zu achten, dass diese Länder auch ihre eigenen energie- und klimapolitischen Ziele erreichen können › In den Produktionsländern sind deshalb eine Einbettung der Wasserstoffstrategie in die nationale Energiestrategie sowie eine enge Koordination mit industriepolitischen Instrumenten zentral, um nationale Ziel- und Ressourcenkonflikte zu vermeiden © Fraunhofer Seite 13
Aktuell existieren keine globalen Standards für die Herstellung und den Import von (grünem) Wasserstoff © Fraunhofer Quelle: Velazquez Abad, A., & Dodds, P. (2020). Green hydrogen characterisation initiatives: Definitions, standards, guarantees of origin, and challenges. Energy Policy, 138, 1-13. Seite 14
Internationale Zusammenarbeit und lokale Kompetenzen sind notwendig › Geordnete Integration der Importstrategie in die internationale Zusammenarbeit notwendig › Dieses erfordert den gezielten Aufbau von Vertrauen, um entgegenzuwirken, dass Länder im Bereich technologischen und wissenschaftlichen Wissens trotz lokaler Produktion und Export international weiterhin und langfristig abgehängt werden könnten › Capacity building und die geordnete Integration der notwendigen Infrastruktur in einen regionalen sozialen und ökonomischen Kontext, kann die notwendige multilaterale Zuverlässigkeit, lokale Energieversorgung sowie ökonomische Marktattraktivität begünstigen › Neben dem Beitrag zur globalen Energiewende sind die Schaffung von Arbeitsplätzen und der Ausbau lokaler Wertschöpfung in den Produktionsländern zentrale Treiber für den Aufbau einer global vernetzten Wasserstoffwirtschaft › Dies erfordert zielgerichtete Strategien für den Aufbau wettbewerbsfähiger Industrie- und Dienstleistungssektoren entlang der Wertschöpfungskette © Fraunhofer Seite 15
Ausgewählte Abkommen bzw. Interessensbekundungen zu H2-Import Umsetzungsprojekten Land Projekttitel beteiligte Firmen/Institutionen Prozess/Produkte Status Leistung/Dimension Budget 2 Milliarden € für 4 GW Solar- & Windenergie, Helios Green Fuels Bundesregierung, Thyssenkrupp, Wasserstoff, internationale Projekte im Saudi-Arabien Planung 650t H2 pro Tag Project ACWA Power, Air Products & Chemicals Ammoniak Rahmen der Nationalen 3000t NH3 pro Tag Wasserstoffstrategie 50 Millionen € & 50 Australien HyGATE Deutsche & Australische Regierung Wasserstoff Planung k.A. Millionen AUS$ 2 Milliarden € für 2022: 130.000l Bundesregierung, Siemens Energy AG, Wasserstoff, internationale Projekte im Chile Haru Oni Planung 2024: 55.000.000l Porsche AG eFuels Rahmen der Nationalen 2026: 550.000.000l Wasserstoffstrategie 200 MW EE-Kapazität Bereitstellung 90 Millionen Marokko k.A. Bundesregierung, GIZ, DWV Wasserstoff Planung 100 MW H2-Kapazität € an Krediten 45 GW Wind-/Solarpark Wasserstoff, 30 GW Elektrolyseure Kasachstan k.A. SVEVIND Planung k.A. Ammoniak ca. 3 Mio. t/a EE-H2 oder EE- Ammoniak bis zu 40 Millionen Euro Nambia k.A Bundesregierung Wasserstoff Planung k.A. aus dem Konjunktur- u. Zukunftspaket 900 Millionen € zum Außerhalb EU H2Global Bundesregierung, u.a. Wasserstoff Planung k.A. Ausgleich Preisdifferenzen Quelle: Fraunhofer ISI (2021): HYPAT – Globaler H2-Potentialatlas © Fraunhofer Seite 16
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Andrea Herbst Competence Center Energy Technology and Energy Systems Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research ISI Breslauer Straße 48 | 76139 Karlsruhe | Germany Phone +49 721 6809-439 | Fax +49 721 6809-439 mailto: andrea.herbst@isi.fraunhofer.de https://www.isi.fraunhofer.de/de/themen/wasserstoff.html http://www.forecast-model.eu http://www.isi.fraunhofer.de Beiträge von: Prof. Dr. Martin Wietschel, Prof. Dr. Wolfgang Eichhammer, Dr. Matthias Rehfeldt, Dr. Jana Thomann © Fraunhofer
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