Wohninvestments - in den Niederlanden besonders attraktiv

Die Seite wird erstellt Kimi Binder
 
WEITER LESEN
Wohninvestments - in den Niederlanden besonders attraktiv
Real I.S. Research News 01 I 2020

Wohninvestments – in den Niederlanden besonders
attraktiv
Solides fundamentales Umfeld und hohe Marktdynamik

Februar 2020

Wohnen überholt Büro
Die Niederlande sind nach Deutschland und Großbritannien der drittgrößte Wohnungs-
Investmentmarkt in Europa. Der Wohnungsmarkt hat sich in den Niederlanden jüngst zu
einem reifen und liquiden Investmentmarkt entwickelt. Seit 2018 haben die Wohn-Investments
den bisherigen Favoriten – die Büroimmobilie – überholt und bilden das Immobiliensegment
mit dem höchsten Investitionsvolumen. Wohn-Investments bieten stabile langfristige Renditen
und locken immer mehr internationale Investoren an: In 2019 waren fast die Hälfte der
Investoren keine Niederländer.

Aktuelle Rahmenbedingungen
Obwohl die niederländische Wirtschaft stark mit der deutschen verwoben ist, zeigt sich die
wirtschaftliche Entwicklung in den Niederlanden in den letzten Jahren dynamischer als die
hierzulande. Das BIP-Wachstum soll im aktuellen Jahr und in 2021 1,4% betragen und zeigt
somit die überdurchschnittlich robuste Wirtschaft im europäischen Vergleich (Wachstums-
erwartung Eurozone 2020: 0,9% bzw. 2021: 1,0%, Quelle: Consensus Economics).

                                                                                             1
Wohninvestments - in den Niederlanden besonders attraktiv
Langfristige Treiber: Demografie und Urbanisation
Die Statistische Behörde der Niederlande (CBS) geht in ihren Bevölkerungsprognosen von
einem stetigen Bevölkerungszuwachs in den kommenden Jahren aus. Aktuell leben rd. 17,3
Millionen Menschen in den Niederlanden, in 2025 sollen es bereits über 18 Millionen sein. Es
wird von einem durchschnittlichen Zuwachs von rd. 120.000 Personen pro Jahr (entspricht
einem Zuwachs von 0,7%) ausgegangen. Das Bevölkerungswachstum wird gemäß den
Prognosen zu zwei Drittel von Migration (mehr Ein- als Auswanderer) und zu einem Drittel
vom Geburtenüberschuss (mehr Geburten als Sterbefälle) gespeist. In 2019 nahm die
Bevölkerung um 132.000 Menschen bzw. 99.000 Haushalte zu.

Bereits heute finden die Bevölkerungszuwächse hauptsächlich in den größeren Städten bzw. in
hoch verdichteten Regionen statt. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Trend zur Urbanisierung
auch langfristig anhalten wird. Dies führt zu einer starken Nachfrage nach städtischem
Wohnraum. Insgesamt gehen Prognosen von einer Wohnungsknappheit aus, welche
mindestens bis 2040 weiterbestehen wird.

Marktsituation: Angebot und Nachfrage
Der nationale Bestand an Wohnungen umfasst aktuell rd. 7,8 Millionen Einheiten. Von 2006
bis 2013 sind die Baugenehmigungen stetig zurückgegangen. Erst seit 2014 steigen diese
wieder an. Dennoch wurde in den letzten zehn Jahren im Jahresdurchschnitt nur 60.000
Wohneinheiten fertiggestellt, in den zehn Jahren davor (2000 bis 2009) waren es noch
durchschnittlich 76.000 Einheiten pro Jahr (siehe Abbildung 1). Es besteht eine Angebotslücke
von schätzungsweise 300.000 Wohnungen. In 2019 wurden erstmals seit zehn Jahren wieder
mehr als 70.000 Wohnungen fertig gestellt. Dennoch wird sich die Angebotslücke künftig
weiter vergrößern, bis 2022 voraussichtlich auf 360.000 bis 380.000 Wohnungen.

Das größte Missverhältnis von Angebot und Nachfrage im Mietwohnungssektor besteht bei
Wohnungen im mittleren Preissegment und Sozialwohnungen in der Randstad. Die Randstad
ist eine Metropolregion im Westen der Niederlande und umfasst die Agglomerationsräume
Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht. In der Randstad leben acht Millionen
Einwohner, dies entspricht rd. 40% der Bevölkerung der Niederlande. Die größte
Angebotsknappheit besteht in Delft und Westland (südlich von Den Haag) sowie in
Amsterdam und Utrecht. Außerhalb der Randstad besteht auch in wirtschaftlich starken
Regionen und in Universitätsstädten ein ausgeprägter Wohnungsmangel.

Entwicklung der Wohnungspreise
Die langfristige Wertentwicklung wird im Folgenden anhand von Daten von MSCI betrachtet.
Diesen Daten liegen regelmäßig bewertete Wohnungsbestände von institutionellen Investoren
zugrunde. Während die Wohnungspreise in Deutschland bereits seit 14 Jahren im Aufschwung
                                                                                                2
sind –seit 2006 – steigen die Wohnimmobilienpreise in den Niederlanden erst ab 2014. In den
fünf Jahren von 2008 bis 2012 gaben die Wohnungspreise in den Niederlanden sogar leicht
nach (siehe Abbildung 2).

Die Preise von niederländischen Wohnungen stiegen erst in den letzten Jahren rasant an
(siehe Abbildung 3). Der Wertzuwachs war in 2017 und 2018 zweistellig. In 2019 verlangsamte
sich die Zuwachsrate und lag insgesamt bei 6,8%. Für 2020 wird ein Preisanstieg von 4,5%
erwartet (Quelle: Savills).

In regionaler Hinsicht sind die Großstädte am stärksten von den steigenden Preisen betroffen,
die höchsten Preise werden in Amsterdam gezahlt. Hohe Preise werden auch in einigen
Städten in Noord-Brabant, Gelderland und Overijssel bezahlt (siehe auch Karte Abbildung 4).
Dagegen ist beispielsweise der Nordosten der Niederlande weniger attraktiv und hat kaum
Preissteigerungen erfahren. Ähnlich wie in Deutschland bestehen große regionale
Unterschiede.

Trotz der zum Teil in den letzten Jahren stark gestiegenen Preise bleiben Wohnungen mit
Ausnahme von der Region Amsterdam noch erschwinglich: Die Wohnungspreise entsprechen
in den Metropolregionen dem 6,5 bis 9,5-fachen des durchschnittlichen Jahreseinkommens
und die Käufer profitieren weiter von sehr niedrigen Hypothekenzinsen.

                                                                                                3
Renditen von Wohn-Investments
Meistens werden neue Wohnanlagen bereits im Projektstadium bzw. während der Bauphase
verkauft. Die Bruttorenditen (Mieteinnahmen vor Abzug von nicht umlagefähigen
Nebenkosten bezogen auf Kaufpreis ohne Kaufnebenkosten) betragen aktuell zwischen 4,0%
und 4,7% (Quelle: Fakton Capital u.a.). Amsterdam und Eindhoven gehören zu den Standorten
mit den geringsten Renditen, in Rotterdam und Utrecht sind Projekte am oberen Rand des
Renditespektrums zu finden. In B-Städten werden Renditen erzielt, die etwa 50 bis 100
Basispunkte höher liegen.

Regulatorische Rahmenbedingungen und Mietpreisentwicklung
Der Wohnungsmangel führte auch zum Anstieg der Wohnungsmieten. Die Mietpreise sind
jedoch je nach Segment unterschiedlich reguliert und dementsprechend fallen die
Mietsteigerungen unterschiedlich hoch aus.

In den Niederlanden werden drei Marktsegmente unterschieden: Der regulierte Vermietungs-
bzw. Wohnungsmarkt, das mittlere Segment und der freie unregulierte Vermietungsmarkt. Die
Marktanteile der Segmente sind je nach Stadt unterschiedlich hoch: Während in Amsterdam
40% der Wohnungen reguliert sind und nur 20% unreguliert, sind in Rotterdam nur 20%
reguliert und 50% unreguliert.

Wohnungen im regulierten Segment (Sozialwohnungen) werden hauptsächlich von den
Sozialwohnungsgesellschaften gehalten und verwaltet, aber auch von institutionellen
Bestandshaltern. Der Mietpreis ist auf maximal 737 Euro pro Monat begrenzt (gilt für 2020)
und wird anhand eines Punktesystems festgelegt. Dieses Punktesystem berücksichtigt eine
Reihe von Kriterien wie Wohnungsgröße, Energiestandard, Anzahl der Toiletten, Bäder,
Garten- oder Balkonflächen bis hin zur Länge der Küchenarbeitsplatte. Unterschreitet die
Punktebewertung eine bestimmte Grenze, wird die Wohnung als Sozialwohnung eingestuft.
Neue Mieter einer Sozialwohnung müssen unterhalb einer Einkommensgrenze liegen (aktuell
39.055 Euro). Die jährliche Mieterhöhung (Indexierung) ist begrenzt und hängt von der
Gemeinde und dem Einkommen des Mieters ab. Fast überall gibt es lange Wartelisten für die
Sozialwohnungen. Insofern bestehen praktisch keine Leerstandsrisiken.

                                                                                             4
Im mittleren Segment sind die Mietpreise zwischen 737 Euro und ca. 1.000 Euro. Hier bestehen
Unterschiede je nach Gemeinde, manchmal werden die Miethöhen über das Punktesystem
festgelegt. Mieter liegen oberhalb der Einkommensgrenze für Sozialwohnungen.

Im unregulierten Segment besteht Vertragsfreiheit hinsichtlich Miethöhe und
Mieterhöhungsmodalitäten. Daher waren hier in den letzten Jahren aufgrund der steigenden
Marktmieten nennenswerte Mieterhöhungen möglich.

In 2019 betrugen die höchsten Mietpreissteigerungen 4,1% bis 5,6% in Abhängigkeit der
Einkommen der Mieter. Die durchschnittlichen Mietpreisanstiege der letzten Jahre in den
einzelnen Segmenten zeigt Abbildung 5. Im unregulierten Markt wurden in 2019 im
Durchschnitt um 3,3% höhere Mietpreise erzielt, der Durchschnitt über alle Segmente betrug
2,5%. Die höchsten Mietsteigerungen gab es in Amsterdam und Rotterdam.

In den Niederlanden werden 29% der Wohnungen von Sozialwohnungsgesellschaften
gehalten und vermietet, private und institutionelle Vermieter bilden nur 13% des Marktes. Die
restlichen 58% werden von Eigentümern bewohnt.

Fazit
Auch bei Wohn-Investments lohnt sich der Blick über die Landesgrenzen hinaus. Der
niederländische Wohn-Investmentmarkt unterscheidet sich gegenüber Wohn-Investments in
Deutschland hinsichtlich der Marktdynamik, dem Preisgefüge und der Regulatorik. Wir sehen
in den Niederlanden attraktive Investitionsbedingungen aus folgenden Gründen:

  Hohe wirtschaftliche Dynamik, Lohnzuwächse und geringe Arbeitslosigkeit sowie
   Bevölkerungswachstum und zunehmende Urbanisierung bieten ein solides
   fundamentales Umfeld mit voraussichtlich langfristig hoher Nachfrage nach Wohnraum.
  Es besteht Wohnungsknappheit besonders in der Metropolregion Randstad, aber auch in
   einer Reihe von Städten in den Provinzen Noord-Brabant, Gelderland und Overijssel.
  In Deutschland begann der Wohnungsboom mit steigenden Preisen bereits im Jahr 2006,
   in den Niederlanden erst in 2015. Somit besteht in den Niederlanden noch
   Aufholpotential.
  Sozialwohnungen bieten aufgrund der sehr hohen Nachfrage von Mietinteressenten sehr
   sichere Erträge. Dagegen können mit unregulierten Wohnungen beachtliche
   Mietpreissteigerungen erzielt werden. Dadurch können Investitionen im Chancen-/
   Risikoprofil gut justiert werden. Häufig sind innerhalb größerer Wohnungsanlagen
   sowohl unregulierte als auch regulierte Wohnungen enthalten, so dass ein
   ausgewogenes Chancen-Risikoprofil abgebildet werden kann.

Insgesamt bieten Wohn-Investments in den Niederlanden eine attraktive Diversifikation und
Ergänzung sowohl zu deutschen Wohn-Investments als auch zu europäischen
Gewerbeimmobilien-Investitionen.

Viele Grüße, Ihr Real I.S. Research-Team
                                                                                             5
Ihr Ansprechpartner
Sven Scherbetitsch
Real I.S. AG
Research und Investitionsstrategie
sven.scherbetitsch@realisag.de

Disclaimer
Es wurde darauf Wert gelegt, dass die dargestellten Informationen zutreffend und aktuell sind. Die Real I.S. (Real I.S. AG und Real I.S. Investment GmbH) kann
trotz aller Sorgfalt bei der Erstellung dieses Dokuments keine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung
gestellten Informationen geben, da sich z.B. die enthaltenen Daten zwischenzeitlich geändert haben können. Dies gilt nicht, soweit sich die Real I.S.
vorsätzlich oder grob fahrlässig verhalten hat oder eine Verletzung des Lebens, Körpers oder Gesundheit vorliegt. Aus der Darstellung einer Wertentwicklung
der Vergangenheit können keine gesicherten Rückschlüsse für die Zukunft gezogen werden. Als rechtlich verbindliche Dokumente gelten ausschließlich
Prospekt- und Zeichnungsunterlagen, wie z.B. Verkaufsprospekt, Investmentmemorandum, Allgemeine oder Besondere Anlagebedingungen sowie
Dreiervereinbarung. Die zur Verfügung gestellten Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von
Finanzinstrumenten dar, noch eine Empfehlung zu deren Erwerb. Die Informationen sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige
Verpflichtung gedacht, noch ersetzen sie eine Rechts- und/oder Steuerberatung sowie eine Anlageberatung. Des Weiteren behält sich die Real I.S. das Recht
vor, Änderungen oder Ergänzungen der bereitgestellten Informationen vorzunehmen. Inhalt und Struktur der Darstellung sind urheberrechtlich geschützt.
Die Vervielfältigung von Informationen oder Daten, insbesondere die Verwendung von Texten, Textteilen oder Bildmaterial, bedarf der Quellenangabe und
der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Real I.S.

                                                                                                                                                             6
Sie können auch lesen