"work&study" VERBUNDPROJEKT - "work&study"

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"work&study" VERBUNDPROJEKT - "work&study"
VERBUNDPROJEKT
                                         „work&study“
                                    Offene Hochschulen Rhein-Saar

Bericht zur Forschungsfrage 2
„Wie können die entwickelten eLearning-Strukturen vereinfacht
bzw. unterstützt werden, damit Lehrende diese selbstständig pfle-
gen und nachhaltig weiterentwickeln können?“

Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung unter den Förderkennzeichen 16OH22054, 16OH22055, 16OH22056 & 16OH22057 gefördert.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei folgendem Autor:
Manfred Kaul & André Kless.

Version: 1. Version

St. Augustin, Juli 2020

Copyright: Vervielfachung oder Nachdruck auch auszugsweise zum Zwecke einer Veröffentlichung durch
Dritte nur mit Zustimmung des Herausgebers

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"work&study" VERBUNDPROJEKT - "work&study"
Inhaltsverzeichnis
1      Einleitung ............................................................................................................................................................................ 3
2      Vereinfachung der entwickelten eLearning-Strukturen........................................................................................... 3
3      Verbesserung der Usability............................................................................................................................................. 5
4      Minimale Anforderungen zur individuellen Anpassbarkeit/Nutzung .................................................................. 5
5      Unterstützende Angebote für Lehrende ..................................................................................................................... 8
6      Nachhaltige Pflege der eLearning-Angebote............................................................................................................ 9
7      Zusammenfassung ......................................................................................................................................................... 10
8      Literatur ............................................................................................................................................................................. 10

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 |   Web-Komponenten als ideale technische Umsetzung für iOER (Kaul 2020) ......................................... 4
Abb. 2 |   Angebotene Komponenten im LearningApp Marketplace (Stand Juli 2020) ........................................ 6
Abb. 3 |   Builder App zur Erstellung eines Quiz, mit einem Webformular auf der linken Seite und einer
Echtzeit-Vorschau auf der rechten Seite (Stand Juli 2020)............................................................................................... 7
Abb. 4 |   Übergabe einer LearningApp an den Lehrenden im LearningApp Marketplace (Stand: Juli 2020) 8

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"work&study" VERBUNDPROJEKT - "work&study"
1    Einleitung
In der zweiten Förderphase des work&study-Projekts ist vom Verbundpartner Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
die folgende Forschungsfrage 2 zu beantworten:

 Forschungsfrage 2: Wie können die entwickelten eLearning-Strukturen vereinfacht bzw. unterstützt wer-
 den, damit Lehrende diese selbstständig pflegen und nachhaltig weiterentwickeln können?

 2.1 | Wie kann die Usability der verwendeten Interaktionstools (LearningApps) verbessert werden, so dass
 die Lehrenden nicht über (umfangreiche) Programmierkenntnisse verfügen müssen, um ihre Inhalte einzu-
 pflegen und individuelle Anpassungen vornehmen zu können?

 2.2 | Welche minimalen Anforderungen im Bereich des Scripting, der Deklaration oder der Programmie-
 rung befähigen Lehrende zur individuellen Anpassung/Nutzung der verwendeten Interaktionstools zu ei-
 genen Lehr-Lernzwecken?

 2.3 | Welche Angebote können Lehrende bei der Nutzung der eLearning-Strukturen unterstützen?

 2.4 | Wie können die eLearning-Angebote nachhaltig gepflegt, angepasst und bereitgestellt werden?

2 Vereinfachung der entwickelten eLearning-Strukturen
In den Hochschulen haben sich im Laufe der Jahre eLearning-Strukturen entwickelt, die folgende Gemein-
samkeit aufweisen: Die Hochschul-Gliederungen haben sich auf ein Learning Management System (LMS) wie
ILIAS, Moodle, OpenOLAT oder Blackboard geeinigt, das zentral betrieben wird. Meist findet der LMS-Be-
trieb im Rechenzentrum der Hochschule oder in der Bibliothek statt, oder - wie im Fall von Rheinland-Pfalz -
durch ein landesweites eLearning-Zentrum (VCRP). Meist war es schon schwer genug, unter den Beteiligten
einen Konsens für einen einzigen LMS-Typ zu erarbeiten. Dieser Konsens wird erneut auf die Probe gestellt,
wenn es zu Kooperationen zwischen mehreren Hochschulen kommt. Die beteiligten Hochschulen kommen
mit unterschiedlichen LMS in die Kooperation und können weder Software noch Content gegenseitig aus-
tauschen. Dieses Problem wird noch einmal verschärft, wenn es um internationale Kooperationen geht, bei
denen die Partner noch heterogenere eLearning-Landschaften mit einbringen. Auch Ansätze wie die Stan-
dardisierung von Austauschformaten für LMS wie SCORM waren nur mäßig erfolgreich, da sie nur den
kleinsten gemeinsamen Nenner bedienen. Die an den Hochschulen entwickelten eLearning-Strukturen be-
dürfen einer Vereinfachung.

Die Lösung zur Vereinfachung, die an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Verbundprojekt work&study er-
arbeitet wurde, besteht in der Rekurrierung auf einen viel grundlegenderen Konsens, der seit 30 Jahren er-
folgreich zu einer globalen Integration heterogener IT-Infrastruktur geführt hat: das World-Wide Web
(WWW). Die Standardisierung des WWW wird seit 30 Jahren global von ISO, ECMA und W3C vorangetrie-
ben. Dieser Konsens ist weitreichender und nachhaltiger, als ein Konsens im Bereich von LMS oder von
Hochschulen es je sein könnte. Da alle modernen LMS web-basiert sind, können die Entwicklungen im Web
auch im LMS zum Einsatz kommen, und zwar in jedem modernen LMS. Kooperationen zwischen heteroge-
nen LMS-Landschaften werden außerdem ermöglicht.

In den letzten Jahren kam es zu einem gewaltigen Schub an Innovationen in den WWW-Standards, allen vo-
ran die Standardisierung von Web-Komponenten. Diese Technologie wurde als geeignete Basis für die Lö-
sung der genannten technischen eLearning-Probleme erkannt und ausgewählt. Folgerichtig wurden auf die-
ser Basis interaktive Open Education Resources (iOER) entwickelt und in allen genannten LMS zum Einsatz
gebracht. Web-Komponenten sind die ideale technische Umsetzung von iOER, siehe Abb. 1:

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Abb. 1 | Web-Komponenten als ideale technische Umsetzung für iOER (Kaul 2020)

iOER verpacken Inhalt und Interaktionslogik zu einer Einheit von Content und Software. Digitales Gemeingut
(digital commons), siehe (Rifkin 2014), waren im E-Learning bisher auf OER und das WWW als technische Ba-
sis beschränkt, d.h. auf passive Medien, wie Text, Bild, Ton und Video. Durch die Hinzunahme von Software
wird das Tor zu völlig neuen Möglichkeiten der Interaktion aufgestoßen. Allerdings verlässt man damit das
Fachgebiet der Medien und betritt eine der komplexesten und schwierigsten Fachdomänen der praktischen
Informatik: verteilte Programme. Auch im Bereich der Lizenzen ist der Paradigmenwechsel deutlich spürbar:
Bei OER setzt man auf Creative Commons-Lizenzen, die auf Software nicht anwendbar sind. Will man freie
Lizenzen für Software einsetzen, so wählt man MIT, Apache, GPL, BSD, Eclipse oder LGPL, die im Bereich der
Medien unbekannt sind. iOER muss also sowohl für Content als auch für Software die richtigen Lizenzmo-
delle parat haben und immer mit zwei Lizenzen ausgestattet sein. Schon aus dieser kurzen Darstellung kann
man ersehen, dass Endanwender mit der Komplexität hoffnungslos überfordert wären, wenn man ihnen
nicht einfache Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten an die Hand geben würde. Genau das ist das Er-
gebnis des Teilprojekts der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: der LearningApp Marketplace, mit dem die Pro-
duktion von LearningApps als iOER wesentlich vereinfacht wird.

Vereinfachungen werden durch den LearningApp Marketplace auf 9 Ebenen erreicht:

    1.   Rekurrierung auf Web-Standards (wie bereits erläutert). Als Ablaufumgebung wird keine spezielle
         Software, keine spezielle Infrastruktur und kein spezielles LMS benötigt. Ein handelsüblicher moder-
         ner Web-Browser reicht völlig. Andererseits sind die LearningApps in allen web-basierten Umge-
         bungen - und damit auch in allen modernen LMS - einbettbar und ablauffähig. Kollaborative An-
         wendungen zwischen heterogenen LMS, synchron oder asynchron, zeitversetzt oder in Echtzeit,
         werden ermöglicht, selbst wenn die zugrundeliegenden Wirts-LMS (engl. Host LMS) diese Möglich-
         keiten nicht vorgesehen haben.

    2.   Der Marktplatz fertiger Apps (LearningApp Marketplace) ermöglicht vereinfachte Produktion von
         LearningApps, einfaches Kopieren, Einbetten, Verlinken, Modifizieren und Kombinieren von Apps
         auf allen web-basierten Plattformen, also auch in allen modernen LMS.

    3.   Das Lizenzmodell von Creative Commons 0 (CC0), auch Public Domain genannt, für den Inhalt
         (Content) und MIT für die Software wird im LearningApp Marketplace durchgängig auf alle erstell-
         ten Apps angewendet und vereinfacht damit die Produktion und Wiederverwendung von Lehrma-
         terial erheblich.
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4.   Als Produktionswerkzeuge werden generische oder dedizierte Builder Apps eingesetzt. Da mehrere
         Builder Apps für die gleiche LearningApp möglich sind, kann der Schwierigkeitsgrad problemlos an
         die jeweilige Zielgruppe angepasst werden. Builder Apps machen das Erbauen neuer Apps so ein-
         fach wie das Ausfüllen von Webformularen. Informatik-Vorkenntnisse werden nicht benötigt. End-
         anwender kommen ohne Programmierkenntnisse sowohl bei der App-Nutzung als auch bei der
         App-Produktion aus.

    5.   Als Lizenzmodell für die Builder Apps als Produktionswerkzeuge wurde ebenfalls CC0 und MIT fest-
         gelegt, so dass damit auch die Wiederverwendung der Produktionswerkzeuge erheblich vereinfacht
         wird.
    6.   Die Einbettung fertiger Apps geschieht so einfach wie das Einbetten von Videos oder wie Verlinkung
         mit Hyperlinks (URLs).

    7.   Lizenzmodelle für Content als auch Software sind bereits fertig voreingestellt.

    8.   Vereinfachung der Usability (Vereinfachung der Oberfläche ebenso wie der Interaktionslogik) durch
         Think Aloud-Tests und Expert Walk Through, wie sie im Arbeitspaket 2.1 durchgeführt und berichtet
         wurden (Kless 2020a).

    9.   Die Offenheit des LearningApp Marketplace erlaubt unbegrenzte Erweiterung um völlig neuartigen
         Content ebenso wie völlig neuartige Interaktionslogik. Medienbrüche und Systemwechsel werden
         durch die gemeinsame technische Basis der WWW-Standards ausgeschlossen. Derselbe Mechanis-
         mus zur Anwendung, Modifikation, Adaption, Einbettung, Lizenzierung, Kombination und Konstruk-
         tion ist immer gleich universell anwendbar.

3 Verbesserung der Usability
Für die Vereinfachung der entwickelten eLearning-Strukturen ist die Verbesserung der Usability essenziell.
Zur Verbesserung der Usability wurden daher im Rahmen des Arbeitspakets 2.1 mit Lehrenden Think Aloud-
Tests durchgeführt, bei denen die Usability von LearningApp Marketplace und LearningApps evaluiert wor-
den sind, siehe (Kless 2020a). Dies lieferte wertvolles Feedback, auf dessen Basis dann weitere Verbesserun-
gen und Weiterentwicklungen durchgeführt worden sind. Jede Iteration von Lehrenden-Feedback und Jus-
tierung führt zu einer weiteren Steigerung der Usability. Mit jeder Iteration wird zudem deutlicher, welche
individuellen Anpassungsmöglichkeiten die Lehrenden benötigen. Für das Einpflegen von Inhalten und de-
ren individueller Anpassung benötigen Lehrende im LearningApp Marketplace grundsätzlich keine Program-
mierkenntnisse (siehe nächster Abschnitt).

4 Minimale Anforderungen zur individuellen Anpassbarkeit/Nutzung
Der LearningApp Marketplace ist ein Unterstützungssystem für Lehrende, das Lehrenden freie Produktions-
werkzeuge für verschiedene Arten von Apps zur Verfügung stellt. Für jede Art von LearningApp gibt es eine
Web-Komponente, über welche die Funktionalität bereits implementiert ist. Abb. 2 zeigt welche Komponen-
ten Lehrenden aktuell im LearningApp Marketplace angeboten werden:

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Abb. 2 | Angebotene Komponenten im LearningApp Marketplace (Stand Juli 2020)

Zu jeder Web-Komponente gibt es eine oder mehrere Builder App, über die Lehrende im LearningApp Mar-
ketplace ohne Programmierkenntnisse durch das Ausfüllen eines Webformulars ihre App individuell anpas-
sen und insbesondere auch die Inhalte festlegen können. Möchte ein Lehrender beispielsweise einen Quiz
erstellen, wählt er im LearningApp Marketplace die Quiz-Komponente aus und geht in den Bereich für die
App-Erstellung, um zur zugehörigen Builder App zu gelangen. Dort können vom Lehrenden dann im Web-
formular die Fragen des Quiz und die zugehörigen Antworten eingegeben werden (siehe Abb. 3). Hinzu
kommen dann für jede Frage beispielsweise noch die Angaben, ob eine oder mehrere Antworten korrekt
sein können (Single Choice / Multiple Choice) und welche Antwort(en) korrekt sind.

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Abb. 3 | Builder App zur Erstellung eines Quiz, mit einem Webformular auf der linken Seite und einer Echtzeit-Vorschau
    auf der rechten Seite (Stand Juli 2020)

In der App-Vorschau auf der rechten Seite (siehe Abbildung 3) kann der Lehrende nach jeder Änderung im
Webformular direkt sehen, wie die App mit den aktuellen Einstellungen aussieht und die App direkt auspro-
bieren. Wenn der Lehrende alle Einstellungen vorgenommen hat und mit dem Ergebnis in der App-Vor-
schau zufrieden ist, kann er im unteren Bereich über den Button “New App” die App konkret als neue App
erstellen und bekommt diese dann als fertiges Paket übergeben. Jeder der bisher geschilderten Schritte er-
fordert keinerlei Programmierkenntnisse.

Wichtig ist nun, dass Lehrende ebenfalls in der Lage sein müssen, die erstellte App selbstständig und ohne
Programmierkenntnisse in eine Webseite und/oder Lernplattformen zu integrieren bzw. den Lernenden zur
Verfügung zu stellen. Bei der Übergabe der App erhält der Lehrende einen HTML-Einbettungscode (siehe
Abb. 4), über den die App, ähnlich wie bei einem YouTube-Video, in beliebige web-basierte Inhalte einge-
bettet werden kann.

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Abb. 4 | Übergabe einer LearningApp an den Lehrenden im LearningApp Marketplace (Stand: Juli 2020)

Ebenfalls erhält der Lehrende eine App-URL, die er mit den Lernenden teilen kann und über die diese dann
direkt zur App gelangen. Die App-URL erhält der Lehrende zusätzlich auch in Form eines QR-Codes, der
dann beispielsweise auf Vorlesungsfolien platziert werden kann, so dass Lernende auch über das Scannen
des QR-Codes direkt zur App gelangen. Zusätzlich kann die App als HTML-Datei, als iBook Widget (zur In-
tegrierung der App in interaktive Lehrbücher) und als SCORM-Paket heruntergeladen werden (siehe Abb. 4).
Die Integrierung der App in einer Lernplattform ist, je nachdem um welche Lernplattform es sich konkret
handelt, über den HTML-Einbettungscode, die App-URL, die HTML-Datei und/oder das SCORM-Paket mög-
lich. Im LearningApp Marketplace wird unter “How To” in kurzen Videos gezeigt, wie eine erstellte App in
ILIAS, OLAT und Moodle am einfachsten integriert werden kann. Somit ist auch die Bereitstellung einer App
für Lernende durch den Lehrenden ohne jegliche Programmierkenntnisse möglich.

5 Unterstützende Angebote für Lehrende
Zur Unterstützung von Lehrenden wurde im Rahmen von Arbeitspaket 2.1 ein Video produziert, dass in den
LearningApp Marketplace und dessen Möglichkeiten einführt und in der work&study-Informationsplattform
hinterlegt ist. Weitere kurze Erklärvideos im “How To”-Bereich des LearningApp Marketplace unterstützen
Lehrende dabei, wie eine neue App erstellt, nachträglich geändert und in verschiedenen Lernplattformen
eingebettet werden kann.

An den Koblenzer eLearning-Tagen wurde der LearningApp Marketplace im Rahmen des Vortrags “Good
Practice: Agile Gestaltung von digitalen Lernumgebungen – „LearningApp-Marketplace – das agile Unter-
stützungssystem für Lehrende“ vom Teilprojektkoordinator auf den Koblenzer eLearning-Tagen, die unter
dem Motto “Agile Lehr- und Lernformate” standen, vorgestellt. Der Vortrag wurde inhaltlich folgenderma-
ßen angekündigt: “Im Vortrag wird der im Rahmen des Verbundprojekts „work&study“ entwickelte Learnin-
gApp-Marketplace vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein agiles Unterstützungssystem für Lehrende. Der
LearningApp-Marketplace stellt digitale Werkzeuge bereit, mit denen die Lehrende eigene Apps erstellen
und diese flexibel in Lernmanagementsysteme und Webseiten integrieren und so ihre individuelle Didaktik
anreichern können. Gezeigt wird u.a. die App-Erstellung, deren Bereitstellung für Lernende, die LearningApp
für spontane plattformübergreifende Live-Umfragen und Learning Analytics.”

Um iOER, LearningApp Marketplace und LearningApps insbesondere den besonders in digitaler Lehre enga-
gierten Lehrenden der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nahezubringen und zu diskutieren, wurde vom

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Teilprojektleiter und vom Teilprojektkoordinator im “Core-Team Digitalisierung in der Lehre” die Arbeits-
gruppe “Open Education Resources (OER)” gegründet.

An der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wurden die entwickelten Konzepte ebenfalls im Rahmen von Online-
Seminaren, Tag der Lehre und Studieninformationstagen vorgestellt und kommuniziert.

Eine besondere Rolle spielt für Lehrende die Frage nach dem langfristigen Support. Bei auftretenden Proble-
men bei der Nutzung von LearningApp Marketplace und LearningApps wollen Lehrende (das hat sich auch
im Laufe der im Rahmen des Arbeitspakets 2.1 durchgeführten Think Aloud-Tests im Gespräch mit den Leh-
renden bestätigt) die Garantie, dass es einen Ansprechpartner gibt, den Sie kontaktieren können. Zudem
wünschen sich Lehrende die Möglichkeit einer individuellen Beratung, welche LearningApps in ihrem speziel-
len Lehrkontext mit ihrer individuellen Didaktik sinnvoll sind und einen echten Mehrwert bringen. Dabei ist es
besonders wertvoll, wenn Lehrende auch Featurewünsche äußern können, die mit der Zeit dann umgesetzt
werden. Während der 2. Förderphase wurde für Lehrende durchgängig Support, individuelle Beratung und
die Umsetzung von Featurewünschen von den Projektmitarbeitern des Verbundpartners Hochschule Bonn-
Rhein-Sieg geleistet. Erfreulicherweise wird nach dem Projektende der Teilprojektkoordinator im Rahmen
einer neuen unbefristeten halben Stelle im Fachbereich Informatik der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erhalten
bleiben, wodurch gewährleistet ist, dass auch dauerhaft weiter ein Ansprechpartner existiert.

6 Nachhaltige Pflege der eLearning-Angebote
Für eine erstellte LearningApp erhalten Lehrende bei der Übergabe der App auch eine eindeutige App-ID
(siehe Abb. 4). Über diese App-ID kann der Lehrende seine App auch nachträglich über den “Load App”-
Button in der zugehörigen Builder App wieder laden (siehe Abb. 3) und zu einem späteren Zeitpunkt seine
App-Einstellungen anpassen. Die Änderungen können über den “Update App”-Button gespeichert werden.
Das Besondere dabei ist, dass die Änderungen unmittelbar überall im Web, wo die App bereits integriert ist,
wirksam sind. Beispielsweise muss, wenn die App bereits in einer Lernplattform oder Webseite eingebettet
ist, der Einbettungscode nicht aktualisiert werden. Sobald der Lehrende auf “Update App” klickt, sind die Än-
derungen für die Lernenden beim nächsten Aufruf wirksam. Lehrende haben auch die Möglichkeit bereits
existierende LearningApps als Vorlage für neue Apps zu nutzen (eine Art “Ähnliche App erstellen”). Hierfür
benötigen sie lediglich die App-ID der bereits existierenden App. Diese kann dann über “Load App” gela-
den” verändert und anschließend über “New App” als neue unabhängige App gespeichert werden. Durch
das Rechtesystem wird zudem verhindert, dass Unbefugte eine App modifizieren, überschreiben oder gar
löschen.

Für die Nachhaltigkeit spielt die technologische Basis von eLearning-Strukturen eine entscheidende Rolle.
Meist wird auf ein spezifisches LMS gesetzt, welches um PlugIns mit weiteren eLearning-Tools angereichert
wird. Weiterentwicklungen des LMS bringen meist einen hohen Migrationsaufwand mit sich, da nach jedem
Update auch die PlugIns überarbeitet und angepasst werden müssen, um wieder kompatibel zu sein. Noch
größer wird der Aufwand, wenn eine Bildungseinrichtung auf ein anderes LMS wechselt. Niemand weiß, was
in den nächsten Jahren das nächste bevorzugte LMS sein wird. Aus diesem Grunde setzen LearningApps
nicht auf ein spezifisches LMS, sondern auf das Web und dessen standardisierte Technologien: HTML, CSS,
JavaScript und Web-Komponenten. Der Webbrowser selbst ist die Lernplattform. Lehrende können Learnin-
gApps dadurch erheblich flexibler einsetzen und wiederverwenden, egal welche LMS in der Zukunft noch
kommen werden, da alle modernen LMS web-basierte Systeme sind.

Ein weiterer wichtiger Punkt für Lehrende im Kontext der Nachhaltigkeit ist die Abwärtskompatibilität. Dies
können LearningApps über die zugrunde liegenden Web-Komponenten und deren Versionierbarkeit beson-
ders gut gewährleisten. Die Versionierung erlaubt es, dass auch mehrere unterschiedlichen Versionen einer
Web-Komponenten in derselben Webseite konfliktfrei ausführbar sind. Beispiel: Ein Lehrender erstellt einen
Lückentext als LearningApp und integriert ihn in die Webseite zu einer Lehrveranstaltung. Nach einem Jahr
erstellt der Lehrende einen weiteren moderneren Lückentext, da sich die Web-Komponente für Lückentexte
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im LearningApp Marketplace inzwischen weiterentwickelt hat. Dieser Lückentext wird nun ebenfalls vom Leh-
renden in der gleichen Webseite eingebettet. Beide Lückentexte werden ohne Fehler in der selben Webseite
dargestellt. Auch Weiterentwicklungen der Web-Standards sind in aller Regel unproblematisch, da hier seit
jeher in besonders hohem Maße auf Abwärtskompatibilität geachtet wird. Damit wurde die technische
Grundlage für Langfristigkeit, Archivierbarkeit und Nachhaltigkeit gelegt.

Ein weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit ist, dass der LearningApp Marketplace selbst eine Web-Komponente
ist (Kless 2020b). Sollte also die Webseite von work&study nicht mehr online sein, so könnten die Learnin-
gApp-Ressourcen problemlos auf eine andere Webseite migriert oder in eine andere Sammlung integriert
werden.

7    Zusammenfassung
Moderne Didaktik muss den Schritt von “Learning To Know” zu “Learning To Do” leisten. Modernes Lehrma-
terial darf daher nicht nur passiver Content sein, sondern muss studentische Interaktion erlauben. Die Pro-
duktion von Lehrmaterial muss folglich von OER zu iOER wechseln. Für iOER sind Web-Komponenten die
ideale technische Umsetzung. Mit dem Ergebnis des Teilprojekts der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, dem
LearningApp Marketplace, konnte die Produktion von LearningApps als iOER wesentlich vereinfacht werden.
Durch geeignete Usability-Testmethoden konnte die Usability verbessert werden (Kless 2020a). Lehrende
können ohne Programmierkenntnisse iOER auf diesem Marktplatz finden, adaptieren, modifizieren, kombi-
nieren oder neu erstellen. In diesem Sinne unterstützt der LearningApp Marketplace Lehrende bei der Nut-
zung von iOER. Mit diesem Marktplatz können Lehrende iOER finden, selbstständig pflegen und nachhaltig
weiterentwickeln zum Nutzen der Studierenden, der Lehrenden und der Gesellschaft.

8 Literatur
Kaul M. (2020) Student Activation in iOER Maker Spaces. In: Auer M., Tsiatsos T. (eds) The Challenges of the
Digital Transformation in Education. ICL 2018. Advances in Intelligent Systems and Computing, vol 916.
Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-030-11932-4_4.
Kless, A. (2020a) Bericht zum Arbeitspaket 2.1, Verbundprojekt work&study, Teilprojekt der Hochschule
Bonn-Rhein-Sieg, BMBF Förderkennzeichen 16OH22056.

Kless, A. (2020b) GitHub Repository zum LearningApp Marketplace, https://github.com/ccmjs/work-and-
study/tree/master/learningapp-marketplace .

Rifkin, J. (2014) Die NULL Grenzkosten Gesellschaft, Das Internet der Dinge, Kollaboratives Gemeingut und
der Rückzug des Kapitalismus, Campus-Verlag, Frankfurt, New York.

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