Club-Brief Internationaler Club La Redoute Bonn e.V.
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38. ClubBrief Internationaler Club La Redoute Bonn e.V. 63. Club-Brief Dezember 2020 Liebe Mitglieder! Liebe Clubmitglieder! Wir befinden uns alle objektiv in einer nicht einfachen Lage. Gleichwohl kommt es auf ein Durchhalten und Durchstehen der Krise an. Bonn hat eine neue Oberbürgermeisterin und man kann gespannt sein, welche Rolle der Bundesstadt zukünftig zugewiesen wird, bekanntlich ein Status mit Alleinstel- lungscharakter, den zu erhalten nach neuen Ideen ver- langt. Fahrradstädte gibt es viele, einen bundespoliti- schen Anspruch können nur wenige Städte stellen. Was wir als Club dazu beitragen können, darum wollen wir uns gerne bemühen. Auch Universitätsstädte gibt es viele, aber eine Exzel- lenz-Universität zu sein, das gibt es nicht häufig. Wir ver- danken dies maßgeblich unserem Mitglied Rektor Pro- fessor Hoch, der auch noch bundesweit als Rektor des Jahres ausgezeichnet wurde. Präsident Mayer mit Linda Teuteberg, zu Gast auf der Hybrid- Die internationale Lage ist für einen internationalen Club Veranstaltung am 01.09.2020 besonders wichtig. Einen Reset der transatlantischen Beziehungen zu erleben, dürfte eine maßgebliche Erwar- Zuschaltungen praktizieren dürfen, die wir sonst nicht tung sein, die sich mit der neuen Administration in den ermöglichen könnten. USA verbindet. Von Deutschland wird mehr sicherheits- Unser Repertoire an Kommunikation ist eigentlich groß: politisches Engagement verlangt. Dass Deutschlands hybride wie digitale Veranstaltungen neben dem Interna- wirtschaftliche Ausrichtung auf dem eurasischen Konti- tional Round Table, den diversen Circle-Treffen und na- nent sich mit seiner proatlantischen Verankerung verbin- türlich den Abendvorträgen: wir haben ein Spektrum an den lassen muss, wird nicht immer widerspruchsfrei Kommunikationsmöglichkeiten – aber zurzeit leider nur möglich sein. Europa darf jedenfalls kein dritter Pol im prinzipiell, kaum real. Verhältnis zwischen China und den USA sein wollen. Europa sollte nun wieder ein mehr aktiver, mittragender Kommunikativ besonders erwähnenswert ist ein neuer Bestandteil des vielleicht mehr Einigkeit demonstrieren- Internetauftritt des Clubs, der modern, optisch attraktiv den Westens sein. und leicht verstehbar ausfallen soll und in Entwicklung begriffen ist. Dass die Innenpolitik sehr stark durch die großzügige Bereitschaft der Koalition gekennzeichnet ist, in der Mein Vorweihnachtstext möge am Ende auch etwas Er- Corona-Krise betroffenen Einrichtungen finanzpolitisch bauliches beziehungsweise Aufbauendes, jedenfalls Er- unter die Arme zu greifen, führt durchaus auch zu skepti- munterndes transportieren, ohne dass ich etwas in rosi- schen Perspektiven, über die wir im Club diskutieren gen Farben zeichnen möchte. Aber wir sind alle, wie Sie könnten: „Der Schuldenstand, den die Bundesrepublik in wissen, alt genug, um damit auszukommen, dass man- 70 Jahren aufgebaut hat, wird dieses und nächstes Jahr che Herausforderungen unangenehm bleiben. „Jede Kri- mit einem Schlag um 30 Prozent erhöht“ (WELT vom se hat auch ihre Chance“. Wir haben uns die Lage nicht 03.11.2020), so führt unser Mitglied Kay Scheller aus. ausgesucht, aber stehen sie jedenfalls gemeinsam durch. Vielleicht kann man Ermunterung auch so, sehr Bleiben wir bei Corona. Graue Wintertage werden weiter nüchtern, aber realistisch formulieren. eingetrübt durch die pandemische Lage, die uns zu ver- einsamen und zu vereinzeln droht. Deshalb sind wir trotz Mit allen guten Wünschen - insbesondere für die Weih- Kontakteinschränkungen um Kontakte und Verbindungen nachtszeit und das neue Jahr 2021 zu halten bemüht. Ärgerlich natürlich, dass uns der Virus immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht, Ihr wenn mühsam vereinbarte Vortragsgelegenheiten abge- sagt werden müssen. Gleichwohl hat das digitale Mo- mentum – vielleicht mehr künftig als jetzt, wo es im Über- fluss angeboten wird – seinen Reiz, dass wir weltweit Präsident
Seite 2 63. Club-Brief Interview mit Generalsekretär Dr. Hubertus von Morr Lieber Herr Dr. von Morr, sehr geschätzter General- Mit seiner 1000 Mann starken Armee ist Luxemburg sekretär des Internationalen Clubs, natürlich nicht sehr wehrhaft. Als Mitglied der NATO stattete es diese mit einem halben Airbus 400 aus, Sie sind uns allen gut bekannt aufgrund Ihres uner- die andere Hälfte bezahlte Belgien. Ist das ein an- müdlichen und vielfältigen Einsatzes für das Pro- gemessener Beitrag für den Schutz, den die NATO gramm und das Funktionieren des IC. Luxemburg im Gegenzug bietet? Zunächst möchte ich mich im Namen der Mitglied- Das Land hat im 20. Jahrhundert die bittere Erfah- schaft dafür SEHR bedanken. Dann kommen gleich rung gemacht, dass ihm die damals gewählte Neut- meine Fragen nach Ihrer Motivation und nach Ihrem ralität nicht geholfen hat. Zweimal wurde es von der für Sie schönsten Erlebnis im Rahmen dieses En- deutschen Wehrmacht überrannt und besetzt, im I. gagements? und im II. Weltkrieg. Als Konsequenz ist es 1949 der NATO als Gründungsmitglied beigetreten. Es Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte. Meine Tä- stellt mit seiner Armee einen eigenen Wehrbeitrag, tigkeit für den Club ist eine geradezu ideale Fortset- erledigt seine Pflichten also nicht nur mit dem zung meiner langjährigen Tätigkeit im Diplomati- Scheckbuch. Und es beteiligt sich im Rahmen sei- schen Dienst, zuletzt als Botschafter in Luxemburg. ner Möglichkeiten auch an internationalen Friedens- Sehr schön war es für mich, dass Jean-Claude einsätzen. Juncker recht schnell nach meinem Amtsantritt im Club zu uns kam und in der Redoute sprach. Das Sie waren ab 1995 als Gruppenleiter wesentlich für war im März 2013. die Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und politi- sche Analyse im Kanzleramt verantwortlich, eine Von 2006 bis 2012 vertraten Sie Deutschland als wichtige politische Aufgabe. Helmut Kohl lag da- Botschafter in Luxemburg. Das Land hat als erstes mals in den Endjahren seiner Kanzlerschaft. Er war den Vertrag von Maastricht unterzeichnet und 1986 nicht mehr überaus populär und die deutsche Be- den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen völkerung wollte einen Wechsel an der Spitze des verliehen bekommen mit der Widmung „Das Volk Staates. Die Wahl 1998 hat er dann krachend verlo- Luxemburg, Vorbild der Beharrlichkeit auf dem Weg ren an die SPD unter Gerhard Schröder. Merkte zur Einheit Europas“. Großherzog Jean nahm ihn man ihm damals im täglichen Umgang seine entgegen. Eigenartig mutet in diesem Lichte die zu- schwindende Verankerung in der gesellschaftlichen sätzliche Preisverleihung in 2006 an den Europäi- Realität schon an? schen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker an, der nicht nur positiv für Europa gese- Eine so lange Amtszeit, wie Helmut Kohl sie hatte, hen wird. Finden Sie das auch? birgt eben auch Probleme. Es kommt auch auf den Abgang an, und die Wahl des richtigen Zeitpunkts Das luxemburgische Volk steht in seiner positiven ist nicht einfach. So lange wie ich in Bonn gearbei- Einstellung zur europäischen Idee und zur europäi- tet habe, bis Anfang 1997, habe ich von einer schen Integration seit langem an der Spitze, das schwindenden Verankerung nicht viel bemerkt. Ich belegen die Daten von Eurostat, der europäischen bin ja dann noch für knapp zwei Jahre für Kohl in Statistikbehörde und andere Umfragen. Das Land Berlin tätig gewesen, als Leiter der Berliner Dienst- hat viele wichtige Institutionen aufgenommen, wie stelle des Kanzleramts, zur Vorbereitung des Um- den Europäischen Gerichtshof, die Investitionsbank, zugs der Bundesregierung. das Sekretariat des Parlaments und auch Eurostat. Es ist mit seinen Menschen, die mindestens drei Bei den Verhandlungen der KSE in Wien - Sprachen beherrschen, ein vorzüglicher Gastgeber. Verhandlungen über die konventionellen Streitkräfte Deshalb hat es den Karlspreis verdient. Das gleiche in Europa- saßen Sie von 1989-1991 in der Delega- gilt für Jean-Claude Juncker, den ich in einer Reihe tion Deutschlands mit am Tisch. Das fiel in die Zeit mit Jean Monnet, Robert Schuman, Walter Hall- der deutschen Wiedervereinigung und war daher stein, Jacques Delors und Pierre Werner sehe. sicherlich besonders spannend. Welches waren die Beschlüsse? Er hat unter den gegebenen Umständen und mit den vorhandenen Instrumenten sehr viel für Europa Bei den KSE-Verhandlungen ging es um die Redu- geleistet. Das sollen ihm erstmal andere nachma- zierung militärischen Geräts – Kampfpanzer, Hub- chen! schrauber, Flugzeuge usw., aber auch des militäri- schen Personals auf beiden Seiten, also der NATO und des damaligen Warschauer Pakts.
63. Club-Brief Seite 3 Es ging um den Übergang von einem waffenstar- renden Kontinent zu Frieden und Sicherheit, auch im Geiste der KSZE-Schlussakte von Helsinki, dem eigentlichen Endpunkt des Kalten Krieges, wenn man so will. Der KSE-Vertrag war und ist trotz aller Schwierigkeiten das Fundament in der militärischen Hardware. Man müsste heute an diesen Geist anknüpfen und Abrüstung und Rüstungskontrolle wieder ihren Platz geben. Während der Präsidentschaft von Ronald Reagan dienten Sie als deutscher Konsul in Houston/ Texas von 1984-1986. Haben Sie ihn persönlich kennen- gelernt und wenn ja, wie war Ihr Eindruck aus der Nähe von diesem Mann? Ja, ich habe ihn persönlich kennengelernt. Der An- lass war freilich ein trauriger: das Gedenken an die Opfer des Challenger-Desasters auf dem Gelände Dr. Hubertus von Morr, 1947 in Berlin geboren ist seit 2013 der NASA in Houston. Generalsekretär des Clubs. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn trat er in den Auswärtigen Dienst ein, In den 90er Jahren war er in verschiedenen Ronald Reagan war ein beeindruckender Mensch, Funktionen im Bundeskanzleramt tätig. Als Botschafter ver- voller Herzlichkeit und Empathie. Wir Deutsche ver- trat er die Bundesrepublik Deutschland in Südkorea und danken ihm besonders viel. Denken Sie an seine Luxemburg. Dr. von Morr ist verheiratet, hat 3 Kinder und 6 legendären Worte in Berlin, vor dem Brandenburger Enkelkinder. Tor: „Mr Gorbatchev, open that gate“! Zum Schluss meine obligatorische Frage, ob Sie Sie waren seit 2010 Lehrbeauftragter für Völker- sich für den Club noch etwas wünschen oder weite- recht an der Universität Trier. Dabei konnten Sie re Vorschläge für das Clubleben haben? den Studierenden reichlich aus der Praxis Ihres in- ternationalen Berufslebens berichten. Ich nehme Ich wünsche dem Club, dass der die Schwierigkei- an, dass diese Ihr Erfahrungswissen besonders ten der Corona-Pandemie gut übersteht und mög- schätzen? lichst schnell wieder sein volles Programm aufneh- men kann: Reale Veranstaltungen mit „richtigen Ich hoffe es. Die Tätigkeit hat mir viel Freude ge- Menschen“, die sich begegnen und austauschen macht. Gerade im Völkerrecht kommt es auf die können, auch beim Glas Wein! Verbindung von Theorie und Praxis an. So konnte ich meine Erfahrungen in der Berlin- und Deutsch- Und nicht zu vergessen: unsere Reisen und Ausflü- landpolitik nutzen, ebenso in der Sicherheitspolitik. ge, die für mich ein ganz wichtiger Bestandteil des Aber auch an meinen Auslandsposten wie in der Clublebens sind! Türkei und in Korea gab es vieles an Erlebnissen und Eindrücken, was ich an der Universität einbrin- Lieber Herr von Morr, ich danke Ihnen für Ihre er- gen konnte. hellenden und interessanten Ausführungen. Das Interview führte Dorika Seib Herausgeber Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen Internationaler Club La Redoute, Bonn e. V. Kurfürstenallee 1 53177 Bonn Telefon 0228 353858 Telefax 0228 359189 13.01.2021 19:00 Uhr: Patricia Espinosa, Mail: internationalerclub.bonn@t-online.de Web: www.intclubredoutebonn.de Generalsekretärin Klimarahmenkonvention der VN in Bonn 27.01.2021 19:00 Uhr: Christian Kullmann, Vorstand Evonik Industries Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Hubertus von Morr Über Details zur Möglichkeit von Live-Veranstaltungen und/oder Übertragung mit Gestaltung: Patricia Krischer Zoom und Ihre Teilnahmemöglichkeiten informieren wir Sie in Kürze!
63. Club-Brief Seite 4 Zum Tode unseres Ehrenpräsidenten Wolfgang Clement Als unser als Diplomatentreffpunkt 1953 ge- Ehrenpräsident zu sein er als Ehre empfinde. gründeter Club sich nach Wegzug des Bundes Der Club verdankt ihm viel, was er in einem in ein Forum für an Themen aus Politik, Wirt- Nachruf im „General-Anzeiger“ gewürdigt hat. schaft, Wissenschaft und Gesellschaft interes- Mitglieder, die ihn näher kannten, schätzten sierte Bürger und Begegnungsort für Ausländer Wolfgang Clement als Menschen, der frei war und Deutsche im Raum Bonn-Rhein-Sieg um- von Allüren, wie sie Spitzenpolitiker oft entwi- strukturierte, schien es angemessen, die Ehren- ckeln, der zuhören konnte und anderen mit präsidentschaft, die bis dahin der Bundesau- Respekt begegnete. Seine Menschenfreund- ßenminister innehatte, dem Ministerpräsidenten lichkeit war überzeugend, seine unprätentiöse von NRW anzutragen, um so die neue Rolle Art und sein Humor verschafften ihm viele des Clubs auch nach außen sichtbar zu ma- Freunde. Jen- chen. Ich trug seits aller politi- Mitte 1999 dem schen Loyalitä- im Vorjahr zum ten spürten vie- Ministerpräsi- le, dass sie sei- denten gewähl- ne Grundüber- ten Wolfgang zeugungen teil- Clement unser ten. Vielen impo- Anliegen vor und nierte, dass in erhielt prompt seinem politi- eine zustimmen- schen Wirken de Antwort. sachlich gebote- Wolfgang Cle- ne Entscheidun- ment, selbst gen vor partei- Bonner Bürger, politischer Taktik schätzte den rangierten. Sei- Rang der Stadt ne hohen als Geburtsort Staatsämter sah Beethovens, Sitz er nicht als Ge- © picture alliance/dpa / Rolf Vennenbernd einer erstklassi- legenheit, per- gen Universität, zweier DAX-Unternehmen und sönliche Geltung und Ansehen zu erhöhen, einiger VN-Sekretariate hoch ein. Er hatte er- sondern als Teil eines Auftrags, aus christlicher kannt, dass ein Club wie der ICR die Chance Überzeugung den Menschen zu dienen. bot, Bonns Rolle als Bundesstadt nach dem Der Club gedenkt seines beliebten Ehrenpräsi- Verlust der Hauptstadtfunktion zu stärken, und denten Wolfgang Clement in tiefer Trauer. Un- sah in seiner Ehrenpräsidentschaft die Mög- ser Mitgefühl gilt Frau Karin Clement und ihren lichkeit, dieses Ziel auch als Landesvater zu fünf Töchtern, die in dem vom Land NRW ge- fördern. Er ließ sich regelmäßig vom Leben des Clubs berichten und gab bei häufigen Mittages- stalteten Staatsakt am 13. Oktober 2020 im Ple- sen zu zweit dazu nützliche Anregungen. Aus narsaal des ehemaligen Bundestags mit bewe- seinem großen Netzwerk vermittelte er hoch- genden Worten Abschied von ihrem Vater ge- rangige Gastredner und hielt selbst Vorträge nommen und damit dem Bild seiner Persönlich- vor allem zur Energiepolitik. keit einen weiteren sympathischen Zug hinzu- gefügt haben. Auch als er als Bundesminister nach Berlin be- rufen wurde, ließ sein Engagement nicht nach. Wiegand Pabsch (Präsident 1998 - 2010) Noch in jüngster Zeit versicherte er Präsident Tilman Mayer sein Interesse am Club, dessen
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