www.berlin-brain-summit.de Interdisziplinäres Gipfeltreffen zu Gehirnerkrankungen - Mai - 2. Juni 2022 | CityCube Berlin - Berlin Brain Summit

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digitales Booklet

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                    Interdisziplinäres Gipfeltreffen
                    zu Gehirnerkrankungen
                    31. Mai – 2. Juni 2022 | CityCube Berlin
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Biogen-71989
Unser Engagement im Kampf gegen Alzheimer
Alzheimer raubt den Menschen, die wir lieben, Erinnerungen, Unabhängigkeit und schließlich die Fähigkeit,
alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Als Pionier der Neurowissenschaft treiben wir die Erforschung
der Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten voran – um das zu bewahren, was im Leben zählt.

biogen.de
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Inhalt                                 Editorial                                                                                3

04 Veranstalter und Programmkomitee    Sehr geehrte Damen und Herren,
                                       liebe Kolleginnen und Kollegen,
05 Betrachtungen zu Geist und
   Gehirn                              in ihrer Gesamtheit gehören Erkrankungen des Gehirns zu den großen
                                       Herausforderungen für Medizin und Gesellschaft. Diese treten in Deutschland, der EU und
07 COVID-19 in Psychiatrie und
                                       weltweit immer häufiger auf. In den Statistiken zu globaler Krankheitslast und vorzeitigen
   Neurologie
                                       Todesfällen kommen fünf der zehn wichtigsten Krankheiten aus diesem Bereich (WHO).
10 Kongressinformationen               Um eine schnellere Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die klinische Praxis zu
                                       ermöglichen und die Versorgung von Patient/-innen mit Erkrankungen des Gehirns zu
12 Vorläufiges Programm
                                       verbessern, ist ein fächerübergreifender Wissensaustausch notwendig.
17 Die Globalisierung der Wirkstoff-
                                       Vor diesem Hintergrund habe ich mit Kolleg/-innen aus der Neurologie, Pharmazie und
   produktion
                                       Psychiatrie ein neues Kongressformat, den Berlin Brain Summit (BBS), konzipiert.
19 Morbus Alzheimer – der Kampf        Der BBS liefert erstmals eine Plattform für den dringend gebotenen interdisziplinären
   gegen die Vergesslichkeit           und berufsübergreifenden Austausch und kann somit die Basis für eine nachhaltige
                                       Strategie in der Versorgung der Patient/-innen sein.
22 Praxismanagement
                                       Das vorliegende Heft liefert wichtige Informationen zum Kongress und bietet interessanten
23 Depression – kleine Schritte
                                       Lese- und Informationsstoff zu einigen Programm-Highlights, die Tanja Schliebe vorstellt.
   gegen einen großen Gegner
                                       Wir freuen uns, Sie beim Berlin Brain Summit in Berlin begrüßen zu dürfen.
25 Therapie des Morbus Parkinson
                                       Mit freundlichen Grüßen,

 CME Zertifizierung für Ärzte          Prof. Dr. Manfred Gerlach
und Apotheker ist beantragt            Vorsitzender des wissenschaftlichen Programmkomitees
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Veranstalter und Programmkomitee                                                                                                             4

Veranstalter und Kongress- und           Wissenschaftliches Programmkomitee                  Prof. Dr. Ludger Schöls, Sektion Klinische
Ausstellungsbüro                         Prof. Dr. Daniela Berg, Direktorin der Klinik für   Neurogenetik, Zentrum für Neurologie, Hertie-
                                         Neurologie, Universitätsklinikum Schleswig-         Institut für klinische Hirnforschung, Tübingen
CPO HANSER SERVICE GmbH
Paulsborner Str. 44                      Holstein, Kiel                                      Prof. Dr. Alexander Storch, Direktor der Klinik
14193 Berlin, Germany                    Prof. Dr. Kristina Friedland, Pharmakologie         für Neurologie, Zentrum für Nervenheilkunde,
                                         und Toxikologie, Institut für Pharmazie und         Rostock
Tel.:   +49 – (0)30 – 300669-0
E-Mail: info@berlin-brain-summit.de      Biochemie, Universität Mainz                        Prof. Dr. Dr. Johannes Thome, Direktor der
www.cpo-hanser.de                        Prof. Dr. Isabella Heuser-Collier, Direktorin       Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psycho-
                                         der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,      therapie, Zentrum für Nervenheilkunde, Rostock

  Veranstaltungsort
                                         Charité-Universitätsmedizin, Berlin                 Prof. Dr. Jens Volkmann, Direktor der Neuro-
                                         Prof. Dr. Petra Högger, Sektion Klinische Phar-     logischen Klinik und Poliklinik, Universitätsklini-
                                         mazie, Institut für Pharmazie und Lebensmittel-     kum Würzburg
  CityCube Berlin
  Haupteingang: Ecke Jafféstraße /       chemie, Universität Würzburg                        Prof. Dr. Susanne Walitza, Direktorin der Klinik
  Messedamm, 14055 Berlin                                                                    für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psycho-
                                         Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Lehrstuhlinhaberin
                                         für Pharmazeutische und Medizinische Chemie,        therapie, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Redaktion digitales Booklet, Juli 2021   Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie,      Prof. Dr. Jens Wiltfang, Direktor der Klinik für
                                         Universität Würzburg                                Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsme-
Prof. hon. Tanja Schliebe
PPM, Zürich                              Prof. Dr. Marcel Romanos, Direktor der Klinik       dizin Göttingen
                                         für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Jugend-
Wissenschaftliche Gesamtleitung          psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie,
Prof. Dr. Manfred Gerlach, Berlin        Zentrum für Psychische Gesundheit, Universi-
E-Mail: mgbbs@berlin-brain-summit.de     tätsklinikum Würzburg
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Betrachtungen zu Geist und Gehirn                                                                                                                       5

Was, wenn Bewusstsein nur ein Produkt               Artikulation einzelner Worte sind unbewusste        persönliche Bewusstsein die Inhalte der persön-
unseres unbewussten Gehirns ist?                    Prozesse.                                           lichen Erzählung begleitet, ist kausal zwingend.
                                                                                                        Aber sie ist nicht unbedingt relevant für das Ver-
Das Bewusstsein ist ein fruchtbares Thema für       Die Haupttriebkraft hinter dieser traditionellen
                                                                                                        ständnis und die Erklärung der psychologischen
Verwirrung. Wir alle wissen, was es bedeutet,       Unterscheidung geht auf unsere eigene starke
                                                                                                        Prozesse, die ihnen zugrunde liegen.
bewusst zu sein. Im Grunde ist es, sich der Welt    Überzeugung zurück, dass die Kausalität das
bewusst zu sein und auf sie zu reagieren. In ähn-   subjektive Bewusstsein mit der täglichen Er-        George Miller, ein Begründer der kognitiven
licher Weise haben wir alle eine gemeinsame         fahrung verbindet, den Anschein zu erwecken,        Psychologie – hilft uns hier auf die Sprünge:
Vorstellung davon, wie Bewusstsein funktioniert.    die Kontrolle über unsere Gedanken, Gefühle         Wenn man etwas aus dem Gedächtnis abruft,
Aber der gesunde Menschenverstand kann
leicht verwirrt werden. Wenn Sie Schmerzen in
                                                    und Handlungen zu haben. In den vergangenen
                                                    hundert Jahren hat jedoch eine wachsende            „gibt das Bewusstsein
einem amputierten Arm verspürten, wo ist der
Schmerz? Wenn Sie sagen, er sei in Ihrem Kopf,
                                                    Zahl von Beweisen begonnen, diese binäre
                                                    Unterscheidung in Frage zu stellen. Es besteht
                                                                                                        keinen Hinweis darauf,
wäre er dann auch in Ihrem Kopf, wenn Ihr Arm       nun zunehmend Übereinstimmung darüber,              woher die Antwort
nicht amputiert worden wäre? Wenn Sie ja sa-
gen, welchen Grund haben Sie dann, jemals zu
                                                    dass die meisten, wenn nicht sogar alle unserer
                                                    Gedanken, Überzeugungen, Empfindungen,              kommt; die Prozesse, die
glauben, Sie hätten einen Arm?                      Wahrnehmungen, Emotionen, Absichten, Hand-
                                                    lungen und Erinnerungen – tatsächlich hinter
                                                                                                        sie hervorbringen, sind
Danach betrachten wir das Bewusstsein – unser
subjektives Bewusstsein – als verantwortlich für
                                                    der Bühne von schnellen und effizienten unbe-       unbewusst. Es ist das
die Schaffung und Kontrolle unserer Gedanken,
Erinnerungen und Handlungen. Gleichzeitig
                                                    wussten Gehirnsystemen gebildet werden.
                                                    Früher wurde argumentiert, dass die Erfahrung
                                                                                                        Ergebnis des Denkens,
erkennen wir aber auch, dass einige dieser psy-     des Bewusstseins, obwohl unbestreitbar real,        nicht der Prozess des
chologischen Prozesse über unser Bewusstsein
hinausgehen. Wenn wir zum Beispiel einen Stift
                                                    genau das ist – Bewusstsein. Bewusstsein sei
                                                    zwar von Gehirnsystemen geschaffen, hat aber        Denkens, der spontan im
in die Hand nehmen, wissen wir vielleicht, worü-
ber wir schreiben werden, aber die Auswahl und
                                                    keine kausale Beziehung zu mentalen Prozessen
                                                    oder Kontrolle über diese. Die Tatsache, dass das
                                                                                                        Bewusstsein auftaucht“.
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Betrachtungen zu Geist und Gehirn                                                                                                                     6

In der Folge liegt nahe, dass das subjektive Be-       Wenn wir tatsächlich Subjekte des unbewussten
wusstsein – die persönliche Erfahrung dessen, wie      Schreibens sind, dann ist es nicht treffend, psy-
                                                                                                           Freuen Sie sich auf die Eröffnungsveran-
es ist, bewusst zu sein – selbst ein Produkt der un-   chologische Zustände weiterhin im Sinne von
                                                                                                           staltung des BBS:
bewussten Verarbeitung ist. Die Behauptung, dass       bewusst und unbewusst zu charakterisieren.
sowohl die subjektive Erfahrung des Bewusstseins
als auch die damit verbundenen psychologischen
                                                       Dies schränkt das theoretische Verständnis
                                                       psychologischer Prozesse ein. Wenn zudem alle          «Betrachtungen zu
Prozesse (Gedanken, Überzeugungen, Ideen,
Absichten usw.) Produkte unbewusster Prozesse
                                                       psychologischen Prozesse und ihre Produkte
                                                       auf unbewussten Systemen beruhen, dann
                                                                                                              Geist und Gehirn»
sind, steht im Einklang mit der Tatsache, dass un-     muss auch die Vorstellung, dass das Gehirn          mit Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus
bewusste automatische Gehirnsysteme alle unsere        über automatische und kontrollierte Prozesse        philosophischer Sicht (Prof. Dr. Thomas
biologischen Kernprozesse (wie Atmung und              verfügt, neu bewertet werden. Sind sie nicht        Schramme, Lehrstuhl für Philosophie der
Verdauung) zuverlässig und effizient und oft ohne      vielmehr als Differenzen auf einem Kontinuum        Universität Liverpool);
unser Bewusstsein ausführen.                           unbewusster Verarbeitung (und nicht als alter-
                                                                                                           Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus
                                                       native Systeme) zu beschreiben? Ein solcher
Es steht auch im Einklang mit einer allgemei-                                                              biologischer Sicht (Prof. Dr. med. Dr. phil.
                                                       Ansatz verzichtet weder auf die auf gesundem
neren vorherrschenden Beobachtung, die in                                                                  Johannes Thome, Direktor der Klinik und
                                                       Menschenverstand beruhende Realität der per-
den Naturwissenschaften – insbesondere in der                                                              Poliklinik für Psychiatrie und Psychothera-
                                                       sönlichen qualitativen Erfahrung, noch auf die
Neurobiologie – zu finden ist. Auf diesem Ge-                                                              pie, Zentrum für Nervenheilkunde, Rostock)
                                                       bisherigen Erkenntnisse der kognitiven Neuro-
biet ist das bewusste Primat nicht annähernd
                                                       wissenschaften. Er bietet jedoch eine Gelegen-      und der Fragestellung «Bewusstsein ohne
so weit verbreitet wie in der Psychologie. Bei
                                                       heit, etwas von der Verwirrung zu verringern, die   Gehirn? Neue Erkenntnisse der Sterbe-
komplexem und intelligentem Design in Lebe-
                                                       mit der Verwendung der Begriffe „Bewusstsein“       forschung» (Prof. Dr. rer. nat. Dr. med.
wesen wird nicht davon ausgegangen, dass es
                                                       und „Bewusstseinsinhalte“ einhergeht. Beide         Wilfried Kuhn, Schweinfurt)
von bewussten Prozessen angetrieben wird.
                                                       implizieren nach wie vor, dass das Bewusstsein
Stattdessen geht man davon aus, dass sie aus
                                                       eine funktionelle Rolle bei der Unterscheidung
adaptiven Prozessen stammen, die durch natür-
                                                       psychologischer Prozesse spielt.
liche Selektion entstanden sind.
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COVID-19 in Psychiatrie und Neurologie
                                                                                                     Aktuell                                       7

Das Virus geht, der Schaden bleibt                Bevölkerung [1,2].  Außerdem waren befragte                               spielen. Um das gesamte
                                                  Frauen, jüngere Erwachsene, Menschen mit                               Ausmaß begreifen zu können,
Abgesehen von den psychologischen Effekten
                                                  Behinderungen und Teilnehmer mit psychiatri-       müssen wohl noch einige Jahre ins Land gehen.
der Pandemie mit sozialer Isolation und
                                                  schen Komorbiditäten stärker betroffen. Diverse    Unterdessen konnten viele Angebote, beispiels-
außergewöhnlichen Stresssituationen, greift
                                                  Studien fanden neben dem vermehrten Auftre-        weise durch den Einsatz von Telemedizin, ent-
auch das Virus selbst die Nerven an. Die
                                                  ten von Depressionen, Schlafstörungen, Angst-      sprechend angepasst werden. Diese Entwicklung
bereits seit längerem bekannten neuro-
                                                  störungen und posttraumatischen Belastungs-        bleibt auch mit der langsamen Aufhebung der
logischen Auswirkungen, die eine Infektion
                                                  störungen auch mehr Fälle von Substanzabusus       Corona-bedingten Einschränkungen bestehen,
mit SARS-CoV2 haben kann, werden zuneh-
                                                  [2-5]. Die Untersuchung einer großen Kohorte       die Pandemie wirkt gewissermaßen als Kata-
mend genauer erforscht und charakterisiert.
                                                  dementer Patient/-innen zeigte in 59,6 % neue      lysator für die Digitalisierung im Gesundheits-
Neurologische Beschwerden sind sowohl im
                                                  oder vermehrte Verhaltensauffälligkeiten sowie     wesen. Und dennoch kann die Telemedizin den
stationären als auch im ambulanten Sektor
                                                  eine große Belastung der Caregiver durch           persönlichen Kontakt nicht in allen Bereichen
weit verbreitet und beschäftigen Patient/-in-
                                                  Quarantänemaßnahmen [6].                           adäquat ersetzen. Geeignete Kanäle und Struk-
nen und Ärzt/-innen bisweilen noch lange
                                                                                                     turen müssen erst aufgebaut und evaluiert
nach der aktiven Infektion.                       All diese Erkenntnisse sind lediglich Auszüge
                                                                                                     werden. Es gilt, die Qualität, Zugänglichkeit und
                                                  aus einer unterdessen weiten Studienlandschaft
Dass soziale Isolation, finanzielle Sorgen und                                                       Akzeptanz sicherzustellen – und jene nicht zu
                                                  zu psychosozialen Folgeschäden von COVID-19.
vermehrte Krankheits- und Todesfälle im so-                                                          vergessen, die durch die Pandemie vielleicht
                                                  Diese scheinen alle Teile der Bevölkerung zu
zialen Umfeld weitreichende psychologische                                                           noch weniger sichtbar geworden sind [7,8].
                                                  betreffen und insgesamt weit verbreitet zu sein,
Folgen haben können, ist wenig erstaunlich. Die
                                                  wobei individuelle Faktoren wie Einkommen          Schlaganfälle und diffuse Enzephalopathien
genauere Analyse dieser Effekte liefert dennoch
                                                                 und vorbestehende Belastungen
spannende Informationen. So zeigen Auswer-                                                           Nicht nur die pandemiebedingten Umstände
                                                                    sicherlich eine wichtige Rolle
tungen tausender Fragebögen aus Wuhan und                                                            haben frappante Auswirkungen auf den psych-
Australien, dass im Gesundheitswesen tätige                                                          iatrisch-neurologischen Bereich, sondern auch
Personen und pflegende Angehörige mehr                                                               das Virus selbst (Übersicht 1). So existiert die
unter den psychologischen Auswirkungen der                                                           Hypothese, dass die respiratorische Insuffizienz
COVID-19-Pandemie leiden als die restliche                                                           – oftmals die Todesursache bei COVID-19 – unter
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COVID-19 in Psychiatrie und Neurologie                                                                                                                                    8

anderem auf eine virale Invasion des Hirn-                                                                                  Dysfunktion sowie Mikrothromben und keine

                                                        Die häufigsten neuro-
stamms zurückzuführen sein könnte [11]. Be-                                                                                 viralen Infiltrate [12,13]. Nichtsdestotrotz kann
reits letztes Jahr zeigten Daten aus China, dass                                                                            das Virus in Hirnzellen eindringen und sich
über ein Drittel der hospitalisierten Patient/-in-
     nen unter verschiedenen neurologischen
                                                        logischen Manifesta-                                                dort auch replizieren [14]. Auch psychiatrische
                                                                                                                            Krankheitsbilder, die zu Veränderungen des
         Manifestationen litten [9]. Mittlerweile       tionen von COVID-19                                                 Bewusstseinszustandes führen, wie Psychosen

                                                        im Überblick:
          gibt es eine gut belegte Assoziation mit                                                                          und neurokognitive Störungen, treten in Zusam-
            ischämischen Schlaganfällen [10].                                                                               menhang mit COVID-19-Infektionen auf [15].
            Insgesamt wurden bisher die meisten
                                                        • Ischämischer Schlaganfall                                         Neurologische Symptome auch bei leichte-
           Fälle bei Patient/-innen mit mittleren
                                                        • Veränderungen des Bewusstseinszustandes                           ren Verläufen
          und schweren Verläufen beschrieben.
                                                          • Diffuse Enzephalopathie                                         Kopfschmerzen, olfaktorische und gustatorische
     Neben Schlaganfällen kommt auch ein                  • Enzephalitis                                                    Dysfunktionen – diese neurologischen Auswir-
veränderter Bewusstseinszustand in Zusammen-              • Psychiatrische Krankheitsbilder,                                kungen des SARS-CoV2-Virus sind zwar weniger
hang mit COVID-19 Infektionen gehäuft vor,                  insbesondere Psychosen und
                                                                                                                            gefährlich als ischämische Schlaganfälle und
vor allem bei schwer betroffenen und älteren                neurokognitive Störungen
                                                                                                                            das Guillain-Barré-Syndrom, können aber für
Patient/-innen [10,11]. Dieser ist meist auf eine       • Störungen  des Geruchs- und
                                                                                                                            Betroffene eine große Belastung darstellen
diffuse Enzephalopathie zurückzuführen. In                Geschmackssinns
                                                                                                                            [11]. Auch bei nicht-hospitalisierten Patienten
einigen Berichten wurden aber auch Fälle von            • Kopfschmerzen                                                     ist ein Befall des Nervensystems häufig. Wäh-
infektiöser oder postinfektiöser Enzephalitis           • Vermehrtes Schwitzen                                              rend neuropathische Schmerzen bei etwa 56 %
präsentiert. Jedoch konnte in den meisten               • Beteiligung des peripheren Nervensystems                          der Betroffenen auftreten, kommt es bei etwa
genauen Analysen kein Virus und auch keine              • Guillain-Barré-Syndrom                                            einem Viertel zu vermehrtem Schwitzen und
Entzündung im Liquor nachgewiesen werden.               • Neuromuskuläre Schädigung, erhöhte                                bei etwa 20 % zu Störungen des Geruchs- oder
Auch Gehirnautopsien zeigen vor allem Fol-                Kreatinkinase
                                                                                                                            Geschmackssinns [16]. Zudem existieren Fallbe-
gen der systemischen Hypoxie, endotheliale
                                                     Übersicht 1: Häufige neurologische Manifestationen nach [7] und [10]   richte von Sehstörungen und Parästhesien.
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COVID-19 in Psychiatrie und Neurologie                                                                                                          9

Diese immer noch frühen Erkenntnisse in der                             6. Cagnin A, et al.: Behavioral and Psychological Effects of Corona-
                                                                        virus Disease-19 Quarantine in Patients With Dementia. Front
Untersuchung neurologischer Auswirkungen                                Psychiatry 2020; 11: 578015.
der Virusinfektion werfen viele Fragen auf.                             7. Kaundinya T, Agrawal R: Unpacking a Telemedical Takeover:
Insbesondere zu den Langzeitfolgen und Schä-                            Recommendations for Improving the Sustainability and Usage of
                                                                        Telemedicine Post-COVID-19. Qual Manag Health Care. 2021. DOI:
digungsmechanismen müssen sicherlich noch                               10.1097/QMH.0000000000000329. Epub ahead of print.
Daten erhoben werden, welche substanzielle                              8.  Serino-Cipoletta J, et al.: Telemedicine and Health Equity
                                                                        During COVID-19 in Pediatric Gastroenterology. J Pediatr Health Care.
Implikationen für die Therapie haben könnten.                           2021. DOI: 10.1016/j.pedhc.2021.01.007. Epub ahead of print.
                                                                        9. Mao L, et al.: Neurologic Manifestations of Hospitalized Patients
                                                                        With Coronavirus Disease 2019 in Wuhan, China. JAMA Neurol
                                                                        2020; 77(6): 683-90.
   Literatur                                                            10. Josephson SA, Kamel H.: Neurology and COVID-19. JAMA
1. Chen B, et al.: The psychological impact of COVID-19 outbreak        2020; 324(12): 1139-40.
      on medical staff and the general public. Curr Psychol 2020:       11. Xu Y, Zhuang Y, Kang L: A Review of Neurological Involvement
             1-9. DOI: 10.1007/s12144-020-01109-0. Epub ahead           in Patients with SARS-CoV-2 Infection. Med Sci Monit. 2021;
                 of print.                                              27:e932962. DOI: 10.12659/MSM.932962.
                     2. Czeisler MÉ, et al.: Mental health, substance   12. Solomon IH, et al.: Neuropathological Features of Covid-19.
                      use, and suicidal ideation during a prolonged     N Engl J Med 2020; 383(10): 989-92.
                       COVID-19-related lockdown in a region with       13.  Delavari F, Varzaneh FN, Rezaei N: Neurologic Manifestations
                       low SARS-CoV-2 prevalence.                       of COVID-19. Adv Exp Med Biol. 2021; 1318: 343-353. DOI:
                       J Psychiatr Res. 2021; DOI: 10.1016/j.jpsychi-   10.1007/978-3-030-63761-3_20.
                       res.2021.05.080. Epub ahead of print.
                                                                        14. Song E, et al.: Neuroinvasion of SARS-CoV-2 in human and
                     3. Rudenstine S, et al.: Depression and Anxiety    mouse brain. bioRxiv 2020. DOI: 10.1101/2020.06.25.169946.
                    During the COVID-19 Pandemic in an Urban, Low-      Epub ahead of print.
                Income Public University Sample. J Trauma Stress
            2020. DOI: 10.1002/jts.22600. Epub ahead of print.          15. Varatharaj A, et al.: Neurological and neuropsychiatric compli-
                                                                        cations of COVID-19 in 153 patients: a UK-wide surveillance study.
4. Bartel SJ, Sherry SB, Stewart SH.: Self-isolation: A significant     Lancet Psychiatry 2020; 7(10): 875-82.
contributor to cannabis use during the COVID-19 pandemic. Subst
Abus 2020: 1-4. DOI: 10.1080/08897077.2020.1823550. Epub                16.  Ding H, et al.: Neurologic manifestations of nonhospitalized
ahead of print.                                                         patients with COVID-19 in Wuhan, China. Med Comm. 2020. DOI:
                                                                        10.1002/mco2.13. Epub ahead of print.
5. Dobson H, et al.: Burnout and psychological distress amongst
Australian healthcare workers during the COVID-19 pandemic.
Australas Psychiatry 2020. DOI:
10.1177/1039856220965045. Epub ahead of print.
www.berlin-brain-summit.de Interdisziplinäres Gipfeltreffen zu Gehirnerkrankungen - Mai - 2. Juni 2022 | CityCube Berlin - Berlin Brain Summit
Kongressinformationen                                                                                                                            10

Der Kongress bietet:                                 den Internetpräsenz, Abrechnung sowie Recht      • Neurowissenschaftler (wie Neurobiologen,
                                                     und Datenschutz. Ebenso gibt es praxisbezoge-      Neurochemiker, Neurogenetiker, Neuropatho-
•  Symposien, in denen disziplinübergreifend       ne Workshops zur erfolgreichen Patientenkom-
     neueste Erkenntnisse zu Diagnose, Ursachen                                                         logen, Neuropharmakologen; Neurophysio-
                                                     munikation, Gewalt in Praxis und Apotheke          logen, Neuropsychologen)
     und Behandlung von Gehirnerkrankungen
                                                     sowie zum Thema Human Resources.
     vorgestellt werden.                                                                            • Apotheker/-innen
• Diskussionsforen zur Gesundheitspolitik,        • Ein Forum zum Austausch von Fachinforma- • Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen der
                                                      tionen zwischen Ärzt/-innen, Apotheker/-innen
  die auf Kongressen traditionell eine unter-                                                           pharmazeutischen Industrie
                                                     und Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen der
  geordnete Rolle spielt. In diesen Foren werden
                                                     Pharmazeutischen Industrie.                      Kooperation mit der Pharmaindustrie
  aktuelle gesundheitspolitische Fragen sowie
  rechtliche und regulatorische Aspekte der        Zielgruppen:                                       Pharmazeutische Unternehmen sind Partner des
  Arzneimitteltherapie besprochen.                                                                    Berlin Brain Summit und wirken mit Vorschlägen
• Workshops zu Apotheken- und Praxismanage-       • Alle Gruppen der akademischen Heilberufe,       an der Vielfalt des disziplinübergreifenden
  ment: Experten geben ihr Wissen mit direktem       die Patient/-innen mit Erkrankungen des          Programms mit.
  Praxisbezug weiter, wie etwa zur Übergabe          Gehirns behandeln: Allgemeinmediziner,
                                                     Assistenzarzt und Facharzt für Psychiatrie mit   Die Möglichkeit des zwanglosen Austausches
  und Gründung einer Praxis, einer ansprechen-
                                                     oder ohne Zusatzbezeichnung Psychotherapie;      von Fachinformationen zwischen Ärzt/-innen
                                                     Assistenzarzt und Facharzt für Kinder- und       und Wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen der
                                                     Jugendpsychiatrie Psychosomatik und              Pharmazeutischen Industrie ist in der neu konzi-
  Zertifizierung                                     Psychotherapie, Facharzt für Neurologie und      pierten Kongress-Lounge gegeben.
                                                     Psychiatrie bzw. Nervenheilkunde, Psycholo-      Kongressregistrierung
  Die Zertifizierung des wissenschaftlichen          gen, psychologische Psychotherapeuten
  Kongressprogrammes des Berlin Brain                                                                 Die Registrierung zum Kongress nehmen Sie
  Summit ist bei der Landesärztekammer                                                                bitte unter www.berlin-brain-summit.de vor.
  Berlin beantragt.
Kongressinformationen                                                                                                                                       11

                        Teilnahmegebühren:

                            Frühbuchergebühren bis zum 20. April 2022                                                                                   EUR
                            Teilnahmegebühr*                                                                                                       390,00

                            Reduzierte Teilnahmegebühr**                                                                                           200,00

                            Spätbuchergebühren ab dem 21. April 2022
                            Teilnahmegebühr*                                                                                                       450,00

                            Reduzierte Teilnahmegebühr** 280,00

                            Vor-Ort-Gebühren
                            Teilnahmegebühr*                                                                                                       520,00

                            Reduzierte Teilnahmegebühr**                                                                                           310,00

                        * Allgemeinmediziner/-innen, Assistenzärzt/-innen und Fachärzt/-innen für Psychiatrie mit und ohne Zusatzbezeichnung Psychotherapie;
                          Assistenzärzt/-innen und Fachärzt/-innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie; Fachärzt/-innen für
                          Neurologie und Psychiatrie bzw. Nervenheilkunde; Neurowissenschaftler/-innen, Apotheker/-innen, Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen
                          der Pharmazeutischen Industrie
                        ** Teilnehmer/-innen in Ausbildung; die entsprechende Bescheinigung wird während des Registrierungsprozesses abgefragt.
Vorläufiges Programm                            Interdisziplinäre Fortbildung        Gesundheitspolitik        Praxisseminare              12

                                                 Plenarsitzung                                  Andere Strategien zur ursächlichen Therapie von

         Di. 31. Mai                             14:00 – 15:30 Uhr
                                             Demenzielle Syndrome, Teil 1
                                                                                                Alzheimer (z. B. Azeliragon, Leuko-Methylthioni-
                                                                                                nium, Masitinib, Spermidin)
                                                                                                Lutz Frölich, Mannheim
                                             Ätiologien der verschiedenen Demenzformen
       Eröffnungveranstaltung                Emra Düzel, Magdeburg                                   Symposium
       12:00 – 13:30 Uhr                     Diagnostik interdisziplinär                             16:30 – 18:00 Uhr
Betrachtungen zu Geist und Gehirn            Oliver Peters, Berlin                              Verbesserung suizidpräventiver Maßnahmen
Moderation: Henrik Walter, Berlin            Risikofaktoren und nicht-pharmakologische          im Rahmen einer Depression
Referenten und Diskutanten:                  Prävention                                         Ursachen suizidalen und selbstschädigenden
                                             Reijko Krüger, Belvaux, Luxemburg                  Verhaltens
Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus
                                                                                                Barbara Schneider, Köln
philosophischer Sicht                              Meet the Expert
Thomas Schramme, Liverpool                         15:30 – 16:30 Uhr                            Therapeutische und pharmakologische Möglich-
                                                                                                keiten zur Behandlung suizidalen Verhaltens
Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus        Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen-     und deren Limitationen
biologischer Sicht                           schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu-      Thomas Messer, Pfaffenhofen
Johannes Thome, Rostock                      tischen Industrie
                                                                                                Pharmakologie, Erfahrung und Einsatz von
Bewusstsein ohne Gehirn? Neue Erkenntnisse
                                                 Symposium                                      Ketamin, Esketamin und schnell wirkenden
der Sterbeforschung!
                                                 16:30 – 18:00 Uhr                              Antidepressiva
Wilfried Kuhn, Schweinfurt
                                             Demenzielle Syndrome, Teil 2                       Göran Hajak, Bamberg
13:30 – 14:00 | Kaffeepause
                                             Amyloid als Targets einer kausalen Alzheimer-
                                             Therapie
                                             Richard Dodel, Essen
Vorläufiges Programm                                Interdisziplinäre Fortbildung       Gesundheitspolitik       Praxisseminare             13

      Gesundheitspolitisches Forum               Entwicklung von Leitlinien und deren              Neurologische Manifestationen der SARS-CoV-2-
     16:30 – 18:00 Uhr                           Bedeutung für den praktischen Alltag              Infektion in der Akutphase
Aktuelle Probleme bei der Versorgung mit         Borwin Bandelow, Göttingen                        Clement Warnke, Köln
Arzneimitteln in Deutschland                                                                       Psychiatrische direkte und indirekte Folgen
                                                       Praxisseminar
Qualität, Lieferfähigkeit und Wettbewerb –                                                         der SARS-CoV-2-Pandemie auf die psychische
                                                       09:00 – 10:30 Uhr
kann Deutschland Wirkstoffproduktion?                                                              Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und
                                                 Praxismanagement: Psychotherapie in
Dirk Jung, Radebeul (Arevipharma)                                                                  jungen Erwachsenen
                                                 Notsituationen/Gewaltprävention
                                                                                                   Susanne Walitza, Zürich
Arzneimittelfälschungen – was tun wir dagegen?   Christian Graz, Bühl
Ulrike Holzgrabe, Würzburg                                                                         Psychosoziale Auswirkungen der Covid-19
                                                       Diskussionsforum                            Pandemie auf Individuum und Gesellschaft
                                                       09:00 – 10:30 Uhr                           Stefanie Jung, Berlin
                                                 Was kann man tun, um die Entwicklung von
          Mi. 1. Juni                            Neuro-/ Psychopharmaka in Deutschland zu
                                                 fördern?
                                                                                                         Plenarsitzung
                                                                                                         11:00 – 12:30 Uhr
                                                 Moderation: Johannes Thome, Rostock               Depression, mehr als eine psychische
                                                                                                   Erkrankung
       Symposium                                 20-minütige Impulsreferate durch
       09:00 – 10:30 Uhr                         Maximilian Schuir, Janssen EMEA, Neuss            Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Relevanz von klinischen Studien und              Marion Haberkamp, BfArM, Bonn                     Christoph Herrmann-Lingen, Göttingen
Leitlinien für die klinische Praxis              Marc Oppermann, G-BA, Berlin,                     Immuno-metabolische Mechanismen der
                                                 anschließend Diskussion                           Depression
Was muss ich wissen, um Ergebnisse von
                                                                                                   Stefan Gold, Berlin
klinischen Studien zu interpretieren?            10:30 – 11:00 Uhr | Kaffeepause
Beispiel Antidepressiva                                                                            Therapieoptionen der Depression mit somati-
Ulrich Hegerl, Frankfurt                              Symposium                                    schen Komorbiditäten
                                                      11:00 – 12:30 Uhr                            Christian Otte, Berlin
                                                 Das Gehirn und SARS-CoV-2
Vorläufiges Programm                                Interdisziplinäre Fortbildung       Gesundheitspolitik        Praxisseminare              14

                                                      Symposium                                    Wie kann die Migräneversorgung verbessert
          Mi. 1. Juni                                 14:00 – 15:30 Uhr
                                                 Chancen und Grenzen der digitalen Medizin
                                                                                                   werden?
                                                                                                   Tim Jürgens, Güstrow
                                                 Digitale Gesundheitsanwendungen – der Ein-             Gesundheitspolitisches Forum
      Meet the Expert                            fluss vom Digitale-Versorgung-Gesetz auf               14:00 – 15:30 Uhr
      12:30 – 14:00 Uhr                          Versorgung und Forschung                          Dilemmata in der „sprechenden Medizin“
                                                 Jochen Klucken, Erlangen
Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen-                                                     Abrechnungsherausforderungen und -optionen
schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu-    Verbesserung der Parkinson-Behandlung durch
                                                                                                   in der Praxis
tischen Industrie                                digitale Gesundheitsanwendungen
                                                                                                   Heinz Herbst, Stuttgart
                                                 Jens Volkmann, Würzburg
                                                                                                   Erik Trott, Aschaffenburg
     Symposium                                   Nahtlosverfahren 4.0 – Smartphone-Apps als
     14:00 – 15:30 Uhr                           intersektorale Brücke nach stationärer Therapie           Meet the Expert
Ernährung, Mikrobiom und                         für psychische Erkrankungen                              15:30 – 17:00 Uhr
Gehirnerkrankungen                               Christian Lukas, Erlangen                         Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen-
                                                                                                   schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu-
Darm-Hirn-Achse und neurodegenerative                 Symposium                                    tischen Industrie
Gehirnerkrankungen                                    14:00 – 15:30 Uhr
Dirk Woitalla, Essen                             Update ganzheitliche Behandlung von Kopf-              Praxisseminar
Anti-entzündliche Therapien bei affektiven       schmerzen                                              17:00 – 18:30 Uhr
Erkrankungen                                     Differentialdiagnose und Epidemiologie von        Abrechnungsprofi – sicher abrechnen
Julian Hellmann-Regen, Berlin                    primären Kopfschmerzerkrankungen                  und Potentiale der Praxis erkennen und
Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln        Ralf Baron, Kiel                                  ausschöpfen
bei Gehirnerkrankungen                                                                             Gerd W. Zimmermann, Hofheim
                                                 Neue Behandlungsansätze bei der Migräne:
Gunter P. Eckert, Gießen                         Geplante, Ditane und monoklonale Antikörper
                                                 Hans-Christoph Diener, Essen
Vorläufiges Programm                                    Interdisziplinäre Fortbildung      Gesundheitspolitik        Praxisseminare           15

     Symposium                                                                                              Symposium
     17:00 – 18:30 Uhr
Update Morbus Parkinson                                        Do. 2. Juni                                  09:00 – 10:30 Uhr
                                                                                                      Interaktionspotentiale von Pharmaka:
                                                                                                      Klinische Relevanz bei Verordnung von
Gibt es eine Parkinson-Pandemie?
                                                                                                      Neuro- / Psychopharmaka
Thomas Gasser, Tübingen                                   Symposium
Ansätze und Fortschritte bei der Parkinson-               09:30 – 10:30 Uhr                           Christoph Hiemke, Mainz
Früherkennung                                        Personalisierte Medizin in der Diagnose und      Michael Paulzen, Aachen
Eva Schäffer, Kiel                                   Behandlung von Gehirnerkrankungen
                                                                                                      10:30 – 11:00 Uhr | Kaffeepause
Stand krankheitsmodifizierender Therapien            Früherkennung von Psychosen mittels präzi-
Wolfgang Oertel, Marburg                             sionsmedizinischer Verfahren                           Symposium
                                                     N.N.                                                  11:00 – 12:30 Uhr
      Gesundheitspolitisches Forum                                                                    Aktuelle nationale und internationale
      17:00 – 18:30 Uhr                              Therapie der ADHS
                                                                                                      Arzneimittelstudien in der Neurologie
Pro- und Kontradebatte: Legalisierung von            Tobias Banaschewski, Mannheim
Cannabis“                                            Therapie von Parkinsonsyndromen                  Sekundärprävention nach Schlaganfall
Moderation:David Rohde, Berlin                       Kathrin Brockmann, Tübingen                      Hans-Christoph Diener, Essen
                                                                                                      Neuroimmunologische Erkrankungen
Proponentin: Kristine Lütke, MdB                           Gesundheitspolitisches Forum               (MS, NMOSD, MG, AIDP, CIDP)
Opponent: Rainer Thomasius, Hamburg                        09:00 – 10:30 Uhr                          Hans-Peter Hartung, Düsseldorf
Aus der Sicht der Polizei: Dietmar Schilff, Berlin   Digitale Medien sind aus
                                                     neurowissenschaftlicher Sicht schädlich
                                                     Manfred Spitzer, Ulm
Vorläufiges Programm                                   Interdisziplinäre Fortbildung        Gesundheitspolitik       Praxisseminare            16

                                                    Epidemiologie und Ursachen von Delir                     Symposium
          Do. 2. Juni                               Gerhard Eschweiler, Tübingen
                                                    Prävention und Therapie im Delir
                                                                                                             14:00 – 15:30 Uhr
                                                                                                       Patientenzentrierte Outcome-Parameter der
                                                    Peter Nydahl, Kiel                                 Multiplen Sklerose-Behandlung – Was zählt
                                                                                                       wirklich für den Patienten?
     Gesundheitspolitisches Forum                         Meet the Expert
     11:00 – 12:30 Uhr                                                                                 Fatigue und Kognition bei der MS und ihre
                                                          12:30 – 14:00 Uhr
Kooperation von Pharmaindustrie und Ärzte-                                                             Behandlung
und Apothekerschaft                                 Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen-     Peter Flachenecker, Bad Wildbad
                                                    schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu-      Immunmodulation bei MS – Die besondere
Aktuelle Rechtslage und Lösungsansätze für          tischen Industrie                                  Relevanz in Zeiten von COVID
mehr Transparenz
                                                          Praxisseminar                                Till Sprenger, Wiesbaden
Martin Schwarz, Berlin (Verband Forschender
Arzneimittelhersteller)                                   14:00 – 15:00 Uhr                            Von Ataxie bis sexuelle Funktionsstörungen –
Uwe Broch, Berlin (Verband Freiwillige Selbst-      Online-Marketing für Ärzt/-innen und               sinnvolle symptomatische Behandlungsansätze
kontrolle für die Arzneimittelindustrie)            Apotheker/-innen                                   für MS-Patienten
                                                    Tanja Schliebe, Zürich                             Tjalf Ziemssen, Dresden
Interessenskonflikte bei der Erstellung von Leit-
linien
                                                           Symposium
     Symposium                                             14:00 – 15:30 Uhr
     11:00 – 12:30 Uhr                              Wie können Apotheker und Psychiater
Autoimmune Enzephalitiden und Delir                 zusammenarbeiten, um Arzneimittel sicher
                                                    einzusetzen?
Ätiologie und diagnostische / therapeutische
                                                    Fragen Sie Ihren Arzt UND Apotheker – eine er-
Herausforderungen der autoimmunen
                                                    folgreiche Kooperation zum Wohle des Patienten
Enzephalitiden
                                                    Martina Hahn, Frankfurt/Main – Apothekerin
Frank Leypolt, Kiel
                                                    Sibylle C. Roll, Frankfurt/Main – Ärztin
Die Globalisierung der Wirkstoffproduktion ...                                                                                                      17

... und ihre Folgen für die                            China ist der weltweit größte Produzent von
                                                       Arzneimitteln. Bis Mitte der 1990er Jahre
                                                                                                          Wachsende Besorgnis über Lieferengpässe
                                                                                                          mit Humanarzneimitteln
Arzneimittelversorgung                                 produzierten die USA, Europa und Japan 90 %
                                                       der weltweiten Arzneimittel. Heute wird jedoch
                                                                                                          Die Zentralisierung der weltweiten Versorgung
                                                                                                          mit Arzneimitteln in China und Indien macht
Der Mangel an Schutzkleidung und Masken                geschätzt, dass chinesische Hersteller etwa 40 %
                                                                                                          sie anfällig für Unterbrechungen und ist eine
zu Beginn der Corona-Pandemie zeigte, dass             aller weltweit verwendeten Arzneimittel herstel-
                                                                                                          der Ursachen für Arzneimittel-Engpässe, wenn
Deutschland und Europa durch die Globali-              len und dass China und Indien die Quelle von
                                                                                                          Produktionsausfälle oder Produktionsprobleme
sierung der Produktion abhängig von anderen            75 % bis 80 % der in die USA und nach Europa
                                                                                                          auftreten oder eine stärkere Nachfrage nicht
Ländern sind, in der Herstellung von versor-           importierten Arzneimittel sind.
                                                                                                          nachgekommen werden kann.
gungsrelevanten Arzneimitteln insbesondere
von Indien und China.
Gemessen am Volumen ist Indien der drittgröß-
                                                         Nicht nur Blutdrucksenker wie Valsartan, Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol, Medika-
te Arzneimittelproduzent der Welt. Das Arznei-
                                                         mente gegen Depressionen (Escitalopram, Nortriptylin, Venlafaxin), Epilepsie (Carbamazepin, To-
mittelministerium des Landes berichtete, dass
                                                         piramat) oder Parkinson (Cabergolin, Pramipexol) sind von Lieferengpässen betroffen, sondern
es 20 % der weltweiten Exporte von „Generika“
                                                         auch einfache Trägerlösungen wie Ethanol, Wasser für Injektionszwecke oder Kochsalz.
liefert. Indien ist auch ein wichtiger Impfstoffher-
steller. Während die größten Impfstoffhersteller         Apotheker/-innen sind zunehmend dadurch belastet, die Folgen von Lieferengpässen für die
der Welt (gemessen am Umsatz) GSK, Sanofi,               Patienten abzufedern und die Patientensicherheit zu gewährleisten. Es ist Alltag in Apotheken,
Merck und Pfizer sind, ist das indische Serum-           dass Rezepte nicht beliefert werden können. Dann gilt es, Alternativen zu finden, Großhändler
institut mengenmäßig der größte Impfstoffher-            abzutelefonieren und Rücksprache mit pharmazeutischen Herstellern zu nehmen. Ärzt/-innen
steller der Welt. Das in Pune ansässige Unterneh-        sind mit zunehmender Häufigkeit damit beschäftigt, Rezepte zu verändern, Rücksprache mit den
men stellt jährlich 1,5 Milliarden Dosen her, von        Apotheken, die Verordnungen nicht bedienen können, zu halten und Patient/-innen zu beraten.
denen 80 % exportiert werden, und ist der größte         Patient/-innen sind völlig verunsichert, wenn aufgrund von Lieferengpässen die Medikation um-
Impfstofflieferant der UNICEF (Wert von 307,8            gestellt werden muss, was zu Problemen mit der Einnahmetreue der Patient/-innen führt.
Millionen US-Dollar im Jahr 2018).
Die Globalisierung der Wirkstoffproduktion                                                                                                       18

Ein Engpass ist nach
Angaben des Bundes-
                                                   Um die Produktion in Europa zu stärken, braucht
                                                   es einen europäischen Ansatz, der die gemein-
                                                                                                      und Investitionen in
instituts für Arzneimittel                         samen Qualitäts-, Sozial- und Umweltstandards      Produktionskapazitäten
und Medizinprodukte
(BfArM), wenn ein Her-
                                                   gegenüber Handelspartnern in aller Welt konse-
                                                   quent vertritt. Im Inneren muss Brüssel jedoch     manifestiert hat, komplett
steller länger als zwei
Wochen weniger als üblich ausliefern oder er
                                                   allen Mitgliedstaaten genug Raum bei Gesund-
                                                   heitspolitik und Sozialrecht lassen, um die Sub-
                                                                                                      umzukehren, halte ich
einer deutlich stärkeren Nachfrage nicht gerecht   sidiarität für regionale und lokale Lösungen zu    ökonomisch nicht für
werden kann. Das BfArM bietet eine Übersicht
zu aktuellen Lieferengpässen für Humanarznei-
                                                   gewährleisten.
                                                                                                      machbar.“
                                                   Eine einfache Lösung gibt es indes nicht:
mittel (ohne Impfstoffe) in Deutschland an, die                                                       China werde neben Indien Quelle vieler chemi-
ihr die herstellenden Pharmafirmen melden.
                                                   „Punktuell mag es                                  scher Rohstoffe, Zwischenprodukte und Wirkstof-
                                                                                                      fe bleiben. Und letztlich bleibt vor allem eines
                                                   vernünftig sein, die
Die Zahl der gemeldeten Lieferengpässe für
Arzneimittel steigt stetig. Schon vor Corona                                                          im Raum bei der Gestaltung eines auf Teilhabe
hatten Lieferprobleme nach Europa und Ameri-
ka ein bedrohliches Ausmaß angenommen. Im
                                                   Wirkstoffproduktion                                und sozialem Ausgleich beruhendem Gesund-
                                                                                                      heitssystems: der Kostendruck …
ersten Jahr des Bestehens des Registers, 2013,     zurückzunehmen“,                                   In dem Symposium „Aktuelle Probleme bei der
gingen 42 Meldungen ein, 2018 waren es                                                                Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland“
268. Insgesamt listet die BfArM-Tabelle derzeit    sagt der CEO des pharmazeutischen Unterneh-
                                                                                                      wird u. a. auf die durch die Globalisierung der
  203 Arzneimittel und Trägerstoffe auf (Stand:    mens Siegfried, Wolfgang Wienand,
                                                                                                      Arzneimittelproduktion bedingte
          29.12.2020).
               Kann eine Rückholung der
                                                   „aber einen globalen                               Problematik in der Arzneimittel-
                                                                                                      versorgung in Deutschland ein-
                  Wirkstoffproduktion nach         Trend, der sich über 20                            gegangen und diskutiert, wie eine
                                                                                                      Rückholung der Wirkstoffproduk-
                                                   Jahre in Lieferketten
                   Europa gelingen?
                                                                                                      tion gelingen könnte.
Morbus Alzheimer – der Kampf gegen die Vergesslichkeit                                                                                            19

Während die COVID-19 Pandemie Alzheimer-           stehung von Morbus Alzheimer ein. Neben den        sind therapeutische Möglichkeiten, die aktuell
patient/-innen und deren Angehörige immer          bewährten Ansätzen der Cholinesterase-Hem-         im Rahmen von Phase III-Studien unter die Lupe
noch vor besonders große Herausforderun-           mung und Glutamat-Antagonisierung umfassen         genommen werden [3].
gen stellt, tut sich in der Forschung einiges      die Wirkmechanismen in der Pipeline vor allem
                                                                                                      All diese Anstrengungen der Entwickler können
[1,2]. Nachdem Erfolge in der Entwicklung          Angriffspunkte an den Alzheimer-typischen
                                                                                                      jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die
neuer Medikamente in den letzten Jahren            Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen [3]. Aber auch
                                                                                                      Europäische Arzneimittelagentur EMA seit 2002
rar gesät waren, weckt ein Blick auf die Pipe-     die Hemmung gewisser Kinasen und die För-
                                                                                                      kein Medikament mehr zur Alzheimer-Therapie
line Hoffnung für zukünftige Therapieoptio-        derung der Energieversorgung von Neuronen
                                                                                                      zugelassen hat [8]. Eine Analyse klinischer
nen [3,4]. In den USA wurde kürzlich gar ein
                                                                                                      Studien zwischen 2002 und 2012 zeigte gar
neuer Wirkstoff zur Behandlung des Morbus
                                                                                                      eine Misserfolgsquote von 99,6 % [7]. Mit dem
Alzheimer zugelassen. Und auch zur Früh-
                                                                                                      Zulassungsantrag für Aducanumab, der im Okto-
erkennung bei der häufigsten Demenzform

                                                                 ?
                                                                                                      ber 2020 bei der EMA eingereicht wurde, wäre
wird fleißig geforscht.
                                                                                                      eine baldige Beendigung der Flaute möglich
Die Pipeline 2021                                                                                     [8]. Bei Aducanumab handelt es sich um einen
                                                                                                      Antikörper gegen β-Amyloid, der eine passive
Befanden sich 2014 noch 108 Substanzen zur
                                                                                                      Immunisierung bewirkt und in frühen Krank-
Alzheimer-Behandlung in Entwicklung, waren es
                                                                                                      heitsstadien eingesetzt wird [8]. Die Studienlage
im Januar 2021 bereits 126 [4,7]. Davon wur-
                                                                                                      ist allerdings auch bei diesem Wirkstoff wider-
den 28 in Phase III-Studien erprobt, 74 in Phase
                                                                                                      sprüchlich. So wurden die beiden Phase III-Stu-
II- und 24 in Phase I-Studien (Abb. 1). Während
                                                                                                      dien EMERGE und ENGAGE im März 2019 nach
7,1 % dieser Wirkstoffe auf die Linderung neuro-
                                                                                                      einer Zwischenanalyse abgebrochen. Die dar-
psychiatrischer Symptome ausgerichtet sind und
                                                                                                      auffolgende Auswertung sämtlicher Daten ließ
10,3 % die Kognition verbessern sollen, haben
                                                                                                      jedoch zumindest in der EMERGE Studie eine
82,5 % eine Verlangsamung der Krankheits-
                                                                                                      positive Wirkung der Substanz vermuten. Grund
progression zum Ziel [4]. Letztere Medikamente
                                                                                                      genug, dass Aducanumab am 7. Juni 2021 in
greifen in den Pathomechanismus der Ent-
Morbus Alzheimer – der Kampf gegen die Vergesslichkeit                                                                                             20

                                                                                                        des Morbus Alzheimer voraus. Hierzu werden
       Anzahl Substanzen zur Alzheimer-Behandlung in der Pipeline:         2016 und       2020          aktuell einige invasive und nicht-invasive
                                                                                                        Methoden evaluiert. Beispielsweise zeigte die
                                             74
       70                                                                                               Auswertung eines einfachen Sprachtests zur Vor-
                                                                                                        hersage der Erkrankung positive Resultate [9].
                                                                                                        Auch ein Scan der Augen oder erhöhte Blutwerte
       60

       50
                                      45                                                                eines speziellen Tau-Proteins könnten in Zukunft
       40                                                                                               Aufschluss darüber geben, wer von einer frühen
       30                                                        28                                     oder gar prophylaktischen Therapie profitieren
                 24    24                                  24                                           würde [10,11]. Bereits etabliertere Methoden,
       20
                                                                                                        zu denen insbesondere die PET-Bildgebung
       10                                                                                               und Laboranalysen der Zerebrospinalflüssigkeit
        0                                                                                               gehören, werden ebenfalls laufend weiterent-
                  Phase I              Phase II            Phase III
                                                                                                        wickelt [12]. Selbst wenn diese diagnostischen
                                                                                                        Mittel mangels adäquater therapeutischer
                                                                                                        Optionen momentan noch keinen bedeutenden
den USA in einem beschleunigten Verfahren zu-         Aducanumab vorerst nur für die Behandlung         Einfluss auf die Behandlung haben, würden ver-
gelassen wurde – als erstes Medikament, das auf       ausgewählter Patienten infrage kommen. Denn       lässliche und breiter verfügbare Marker bereits
die grundlegende Pathophysiologie der Alzhei-         die Demenz darf noch nicht fortgeschritten sein   heute Ärzt/-innen entlasten. Mit einer klareren
mer-Demenz abzielt [8]. Allerdings nicht ohne         und – zumindest in den USA – müssen Amyloid-      Diagnosestellung und somit Abgrenzung
kontroverse Diskussionen und auch nicht ohne          Plaques nachgewiesen werden.                      gegenüber anderen Demenzformen wäre nicht
Auflagen. Der Hersteller Biogen muss nun eine                                                           nur der Forschung in der Patientenselektion für
                                                      Früherkennung als Schlüssel?
weitere Studie durchführen, um den Nutzen der                                                           klinische Studien geholfen, sondern auch dem
Substanz zu belegen. Ein Entscheid der EMA zur        Viele der neuen Behandlungsmethoden – soll-       Kliniker im Alltag.
Zulassung in Europa wird Ende dieses Jahres er-       ten sie dann tatsächlich auf den Markt kommen
wartet. Selbst wenn dieser positiv ausfällt, dürfte   – setzen wie Aducanumab eine frühe Erkennung
Morbus Alzheimer – der Kampf gegen die Vergesslichkeit                                                                                                            21

                                                                                                                                                      ?
   Literatur                                                          9. Eyigoz E, et al.: Linguistic markers predict onset of Alz-
1. Defrancesco M, et al.: [Position paper of the Austrian Alzheimer   heimer‘s disease. EClinicalMedicine 2020. DOI: 10.1016/j.
Association (Österreichische Alzheimer Gesellschaft, ÖAG) : Effects   eclinm.2020.100583

                                                                                                                                                  ?
of the COVID-19 pandemic in Austria on people with dementia           10. Medienmitteilung RetiSpec Inc.: RetiSpec Announces Partner-
and their care environment-problem areas, recommendations, and        ship With Gentex To Commercialize Alzheimer‘s Disease Detection
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10.1007/s40211-020-00363-9. Epub ahead of print.                      11. Ray F.: Specific Tau Protein Shows Potential as Blood Biomar-
2. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.: Aktuelle Informationen       ker in Early Studies. 21.09.2020. https://alzheimersnewstoday.
                                                                      com/2020/09/21/specific-tau-protein-shows-potential-as-blood-

                                                                                                                                                          ?
zur Corona-Pandemie. https://www.deutsche-alzheimer.de/ueber-
uns/presse-und-aktuelles/aktuelle-informationen-zur-corona-pan-       biomarker-in-early-studies/ (letzter Zugriff am 26.06.2021)
demie (letzter Zugriff am 27.06.2021)                                 12. Karikari TK, et al.: Diagnostic performance and prediction of

                                                                                                                                                  ?
3. vfa Die forschenden Pharma-Unternehmen: Neue Alzheimer-            clinical progression of plasma phospho-tau181 in the Alzheimer‘s
Medikamente in fortgeschrittener Entwicklung. 08.06.2021.             Disease Neuroimaging Initiative. Mol Psychiatry 2020. DOI:
https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/      10.1038/s41380-020-00923-z. Epub ahead of print.
neue-alzheimer-medikamente-in-entwicklung.html (letzter Zugriff       13. Cummings J, Morstorf T, Lee G.: Alzheimer‘s drug-develop-
am 27.06.2021)                                                        ment pipeline: 2016. Alzheimer‘s & Dementia: Translational
4. Cummings J, et al.: Alzheimer‘s disease drug development           Research & Clinical Interventions 2016; 2(4): 222-32.
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https://www.alzheimer-schweiz.ch/de/ueber-demenz/beitrag/
                                                                                                                                              ?       ?       ?
medikamentoese-therapie-bei-demenz/ (letzter Zugriff am

                                                                                                                                          ?
26.06.2021)
6. Alzheimer Forschung: Medikamentöse Behandlung. https://
www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/behandlung/medikamen-
toese-behandlung/ (letzter Zugriff am 26.06.2021)

                                                                                                                                                              Created by Gan Khoon Lay
7. Cummings JL, Morstorf T, Zhong K.: Alzheimer‘s disease drug-

                                                                                                                                              ?

                                                                                                                                                              from the Noun Project
development pipeline: few candidates, frequent failures. Alzhei-
mers Res Ther. 2014; 6(4): 37.
8. Alzheimer Forschung: Neuer Alzheimer-Wirkstoff Aducanumab:
Der aktuelle Stand. 08.06.2021. https://www.alzheimer-forschung.de/
forschung/aktuell/aducanumab/ (letzter Zugriff am 27.06.2021)
Praxismanagement                                                                                                                                   22

Neben den Säulen Medizin und Gesundheits-         Abrechnungsprofi                                     Gewalt in der Praxis und Apotheke
politik haben die Teilnehmer die Möglichkeit,
                                                  Sicher abrechnen und Potentiale                      Nach einer Studie des Deutschen Ärzteblattes
sich zu Fragen des Praxismanagements fortzubil-
                                                  der Praxis erkennen und ausschöpfen – dies           wurden 91% der Hausärzte bei ihrer Arbeit schon
den. Dazu gehören Themen rund um Finanzen /
                                                  ist das Thema der Veranstaltung rund um              aggressiv angegangen. Jeder vierte niedergelas-
Wirtschaftlichkeit ebenso wie Wissen rund um
                                                  GOÄ / PKV-Abrechnung, spezielle Abrechnungs-         sene Arzt hat Erfahrung mit körperlicher Gewalt
Recht und Datenschutz, Praxisführung, Personal,
                                                  empfehlungen etwa zur Labordiagnostik und            von Patienten gemacht, so die kassenärztliche
Kommunikation und Werbung im Rahmen der
                                                  Hygienepauschale, zu Übergangsregelungen             Bundesvereinigung. Gewalt spielt im Berufsall-
gesetzlichen Vorschriften. Als Mediziner und
                                                  und dem Abwehren / Vermeiden von Regressen           tag von Medizinern und Apothekern eine immer
Apotheker muss man zunehmend auch Wissen
                                                  und Honorarausfall.                                  größere Rolle. Wie schützen wir uns und welche
in den Bereichen Jura, BWL, IT, Human Ressour-
                                                                                                       Strategien gibt es zur Deeskalation – und wie
ces und Kommunikation mitbringen, welches         Online-Marketing
                                                                                                       gehen wir mit den Folgen von Gewalt um.
durch das Studium nicht abgedeckt wird und        Strategieentwicklung und Marketingberatung
oft in (kostspieligen) Fortbildungen erworben                                                          Datenschutz und Digitalisierung
                                                  sind wichtige Bereiche für Arztpraxen, MVZ,
werden muss. Der BBS bietet den Teilnehmern       Kliniken und Apotheken. Damit die Auswahl der        Datenpannen und Cyber-Störfälle resultieren
die Möglichkeit, sich umfassend zu Fragen des     richtigen Online-Marketingaktivitäten für Sie        oftmals aus mangelhaftem Datenmanagement.
Praxismanagements fortzubilden. Experten          kein Lotteriespiel wird, wird Ihnen eine stichhal-   Unwissende und ungeschulte Mitarbeiter sind
geben ihr Wissen in Workshops mit direktem        tige Strategie zur erfolgreichen Patienten- und      für ca. 80 % der Risiken verantwortlich. Auch die
Praxisbezug weiter. Folgende Workshops wer-       Kundengewinnung aufgezeigt. Beispielhaft wird        fehlende Konformität vieler Webseiten von
den angeboten:                                    eine konkrete Marketingstrategie entwickelt,         Praxen / Kliniken sind ein besonders großes
                                                  bei der Patienten-, Kunden- und Mitarbeiter-         Risiko, wie wird die DSGVO adäquat umgesetzt?
                                                  gewinnung ineinandergreifen. Themen sind             Erfahren Sie Essentielles über Informationssi-
                                                  etwa professionelle Webseite, Keyword- und           cherheit und Cyberschutz in der Praxis /
                                                  Contentanalyse, Wettbewerbsanalyse, Facebook,        Klinik / Apotheke und welche (kostensensitiven)
                                                  YouTube & Co, Reputationsmanagement über             Maßnahmen getroffen werden sollten.
                                                  Jameda u. a. und „Local SEO“ ...
Depression – kleine Schritte im Kampf gegen einen großen Gegner                                                                                   23

So alt das Krankheitsbild der Depression            Zusammenhang zwischen Stress und Depression        Gehirn von betroffenen Patienten reduziert und
auch sein mag, so viel Unsicherheit herrscht        darstellen könnte. Auch konnte die Hypothese       kann zumindest bei Mäusen durch die Gabe
immer noch in Bezug auf dessen Entstehung           der vermehrten Ablagerung von Amyloid-β im         von Antidepressiva gesteigert werden. Erstmals
und die optimale Therapie. Mit der zuneh-           Gehirn depressiver Patienten widerlegt werden.     wiesen die Forscher nun auch einen Effekt von
menden Erforschung pathophysiologischer             Die Rolle antipsychotischer Medikamente in der     p11 auf die Ausschüttung von Kortison, Adre-
Zusammenhänge und neuer Behandlungs-                Depressionsbehandlung wurde unter die Lupe         nalin und Noradrenalin nach. Mäuse mit einem
ansätze unterliegt der Umgang mit Betroffe-         genommen und die Anwendung von intranasa-          p11-Defizit reagierten stärker auf Stress. Ob
nen einem langsamen, aber steten Wandel.            lem Esketamin weiter untersucht.                   diese Erkenntnisse auf den Menschen übertrag-
Während einige Hypothesen, wie die der                                                                 bar sind und in welcher Weise p11 als Target für
                                                    Stress und Depression: alte Bekannte, neue
           vermehrten Amyloidablagerun-                                                                neue Therapien dienen könnte, muss natürlich
                                                    Beziehung
               gen, wieder verworfen werden,                                                           noch genauer erforscht werden. Nichtsdesto-
                vermögen andere unser Ver-          Dass ein Zusammenhang zwischen Stress und          trotz könnte mit p11 ein interessanter Player
                  ständnis zu verbessern und        Depression besteht, ist in der Praxis häufig zu    im Pathomechanismus der Depression auf die
                  Hoffnung für zukünftige The-      beobachten. In der Ergründung dieses altbe-        Bühne getreten sein – und auch ein prädiktiver
                rapien dieses weit verbreiteten     kannten Phänomens sind schwedische Forscher        Marker, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie
               Leidens zu wecken.                   auf ein mögliches Schlüsselelement gestoßen        zeigt. Denn höhere p11-Ausgangswerte in zyto-
          Die Frage nach den Ursachen für eine      [1]. Sie entdeckten ein Protein, das im Gehirn     toxischen T-Zellen scheinen beispielsweise mit
Depression und deren Symptome beschäftigt           sowohl für die Funktion des an der Stimmungs-      einem besseren Ansprechen auf Ketamin bei
die Medizin heute nicht minder als früher, was      regulierung beteiligten Serotonins, als auch für   SSRI-resistenten Patienten einherzugehen [2].
zur Entstehung immer neuer Theorien über die        die Ausschüttung von Stresshormonen wichtig
                                                                                                       Amyloidablagerungen sind nicht der
Entstehung des Krankheitsbildes führt. Diese        zu sein scheint. Dieses sogenannte p11-Protein
                                                                                                       Schlüssel
tragen Schritt für Schritt zu einem besseren Ver-   könnte im bisher unbekannten Mechanismus
ständnis und somit zur Entwicklung adäquaterer      der Chronifizierung von Stress und Entstehung      Nicht nur Schlaf und Stressantwort leiden unter
Therapien bei. In den letzten Jahren konnten ei-    von Depressionen, sowie für die inadäquate         einer Depression, sondern bisweilen auch die
nige Erkenntnisse gewonnen werden. So wurde         Stressantwort depressiver Patienten eine wich-     Kognition. Dass dies – wie beim Morbus Alzhei-
ein Protein entdeckt, das den Missing Link im       tige Rolle spielen. Die p11-Expression ist im      mer – durch eine vermehrte Ablagerung von
Depression – kleine Schritte gegen einen großen Gegner                                                                                                               24

Amyloid-β im Gehirn bedingt sein könnte, ist       Seit Februar 2020 darf intranasales Esketamin       pie eine signifikant erhöhte Mortalität mit einem
eine naheliegende und weit verbreitete Theorie.    in Kombination mit einem oralen Antidepres-         relativen Risikoanstieg von 45 % beobachtet.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie widerlegt     sivum bei therapieresistenten Episoden einer        Diese retrospektiven Daten stammen aus einer
diese Hypothese aber klar [3]. Im Vergleich        Major Depression bei Erwachsenen angewendet         sehr großen Kohorte mit über 39000 Patient/-in-
zur Kontrollgruppe hatten depressive ältere        werden [4]. Die Einnahme muss unter Super-          nen und hinterfragen den breiten Einsatz von
Patienten und Patientinnen sogar weniger Amy-      vision erfolgen, um adäquat auf unerwünschte        Antipsychotika in dieser Indikation, insbesondere
loidablagerungen im Gehirn, die Depression         Wirkungen wie Sedierung und Blutdruckanstieg        da der Nutzen oft gering ist.
wirkte sich aber dennoch stark auf die Kognition   reagieren zu können. Insgesamt hat der Wirk-
aus. Die Ablagerung von Amyloid-β scheint also     stoff ein gutes Nutzen-Risiko-Profil mit den          Literatur
keine Bedeutung für den Pathomechanismus zu        meisten Nebenwirkungen innerhalb der ersten         1. Sousa VC, et al.: P11 deficiency increases stress reactivity along
haben. Diese Erkenntnis könnte zukünftig in der    zwei Stunden [5]. Ein großer Vorteil des neuen      with HPA axis and autonomic hyperresponsiveness. Mol Psychiatry
                                                                                                       2020. DOI: 10.1038/s41380-020-00887-0. Epub ahead of print.
Unterscheidung zwischen Demenz und Depres-         Präparates ist der rasche Wirkungseintritt. Die     2. Veldman ER, et al.: P11 (S100A10) as a potential predictor of
sion eine wichtige Rolle spielen, insbesondere     Sicherheit und Effektivität einer längerfristigen   ketamine response in patients with SSRI-resistant depression. J Af-
mit der zunehmenden Verbreitung geeigneter         Therapie müssen allerdings in den kommenden         fect Disord. 2021; 290:240-244. DOI: 10.1016/j.jad.2021.04.055.
                                                                                                       Epub ahead of print.
bildgebender Methoden zum Nachweis von             Jahren noch genauer untersucht werden, auch         3. Mackin RS, et al.: Late-Life Depression Is Associated With Re-
Aβ-Ablagerungen.                                   unter dem Gesichtspunkt potenziell missbräuch-      duced Cortical Amyloid Burden: Findings From the Alzheimer‘s
                                                                                                       Disease Neuroimaging Initiative Depression Project. Biol Psychiatry
                                                   licher Anwendung [6].
Therapieresistente Depression (TRD): Neues                                                             2020. DOI: 10.1016/j.biopsych.2020.06.017. Epub ahead of print.
vom Sorgenkind                                     Wie Esketamin können auch Antipsychotika wie        4. Fachinformation Spravato®, swissmedicinfo Stand 8.10.2020.
                                                                                                       https://www.swissmedicinfo.ch/.
                                                   Aripiprazol oder Quetiapin zur medikamentösen
Das optimale Vorgehen bei TRD stellt eine                                                              5. Khorassani F, Talreja O.: Intranasal esketamine: A novel drug
                                                   Augmentation bei TRD zusätzlich zu einem Anti-      for treatment-resistant depression. Am J Health Syst Pharm 2020;
große Herausforderung dar und wird immer                                                               77(17): 1382-8.
                                                   depressivum eingesetzt werden. Hierzu wurden
wieder kontrovers diskutiert. Während mit der                                                          6. Kryst J, Kawalec P, Pilc A.: Efficacy and safety of intranasal
                                                   in den letzten Jahren jedoch zunehmend kriti-       esketamine for the treatment of major depressive disorder. Expert
Zulassung von Esketamin in der Schweiz und in
                                                   sche Daten veröffentlicht [7]. Im Vergleich zur     Opin Pharmacother 2020; 21(1): 9-20.
Deutschland eine neue Option zur Verfügung                                                             7. Gerhard T, et al.: Mortality risk of antipsychotic augmentation for
                                                   Augmentationsbehandlung mit einem zweiten
steht, wurden kritische Daten zur medikamentö-                                                         adult depression. PLoS One 2020; 15(9): e0239206.
                                                   Antidepressivum wurde bei Antipsychotikathera-
sen Augmentation mit Antipsychotika erhoben.
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