www.berlin-brain-summit.de Interdisziplinäres Gipfeltreffen zu Gehirnerkrankungen - Mai - 2. Juni 2022 | CityCube Berlin - Berlin Brain Summit
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digitales Booklet www.berlin-brain-summit.de Interdisziplinäres Gipfeltreffen zu Gehirnerkrankungen 31. Mai – 2. Juni 2022 | CityCube Berlin
Biogen-71989 Unser Engagement im Kampf gegen Alzheimer Alzheimer raubt den Menschen, die wir lieben, Erinnerungen, Unabhängigkeit und schließlich die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Als Pionier der Neurowissenschaft treiben wir die Erforschung der Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten voran – um das zu bewahren, was im Leben zählt. biogen.de
Inhalt Editorial 3 04 Veranstalter und Programmkomitee Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, 05 Betrachtungen zu Geist und Gehirn in ihrer Gesamtheit gehören Erkrankungen des Gehirns zu den großen Herausforderungen für Medizin und Gesellschaft. Diese treten in Deutschland, der EU und 07 COVID-19 in Psychiatrie und weltweit immer häufiger auf. In den Statistiken zu globaler Krankheitslast und vorzeitigen Neurologie Todesfällen kommen fünf der zehn wichtigsten Krankheiten aus diesem Bereich (WHO). 10 Kongressinformationen Um eine schnellere Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die klinische Praxis zu ermöglichen und die Versorgung von Patient/-innen mit Erkrankungen des Gehirns zu 12 Vorläufiges Programm verbessern, ist ein fächerübergreifender Wissensaustausch notwendig. 17 Die Globalisierung der Wirkstoff- Vor diesem Hintergrund habe ich mit Kolleg/-innen aus der Neurologie, Pharmazie und produktion Psychiatrie ein neues Kongressformat, den Berlin Brain Summit (BBS), konzipiert. 19 Morbus Alzheimer – der Kampf Der BBS liefert erstmals eine Plattform für den dringend gebotenen interdisziplinären gegen die Vergesslichkeit und berufsübergreifenden Austausch und kann somit die Basis für eine nachhaltige Strategie in der Versorgung der Patient/-innen sein. 22 Praxismanagement Das vorliegende Heft liefert wichtige Informationen zum Kongress und bietet interessanten 23 Depression – kleine Schritte Lese- und Informationsstoff zu einigen Programm-Highlights, die Tanja Schliebe vorstellt. gegen einen großen Gegner Wir freuen uns, Sie beim Berlin Brain Summit in Berlin begrüßen zu dürfen. 25 Therapie des Morbus Parkinson Mit freundlichen Grüßen, CME Zertifizierung für Ärzte Prof. Dr. Manfred Gerlach und Apotheker ist beantragt Vorsitzender des wissenschaftlichen Programmkomitees
Veranstalter und Programmkomitee 4 Veranstalter und Kongress- und Wissenschaftliches Programmkomitee Prof. Dr. Ludger Schöls, Sektion Klinische Ausstellungsbüro Prof. Dr. Daniela Berg, Direktorin der Klinik für Neurogenetik, Zentrum für Neurologie, Hertie- Neurologie, Universitätsklinikum Schleswig- Institut für klinische Hirnforschung, Tübingen CPO HANSER SERVICE GmbH Paulsborner Str. 44 Holstein, Kiel Prof. Dr. Alexander Storch, Direktor der Klinik 14193 Berlin, Germany Prof. Dr. Kristina Friedland, Pharmakologie für Neurologie, Zentrum für Nervenheilkunde, und Toxikologie, Institut für Pharmazie und Rostock Tel.: +49 – (0)30 – 300669-0 E-Mail: info@berlin-brain-summit.de Biochemie, Universität Mainz Prof. Dr. Dr. Johannes Thome, Direktor der www.cpo-hanser.de Prof. Dr. Isabella Heuser-Collier, Direktorin Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psycho- der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, therapie, Zentrum für Nervenheilkunde, Rostock Veranstaltungsort Charité-Universitätsmedizin, Berlin Prof. Dr. Jens Volkmann, Direktor der Neuro- Prof. Dr. Petra Högger, Sektion Klinische Phar- logischen Klinik und Poliklinik, Universitätsklini- mazie, Institut für Pharmazie und Lebensmittel- kum Würzburg CityCube Berlin Haupteingang: Ecke Jafféstraße / chemie, Universität Würzburg Prof. Dr. Susanne Walitza, Direktorin der Klinik Messedamm, 14055 Berlin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psycho- Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Lehrstuhlinhaberin für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, therapie, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich Redaktion digitales Booklet, Juli 2021 Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Prof. Dr. Jens Wiltfang, Direktor der Klinik für Universität Würzburg Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsme- Prof. hon. Tanja Schliebe PPM, Zürich Prof. Dr. Marcel Romanos, Direktor der Klinik dizin Göttingen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Jugend- Wissenschaftliche Gesamtleitung psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Prof. Dr. Manfred Gerlach, Berlin Zentrum für Psychische Gesundheit, Universi- E-Mail: mgbbs@berlin-brain-summit.de tätsklinikum Würzburg
Betrachtungen zu Geist und Gehirn 5 Was, wenn Bewusstsein nur ein Produkt Artikulation einzelner Worte sind unbewusste persönliche Bewusstsein die Inhalte der persön- unseres unbewussten Gehirns ist? Prozesse. lichen Erzählung begleitet, ist kausal zwingend. Aber sie ist nicht unbedingt relevant für das Ver- Das Bewusstsein ist ein fruchtbares Thema für Die Haupttriebkraft hinter dieser traditionellen ständnis und die Erklärung der psychologischen Verwirrung. Wir alle wissen, was es bedeutet, Unterscheidung geht auf unsere eigene starke Prozesse, die ihnen zugrunde liegen. bewusst zu sein. Im Grunde ist es, sich der Welt Überzeugung zurück, dass die Kausalität das bewusst zu sein und auf sie zu reagieren. In ähn- subjektive Bewusstsein mit der täglichen Er- George Miller, ein Begründer der kognitiven licher Weise haben wir alle eine gemeinsame fahrung verbindet, den Anschein zu erwecken, Psychologie – hilft uns hier auf die Sprünge: Vorstellung davon, wie Bewusstsein funktioniert. die Kontrolle über unsere Gedanken, Gefühle Wenn man etwas aus dem Gedächtnis abruft, Aber der gesunde Menschenverstand kann leicht verwirrt werden. Wenn Sie Schmerzen in und Handlungen zu haben. In den vergangenen hundert Jahren hat jedoch eine wachsende „gibt das Bewusstsein einem amputierten Arm verspürten, wo ist der Schmerz? Wenn Sie sagen, er sei in Ihrem Kopf, Zahl von Beweisen begonnen, diese binäre Unterscheidung in Frage zu stellen. Es besteht keinen Hinweis darauf, wäre er dann auch in Ihrem Kopf, wenn Ihr Arm nun zunehmend Übereinstimmung darüber, woher die Antwort nicht amputiert worden wäre? Wenn Sie ja sa- gen, welchen Grund haben Sie dann, jemals zu dass die meisten, wenn nicht sogar alle unserer Gedanken, Überzeugungen, Empfindungen, kommt; die Prozesse, die glauben, Sie hätten einen Arm? Wahrnehmungen, Emotionen, Absichten, Hand- lungen und Erinnerungen – tatsächlich hinter sie hervorbringen, sind Danach betrachten wir das Bewusstsein – unser subjektives Bewusstsein – als verantwortlich für der Bühne von schnellen und effizienten unbe- unbewusst. Es ist das die Schaffung und Kontrolle unserer Gedanken, Erinnerungen und Handlungen. Gleichzeitig wussten Gehirnsystemen gebildet werden. Früher wurde argumentiert, dass die Erfahrung Ergebnis des Denkens, erkennen wir aber auch, dass einige dieser psy- des Bewusstseins, obwohl unbestreitbar real, nicht der Prozess des chologischen Prozesse über unser Bewusstsein hinausgehen. Wenn wir zum Beispiel einen Stift genau das ist – Bewusstsein. Bewusstsein sei zwar von Gehirnsystemen geschaffen, hat aber Denkens, der spontan im in die Hand nehmen, wissen wir vielleicht, worü- ber wir schreiben werden, aber die Auswahl und keine kausale Beziehung zu mentalen Prozessen oder Kontrolle über diese. Die Tatsache, dass das Bewusstsein auftaucht“.
Betrachtungen zu Geist und Gehirn 6 In der Folge liegt nahe, dass das subjektive Be- Wenn wir tatsächlich Subjekte des unbewussten wusstsein – die persönliche Erfahrung dessen, wie Schreibens sind, dann ist es nicht treffend, psy- Freuen Sie sich auf die Eröffnungsveran- es ist, bewusst zu sein – selbst ein Produkt der un- chologische Zustände weiterhin im Sinne von staltung des BBS: bewussten Verarbeitung ist. Die Behauptung, dass bewusst und unbewusst zu charakterisieren. sowohl die subjektive Erfahrung des Bewusstseins als auch die damit verbundenen psychologischen Dies schränkt das theoretische Verständnis psychologischer Prozesse ein. Wenn zudem alle «Betrachtungen zu Prozesse (Gedanken, Überzeugungen, Ideen, Absichten usw.) Produkte unbewusster Prozesse psychologischen Prozesse und ihre Produkte auf unbewussten Systemen beruhen, dann Geist und Gehirn» sind, steht im Einklang mit der Tatsache, dass un- muss auch die Vorstellung, dass das Gehirn mit Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus bewusste automatische Gehirnsysteme alle unsere über automatische und kontrollierte Prozesse philosophischer Sicht (Prof. Dr. Thomas biologischen Kernprozesse (wie Atmung und verfügt, neu bewertet werden. Sind sie nicht Schramme, Lehrstuhl für Philosophie der Verdauung) zuverlässig und effizient und oft ohne vielmehr als Differenzen auf einem Kontinuum Universität Liverpool); unser Bewusstsein ausführen. unbewusster Verarbeitung (und nicht als alter- Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus native Systeme) zu beschreiben? Ein solcher Es steht auch im Einklang mit einer allgemei- biologischer Sicht (Prof. Dr. med. Dr. phil. Ansatz verzichtet weder auf die auf gesundem neren vorherrschenden Beobachtung, die in Johannes Thome, Direktor der Klinik und Menschenverstand beruhende Realität der per- den Naturwissenschaften – insbesondere in der Poliklinik für Psychiatrie und Psychothera- sönlichen qualitativen Erfahrung, noch auf die Neurobiologie – zu finden ist. Auf diesem Ge- pie, Zentrum für Nervenheilkunde, Rostock) bisherigen Erkenntnisse der kognitiven Neuro- biet ist das bewusste Primat nicht annähernd wissenschaften. Er bietet jedoch eine Gelegen- und der Fragestellung «Bewusstsein ohne so weit verbreitet wie in der Psychologie. Bei heit, etwas von der Verwirrung zu verringern, die Gehirn? Neue Erkenntnisse der Sterbe- komplexem und intelligentem Design in Lebe- mit der Verwendung der Begriffe „Bewusstsein“ forschung» (Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. wesen wird nicht davon ausgegangen, dass es und „Bewusstseinsinhalte“ einhergeht. Beide Wilfried Kuhn, Schweinfurt) von bewussten Prozessen angetrieben wird. implizieren nach wie vor, dass das Bewusstsein Stattdessen geht man davon aus, dass sie aus eine funktionelle Rolle bei der Unterscheidung adaptiven Prozessen stammen, die durch natür- psychologischer Prozesse spielt. liche Selektion entstanden sind.
COVID-19 in Psychiatrie und Neurologie Aktuell 7 Das Virus geht, der Schaden bleibt Bevölkerung [1,2]. Außerdem waren befragte spielen. Um das gesamte Frauen, jüngere Erwachsene, Menschen mit Ausmaß begreifen zu können, Abgesehen von den psychologischen Effekten Behinderungen und Teilnehmer mit psychiatri- müssen wohl noch einige Jahre ins Land gehen. der Pandemie mit sozialer Isolation und schen Komorbiditäten stärker betroffen. Diverse Unterdessen konnten viele Angebote, beispiels- außergewöhnlichen Stresssituationen, greift Studien fanden neben dem vermehrten Auftre- weise durch den Einsatz von Telemedizin, ent- auch das Virus selbst die Nerven an. Die ten von Depressionen, Schlafstörungen, Angst- sprechend angepasst werden. Diese Entwicklung bereits seit längerem bekannten neuro- störungen und posttraumatischen Belastungs- bleibt auch mit der langsamen Aufhebung der logischen Auswirkungen, die eine Infektion störungen auch mehr Fälle von Substanzabusus Corona-bedingten Einschränkungen bestehen, mit SARS-CoV2 haben kann, werden zuneh- [2-5]. Die Untersuchung einer großen Kohorte die Pandemie wirkt gewissermaßen als Kata- mend genauer erforscht und charakterisiert. dementer Patient/-innen zeigte in 59,6 % neue lysator für die Digitalisierung im Gesundheits- Neurologische Beschwerden sind sowohl im oder vermehrte Verhaltensauffälligkeiten sowie wesen. Und dennoch kann die Telemedizin den stationären als auch im ambulanten Sektor eine große Belastung der Caregiver durch persönlichen Kontakt nicht in allen Bereichen weit verbreitet und beschäftigen Patient/-in- Quarantänemaßnahmen [6]. adäquat ersetzen. Geeignete Kanäle und Struk- nen und Ärzt/-innen bisweilen noch lange turen müssen erst aufgebaut und evaluiert nach der aktiven Infektion. All diese Erkenntnisse sind lediglich Auszüge werden. Es gilt, die Qualität, Zugänglichkeit und aus einer unterdessen weiten Studienlandschaft Dass soziale Isolation, finanzielle Sorgen und Akzeptanz sicherzustellen – und jene nicht zu zu psychosozialen Folgeschäden von COVID-19. vermehrte Krankheits- und Todesfälle im so- vergessen, die durch die Pandemie vielleicht Diese scheinen alle Teile der Bevölkerung zu zialen Umfeld weitreichende psychologische noch weniger sichtbar geworden sind [7,8]. betreffen und insgesamt weit verbreitet zu sein, Folgen haben können, ist wenig erstaunlich. Die wobei individuelle Faktoren wie Einkommen Schlaganfälle und diffuse Enzephalopathien genauere Analyse dieser Effekte liefert dennoch und vorbestehende Belastungen spannende Informationen. So zeigen Auswer- Nicht nur die pandemiebedingten Umstände sicherlich eine wichtige Rolle tungen tausender Fragebögen aus Wuhan und haben frappante Auswirkungen auf den psych- Australien, dass im Gesundheitswesen tätige iatrisch-neurologischen Bereich, sondern auch Personen und pflegende Angehörige mehr das Virus selbst (Übersicht 1). So existiert die unter den psychologischen Auswirkungen der Hypothese, dass die respiratorische Insuffizienz COVID-19-Pandemie leiden als die restliche – oftmals die Todesursache bei COVID-19 – unter
COVID-19 in Psychiatrie und Neurologie 8 anderem auf eine virale Invasion des Hirn- Dysfunktion sowie Mikrothromben und keine Die häufigsten neuro- stamms zurückzuführen sein könnte [11]. Be- viralen Infiltrate [12,13]. Nichtsdestotrotz kann reits letztes Jahr zeigten Daten aus China, dass das Virus in Hirnzellen eindringen und sich über ein Drittel der hospitalisierten Patient/-in- nen unter verschiedenen neurologischen logischen Manifesta- dort auch replizieren [14]. Auch psychiatrische Krankheitsbilder, die zu Veränderungen des Manifestationen litten [9]. Mittlerweile tionen von COVID-19 Bewusstseinszustandes führen, wie Psychosen im Überblick: gibt es eine gut belegte Assoziation mit und neurokognitive Störungen, treten in Zusam- ischämischen Schlaganfällen [10]. menhang mit COVID-19-Infektionen auf [15]. Insgesamt wurden bisher die meisten • Ischämischer Schlaganfall Neurologische Symptome auch bei leichte- Fälle bei Patient/-innen mit mittleren • Veränderungen des Bewusstseinszustandes ren Verläufen und schweren Verläufen beschrieben. • Diffuse Enzephalopathie Kopfschmerzen, olfaktorische und gustatorische Neben Schlaganfällen kommt auch ein • Enzephalitis Dysfunktionen – diese neurologischen Auswir- veränderter Bewusstseinszustand in Zusammen- • Psychiatrische Krankheitsbilder, kungen des SARS-CoV2-Virus sind zwar weniger hang mit COVID-19 Infektionen gehäuft vor, insbesondere Psychosen und gefährlich als ischämische Schlaganfälle und vor allem bei schwer betroffenen und älteren neurokognitive Störungen das Guillain-Barré-Syndrom, können aber für Patient/-innen [10,11]. Dieser ist meist auf eine • Störungen des Geruchs- und Betroffene eine große Belastung darstellen diffuse Enzephalopathie zurückzuführen. In Geschmackssinns [11]. Auch bei nicht-hospitalisierten Patienten einigen Berichten wurden aber auch Fälle von • Kopfschmerzen ist ein Befall des Nervensystems häufig. Wäh- infektiöser oder postinfektiöser Enzephalitis • Vermehrtes Schwitzen rend neuropathische Schmerzen bei etwa 56 % präsentiert. Jedoch konnte in den meisten • Beteiligung des peripheren Nervensystems der Betroffenen auftreten, kommt es bei etwa genauen Analysen kein Virus und auch keine • Guillain-Barré-Syndrom einem Viertel zu vermehrtem Schwitzen und Entzündung im Liquor nachgewiesen werden. • Neuromuskuläre Schädigung, erhöhte bei etwa 20 % zu Störungen des Geruchs- oder Auch Gehirnautopsien zeigen vor allem Fol- Kreatinkinase Geschmackssinns [16]. Zudem existieren Fallbe- gen der systemischen Hypoxie, endotheliale Übersicht 1: Häufige neurologische Manifestationen nach [7] und [10] richte von Sehstörungen und Parästhesien.
COVID-19 in Psychiatrie und Neurologie 9 Diese immer noch frühen Erkenntnisse in der 6. Cagnin A, et al.: Behavioral and Psychological Effects of Corona- virus Disease-19 Quarantine in Patients With Dementia. Front Untersuchung neurologischer Auswirkungen Psychiatry 2020; 11: 578015. der Virusinfektion werfen viele Fragen auf. 7. Kaundinya T, Agrawal R: Unpacking a Telemedical Takeover: Insbesondere zu den Langzeitfolgen und Schä- Recommendations for Improving the Sustainability and Usage of Telemedicine Post-COVID-19. Qual Manag Health Care. 2021. DOI: digungsmechanismen müssen sicherlich noch 10.1097/QMH.0000000000000329. Epub ahead of print. Daten erhoben werden, welche substanzielle 8. Serino-Cipoletta J, et al.: Telemedicine and Health Equity During COVID-19 in Pediatric Gastroenterology. J Pediatr Health Care. Implikationen für die Therapie haben könnten. 2021. DOI: 10.1016/j.pedhc.2021.01.007. Epub ahead of print. 9. Mao L, et al.: Neurologic Manifestations of Hospitalized Patients With Coronavirus Disease 2019 in Wuhan, China. JAMA Neurol 2020; 77(6): 683-90. Literatur 10. Josephson SA, Kamel H.: Neurology and COVID-19. JAMA 1. Chen B, et al.: The psychological impact of COVID-19 outbreak 2020; 324(12): 1139-40. on medical staff and the general public. Curr Psychol 2020: 11. Xu Y, Zhuang Y, Kang L: A Review of Neurological Involvement 1-9. DOI: 10.1007/s12144-020-01109-0. Epub ahead in Patients with SARS-CoV-2 Infection. Med Sci Monit. 2021; of print. 27:e932962. DOI: 10.12659/MSM.932962. 2. Czeisler MÉ, et al.: Mental health, substance 12. Solomon IH, et al.: Neuropathological Features of Covid-19. use, and suicidal ideation during a prolonged N Engl J Med 2020; 383(10): 989-92. COVID-19-related lockdown in a region with 13. Delavari F, Varzaneh FN, Rezaei N: Neurologic Manifestations low SARS-CoV-2 prevalence. of COVID-19. Adv Exp Med Biol. 2021; 1318: 343-353. DOI: J Psychiatr Res. 2021; DOI: 10.1016/j.jpsychi- 10.1007/978-3-030-63761-3_20. res.2021.05.080. Epub ahead of print. 14. Song E, et al.: Neuroinvasion of SARS-CoV-2 in human and 3. Rudenstine S, et al.: Depression and Anxiety mouse brain. bioRxiv 2020. DOI: 10.1101/2020.06.25.169946. During the COVID-19 Pandemic in an Urban, Low- Epub ahead of print. Income Public University Sample. J Trauma Stress 2020. DOI: 10.1002/jts.22600. Epub ahead of print. 15. Varatharaj A, et al.: Neurological and neuropsychiatric compli- cations of COVID-19 in 153 patients: a UK-wide surveillance study. 4. Bartel SJ, Sherry SB, Stewart SH.: Self-isolation: A significant Lancet Psychiatry 2020; 7(10): 875-82. contributor to cannabis use during the COVID-19 pandemic. Subst Abus 2020: 1-4. DOI: 10.1080/08897077.2020.1823550. Epub 16. Ding H, et al.: Neurologic manifestations of nonhospitalized ahead of print. patients with COVID-19 in Wuhan, China. Med Comm. 2020. DOI: 10.1002/mco2.13. Epub ahead of print. 5. Dobson H, et al.: Burnout and psychological distress amongst Australian healthcare workers during the COVID-19 pandemic. Australas Psychiatry 2020. DOI: 10.1177/1039856220965045. Epub ahead of print.
Kongressinformationen 10 Der Kongress bietet: den Internetpräsenz, Abrechnung sowie Recht • Neurowissenschaftler (wie Neurobiologen, und Datenschutz. Ebenso gibt es praxisbezoge- Neurochemiker, Neurogenetiker, Neuropatho- • Symposien, in denen disziplinübergreifend ne Workshops zur erfolgreichen Patientenkom- neueste Erkenntnisse zu Diagnose, Ursachen logen, Neuropharmakologen; Neurophysio- munikation, Gewalt in Praxis und Apotheke logen, Neuropsychologen) und Behandlung von Gehirnerkrankungen sowie zum Thema Human Resources. vorgestellt werden. • Apotheker/-innen • Diskussionsforen zur Gesundheitspolitik, • Ein Forum zum Austausch von Fachinforma- • Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen der tionen zwischen Ärzt/-innen, Apotheker/-innen die auf Kongressen traditionell eine unter- pharmazeutischen Industrie und Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen der geordnete Rolle spielt. In diesen Foren werden Pharmazeutischen Industrie. Kooperation mit der Pharmaindustrie aktuelle gesundheitspolitische Fragen sowie rechtliche und regulatorische Aspekte der Zielgruppen: Pharmazeutische Unternehmen sind Partner des Arzneimitteltherapie besprochen. Berlin Brain Summit und wirken mit Vorschlägen • Workshops zu Apotheken- und Praxismanage- • Alle Gruppen der akademischen Heilberufe, an der Vielfalt des disziplinübergreifenden ment: Experten geben ihr Wissen mit direktem die Patient/-innen mit Erkrankungen des Programms mit. Praxisbezug weiter, wie etwa zur Übergabe Gehirns behandeln: Allgemeinmediziner, Assistenzarzt und Facharzt für Psychiatrie mit Die Möglichkeit des zwanglosen Austausches und Gründung einer Praxis, einer ansprechen- oder ohne Zusatzbezeichnung Psychotherapie; von Fachinformationen zwischen Ärzt/-innen Assistenzarzt und Facharzt für Kinder- und und Wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen der Jugendpsychiatrie Psychosomatik und Pharmazeutischen Industrie ist in der neu konzi- Zertifizierung Psychotherapie, Facharzt für Neurologie und pierten Kongress-Lounge gegeben. Psychiatrie bzw. Nervenheilkunde, Psycholo- Kongressregistrierung Die Zertifizierung des wissenschaftlichen gen, psychologische Psychotherapeuten Kongressprogrammes des Berlin Brain Die Registrierung zum Kongress nehmen Sie Summit ist bei der Landesärztekammer bitte unter www.berlin-brain-summit.de vor. Berlin beantragt.
Kongressinformationen 11 Teilnahmegebühren: Frühbuchergebühren bis zum 20. April 2022 EUR Teilnahmegebühr* 390,00 Reduzierte Teilnahmegebühr** 200,00 Spätbuchergebühren ab dem 21. April 2022 Teilnahmegebühr* 450,00 Reduzierte Teilnahmegebühr** 280,00 Vor-Ort-Gebühren Teilnahmegebühr* 520,00 Reduzierte Teilnahmegebühr** 310,00 * Allgemeinmediziner/-innen, Assistenzärzt/-innen und Fachärzt/-innen für Psychiatrie mit und ohne Zusatzbezeichnung Psychotherapie; Assistenzärzt/-innen und Fachärzt/-innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie; Fachärzt/-innen für Neurologie und Psychiatrie bzw. Nervenheilkunde; Neurowissenschaftler/-innen, Apotheker/-innen, Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeutischen Industrie ** Teilnehmer/-innen in Ausbildung; die entsprechende Bescheinigung wird während des Registrierungsprozesses abgefragt.
Vorläufiges Programm Interdisziplinäre Fortbildung Gesundheitspolitik Praxisseminare 12 Plenarsitzung Andere Strategien zur ursächlichen Therapie von Di. 31. Mai 14:00 – 15:30 Uhr Demenzielle Syndrome, Teil 1 Alzheimer (z. B. Azeliragon, Leuko-Methylthioni- nium, Masitinib, Spermidin) Lutz Frölich, Mannheim Ätiologien der verschiedenen Demenzformen Eröffnungveranstaltung Emra Düzel, Magdeburg Symposium 12:00 – 13:30 Uhr Diagnostik interdisziplinär 16:30 – 18:00 Uhr Betrachtungen zu Geist und Gehirn Oliver Peters, Berlin Verbesserung suizidpräventiver Maßnahmen Moderation: Henrik Walter, Berlin Risikofaktoren und nicht-pharmakologische im Rahmen einer Depression Referenten und Diskutanten: Prävention Ursachen suizidalen und selbstschädigenden Reijko Krüger, Belvaux, Luxemburg Verhaltens Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus Barbara Schneider, Köln philosophischer Sicht Meet the Expert Thomas Schramme, Liverpool 15:30 – 16:30 Uhr Therapeutische und pharmakologische Möglich- keiten zur Behandlung suizidalen Verhaltens Betrachtungen zu Geist und Gehirn aus Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen- und deren Limitationen biologischer Sicht schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu- Thomas Messer, Pfaffenhofen Johannes Thome, Rostock tischen Industrie Pharmakologie, Erfahrung und Einsatz von Bewusstsein ohne Gehirn? Neue Erkenntnisse Symposium Ketamin, Esketamin und schnell wirkenden der Sterbeforschung! 16:30 – 18:00 Uhr Antidepressiva Wilfried Kuhn, Schweinfurt Demenzielle Syndrome, Teil 2 Göran Hajak, Bamberg 13:30 – 14:00 | Kaffeepause Amyloid als Targets einer kausalen Alzheimer- Therapie Richard Dodel, Essen
Vorläufiges Programm Interdisziplinäre Fortbildung Gesundheitspolitik Praxisseminare 13 Gesundheitspolitisches Forum Entwicklung von Leitlinien und deren Neurologische Manifestationen der SARS-CoV-2- 16:30 – 18:00 Uhr Bedeutung für den praktischen Alltag Infektion in der Akutphase Aktuelle Probleme bei der Versorgung mit Borwin Bandelow, Göttingen Clement Warnke, Köln Arzneimitteln in Deutschland Psychiatrische direkte und indirekte Folgen Praxisseminar Qualität, Lieferfähigkeit und Wettbewerb – der SARS-CoV-2-Pandemie auf die psychische 09:00 – 10:30 Uhr kann Deutschland Wirkstoffproduktion? Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Praxismanagement: Psychotherapie in Dirk Jung, Radebeul (Arevipharma) jungen Erwachsenen Notsituationen/Gewaltprävention Susanne Walitza, Zürich Arzneimittelfälschungen – was tun wir dagegen? Christian Graz, Bühl Ulrike Holzgrabe, Würzburg Psychosoziale Auswirkungen der Covid-19 Diskussionsforum Pandemie auf Individuum und Gesellschaft 09:00 – 10:30 Uhr Stefanie Jung, Berlin Was kann man tun, um die Entwicklung von Mi. 1. Juni Neuro-/ Psychopharmaka in Deutschland zu fördern? Plenarsitzung 11:00 – 12:30 Uhr Moderation: Johannes Thome, Rostock Depression, mehr als eine psychische Erkrankung Symposium 20-minütige Impulsreferate durch 09:00 – 10:30 Uhr Maximilian Schuir, Janssen EMEA, Neuss Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen Relevanz von klinischen Studien und Marion Haberkamp, BfArM, Bonn Christoph Herrmann-Lingen, Göttingen Leitlinien für die klinische Praxis Marc Oppermann, G-BA, Berlin, Immuno-metabolische Mechanismen der anschließend Diskussion Depression Was muss ich wissen, um Ergebnisse von Stefan Gold, Berlin klinischen Studien zu interpretieren? 10:30 – 11:00 Uhr | Kaffeepause Beispiel Antidepressiva Therapieoptionen der Depression mit somati- Ulrich Hegerl, Frankfurt Symposium schen Komorbiditäten 11:00 – 12:30 Uhr Christian Otte, Berlin Das Gehirn und SARS-CoV-2
Vorläufiges Programm Interdisziplinäre Fortbildung Gesundheitspolitik Praxisseminare 14 Symposium Wie kann die Migräneversorgung verbessert Mi. 1. Juni 14:00 – 15:30 Uhr Chancen und Grenzen der digitalen Medizin werden? Tim Jürgens, Güstrow Digitale Gesundheitsanwendungen – der Ein- Gesundheitspolitisches Forum Meet the Expert fluss vom Digitale-Versorgung-Gesetz auf 14:00 – 15:30 Uhr 12:30 – 14:00 Uhr Versorgung und Forschung Dilemmata in der „sprechenden Medizin“ Jochen Klucken, Erlangen Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen- Abrechnungsherausforderungen und -optionen schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu- Verbesserung der Parkinson-Behandlung durch in der Praxis tischen Industrie digitale Gesundheitsanwendungen Heinz Herbst, Stuttgart Jens Volkmann, Würzburg Erik Trott, Aschaffenburg Symposium Nahtlosverfahren 4.0 – Smartphone-Apps als 14:00 – 15:30 Uhr intersektorale Brücke nach stationärer Therapie Meet the Expert Ernährung, Mikrobiom und für psychische Erkrankungen 15:30 – 17:00 Uhr Gehirnerkrankungen Christian Lukas, Erlangen Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen- schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu- Darm-Hirn-Achse und neurodegenerative Symposium tischen Industrie Gehirnerkrankungen 14:00 – 15:30 Uhr Dirk Woitalla, Essen Update ganzheitliche Behandlung von Kopf- Praxisseminar Anti-entzündliche Therapien bei affektiven schmerzen 17:00 – 18:30 Uhr Erkrankungen Differentialdiagnose und Epidemiologie von Abrechnungsprofi – sicher abrechnen Julian Hellmann-Regen, Berlin primären Kopfschmerzerkrankungen und Potentiale der Praxis erkennen und Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln Ralf Baron, Kiel ausschöpfen bei Gehirnerkrankungen Gerd W. Zimmermann, Hofheim Neue Behandlungsansätze bei der Migräne: Gunter P. Eckert, Gießen Geplante, Ditane und monoklonale Antikörper Hans-Christoph Diener, Essen
Vorläufiges Programm Interdisziplinäre Fortbildung Gesundheitspolitik Praxisseminare 15 Symposium Symposium 17:00 – 18:30 Uhr Update Morbus Parkinson Do. 2. Juni 09:00 – 10:30 Uhr Interaktionspotentiale von Pharmaka: Klinische Relevanz bei Verordnung von Gibt es eine Parkinson-Pandemie? Neuro- / Psychopharmaka Thomas Gasser, Tübingen Symposium Ansätze und Fortschritte bei der Parkinson- 09:30 – 10:30 Uhr Christoph Hiemke, Mainz Früherkennung Personalisierte Medizin in der Diagnose und Michael Paulzen, Aachen Eva Schäffer, Kiel Behandlung von Gehirnerkrankungen 10:30 – 11:00 Uhr | Kaffeepause Stand krankheitsmodifizierender Therapien Früherkennung von Psychosen mittels präzi- Wolfgang Oertel, Marburg sionsmedizinischer Verfahren Symposium N.N. 11:00 – 12:30 Uhr Gesundheitspolitisches Forum Aktuelle nationale und internationale 17:00 – 18:30 Uhr Therapie der ADHS Arzneimittelstudien in der Neurologie Pro- und Kontradebatte: Legalisierung von Tobias Banaschewski, Mannheim Cannabis“ Therapie von Parkinsonsyndromen Sekundärprävention nach Schlaganfall Moderation:David Rohde, Berlin Kathrin Brockmann, Tübingen Hans-Christoph Diener, Essen Neuroimmunologische Erkrankungen Proponentin: Kristine Lütke, MdB Gesundheitspolitisches Forum (MS, NMOSD, MG, AIDP, CIDP) Opponent: Rainer Thomasius, Hamburg 09:00 – 10:30 Uhr Hans-Peter Hartung, Düsseldorf Aus der Sicht der Polizei: Dietmar Schilff, Berlin Digitale Medien sind aus neurowissenschaftlicher Sicht schädlich Manfred Spitzer, Ulm
Vorläufiges Programm Interdisziplinäre Fortbildung Gesundheitspolitik Praxisseminare 16 Epidemiologie und Ursachen von Delir Symposium Do. 2. Juni Gerhard Eschweiler, Tübingen Prävention und Therapie im Delir 14:00 – 15:30 Uhr Patientenzentrierte Outcome-Parameter der Peter Nydahl, Kiel Multiplen Sklerose-Behandlung – Was zählt wirklich für den Patienten? Gesundheitspolitisches Forum Meet the Expert 11:00 – 12:30 Uhr Fatigue und Kognition bei der MS und ihre 12:30 – 14:00 Uhr Kooperation von Pharmaindustrie und Ärzte- Behandlung und Apothekerschaft Ärzt/-innen / Apotheker/-innen treffen Wissen- Peter Flachenecker, Bad Wildbad schaftliche Mitarbeiter/-innen der Pharmazeu- Immunmodulation bei MS – Die besondere Aktuelle Rechtslage und Lösungsansätze für tischen Industrie Relevanz in Zeiten von COVID mehr Transparenz Praxisseminar Till Sprenger, Wiesbaden Martin Schwarz, Berlin (Verband Forschender Arzneimittelhersteller) 14:00 – 15:00 Uhr Von Ataxie bis sexuelle Funktionsstörungen – Uwe Broch, Berlin (Verband Freiwillige Selbst- Online-Marketing für Ärzt/-innen und sinnvolle symptomatische Behandlungsansätze kontrolle für die Arzneimittelindustrie) Apotheker/-innen für MS-Patienten Tanja Schliebe, Zürich Tjalf Ziemssen, Dresden Interessenskonflikte bei der Erstellung von Leit- linien Symposium Symposium 14:00 – 15:30 Uhr 11:00 – 12:30 Uhr Wie können Apotheker und Psychiater Autoimmune Enzephalitiden und Delir zusammenarbeiten, um Arzneimittel sicher einzusetzen? Ätiologie und diagnostische / therapeutische Fragen Sie Ihren Arzt UND Apotheker – eine er- Herausforderungen der autoimmunen folgreiche Kooperation zum Wohle des Patienten Enzephalitiden Martina Hahn, Frankfurt/Main – Apothekerin Frank Leypolt, Kiel Sibylle C. Roll, Frankfurt/Main – Ärztin
Die Globalisierung der Wirkstoffproduktion ... 17 ... und ihre Folgen für die China ist der weltweit größte Produzent von Arzneimitteln. Bis Mitte der 1990er Jahre Wachsende Besorgnis über Lieferengpässe mit Humanarzneimitteln Arzneimittelversorgung produzierten die USA, Europa und Japan 90 % der weltweiten Arzneimittel. Heute wird jedoch Die Zentralisierung der weltweiten Versorgung mit Arzneimitteln in China und Indien macht Der Mangel an Schutzkleidung und Masken geschätzt, dass chinesische Hersteller etwa 40 % sie anfällig für Unterbrechungen und ist eine zu Beginn der Corona-Pandemie zeigte, dass aller weltweit verwendeten Arzneimittel herstel- der Ursachen für Arzneimittel-Engpässe, wenn Deutschland und Europa durch die Globali- len und dass China und Indien die Quelle von Produktionsausfälle oder Produktionsprobleme sierung der Produktion abhängig von anderen 75 % bis 80 % der in die USA und nach Europa auftreten oder eine stärkere Nachfrage nicht Ländern sind, in der Herstellung von versor- importierten Arzneimittel sind. nachgekommen werden kann. gungsrelevanten Arzneimitteln insbesondere von Indien und China. Gemessen am Volumen ist Indien der drittgröß- Nicht nur Blutdrucksenker wie Valsartan, Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol, Medika- te Arzneimittelproduzent der Welt. Das Arznei- mente gegen Depressionen (Escitalopram, Nortriptylin, Venlafaxin), Epilepsie (Carbamazepin, To- mittelministerium des Landes berichtete, dass piramat) oder Parkinson (Cabergolin, Pramipexol) sind von Lieferengpässen betroffen, sondern es 20 % der weltweiten Exporte von „Generika“ auch einfache Trägerlösungen wie Ethanol, Wasser für Injektionszwecke oder Kochsalz. liefert. Indien ist auch ein wichtiger Impfstoffher- steller. Während die größten Impfstoffhersteller Apotheker/-innen sind zunehmend dadurch belastet, die Folgen von Lieferengpässen für die der Welt (gemessen am Umsatz) GSK, Sanofi, Patienten abzufedern und die Patientensicherheit zu gewährleisten. Es ist Alltag in Apotheken, Merck und Pfizer sind, ist das indische Serum- dass Rezepte nicht beliefert werden können. Dann gilt es, Alternativen zu finden, Großhändler institut mengenmäßig der größte Impfstoffher- abzutelefonieren und Rücksprache mit pharmazeutischen Herstellern zu nehmen. Ärzt/-innen steller der Welt. Das in Pune ansässige Unterneh- sind mit zunehmender Häufigkeit damit beschäftigt, Rezepte zu verändern, Rücksprache mit den men stellt jährlich 1,5 Milliarden Dosen her, von Apotheken, die Verordnungen nicht bedienen können, zu halten und Patient/-innen zu beraten. denen 80 % exportiert werden, und ist der größte Patient/-innen sind völlig verunsichert, wenn aufgrund von Lieferengpässen die Medikation um- Impfstofflieferant der UNICEF (Wert von 307,8 gestellt werden muss, was zu Problemen mit der Einnahmetreue der Patient/-innen führt. Millionen US-Dollar im Jahr 2018).
Die Globalisierung der Wirkstoffproduktion 18 Ein Engpass ist nach Angaben des Bundes- Um die Produktion in Europa zu stärken, braucht es einen europäischen Ansatz, der die gemein- und Investitionen in instituts für Arzneimittel samen Qualitäts-, Sozial- und Umweltstandards Produktionskapazitäten und Medizinprodukte (BfArM), wenn ein Her- gegenüber Handelspartnern in aller Welt konse- quent vertritt. Im Inneren muss Brüssel jedoch manifestiert hat, komplett steller länger als zwei Wochen weniger als üblich ausliefern oder er allen Mitgliedstaaten genug Raum bei Gesund- heitspolitik und Sozialrecht lassen, um die Sub- umzukehren, halte ich einer deutlich stärkeren Nachfrage nicht gerecht sidiarität für regionale und lokale Lösungen zu ökonomisch nicht für werden kann. Das BfArM bietet eine Übersicht zu aktuellen Lieferengpässen für Humanarznei- gewährleisten. machbar.“ Eine einfache Lösung gibt es indes nicht: mittel (ohne Impfstoffe) in Deutschland an, die China werde neben Indien Quelle vieler chemi- ihr die herstellenden Pharmafirmen melden. „Punktuell mag es scher Rohstoffe, Zwischenprodukte und Wirkstof- fe bleiben. Und letztlich bleibt vor allem eines vernünftig sein, die Die Zahl der gemeldeten Lieferengpässe für Arzneimittel steigt stetig. Schon vor Corona im Raum bei der Gestaltung eines auf Teilhabe hatten Lieferprobleme nach Europa und Ameri- ka ein bedrohliches Ausmaß angenommen. Im Wirkstoffproduktion und sozialem Ausgleich beruhendem Gesund- heitssystems: der Kostendruck … ersten Jahr des Bestehens des Registers, 2013, zurückzunehmen“, In dem Symposium „Aktuelle Probleme bei der gingen 42 Meldungen ein, 2018 waren es Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland“ 268. Insgesamt listet die BfArM-Tabelle derzeit sagt der CEO des pharmazeutischen Unterneh- wird u. a. auf die durch die Globalisierung der 203 Arzneimittel und Trägerstoffe auf (Stand: mens Siegfried, Wolfgang Wienand, Arzneimittelproduktion bedingte 29.12.2020). Kann eine Rückholung der „aber einen globalen Problematik in der Arzneimittel- versorgung in Deutschland ein- Wirkstoffproduktion nach Trend, der sich über 20 gegangen und diskutiert, wie eine Rückholung der Wirkstoffproduk- Jahre in Lieferketten Europa gelingen? tion gelingen könnte.
Morbus Alzheimer – der Kampf gegen die Vergesslichkeit 19 Während die COVID-19 Pandemie Alzheimer- stehung von Morbus Alzheimer ein. Neben den sind therapeutische Möglichkeiten, die aktuell patient/-innen und deren Angehörige immer bewährten Ansätzen der Cholinesterase-Hem- im Rahmen von Phase III-Studien unter die Lupe noch vor besonders große Herausforderun- mung und Glutamat-Antagonisierung umfassen genommen werden [3]. gen stellt, tut sich in der Forschung einiges die Wirkmechanismen in der Pipeline vor allem All diese Anstrengungen der Entwickler können [1,2]. Nachdem Erfolge in der Entwicklung Angriffspunkte an den Alzheimer-typischen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die neuer Medikamente in den letzten Jahren Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen [3]. Aber auch Europäische Arzneimittelagentur EMA seit 2002 rar gesät waren, weckt ein Blick auf die Pipe- die Hemmung gewisser Kinasen und die För- kein Medikament mehr zur Alzheimer-Therapie line Hoffnung für zukünftige Therapieoptio- derung der Energieversorgung von Neuronen zugelassen hat [8]. Eine Analyse klinischer nen [3,4]. In den USA wurde kürzlich gar ein Studien zwischen 2002 und 2012 zeigte gar neuer Wirkstoff zur Behandlung des Morbus eine Misserfolgsquote von 99,6 % [7]. Mit dem Alzheimer zugelassen. Und auch zur Früh- Zulassungsantrag für Aducanumab, der im Okto- erkennung bei der häufigsten Demenzform ? ber 2020 bei der EMA eingereicht wurde, wäre wird fleißig geforscht. eine baldige Beendigung der Flaute möglich Die Pipeline 2021 [8]. Bei Aducanumab handelt es sich um einen Antikörper gegen β-Amyloid, der eine passive Befanden sich 2014 noch 108 Substanzen zur Immunisierung bewirkt und in frühen Krank- Alzheimer-Behandlung in Entwicklung, waren es heitsstadien eingesetzt wird [8]. Die Studienlage im Januar 2021 bereits 126 [4,7]. Davon wur- ist allerdings auch bei diesem Wirkstoff wider- den 28 in Phase III-Studien erprobt, 74 in Phase sprüchlich. So wurden die beiden Phase III-Stu- II- und 24 in Phase I-Studien (Abb. 1). Während dien EMERGE und ENGAGE im März 2019 nach 7,1 % dieser Wirkstoffe auf die Linderung neuro- einer Zwischenanalyse abgebrochen. Die dar- psychiatrischer Symptome ausgerichtet sind und auffolgende Auswertung sämtlicher Daten ließ 10,3 % die Kognition verbessern sollen, haben jedoch zumindest in der EMERGE Studie eine 82,5 % eine Verlangsamung der Krankheits- positive Wirkung der Substanz vermuten. Grund progression zum Ziel [4]. Letztere Medikamente genug, dass Aducanumab am 7. Juni 2021 in greifen in den Pathomechanismus der Ent-
Morbus Alzheimer – der Kampf gegen die Vergesslichkeit 20 des Morbus Alzheimer voraus. Hierzu werden Anzahl Substanzen zur Alzheimer-Behandlung in der Pipeline: 2016 und 2020 aktuell einige invasive und nicht-invasive Methoden evaluiert. Beispielsweise zeigte die 74 70 Auswertung eines einfachen Sprachtests zur Vor- hersage der Erkrankung positive Resultate [9]. Auch ein Scan der Augen oder erhöhte Blutwerte 60 50 45 eines speziellen Tau-Proteins könnten in Zukunft 40 Aufschluss darüber geben, wer von einer frühen 30 28 oder gar prophylaktischen Therapie profitieren 24 24 24 würde [10,11]. Bereits etabliertere Methoden, 20 zu denen insbesondere die PET-Bildgebung 10 und Laboranalysen der Zerebrospinalflüssigkeit 0 gehören, werden ebenfalls laufend weiterent- Phase I Phase II Phase III wickelt [12]. Selbst wenn diese diagnostischen Mittel mangels adäquater therapeutischer Optionen momentan noch keinen bedeutenden den USA in einem beschleunigten Verfahren zu- Aducanumab vorerst nur für die Behandlung Einfluss auf die Behandlung haben, würden ver- gelassen wurde – als erstes Medikament, das auf ausgewählter Patienten infrage kommen. Denn lässliche und breiter verfügbare Marker bereits die grundlegende Pathophysiologie der Alzhei- die Demenz darf noch nicht fortgeschritten sein heute Ärzt/-innen entlasten. Mit einer klareren mer-Demenz abzielt [8]. Allerdings nicht ohne und – zumindest in den USA – müssen Amyloid- Diagnosestellung und somit Abgrenzung kontroverse Diskussionen und auch nicht ohne Plaques nachgewiesen werden. gegenüber anderen Demenzformen wäre nicht Auflagen. Der Hersteller Biogen muss nun eine nur der Forschung in der Patientenselektion für Früherkennung als Schlüssel? weitere Studie durchführen, um den Nutzen der klinische Studien geholfen, sondern auch dem Substanz zu belegen. Ein Entscheid der EMA zur Viele der neuen Behandlungsmethoden – soll- Kliniker im Alltag. Zulassung in Europa wird Ende dieses Jahres er- ten sie dann tatsächlich auf den Markt kommen wartet. Selbst wenn dieser positiv ausfällt, dürfte – setzen wie Aducanumab eine frühe Erkennung
Morbus Alzheimer – der Kampf gegen die Vergesslichkeit 21 ? Literatur 9. Eyigoz E, et al.: Linguistic markers predict onset of Alz- 1. Defrancesco M, et al.: [Position paper of the Austrian Alzheimer heimer‘s disease. EClinicalMedicine 2020. DOI: 10.1016/j. Association (Österreichische Alzheimer Gesellschaft, ÖAG) : Effects eclinm.2020.100583 ? of the COVID-19 pandemic in Austria on people with dementia 10. Medienmitteilung RetiSpec Inc.: RetiSpec Announces Partner- and their care environment-problem areas, recommendations, and ship With Gentex To Commercialize Alzheimer‘s Disease Detection strategies]. Neuropsychiatr. 2020. DOI: Technology. Toronto, Kanada, 05.10.2020. 10.1007/s40211-020-00363-9. Epub ahead of print. 11. Ray F.: Specific Tau Protein Shows Potential as Blood Biomar- 2. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.: Aktuelle Informationen ker in Early Studies. 21.09.2020. https://alzheimersnewstoday. com/2020/09/21/specific-tau-protein-shows-potential-as-blood- ? zur Corona-Pandemie. https://www.deutsche-alzheimer.de/ueber- uns/presse-und-aktuelles/aktuelle-informationen-zur-corona-pan- biomarker-in-early-studies/ (letzter Zugriff am 26.06.2021) demie (letzter Zugriff am 27.06.2021) 12. Karikari TK, et al.: Diagnostic performance and prediction of ? 3. vfa Die forschenden Pharma-Unternehmen: Neue Alzheimer- clinical progression of plasma phospho-tau181 in the Alzheimer‘s Medikamente in fortgeschrittener Entwicklung. 08.06.2021. Disease Neuroimaging Initiative. Mol Psychiatry 2020. DOI: https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/ 10.1038/s41380-020-00923-z. Epub ahead of print. neue-alzheimer-medikamente-in-entwicklung.html (letzter Zugriff 13. Cummings J, Morstorf T, Lee G.: Alzheimer‘s drug-develop- am 27.06.2021) ment pipeline: 2016. Alzheimer‘s & Dementia: Translational 4. Cummings J, et al.: Alzheimer‘s disease drug development Research & Clinical Interventions 2016; 2(4): 222-32. pipeline: 2021. Alzheimers Dement. 2021; 7(1): e12179. DOI: 10.1002/trc2.12179 5. alzheimer Schweiz: Medikamentöse Therapie bei Demenz. https://www.alzheimer-schweiz.ch/de/ueber-demenz/beitrag/ ? ? ? medikamentoese-therapie-bei-demenz/ (letzter Zugriff am ? 26.06.2021) 6. Alzheimer Forschung: Medikamentöse Behandlung. https:// www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/behandlung/medikamen- toese-behandlung/ (letzter Zugriff am 26.06.2021) Created by Gan Khoon Lay 7. Cummings JL, Morstorf T, Zhong K.: Alzheimer‘s disease drug- ? from the Noun Project development pipeline: few candidates, frequent failures. Alzhei- mers Res Ther. 2014; 6(4): 37. 8. Alzheimer Forschung: Neuer Alzheimer-Wirkstoff Aducanumab: Der aktuelle Stand. 08.06.2021. https://www.alzheimer-forschung.de/ forschung/aktuell/aducanumab/ (letzter Zugriff am 27.06.2021)
Praxismanagement 22 Neben den Säulen Medizin und Gesundheits- Abrechnungsprofi Gewalt in der Praxis und Apotheke politik haben die Teilnehmer die Möglichkeit, Sicher abrechnen und Potentiale Nach einer Studie des Deutschen Ärzteblattes sich zu Fragen des Praxismanagements fortzubil- der Praxis erkennen und ausschöpfen – dies wurden 91% der Hausärzte bei ihrer Arbeit schon den. Dazu gehören Themen rund um Finanzen / ist das Thema der Veranstaltung rund um aggressiv angegangen. Jeder vierte niedergelas- Wirtschaftlichkeit ebenso wie Wissen rund um GOÄ / PKV-Abrechnung, spezielle Abrechnungs- sene Arzt hat Erfahrung mit körperlicher Gewalt Recht und Datenschutz, Praxisführung, Personal, empfehlungen etwa zur Labordiagnostik und von Patienten gemacht, so die kassenärztliche Kommunikation und Werbung im Rahmen der Hygienepauschale, zu Übergangsregelungen Bundesvereinigung. Gewalt spielt im Berufsall- gesetzlichen Vorschriften. Als Mediziner und und dem Abwehren / Vermeiden von Regressen tag von Medizinern und Apothekern eine immer Apotheker muss man zunehmend auch Wissen und Honorarausfall. größere Rolle. Wie schützen wir uns und welche in den Bereichen Jura, BWL, IT, Human Ressour- Strategien gibt es zur Deeskalation – und wie ces und Kommunikation mitbringen, welches Online-Marketing gehen wir mit den Folgen von Gewalt um. durch das Studium nicht abgedeckt wird und Strategieentwicklung und Marketingberatung oft in (kostspieligen) Fortbildungen erworben Datenschutz und Digitalisierung sind wichtige Bereiche für Arztpraxen, MVZ, werden muss. Der BBS bietet den Teilnehmern Kliniken und Apotheken. Damit die Auswahl der Datenpannen und Cyber-Störfälle resultieren die Möglichkeit, sich umfassend zu Fragen des richtigen Online-Marketingaktivitäten für Sie oftmals aus mangelhaftem Datenmanagement. Praxismanagements fortzubilden. Experten kein Lotteriespiel wird, wird Ihnen eine stichhal- Unwissende und ungeschulte Mitarbeiter sind geben ihr Wissen in Workshops mit direktem tige Strategie zur erfolgreichen Patienten- und für ca. 80 % der Risiken verantwortlich. Auch die Praxisbezug weiter. Folgende Workshops wer- Kundengewinnung aufgezeigt. Beispielhaft wird fehlende Konformität vieler Webseiten von den angeboten: eine konkrete Marketingstrategie entwickelt, Praxen / Kliniken sind ein besonders großes bei der Patienten-, Kunden- und Mitarbeiter- Risiko, wie wird die DSGVO adäquat umgesetzt? gewinnung ineinandergreifen. Themen sind Erfahren Sie Essentielles über Informationssi- etwa professionelle Webseite, Keyword- und cherheit und Cyberschutz in der Praxis / Contentanalyse, Wettbewerbsanalyse, Facebook, Klinik / Apotheke und welche (kostensensitiven) YouTube & Co, Reputationsmanagement über Maßnahmen getroffen werden sollten. Jameda u. a. und „Local SEO“ ...
Depression – kleine Schritte im Kampf gegen einen großen Gegner 23 So alt das Krankheitsbild der Depression Zusammenhang zwischen Stress und Depression Gehirn von betroffenen Patienten reduziert und auch sein mag, so viel Unsicherheit herrscht darstellen könnte. Auch konnte die Hypothese kann zumindest bei Mäusen durch die Gabe immer noch in Bezug auf dessen Entstehung der vermehrten Ablagerung von Amyloid-β im von Antidepressiva gesteigert werden. Erstmals und die optimale Therapie. Mit der zuneh- Gehirn depressiver Patienten widerlegt werden. wiesen die Forscher nun auch einen Effekt von menden Erforschung pathophysiologischer Die Rolle antipsychotischer Medikamente in der p11 auf die Ausschüttung von Kortison, Adre- Zusammenhänge und neuer Behandlungs- Depressionsbehandlung wurde unter die Lupe nalin und Noradrenalin nach. Mäuse mit einem ansätze unterliegt der Umgang mit Betroffe- genommen und die Anwendung von intranasa- p11-Defizit reagierten stärker auf Stress. Ob nen einem langsamen, aber steten Wandel. lem Esketamin weiter untersucht. diese Erkenntnisse auf den Menschen übertrag- Während einige Hypothesen, wie die der bar sind und in welcher Weise p11 als Target für Stress und Depression: alte Bekannte, neue vermehrten Amyloidablagerun- neue Therapien dienen könnte, muss natürlich Beziehung gen, wieder verworfen werden, noch genauer erforscht werden. Nichtsdesto- vermögen andere unser Ver- Dass ein Zusammenhang zwischen Stress und trotz könnte mit p11 ein interessanter Player ständnis zu verbessern und Depression besteht, ist in der Praxis häufig zu im Pathomechanismus der Depression auf die Hoffnung für zukünftige The- beobachten. In der Ergründung dieses altbe- Bühne getreten sein – und auch ein prädiktiver rapien dieses weit verbreiteten kannten Phänomens sind schwedische Forscher Marker, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie Leidens zu wecken. auf ein mögliches Schlüsselelement gestoßen zeigt. Denn höhere p11-Ausgangswerte in zyto- Die Frage nach den Ursachen für eine [1]. Sie entdeckten ein Protein, das im Gehirn toxischen T-Zellen scheinen beispielsweise mit Depression und deren Symptome beschäftigt sowohl für die Funktion des an der Stimmungs- einem besseren Ansprechen auf Ketamin bei die Medizin heute nicht minder als früher, was regulierung beteiligten Serotonins, als auch für SSRI-resistenten Patienten einherzugehen [2]. zur Entstehung immer neuer Theorien über die die Ausschüttung von Stresshormonen wichtig Amyloidablagerungen sind nicht der Entstehung des Krankheitsbildes führt. Diese zu sein scheint. Dieses sogenannte p11-Protein Schlüssel tragen Schritt für Schritt zu einem besseren Ver- könnte im bisher unbekannten Mechanismus ständnis und somit zur Entwicklung adäquaterer der Chronifizierung von Stress und Entstehung Nicht nur Schlaf und Stressantwort leiden unter Therapien bei. In den letzten Jahren konnten ei- von Depressionen, sowie für die inadäquate einer Depression, sondern bisweilen auch die nige Erkenntnisse gewonnen werden. So wurde Stressantwort depressiver Patienten eine wich- Kognition. Dass dies – wie beim Morbus Alzhei- ein Protein entdeckt, das den Missing Link im tige Rolle spielen. Die p11-Expression ist im mer – durch eine vermehrte Ablagerung von
Depression – kleine Schritte gegen einen großen Gegner 24 Amyloid-β im Gehirn bedingt sein könnte, ist Seit Februar 2020 darf intranasales Esketamin pie eine signifikant erhöhte Mortalität mit einem eine naheliegende und weit verbreitete Theorie. in Kombination mit einem oralen Antidepres- relativen Risikoanstieg von 45 % beobachtet. Eine kürzlich veröffentlichte Studie widerlegt sivum bei therapieresistenten Episoden einer Diese retrospektiven Daten stammen aus einer diese Hypothese aber klar [3]. Im Vergleich Major Depression bei Erwachsenen angewendet sehr großen Kohorte mit über 39000 Patient/-in- zur Kontrollgruppe hatten depressive ältere werden [4]. Die Einnahme muss unter Super- nen und hinterfragen den breiten Einsatz von Patienten und Patientinnen sogar weniger Amy- vision erfolgen, um adäquat auf unerwünschte Antipsychotika in dieser Indikation, insbesondere loidablagerungen im Gehirn, die Depression Wirkungen wie Sedierung und Blutdruckanstieg da der Nutzen oft gering ist. wirkte sich aber dennoch stark auf die Kognition reagieren zu können. Insgesamt hat der Wirk- aus. Die Ablagerung von Amyloid-β scheint also stoff ein gutes Nutzen-Risiko-Profil mit den Literatur keine Bedeutung für den Pathomechanismus zu meisten Nebenwirkungen innerhalb der ersten 1. Sousa VC, et al.: P11 deficiency increases stress reactivity along haben. Diese Erkenntnis könnte zukünftig in der zwei Stunden [5]. Ein großer Vorteil des neuen with HPA axis and autonomic hyperresponsiveness. Mol Psychiatry 2020. DOI: 10.1038/s41380-020-00887-0. Epub ahead of print. Unterscheidung zwischen Demenz und Depres- Präparates ist der rasche Wirkungseintritt. Die 2. Veldman ER, et al.: P11 (S100A10) as a potential predictor of sion eine wichtige Rolle spielen, insbesondere Sicherheit und Effektivität einer längerfristigen ketamine response in patients with SSRI-resistant depression. J Af- mit der zunehmenden Verbreitung geeigneter Therapie müssen allerdings in den kommenden fect Disord. 2021; 290:240-244. DOI: 10.1016/j.jad.2021.04.055. Epub ahead of print. bildgebender Methoden zum Nachweis von Jahren noch genauer untersucht werden, auch 3. Mackin RS, et al.: Late-Life Depression Is Associated With Re- Aβ-Ablagerungen. unter dem Gesichtspunkt potenziell missbräuch- duced Cortical Amyloid Burden: Findings From the Alzheimer‘s Disease Neuroimaging Initiative Depression Project. Biol Psychiatry licher Anwendung [6]. Therapieresistente Depression (TRD): Neues 2020. DOI: 10.1016/j.biopsych.2020.06.017. Epub ahead of print. vom Sorgenkind Wie Esketamin können auch Antipsychotika wie 4. Fachinformation Spravato®, swissmedicinfo Stand 8.10.2020. https://www.swissmedicinfo.ch/. Aripiprazol oder Quetiapin zur medikamentösen Das optimale Vorgehen bei TRD stellt eine 5. Khorassani F, Talreja O.: Intranasal esketamine: A novel drug Augmentation bei TRD zusätzlich zu einem Anti- for treatment-resistant depression. Am J Health Syst Pharm 2020; große Herausforderung dar und wird immer 77(17): 1382-8. depressivum eingesetzt werden. Hierzu wurden wieder kontrovers diskutiert. Während mit der 6. Kryst J, Kawalec P, Pilc A.: Efficacy and safety of intranasal in den letzten Jahren jedoch zunehmend kriti- esketamine for the treatment of major depressive disorder. Expert Zulassung von Esketamin in der Schweiz und in sche Daten veröffentlicht [7]. Im Vergleich zur Opin Pharmacother 2020; 21(1): 9-20. Deutschland eine neue Option zur Verfügung 7. Gerhard T, et al.: Mortality risk of antipsychotic augmentation for Augmentationsbehandlung mit einem zweiten steht, wurden kritische Daten zur medikamentö- adult depression. PLoS One 2020; 15(9): e0239206. Antidepressivum wurde bei Antipsychotikathera- sen Augmentation mit Antipsychotika erhoben.
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