05/06 2022 DSO-Nachrichten Abonnements ab sofort erhältlich - Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ein Jubiläum Peter Ruzicka im Gespräch Meisterwerke Truls Mørk und Tugan Sokhiev Die Saison 22/23 Abonnements ab sofort erhältlich DSO-Nachrichten 05/06 2022
2 Inhalt Editorial 3 Liebe Leserin, lieber Leser, mit spannenden Konzertprogrammen und Gästen strebt die Saison ihrem Finale zu. Tugan Sokhiev, unser ehemali- ger Chefdirigent, kehrt mit Tschaikowsky und Schostako- witsch zum DSO zurück, Truls Mørk hat er für Saint-Saëns’ Erstes Cellokonzert eingeladen. Manfred Honeck widmet 3 Editorial sich Mahlers Fünfter, James Ehnes kommt mit Mozarts 4 Peter Ruzicka im Gespräch Drittem Violinkonzert. Sir George Benjamin präsentiert ein farbenreiches Programm von Janáček bis Ligeti und 10 Seiji Ozawa den Pianisten Cédric Tiberghien als Messiaen-Solisten. 12 Abonnements und Programme 22/23 Mit Raritäten von Berg bis Williams feiert Peter Ruzicka sein 50-jähriges Dirigierjubiläum, das Oboenkonzert aus 20 Tugan Sokhiev und Truls Mørk seiner Feder interpretiert François Leleux. Den Abschluss 24 rbbKultur-Kinderkonzerte der Spielzeit gestalten David Robertson und der Geiger Gil Shaham mit wunderbaren Werken von Chopin, Tschai- 26 Konzertkalender kowsky und Strawinsky. 31 Kammerkonzert der Akademie Einen Vorgeschmack auf die Programme, Themen und 32 Sir George Benjamin und Cédric Tiberghien Gäste der kommenden Saison können wir Ihnen eben- 36 Debüt im Deutschlandfunk Kultur falls schon bieten → S. 12 ff. Abonnements sind ab sofort bestellbar, ausführliche Informationen finden Sie unter 38 Impressum → dso-berlin.de/saison22-23 und in der neuen Saisonbro- 39 Ihr Konzertbesuch im Mai und Juni schüre, die wir Ihnen gerne kostenfrei zusenden. 40 James Robertson und Gil Shaham Dies und vieles mehr finden Sie in der aktuellen Ausgabe. 44 Herbert Blomstedt Wir schätzen uns glücklich, bei sinkenden Zahlen und all- gemeinen Lockerungen mit Ihnen den Abschluss unserer 46 Manfred Honeck und James Ehnes Jubiläumssaison zu feiern. Wir freuen uns auf Sie! 48 Christian Schumann Herzliche Grüße 50 Das DSO im ICC Ihr Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Im Gespräch 5 Mi 15.6. Peter Ruzicka Ein besonderes Jubiläum Peter Ruzicka ist Dirigent, vielfach ausgezeichneter Kom- ponist, Schüler von Hans-Werner Henze und promovierter Jurist. Von 1979 bis 1987 war er Intendant des DSO, das da- mals noch Radio-Symphonie-Orchester Berlin hieß, später leitete er die Staatsoper Hamburg, die Salzburger Festspiele und die Osterfestspiele Salzburg. Am 15. Juni kehrt er mit einem beziehungsreichen Programm ans Pult des Orches- ters zurück. Herr Ruzicka, wenn Sie im Juni das vorletzte Konzert der Jubiläumssaison dirigieren, können Sie selbst mit dem Orchester ein denkwürdiges Jubiläum begehen: Vor fünf- zig Jahren standen Sie erstmals am Pult des DSO. Was haben Sie damals dirigiert? Ich dirigierte kein Konzert, sondern eine Rundfunkaufnahme für den RIAS Berlin. Es war ein warmer Sommertag Mitte Juni, ich erinnere mich genau, das Orchester hatte seinen letzten Dienst vor den Ferien in der Siemensvilla in Lank- witz, in der man seit Jahrzehnten regelmäßig aufgenom- men hatte. Wir spielten damals mein erstes Cellokonzert ›In processo di tempo‹ mit Claus Kanngiesser als Solist ein. Die Aufnahme erschien zunächst als LP, später auch als CD, sie ist noch heute beim Label Wergo erhältlich. Vielleicht noch ein Wort zum Hintergrund: Meine erste Begegnung mit dem Orchester fand bereits 1971 statt. Damals dirigierte Michael Gielen die Uraufführung meines Orchesterwerks ›Metastro- fe‹. Vier Wochen vor dem Konzert wurde es aufgenommen,
6 Im Gespräch 7 ebenfalls in der Siemensvilla. ›Metastrofe‹ erhielt dann den einem Orchester abläuft. Ich will also nicht ausschließen, Preis des ›Rostrum of Composers‹ der UNESCO. Das war für dass die künstlerischen Begegnungen für die Entscheidung Wolfgang Geiseler, den damaligen Musikchef des RIAS (und des Orchesters maßgeblich waren. Das Kuratorium des da- des SFB), der Anlass, mir einen Auftrag für das Cellokonzert maligen RSO machte dann eine Anhörung und entschied zu geben, das dann im Juni 1972 produziert wurde. sich für mich. Mit dem Orchester zusammenzuarbeiten, war von Anfang ein großes Vergnügen. Sie dirigierten dann im August 1975 Ihr erstes, ein gutes Jahr später ihr zweites Konzert mit dem DSO. »Ich bin mir sicher, dass Varèses kühne Komposition Die Werke, die Sie damals zusam- durch den stilistischen Kontrast mit ›Star Wars‹ menstellten, wirken im Rück- an Überzeugungskraft gewinnt.« blick wie eine Vorschau auf die Peter Ruzicka Programmlinien, die Sie ab 1979 als Intendant mit dem Orches- ter verwirklichten: 1975 Gustav Mahlers Ergänzung von Mit ihrer Programmgestaltung, mit der Einführung von Carl Maria von Webers Oper ›Die drei Pintos‹ und ein Kammerkonzerten, mit den Saisonschwerpunkten, die neues Werk von Maurice Weddington – also eine Rarität Sie setzten, prägten Sie die Entwicklung des Orchesters von Mahler, dessen Renaissance sich damals noch in den bis über Ihre Amtszeit hinaus … Anfängen befand, und ein zeitgenössisches Werk. 1976 Das Kuratorium hatte mir als oberste Aufgabe zunächst dann Musik von Ligeti, Feldman, dem jungen Wolfgang mitgegeben: Finden Sie einen Chefdirigenten, und das Rihm, eine Bach-Bearbeitung von Fritz Stiedry und eine möglichst gleich. Das Orchester war ja seit 1975, seit Lorin philharmonische Exkursion der Rockgruppe ›Tangerine Maazels Abschied, ohne künstlerische Leitung, und dieser Dream‹. Gaben diese künstlerische Zusammenarbeit und Zustand sollte möglichst schnell beendet werden, auch im diese Programmatik den Ausschlag für Ihre Berufung zum Interesse der musikalischen Entwicklung. Intendanten des Orchesters? Die Mitglieder des Orchesters haben sich damals für mich Sie konnten dann keinen Geringeren als Riccardo Chailly eingesetzt. Sie erinnerten sich an unsere künstlerische Zu- gewinnen, der damals noch sehr jung war. Wie kamen Sie sammenarbeit. Eberhard Wangemann, auch heute mit 102 auf ihn, kannten sie ihn? Jahren noch ein kenntnisreicher Begleiter des Orchesters, In den Gesprächen, die wir führten, fiel Chaillys Name, und rief mich eines Tages an und fragte mich, ob mich die Ar- etliche Kollegen meinten, ihn müsse man sich anschauen. beit als Intendant interessieren könnte. Ich hatte damals in So begab es sich, dass Chailly eine Europatournee mit dem Berlin über das Urheberrecht promoviert, Herr Wangemann London Symphony Orchestra machte. Jeden Abend begeg- wusste das, es gab eine Verbindung des Orchesters zu mei- neten sich hinter der Bühne diejenigen, die damals auf der nem Doktorvater Wilhelm Nordemann. Er meinte, es wäre Suche nach einem neuen Chefdirigenten waren. Ich sprach ideal, wenn jemand in musikalischen und rechtlichen Fragen Riccardo Chailly an, und wir konnten innerhalb von Wochen sachkundig sei und Erfahrungen mit dem mitbringe, was in mit ihm ein Sonderkonzert in Berlin arrangieren. Wir haben
8 Im Gespräch 9 damals die Plakate noch selbst geklebt, das werde ich nicht vergessen. Er dirigierte ein Programm nach Maß: Verdi, Strawinsky und Tschaikowsky. Die Stimmung war schon nach den Proben so gut, dass ich sofort nach dem Kennen- lernkonzert eine Abstimmung verlangte, die dann äußerst positiv ausfiel. Am nächsten Tag begann ich, mit Riccardo Chailly über eine erste Amtszeit in Berlin zu verhandeln. 1982 wurde er dann Chefdirigent des Orchesters. Sie dirigierten zu Ihrem Einstand beim DSO ein eigenes Werk. In die Programme, die Sie heute mit dem DSO und andernorts aufführen, beziehen Sie eigene Werke mit ein. Während Ihrer Amtszeit als Intendant aber stand Ruzicka als Komponist nicht auf dem Spielzettel. Ich halte es immer für einen Fehler, wenn Kollegen sich selbst engagieren. Sich selbst zu bedenken heißt ja eigent- lich, die Unbefangenheit gegenüber anderen zu verlieren. Man könnte nie mehr ein Stück eines Kollegen ablehnen, wenn man ein eigenes Werk programmiert. Dies tat ich prin- zipiell nicht, auch später nicht bei meinen Intendanzen in François Leleux Hamburg, München und Salzburg. sei, dann werden sie wohl eher John Williams als Edgard Hätten Sie damals, in den frühen 1970er-Jahren, ein Varèse nennen. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass ähnliches Programm wie am 15. Juni dirigiert, mit großer Varèses kühne Komposition durch den stilistischen Kont- Filmmusik aus Hollywood als Abschluss? rast an Überzeugungskraft gewinnt, viel mehr, als wenn ich John Williams’ Musik zu ›Star Wars‹ gab es damals noch ihr ein ähnlicheres Stück zur Seite stellte. Im Übrigen freue nicht. Der erste Film der Reihe kam erst in den späten ich mich sehr auf die Zusammenarbeit mit François Leleux, 1970er-Jahren in die Kinos, und die ersten konzertanten einem der größten Oboisten unserer Zeit, der im ersten Kon- Aufführungen von Auszügen fanden erst später statt. Auf die zertteil mein Oboenkonzert ›Aulodie‹ interpretieren wird. Idee, eine Suite aus der ›Star Wars‹-Musik zusammenzustel- len und in ein Programm aufzunehmen, kam ich über Edgard Das Gespräch führte HABAKUK TRABER. Varèses ›Arcana‹. In diesem Werk geht es eigentlich um den letzten aller Sterne. Und ich wollte es mit einer Komposition kontrapunktieren, die programmatisch eine Brücke schlägt, wenngleich die Musik denkbar unterschiedlich ist. Wenn Sie heute junge Leute fragen, was aus ihrer Sicht neue Musik Konzertkalender S. 28
10 Seiji Ozawa 11 21.5.1967 Seiji Ozawa beim DSO Ein junger Japaner stand im Mai 1967 am Pult des DSO, das damals noch Radio-Sympho- nie-Orchester Berlin (RSO) hieß. Nach seinem Studium in Tokio hatte Seiji Ozawa mehrere Dirgierwettbewerbe gewonnen und seine Aus- bildung als Schüler Herbert von Karajans in Berlin und dann als Assistent Leonard Bernsteins in New York fortgesetzt. 1967 war er Chefdirigent des Ravinia Festivals des Chicago Symphony Orchestra, bald darauf wurde er als Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra zum Star. Bei seinem einzigen DSO-Gastspiel dirigierte Ozawa die Dritte Symphonie des Amerikaners William Schuman und Modest Mussorgskys ›Bilder einer Ausstellung‹ – und verewigte sich in den Autogrammbüchern des Orchesters. Im Zentrum seines Programms stand das Cellokonzert von Robert Schumann, vor allem aber dessen Solistin: Die Jahr- hundertcellistin Jacqueline du Pré, die vier Jahre zuvor bei einem legendären Konzert der Reihe ›RIAS stellt vor‹ mit gerade einmal 18 Jahren für Furore gesorgt hatte.
Die Saison Festlegen lohnt sich! Abonnements für die neue Saison 22/23 sind ab sofort bestellbar. → dso-berlin.de/saison22-23
14 Saison 22/23 15 Vorzüge eines Höhepunkte Abonnements der Saison Beste Plätze • Auswahl unter den besten freien Plätzen 2022/2023 vor Beginn des regulären Verkaufs Mit spannenden und abwechslungsreichen Konzertprojek- • Ihr persönlicher Platz von Saison zu Saison ten gehen das DSO und Robin Ticciati ab September 2022 bei Beibehaltung der Serie in die sechste gemeinsame Saison. Dabei spürt der Chefdi- rigent einem großen Thema nach: dem Verhältnis von Mu- Guter Service sik und Spiritualität. Im Zentrum der Auseinandersetzung • Kostenfreie Zusendung Ihrer Konzertkarten steht dabei das Festival ›Music and Healing‹ im März, das • Kostenfreier Tausch von Karten zweier sich mit dem Einfluss von Musik auf Körper, Geist und See- Konzerttermine Ihrer Serie le beschäftigt. Es streift alte Mythen und Traditionen, vom zentralasiatischen Obertongesang bis zu Strawinskys ›Le Günstige Preise sacre du Printemps‹, widmet sich der Meditation mit Wer- • Ersparnis von bis zu 50 % für Ihre im Abonnement ken von Bingen und Bach bis Pärt und Vasks, berührt die gekauften Karten Grenze zwischen Leben und Jenseits, zwischen religiösem • Zusätzliche Karten für alle Konzerte des DSO Erleben bei Messiaen und Skrjabins ›Poème de l’extase‹, und der weiteren ROC-Ensembles zum um und schließt mit der Verklärungserzählung von Wagners 15 % ermäßigten AboPlus-Preis ›Tristan und Isolde‹. Alle vier Konzerte sind gebündelt als Festival-Paket buchbar. Attraktive Extras • Exklusive Vorstellung der neuen Konzertsaison Das thematische Anliegen ist auch im Eröffnungskonzert mit dem Chefdirigenten mit den letzten Werken von Feldman und Sibelius und • Einladung zu Sonderveranstaltungen, etwa Strawinskys Violinkonzert präsent. Bruckners Fünfte, die Kammerkonzerten an besonderen Orten Kathedrale unter seinen Symphonien, und Mark Simpsons (im Rahmen verfügbarer Kontingente) Orchesterfantasie über einen legendären Engel beleuchten das Thema von einer weiteren Seite, ebenso Mahlers Dritte Symphonie oder die Begegnung von Schöpfung und komödi- antisch aufbereiteter Apokalypse in Werken von Haydn und Ligeti im Rahmen der Biennale der Berliner Philharmoniker im Februar. Ehrendirigent Kent Nagano ist gleich zweimal
16 bei seinem Berliner Orchester zu Gast – im April mit Bou- lez’ ›Répons‹ und Faurés Requiem, zum Saisonausklang mit Mahlers Sechster Symphonie. Die Spielzeit 2022/2023 öffnet sich auch hin zum The- ater, zu den vielfältigen Formen des Ineinanderwirkens von Ton-, Wort- und Bühnenkunst. Den Anfang bildet ein konzertantes DSO-Debüt der britischen Komponistin und Elgar-Zeitgenossin Ethel Smyth. Ihre Oper ›The Wreckers‹ (Les Naufrageurs) ist im September in der französischen Urfassung des Librettos als Deutsche Erstaufführung zu hören. Im Februar bringt Ticciati dann Händels prachtvol- les Oratorium ›Solomon‹ in einer szenisch eingerichteten Fassung in die Philharmonie. Giovanni Antonini erkundet mit Gaetano Pugnanis ›Werther‹ nach Goethe die Gattung des Melodrams, das zu Haydns und Mozarts Zeiten als ex- perimentelle Form des Musiktheaters geschätzt wurde. Begegnungen mit zahlreichen alten und neuen Freunden finden sich ebenfalls im Programm der neuen Spielzeit. Ingo Metzmacher, Chefdirigent zwischen 2007 und 2010, kombiniert John Adams’ Klassiker ›Harmonielehre‹ mit dem großartigen, exorbitant schweren Klavierkonzert von Max Reger. Manfred Honeck konfrontiert Beethovens lyrischen mit dem dramatischem Wagemut von Richard Strauss’ ›Elektra‹. Tomáš Hanus greift die Bruckner-Linie mit dessen Sechster auf, und Yutaka Sado wird einmal mehr sein mu- sikantisches Temperament mit Bernstein und Tschaikow- sky beweisen. Stéphane Denève, Fabien Gabel und Marie Jacquot kehren mit französischen, Elim Chan, Giancarlo Guerrero und Andris Poga mit russischen Meisterwerken ans Pult des DSO zurück. John Wilson übernimmt erneut zu Silvester und Neujahr das zirzensisch-musikalische Kom- mando und gestaltet die Konzerte im Tempodrom mit dem Circus Roncalli. Kerem Hasan, Patrick Hahn und Oksana Lyniv stehen zum ersten Mal vor dem Orchester.
18 Saison 22/23 19 Exzellente Solistinnen und Solisten Die Abonnementkonzerte der Saison 2022/2023 können mit zahlreichen großartigen Sängerinnen und Sängern auf- warten, darunter etwa Louise Alder, Karen Cargill, Dorothea Röschmann und Michael Weinius. Als Meister der Tasten sind Pierre-Laurent Aimard, Markus Becker, Martin Helm- chen, die Jussen-Brüder, Nikolai Lugansky, Thomas Ospital, Jean Rondeau und Fazıl Say zu erleben. An der Violine zeigen Nicola Benedetti, Veronika Eberle, Vilde Frang, Leonidas Kavakos, Josef Špaček und Hugo Ticciati ihr Können, am Violoncello Nicolas Altstaedt, Séverine Ballon, Sol Gabet- ta, Marie-Elisabeth Hecker und Steven Isserlis. Jess Gillam brilliert am Saxophon, der Schlagzeuger Martin Grubinger gibt seinen Berliner Bühnenabschied beim DSO, und aus den eigenen Reihen sind Solo-Hornist Paolo Mendes und Solo-Oboistin Viola Wilmsen solistisch zu erleben. Abonnementserien und Konzertpakete Neben den vier großen Abonnementserien des DSO in der Philharmonie bietet das Abo Classic NOW mit drei Sym- phoniekonzerten, einem Casual Concert und einem Kam- merkonzert einen spannenden Einstieg in die Welt der klas- sischen Musik. Das Abo Casual Concerts präsentiert drei Saisonbroschüre bestellen moderierte Konzerte mit Robin Ticciati, Ingo Metzmacher und Manfred Honeck. Sechs Termine in der Villa Elisabeth und erstmals im Kühlhaus offeriert die Kammermusikserie, das Abo ›Notturno‹ wird mit drei Konzerten in Räumen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz fortgeführt, und ganz Ausführliche Informationen zu den Konzerten der neue Perspektiven vermittelt das Kabarett-Paket, in dessen Saison 2022/2023 und zur Abonnementbestellung vier Konzerten der Reihe ›Die Kunst der UnFuge‹ sich die finden Sie unter → dso-berlin.de/saison22-23 und in besten Spötter der Republik auf Kammermusik einlassen. unserer druckfrischen Saisonbroschüre, die wir Ihnen gerne kostenfrei zusenden. Mehr unter → dso-berlin.de/saison22-23 Bitte bestellen Sie unter → dso-berlin.de/medienbestellung
Sokhiev / Mørk 21 Mi 11.5. Tugan Sokhiev Künstlerische Partnerschaft Camille Saint-Saëns war das, was man heute wohl als Universalgenie bezeichnen würde: Philosoph und Logiker, Mathematiker und anerkannter Astronom, Maler und viel gelesener Dichter – und, als wäre all dies nicht genug, auch ein begnadeter Pianist, überragender Organist, gefragter Dirigent und einer der prägendsten Komponisten seiner Zeit. In der Art eines französischen Mozarts schrieb Saint-Saëns schon als sechsjähriges Wunderkind seine ersten Stücke, gab mit elf am Kavier öffentliche Konzerte, brachte mit 15 Jahren seine erste Symphonie zu Papier. Insgesamt hinter- ließ Camille Saint-Saëns über 700 Werke. Eine Institution am Cello Saint-Saëns’ besonderer Liebe zum Violoncello verdanken wir einige der beliebtesten Werke des Repertoires. Und damit sind nicht nur die unsterblich gewordenen roman- tisch-melodiösen Kantilenen des ›Schwans‹ aus seinem berühmten ›Karneval der Tiere‹ gemeint. Auch sein Erstes Cellokonzert aus dem Jahr 1872 gehört zu den Paradestü- cken der Literatur. Schon Rachmaninoff und Schostako- witsch zählten es zu den besten seiner Gattung, und Hö- rer wie Interpreten unterschreiben bis heute gern Hans von Bülows Urteil, es sei voller »Technik und Eleganz, bon sens und Originalität, Logik und Anmut«. Eröffnet nur mit einem kurzen Akkord des Orchesters, stürzt sich das Cel- lo sofort in den leidenschaftlichen Fluss und die fiebrige Atmosphäre dieses einsätzigen Konzerts. Spielerisch ver-
22 Sokhiev / Mørk 23 bindet Saint-Saëns träumerisch-lyrische Passagen mit den brillant perlenden Läufen und virtuosen Tonkaskaden des Cellos. Als einer der renommiertesten Solisten seines Fachs interpretiert der norwegische Cellist Truls Mørk am 11. Mai dieses Meisterwerk gemeinsam mit dem DSO. Mørk, den SZ-Redakteur Harald Eggebrecht einmal als »Institution am Cello« bezeichnete, verbindet mit dem Orchester eine lange künstlerische Partnerschaft: Schon 2012 begeisterte er un- ter Tugan Sokhievs Leitung mit Brahms’ Doppelkonzert, fünf Jahre später war er mit Nikolai Mjaskowskis Konzert unter Vladimir Ashkenazy zu Gast. Nachdem sein letzter geplanter Auftritt mit Edward Elgars spätromantischem Cellokonzert im März 2020 durch die Pandemie vereitelt wurde, kehrt er nun wieder zurück an die Seite des DSO. Von der widerständigen Kraft der Musik Auch am Pult gibt es ein Wiedersehen – mit Tugan Sokhiev, Tugan Sokhiev der nach Kent Nagano und Ingo Metzmacher der dritte ehe- malige Chefdirigent ist, der sich anlässlich der DSO-Jubi- sächlich erwartete Stalin nach Schostakowitschs Siebter, läumssaison zum 75. Geburtstag des Orchesters die Ehre der ›Leningrader‹ Symphonie, die unter den Eindrücken gibt. Schon in seiner Amtszeit von 2012 bis 2016 verschrieb des Zweiten Weltkriegs als patriotisches Fanal gegen sich Sokhiev besonders dem französischen und dem russi- den Faschismus entstand, und seiner finsteren Achten schen Repertoire. Und so bettet er auch Saint-Saëns’ Cello- aus dem Jahre 1943, nun nach dem Sieg der Sowjetunion konzert in zwei Werke der russischen Orchesterliteratur ein: eine Hymne auf ihren Anführer. Doch Pathos und Hul- Eröffnet wird der Abend mit Tschaikowskys Symphonischer digungschöre sucht man vergebens in diesem antiheroi- Dichtung ›Francesca da Rimini‹, die klanggewaltig Dantes schen, fast schon verspielten Werk. Mit Witz und Schärfe ›Inferno‹ entfesselt. In einem mitreißenden Tableau von poe- persifliert Schostakowitsch, der als Künstler immer wie- tischer Zartheit bis hin zu wilden Höllenstürmen spiegelt der die Ungnade des stalinistischen Machtapparats zu Tschaikowsky die ehebrecherische Liebe Francescas zum spüren bekam, jegliche Art von Triumphklängen und gibt Bruder ihres Mannes, die im grausamen Doppelmord der Zeugnis von der widerständigen Kraft der Musik, die sich Liebenden und schließlich in ewiger Verdammnis endet. politischen Plattitüden verweigert. Den Abschluss des Konzerts bildet Dmitri Schostakowitschs ELISABETH KÜHNE Neunte Symphonie – eine Nummerierung, die aufhorchen lässt, erinnert sie doch unmittelbar an Beethovens Letzte, jene weltumarmende Apotheose der Brüderlichkeit. Tat- Konzertkalender S. 26
24 Kinderkonzerte 25 So 15.5. / So 29.5. / So 19.6. rbbKultur-Kinderkonzerte darf natürlich die Hummel nicht fehlen. Der Russe Nikolai Rimski-Korsakow hat mit seinem schnellen ›Hummelflug‹ Fliegende Tiere wahrscheinlich das bekannteste Musikstück über ein Flug- insekt komponiert. und mehr Lichtmusik Wie der Schall die Luft braucht, so brauchen Bilder das Licht, damit wir sie sehen können. Zum Beispiel im Kino. Und im Kino seht Ihr nicht nur die Bilder zu spannenden, Luftmusik, Lichtmusik und Was- aufregenden und lustigen Geschichten, Ihr hört auch immer sermusik – die gibt es in den drei Musik dazu. Und manchmal wird aus solcher Filmmusik ein rbbKultur-Kinderkonzerten bis echter Ohrwurm. Schon bei den ersten Tönen erkennt Ihr zum Sommer. Aber was kann sie, die ›Harry Potter‹-Musik von John Williams zum Beispiel. man sich darunter vorstellen? Kein Filmkomponist ist bekannter als Williams. Er hat auch die Musiken zu den ›Star Wars‹-Filmen komponiert. Und das Luftmusik Tolle ist: Wenn Ihr diese Musik im Konzert hört, zaubert sie Natürlich braucht jede Musik Euch die Filmbilder in die Köpfe – am 29. Mai im Konzert Luft. Denn nur wo Luft ist, kön- ›Das Orchester geht ins Kino‹. nen sich Töne ausbreiten, können die Schallwellen aus Musikinstru- Wassermusik menten unsere Ohren erreichen. So Tropfen, Plätschern, Prasseln – Wasser ist ein Element, das gesehen ist jede Musik Luftmusik. Doch Töne hervorbringt. Ihr dürft selber mal ausprobieren, wie am 15. Mai aber heißt es: ›Das Orchester fliegt‹. Es geht um ihr mit Wasser Klänge erzeugt, Klänge, mit denen ihr dann Tiere in der Luft, fliegende Tiere. Manche von denen sind sogar Geschichten erzählen könnt. Der tschechische Kom- richtige Musiker: die Vögel. Endlich singen sie wieder, zwit- ponist Bedřich Smetana hat das auch gemacht. In seinem schern und erfreuen uns. Die Rufe von Vögeln tauchen oft Orchesterstück ›Die Moldau‹ tropft, plätschert und fließt in Musikstücken auf – besonders gern der Kuckucksruf. Der es. Die Moldau ist ein Fluss, sie ist für die Tschechen das, italienische Komponist Ottorino Respighi hat nach solchen was für die Deutschen der Rhein ist. Die Moldau fließt durch Stücken gesucht. Gefunden hat er sie in jahrhundertealten das ganz Land, an ihren Ufern leben Menschen, wachsen Noten. Aus denen hat er ein Orchesterstück gemacht: ›Gli Wälder, stehen alte Burgen. Smetana malt mit seinen Tö- uccelli‹. Das ist Italienisch und heißt: ›Die Vögel‹. Welche nen nicht nur den Fluss, sondern auch Geschichten und Vögel vorkommen? Das werdet Ihr im Konzert garantiert Geschichte – am 19. Juni heißt es: ›Das Orchester malt‹. erraten. Durch die Luft fliegen aber auch noch andere Tie- re: Insekten. Und auch die kommen im Konzert vor. ›Die CHRISTIAN SCHRUFF Wespen‹ vom Engländer Ralph Vaughan Williams summen und brummen und nerven mit ihren Stacheln. Und dann Konzertkalender S. 26–28
26 Konzertkalender 27 Mai So 22.5. / 20 Uhr / Philharmonie Ligeti ›Lontano‹ Dukas ›Der Zauberlehrling‹ Messiaen ›Oiseaux exotiques‹ für Klavier So 8.5. / 20 Uhr / Philharmonie und Orchester Krása Ouvertüre für kleines Orchester Benjamin ›Duet‹ für Klavier und Orchester Mozart Violinkonzert Nr. 3 G-Dur Janáček Sinfonietta Mahler Symphonie Nr. 5 SIR GEORGE BENJAMIN MANFRED HONECK Cédric Tiberghien – Klavier James Ehnes – Violine So 29.5. / 12 Uhr / Haus des Rundfunks Mi 11.5. / 20 Uhr / Philharmonie Kinderkonzert ›Das Orchester geht ins Kino‹ Tschaikowsky ›Francesca da Rimini‹ Badelt, Williams Saint-Saëns Violoncellokonzert Nr. 1 a-Moll CHRISTIAN SCHUMANN Schostakowitsch Symphonie Nr. 9 Es-Dur Christian Schruff – Moderation TUGAN SOKHIEV Truls Mørk – Violoncello So 29.5. / 20 Uhr / Haus des Rundfunks Filmmusikkonzert Fr 13.5. / 22 Uhr / Neue Nationalgalerie Williams ›Imperial March‹ aus ›Star Wars‹ Kammerkonzert ›Notturno‹ Williams ›Hedwig’s Theme‹ aus ›Harry Potter‹ Fibich, Mamlok, Schreker, Yun Badelt Suite aus ›Fluch der Karibik‹ ENSEMBLE DES DSO Steiner Konzertouvertüre aus ›Gone with the Wind‹ Einlass ab 20.45 Uhr, Kurzführung 21 Uhr Korngold Suite aus ›The Sea Hawk‹ Waxman Auszüge aus ›Rebecca‹ So 15.5. / 12 Uhr / Haus des Rundfunks Herrmann ›Scene d’amour‹ aus ›Vertigo‹ Kinderkonzert ›Das Orchester fliegt‹ Rota Suite aus ›La Strada‹ Respighi, Rimski-Korsakow, Vaughan Williams CHRISTIAN SCHUMANN VILMANTAS KALIŪNAS Knut Elstermann – Moderation Christian Schruff – Moderation
28 Konzertkalender 29 Juni Fr 24.6., Sa 25.6. / 20 Uhr / Philharmonie Chopin Nocturne As-Dur op. 32 Nr. 2, bearbeitet für Orchester von Igor Strawinsky Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur Mi 1.6. / 20 Uhr / Philharmonie Strawinsky ›Petruschka‹ – vollständige ›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹ Ballettmusik (Fassung 1947) Mozart Ouvertüre zur Oper ›Le nozze di Figaro‹ DAVID ROBERTSON Mozart Oboenkonzert C-Dur Gil Shaham – Violine Sibelius Violinkonzert d-Moll Poulenc Suite aus dem Ballett ›Les biches‹ FELIX MILDENBERGER Mariano Esteban Barco – Oboe Timothy Chooi – Violine Gastspiele So 12.6. / 17 Uhr / Villa Elisabeth Mi 8.6. / 20 Uhr / CSO Concert Hall Ankara Kammerkonzert der Orchesterakademie Do 9.6. / 20 Uhr / Atatürk Cultural Centre Beethoven, Bruch, Prokofjew Istanbul / Istanbul Music Festival AKADEMIST*INNEN UND Beethoven Ouvertüre zu ›Die Geschöpfe des MITGLIEDER DES DSO Prometheus‹ Mozart Rezitativ ›Ecco il punto, oh Vitellia‹ und Mi 15.6. / 20 Uhr / Philharmonie Rondo ›Non più di fiori‹ für Sopran und Orchester Berg Sonate für Klavier h-Moll op. 1, bearbeitet für aus ›La clemenza di Tito‹ Orchester von Theo Verbey Haydn Ouvertüre zu ›L’isola disabitata‹ Ruzicka ›Aulodie‹ für Oboe und Kammerorchester Haydn ›Scena di Berenice‹ für Sopran und Orchester Varèse ›Arcana‹ Beethoven Symphonie Nr. 2 D-Dur Williams Suite aus der Filmmusik zu ›Star Wars‹ GIOVANNI ANTONINI PETER RUZICKA Anna Prohaska – Sopran François Leleux – Oboe So 3.7. / 19.30 Uhr / Regentenbau So 19.6. / 12 Uhr / Haus des Rundfunks Bad Kissingen / Kissinger Sommer Kinderkonzert ›Das Orchester malt‹ Schubert Symphonie Nr. 5 B-Dur Smetana ›Die Moldau‹ Brahms Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur AURÉLIEN BELLO KENT NAGANO Christian Schruff – Moderation Nikolai Lugansky – Klavier
Kammerkonzert 31 So 12.6. Kammerkonzert der Orchesterakademie 1992 hat das DSO die Ferenc-Fricsay-Akademie ins Leben gerufen. Ihre Mitglieder, die sich nach ihrem Instrumental- studium in Probespielen bewährten, haben zwei Jahre lang Gelegenheit, die Arbeit eines professionellen Orchesters von innen kennenzulernen: bei Rundfunk- und CD-Aufnahmen, in Symphonie- und Kammerkonzerten. Zudem stehen ihnen DSO-Mitglieder mit Rat und Tat, Unterrichts- und Workshop- angeboten zur Seite. Mit seiner Talentschmiede im eigenen Haus hat das DSO bei der Auswahl der Akademist*innen oft den richtigen Riecher bewiesen – regelmäßig konnten sich aktuelle oder ehemalige Mitglieder bei Probespielen durch- setzen und sind heute Teil des DSO. Die jungen Musiker*innen Der Perfekte Ein- oder Ausklang gestalten traditionell auch das letzte Kammerkonzert der ist 3 Minuten von der Philharmonie Entfernt. Saison. Gemeinsam mit vier DSO-Kolleginnen spielen sie am 12. Juni in der Villa Elisabeth Beethovens frühes Streich- quartett G-Dur op. 18 Nr. 2, die Sonate für zwei Violinen von Prokofjew und das erst 1996 posthum veröffentlichte Streichoktett in B-Dur von Max Bruch. QIU Lounge im the Mandala Hotel am Potsdamer Platz Konzertkalender S. 28 Potsdamer Strasse 3 | Berlin | 030 / 59 00 5 00 00 | www.qiu.de
32 Benjamin / Tiberghien 33 So 22.5. Sir George Benjamin Vögel, die großen Meister Kennen Sie den Baltimore-Trupial, der leuchtend oran- ge und schwarz gefiedert ist und so herrlich singt? Oder den indischen Maina aus der Familie der Stare, schwarz mit gelbem Hals, dessen Schreie aufzucken lassen, weil sie so menschlich klingen? Der französi- sche Komponist Olivier Messiaen kannte sie alle. Mehr als 700 Vogelarten soll er im Laufe seines Lebens be- lauscht haben. Akribisch notierte er ihre Gesänge, um dann mit dem »Material aus der Natur« schöpferisch zu arbeiten und geeignete Akkorde zu finden, die die originalen Klangfarben umsetzen und verstärken. In seinem Werk ›Oiseaux exotiques‹ für Klavier und klei- nes Orchester, entstanden 1955/56, kommen insge- samt 18 Arten zum Einsatz, aus China, Malaysia und Amerika – eine Sammlung, die gleichwohl niemals in der Natur zusammen existieren könnte. ›Oiseaux exo- tiques‹ ist notierte Musik, die neue Räume und Wirk- lichkeiten schafft. Es gibt keine Zuspielung vom Band, auch wenn Messiaen darauf hätte zurückgreifen kön- nen: Neben seinem Notizblock hatte er oft ein Aufnah- megerät dabei. Seine seltsame Leidenschaft geht auf Paul Dukas zurück, bei dem Messiaen studiert hatte. Dukas inspirierte ihn mit einer vordergründig naiven Aussage: »Hören Sie den Vögeln zu! Das sind große Meister.« Bei vielen Werken war das Klavier das geeig- nete Instrument, um die Klangpracht und rhythmische Komplexität der Gesänge umzusetzen.
34 Benjamin / Tiberghien 35 Größtmögliche Lebhaftigkeit Den Solopart übernimmt am 22. Mai der französische Pianist Cédric Tiberghien, der sein überzeugendes DSO-Debüt mit Messiaens ›Trois petites liturgies de la présence divine‹ gab. Am Pult steht Sir George Benjamin. Der britische Komponist, Dirigent und Hochschullehrer hat bei Messiaen am Pariser Conservatoire studiert. Er relativiert das verschrobene Bild, das man eventuell von Messiaen haben könnte, der sich auf seiner Visitenkarte als »Komponist, Ornithologe und Rhyth- miker« auswies: »Messiaen war sehr fröhlich im Unterricht, und seine Fröhlichkeit war ansteckend. Er sagte immer zu mir, er unterrichte, um zu lernen. Das empfinde ich selbst genauso, denn auch ich lerne viel durch die Arbeit mit den Studenten. Sie bereichern mich als Komponist.« Das Schaffen von Musik sei eine höchst subjektive Angelegenheit, die nicht darauf abziele, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Cédric Tiberghien »Ich versuche, mir einen Klang und eine Form auszudenken mit der größtmöglichen Lebhaftigkeit. Das Komponieren ist Ausgezeichnet eine sehr private, intime Angelegenheit, man macht es allein, Das Wirken des 1960 geborenen Komponisten war auch in Stille, über Jahre. Und am Ende, denke ich, wird der Hörer dem DSO eine Würdigung wert. 2001 erhielt Benjamin den nicht wollen, dass ich ihn unterfordere.« erstmals verliehenen Arnold-Schönberg-Preis, der auf Initi- ative des damaligen Chefdirigenten Kent Nagano ins Leben Im Konzert mit dem DSO dirigiert der Komponist sein Werk gerufen und gemeinsam von Deutschlandradio Kultur, dem ›Duet‹ für Klavier und Orchester. Komplexe Strukturen for- Arnold Schönberg Center in Wien und dem DSO ausgelobt dern den Hörer, überfordern ihn aber nicht, da Benjamin mit wurde. Den Konzertwerken aus eigener und Messiaen’scher großer Instrumentierungskunst eine Plastizität schafft, die Feder stellt Benjamin am 22. Mai Kompositionen von Ligeti den Fortgang der musikalischen Ereignisse nahezu greifbar und Janáček zur Seite, zudem erklingt mit dem ›Zauber- macht. Sein Augenmerk richtet er auf Strukturen, »die er- lehrling‹ von Dukas ein Werk, das eine bedeutende Rolle in zählend und spannend sind, unvorhersehbar, aber logisch«. der Orchestergeschichte spielt: Es stand 1948 bei der ers- So räumt er dem Klavier zu Beginn des ›Duets‹ einen aus- ten und 1961 bei der letzten Zusammenarbeit mit Ferenc giebigen Solopart ein, der Zeit lässt, um in das Geschehen Fricsay, dem legendären erste Chefdirigenten des DSO, auf einzutauchen. Erst nach etwa einer Minute tritt das Orches- dem Programm. ter hinzu, metallisch klingend mit den Blechbläsern. Eine besondere Bedeutung kommt den nächsten Verwandten HELGE BIRKELBACH des Klaviers – Schlagzeug und Harfe – zu, mit denen der Solist unmittelbar danach kommuniziert. Konzertkalender S. 27
36 Debüt 37 Mi 1.6. Felix Mildenberger Debüt im Deutsch- landfunk Kultur Seit 1959 feiern junge Talente ihr Debüt mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin in der gleichnamigen Reihe von Deutschlandfunk Kultur. Am 1. Juni präsentieren sich drei preisgekrönte Musiker mit Interpretationen von Werken Mozarts und Sibelius’ – der spanische Oboist Mariano Es- teban Barco und der kanadische Geiger Timothy Chooi spie- len unter der Leitung von Felix Mildenberger. Der Auftritt Timothy Chooi beider Solisten ist besonders lang ersehnt, denn ihr Debüt war bereits für Dezember 2020 geplant und musste pande- Preis beim Internationalen Oboenwettbewerb ›Giusep- miebedingt ausfallen. pe Tomassini‹. Auf seine Darbietung, gekennzeichnet von außerordentlicher Leichtigkeit und Klangintensität sowie Felix Mildenberger hat die Leidenschaft fürs Dirigieren wäh- einem außergewöhnlichen Sinn fürs Detail, darf man im rend seiner Ausbildung in den Fächern Violine, Viola und Kla- Oboenkonzert von Mozart überaus gespannt sein. vier entdeckt. 2018 gewann er die renommierte Donatella Flick LSO Conducting Competition und war Assistant Con- Timothy Chooi gab im Alter von sieben Jahren mit dem ductor des London Symphony Orchestra. Neben zahlreichen Victoria Symphony Orchestra sein Orchesterdebüt und er- Auftritten mit namhaften Orchestern leitet der Gewinner oberte dabei das Publikum im Sturm. 2019 gewann er den des ›Prix Young Artist of the Year‹ des Festivals der Nati- Zweiten Preis des renommierten Königin-Elisabeth-Wett- onen das von ihm 2014 mitbegründete Sinfonieorchester bewerbs, im Jahr zuvor den Ersten Preis des Internationalen Crescendo in Freiburg. Für sein Debüt mit dem DSO hat er Joseph-Joachim-Violinwettbewerbs. Seine virtuose Technik die Ouvertüre aus Wolfgang Amadeus Mozarts ›Le nozze und seinen durchdringenden, zugleich seidigen Ton demons- di Figaro‹ und eine Suite aus dem einaktigen Ballet ›Les bi- triert Chooi in einem der bedeutendsten Violinkonzerte ches‹ von Francis Poulenc gewählt. überhaupt – dem einzigen Solokonzert von Jean Sibelius. Mariano Esteban Barco begann seine musikalische Lauf- LIUBOV LEVKINA bahn mit sechs Jahren. Nach ersten Preisen bei spanischen Jugendwettbewerben folgten das Semifinale des 66. Inter- nationalen Musikwettbewerbs der ARD und der Zweite Konzertkalender S. 28
38 Impressum Corona 39 Anzeige Information Corona Ihr Konzertbesuch im Mai und Juni Wir freuen uns sehr, Sie, unser Publikum, auch in den Mo- naten Mai und Juni wieder bei unseren Konzerten begrüßen zu dürfen. Aufgrund der geänderten Infektionsschutzver- ordnung des Berliner Senats entfällt seit dem 1. April 2022 für Kulturveranstaltungen die bislang geltende 3G-Regel, der Zutritt zu den Veranstaltungsorten ist also wieder ohne den Nachweis einer Impfung, einer Genesung oder eines Testergebnisses möglich. Für alle Konzerte des DSO – in der Philharmonie, aber auch an allen anderen Spielstätten – gilt aber weiterhin die Ver- 84x67_AZ_MDSOB.indd 1 01.04.2022 10:58:41 pflichtung zum Tragen einer FFP2-Maske, vom Betreten des Impressum Veranstaltungsorts bis zum Verlassen. Für Kinder ab 6 bis Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Das Deutsche Symphonie- Orchesterdirektor Dr. Thomas Schmidt-Ott 14 Jahren ist eine medizinische Gesichtsmaske ausreichend. Orchester Berlin ist ein Leitung Kommunikation und Marketing Ensemble der Rundfunk Zur Durchführung eines Tests vor Vorstellungsbesuch wird Benjamin Dries (V.i.S.d.P.) Orchester und Chöre generell als Schutzmaßnahme geraten. Für die rbbKultur- Marketing Henriette Kupke GmbH Berlin. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kinderkonzerte können gesonderte Regeln gelten, die wir Daniel Knaack Geschäftsführer baldmöglichst bekannt geben. Redaktion Maximilian Rauscher, Benjamin Dries Anselm Rose Redaktionelle Mitarbeit Daniel Knaack, Gesellschafter Pia Johanna Syrbe Deutschlandradio, Da sich die Vorgaben und Regularien aufgrund des Infekti- Art- und Fotodirektion Stan Hema Bundesrepublik Layout und Satz peick kommunikationsdesign Deutschland, onsgeschehens kurzfristig ändern können, empfehlen wir Redaktionsschluss 5.4.2022, Land Berlin, Rundfunk Ihnen in den Tagen vor dem Konzert einen Besuch auf unse- Änderungen vorbehalten Berlin-Brandenburg rer Website unter → dso-berlin.de/update. An dieser Stelle © Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 2022 finden Sie stets die neuesten Informationen. Wir freuen uns Abbildungen / Fotos Jörg Brüggemann / Ostkreuz (S. 1, 12, 17, 19, 51), Wilfried Beege (S. 5), Jean- auf Ihren Besuch! Baptiste Millot (S. 9, 35), Archiv DSO (S. 11, 45), Johs Boe (S. 20), Erik Weiss (S. 23), Dorothee Mahnkopf (Grafik S. 25), Peter Adamik (S. 31), Matthew Lloyd (S. 32), Den Sweeney (S. 37), janis – stock.adobe.com (S. 39), Chris Lee (S. 40, 43), Felix Broede (S. 47), Jorge Cueto (S. 48)
Robertson / Shaham 41 Fr 24.6. / Sa 25.6. David Robertson Der Sprung in die Moderne Eine ätzende, ja schon diffamierende Kritik lässt der für seine extrem zugespitzten, polemischen Urteile berühmt-berüch- tigte Kritiker Eduard Hanslick auf das Violinkonzert von Pjotr Tschaikowsky niedergehen. Nach der Uraufführung im Wie- ner Musikverein 1881 kommt Hanslick zum bizarren Fazit, dies sei Musik, die »man stinken hört«. Vor allem am Final- satz mit seinen temperamentvollen, von Folklore geprägten Themen lässt der Kritiker kein gutes Haar: Er attestiert »die brutale, traurige Lustigkeit eines russischen Kirchweihfes- tes«, meint darin »lauter wüste und gemeine Gesichter« zu erkennen und »rohe Flüche« herauszuhören, man rieche den »Fusel« in dieser Musik, so Hanslick. Dieser Veriss konnte Tschaikowskys Violinkonzert jedoch nichts anhaben, es wur- de bald international erfolgreich aufgeführt. Bis heute ist es einer der beliebtesten Gattungsbeiträge, gerade wegen sei- ner ansprechenden, plastischen Melodien, seines intensiven Gefühlsgehalts und seiner packenden rhythmischen Energie. In der Einbeziehung von musikalischen Idiomen, die damals nicht an Akademien gelehrt wurden, nimmt das Violinkon- zert in Ansätzen sogar bereits eine moderne Musikauffas- sung vorweg, nämlich das Bestreben, mit Musik nicht bloß das Hehre und Schöne, sondern alle Empfindungen und alle Bereiche des Lebens zum Klingen zu bringen. Innovationen im Repertoire Als 1911, drei Jahrzehnte später, Igor Strawinskys Ballettmu- sik ›Petruschka‹ in Paris uraufgeführt wurde, nahmen dort sowohl die Kritik als auch das Publikum gerade die Fol-
42 Robertson / Shaham 43 kloreelemente als reizvolle Farbe mit offenen Armen und Ohren auf. In Paris war man neugierig auf Unbekanntes. Folkloristisch geprägte Musik aus dem Zarenreich, die in Westeuropa nur selten zu hören war, wurde als originel- ler Exotismus aufgefasst und als Innovation im Repertoire begrüßt – wie vorher schon andalusischer Flamenco und Gamelan aus Java, Musiktraditionen, die man in Paris bereits während der Weltausstellungen 1889 und 1900 präsentiert hatte. Doch Strawinsky bringt in ›Petruschka‹ nicht bloß Volksmusikalisches, sondern auch Anklänge an Gassenhauer, Chansons, derbe Walzer, Zirkusmusik sowie Drehorgelweisen und mischt dies alles zu einem prallen, farbgesättigten Tongemälde. Diese Gleichwertigkeit un- David Robertson terschiedlicher musikalischer Idiome, die mitunter wie bei einer Collage zusammengefügt werden, macht die Moder- Nr. 2 gab Strawinsky seine Visitenkarte für eine ganze Rei- nität von ›Petruschka‹ aus. he zukünftiger Projekte mit Diaghilew ab, die zu Schlüssel- werken der Moderne für Ballett und Musiktheater werden sollten: Von ›L’oiseau de feu‹ über ›Petruschka‹, ›Le sacre du »Sie werden weitergehen als Petruschka, das ist printemps‹ und ›Le rossignol‹ bis zu ›Pulcinella‹, ›Renard‹, gewiss, aber Sie können bereits stolz sein auf das ›Les noces‹ und ›Oedipus Rex‹. in diesem Werk Geleistete.« Claude Debussy an Igor Strawinsky Der Dirigent dieses DSO-Konzerts zum Saisonausklang, David Robertson, hat im Laufe seiner Karriere neben dem Kernrepertoire der Konzertliteratur auch eine Menge Erfah- Schlüsselwerke der Moderne rung mit zeitgenössischer Musik gesammelt und zahlreiche Die Uraufführung des Balletts über Puppentheaterfiguren Werke uraufgeführt. Diese Perspektive dürfte für die mo- auf einem Jahrmarkt war ein früher Meilenstein der Ballets dernen Aspekte bei Tschaikowsky und Strawinsky auf je- russes. Deren Leiter Sergei Diaghilew brachte seit 1907 den Fall förderlich sein. Und bei Stargeiger Gil Shaham sind regelmäßig Opern- und Ballettgastspiele mit Kräften aus sowohl die spieltechnischen Herausforderungen als auch Russland nach Paris. Mit den Ballets russes gründete er eine die direkte Sinnlichkeit in Tschaikowskys Violinkonzert in eigens für die jährlich stattfindende Pariser »saison russe« besten Händen. zusammengestellte neue Compagnie. Für eine frühe Bal- lettproduktion mit dem Titel ›Les Sylphides‹ kam Diaghilew ECKHARD WEBER schon 1909 auf Strawinsky zu. Deren Musik besteht aus Or- chesterarrangements von Klavierstücken Frédéric Chopins. Mit seiner Bearbeitung von Chopins Nocturne As-Dur op. 32 Konzertkalender S. 29
44 Herbert Blomstedt 45 2.5.2015 Herbert Blomstedt beim DSO »Wie kann es sein, dass dieser 87-jährige Dirigent immer noch wie ein Jungbrunnen sprudelt«, wunderte sich der Rezensent der Morgenpost, und ein Kollege bekann- te, die Interpretation wäre die beste gewe- sen, die er je gehört hätte. Vor dem Orchester stand Herbert Blomstedt, auf dem Programm Bruck- ners Siebte. Der unprätentiöse Tonkünstler und der große Symphoniker – diese Paarung sorgte beim DSO für euphorisch gefeierte Konzerte. 1991 stand der 1927 in den USA geborene Schwede erstmals am Pult des Orchesters – und verewigte sich mit dem Bass-Auf- takt aus Bruckners Achter in den Autogrammbänden Heinrich Köhlers. Damals war Blomstedt gerade Chef- dirigent in San Francisco, später leitete er das NDR Sinfonieorchester und das Gewandhausorchester. Vierzehn Mal, in 28 Konzerten, dirigierte er das DSO, nur dreimal wurde er Bruckner »untreu«. 2001, auf dem Höhepunkt einer bemerkenswerten Alterskarrie- re, die bis heute anhält, begann sein Bruckner-Zyklus, der die enormen Klanggebäude des Komponisten auf phänomenale Weise auslotete. Er dirigierte die Zweite und die Dritte in ihrer Urfassung, die Vierte und die Achte sogar zweimal und endete im Mai 2015 mit der Siebten. Manchmal vergingen drei Jahre bis zum nächsten Konzert. Doch für Bruckner braucht man Ruhe, »um die Musik mit dem Ohr ›zu betrachten‹«, wie er 2014 den DSO-Nachrichten erzählte. »Kein anderer Komponist hat es geschafft, die Erhabenheit so mit Sinn und durchgehender Schönheit zu füllen«. Manche einer mag das gar von Blomstedt behaupten – er selbst würde das freundlich zurückweisen.
46 Honeck / Ehnes 47 So 8.5. Manfred Honeck Entdeckung in der Zeit Die Jubiläumssaison bietet die willkommene Gelegenheit, Themen aufzugreifen, die in der Geschichte des Orchesters eine prägende Rolle spielten – darunter Musik, die von den Nationalsozialisten als »jüdisch«, »dekadent« oder »entar- tet« verboten, deren Schöpfer vertrieben, ermordet und ver- gessen wurden. Nur langsam fanden Sie ihren Weg zurück Manfred Honeck ins Repertoire, nicht zuletzt durch die DECCA-Reihe ›Entar- tete Musik‹, zu der das DSO zahlreiche Beiträge lieferte. Zu ihnen zählt auch der Prager Komponist Hans Krása. 1943 entstand dort die Ouvertüre für kleines Orchester, die am 8. Mai zu hören sein wird. Ein wunderbar geschwindes, Der Schüler von Alexander Zemlinsky hatte eine glänzende farbenreich hingetupftes und rhythmisch prägnantes Mu- Zukunft vor sich. 1927 lobte der Kritiker Max Brod im Streich- sikstück für vier Bläser, Streicher und konzertantes Klavier, quartett des Komponisten die Wechsel von Gefühlsschwel- das Teil eines nicht vollendeten Klavierkonzerts gewesen gen und frecher Zurückweisung als »romantische Ironie«, sein könnte. Hans Krása selbst hat es wohl nie gehört. Im mit der Krása »gleichsam das Erbe der hohen Kunst Gustav Oktober 1944 wurde er in Auschwitz ermordet. Mahlers« angetreten habe. Die Oper ›Verlobung im Traum‹, 1933 von George Szell in Prag uraufgeführt, hätte wohl Der Dirigent Manfred Honeck stellt die Ouvertüre an den seinen Durchbruch bedeutet, wurde aber mit der Macht- Anfang eines Programms, das deren tänzerischen Charak- übernahme der Nationalsozialisten nicht mehr andern- ter mit Mozarts Drittem Violinkonzert in der Interpretation orts gespielt – und erst mit der CD-Aufnahme, die das des kanadischen Geigers James Ehnes aufgreift und bis in DSO 1996 unter Lothar Zagrosek vorlegte, wieder zugäng- Mahlers Fünfte Symphonie auf ganz eigene Weise weiter- lich. Zum kleinen Œuvre Krásas zählt auch die Kinderoper führt. Die ist »hohe Kunst«, ganz ohne Frage, und nicht nur ›Brundibár‹, die im Konzentrationslager Theresienstadt, in im berückenden Adagietto ein absolutes Meisterwerk. dem der Komponist seit 1942 interniert war, mehr als 50 Mal aufgeführt wurde. Das produktive, aber von den Natio- MAXIMILIAN RAUSCHER nalsozialisten zu Propagandazwecken missbrauchte Kul- turleben in Terezín beflügelte auch Krásas Schaffenskraft. Konzertkalender S. 26
Christian Schumann 49 Sa 29.5. Christian Schumann Klänge aus Hollywood Erst vor wenigen Wochen ist Christian Schumann kurzfris- tig für den erkrankten Robin Ticciati eingesprungen und hat sich dabei als überaus vielseitiger Dirigent erwiesen, der mit Bartóks ›Blaubart‹, einem Werk von Peter Eötvös und Hans Zimmers ›Batman‹-Musik gleichermaßen überzeugte. Ne- ben der Oper und der zeitgenössischen Musik widmet sich der 39-Jährige intensiv der Filmmusik. Am 29. Mai steht er gleich zweimal am Pult des DSO: Mittags um 12 erweckt er für die »Kleinen« beim Kinderkonzert ›Harry Potter‹ akus- tisch zum Leben → S. 24, abends um 20 Uhr gibt er auf Ein- ladung von rbbKultur und radioeins ein Filmkonzert für die »Großen«. Auf dem Programm stehen mit John Williams’ ›Imperial March‹ und Klaus Badelts Suite aus ›Fluch der Ka- ribik‹ nicht nur populäre Highlights der vergangenen Jahre. Schumann nimmt sein Publikum auch mit in die Vergangen- heit, mit Auszügen aus ›Vertigo‹ von Bernard Herrmann und ›La Strada‹ von Nino Rota aus den 50er-Jahren, vor allem aber mit Musik aus dem Goldenen Zeitalter Hollywoods: Max Steiner Konzertouvertüre aus ›Gone with the Wind‹, Franz Waxmans Musik zu Hitchcocks ›Rebecca‹ und einer Suite zu ›The Sea Hawk‹ aus der Feder von Erich Wolfgang Korngold, dem Urvater der klassischen Filmmusik. Durch den Abend führt der Filmkritiker und Kino-Experte Knut Elstermann. Eine Veranstaltung von Konzertkalender S. 27
50 ICC Ab Februar 2022 Neuer Probenort Das DSO im ICC Viele Jahre lang war der Ferenc-Fricsay-Saal im rbb-Fern- sehzentrum, benannt nach dem ersten Chefdirigenten des Orchesters, die Probenstätte des DSO. Eine ehemalige Ku- lissenwerkstatt, eigentlich zu klein und akustisch eine He- rausforderung, vor allem im Vergleich mit dem Konzertort, der Berliner Philharmonie. Das Fernsehzentrum weicht nun einem Digitalen Medienhaus, in dem das DSO in einigen Jah- ren eine neue Heimat finden wird. Ein Übergangsquartier ist schon bezogen: seit Februar 2022 sind Orchester und Verwaltung mit Proberäumen, Lagern und Büros ins Inter- nationale Congress Centrum gewechselt, ein futuristisches Riesengebäude der späten 1970er-Jahre, das wie ein notge- landetes Raumschiff über den Verkehrsfluten der Stadtau- tobahn thront. Dabei ist das DSO übrigens nicht zum ersten Mal im ICC zu Gast: Im April 1979 gestaltete das Orches- ter eines des Eröffnungskonzerte im monumentalen, 5000 Plätze fassenden Saal 1 – mit italienischen Opernarien und Startenor Luciano Pavarotti. Seit 2014 stand das ICC mehr oder weniger leer, galt oft als »Millionengrab ohne Zukunftsvision«. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Diskussion um die zukünftige Nut- zung des ikonischen Bauwerks hat gerade erst mit neuer Energie an Fahrt aufgenommen, und das DSO freut sich, in dieser spannenden Zeit an diesem Ort arbeiten und da- bei ein wenig die Zukunft mitträumen zu dürfen. Akustisch gesehen ist der neue Probenort, der ehemalige Ballsaal des Hauses, durchaus eine Verbesserung, was gewiss auch bei den Konzerten zu hören sein wird. Kommen Sie zu uns in die Philharmonie und überzeugen Sie sich davon!
Tickets Besucherservice des DSO Charlottenstraße 56, 2. OG 10117 Berlin, am Gendarmenmarkt Mo bis Fr 9–18 Uhr T 030 20 29 87 11 → tickets@dso-berlin.de → dso-berlin.de Ein Ensemble der
Sie können auch lesen