Ticciati - Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
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75 Jahre DSO Ticciati Robin Ticciati Catriona Morison, Matthias Winckhler, Valentin Radutiu, Rundfunkchor Berlin Lang: ›ionisches licht.‹ Pärt: ›Pro et contra‹ Strawinsky: ›Requiem Canticles‹ Mahler: Adagio aus der Symphonie Nr. 10 So 19.9. / 20 Uhr/ Philharmonie
Programm 2 3 Introduktion So 19.9. / 20 Uhr / Philharmonie 75 JAHRE DSO Klaus Lang (*1971) Igor Strawinsky (1882–1971) Heute brechen wir in eine besondere Saison auf. Das DSO wird im ›ionisches licht.‹ ›Requiem Canticles‹ (1965/66) November 75. Drei Vierteljahrhunderte hat es in Berlin, in Deutschland Fassung für großes Orchester (2021) I. Prelude und weit darüber hinaus lebendige Musikgeschichte gestaltet. Das erfüllt Uraufführung II. Exaudi uns mit Freude, Dankbarkeit und Zuversicht. In seiner Geschichte hatte III. Dies irae das Orchester manche Krisen zu bestehen. Es hat sie nicht nur bewältigt, Arvo Pärt (*1935) IV. Tuba mirum ›Pro et contra‹ V. Interlude es ist gestärkt und mit neuer Energie aus ihnen hervorgegangen. So soll Konzert für Violoncello und Orchester VI. Rex tremendae es auch jetzt sein. Wir, die die Musik spielen, und Sie, die sie hören und (1966/1999) VII. Lacrimosa auf sie reagieren, haben eineinhalb schwere Jahre hinter uns. Desto mehr VIII. Libera me freuen wir uns als Orchester und ich als Chefdirigent darüber, die Musik I. Maestoso IX. Postlude II. Largo – wieder unmittelbar mit Ihnen teilen und Stück für Stück an Sie weiterge- III. Allegro e rigoroso Uraufführung am 8. Oktober 1966 an der Princeton University ben zu können, was das Nachdenken und Experimentieren während der (New Jersey, USA) unter der Leitung von Robert Craft. Uraufführung am 3. November 1967 im Estonia Konzertsaal Pandemie an Kreativität, an neuen Ideen und Entdeckungen freisetzte. Tallinn durch Toomas Velmet und das Estnische Radio-Sym- Gustav Mahler (1860–1911) phonie-Orchester unter der Leitung von Neeme Järvi. Adagio aus der Symphonie Nr. 10 Fis-Dur In aller Schärfe wurden wir an existenzielle Grundfragen erinnert. Der (1910/11) Zufall fügt es, dass das Musikfest Berlin in diesem Jahr das Spätwerk Andante – Adagio Igor Strawinskys in den Mittelpunkt rückt. Gedanken an die Vergäng- Erste Aufführung des Adagio am 12. Oktober 1924 in Wien lichkeit und eine untergründige Spiritualität durchziehen es bis hin zu unter der Leitung von Franz Schalk. den ›Requiem Canticles‹, die wir heute aufführen. Zugleich bedeutete diese Phase für Strawinsky aber auch einen Aufbruch. Er wandte sich neuen Arten ästhetischen Gestaltens zu und spannte den Bogen über ROBIN TICCIATI die Jahrhunderte hinweg zur Musik der Renaissance, als sich jener Catriona Morison – Mezzosopran Humanismus ausprägte, von dem unsere Kultur bis heute lebt. Matthias Winckhler – Bassbariton Valentin Radutiu – Violoncello Strawinsky vertonte nur Ausschnitte des Requiems, er komponierte ein Rundfunkchor Berlin Gijs Leenaars – Choreinstudierung Fragment. Dem Fragmentcharakter, Sinnbild menschlichen Lebens in seiner Endlichkeit, gehen wir in den ersten beiden Saisonkonzerten weiter nach – mit dem Adagio aus Gustav Mahlers unvollendeter Zehnter und In Kooperation mit In Zusammenarbeit mit dem mit Anton Bruckners ebenfalls unvollendeter Neunter Symphonie in der kommenden Woche. Mahler und Strawinsky sind mit der Geschichte des DSO eng verwoben: Strawinsky war noch über seinen Tod hinaus der meistgespielte Moderne beim DSO, und es war dieses Orchester, das Mahlers Zehnte in ihrem unvollendeten Charakter erstmals in Deutschland vorstellte. Dauer der Werke Lang ca. 12 min / Pärt ca. 9 min / Strawinsky ca. 15 min / Mahler ca. 25 min Wir freuen uns auf eine spannende Saison mit Ihnen! Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur ab 20.03 Uhr live übertragen. Ihr Robin Ticciati UKW 89,6 / DAB+ / online / App
Der gesungene Text 4 Igor Strawinsky ›Requiem Canticles‹ Eine mitreißende Interpretation von Rachmaninoffs Zweiter Symphonie markiert Exaudi Exaudi Exaudi orationem meam: Erhöre mein Gebet: Robin Ticciatis sechstes Album mit dem DSO. ad te omnis caro veniet. zu dir wird kommen alles Fleisch. Dies irae Dies irae Dies irae, dies illa Tag des Zornes, Tag der Sünden, Solvet saeclum in favilla: Wird das Weltall sich entzünden, Teste David cum Sibylla. Wie Sibyll und David künden. Quantus tremor est futurus, Welch ein Graus wird sein und Zagen, Quando Judex est venturus, Wenn der Richter kommt, mit Fragen Cuncta stricte discussurus. Streng zu prüfen alle Klagen. Tuba mirum Tuba mirum Tuba mirum spargens sonum Laut wird die Posaune klingen, Per sepulchra regionum Durch der Erde Gräber dringen. Coget omnes ante thronum. Alle hin zum Throne zwingen. Rex tremendae Rex tremendae Rex tremendae majestatis, König schrecklicher Gewalten, Qui salvandos salvas gratis, Salva me, fons pietatis. Frei ist deiner Gnade Schalten: Gnadenquell, lass Gnade walten. Rachmaninov Lacrimosa Lacrimosa Symphony No. 2 Lacrimosa dies illa, Tag der Tränen, Tag der Wehen, Qua resurget ex favilla Da vom Grabe wird erstehen Judicandus homo reus. Zum Gericht der Mensch voll Sünden; Huic ergo parce, Deus; Lass ihn, Gott, Erbarmen finden. Pie Jesu Domine, Milder Jesus, Herrscher du, Dona eis requiem. Amen. Schenk den Toten ew’ge Ruh. Amen. ROBIN TICCIATI Libera me Libera me DEUTSCHES SYMPHONIE-ORCHESTER BERLIN Libera me, Domine, de morte aeterna, Errette mich, Herr, vom ewigen Tode in die illa tremenda: an jenem Schreckenstage, Quando coeli movendi sunt et terra: da Himmel und Erde wanken, CKD 653 Dum veneris judicare saeculum da du kommst, die Welt durch Feuer zu per ignem. richten. — NEUERSCHEINUNG BEI LINN: SEPTEMBER 2021 — Tremens factus sum ego, et timeo, Zittern befällt mich und Angst, Dum discussio venerit, atque ventura ira, denn die Rechenschaft naht und der Zorn, Quando coeli movendi sunt et terra. da Himmel und Erde wanken. SERGEI RACHMANINOFF Dies illa, dies irae, calamitatis Tag der Klage, Tag des Zornes, Unheils Symphonie Nr. 2 in e-Moll op. 27 et miseriae, und Elends, dies magna et amara valde. Tag, so groß und so bitter, Libera me. Errette mich. Alle Alben sind in Studio-Master-Qualität erhältlich bei www.linnrecords.com www.note1-music.com www.outhere-music.com Im Vertrieb von Note 1
Zu den Werken 6 7 Zu den Werken Es war sein letztes größeres Werk. Er habe zwar noch viel im Kopf gehabt, aber nicht mehr die Kraft besessen, es zu Papier zu brin- gen, berichteten Freunde. »Er wusste, dass er sie für sich selbst Strawinsky in memoriam schrieb«, meinte seine Frau. Äußerlich betrachtet kam Strawinsky der Bitte des Kunstsammlers Stanley Seeger nach, ein Werk zum Gedenken an seine Mutter Helen Buchanan Seeger zu komponie- von Habakuk Traber ren, und zwar als Teil ihres großzügigen Vermächtnisses an die Princeton University. Doch Äußerlichkeiten eines Auftrags sagen nichts über die Art seiner Erfüllung. In ihrer gedrängten Knappheit, in der Wahl der Texte und der musikalischen Mittel sagen die Stücke viel über Strawinskys Denken unter dem Horizont der Geschichte und im Angesicht der eigenen Endlichkeit. ›ionisches licht.‹ Strawinskys ›Requiem Canticles‹ sind nicht das längste, aber das Klaus Lang zentrale Werk dieses Programms. Die ersten beiden Kompositio- ›ionisches licht.‹ nen führen auf sie hin, auf ihre Spiritualität, auf ihre musikalischen Besetzung Denkfiguren, ihr Raumbewusstsein und ihre geschichtliche Tiefen- 2 Piccoloflöten, Flöte, schärfe. Klaus Lang schrieb sein Orchesterstück ursprünglich als 2 Oboen, 3 Kleine ›ionisches licht‹ in kleiner Orchesterbesetzung für das SWR Sym- Klarinetten, 2 Fagotte, phonieorchester, das es im Oktober 2020 bei den Donaueschinger 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Basstuba, Musiktagen uraufführte. In dieser Fassung präsentierten es Robin Pauken, Schlagwerk Ticciati und das DSO in einem Konzert ohne Publikum im vergan- (Crotales, Vibraphon, genen November in der Berliner Philharmonie. Etwas von der At- Glockenspiel, Tamtam), mosphäre, die sich sonst aus der Kommunikation zwischen Musik, Harfe, Klavier (auch Celesta), Interpretinnen und Interpreten und Auditorium herstellt, wurde für Akkordeon, Streicher Vor gut 50 Jahren, am 6. April 1971, starb Igor Strawinsky in New die Filmaufzeichnung in Lichteinstellungen übersetzt. York. Neun Tage später wurde er beigesetzt – nicht in den USA, wo er mehr als drei Jahrzehnte gelebt hatte, sondern in Venedig. Italien Inzwischen hat der Komponist die Partitur für großes Orchester hatte ihn schon in jungen Jahren in Bann geschlagen, als er die Bal- bearbeitet. Klangfarben können so differenzierter gemischt, Klang- lettmusik zu ›Pulcinella‹ plante. Im Alter zog es ihn wieder dorthin, wandlungen fließender gestaltet und schnelle Figurationen vor al- wo Geschichte gegenwärtig ist, wo sie nicht als Ereignisfolge lem der Streicher besser ins Ganze eingeschmolzen werden. In die- hinter einem liegt, sondern Atmosphäre, Begegnung, Akzente ins ser Fassung erlebt ›ionisches licht.‹ heute seine Uraufführung. Das Leben trägt. In Italien, in Venedig wollte er auch begraben sein, auf Orchester handelt dabei nicht nur als Klangkörper, es erschafft San Michele, wo auch ein alter Freund aus Tagen der Pariser ›Bal- auch einen solchen, immateriell wie das Licht. Er wandelt und ver- lets russes‹, Sergei Diaghilew, beerdigt lag. Bevor der Zug der Trau- färbt sich, rückt ferner und näher, verändert mit seiner Binnen- ergondeln, den Tausende an den Kanälen säumten, zur Toteninsel struktur seine Raumwirkung – und das in einem Tempo, das Natur- übersetzte, wurde ein ausgiebiger Abschiedsgottesdienst in der prozessen virtuell angenähert ist. Die innere Bewegung des Klangs, großen Backsteinbasilika San Giovanni e Paolo gehalten – an wür- sein Changieren und sein Gestaltwandel folgen zwar genau fest- digem Ort, 25 Dogen aus großen Zeiten der Serenissima hatten gelegten Proportionen, aber nicht dem Schema von Takten, auch dort ihre letzte Ruhestätte erhalten. Zelebriert wurde die Feier von wenn die Zeichen des Dirigenten dies suggerieren: Sie dienen der einem katholischen Würdenträger und dem orthodoxen Archiman- Organisation des Zusammenspiels. driten von Venedig. An Musik erklangen außer liturgischen Gesän- gen ein Requiem von Alessandro Scarlatti, Orgelwerke des alten Der Klangprozess beginnt und endet mit einer Quint. Beide liegen Bild oben: Still aus dem Livestream des DSO-Konzerts vom 21. Novem- Venezianers Andrea Gabrieli und die ›Requiem Canticles‹ des hoch- im Tonkreis maximal weit auseinander. Mit bestimmtem Forte ber 2020 betagt Verstorbenen. setzt das Stück an, am Ende verklingt es in die Stille. Dem Anfangs- Klaus Lang, 2019
Zu den Werken 8 9 Zu den Werken Musik wird von Klaus Lang nicht klang wird rasch ein weiterer Ton beigemischt, dann noch einer, springt das Solo; das Cello wird vom Melodie- zum Perkussions- als Mittel gebraucht, um außer- vorhandene bewegen sich ganz langsam aus ihrer ursprünglichen instrument. Gestrichene, »normale« Töne kommen zunächst nur als musikalische Inhalte zu transpor- Tonhöhe heraus, erzeugen Schwebungen, Reibungen, neue Töne Repetitionen vor. Der Dialog, den der Solist dabei mit dem Orchester tieren, seien es Affekte, philoso- treten hinzu, schließlich auch unterschiedlich schnelle Figuren quer führt, gibt ein Beispiel dafür, mit welch strikter Folgerichtigkeit phische oder religiöse Ideen, politische Programme, Werbe- durch den Klang, auf und ab. Die innere Bewegung steigert sich, Pärt musikalische Prozesse organisiert. Der Celloton wird einmal slogans etc. In seinen Arbeiten greift um sich, wird vielschichtig, einzelne Momente treten hervor. angesetzt; es antwortet ein gezupfter Ton. Der Celloton wird zwei- wird Klang nicht benutzt, er wird Ganz allmählich wird sie wieder zurückgenommen bis zu einem mal angesetzt; es antworten zwei Stimmen, eine mit einem, eine hörend erforscht und ihm wird die ersten Verebben, aus dem heraus sich der Klang fast aus der Stille andere in gleicher Zeit mit zwei Tönen. Dem dreimal angesetzten Möglichkeit gegeben, seine ihm heraus wieder neu erschafft. Der ganze Prozess ist von einer folge- Celloton antworten drei Stimmen, eine mit drei, eine mit zwei und innewohnende reiche Schönheit zu richtigen Logik und sehr genau durchdacht – im Sinne jener Mathe- eine mit einem Ton, und so weiter bis die zwölf, das volle Halbton- entfalten. Wenn Klang nur Klang matik, die nach Claude Debussy insgeheim in allen Naturvorgängen spektrum und zwölf verschiedene Unterteilungen der Taktzeit er- Arvo Pärt in jungen Jahren als ist, […] wird er als das wahrnehm- bar, was er eigentlich ist, nämlich waltet. Der Titel des Werkes mag verschiedene Assoziationen reicht sind. So ereignet sich eine beständige Steigerung an Klang- Tonmeister als ein zeitliches Phänomen, als wecken: an jenes besondere Licht, das in der Inselwelt des ioni- kraft, Erregtheit der Bewegung und Komplexität. Vom Höhepunkt hörbare Zeit. schen Meeres im Zusammenspiel von Sonne, Himmel und Wasser aus verläuft dieser Prozess wieder rückwärts, das Cello spielt dabei Datenbank Neue Musik entsteht, oder auch an Morton Feldmans Komposition ›Coptic melodische Figuren, wie sie zuvor die Orchesterinstrumente in ihrer Strawinsky und Pärt reagierten Light‹, ein auskomponiertes orchestrales Pedal, das sich ununter- Vielstimmigkeit eingebracht hatten. Mit Wechsel von immer länge- 1966 auf Trends der Zeit – aller- brochen in kleinen Nuancen verändert. ren Pausen und immer kürzeren Motiven verabschiedet sich der dings von ganz verschiedenen Voraussetzungen aus. Strawinsky erste Satz. Solch additive und subtraktive Verfahren verwandte war 84, Pärt 31. Strawinsky hatte ›Pro et contra‹ Pärt dann auch in den ersten Werken seines neuen, des sogenann- Russland vor der Oktoberrevolu- Arvo Pärt Arvo Pärt komponierte sein Cellokonzert ›Pro et contra‹ 1966, in ten »Tintinnabuli«-Stils. tion verlassen, die Sowjetunion ›Pro et contra‹ dem Jahr, in dem Strawinsky seine ›Requiem Canticles‹ beendete. besuchte er 1962 nur für wenige Besetzung Es gehört noch nicht dem Stil an, mit dem der estnische Komponist Ein ähnliches Verfahren wendet er an, um den dritten, motorisch Tage. Pärts Heimat gehörte seit Violoncello solo seit den späten 1970er-Jahren und besonders nach seiner Emigra- drängenden Satz aus den Tiefenregionen von Solist und Orchester 1940 mit kurzer Unterbrechung Flöte (auch Piccolo), Oboe, tion 1980 über Israel und Wien nach Berlin für viele zur Kultfigur zu erheben. Die perkussiven Passagen des Cellos finden ihre Ver- zur UdSSR und war den kommu- Klarinette, Fagott, Alt- nistischen Kunstdoktrinen unter- wurde. Er selbst nannte die Kompositionsweise vor seiner schöpferi- größerung darin, dass das Orchester quasi zu einem riesigen Pau- saxophon, Horn, Trompete, worfen. Was sich in Russland jen- schen Krise und Neuorientierung »Collagen«; sie entspricht Alfred kenpaar mutiert. Schostakowitschs Heftigkeit scheint nicht fern, seits staatlicher Kulturgängelung Posaune, Pauken, Schlagwerk (Kleine Trommel, Trommel, Schnittkes »Polystilistik«, einem Komponieren mit mehreren Stil- die Mühe, die der Solist mit seiner Selbstbehauptung hat, inklusive. regte, fand in den baltischen Län- Hängendes Becken, schichten, manchmal auch mit Zitaten, die als Ausgangspunkte, Der Barockschluss danach wirkt nicht unbedingt wie eine Befrei- dern Resonanz. Auch Pärt gehörte Vibraphon, Marimbaphon), Urzellen oder Einschlüsse wirken. In ›Pro et contra‹ arbeitet Pärt ung, sondern eher wie das große göttliche Lachen. Pärt hatte, das zu den Nonkonformisten, die keine Klavier, Streicher nicht mit wörtlichen, sondern mit atmosphärischen und strukturel- wird bei seiner bisweilen fast mönchischen Spiritualität oft verges- laute Revolution anzettelten, sondern schrieben, wohin es sie len Verweisen auf Barockmusik. Das Werk besteht aus drei Sätzen sen, einen verschmitzten Humor. künstlerisch drängte. Sie beka- in der Folge (mäßig) schnell – langsam – (sehr) schnell, wie sie bei men Schwierigkeiten mit der Zen- Solokonzerten üblich war. Das Mittelstück ist – ähnlich wie bei ›Requiem Canticles‹ sur, aber sie verbogen sich nicht. Bachs Fünftem Brandenburgischen Konzert – auf ein Minimum Der äußere Aufwand trügt. Ein mittelgroßes Orchester (ohne Oboen H. T. reduziert: auf vier Akkorde über einem Lamentobass. Das Wechsel- und Klarinetten, dafür mit mehr Schlagwerk und Impulstönern), Soli, spiel von Solist und Teilen des Orchesters vor allem im ersten, aber Soloquartett und Chor verlangt Igor Strawinsky für seine ›Requiem auch im letzten Satz lässt an Musizierweisen im barocken Grup- Canticles‹. Doch nirgends, nicht einmal, wenn es um Gottes Majestät penkonzert denken. Die idiomatischen Zitate, Kurzbeschwörungen geht, tritt der gesamte Klangapparat geschlossen in Aktion. Er dient ähnlich, sind strategisch über das Stück verteilt: als Anfang (strah- vielmehr der Charakterisierung, der Feinzeichnung und der Raum- lender D-Dur-Akkord), Mitte (Lamento aus d-Moll) und Ende (fest- suggestion (bei der auch die historische Zeit mitspielt). Jedes Stück liche Schlusswendung in Es-Dur). erhält sein eigenes Gepräge durch Instrumentierung, Stimmbeset- zung und -behandlung, durch Gestik und kompositorische Verfahren. Der Titel thematisiert die Konfrontation, vielleicht Durchdringung Stephen Walsh spricht in seiner Strawinsky-Biografie von Symbolen. von Gegensätzen. Dies wird gleich zu Anfang klar: Der majestätisch Sie sind weit weg von Klangmalerei, gleichen gestalterisch eher der langen Pracht des D-Dur-Akkords folgt wie eine Eruption mit Strenge von Ikonen. Dies widerspricht nicht den modernen, an der Schrecksekunde ein lauter, explosiver Zwölftonklang. Aus ihm ent- Reihenkomposition geschulten Kompositionstechniken.
Zu den Werken 10 11 Zu den Werken Strawinsky nannte sein Werk ›Requiem Canticles‹. Das zweite Wort Igor Strawinsky leitet sich vom lateinischen »canticulum«, der Verkleinerungsform ›Requiem Canticles‹ von »canticum« (Gesang) her; als »Kleine Requiemsgesänge« könnte Besetzung man den Titel verdeutschen, oder als »Requiems-Fragmente«, denn Alt solo Strawinsky traf aus den Texten der lateinischen Totenmesse eine Bass solo enge Auswahl. Was sich mit dem normalen Messordinarium deckt Soloquartett aus dem Chor (Kyrie, Sanctus mit Benedictus, Agnus Dei) ließ er weg; er entschied Gemischter Chor sich für Abschnitte, die in der katholischen Dogmatik besonders Piccoloflöte, 3 Flöten (3. auch Piccolo), Altflöte, 2 Fagotte, umstritten waren: das ›Dies irae‹, das kirchenamtlich zeitweise aus 4 Hörner, 2 Trompeten, der Liturgie verbannt war, und das ›Libera me‹, jener Notschrei aus 3 Posaunen, Pauken, Schlag- apokalyptischer Verzweiflung, der bisweilen auch als theologisch werk (Xylophon, Vibraphon, kritikwürdig gemieden wurde. Glocken), Harfe, Klavier, Celesta, Streicher Anfang, Mitte und Ende bilden drei Instrumentalsätze. Der erste ist Majella Stockhausen – Klavier allein für Streicher geschrieben. Über pulsierenden Orchesterakkor- den wechselnder Dichte erhebt sich dreimal der »Gesang« der Trauerzug für Strawinsky Streichquintett im Prelude: Solostreicher in teils klagenden, teils kreisenden Gesten – erst zwei-, in Venedig, 15. April 1971 Wei Lu, Byol Kang – Violine Annemarie Moorcroft – Viola dann drei-, schließlich vierstimmig. Strukturell gleicht er einem Mischa Meyer – Violoncello ›Kyrie‹, der Bitte um Erbarmen. Das mittlere nannte Strawinsky »der das Quartett singt, spricht der Chor im Hintergrund (mit Ausnahme Ander Perrino Cabello – Form nach ein Lamento«; es enthält Erinnerungen an das ›Dies irae‹. der Zeile, die in Ichform gehalten ist). Akustisch wirkt dies wie alte Kontrabass Im Postludium mit seinem raffiniert instrumentierten Glockengeläut Bilder vom Jüngsten Tag, auf denen im Vordergrund profilierte Indi- Ich nenne es mein Taschenrequiem, komponierte er den Auszug aus der Kirche und damit den Beginn viduen, im Hintergrund aber eine Menschenmenge zu sehen ist, die zum einen, weil ich nur Fragmente Soloquartett in ›Libera me‹: des Textes nehme und sie mit Christina Bischoff – Sopran des letzten Geleits aus. Der Klang erinnert an orthodoxe Riten. einem visuellen Gemurmel gleicht. Instrumentalmusik spicke (obwohl Bettina Pieck – Alt wenig Speck daran ist), zum an- Georg Drake – Tenor Jedem Vokalsatz verlieh Strawinsky eine spezifische Grundhal- Strawinsky wählte für die ›Canticles‹ Kompositionsmethoden, die dern, weil das Meiste in Notiz- Axel Scheidig – Bass tung. Die Anrufung des ›Exaudi‹ (Höre mein Gebet) komponierte er zwar nicht mehr der letzte avantgardistische Schrei waren, aber büchern komponiert wurde, die als langsamen, leisen homophonen Chorsatz, der durch instrumen- immer noch als avanciert galten. Bis zu seinem 70. Lebensjahr hatte ich mit mir trage. Aber ich bin tale Takte gegliedert wird. Fünf Mal erklingt im ›Dies irae‹ (Tag des er die Reihentechnik für sich abgelehnt, danach beschäftigte er sich abergläubisch und rede nicht gern Zorns) ein harter, aufsplitternder Klang als Signal. Mit den Echos, die systematisch mit ihr und bezog sich dabei weniger auf Schönberg über ein Werk, das noch im Ent- stehen ist, vollends nicht über ein der Entsetzensruf ›Dies irae‹ auslöst, und mit dem marschmäßig, als auf Ernst Krenek und einige jüngere Komponisten. Er nutzte die Gedenkstück, das, wie Mozarts aber leise vom Chor gesprochenen Text, der hinter den Instrumen- Verfahren vor allem als Möglichkeit, neue Klänge und Formen zu [Requiem], von einem »geheim- talstimmen wie aus der Ferne kommend wirkt, schuf Strawinsky (er)finden. Damit ging bei ihm eine Rückbesinnung auf die Musik der nisvollen Fremden« in Auftrag den musikalischen Ereignissen einen virtuellen Großraum. Das frühen Renaissance einher: Das Archaische stimuliert das Moderne gegeben wurde. Bass-Solo des ›Tuba mirum‹ reagiert auf die fanfarenartigen Appelle und ist zugleich darin aufgehoben. Er entwickelte keine Collagen- Strawinsky in einem Interview, der apokalyptischen Blechbläser mit weit ausgreifender Bewe- technik wie Pärt, aber ein Komponieren, das historische Zeitschich- 1966 gung. Zum kräftigen Chor- und Bläsersatz des ›Rex tremendae ma- ten auffaltet und ins Eigene integriert. jestatis‹ (König von furchterregender Majestät) erinnern Streicher und Flöten an die pulsierenden Akkorde des Präludiums und den Fragment als Abschied: Mahlers letztes Adagio Mittelteil des Interludiums. Mit dem ›Lacrimosa‹ gelang Strawinsky Die ›Requiem Canticles‹ wurden als Fragment konzipiert; als sol- ein Meisterstück der Stilisierung. Im Part der Altistin ist der exal- ches sind sie vollständig, auch wenn Strawinsky später noch ein tierte Gesang von Klageweibern sublimiert, das Flötenquartett viertes Instrumentalstück dazu entwarf, ohne es zu vollenden. Das schafft sphärischen Hintergrund, den düsteren Unterton mischen Adagio aus Mahlers Zehnter Symphonie ist dagegen ein Fragment die Posaunen ein. Drei Gruppen führen im ›Libera me‹ (Errette wider Willen, und dies in doppeltem Sinn: Es ist ein Bruchstück aus mich) die Verräumlichung des ›Dies irae‹ weiter: Chor, ein Stimmen- einem abendfüllenden Werk, ein großes Entree, dem Größeres noch und ein Hornquartett. Letzteres stützt den choralartig rezitieren- folgt; im heutigen Konzert folgt ihm Nichts, bestenfalls Stille. Es ist den Gesang wie die Halligkeit eines großen Raumes. Den Text, den selbst unvollendet, weil ihm entscheidende Revisionen fehlen, die
Zu den Werken 12 13 Zu den Werken Mahler vor Einstudierungen und Veröffentlichungen stets vornahm. Gustav Mahler Aufgeführt wird das vorläufige Stadium einer Symphonieeröffnung, Adagio aus der die sich in die Zeit verliert, obwohl der organisierende Grundpuls Symphonie Nr. 10 des Tempos beibehalten wird. Ein ähnlich paradoxer Vorgang schloss Besetzung einst ›Das Lied von der Erde‹ ab. In der Zehnten wird er noch weiter 3 Flöten (3. auch Piccolo), gedehnt bis an die Grenze des Erträglichen – nicht durch Verdich- 3 Oboen, 3 Klarinetten, tung, sondern durch Auslichtung des musikalischen Satzes. Hier ist, 3 Fagotte, 4 Hörner, im ersten Kapitel eines fünfteiligen Werkes, bereits ein Verschwin- 4 Trompeten, 3 Posaunen, Basstuba, Harfe, Streicher den komponiert. Was soll danach kommen? In der Symphonie muss es ein radikaler Szenenwechsel sein. Das Adagio allein entlässt sein Wei Lu – Violine solo Auditorium mit Fragen. Die Tonart der Zehnten ist derjenigen des ›Lieds von der Erde‹ dia- metral entgegengesetzt. Fis-Dur signalisiert Entrückung, bei Wag- ner, schon bei anderen vor ihm. Eine Symphonie in dieser Tonart hatte es zuvor nie gegeben. Später ließ Messiaen die göttliche Trans- zendenz oft in Fis-Dur leuchten; Erich Wolfgang Korngold, dessen Wunderkindkarriere Mahler einst förderte, wählte diese Tonalität ›Asche‹, Gemälde von für seine einzige Symphonie. Bei Mahler äußert sich die Entrückung Edvard Munch, 1895 nicht im großen Ton unerschütterlicher Überzeugung, sondern am Ende des Adagios als Sich-Auflösen, an dessen Anfang als äußerste Diese drei, deren Substanz auf zwei Urmotive zurückgeht, tragen Reduktion. Einstimmig wird das erste Thema vorgetragen, leise wie die Geschichte des Adagios, wie immer man dessen Form begriff- von weit her und als Melodie, auf die mehrere, unhörbare harmoni- lich auch bestimmen mag. In ihrer Entwicklung und Wechsel- Ab 1960 erarbeiteten der briti- sche Kraftfelder einwirken. Wann immer es auftritt, spielen es die wirkung bilden sie die inneren Kräfte des Stücks. Wie in anderen sche Musikwissenschaftler Deryck Cooke und der 1935 aus Bratschen, stets einstimmig mit Ausnahme des letzten Mals vor Symphoniesätzen Mahlers wirken jedoch auch Kräfte von außen Deutschland emigrierte Kompo- dem Ausbruch eines Chorals der Finsternis. Hier scheint es wie eine ein, welche die Musik vorübergehend zum Stillstand zwingen: der nist Berthold Goldschmidt eine Scherbe der Erinnerung im Zerfall und Nachklang des zweiten The- fremde Klang, der sich ins zweite Auftreten des zweiten Themas Aufführungsfassung der gesam- mas auf, wirkt nicht mehr als Gegenwart, sondern als Zeuge von drängt, dann der Schreckenschoral, der nach dem letzten, verfrem- ten Zehnten Symphonie nach Vergangenem und – rückblickend betrachtet – auch wie ein Bangen deten Auftritt des ersten Themas mit ganzer Orchestergewalt her- dem handschriftlichen Material, vor dem Kommenden. einbricht und sich in einem Neunklang festfrisst. Im Choral mutiert das Mahler hinterlassen hatte. das zweite Thema zum Bösen, es ist bis zur Unkenntlichkeit ent- Diese Fassung, die später noch Gustav Mahler, April 1910 mehrfach überarbeitet wurde, auf der Überfahrt von New York Das zweite Thema, das sich im Anfangsteil des Adagios direkt ans stellt. Der grausige Neunklang baut sich auf, bricht ab, schlägt dann erlebte am 13. August 1964 in nach Europa erste anschließt, bindet Gegensätzliches: den Ton der Leidenschaft nochmals zu. Diese Passage, welche die Musik danach zum allmäh- London ihre Uraufführung unter in seiner ungeheuer weit ausgreifenden Hauptstimme, eine Erinne- lichen Verschwinden nötigt, fügte Mahler nachträglich ein, als er der Leitung von Berthold Gold- rung an eigene und fremde Lieder, die mit Natur und Liebe zu tun bereits am Finale arbeitete; dort erscheint sie wieder. Die Einbrü- schmidt. Dieser dirigierte auch haben, und mit den Posaunen die Klangassoziation von Tod und che sind existenziell. Werkimmanent erklären sie sich vom Finale die Deutsche Erstaufführung, die In keiner Symphonie Gustav Ewigkeit. Jede dieser Kräfte drängt zur Entfaltung, und so expan- her, biografisch aus den Schicksalsschlägen des Sommers 1910, in am 2. Oktober 1964 im Rahmen Mahlers finden sich so deutlich diert dieses Thema mit jedem Auftritt immer weiter und stärker, dem Mahler die Symphonie zu komponieren begann: aus der Affäre der 14. Berliner Festwochen statt- Spuren seiner Lebensverhältnisse fand. Es spielte das Radio-Sym- durchmisst mit seinen nichtkonformen Elementen konträre Aus- seiner Frau mit Walter Gropius, die er durch einen an ihn fehladres- zur Zeit ihrer Komposition wie phonie-Orchester, das heutige drucksbereiche. Dagegen wird das erste Thema von Mal zu Mal sierten Liebesbrief erfuhr, und seinem Treffen mit Sigmund Freud im Deutsche Symphonie-Orchester in der Zehnten. knapper gefasst; das entspricht seiner Tendenz zur Konzentration. holländischen Leiden. Auf der Rückfahrt von dort schrieb er seiner Berlin. Gerd Indorf, 2010 Das dritte Thema versetzt eine melodische Variante des ersten ins Gattin ein Gedicht, in dem es heißt: »Zusammen floss zu einem ein- H. T. Charakterfeld eines Scherzos und mischt Elemente aus dem zwei- zigen Akkord / Mein zagend Denken und mein brausend Fühlen. / ten mit ein. Es trägt beides in sich: Leichtigkeit und Groteske. Auch Ich liebe Dich!« Mahler-Exegeten sind sich einig: Dieser Akkord ist dieser Widerspruch wird im Laufe des Stückes weiter entfaltet, keine poetische Fiktion, er existiert: im Adagio und im Finale der auch das dritte Thema expandiert von Mal zu Mal. Zehnten Symphonie.
Die Künstler*innen 14 15 Die Künstler*innen Die Künstlerinnen und Künstler ROBIN TICCIATI VALENTIN RADUTIU ist seit der Saison 2017/2018 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter konzertierte 2015 erstmals als Solist mit dem DSO in der Reihe ›Debüt des DSO. Bereits im Sommer 2014 trat er sein Amt als Musikdirektor im Deutschlandfunk Kultur‹. Seit 2019 ist er Erster Solo-Cellist des der Glyndebourne Festival Opera an. Von 2009 bis 2018 hatte er die Orchesters. 2008 gewann er den Davidov-Wettbewerb in Riga, etliche Position als Chefdirigent des Scottish Chamber Orchestra inne. Als weitere Erfolge, internationale Auszeichnungen und Förderungen Gast steht er regelmäßig am Pult namhafter Orchester, etwa des Lon- durch namhafte Institutionen schlossen sich an. Als Duopartner von don Symphony Orchestra, des Symphonieorchesters des Bayerischen Per Rundberg und als Solist mit renommierten Symphonie- und Kam- Rundfunks, der Wiener Philharmoniker und des Chamber Orchestra of merorchestern legte er neben regelmäßigen Auftritten in europäi- Europe. Beim britischen Label Linn Records legten Ticciati und das DSO schen und asiatischen Musikzentren auch vielbeachtete Einspie- vielbeachtete CDs mit Werken von Bruckner, Debussy, Duparc, Fauré lungen des klassischen und modernen Repertoires vor. Zu seinen und Strauss vor. Soeben erschien hier die Einspielung von Rachma- Kammermusikpartner*innen zählen u. a. das Hagen Quartett, Antje ninoffs Zweiter Symphonie. Robin Ticciati wurde 2014 von der Royal Weithaas und Alina Pogostkina. Valentin Radutiu spielt ein Instrument Academy of Music zum Sir Colin Davis Fellow of Conducting ernannt von Francesco Ruggieri (Cremona, 1686). und 2019 als Officer in den Order of the British Empire aufgenommen. Der RUNDFUNKCHOR BERLIN CATRIONA MORISON zählt als dreifacher Grammy-Preisträger zu den herausragenden Chö- studierte in Glasgow, Berlin und Weimar. 2015 debütierte sie im Young ren der Welt. Er ist Partner bedeutender Orchester und Dirigenten. In Singers Project der Salzburger Festspiele. 2016 bis 2018 war sie En- Berlin besteht eine intensive Zusammenarbeit mit den Berliner Phil- semblemitglied der Wuppertaler Oper. 2017 gewann die beim Cardiff harmonikern, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin sowie dem DSO. Wettbewerb der BBC den Haupt- und den Liedpreis. 2019 gab sie ihren Internationales Aufsehen erregt das Ensemble auch mit seinen inter- Einstand bei den BBC Proms in Elgars ›Sea Pictures‹. Zu den Höhe- disziplinären Projekten, darunter die szenische Umsetzung des Brahms- punkten der letzten Zeit zählen eine Tournee mit Teodor Currentzis und Requiems, die Konzertperformance ›LUTHER dancing with the gods‹ MusicAeterna und Bachs ›Matthäus-Passion‹ mit dem MDR-Sinfonie- (Regie: Robert Wilson) und die Konzertinstallation ›THE WORLD TO orchester. Als Liedinterpretin gastierte sie in der Wigmore Hall und bei COME‹. Mit seinen Mitsingformaten und der Bildungsinitiative SING! den Festivals in Leeds und Edinburgh. Im Frühjahr 2021 erschien ihre möchte der Chor möglichst viele Menschen zum Singen bewegen. Seit Solodebüt-CD mit Liedern von Brahms, Grieg, Schumann und Josephine seiner Gründung 1925 wurde er von Dirigenten wie Helmut Koch, Lang. Sie ist Künstlerin des BBC New Generation Artists Programms, Dietrich Knothe, Robin Gritton und Simon Halsey geprägt. Seit der Sai- seit 2017 Honorarprofessorin des Royal Conservatoire of Scotland. son 2015/2016 hat Gijs Leenaars die Position des Chefdirigenten inne. MATTHIAS WINCKHLER Das DEUTSCHE SYMPHONIE-ORCHESTER BERLIN erhielt seine musikalische Ausbildung an der Bayerischen Singakade- hat sich in den bald 75 Jahren seines Bestehens durch Stilsicherheit, mie und am Salzburger Mozarteum. Er gewann 2012 den Bach-Wett- Engagement für Gegenwartsmusik sowie durch CD- und Rundfunk- bewerb Leipzig, 2014 den Mozart-Wettbewerb Salzburg und den produktionen einen international exzellenten Ruf erworben. Gegrün- Schubert-Lied-Duo-Wettbewerb in Dortmund. Er gehörte 2015 bis det 1946 als RIAS-Symphonie-Orchester, wurde es 1956 in Radio- 2018 dem Ensemble der Staatsoper Hannover an. Der Bassbariton Symphonie-Orchester Berlin umbenannt. Seinen heutigen Namen konzertiert regelmäßig mit Spezialensembles für historisch infor- trägt es seit 1993. Ferenc Fricsay, Lorin Maazel, Riccardo Chailly und mierte Aufführungspraxis, mit Kammer- und Symphonieorchestern Vladimir Ashkenazy definierten als Chefdirigenten in den ersten vor allem in Europa und Japan. Sein Repertoire ist weit gespannt, es Jahrzehnten die Maßstäbe. Kent Nagano wurde 2000 zum Künstleri- reicht von Werken der Bach-Zeit bis zur Gegenwart. In der neuen Mu- schen Leiter berufen. Von 2007 bis 2010 setzte Ingo Metzmacher mit sik arbeitet er mit Komponisten wie Nikolaus Brass, Friedrich Cerha, progressiver Programmatik Akzente im hauptstädtischen Konzert- Manfred Trojahn und Gerhard Wimberger zusammen. Einen beson- leben, Tugan Sokhiev folgte ihm von 2012 bis 2016 nach. Seit 2017 hat deren Schwerpunkt legt er auf die Pflege des Kunstlieds. der Brite Robin Ticciati die Position als Chefdirigent inne.
17 DSO intern Aktuelles vom DSO Robin Ticciati dirigiert Bruckners Die Jubiläumsbroschüre Symphonie Nr. 9 am 26.9. ›75 Jahre DSO‹ Am 26. September setzen Robin Ticciati und das In der Spielzeit 2021/2022 feiert das DSO seinen DSO in der Philharmonie ihre gemeinsame Aus- 75. Geburtstag nach der Gründung im Jahr 1946. einandersetzung mit dem symphonischen Œuvre Mit unserer Jubiläumsbroschüre laden wir Sie zu Anton Bruckners fort. Mit der Vierten gab der einem ausführlichen Streifzug durch die Orches- Aus Opernhäusern, DSO-Chefdirigent einst seinen Einstand in Ber- tergeschichte ein – mit Schlaglichtern auf das, Philharmonien lin, nach der Sechsten, Siebten und Achten folgt was das DSO von Anfang an ausgemacht hat: nun die d-Moll-Symphonie, Bruckners Neunte kreative Vermittlungsformen, Begeisterung für und Konzertsälen. und letzte. Die Arbeit an dem monumentalen, mediale Innovationen, Flexibilität und Überle- seinem musikalisch kühnsten Werk beschäftigte benswillen, hochkarätige Verbündete, vor allem den Komponisten neun Jahre, länger als jedes aber großartige Musik! Wir folgen diesen Spuren andere. Wie ihre Vorgängerinnen wurde die bis in die Gegenwart und Zukunft. Wir stellen Symphonie in vier Sätzen konzipiert; drei konnte Ihnen Menschen vor, die eine besondere Bezie- Bruckner vollenden, bevor er 1896 verstarb. Das hung zum Orchester haben, gehen der Frage Finale ist in Entwürfen weit gediehen. Sie boten nach, welche musikalische DNA das DSO in sich die Vorlage zahlreicher Rekonstruktionsversu- trägt und ziehen gemeinsam mit Chefdirigent che. Im Konzert am 26. September endet die Robin Ticciati ein Fazit aus den Erfahrungen der Neunte in ihrer auskomponierten, fragmentari- vergangenen Monate. schen Form und damit ebenso offen wie Stra- winskys ›Canticles‹ und Mahlers Adagio. Die Jubiläumsbroschüre erhalten Sie – ebenso wie unser separates Saisonprogramm mit roter Konzerte, Ticciati und das DSO führen auf die Symphonie Titelseite und sämtlichen Informationen zu Kon- mit dem Violinkonzert ›Still‹ hin, das Rebecca zerten, Tickets und Abonnements – hier in der Saunders für Carolin Widmann, die Solistin des Philharmonie, bei unserem Besucherservice in jeden Abend. Abends, schrieb. Es fordert die Sensibilität des der Charlottenstraße oder kostenfrei in Ihren Spiels auch technisch bis an die Grenzen. Briefkasten geliefert. T 030 20 29 87 11 Bestellungen unter Jederzeit. → tickets@dso-berlin.de → dso-berlin.de/medienbestellung Momente eines Livekonzerts Entdecke unseren neuen Instagram-Filter und teile deine ganz persönlichen Konzerteindrücke. In der Dlf Audiothek App, im Radio über DAB+ und UKW deutschlandfunkkultur.de/ Verlinke @dsoberlin, und wir teilen deinen Post in unserer Story. konzerte
Das Orchester 18 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Chefdirigent und 2. Violinen Violoncelli Oboen Trompeten Künstlerischer Andreas Schumann Mischa Meyer Thomas Hecker N. N. Leiter Stimmführer 1. Solo Solo Solo Robin Ticciati Eva-Christina Valentin Radutiu Viola Wilmsen Falk Maertens Schönweiß 1. Solo Solo Solo Stimmführerin Dávid Adorján Martin Kögel Joachim Pliquett Ehemalige Chefdirigenten Johannes Watzel Solo stellv. Solo stellv. Solo stellv. Stimmführer Adele Bitter Isabel Maertens Raphael Mentzen Ferenc Fricsay † Clemens Linder Mathias Donderer Max Werner Matthias Kühnle Lorin Maazel † Matthias Roither Thomas Rößeler Englischhorn Riccardo Chailly Stephan Obermann Catherine Blaise Posaunen Vladimir Klarinetten Ashkenazy Eero Lagerstam Claudia Benker- András Fejér Tarla Grau Schreiber Stephan Mörth Solo Kent Nagano Solo Jan van Schaik Leslie Riva-Ruppert Andreas Klein Ingo Metzmacher Thomas Holzmann Solo Tugan Sokhiev Uta Fiedler-Reetz Sara Minemoto Solo Susann Ziegler Bertram Hartling Richard Kontrabässe Rainer Vogt Ehrendirigenten Kamila Glass Obermayer Peter Pühn Tomer Maschkowski Günter Wand † Marija Mücke stellv. Solo Bassposaune Solo Kent Nagano Elena Rindler Bernhard Nusser Ander Perrino Divna Tontić Cabello N. N. Tuba Johanna Schreiber Bassklarinette Solo Johannes Lipp 1. Violinen Christine Felsch Fagotte Wei Lu Bratschen stellv. Solo Harfe 1. Konzertmeister Igor Budinstein Karoline Zurl Elsie Bedleem Matthias Hendel Solo Marina Grauman 1. Solo Solo 1. Konzertmeisterin Ulrich Schneider Jörg Petersen Annemarie Rolf Jansen Byol Kang Moorcroft Solo Pauken Konzertmeisterin 1. Solo Emre Erşahin Douglas Bull Erich Trog N. N. N. N. stellv. Solo Solo stellv. Konzert- stellv. Solo Flöten Hendrik Schütt Jens Hilse meister*in Verena Wehling Kornelia Markus Kneisel Solo Olga Polonsky Brandkamp Kontrafagott Leo Klepper Solo Isabel Grünkorn Andreas Reincke Schlagzeug Ioana-Silvia Musat Gergely Bodoky Hörner Lorna Marie Solo Roman Lepper Mika Bamba Hartling Paolo Mendes 1. Schlagzeuger Upama Solo Dagmar Schwalke Henry Pieper Muckensturm Henrik Magnus Ilja Sekler Bora Demir Schmidt Birgit Mulch-Gahl stellv. Solo Solo stellv. 1. Schlagzeuger Pauliina Quandt- Anna Bortolin Frauke Leopold Marttila Ozan Çakar Thomas Lutz Nari Hong Eve Wickert Frauke Ross stellv. Solo Der perfekte Ein- oder Ausklang Tha s Coelho Piccolo Efe Sivritepe* Nikolaus Kneser Viktor Bátki stellv. Solo ist 3 Minuten von der Philharmonie entfernt. Michael Mücke Barnabas Kubina Elsa Brown Georg Pohle Ksenija Zečević Joseph Miron Lauriane Vernhes Antonio Adriani QIU Restaurant & Bar im The Mandala Hotel am Potsdamer Platz Potsdamer Strasse 3 | Berlin | 030 / 590 05 12 30 www.qiu.de * Zeitvertrag
Konzertvorschau So 26.9. / 20 Uhr / Philharmonie Kammerkonzerte Saunders ›Still‹ für Violine und Orchester Ausführliche Programme und Besetzungen Bruckner Symphonie Nr. 9 unter → dso-berlin.de/kammermusik ROBIN TICCIATI Carolin Widmann – Violine Karten, Abos und Beratung Besucherservice des DSO So 3.10. / 17 Uhr / Heimathafen Neukölln Charlottenstraße 56 / 2. OG Kammerkonzert 10117 Berlin / am Gendarmenmarkt Mozart Streichquartett KV 575 Öffnungszeiten Mo bis Fr 9 – 18 Uhr ›Preußisches Quartett‹ Nr. 1 T 030 20 29 87 11 / F 030 20 29 87 29 Fauré Streichquartett → tickets@dso-berlin.de Mozart Streichquintett KV 614 FONTANE QUARTETT IMPRESSUM mit Eve Wickert – Viola Deutsches Symphonie-Orchester Berlin in der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin So 17.10. / 20 Uhr / Philharmonie im rbb-Fernsehzentrum Berlioz Ouvertüre zu ›Béatrice et Bénédict‹ Masurenallee 16 – 20 / 14057 Berlin Bruneau-Boulmier Klavierkonzert Tel 030 20 29 87 530 / Fax 030 20 29 87 539 ›Terra Nostra‹ (Uraufführung) → info@dso-berlin.de / → dso-berlin.de Strauss Suite aus ›Der Bürger als Edelmann‹ Chefdirigent Robin Ticciati KENT NAGANO Interim-Management Mari Kodama – Klavier Moritz Brüggemeier (Künstlerische Planung), Benjamin Dries (Kommunikation), Thomas Schmidt-Ott (Strategische Planung) Sa 30.10. / 20 Uhr / Philharmonie Künstlerisches Betriebsbüro Mozart Symphonie Nr. 39 Laura Eisen, Eva Kroll Martinů Symphonie Nr. 4 Orchesterbüro Marion Herrscher SIR ROGER NORRINGTON Marketing Tim Bartholomäus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Daniel Knaack Fr 5.11. / 20 Uhr / Philharmonie Musikvermittlung Eva Kroll Poulenc Auszüge aus ›Les animaux modèles‹ Notenarchiv Renate Hellwig-Unruh Schostakowitsch Violoncellokonzert Nr. 1 Orchesterinspektor Kai Wellenbrock Prokofjew Suite aus dem Ballett ›Cinderella‹, Orchesterwarte Shinnosuke Higashida, Lionel Freuchet zusammengestellt von Marie Jacquot MARIE JACQUOT Programmhefte Habakuk Traber Gautier Capuçon – Violoncello Redaktion Daniel Knaack Redaktionelle Mitarbeit Anna Nolte Artdirektion Stan Hema, Berlin So 7.11. / 12 Uhr / Haus des Rundfunks Satz Susanne Nöllgen rbbKultur-Kinderkonzert Fotos Jörg Brüggemann / Ostkreuz (Titel), Fabian Frinzel Prokofjew Suite aus dem Ballett ›Cinderella‹, und Ayzit Bostan (Ticciati), Andrew Low (Morison), Gisela zusammengestellt von Marie Jacquot Schenker (Winckhler), Felix Broede (Radutiu), Marcel Köhler MARIE JACQUOT (Rundfunkchor), Peter Adamik (DSO), DSO-Archiv (sonstige) Fr 12.11., Sa 13.11. / 20 Uhr / Philharmonie © Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 2021 Anderson ›The Crazed Moon‹ Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist ein Ensemble Beethoven Klavierkonzert Nr. 4 der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin. Rachmaninoff Symphonie Nr. 3 Geschäftsführer Anselm Rose ROBIN TICCIATI Gesellschafter Deutschlandradio, Bundesrepublik Deutschland, Land Berlin, Rundfunk Berlin-Brandenburg Mitsuko Uchida – Klavier
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