2009/2010 NACHHALTIGKEITSBERICHT der Montanuniversität Leoben - Nachhaltige Prozesse
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NACHHALTIGKEITSBERICHT der Montanuniversität Leoben 2009/2010 Nachhaltige Prozesse ab Seite 9 Nachhaltige Partnerschaften ab Seite 24 Nachhaltige Ressourcen ab Seite 29
Nachhaltigkeitsbericht 2009/2010 der Montanuniversität Leoben Juristische Person des öffentlichen Rechts Franz-Josef-Straße 18, 8700 Leoben Tel.: +43 (0)3842 402 e-mail: office@unileoben.ac.at URL: http://www.unileoben.ac.at/ Projektauftrag durch Vizerektor Univ.-Prof. Dr. mont. Hubert Biedermann Sämtliche nachfolgenden Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher grammatikalischer Sprachformen verzichtet und stattdessen die jeweilige generische Form verwendet. Ansprechpartner und Feedback zum Nachhaltigkeitsbericht: Sollten Ihnen in diesem Bericht diverse Kapitel oder Inhalte nicht zusagen, so zögern Sie nicht uns Ihre Wünsche, Anregungen, oder Kritik mitzuteilen. Ansprechpartner: Projektteam-Nachhaltigkeitsbericht URL.: www.unileoben.ac.at/nachhaltig E-Mail: nachhaltigkeitsbericht@unileoben.ac.at Telefon: 03842/402-6019 (DI Selina Künstle) Mons monti non miscetur, at vero homo homini. (Die Berge kommen nicht zueinander, wohl aber die Menschen.) SEITE 2 Nachhaltigkeitsbericht
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 4 Die Montanuniversität Leoben im Profil 5 Geschichte, Besonderheiten & Traditionen der Montanuniversität 6 Die Montanuniversität Leoben im Kontext der Nachhaltigkeit 7 Nachhaltige Entwicklung durch Qualitätsmanagement 9 Vision, Strategie und Entwicklung der Montanuniversität 11 Der Leistungsprozess Studium und Lehre 13 Der Leistungsprozess Forschung 19 Der Leistungsprozess Weiterbildung 22 Unsere Anspruchsgruppen 24 Mitarbeiter 25 Universitäts- und Montanstadt Leoben 27 Region Obersteiermark 28 Absolventen 28 Infrastruktur 29 Natürliche Ressourcen 25 Mitarbeiterressourcen 27 Finanzielle Ressourcen 28 Triple N Maßnahmen 2009/2010 33 Triple N Programm 2011/2012 34 Prinzipien der Berichterstattung 35 Anhang A Wussten Sie? 36 Anhang B Organigramm 38 Anhang C Lehrveranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug 39 Anhang D Wissenschaftliche Organisationseinheiten 40 Anhang E Lehrgänge und Weiterbildungsmöglichkeiten an der Montanuniversität 47 Montanuniversität Leoben SEITE 3
VORWORT ie Montanuniversität Leoben fühlt sich seit jeher ihrer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet. Zum Ausdruck bringen wir dies bei- D spielsweise durch die Verankerung im Leitsatz: „Verantwortung in Forschung und Lehre ist eine Verpflichtung!“ In ihrem Entwick- lungsplan bekennt sich die Montanuniversität Leoben ausdrücklich zu nachhaltigen strategischen Zielen. So lautet eines unserer zentralen Ziele: „Wir gehen mit den Ressourcen verantwortungsvoll um!“ Um dies zu verdeutlichen haben wir uns dazu entschlossen, in dem Ihnen nun vorliegenden ersten Nachhaltigkeitsbericht der Montanuni- versität nicht eigens geschaffene Nachhaltigkeitsvisionen, -leitbilder und ähnliches zu veröffentlichen. Stattdessen haben wir beschrieben, was wir im Zuge der Umsetzung des Entwicklungsplanes auch ohne Nachhaltigkeitsbericht schon seit langem tun. In diesem Sinn wird die Montanuniversität sich zukünftig Ihrer besonderen Verantwortung bewusst sein und in Ihren Kernleistungen eben- so wie im eigenen Wirkungsbereich den Zielen eines nachhaltigen Handelns besondere Bedeutung beimessen. Der Ihnen vorliegende erste Bericht stellt Leistungen mit Nachhaltigkeitsorientierung der Montanuniversität Leoben im Zeitraum 2009/2010 dar. Er zeigt die Umsetzung der Zielvorgaben in den einzelnen universitären Bereichen auf und belegt, dass soziale, ökologische aber auch ökonomische Verantwortlichkeit selbstverständlicher Teil unserer Organisationskultur ist und dementsprechend an unserer Universität auch gelebt wird. Dieser Nachhaltigkeitsbericht soll als wichtiges Kommunikationsinstrument zur besseren Information unserer Anspruchsgruppen über den Stand nachhaltiger Entwicklung dienen. Er informiert nicht nur über unsere nachhaltige Entwicklung sondern trägt auch selbst maßgeblich zu dieser bei. Wir dürfen Sie deshalb herzlich einladen, sich nun über die Montanuniversität Leoben unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu informieren. Glück Auf! SEITE 4 Nachhaltigkeitsbericht
DIE MONTANUNIVERSITÄT LEOBEN IM PROFIL Universitätsrat Studien (31. 12. 2010) Dr. Hannes Androsch, Vorsitzender 7 Bachelorstudien Dr. Karin Schaupp, stv. Vorsitzende 10 Masterstudien Univ.Prof. Dr. Eva-Maria Kern 2 Diplomstudien Dipl.-Ing. Günther Kolb 1 Doktoratsstudium O.Univ.Prof. Dr. Stefan Schleicher 10 Lehrgänge Senat Studierende (28.01.2011) O.Univ.Prof. Dr. Peter Kirschenhofer, Vorsitz 3013 Studierende Ao.Univ.Prof. Dr. Josef Oswald, 1. stv. Vorsitzende 73 Nationen (86,7% davon Österreich) Dipl.-Ing. Peter Pulm, 2. stv. Vorsitzender Mitarbeiter (Kopfzahl, 31.12.2010) Rektorat 1052 Mitarbeiter O.Univ.Prof. Dr. Wolfhard Wegscheider, Rektor 692 Wissenschaftliches Personal O.Univ.Prof. Dr. Hubert Biedermann, Vizerektor 360 Allgemeines Universitätspersonal Dr. Martha Mühlburger, Vizerektorin Jahresbudget 2010 Designiertes Rektorat € 58 Mio Umsatzerlöse Univ.Prof. Dr. Wilfried Eichlseder, Rektor davon 69 % Globalbudget Dr. Martha Mühlburger, Vizerektorin Univ.Prof. Dr. Peter Moser, Vizerektor Montanuniversität Leoben (Hauptgebäude) Montanuniversität Leoben SEITE 5
GESCHICHTE, BESONDERHEITEN & TRADITIONEN DER MONTANUNIVERSITÄT Der Bezug zu unserer Geschichte, sowie die an der Montanuniversität österreichweit einzigartig gelebten bergmännischen und studentischen Traditionen sind uns wichtig. Sie tragen wesentlich zur Identifizie- rung mit der Stadt und der Montanuniversität bei. uf Betreiben von Erzherzog Johann wurde am 4. Novem- A ber 1840 in Vordernberg mit einem feierlichen Akt die „Steiermärkisch-Ständische Montanlehranstalt“ ins Leben gerufen. Im Jahr 1861 wurde der Montanlehranstalt per kaiser- lichem Entschluss der Name einer Bergakademie verliehen, ab 1904 trug sie die Bezeichnung „Montanistische Hochschule“ und seit 1975 „Montanuniversität Leoben“. Seit 1. 1. 2004 besteht die Montanuniversität Leoben als autonome Einrichtung. Die Montanuniversität blickt also auf eine lange Geschichte zu- rück. Im Laufe der Jahre wurden sukzessive neue Studienrich- tungen eingeführt, die neben den Kernfächern sämtliche Fach- gebiete entlang der Wertschöpfungskette umfassen – von den Rohstoffen über die Werkstoffe bis hin zu Entsorgungstechnik und Recycling. Studierender bei der Matrikelscheinübergabe Einzigartige, nachhaltige Ausrichtung Diese Ausrichtung „von der Wiege bis zur Bahre“ macht die Mon- tanuniversität nicht nur einzigartig, sondern ist auch DIE Vo- raussetzung für Nachhaltigkeit in den Kernprozessen Lehre, For- schung und Weiterbildung. Die Vernetzung von Wissen rund um den gesamten Rohstoffkreislauf macht es beispielsweise mög- lich, bereits bei der Entwicklung von Werkstoffen auch an dessen Entsorgung bzw. Recycling zu denken. Methodenkompetenz im Bereich der Ökobilanzierung erlauben die Berücksichtigung von Umweltauswirkungen bei Prozessoptimierungen. Das außerge- wöhnliche ist im Prinzip, dass trotz der „Kleinheit“ der Universi- tät, viele Probleme rund um Ressourcenschonung und –effizienz „im Haus“ selbst gelöst werden können. Leobens Traditionen Studierende beim Ledersprung Die Montanuniversität kann als eine der modernsten Hochschu- len Österreichs dennoch bereits auf eine 170-jährige Geschichte Ständige Entwicklung zurückblicken. Im familiären Klima der vergleichsweise kleinen Die Geschichte der Montanuniversität Leoben ist durch eine Universität haben sich etliche bergmännische und studentische stete Weiterentwicklung des universitären Angebotes geprägt. Traditionen etabliert und erhalten, die wesentlich zur Leobener Dies zeigt sich auch durch die rege Bautätigkeit. Bedingt durch Identität beitragen. Dies beginnt mit dem nach wie vor ge- die gestiegenen Hörerzahlen hat sich die Universität in jüngster bräuchlichen Gruß „Glück auf!“ und reicht über den schwarzen Zeit räumlich vergrößert. Mit Herbst 2006 wurde das alte Lan- Bergkittel, der von allen Universitätsangehörigen zu festlichen desgericht zu einem Roh- und Werkstoffzentrum adaptiert. Der Anlässen getragen werden kann, bis hin zum „Ledersprung“, mit Neubau IZW (Impulszentrum für Werkstoffe) wurde im Herbst dem die Erstsemestrigen in ihren neuen Berufsstand aufgenom- 2007 eröffnet. In den beiden durch eine Glasbrücke miteinander men werden. verbundenen Gebäuden befinden sich die MCL GmbH (Materials Die persönliche Begrüßung der Erstsemestrigen, welche von den Center Leoben) und die PCCL GmbH (Polymer Competence Cen- Höhersemestrigen meist „Schwammerl“ genannt werden, durch ter Leoben) sowie wissenschaftliche Organisationseinheiten der den Rektor bei der Matrikelscheinübergabe oder die Verabschie- Montanuniversität. Im Herbst 2009 wurde der generalsanierte dung der Studierenden in die Sommerferien beim „Bierauszug“ Erzherzog-Johann-Trakt (ehem. Hörsaaltrakt) am Ignaz-Buch- sind in Leoben ebenso einzigartig wie die persönlichen Spon- müller-Platz wiedereröffnet. sionsfeiern, „Philistrierungen“ genannt. Aktivste Förderer dieser Traditionen sind die Leobener Studenten- verbindungen ebenso wie die ÖH-Leoben. SEITE 6 Nachhaltigkeitsbericht
DIE MONTANUNIVERSITÄT LEOBEN IM KONTEXT DER NACHHALTIGKEIT Eine nachhaltige Entwicklung ist immer eine globale Herausforderung. Sie kann aber nur erreicht werden, wenn jeder Einzelne sich insbesondere auch auf lokaler Ebene seiner Verantwortung der Umwelt und der Gesellschaft gegenüber bewusst wird und sein Handeln danach ausrichtet. niversitäten spielen in der Gesellschaft eine wichtige international, einen entscheidenden positiven Einfluss auf die U Rolle. Sie sind Ausbildungsstätten für zukünftige Ent- scheidungsträger und wichtige Zentren für innovative Forschung gemeinsam mit Industriepartnern aus der Wirtschaft. Zukunft von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie hat. Nun könnte man doch sagen „Nachhaltigkeit und Bergbau, ist das nicht ein Widerspruch?“ Die klare Antwort ist „Nein!“ So hat Zur Realisierung der Leistungen in Forschung, Lehre und Wei- sich beispielsweise die moderne Nichteisenmetallurgie entwi- terbildung werden Ressourcen bereitgestellt und verbraucht. ckelt, welche mit Hilfe von Know-how vor allem das Recycling Die Universitäten haben Vorbildfunktion für ihr gesamtes Um- von Sekundärrohstoffen aufbaut. Ein gutes Beispiel für Nach- feld und ihre zentrale Aufgabe ist es, die notwendigen sozialen, haltigkeit durch Leobener Innovation stellt das am Institut für technologischen und politischen Innovationen für die Zukunft Kunststoffverarbeitung entwickelte Kopierpapier aus Biokunst- zu schaffen. stoffen dar (siehe Seite 20). Die Montanuniversität in Leoben ist schon lange ein gutes Bei- spiel für gelebte Nachhaltige Entwicklung, sowohl auf regionaler Unsere Anspruchsgruppen als auch auf internationaler Ebene. Das Netzwerk der Montanuniversität bietet eine Plattform für An der Stadteinfahrt von Leoben wird man willkommen gehei- ständigen Austausch, Informationsgewinn, Profilweiterentwick- ßen mit den Worten: „Willkommen in Leoben – Willkommen lung, Leistungsergänzung, Benchmarking, aber auch aktives Mit- in unserer Zukunft“. Der Standort der Universität in der traditi- gestalten des universitären Umfeldes durch unsere Stakeholder onsreichen Montanstadt ist kein Zufall und auch wenn die „gol- in einem für den nachhaltigkeitsorientierten Technikfortschritt dene glorreiche Zeit“ in Leoben eine Veränderung erfahren hat, so begeisternden Klima. Einen Überblick über unsere Stakeholder im kann man doch behaupten, dass die Montanuniversität Leoben, Kontext der Nachhaltigkeit finden Sie auf Seite 24. vor allem in der Region Obersteiermark, aber auch national und Im Folgenden haben wir uns Gedanken gemacht, welche Themen die Gesellschaft derzeit interessiert und welchen Beitrag die Montan- universität zu einer nachhaltigen Entwicklung in diesen Bereichen in den Berichtsjahren 2009 und 2010 geleistet hat bzw. nach wie vor leistet. Die sogenannten Triple-N-Herausforderungen 2009/2010 und der Beitrag unserer Universität zur Lösung dieser Herausforderungen werden im Folgenden diskutiert. Triple-N-Herausforderungen 2009/2010 Montanuniversität Leoben SEITE 7
ben die Einsparungsprojekte der Industrie unsere gemeinsamen BILDUNG IST ZUKUNFT Forschungsvorhaben Großteils nicht betroffen, wodurch unsere Rektoren und HochschülerInnenschaft (ÖH) hatten am 19. Ok- Drittmittelquote relativ stabil blieb. tober 2010 in allen Uni-Städten Österreichs zu Vollversamm- lungen aufgerufen, um gemeinsam gegen die ab 2013 angekün- Entwicklung der Umsatzerlöse [€] digten Budgetkürzungen zu protestieren. 70.000.000 Im Rahmen der an der Montanuniversität abgehaltenen Voll- 60.000.000 versammlung konnten alle Interessensgruppen ihre Sichtweise darlegen. So wurde neben dem Problem der sich verschlech- 50.000.000 ternden Studienbedingungen auch beispielsweise die massive 40.000.000 Gefährdung von Arbeitsplätzen oder die volkswirtschaftlichen 30.000.000 Auswirkungen in Form der Gefährdung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung diskutiert. 20.000.000 Anders als in vielen anderen Universitätsstädten rief die ÖH Leoben 10.000.000 nicht zur Besetzung von Hörsälen oder ähnlichem auf, sondern 0 bat um die Unterstützung aller Universitätsangehörigen für ein 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Volksbegehren. Erlöse auf Grund von Globalbudgetzuweisungen des Bundes Erlöse aus Studienbeiträgen bzw. -beitragsersätzen Erlöse aus universitären Weiterbildungsleistungen Erlöse aus Forschungsleistungen (inkl. §27 & §26 UG) sonstige Erlöse und Kostenersätze Entwicklung der Umsatzerlöse der Montanuniversität (2005-2010) Umgekehrt ist die Montanuniversität für den Wirtschaftsstandort Obersteiermark wesentlicher Impulsgeber. Viele der an der Mon- tanuniversität durchgeführten Forschungsprojekte rund um Res- sourcen- und Energieeffizienz tragen maßgeblich zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und somit zur Standortsicherung bei. BEITRAG ZUM KLIMASCHUTZ Universitätsvollversammlung im Oktober 2010 Von 7. bis 18. Dezember 2009 fand die 15. UN-Klimakonferenz (COP15) in Kopenhagen statt. Ein wichtiges Ereignis für die welt- weite Entwicklung des Kimaschutzes, über welches viel und auch FOLGEN DER WIRTSCHAFTSKRISE kontroversiell diskutiert wurde. Doch welchen Beitrag kann die Montanuniversität zum Klimaschutz leisten? „Oft finden sich zu simpel gestrickte Tätermodelle bezüglich der Wirtschaftskrise, wie die Behauptung „die Globalisierung sei an Wir sehen unsere Verantwortung zum Klimaschutz in erster allem Schuld“. Die Vermehrung des Wohlstands funktioniert aber Linie in unseren Kernprozessen Lehre, Forschung, Weiterbil- nur über echte Gewinne, also Wertzuwächse. Doch was sind diese dung verankert. Werte? Werte lassen sich sicher nicht in Ratings ausdrücken, denn diese helfen hauptsächlich den Agenturen, die sie erfunden ha- Wussten Sie, dass die Eisen- und Stahlindustrie sowie die Nicht- ben. Zentrale Werte sind in diesem Zusammenhang zum einen eisenmetallurgie zu den Branchen mit der höchsten Energiein- der Wille zur Leistung, zum Durchhalten, zur Fairness und tensität zählen? zum Fortschritt - auch wenn dies nur in kleinen Schritten Die Montanuniversität forscht beispielsweise im Bereich des erreichbar ist. Werte dieser Art führen dazu, was wir heute Metallrecyclings um dadurch wesentliche Energieeinsparungen Nachhaltigkeit oder Sustainability nennen. So widersprüchlich zu ermöglichen. Bei der Aluminiumherstellung können bis zu 95 dies erscheinen mag: Gerade die Krise der Globalisierung wird zu % bei Kuper 85 % und bei Stahl 74 % des Energiebedarfs der einer wesentlichen Aufwertung und Ausweitung der Globalisie- Primärerzeugung durch Metallrecycling eingespart werden. Die rung führen.“ (Rektor Wolfhard Wegscheider anlässlich der Aka- Verbesserung der Energieeffizienz bedeutet jedoch nicht bloß demischen Feier am 3. April 2009) Klimaschutz durch Einsparung von CO2-Emissionen. Es bedeutet Für die Montanuniversität war in diesen Zeiten erfreulich, dass auch Verbesserung der lokalen Umweltbelastungen von Luft und diese aufgrund ihrer besonderen Ausrichtung selbst sehr wenig Wasser, Kostenoptimierung in den Herstellungsverfahren und ei- betroffen war. Durch unsere langjährigen Partnerschaften ha- nen bedeutenden Schritt in Richtung Energieautarkie. SEITE 8 Nachhaltigkeitsbericht
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DURCH QUALITÄTSMANAGEMENT Die Montanuniversität Leoben beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Qualität, um über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus der Verantwortung gegenüber Studierenden, Wirtschaft und Gesell- schaft nachzukommen. inen wesentlichen Beitrag dazu sehen wir im Aufbau eines Die ersten Aktivitäten zum Thema Qualität auf gesamtuniversi- E prozessorientierten Qualitätsmanagement-Systems. Unse- re Leistungsprozesse Studium und Lehre, Forschung und Transfer sowie Weiterbildung stehen dabei im Mittelpunkt. Sie tärer Ebene begannen bereits im Jahr 2006 mit dem Aufbau eines prozessorientierten Qualitätsmanagementsystems für Studium und Lehre für die beiden Studienrichtungen Angewandte Geo- generieren einen Nutzen für die verschiedenen Anspruchsgrup- wissenschaften und Industrieller Umweltschutz. pen und stellen die wertschöpfenden Prozesse der Montanuni- Im Zuge dieses österreichweit einzigartigen Pilotprojekts unter- versität dar. zogen sich 2007 beide Studienrichtungen der Montanuniversität einem Testaudit durch die renommierte deutsche Akkreditie- Der Nachhaltigkeitsgedanke ist in den strategischen Zielvorgaben rungsagentur AQUIN. Die Testakkreditierung wurde erfolgreich unserer Leistungsprozesse fix verankert. bestanden und das vorgelegte Konzept als akkreditierungsfähig eingeschätzt. Zentrales Element des Qualitätsansatzes der Montanuniversität ist der Qualitätskreis, der sich am Plan-Do-Check-Act-Zyklus orientiert. Qualitätskreis – zentrales Element des Qualitätsansatzes der Montanuniversität Montanuniversität Leoben SEITE 9
Im Konzept des Qualitätskreises bekennt sich die Montanuniver- Die Lehrveranstaltungsevaluierung durch Studierende als Quali- sität zur Bedeutung von Qualität und Qualitätssicherung in ih- tätssicherungsmaßnahme wurde fortgesetzt und auf Exkursionen ren Leistungsprozessen. Der Qualitätskreis sieht unterschiedliche mit der Entwicklung eines speziellen Fragebogens erweitert. Maßnahmen der Evaluation vor, die von der studentischen Lehr- Neben einem umfangreichen Satz interner Kennzahlen für veranstaltungskritik bis zur Forschungsevaluation reicht. Lehre und Forschung wurde ein Ansatz zur Formalisierung der Forschungsevaluierung entwickelt. Schwerpunkte sind Erfolge Der Qualitätskreis definiert fünf Phasen: bei der Einwerbung forschungsrelevanter Drittmittel und Erhö- In der Planungsphase werden Ziele und Maßnahmen bezüg- hung des Publikationsoutputs. lich der Qualität unserer Leistungsprozesse definiert. Die Ziele Im Jahr 2010 wurde mit Vorarbeiten zur Überarbeitung und Er- auf dezentraler Ebene bzw. auf Universitätsebene ergeben gänzung des prozessorientierten Qualitätsmanagementsystems sich jeweils aus der Strategie der Montanuniversität, darge- für Studium und Lehre in Richtung eines umfassenden internen stellt im Entwicklungsplan. QM-Systems begonnen. Die Leistungsprozesse Studium und Leh- In der Umsetzungsphase sind die zuvor definierten Maßnah- re, Weiterbildung, Forschung und Transfer sollen stufenweise in men von den verantwortlichen Personen zu den vereinbarten Richtung QM-System ausgebaut werden. Terminen umzusetzen. Die Phase Bewertung und Überprüfung dient dazu, den Ausblick Ablauf und die Ergebnisse unserer Prozesse in regelmäßigen Die erste Ausbaustufe widmet sich dem Prozess Studium und Abständen kritisch zu hinterfragen. Lehre. Durch Aktualisierung und Ergänzungen bereits geleisteter Die Auswertungsphase beinhaltet die Aufbereitung und Vorarbeiten in den beiden Studienrichtungen Industrieller Um- Auswertung der Daten und Informationen aus dem vorherge- weltschutz und Angewandte Geowissenschaften werden auf henden Schritt. breiter Basis Standards für alle Studienrichtungen erarbeitet Erkenntnisse aus dem Berichtswesen werden dann in der und eingeführt. Dabei wird ausgehend vom prozessorientierten Diskussionsphase analysiert. Das Ziel ist es, Verbesserungs- Qualitätsansatz der Montanuniversität ein Überblick über die potenziale zu identifizieren, mögliche Lösungsalternativen zu relevanten Teilprozesse erstellt und jeder der Teilprozesse in finden und neue Maßnahmenpläne für die folgende Pla- Form von Prozessbeschreibungen, Arbeitsabläufen und entspre- nungsphase aufzustellen. chenden Beilagen dokumentiert. In der zweiten und dritten Ausbaustufe werden in der Folge die Entwicklung 2009/2010 Leistungsprozesse Forschung und Transfer bzw. Weiterbildung Auf der Grundlage der strategischen Positionierung der Mon- bearbeitet. Neben dem konsequenten Ausbau der Qualitäts- tanuniversität, die im Entwicklungsplan dargestellt ist, wurde themen auf die Managementprozesse und auf unterstützende die Qualitätspolitik entwickelt und im Managementhandbuch Prozesse werden Nachhaltigkeitsthemen in allen Bereichen in- beschrieben, das auf der QM-Homepage veröffentlicht ist. Da- tegriert. neben wurde die Durchführung von Exkursionen entsprechend dokumentiert und intern zur Verfügung gestellt. Außerdem stand Bis zum zweiten verpflichtenden Audit (voraussichtlich 2020) die Entwicklung eines umfangreichen Satzes interner Kennzahlen soll ein integriertes Managementsystem (Qualität-Umwelt- im Mittelpunkt der Aktivitäten, der im Zuge von Zielvereinba- Sicherheit) an der Montanuniversität zur Verfügung stehen. rungsverhandlungen auf seine Praxistauglichkeit geprüft wurde. Für ausführlichere Informationen kontaktieren Sie: Mag. rer.nat. Gabriele Scherer gabriele.scherer@unileoben.ac.at Tel. 03842-402-7203 Das Gesamtkonzept des QM-Systems finden Sie auf: www.unileoben.ac.at/qm SEITE 10 Nachhaltigkeitsbericht
VISION, STRATEGIE UND ENTWICKLUNG DER MONTANUNIVERSITÄT Die Montanuniversität sieht ihren Beitrag zur Nachhaltigen Entwicklung insbesondere in der wissen- schaftlichen Auseinandersetzung mit dem effektiven und effizienten Umgang von Ressourcen. ies zählt zu den Kernkompetenzen der Montanuniversi- Mineral Resources, D tät und umfasst alle Bereiche der Wertschöpfungskette: Von der Rohstoffgewinnung und –aufbereitung, über die Herstellprozesse, die Werkstoffentwicklung, die Weiterverarbei- High Performance Materials und Sustainable Production and Technology. tung/Fertigung bis zum Bauteil bzw. der Anlage und letztendlich Die Forschungsschwerpunkte werden von mehreren Organisati- dem Recycling sowie der Entsorgung. onseinheiten bearbeitet („Forschungscluster“), um kritische Mas- sen und Synergien in einem kompetitiven Umfeld optimal wirken Nachhaltigkeit in dieser Wertschöpfungskette zu etablieren sehen zu lassen. Darüber hinaus ist die Montanuniversität in diesen wir als die zentrale Aufgabe für die Zukunft. Forschungsclustern österreichweit einzigartig mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft vernetzt. Die wissenschaftliche Fundierung unseres Forschungsprofils um- fasst Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Zentrale Forschungsschwerpunkte sind Forschungscluster der MUL Montanuniversität Leoben SEITE 11
LEITBILD DER MONTANUNIVERSITÄT Wir sind ein „Center of Excellence“ Forschung und Lehre bilden eine Einheit Die Lehre betrachten wir ganzheitlich „Global Excellence“ in der Forschung ist ein Eckpfeiler der Montanuniversität Verantwortung in Forschung und Lehre ist eine Verpflichtung Allianzen in Forschung und Lehre sichern unseren Erfolg Internationale Standards sichern höchste Qualität Unsere Universität ist partnerschaftlich orientiert Management- und Marketingprinzipien stärken die Montanuniversität nachhaltig Attraktive Infrastruktur ist eine Voraussetzung Genauere Informationen zu Vision, Strategie und Entwicklung finden Sie im Entwicklungsplan der Montanuniversität Leoben: URL: http://www.unileoben.ac.at/entwicklungsplan SEITE 12 Nachhaltigkeitsbericht
DER LEISTUNGSPROZESS STUDIUM UND LEHRE Die Lehre zählt gemeinsam mit der Forschung zu den zentralen Aufgaben der Montanuniversität. Die Lehre betrachten wir ganzheitlich. in technisches Studium beinhaltet eine breite Auswahl an den der Montanuniversität die Mandatare der Universitätsvertre- E Fächern. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf den Inge- nieurwissenschaften, doch nur eine fächerübergreifende Lehre garantiert ein breites Einsatzgebiet der Absolventen. So tung (UV) sowie die jeweilige Studienvertretung (StV) gewählt. Die Wahl der Mandatare für die Bundesvertretung (BV) erfolgt indirekt über die UV. werden an der Montanuniversität neben den ingenieurwissen- Erwähnenswert ist die für ÖH-Wahlen traditionell hohe schaftlichen Fächern auch natur- und wirtschaftswissenschaft- Wahlbeteiligung an der Montanuniversität. Im Jahr 2009 lag liche Fächer angeboten. Viele Lehrveranstaltungen weisen einen sie bei knapp 60 % und somit bundesweit am höchsten. starken Bezug zum Thema Nachhaltigkeit auf, wie die Tabelle in Aus der Mitte der Mandatare der Universitätsvertretung werden Anhang C exemplarisch zeigt. der Vorsitzende der Hochschülerschaft und seine Stellvertreter gewählt. Der Vorsitzende vertritt die Studierenden gegenüber Katharina Maier, Studierende des Indus- Universität und Öffentlichkeit und leitet die Verwaltung der triellen Umweltschutzes über die Beson- Hochschülerschaft. derheit des Studiums in Leoben: Eine der Besonderheiten der Montanuni ist das intensive „Miteinander“ der Stu- dierenden. Es beginnt schon am ersten Tag damit, dass man nach einer ein- drucksvollen Rede und den einleitenden Worten des Rektors von eigens dafür vor- bereiteten Tutoren in kleinen Gruppen zu einem Rundgang durch die Universität sowie durch Leoben entführt wird, der einem ei- nen ersten Eindruck der Stadt, der Menschen und der Möglich- keiten vermittelt, die einem in den nächsten Jahren offen stehen. Die ersten Tage sind die aufregendsten! Kaum eine Minute Schlaf, eine Flut an Eindrücken zu verarbeiten, die ersten Vorlesungen und Übungen - und doch denkt jeder gern an diese Zeit zurück. Vorsitzwechsel der ÖH-Leoben: Am 26. März 2010 wurde das Amt des ÖH- Vorsitzenden von Peter Pulm and Lukas Volker übergeben. Dass man das gesamte erste Jahr gemeinsam absolviert – un- abhängig von der konkreten Studienrichtung – ist eine ein- Die Hochschülerschaft ist in allen universitären Gremien vertre- malige Idee und an der Montanuni erfolgreich umgesetzt. ten. So nimmt der Vorsitzende der Hochschülerschaft etwa mit So entwickelt sich von Anfang an ein studienrichtungsunabhän- beratender Stimme an den Sitzungen des Universitätsrates teil. giges Netzwerk von dem jeder Studierende – auch nach abge- Die Studierenden stellen darüber hinaus im akademischen schlossenem Studium - noch lange profitiert. Senat einen stellvertretenden Vorsitzenden und fünf weitere Dieses erste gemeinsame Jahr ermöglicht den Einblick in das Mandatare. breitgefächerte Lehrangebot, den Uni-Alltag, diverse Forschungs- einrichtungen und es beinhaltet auch die Möglichkeit sich um Nur durch die gute Zusammenarbeit zwischen Hochschüler- zu entscheiden, weil man innerhalb dieses Jahres ohne bürokra- schaft und Rektorat war es auch möglich, in den vergangenen tischen Aufwand und Verlust von Zeit und Kosten (und auch per- Jahren gemeinsame Großprojekte zu realisieren. sönlicher Energie) jederzeit die Studienrichtung wechseln kann. Beispielsweise die Umgestaltung des Innenhofes oder die studie- rendengerechte Einrichtung des neuen Erzherzog-Johann-Traktes ÖH-Vorsitzender, Lukas Volker über die (siehe Seite 31), zu realisieren, sowie viele Verbesserungen im Be- Mitbestimmung und Gestaltung durch reich der Lehre zu verwirklichen. die Studierenden: Aufgrund der Bestimmungen des Hoch- schulgesetzes (HSG) und Universitätsge- Kontakt zur ÖH-Leoben: setzes (UG) sind unsere Studierenden in vorsitz@oeh.unileoben.ac.at Form der Hochschülerschaft organisiert. Tel.: 03842-402-8101 Alle zwei Jahre werden im Zuge der ÖH- URL: http://oeh.unileoben.ac.at Wahlen von den ordentlichen Studieren- Montanuniversität Leoben SEITE 13
Im Anschluss daran kann ein Doktoratsstudium (6 Semester) be- STUDIENANGEBOT gonnen werden. Alle Studierenden müssen während ihrer Ausbildung ein sechs- Die an der Montanuniversität angebotenen Studien orientieren monatiges Pflichtpraktikum in einem einschlägigen Unterneh- sich an der Wertschöpfungskette von den Rohstoffen über die men absolvieren. Werkstoffe bis hin zum fertigen Produkt. Abgerundet wird das Die Montanuniversität Leoben ist seit jeher eng mit Industrie Angebot durch fächerübergreifende Studien wie Industrieller und Wirtschaft verbunden. Durch zahlreiche Projekte mit Unter- Umweltschutz und Industrielogistik. Das erste Studienjahr ist als nehmen sind die Studierenden schon sehr früh in ein Netzwerk Eingangsphase für alle gleich, sodass man am Ende des ersten eingebunden, das ihnen später den Berufseinstieg vereinfacht. Jahres problemlos und ohne „Zeitverlust“ die Studienrichtung Durch praxisnahen Unterricht sind die Studierenden immer auf wechseln könnte. In diesen ersten beiden Semestern werden die dem neuesten Stand der Technik und finden sich im Beruf schnell Studienanfänger aus den verschiedenen Schultypen auf einen zurecht. einheitlichen Level gebracht. Auch auf dem internationalen Bildungsmarkt nimmt die Montan- Sieben Studienrichtungen bieten nach dem 7. Semester den universität mit ihrer einzigartigen Ausbildung eine Sonderstel- „Bachelor“-Abschluss an. Danach (3 oder 4 Semester) erfolgt die lung ein. Absolventen aus Leoben sind gefragt wie selten zuvor, wissenschaftliche Vertiefung mit der abschließenden Durchfüh- und die Wirtschaft verlangt sogar nach noch mehr Abgängern. rung einer Diplomarbeit (Abschluss „Diplomingenieur“). Studienangebot der MU Leoben im Rahmen der Wertschöpfungskette Detaillierte Informationen zum Studienangebot der Montanuniversität Leoben sind erhältlich bei: Büro für Öffentlichkeitsarbeit: Telefon: 03842/402-7221 oder E-Mail: info@unileoben.ac.at Österreichische Hochschülerschaft: Telefon: 03842/402-8101 oder E-Mail: vorsitz@oeh.unileoben.ac.at Abteilung Studien und Lehrgänge: Telefon: 03842/402-7040 oder E-Mail: studlg@unileoben.ac.at SEITE 14 Nachhaltigkeitsbericht
NEUES MASTERSTUDIUM INDUSTRIELLE ENERGIETECHNIK Im Wintersemester 2009 wurde das neue Masterstudium Indus- trielle Energietechnik eingeführt. Das neue Studium orientiert sich insbesondere am Bedarf der energieintensiven Prozessindustrie. Prof. Dr. Harald Raupenstrauch schildert im Folgenden aus Sicht Stimmt die zeitliche Charakteristik der Abwärme einer KWK der Universität die Notwendigkeit, sich künftig verstärkt mit dem mit jener des nutzenden Aggregates überein? Eine Vielzahl Thema Energiemanagement zu beschäftigen und welche Rolle von Anwendungsfällen ist deshalb vom Anschluss an eine dabei das neue Studium Industrielle Energietechnik spielt. KWK ausgeschlossen bzw. es muss auf Speichertechnologien zurückgegriffen werden. Sowohl begrenzte Reserven bzw. Ressourcen von fossilen Ener- Kann die nutzbare Abwärme einer KWK auf kurzem Wege an gieträgern als auch die Tatsache, dass sich ein großer Teil der die Nutzer verteilt werden oder sind aufwändige Dampf- bzw. Reserven in politisch unsicher geltenden Gebieten befindet, er- Heißwassernetze notwendig? fordern neue Ansätze für die Gewährleistung der Energieversor- Welche Wärmemengen und Leistungen können für jeden gung, speziell im industriellen Bereich. Anwendungsfall durch eine KWK ersetzt werden? Welche Energieträger sind für die spezielle Anwendung am Dies bedeutet auf der einen Seite die effiziente Nutzung der En- besten geeignet? Bspw. Ist der Einsatz von Dampf- und Heiß- ergieträger, auf der anderen Seite jedoch auch die Erschließung wassernetzen, die meist zur Wärmedistribution verwendet neuer und erneuerbarer Energieträger, sowie die Nutzung und werden, oft nicht möglich, da große Wärmeverbraucher (z.B. den Aufbau neuer Versorgungsstrategien. Da es hier notwendig Schmelzöfen) ein viel höheres Temperaturniveau aufweisen. ist, das gesamte System aus verschiedenen Energieträgern, Ener- Welche wirtschaftlichen Kenngrößen ergeben sich für gieformen und Verbrauchern mit den unterschiedlichsten Rah- verschiedene Anwendungsfälle, wo kann von einem ökono- menbedingungen bzw. Bedürfnissen zu betrachten, kann man mischen Nutzen gesprochen werden und welche Sensivitäten nicht von „der Zukunftstechnologie“ sprechen. Vielmehr wird ein bestehen für die jeweils am besten geeigneten Varianten? intelligenter Mix aus Maßnahmen und energetischen Strategien – auf die gestellten Anforderungen speziell angepasst bzw. zuge- Das genannte Beispiel zeigt, wie komplex eine konkrete Aufgabe schnitten – notwendig sein. in der Praxis sein kann. Das Masterstudium Industrielle Energie- technik bietet dazu eine umfassende, industrieorientierte Aus- Für den industriellen Bereich bedeutet dies, nicht primär die En- bildung auf den Gebieten der elektrischen, mechanischen und ergieeffizienz einzelner Einheiten zu maximieren, was notwen- thermischen Energietechnik. digerweise keine Maximierung des Gesamtsystems bedeuten muss (z.B. eines industriellen Prozesses oder überhaupt eines Verschiedene Disziplinen wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Standortes). Im Optimalfall sollten die Systemgrenzen über den Thermische Prozesstechnik, Umwelttechnik sowie energierele- gesamten Standort hinaus über ganze Regionen oder sogar Wirt- vante Betriebswirtschaften sind in den vier Fachgebieten En- schaftsräume gezogen werden. Nicht vergessen werden darf in ergiebereitstellung, Energienutzung, Energieverfahrenstechnik diesem Zusammenhang auch der Einfluss des EU-Emissionsrech- und Energiemanagement als ein gesamtes, ineinander greifendes tehandels (European Emission Trading System, ETS), welcher der- System integriert, sodass solche Problemstellungen fachüber- zeit auf CO2 beschränkt ist, in Zukunft aber auf weitere Emissi- greifend bearbeitet werden können. onskomponenten ausgeweitet werden könnte. Soll beispielsweise in einem großen metallurgischen Industriebetrieb durch Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), welche den Brennstoff- ausnutzungsgrad bezüglich Primärenergie deutlich erhöht, der Gas- und Stromverbrauch gesenkt bzw. Strom für den Eigenbe- Univ.-Prof. Dr. darf erzeugt werden, müssen verschiedenste Aspekte untersucht Harald Raupenstrauch werden: Studiengangsbeauftragter und Vorsitzender der Curriculumskommission des neu eingereichteten Studiums „Industrielle Energietechnik“ Montanuniversität Leoben SEITE 15
Lehrveranstaltungsevaluierung ZUFRIEDENHEIT DER STUDIERENDEN Die systematische Evaluierung der Lehrveranstaltungen über das Die zufriedensten Universitätsstudierenden Österreichs finden Studierendenportal MU-Online wurde im Studienjahr 2007/08 sich an der Montanuniversität Leoben. eingeführt. Durch die Überarbeitung des Ablaufs der Evaluierung und des eingesetzten Fragebogens sowie durch gezielte Werbe- Das zeigen die Ergebnisse der jährlich durchgeführten und re- maßnahmen konnte die Rücklaufquote der Online-Befragung präsentativen Studierendenstudie des Beratungsunternehmens stark erhöht werden. Das neue Konzept wurde in Kooperation der „Universum Communications“. Ähnlich herausragende No- eingesetzten Stabsstelle des Rektorats mit der Hochschülerschaft ten erhält die Montanuniversität auch beim Schlussreport des und Vertretern von Lehrenden erstellt. Im Jahr 2009 wurde die „trendence Graduate Barometer 2010“. Lehrveranstaltungsevaluation erfolgreich fortgesetzt und der Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit einzelnen Faktoren Prozess einem Review unterzogen. Verbesserungsvorschläge von des Studienumfeldes erzielte die Montanuniversität bei der Lehrenden und Studierenden wurden diskutiert und ein Maßnah- „Universum“-Umfrage in sämtlichen Detailaspekten mindestens menplan erstellt, dessen Umsetzung im Sommersemester 2010 die Gesamtdurchschnittsnote. Vor allem der Ruf der Univer- abgeschlossen wurde. Die Online-Befragung durch Studierende sität, ihre Kontakte zur freien Wirtschaft und die Qualität der als Qualitätssicherungsmaßnahme wurde mit der Entwicklung Ausbildung wurden von den Studierenden der Montanuniversi- eines speziellen Fragebogens auf Exkursionen erweitert. Seit dem tät deutlich besser bewertet als von ihren Kollegen an anderen Sommersemester 2010 werden nun Exkursionen in die regelmä- Hochschulen. ßige Lehrveranstaltungsevaluierung einbezogen. Auch bei der „trendence“-Umfrage erzielte die Montanuniversi- tät Leoben Spitzenergebnisse weit über dem österreichischen wie europäischen Durchschnitt bei den Fragen nach Reputation der Hochschule, Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und internatio- naler Ausrichtung. Zusätzlich betonten die Leobener Studieren- den bei dieser Untersuchung u.a., dass es sich in Leoben günstig leben lasse, und bewiesen mit ihrer positiven Einstellung gegen- über ihrer beruflichen Zukunft einmal mehr die hervorragenden Karrierechancen Leobener Absolventen. Glücklicher Gewinner im Zuge der Evaluierung Im Zuge der Neugestaltung des Evaluierungsprozesses (Studienjahr 2007/08) wurde ein Beobachtungszeitraum von vier Semestern festgelegt, d.h. innerhalb dieses Zeitraumes wird jede Lehrveranstaltung mindestens einmal evaluiert. Im Sommersemester 2011 wurde der 2. Beobachtungszyklus vollendet. 1. Zyklus: Wintersemester 07/08 bis Sommersemester 09 2. Zyklus*: Wintersemester 09/10 bis Sommersemester 11 *Der 2. Zyklus umfasst somit auch Zeiträume, welche über den Berichtszeitraum (2009-2010) hinausgehen. SEITE 16 Nachhaltigkeitsbericht
Finanzielle Hilfe für Studierende aus Entwicklungsländern INTERNATIONAL STUDIERENDE Um die finanzielle Notlage einiger Studierenden aus Entwick- lungsländern zumindest etwas zu mindern, wurde im Dezem- Die Montanuniversität strebt einen hohen Anteil an internationa- ber 2009 ein privat initiiertes Benefizkonzert veranstaltet. Ein len Studierenden an. erfreulich hoher Betrag konnte zur Verbesserung der Situation ausländischer Studierender erzielt werden. Die Montanuniversi- Neben den Austauschstudierenden, die für einen begrenzten Zeit- tät und die Stadt Leoben veranstalten alle zwei Jahre das Fest raum an die Montanuniversität kommen, um in Leoben einen Teil der Nationen mit dem Hauptziel verschiedene Kulturen einander ihres Studiums zu absolvieren, sind die regulären internationalen näher zu bringen und die Verständigung zwischen den auslän- Studierenden von großer Bedeutung, die hier den Vorstudienlehr- dischen Studierenden und der Leobener Bevölkerung zu fördern. gang und ihr gesamtes Studium absolvieren. Der Bereich Interna- Der Reinerlös des Festes durch freiwillige Spenden fließt in einen tionale Beziehungen und interuniversitäre Zusammenarbeit der Fond, aus dem internationale Studierende in Notfällen unter- Montanuniversität setzt jedes Jahr eine Reihe von Maßnahmen, stützt werden können. die diesem Personenkreis ein Studium in Leoben erleichtern soll. Ein wichtiges Service stellt die Beantwortung der Anfragen in- teressierter Studierender zu Studium, Aufnahme, Inskription und Einreise- und Aufenthaltsbedingungen dar. Zudem werden regel- mäßig Rundmails zu Neuerungen oder Gesetzesänderungen ver- sandt. Seit der Einführung des Fremdenrechtspaketes wurde die Beratungs- und Betreuungstätigkeit internationaler Studierender und Forscher für die Erlangung eines Visums oder eines Aufent- haltstitels stark intensiviert. Vor Ort werden internationale Studierende und Austauschstu- dierende bei der Wohnungssuche und der Beschaffung von Mö- beln unterstützt. Die Montanuniversität ist den internationalen Studierenden beim Abschluss der geeigneten Versicherungen behilflich und unterstützt sie gemeinsam mit der Plattform Leo- ben International bei Behördengängen genauso wie im sozialen Bereich mit unterschiedlichsten Leistungen (z.B. Konversations- Showbühne beim Fest der Nationen kurse, sportliche Aktivitäten, Exkursionen in die nähere Umge- bung). Auch ist die Sommerredoute eine wichtige Veranstaltung um Tutoriumsprogramm für Internationale internationale Studierende zu fördern, denn der Reinerlös der Veranstaltung kommt der Förderung ausländischer Studierender Von Seiten der ÖH-Leoben gibt es ein eigenes Tutoriumspro- an der Montanuniversität Leoben durch die Plattform Leoben In- gramm für internationale Studierende. Im Zuge dessen nehmen ternational zugute. sich erfahrene (österreichische und ausländische) Studierende am Beginn jedes Semesters in Kleingruppen den Problemen in- ternationaler Studierender an. Regelmäßige Treffen fördern den Informationsaustausch und die bessere Vernetzung unter den Studierenden. Ein eigenes Referat der ÖH-Leoben für internationale Studie- rende beschäftigt sich vor allem mit den immer weiter zuneh- menden Problemen vor allem im Fremdenrechtsbereich. Für die größten Gruppen fremdsprachiger ausländischer Studierender gibt es eigens geschultes Personal, welches die jeweilige Lan- dessprache spricht. Im Zentrum für Sprachen, Bildung und Kultur wird Deutsch als Fremdsprache angeboten. Leiter des Ballkomitees, Prof. Flachberger, und Rektor Wegscheider auf dem Weg zur Sektbar der internationalen Studierenden Montanuniversität Leoben SEITE 17
Mit 46 % arbeitender Studierender (im durchschnittlichen Aus- STUDIERENDE MIT HANDICAP maß von 16,5 Stunden in der Woche) liegt die Erwerbstätigkeit deutlich unter dem Durchschnitt von 61 % (und fast 20 Stunden Aufgrund der Kleinheit der Universität und der guten Zusammen- wöchentlich), aber fast 20 % der Leobener Studierenden arbeiten arbeit zwischen Rektorat und Hochschülerschaft ist es möglich, direkt an der Universität, ein Spitzenwert, der sich auf die Quali- individuell auf die Bedürfnisse von Studierenden mit Behinde- tät der Ausbildung auswirkt. rungen oder chronischen Erkrankungen einzugehen. Die Montanuniversität bietet wichtige Hilfestellungen bei der Suche nach Arbeits- oder Praktikumsstellen. Aufgrund der guten MARKETING Wirtschaftskontakte und einer diesbezüglichen guten Kenntnis der Betriebe durch die Montanuniversität können beim Übergang Die Montanuniversität strebt eine kontinuierliche Erhöhung der in die Praxis Kontakte hergestellt werden, die den betroffenen Studierendenzahl an. Studierenden das Finden einer geeigneten Arbeitsstelle und den Um die Montanuniversität nachhaltig zu stärken, sind daher auch Eintritt ins Arbeitsleben erleichtern. Seitens der Hochschüler- Anstrengungen im Marketing notwendig. So werden beispiels- schaft gibt es einen Behindertenbeauftragten, der sich der An- weise im Laufe des Jahres über 150 Schulen durch eigens ge- liegen behinderter Studierender annimmt und Maßnahmen mit schulte Beratungsteams besucht. dem betroffenen Lehrpersonal koordiniert. Aktivitäten 2009/2010 Schwerpunkte 2009/2010 Die Roadshow der Montanuniversität Leoben wurde erstmals Der Schwerpunkt an behindertengerechter Gestaltung lag in der nicht nur in Österreich durchgeführt, sondern auch auf die Nach- Planung zukünftiger baulicher Maßnahmen. Im Zuge des Pro- barländer Ungarn, Slowenien, Italien und Deutschland ausge- jektes „Generalsanierung Hörsaalgebäude“ wurden Fortschritte weitet. Diese Maßnahme war die Reaktion auf den rückläufigen in Richtung barrierefreie Universität gemacht, das Projekt ist auf Anteil an ausländischen Studierenden. Seite 31 näher beschrieben. Ausblick Eine weitere Maßnahme betrifft beispielsweise die verstärkte WIRTSCHAFTLICHE LAGE DER Nutzung von Social Networks (z.B. Facebook), um potentielle Studierende auf die Montanuniversität aufmerksam zu machen. STUDIERENDEN Dabei soll nicht nur über das Studienangebot informiert werden, sondern den künftigen Studierenden eine weitere Möglichkeit Die Montanuniversität Leoben ist nach den Ergebnissen der So- geboten werden, von Anfang an in das „Leobener Studentenle- zialstudie 2010 der Universitätsstandort in Österreich mit den ben“ integriert zu werden. jüngsten Studierenden (im Durchschnitt 24 Jahre). Daraus resultiert auch die Tatsache, dass nur 2 % der Studie- renden Kinderbetreuungspflichten haben. Die Wohnkosten liegen mit monatlich € 262.- deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt von € 325,- und die Versor- gung mit Wohnplätzen in Studentenheimen ist für fast 20 % der Studierenden gesichert, während der Österreichschnitt nur 10 % beträgt. Die spezielle Leobener Situation führt auch dazu, dass unsere Studierenden die kürzeste Entfernung zwischen Wohnort und Universität zurückzulegen haben. Das hilft wohl auch den guten Vorlesungsbesuch sicherzustellen. Das Gesamtbudget eines Leobener Studierenden ist mit € 826,- das niederste aller Universitätsstandorte in Österreich, der Durchschnitt liegt bei € 980,- pro Monat, wobei es bemerkens- wert ist, dass die Leobener Studierenden dabei aber den höchsten Rektor Wegscheider mit einigen der Sponsoren des Showtrucks (v.l.n.r.: Anteil ihres Budgets für die Freizeit aufwenden, nämlich 11 % des Dipl.-Ing. Frank Feger, Dipl.-Ing. Günther Kolb, Vizebürgermeister Max Jäger gesamten Budgets. und Dipl.-Ing. Hanno Bertignoll ) SEITE 18 Nachhaltigkeitsbericht
DER LEISTUNGSPROZESS FORSCHUNG Das Streben nach Nachhaltigkeit ist ein immerwährender Foschungsgegenstand, der allem menschlichen Handeln zugrunde gelegt werden muss. nzumerken ist, dass die aktive Forschungsarbeit der Recycling von Sondermetallen und einer Reihen von weiteren na- A wissenschaftlichen Organisationseinheiten wesentlich durch zentrale Einrichtungen an der Montanuniversi- tät unterstützt wird. Neben dem wissenschafltichen Personal tionalen und internationalen Projekten einen wichtigen Beitrag auf diesem Gebiet leisten. leistet somit auch das allgemeine Universitätspersonal einen Schwerpunkte 2009/2010 wichtigen Beitrag zur Forschungsleistung der Montanuniver- Optimierung und Biomasseeinsatz beim Recycling von sität. Schwermetallen Eine Einrichtung ist beispielsweise das Außeninstitut/For- Das 2010 gegründete CD-Labor beschäftigt sich vorrangig mit schungsservice. Hierbei wird den wissenschaftlichen Organi- der Aufarbeitung von schwermetallhaltigen Rückständen aus der sationseinheiten Beratung und Unterstützung geboten. Da die Industrie. Durch die hohen Umweltauflagen hinsichtlich Depo- Förderlandschaft äußerst komplex und schnelllebig ist, kann nierung aber auch aufgrund der gestiegenen Metallpreise wird das Expertenteam des Außeninstitutes mit langjährigem för- die Entwicklung effizienter Recyclingverfahren immer wichtiger. dertechnischem Know-how bei der Auswahl zur Seite stehen. Typische Reststoffe wie Stäube und Schlämme entstehen bei- Um einen für das entsprechende Projektvorhaben optimalen spielsweise bei der Herstellung von Stahl, Kupfer und Zink sowie Fördermix zu erzielen, bedient man sich neben Förderpro- bei der Aufarbeitung von Automobil- und Elektronikschrott. grammen auf Landes- und Bundesebene auch jenen der Eu- Durch eine verbesserte Prozesstechnik ist es möglich, nicht nur ropäischen Union. Deponievolumen und Kosten zu verringern, sondern auch den Auch nach Vertragsabschluss wird die gesamte Projektver- erhöhten Energieaufwand sowie CO2-Emissionen aus fossilen waltung und -abrechnung weiterhin zentral unterstützt. An- Kohlenstoffträgern zu minimieren. Mit diesem Forschungsvorhal- gefangen von der Erfassung der Projektstammdaten im SAP, ben wird nicht nur ein wissenschaftlicher und technologischer der Erfassung sämtlicher Geschäftsfälle bis hin zur Unterstüt- Fortschritt erzielt, sondern auch einen wesentlicher Beitrag zur zung der Organisationseinheiten im Rahmen der für Projekte nachhaltigen und umweltgerechten Metallerzeugung geleistet. notwendigen Jahresabschlussarbeiten. Effizientes Recycling von Reststoffen der metallerzeugenden Im Folgenden finden Sie eine repräsentative Auswahl an Industrie. - Der Weg zum Zero-Waste-Verfahren nachhaltigen Forschungsprojekten und Organisationsein- Ziel des Projektes ist, für eine bestimmte Reststoffgruppe das Po- heiten, welche im Berichtszeitraum wesentlichen Beitrag zur tenzial für ein simultanes Recycling mehrerer enthaltener Wert- nachhaltigen Entwicklung geleistet haben. stoffe zu untersuchen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Besonders im Bereich der zinkhaltigen Rückstände der Stahl-, RECYCLING IM BEREICH DER Kupfer-, Blei- und Gießereiindustrie bieten sich neben der zen- tralen Wertkomponente Zink, noch Eisen, Kupfer bzw. Blei und NICHTEISENMETALLURGIE Zinn als sinnvoll zur Rückgewinnung an. Durch die Entwicklung effizienter Aufarbeitungspro-zesse hin zu Metalle und Metallprodukte sind Schlüsselerzeugnisse, die einem „zero waste“-Verfahren wird versucht, den Anforderungen in nahezu allen Industriebereichen Anwendung finden und der heutigen Gesellschaft nach höheren Recyclingquoten, Res- Ihre Bedeutung wächst stetig in qualitativer wie quantita- sourcenschonung sowie Energieeinsparung und CO2-Minimie- tiver Hinsicht. Die zur Herstellung notwendigen Rohstoffe rung gerecht zu werden. und Ressourcen sind grundsätzlich in ausreichender Menge vorhanden. Allerdings drängt sich in diesem Zusammenhang Kaiserpfalz-Preis erstmals an österreichisches Forscherteam die Frage der Ressourcenverfügbarkeit und der Beschaffungs- für „Effizientes Recycling“ sicherheit zunehmend in den Vordergrund. Daher kommt der Der deutsche „Kaiserpfalz-Preis der Metallurgie“ erging 2010 an Wiederverwertung von Reststoffen eine immer größere Be- die Nichteisenmetallurgie der Montanuniversität Leoben für das deutung zu. Die heute eingesetzten Technologien sind aller- Projekt „Effizientes Recycling von Reststoffen der metallerzeu- dings weder verfahrenstechnisch noch ökologisch und öko- genden Industrie – Der Weg zum Zero-Waste-Verfahren“. Durch nomisch optimiert. die Entwicklung effizienter Aufarbeitungsprozesse sollen die Der Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie an der Montanuni- Anforderungen der heutigen Gesellschaft nach höheren Recy- versität Leoben beschäftigt sich bereits seit Jahren mit dem clingquoten, Ressourcenschonung sowie Energieeinsparung, Ver- Recycling von metallhaltigen Reststoffen und konnte im Rah- meidung von Deponien und vor allem CO2-Minimierung gerecht men eines Christian-Doppler Labors für Sekundärmetallurgie erfüllt werden. von Nichteisenmetallen sowie einem Research Studio für das Montanuniversität Leoben SEITE 19
logische Vorteile bietet. Diese Vorteile werden noch ausgeprägter, wenn man Faktoren, die das neue Produkt bevorzugen (z.B. CO2- Speicherung des Maisfeldes oder Herstellung von PLA aus sekun- dären Pflanzen-stoffen) auch berücksichtigt. Anhand dieses „polymeren Papiers“ sieht man, wie ein innova- tives Forschungsprojekt und der Blick über den unternehmensei- genen Tellerrand Nachhaltigkeit sowohl für die Umwelt als auch für die Wertschöpfung eines Unternehmens bringen kann. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt: Kaiserpfalz-Preis: v.l.n.r.: Univ.Prof. Dr. Helmut Antrekowitsch, Dipl.-Ing. Lehrstuhl für Kunststoffverarbeitung Stefan Steinlechner, Priv.Doz. Dr. Jürgen Antrekowitsch, Dr. Holger Schni- Prof. Dr. Stephan Laske deritsch Tel. 03842-402-3506 E-Mail: Stephan.Laske@unileoben.ac.at Kontakt zum Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie: URL: http://www.kunststofftechnik.at/ Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Helmut Antrekowitsch Tel. 03842-402-5201 e-mail: nemetall@unileoben.ac.at DEKONTAMINATION VON CHROMAT URL: http://www.nichteisenmetallurgie.at Am Institut für nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungs- technik wird ein neues Verfahren zur Dekontamination von Chro- NACHHALTIGKEIT DURCH INNOVATION mat in der ungesättigten Bodenzone entwickelt. Polymeres Kopierpapier als Beispiel für Nachhaltigkeit durch In- Mit einer in-situ Sanierungsmaßnahme wird ein notwendiger- novation weise zu sanierender Schadensherd ohne Manipulation von Bodenmaterial (Auskoffern des Bodens, Transport, Rückver- Der Rohstoff Cellulose wird auf Grund der vorausgesagten, sehr füllungen, etc.) behandelt. Hier liegt ein bedeutendes Einspa- hohen Wachstumsrate im Sektor „office paper“ sowie unvorher- rungspotential im Vergleich zu ex-situ Sanierungsstrategien. Vor sehbaren Vorfällen, wie z.B. Naturkatastrophen, Bränden oder allem in bebautem Gebiet (Industrie, Wohnanlagen) kann ohne Streiks in den Ursprungsländern, über kurz oder lang verknappen allzu große Funktionalitätseinschränkungen der Infrastruktur der und damit zu einer Verteuerung aller nachfolgenden Wertschöp- Schadensherd dekontaminiert wer-den. fungen führen. Die Ergebnisse der ersten Projektphase aus dem Labor werden Diese Prognose war Ausgangspunkt für ein Forschungsprojekt nun im Feldversuchsmaßstab getestet. Ein gezieltes Einbringen der PCCL GmbH in Kooperation mit dem Lehrstuhl Kunststoff- eines ausgesuchten Reduktionsmittels in mehrfacher stöchiome- verarbeitung, um ein Papier auf Basis nachwachsender, poly- trischer Konzentration des vorhandenen Chromatschadens in der merer Rohstoffe zu entwickeln, dass neben den Eigenschaften ungesättigten Bodenzone für den Feldversuch hat ein hohes Po- von herkömmlichem Papier auch noch zusätzlichen Benefit (wie tential, den belasteten Bereich wirkungsvoll zu dekontaminieren. z.B. Wasser- und Fettresistenz, Ökobilanz, Ressourcensicher- In Verbindung mit einer effizienten Abwasserreinigung der im heit) liefert. Das synthetische Papier auf Basis von Biopolymeren Kreislauf geführten Wässer und der Entsorgung der anfallenden entspricht nicht nur in Aussehen und Funktion dem gewohnten Schlämme aus der Abwasseraufbereitung werden die ausge- Produkt, sondern weist durch seine Wasserresistenz und auch in schwemmten Schadstoffe effizient aus dem Boden entfernt. Die ökolo-gischer Hinsicht etliche Vorteile auf. restlichen verbleibenden Chromatanteile im Boden werden zu Das neuartige „Kunststoff-Papier“ besteht aus drei Schichten, unproblematischen dreiwertigen Chromverbindungen reduziert. wobei die beiden hochgefüllten Deckschichten die haptischen, Diese Reduktion bewirkt eine Immobilisierung des Chroms, wo- optischen, thermischen und mechanischen Eigenschaften über- mit ein Austrag in den Grundwasserpfad nicht mehr stattfinden nehmen. Eine geschäumte Mittelschicht dient vor allem zur Ge- kann. wichts- und damit Preisreduktion. Bei einer Bestätigung der Laborergebnisse würde sich in Zukunft Ein die Forschung abschließender Test zeigte die einwandfreie eine zusätzliche Einsparung hinsichtlich Sanierungsdauer und Bedruckbarkeit des synthetischen Papiers. Im Gegenteil war die Chemikalien ergeben. Einerseits werden durch die Verkürzung Haftung des Toners am synthetischen Papier sogar besser.“ der Sanierungsdauer laufende Kosten, wie Energie-, Wartungs- Für das neue Produkt wurde auch eine Ökobilanz nach ISO 14044 und Instandhaltungskosten der Dekontaminationsanlage redu- durchgeführt und die Lebenszyklen eines herkömmlichen und ziert. Andererseits werden durch die Art des Verfahrens weniger eines synthetischen Papiers verglichen. Die Ergebnisse zeigten, Chemikalien zur Schadstoffreduktion benötigt, was sich in einem dass das synthetische Papier bei Miteinbezug des Recyclings öko- verminderten Ressourcenverbrauch niederschlägt. SEITE 20 Nachhaltigkeitsbericht
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