Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium

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Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
ISSN 2409-5974

                                               Akzente des Vorarlberger
                                                Landeskonservatoriums

                                               AUSGABE 1 / 2018

                                                           Am Puls der Zeit
                                             PulsArt – das Ensemble für Neue Musik am Vorarlberger
                                            Landeskonservatorium begeisterte bei seinem Konzertdebüt

                                            Festkonzert junger Solisten 2018
                                              1. Juli, 17.00 Uhr, Evangelische Kirche, Amriswil (CH)
                                                    3. Juli, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
                 Foto: Victor Marin Roman
Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
EDITORIAL

                                      Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

       „Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss“: Dieses
       Zitat der Chemikerin Marie Curie – eine der ersten großen Frauen in den Wissenschaften – kann als Initiativge-
       danke für die Arbeit einer Strategiegruppe herangezogen werden, die sich über mehrere Monate mit der zukünf-
       tigen Ausrichtung des Vorarlberger Landeskonservatoriums beschäftigt hat. Das hohe künstlerische Niveau von
       Studierenden und Absolventen hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt, das Landeskonserva-
       torium wirkt weithin sichtbar in die gesamte Bodenseeregion hinein und die Zahlen der Studienbewerbungen
       sind anhaltend hoch. Aus dieser Position heraus erscheint der Zeitpunkt günstig, sich in Ruhe und ohne äußere
       Zwänge über die Dinge Gedanken zu machen, die getan werden sollten. So entwickelten Lehrende, Verwaltungs-
       mitglieder, Studierende und Absolventen ein Zukunftsbild, das die besonderen Stärken unseres Hauses noch
       besser herausstellt und verdeutlicht: Die individuelle Entwicklung der Studierenden bei viel Praxiserfahrungen,
       ein hoher Grad an Vernetzungen mit Bildungs- und Kulturpartnern in der gesamten Bodenseeregion und bedeu-
       tende Initiativen, die in alle Gesellschaftsbereiche hineinwirken.
       Insbesondere der letzte Punkt, der im Hochschulmanagement als Third Mission bezeichnet wird, sollte nach
       Ansicht der Strategiegruppe zu einem Querschnittsthema aller Studienangebote am Landeskonservatorium
       werden. Dabei sind mit diesem Stichwort jene gesellschaftsrelevanten Aktivitäten gemeint, welche Hochschulen
       mit externen Kooperationspartnern durchführen, jedoch nicht Forschung und Lehre sind, gleichzeitig aber in
       enger Verbindung mit diesen beiden Aufgabenfeldern von Hochschulen stehen. Es geht um den Dialog und die
       Vernetzung von Hochschule, Stadt und Region, in der es gilt, mit neuen Partnerschaften das Innovationspotenzial
       innerhalb der Gesellschaft weiter zu fördern.
       Wie sehr die Leitgedanken der Strategiegruppe schon heute das Haus prägen, zeigen viele innovative künstle-
       rische Formate, die unser Haus in den vergangenen Monaten bewegte. So wurden Projekte mit Lehrenden und
       Studierenden entwickelt, die im Rahmen des diesjährigen Internationalen Bodenseefestivals zusammen mit dem
       Artist in Residence des Festivals, dem in London lebenden DJ und Komponisten Gabriel Prokofiev, an außer-
       gewöhnlichen Schauplätzen, wie beispielsweise dem Ravensburger Technoclub Douala oder dem Weingartner
       Kino und Kulturzentrum Linse, umgesetzt wurden. Eine weitere spannende Perspektive eröffnet unser Haus auf
       die gesellschaftliche Rolle der Frau in der abend- und morgenländischen Musik. Im Rahmen der Reihe Positio-
       nen der Internationalen Bodenseehochschule werfen wir den Blick auf die musikwissenschaftliche Frauen- und
       Geschlechterforschung sowie das Bild der Frau im Volkslied und betrachten darüber hinaus musikpädagogische
       und therapeutische Aspekte bis hin zu aktuellen musikalischen Ausdrucksformen, die insbesondere Frauen für
       sich entdeckt und entwickelt haben.
       Aber auch das 800jährige Jubiläum unserer Heimatstadt Feldkirch feiern wir adäquat mit einem historisch inspi-
       rierten Kompositionsauftrag, den wir gemeinsam mit unserem langjährigen Kooperationspartner, dem Theater
       am Saumarkt in Feldkirch, initiiert haben: Die Märchenoper In der Schule des Riesen von Murat Üstün nach
       einem Libretto von Jürgen-Thomas Ernst richtet sich insbesondere an ein junges Publikum und hat im Juni seine
       Premiere.
       In der Hoffnung, Ihnen mit diesen wenigen Worten einigen Appetit auf die Vielfalt unseres künstlerischen und
       akademischen Lebens gemacht zu haben, wünsche ich Ihnen nun viel Freude bei der Lektüre unserer aktuellen
       Ausgabe von OSTINATO und verbleibe mit den besten sommerlichen Wünschen,

       Ihr Jörg Maria Ortwein
Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
BODENSEEFESTIVAL 2018                                                                                                                         3

Das Vorarlberger Landeskonservatorium
präsentiert sich im Bodenseefestival 2018
Unter dem Motto „Auf zu neuen Ufern“ stand Russland im Zentrum des Bodenseefestivals
2018. Das Vorarlberger Landeskonservatorium war mit einer Vielzahl an hochkarätigen
Veranstaltungen vertreten und hatte die Möglichkeit, sich im gesamten Bodenseeraum
einem begeisterten Publikum zu präsentieren.

Meisterklasse für Klavier mit                         Abschlusskonzert am 8. Mai in einem
Dmitri Masleev am Vorarlberger                        Mittagskonzert im Atrium des Mont-
Landeskonservatorium                                  forthaus Feldkirch auf.

Der Pianist Dmitri Masleev, aktueller                 Russian Film and Music
Tschaikowskypreisträger und Artist                    Eine Bühne, eine Leinwand und ein
in Residence des Bodenseefestival                     Streichquartett der Extraklasse: Aus
2018, gab einen Meisterkurs für die                   diesen erlesenen Zutaten zauberte der
Studierenden der Klavierklassen                       Komponist, Kurator und DJ Gabriel
Anna Adamik, Benjamin Engeli und                      Prokofiev am 12. Mai einen Abend
Gerhard Vielhaber. Die Studierenden                   unter dem Titel Russian Film and
und Dmitri Masleev selbst traten beim                 Music. Ort der Veranstaltung war
                                                      das Kulturzentrum Linse in Weingar-
                                                      ten. Wie reagiert ein eingespieltes,
                                                      klassisches Ensemble, wenn es mit
                                                      der Leinwand plötzlich einen neuen
                                                      Mitspieler erhält? Und wie hören sich
                                                      Live-Remixes eines Streichquartetts
                                                      an, die der Komponist des Werks
                                                      selbst abmischt? Das russischstämmi-
                                                      ge Atrium-Quartett ließ sich auf das
                                                      Experiment ein, zu dem sie der Enkel
Meisterkurs mit Dmitri Masleev (oben rechts) und      von Sergej Prokofiev eingeladen hat.    Russian Film and Music im Kulturzentrum Linse
Abschlusskonzert im Montforthaus.                                                             in Weingarten
Alle Fotos zum Bodenseefestival: Victor Marin Roman

                                                                                              Gabriel Prokofiev kombinierte Musik,
                                                                                              Visuals und Filmausschnitte (u.a. aus
                                                                                              Kurzfilmen von Eisenstein, Pudowkin
                                                                                              und Wertow) zu einem anregenden
                                                                                              Kinokonzert, worauf im Foyer der
                                                                                              Linse in Weingarten eine Classical
                                                                                              Club Night folgte: DJ-Sessions und
                                                                                              Live-Musik mit klassischen Instrumen-
                                                                                              ten in Club-Atmosphäre. Studierende
                                                                                              der Schlagzeugklasse Slavik Stakhov
                                                                                              musizierten gemeinsam mit dem
                                                                                              Atrium Quartett, dem Cellisten
                                                                                              Mathias Johansen, Dozent am VLK,
                                                                                              und der Klarinettistin und Absolventin
                                                                                              des Vorarlberger Landeskonservatori-
                                                                                              ums Caroline Wüst.
Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
BODENSEEFESTIVAL 2018

Moments musicaux russes                     am 15. April im Festsaal des Vorarlber-
Am 15. Mai präsentierten sich Stu-          ger Landeskonservatoriums erfolgte.
dierende der Klavierklassen Anna            Mehr dazu in den Berichten auf den
Adamik, Benjamin Engeli und Gerhard         Seiten 7 bis 9.
Vielhaber bei einem Konzert im Fest-
saal des Vorarlberger Landeskonserva-       Nonclassical – A Classical Club Night
toriums. Auf dem Programm standen,          mit Komponist und DJ Gabriel Proko-
dem Motto des Bodenseefestivals             fiev und Gästen
folgend, herausragende Werke russi-         Klassik im Club? Eine klassische
scher Komponisten.                          Club-Nacht? „Nonclassical“ ist schwer
                                            zu erklären, man muss es erlebt haben.
PulsArt – Ensemble für                      Was in London regelmäßig zu ausver-
Neue Musik am Vorarlberger                  kauften Clubs führt, gastierte am 17.
Landeskonservatorium                        Mai erstmals beim Bodenseefestival.
Das neu gegründete Kammerensemble           Vom Ravensburger Club Douala,
für Neue Musik am Vorarlberger Lan-         bekannt für seine Raves und berühm-
deskonservatorium unter der Leitung         ten Gast-DJs, war der Komponist
von Benjamin Lack konzertierte am           Gabriel Prokofiev sofort begeistert.
16. Mai um 19.00 Uhr im vorarlberg          DJ-Sessions wechselten sich ab mit
museum in Bregenz. Neben Werken             Neuer Musik, die von Studierenden
von Sofia Gubaidulina, Edison Denis-        der Schlagzeugklasse Slavik Stakhov
sow und Alfred Schnittke stand das          und dem Cellisten Mathias Johansen
eigens für das Ensemble geschriebene        live eingespielt wurde. Die Kompo-
Stück XX. Jahrhundert – In memoriam         sitionen stammen alle aus der Feder
von Vassily Lobanov auf dem Pro-            von Gabriel Prokofiev, der auch an den    Bei der Club Night in Ravensburg mit DJ und
                                            Turntables stand.                         Komponist Gabriel Prokofiev (Bild unten, rechts)
gramm, dessen Uraufführung bereits

Das Ensemble PulsArt im vorarlberg museum
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Picknickkonzert im Park von Schloss Salem

Talente im Funkhaus                         auch Musiker des Vorarlberger Landeskonservatorium dort zu hören. Neben En-
Im Rahmen der etablierten Konzertrei-       sembles mit Studierenden (Saxofonquartett der Klasse Fabian Pablo Müller und
he Talente im Funkhaus präsentierten        ein Trio der Kammermusikklasse Francesco Negrini) gelangte Prokofievs Peter
Studierende des Vorarlberger Landes-        und der Wolf mit Lehrenden des Vorarlberger Landeskonservatoriums und Murat
konservatoriums am 18. Mai im Pu-           Üstün als Erzähler zur Aufführung.
blikumsstudio des ORF Landesstudios
Vorarlberg eine repräsentative Auswahl
russischer Kammermusik. Durch die
Sendung, die auf ORF Radio Vorarl-
berg live ausgestrahlt wurde, führte
Bettina Barnay. Zu hören waren, neben
dem Ensemble PulsArt unter Benjamin
Lack, Vanessa Klöpping (Klarinette)
und Judith Wiedemann (Klavier),
Luisa Schäfer (Violine), Juan Camilo
Gómez (Violoncello) und Mert Bakir
(Klavier) sowie Fabiola Tedesco,
Andrea Cicalese (Violine) und Isa
Sophie Zünd (Klavier).

Picknickkonzert auf Schloss Salem
Das Picknickkonzert im Schlosspark
Salem ist ein jährlicher Fixpunkt im
Bodenseefestival. Am Pfingstmontag,
dem 21. Mai, lockte ein Programm
für die ganze Familie bei prächtigem
Wetter an die tausend Besucher in
die zauberhafte Parklandschaft von
Schloss Salem. In diesem Jahr waren
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SZENE

                                                                                                                 ������
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Dritte erfolgreiche Kooperation des                                                                                          ���

Theaters St. Gallen mit dem Vorarlberger                                                                              ������
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Landeskonservatorium
Instrumentalensemble des Vorarlberger Landes-
konservatoriums brilliert beim Zaubertrank in der
Lokremise St. Gallen
Nach zwei erfolgreichen Kooperatio-      Janáčeks Oper Das schlaue Füchslein
nen fand im Februar 2018 eine weitere    im Jahr 2014. 2016 folgte die Mär-
Gemeinschaftsproduktion des Theaters     chenoper Pollicino von Hans Werner
St. Gallen mit dem Vorarlberger Lan-     Henze. An diese beiden erfolgreichen
deskonservatorium statt. Premiere des    Produktionen schließt nun das Ora-
weltlichen Oratoriums Le vin herbé       torium Der Zaubertrank an, in dem
(Der Zaubertrank) von Frank Martin       Studierende des VLK abermals ihr
war am 2. Februar in der Lokremise.      Können unter Beweis stellen konnten.
Das Vorarlberger Landeskonservatori-     In der Zeitschrift Oper aktuell war zur
um stellte mit seinen Studierenden Ad-   erfolgreichen Produktion zu lesen:
riana Ostertag und Anna Zimmermann       „Und wenn dann ein so grandioses,
(Violine), Ladina Zogg und Erin Torres   engagiertes und überzeugendes Team        Das Ensemble des Vorarlberger Landeskonservatoriums
(Viola), Eri Putz und Juan Camilo        am Werk ist wie in der Lokremise          unter der musikalischen Leitung von Hermes Helfricht.
Gómez (Violoncello) und Ikuma Saito      St. Gallen, dann kann man von einem       Probenfotos: Victor Marin Roman
(Kontrabass) unter der Leitung von       überwältigenden Abend sprechen,
Hermes Helfricht das Instrumentalen-     einem Abend, der lange nachhallt, weil
semble. Regie führte Polly Graham.       hier einfach alles stimmig ist, vom       torium erneut als ein starker Koopera-
Den Beginn der Zusammenarbeit            Spielort bis zu den Aufführenden“.        tionspartner für die Kulturanbieter der
zwischen dem Theater St. Gallen und      Mit dem Erfolg der Musiktheaterpro-       internationalen Bodenseeregion.
dem Vorarlberger Landeskonservatori-     duktion Der Zaubertrank positionierte
um markierte die Aufführung von Leoš     sich das Vorarlberger Landeskonserva-

                                                                                   Martin Summer, der die Rolle des Erzählers verkörperte
                                                                                   (sitzend), ist ehemaliger Gesangsstudent des Vorarl-
                                                                                   berger Landeskonservatoriums und seit einem Jahr
                                                                                   Ensemblemitglied am Stadttheater St. Gallen.
Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
NEUE MUSIK                                                                                                                         7

Neu formiertes Ensemble des
Landeskonservatoriums musiziert
am Puls der Zeit
PulsArt heißt das neue Ensemble des
Vorarlberger Landeskonservatoriums,
in dem sich Lehrende und Studierende
zeitgenössischer Musik widmen. Initi-
atoren sind unter anderem Komponist
Herbert Willi, Dirigent Benjamin Lack,
Klarinettist Francesco Negrini und
der Dozent für Musiktheorie Vivian
Domenjoz. Bei der Premiere am
15. April in Feldkirch und am 16. Mai
in Bregenz brachten die 16 Musikerin-
nen und Musiker ein Stück von Vassily
Lobanov zur Uraufführung. Ein weiterer
Auftritt des Ensembles folgte am 18.
Mai im ORF Landesstudio Vorarlberg in                                                          Uraufführung zur Premiere
Dornbirn im Rahmen der Konzertreihe                                                            Für die Premiere hat sich das En-
Talente im Funkhaus statt.                                                                     semble intensiv mit russischer Musik
                                                                                               und Literatur auseinandergesetzt. Auf
Ziel der renommierten Musiker und                                                              dem Programm stand die Urauffüh-
Pädagogen ist die Heranführung der                                                             rung eines eigens für das Ensemble
Studierenden an die zeitgenössische                                                            geschriebenen Werks XX. Jahrhundert
Musik. Das neu formierte Orchester                                                             – In memoriam von Vassily Lobanov.
will ein vielfältiges Repertoire und ei-                                                       Der 1947 in Moskau geborene Kompo-
nen offenen Zugang zur Neuen Musik                                                             nist und Pianist begleitete die Proben
pflegen.                                                                                       und war beim Konzert am 15. April in
                                                                                               Feldkirch anwesend. Zur Aufführung
Bestandteil der Ausbildung                                                                     kam außerdem Concordanza von Sofia
„Das neue Ensemble ermöglicht den                                                              Gubaidulina. Epitaph von Edison
jungen Musikern Erfahrungen in                                                                 Denissow, der zu den bedeutendsten
der Interpretation zeitgenössischer                                                            Komponisten der russischen Moderne
Musik“, erklärt Jörg Maria Ortwein,                                                            gehört, sowie der ebenfalls für ein
künstlerischer Leiter des Landeskon-       Komponist Vassily Lobavov begleitete persönlich     Kammerorchester geschriebene Poly-
servatoriums. „Sie stellt klanglich und    die Probenarbeit zu seinem Werk XX. Jahrhundert -   phonische Tango von Alfred Schnittke.
                                           In memoriam. Fotos: Victor Marin Roman
spieltechnisch ganz andere Heraus-
forderungen“. Die positive Resonanz
auf das Projekt zeige, dass die Pflege
moderner Musik offensichtlich eine
Lücke gewesen sei, so Ortwein. Er
sieht PulsArt „als Belebung der Kom-
positionsklasse und als wesentlichen
neuen Bestandteil der Ausbildung“.
Mit einem Projekt pro Studienjahr will
sich PulsArt künftig präsentieren. Mit
rund 16 Mitgliedern kann das En-
semble ein umfangreiches Repertoire
bewältigen. Auch die Werkauswahl
und der Zugang zu unterschiedlichen
kompositorischen Ausdrucksformen
werden offen gehalten.
Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
NEUE MUSIK

Künstlerische Begegnungen
Die Komponierenden, die neue Musik und das unlängst gegründete Ensemble PulsArt

Mitinitiator des Ensembles PulsArt,      höhten Genieideals“1. Wenn dieses          tionsklassen trägt nicht dazu bei, die
Vivian Domenjoz, berichtet über Be-      Phänomen a priori nicht dramatisch         Musikerinnen und Musiker zur Aus-
weggründe und die Vorgeschichte zur      ist – das zurückgezogene Arbeiten ist      einandersetzung mit zeitgenössischer
Ensemblegründung                         dem Komponieren nun mal inhärent –,        Musik zu animieren. Jedoch werden
                                         bleibt es eine Tatsache, dass Komposi-     alle, die schon die Chance hatten, mit
                                         tionsklassen dadurch für Außenstehen-      Komponierenden im Rahmen von Pro-
                                         de und oft auch für Insider unsichtbar     jekten und Proben zu arbeiten, bestäti-
                                         sind. Nicht selten sind selbst andere      gen, wie musikalisch fruchtbar solche
                                         Musikstudierende, die schon einige         Begegnungen sind. Viel zu oft werden
                                         Semester hinter sich haben, überrascht,    die Musizierenden in die Rolle von
                                         wenn sie erfahren, dass die Hochschule     bloßen Interpretinnen und Interpreten
                                         auch Kompositionsunterricht anbietet       gezwungen. Die Zusammenarbeit mit
                                         und Heimstätte von „lebendigen Kom-        Komponierenden hilft, sich der genuin
Foto: privat
                                         ponierenden“ ist. Dies ist weiter nicht    musikalischen Kreation, also letztlich
                                         verwunderlich, denn nebst der erwähn-      der Musik als Ganzem, zu nähern.
Wenn ein neues Musikwerk zur             ten Unsichtbarkeit befassen sich die       Als 2016 das Sinfonieorchester des
Uraufführung gelangt, ist die schöp-     Studierenden hauptsächlich mit Musik       Vorarlberger Landeskonservatori-
ferische Arbeit eines Komponisten        von längst verstorbenen Komponisten.       ums unter Benjamin Lack auf einem
schon getan. Es gibt natürlich Aus-      Die musikalische Bildung nimmt damit       technisch reifen Niveau angekommen
nahmen, wenn es sich zum Beispiel        eine Sonderrolle in der Welt der Küns-     war, konnte zum ersten Mal ein Werk
um Théâtre musical handelt, bei dem      te ein; keine andere Sparte befasst sich   vom hauseigenen Kompositionspro-
künstlerische Entscheidungen teilweise   so intensiv mit ihrer Vergangenheit.       fessor Herbert Willi gegeben werden:
erst auf der Bühne getroffen werden.     Als die verschiedenen Departements         das Klarinettenkonzert ego eimi mit
Beim traditionellen Komponieren          der Zürcher Hochschule der Künste          Francesco Negrini als Solist. Im Vor-
hingegen brauchen Komponisten nicht      2014 in das Toni-Areal umgesiedelt         feld hatten die Orchestermitglieder die
einmal bei einer Aufführung anwesend     und interdisziplinäre Vergleiche und       Möglichkeit erhalten, mit dem Kom-
zu sein, damit die Musik erfolgreich     Zusammenarbeit erst recht ermöglicht       ponisten zu proben. Den Teilnehmern
gespielt werden kann: Sobald das         wurden, ist den Musikerinnen und           wurde schnell klar, wie existentiell
Notenmaterial von der Hand ist, lebt     Musikern erst bewusst geworden, wie        solche Begegnungen für Musiker sind,
es ein eigenes Leben. Das Publikum       wenig sie sich eigentlich mit zeitge-      denn sie ermöglichen das Ankommen
erfreut sich an den Klängen eines        nössischer Musik auseinandersetzen.        und das Verankert sein in der künst-
neuen Werks, hat aber keine Teilnahme    In einem Zeitalter, in dem die Mu-         lerischen Gegenwart. Die Resonanz
am Entstehungsprozess. Komponieren       sikhochschulen ihre Elfenbeintürme         nach diesen Begegnungen zwischen
teilt somit das Schicksal der Proben-    verlassen haben und sich als aktive,       Komponist und Orchester war die In-
arbeit eines jeden Ensembles: beide      nach außen strahlende Kulturinstituti-     itialzündung für eine weitere, projekt-
geschehen im Verborgenen. Moritz         onen profiliert haben, ist die Unsicht-    artige Zusammenarbeit: Studierende
Eggert, Professor für Komposition an     barkeit der Kompositionsklassen ein        der Kompositionsklasse Herbert Willi
der Münchner Hochschule für Musik        großer Nachteil. Unsichtbar sein im        erhielten in sogenannten Instrumenta-
und Theater, hat dies in seiner Kolum-   Zeitalter des Internets und der sozialen   tionsworkshops die Möglichkeit, ihre
ne Absolute beginners in der Neuen       Medien heißt letztlich nicht zu exis-      letzten Arbeiten in situ auszuprobieren.
Musikzeitung so formuliert: „Kompo-      tieren. Außerdem, wie Claus-Steffen        Moderne, digitale Werkzeuge erlau-
nieren ist ein einsames Geschäft. Wer    Mahnkopf betont: „Es gab Zeiten, da        ben zwar das Anhören von eigenen
sich Musik ausdenkt, braucht Ruhe und    waren die Professuren für Komposition      Werken bevor sie gespielt werden oder
Konzentration und ist meistens allein.   und Dirigieren die Aushängeschilder        überhaupt fertig sind, jedoch können
[…] Manche Studenten bekommt man         einer Hochschule. Andere Berühmt-          sie (noch) nicht die Erfahrung mit den
daher auch kaum zu Gesicht außer-        heiten und Studentenmagnete waren          realen akustischen Bedingungen eines
halb des Unterrichts, denn anstatt       willkommen, doch diese beiden Fächer       Orchesters auf der Bühne ersetzen.
am Leben teilzunehmen, werden sie        standen für Kreativität, ästhetische       Wiederum begegnen sich dabei Kom-
zu einsamen Wölfen im Dienste eines      Ausrichtung, fürs Große und Ganze“2.       ponierende und Ausführende, aber
oft vollkommen unrealistisch über-       Dieser Prestigeverlust der Komposi-        nicht nach Fertigstellung eines Werkes,
Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
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                                          PulsArt-Mitglieder zum Projekt ...
sondern inmitten des kompositorischen
Prozesses. Die Probenarbeit wird dabei
aufgenommen und kann später im Ein-
zelunterricht in der Kompositionsklas-
se ausgewertet und reflektiert werden.
In Fachgesprächen im Vorfeld eines        Martin Kolfhaus, Schlagwerk
solchen Instrumentationsworkshops         Klasse Slavik Stakhov
wurde festgestellt, dass sich – gerade
im Hinblick auf spezielle avantgardis-    Vivian Domenjoz: Inwiefern hat dich
tische Spieltechniken auf den verschie-   die Teilnahme bei PulsArt musikalisch
denen Instrumenten – ein voll besetz-     weiter gebracht?
tes Orchester nicht immer als idealste    Martin Kolfhaus: Die Teilnahme an
Besetzung erweist.                        dem Projekt PulsArt war musikalisch
Ein ständiges Ensemble für Neue           sehr interessant. Erst die detaillierte
Musik am Vorarlberger Landeskon-          Erarbeitung der Werke ermöglichte mir
servatorium wäre da die erträumte         das volle musikalische Verständnis.
Lösung. Es wären damit nicht nur die      Es war spannend, musikalisch andere
künstlerischen Begegnungen noch           Funktionen zu übernehmen.                              Foto: Victor Marin Roman
intensiver, sondern die Pflege Neuer      Vivian Domenjoz: Wieso würdest du
Musik würde, nach einigen Jahren des      eine Teilnahme an einem Projekt von                    Musik wird bei PulsArt gefördert. Man
Unterbruchs, an Stellenwert im Haus       PulsArt anderen Studierenden empfeh-                   bekommt natürlich auch Erfahrung
gewinnen, der Kompositionsklasse          len?                                                   beim Zusammenspiel in kleineren
eine Plattform bieten und allen Studie-   Martin Kolfhaus: Das allgemeine                        Ensembles. Allerdings war das Projekt
renden den Zugang zur musikalischen       Verständnis von zeitgenössischer                       sehr zeitaufwendig.
Gegenwart erleichtern. Überzeugt
von der Notwendigkeit eines solchen
Unternehmens, wurde nun der Wunsch
zur Realität und das erste, qualitativ    Anna Zimmermann, Violine
überzeugende Resultate des Ensembles      Klasse Karin-Regina Florey
PulsArt konnten jüngst in mehreren
Konzerten erlebt werden. Als nächste      Vivian Domenjoz: Wie stehst du zur
Etappe wurden bereits Uraufführungen      Literatur, die in einem Ensemble wie
von Werken aus der Kompositionsklas-      PulsArt gepflegt wird?
se Herbert Willi auf den Weg gebracht.    Anna Zimmermann: Ich selbst spiele
Die musikalische Realisierung wird im     und höre gerne moderne Musik. Die
nächsten Studienjahr erfolgen. Wie es     Werke, die wir gespielt haben, waren
danach weiter gehen wird? Der Fanta-
                                                                                                 Foto: Victor Marin Roman
                                          interessant zu spielen. Besonders die
sie sind hier keine Grenzen gesetzt und   Uraufführung und die damit zusam-                      Anna Zimmermann: Die Zusammen-
hoffentlich wird es in naher Zukunft      menhängende Arbeit mit dem Kompo-                      arbeit mit Herrn Lobanov war sehr
heißen: „… und der Rest ist Geschich-     nisten war sehr lehrreich. Ich fände es                spannend. Es ist sehr interessant die
te“.                                      gut, wenn unsere hauseigenen Kom-                      eigene Interpretation mit der eigentli-
                                          ponisten auch die Möglichkeit hätten,                  chen Vision des Komponisten zu ver-
                                          Werke zum Erklingen zu bringen.                        gleichen. Und wenn diese Vision vom
Vorschau                                  Vivian Domenjoz: Wie war die Zusam-                    Komponisten auf so eine kollegiale Art
                                          menarbeit bzw. Probenarbeit mit dem                    vermittelt wird, ist das ein Gewinn für
Das Ensemble PulsArt wird im Früh-        Komponisten Vassily Lobanov?                           jedermann.
ling 2019 ein neues Werk von Tristan
Uth, zurzeit Student in der Kompositi-
onsklasse, uraufführen. Dieser hat die
Kompositionsarbeit dazu begonnen
und kann verständlicherweise noch         1 Eggert, Moritz: „Allein, allein“ in: Neue Musikzeitung (2017), Nr. 11.
keine weiteren Auskünfte geben.             Abrufbar unter: https://www.nmz.de/artikel/allein-allein
Soviel gibt sein Lehrer Herbert Willi     2 Mahnkopf, Claus-Steffen: „Von Nono träumen am Institut für Gegenwartsmusik“
schon preis: Das Werk wird gut werden       in: Neue Musikzeitung (2016), Nr. 4. Abrufbar unter: https://www.nmz.de/artikel/von-nono-
und für Gesprächsstoff sorgen.              traeumen-am-institut-fuer-gegenwartsmusik
Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
KOOPERATION

Märchenoper „In der Schule des Riesen“
als Auftragswerk zum Stadtjubiläum
Vorarlberger Landeskonservatorium und Theater am Saumarkt
kooperieren für Feldkirch 800

Eine Märchenoper ist der gemeinsame                    Die Märchenoper erzählt die Ge-
Beitrag vom Vorarlberger Landes-                       schichte von Paula. Wie ihr Bruder
konservatorium und dem Theater am                      Paul möchte auch sie die Schule des
                                                                                               In der Schule des Riesen
Saumarkt zum 800. Geburtstag der                       Riesen in der großen Stadt besuchen,    Märchenoper für Kinder ab
Stadt Feldkirch. Das Auftragswerk In                   aber Mädchen sind dort nicht erlaubt.   8 Jahren und die ganze Familie
der Schule des Riesen feiert am 21.                    Also verkleidet sich Paula und macht
Juni im Theater am Saumarkt Premie-                    sich als Pius gemeinsam mit ihrem       Premiere:
re. Der türkischstämmige Komponist                     Bruder auf den Weg. Aber der Pfört-     21. Juni, 19.00 Uhr
und Pädagoge Murat Üstün hat die                       ner der Schule steht wachsam am Tor.    Theater am Saumarkt, Feldkirch
Oper in der Fassung für Klavier und                    Kann Paulas Verkleidung den Pförtner    Weitere Aufführungen:
Gesang für ein junges Publikum und                     überlisten?                             22. / 23. Juni, jeweils 19.00 Uhr;
die ganze Familie geschrieben. Das                     Das Projekt wird unterstützt von der    24. Juni, 15.00 Uhr
Libretto stammt von Jürgen-Thomas                      Stadt Feldkirch, der Kulturabteilung    Schulaufführungen:
Ernst, für die Inszenierung zeichnet                   des Landes und der Impulse Privat-      25. bis 28. Juni, jeweils 10.00Uhr,
Dora Kutschi verantwortlich. Auf der                   stiftung.                               Theater am Saumarkt, Feldkich
Bühne stehen Sängerinnen und Sänger
des Vorarlberger Landeskonservatori-                                                           Komposition: Murat Üstün
ums, am Klavier begleiten sie                                                                  Libretto: Jürgen-Thomas Ernst
Johannes Hämmerle und Philipp Heiß.                                                            Inszenierung: Dora Kutschi
Seit vielen Jahren inszeniert Dora
Kutschi erfolgreiche Kinderopern mit                                                           Es singen Studierende der
Studierenden ihrer Gesangsklasse in                                                            Gesangsklasse Dora Kutschi:
Zusammenarbeit mit dem Theater am                                                              Anita Ströhle, Britta Wagener,
Saumarkt. Zum Stadtjubiläum 800                                                                Monique Vauti, Kathrin Signer,
Jahre Feldkirch hat es sich das Vor-                                                           Katharina Riegler, Katharina
arlberger Landeskonservatorium zur                                                             Jansen, Raphaela Wallner,
Aufgabe gemacht, eine ganz besondere                                                           Mookho Rankala, Michael Schöpf,
Produktion mit historischem Bezug auf                                                          Damiano Capelli, Nadja Nigg
die Bühne zu bringen.
                                                                                               Am Klavier: Johannes Hämmerle
                                                                                               und Philipp Heiß
Intensive Probenarbeit bis zur Premiere am 21. Juni.
Fotos: Victor Marin Roman
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INTERVIEW

Kunst machen Künstler
Jörg Maria Ortwein sprach mit dem Bludenzer Kulturmanager und Kulturberater
Christoph Thoma, der neben seinen aktuellen Aufgaben und Projekten sein Wissen
auch an Studierende des Vorarlberger Landeskonservatoriums weitergibt.

Christoph Thoma und Jörg Maria Ortwein im Gespräch (vlnr). Fotos: Victor Marin Roman

Jörg Maria Ortwein (JMO):                                lerischer Leiter der Remise Bludenz,     JMO: Phrasierung und Atmung im
Christoph, Du warst einst selbst Stu-                    geschäftsführender Intendant der         Management, was genau meinst Du
dierender am Landeskonservatorium                        Grazer Spielstätten und von 2013 bis     damit?
hier in Feldkirch. Für Deinen weiteren                   2016 als Geschäftsführer von Bregenz
beruflichen Weg nach dem Studium hat                     Tourismus & Stadtmarketing für die       CT: Jede öffentliche Rede ist eine Art
Dein eigenes Instrument nur noch eine                    Positionierung der Landeshauptstadt      Konzert, da hilft eine ruhige Atmung.
Nebenrolle gespielt. Würdest Du unse-                    als Kultur- und Festspielstadt verant-   Daher bin ich auch ein Verfechter von
ren Lesern Deine berufliche Laufbahn                     wortlich. Höhepunkt in Bregenz war       Auftrittspraxis. Phrasierung gibt es
einführend schildern?                                    die Verleihung der Stadtmarke des        auch in der Sprache, und damit entsteht
                                                         Jahres 2014 beim 9. Kulturmarken         ein roter Faden für eine Dramaturgie.
Christoph Thoma (CT): Ich war von                        Award in Berlin und der Startschuss      Und eine Dramaturgie braucht bei-
1992 bis 1997 in der Trompetenklas-                      zur Kulturhauptstadtbewerbung, die       spielsweise auch ein Pressetext.
se von Prof. Lothar Hilbrand, von                        es ohne meinen Impuls in dieser Form
1993 bis 2002 dann Lehrer an der                         der Zusammenarbeit, auch wenn sie        JMO: Wie Du weißt, ist es mir wichtig,
Musikschule Dornbirn und in dieser                       mittlerweile auf Dornbirn beschränkt     unsere Studierenden mit aktuellen Ten-
Zeit auch mit der Organisation des                       ist, kaum gegeben hätte.                 denzen, die einen Bezug zu ihrem Stu-
dortigen Jugendsinfonieorchesters                                                                 dium haben könnten, zu konfrontieren.
beschäftigt. Eine Zeit, die mich sehr                    JMO: Eine beeindruckende Laufbahn.       Was hat Dich dazu bewogen, auf das
geprägt hat. Auch die Zusammenarbeit                     Gibt es etwas, was Du aus heutiger       Angebot unseres Hauses einzugehen
mit Prof. Guntram Simma, der mich                        Sicht rückblickend anders machen         und unseren Studierenden die Perspek-
immer noch als Mentor und wichtiger                      würdest?                                 tiven von Kultur- und Musikmanage-
Gesprächspartner begleitet. Dem Ruf                                                               ment über verschiedene Lehrveranstal-
des heutigen Wiener Konzerthaus-In-                      CT: Mit Sicherheit nichts. Ich wollte    tungen näher zu bringen?
tendanten Matthias Naske zur Jeunesse                    Musiker werden, ich wollte mich mit
nach Wien als Musikvermittler im                         Kunst auseinandersetzen, und ich habe    CT: Seit meiner Jeunesse-Zeit hatte ich
künstlerischen Betriebsbüro konnte                       für mich den richtigen Weg gefunden.     immer wieder Praktikanten und seit
ich damals nicht widerstehen. Damit                      Und ich bin froh, dass ich als aktiver   2006 als Geschäftsführer bis zu 20
war meine aktive Musikerlaufbahn                         Musiker viel über Phrasierung oder       Mitarbeiter. Ich bin überzeugt davon,
im August 2002 beendet. Danach                           Atmung gelernt habe. Aspekte, die        dass es wichtig ist, Wissen weiterzuge-
war ich Kulturamtsleiter der Stadt                       mich auch heute noch im Management       ben, Menschen aktiv zu führen, ihnen
Bludenz, Geschäftsführer und künst-                      begleiten.                               Raum für Weiterbildung zu geben.
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                                          ein Rollenspiel nachgestellt, in dem      JMO: Mit der Ringvorlesung „Musik-
                                          Studierende ein fiktives Konzertprojekt   management – Was Sie schon immer
                                          in 60 Sekunden erklären müssen.           über den Kulturbetrieb erfahren woll-
                                                                                    ten ...“ waren Studierende des Lan-
                                          JMO: Zu Deinen Kernkompetenzen            deskonservatoriums zu Gast an einer
                                          zählt mittlerweile das Management von     Vielzahl von Kulturspots in Vorarlberg
                                          Kultur. Welche Bedeutung hat Deiner       und trafen auf Kulturverantwortliche
                                          Meinung nach der Bereich des Musik-       und Kulturmacher aus den verschie-
                                          managements für junge Musikerinnen        densten Bereichen. Welche Zielvor-
                                          und Musiker?                              stellungen verfolgtest Du konkret mit
                                                                                    dieser Lehrveranstaltung, die Du im
                                          CT: Ganz ehrlich gesagt, während des      Sommersemester dieses Jahres durch-
                                          Studiums einen eher geringen. Aber        geführt hast?
Daher glaube ich daran, dass Studie-      mit dem Einstieg ins Berufsleben wird
rende schon im Studium mit Fragen         jede und jeder in irgendeiner Form        CT: Ich wollte die Studierenden mit
des Managements konfrontiert werden       mit Managementfragen konfrontiert         kulturellen Orten, weiteren Kunstspar-
sollten. Sharing Knowledge, lebenslan-    werden. Sei es bei der Organisation       ten und Menschen zusammenbringen.
ges Lernen, Offenheit, das will ich den   von Vorspielstunden, Erarbeitung einer    Und zudem in den 5 Veranstaltungen
Studierenden mit auf den Weg geben.       Konzertdramaturgie, Marketing oder        à 90 Minuten Theorie und Praxis
Und das spiegelt sich auch in meinem      schlichtweg beim Erstellen eines Sub-     verbinden. Wir haben viele Zugänge
pädagogischen Verständnis: Die Stu-       ventionsansuchens. Das waren auch         zum Kulturbegriff diskutiert, aber auch
dierenden bekommen bei mir keinen         Fragestellungen für die Studierenden      mehr über das Zusammenspiel einer
theoretischen Frontalunterricht, im       des Seminars im Wintersemester, wo        Stadtverwaltung mit einer Musikschu-
Gegenteil, sie müssen sich einbringen.    wir gemeinsam ein Festival mit Stra-      le erfahren. Abgesehen davon haben
Ich versuche den Unterricht dialoghaft    ßenmusik für den Dornbirner Markt-        uns Dramaturgen einige wissenswerte
zu gestalten. Beispielsweise haben wir    platz erarbeitet haben.
INTERVIEW

Beim ersten Teil der Ringvorlesung am 13. März 2018 im Flatz Museum in Dornbirn mit Kulturamtsleiter Roland Jörg und Musikschuldirektor Ivo Warenitsch

Hintergrundgeschichten über die Ent-                      sprächspartner lautete: Was verstehst Du                     JMO: Ich habe schon gesagt, dass
stehung von Konzertprogrammen und                         unter Kultur? Diese Frage würde ich nun                      man Dich nicht zuletzt als sehr
Festivals erzählt.                                        gerne auch an Dich weitergeben.                              erfolgreichen Kulturmanager wahr-
                                                                                                                       nimmt. Kann man Kultur überhaupt
JMO: Was ist Dir aus Deiner Sicht mit                     CT: Kunst machen Künstler. Kultur                            managen?
dieser Ringvorlesung gelungen, was                        beschreibt ein weites Feld menschlicher
konnten die Studierenden und Gäste                        Aktivitäten. Aktivitäten, mit denen wir                      CT: Ich glaube, man muss es sogar
dieser öffentlichen Veranstaltung                         aktiv unseren Lebensraum gestalten. Wir                      tun. Kunst entsteht in einem kreati-
erfahren?                                                 überschreiten dabei aber immer Grenzen                       ven Prozess, aber damit beispiels-
                                                          zu sozialen Fragestellungen, Wissen-                         weise Konzerte oder Opernauffüh-
CT: Begegnung, Austausch, Wissens-                        schaft und Forschung, Sport, Gesundheit,                     rungen wahrgenommen werden,
transfer. Roland Jörg, Ivo Warentisch,                    zu Architektur und Stadtplanung und zu                       braucht es professionelles Manage-
Jörg Maria Ortwein, Stefan Dünser,                        Feldern wie Kommunikation, Mode und                          ment.
Jutta Dieing, Andreas Rudigier, Hanno                     Gastronomie. Dies ist mein Zugang zu
Loewy, Wolfgang Maurer, Katharina                         Kultur.
Ess und Thomas Heißbauer. Kulturäm-
ter Bregenz und Dornbirn, Musikschu-                      Zu Gast im vorarlberg museum. Museumsdirektor Andreas Rudigier, Olaf Schmidt (Bregenzer Festspiele),
                                                          Jutta Dieing (Kulturamt Bregenz) und Christoph Thoma (vlnr)
le Dornbirn, Landeskonservatorium,
Sonus Brass Ensemble/Die Schurken,
vorarlberg museum, Bregenzer Fest-
spiele, Jüdisches Museum Hohenems,
Internationales Bodenseefestival,
Kulturverein allerArt und Symphonie-
orchester Vorarlberg. Ich glaube, damit
ist die Frage beantwortet.

JMO: Du hattest mich im Rahmen
der Ringvorlesung ebenfalls auf das
Podium geladen. Deine erste Frage im
Theater am Saumarkt an uns Ge-
15

JMO: Wir haben gehört, dass Du das
Landeskonservatorium seit vielen
Jahren aus verschiedenen Blickwin-
keln kennst. Welche Bedeutung hatte
rückblickend das Landeskonservato-
rium für die kulturelle Entwicklung
der Region aus der Perspektive eines
Kulturmanagers und Beraters, der
schon für verschiedene Institutionen,
Organisationen und Kommunen gear-
beitet hat?

CT: Wissenschaftliche Einrichtungen,
zu denen auch eine Musikausbil-
dungsstätte zählt, sind wichtig für
eine Region. Hier entsteht ein Diskurs
über Kunst. Kreative Prozesse werden      Christoph Thoma hat am 21. März Dir. Jörg Maria Ortwein und den Musiker und Pädagogen Stefan Dünser ins
angestoßen, auch im Dialog mit der        Theater am Saumarkt geladen. Geschäftsführerin Sabine Benzer bei der Begrüßung
Bevölkerung. Das Landeskonservato-
rium ist zudem ein gutes Beispiel, wie    bedeutender Kulturträger. Nicht nur als                 die Dramaturgie wie auch die Organi-
eine Landeseinrichtung in das Land        Ausbildungsstätte, sondern auch mit                     sation eines Festivalformats an Hand
strahlen kann. Konzertreihen in allen     den vielen Angeboten, die ich bereits                   eines konkreten Projekts kennenlernen,
Teilen des Landes, Kooperationen mit      angesprochen habe.                                      das im Frühjahr 2019 stattfinden wird.
dem Chor- und Blasmusikverband, so                                                                Im Sommersemester folgt dann die
lernt das Publikum das Haus kennen,       JMO: Lass uns noch einen Blick in                       Vorlesung Musikmanagement, wo ich
die Studierenden kulturelle Partner.      die Glaskugel wagen: Was sind Deine                     wiederum Türen öffnen und dabei ei-
Das würde ich mir auch von anderen        persönlichen beruflichen Zielsetzun-                    nen Schwerpunkt auf Kulturmarketing
kulturellen Landeseinrichtungen wün-      gen für die nahe Zukunft und welche                     legen werde.
schen, das ist Verantwortung für das      Lehrveranstaltungsformate hast Du
ganze Land.                               unseren Studierenden im kommenden                       JMO: Vielen Dank für das Gespräch!
                                          Studienjahr anzubieten?
JMO: Wir beide sind uns glaube ich
einig, dass aktuelle gesellschaftli-      CT: Ich bin seit 2017 mit Culturelab                        Kulturmanagement erleben
che Umbrüche zu Veränderungen in          selbständiger Unternehmer und beglei-                       Unter dem Motto „Was sie schon
der Bildungs- und Kulturlandschaft        te insbesondere die Stadt Chemnitz,                         immer über den Kulturbetrieb
schon geführt haben und weiter führen     das ehemalige Karl-Marx-Stadt, bei                          erfahren wollten ...“ wurden im
werden. Wo siehst Du die Heraus-          der Bewerbung zur Kulturhauptstadt                          Rahmen einer öffentliche Ring-
forderungen für Positionierungen im       Europas 2025. Diese rund 8 Tage pro                         vorlesung unter der Leitung von
Bildungs- und Kulturbereich in der        Monat im Freistaat Sachsen fordern                          Christoph Thoma fünf Kulturinsti-
Bodenseeregion, die gleichzeitig von      mich voll, ich schreibe und koordi-                         tutionen des Landes besucht.
Regionalität und Internationalität        niere das Bewerbungsbuch, sprich die
geprägt ist?                              Dramaturgie und die Story für eine                          13. März 2018
                                          mögliche Kulturhauptstadt, vernet-                          Dornbirn, Flatz Museum
CT: Vorweg – wir leben in einer           ze Chemnitz in Europa und habe
absolut internationalen Region, einer     selbst die Möglichkeit vor Ort neue                         21. März 2018
Art Metropolregion, die zusammen-         Projekte und Ideen mit einem Team                           Feldkirch, Theater am Saumarkt
gewachsen ist, es gibt längst keine       von 5 Mitarbeiterinnen und rund 300
Grenzen mehr. Das sieht man auch          Ehrenamtlichen umzusetzen. Zudem                            11. April 2018
an der Vielfalt der Nationalitäten und    moderiere ich die Kulturkonzeption                          Bregenz, vorarlberg museum
Sprachen hier am Haus. Bildung und        der Stadt Weingarten bei Ravensburg,
Wissenschaft sind die wichtigsten         die bis Jahresende präsentiert werden                       8. Mai 2018
Bausteine für die Zukunft, die relevant   sollte sowie diverse kleinere Bera-                         Hohensems, Jüdisches Museum
für eine funktionierende Gesellschaft     tungsaufträge. Hier am Hause folgt
sind. Und darauf sollten wir aufbauen.    im Wintersemester ein Seminar zur                           4. Juni 2018
Das Landeskonservatorium ist ein mu-      Erarbeitung eines Kammermusikfesti-                         Bludenz, Remise (Galerie)
sikalischer Botschafter des Landes, ein   vals. Die Studierenden werden sowohl
FORSCHUNG

Aktuelles aus der Forschung am Zentrum
Volksmusikforschung Bodenseeraum Von Evelyn Fink-Mennel
Forschungsstation des Vorarlberger Landeskonservatoriums
bei der 8. Langen Nacht der Forschung

Am Freitag, 13. April 2018 hieß es wie-     spielbereit gemacht wird und wie die       (Trompete), Lea Lampert (Fagott),
der Eintritt frei in die Welt der Wissen-   darin überlieferte Musik klingt.           Emma Riemer (Violine), Philip Tratter
schaft und Forschung! Bei der nunmehr       Gemäß der Forschungsfrage „Zu              (Fagott) und Franziska Ude (Violine)
österreichweit zum achten Mal ausge-        welcher Musik wurde bei Vorarlber-         haben sich gemeinsam mit Evelyn
tragenen Langen Nacht der Forschung         ger Partys um 1800 getanzt?“ hat das       Fink-Mennel (Violine, Maultrommel)
wurden auch in Vorarlberg an neun           Forschungsteam einen Kurz-Film             diese verschiedenen Tänze musika-
Standorten in Dornbirn und Lustenau         erstellt, um den Prozess der quellenkri-   lisch wie choreografisch angeeignet.
aktuelle Projekte, neue Erkenntnisse        tischen Arbeit von der schwer lesbaren     Das Interessierte Lange-Nacht-der-
und Technologien auf spannende,             Handschrift (Texte in Kurrentschrift!)     Forschung-Publikum kam, sah, hörte
verständliche und unterhaltsame Weise       bis zum schön lesbaren und kritisch        – und tanzte schließlich zur Musik
präsentiert.                                edierten Notenbild nachvollziehbar zu      dieser groovigen, historischen Tanz-
                                            machen, die musikalischen Inhalte (mit     musik mit!
Erstmals war hier auch eine For-            heute kaum mehr bekannten Gattungs-
schungsstation mit angewandter              namen wie Schlichar und Rongger)
Musikwissenschaft vertreten. Studie-        vorzustellen und das Lebensumfeld
rende des Schwerpunktes Volksmusik          des Aufzeichners Josef Martin Strolz
an Musikschulen und Evelyn Fink-            (Lech/Bludenz) kurz zu beleuchten.
Mennel (Zentrum Volksmusikforschung         Schließlich gehörte das Hauptaugen-
Bodenseeraum am Vorarlberger Lan-           merk der musikalischen Umsetzung
deskonservatorium) haben am Stand-          dieser Fest- und Partymusik aus
ort INATURA Dornbirn gezeigt, wie           dem frühen 19. Jahrhundert (aus der
eine im Archiv der Österreichischen         Handschrift: „gespielt bei den Haupt-
Nationalbibliothek schlummernde Vor-        produktionen am Faschingsdienstag
arlberger Handschrift aus dem Jahre         1816“). Die Studierenden Christoph
1818 für die gegenwärtige Spielpraxis       Dobberstein (Akkordeon), Felix Huber       Foto: Victor Marin Roman

IBH-Forschungsprojekt „Alltagskunst als Innovations- und Integrationsfaktor in
Unternehmen der Bodenseeregion – eine Illustration am Beispiel der Musik“

Projekttätigkeit                            Teilprojekt unter Federführung             nologie (Soundsystem für PC sowie
                                            des VLK                                    Sensor für Musikinstrument). Die
In der ersten Jahreshälfte 2018 erfolg-                                                an Musikinstrumenten befestigbaren
ten vier Meetings des Projektteams          Aktuell koordiniert und organisiert        Sensoren lösen akustische, mechani-
(Dr. Wilfried Lux, Mag. Evelyn Fink-        das VLK (in der Verantwortung von          sche und/oder elektrische Effekte aus.
Mennel, Dr. Pietro Morandi) an der          Evelyn Fink-Mennel) die Umsetzung          Das Ziel dieser Zusammenarbeit von
FH St. Gallen, um die Vorgehensweise        und Ausführung einer Geschäftsidee,        MusikerInnen und Unternehmern ist
für die bereits Ende 2017 definierten       die an Schnittstellen zu elektronischer    für die Studierenden – neben Lerner-
Teilprojekte Zusammenarbeit Unter-          Musik interessierte Künstler (Mu-          fahrungen im Umgang mit elektroni-
nehmen und KünstlerInnen“ (Ziel: wie        sikstudierende des VLK) mit dem            scher Musik – auch Erfahrungen im
können Unternehmer und Künstler in          Unternehmer, Musiker und Komponis-         kompositorisch-improvisatorischen
der Zusammenarbeit voneinander ler-         ten Matthias Müller (SABRE, Zürcher        Musikschaffen zu sammeln, bis hin zu
nen und profitieren) weiterzuverfolgen      Hochschule der Künste) zusammen-           einer konkreten „Performance“, die das
und zu koordinieren.                        bringt. „SABRE“ ist eine Musik-Tech-       aktuelle Festivalthema Kühe mitbe-
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                                                         Auf in den Norden …                                                 Von Judith Wiedemann

                                                         Vorarlberger Geiger beim FolkBALTICAa Festival

                                                         folkBALTICA – ein im Grenzgebiet         Volkslieder in teils rockigen Arrange-
                                                         von Dänemark und Deutschland rund        ments gespielt und sogar das Publikum
                                                         um Flensburg jährlich stattfindendes     zum Jodeln animiert. Unser „eigenes“
                                                         Festival mit jeder Menge Volksmusik.     Österreich-Konzert am 26. April in
Matthias Müller demonstriert Hard- und Software seiner   Passend zum diesjährigen Thema Berg      der Auferstehungskirche in Kappeln
SABRE-Technologie für Studierende des VLK, 1. Mai
                                                         und Meer/Bjerg og hav wurde das          unter dem Motto Der Ruf der Berge
2018. Foto. Evelyn Fink-Mennel
                                                         Vorarlberger Streichensemble Messis      lebte von einem sehr abwechslungsrei-
                                                         Cellogruppe, ein von Evelyn Fink-        chen Programm: Es wurden schnelle
denkt. Die einführenden vier Work-                       Mennel geleitetes Schülerensemble zu-    Tanzmusik und berührende Lieder
shops haben dafür am 1., 2., 19. und                     sammen mit Studierenden des Vorarl-      gesungen, gejodelt und gespielt. Das
26. Mai 2018 am Vorarlberger Landes-                     berger Landeskonservatoriums (Cäcilia    Publikum bedankte sich mit Stan-
konservatorium mit Matthias Müller                       Dorner, Emma Riemer, Franziska Ude       ding Ovations und langanhaltendem
stattgefunden. Beteiligte des Vorarlber-                 und Judith Wiedemann) eingeladen,        Applaus.
ger Landeskonservatoriums: Samuel                        am diesjährigen Festival im Rahmen
Eder (Klarinette), Leonardo Rosales                      zweier Konzerte am 25. und 26. April     Diese Reise bot einmalige und inten-
(Saxofon), Lea Lampert (Fagott) und                      2018 Geigenmusik aus Österreich          sive Erlebnisse mit vielen neuen Me-
Christoph Dobberstein (Akkordeon),                       vorzustellen.                            lodien und musikalischen Eindrücken,
sowie Evelyn Fink-Mennel (Stimme,                                                                 die wir in unsere Zukunft mitnehmen
Violine, Kuhglocken).                                    So wurde am 24. April frisch und         können.
Das Ergebnis dieser Projektzusam-                        munter mit der zwölfköpfigen Gruppe
menarbeit wird am 17. August 2018                        die zwölfstündige Zugreise Bregenz-
im Rahmen einer Konzertperformance                       Flensburg gestartet, welche zur Freude
beim Festival Walserherbst in der                        aller Beteiligten und Mitreisenden mit
Großwalsertaler Gemeinde Sonntag                         einem spontanen Konzert im Zug und
präsentiert.                                             Gesangsproben der Stücke überbrückt
                                                         wurde. Am nächsten Morgen ging es
Ausblick                                                 über die deutsch-dänische Grenze nach
                                                         Sønderborg ins 700-Plätze fassende
Die anderen Teilprojekte dieses Inter-                   Konzerthaus Alsion, wo abends das
nationale Bodensee-Hochschule-For-                       ausverkaufte Festival-Eröffnungskon-
schungsprojektes (Konzerte in origi-                     zert gemeinsam mit dem folkBALTI-
neller Umgebung – Tisca; Musik als                       CA-Ensemble unter der Leitung von
Dienstleistung: Management-Seminar                       Harald Haugaard gespielt wurde. Bei      Foto: folkBALTICA

unter Einbezug eines Organisations-                      den sehr intensiven Proben auf und
psychologen und Dirigenten; Work-                        hinter der Bühne und beim Austausch
shop Musik-Logo/Sound-Branding;                          mit den anderen Musikerinnen und
Return on Sponsoring/Return on Mu-                       Musikern war bei allen die große
sic; Brot&Klang) sollen in der zweiten                   Begeisterung am gemeinsamen Musi-
Jahreshälfte 2018 realisiert werden. Pa-                 zieren spürbar und wirkte als Binde-
rallel dazu wird ein Handbuch erstellt,                  glied zwischen den unterschiedlichen
in dem neben Methodik und Theorie                        Kulturen. Auch später im Konzert
des Forschungsprojektes diese erwähn-                    war es eine faszinierende Erfahrung
ten Teilprojekte ausführlich dargestellt                 mitzuerleben, wie manche Lieder,
werden – um daraus auch die nötigen                      welche länderübergreifend in jeweils     Foto: Evelyn Fink-Mennel

Ableitungen für Projektkooperationen                     abgewandelten Versionen bekannt
dieser Art machen zu können, die in                      sind, im Konzert wieder zusammenge-
einen Leitfaden fließen sollen. Dies                     mischt wurden und so ein Gefühl von
alles soll als Buch publiziert werden.                   Gemeinsamkeit vermittelten. Dabei
Gespräche mit potentiellen Verlagen                      wurden deutsch- und dänischsprachige
werden derzeit geführt.
WEITERBILDUNG

Nachhaltiges Weiterbildungsangebot am VLK
Von Birgit Gebhard

Alumni-Treffen der EMP-                  Zusammenfassend kann festgehalten
                                         werden, dass der Weiterbildungslehr-
Absolventen 2011-2017                    gang als große fachliche und persön-
                                         liche Bereicherung der Absolventen
Seit 2011 wird am VLK der viersemest-    bezeichnet wurde. Es wurden neue
rige Lehrgang Elementare Musikpäd-       pädagogische und musikalische Sicht-
agogik (EMP) regelmäßig angeboten.       weisen vermittelt, welche gerne im
Bisher haben sich 42 Pädagogen           persönlichen pädagogischen Arbeits-
intensiv mit den unterschiedlichen       kontext eingesetzt werden. Musika-
Facetten des Elementaren Musizierens     lische Fertigkeiten konnten durch
im Rahmen dieser musikalischen Wei-      die umfassende Methodenvielfalt           Foto: Birgit Gebhard
terbildung auseinandergesetzt und den    entwickelt und gefördert werden. Der
Lehrgang erfolgreich absolviert.         ganzheitliche Ansatz des Lehrganges

Mit großer Freude und Interesse wurde
                                         wurde als stärkende und persönlich-       Wertvolle Unterrichts-
                                         keitsbildende Weiterbildung eingestuft.
die Einladung des VLK zum ersten         Darüber hinaus hat die Absolvierung       erfahrung in der
Austauschtreffen der Absolventen im      dieser Weiterbildung neue berufliche      Erwachsenenbildung
März 2018 angenommen. Einleitend         Arbeitsfelder eröffnet und einige
nutzte Natalie Begle als neue EMP-       Pädagogen erhielten insbesondere an       Während der vergangenen zwei
Dozentin am VLK die Gelegenheit,         Musikschulen Anstellungen im Fach-        Semester wurde im Aufbaukurs für
den interessierten Absolventen einen     bereich der EMP. Insgesamt bereichert     Chorleitung am Vorarlberger Landes-
fachlichen Impuls als Anregung anzu-     diese Weiterbildung vielfältige beruf-    konservatorium eine Gruppe motivier-
bieten. Das Wiedersehen war darüber      liche Arbeitsfelder in der Bodenseere-    ter Chorsänger unterrichtet. Während
hinaus eine gute Gelegenheit, Kontakte   gion und der Vorarlberger Bildungs-       des regelmäßigen Unterrichts am
zu knüpfen und Praxiserfahrungen aus-    landschaft. Zukünftig wünschen sich       Montagabend wurden grundlegende
zutauschen. Weiters wurde das Treffen    die Absolventen zusätzliche Vertie-       Kompetenzen im Dirigieren sowie der
von der Studienbereichskoordinatorin     fungsmodule, um sich beispielsweise       Musiktheorie vermittelt. Die Referen-
für Weiterbildung, Birgit Gebhard, ge-   im Bereich der Seniorenarbeit oder der    ten Ulrich Mayr und Quirin Mühl-
nutzt, um im Rahmen eines Workshops      Arbeit mit spezifischen Altersgrup-       berger konnten die wissbegierigen
reflektierende Fragen an die anwesen-    pen und diversen Bedürfnissen noch        Erwachsenen durch ihre regelmäßige
den Absolventen zu richten. Mit dieser   intensiver durch Elementares Musi-        Unterrichtstätigkeit während des Stu-
Evaluierung wurden wertvolle Hinwei-     zieren einbringen zu können. Weiters      dienjahres begleiten und dabei mit viel
se und Anregungen für die Weiterent-     wurde insbesondere von ausgebildeten      Motivation und Einsatz die Entwick-
wicklung des Lehrganges formuliert       Instrumentalpädagogen der Wunsch          lung der Lernenden fördern. Ulrich
sowie mögliche Zusatzangebote im         nach einem zertifizierten Weiterbil-      Mayr bereichert seit Jahren als erfahre-
Bereich des Elementaren Musizierens      dungsabschluss, wie beispielsweise die    ner Pädagoge, Musiker und Chorleiter
definiert.                               Möglichkeit eines Masterstudiums im       die Weiterbildungsangebote des VLK
                                         Bereich der Elementaren Musikpäda-        und vermittelt im Aufbaukurs grund-
                                         gogik, geäußert.                          legende Kompetenzen im Dirigieren.
Foto: Birgit Gebhard
                                                                                   Quirin Mühlberger studiert Hauptfach
                                         Die gemeinsame Reflexion sowie der        Gitarre bei Augustin Wiedemann, be-
                                         einleitende Fachimpuls wurden von         legt den Schwerpunkt Musiktheorie bei
                                         den anwesenden Absolventen dank-          Martin Skamletz und Vivian Domenjoz
                                         bar als inspirierende Bereicherung        und war während der vergangenen
                                         angenommen. Ein weiteres Austausch-       zwei Semester für die musiktheoreti-
                                         treffen im kommenden Jahr wurde           schen Fertigkeiten der Kursteilnehmer
                                         angeregt und wir freuen uns auf ein       verantwortlich. Gemeinsam mit der
                                         verbindendes Wiedersehen am Vorarl-       Studienbereichskoordinatorin für Wei-
                                         berger Landeskonservatorium.              terbildung, Birgit Gebhard, reflektierte
                                                                                   er seine Unterrichtserfahrungen in der
19

Erwachsenenbildung und den daraus
resultierenden Mehrwert für seinen
weiteren beruflichen Lebensweg.
Quirin berichtet, dass gemäß seiner Er-
fahrung Erwachsene, die etwas lernen
wollen, sehr motiviert und interessiert
sind und folglich einiges an Kompe-
tenzen vom Lehrenden einfordern.
Insbesondere berufstätige Lernende
fordern neben impliziten fachlichen
Fragestellung auch immer wieder
komplexe ganzheitliche Erläuterungen,
welche dem Lehrenden viel Einfüh-
lungsvermögen sowie individuelles
methodisches Vorgehen abverlangt.
Ein sicheres, selbstbewusstes Auf-
treten, welches aber Raum für einen           Referent Elias Betz mit Blick.punkt EMP-Workshopteilnehmerinnen. Foto: Birgit Genhard
kritischen Dialog lässt, ist dabei von
großer Hilfe; ganz nach Schönberg, der
sagt: „Warum Halbgott sein wollen?            fahrungen erkennbar. Die Unterrichts-                     Blick.punkt EMP
Warum nicht lieber Vollmensch“. Er-           tätigkeit ermöglichte Quirin wertvolle
wachsene erwarten klare Strukturen im         methodische Erfahrungen, welche er                        setzte neue Impulse
Unterrichtsverlauf, schätzen planbare         zukünftig in seiner Arbeit als Musik-
Abläufe und interessieren sich für das        pädagoge verstärkt umsetzen möchte.                       Im Rahmen von eintägigen Workshops
genaue Einhalten der vorgegebenen             Unter anderem zeigte ihm die Praxiser-                    bietet das VLK jährlich die Möglich-
Lehrpläne. Auch Rahmenbedingun-               fahrung zusätzliche Möglichkeiten auf,                    keit, vertiefende Anregungen für die
gen, wie beispielsweise die optimale          wie man die Theorie ganz einfach in                       Arbeit im Kontext des Elementaren
Raumausstattung, spielen bei Er-              den Instrumentalunterricht einfließen                     Musizierens zu erfahren. Im Früh-
wachsenen eine bedeutende Rolle und           lassen und dadurch eine Verknüpfung                       ling wurde der vielfältige Einsatz der
werden vorausgesetzt. Der umfassende          von Theorie und Praxis schaffen kann.                     Xylophone erläutert. Professor Elias
Anspruch, dem ein professioneller                                                                       Betz, Leiter des Studiengangs Elemen-
Weiterbildungskurs bzw. Lehrende              Zusammenfassend bezeichnet Quirin                         tare Musikpädagogik an der Hoch-
in der Erwachsenenbildung gerecht             die Unterrichtserfahrung als sehr wert-                   schule für Musik und Darstellende
werden müssen, wird durch diese Er-           volle zusätzliche Bereicherung, welche                    Kunst in Mannheim verwies auf den
                                              er insbesondere am Ende seines nun                        faszinierenden Klangreichtum und die
                                              abgeschlossenen Bachelorstudiums                          umfassenden Einsatzmöglichkeiten der
Quirin Mühlberger. Foto: Victor Marin Roman
                                              dankbar in sein weiteres Musikerleben                     Xylophone in künstlerisch-pädagogi-
                                              mitnimmt. Auch zukünftig würde er                         schen Kontexten. Im Rahmen dieses
                                              gerne wieder Unterricht in der Erwach-                    ganztägigen Workshops erfuhren die
                                              senenbildung anbieten und empfiehlt                       zahlreichen Teilnehmer verschiedenste
                                              jedem angehenden Musikpädagogen,                          Facetten dieses Instrumentariums und
                                              diese Praxiserfahrung anzustreben.                        entdeckten Varianten für Improvisati-
                                                                                                        on, Arrangement und Liedbegleitung.
                                              Die Herausforderung im Umgang
                                              mit Erwachsenen hat Quirin in den                         Aufgrund der bemerkenswert großen
                                              vergangenen Monaten angenommen                            Nachfrage bieten wir im kommenden
                                              und hervorragend gemeistert. Er ist gut                   Studienjahr eine weitere Vertiefung
                                              vorbereitet, um auch an anderen Orten                     zu diesem spezifischen Thema im
                                              und Stellen einen musiktheoretischen                      Rahmen eines Workshops an. Interes-
                                              Kurs übernehmen zu können. Es ist                         senten können sich vorab schon bei der
                                              ihm gelungen, insgesamt zehn lernende                     Studienbereichskoordinatorin Birgit
                                              Chorsänger mit unterschiedlichen mu-                      Gebhard für eine etwaige Teilnahme
                                              sikalischen Vorkenntnissen, die gerne                     vormerken lassen.
                                              einmal einen Chor leiten möchten, in
                                              ihren musiktheoretischen Fertigkeiten
                                              zu fördern und weiterzuentwickeln.
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