Festkonzert junger Solisten 2018 - Am Puls der Zeit - Vorarlberger Landeskonservatorium
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ISSN 2409-5974 Akzente des Vorarlberger Landeskonservatoriums AUSGABE 1 / 2018 Am Puls der Zeit PulsArt – das Ensemble für Neue Musik am Vorarlberger Landeskonservatorium begeisterte bei seinem Konzertdebüt Festkonzert junger Solisten 2018 1. Juli, 17.00 Uhr, Evangelische Kirche, Amriswil (CH) 3. Juli, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch Foto: Victor Marin Roman
EDITORIAL Sehr geehrte Leserinnen und Leser, „Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss“: Dieses Zitat der Chemikerin Marie Curie – eine der ersten großen Frauen in den Wissenschaften – kann als Initiativge- danke für die Arbeit einer Strategiegruppe herangezogen werden, die sich über mehrere Monate mit der zukünf- tigen Ausrichtung des Vorarlberger Landeskonservatoriums beschäftigt hat. Das hohe künstlerische Niveau von Studierenden und Absolventen hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt, das Landeskonserva- torium wirkt weithin sichtbar in die gesamte Bodenseeregion hinein und die Zahlen der Studienbewerbungen sind anhaltend hoch. Aus dieser Position heraus erscheint der Zeitpunkt günstig, sich in Ruhe und ohne äußere Zwänge über die Dinge Gedanken zu machen, die getan werden sollten. So entwickelten Lehrende, Verwaltungs- mitglieder, Studierende und Absolventen ein Zukunftsbild, das die besonderen Stärken unseres Hauses noch besser herausstellt und verdeutlicht: Die individuelle Entwicklung der Studierenden bei viel Praxiserfahrungen, ein hoher Grad an Vernetzungen mit Bildungs- und Kulturpartnern in der gesamten Bodenseeregion und bedeu- tende Initiativen, die in alle Gesellschaftsbereiche hineinwirken. Insbesondere der letzte Punkt, der im Hochschulmanagement als Third Mission bezeichnet wird, sollte nach Ansicht der Strategiegruppe zu einem Querschnittsthema aller Studienangebote am Landeskonservatorium werden. Dabei sind mit diesem Stichwort jene gesellschaftsrelevanten Aktivitäten gemeint, welche Hochschulen mit externen Kooperationspartnern durchführen, jedoch nicht Forschung und Lehre sind, gleichzeitig aber in enger Verbindung mit diesen beiden Aufgabenfeldern von Hochschulen stehen. Es geht um den Dialog und die Vernetzung von Hochschule, Stadt und Region, in der es gilt, mit neuen Partnerschaften das Innovationspotenzial innerhalb der Gesellschaft weiter zu fördern. Wie sehr die Leitgedanken der Strategiegruppe schon heute das Haus prägen, zeigen viele innovative künstle- rische Formate, die unser Haus in den vergangenen Monaten bewegte. So wurden Projekte mit Lehrenden und Studierenden entwickelt, die im Rahmen des diesjährigen Internationalen Bodenseefestivals zusammen mit dem Artist in Residence des Festivals, dem in London lebenden DJ und Komponisten Gabriel Prokofiev, an außer- gewöhnlichen Schauplätzen, wie beispielsweise dem Ravensburger Technoclub Douala oder dem Weingartner Kino und Kulturzentrum Linse, umgesetzt wurden. Eine weitere spannende Perspektive eröffnet unser Haus auf die gesellschaftliche Rolle der Frau in der abend- und morgenländischen Musik. Im Rahmen der Reihe Positio- nen der Internationalen Bodenseehochschule werfen wir den Blick auf die musikwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung sowie das Bild der Frau im Volkslied und betrachten darüber hinaus musikpädagogische und therapeutische Aspekte bis hin zu aktuellen musikalischen Ausdrucksformen, die insbesondere Frauen für sich entdeckt und entwickelt haben. Aber auch das 800jährige Jubiläum unserer Heimatstadt Feldkirch feiern wir adäquat mit einem historisch inspi- rierten Kompositionsauftrag, den wir gemeinsam mit unserem langjährigen Kooperationspartner, dem Theater am Saumarkt in Feldkirch, initiiert haben: Die Märchenoper In der Schule des Riesen von Murat Üstün nach einem Libretto von Jürgen-Thomas Ernst richtet sich insbesondere an ein junges Publikum und hat im Juni seine Premiere. In der Hoffnung, Ihnen mit diesen wenigen Worten einigen Appetit auf die Vielfalt unseres künstlerischen und akademischen Lebens gemacht zu haben, wünsche ich Ihnen nun viel Freude bei der Lektüre unserer aktuellen Ausgabe von OSTINATO und verbleibe mit den besten sommerlichen Wünschen, Ihr Jörg Maria Ortwein
BODENSEEFESTIVAL 2018 3 Das Vorarlberger Landeskonservatorium präsentiert sich im Bodenseefestival 2018 Unter dem Motto „Auf zu neuen Ufern“ stand Russland im Zentrum des Bodenseefestivals 2018. Das Vorarlberger Landeskonservatorium war mit einer Vielzahl an hochkarätigen Veranstaltungen vertreten und hatte die Möglichkeit, sich im gesamten Bodenseeraum einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Meisterklasse für Klavier mit Abschlusskonzert am 8. Mai in einem Dmitri Masleev am Vorarlberger Mittagskonzert im Atrium des Mont- Landeskonservatorium forthaus Feldkirch auf. Der Pianist Dmitri Masleev, aktueller Russian Film and Music Tschaikowskypreisträger und Artist Eine Bühne, eine Leinwand und ein in Residence des Bodenseefestival Streichquartett der Extraklasse: Aus 2018, gab einen Meisterkurs für die diesen erlesenen Zutaten zauberte der Studierenden der Klavierklassen Komponist, Kurator und DJ Gabriel Anna Adamik, Benjamin Engeli und Prokofiev am 12. Mai einen Abend Gerhard Vielhaber. Die Studierenden unter dem Titel Russian Film and und Dmitri Masleev selbst traten beim Music. Ort der Veranstaltung war das Kulturzentrum Linse in Weingar- ten. Wie reagiert ein eingespieltes, klassisches Ensemble, wenn es mit der Leinwand plötzlich einen neuen Mitspieler erhält? Und wie hören sich Live-Remixes eines Streichquartetts an, die der Komponist des Werks selbst abmischt? Das russischstämmi- ge Atrium-Quartett ließ sich auf das Experiment ein, zu dem sie der Enkel Meisterkurs mit Dmitri Masleev (oben rechts) und von Sergej Prokofiev eingeladen hat. Russian Film and Music im Kulturzentrum Linse Abschlusskonzert im Montforthaus. in Weingarten Alle Fotos zum Bodenseefestival: Victor Marin Roman Gabriel Prokofiev kombinierte Musik, Visuals und Filmausschnitte (u.a. aus Kurzfilmen von Eisenstein, Pudowkin und Wertow) zu einem anregenden Kinokonzert, worauf im Foyer der Linse in Weingarten eine Classical Club Night folgte: DJ-Sessions und Live-Musik mit klassischen Instrumen- ten in Club-Atmosphäre. Studierende der Schlagzeugklasse Slavik Stakhov musizierten gemeinsam mit dem Atrium Quartett, dem Cellisten Mathias Johansen, Dozent am VLK, und der Klarinettistin und Absolventin des Vorarlberger Landeskonservatori- ums Caroline Wüst.
BODENSEEFESTIVAL 2018 Moments musicaux russes am 15. April im Festsaal des Vorarlber- Am 15. Mai präsentierten sich Stu- ger Landeskonservatoriums erfolgte. dierende der Klavierklassen Anna Mehr dazu in den Berichten auf den Adamik, Benjamin Engeli und Gerhard Seiten 7 bis 9. Vielhaber bei einem Konzert im Fest- saal des Vorarlberger Landeskonserva- Nonclassical – A Classical Club Night toriums. Auf dem Programm standen, mit Komponist und DJ Gabriel Proko- dem Motto des Bodenseefestivals fiev und Gästen folgend, herausragende Werke russi- Klassik im Club? Eine klassische scher Komponisten. Club-Nacht? „Nonclassical“ ist schwer zu erklären, man muss es erlebt haben. PulsArt – Ensemble für Was in London regelmäßig zu ausver- Neue Musik am Vorarlberger kauften Clubs führt, gastierte am 17. Landeskonservatorium Mai erstmals beim Bodenseefestival. Das neu gegründete Kammerensemble Vom Ravensburger Club Douala, für Neue Musik am Vorarlberger Lan- bekannt für seine Raves und berühm- deskonservatorium unter der Leitung ten Gast-DJs, war der Komponist von Benjamin Lack konzertierte am Gabriel Prokofiev sofort begeistert. 16. Mai um 19.00 Uhr im vorarlberg DJ-Sessions wechselten sich ab mit museum in Bregenz. Neben Werken Neuer Musik, die von Studierenden von Sofia Gubaidulina, Edison Denis- der Schlagzeugklasse Slavik Stakhov sow und Alfred Schnittke stand das und dem Cellisten Mathias Johansen eigens für das Ensemble geschriebene live eingespielt wurde. Die Kompo- Stück XX. Jahrhundert – In memoriam sitionen stammen alle aus der Feder von Vassily Lobanov auf dem Pro- von Gabriel Prokofiev, der auch an den Bei der Club Night in Ravensburg mit DJ und Turntables stand. Komponist Gabriel Prokofiev (Bild unten, rechts) gramm, dessen Uraufführung bereits Das Ensemble PulsArt im vorarlberg museum
5 Picknickkonzert im Park von Schloss Salem Talente im Funkhaus auch Musiker des Vorarlberger Landeskonservatorium dort zu hören. Neben En- Im Rahmen der etablierten Konzertrei- sembles mit Studierenden (Saxofonquartett der Klasse Fabian Pablo Müller und he Talente im Funkhaus präsentierten ein Trio der Kammermusikklasse Francesco Negrini) gelangte Prokofievs Peter Studierende des Vorarlberger Landes- und der Wolf mit Lehrenden des Vorarlberger Landeskonservatoriums und Murat konservatoriums am 18. Mai im Pu- Üstün als Erzähler zur Aufführung. blikumsstudio des ORF Landesstudios Vorarlberg eine repräsentative Auswahl russischer Kammermusik. Durch die Sendung, die auf ORF Radio Vorarl- berg live ausgestrahlt wurde, führte Bettina Barnay. Zu hören waren, neben dem Ensemble PulsArt unter Benjamin Lack, Vanessa Klöpping (Klarinette) und Judith Wiedemann (Klavier), Luisa Schäfer (Violine), Juan Camilo Gómez (Violoncello) und Mert Bakir (Klavier) sowie Fabiola Tedesco, Andrea Cicalese (Violine) und Isa Sophie Zünd (Klavier). Picknickkonzert auf Schloss Salem Das Picknickkonzert im Schlosspark Salem ist ein jährlicher Fixpunkt im Bodenseefestival. Am Pfingstmontag, dem 21. Mai, lockte ein Programm für die ganze Familie bei prächtigem Wetter an die tausend Besucher in die zauberhafte Parklandschaft von Schloss Salem. In diesem Jahr waren
SZENE ������ ������ Dritte erfolgreiche Kooperation des ��� Theaters St. Gallen mit dem Vorarlberger ������ �� ������ ������������ ����� ����� � Landeskonservatorium Instrumentalensemble des Vorarlberger Landes- konservatoriums brilliert beim Zaubertrank in der Lokremise St. Gallen Nach zwei erfolgreichen Kooperatio- Janáčeks Oper Das schlaue Füchslein nen fand im Februar 2018 eine weitere im Jahr 2014. 2016 folgte die Mär- Gemeinschaftsproduktion des Theaters chenoper Pollicino von Hans Werner St. Gallen mit dem Vorarlberger Lan- Henze. An diese beiden erfolgreichen deskonservatorium statt. Premiere des Produktionen schließt nun das Ora- weltlichen Oratoriums Le vin herbé torium Der Zaubertrank an, in dem (Der Zaubertrank) von Frank Martin Studierende des VLK abermals ihr war am 2. Februar in der Lokremise. Können unter Beweis stellen konnten. Das Vorarlberger Landeskonservatori- In der Zeitschrift Oper aktuell war zur um stellte mit seinen Studierenden Ad- erfolgreichen Produktion zu lesen: riana Ostertag und Anna Zimmermann „Und wenn dann ein so grandioses, (Violine), Ladina Zogg und Erin Torres engagiertes und überzeugendes Team Das Ensemble des Vorarlberger Landeskonservatoriums (Viola), Eri Putz und Juan Camilo am Werk ist wie in der Lokremise unter der musikalischen Leitung von Hermes Helfricht. Gómez (Violoncello) und Ikuma Saito St. Gallen, dann kann man von einem Probenfotos: Victor Marin Roman (Kontrabass) unter der Leitung von überwältigenden Abend sprechen, Hermes Helfricht das Instrumentalen- einem Abend, der lange nachhallt, weil semble. Regie führte Polly Graham. hier einfach alles stimmig ist, vom torium erneut als ein starker Koopera- Den Beginn der Zusammenarbeit Spielort bis zu den Aufführenden“. tionspartner für die Kulturanbieter der zwischen dem Theater St. Gallen und Mit dem Erfolg der Musiktheaterpro- internationalen Bodenseeregion. dem Vorarlberger Landeskonservatori- duktion Der Zaubertrank positionierte um markierte die Aufführung von Leoš sich das Vorarlberger Landeskonserva- Martin Summer, der die Rolle des Erzählers verkörperte (sitzend), ist ehemaliger Gesangsstudent des Vorarl- berger Landeskonservatoriums und seit einem Jahr Ensemblemitglied am Stadttheater St. Gallen.
NEUE MUSIK 7 Neu formiertes Ensemble des Landeskonservatoriums musiziert am Puls der Zeit PulsArt heißt das neue Ensemble des Vorarlberger Landeskonservatoriums, in dem sich Lehrende und Studierende zeitgenössischer Musik widmen. Initi- atoren sind unter anderem Komponist Herbert Willi, Dirigent Benjamin Lack, Klarinettist Francesco Negrini und der Dozent für Musiktheorie Vivian Domenjoz. Bei der Premiere am 15. April in Feldkirch und am 16. Mai in Bregenz brachten die 16 Musikerin- nen und Musiker ein Stück von Vassily Lobanov zur Uraufführung. Ein weiterer Auftritt des Ensembles folgte am 18. Mai im ORF Landesstudio Vorarlberg in Uraufführung zur Premiere Dornbirn im Rahmen der Konzertreihe Für die Premiere hat sich das En- Talente im Funkhaus statt. semble intensiv mit russischer Musik und Literatur auseinandergesetzt. Auf Ziel der renommierten Musiker und dem Programm stand die Urauffüh- Pädagogen ist die Heranführung der rung eines eigens für das Ensemble Studierenden an die zeitgenössische geschriebenen Werks XX. Jahrhundert Musik. Das neu formierte Orchester – In memoriam von Vassily Lobanov. will ein vielfältiges Repertoire und ei- Der 1947 in Moskau geborene Kompo- nen offenen Zugang zur Neuen Musik nist und Pianist begleitete die Proben pflegen. und war beim Konzert am 15. April in Feldkirch anwesend. Zur Aufführung Bestandteil der Ausbildung kam außerdem Concordanza von Sofia „Das neue Ensemble ermöglicht den Gubaidulina. Epitaph von Edison jungen Musikern Erfahrungen in Denissow, der zu den bedeutendsten der Interpretation zeitgenössischer Komponisten der russischen Moderne Musik“, erklärt Jörg Maria Ortwein, gehört, sowie der ebenfalls für ein künstlerischer Leiter des Landeskon- Komponist Vassily Lobavov begleitete persönlich Kammerorchester geschriebene Poly- servatoriums. „Sie stellt klanglich und die Probenarbeit zu seinem Werk XX. Jahrhundert - phonische Tango von Alfred Schnittke. In memoriam. Fotos: Victor Marin Roman spieltechnisch ganz andere Heraus- forderungen“. Die positive Resonanz auf das Projekt zeige, dass die Pflege moderner Musik offensichtlich eine Lücke gewesen sei, so Ortwein. Er sieht PulsArt „als Belebung der Kom- positionsklasse und als wesentlichen neuen Bestandteil der Ausbildung“. Mit einem Projekt pro Studienjahr will sich PulsArt künftig präsentieren. Mit rund 16 Mitgliedern kann das En- semble ein umfangreiches Repertoire bewältigen. Auch die Werkauswahl und der Zugang zu unterschiedlichen kompositorischen Ausdrucksformen werden offen gehalten.
NEUE MUSIK Künstlerische Begegnungen Die Komponierenden, die neue Musik und das unlängst gegründete Ensemble PulsArt Mitinitiator des Ensembles PulsArt, höhten Genieideals“1. Wenn dieses tionsklassen trägt nicht dazu bei, die Vivian Domenjoz, berichtet über Be- Phänomen a priori nicht dramatisch Musikerinnen und Musiker zur Aus- weggründe und die Vorgeschichte zur ist – das zurückgezogene Arbeiten ist einandersetzung mit zeitgenössischer Ensemblegründung dem Komponieren nun mal inhärent –, Musik zu animieren. Jedoch werden bleibt es eine Tatsache, dass Komposi- alle, die schon die Chance hatten, mit tionsklassen dadurch für Außenstehen- Komponierenden im Rahmen von Pro- de und oft auch für Insider unsichtbar jekten und Proben zu arbeiten, bestäti- sind. Nicht selten sind selbst andere gen, wie musikalisch fruchtbar solche Musikstudierende, die schon einige Begegnungen sind. Viel zu oft werden Semester hinter sich haben, überrascht, die Musizierenden in die Rolle von wenn sie erfahren, dass die Hochschule bloßen Interpretinnen und Interpreten auch Kompositionsunterricht anbietet gezwungen. Die Zusammenarbeit mit und Heimstätte von „lebendigen Kom- Komponierenden hilft, sich der genuin Foto: privat ponierenden“ ist. Dies ist weiter nicht musikalischen Kreation, also letztlich verwunderlich, denn nebst der erwähn- der Musik als Ganzem, zu nähern. Wenn ein neues Musikwerk zur ten Unsichtbarkeit befassen sich die Als 2016 das Sinfonieorchester des Uraufführung gelangt, ist die schöp- Studierenden hauptsächlich mit Musik Vorarlberger Landeskonservatori- ferische Arbeit eines Komponisten von längst verstorbenen Komponisten. ums unter Benjamin Lack auf einem schon getan. Es gibt natürlich Aus- Die musikalische Bildung nimmt damit technisch reifen Niveau angekommen nahmen, wenn es sich zum Beispiel eine Sonderrolle in der Welt der Küns- war, konnte zum ersten Mal ein Werk um Théâtre musical handelt, bei dem te ein; keine andere Sparte befasst sich vom hauseigenen Kompositionspro- künstlerische Entscheidungen teilweise so intensiv mit ihrer Vergangenheit. fessor Herbert Willi gegeben werden: erst auf der Bühne getroffen werden. Als die verschiedenen Departements das Klarinettenkonzert ego eimi mit Beim traditionellen Komponieren der Zürcher Hochschule der Künste Francesco Negrini als Solist. Im Vor- hingegen brauchen Komponisten nicht 2014 in das Toni-Areal umgesiedelt feld hatten die Orchestermitglieder die einmal bei einer Aufführung anwesend und interdisziplinäre Vergleiche und Möglichkeit erhalten, mit dem Kom- zu sein, damit die Musik erfolgreich Zusammenarbeit erst recht ermöglicht ponisten zu proben. Den Teilnehmern gespielt werden kann: Sobald das wurden, ist den Musikerinnen und wurde schnell klar, wie existentiell Notenmaterial von der Hand ist, lebt Musikern erst bewusst geworden, wie solche Begegnungen für Musiker sind, es ein eigenes Leben. Das Publikum wenig sie sich eigentlich mit zeitge- denn sie ermöglichen das Ankommen erfreut sich an den Klängen eines nössischer Musik auseinandersetzen. und das Verankert sein in der künst- neuen Werks, hat aber keine Teilnahme In einem Zeitalter, in dem die Mu- lerischen Gegenwart. Die Resonanz am Entstehungsprozess. Komponieren sikhochschulen ihre Elfenbeintürme nach diesen Begegnungen zwischen teilt somit das Schicksal der Proben- verlassen haben und sich als aktive, Komponist und Orchester war die In- arbeit eines jeden Ensembles: beide nach außen strahlende Kulturinstituti- itialzündung für eine weitere, projekt- geschehen im Verborgenen. Moritz onen profiliert haben, ist die Unsicht- artige Zusammenarbeit: Studierende Eggert, Professor für Komposition an barkeit der Kompositionsklassen ein der Kompositionsklasse Herbert Willi der Münchner Hochschule für Musik großer Nachteil. Unsichtbar sein im erhielten in sogenannten Instrumenta- und Theater, hat dies in seiner Kolum- Zeitalter des Internets und der sozialen tionsworkshops die Möglichkeit, ihre ne Absolute beginners in der Neuen Medien heißt letztlich nicht zu exis- letzten Arbeiten in situ auszuprobieren. Musikzeitung so formuliert: „Kompo- tieren. Außerdem, wie Claus-Steffen Moderne, digitale Werkzeuge erlau- nieren ist ein einsames Geschäft. Wer Mahnkopf betont: „Es gab Zeiten, da ben zwar das Anhören von eigenen sich Musik ausdenkt, braucht Ruhe und waren die Professuren für Komposition Werken bevor sie gespielt werden oder Konzentration und ist meistens allein. und Dirigieren die Aushängeschilder überhaupt fertig sind, jedoch können […] Manche Studenten bekommt man einer Hochschule. Andere Berühmt- sie (noch) nicht die Erfahrung mit den daher auch kaum zu Gesicht außer- heiten und Studentenmagnete waren realen akustischen Bedingungen eines halb des Unterrichts, denn anstatt willkommen, doch diese beiden Fächer Orchesters auf der Bühne ersetzen. am Leben teilzunehmen, werden sie standen für Kreativität, ästhetische Wiederum begegnen sich dabei Kom- zu einsamen Wölfen im Dienste eines Ausrichtung, fürs Große und Ganze“2. ponierende und Ausführende, aber oft vollkommen unrealistisch über- Dieser Prestigeverlust der Komposi- nicht nach Fertigstellung eines Werkes,
9 PulsArt-Mitglieder zum Projekt ... sondern inmitten des kompositorischen Prozesses. Die Probenarbeit wird dabei aufgenommen und kann später im Ein- zelunterricht in der Kompositionsklas- se ausgewertet und reflektiert werden. In Fachgesprächen im Vorfeld eines Martin Kolfhaus, Schlagwerk solchen Instrumentationsworkshops Klasse Slavik Stakhov wurde festgestellt, dass sich – gerade im Hinblick auf spezielle avantgardis- Vivian Domenjoz: Inwiefern hat dich tische Spieltechniken auf den verschie- die Teilnahme bei PulsArt musikalisch denen Instrumenten – ein voll besetz- weiter gebracht? tes Orchester nicht immer als idealste Martin Kolfhaus: Die Teilnahme an Besetzung erweist. dem Projekt PulsArt war musikalisch Ein ständiges Ensemble für Neue sehr interessant. Erst die detaillierte Musik am Vorarlberger Landeskon- Erarbeitung der Werke ermöglichte mir servatorium wäre da die erträumte das volle musikalische Verständnis. Lösung. Es wären damit nicht nur die Es war spannend, musikalisch andere künstlerischen Begegnungen noch Funktionen zu übernehmen. Foto: Victor Marin Roman intensiver, sondern die Pflege Neuer Vivian Domenjoz: Wieso würdest du Musik würde, nach einigen Jahren des eine Teilnahme an einem Projekt von Musik wird bei PulsArt gefördert. Man Unterbruchs, an Stellenwert im Haus PulsArt anderen Studierenden empfeh- bekommt natürlich auch Erfahrung gewinnen, der Kompositionsklasse len? beim Zusammenspiel in kleineren eine Plattform bieten und allen Studie- Martin Kolfhaus: Das allgemeine Ensembles. Allerdings war das Projekt renden den Zugang zur musikalischen Verständnis von zeitgenössischer sehr zeitaufwendig. Gegenwart erleichtern. Überzeugt von der Notwendigkeit eines solchen Unternehmens, wurde nun der Wunsch zur Realität und das erste, qualitativ Anna Zimmermann, Violine überzeugende Resultate des Ensembles Klasse Karin-Regina Florey PulsArt konnten jüngst in mehreren Konzerten erlebt werden. Als nächste Vivian Domenjoz: Wie stehst du zur Etappe wurden bereits Uraufführungen Literatur, die in einem Ensemble wie von Werken aus der Kompositionsklas- PulsArt gepflegt wird? se Herbert Willi auf den Weg gebracht. Anna Zimmermann: Ich selbst spiele Die musikalische Realisierung wird im und höre gerne moderne Musik. Die nächsten Studienjahr erfolgen. Wie es Werke, die wir gespielt haben, waren danach weiter gehen wird? Der Fanta- Foto: Victor Marin Roman interessant zu spielen. Besonders die sie sind hier keine Grenzen gesetzt und Uraufführung und die damit zusam- Anna Zimmermann: Die Zusammen- hoffentlich wird es in naher Zukunft menhängende Arbeit mit dem Kompo- arbeit mit Herrn Lobanov war sehr heißen: „… und der Rest ist Geschich- nisten war sehr lehrreich. Ich fände es spannend. Es ist sehr interessant die te“. gut, wenn unsere hauseigenen Kom- eigene Interpretation mit der eigentli- ponisten auch die Möglichkeit hätten, chen Vision des Komponisten zu ver- Werke zum Erklingen zu bringen. gleichen. Und wenn diese Vision vom Vorschau Vivian Domenjoz: Wie war die Zusam- Komponisten auf so eine kollegiale Art menarbeit bzw. Probenarbeit mit dem vermittelt wird, ist das ein Gewinn für Das Ensemble PulsArt wird im Früh- Komponisten Vassily Lobanov? jedermann. ling 2019 ein neues Werk von Tristan Uth, zurzeit Student in der Kompositi- onsklasse, uraufführen. Dieser hat die Kompositionsarbeit dazu begonnen und kann verständlicherweise noch 1 Eggert, Moritz: „Allein, allein“ in: Neue Musikzeitung (2017), Nr. 11. keine weiteren Auskünfte geben. Abrufbar unter: https://www.nmz.de/artikel/allein-allein Soviel gibt sein Lehrer Herbert Willi 2 Mahnkopf, Claus-Steffen: „Von Nono träumen am Institut für Gegenwartsmusik“ schon preis: Das Werk wird gut werden in: Neue Musikzeitung (2016), Nr. 4. Abrufbar unter: https://www.nmz.de/artikel/von-nono- und für Gesprächsstoff sorgen. traeumen-am-institut-fuer-gegenwartsmusik
KOOPERATION Märchenoper „In der Schule des Riesen“ als Auftragswerk zum Stadtjubiläum Vorarlberger Landeskonservatorium und Theater am Saumarkt kooperieren für Feldkirch 800 Eine Märchenoper ist der gemeinsame Die Märchenoper erzählt die Ge- Beitrag vom Vorarlberger Landes- schichte von Paula. Wie ihr Bruder konservatorium und dem Theater am Paul möchte auch sie die Schule des In der Schule des Riesen Saumarkt zum 800. Geburtstag der Riesen in der großen Stadt besuchen, Märchenoper für Kinder ab Stadt Feldkirch. Das Auftragswerk In aber Mädchen sind dort nicht erlaubt. 8 Jahren und die ganze Familie der Schule des Riesen feiert am 21. Also verkleidet sich Paula und macht Juni im Theater am Saumarkt Premie- sich als Pius gemeinsam mit ihrem Premiere: re. Der türkischstämmige Komponist Bruder auf den Weg. Aber der Pfört- 21. Juni, 19.00 Uhr und Pädagoge Murat Üstün hat die ner der Schule steht wachsam am Tor. Theater am Saumarkt, Feldkirch Oper in der Fassung für Klavier und Kann Paulas Verkleidung den Pförtner Weitere Aufführungen: Gesang für ein junges Publikum und überlisten? 22. / 23. Juni, jeweils 19.00 Uhr; die ganze Familie geschrieben. Das Das Projekt wird unterstützt von der 24. Juni, 15.00 Uhr Libretto stammt von Jürgen-Thomas Stadt Feldkirch, der Kulturabteilung Schulaufführungen: Ernst, für die Inszenierung zeichnet des Landes und der Impulse Privat- 25. bis 28. Juni, jeweils 10.00Uhr, Dora Kutschi verantwortlich. Auf der stiftung. Theater am Saumarkt, Feldkich Bühne stehen Sängerinnen und Sänger des Vorarlberger Landeskonservatori- Komposition: Murat Üstün ums, am Klavier begleiten sie Libretto: Jürgen-Thomas Ernst Johannes Hämmerle und Philipp Heiß. Inszenierung: Dora Kutschi Seit vielen Jahren inszeniert Dora Kutschi erfolgreiche Kinderopern mit Es singen Studierende der Studierenden ihrer Gesangsklasse in Gesangsklasse Dora Kutschi: Zusammenarbeit mit dem Theater am Anita Ströhle, Britta Wagener, Saumarkt. Zum Stadtjubiläum 800 Monique Vauti, Kathrin Signer, Jahre Feldkirch hat es sich das Vor- Katharina Riegler, Katharina arlberger Landeskonservatorium zur Jansen, Raphaela Wallner, Aufgabe gemacht, eine ganz besondere Mookho Rankala, Michael Schöpf, Produktion mit historischem Bezug auf Damiano Capelli, Nadja Nigg die Bühne zu bringen. Am Klavier: Johannes Hämmerle und Philipp Heiß Intensive Probenarbeit bis zur Premiere am 21. Juni. Fotos: Victor Marin Roman
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INTERVIEW Kunst machen Künstler Jörg Maria Ortwein sprach mit dem Bludenzer Kulturmanager und Kulturberater Christoph Thoma, der neben seinen aktuellen Aufgaben und Projekten sein Wissen auch an Studierende des Vorarlberger Landeskonservatoriums weitergibt. Christoph Thoma und Jörg Maria Ortwein im Gespräch (vlnr). Fotos: Victor Marin Roman Jörg Maria Ortwein (JMO): lerischer Leiter der Remise Bludenz, JMO: Phrasierung und Atmung im Christoph, Du warst einst selbst Stu- geschäftsführender Intendant der Management, was genau meinst Du dierender am Landeskonservatorium Grazer Spielstätten und von 2013 bis damit? hier in Feldkirch. Für Deinen weiteren 2016 als Geschäftsführer von Bregenz beruflichen Weg nach dem Studium hat Tourismus & Stadtmarketing für die CT: Jede öffentliche Rede ist eine Art Dein eigenes Instrument nur noch eine Positionierung der Landeshauptstadt Konzert, da hilft eine ruhige Atmung. Nebenrolle gespielt. Würdest Du unse- als Kultur- und Festspielstadt verant- Daher bin ich auch ein Verfechter von ren Lesern Deine berufliche Laufbahn wortlich. Höhepunkt in Bregenz war Auftrittspraxis. Phrasierung gibt es einführend schildern? die Verleihung der Stadtmarke des auch in der Sprache, und damit entsteht Jahres 2014 beim 9. Kulturmarken ein roter Faden für eine Dramaturgie. Christoph Thoma (CT): Ich war von Award in Berlin und der Startschuss Und eine Dramaturgie braucht bei- 1992 bis 1997 in der Trompetenklas- zur Kulturhauptstadtbewerbung, die spielsweise auch ein Pressetext. se von Prof. Lothar Hilbrand, von es ohne meinen Impuls in dieser Form 1993 bis 2002 dann Lehrer an der der Zusammenarbeit, auch wenn sie JMO: Wie Du weißt, ist es mir wichtig, Musikschule Dornbirn und in dieser mittlerweile auf Dornbirn beschränkt unsere Studierenden mit aktuellen Ten- Zeit auch mit der Organisation des ist, kaum gegeben hätte. denzen, die einen Bezug zu ihrem Stu- dortigen Jugendsinfonieorchesters dium haben könnten, zu konfrontieren. beschäftigt. Eine Zeit, die mich sehr JMO: Eine beeindruckende Laufbahn. Was hat Dich dazu bewogen, auf das geprägt hat. Auch die Zusammenarbeit Gibt es etwas, was Du aus heutiger Angebot unseres Hauses einzugehen mit Prof. Guntram Simma, der mich Sicht rückblickend anders machen und unseren Studierenden die Perspek- immer noch als Mentor und wichtiger würdest? tiven von Kultur- und Musikmanage- Gesprächspartner begleitet. Dem Ruf ment über verschiedene Lehrveranstal- des heutigen Wiener Konzerthaus-In- CT: Mit Sicherheit nichts. Ich wollte tungen näher zu bringen? tendanten Matthias Naske zur Jeunesse Musiker werden, ich wollte mich mit nach Wien als Musikvermittler im Kunst auseinandersetzen, und ich habe CT: Seit meiner Jeunesse-Zeit hatte ich künstlerischen Betriebsbüro konnte für mich den richtigen Weg gefunden. immer wieder Praktikanten und seit ich damals nicht widerstehen. Damit Und ich bin froh, dass ich als aktiver 2006 als Geschäftsführer bis zu 20 war meine aktive Musikerlaufbahn Musiker viel über Phrasierung oder Mitarbeiter. Ich bin überzeugt davon, im August 2002 beendet. Danach Atmung gelernt habe. Aspekte, die dass es wichtig ist, Wissen weiterzuge- war ich Kulturamtsleiter der Stadt mich auch heute noch im Management ben, Menschen aktiv zu führen, ihnen Bludenz, Geschäftsführer und künst- begleiten. Raum für Weiterbildung zu geben.
13 ein Rollenspiel nachgestellt, in dem JMO: Mit der Ringvorlesung „Musik- Studierende ein fiktives Konzertprojekt management – Was Sie schon immer in 60 Sekunden erklären müssen. über den Kulturbetrieb erfahren woll- ten ...“ waren Studierende des Lan- JMO: Zu Deinen Kernkompetenzen deskonservatoriums zu Gast an einer zählt mittlerweile das Management von Vielzahl von Kulturspots in Vorarlberg Kultur. Welche Bedeutung hat Deiner und trafen auf Kulturverantwortliche Meinung nach der Bereich des Musik- und Kulturmacher aus den verschie- managements für junge Musikerinnen densten Bereichen. Welche Zielvor- und Musiker? stellungen verfolgtest Du konkret mit dieser Lehrveranstaltung, die Du im CT: Ganz ehrlich gesagt, während des Sommersemester dieses Jahres durch- Studiums einen eher geringen. Aber geführt hast? Daher glaube ich daran, dass Studie- mit dem Einstieg ins Berufsleben wird rende schon im Studium mit Fragen jede und jeder in irgendeiner Form CT: Ich wollte die Studierenden mit des Managements konfrontiert werden mit Managementfragen konfrontiert kulturellen Orten, weiteren Kunstspar- sollten. Sharing Knowledge, lebenslan- werden. Sei es bei der Organisation ten und Menschen zusammenbringen. ges Lernen, Offenheit, das will ich den von Vorspielstunden, Erarbeitung einer Und zudem in den 5 Veranstaltungen Studierenden mit auf den Weg geben. Konzertdramaturgie, Marketing oder à 90 Minuten Theorie und Praxis Und das spiegelt sich auch in meinem schlichtweg beim Erstellen eines Sub- verbinden. Wir haben viele Zugänge pädagogischen Verständnis: Die Stu- ventionsansuchens. Das waren auch zum Kulturbegriff diskutiert, aber auch dierenden bekommen bei mir keinen Fragestellungen für die Studierenden mehr über das Zusammenspiel einer theoretischen Frontalunterricht, im des Seminars im Wintersemester, wo Stadtverwaltung mit einer Musikschu- Gegenteil, sie müssen sich einbringen. wir gemeinsam ein Festival mit Stra- le erfahren. Abgesehen davon haben Ich versuche den Unterricht dialoghaft ßenmusik für den Dornbirner Markt- uns Dramaturgen einige wissenswerte zu gestalten. Beispielsweise haben wir platz erarbeitet haben.
INTERVIEW Beim ersten Teil der Ringvorlesung am 13. März 2018 im Flatz Museum in Dornbirn mit Kulturamtsleiter Roland Jörg und Musikschuldirektor Ivo Warenitsch Hintergrundgeschichten über die Ent- sprächspartner lautete: Was verstehst Du JMO: Ich habe schon gesagt, dass stehung von Konzertprogrammen und unter Kultur? Diese Frage würde ich nun man Dich nicht zuletzt als sehr Festivals erzählt. gerne auch an Dich weitergeben. erfolgreichen Kulturmanager wahr- nimmt. Kann man Kultur überhaupt JMO: Was ist Dir aus Deiner Sicht mit CT: Kunst machen Künstler. Kultur managen? dieser Ringvorlesung gelungen, was beschreibt ein weites Feld menschlicher konnten die Studierenden und Gäste Aktivitäten. Aktivitäten, mit denen wir CT: Ich glaube, man muss es sogar dieser öffentlichen Veranstaltung aktiv unseren Lebensraum gestalten. Wir tun. Kunst entsteht in einem kreati- erfahren? überschreiten dabei aber immer Grenzen ven Prozess, aber damit beispiels- zu sozialen Fragestellungen, Wissen- weise Konzerte oder Opernauffüh- CT: Begegnung, Austausch, Wissens- schaft und Forschung, Sport, Gesundheit, rungen wahrgenommen werden, transfer. Roland Jörg, Ivo Warentisch, zu Architektur und Stadtplanung und zu braucht es professionelles Manage- Jörg Maria Ortwein, Stefan Dünser, Feldern wie Kommunikation, Mode und ment. Jutta Dieing, Andreas Rudigier, Hanno Gastronomie. Dies ist mein Zugang zu Loewy, Wolfgang Maurer, Katharina Kultur. Ess und Thomas Heißbauer. Kulturäm- ter Bregenz und Dornbirn, Musikschu- Zu Gast im vorarlberg museum. Museumsdirektor Andreas Rudigier, Olaf Schmidt (Bregenzer Festspiele), Jutta Dieing (Kulturamt Bregenz) und Christoph Thoma (vlnr) le Dornbirn, Landeskonservatorium, Sonus Brass Ensemble/Die Schurken, vorarlberg museum, Bregenzer Fest- spiele, Jüdisches Museum Hohenems, Internationales Bodenseefestival, Kulturverein allerArt und Symphonie- orchester Vorarlberg. Ich glaube, damit ist die Frage beantwortet. JMO: Du hattest mich im Rahmen der Ringvorlesung ebenfalls auf das Podium geladen. Deine erste Frage im Theater am Saumarkt an uns Ge-
15 JMO: Wir haben gehört, dass Du das Landeskonservatorium seit vielen Jahren aus verschiedenen Blickwin- keln kennst. Welche Bedeutung hatte rückblickend das Landeskonservato- rium für die kulturelle Entwicklung der Region aus der Perspektive eines Kulturmanagers und Beraters, der schon für verschiedene Institutionen, Organisationen und Kommunen gear- beitet hat? CT: Wissenschaftliche Einrichtungen, zu denen auch eine Musikausbil- dungsstätte zählt, sind wichtig für eine Region. Hier entsteht ein Diskurs über Kunst. Kreative Prozesse werden Christoph Thoma hat am 21. März Dir. Jörg Maria Ortwein und den Musiker und Pädagogen Stefan Dünser ins angestoßen, auch im Dialog mit der Theater am Saumarkt geladen. Geschäftsführerin Sabine Benzer bei der Begrüßung Bevölkerung. Das Landeskonservato- rium ist zudem ein gutes Beispiel, wie bedeutender Kulturträger. Nicht nur als die Dramaturgie wie auch die Organi- eine Landeseinrichtung in das Land Ausbildungsstätte, sondern auch mit sation eines Festivalformats an Hand strahlen kann. Konzertreihen in allen den vielen Angeboten, die ich bereits eines konkreten Projekts kennenlernen, Teilen des Landes, Kooperationen mit angesprochen habe. das im Frühjahr 2019 stattfinden wird. dem Chor- und Blasmusikverband, so Im Sommersemester folgt dann die lernt das Publikum das Haus kennen, JMO: Lass uns noch einen Blick in Vorlesung Musikmanagement, wo ich die Studierenden kulturelle Partner. die Glaskugel wagen: Was sind Deine wiederum Türen öffnen und dabei ei- Das würde ich mir auch von anderen persönlichen beruflichen Zielsetzun- nen Schwerpunkt auf Kulturmarketing kulturellen Landeseinrichtungen wün- gen für die nahe Zukunft und welche legen werde. schen, das ist Verantwortung für das Lehrveranstaltungsformate hast Du ganze Land. unseren Studierenden im kommenden JMO: Vielen Dank für das Gespräch! Studienjahr anzubieten? JMO: Wir beide sind uns glaube ich einig, dass aktuelle gesellschaftli- CT: Ich bin seit 2017 mit Culturelab Kulturmanagement erleben che Umbrüche zu Veränderungen in selbständiger Unternehmer und beglei- Unter dem Motto „Was sie schon der Bildungs- und Kulturlandschaft te insbesondere die Stadt Chemnitz, immer über den Kulturbetrieb schon geführt haben und weiter führen das ehemalige Karl-Marx-Stadt, bei erfahren wollten ...“ wurden im werden. Wo siehst Du die Heraus- der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Rahmen einer öffentliche Ring- forderungen für Positionierungen im Europas 2025. Diese rund 8 Tage pro vorlesung unter der Leitung von Bildungs- und Kulturbereich in der Monat im Freistaat Sachsen fordern Christoph Thoma fünf Kulturinsti- Bodenseeregion, die gleichzeitig von mich voll, ich schreibe und koordi- tutionen des Landes besucht. Regionalität und Internationalität niere das Bewerbungsbuch, sprich die geprägt ist? Dramaturgie und die Story für eine 13. März 2018 mögliche Kulturhauptstadt, vernet- Dornbirn, Flatz Museum CT: Vorweg – wir leben in einer ze Chemnitz in Europa und habe absolut internationalen Region, einer selbst die Möglichkeit vor Ort neue 21. März 2018 Art Metropolregion, die zusammen- Projekte und Ideen mit einem Team Feldkirch, Theater am Saumarkt gewachsen ist, es gibt längst keine von 5 Mitarbeiterinnen und rund 300 Grenzen mehr. Das sieht man auch Ehrenamtlichen umzusetzen. Zudem 11. April 2018 an der Vielfalt der Nationalitäten und moderiere ich die Kulturkonzeption Bregenz, vorarlberg museum Sprachen hier am Haus. Bildung und der Stadt Weingarten bei Ravensburg, Wissenschaft sind die wichtigsten die bis Jahresende präsentiert werden 8. Mai 2018 Bausteine für die Zukunft, die relevant sollte sowie diverse kleinere Bera- Hohensems, Jüdisches Museum für eine funktionierende Gesellschaft tungsaufträge. Hier am Hause folgt sind. Und darauf sollten wir aufbauen. im Wintersemester ein Seminar zur 4. Juni 2018 Das Landeskonservatorium ist ein mu- Erarbeitung eines Kammermusikfesti- Bludenz, Remise (Galerie) sikalischer Botschafter des Landes, ein vals. Die Studierenden werden sowohl
FORSCHUNG Aktuelles aus der Forschung am Zentrum Volksmusikforschung Bodenseeraum Von Evelyn Fink-Mennel Forschungsstation des Vorarlberger Landeskonservatoriums bei der 8. Langen Nacht der Forschung Am Freitag, 13. April 2018 hieß es wie- spielbereit gemacht wird und wie die (Trompete), Lea Lampert (Fagott), der Eintritt frei in die Welt der Wissen- darin überlieferte Musik klingt. Emma Riemer (Violine), Philip Tratter schaft und Forschung! Bei der nunmehr Gemäß der Forschungsfrage „Zu (Fagott) und Franziska Ude (Violine) österreichweit zum achten Mal ausge- welcher Musik wurde bei Vorarlber- haben sich gemeinsam mit Evelyn tragenen Langen Nacht der Forschung ger Partys um 1800 getanzt?“ hat das Fink-Mennel (Violine, Maultrommel) wurden auch in Vorarlberg an neun Forschungsteam einen Kurz-Film diese verschiedenen Tänze musika- Standorten in Dornbirn und Lustenau erstellt, um den Prozess der quellenkri- lisch wie choreografisch angeeignet. aktuelle Projekte, neue Erkenntnisse tischen Arbeit von der schwer lesbaren Das Interessierte Lange-Nacht-der- und Technologien auf spannende, Handschrift (Texte in Kurrentschrift!) Forschung-Publikum kam, sah, hörte verständliche und unterhaltsame Weise bis zum schön lesbaren und kritisch – und tanzte schließlich zur Musik präsentiert. edierten Notenbild nachvollziehbar zu dieser groovigen, historischen Tanz- machen, die musikalischen Inhalte (mit musik mit! Erstmals war hier auch eine For- heute kaum mehr bekannten Gattungs- schungsstation mit angewandter namen wie Schlichar und Rongger) Musikwissenschaft vertreten. Studie- vorzustellen und das Lebensumfeld rende des Schwerpunktes Volksmusik des Aufzeichners Josef Martin Strolz an Musikschulen und Evelyn Fink- (Lech/Bludenz) kurz zu beleuchten. Mennel (Zentrum Volksmusikforschung Schließlich gehörte das Hauptaugen- Bodenseeraum am Vorarlberger Lan- merk der musikalischen Umsetzung deskonservatorium) haben am Stand- dieser Fest- und Partymusik aus ort INATURA Dornbirn gezeigt, wie dem frühen 19. Jahrhundert (aus der eine im Archiv der Österreichischen Handschrift: „gespielt bei den Haupt- Nationalbibliothek schlummernde Vor- produktionen am Faschingsdienstag arlberger Handschrift aus dem Jahre 1816“). Die Studierenden Christoph 1818 für die gegenwärtige Spielpraxis Dobberstein (Akkordeon), Felix Huber Foto: Victor Marin Roman IBH-Forschungsprojekt „Alltagskunst als Innovations- und Integrationsfaktor in Unternehmen der Bodenseeregion – eine Illustration am Beispiel der Musik“ Projekttätigkeit Teilprojekt unter Federführung nologie (Soundsystem für PC sowie des VLK Sensor für Musikinstrument). Die In der ersten Jahreshälfte 2018 erfolg- an Musikinstrumenten befestigbaren ten vier Meetings des Projektteams Aktuell koordiniert und organisiert Sensoren lösen akustische, mechani- (Dr. Wilfried Lux, Mag. Evelyn Fink- das VLK (in der Verantwortung von sche und/oder elektrische Effekte aus. Mennel, Dr. Pietro Morandi) an der Evelyn Fink-Mennel) die Umsetzung Das Ziel dieser Zusammenarbeit von FH St. Gallen, um die Vorgehensweise und Ausführung einer Geschäftsidee, MusikerInnen und Unternehmern ist für die bereits Ende 2017 definierten die an Schnittstellen zu elektronischer für die Studierenden – neben Lerner- Teilprojekte Zusammenarbeit Unter- Musik interessierte Künstler (Mu- fahrungen im Umgang mit elektroni- nehmen und KünstlerInnen“ (Ziel: wie sikstudierende des VLK) mit dem scher Musik – auch Erfahrungen im können Unternehmer und Künstler in Unternehmer, Musiker und Komponis- kompositorisch-improvisatorischen der Zusammenarbeit voneinander ler- ten Matthias Müller (SABRE, Zürcher Musikschaffen zu sammeln, bis hin zu nen und profitieren) weiterzuverfolgen Hochschule der Künste) zusammen- einer konkreten „Performance“, die das und zu koordinieren. bringt. „SABRE“ ist eine Musik-Tech- aktuelle Festivalthema Kühe mitbe-
17 Auf in den Norden … Von Judith Wiedemann Vorarlberger Geiger beim FolkBALTICAa Festival folkBALTICA – ein im Grenzgebiet Volkslieder in teils rockigen Arrange- von Dänemark und Deutschland rund ments gespielt und sogar das Publikum um Flensburg jährlich stattfindendes zum Jodeln animiert. Unser „eigenes“ Festival mit jeder Menge Volksmusik. Österreich-Konzert am 26. April in Matthias Müller demonstriert Hard- und Software seiner Passend zum diesjährigen Thema Berg der Auferstehungskirche in Kappeln SABRE-Technologie für Studierende des VLK, 1. Mai und Meer/Bjerg og hav wurde das unter dem Motto Der Ruf der Berge 2018. Foto. Evelyn Fink-Mennel Vorarlberger Streichensemble Messis lebte von einem sehr abwechslungsrei- Cellogruppe, ein von Evelyn Fink- chen Programm: Es wurden schnelle denkt. Die einführenden vier Work- Mennel geleitetes Schülerensemble zu- Tanzmusik und berührende Lieder shops haben dafür am 1., 2., 19. und sammen mit Studierenden des Vorarl- gesungen, gejodelt und gespielt. Das 26. Mai 2018 am Vorarlberger Landes- berger Landeskonservatoriums (Cäcilia Publikum bedankte sich mit Stan- konservatorium mit Matthias Müller Dorner, Emma Riemer, Franziska Ude ding Ovations und langanhaltendem stattgefunden. Beteiligte des Vorarlber- und Judith Wiedemann) eingeladen, Applaus. ger Landeskonservatoriums: Samuel am diesjährigen Festival im Rahmen Eder (Klarinette), Leonardo Rosales zweier Konzerte am 25. und 26. April Diese Reise bot einmalige und inten- (Saxofon), Lea Lampert (Fagott) und 2018 Geigenmusik aus Österreich sive Erlebnisse mit vielen neuen Me- Christoph Dobberstein (Akkordeon), vorzustellen. lodien und musikalischen Eindrücken, sowie Evelyn Fink-Mennel (Stimme, die wir in unsere Zukunft mitnehmen Violine, Kuhglocken). So wurde am 24. April frisch und können. Das Ergebnis dieser Projektzusam- munter mit der zwölfköpfigen Gruppe menarbeit wird am 17. August 2018 die zwölfstündige Zugreise Bregenz- im Rahmen einer Konzertperformance Flensburg gestartet, welche zur Freude beim Festival Walserherbst in der aller Beteiligten und Mitreisenden mit Großwalsertaler Gemeinde Sonntag einem spontanen Konzert im Zug und präsentiert. Gesangsproben der Stücke überbrückt wurde. Am nächsten Morgen ging es Ausblick über die deutsch-dänische Grenze nach Sønderborg ins 700-Plätze fassende Die anderen Teilprojekte dieses Inter- Konzerthaus Alsion, wo abends das nationale Bodensee-Hochschule-For- ausverkaufte Festival-Eröffnungskon- schungsprojektes (Konzerte in origi- zert gemeinsam mit dem folkBALTI- neller Umgebung – Tisca; Musik als CA-Ensemble unter der Leitung von Dienstleistung: Management-Seminar Harald Haugaard gespielt wurde. Bei Foto: folkBALTICA unter Einbezug eines Organisations- den sehr intensiven Proben auf und psychologen und Dirigenten; Work- hinter der Bühne und beim Austausch shop Musik-Logo/Sound-Branding; mit den anderen Musikerinnen und Return on Sponsoring/Return on Mu- Musikern war bei allen die große sic; Brot&Klang) sollen in der zweiten Begeisterung am gemeinsamen Musi- Jahreshälfte 2018 realisiert werden. Pa- zieren spürbar und wirkte als Binde- rallel dazu wird ein Handbuch erstellt, glied zwischen den unterschiedlichen in dem neben Methodik und Theorie Kulturen. Auch später im Konzert des Forschungsprojektes diese erwähn- war es eine faszinierende Erfahrung ten Teilprojekte ausführlich dargestellt mitzuerleben, wie manche Lieder, werden – um daraus auch die nötigen welche länderübergreifend in jeweils Foto: Evelyn Fink-Mennel Ableitungen für Projektkooperationen abgewandelten Versionen bekannt dieser Art machen zu können, die in sind, im Konzert wieder zusammenge- einen Leitfaden fließen sollen. Dies mischt wurden und so ein Gefühl von alles soll als Buch publiziert werden. Gemeinsamkeit vermittelten. Dabei Gespräche mit potentiellen Verlagen wurden deutsch- und dänischsprachige werden derzeit geführt.
WEITERBILDUNG Nachhaltiges Weiterbildungsangebot am VLK Von Birgit Gebhard Alumni-Treffen der EMP- Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Weiterbildungslehr- Absolventen 2011-2017 gang als große fachliche und persön- liche Bereicherung der Absolventen Seit 2011 wird am VLK der viersemest- bezeichnet wurde. Es wurden neue rige Lehrgang Elementare Musikpäd- pädagogische und musikalische Sicht- agogik (EMP) regelmäßig angeboten. weisen vermittelt, welche gerne im Bisher haben sich 42 Pädagogen persönlichen pädagogischen Arbeits- intensiv mit den unterschiedlichen kontext eingesetzt werden. Musika- Facetten des Elementaren Musizierens lische Fertigkeiten konnten durch im Rahmen dieser musikalischen Wei- die umfassende Methodenvielfalt Foto: Birgit Gebhard terbildung auseinandergesetzt und den entwickelt und gefördert werden. Der Lehrgang erfolgreich absolviert. ganzheitliche Ansatz des Lehrganges Mit großer Freude und Interesse wurde wurde als stärkende und persönlich- Wertvolle Unterrichts- keitsbildende Weiterbildung eingestuft. die Einladung des VLK zum ersten Darüber hinaus hat die Absolvierung erfahrung in der Austauschtreffen der Absolventen im dieser Weiterbildung neue berufliche Erwachsenenbildung März 2018 angenommen. Einleitend Arbeitsfelder eröffnet und einige nutzte Natalie Begle als neue EMP- Pädagogen erhielten insbesondere an Während der vergangenen zwei Dozentin am VLK die Gelegenheit, Musikschulen Anstellungen im Fach- Semester wurde im Aufbaukurs für den interessierten Absolventen einen bereich der EMP. Insgesamt bereichert Chorleitung am Vorarlberger Landes- fachlichen Impuls als Anregung anzu- diese Weiterbildung vielfältige beruf- konservatorium eine Gruppe motivier- bieten. Das Wiedersehen war darüber liche Arbeitsfelder in der Bodenseere- ter Chorsänger unterrichtet. Während hinaus eine gute Gelegenheit, Kontakte gion und der Vorarlberger Bildungs- des regelmäßigen Unterrichts am zu knüpfen und Praxiserfahrungen aus- landschaft. Zukünftig wünschen sich Montagabend wurden grundlegende zutauschen. Weiters wurde das Treffen die Absolventen zusätzliche Vertie- Kompetenzen im Dirigieren sowie der von der Studienbereichskoordinatorin fungsmodule, um sich beispielsweise Musiktheorie vermittelt. Die Referen- für Weiterbildung, Birgit Gebhard, ge- im Bereich der Seniorenarbeit oder der ten Ulrich Mayr und Quirin Mühl- nutzt, um im Rahmen eines Workshops Arbeit mit spezifischen Altersgrup- berger konnten die wissbegierigen reflektierende Fragen an die anwesen- pen und diversen Bedürfnissen noch Erwachsenen durch ihre regelmäßige den Absolventen zu richten. Mit dieser intensiver durch Elementares Musi- Unterrichtstätigkeit während des Stu- Evaluierung wurden wertvolle Hinwei- zieren einbringen zu können. Weiters dienjahres begleiten und dabei mit viel se und Anregungen für die Weiterent- wurde insbesondere von ausgebildeten Motivation und Einsatz die Entwick- wicklung des Lehrganges formuliert Instrumentalpädagogen der Wunsch lung der Lernenden fördern. Ulrich sowie mögliche Zusatzangebote im nach einem zertifizierten Weiterbil- Mayr bereichert seit Jahren als erfahre- Bereich des Elementaren Musizierens dungsabschluss, wie beispielsweise die ner Pädagoge, Musiker und Chorleiter definiert. Möglichkeit eines Masterstudiums im die Weiterbildungsangebote des VLK Bereich der Elementaren Musikpäda- und vermittelt im Aufbaukurs grund- gogik, geäußert. legende Kompetenzen im Dirigieren. Foto: Birgit Gebhard Quirin Mühlberger studiert Hauptfach Die gemeinsame Reflexion sowie der Gitarre bei Augustin Wiedemann, be- einleitende Fachimpuls wurden von legt den Schwerpunkt Musiktheorie bei den anwesenden Absolventen dank- Martin Skamletz und Vivian Domenjoz bar als inspirierende Bereicherung und war während der vergangenen angenommen. Ein weiteres Austausch- zwei Semester für die musiktheoreti- treffen im kommenden Jahr wurde schen Fertigkeiten der Kursteilnehmer angeregt und wir freuen uns auf ein verantwortlich. Gemeinsam mit der verbindendes Wiedersehen am Vorarl- Studienbereichskoordinatorin für Wei- berger Landeskonservatorium. terbildung, Birgit Gebhard, reflektierte er seine Unterrichtserfahrungen in der
19 Erwachsenenbildung und den daraus resultierenden Mehrwert für seinen weiteren beruflichen Lebensweg. Quirin berichtet, dass gemäß seiner Er- fahrung Erwachsene, die etwas lernen wollen, sehr motiviert und interessiert sind und folglich einiges an Kompe- tenzen vom Lehrenden einfordern. Insbesondere berufstätige Lernende fordern neben impliziten fachlichen Fragestellung auch immer wieder komplexe ganzheitliche Erläuterungen, welche dem Lehrenden viel Einfüh- lungsvermögen sowie individuelles methodisches Vorgehen abverlangt. Ein sicheres, selbstbewusstes Auf- treten, welches aber Raum für einen Referent Elias Betz mit Blick.punkt EMP-Workshopteilnehmerinnen. Foto: Birgit Genhard kritischen Dialog lässt, ist dabei von großer Hilfe; ganz nach Schönberg, der sagt: „Warum Halbgott sein wollen? fahrungen erkennbar. Die Unterrichts- Blick.punkt EMP Warum nicht lieber Vollmensch“. Er- tätigkeit ermöglichte Quirin wertvolle wachsene erwarten klare Strukturen im methodische Erfahrungen, welche er setzte neue Impulse Unterrichtsverlauf, schätzen planbare zukünftig in seiner Arbeit als Musik- Abläufe und interessieren sich für das pädagoge verstärkt umsetzen möchte. Im Rahmen von eintägigen Workshops genaue Einhalten der vorgegebenen Unter anderem zeigte ihm die Praxiser- bietet das VLK jährlich die Möglich- Lehrpläne. Auch Rahmenbedingun- fahrung zusätzliche Möglichkeiten auf, keit, vertiefende Anregungen für die gen, wie beispielsweise die optimale wie man die Theorie ganz einfach in Arbeit im Kontext des Elementaren Raumausstattung, spielen bei Er- den Instrumentalunterricht einfließen Musizierens zu erfahren. Im Früh- wachsenen eine bedeutende Rolle und lassen und dadurch eine Verknüpfung ling wurde der vielfältige Einsatz der werden vorausgesetzt. Der umfassende von Theorie und Praxis schaffen kann. Xylophone erläutert. Professor Elias Anspruch, dem ein professioneller Betz, Leiter des Studiengangs Elemen- Weiterbildungskurs bzw. Lehrende Zusammenfassend bezeichnet Quirin tare Musikpädagogik an der Hoch- in der Erwachsenenbildung gerecht die Unterrichtserfahrung als sehr wert- schule für Musik und Darstellende werden müssen, wird durch diese Er- volle zusätzliche Bereicherung, welche Kunst in Mannheim verwies auf den er insbesondere am Ende seines nun faszinierenden Klangreichtum und die abgeschlossenen Bachelorstudiums umfassenden Einsatzmöglichkeiten der Quirin Mühlberger. Foto: Victor Marin Roman dankbar in sein weiteres Musikerleben Xylophone in künstlerisch-pädagogi- mitnimmt. Auch zukünftig würde er schen Kontexten. Im Rahmen dieses gerne wieder Unterricht in der Erwach- ganztägigen Workshops erfuhren die senenbildung anbieten und empfiehlt zahlreichen Teilnehmer verschiedenste jedem angehenden Musikpädagogen, Facetten dieses Instrumentariums und diese Praxiserfahrung anzustreben. entdeckten Varianten für Improvisati- on, Arrangement und Liedbegleitung. Die Herausforderung im Umgang mit Erwachsenen hat Quirin in den Aufgrund der bemerkenswert großen vergangenen Monaten angenommen Nachfrage bieten wir im kommenden und hervorragend gemeistert. Er ist gut Studienjahr eine weitere Vertiefung vorbereitet, um auch an anderen Orten zu diesem spezifischen Thema im und Stellen einen musiktheoretischen Rahmen eines Workshops an. Interes- Kurs übernehmen zu können. Es ist senten können sich vorab schon bei der ihm gelungen, insgesamt zehn lernende Studienbereichskoordinatorin Birgit Chorsänger mit unterschiedlichen mu- Gebhard für eine etwaige Teilnahme sikalischen Vorkenntnissen, die gerne vormerken lassen. einmal einen Chor leiten möchten, in ihren musiktheoretischen Fertigkeiten zu fördern und weiterzuentwickeln.
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