Schule mal - 29 Januar 2021 - Freie Alternativschule Dresden
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt Editorial Schule mal woanders: 5 draußen: die Waldtage 11 draußen: die Schulwanderwoche Liebe Leserinnen und lieber Leser, 17 unter vier Augen I: das Interview mit Katrin Rapp wir haben ein tiefes Bedürfnis von den Dingen berührt, erstaunt aber auch erschüttert zu werden. Die Frage „Welches Bildungs- 19 weit weg: die Auslandsfahrt erlebnis ist Ihnen in Erinnerung geblieben?“ wird manchmal im Zuge eines Interviews Prominenten im Radio gestellt. Neben 23 negativen und positiven Erinnerungen im Unterricht oder Stu- weit weg: die Sportwoche dium werden auch Erkenntnisse im Theater, in der Natur, im 27 Ausland, in Gesprächen, beim Lesen und während des Musik- Sport in Dresden: die Sportwoche Bildungs- hörens beschrieben. Erlebnisse lenken unsere Wahrnehmung auf bestimmte Dinge und bereichern uns durch die damit verbunde- 29 zum Hören: das Medienprojekt nen Erkenntnisse. Ich kann mich noch an einen Tag im Sommer in meiner Kindheit erinnern, an dem ich durch eine Brachfläche 31 unter vier Augen II: das Interview mit Franziska Wohmann lief, die mit hohem Beifuß bewachsen war. Ich erschrak sehr, als erlebnis pur plötzlich kurz vor mir kompakte kleine Vögel aufflatterten. Ich 35 im Beruf: das Praktikum hatte diese Art vorher noch nie gesehen. Meine Mutter erklärte mir, dass dies Wachteln wären und es ihre ganz spezielle Eigenart 37 ist, erst wegzufliegen, wenn sich die sich Nähernden schon fast vor im Leben: die WG ihnen stehen. Sie vermeiden die Flucht in die Lüfte so lange, bis es 41 nicht mehr anders geht. Ihnen ist es lieber, unbemerkt zu bleiben, auf der Straße: die Demos indem sie sich auf den Boden ducken. 45 als Atelier: der Kunstunterricht Erlebnisse unterschiedlicher Art ermöglichen Aha-Effekte und sind für das Wissen und die Kenntnis über das Leben von großer 51 zu Hause: der Lockdown Bedeutung. Deswegen hält die FAS viele verschiedene Aktivitäten auch außerhalb der Schule bereit, die den Erfahrungs- und Erleb- 59 Eltern der FAS stellen ihre außerschulischen Angebote vor: nisreichtum unserer Kinder ergänzen. Kunstprojekt KUNTERBUNT Wir haben in dieser Ausgabe der Zeitung einige dieser Aktivitäten beleuchtet und berichten beispielsweise über die Auslandsreisen, die Schulwanderungen auf dem Jakobsweg, die Wintersportwo- che und die Waldtage. Wir haben zwei neue Mitarbeiterinnen, die unsere Fragen beantwortet haben. Katrin Rapp ist seit diesem Schuljahr Lernbegleiterin in der Mittestufe und Franziska Woh- FAS Veranstaltungen mann berichtet über ihre Arbeit als Praxisberaterin in der Ober- stufe. Dieses Jahr kam noch ganz ungewollt die Erfahrung hinzu, (Alle Termine unter Vorbehalt) wie es ist, wenn Schüler:innen sich zu Hause selbst organisieren und mit den Schulaufgaben ohne Anwesenheit von Pädagog:in- 12 Freitag nen oder Klassenkamerad:innen klarkommen müssen. Die Welt Ab 15:00 Uhr der Hausaufgaben, die sonst nie eine Rolle im Leben der Schul- Abschlussvorstellung der Zirkuswoche der Grundstufe kinder der FAS gespielt hatte, öffnete sich für volle neun Wochen. März Auch über diese Zeit berichten wir hier und lassen Kinder, Ju- gendliche, Eltern und Pädagog:innen zu Wort kommen. 10 Samstag „1+25+1“ Viel Spaß beim Lesen wünscht euch im Namen des gesamten Die FAS-Jubiläumsparty! Schulzeitungsteams, Juli Schulwanderung der 7. Klasse, 2019 Manja Barthel. Seite 2 | FAS 29 FAS 29 | Seite 3
Lieber Gotti, ihr macht seit diesem Schuljahr Waldtage mit der Was ist dann anders in dieser Lernzeit? Blauen Quelle, wie kam euch die Idee dazu? Es ist luftiger! Wir sind ja draußen. Gotti: Ja, Waldtage gibt es an der FAS schon länger, zum Beispiel Nein im Ernst, dass die Kinder drauf gebrannt haben und wenn sie am Anfang des Schuljahres in der Grundstufe, aber auch in der dort draußen sind, das Umfeld für sie anders ist. Wir nehmen sie Mittelstufe. Bei uns in der Lerngruppe äußerten schon letztes dort auch anders wahr. Und sie sich selbst natürlich auch. Das Lern- Schuljahr einige Kinder, dass sie gern wieder in den Wald gehen gruppen-Setting ist sonst immer gleich, wovon viele Kinder profi- würden. Dabei sind auch einige, die im Waldkindergarten waren. tieren können, aber eben immer dieselben nicht profitieren. Also Maria und ich überlegten uns dann in den Sommerferien, dass wir die, die immer keine Lust haben bzw. es damit schwer haben hier gern regelmäßige „Waldtage“ einführen würden. Daraufhin war im Lernraum im Kreis zu sitzen. Im Wald sitzen wir zwar auch im ich im Waldkindergarten Klotzsche hospitieren. Man hat uns dort Kreis, aber da sind andere Sachen gefordert. Und wir stellen immer begeistert Orte vorgeschlagen, wo wir hingehen könnten. Maria wieder fest, dass es nicht das einzelne Kind ist, das Schwierigkeiten und ich wollten alle zwei bis vier Wochen einen Waldtag machen. hat mitzumachen. Sondern es ist das Setting, dass es ihm erschwert! Das hat auch die ersten zwei Male gut geklappt...(lacht)..Dann ka- Aber dort im Wald kann das Kind auf einmal punkten! Während men der Winter und die Krankheiten.. (Anmerkung der Redaktion: ein anderes, das im Lernraum total gut klarkommt, im Wald plötz- nach dem Interview kam Coro- lich Schwierigkeiten hat. Dann na, somit fand danach auch lan- tun sich auf einmal ganz an- ge kein Waldtag statt.) dere Lernfelder auf. So können sich die Kinder im Wald ganz Wann und wo finden die Wald- anders erleben und aufblühen, tage statt? weil wir dort beispielsweise so Mittwochs alle zwei Wochen in viele Sachen zeichnen, wäh- der Heide, wenn nichts dazwi- rend es sonst vom vielen Lesen schenkommt. Wir haben da ei- und Schreiben schnell ermüdet. nen Platz, der liegt zwischen der Solch positive Effekte zu erzeu- Marienallee und der Sanddüne, gen, ist im Wald viel einfacher wo wir uns einen Kreis gebaut als sonst in der Schule. haben. Aber wir sind nicht dar- Das, finde ich, ist das Wich- auf festgelegt: Wir können auch tigste. Aber auch die Bewegung noch andere Orte aufsuchen. gehört hier automatisch dazu. Schon allein vom Weg dahin Und was macht ihr da? sind sie genug gefordert und Beim ersten Mal haben wir man kann gleich beginnen, zu diesen Kreis gebaut, „Waldso- arbeiten. Hier im Lernraum fa“ heißt so etwas. Das hatten dagegen muss man Bewegungs- wir im Waldkindergarten ken- phasen einplanen, auch wenn nengelernt. Dann haben wir sie inhaltlich keinen Sinn erge- uns Blätterformen angeschaut ben. und Bäume bestimmt, es war ja Herbst. Und wir haben ein Also schreibt ihr dort auch? Waldtagebuch gestaltet. Das be- Ja, das Geschriebene ist alles inhaltet die Dinge, die wir dort dort entstanden! Dies kommt tun, wie etwa den Bauplan vom in Tütchen und wird mitt- Mittwochs, Waldsofa. Beim zweiten Mal wochs danach hier ins Waldta- haben wir den Ort genauer ken- gebuch eingeklebt. Wir haben nengelernt. So kamen wir auf Klemmbretter mit, auf denen die fünf Sinne: Also wie fühlen Elise, 2. Klasse alle zwei Wochen wir schreiben und zeichnen. Als Schule draußen: die Waldtage sich die verschiedenen Dinge an? Wie sehen die Dinge aus? Wir ha- Gruppe ist es auch sehr schön, dort gemeinsam wieder hinzukom- ben Adjektive und andere Wörter gesammelt. Was hören wir? Wie men. riecht es? Schmecken habe ich dann mal weggelassen (wir lachen). Nach dem Morgenkreis gehen wir los und sind eine halbe Stunde Interview mit Gottfried Lemberg, In dem Waldtagebuch ist auch ein Steckbrief von einem Baum, den später an unserem Platz. Wir setzen uns in unser Waldsofa. Alle sich jedes Kind ausgesucht hat. Es sollen dann auch Gruppenspiele packen ihr Frühstück aus. Das ist dann anders als üblich. Das wird Pädagoge in der Lerngruppe „Blaue Quelle“, stattfinden. Der Waldtag ist nicht auf den Sachunterricht festgelegt. richtig zelebriert! Manche haben gekochte Eier oder etwas anderes zum Thema „Waldtage“ Das Thema ist, dass wir dort sind! Spezielles dabei. Wenn ein Kind etwas vergessen hat, wird sofort geteilt. Das klappt dort viel einfacher auch über Freundschaften hinweg. Während die Kinder essen, machen wir dann unsere Gut- von Anja Eisfelder-Mylius Geh-Runde. Ich habe den Eindruck, dass die Kinder an den Wald- Seite 4 | FAS 29 FAS 29 | Seite 5
Mathila, Pepa und die anderen der 3. Klasse tagen weniger auf ihre Freundschaften festgelegt sind als in der erste richtig kalte Tag im Herbstwald. Einzelne Kinder haben ange- Schule. Die Kinder spielen viel mehr alters- und geschlechterüber- fangen sich zu beschweren. Dann wurden es immer mehr. Manche greifend. Während sie in der Schule ihre Freundschaften in ande- haben sich auf dem Hinweg so reingesteigert, dass sie sogar ange- ren Lerngruppen wahrnehmen können, fehlen diese dort plötzlich. fangen haben zu weinen. Da fragt man sich schon, zwinge ich die Sicherlich ist es wichtig, dass die Kinder die Freunde und Freun- Kinder zu etwas Blödem? Andererseits waren viele der Kinder, die dinnen in den anderen Gruppen haben und viel Zeit mit ihnen sich beschwerten im Waldkindergarten, also als Dreijährige jeden verbringen können. Aber immer mal einen Tag nur die Lerngruppe Tag im Wald. Auch im Winter! Wir sind dennoch in den Wald als Angebot zu haben, scheint sich gut auszuwirken. So konnte ich gegangen. Als es dann mittags wieder zurück zur Schule gehen beobachten, dass ein Kind, welches sollte, wollten fast alle Kinder länger es schwer hatte Anschluss zu finden, im Wald bleiben. Dummerweise wa- im Wald die ganze Zeit mit den an- ren wir seitdem nicht mehr im Wald. deren spielte. Eigentlich beschränkt man die Kinder ja im Wald. Sie ha- „Ich habe den Eindruck, Wir wollten in der kälteren Jahreszeit nur noch einmal im Monat gehen. ben dort weniger Auswahl an Spiel- dass die Kinder an den Die Termine sind dann leider wegen partnern. Im ersten Moment denkt Waldtagen weniger auf ihre Krankheit ausgefallen. Ich würde man, man erschwert das Spiel. Aber gerne wieder rausgehen. Wir werden vielleicht ist diese Begrenzung auch Freundschaften im März, also vor Ostern wieder ge- gerade eine Hilfe. Oder vielleicht festgelegt sind ...“ hen. (Anmerkung der Redaktion: lassen sich manche auch mal auf an- dann kam Corona, was Gotti nicht dere Kinder ein, wenn ihre Freunde wissen konnte.) Schule draußen: die Waldtage fehlen. Das war meine Interpretation. Ich weiß es ehrlich nicht. Ja, vielleicht nehmt ihr dann einfach noch ein paar Strumpfhosen aus der Fundkiste mit? Vielleicht ist man, weil man sich so viel bewegt und ein Ziel hat, in Ja eben, ich hatte das ja geschrieben, kurz vor den Ferien, dass die allem fröhlicher, aufgeschlossener? Eltern den Kindern einen warmen Tee mitgeben sollen. Und wir Hmm, das kann auch sein, jaja... hatten auch mehr Bewegung eingeplant. Also Hütten bauen und ein paar Spiele, bei denen sie richtig rennen können. Auch an dem Was sagen die Kinder zum Waldtag? Gibt’s Feedback? Tag, als es so kalt war, haben wir den Plan an das Wetter angepasst Die ersten Male waren super. Ich fand das total toll. Ich glaube, die und dann viel Bewegung vorgesehen. Kinder fanden es auch so. Es gab wenige, die keine Lust hatten! Doch dann gab es einen Tag, der erstaunlich kalt war (lacht). Der Seite 6 | FAS 29 Mathilda, Lotte, Pepa und ..., 3. Klasse FAS 29 | Seite 7
Also kurzgefasst, grundsätzlich hat es den Kindern gut gefallen. Nur an diesem besagten Tag waren die Kinder wirklich teilweise zu leicht angezogen. Dass es so kalt war, haben einzelne Eltern nicht im Blick gehabt. Und auch das ist ja eigentlich kein Prob- lem. Also haben wir abgekürzt, sind schneller wieder zurück und haben Tee gekocht. So konnten wir es uns in der Schule wieder gemütlich machen. Was wünscht ihr Pädagogen euch in der Lernzeit in Bezug auf den Waldtag? Also im Grunde haben wir das selbst in der Hand, wir können es eigentlich so machen, wie wir es für richtig halten. Aber generell, was wir uns wünschen? Ja, eigentlich eine Turnhalle. Ansonsten ist es so: Wenn wir in den Wald gehen wollen, gehen wir in den Hermine und Lise Mari, 4. Klasse Wald und wir können in der Schule bleiben, wenn wir in der Schule bleiben wollen. Hm... Jetzt wollte ich eigentlich die Frage stellen, wünscht ihr euch mehr Tage woanders zu lernen? Aber das sagtest du ja gerade, wenn ihr das wollt, dann macht ihr das .. Wünschen sich die Kinder auch mehr Zeit für alles? Nö, sonst ist alles in Ordnung, vielleicht, dass die Woche mehr Hier wünschen sich viele Kinder mehr Zeit zum Malen! Viele Kin- Tage hat, also mehr Zeit sozusagen. Denn immer, wenn wir irgend- der wünschen sich mehr Zeit draußen im Wald! Das kann man wohin gehen, müssen wir das von dem normalen Ablauf abziehen. nicht verallgemeinern. Manche Kinder wünschen sich, dass es be- Da hat man den Gedanken wie, hm Mist, da fällt wieder ein ganzer rechenbar ist, also es so wie es immer ist. Und andere, dass es jeden Mathetag weg – was natürlich an dem Druck liegt, den man sich Tag anders ist. Was ich jetzt gemerkt habe: die Kinder sind froh, selber macht. Es wäre einfach schön, wenn die Zeit nicht so knapp die Zeit für ihre Lernsachen zu haben. Wir hatten jetzt vor den wäre, ohne jetzt mehr Stress machen zu wollen. Aber das kann man Winterferien eine Projektwoche. Die Pädagog:innen haben zu The- alles auch nicht ändern. men wie den Kinderrechten, dem Beschwerdeverfahren usw. Dinge geplant. Die Kinder haben sich darauf eingelassen und bei den ver- Du meinst, dass ihr mehr rausgehen könnt, aber auch mehr Zeiten schiedenen Themen mitgemacht. Aber am Ende der Woche waren habt, in denen ihr euch in Dinge vertiefen könt? sie schon froh endlich wieder an ihren üblichen Aufgaben arbeiten Ja, dass keine Zeit verloren geht für die anderen Dinge, dass für al- zu können. Eigentlich wollten wir nach den Ferien in der Lerngrup- les genug Zeit ist! Aber das kann ja immer sein. Auch wenn die Wo- pe gleich eine Projektwoche zu den Wortarten anzuschließen. Wir che 100 Tage hätte, dann bräuchte man vielleicht 100 und 1 Tag.. sind dann aber davon abgekommen, da die Kinder wieder mehr Freiarbeit machen wollten. So machen wir nun jeden Dienstag eine Ja vielleicht geht’s ja mal in die Richtung, wie in der Schweiz, dass Lernzeit zu den Wortarten und dann kann innerhalb der Freiarbeit man mal zwei Stunden Mittagspause zu Hause hat, und dann weiter daran gearbeitet werden. Dann freuen sich die Kinder richtig kommt man wieder? Wenn deine Kinder dann hier in der Schule auf ihre Materialien in der Freiarbeit. sind, kannst du ja hier einziehen.. :) Es ist toll zu sehen, wie sich alle gerne mit ihren eigenen Sachen be- ;) Ja, wenn sie dann im Hort bleiben wollen bis um Vier jeden Tag... fassen und damit auf ihrem Niveau weiterarbeiten. Das haben wir (lacht) auch in letzter Zeit viel gemacht. Aber schade ist es, wenn dann die Arbeit in der Gruppe zu kurz kommt. Das sollte ausgewogen sein. Das ist wieder eine lange Antwort auf eine so kurze Frage! (lacht) Schon, aber das ist aber nochmal eine schöne Erklärung, warum es so gut ist, zusammen in den Wald zu gehen! Schule draußen: die Waldtage Lieber Gotti, vielen Dank für deine Zeit, deine herzlichen Antwor- ten und deine Einblicke in eure Lernzeit! Es war mir ein großes Vergnügen bei der blauen Quelle Mäuschen spielen zu dürfen und die Komplexität der Anforderungen an einen gelungenen Schultag nachempfinden zu können... Rudi, 3. Klasse Seite 8 | FAS 29 Leonard, 3.Klasse FAS 29 | Seite 9
von Manja Barthel Wandertheater, Pferdekutsche und Hirtenstab Theatervorstellung der 3. Klasse am letzten Tag ihrer Wanderung Eine Woche im Schuljahr bewegen sich die Schüler:innen der FAS auch die Regensachen befinden sich immer im Tagesrucksack. Ist Die Schulwanderwoche an der frischen Luft, lernen die Gegend kennen und haben viel Spaß in einem anderen Umfeld als der Schule Das ist die Schul- das Wetter sonnig und warm, wird jedes Gewässer zur Abkühlung genutzt. Und kommt es nass vom Himmel, dann wird mit Regen- wanderwoche, die normalerweise jedes Jahr im Mai stattfindet. In schutz weiter gewandert. Das große Gepäck und die Verpflegung dieser Zeit verlassen die Kinder ihre Lerngruppen und wandern ge- bringt ein Kleintransporter jeden Tag zur nächsten Bleibe. Eine meinsam in ihrem Klassenverband. Wanderwoche beginnt entweder Sonntag oder Montag und endet am darauf folgenden Freitag. Begleitet werden die Schüler:innen Die 1. und 2. Klasse wandert mit Zelten und Außenküche um die von drei Personen aus dem Schulteam, in Spezialfällen fahren bis Dresdner Heide. Sie werden von einem Pferdegespann begleitet, zu vier Erwachsene mit. Dort wo die Wanderung beendet wurde, was eine Kutsche zieht. So läuft die eine Hälfte der Kinder, wäh- startet sie im darauffolgenden Schuljahr. Gestartet wird sie in der 4. rend die andere eine Weile ausruhen kann. Die 3. Klasse wandert Klasse und endet in der 7. Klasse in Eisenach oder in dessen Nähe, über Moritzburg, Medingen und Klotzsche. Ein Highlight stellt je nachdem, wie die Routenplanung aussah. So bewältigen die Kin- das Theaterspiel dar, das meist an den Vormittagen stattfindet. Die der in den vier Jahren insgesamt rund 360 km des Pilgerwegs. Die Nachmittage sind für die Wanderungen, das Spielen, Baden und 8. Klasse hat im Frühsommer ihre Auslandsfahrt nach Polen. In Kochen reserviert. Übernachtet wird in Herbergen, Kindertages- der 9. Klasse fallen Schulfahrt und die Bildungsreise nach Polen einrichtungen oder Gemeindehäusern. zusammen. Die Jugendlichen der 10. Klassen organisieren Ihre Abschlussfahrt selbst. Nach ihren Prüfungen fahren sie an einen Die Kinder der 4. bis 7. Klasse begeben sich auf den Jakobsweg, See oder an die Ostsee zelten. Jedes Jahr blitzt der Gedanke immer den Klassiker unter den Wanderwegen. Dort entlang geht es dann wieder auf, nach Spanien zu fliegen und die letzten Etappen nach nur noch zu Fuß. Die Tagesetappen sind 15 bis 25 km lang, je Santiago de Compostela entlang zu wandern, was aber bisher noch nachdem, wo sich die nächste Unterkunft befindet. Die Bade- und keine Klasse getan hat. Schule draußen: die Schulwanderwoche Schüler:innen, damals in der Grundsufe Ada, vor 3 Jahren in der 3. Klasse Seite 10 | FAS 29 FAS 29 | Seite 11
Schulfahrt 2012 2. Klasse 2011 Anikó, 5. Kl. „Die 3. Klasse spielt ja auf der Schulfahrt jedes Jahr Theater für Kindergartenkinder. Wir hat- ten uns ein Stück selbst ausgedacht. Da ging es Daniya, 5. Kl. Hannah, 5. Kl. „Einmal an einem regnerischen Tag gab es „Am Ende der Schulfahrt trifft sich die 3. um Müllsäcke, die zum Leben erwacht waren und zwei Möglichkeiten, wie wir zu unserem Quar- Klasse immer mit der 1. und 2. Klasse. Wir die Stadt vor diesen gerettet werden musste.“ tier kommen können: entweder mit dem Bus haben uns auf einem Bauernhof getroffen und fahren oder einen langen Weg durch die Felder als Begrüßungsgeschenk hatte Lise aus der Ava, 4. Kl. gehen. Alle haben gehofft, dass wir mit dem Grundstufe für uns Blumen gepflückt. Das „Bei der Schulwanderung in der 1. und Marla, 5. Kl. Bus fahren, doch dann sagte unsere damalige Pädagogin Mandy: „Das schaffen wir schon, war total schön! Am selben Abend gab es eine Willkommensdisco und am nächsten Tag 2. Klasse fährt immer eine Pferdekutsche „Als wir 3. Klasse waren, fing es plötz- wir sind doch nicht aus Zucker.“ Aber als Be- sind wir zusammen zurück zur FAS gelaufen mit. Wir wurden in 3 Gruppen eingeteilt lich dolle an zu regnen. Da haben wir lohnung, dass wir auf den matschigen Feldwe- oder in der Pferdekutsche mitgefahren.“ und eine Gruppe durfte dann immer ab- uns zu acht unter eine Mini-Brücke gen durch den Regen laufen mussten, haben wechselnd mit der Kutsche fahren.“ gequetscht. Nach oben hin, waren nur wir am nächsten Tag extra an einem Shop halt etwa 80 cm Platz. Unter der Brücke gemacht und durften uns Naschereien kaufen.“ haben wir unsere Regensachen angezo- gen und sind dann weitergelaufen.“ Alex, 3. Kl. „Ich fand es immer doof, wenn es geregnet hat oder im Zelt eine Mücke war.“ Schule draußen: die Schulwanderwoche Zelten auf der Schulwanderung mit den Klassen 1 bis 4 Tamino, vor 3 Jahren in der 3. Klasse 2. Klasse nach einem veregneten Tag 2011 Seite 12 | FAS 29 FAS 29 | Seite 13
Schulwanderung der 6. Klasse im Mai 2018 Moritz und Jaro Wanda und Selma Kleinliebenau nach Merseburg, START Übernachtung in der Kirche Leipzig Es kann vorkommen, dass die Wanderrouten von Jahr zu Jahr 18 km etwas varrieren. Das liegt daran, dass nicht jedes Jahr die Merseburg Machern Mücheln gleichen Unterkünfte angesteuert werden können. Hier stellen wir die Wanderroute der damaligen 6. Klasse nach Mücheln, Übernachtung im Kinder- nach Kleinliebenau, vor. Sie begaben sich 2018 zum dritten Mal auf nach Goseck, Übernachtung im Pilgerverein Jugendhaus den Jacobsweg. Begleitet wurden sie von Übernachtung in der Kirche 20 km 19 km Katja - aus dem Büroteam, Anke - die 18 km Heilpädagogin, Uwe - der Koch und Micha - der Praktikant. Yale und Anton Goseck Schule draußen: die Schulwanderwoche nach Punschrau, Übernachtung in der Pilgerherberge 20 km Punschrau nach Bad Kösen 5 km ZIEL Nach einer Nacht unter Sternen mit toller Aussicht von Schloss Goseck Seite 14 | FAS 29 Bad Kösen FAS 29 | Seite 15
von Manja Barthel Katrin, in der Schule gibt es eine Pinnwand, Die ersten drei Wochen an der FAS sind Heide besser kennenlernen, z.B. mit ei- Hast du ein Lieblingsbuch? auf der alle Mitarbeiter:innen abgebildet nun vorbei. Wie geht es dir? nem:r Förster:in: Welche Zusammenhänge Ich lese gar nicht so viel -- manchmal sind. Auf deinem Foto bist du mit ange- Ich bin glücklich hier zu sein. Ich fühle kann man da selbst entdecken? Von den schreibt das Leben die besten Geschichten, maltem Schnurrbart und Handwerkszeug mich am richtigen Fleck. Sowohl die Men- Dresdner Museen finde ich das Kunsthaus finde ich. Es gibt einige Kinderbücher, die zu sehen, warum? schen als auch die Strukturen sind mir ver- und das Hygienemuseum besonders in- ich immer wieder gerne lese: Momo, Pippi Die Mittelstufe suchte bevorzugt männ- traut, da ich das Team der FAS schonmal spirierend. Ich freue mich auch schon auf Langstrumpf, Ronja Räubertochter. liche Verstärkung des Teams, wozu es im als Praktikantin unterstützen konnte, ähn- die Wanderreise, wo wir Tag und Nacht Bewerbungsgespräch einen Witz gab, zu lich gearbeitet habe und ähnlich ticke. zusammen unterwegs sind. Für Radtouren Was schätzt du an anderen Menschen be- dem ich gern etwas hinzufügen wollte – bin ich auch immer zu haben. sonders? da schickte ich dieses Foto. Ich finde es Was hast du vor deiner Zeit an der FAS ge- Mut, sich für Gerechtigkeit einzusetzen, wertvoll, wenn ein Team vielfältig besetzt macht? Kannst du dich an etwas erinnern, was du Ehrlichkeit, Leichtigkeit und Lebensfreude. ist und den jungen Menschen damit ein Ich wollte schon immer Lehrerin werden. in deiner Schulklasse damals außerhalb Spektrum an Identifikationsmöglichkeiten Nun bin ich für das Gymnasium in den vom Klassenzimmer gelernt hast? Was würdest du auf eine einsame Insel mit- bietet – das Geschlecht ist da ja nur ein As- Fächern Mathe und Kunst ausgebildet. Wir hatten in Rheinland-Pfalz viel Schü- nehmen? pekt. Ich lebe gern vor, dass ich selbst an Zwischen den beiden Staatsexamina habe leraustausch mit Frankreich. Eine kultu- Ich finde die Vorstellung tatsächlich reiz- mir immer wieder etwas Neues entdecke, ich drei Jahre Bildende Kunst an der HfBK relle Horizonterweiterung war, dass es ein voll. Ich bin phasenweise sehr gern allein, was vielleicht nicht in gewohnte Muster Dresden studiert. Die meisten Studieren- paar Kilometer weiter schon ganz andere gern in der Natur. Auf meinen Reisen fand passt. So habe ich letztes Jahr eine Baustel- den dort arbeiteten sehr individuell – ich Gebräuche gab, zum Beispiel haben die ich schön, nur mit meinem Rucksackinhalt le gemanagt und mich da einigen wohl eher suchte immer wieder gemeinschaftliche Menschen in Frankreich eher am Abend auszukommen. Einen Stift und ein Notiz- männlich konnotierten Aufgaben gestellt. Formen. So engagierte ich mich im Inter- warm gegessen und zwar ein ganzes Menü. heft habe ich neben Überlebensutensilien Zuletzt hab ich unser Gartenklo gefliest nationalen Gemeinschaftsgarten, beteiligte Ich war dann ganz überrascht, dass hier in immer dabei, um meine Gedanken aus – aus diesem Szenario stammt das Foto. mich an Austauschprojekten mit Tschechi- Dresden kaum jemand Tschechisch spricht dem Kopf rauszuholen und ordnen zu kön- en und machte künstlerische Gruppenper- – was ich inzwischen zumindest soweit ge- nen. Was ist dein Aufgabenfeld an der FAS? formances. Auf meinen Reisen durch Neu- lernt habe, dass ich mich durchschlagen Ich begleite zusammen mit Claudia die seeland, Südostasien und Mexiko habe ich kann. In diesem Sinne, Nachtrag zur vori- Gibt es ein Thema, wofür du „brennst“? Schüler:innen in der Lerngruppe „Wests- viel Vertrauen in den Fluss des Lebens und gen Frage: Auslandsaustausch mit unseren Ich bin immer wieder fasziniert, was es in ide“ (Mittelstufe, 4. bis 6. Klasse). Mein in Menschen entwickelt. Oft kam es zu den Nachbarn! der Natur zu entdecken und zu verstehen fachlicher Fokus liegt zunächst auf Mathe schönsten Erlebnissen und Begegnungen, gibt, wenn man genau hinschaut. Ich kann und Englisch (Englisch für alle Sechst- wenn ich am wenigsten geplant habe und Gibt es etwas, was du unbedingt mal ma- mich für ziemlich viel begeistern. Frakta- klässler:innen). Ich finde es wichtig und mich eher treiben ließ. In Neuseeland habe chen möchtest? le Strukturen finde ich ziemlich spannend Ein schön, dass es in der FAS konzeptionell ich für Kost und Logis Aufgaben erledigt, Ich weiß nicht wieso, aber ich finde die und schön: selbstähnliche Netz- und Ver- möglich ist, individuell auf die Kinder zum Beispiel auf einem Fischkutter. In Idee, den Atlantik nach Lateinamerika mit zweigungsstrukturen zwischen Chaos Interview mit einzugehen. Ich entdecke gerne Interes- einem Nationalpark habe ich Wege ausge- einem Segelschiff zu überqueren, toll. Zu und Ordnung, das find ich mathematisch, Katrin Rapp sen und Fähigkeiten der Schüler:innen bessert. Hier hat mich die Haltung meines Hause habe ich Hühner und einen Gemü- ästhetisch und philosophisch interessant. und höre gerne zu. Die demokratischen Anleiters beeindruckt. Ich hätte mir selbst segarten. Vielleicht baue ich diese Selbst- Schöne Beispiel für fraktale Strukturen wä- Instanzen, wie zum Beispiel der Grup- vielleicht nicht zugetraut, mit Kreissäge versorgung später weiter aus. Mich reizt ren ein Farnblatt, die Wurzeln oder Zweige penrat, liegen mir sehr am Herzen und und anderen Gerätschaften umzugehen auch die Vorstellung, meinen Konsum und eines Baums, grafisch habe ich auch im- Selbstähnliche ich möchte zu deren Gelingen beitragen. – aber sein volles Vertrauen machte es mir meinen Besitz zu minimieren. mer wieder Wegverzweigungen untersucht, leicht. Nach dem Referendariat war ich auch sinnbildlich als Entscheidungsfin- über zwei Jahre an der Aktiven Schule tätig. Was bringt dich auf die Palme? dungspfade, Routinen versus bewusste Ent- Netz- und Verzweigungs- Ich bin dankbar, dass ich Teil des schwie- rigen, aber sehr bewegenden Schulaufbaus Arroganz. Also, wenn sich Menschen für was Besseres halten. Wütend werde ich, scheidungen. Schöne Netzstrukturen kann ich in vielen Bereichen entdecken: kogni- strukturen zwischen Chaos war, der meine pädagogische Haltung sehr wenn es mich direkt betrifft, zum Beispiel tive Vernetzung beim Lernen sowie auch Schule unter vier Augen: das Interview I bereichert hat. wenn Frauenstärken weniger gesehen wer- sozial im Gruppengefüge, politisch-orga- den oder wenn Autofahrer Radfahrer ge- nisatorisch... und Ordnung finde ich In dieser Ausgabe der Schulzeitung geht fährden. Bei sorglosem Konsum, der auf es um das Thema „Schule mal woanders“. Kosten der Umwelt und zukünftiger Gene- Wie stellst du dir eine ideale Schule vor? Was würdest du für Schüler:innen interes- rationen geht, fühle ich eher Verzweiflung Sie braucht demokratische – also zuver- mathematisch, ästhetisch sant finden, außerhalb der Schule zu erkun- und Traurigkeit. lässige aber auch gemeinsam veränderbare den? – Strukturen, innerhalb derer junge Men- Rausgehen ist super, der Kontakt mit der Welche Hobbys hast du? schen möglichst selbstbestimmt lernen, und philosophisch interessant. Natur, das Spüren des Wetters. Wenn der Gärtnern, Hühnerhaltung, Singen, Rad- handeln und sein können. Die Erwachse- geschlossene Raum verlassen wird, muss fahren, aktuell Arabisch Lernen (meine nen sind achtsame Begleiter, die nach Be- man sich neu orientieren – räumlich, in sechste Fremdsprache) – mit Menschen darf Orientierung und Inspiration bieten. der Gruppe und mit sich selbst. Ich würde sprechen! Ich habe zwei Töchter (vier und gerne mal mit den Kindern die Dresdner acht Jahre alt), mit denen ich auch sehr gern Zeit verbringe. Seite 16 | FAS 29 FAS 29 | Seite 17
Während der Schulzeit in der FAS wird jede 8. Klasse einen begleite- Da die FAS aber nicht nur vier Schüler:innen die Möglichkeit ge- ten Aufenthalt im Ausland unternehmen. Dabei wohnen sie teilweise ben möchte an der Auslandsfahrt teilzunehmen, sondern der Plan, in einer Gastfamilie, machen sich mit der Sprache und Kultur des dass die 8. Klassen gemeinsam wegfahren, beibehalten werden soll- Landes vertraut und lernen ein anders Schulsystem kennen. Neben te, brauchte es eine Lösung, nach der eine Fahrt mit einer Klassen- dem Besuch einer Schule, dem Austausch mit der sich dort befindli- stärke von 18 bis 20 Kindern möglich ist. Zu dieser Zeit unterrich- chen 8. Klasse stehen auch viele Ausflüge in beeindruckende Natur- tete eine in Polen aufgewachsene Pädagogin an der FAS Englisch. regionen, große Städte und zu Denkmälern historischer Ereignisse Sie schlug die Auslandsfahrt nach Polen vor. Das Deutsch-Polni- auf dem Programm der Auslandsfahrt. sche-Jugendwerk (DPJW) fand eine Partnerschule im Südwesten des Landes. Somit stand der Ort fest und das Programm wurde Vor 2014 waren die Klassenstärken in der Oberstufe noch recht drumherum gestrickt. In der FAS gab es einen Crashkurs in Pol- klein, und so konnten die Jugendlichen jeweils drei Wochen nach nisch und bei der Anwendung einiger Floskeln in Polen, gab es Südengland fahren. Dort waren sie zehn Tage in einer Gastfamilie dafür dann auch wirklich Anerkennung und Aufbauvokabeln. in Ashburton, wo sie jeden Tag in die Sands School (auch eine freie Hauptsächlich wurde sich aber Englisch verständigt. Insgesamt wa- Schule) gegangen sind, dann im Dartmoor Wanderungen unter- ren die Jugendlichen drei Wochen unterwegs. Zuerst wohnten sie nommen haben, in einer Biofarm in Embercombe gearbeitet haben in Gastfamilien und besuchten die Schule vor Ort. Anschließend und sich vier Tage London angeschaut haben. Im Jahr 2014 verän- fuhren sie in die Beskiden in eine Berghütte, die auf 1.000 m Höhe derte sich die Zusammenstellung der mitfahrenden Schüler:innen. lag, wo es noch genug Schnee zum Abfahrtski und Langlauf gab. Aus der 5. bis 9. Klasse haben sich 17 Kinder gemeldet, die mit- Nach den Tagen im Schnee ging die Reise nach Oświęcim, um fahren wollten. Da es aber nur vier Plätze gab, wurde gelost. Vier sich dort mit der Geschichte des Nationalsozialismus zu beschäfti- Schüler:innen konnten dann für eine Woche nach England zur be- gen. Das Thema wurde vor Ort vom Referenten Jens Beier mit der rühmten Summerhill School in Leiston fahren, in der auch Kinder Klasse besprochen. Die letzten Tage, bevor es wieder zurück nach aus Spanien, Portugal, Deutschland und Asien lernten. Dresden ging, verbrachten die Jugendlichen in Krakau. So sahen die Fahrten von 2015 bis 2018 aus, bis es in Polen eine Schulreform gab, die der Partnerschule die Oberstufe nahm und unsere 8. Klas- sen dort keine Schüler:innen im gleichen Alter mehr hatten. Deswe- gen wurde nach einer anderen Schule gesucht. Diesmal wohnte die Schwester eines Pädagogen in einem Ort in der Nähe der weißrus- sischen Grenze, mit einer Schule, die sehr an einem Schüler:innen- austausch mit der FAS interessiert war. Auf dem Markt im jüdischen Viertel in Krakau Der Osten ruft Treff abends in Gródek am Tennisplatz von Jens Beier & Manja Barthel Streetart und Hinterhof im jüdischen Viertel in Krakau Seite 18 | FAS 29 FAS 29 | Seite 19
Beeindruckende Bergwelt an der Grenze zur Slowakei in den Saybuscher Beskiden, was ein Reiseziel der vorangegangenen Polenfahrten war. So geht die Reise seit 2018 nach Gródek, wo die Jugendlichen fünf Doch mit der Reise nach Polen ist der Schüleraustausch noch nicht Tage in Gastfamilien wohnen. Sie besuchen dort die Schule, ma- beendet. Ein paar der polnischen Schüler:innen aus der Schule in chen gemeinsame Ausflüge und treffen sich am Abend zusammen. Gródek kommen auch in die FAS und sind für sechs Tage zu Gast 2019 fand das am Tennisplatz neben der Schule statt, wo sie dem bei Familien unserer Achtklässler. Nebst einem Programm, auf Freundeskreis der polnischen Heranwachsenden vorgestellt wur- dem das Kennenlernen der Schule, der Stadt und der Sächsischen Unterkunft war die Berghütte „Rysianka“, benannt nach dem Berg auf dem sie steht. Auch das war ein Ziel vergangener Polenfahrten. den. 20 km von Gródek entfernt liegt Sokołe, ein kleines Dörfchen, Schweiz steht, werden die Nachmittage aber auch gerne schwatzend das von Wäldern umsäumt wird. Dort wohnen die Jugendlichen im Alaunpark verbracht. vier Tage in einem Waldhaus mit großem Garten und unterneh- men Wanderungen ins Naturschutzgebiet. Die nächste Station ist 2020 musste die Auslandsreise für die 8. Klasse coronabedingt aus- Lublin. An den sechs Tagen dort lernen sie etwas über die jüdische fallen und kann leider nicht nachgeholt werden. Im Gespräch ist Geschichte und besuchen die Gedenkstätte in Majdanek. Zum aber, dass sich die Jugendlichen, die sich ja nun in der 9. Klasse Schluss geht es für fünf Tage in die zweitgrößte Stadt Polens, nach befinden, dennoch mit der Geschichte des Nationalsozialismus Krakau. Untergebracht ist die Gruppe dort in einem kleinen Hostel, beschäftigen und eine Gedenkstätte in Deutschland oder in Polen unternimmt Stadttouren wie eine Streetart-Führung, einen Besuch besuchen. In der nahen Zukunft wird die Auslandsfahrt weiterhin des Undergroundmuseum oder auch einen Ausflug ins angeblich in den Osten Polens an die weißrussische und ukrainische Grenze größte Spaßbad Europas. gehen. Schule weit weg: die Auslandsfahrt Ergebnisse des Länderprojektes in einem Plakat festgehalten Seite 20 | FAS 29 FAS 29 | Seite 21
Eine Was war ganz gut? „Dass man auch mal allein mit der Klasse ohne Handy war.“ „Die Abende und das Ski- und Snowboardfahren waren gut.“ Märzwoche „Dass man am Abend mit der Klasse spielen konnte.“ „Dass ich Snowboardfahren gelernt habe.“ im Schnee Die Wintersportwoche der Mittelstufe Jedes Jahr hat die Mittelstufe eine Wintersportwoche, in der die 6. Klasse ins Skilager fährt und die 4. und 5. Klasse in Dresden jeden Tag einer anderen sportlichen Betätigung nachgeht. Wie fandest du die Skiwoche? „Gut, weil man im Schnee war, außer das Wandern.“ „Ich fand das Skifahren cool.“ „Alles war toll.“ „Gut und manchmal langweilig“ „Das Schlittenfahren war super.“ „Die Schneeballschlacht hat Spaß gemacht.“ „Ich mochte das Snowboardfahren.“ „Es war die coolste Woche meines Lebens.“ „Nur mit Mädchen unter sich war super.“ Cameron, Friedrich S., Karl, inzwischen in der 7. Klasse Was war nicht gut? „Es war laut, wenn jemand die Treppe hochgekommen ist.“ Schule weit weg: die Wintersportwoche „Das Essen“ „Dass die rote Piste matschig war.“ „Dass sich jemand den Arm gebrochen hat.“ Jola und Yael haben sich Fragen ausgedacht und ihre Mitschüler:innen haben sie beantwortet. Sophie, inzwischen in der 7. Klasse und Thomas Makert Ottilie, inzwischen in der 7. Klasse Seite 22 | FAS 29 FAS 29 | Seite 23
Was hast du gelernt? „Snowboardfahren“ „Abfahrt, Snowboard und Langlauf“ „Dass man sich bei der Skiwoche nicht als Fleischesser anmelden sollte.“ „Mit Langläufern die Piste runter.“ „Nichts“ Nika, Leif, Jola und Yael, inzwischen in der 7. Klasse Was fiel dir am schwersten? „Das Abendessen runterzubekommen.“ „Mich an das Skifahren zu gewöhnen.“ „Den Berg beim Langlauf runterzufahren.“ „Meinen Körper warmzuhalten.“ „Das Laufen durch den tiefen Schnee.“ „Die Kurven beim Skilanglauf.“ Wie war das Essen? „Das Abendessen war manchmal lecker und das Frühstück war geil.“ „Das Essen war zu wenig.“ Schule weit weg: die Wintersportwoche „Besser als in der Schule.“ „Das Essen war lecker.“ „Es war richtig widerlich.“ Seite 24 | FAS 29 FAS 29 | Seite 25
Die etwas andere Wintersportwoche Die 4. und 5. Klasse war auch aktiv: Mittwoch beim Montag Schlittschuhlaufen in der Kletterhalle Ronja: „Das hat super Spaß gemacht! Wir konnten so richtig schnell fahren und Fange Pino: „Ich habe cooles Zeug im Tunnelraum gemacht.“ spielen. Besonders toll war es, nachdem die Eisbahn geglättet wurde.“ Kino im Dach, Taya, 4. Klasse Schwimmbahnen und Wasserrutsche, Leander, 4. Klasse Donnerstag mit dem Rad zum Kino Selma: „Wir haben Dr. Dolittle gesehen. Der Film war lustig.“ Radtour zum Kino, Leander, 4. Klasse Dienstag in der Schwimmhalle Oskar: „In der Schwimmhalle war es am coolsten, weil es dort eine Freitag im Kletterwand, Leander, 4. Klasse super Rutsche gab!“ Prießnitzgrund gewandert Valentin: „Ich fand die Wanderung Sport in Dresden: die Wintersportwoche nicht so besonders.“ Kletterwand, Selma, 4. Klasse Wanderschuh, Leander, 4. Klasse Seite 26 | FAS 29 FAS 29 | Seite 27
Drei Tage im September waren die Jugendlichen der 7. Klasse im Medienkulturzentrum auf der Schandauer Straße in Dresden und produzierten in der Medienwerkstatt SAEK (Sächsische Ausbil- von Manja Barthel dungs- und Erprobungskanäle) zwei Hörspiele. Zuerst lernten sie die Bestandteile eines Hörspiels kennen, suchten aus selbst genann- ten Stichpunkten zum gewünschten Thema der Story zwei aus und entwickelten in zwei Gruppen je ein Hörspielskript dazu. Vor dem Aufnahmestart, übten sie betontes Sprechen und die Sätze der Fi- guren in verschiedenen emotionalen Stimmungen auszudrücken. Schließlich haben sie die Texte der unterschiedlichen Rollen ein- gesprochen, haben Geräusche aufgenommen und Musiktitel her- ausgesucht. Dabei konnten sie selbst die Audioaufnahmetechnik bedienen und mit der Schnittsoftware arbeiten. So entstanden die beiden Hörspiele „Drogenkonsum mit Folgen“ und „Mord an der Elbe“. Das sind beides Themen unter vielen, die in der Oberstu- fe Aufmerksamkeit finden und die Diskussion in den Bereichen „Recht und Unrecht“ und „Jugendliche in Konfliktsituationen“ an- regen. Oberstufenpädagogin Anna Schwan befragte einige Schüler:innen, die dabei gewesen waren: Was habt ihr während des Hörspielprojektes getan? Leif: Ich war Erzähler und habe Sachen aufgenommen, z.B. auch Geräusche und ich habe mit Pepe Outtakes geschnitten. Sophie, Yael, Jola: Wir haben ganz viel geschnitten und aufge- nommen, außerdem Geräusche aufgenommen und wir haben un- sere Stimmen eingesprochen. Ronja I., Nika: Wir haben Texte eingesprochen, wir sind raus- gegangen und haben Geräusche aufgenommen. Den Text haben wir geschrieben für unser Hörbuch, danach musste er noch umge- schrieben werden. Das Medienprojekt Was war überraschend für euch? der 7. Klasse am SAEK Karl und Pepe: Dass man so viele Geräusche machen muss und viele Tonspuren hat. Wir dachten, es wäre größer und moderner, aber es war gemütlich. Die Technik war ganz schön alt. Sophie, Yael, Jola: Wir waren überrascht, dass es so viel Arbeit war. Wir dachten, es geht schneller. Es war schwierig, den Text einzu- sprechen. Nika: Obwohl wir drei Tage Zeit hatten, ist es nur so ein kurzes Schule zum hören: das Medienprojekt Hörspiel geworden. Meine Stimme hört sich ganz anders an beim Hörspiel. Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen? Karl: Ich würde mir mehr Zeit nehmen und beim Schreiben des Hörspieles mehr mitmachen. Gut wäre, wenn beide Gruppen un- terschiedliche Themen hätten. Sophie, Yael, Jola: Wir würden die Zeit verlängern und vielleicht ein längeres Hörspiel aufnehmen. Ronja I., Nika: Wir würden eine bessere Geschichte schreiben, uns mehr Zeit nehmen und uns vorher einen genauen Plan machen. Seite 28 | FAS 29 FAS 29 | Seite 29
Franziska mit Johanna und Selma aus der 8. Klasse bei der Überreichung des Türschildes „Fuchsbau“ „ Ich habe eine Berufsodyssee hinter mir“ Interview mit Franziska Wohmann, von Manja Barthel Praxisberaterin in der Oberstufe Franziska, du hast rote Haare und der weil es wichtig ist, wenn sich Jugendliche Berufsfelderkundungen an, bei denen wir kleine Raum in der Oberstufe, in dem du schon mit ihrer beruflichen Zukunft aus- zum Beispiel mal zur Polizei fahren und in der FAS zu finden bist, wurde von den einandersetzen können. In diesem Projekt sehen, wie das dort so läuft. Viele Firmen Schüler:innen „Fuchsbau“ getauft, weißt geht es um die individuelle Förderung und haben dafür direkt Angebote. Wenn Schü- du warum? Berufsorientierung der Schüler:innen der ler:innen wissen wollen, welche Berufe für Johanna aus der 8. Klasse hatte eine Fuchs- 7. und 8. Klasse. In der 7. Klasse ist die sie in Frage kommen, dann schaue ich nach geschichte aus einem Buch im Kopf, in der Potentialanalyse vorgesehen, und in der 8. den Interessen und Stärken der Jugendli- ein Fuchsbau der schönste Ort war. Der Klasse begleite ich die Jugendlichen zu den chen, indem ich sie nach den Tätigkeiten Raum sollte gemütlich sein und nachdem Werkstatttagen in der Handwerkskammer. in ihrer Freizeit befrage, welche Berufe sie die Schüler:innen einige Namen diskutiert In meiner Arbeit geht es um alles, was mit toll finden, was für sie in den Wochen der haben, entschieden sie sich für Fuchsbau. der ersten Berufsorientierung zu tun hat, Werkstatttage in der Handwerkskammer Mein Bruder hat mal gesagt, dass ich eine also darum, dass die Schüler:innen eine interessant war. Ich habe viel Material zur Füchsin sei, weil ich manchmal Ideen hat- Berufswahlkompentenz erlangen und am Berufswelt und wir können gemeinsam z.B. te, an die sonst keiner gedacht hatte. Also Ende der Schulzeit nicht planlos daste- im Buch „Berufe aktuell“ blättern. irgendwie passt der Name für mein kleines hen. Bei der Frage, welche Wege es zum Büro. Traumberuf gibt und was noch so alles Was machen die Schüler:innen bei einer möglich ist, werden die Schüler:innen der Potenzialanalyse? Was machst du im Fuchsbau? 9. und 10. Klasse von unserem Berufsbera- Das ist ein spezielles Verfahren mit prak- Schule unter vier Augen: das Interview II Momentan richte ich mich noch ein. Bald ter Peter Eckerl unterstützt. Bei der Prak- tischen Aufgaben in Gruppen und in Ein- wird es eine „Einweihungsfeier“, eine Art tikumssuche wiederum, die in der 7. und zelarbeit. Die Art der Herangehensweise ist offenen Vormittag, geben, bei dem ich 9. Klasse auf dem Programm steht, sind ei- bei diesem Verfahren sehr spielerisch und mich bekannter mache und meine Arbeit nige Jugendliche bereits sehr selbstständig die Jugendlichen haben meistens auch sehr und den Infopoint mit Faltblättern und und haben schon geschaut. Allen anderen, viel Spaß dabei. Dieses wird in Zusam- Zeitschriften vorstelle. Ich gehe ab und an denen das nicht so leicht fällt, stehe ich menarbeit mit der Handwerkskammer or- auch mit in die Morgen- und Abschluss- unterstützend zur Seite. Ich führe indivi- ganisiert und durchgeführt. Dabei schauen kreise und komme da mit den Jugendlichen duelle Einzelgespräche im Fuchsbau oder wir, wie die Jugendliche an die Aufgaben ins Gespräch. Das Projekt „Praxisberater biete Gruppenarbeiten im Findus an, dem herangehen, sie umsetzen und schließ- an Schulen“ wurde 2014 vom Sächsischen Raum nebenan. Die Schüler:innen können lich lösen. Anhand dieser Beobachtungen Kultusministerium und der Bundesagentur aber auch vorbeikommen, wenn sie wissen können wir Kompetenzen einschätzen wie für Arbeit ins Leben gerufen. Immer mehr wollen, was hinter einem gewissen Beruf Team-, Führungs-, Kritik- Kommunika- Schulen nutzen ihren Anspruch darauf, steckt. Dazu biete ich auch Betriebs- und tions-, Problemlösefähigkeit, Selbstständig- Seite 30 | FAS 29 FAS 29 | Seite 31
keit, feinmotorische Fähigkeit, Arbeitstem- Berufsfeldern, was die Schüler:innen in- Welche Hobbys hast du? po. Die Auswertung ist stärkenorientiert. teressiert. Manche gingen in bestimmten Ich gehe bei gutem Wetter gerne mit mei- Nachdem sich die Schüler:innen auch Dingen total auf, für die wiederum andere ner Slackline in den Park und bin generell selbst eingeschätzt haben, kommen wir ins weniger Interesse zeigten. Aber auch das viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Gespräch, indem wir sehen, was sie selbst ist wichtig herauszufinden, sowohl für die Natur unterwegs. Meistens habe ich dann bemerkt und was wir als Beobachter festge- Schüler:innen als auch für mich. Ich wür- meine Kamera dabei, um all die schönen stellt haben. Mit Hilfe eines individuellen de gerne mit den Jugendlichen auf Messen Motive einzufangen. Außerdem tanze ich Entwicklungsplanes werden diese Stärken gehen, Berufe in Firmen näher beleuchten sehr gerne zum Beispiel Standard, Latein dann festgehalten und Ziele vereinbart, wie oder mit ihnen das Projekt des Kultusmi- oder Choreografien. In der kalten Jahres- diese noch ausgebaut werden können. nisteriums „Komm auf Tour“ mitmachen. zeit beschäftige ich mich eher drinnen mit Bei letzterem geht es darum, spielerisch Basteln, mache Makramees oder upcycle Wie bist du an die FAS gekommen? Herausforderungen zu meistern und dabei alte Dinge. Ich lese aber auch gerne bei ei- Ich kann mich noch erinnern, mit welch mehr über die eigenen Stärken und Interes- nem heißen Tee. mulmigen Gefühl ich am Ende meiner sen herauszufinden. Auch möchte ich gerne Schulzeit die Schule verlassen habe. Mir irgendwann eine Berufsfeldrallye organisie- Hast du ein Lieblingsbuch? war unklar, für welchen Beruf ich mich ren, bei der die Schüler:innen Informatio- Ich finde Biografien ganz interessant. Das entscheiden sollte. Was ich wusste, war, nen an verschiedenen Orten der Berufswelt letzte Buch, das mich sehr beeindruckt hat, dass ich etwas mit Menschen machen (Firmen, Unternehmen, Organisationen, ist „Wüstenblume“ von Waris Dirie. Es wollte, aber wie das genau aussehen soll- Berufsschulen) zusammentragen. zeigt, was mit Frauen in der somalischen te, wusste ich nicht. Inzwischen habe ich Kultur passiert. „Das Café am Rande der eine lange Berufsodyssee hinter mir. Es gab Kannst du dich an etwas erinnern, was du Welt“ von John Strelecky war auch sehr in- bisher einfach nichts, was mich auf Dauer in deiner Schulklasse damals außerhalb spirierend und hat mir neue Denkansätze erfüllt hat. Da ich gerne Kontakt mit Men- vom Klassenzimmer gelernt hast? gegeben. schen habe, lernte ich zuerst Hotelfachfrau, Zum Beispiel haben auch wir damals eine merkte aber relativ schnell, dass das auf Polenfahrt gemacht, wo wir in Gastfamili- Was würdest du auf eine einsame Insel mit- Dauer nichts für mich ist. Um neue Inspi- en untergebracht waren. Ich habe bemerkt, nehmen? ration zu finden, war ich anderthalb Jahre dass die Menschen dort sehr katholisch Ich brauche immer Musik. Wenn es da in Australien und konnte durch Work und sind und eine andere Lebenseinstellung ha- möglich wäre Akkus aufzuladen, dann Travel meinen Horizont erweitern. Einige ben. Das hat mich als junger Mensch sehr würde ich meinen MP3-Player mitnehmen, Jahre habe ich in unterschiedlichsten Beru- beeindruckt, da ich ja noch keine Erfah- wenn nicht, meine Gitarre. fen gearbeitet, bis mir klar wurde, dass ich rung mit anderen Kulturen hatte, außer der im sozialen Bereich tätig sein möchte. Also theoretischen Art im Ethikunterricht. Gibt es ein Thema, für was du „brennst“? holte ich mein Abitur nach und studierte Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig und soziale Arbeit in der Brandenburgischen Was mochtest du zu deiner Schulzeit beson- dementsprechend auch mein Lebensstil. TU in Cottbus. ders, was nicht? Ich ernähre mich seit sieben Jahren vege- Nach dem Studium konnte ich in einer Ich mochte gerne Sport und Sprachen. Ma- tarisch und seit anderthalb Jahren lebe ich Suchthilfeeinrichtung arbeiten, was zwar the war nicht so meins. vegan. Ich achte darauf, dass ich nicht so spannend war, aber immer noch nicht das viel Müll produziere und überprüfe immer Nonplusultra. Dann ist mir das Stellenan- Gibt es etwas, was du unbedingt mal ma- wieder mein Konsumverhalten – der Um- gebot der Praxisberaterin aufgefallen und chen möchtest? welt, den Tieren und den Menschen zu ich wusste sofort: Das ist es! Und ich konn- Ich würde mir super gerne einen VW-Bus liebe. te mich erfolgreich bewerben. Nun arbeite kaufen, ausbauen und durch die Welt fahren. ich seit Ende August an der FAS. Angestellt Wie stellst du dir eine ideale Schule vor? Schule unter vier Augen: das Interview II bin ich jedoch bei der AWO, sie ist Projekt- Was bringt dich auf die Palme? Eine Schule, in der Konzepte offen und träger, aber mein Einsatzort ist die FAS. Ich bin ziemlich entspannt unterwegs. Aber demokratisch abgestimmt werden, finde wenn ich Menschen begegne, die offenkun- ich sehr wichtig. Das gute Miteinander des In dieser Ausgabe der Schulzeitung geht dig intolerant sind, nur von ihrer eigenen Teams, der Eltern und der Schüler:innen es um das Thema „Schule mal woanders“. Meinung überzeugt sind und keine Diskus- ist eine wichtige Grundlage, dass Schule Was würdest du für Schüler:innen interes- sion zulassen, dann werde ich sauer. auch Spaß macht, nicht nur Wissen ver- sant finden, außerhalb der Schule zu erkun- mittelt, sondern auch die sozialen Kompe- den? Was schätzt du an anderen Menschen be- tenzen fordert und allen etwas für den Le- Es gibt schon einiges, was ich mit den Kin- sonders? bensalltag mitgibt. Die FAS empfinde ich dern außerhalb der Schule mache, unter Ehrlichkeit finde ich ganz wichtig, Offen- da schon als sehr nah dran. anderem war ich mit der jetzigen 8. Klasse heit und einen respektvollen Umgang mit- bei den Werkstatttagen der Handelskam- einander. mer. Dort schaute ich in den einzelnen Franziska bei einer Praktikumsberatung mit Sophie, Ronja und Nika aus der 7. Klasse Seite 32 | FAS 29 FAS 29 | Seite 33
„Die Schüler und Schülerinnen begeben sich in Lernzusammenhän- Hilfe zur Selbstreflexion geben eine Praktikumseinschätzung des von Johanna Kalex ge, die ihrem Streben nach eigenverantwortlichem Handeln und Einsatzortes, ein eigener Praktikumsbericht sowie ein Besuch und Ausprobieren verschiedener Lebenskonzepte entsprechen.“ ein Gespräch mit den zuständigen Oberstufenpädagog:innen. Praktikum in So steht es in unserem Schulkonzept. Zweimal in ihrer zehnjähri- Stärken und Schwächen wahrzunehmen, sich selbst in einem an- gen Schulzeit, in der 7. und in der 9. Klasse für jeweils drei Wochen deren als dem schulischen Zusammenhang besser kennenzulernen, Coronazeiten können die Schüler und Schülerinnen an einem Praktikumsort Neugier auf Neues zu wecken, Flexibilität zu entwickeln, das und ihrer Wahl Einblicke in verschiedene Berufsfelder gewinnen. Das einiges mehr bietet diese Zeit außerhalb der Schule. kann später die Entscheidung für die weitere Ausbildung, den „richtigen“ Beruf, unter Umständen, beeinflussen. Ab diesem Schuljahr steht die Praxisberaterin Franziska Wohmann für alle Fragen, die sich um das Thema Praktikum drehen, den Den meisten fällt es schwer, schon mit 13 bzw., 15 Jahren zu wissen, Schüler:innen zur Verfügung. Die Jugendlichen im „Arbeitsleben“ was ihren Anlagen und Fähigkeiten am besten entspricht. Fragen an Elisa aus der Oberstufe Fragen an Joschka aus der Oberstufe Wo hast du dein Praktikum gemacht? Wo hast du dein Praktikum gemacht? Im Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt, auf der Station für Pulmologie. In der Kinderarztpraxis Tannenstraße. Warum hast du dich genau für diesen Praktikumsplatz entschieden? Warum hast du dich genau für diesen Praktikumsplatz entschieden? Weil ich mich für die medizinische Arbeit interessiere und ich im Krankenhaus dazu erste Weil ich mir gut vorstellen kann, später einmal in einem medizinischen Bereich zu arbeiten Eindrücke sammeln wollte. und mir die Arbeit mit Kindern Spaß macht. Wie lange konntest du da arbeiten, ehe die Coronaferien dich nach Hause schickten? Wie lange konntest du da arbeiten, ehe die Coronaferien dich nach Hause schickten? Fünf Tage. Fünf Tage. Entsprach die Arbeit deinen Erwartungen? Was war gut und was war nicht so gut? Entsprach die Arbeit deinen Erwartungen? Was war gut und was war nicht so gut? Die Arbeit entsprach meinen Erwartungen, ich konnte viele Erfahrungen sammeln und viel Das Praktikum war deutlich besser als zuvor vermutet, ich musste so gut wie gar nicht über den Beruf mitbekommen. putzen und durfte auch in dieser kurzen Zeit schon sehr viele Aufgaben mit den Kindern übernehmen. Hat dein Praktikumsplatz etwas mit deinem Berufswunsch zu tun? Ja, ich kann mir durchaus vorstellen, später einmal einen medizinischen Beruf auszuüben. Hat dein Praktikumsplatz etwas mit deinem Berufswunsch zu tun? Ja, da ich mir diese Arbeit später einmal sehr gut vorstellen kann. Hat das Praktikum dich in deinem Berufswunsch bestärkt oder eher nicht? Es hat meinen Berufswunsch bestärkt, allerdings würde ich auf einer anderen Station ar- Hat das Praktikum dich in deinem Berufswunsch bestärkt oder eher nicht? beiten wollen. Auf jeden Fall bestärkt. Was hast du während des Praktikums gelernt? Was hast du während des Praktikums gelernt? Ich konnte in dieser einen Woche leider nicht ganz so viel Neues erlernen, aber ich kann Ich habe den typischen Tagesablauf in einer Praxis kennenlernen dürfen und habe sehr viele jetzt ein paar einfache Dinge wie Blutdruck und Puls messen. Kleine gemessen, gewogen und bei ihren Untersuchungen begleiten dürfen. Schule im Beruf: das Praktikum Gibt es eine kleine Geschichte aus der Zeit, die du mit uns teilen möchtest? Gibt es eine kleine Geschichte aus der Zeit, die du mit uns teilen möchtest? In dieser kurzen Zeit ist tatsächlich nicht sonderlich viel Aufregendes passiert. Eigentlich nicht, da sich in dieser Zeit leider nicht so viel Ungewöhnliches zugetragen hat. Seite 34 | FAS 29 FAS 29 | Seite 35
Sie können auch lesen