2018 Handlungsstandards und Empfehlungen - für den Rettungsdienst der Stadtgemeinde Bremen - Feuerwehr Bremen

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Handlungsstandards
und Empfehlungen           2018
für den Rettungsdienst
der Stadtgemeinde Bremen

                           bremer fibel
Einleitung
     Algorithmus - Erstmaßnahmen		    S.   12
     Algorithmus - Traumaversorgung   S.   13
     Reanimation					                 S.   14
     Kritische Blutung				            S.   15

A    Airway - Atemweg
     Epiglottitis					                S. 16
     Inspiratorischer Stridor			      S. 17
     Pseudokrupp | LTB			             S. 18

B    Breathing - Atmung
     Asthma bronchiale | COPD		       S. 20
     Kardiales Lungenödem			          S. 21

C    Circulation - Kreislauf
     Akutes Koronarsyndrom			         S.   22
     Anaphylaktischer Schock		        S.   23
     Hypertensive Krise			            S.   24
     Instabile Bradykardie			         S.   25
     Instabile Tachykardie			         S.   26
     Volumenmangelschock			           S.   27

D    Disability - Neurologie
     Apoplex					                     S.   28
     Krampfanfall (bis 10 Jahre)		    S.   29
     Krampfanfall (ab 10 Jahre)		     S.   30
     Hypoglykämie				                 S.   31
     Opiatintoxikation				            S.   32

E    Environment - Umfeld
     Fieberkrampf				                 S.   33
     Geburt					                      S.   34
     Erstversorgung Neugeborener		    S.   35
     Sepsis						                     S.   36
Herausgeber    Dr. med. Jonas Boelsen | Dr. med. Andreas Callies
		             Ärztliche Leiter Rettungsdienst

		             Freie Hansestadt Bremen
		             Der Senator für Inneres
		             Referat 33 | Brandschutz, Rettungswesen, Katastrophen- und Zivilschutz
		             Contrescarpe 22 / 24
		             28203 Bremen

		             Dienstanschrift:
		             Fortbildungsinstitut für den stadtbremischen Rettungsdienst
		             Niedersachsendamm 67 / 69 (Scharnhorstkaserne)
		             28201 Bremen

Autoren        Kai Billert
		             Hagen Bohne
		             Katharina da Ponte Martins Calado
		             Stefan Hüneke
		             Rouven Kammann
		             Jörg Mekelburg
		             Tobias Niemeyer
		             Stefan Pröschold ( † 2017)
		             Holger Schwalbe
		             Jan Waligora

7., aktualisierte und erweiterte Auflage
Inhaltsverzeichnis

Einleitung
  ›› Nutzungs- und Haftungshinweise			                10
    ›› Algorithmus - Erstmaßnahmen				                12
    ›› Algorithmus - Traumaversorgung			              13
    ›› Reanimation						                              14
    ›› Kritische Blutung						                        15

A         Airway - Atemweg
 ›› Epiglottitis							                               16
 ›› Inspiratorischer Stridor					                     17
 ›› Pseudokrupp / LTB					                            18

    ›› Atemwegsmanagement					                        19

B           Breathing - Atmung
    ›› Akuter Asthmaanfall | Exacerbierte COPD		      20
    ›› Kardiales Lungenödem					                      21

C           Circulation - Kreislauf
    ›› Akutes Koronarsyndrom					                     22
    ›› Anaphylaktischer Schock					                   23
    ›› Hypertensive Krise					                        24
    ›› Instabile Bradykardie					                     25
    ›› Instabile Tachykardie					                     26
    ›› Volumenmangelschock					                       27

D       Disability - Neurologie
 ›› Apoplex							                                    28
 ›› Krampfanfall (Bestehend, Kind bis 10 Jahre)		     29
 ›› Krampfanfall (Bestehend, Patient ab 10 Jahre)		   30
 ›› Hypoglykämie						                                31
 ›› Opiatintoxikation						                           32

E           Environment - Umfeld
    ›› Fieberkrampf						                             33
    ›› Geburt							                                  34
    ›› Erstversorgung Neugeborener				                35
    ›› Sepsis / Schlechter Allgemeinzustand			        36
Medikamente

 ›› Acetylsalicylsäure						                             37
 ›› Adrenalin / Epinephrin					                          38
 ›› Amiodaron						                                      39
 ›› Atropin							                                       40
 ›› Clemastin							                                     41
 ›› Diazepam							                                      42
 ›› Furosemid							                                     43
 ›› Glukose 40%						                                    44
 ›› Glyceroltrinitrat						                              45
 ›› Ipratropiumbromid					                               46
 ›› Isotone Kochsalzlösung 0,9 %				                     47
 ›› Methylprednisolon					                               48
 ›› Midazolam						                                      49
 ›› Naloxon							                                       50
 ›› Paracetamol						                                    51
 ›› Prednisolon						                                    52
 ›› Ringer-Acetat-Lösung					                            53
 ›› Salbutamol						                                     54
 ›› Urapidil							                                      55

Die bremer fibel steht in digitaler Form auf der Internetseite der Berufsfeuerwehr Bremen
als Download zur Verfügung:		   www.feuerwehr-bremen.org

© Herausgeber 		             Dr. med. Jonas Boelsen | Dr. med. Andreas Callies
Die Verbreitung und Vervielfältigung ist nach vorheriger Absprache mit dem
Herausgeber ausdrücklich erwünscht.

Haben Sie Anregungen oder Kritik?
Dann schreiben Sie eine E-Mail an: Jonas.Boelsen@Feuerwehr.Bremen.de
In Erinnerung an Stefan.
Vorwort

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Novellierungsprozess der Handlungsstandards und -empfehlungen 2018 wurde überschattet
vom plötzlichen und unerwarteten Tod von Stefan Pröschold. Er hat den stadtbremischen
Rettungsdienst als ÄLRD in vielen Facetten zum Positiven verändert. Nicht zuletzt durch die
Fortschreibung der Bremer Fibel wurde für das gesamte Rettungsdienstfachpersonal ein
Meilenstein an Handlungskompetenz und -sicherheit erreicht. Die Arbeitsgruppe der „Bremer
Fibel“ wird auch über seinen Tod hinaus die Bremer Fibel in seinem Sinne fortschreiben.

Die erneuerten Handlungsstandards und -empfehlungen 2018 für den stadtbremischen
Rettungsdienst haben sich am Pyramidenprozess 2 und den NUN- Algorithmen orientiert. Unser
Ziel ist es eine größtmögliche Kongruenz zwischen diesen Empfehlungen und der Bremer Fibel
herzustellen, dabei aber unsere stadtbremischen Strukturen nicht außer Acht zu lassen.

Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit haben wir 2018 eine neue Aufteilung der Kapitel ein-
geführt. Der 1. Abschnitt beinhaltet alle Algorithmen, sortiert nach dem bekannten ABCDE-
Vorgehen. Die Medikamenteninformationen haben wir in einem 2. Abschnitt angehängt. Hier
finden sich Informationen zu allen aufgeführten Medikamenten in alphabetischer Reihenfolge.
Die bisher in der Bremer Fibel abgedruckten Durchführungsbeschreibungen von Notfallmaß-
nahmen wurden im Sinne einer didaktischen Reduktion aus dem Werk genommen und sollen
zukünftig über den „ÄLRD-INFO-RD“- Ordner im internen Netzwerk abrufbar sein.

Das ABCDE- Standardvorgehen bei Notfallpatienten wurde um ein vorgesetztes „C“ ergänzt.
Hierunter ist die Ersteinschätzung zu verstehen bei der kritische Blutungen gestillt werden
oder eine evtl. notwendige cardiopulmonale Reanimation begonnen wird, bevor eine ABCDE-
Beurteilung erfolgt. Für die Stillung kritischer Blutungen wurde ein neuer Algorithmus erstellt
um einen sinnvollen Versorgungspfad vorzugeben.

Neue hinzugekommen ist zudem ein Algorithmus zum Thema „Sepsis“. Die Sepsis ist eine der
häufigsten Todesursachen in Deutschland und bleibt insbesondere in der Frühphase aufgrund
von nur leicht ausgeprägten unspezifischen Symptomen oft unerkannt. Gerade aber die frühe
Behandlung mit gezielter antimikrobieller Therapie im klinischen Setting ist für eine Reduktion
von Morbidität und Mortalität unabdingbar wichtig. Mit dem neuen Algorithmus soll eine Sepsis-
Risikogruppe identifiziert werden, die dann einer definitiven klinischen Diagnostik zugeführt
werden sollen.

Aufgrund von Rückmeldungen kam es gehäuft zu Opiatüberdosierungen mit relevanter
Ateminsuffizienz. Diesem Problemfeld haben wir uns angenommen und einen Algorithmus
entwickelt, der die Gabe von Naloxon vorsieht. Hierbei empfehlen wir die intramuskuläre
Injektion in den lateralen Oberschenkel. Uns ist bewusst, dass dieser Applikationsweg von
Rettungsdienstfachpersonal nicht oft praktiziert wurde. Aus diesem Grund wird während der
jährlichen Fortbildung am FIR die intramuskuläre Injektion zukünftig geschult und geübt. Dies
ist nicht zuletzt notwendig, da auch beim anaphylaktischem Schock seitens der medizinischen
Leitlinien eine primär intramuskuläre Injektion von Epinephrin (Adrenalin) empfohlen wird.
Von der intravenösen Gabe nimmt man aufgrund der drohenden Nebenwirkung zunehmend
abstand.
Das 2017 eingeführte Rückmeldeverfahren zu medizinischen Erstversorgungsmaßnahmen
(MEM) gibt uns ein gutes Feedback über die Anzahl an durchgeführten Maßnahmen und die
Anwender- und Patientensicherheit. Aus den erhobenen Daten kann bisher uneingeschränkt
abgeleitet werden, dass die von uns empfohlenen Maßnahmen sicher und effektiv sind.
Gleichzeitig ist die geringe Rate an beobachteten unerwünschten Ereignissen ein Spiegel der
hohen Handlungskompetenz des stadtbremischen Rettungsdienstpersonals.

Wir freuen uns über die neue und gelungene Ausgabe der Bremer Fibel, die uns gemeinsam
darin unterstützt eine präklinische Notfallversorgung auf höchstem fachlichem Niveau
durchzuführen.

Herzliche Grüße

Dr. med. Jonas Boelsen und Dr. med. Andreas Callies
Ärztliche Leiter Rettungsdienst Bremen

Bremen, im Oktober 2017

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männli-
cher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten glei-
chermaßen für beiderlei Geschlecht.
Handlungsstandards bremer fibel

     Nutzungs- und Haftungshinweise

     Das Ziel...
     Ziel dieser Handlungsempfehlungen ist es Bedingungen zu schaffen, um eine bestmögliche Pa-
     tientenversorgung zu erreichen und dem einzelnen Rettungsdienstmitarbeiter rechtsicheres
     Arbeiten zu ermöglichen. Diese Handlungsempfehlungen gelten für das gesamte nichtärztliche
     Rettungsdienstpersonal der Stadtgemeinde Bremen.

     Die Frage nach der Kompetenz, ob Regelkompetenz oder „Notkompetenz“ lässt sich im Kon-
     kreten leider nur schwer beantworten. Die Empfehlung der Bundesärztekammer aus den
     neunziger Jahren hat schon damals versucht Rechtsicherheit im Bereich des nichtärztlichen
     Rettungsdienstpersonals zu schaffen. Voller Hoffnung hat man in den vergangenen Jahren den
     Entwicklungsprozess des Notfallsanitätergesetzes in Bezug auf die Konkretisierung medizini-
     scher (invasiver) Erstversorgungsmaßnahmen beobachtet. In der verabschiedeten Fassung des
     Notfallsanitätergesetzes bleibt dieser Sachverhalt jedoch weiterhin unklar und verursacht leider
     mehr Fragen als Antworten bei den Beschäftigten im Rettungsdienst.

     Eines der rettungsdienstlichen Ausbildungsziele, das auch im Notfallsanitätergesetz beschrieben
     wurde, ist die Durchführung medizinscher Maßnahmen der Erstversorgung bis zum Eintreffen
     des Notarztes, wenn ein lebensbedrohlicher Zustand vorliegt oder wesentliche Folgeschäden
     zu erwarten sind (§ 4 Abs.2 Nr. 1c NotSanG). Dies wurde auch bereits in der Stellungnahme der
     Bundesärztekammer 1992 zur Notkompetenz von Rettungsassistenten beschrieben. Im Not-
     fallsanitätergesetz wird auch explizit auf invasive Maßnahmen hingewiesen, die jedoch immer
     in der Ausbildung erlernt und auch nachweislich beherrscht werden müssen. Welche Vorausset-
     zungen für dieses Kompetenzniveau „erlernt und beherrscht“ für die jeweilige Maßnahme er-
     füllt sein müssen, ist jedoch nicht klar definiert. Ableiten lässt sich aber die Forderung nach einer
     Art beschriebenem Standard, der aus- und fortgebildet sowie überprüft wird.

     Die Bremer Fibel
     Seit der 6. Version der Bremer Fibel haben wir uns daher dazu entschlossen, die einzelnen Hand-
     lungsempfehlungen mit einem Empfehlungsgrad zu versehen. Dieser Empfehlungsgrad orien-
     tiert sich an einem Ampelsystem. Die Grün gekennzeichneten Handlungsempfehlungen gelten
     als Handlungsstandards, die als Mindestqualifikation für das nichtärztliche Rettungsdienstper-
     sonal angesehen werden müssen (Handlungsempfehlung + grüner Empfehlungsgrad = Hand-
     lungsstandard). Sie werden somit durch die neue Version der Bremer Fibel als Standard definiert
     und sind bei der dafür vorgesehenen Indikation von jedem Transportführer im stadtbremischen
     Rettungsdienst anzuwenden und zu erwarten, bis der Notarzt eintrifft („Der Transportführer
     muss…“). Im Allgemeinen leiten sich diese Maßnahmen von den Empfehlungen der Bundesärz-
     tekammer zur Notkompetenz ab (Vgl. „Stellungnahme der Bundesärztekammer zur Notkom-
     petenz von Rettungsassistenten und zur Delegation ärztlicher Leistungen im Rettungsdienst“).
     Diese sind in der Regel als Standard im Rettungsdienst schon ausreichend etabliert und als sinn-
     haft und umsetzbar von uns beurteilt worden. Wer hier bei der Selbstreflexion unzureichende
     eigene Fähigkeiten und/oder Fertigkeiten identifiziert, muss dies seinem Dienstvorgesetztem
     mitteilen. Zur weiteren medizinisch inhaltlichen Einordnung kann zudem ein vertrauliches Ge-
     spräch mit dem ÄLRD vereinbart werden. Das regelmäßige Training inklusive einer Kompetenz-
     überprüfung wird im Rahmen der gemeinsamen jährlichen Rettungsdienstfortbildung am Fort-
     bildungsinstitut des stadtbremischen Rettungsdienstes durchgeführt.

10
Handlungsstandards bremer fibel

Die Gelb gekennzeichneten Handlungsempfehlungen beziehen sich auf Maßnahmen, die wir
grundsätzlich als notwendig und durchführbar ansehen. In Anerkennung der Tatsache, dass die-
se Maßnahmen nicht durch jeden Transportführer im bremischen Rettungsdienst ausreichend
beherrscht werden, können wir lediglich eine Verbindlichkeit im Sinne einer Empfehlung aus-
sprechen („Der Transportführer sollte…“). Wer seine eigene Kompetenz in Bezug auf die jewei-
lige Maßnahme als ausreichend einschätzt, der soll diese Maßnahme in den dafür definierten
Notfallsituationen anwenden. Dies gilt für Rettungsassistenten in gleicher Art und Weise wie für
Notfallsanitäter. Hierbei empfehlen wir unbedingt sich an den vorgegebenen Algorithmus zu
halten, um größtmögliche Handlungskompetenz und Sicherheit für den Patienten gewährleis-
ten zu können.

Über die grünen und gelben Handlungsempfehlungen hinaus können wir keine grundsätzliche
Freigabe weiterer Medikamente oder Maßnahmen befürworten. Diese Maßnahmen bezeichnen
wir als rote Handlungsempfehlungen, für die wir auch keinen Algorithmus zur Verfügung stellen.
Diese Maßnahmen sind aus Sicht des Ärztlichen Leiters nicht freigegeben („Der Transportfüh-
rer darf nicht…“). Das wünschenswerte und notwendige Kompetenzniveau des nichtärztlichen
Rettungsdienstpersonals für die Durchführung dieser roten Handlungsempfehlungen ist jedoch
im Rahmen einer Nutzen- Risiko- Abwägung nicht gegeben. Sollte ein Transportführer eine in-
dividuelle überdurchschnittliche Kompetenz besitzen (zum Beispiel durch entsprechende Vor- /
Ausbildung, Lehrgänge, Hospitation, etc.), so muss sich dieser vor dem Einsatzfall eine individu-
elle Freigabe des Ärztlichen Leiters einholen. Die Beantragung hierzu muss auf dem Schriftwege
erfolgen und wird im Dialog mit dem Ärztlichen Leiter besprochen. Sollte sich der Ärztliche Lei-
ter gegen eine individuelle Freigabe aussprechen, so besteht für den jeweiligen Transportführer
ausreichender Schutz vor einer Belangung wegen Unterlassung der jeweiligen Maßnahme.

Mit diesem Empfehlungssystem verfolgen wir das Ziel, einen Mindeststandard auf der einen
Seite und größtmögliche Handlungssicherheit auf der anderen Seite zu erzielen und der Lücke
in der Gesetzgebung Rechnung zu tragen.

Fortbildung
Durch die regelmäßige Fort- und Weiterbildung des nichtärztlichen Rettungsdienstpersonals
sollen dann in der Zukunft bei jeder neuen Version der Bremer Fibel die Maßnahmen in ihrer
Handlungsempfehlungskategorie überprüft und angepasst werden, so dass wir in Zukunft eine
Steigerung der Qualität der nichtärztlichen Versorgung von Notfallpatienten als Ziel verfolgen,
um Schaden von Betroffenen abwenden zu können.

Die Dokumentation
Das Durchführen sämtlicher Maßnahmen ist auf dem Einsatzprotokoll zu dokumentieren. Dabei
sind insbesondere auch die durchgeführten Basismaßnahmen bis zum Eintreffen des Notarztes
festzuhalten. Nach Durchführung von Maßnahmen aus der Bremer Fibel sollte jeder Transport-
führer ein eigenes Nachweisdokument anfertigen, mit dem er seine praktischen Erfahrungen
belegen kann. Hieraus kann je nach Anzahl der durchgeführten Maßnahmen der Bremer Fibel
der individuelle Kompetenzerhalt mit abgeleitet werden. Die Rückmeldung bezüglich der Durch-
führung von Maßnahmen der Bremer Fibel an den Ärztlichen Leiter Rettungsdienst im Sinne
einer Qualitätssicherung und als Grundlage für die Weiterentwicklung der Handlungsempfeh-
lungen wird an anderer Stelle geregelt.
                                                                                                    11
Handlungsstandards bremer fibel

     Algorithmus - Erstmaßnahmen

     Einsatzstelle / Situation / Sicherheit                    ›› Rückmeldung
     ›› Persönliche Schutzausrüstung                           ›› Nachforderung
     ›› Gefahren der Einsatzstelle
     ›› Eigengefährdung
     ›› Anzahl Betroffener / Verletzter

     Ersteinschätzung                                          ›› Notarzt alarmieren
     ›› Gesamteindruck / Bewusstseinslage                      ›› Reanimation
     ›› Radialispuls / Rekapillarisierungszeit
     ›› Schnelle Inspektion von Kopf und Rumpf
     ›› Hautfarbe und Temperatur
     ›› Kurzanamnese

     C        Critical Bleeding / CPR                          ›› Bedrohliche Blutungen komp-
     ›› Unmittelbar lebensbedrohliche Verletzungen             rimieren / abbinden, Tourniquet
     ›› Reanimationspflicht                                    ›› Reanimation

     A        Airway - Atemwege                                ›› Freimachen der Atemwege
     ›› Atemwege frei                                          ›› Atemwegsmanagement
     ›› Inspektion des Mund - Rachen-Raums                     ›› Absaugen
                                                               ›› Inspiratorischer Stridor

     B        Breathing - Atmung                               ›› Sauerstoffgabe
     ›› Ausreichende Atmung / Belüftung und Oxygenierung       ›› Beatmung
     ›› Inspektion, Zyanose                                    ›› Asthma bronchiale / COPD
     ›› Palpation                                              ›› Kardiales Lungenödem
     ›› Auskultation, Atemgeräusche
     ›› Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung

     C        Circulation - Kreislauf                          ›› Venenpunktion
     ›› Kontrolle der peripheren, ggf. zentralen Pulse         ›› Akutes Koronarsyndrom
     ›› Rekapillarisierungszeit                                ›› Hypertensive Krise
     ›› RR - Messung (alle 5 Minuten)                          ›› Instabile Bradykardie
     ›› EKG (zur Überwachung)                                  ›› Volumenmangelschock
     ›› 12-Kanal-EKG (bei Thoraxschmerzen, Dyspnoe, …)         ›› Anaphylaktischer Schock

     D        Disability - Neurologie                          ›› Apoplex
     ›› Beurteilung der Bewusstseinslage                       ›› Bestehender Krampfanfall Kind
     ›› GCS, Sensibilität, Motorik, Sprache                    ›› Bestehender Krampfanfall Erw.
     ›› Inspektion, Pupillenreaktion                           ›› Hypoglykämie
     ›› Blutzuckerkontrolle

     E        Environment - Umgebung / Umfeld                  ›› Zustand nach Fieberkrampf
     ›› Inspektion                                             ›› Geburtsbegleitung
     ›› Wärmeerhalt                                            ›› Anamnese
     ›› Anamnese
     ›› Dokumentation

     Transport
     ›› Zielklinik: nächstgelegen, geeignet, Patientenwunsch
12
Handlungsstandards bremer fibel

Algorithmus - Traumaversorgung

 Einsatzstelle / Situation / Sicherheit                                                                        ›› Rückmeldung
 ›› Persönliche Schutzausrüstung                                                                               ›› Nachforderung
 ›› Gefahren an der Einsatzstelle, Eigengefährdung
 ›› Anzahl Betroffener / Verletzter
 ›› Einwirkende Kräfte / Verletzungsmechanismus

 Ersteinschätzung                                                                                              ›› Notarzt alarmieren
 ›› Gesamteindruck / Bewusstseinslage
 ›› Radialispuls / Rekapillarisierungszeit
 ›› Schnelle Inspektion von Kopf und Rumpf                                                                              Patient kritisch?
 ›› Hautfarbe und Temperatur
 ›› Unfallhergang
                                                                                                            Wenn möglich: Vor-Ort-Zeit < 15 Minuten!

 C        Critical Bleeding / CPR                                                                              ›› Bedrohliche Blutungen komp-
 ›› Unmittelbar lebensbedrohliche Verletzungen                                                                    rimieren / abbinden, Tourniquet
 ›› Reanimationspflicht                                                                                        ›› Reanimation

 A        Airway - Atemwege                                                                                    ›› Freimachen der Atemwege
 ›› Atemwege frei                                                                                              ›› Atemwegsmanagement
 ›› Inspektion des Mund-Rachen-Raums                                                                           ›› HWS-Immobilisation
 ›› HWS fixieren (manuell)
                                                       Patient kritisch ? -> Schnellstmöglicher Transport

 B        Breathing - Atmung                                                                                   ›› Sauerstoffgabe
 ›› Ausreichende Atmung / Belüftung und Oxygenierung                                                           ›› Beatmung
 ›› Inspektion, Zyanose                                                                                        ›› Thoraxentlastungspunktion
 ›› Palpation                                                                                                  ›› Thoraxdrainage
 ›› Auskultation, Atemgeräusche
 ›› Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung

 C        Circulation - Kreislauf                                                                              ›› Venenpunktion (großlumig)
 ›› Kontrolle der peripheren, ggf. zentralen Pulse                                                             ›› Infusionstherapie
 ›› Rekapillarisierungszeit                                                                                    ›› Bedrohliche Blutungen
 ›› Palpation von Abdomen, Becken und Oberschenkel                                                                komprimieren / abbinden
 ›› RR - Messung (alle 2-3 Minuten)                                                                            ›› Beckenschlinge
 ›› EKG (zur Überwachung)

 D         Disability - Neurologie                                                                             ›› SHT - Lagerung nach Blutdruck
 ›› Beurteilung der Bewusstseinslage                                                                           ›› Verlaufskontrolle
 ›› GCS, Sensibilität, Motorik, Sprache
 ›› Inspektion, Palpation Kopf
 ›› Pupillenreaktion
 ›› Blutzuckerkontrolle

 E        Environment - Umgebung / Umfeld                                                                      ›› Extremitätenverletzung
 ›› Entkleiden, Inspektion                                                                                        ggf. Reposition
 ›› Wärmeerhalt
 ›› Kurzanamnese
 ›› Dokumentation

 Transport
 ›› Zielklinik: Traumazentrum, Traumahotline                                                                                                           13
Handlungsstandards bremer fibel

                                          Kardiopulmonale Reanimation

                                                   Notarzt alarmieren

                                              CPR (Erw. 30:2 / Kinder 15:2)
                                         Defibrillator / EKG-Monitor anschließen
                                              Unterbrechungen minimieren

                                                         EKG-
                                                       Rhythmus
                                                       beurteilen

               Kammerflimmern /                                                          Asystolie
                  pulslose VT

                                                  Wiedereinsetzender
                                                Spontankreislauf (ROSC)
                     1 Schock
              (Kinder: 4 Joule / kgKG)

                                             Sofortige Behandlung
                                             ›› ABCDE-Schema anwenden
                                             ›› Sauerstoffgabe + Beatmung           CPR sofort für 2 Min.
              CPR sofort für 2 Min.                                                    weiterführen
                                                SpO2 von 94-98 % anstreben
                 weiterführen
                                             ›› 12-Kanal-EKG
                                             ›› Auslösende Faktoren behandeln
                                             ›› Temperaturkontrolle:
                                                Zieltemperatur < 36°C

           Nach der 3. Defibrillation:                                           1 mg Adrenalin i.v. / i.o.
                                                                                (5 mg / 5 ml pur aufziehen)
              1 mg Adrenalin i.v.                                                      Alle 3-5 Min.
          (5 mg / 5 ml pur aufziehen)
                 Alle 3-5 Min.                                                     Kinder: 0.01 mg / kg KG
            Kinder: 0.01 mg / kg KG

             300 mg Amiodaron i.v. | Kinder: 5 mg / kg KG
            Bei persistierendem Kammerflimmern nach dem 5. Schock:
                  150 mg Amiodaron i.v. | Kinder: 5 mg / kg KG
                                                                                Reversible Ursachen:
                                                                                4 Hs:
     Während CPR                                                                ›› Hypoxie
     ›› Hochqualifizierte CPR sicherstellen: Frequenz, Tiefe, Entlastung        ›› Hypovolämie
     ›› Handlungen planen vor CPR-Unterbrechung                                 ›› Hypo-/Hyperkaliämie/metabolisch
     ›› Sauerstoff geben                                                        ›› Hypothermie
     ›› Atemwegsmanagement, Kapnographie                                        HITS:
     ›› Herzdruckmassage ohne Unterbrechung, wenn Atemweg gesichert             ›› Herzbeuteltamponade
     ›› Gefäßzugang: intravenös, intraossär                                     ›› Intoxikation
     ›› Reversible Ursachen behandeln                                           ›› Thrombose (AMI, LAE)
14      Bei erwarteter längerer CPR-Dauer weitere Kräfte nachfordern!           ›› Spannungspneumothorax
Handlungsstandards bremer fibel

                                            Kritische Blutung

                                            Notarzt alarmieren

                 Körperstamm                                          Extremitäten

          Manuelle Kompression                                     Anlage Tourniquet

                                         Maßnahmen nach „ABCDE“

                                  nein           Blutung            ja
                                               kontrolliert?

                                                                  Weitere Versorgung nach
                                                                   Zustand des Patienten

               „Load and go“
        Weitere Maßnahmen während                                        Transport
               des Transportes

                                                                                            15
Handlungsstandards bremer fibel

A                     Epiglottitis
                                                                     Symptome:
                                                                     ›› Tachypnoe, Dyspnoe
                                                                     ›› Zyanose
                                                                     ›› Hohes Fieber
                                                                     ›› Vermehrter Speichelfluss
                                                                     ›› Schluckbeschwerden

                                                                     Basismaßnahmen:
                   Basismaßnahmen                                       Auf nötiges Minimum beschränken!
                                                                     ›› OK-Hochlagerung
                                                                        Keine Flachlagerung!
                                                                     ›› Kind und Bezugsperson beruhigen
                   Notarzt alarmieren                                ›› O2- Gabe maximal
                                                                     ›› SpO2- Messung

                                                                     Kontraindikationen Adrenalin:
                                                    ja               ›› HF > 160 / Min.
                    Kontraindikationen
                       vorhanden?

                               nein

              4 mg Adrenalin inhalativ
                  (4 ml Adrenalin)

                       Anhaltende
                    Symptomatik nach
     ja               Vernebelung?

                               nein
           Weitere Versorgung nach Zustand des
                        Patienten
                Transport zügig anstreben!

                       Transport

     Sprache
     Schlucken
                         Epiglottitis
                         leise, kloßig
                         schmerzhaft
                                                 LTB / Pseudokrupp
                                                 Heiserkeit
                                                 normal
                                                                      !
     Husten			           selten			               laut, bellend
16   Fieber			           hohes Fieber		          selten > 38,5 °C
Handlungsstandards bremer fibel

                                                       Symptome:
                  Inspiratorischer Stridor             ›› Inspiratorischer Stridor      A
                V.a. entzündliche / allergische        ›› Tachypnoe, Dyspnoe
                     Atemwegsschwellung                ›› Zyanose

                                                       Basismaßnahmen:
                        Basismaßnahmen                 ›› OK-Hochlagerung
                                                       ›› O2- Gabe maximal
                                                       ›› Kontinuierliches Monitoring
                                                          (EKG, NIBD, SpO2)
                       Notarzt alarmieren

                                                       Kontraindikationen Adrenalin:
                                                  ja   ›› HF > 160 / Min.
                         Kontraindikationen
                            vorhanden?

                                    nein

                   4 mg Adrenalin inhalativ
                       (4 ml Adrenalin)

                        i.v.-Zugang legen
                        (Im ersten Zyklus)

                             Anhaltende
                          Symptomatik nach
    ja                      Vernebelung?

                                    nein
                      Weitere Versorgung nach
                       Zustand des Patienten

                              Transport

                                                                                        17
Handlungsstandards bremer fibel

A                    Pseudokrupp
                                                                           Symptome:
                                                                           ›› Bellender Husten, Heiserkeit
             Laryngotracheobronchitis (LTB)                                ›› Inspiratorischer Stridor, Tachypnoe
                                                                           ›› Leichtes Fieber, selten > 38,5°C
                                                                           ›› Zyanose

                                                                           Basismaßnahmen:
                     Basismaßnahmen                                        ›› Kind und Bezugsperson beruhigen
                                                                           ›› Möglichst sitzende Lagerung auf
                                                                              dem Schoß der Bezugsperson
                                                                           ›› Für kühle, feuchte Luft sorgen
                    Notarzt alarmieren                                     ›› Bei Zyanose O2- Gabe

               1oo mg Prednisolon supp.
                  (Infectocortikrupp®)

                                                                           Kontraindikationen Adrenalin:
                                                       ja                  ›› HF > 160 / Min.
                      Kontraindikationen
                         vorhanden?

                                 nein

                4 mg Adrenalin inhalativ
                    (4 ml Adrenalin)

                         Anhaltende
                      Symptomatik nach
     ja                 Vernebelung?

                                 nein
                   Weitere Versorgung nach
                    Zustand des Patienten

                         Transport

18
     CAVE:
     Durch Stress verschlechtert sich die LTB - jede unnötige Maßnahme / Untersuchung vermeiden:
     „So viel wie nötig aber so wenig wie möglich“
                                                                                                                 !
Handlungsstandards bremer fibel

Atemwegsmanagement
                                                                                                                     A

                                       Bewusstlose Person

                                        Notarzt alarmieren
                                       Absaugbereitschaft !!!

               ja                              Atmung                          nein
                                             vorhanden?

                                                                          Racheninspektion
                                                                          Atemwege freimachen

  O2- Gabe                        ja           Atmung
  Stabile Seitenlage                         vorhanden?

                                                    nein
                                        Beutel-Masken-Beatmung

                                  ja                             nein
                                              Beatmung
                                              möglich?

                     ggf. Larynxtubus                           Larynxtubus

                                                   ja                             nein
                                                                Beatmung
                                                                möglich?

                                                                           Endotracheale Intubation

                                                                     ja                               nein
                                                                                 Beatmung
                                                                                 möglich?

  Weitere Maßnahmen nach Zustand des Patienten und Verlaufskontrolle                     Weitere Maßnahmen nach
                                                                                         Zustand des Patienten
  Erfolgs- und Verlaufskontrolle:
  Sicher ist nur die kontinuierliche Kapnometrie !                                       LM und Koniotomie-Set
  Heben und Senken des Brustkorbs, Auskultation, SpO2 als                                befinden sich auf dem NEF
  zusätzliche Kontrolle

                                                                                                                     19
Handlungsstandards bremer fibel

B              Akuter Asthmaanfall /
                                                           Symptome:
                                                           ›› Dyspnoe, evtl. Zyanose
                 Exacerbierte COPD                         ›› Atemnebengeräusche (Giemen)
                                                           ›› Husten evtl. mit Auswurf
                                                           ›› Einsatz der Atemhilfsmuskulatur

                                                           Basismaßnahmen:
                   Basismaßnahmen                          ›› OK-Hochlagerung oder sitzend
                                                           ›› O2- Gabe
                                                           ›› Lippenbremse
                                                           ›› 12-Kanal-EKG
                   Notarzt alarmieren                         (Zum Ausschluss kardialer Genese)

                                                           Kontraindikationen Iprabronch:
                                                      ja   ›› HF > 160/Min.
                    Kontraindikationen
                       vorhanden?                          ›› Tachykarde Arrhythmien
                                                           ›› Akutes Koronarsyndrom
                                nein

                1,25 mg Salbutamol
            0,25 mg Ipratropiumbromid
           zusammen via Verneblermaske
                (mit 8 Liter O2/Min.)

                   i.v.-Zugang legen
                   (Im ersten Zyklus)

           100 mg Methylprednisolon i.v.
               (Einmalige Bolusgabe)

                      Bestehende
                   Symptomatik nach 10
     ja                Minuten?

                                nein
                   Weitere Versorgung nach                 Notärztliche Medikation:
                    Zustand des Patienten,                 ›› Reproterol (Bronchospasmin®)
          evtl. notärztliche Medikation vorbereiten           0,09 mg i.v.
                                                           ›› Magnesium
                                                              2 g als Kurzinfusion über 10 Minuten

                        Transport

20
Handlungsstandards bremer fibel

                                                             Symptome:
                   Kardiales Lungenödem                      ›› Dyspnoe, Zyanose                     B
                                                             ›› Rassel- und Brodelgeräusche
                                                             ›› Kaltschweißigkeit, Angst, Unruhe
                                                             ›› Evtl. Husten, schaumig-roter
                                                                Auswurf

                                                             Basismaßnahmen:
                        Basismaßnahmen                       ›› OK-Hochlagerung, Beine tief
                                                             ›› O2- Gabe maximal
                                                             ›› Patienten beruhigen
                                                             ›› Kontinuierliches Monitoring
                       Notarzt alarmieren                       (EKG, NIBD, SpO2)
                                                             ›› 12-Kanal-EKG

                         i.v.-Zugang legen

                                                             Kontraindikationen Nitrat:
                         Kontraindikationen             ja   ›› RR < 120 mmHg
                         Nitrat vorhanden?                   ›› Rechtsherzinsuffizienz
                                                             ›› Einahme von Viagra®, Cialis® oder
                                                                Levitra® in den letzten 48 Stunden
                                    nein

                  2 Hub Glyceroltrinitrat s.l.

                                                             Kontraindikationen Furosemid:
                        Kontraindikationen              ja   ›› Hypovolämie, Dehydration
                       Furosemid vorhanden?                  ›› Überempfindlichkeit / Allergie
                                                                gegen Furosemid
                                                             ›› Anurie
                                    nein

                      20 mg Furosemid i.v.

                     Weitere Versorgung nach                 Notärztliche Medikation:
                      Zustand des Patienten,                 ›› Morphin 2 - 10 mg i.v., titrieren
            evtl. notärztliche Medikation vorbereiten        ›› Furosemid 20 - 80 mg i.v.

                              Transport

                                                                                                     21
Handlungsstandards bremer fibel

                                                                        Symptome:
C                 Akutes Koronarsyndrom                                 ›› Retrosternaler Brustschmerz, evtl.
                                                                           ausstrahlend in den linken Arm,
                                                                           Kiefer, Bauch oder Rücken
                                                                           Dyspnoe, evtl. Zyanose
                                                                        ›› Blässe, Kaltschweißigkeit
                                                                        ›› Engegefühl, Angst
                                                                        ›› Evtl. Übelkeit, Erbrechen

                                                                        Basismaßnahmen:
                        Basismaßnahmen                                  ›› OK-Hochlagerung
                                                                        ›› Patienten beruhigen
                                                                        ›› Absolute körperliche Ruhe
                                                                        ›› O2- Gabe nur bei SpO2 < 90 %
                       Notarzt alarmieren
                                                                           und bei subjektiver Dyspnoe
                                                                        ›› Kontinuierliches Monitoring
                                                                           (EKG, NIBD, SpO2)
                        i.v.-Zugang legen                               ›› 12-Kanal-EKG
                                                                           (in den ersten 10 Min. anstreben)

                                                                        Kontraindikationen ASS:
                                                               ja       ›› Bestehende Vormedikation (ASS)
                         Kontraindikationen
                          ASS vorhanden?                                   am Ereignistag eingenommen
                                                                        ›› Bekannte Überempfindlichkeit
                                                                        ›› Aktive Blutung
                                    nein

                250 mg Acetylsalicylsäure i.v.

                                                                        Kontraindikationen Nitrat:
                                                               ja       ›› STEMI
                         Kontraindikationen
                         Nitrat vorhanden?                              ›› RR < 120 mmHg
                                                                        ›› Rechtsherzinsuffizienz
                                                                        ›› Einahme von Viagra®, Cialis® oder
                                    nein                                   Levitra® in den letzten 48 Stunden

                  2 Hub Glyceroltrinitrat s.l.

                            Bestehende
                          Symptome nach
      ja                    5 Minuten?

                                    nein
                      Weitere Versorgung nach
                       Zustand des Patienten

                            Transport

     Bei ST-Strecken-Hebungen, neuem Linksschenkelblock, kardiogenem Schock, Z.n. Reanimation:
     Kontakt mit Herzzentrum Klinikum Links der Weser und EKG per Fax senden:
                                                                                                            !
22   Hotline   0421 879 25 25		       Fax     0421 879 25 51
Handlungsstandards bremer fibel

                                               Symptome:
                 Anaphylaktischer Schock
                     (Anaphylaxie Stadium 3)
                                               ›› Schocksymptomatik                          C
                                               ›› Hautreaktion (Ödeme, Quaddeln, Flush)
                                               ›› Dyspnoe mit Bronchospasmus
                                               ›› Larynxödem
                       Basismaßnahmen          ›› Schüttelfrost, Übelkeit, Durchfall
                                               ›› Evtl. Krampfanfall

                      Notarzt alarmieren       Basismaßnahmen:
                                               ›› Allergenzufuhr stoppen
                                               ›› Patienten beruhigen
                                               ›› Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage
                        Adrenalin i.m.:        ›› O2- Gabe maximal
                                               ›› Kontinuierliches Monitoring
                         < 6 Lj.     0,15 mg      (EKG, NIBD, SpO2)
                      6 - 12 Lj.     0,3 mg
                       > 12 Lj.      0,5 mg

                    i.v.-Zugang legen (1x)

                    Elektrolytlösung i.v.:
                            Erw.: 500 ml
                       Kinder: 10 ml / kg KG
                         als Druckinfusion

                   Methylprednisolon i.v.
                   (Einmalige Bolusgabe)
                       < 6 Lj.    50 mg
                    6 - 12 Lj.   100 mg
                      > 12 Lj.   250 mg

                       Clemastin i.v.
                   (Einmalige Bolusgabe)
                     1-6 Lj.     0,5 mg
                    6-12 Lj.     1 mg
                     > 12 Lj.    2 mg

                            Besserung
                      der Symptomatik nach
 nein                      5 - 10 Min. ?

                                     ja
                     Weitere Versorgung nach
                      Zustand des Patienten

                            Transport                                                        23
Handlungsstandards bremer fibel

C                Hypertensiver Notfall
                                                                         Symptome:
                                                                            Zeichen einer Organdysfunktion:
                                                                         ›› Kopfschmerzen, Schwindel
                                                                         ›› Sehstörungen
                                                                         ›› Übelkeit, Erbrechen
                                                                         ›› RR > 220 mmHg syst.
                                                                         ›› Evtl. Dyspnoe
                                                                         ›› Evtl. Nasenbluten

                    Basismaßnahmen                                       Basismaßnahmen:
                                                                         ›› Patienten beruhigen
                                                                         ›› OK-Hochlagerung oder sitzend
                                                                         ›› O2- Gabe ggf. bis maximal
                                                                         ›› Kontinuierliches Monitoring
                   Notarzt alarmieren                                       (EKG, NIBD, SpO2)
                                                                         ›› 12-Kanal-EKG
                                                                            (Zum Ausschluss kardialer Genese)

                    i.v.-Zugang legen

                                                                         Kontraindikationen Urapidil:
                                                     ja                  ›› Akutes Koronarsyndrom
                     Kontraindikationen
                        vorhanden?                                          Bei kardialen Symptomen zum
                                                                            ACS-Algorithmus
                                                                         ›› Schwangerschaft, Stillzeit
                                nein                                     ›› Bekannte Überempfindlichkeit

                     5 mg Urapidil i.v.

                       Bestehende
                    Symptomatik nach 3
     ja                 Minuten?

                                nein
                  Weitere Versorgung nach
                   Zustand des Patienten

                        Transport

     CAVE:
     Es sollte eine milde Hypertonie angestrebt werden 160/100 mmHg bzw. eine Senkung um max.
                                                                                                         !
     20% des Ausgangsdrucks.
24
Handlungsstandards bremer fibel

                                                           Symptome:
                  Instabile Bradykardie                    ›› Herzfrequenzen < 40 / Min.     C
                                                           ›› Schwindel, Übelkeit, Dyspnoe

                                                           Instabilitätszeichen:
                                                           ›› Bewusstseinsstörung
                      Basismaßnahmen                       ›› Zyanose
                                                           ›› Hypotonie
                                                           ›› Schockanzeichen

                      Notarzt alarmieren
                                                           Basismaßnahmen:
                                                           ›› Kontinuierliches Monitoring
                                                              (EKG, NIBD, SpO2)
                                                           ›› O2- Gabe ggf. bis maximal
                       i.v.-Zugang legen                   ›› 12-Kanal-EKG
                                                           ›› Bei Bewusstlosigkeit:
                                                              Stabile Seitenlage

                       1 mg Atropin i.v.

                            HF < 40 /           nein
                      Min. und Instabilitäts-
                            zeichen?

                                     ja

                       1 mg Atropin i.v.

                            HF < 40 /           nein
                      Min. und Instabilitäts-
                            zeichen?

                                     ja

                       1 mg Atropin i.v.

                            HF < 40 /               nein
                   Min. und Bewusstlosigkeit?

                                     ja

        |         Externer Schrittmacher        |
                    Weitere Versorgung nach
                     Zustand des Patienten

                            Transport                                                        25
Handlungsstandards bremer fibel

C         Instabile Tachykardie
                                              Symptome:
                                              ›› Herzfrequenzen > 160 / Min.
          mit Bewusstlosigkeit                ›› Schwindel, Übelkeit, Dyspnoe

                                              Instabilitätszeichen:
                                              ›› Bewusstlosigkeit
                                              ›› Zyanose
                                              ›› Hypotonie < 90 mmHg syst.
                                              ›› Schockanzeichen

                                              Basismaßnahmen:
            Basismaßnahmen                    ›› Kontinuierliches Monitoring
                                                 (EKG, NIBD, SpO2)
                                              ›› O2- Gabe ggf. bis maximal
                                              ›› 12-Kanal-EKG
            Notarzt alarmieren                ›› Bei Bewusstlosigkeit:
                                                 Stabile Seitenlage

     | Kardioversion mit 100 Joule |

                  HF > 160 /           nein
            Min. und Instabilitäts-
                  zeichen?

                           ja

     | Kardioversion mit 150 Joule |

                  HF > 160 /          nein
            Min. und Instabilitäts-
                  zeichen?

                           ja

     | Kardioversion mit 200 Joule |

             i.v.-Zugang legen

           Weitere Versorgung nach
            Zustand des Patienten

                 Transport

26
Handlungsstandards bremer fibel

                                                     Symptome:
                   Volumenmangelschock               ›› Hypotonie, Tachykardie               C
                                                     ›› Puls schlecht / gar nicht tastbar
                                                     ›› Blässe, Kaltschweißigkeit
                                                     ›› Evtl. Bewusstseinsstörungen

                                                     Basismaßnahmen:
                        Basismaßnahmen               ›› Wenn vorhanden: Blutungen stillen
                                                     ›› Flachlagerung, ggf. Schocklagerung
                                                     ›› Bei Bewusstlosigkeit:
                                                        Stabile Seitenlage
                       Notarzt alarmieren            ›› O2- Gabe maximal
                                                     ›› Kontinuierliches Monitoring
                                                        (EKG, NIBD, SpO2)
                                                     ›› Wärmeerhalt!

                               Weniger          ja
                        invasive Maßnahmen
                             erfolgreich?

                                    nein

                         i.v.-Zugang legen

                     Elektrolytlösung i.v.
                    nach Kreislaufsituation

                      Weitere Versorgung nach
                       Zustand des Patienten

                              Transport

                                                                                             27
Handlungsstandards bremer fibel

D              Apoplex
                                             Symptome:
                                             ›› Hängender Mundwinkel
                                             ›› Sprach- / Wortfindungs- / Schluckstörungen
                                             ›› Halbseitenlähmung, Gefühlsstörungen
                                             ›› Plötzliche Desorientiertheit / psychische
                                                Auffälligkeiten
                                             ›› Gleichgewichts- / Bewegungsstörungen
                                             ›› Bewusstseinsstörungen
                                             ›› Seh- oder Hörstörungen
                                             ›› ggf. Schwindel, Kopfschmerzen

                                             Basismaßnahmen:
          Basismaßnahmen                     ›› Patienten beruhigen
                                             ›› O2 - Gabe bei SpO2 < 95%
                                             ›› Bei Hypertonie: OK-Hochlagerung (30°)
                                             ›› Bei Hypotonie: Flachlagerung,
                                                ggf. Schocklagerung
                                             ›› Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage
                                                auf die gesunde Seite
                                             ›› Kontinuierliches Monitoring
                                                (EKG, NIBD, SpO2)
                                             ›› BZ- und Temperaturmessung

           i.v.-Zugang legen

                                             Stabiler Patient:
                 Patient
                                        ja   ›› Normale Atmung, SpO2 normal
                 stabil ?                    ›› RR syst. zwischen 120 und 220 mmHg
                                             ›› BZ > 60 mg / dl
                                             ›› Ansprechbar und orientiert
                       nein

         Notarzt alarmieren

      ggf. symptomatische Therapie
              mit dem NA

     Voranmeldung über die Leitstelle
           für die Stroke Unit

               Transport

28
Handlungsstandards bremer fibel

                                                                 Symptome:
                     Bestehender Krampfanfall                    ›› Tonisch klonische Krämpfe       D
                        Kind (bis 10 Jahre)                      ›› Zyanose
                                                                 ›› Bewusstlosigkeit
                                                                 ›› Evtl. Zungenbiss

                                                                 Basismaßnahmen:
                            Basismaßnahmen                       ›› Pat. vor Sekundärverletzungen
                                                                    schützen!
                                                                 ›› O2-Gabe ggf. bis maximal
                                                                 ›› BZ-Kontrolle
                            Notarzt alarmieren

                                                                 Kontraindikationen Diazepam:
                                                            ja   ›› Myasthenia gravis
                             Kontraindikationen
                                                                 ›› Alter < 3 Monate
                                vorhanden?

                                          nein

                                  Körpergewicht
                                     > 15 kg

                     nein                           ja

      Diazepam-Rektiole                      Diazepam-Rektiole
          5 mg rektal                           10 mg rektal

                          Weitere Versorgung nach
                           Zustand des Patienten

                                   Transport

                                                                                                    29
Handlungsstandards bremer fibel

D               Bestehender Krampfanfall
                                                                            Symptome:
                                                                            ›› Tonisch klonische Krämpfe
                Patientenalter > 10 Jahre                                   ›› Zyanose
                                                                            ›› Bewusstlosigkeit
                                                                            ›› Evtl. Zungenbiss

                                                                            Basismaßnahmen:
                      Basismaßnahmen                                        ›› Pat. vor Sekundärverletzungen
                                                                               schützen!
                                                                            ›› O2-Gabe ggf. bis maximal
                                                                            ›› BZ-Kontrolle
                      Notarzt alarmieren

                                                                            Kontraindikationen Midazolam:
      ja                                                                    ›› Myasthenia gravis
                       Kontraindikationen
                          vorhanden?

                                    nein

                                                    Körpergewicht
                                                       > 30 kg?

                                           nein                        ja

             5 mg Midazolam nasal via MAD®                     10 mg Midazolam nasal via MAD®

                               ja                 Bestehender
                                             Krampfanfall nach 5 Min.?
        Einmalige Repititionsgabe !

                                                            nein

                                                  i.v.-Zugang legen

                                             Weitere Versorgung nach
                                              Zustand des Patienten

                                                     Transport

     Klinikum Bremen Ost:
     Patienten nach erstmaligem Krampfanfall mit oder ohne weiterbestehenden neurologischen Defiziten.
                                                                                                              !
     Nächstgelegene Klinik:
30   Patienten nach wiederholtem Krampfanfall / bei bekannter Epilepsie.
Handlungsstandards bremer fibel

                                                            Symptome:
                          Hypoglykämie                      ›› BZ häufig < 60 mg/dl                D
                                                            ›› Unruhe, Zittern, akute Erregung
                                                            ›› Schwitzen, kalter Schweiß, Blässe
                                                            ›› Somnolenz bis Bewusstlosigkeit
                                                            ›› Hemiparese, Sprachstörungen
                                                            ›› Krampfanfälle

                                                            Basismaßnahmen:
                        Basismaßnahmen                      ›› Bei Bewusstlosigkeit:
                                                               Stabile Seitenlage
                                                            ›› Airwaymanagement
                                                            ›› O2-Gabe ggf. bis maximal
                                                            ›› BZ-Kontrolle
                            Schutzreflexe /
                                                 ja
                            Ansprechbar?

                                     nein

                       Notarzt alarmieren

                         i.v.-Zugang legen

                    8g Glukose 40% i.v.                           Glukose oral
              (1:1 mit NaCl / Ringer verdünnt)             (Zuckerhaltige Getränke oder
                                                                 8g Glukose 40%)

                            BZ < 80 mg/dl?                          BZ < 80 mg/dl?
    ja                                                ja

                                      nein                                    nein
                      Weitere Versorgung nach
                       Zustand des Patienten

                              Transport

                                                                                                   31
Handlungsstandards bremer fibel

D         Opiatintoxikation mit
                                    Symptome:
                                    ›› Zyanose / Hypoxie
            Ateminsuffizienz        ›› Miosis (enge Pupillen)
                                    ›› Bradypnoe, Atemdepression
                                    ›› Somnolenz bis Bewusstlosigkeit
                                    ›› Bradykardie
                                    ›› Hypotonie

                                    Basismaßnahmen:
            Basismaßnahmen          ›› Bei Bewusstlosigkeit:
                                       Stabile Seitenlage
                                    ›› Airwaymanagement
                                    ›› O2-Gabe ggf. bis maximal
                                    ›› BZ-Kontrolle

           Notarzt alarmieren

           0,4 mg Naloxon i.m.
          (max. 1 Wiederholung)

           Ateminsuffizienz nach
               5 Minuten?
     ja
                       nein
          Weitere Versorgung nach
           Zustand des Patienten

               Transport

32
Handlungsstandards bremer fibel

                                                        Symptome:
                         Z.n. Fieberkrampf              ›› Fieber                                E
                       Temperatur > 38,5°C              ›› Gerötetes Gesicht
                                                        ›› Schüttelfrost

                          Notarzt alarmieren

                                                        Basismaßnahmen:
                          Basismaßnahmen                ›› Wache Kinder zur Beruhigung auf
                                                           den Sch0ss der Bezugsperson setzen
                                                        ›› Temperaturmessung
                                                        ›› Physikalische Temperatursenkung
                                                           z.B. Wadenwickel
                                                        ›› BZ-Kontrolle
                                                        ›› Monitoring

                                                        Kontraindikationen Paracetamol:
                                                   ja   ›› Allergie/ Überempfindlichkeit gegen
                            Kontraindikationen
                               vorhanden ?                 Paracetamol
                                                        ›› Paracetamol-Gabe in den letzten 4h

                                        nein

                      Paracetamol-Zäpfchen
                        125 mg: bis 1 Jahr
                        250 mg: ab 1 Jahr

                         Weitere Versorgung nach
                          Zustand des Patienten

                                  Transport

                                                                                                 33
Handlungsstandards bremer fibel

E            Einsetzende Geburt
                                                                    Symptome:
                                                                    ›› Regelmäßige Wehentätigkeit 2 - 3 Minuten
                                                                    ›› Presswehen, Pressdrang
                                                                    ›› Vorangehender Kindsteil in der Vulva sichtbar
                                                                    ›› Klaffen des Anus
                                                                    ›› ggf. Blutung, Blutabgang, Flüssigkeitsabgang

               Notarzt alarmieren

                                                                    Basismaßnahmen:
               Basismaßnahmen                                       ›› Für entsprechende Umgebung mit Wärme und
                                                                       Ruhe sorgen
                                                                    ›› Patientin ggf. Partner beruhigen
                                                                    ›› Patientin nicht mehr laufen lassen
                                                                    ›› Lagerung: optimal Steinschnitt
                                                                       CAVE: Vena-cava-Kompressionssyndrom

                                                                    Geburtsvorbereitende Maßnahmen:
                i.v.-Zugang legen                                   ›› Abnabelungsinstrumentarium
                                                                       (Schere, 2 Nabelklemmen)
                                                                    ›› Wärmeerhaltende Maßnahmen (Kind)

        Geburtsfortschritt beobachten
             Nicht eingreifen !

     Geburt des führenden Kindsteils (meistens Kopf)
     ›› Dammschutz und Führung bei Durchgleitung des Kopfes
     ›› Nach Entwicklung des Kopfes kontrollieren ob die Nabelschnur um den Hals
        geschlungen ist, ggf. Patientin zum Hecheln auffordern / anleiten

     Geburt des kindlichen Körpers
     ›› Entwicklung der Schultern, vordere Schulter unter Senkung
        des Kopfes entwickeln bis Oberarmmitte sichtbar ist
     ›› Kopf ohne Zug anheben und hintere Schulter entwickeln
        Nicht am Kind ziehen !

     Abnabelung
     ›› Frühestens nach 1 Minute, ca. 20 cm vom Kind entfernt zwei Klemmen
        mit ca. 3 cm Abstand setzen
     ›› Kind abtrocknen, Wärmeerhalt beachten
     ›› Uhrzeit notieren (Abnabelungszeit = Geburtszeit), APGAR erheben
     ›› Algorithmus „Erstversorgung Neugeborener“
     ›› Unauffälliges Kind zu der Mutter legen

                                                      Transport
                          ››Mutter, Kind und ggf. Plazenta in die nächstgelegene Geburtsklinik
                          ››Geburt der Plazenta muss nicht abgewartet werden

34    Weitere Ressourcen nutzen: Wenn verfügbar, Hebamme hinzuziehen.                                             !
Handlungsstandards bremer fibel

                            Erstversorgung                                                        E
                            Neugeborener

                ›› Abtrocknen und Wärmeerhalt                          SpO2 - Messung
                ›› Uhr starten und Zeit notieren
                ›› APGAR erheben                                         Akzeptable SpO2-Werte:
                                                                       ›› 2 Min. - 60 %
                                                                       ›› 3 Min. - 70 %
  60 Sekunden

                                                                       ›› 4 Min. - 80 %
                   Beurteilung von Muskeltonus,                        ›› 5 Min. - 85 %
                    Atmung und Herzfrequenz                            ›› 10 Min. - 90 %

                               Normale                ja   Maßnahmen nach Zustand des Kindes,
                           Atmung vorhanden?                     Kind der Mutter geben

                                        nein

                     Atemwege freimachen und
                5 initiale Beatmungen mit Raumluft

                                 Anstieg              ja
                            der Herzfrequenz?              Maßnahmen nach Zustand des Kindes,
                           Thoraxbewegungen?                     Kind der Mutter geben

                                        nein

                     Kopfposition überprüfen,
                     Hilfsmittel zum Öffnen der
                         Atemwege erwägen

                 Erneut 5 initiale Beatmungen mit
                              Raumluft

                              Herzfrequenz >
                                                      ja   Maßnahmen nach Zustand des Kindes,
                                60 / Min.?                       Kind der Mutter geben

                                        nein

                                  CPR: 3:1

                Wiederbeurteilung alle 30 Sekunden,
                      i.v. - / i.o. - Zugang für
                    medikamentöse Therapie

                                                                                                  35
Handlungsstandards bremer fibel

E              Sepsis /
                                          Symptome:
                                          ›› Köpertemperatur
     Schlechter Allgemeinzustand             > 38°C oder < 36°C
                                          ›› Atemfrequenz > 22 / Min.
                                          ›› RR < 90 mmHg

                                          Weitere Hinweise:
                                          ›› Anzeichen einer Infektion
                                             Pneumonie, Harnwegsinfekt, ...
                                          ›› Eingeschränkte Vigilanz
                                          ›› Desorientiertheit
                                          ›› Unruhe
                                          ›› Delirium

       Vorgehen nach c-ABCDE

          Notarzt alarmieren
            bei Instabilität

                                          qSOFA - Score
             qSOFA - Score
                                     ja   ›› AF > 22 / Min.		      1 Punkt
               < 1 Punkt ?                ›› RR < 90 mmHg		        1 Punkt
                                          ›› Bewusstseinsstörungen 1 Punkt

                      nein

           i.v.-Zugang legen

                                          Kontraindikationen
           Kontraindikationen
                                     ja   Elektrolytlösung:
       Elektrolytlösung vorhanden?        ›› Schwere Herzinsuffizienz
                                          ›› Feuchte Rasselgeräusche
                                          ›› Terminale Niereninsuffizienz
                      nein                   (Dialysepatient)

     1000 ml Elektrolytlösung i.v.
        bis zum Transportende

         Weitere Versorgung nach
          Zustand des Patienten

              Transport

36
Handlungsstandards bremer fibel

Acetylsalicylsäure

Wirkstoff | Handelsnamen            Acetylsalicylsäure | Aspirin®, Aspisol®

Zusammensetzung                   ›› 1 Amp. á 500 mg / 5 ml

Indikation                        ›› Akutes Koronarsyndrom

Wirkung                           ›› Hemmung der Thrombozytenaggregation
                                  ›› Hemmung der Prostaglandinsynthese
                                  ›› Analgetische, antipyretische, antiphlogistische Wirkung

Dosierung                         ›› 250 mg i.v.

Nebenwirkungen                    ›› Gastritis
                                  ›› Ulzera
                                  ›› Übelkeit, Erbrechen
                                  ›› Bronchospasmen, Asthmaanfall
                                  ›› Allergische Reaktion
                                  ›› Verlängerung der Blutungszeit
                                  ›› Ohrensausen
                                  ›› Benommenheit
                                  ›› Hypersalivation

Kontraindikationen                ›› Aktive Blutungen
                                  ›› Überempfindlichkeit gegen Salicylate
                                  ›› Magen-Darm-Ulcera
                                  ›› Schwangerschaft im letzten Drittel
                                  ›› Dissezierendes Aortenaneurysma
                                  ›› Kinder < 12 Jahren

                                                                                               37
Handlungsstandards bremer fibel

     Adrenalin / Epinephrin

     Wirkstoff | Handelsnamen    Epinephrin | Suprarenin®, Adrenalin

     Zusammensetzung            ›› 1 Amp. á 1 mg / 1 ml
                                ›› 1 Amp. á 25 mg / 25 ml

     Indikation                 ›› Kreislaufstillstand
                                ›› Anaphylaktischer Schock
                                ›› Inspiratorischer Stridor
                                ›› Epiglottitis
                                ›› Pseudo-Krupp / Laryngotracheobronchitis (LTB)

     Wirkung                    ›› Wirkungseintritt 30 - 60 Sekunden
                                   Stimulation von α-(Alpha)- und β-(Beta)-Rezeptoren, Dosisabhän-
                                   gig überwiegen α- oder β-adrenerge Effekte

                                 α-adrenerge Wirkungen bei hoher Dosis:
                                 Engstellung der peripheren Gefäße (Vasokonstriktion), Zunahme
                                 des peripheren Gefäßwiderstands, Steigerung des arteriellen
                                 Mitteldrucks

                                   ß-adrenerge Wirkungen bei niedriger Dosis:
                                ›› β1-Rezeptoren: Beschleunigung von Reizbildung und Reizleitung,
                                   Zunahme von Herzfrequenz, Herzzeitvolumen und Herzkraft, An-
                                   stieg des systolischen Blutdrucks
                                ›› β2-Rezeptoren: Tonus der Bronchialmuskulatur nimmt ab,
                                   Erweiterung der Bronchialgefäße, Broncholyse, Abnahme des pe-
                                   ripheren Gefäßwiderstands

     Dosierung                  ›› Reanimation: Erwachsene		             1 mg i.v.
                                   		           Säuglinge / Kinder       0,01 mg / kgKG i.v.

                                ›› Anaphylaktischer Schock:        < 6 Lj.       0,15 mg i.m.
                                   				                         6 - 12 Lj.       0,3 mg i.m.
                                    				                         > 12 Lj.        0,5 mg i.m.

                                ›› Inspiratorischer Stridor:
                                   4 mg / 4 ml Adrenalin vernebeln

     Nebenwirkungen             ›› Tachykardie, Arrhythmie, Gefahr von Extrasystolen bis zum
                                   Kammerflimmern
                                ›› Hyperglykämie
                                ›› Tremor (Zittern)
                                ›› Mydriasis (Pupillenerweiterung)

     Kontraindikationen         ›› Im Rahmen der Reanimation keine
                                ›› Tachykarde Rhythmusstörungen
                                ›› Hypertonie

     Wechselwirkungen           ›› Nicht zusammen mit alkalischen Lösungen verabreichen
                                   (z.B. Natriumbikarbonat)
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Handlungsstandards bremer fibel

Amiodaron

Wirkstoff | Handelsnamen            Amiodaron | Cordarex ®

Zusammensetzung                   ›› 1 Amp. á 150 mg / 3 ml

Indikation                        ›› Reanimation bei therapierefraktärem Kammerflimmern / pVT

Wirkung                           ›› Wirkungseintritt nach 2 - 5 Minuten
                                  ›› Amiodaron ist ein Klasse III Antiarrhythmikum
                                     (vorwiegender Kalium- Kanal- Blocker). Es verlängert das Aktions-
                                     potential und die Refraktärzeit des Myokards. Wie alle Antiarrhyth-
                                     mika kann Amiodaron selbst Rhythmusstörungen auslösen.

Dosierung                         ›› 300 mg i.v. als Bolus nach der dritten erfolglosen Defibrillation
                                          Kinder: 5 mg / kg KG i.v.

                                  ›› 150 mg i.v. nach der fünften erfolglosen Defibrillation
                                          Kinder: 5 mg / kg KG i.v.

Nebenwirkungen                    ›› Die meisten werden erst bei Langzeittherapie relevant!
                                  ›› Übelkeit / Erbrechen
                                  ›› Müdigkeit, Kopfschmerzen, Tremor
                                  ›› Photosensibilisierung
                                  ›› Einzelfälle: Torsade de Pointes, Kammerflimmern, Asystolie

Kontraindikationen                ›› Im Notfall bei oben genannter Indikation keine

Wechselwirkungen                  ›› Verstärkung von herzfrequenzsenkenden Medikamenten
                                     insbesondere Digitalis und Verapamil
                                  ›› Wirkverstärkung von Marcumar®

                                                                                                           39
Handlungsstandards bremer fibel

     Atropin

     Wirkstoff | Handelsnamen     Atropinsulfat

     Zusammensetzung            ›› 1 Amp. á 0,5 mg / 1 ml

     Indikation                 ›› Instabile / akute bradykarde Herzrhythmusstörungen

     Wirkung                    ›› Wirkungseintritt nach 1 - 2 Minuten
                                ›› Hemmt die Aktivität des parasympathischen Nervensystems
                                ›› Herzfrequenzsteigerung durch Hemmung des Vagusnerves
                                ›› Verbesserung der Reizleitung von den Vorhöfen in die Kammern
                                ›› Hemmung der Speichel- und Schleimsekretion
                                ›› Erschlaffung der Bronchialmuskulatur

     Dosierung                  ›› bis 3 mg i.v.

     Nebenwirkungen             ›› Bradykardie kann verstärkt werden
                                ›› Mundtrockenheit
                                ›› Verminderte Schweißsekretion
                                ›› Tachykardie
                                ›› Sehstörungen
                                ›› Bei Patienten mit Down-Syndrom ausgeprägte Tachykardien
                                   bereits bei niedrigen Dosierungen möglich

     Kontraindikationen         ›› Im Notfall bei oben genannter Indikation keine

     Wechselwirkungen           ›› Nicht zusammen mit alkalischen Lösungen verabreichen
                                   (z.B. Natriumbikarbonat)
                                ›› Inkompatibilität mit Noradrenalin (Arterenol®)

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Handlungsstandards bremer fibel

Clemastin

Wirkstoff | Handelsnamen           Tavegil®

Zusammensetzung                   ›› 1 Amp. á 2 mg / 2 ml

Indikation                        ›› Anaphylaktischer Schock

Wirkung                           ›› Clemastin ist ein kompetitiver Gegenspieler des Histamins
                                  ›› Histamin wird u.a. bei allergischen Reaktionen ausgeschüttet und
                                     vermittelt die Histamin- Rezeptoren (H- Rezeptoren) die allergi-
                                     sche Reaktion.
                                  ›› Durch die H1- Rezeptor- Blockade kann die allergische Reaktion
                                     abgemildert werden.

Dosierung                         ›› Erwachsene: 2 mg langsam i.v.
                                  ›› Kinder: 0,03 mg/ kg KG
                                     Richtdosis: 1.-6. LJ 0,5 mg
                                     		            6-12 LJ 1 mg
                                     		            > 12 LJ 2 mg

Nebenwirkungen                    ›› Sedierung, insbesondere bei Kindern auch paradoxe Wirkung
                                     mit Erregungszuständen
                                  ›› Mundtrockenheit
                                  ›› Kopfschmerzen
                                  ›› Schwindel,
                                  ›› Hautreaktionen,
                                  ›› Übelkeit und Erbrechen

Kontraindikationen                ›› Sehr seltene Heriditäre Fructose- Intoleranz
                                  ›› Im Notfall bei oben genannter Indikation keine

Wechselwirkungen                  ›› Die Wirkung von Analgetika, Hypnotika, Narkotika,
                                     Psychopharmaka und Alkohol kann verstärkt werden.

                                                                                                        41
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