2020 Tätigkeitsbericht - der eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom)

 
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2020 Tätigkeitsbericht - der eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom)
2020

                          Tätigkeitsbericht
der eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom)

                                         Eidgenössische
                                         Kommunikationskommission
                                         ComCom
2020 Tätigkeitsbericht - der eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom)
Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom)
Christoffelgasse 5
CH – 3003 Bern

Tel.:      +41 58 463 52 90
Website:   www.comcom.admin.ch
2020 Tätigkeitsbericht - der eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom)
INHALT

Editorial ....................................................................................................................................................... 2

I. Überblick Telekommunikations-markt ............................................................................................ 3

   1. Entwicklung der Mobilfunknetze ...................................................................................................... 3

   2. Entwicklung der Festnetze .............................................................................................................. 11

   3. Breitbandmarkt im Festnetz............................................................................................................ 12

II. Kommission und Sekretariat .......................................................................................................... 19

   1. Kommission ....................................................................................................................................... 19

   2. Sekretariat ......................................................................................................................................... 20

III. Tätigkeiten der Kommission .......................................................................................................... 22

   1. Zugangsverfahren ............................................................................................................................ 22

       1.1. Interkonnektion und andere Zugangsformen gemäss Art. 11 FMG .................................. 22

       1.2. Interconnect Peering ................................................................................................................ 23

       1.3. Verzinsung von Rückzahlungen ............................................................................................. 23

   2. Konzessionen ................................................................................................................................... 23

       2.1. Grundversorgung ...................................................................................................................... 24

       2.2. Mobilfunkkonzessionen ............................................................................................................ 25

       2.3. Neuer DAB-Frequenzblock für die Romandie ...................................................................... 27

   3. FMG-Revision und Konsumentenschutz ...................................................................................... 27

   4. Nummernportabilität......................................................................................................................... 28

   5. Internationale Beziehungen ............................................................................................................ 29

   6. Ausblick auf 2021 ............................................................................................................................. 29

IV. Finanzen.............................................................................................................................................. 30

Abkürzungen ........................................................................................................................................... 32

Quellenverzeichnis ................................................................................................................................ 34
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                                                   Auf internationaler Ebene sorgt die ComCom in
EDITORIAL                                          ihrer Rolle dafür, dass die Schweiz die auf
2020 war für alle ein ganz besonderes Jahr. Die    Austausch und gegenseitigem Vertrauen
Telekommunikation erwies sich für die weitere      beruhenden guten Beziehungen zu ihren
Ausübung zahlreicher Tätigkeiten als essenziell:   Partnern, vor allem innerhalb von Europa,
ob in der Bildung, im Handel oder bei der          weiter pflegt, um das in einer so stark
Teamarbeit aus der Distanz. Weil wir physisch      vernetzten Welt erforderliche reibungslose
Abstand zueinander halten müssen (Social           Funktionieren der Telekommunikation
Distancing), hat die Digitalisierung der           sicherzustellen.
Gesellschaft einen gewaltigen Schub erfahren.      Die Zusammensetzung der ComCom hat sich
Diese Entwicklung muss sich nun unter              verändert. Ich freue mich, dass ich vom
Beachtung der Qualitäts- und                       Bundesrat als Nachfolgerin von Stephan Netzle,
Sicherheitsanforderungen fortsetzen. Der           der zusammen mit Andreas Bühlmann nach 12
Übergang in die digitale Welt birgt jedoch das     Jahren Amtszeit aus der Kommission
Risiko, dass sich Ungleichheiten verstärken; das   ausgeschieden ist, zur Vorsitzenden der
dürfen wir nicht ausser Acht lassen.               Kommission ernannt wurde. Das Gremium
                                                   dankt den beiden hochgeschätzten Kollegen
Doch obschon wir die neuen Technologien            ganz herzlich für ihr grosses Engagement. Beide
brauchen, wächst das Misstrauen gegenüber          waren während ihrer Amtszeit an wichtigen
Wissenschaft und Innovation. In den sozialen       Aktivitäten der ComCom zur Gestaltung der
Netzwerken werden zunehmend Ideen und              Schweizer Telekommunikationslandschaft
Überzeugungen verbreitet, die nicht                beteiligt, insbesondere an zwei Auktionen für
faktengestützt sind. Diese angstauslösende         Mobilfunkfrequenzen (4G und 5G). Der
Atmosphäre führt zu Widerstand und                 Bundesrat hat zudem Christian Martin zum
Blockaden, wie dies beispielsweise bei der         Vizepräsidenten der Kommission ernannt.
Einführung von 5G der Fall ist.                    Weiter hiesst die Kommission die zwei neuen
                                                   Mitglieder Patrick Krauskopf und Jean
Neben der Beilegung von Streitigkeiten
                                                   Christophe Schwaab herzlich willkommen und
zwischen Betreiberinnen sieht die
                                                   freut sich, auf deren Expertise zählen zu
Eidgenössische Kommunikationskommission
                                                   können.
(ComCom) ihre Aufgabe auch darin, die
betroffenen Kreise zu informieren. Ausserdem       Im Namen meiner Kollegen möchte ich dem
wird sie in diesem Jahr sowie in den               ComCom-Sekretariat danken, das die
kommenden Jahren die Suche nach tragfähigen        Kommission seit vielen Jahren kompetent
Lösungen für den Infrastrukturausbau               unterstützt.
unterstützen. Weiter wird sie die neue
Grundversorgungskonzession vergeben, die
jeder Einwohnerin und jedem Einwohner der          Adrienne Corboud Fumagalli, Präsidentin
Schweiz den Zugang zu
Telekommunikationsdiensten in der                  März 2021
erforderlichen Qualität garantiert.
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                                                  ein neues Smartphone zu kaufen, gegenüber
I. ÜBERBLICK                                      2019 um fast 10 % gesunken. Zudem
TELEKOMMUNIKATIONS-                               beabsichtigen sie zunehmend, ihr Gerät länger
                                                  zu nutzen.
MARKT
                                                  Bezüglich Anzahl Kundinnen und Kunden ist der
Die ComCom stützt sich für ihre                   gesättigte Mobilfunkmarkt praktisch stabil
Zusammenstellung statistischer Daten              geblieben. Hier ist keine Auswirkung der
hauptsächlich auf die von den grössten            Corona-Krise festzustellen. Hingegen könnte die
Telekom-Anbieterinnen publizierten Zahlen. In     Fusion Sunrise-UPC die Karten auf dem
bestimmten Fällen verwendet sie auch Daten        Schweizer Telekom-Markt künftig neu mischen.
aus Publikationen der OECD, der EU, von
Fachorganisationen oder von spezialisierten
Forschungsinstituten (Gartner, IDC usw.).
                                                  Ende 2020 lag der Marktanteil von
Daneben nutzt sie Angaben des BAKOM, die
ebenfalls auf Daten der Schweizer                 Swisscom bei rund 56 %, jener von
Fernmeldedienstanbieterinnen oder aber auf        Sunrise bei 25 % und jener von Salt
eigenen Analysen des BAKOM                        bei 16 %
beruhen. 1 Weiterführende Informationen über
die jüngsten Entwicklungen im Schweizer
Festnetz- und Mobilfunkmarkt finden sich auf      Ende 2020 zählte Swisscom 6 224 000
der Website der ComCom unter der Rubrik           Mobilfunkkundinnen und -kunden in der
«Zahlen und Fakten».                              Schweiz; dies sind weniger als im Vorjahr (–
                                                  1,7 %). Ein Zuwachs um 81 000 Kunden bei den
Da Liberty Global für Sunrise und UPC im Jahr     Abonnementen (Postpaid-Angebote) steht
2020 nur Teilresultate veröffentlicht hat, sind   einem Verlust von 190 000 Prepaid-Kunden
hier nicht immer Zahlen fürs Jahresende           gegenüber. Sunrise dagegen verzeichnete eine
verfügbar.                                        geringe Zunahme von rund 0,4 % und zählte
                                                  Ende Jahr 2 832 000 Mobilfunkkunden. Die
                                                  rückläufigen Kundenzahlen im Prepaid-Segment
1. ENTWICKLUNG DER                                (–139 000 Einheiten) wurden durch den
                                                  beachtlichen Zuwachs im Postpaid-Segment
MOBILFUNKNETZE
                                                  (+150 000 Einheiten) mehr als ausgeglichen. Die
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie            Zahl der Kundinnen und Kunden von Salt nahm
wesentlich Telekommunikationsinfrastrukturen      bis Ende 2020 auf insgesamt 1 825 000 zu
sind, um die Wirtschaftstätigkeit und die         (+1 %). In Jahr 2020 gewann die Betreiberin bei
sozialen Kontakte der Bevölkerung                 den Abonnementen etwa 56 000 Kundinnen
aufrechtzuerhalten. Obwohl der                    und Kunden hinzu, verlor aber gleichzeitig
Breitbandbedarf und die Anzahl der                40 000 im Prepaid-Segment. Gemäss den uns
hergestellten Verbindungen während der Krise      vorliegenden Daten lag Ende 2020 der
stark zunahmen, schoben viele Personen die        Marktanteil von Swisscom bei rund 56 %, jener
Anschaffung eines neuen Gerätes aus               von Sunrise bei 25 % und jener von Salt bei
Spargründen hinaus. Laut der im November          16 %.
2020 von Comparis erstellten Studie               Die Kabelnetzbetreiberinnen zählten zum
Smartphone 2020 ist die Bereitschaft der          gleichen Zeitpunkt insgesamt über 350 000
Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten,

   1
       Alle verwendeten Quellen sind im
   Quellenverzeichnis am Ende des Berichtes
   aufgeführt.
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Mobilfunkkundinnen und -kunden. Dies                 unterwegs waren, hat die Bedeutung der
entspricht einer Zunahme um 28 % in einem            Mobiltelefonie während der Corona-Krise
Jahr. Im Berichtsjahr entfielen fast 92 % dieser     weiter zugenommen, etwa weil viele Kunden an
Mobilfunkkundinnen auf UPC (253 000) und             verschiedenen Orten gearbeitet haben
Quickline (70 000). Der Marktanteil der CATV-        (Zweitwohnungen, Coworking-Spaces etc.).
Betreiberinnen bleibt indessen mit 3 % relativ
                                                     Im Berichtsjahr gewannen die
gering.
                                                     Betreiberinnen – auch die
Seit fast 10 Jahren ist festzustellen, dass          Kabelnetzbetreiberinnen, von denen die
zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer von Prepaid-       meisten keine Prepaid-Produkte
Angeboten auf Abonnemente umsteigen. Die             anbieten – mehr als 360 000 Kunden mit
Marktdynamik wird im Wesentlichen von                Abonnementen (Postpaid) hinzu. In diesem
diesem Marktsegment getragen. Der Anteil             Segment entfielen rund 57 % der Marktanteile
Kundinnen und Kunden mit Abonnement ist so           auf Swisscom, 24 % auf Sunrise, 15 % auf Salt
von 56 % im Jahr 2010 auf 75 % im Jahr 2020          und 4 % auf die Kabelnetzbetreiberinnen.
angestiegen. Obwohl die Menschen weniger

Abb. 1: Marktanteile der Mobilfunkanbieterinnen in der Schweiz, Dez. 2020

                                                                             Quellen: Betreiberinnen

Entwicklung des Smartphone-Marktes                   6,1 Milliarden Abonnemente mit Smartphones
                                                     verzeichnet. Bis 2026 dürften es 7,5 Milliarden
Gemäss dem neuesten Ericsson Mobility Report
                                                     sein.
von November 2020 gab es im dritten Quartal
2020 weltweit rund 7,9 Milliarden                    Mehrere Institute gingen davon aus, dass der
Mobilfunkanschlüsse. Bis 2026 dürfte diese Zahl      Smartphone-Markt nach der Baisse in den drei
auf 8,8 Milliarden ansteigen. Die mit einem          vorangehenden Jahren 2020 vor allem aufgrund
Smartphone genutzten Mobilfunkanschlüsse             der Inbetriebnahme von 5G-Netzen in
nehmen weiterhin zu und machen in diesem             zahlreichen Ländern und der Markteinführung
Zeitraum rund 75 % aller                             5G-fähiger Geräte wieder wachsen würde. Doch
Mobilfunkabonnemente aus. Ende 2020 wurden           infolge der Krise, die durch die COVID-19-
5

Pandemie ausgelöst wurde, dürfte sich die          351,6 Millionen Stück steigen, was einem
erwartete Erholung stark verzögern.                jährlichen Wachstum von 11,2 % zwischen 2019
                                                   und 2024 entspräche. Für 2024 wird mit einem
Gemäss den jüngsten Zahlen von International
                                                   Gesamtumsatz von 65 Milliarden Dollar
Data Corporation (IDC) vom Januar 2021
                                                   gerechnet.
wurden im Berichtsjahr weltweit noch
1,29 Milliarden Smartphones verkauft. Dies sind    Auch in der Schweiz werden wiederaufbereitete
5,9 % weniger als 2019. Das vierte Quartal         Secondhand-Geräte immer beliebter und
verlief indessen mit einer Zunahme um 4,3 % im     entwickeln sich zu einem richtigen Markt. Bei
Vergleich zum Vorjahr ermutigend. IDC rechnet      Digitec z. B. dürften die gebrauchten
für 2021 mit einem weiteren, insbesondere          Mobiltelefone im Jahr 2020 1 % der Verkäufe
durch die zunehmende Verbreitung von 5G            ausmachen; das Unternehmen rechnet damit,
angetriebenen Wachstum der weltweiten              dass dieser Anteil demnächst 2 bis 3 % der
Smartphone-Verkäufe.                               Smartphone-Verkäufe insgesamt erreicht. Auf
                                                   die Wiederaufbereitung von Smartphones
Auch den Prognosen von Gartner zufolge
                                                   spezialisierte Firmen wie Revendo oder
dürften die weltweiten Smartphone-Verkäufe
                                                   Recommerce befinden sich auf der Erfolgsspur.
im Jahr 2021 mit 1,5 Milliarden Geräten ein
                                                   Seit Juni 2020 bietet Swisscom direkt in ihrem
ähnliches Niveau erreichen wie 2019; dies wäre
                                                   Online-Shop wiederaufbereitete Smartphones
ein Anstieg um etwa 11 %. Die bessere
                                                   zum Verkauf an. Die Betreiberin geht (ohne
Verfügbarkeit von 5G-Netzen und eine breitere
                                                   genaue Zahlen anzugeben) davon aus, dass
Palette an – auch kostengünstigeren – 5G-
                                                   dieses Angebot einem tatsächlichen Bedürfnis
fähigen Smartphones dürften die Nachfrage
                                                   der preis- und umweltbewussten Kundschaft
nach solchen Smartphones ankurbeln. 2021
                                                   entspricht.
könnten bis zu 35 % des gesamten Smartphone-
Absatzes darauf entfallen.
                                                   Wachstum des mobilen Datenverkehrs
                                                   Die COVID-19-Pandemie hat im Jahr 2020
Auf dem Mobilfunknetz von Swisscom
                                                   gezeigt, wie wesentlich robuste Festnetz- und
beispielsweise ist der Datenverkehr in             Mobilinfrastrukturen sowie eine gute
einem Jahr um fast 30 %                            Abdeckung sind. Wegen der besonderen
angewachsen                                        Umstände verbrachte die Bevölkerung mehr
                                                   Zeit zu Hause als gewöhnlich und wechselte von
                                                   der Smartphone-Verbindung zum WLAN.
Das Interesse der Konsumentinnen und               Trotzdem hat der mobile Datenverkehr in der
Konsumenten an Occasionsgeräten bestätigte         Schweiz 2020 zugenommen. Auf dem
sich im Berichtsjahr erneut. Weltweit wurden       Mobilfunknetz von Swisscom beispielsweise ist
über 225 Millionen gebrauchte Smartphones          der Datenverkehr in einem Jahr um fast 30 %
verkauft, also 9,2 % mehr als im Vorjahr. Laut     angewachsen. Seit 2010 ist das Datenvolumen
IDC zeigt der Markt für Occasionsgeräte im         um das 100-Fache gestiegen. Sunrise
Gegensatz zum in letzter Zeit rückläufigen Markt   verzeichnet gegenwärtig nach eigenen Angaben
für neue Smartphones weltweit keine                eine Verdoppelung des Datenverkehrs alle
Anzeichen einer Abschwächung. Immer mehr           16 Monate.
Gerätehersteller und auch
Mobilfunkbetreiberinnen haben in den letzten       Gemäss dem im Februar 2021 aktualisierten
Jahren Rücknahmeprogramme eingeführt. Die          Ericsson Mobility Report hat der Datenverkehr
wiederaufbereiteten Secondhand-Geräte sind         auf den Mobilfunknetzen zwischen 2019 und
für viele Konsumentinnen und Konsumenten           2020 weltweit um 51 % zugenommen und liegt
und auch für Unternehmen eine lohnende             Ende 2020 bei geschätzten 60 Exabytes pro
Alternative. Bis 2024 dürften die Verkäufe auf     Monat (60 Milliarden Milliarden Bytes). Der
                                                   mobile Datenverkehr könnte in den nächsten
6

Jahren um den Faktor 4,5 zunehmen und 2026          sowie durch immer höhere Auflösungen auf den
226 Exabytes pro Monat erreichen.                   Smartphone-Displays.

Der Grund dafür ist einerseits die steigende Zahl   Der Löwenanteil des mobilen Datenverkehrs
der Mobilfunkabonnemente in Verbindung mit          wird noch von den LTE-Netzen absorbiert, die
Smartphones und andererseits die Zunahme der        laut Ericsson Ende 2020 rund 80 % der
darin enthaltenen Datenvolumen, die                 Weltbevölkerung abdeckten. Die Anzahl LTE-
hauptsächlich durch den wachsenden Konsum           Abonnemente hat 2020 weiter auf 4,5
von Video-Inhalten bedingt ist. Laut Ericsson       Milliarden zugenommen. Dies entspricht 57 %
machte der Video-Anteil 2020 bereits 66 % des       aller Mobilfunkabonnemente.
mobilen Datenverkehrs aus und könnte bis 2026
                                                    2018 hat sich LTE als wichtigste
auf fast 77 % anwachsen. Dies entspräche einer
                                                    Zugangstechnologie etabliert; dies dürfte bis
weltweiten jährlichen Zunahme um fast 30 %.
                                                    2026 so bleiben. Bis dahin ist für 2021 mit
Angetrieben wird dieser Anstieg insbesondere        einem Rekordwert von 4,8 Milliarden
durch die zunehmende Verbreitung                    Abonnementen und dann für 2026 mit einer
eingebetteter Videos in zahlreichen Online-         Abnahme auf 3,9 Milliarden Abonnemente zu
Anwendungen, durch die wachsende Nutzung            rechnen, wenn die Migration von immer mehr
von Video-Streamingdiensten (VoD) – die sich        LTE-Abonnementen auf 5G abgeschlossen sein
sowohl in steigenden Abonnentenzahlen als           wird.
auch in längeren Betrachtungszeiten äussert –

Abb. 2: Mobiler Daten- und Sprechverkehr, weltweit, 2015-2020

                                                                Quelle: Ericsson traffic measurements
7

Investitionen                                     Salt liegt hinter Magenta und A1 in Österreich
                                                  auf Rang fünf. Seit drei Jahren konnte sich Salt
Um insbesondere das enorme Wachstum des
                                                  im Übrigen als einzige schweizerische
mobilen Datenverkehrs zu bewältigen,
                                                  Betreiberin kontinuierlich verbessern. Vor allem
investieren die Anbieterinnen von
                                                  dank der Einführung von VoLTE bei den drei
Telekommunikationsdiensten erhebliche
                                                  Betreiberinnen in der Schweiz profitieren die
Beträge in ihre Netzinfrastruktur.
                                                  Konsumentinnen und Konsumenten von kurzen
Die Investitionen von Swisscom in der Schweiz     Rufaufbauzeiten und einer Sprachqualität auf
beliefen sich im Berichtsjahr auf 1,599           höchstem Niveau. Im Datenverkehr liegen
Milliarden Franken. Dies entspricht einer         Swisscom und Sunrise ebenfalls fast gleichauf
Zunahme von 1,3 % gegenüber den 1,565             und bieten vor allem dank des hohen Anteils an
Milliarden im Jahr 2019, wenn die Investitionen   LTE-Frequenzkombinationen (carrier
von 196 Millionen Franken in den Erwerb neuer     aggregation) sehr hohe Übertragungsraten. Salt
Frequenzen im Jahr 2019 nicht mitgezählt          liegt etwas zurück, weist aber auch im
werden. Die Investitionen von Swisscom in den     internationalen Vergleich noch beachtliche
Ausbau des Mobilfunknetzes betrugen 304           Resultate auf.
Millionen. Dieser Betrag ist um 14 % höher als
                                                  Im Berichtsjahr bildeten die 5G-Netze erstmals
2019 und entspricht 19 % der
                                                  Bestandteil des Netztests von Connect: Laut der
Gesamtinvestitionen von Swisscom in der
                                                  Fachzeitschrift ist die Schweiz Vorreiterin, und
Schweiz im Jahr 2020.
                                                  Swisscom und Sunrise liegen mit ihren
Sunrise hatte 2019 370 Millionen Franken          jeweiligen Netzen auf sehr hohem Niveau. Die
investiert und neue Frequenzen für 89 Millionen   beiden Betreiberinnen werden mit dem
Franken erworben. Die Betreiberin                 Innovationspreis ausgezeichnet. Salt hat später
beabsichtigte, die Investitionen im Jahr 2020     mit dem 5G-Ausbau begonnen und weist noch
insgesamt auf 410–450 Millionen Franken zu        einen gewissen Rückstand auf, doch dort, wo
erhöhen und insbesondere mehr in die 4G+-         die Betreiberin 5G bereits anbieten kann, liefert
und 5G-Mobilfunkinfrastruktur zu investieren.     sie beeindruckende Datenraten.
Salt schliesslich hat 2020 das
                                                  Die Schweizer Nutzerinnen und Nutzer erfreuen
Investitionsvolumen erhöht: Die Betreiberin
                                                  sicher einer ausgezeichneten
wendete fast 189 Millionen Franken für den
                                                  Mobilfunkversorgung zuhause und unterwegs.
Ausbau ihrer Mobilfunk- und Glasfasernetz-
                                                  Besonders die Versorgung in den Zügen
Infrastruktur auf. Im Jahr zuvor waren es noch
                                                  übertrifft das Leistungsniveau in der Schweiz
166 Millionen Franken. Daneben hatte Salt im
                                                  jenes in Österreich und Deutschland bei
Jahr 2019 mehr als 94 Millionen Franken in den
                                                  Weitem.
Erwerb neuer Mobilfunkfrequenzen investiert.
                                                  Die Mobilfunkbetreiberinnen verbessern die
                                                  Netzabdeckung mit der Errichtung neuer
Netzqualität                                      Antennen entlang der Bahnstrecken
In einem Anfang Dezember 2020 von der             kontinuierlich weiter. Das Konsortium
unabhängigen deutschen Fachzeitschrift            InTrainCom, ein Zusammenschluss der
Connect publizierten Test wurden die              Mobilfunkbetreiberinnen und der SBB, hat auch
Mobilfunknetze in Deutschland, Österreich und     sämtliche Fernverkehrszüge mit
der Schweiz miteinander verglichen. Die           Signalverstärkern für den Empfang der
Testergebnisse bestätigten die seit Jahren        Mobilfunkdienste ausgestattet. Seit Mitte
ausgezeichnete Qualität sämtlicher Schweizer      Dezember 2020 surfen Reisende mit einem
Mobilfunknetze.                                   Mobil-Abonnement von Salt, Sunrise, Quickline
                                                  und Digitec in Fernverkehrszügen dank der
Swisscom und Sunrise bleiben die Spitzenreiter    Beacon-Technologie und einer Bluetooth-
und erhalten beide das Prädikat «überragend».     Verbindung via die App SBB FreeSurf gratis im
8

Internet. Diese Lösung wird den Kundinnen und     Ende 2020 erreichte die Abdeckung mit LTE (4G)
Kunden von Swisscom ab Sommer 2021 zur            laut Angaben der drei Schweizer Anbieterinnen
Verfügung stehen und soll auch auf den            Salt, Sunrise und Swisscom mindestens 99 % der
Regionalverkehr ausgeweitet werden.               Bevölkerung. Auch in Bezug auf die LTE-A-
                                                  Technologie (4G+) vermelden alle
Gleichzeitig prüft Swisscom die Möglichkeit,
                                                  Betreiberinnen hohe Netzabdeckungen: Bei
entlang der wichtigsten Bahnstrecken
                                                  Swisscom sollen es bereits 96 % mit
Antennenkorridore zu errichten. Nach dem
                                                  Geschwindigkeiten bis zu 300 Mbit/s und sogar
2020 gemeinsam mit dem Netzwerkausrüster
                                                  72 % mit Höchstgeschwindigkeiten von 500
Ericsson durchgeführten Test auf einer ersten
                                                  Mbit/s sein. Sunrise erzielte mit dem LTE-A-Netz
Strecke am Walensee wird Swisscom das
                                                  Anfang 2020 eine Abdeckung von 85 % der
Experiment im ersten Quartal 2021 fortsetzen.
                                                  Bevölkerung mit Datenübertragungsraten von
Ziel ist es, diesen Lösungsansatz für alle
                                                  bis zu 900 Mbit/s. Bei Salt erreichte die
Mobilfunknutzer und Betreiberinnen in der
                                                  Abdeckung der Bevölkerung mit dem LTE-A-
Schweiz zu entwickeln.
                                                  Netz 97%.

Netzabdeckung
                                                  Ende 2020 erreichte die Abdeckung
Die Mobilfunkabdeckung ist in der Schweiz         mit LTE (4G) laut Angaben der drei
nahezu vollständig.
                                                  Schweizer Anbieterinnen Salt, Sunrise
Die GSM-Technologie (2G) wurde in der Schweiz     und Swisscom mindestens 99 % der
1993, d. h. vor über 25 Jahren, eingeführt und
war primär für die Sprachtelefonie und den
                                                  Bevölkerung
Austausch kleiner Datenmengen (SMS, E-Mail)
konzipiert. Heute werden die GSM-Netze nach
                                                  Im Anschluss an den Erwerb zusätzlicher
und nach durch modernere Technologien
                                                  Frequenzen Anfang 2019 bauten die
abgelöst. Die grosse Mehrheit der
                                                  Anbieterinnen ihre 5G-Mobilfunknetze zügig
Telefonverbindungen wird bereits heute über
                                                  aus. Swisscom nahm ihr 5G-Netz im April 2019
modernere Netze (3G, 4G und 5G) abgewickelt,
                                                  in Betrieb und deckte Ende 2020 90 % der
und der Anteil von 2G am gesamten Verkehr lag
                                                  Bevölkerung ab. Sunrise lancierte ihr 5G-
in den letzten Jahren bei unter 1 %. Swisscom
                                                  Angebot ebenfalls im April 2019 und erreichte
und Salt schalteten ihre 2G-Netze (GSM, GPRS,
                                                  im Dezember 2020 mit einer Abdeckung von
Edge) Ende 2020 ab. Sunrise hat beschlossen,
                                                  90 % der lokalen Bevölkerung bereits mehr als
ihr 2G-Netz bis mindestens Ende 2022 zu
                                                  686 Städte und Ortschaften. Salt begann im
betreiben. Dienste wie SMS werden weiter auf
                                                  August 2020 mit dem Betrieb ihres 5G-Netzes.
den 3G-, 4G- und 5G-Netzen betrieben.
                                                  Die Anbieterin liefert noch keine
Bei den UMTS/HSPA-Diensten (3G), die einen        Abdeckungsdaten, kündigt aber an, dass der
mobilen Internetzugang mit einer                  Ausbau landesweit fortgesetzt werde.
Geschwindigkeit von 42 Mbit/s ermöglichen,
                                                  Die neue 5G-Technologie ist bekanntlich eine
erreicht die Bevölkerungsabdeckung in der
                                                  Weiterentwicklung von 4G. Zudem nutzt 5G
Schweiz je nach Betreiberin bis zu 99 %. Diese
                                                  heute sehr ähnliche Frequenzen wie der
Dienste dürften noch während einiger Jahre
                                                  bisherige Mobilfunk und hält die gleichen
parallel zu den Technologien der neuesten
                                                  Strahlungsgrenzwerte ein, die an Orten mit
Generation (4G und 5G) angeboten werden.
                                                  empfindlicher Nutzung zehnmal strenger sind
Swisscom hat angekündigt, die 3G-Abdeckung
                                                  als in unseren Nachbarländern.
bis mindestens Ende 2024 zu garantieren. In
Deutschland z. B. laufen bereits Vorbereitungen   5G zeichnet sich im Vergleich zu 4G durch eine
für die UMTS-Abschaltung im Jahr 2021.            bis zu 100-mal schnellere Datenübertragung
9

(1 Gbit/s und mehr) und durch deutlich kürzere    Swisscom erreicht als erste Anbieterin in Bezug
Reaktionszeiten aus. Auch können viel grössere    auf die Verfügbarkeit der 4G-Netze den Wert
Datenmengen transportiert und viel mehr           von 95 %. Sunrise und Salt folgen mit einer
Geräte parallel bedient werden. 5G ist zudem      Zugänglichkeit von 93,1 % und 87,8 % dicht
deutlich effizienter bezüglich Frequenznutzung    dahinter. Die Nutzerinnen und -Nutzer in der
und Energieverbrauch                              Schweiz haben also heute durchschnittlich zu
                                                  90 % der Zeit Zugriff auf 4G-Dienste.
Für die Zukunft der Schweiz ist die neue
Technologie von grösster Bedeutung, da sie
viele neuartige Anwendungen möglich macht,
wie etwa durch die Vernetzung zahlreicher
                                                  Die Betreiberinnen haben überdies
Geräte und Sensoren (Internet der Dinge, IoT),    die Kapazitäten ihrer Netze
die zeitkritische, zuverlässige Fernsteuerung     verbessert, sodass die Nutzerinnen
(z. B. Telemedizin oder Industrie 4.0) oder       und Nutzer von deutlich höheren
selbstfahrende Fahrzeuge, die hohe
Datenmengen verarbeiten. 5G wird künftig auch     Geschwindigkeiten profitieren
eine zentrale Rolle bei der Steuerung einer
ressourcen- und energieschonenden Wirtschaft      Die Betreiberinnen haben überdies die
spielen (weitere Informationen zu 5G und          Kapazitäten ihrer Netze verbessert, sodass die
nichtionisierender Strahlung sind auf den         Nutzerinnen und Nutzer von deutlich höheren
Websites der ComCom und des BAKOM zu              Geschwindigkeiten profitieren. Sunrise und Salt
finden).                                          verzeichnen 2020 durchschnittliche
                                                  Geschwindigkeiten von 37,6 beziehungsweise
                                                  34,8 Mbit/s. Damit liegen sie zwar deutlich
Übertragungsraten
                                                  hinter Swisscom, haben aber die
Die Mobilfunknutzerinnen und -nutzer in der       durchschnittliche Übertragungsrate um 3,4
Schweiz profitieren von hohen                     Mbit/s (+9,9 %) bzw. 2,6 Mbit/s (+8,2 %)
Übertragungsraten.                                gesteigert. Swisscom erreichte als erste
                                                  Anbieterin bereits 2019 durchschnittliche
Der im Dezember 2020 veröffentlichte und
                                                  Download-Raten von annähernd 50 Mbit/s und
anhand der Netzbeobachtungs-App von
                                                  liegt mit Mittelwerten von 49,8 Mbit/s auch
Opensignal erstellte, jüngste Mobile Network
                                                  2020 weit vor ihren Konkurrentinnen.
Experience Report für die Schweiz bestätigt die
hohe Qualität der Mobilfunknetze in der           Die Diskrepanz zwischen diesen Werten und
Schweiz – trotz der besonderen Umstände der       den theoretischen, von den Betreiberinnen
COVID-19-Pandemie. Dabei ist zu erwähnen,         angepriesenen Übertragungsraten zeigt, dass
dass Opensignal keine Aussagen über die           die Netze an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. Die
geografische Netzabdeckung trifft, sondern die    Gründe dafür sind die hohe Zahl der
reale Erfahrung der Nutzerinnen und Nutzer        Nutzerinnen und Nutzer – die überdies die
beim Zugang zum Netz ihrer Betreiberin misst.     Bandbreite innerhalb derselben Zelle
                                                  teilen – und die immer grösseren übertragenen
Der langsamere Anstieg der Werte der
                                                  Datenmengen.
Schweizer Anbieterinnen geht womöglich
darauf zurück, dass die Nutzerinnen und Nutzer    Opensignal hat damit begonnen, die Leistungen
2020 mehr Zeit zu Hause, in ländlichen und        der 5G-Netze auf 15 grösseren Märkten,
suburbanen Räumen, verbrachten, während die       darunter die Schweiz, zu messen. Die
Betreiberinnen mehrheitlich an generell stärker   durchschnittlichen Download-Raten im 5G-Netz
frequentierten Orten wie den Stadtzentren         liegen in allen Ländern (mit einer Ausnahme) bei
investiert hatten.                                über 100 Mbit/s; jene der Schweiz erreichen im
                                                  Schnitt 163 Mbit/s, also das 3,5-Fache der im
                                                  4G-Netz verzeichneten durchschnittlichen
10

Geschwindigkeit von 47,1 Mbit/s. Die              Franken zu haben, bei Swisscom für 25 Franken.
Verfügbarkeit von 5G erreichte 2020 für die       Für mittlere Verbraucher kostete das Angebot
Nutzerinnen und Nutzer in der Schweiz 9,7 %;      von UPC weniger als 20 Franken, jenes von
dies ist deutlich weniger als in den führenden    Swisscom aber mehr als 51 Franken.
Ländern (Kuwait, Saudi-Arabien, Südkorea,         Grossverbraucher schliesslich finden bei UPC
Hongkong, Thailand), wo die Nutzerinnen und       das billigste Angebot für 30 Franken und bei
Nutzer zu 20 % bis 30 % der Zeit über eine        Swisscom das teuerste für 66 Franken.
aktive 5G-Verbindung verfügen. Dank des
                                                  Im internationalen Vergleich gehören die
erwarteten Ausbaus der 5G-Netze in der
                                                  Mobilfunkpreise in der Schweiz immer noch zu
Schweiz dürften die Anbieterinnen bald in der
                                                  den höchsten, auch wenn die Differenz
Lage sein, ihrer Kundschaft noch höhere
                                                  gegenüber den anderen OECD-Ländern
Übertragungsraten anzubieten.
                                                  tendenziell abnimmt.
                                                  Dies bestätigen die vom
Der Index für die Kommunikation                   Marktforschungsunternehmen Strategy
über Mobilfunk ist im letzten Jahr um             Analytics publizierten Teligen-Preiskörbe, die
                                                  auf den OECD-Methoden basieren und die
2,7 % gestiegen
                                                  vorteilhaftesten Angebote der grössten
                                                  Betreiberinnen für jedes Land berücksichtigen.
                                                  Darin sind Produkte und Optionen aus dem
                                                  Prepaid- wie auch aus dem
Mobilfunkpreise
                                                  Abonnementssegment erfasst. Für die Schweiz
Laut dem Landesindex der Konsumentenpreise        wurden die drei Netzbetreiberinnen Salt,
des Bundesamtes für Statistik (BFS), der die      Sunrise und Swisscom sowie die Zweit- und
Preisentwicklung auf der Basis eines              Drittmarken UPC, Yallo und M-Budget bei der
Warenkorbes mit den wichtigsten                   Erstellung der Preiskörbe berücksichtigt. Für
Konsumgütern und Dienstleistungen der             einen durchschnittlichen Korb mit Sprach- und
Haushalte in der Schweiz misst, hat der globale   Datenverbindungen bezahlte ein Nutzer mit
Index für Telekommunikationsdienstleistungen      mittlerem Bedarf (100 Anrufe und 2 GB Daten)
zwischen 2019 und 2020 um 0,3 %                   in der Schweiz monatlich nur 3,5 Franken mehr
zugenommen. Der Index für die Kommunikation       als im OECD-weiten Durchschnitt (20 Franken
über Mobilfunk ist im letzten Jahr um 2,7 %       gegenüber 16,5 Franken). Allerdings liegt die
gestiegen.                                        Schweiz im Hinblick auf das günstigste Angebot
                                                  für einen durchschnittlichen Warenkorb auf
Die Erhebung der Mobilfunkpreise in der
                                                  Rang 25 und damit im Drittel der teuersten
Sammlung statistischer Daten des BAKOM, die
                                                  Länder.
auf den günstigsten Angeboten der
Mobilfunkanbieterinnen auf dem Schweizer          Kundinnen und Kunden mit grossem
Markt beruhen, zeigt im Übrigen deutliche         Nutzungsbedarf (unbegrenzte Anrufe und 20 GB
Differenzen.                                      Daten) zahlten in der Schweiz pro Monat fast
                                                  4 Franken weniger als im Durchschnitt der
In allen Warenkörben (kleine, mittlere und
                                                  OECD-Länder (29,9 Franken gegenüber
grosse Verbraucher) unterscheiden sich das
                                                  33,7 Franken). Dieses Ergebnis ist allerdings zu
günstigste Angebot von UPC und das teuerste
                                                  nuancieren, weil die Schweiz immer noch den
von Swisscom um den Faktor 2 bis 2,5. Diese
                                                  17. Rang belegt und mehrere Länder
Spanne hat sich zwischen 2019 und 2020
                                                  vergleichbare Produkte für unter 20 Franken
ausgeweitet, was laut dem BAKOM von einer
                                                  anbieten.
gewissen Dynamik in diesem Markt zeugt.

Das vorteilhafteste Angebot für
Kleinverbraucher war 2020 bei UPC für 9
11

2. ENTWICKLUNG DER FESTNETZE                        verloren die Kabelnetzbetreiberinnen 2020
                                                    zusammen rund 14 000 Kundinnen und Kunden
Im Festnetzbereich verfügt die Schweiz über         (–1,8 %). Swisscom dagegen verlor zwischen
mehrere Backbone-Netze sowie über qualitativ        2019 und 2020 71 000 Kundinnen und Kunden;
hochstehende Anschlussnetze. Das                    dies entspricht einem Rückgang von knapp
Anschlussnetz von Swisscom ist landesweit           4,5 %. Ende 2020 verzeichnete Swisscom noch
verfügbar. Die gut ausgebauten                      1 523 000 Festnetzanschlüsse. Im Jahr 2020 hat
Kabelfernsehnetze, namentlich jene von UPC          sich dieser Abwärtstrend aufgrund der nun
und des Quickline-Verbundes, bieten ebenfalls       abgeschlossenen Umstellung auf Telefonie über
in weiten Teilen des Landes Festnetzanschlüsse      IP verlangsamt.
an. Hinzu kommt eine grosse Anzahl kleiner
Kabelnetzbetreiber, die in geografisch
begrenzten Gebieten Breitband- und                  Fester Platz für Sprachtelefonie über Internet
Telefondienste anbieten. Etwas über 80 % der        (VoIP)
Schweizer Haushalte verfügen über einen CATV-       Schon seit mehr als zehn Jahren werden
Netzanschluss.                                      Festnetztelefoniedienste mittels VoIP-
Ein Blick auf die Marktanteile im Festnetzmarkt     Technologie von alternativen Anbieterinnen von
macht deutlich, dass die                            Telekommunikationsdiensten und von
Kabelnetzbetreiberinnen die Entwicklung der         Kabelnetzbetreiberinnen angeboten. Die
Festnetztelefonie in den vergangenen Jahren         Ablösung der analogen durch die IP-Telefonie,
mitgeprägt haben. Der Marktanteil von               die auf dem Internetprotokoll (IP) basiert,
Swisscom, der lange Zeit über 60 % betrug,          begünstigt den Vormarsch von VoIP zusätzlich.
verringerte sich laut BAKOM-Statistik weiter        Gemäss BAKOM-Statistik hat die Zahl der
und lag Ende 2019 bei 50,3 %. Die historische       Kundinnen und Kunden, die im Festnetz mittels
Anbieterin liegt aber nach wie vor weit vor ihren   VoIP-Anschluss einer Telekom-Anbieterin
beiden grössten Konkurrentinnen UPC und             telefonieren (DSL, Kabel usw.), in den
Sunrise, die zum gleichen Zeitpunkt beide           vergangenen zehn Jahren um mehr als das 5-
15,9 % Marktanteile hielten. Im letzten             Fache zugenommen und bis Ende 2019 die 3-
Jahrzehnt schrumpfte der Marktanteil von            Millionen-Grenze überschritten (3 046 344). Im
Swisscom um 15 Prozentpunkte (von 65,3 % im         Festnetz telefonieren inzwischen mehr als 96 %
Jahr 2010 auf 50,3 % im Jahr 2019), während         der Kundinnen und Kunden über einen VoIP-
sich derjenige von UPC von 8,2 % auf 15,9 %         Anschluss.
verdoppelte. Einige kleinere
Kabelnetzbetreiberinnen konnten in den letzten
zehn Jahren ebenfalls kräftig zulegen, auch         Migration der analogen Telefonie auf IP
wenn sie – mit Ausnahme von Quickline, die
                                                    Im Frühling 2014 hatte Swisscom angekündigt,
Ende 2019 einen Anteil von 3,65 % für sich
                                                    dass sie alle Festnetzanschlüsse schrittweise auf
beanspruchte – nur relativ bescheidene
                                                    die digitale IP-Telefonie umstellen und die alte,
Marktanteile besitzen.
                                                    analoge sowie die ISDN-Telefonie aus den
Aufgrund des anhaltenden Aufschwungs der            1980er-Jahren abschalten werde. Die
Mobiltelefonie setzt sich allerdings der            allmähliche Ablösung der traditionellen
Abwärtstrend bei der Zahl der Festnetz-             Festnetztelefonie durch die IP-Technologie ist
Telefonanschlüsse in der Schweiz fort. Aus den      ein weltweiter Trend. Heute werden praktisch
für 2020 vorliegenden Zahlen lässt sich ablesen,    alle Daten (Musik, Bilder, Videos und
dass die meisten Anbieterinnen Abonnenten           Sprachkommunikation) digital über IP-basierte
verlieren. Sunrise gewann zwar in den ersten        Netze (Internetprotokoll) transportiert, die als
neun Monaten des Berichtsjahres rund 15 000         einzige die riesigen Datenmengen überhaupt
neue Kunden hinzu, doch UPC verlor im Laufe         bewältigen können.
des Jahres 2020 6000 Festnetzkunden. Damit
12

IP-gestützte Kombiprodukte (Internet, TV und        3. BREITBANDMARKT IM FESTNETZ
Telefonie) erfreuen sich bei den Privatkunden
zunehmender Beliebtheit. Auch immer mehr            Die Schweiz verfügt über eine sehr
Geschäftskunden digitalisieren ihre                 leistungsstarke Breitbandinfrastruktur.
Infrastrukturen, namentlich mit einem UCC-          Insgesamt profitiert die Volkswirtschaft vom
System (Unified Communications and                  Wettbewerb zwischen verschiedenen
Collaboration) oder mit der Auslagerung             Infrastrukturen und Dienstleistungen, weil die
bestimmter Dienste in die Cloud.                    Konsumentinnen und Konsumenten so mehr
                                                    Wahlmöglichkeiten haben.

Die Umstellung auf die IP-Technologie
war am Ende des ersten Quartals                     Marktdurchdringung
2020 vollständig abgeschlossen                      Mehr als 47,6 % der Schweizer Bevölkerung
                                                    verfügten Mitte 2020 über einen Breitband-
                                                    Internetanschluss. Damit festigte die Schweiz
Ende 2019 hatte Swisscom bereits alle               ihre Spitzenposition im OECD-weiten Vergleich:
Privatkunden sowie über 99 % der                    Sie liegt noch immer vor Frankreich (44,6 %),
Geschäftskunden auf All-IP migriert. Damit war      Dänemark (44,2 %) und den Niederlanden
die Umstellung auf die IP-Technologie am Ende       (43,1 %). Im gleichen Zeitraum betrug der
des ersten Quartals 2020 vollständig                Durchschnitt der OECD-Länder 32,6 % und
abgeschlossen.                                      derjenige der EU-Länder 35,6 % (Juli 2019).

Abb. 3: Breitband-Penetration, top OECD-Länder, 2006-2020

                                                                  Quelle: Broadband Portal - OECD
13

Hingegen gehört die Schweiz bezüglich der         konstant in reine Glasfasernetze investieren
Glasfaseranschlüsse bis in die Haushalte (FTTH)   (FTTH/B).
heute nicht zur Weltspitze: Gemäss einer Studie
von IDATE für das Jahr 2019 nutzen lediglich      Preise
21 % der Schweizer Haushalte einen FTTH-
Anschluss. Im September 2019 war zwar die         Gemäss dem Landesindex der
Nutzungsrate höher als die Durchdringung mit      Konsumentenpreise des Bundesamtes für
FTTH/B in der Europäischen Union (17 %), aber     Statistik (BFS) sind die Preise für
die Schweiz liegt deutlich hinter führenden       Kommunikationsdienste im Festnetz zwischen
Ländern wie Island (70 %), Schweden (57 %),       2019 und 2020 unverändert geblieben.
Spanien (54 %) oder den baltischen Staaten        Dies wird durch die Beobachtung der
(Lettland: 54 %, Litauen: 48 %, Estland: 29 %).   Kommunikationspreise in der Sammlung
                                                  statistischer Daten des BAKOM, die auf den
Übertragungsraten                                 günstigsten Angeboten der Anbieterinnen auf
                                                  dem Schweizer Markt beruhen, bestätigt.
Im internationalen Vergleich zählt die Schweiz
weiterhin zu den am besten vernetzten             Für einen kleinen Warenkorb sind die Preise
Ländern. Sie weist nicht nur eine hohe            gleich geblieben. Für die Nutzerprofile von
Breitbandpenetration auf, sondern bietet den      mittleren und grossen Verbrauchern sind die
Internetnutzerinnen und -nutzern auch immer       Preise der billigsten und der teuersten
höhere Übertragungsraten. Bei den von             Angebote – alle von Kabelnetzbetreiberinnen –
Measurement Lab (M-Lab) in den                    zwischen 2019 und 2020 gesunken. Dagegen
Breitbandnetzen von 221 Ländern                   haben die Preise der Angebote von Sunrise und
durchgeführten Performancemessungen, deren        Swisscom deutlich zugelegt.
Ergebnisse Anfang September 2020 von
Cable.co.uk veröffentlicht wurden, holte die      Das BAKOM veröffentlicht seit dem Berichtsjahr
Schweiz zwei Plätze auf und belegte mit einer     auf der Website der Sammlung statistischer
mittleren Übertragungsrate von knapp 110          Daten auch die Erhebung der Preise für
Mbit/s den 7. Platz (2019: 9. Platz, 2018: 11.    Bündelprodukte in Fest- und Mobilfunknetzen.
Platz). Diese Übertragungsrate ist fast dreimal   Diese entsprechen der wachsenden Nachfrage
höher als im Vorjahr (40 Mbit/s). Wie die Karte   vieler Konsumentinnen und Konsumenten, die
auf der Website von Cable.co.uk zeigt, dauert     sämtliche Telekommunikationsdienste von der
das Herunterladen eines HD-Films von 5 GB mit     gleichen Anbieterin beziehen möchten.
der in der Schweiz gemessenen                     Die Preise für Breitbanddienste sind im
durchschnittlichen Geschwindigkeit nur 6          internationalen Vergleich noch immer erheblich
Minuten (gegenüber 13 Minuten in Frankreich,      höher als im OECD-weiten Durchschnitt.
16 Minuten in Deutschland oder 24 Minuten in      Gemäss den von Strategy Analytics publizierten
Österreich).                                      Teligen-Preiskörben, in denen für die Schweiz
Im einst von asiatischen Ländern (Taiwan,         nur Swisscom, Sunrise, UPC und Quickline
Singapur) angeführten Klassement liegt heute      berücksichtigt werden, bietet das günstigste
Westeuropa deutlich vorne. Acht                   Produkt bei mittlerer Nutzung eine
westeuropäische Länder gehören zu den zehn        Übertragungsrate von mindestens 100 Mbit/s
Besten, und Spitzenreiter ist Liechtenstein mit   für rund 48 Franken pro Monat.
einer mittleren Übertragungsrate von knapp        Für diesen Korb zahlte ein mittlerer Verbraucher
230 Mbit/s. Die durchschnittlichen                in der Schweiz im September 2020 pro Monat
Geschwindigkeiten betragen in Westeuropa          16 Franken mehr als im OECD-weiten
dank der ausgezeichneten Qualität der             Durchschnitt (48 gegenüber 32 Franken). Ein
Infrastrukturen ungefähr 81 Mbit/s; weltweit      Korb mit einem Datenvolumen von 300 GB und
liegen sie bei etwa 25 Mbit/s. Laut dem Bericht   einer Übertragungsrate von mindestens 1 Gbit/s
schneiden diejenigen Länder am besten ab, die
14

kostete in den OECD-Ländern durchschnittlich     sowie die Kundinnen und Kunden alternativer
54 Franken, in der Schweiz hingegen              Anbieterinnen, die das Netz der historischen
durchschnittlich 68 Franken.                     Anbieterin oder die Infrastruktur der
                                                 Stadtwerke nutzen.

Struktur des Breitbandmarktes
Die Struktur des Breitbandmarktes bestand        Die Anzahl Glasfaseranschlüsse
Ende 2020 zu rund 72 % aus DSL/FTTx-             entsprach Ende 2020 fast 24 % aller
Anbieterinnen (rund 2 950 000 Anschlüsse) und
                                                 Breitbandanschlüsse in der Schweiz
zu 28 % aus Kabelnetzbetreiberinnen (1 154 000
Anschlüsse).

Betrachtet man die Gesamtheit der                Die Zahl der genutzten Glasfaseranschlüsse
Breitbandanbieterinnen (CATV, DSL und FTTx),     (FTTH/B) nimmt in der Schweiz weniger schnell
so zeigt sich, dass Swisscom mit einem           zu als in den Vorjahren. Mit rund 4 Millionen
Marktanteil von 49,8 % Ende 2020 ihren           Anschlüssen ist der Breitbandmarkt nahezu
wichtigsten Konkurrentinnen noch immer weit      gesättigt. Das Wachstum im Glasfasersegment
voraus ist.                                      ist in erster Linie auf den Umstieg von DSL- und
                                                 CATV-Abonnenten auf Glasfasertechnologie
Alle alternativen Telekom-Anbieterinnen          zurückzuführen. Die auf knapp eine Million
zusammen besassen Ende 2020 einen                geschätzte Anzahl Glasfaseranschlüsse
Marktanteil von 22,1 %. Davon entfielen 13,1 %   entsprach Ende 2020 fast 24 % aller
auf Sunrise. Bei den Kabelnetzbetreiberinnen     Breitbandanschlüsse in der Schweiz. Damit ist
besitzt UPC einen Marktanteil von 15,6 %; die    die Schweiz im internationalen Vergleich noch
übrigen CATV-Betreiberinnen kommen               immer leicht im Rückstand: In den OECD-
zusammen auf 12,5 %.                             Ländern lag die Glasfaserpenetration bei den
                                                 Breitbandanschlüssen Mitte 2020 bei über 29 %.
Zum Vergleich: Der durchschnittliche
                                                 Die jährliche Zunahme der Glasfaser-
Marktanteil der historischen Anbieterinnen in
                                                 Abonnemente liegt in der Schweiz zwar über
den EU-Ländern sinkt ständig und lag 2019 bei
                                                 dem OECD-weiten Durchschnitt (+15,6 %
39,3 %.
                                                 gegenüber +13,5 %), aber z. B. deutlich unter
Die oben aufgeführten Zahlen zu den              jenem der Nachbarländer Österreich (+23,6 %),
Breitbandanschlüssen in der Schweiz beinhalten   Deutschland (+34,2 %), Italien (+41 %) und
die Abonnentinnen und Abonnenten von             Frankreich (+43 %).
Swisscom, die über einen FTTH/B-Anschluss
sowie über hybride Glasfaser- und Kupfer-
Technologien (FTTC und FTTS) versorgt werden,
15

Abb. 4: Glasfaseranschlüsse im Verhältnis zu allen Breitband-Abonnementen, OECD, 2018-2020

                                                                   Quelle: Broadband Portal - OECD

Entbündelung                                        weniger als 2 % aller Breitbandleitungen in der
                                                    Schweiz aus.
Die Entbündelung der Teilnehmeranschlüsse
ermöglicht es einer Drittanbieterin, ihren          Einerseits ist dies auf die Angebote der
Kundinnen und Kunden ihre eigenen                   Kabelnetzbetreiberinnen und die zunehmende
Telekommunikationsdienste anzubieten, indem         Nutzung von Glasfaseranschlüssen
sie bei Swisscom die Kupferanschlussleitungen       zurückzuführen, die den
mietet und bis zu den Endkunden selbst              Infrastrukturwettbewerb weiter beleben.
betreibt.                                           Andererseits wirkt sich das Interesse der
                                                    Kundinnen und Kunden an Kombiangeboten für
Die Entbündelung führte nach der Einführung
                                                    Telefonie, Internet und digitales Fernsehen
im Jahr 2007 zunächst zu einer Belebung des
                                                    nachteilig auf die dafür nicht geeignete
Wettbewerbs auf dem Markt der DSL-
                                                    Entbündelung aus, denn diese ermöglicht keine
Anschlüsse. Seit mehreren Jahren ist die Anzahl
                                                    hohen Übertragungsraten.
der Entbündelungen indessen rückläufig. Die
Anzahl der entbündelten Leitungen hatte Mitte
2012 mit etwa 315 000 (knapp 10 % aller             Ausbau der Ultrabreitbandnetze
Breitbandanschlüsse) ihren Höchststand              Im Unterschied zur hochstehenden Versorgung
erreicht. Ende 2020 waren es nur noch etwa          mit Breitbandinternet über hybride Festnetze
55 000. Damit machen die vollständig                gehört die Schweiz bei der Erschliessung mit
entbündelten Leitungen (Full Access) inzwischen     Glasfaser bis in die Haushalte (FTTH) nicht zur
                                                    Weltspitze. Seit vielen Jahren investieren
16

verschiedene Akteure jedoch konstant                 Vielenorts entsteht auch Neues: So starten
beträchtliche Summen in den Glasfaserausbau.         Kooperationspartner neue Projekte (z.B. die
                                                     Erschliessung der Stadt Kriens) oder frühere
Treiber dieser Investitionen sind der rasant
                                                     Zusammenarbeiten werden wieder
wachsende Datenverkehr und die
                                                     aufgenommen (z.B. im Kanton Freiburg
Notwendigkeit, vorausschauend in ein
                                                     zwischen der «ftth fr AG» und Swisscom).
zukunftssicheres Netz zu investieren. Dabei
wirkt auch der Infrastrukturwettbewerb               Der Glasfaser-Ausbau findet nicht nur in den
stimulierend. Den Gemeinden und Regionen,            grossen Agglomerationen, sondern auch in
die selbst in Glasfaser investieren, geht es meist   zahlreichen ländlichen Gebieten statt (z.B. im
auch um die Stärkung der Standortattraktivität.      Kanton Freiburg, im Oberwallis oder im Unter-
                                                     engadin). In Graubünden und im Tessin sind
Der technologische Entwicklungspfad ist klar:
                                                     zudem kantonale Projekte zur Förderung der
Sowohl bei den Telecom-Netzen als auch bei
                                                     Erschliessung insbesondere der peripheren
den CATV-Netzen werden die Glasfasern, aus
                                                     Gebiete mit Ultrabreitband (100 Mbit/s und
denen die rückwärtigen Netzwerke schon seit
                                                     mehr) angelaufen. Diese Kantone wollen die
vielen Jahren bestehen, immer näher zu den
                                                     Versorgung selbst aktiv fördern, damit ihre
Endkunden gezogen. Schon vor über zehn
                                                     Randregionen mit den urbanen Gebieten der
Jahren wurden Glasfasern von der
                                                     Schweiz konkurrenzfähig bleiben.
Telefonzentrale bis zum Verteilerkasten im
Quartier (FTTC) gezogen. Seither wurden die
Glasfasern entweder bis in einen Schacht in der
                                                     Bis zu 60% aller Wohnungen und
Strasse (FTTS) oder bis in die Gebäudekeller
(FTTB) verlegt. Hier bestehen nur noch die           Geschäfte sollen in fünf Jahren über
letzten Meter bis zu den Haushalten aus den          eine Bandbreite von bis zu 10 Gbit/s
herkömmlichen Kupfer- oder Koaxkabel, was            verfügen
das Anbieten von viel höheren Bandbreiten
über hybride Anschlüsse erlaubt hat.

Seit ca. 12 Jahren werden – von lokalen              Neben den Kooperationen investiert Swisscom
Energieversorgern (EVU) und vor allem in             an vielen Orten auch ohne Partner in die
Kooperationen mit Swisscom – in zahlreichen          Modernisierung des Festnetzes. Dabei setzte sie
Städten und Regionen reine Glasfaseranschlüsse       während vielen Jahren primär auf einen
gebaut (FTTH). Die Kooperationspartner bauen         Technologiemix aus Kupferkabel und Glasfaser
zusammen ein lokales FTTH-Netz und verfügen          (FTTC, FTTS, FTTB). Auf den letzten 50 bis 200
dann je über mindestens eine Glasfaser bis in        Metern bis zur Steckdose im Haushalt wurde
jeden Haushalt. An manchen Orten investieren         das alte Kupferkabel nicht ersetzt. Diese
einzelne politische Gemeinden auch im                kostengünstigere Aufrüstung wurde dank der
Alleingang in FTTH.                                  Zusatztechnologien „Vectoring“ und „G.fast“
                                                     möglich, die hohe Bandbreiten von 100 bis
In Kooperationen mit lokalen Energieversorgern       500 Mbit/s über kurze Kupferkabel
wurden bisher rund eine Million Haushalte mit        ermöglichen.
Glasfaser (FTTH) erschlossen. Nach 8-10 Jahren
Bauzeit sind mittlerweile mehrere solche lokale      Gemäss Geschäftsbericht von Swisscom nutzten
Glasfasernetze fertig gebaut (z.B. Basel, St.        Ende 2020 über 4,4 Mio. oder 82% der
Gallen, Yverdon oder Zürich); teilweise wurden       Wohnungen und Geschäfte Bandbreiten von
auch deutlich mehr Anschlüsse realisiert als         mehr als 80 Mbit/s. 59% standen Verbindungen
ursprünglich geplant. Andere Kooperationen           mit mehr als 200 Mbit/s zur Verfügung. Im Jahr
sind in der Endphase, beispielsweise die             2020 investierte Swisscom 519 Millionen
Kooperationen zwischen Swisscom und der              Franken (+5,1 %) in den Glasfaserausbau.
AMB (Bellinzona) oder dem EWB (Bern).
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Die Investitionen werden weitergehen:              auch Glasfaseranschlüsse für
Swisscom hat sich schon länger das Ziel gesetzt,   Mobilfunkantennen an. SFN vermarktet Ende
in allen Gemeinden der Schweiz das Festnetz bis    2020 rund 600 000 FTTH-Anschlüsse ihrer
Ende 2021 so zu modernisieren, dass 90% der        Partner; 2021 sollen neue Netze mit ca. 100 000
Wohnungen und Geschäfte mit mindestens 80          weiteren Anschlüssen dazukommen.
Mbit/s versorgt sind. Rund 85% sollen 100
                                                   Sunrise hat 2018 die Zusammenarbeit mit SFN
Mbit/s oder mehr erreichen.
                                                   erneuert und Salt setzt seit dem Einstieg ins
Zudem hat sich Swisscom neue Ziele für die         Festnetzgeschäft im März 2018 ebenfalls auf
Erschliessung der Haushalte mit FTTH gesetzt:      eine Partnerschaft mit SFN. Beide hatten zudem
Bis Ende 2025 soll sich die Abdeckung mit FTTH     angekündigt, als Gegenleistung für langfristige,
nahezu verdoppeln. Bis zu 60% aller                nicht entziehbare Nutzungsrechte Vorabinvesti-
Wohnungen und Geschäfte sollen in fünf Jahren      tionen in die Infrastruktur der SFN-Partner zu
über eine Bandbreite von bis zu 10 Gbit/s          leisten.
verfügen.
                                                   Längst nicht alle Elektrizitätswerke vermarkten
Ein zentraler Treiber für den Ausbau der           ihre Anschlüsse jedoch über SFN. Einzelne EWs
Breitbandnetze ist seit der Marktöffnung vor 23    bieten nicht nur Geschäftskunden, sondern
Jahren der Infrastrukturwettbewerb zwischen        auch privaten Kundinnen und Kunden selbst
Swisscom und den zahlreichen TV-Kabelnetzen        Telecom-Dienste an (z.B. die Industriellen
(CATV). Bei über 80 % der Schweizer Haushalte      Werke Basel). Andere wiederum beschränken
ist ein Kabelnetzanschluss installiert. Auch die   sich auf den Betrieb ihres Netzes und
Schweizer CATV-Betreiberinnen haben in den         überlassen das Anbieten von Diensten
letzten Jahren stark in FTTH und in den            Drittfirmen (z.B. in den Städten Zürich und
Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 für Coaxial-       Genf). In der Romandie vermarkten etliche
Kabel investiert. Gemäss dem Verband               Netzbetreiber ihre Anschlüsse über die Firma
SuisseDigital können dadurch bei 90% der CATV-     netplus.ch.
Anschlüsse sehr schnelle
                                                   Auch bei den Endkunden-Preisen besteht im
Datenübertragungsraten von bis zu 1 Gbit/s
                                                   Glasfaser-Markt eine beträchtliche
angeboten werden. Die hybriden Fiber-Coax-
                                                   Heterogenität: Ein Internetzugang mit einer
Netze (HFC) erreichen somit Geschwindigkeiten,
                                                   Geschwindigkeit von mindestens 1 Gbit/s im
welche die Telecom-Betreiber (wie Swisscom)
                                                   Download (ohne weitere Zusatzdienste) kostet
erst mit einem reinen Glasfasernetz erlangen
                                                   Anfang 2021 zwischen 40 und 90 Franken.
können.

Wettbewerbsfördernd dürfte auch Swiss Fibre        Digitales Fernsehen in der Schweiz
Net (SFN), die 2013 in den Markteingetreten ist,
wirken. SFN ist ein Verbund zur gemeinsamen        Der Markt für digitales Fernsehen ist von einem
Vermarktung von Glasfasernetzen – meist von        verschärften Wettbewerb geprägt und wird
lokalen Energieversorgern. Die SFN besteht aus     zudem vom starken Wachstum der Streaming-
fünf Aktionären, nämlich den Energieversorgern     Plattformen, aber auch von sich verändernden
der Städte Bern, Luzern und St. Gallen, den        Konsumgewohnheiten durcheinandergewirbelt
Netzgesellschaften Danet (Oberwallis) und          (zeitversetztes Fernsehen, Nutzung mehrerer
Didico (Meilen-Herrliberg). Zudem gehören dem      und insbesondere auch mobiler Endgeräte
Verbund weitere 16 Partnernetze an.                usw.).

SFN bietet Diensteanbieterinnen ohne eigenes       Mit etwa 2,04 Millionen Digital-TV-Kunden
Anschlussnetz (z.B. Init7, iWay.ch, GGA Maur,      können die Kabelnetzbetreiberinnen ihre
Salt, Sunrise, VTX) die Möglichkeit, über eine     führende Stellung zwar behaupten, verlieren
gemeinsame Plattform schweizweit einheitliche      aber in ihrem Kerngeschäft weiterhin Jahr für
FTTH-Produkte zum Wiederverkauf zu beziehen.       Jahr Kunden. 2020 schrumpfte ihre Kundenbasis
Zudem bietet SNF den Mobilfunkbetreibern           um etwa 85 000 TV-Abonnentinnen und –
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Abonnenten (–4,0 %). Der Marktanteil der               Parallel dazu konnten die Telecom-
Kabelnetzbetreiberinnen, der 2017 erstmals             Anbieterinnen auch 2020 weitere Digital-TV-
unter die Marke von 60 % gesunken war, betrug          Kunden hinzugewinnen und stellen in diesem
Ende 2020 noch 52,2 %.                                 Markt eine ernsthafte Konkurrenz für die
                                                       Kabelnetzbetreiberinnen dar.
UPC gelang es zwar, die in den letzten Jahren
massive Abwanderung von Kundinnen und                  Swisscom behauptet ihre starke Stellung, die sie
Kunden einzudämmen, aber sie verlor im                 2015 von UPC übernommen hatte, trotz des
Berichtsjahr bei ihrem Digital-TV-Angebot fast         Verlusts von etwa 1000 Kundinnen und Kunden
60 000 Abonnentinnen und Abonnenten (–                 (–0,1 %). Die historische Anbieterin zählt 1,554
5,8 %). Ihr Marktanteil als grösste                    Millionen Digital-TV-Abonnenten und ihr
Kabelnetzbetreiberin betrug per Ende 2020 nur          Marktanteil hat sich auf 39,8 % erhöht.
noch 24,4 %.
                                                       Sunrise, die 2012 als Letzte in diesen Markt
Auch bei Quickline, einem Verbund mehrerer             eingestiegen war, verzeichnete 2020 einen
Kabelnetzbetreiberinnen, nahm die Zahl der TV-         Zuwachs von knapp 35 000 Neukunden und
Kunden im Vergleich zum Vorjahr leicht ab (–           damit ein Wachstum von 12,4 %. Der
8000 bzw. –2,3 %). Quickline verzeichnet mit           Marktanteil von Sunrise ist auf 8,0 % gestiegen.
knapp 331 000 TV-Kunden per Ende 2020 einen
leicht sinkenden Marktanteil von 8,5 %.

Abb. 5: Marktanteile Digital TV in der Schweiz, 2020

                                                                 Quellen: Betreiberinnen, Suissedigital
                                                                              ohne Satellite/Terrestrial
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