70 Jahre Verkehr in Baden-Württemberg
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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2022 Umwelt, Verkehr, Tourismus 70 Jahre Verkehr in Baden-Württemberg Kevin Heinen Seit dem Gründungstag Baden-Württem- So veränderte sich das Aussehen verschie- bergs am 25. April 1952 hat sich auf den Stra- dener Straßenverkehrszeichen und neue ßen des Landes einiges getan. So stieg die kamen hinzu, um den sich wandelnden Ver- Zahl der Kraftfahrzeuge (Kfz) seit 1952 auf kehr möglichst effizient zu regulieren. Eben- das 16-fache an. Zudem veränderte sich die falls veränderte sich das Bild und die Menge Struktur des Fahrzeugbestandes. Anfänglich an Kraftfahrzeugen auf den Straßen Baden- prägten überwiegend Krafträder das Bild auf Württembergs. So lag 1950 in den ehemali- den Straßen des neugegründeten Bundeslan gen Landesteilen des heutigen Südweststaats des. In den vergangenen 70 Jahren eroberte die Kfz-Dichte bei 50 Fahrzeugen auf 1 000 Kevin Heinen M. Sc. ist jedoch der Personenkraftwagen (Pkw) die Einwohner, was einen Bestand von 323 171 Referent im Referat „Unternehmensregister, Straßen und stellt heute allein rund 81 % zugelassenen Fahrzeugen entspricht. Im Jahr Gewerbeanzeigen, Verkehr“ des Fahrzeugbestandes. Die Ausweitung des der Gründung Baden-Württembergs war der des Statistischen Landes- amtes Baden-Württemberg. Handels mit gebrauchten Kfz begünstigte Bestand schon auf insgesamt 529 947 Kfz hierbei die stark gestiegene Verbreitung des angewachsen, was einer Kfz-Dichte von Pkw. Kam 1952 noch ungefähr eine Besitz 80 Fahrzeugen je 1 000 Einwohner entsprach. umschreibung auf eine Neuzulassung, sind Als Hauptverkehrsmittel prägten vorerst die es heute rund zwei Besitzumschreibungen. Krafträder das Bild auf den Straßen des jun- Die allgemeine Zunahme der Verkehrsdichte gen Bundeslandes. Gerade im Gründungsjahr führte gerade bis in die 1970er-Jahre zu kamen auf 1 000 Einwohner rund 42 Kraft- einer Erhöhung der Unfallgefährdung der räder. Sie machten hiermit einen Anteil von Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehme- ungefähr 52 % am gesamten Kfz-Bestand aus. rinnen. Sowohl die Verkehrssicherheitsarbeit So ist es nicht verwunderlich, dass dem Kraft der vergangenen Jahrzehnte als auch der rad in dieser Zeit eine besondere Rolle technische Fortschritt im Fahrzeugbereich für den Individualverkehr zugesprochen wer- reduzierte dieses Risiko erheblich, sodass den kann. Der Personenkraftwagen folgte hier ein deutlicher Rückgang bei den Verkehrs an zweiter Stelle mit einem Anteil von toten vorzuweisen ist. Die Corona-Pandemie ca. 28 % am Fahrzeugbestand. verstärkte diese positive Entwicklung und sorgte für einen historischen Tiefstand bei In den folgenden Jahren verlor das Kraft- den Verkehrstoten. rad merklich an Bedeutung und die Verbrei- tung des Pkw als Verkehrsmittel des Indivi dualverkehrs nahm zu. Bereits 1958 waren Straßenbild im Wandel: Immer mehr Pkw mehr Pkw als Krafträder im Südweststaat zu auf den Straßen Baden-Württembergs gelassen. Durch den allgemeinen wirtschaft lichen Aufschwung stieg die Nachfrage nach Das Straßenbild im neugegründeten Bun- Pkw weiter an, sodass sich deren Anteil am desland Baden-Württemberg war zu Beginn Fahrzeugbestand in den folgenden Jahrzehn- seiner Geschichte ein völlig anderes als heute. ten weiter erhöhte. Im Jahr 2021 befanden sich mit beinahe 7 Millionen (Mill.) Pkw in Baden-Württemberg rund 46-mal mehr Pkws auf den Straßen des Landes als im Vergleich zum Gründungsjahr. Im Gegenzug hierzu sank der Anteil der Krafträder auf unter 9 %, obwohl sich deren Bestand inzwischen mehr als verdoppelt hat. Deutlich weniger dyna- misch entwickelte sich der Bestand an Last kraftwagen (Lkw). So dominierten weitest- gehend die Binnenschifffahrt oder die Eisen bahn bis Mitte der 1960er-Jahre den Güter transport. Erst in den folgenden Jahren Fotos: pixabay.com konnte sich der Straßengüterverkehr als 37
Umwelt, Verkehr, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2022 Tourismus Hauptverkehrsträger durchsetzen. Die konti gen und der Entwicklung dieses Verhältnis- nuierliche Ausweitung des Lkw-Bestandes ses darstellen. So kam durchschnittlich im verlief dennoch in deutlich kleineren Schrit- Jahr 1954 auf ein neuzugelassenes Kfz unge- ten; der Anteil am heutigen Fahrzeugbe- fähr eine Besitzumschreibung. Hieran lässt stand liegt knapp unter 5 %. Zusammen- sich erkennen, dass zu diesem Zeitpunkt der fassend lässt sich seit den 1950er-Jahren Fahrzeugbestand noch nicht ausreichend für ein erkennbarer Trend zu immer mehr Kfz einen starken Gebrauchtwagenmarkt war. Mit auf den Straßen Baden-Württembergs aus- einem steigenden Fahrzeugbestand nahm machen.1 Insgesamt kommen im Jahr 2021 auch der Handel mit gebrauchten Kfz zu. So 753 Kfz auf 1 000 Einwohner, was einem wechselte 1954 zunächst bei 120 112 Kfz Gesamtbestand von über 8 Mill. Fahrzeugen das Besitzverhältnis. Die Anzahl an Besitz im Südweststaat entspricht (Schaubild 1). umschreibungen wuchs in den folgenden Dieses erhebliche Wachstum des Bestandes Jahren erheblich an, sodass zu Beginn der an Kfz seit der Gründung des Bundeslandes 1960er-Jahre schon fast doppelt so viele Kfz hatte eine enorme Erhöhung der Verkehrs- den Besitzer oder die Besitzerin wechselten dichte und des Verkehrsaufkommens zur (Schaubild 2). Bereits im Jahr 1986 wurden Folge. das erste Mal über 1 Mill. Besitzumschreibun gen registriert. Seitdem entwickelte sich der Gebrauchtwagenmarkt mehr oder weniger Hohe Bedeutung des Gebrauchtwagen stabil. Die Zahl der Besitzumschreibungen 1 Seit dem 01.01.2008 handels für die Verbreitung des Pkw bewegte sich von 1986 bis 2020 zwischen werden im Kfz-Bestand nur noch angemeldete seit den 1970er-Jahren 905 909 und 1 128 290. Der bisherige Höchst Fahrzeuge ohne vorüber- wert von 1 128 290 Besitzumschreibungen gehende Stilllegungen berücksichtigt. Dadurch Die Dimensionen des Gebrauchtwagenmark- konnte im Jahr 2016 ausgemacht werden. hat sich der nachgewie- sene Kfz-Bestand um tes in Baden-Württemberg lassen sich des Das Verhältnis gegenüber den Neuzulas- rund 10 % verringert. Weiteren am Verhältnis zu den Neuzulassun- sungen entwickelte sich ebenfalls zuguns- S1 Kfz-Dichte und Kraftfahrzeuge nach Fahrzeugart in Baden-Württemberg 1950 bis 2021 Kfz in Mill. Kfz je 1 000 Einwohner 9 900 Personenkraftwagen Krafträder 8 Lastkraftwagen Sonstige Kraftfahrzeuge 800 Kfz je 1 000 Einwohner 7 700 6 600 5 500 4 400 3 300 2 200 1 100 0 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Hinweis: Seit dem 01.01.2008 werden im Kfz-Bestand nur noch angemeldete Fahrzeuge ohne vorübergehende Stilllegungen berücksichtigt. Dadurch hat sich der nachge- wiesene Kfz-Bestand um rund 10 % verringert. Datenquelle: Kraftfahrt-Bundesamt. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 148 22 38
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2022 Umwelt, Verkehr, Tourismus S2 Besitzumschreibungen und Neuzulassungen in Baden-Württemberg 1954 bis 2020 1954 = 100 1 000 900 Besitzumschreibungen 800 700 600 500 400 Neuzulassungen 300 200 100 0 1954 1959 1964 1969 1974 1979 1984 1989 1994 1999 2004 2009 2014 2019 Datenquelle: Kraftfahrt-Bundesamt. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 149 22 ten der Besitzumschreibungen, sodass heute werden. Im Gegensatz hierzu waren die Be- auf ein neuzugelassenes Kfz im Schnitt mehr sitzumschreibungen bei den Krafträdern bis als doppelt so viele Besitzumschreibungen Mitte der 1970er-Jahre stark rückläufig. Seit- kommen. dem wuchsen zwar die Besitzwechsel absolut wieder an, jedoch nahm ihre Bedeutung inner- Bei der Betrachtung der Verteilung der Fahr- halb des Gebrauchtwagenhandels im his zeugkategorien finden sich vergleichbare torischen Vergleich mit einem Anteil von rund Entwicklungen wie beim Fahrzeugbestand. 7 % im Jahr 2020 deutlich ab. Eine ähnliche Anfänglich dominierte innerhalb des Ge- Entwicklung vollzog sich bei den Lkw. So brauchtwagenmarktes ebenfalls das Kraft- versechsfachte sich zwar von 1954 bis 2020 rad. Dessen Anteil an allen Besitzumschrei- die Zahl an Besitzumschreibungen von 7 598 bungen lag 1954 bei rund 49 % und im Ver- auf 44 588, jedoch nahm deren Anteil eben- gleich hierzu kamen die Pkw auf einen Anteil falls von 6 % auf 4 % ab. von ungefähr 42 %. Dies änderte sich in den folgenden Jahrzenten, sodass dem Pkw eine immer größere Rolle zugesprochen Seit 1950 verloren über 100 000 Menschen werden konnte. So lag der Anteil des Pkw ihr Leben im Straßenverkehr an den Besitzumschreibungen 1960 schon bei knapp 71 % und 2020 bei rund 87 %. Einhergehend mit der dynamischen Entwick lung des Kraftfahrzeugbestands nahm die Der stetig wachsende Bestand an Pkw ermög- Anzahl der Straßenverkehrsunfälle in den bis- lichte es zudem, dass immer mehr Fahrzeuge herigen 70 Jahren Baden-Württembergs deut im Gebrauchtwagenmarkt angeboten werden lich zu.2 Kam es 1950 erst zu 42 636 Unfällen konnten. Dies sorgte dafür, dass die An- auf den Straßen der ehemaligen Landesteile, schaffung eines Pkw insbesondere für Privat- waren es schon Ende der 1950er-Jahre an- personen deutlich erschwinglicher wurde nähernd dreimal so viele. Im Jahr 2019 wur- 2 Das Jahr 2020 wird auf- und begünstigte somit nochmals deren Ver den 327 894 Unfälle polizeilich erfasst, was grund der Corona-Pan- demie mit ihren Aus breitung. Dementsprechend kann dem Ge- den bisherigen Höchstwert markiert. Anzu- wirkungen auf das Ver- kehrs- und Unfallge- brauchtwagenhandel für die Verbreitung des merken ist, dass die hohe Steigerung der schehen gesondert be- Pkw eine besondere Bedeutung zugesprochen Unfallzahlen vor allem aus dem Anstieg der trachtet. 39
Umwelt, Verkehr, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2022 Tourismus Sachschadensunfälle resultiert. Insbesondere 2019 im Straßenverkehr 437 Menschen ihr die leichten Sachschadensunfälle machen Leben. Die Gründe für diese positive Entwick- hierbei den Großteil der Unfälle aus. So lag lung sind vielfältig. So haben verkehrspoli- deren Anteil an allen Unfällen 2019 bei 85 %. tische Maßnahmen, wie zum Beispiel die An- Die hohen Unfallzahlen relativieren sich schnallpflicht 1976, oder der sicherheitstech- ebenfalls bei Betrachtung der Unfallquote, nische Fortschritt der Kfz maßgeblich zur Re- die die Anzahl der Unfälle ins Verhältnis mit duktion der Verkehrstoten beigetragen. Den- dem Fahrzeugbestand setzt. Trotz deutlich noch verloren von 1950 bis heute (2020) 100 398 steigender Unfallzahlen lässt sich hier eine Menschen auf den Straßen Baden-Württem deutlich rückläufige Entwicklung ausmachen. bergs ihr Leben infolge eines Verkehrsunfalls, So kamen im Jahr 1952 110 Unfälle und im was ungefähr der doppelten Bevölkerungszahl Jahr 2019 nur noch rund 40 Unfälle auf 1 000 der Stadt Ravensburg entspricht. Kfz. Die Zahl der getöteten Personen im Straßenverkehr nahm in den ersten 20 Jah- ren neben den steigenden Unfallzahlen eben- Die Zahl der Verunglückten ist falls zu. Seinen traurigen Höhepunkt fand das seit den 1970er-Jahren stark rückläufig Unfallgeschehen im Jahr 1972, wo 2 919 Men- schen durch einen Verkehrsunfall ihr Leben Wichtig bei der Bewertung des Unfallge- verloren (Schaubild 3). Somit forderte der schehens ist neben der Zahl der Unfälle auch Straßenverkehr in Baden-Württemberg zu das Ausmaß der Unfallfolgen für die Betei- diesem Zeitpunkt täglich im Durchschnitt acht ligten. Hier zeigen sich bezüglich der Ver Todesopfer. Seitdem zeichnet sich ein bis letzungsschwere große Unterschiede im Zeit- heute fortbestehender Trend mit einer sinken- verlauf. So stieg die Gesamtzahl der Verun den Anzahl an Verkehrstoten ab, sodass es glückten auf den Straßen Baden-Württem- im Jahr 2019 zu durchschnittlich rund einem bergs in den ersten 20 Jahren seit der Neu Todesopfer pro Tag kam. Insgesamt verloren gründung des Bundeslandes von 38 502 auf S3 Unfälle und Verkehrstote in Baden-Württemberg 1950 bis 2020 Unfälle in 1 000 Anzahl Getötete 350 3 500 1972: Höchstgeschwindigkeit 1973: 0,8 100 km/h auf Landstraßen Promillegrenze 300 3 000 1976: Anschnallpflicht auf Vordersitzen in Pkw 1998: 0,5 Promille- grenze 250 2 500 1957: Höchstgeschwindigkeit 50 km/h innerorts 200 2 000 2008: 150 begleitetes Fahren mit 17 1 500 in Baden-Württemberg 1980: Helmtrage- pflicht 100 1 000 1974: Richtgeschwindigkeit 1984: 130 km/h auf Autobahnen Anschnallpflicht wird mit Verwarngeld verbunden 50 500 0 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Datenquelle: Straßenverkehrsunfallstatistik. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 150 22 40
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2022 Umwelt, Verkehr, Tourismus 78 185 an. Seitdem zeichnet sich auch hier ten. Das Jahr 1980 stellte hierbei den Nega eine rückläufige Tendenz auf den Straßen tivrekord auf. Im Schnitt war hier mehr als des Landes ab. 2019 verunglückten insgesamt jede zweite verunglückte Person jünger als 47 240 Menschen. Somit lag die Zahl der Ver- 25 Jahre. Die Gruppe der jungen Erwachsenen unglückten um rund 40 % unterhalb des im Alter zwischen 18 und 24 Jahren war hier- Rekordwertes aus dem Jahr 1972. Eben- bei die gefährdetste Altersgruppe. Deren falls nahm die Schwere der Verletzungen Anteil allein an allen Verunglückten fand 1985 grundlegend ab. Bei 47 240 verunglückten mit 31,1 % ihren Höhepunkt. Seitdem ist Personen im Jahr 2019, verletzten sich 38 699 dieser Wert tendenziell rückläufig und be- leicht, 8 104 schwer und 437 starben infolge trug im Jahr 2019 noch 16,5 %. Hier scheinen eines Straßenverkehrsunfalls. Somit kamen politische Maßnahmen wie zum Beispiel die auf 1 000 Verunglückte rund neun Getötete, Einführung des begleiteten Fahrens mit 17 172 Schwer- und 819 Leichtverletzte. In den im Jahr 2008 diese positive Entwicklung Anfängen des neugegründeten Bundeslan- weiter begünstigt zu haben. Dem entgegen des sah dies noch anders aus. So kamen 1953 steht die Entwicklung bei den Senioren und auf 1 000 Verunglückten 37 Getötete, 402 Seniorinnen. Hier steigt der Anteil der über Schwer- und 561 Leichtverletzte (Schaubild 4). 65-Jährigen an allen Verunglückten seit den In der langfristigen Betrachtung nahmen 1970er-Jahren an und beläuft sich auf 12,8 % somit die Anteile der Schwerverletzten schon im Jahr 2019. Zur Einordnung dieser Ent- seit den 1960er-Jahren erkennbar ab, während wicklung gilt es zu beachten, dass durch den der Rückgang der Verkehrstoten erst in den demo grafischen Wandel der Anteil dieser 1970er-Jahren begann. Bevölkerungsgruppe an der Gesamtbevölke rung ebenfalls stark zugenommen hat. Dies Auch bei Betrachtung der Altersstruktur wird deutlich bei der Betrachtung des be- der Verunglückten zeigen sich Veränderun- völkerungsbezogenen Unfallrisikos, wo die gen im Zeitablauf. So zeigt sich, dass von Zahl der Verunglückten einer Altersgruppe den 1950er- bis in die 1980er-Jahre gerade ins Verhältnis zu ihrer jeweiligen Bevölke die jüngeren Menschen als Bevölkerungs- rungszahl gesetzt wird. In Baden-Württem- gruppe überproportional häufig verunglück- berg verunglückten 2019 im Durchschnitt S4 Leicht- und Schwerverletzte sowie Getötete in Baden-Württemberg 1953 bis 2019 Auf 1 000 Verunglückte entfielen ... Leichtverletzte Schwerverletzte Getötete 37 31 36 27 20 14 11 9 187 172 201 239 296 295 299 402 561 673 669 675 741 785 802 819 1953 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2019 Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Datenquelle: Straßenverkehrsunfallstatistik. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 151 22 41
Umwelt, Verkehr, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2022 Tourismus aller Altersjahre 426 Personen je 100 000 Ein- für dürfte das unter anderem mit der Aus- wohner bzw. Einwohnerinnen. Mit 267 Ver weitung des Homeoffice verringerte Pendler- unglückten je 100 000 im Straßenverkehr aufkommen sein. Auf der anderen Seite nahm lag das Unfallrisiko der Senioren und Senio- die Beliebtheit des Fahrrades in der Pandemie rinnen deutlich darunter und mit 858 Ver augenscheinlich weiter zu, was zu einer Er- unglückten je 100 000 bei den jungen Er höhung der Verunglückten dieser Verkehrs wachsenen deutlich darüber. beteiligung führte. So stieg die Zahl der ver- unglückten Radfahrer und Radfahrerinnen von 9 901 auf 11 058 an, wodurch sich deren An- Deutliche Auswirkungen der teil an den Verunglückten von 21 % auf Corona-Pandemie auf die Zahl 27,7 % erheblich steigerte. Es gilt abzuwarten, der Verkehrstoten und Verunglückten wie sich das 2. Pandemiejahr auf das Ver- kehrs- und Unfallgeschehen ausgewirkt hat, Die Corona-Pandemie beeinflusste im Jahr jedoch geht das Statistische Bundesamt 2020 das gesellschaftlichen Leben in ver davon aus, dass es erneut zu einem Tiefst- schiedenen Bereichen. Insbesondere das mit stand der Anzahl an Verunglückten kommen der Pandemie verbundene Herunterfahren wird.3 des öffentlichen Lebens bzw. die Reduktion der sozialen Kontakte hatte maßgeblichen Einfluss und führte auch zu deutlichen Aus Verkehrssicherheitsarbeit im Zeichen wirkungen auf das Verkehrs- und Unfallge der Zeit schehen in Baden-Württemberg. Bei Betrach- tung der Jahresfahrleistung im 1. Pandemie- In den vergangenen 70 Jahren veränderte jahr lässt sich eine deutliche Reduktion im sich das Verkehrsaufkommen und das Un Vergleich zum Vorjahr 2019 ausmachen, was fallgeschehen in Baden-Württemberg maß gleichbedeutend mit einem Bruch des bis- geblich. Erwähnenswert hierbei ist, dass trotz herigen grundsätzlichen Wachstumstrends ist. des stark gestiegenen Verkehrsaufkommens das Unfallgeschehen sich stark rückläufig So lag die Fahrleistung 2020 mit 80 263 Mill. km entwickelt hat. So führten neben sicherheits- 16 % unterhalb des Vorkrisenwertes 2019 technischen Neuerungen an den Fahrzeu- von 95 270 Mill. km und sank zudem auf den gen ebenfalls Aufklärung sowie gesetzliche niedrigsten Stand seit 1993. Infolge des ver Regelungen mitunter dazu, dass sich der ringerten Verkehrsaufkommens nahm die Schweregrad von Unfallfolgen deutlich ver Zahl der Unfälle rapide ab, wodurch hier ringerte und die Verkehrssicherheit erhöhte. ebenfalls eine gegenläufige Entwicklung im Insbesondere sind die rückläufigen Zahlen Vergleich zum langfristigen Trend erkenn- bei der besonders vulnerablen Bevölkerungs- bar wurde. Im Jahr 2020 wurden insgesamt gruppe der jungen Erwachsenen erfreulich. 269 267 Straßenverkehrsunfälle polizeilich er- Hier bleibt es abzuwarten, wie sich beispiels- fasst, was gut 18 % weniger waren als im weise die Pläne der Bundesregierung hin- Vorjahr. Ebenfalls förderte diese Ausnahme sichtlich der Ermöglichung des begleiteten situation in hohem Ausmaß den Rückgang Fahrens ab 16 Jahren auf die Verkehrssicher- der Verunglückten von 47 240 auf 39 950 heit weiter auswirkt.4 Mit der Corona-Pan- im Straßenverkehr. Besonders auffällig war demie folgten mehrere Auswirkungen auf hierbei der Rückgang der Verkehrstoten. Ins das Geschehen auf den Straßen Baden-Würt gesamt verloren im 1. Jahr der Pandemie tembergs. Insbesondere das Rekordtief an 330 Menschen ihr Leben aufgrund eines Verkehrstoten ist hierbei hervorzuheben. Zu- Straßenverkehrsunfalls, was mit weniger dem ist davon auszugehen, dass das 2. Pan 3 Pressemitteilung Nr. 571 des Statistischen Bun- als einen Verkehrstoten pro Tag einen his demiejahr 2021 an den bisherigen Entwick- desamtes vom 14. De- torischen Tiefstand markiert. lungen anknüpfen wird. zember 2021, https:// www.destatis.de/DE/ Presse/Pressemitteilun Durch die Pandemie veränderte sich darüber gen/2021/12/PD21_ 571_46241.html hinaus die Art, wie am Verkehr teilgenommen (Abruf: 14.01.2022). wurde. Dies wird deutlich bei der Betrachtung 4 Koalitionsvertrag 2021– der Struktur der Unfallbeteiligten. So verrin- Weitere Auskünfte erteilt 2025 zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIEGRÜ- gerte sich zum einen der Anteil der Pkw- Kevin Heinen, Telefon 0711/641-27 32, NEN und FDP, https:// Insassen an allen Verunglückten von 54,5 % Kevin.Heinen@stala.bwl.de www.bundesregierung. de/resource/blob/ im Jahr 2019 auf 47,3 % im 1. Pandemiejahr 974430/1990812/04221 und lag erstmalig seit den 1960er-Jahren unter- 173eef9a6720059cc353 d759a2b/2021-12-10- halb der 50 % Marke. Insgesamt verunglück- www.statistik-bw.de/Verkehr/ koav2021-data.pdf? download=1 ten 2020 somit 6 884 bzw. 26,7 % weniger Umwelt und Verkehr (Abruf: 14.01.2022). Pkw-Insassen als im Vorjahr. Ein Grund hier- Verkehr 42
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