8 DIGITALE MARKETING TRENDS 2015 - ANALYSE ZUR ENTWICKLUNG DER DIGITALEN KOMMUNIKATION IM JAHR 2015
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8 Digitale Marketing Trends 2015 Analyse zur Entwicklung der digitalen Kommunikation im Jahr 2015 8 Digitale Marketing Trends 2015 1
VORWORT „Die Digitalisierung verändert die Märkte und damit die Spielregeln des Marketings fundamental. Das ist keine Zukunftsprognose mehr sondern eine Bestandsaufnah- me. Die Fähigkeit, steigenden Kundenansprüchen in einer komplexeren Marktsituation mit kundenzentrierten, ser- viceorientierten, digitalen Maßnahmen begegnen zu können, bestimmt den Unternehmenserfolg. Diese Fähigkeit basiert auf vier zentralen Anforderungen: Der Generierung und Nutzung valider, entscheidungsgebender und insbeson- dere rechtssicherer Daten. Der konsistenten, echtzeit- fähigen Kommunikation an allen Touchpoints im Customer Lifecylce. Der Optimierung und kundenzentrierten Auto- matisierung der operativen Marketing-Prozesse in einem kostenintensiven Kontext. Sowie der Schaffung eines tiefen Stefan von Lieven datenbasierten Verständnisses der Wirkungszusammen- CEO artegic AG hänge durch Messung und Analyse. Die Umsetzung dieser Anforderungen erfordert eine enge Verzahnung von Mar- keting und IT. Marketing Engineering wird damit kritischer Erfolgsfaktor.“ Nachfolgend werden die 8 wichtigsten digitalen Marketing Trends in den vier Feldern „Operative Prozesse“, „Daten“, „Messung und Analyse“ sowie „Kommunikation“ im Jahr 2015 vorgestellt. 8 Digitale Marketing Trends 2015 2
INHALT 02 VORWORT 03 INHALT 04 01 Datennutzungsmanagement – von Big Data zu Legal Big Data 10 02 Digital Customer Journey – E-Mail wird der rote Faden 13 03 Superpersonalisierung – authentische Kommunikation gefragt 16 04 Multi-Display Strategien – beyond Mobile 19 05 Single Customer View –konsistenter Dialog entlang der Customer Journey 22 06 Der Kunde bestimmt – weg von unternehmensgetriebenem Marketing 26 07 Wirtschaftlichkeitsanalyse – übergreifende Zusammenhänge bestimmen 29 08 Marketing Engineering – Marketing meets IT 33 KONTAKT 8 Digitale Marketing Trends 2015 3
01 Datennutzungsmanagement – von Big Data zu Legal Big Data Die digitale Wirtschaft ist zu einem der bedeutendsten OPERATIVE PROZESSE DATEN Wirtschaftszweige Deutschlands herangewachsen, mit einem voraussichtlichen Umsatz von 120 Milliarden Euro im Jahr 2014 (Quelle: BVDW). Der Fachverband für IT und Telekommunikation hingegen geht für seinen Markt von MESSUNG UND ANALYSE KOMMUNIKATION einem Umsatzvolumen von 154,4 Milliarden Euro für 2014 aus (Quelle: Bitkom). Was diese Zahlen unmissverständlich zeigen: Die Märkte für digitale (Marketing) Dienstleistun- gen und Informationstechnologie sind weiter im Aufwind. Und sie wachsen weiter zusammen. Digitales Marketing ohne IT-Unterstützung wird zukünftig immer weniger denk- bar sein. Laut einer Studie von Gartner werden CMOs im Jahr 2016 mehr in IT investieren als CTOs. Bereits heute fließt in jedem zehnten Unternehmen mehr als die Hälfte des Marketing Budgets in IT-Investitionen (Opex). Nach der Studie “What’s on the CMO Agenda” von OC&C Strategy Consultants haben 69 Prozent der CMOs heutzu- tage bereits die Verantwortung für Marketing Technologie Plattformen. 8 Digitale Marketing Trends 2015 4
Der Datenspeicheranbieter EMC geht in einem aktuellen und unsere Lebenswelten weiter verändern wird. Report davon aus, dass das weltweite Datenvolumen im Bezogen auf die Erreichung wirtschaftlicher Ziele, muss Jahr 2020 auf 44 Zettabyte anwachsen wird. Aktuell liegt Big Data also in erster Linie zielgerichtet sein. Insbeson- das Volumen bei etwa einem Zehntel davon. Dies bedeutet dere für das Marketing steht Big Data für Erkenntnisge- ein durchschnittliches Datenvolumen von 110 Exabyte pro winn und eröffnet somit neue Potentiale, welche direkt Monat. Im Vergleich: 2013 sind es knapp 44 Exabyte pro auf den Umsatz einzahlen. Laut einer aktuellen Studie Monat gewesen. Das im Internet übertragene Datenvolu- von Forbes und Rocket Fuel konnten etwa drei Viertel der men wird laut Cisco im Jahr 2016 1,3 Zettabyte betragen. Unternehmen, die für mehr als 50 Prozent ihrer Marke- Einen wesentlichen Beitrag zu diesen Entwicklungen wird ting Aktivitäten Big Data nutzen, ihre Umsätze, ihren ROI, die steigende Anzahl onlinefähiger und damit Daten produ- die Kundenzufriedenheit und die Anzahl sales-geeigneter zierender Endgeräte leisten, insbesondere das Internet- Leads steigern. Es können jedoch nur solche Daten für of-Things. Bislang wurde davon ausgegangen, dass sich Marketingzwecke genutzt werden, die zweifelsfrei rechts- die gespeicherte Datenmenge alle zwei Jahre verdoppelt. konform eingeholt wurden. Aus Big Data wird damit Legal Nach den aktuellen Prognosen wird sich dieser Faktor Big Data. Aktuelle Diskussionen über transatlantische Da- jedoch vervielfachen. Das Phänomen steigender Datenmen- tensauger wie die NSA schärfen das Bewusstsein für den gen wird in Medien, Wirtschaft und Wissenschaft aktuell Umgang mit Daten. diskutiert unter dem Schlagwort Big Data. Dabei wird Big Dies gilt insbesondere für personenbezogene Daten, die Data teils sehr unterschiedlich interpretiert. Laut einer auch im Rahmen der geplanten EU-Datenschutzgrundver- Umfrage von IBM werden unter Big Data von Managern ordnung als besonders schützenswertes Gut anerkannt solche Begriffe wie “Große Bandbreite an Informationen”, wurden. Dabei soll die EU-Datenschutzgrundverordnung “Neue Arten von Daten Analyse”, “Echtzeitinformationen”, rechtliche Rahmenbedingungen der Verarbeitung perso- “Moderne Medienarten”, “Datenzustrom”, “Große Daten- nenbezogener Daten für wirtschaftliche Zwecke EU-weit mengen” oder auch “Daten aus sozialen Medien” subsum- regeln. Unternehmen, welche frühzeitig auf Legal Big Data miert. Die Definition der wissenschaftlichen Dienste des setzen, können sich eine Vorreiterrolle im Wettbewerb ver- deutschen Bundestags lautet: “Big Data bezeichnet große schaffen – durch die Erschliessung der Potenziale aus Big Datenmengen aus vielfältigen Quellen, die mit Hilfe neu Data bei gleichzeitiger Minderung von nicht unerheblichen entwickelter Methoden und Technologien erfasst, verteilt, Risiken durch rechtliche Unsicherheit und daraus entste- gespeichert, durchsucht, analysiert und visualisiert wer- hende Kosten. den können”. Einwilligungen durch Vertrauen Vorreiter durch Legal Big Data Erfolgreiches Dialogmarketing bedarf in einer zunehmend Big Data ist jedoch kein alleiniges Thema der Informations- schnelllebigen Welt, in der Mobilität und ständige Verfüg- technologie mehr. Datensammlung und -verarbeitung ist barkeit mittlerweile zum Alltag gehören, mehr denn je einer kein Selbstzweck, sondern mehr und mehr die Basis, um ziel- und zeitgenauen sowie relevanten Kommunikation. Informationen zu generieren, aus denen Wissen abgeleitet Werbebotschaften müssen sich nach den individuellen In- werden kann, das zur Erfüllung von Unternehmenszielen im teressen und Bedürfnissen des einzelnen Nutzers richten. betrieblichen Alltag beiträgt aber auch in anderen Lebens- Voraussetzung: eine verhaltensbezogene Profilierung des bereichen wie z.B. der Medizin oder im Auto Einzug hält Nutzers anhand von personenbezogenen Daten. Diese 8 Digitale Marketing Trends 2015 5
zu erheben, ist in der digitalen Welt unter technischen Gesichtspunkten eine Leichtigkeit. Alle Reaktionen des Nut- zers lassen sich erfassen – z.B. Klicks, Conversions oder die Nutzung nachgelagerter Websites. Es benötigt jedoch mehr, als die rein technische Fähigkeit zur Datensamm- lung, nämlich eine explizite Einwilligung des Nutzers in die Erhebung, Analyse und Nutzung seiner Daten zu einer werblichen Ansprache. Der Erhalt möglichst umfassender Einwilligungen (Permissions) – nicht nur Einwilligungen zum Kontakt via digitalem Dialogmarketing, sondern zur Analyse und Profilbildung – wird zur zunehmend wichtigen Aufgabe für Unternehmen. Welche Determinaten einen Ein- fluss auf die Abgabe einer Einwilligung durch den Nutzer haben, zeigt die nachfolgend dargestellte Tabelle. 8 Digitale Marketing Trends 2015 6
DETERMINANTEN FÜR DIE EINWILLIGUNG EINES NUTZERS DETERMINANTS ON USER CONSENT DETERMINANTEN ERWARTETER EFFEKT DETERMINANTS AUF EINWILLIGUNG Nutzen der Kommunikation Communication use Information und Informationsqualität + Information and information quality Relevanz + Relevance Individualisierung und Personalisierung + Individualising and personalising Zeit und Aufwandsersparnis + Time and expense savings Freude und Unterhaltung + Fun and entertainment Unmittelbare Anreize Immediate incentives Finanzielle Vorteile + Financial benefits Kosten Costs Registrierungsaufwand - Registration expenses Datenschutz und Privatsphären-Bedenken - Data protection and privacy concerns Datenschutzrichtlinien + Data protection guidelines Datenschutzsiegel + Privacy seal Belästigung - Nuisance Menge der Kommunikation - Communication volume Risiko - Risk Konsumentenseitige Kontrolle + Control by consumer Beziehungscharakteristika Relationship characteristics Vertrauen + Trust Unternehmensreputation + Company reputation Commitment + Commitment Zufriedenheit + Satisfaction Beziehungsqualität + Relationship quality Identifikation + Identification Fairness + Fairness Investitionen in die Geschäftsbeziehung + Investment in business relations Konsumentencharkteristika Consumer characteristics Risikoaversion - Risk aversion Beziehungsneigung + Relationship tendency 8 Digitale Marketing Trends 2015 7
Es wurde der empirische Nachweis geführt, wonach die dung nutzerbezogener Daten stets individuell und abhän- Relevanz der kommunizierten Inhalte der größte Trei- gig davon erfolgt, welche konkrete Einwilligung für den ber für eine Einwilligung im digitalen Dialog ist. Ebenfalls jeweiligen Einsatzzweck erteilt wurde. Dazu ist es notwen- wirken sich Datenschutzrichtlinien und Datenschutzsiegel dig, unterschiedlich ausgeprägte Einwilligungserklärungen positiv auf die Einwilligungsbereitschaft aus, wohingegen personengenau abzubilden. In der Praxis wird ein solches Bedenken zu Datenschutz und Privatsphäre einen negati- Datennutzungsmanagement bisher oftmals unzureichend ven Einfluss haben (Quelle: Wissmann). Neben der strik- realisiert. So kann die Erfassung und Nutzung von perso- ten Einhaltung rechtlicher Regelungen – z.B. vollständige nenbezogenen Daten im Medium E-Mail in vielen Fällen nur Datenschutzerklärung – gilt es daher, den Opt-In Prozess global aktiviert oder deaktiviert werden – gilt also für alle unmissverständlich und transparent zu gestalten. Dem oder keinen. Damit kann den individuellen Datennutzungs- Nutzer muss unmissverständlich ersichtlich sein, erklärungen, denen der Nutzer zugestimmt hat, und auch der Abbildung der gesetzlichen Widerspruchsmöglichkeit ••für welche Zwecke seine Daten verwendet werden, nicht Rechnung getragen werden. Personalisiertes Online ••welche Vorteile ihm daraus erwachsen, Dialogmarketing kann auf Datennutzungsmanagement da- her zukünftig nicht mehr verzichten. ••in welcher Regelmäßigkeit er – per Newsletter – kontaktiert wird und Zusammenfassung ••wie er seine Einwilligung wieder zurückziehen kann. Es gilt jedoch, nicht nur die relevanten Kontaktpunkte mit Die Digitale Wirtschaft verschmilzt zunehmend mit dem dem Nutzer rechtssicher zu gestalten, sondern auch die Bereich der Informationstechnologie. 26 Prozent der internen Prozesse. Dies umfasst sowohl die Erhebung, CMOs gehen sogar davon aus, dass Marketing und IT in Verarbeitung und manipulationssichere Speicherung der einer Funktion verschmelzen werden (Quelle: Accenture). Daten durch die IT als auch die Erfüllung der Nachweis- Digitales Marketing ohne IT-Unterstützung ist kaum noch pflicht. Für jede Einwilligung muss ersichtlich sein, für denkbar. Dies gilt insbesondere für die Nutzung von Daten was, wann, wo und in welchem Umfang der Nutzer seine für Marketingzwecke, aufgrund des stetigen Wachstums Einwilligung abgegeben hat. Weiterhin muss gewährleis- der Menge gesammelter Daten, auch unter dem Begriff tet werden, dass die Daten nicht nachträglich manipuliert Big Data diskutiert. Die Nutzung personenbezogener Daten werden können. Im Übrigen gilt dies auch für notwendig zu ist jedoch nur mit Einwilligung des Kunden rechtssicher erfassende Daten im Transaktionskontext (Auftragsbestäti- möglich – Legal Big Data. Aufgabe ist nicht nur Einholung, gungen, Rechnungen → 10 Jahre Aufbewahrungsfrist). Verarbeitung und Ausbau dieser Einwilligungen, sondern insbesondere auch eine rechtskonforme, d.h. manipulati- Kein Profiling ohne Datennutzungsmanagement onssichere, Nachweisbarkeit der Einwilligungen, sicherge- stellt durch technische Prozesse im Rahmen eines IT-ge- Rechtssicheres Permission Marketing, also Dialog Marke- stützten Datennutzungsmanagements. ting auf Basis rechtskonformer Nutzereinwilligungen, ist somit nicht nur eine Frage der richtig formulierten und erhobenen Einwilligung, sondern muss auch technisch umgesetzt werden können. Datenverarbeitende Systeme müssen gewährleisten, dass die Erhebung und Verwen- 8 Digitale Marketing Trends 2015 8
Quellen Accenture: CMOs: Time for digital transformation Bitkom: Deutscher ITK-Markt nimmt 2014 Fahrt auf BVDW: Die digitale Wirtschaft in Zahlen von 2008 bis 2014 Cisco: The Zettabyte Era—Trends and Analysis EMC: Digital Universe Forbes & Rocket Fuel: The Big Potential of Big Data Gartner: U.S. Digital Marketing Spending Report IBM: Big Data in der Praxis OC&C Strategy Consultants: What’s on the CMO Agenda Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag: Aktueller Begriff Big Data Wissmann, Johannes: Einwilligungen im Permission Marketing 8 Digitale Marketing Trends 2015 9
02 Digital Customer Journey – E-Mail wird der rote Faden Die digitale Welt ist ein stetig wachsender Datenlieferant. OPERATIVE PROZESSE DATEN Diese Daten sind zu einem erheblichen Teil von hoher Geschäftsrelevanz für das Marketing, wenn sie denn auch rechtssicher nutzbar gemacht werden können. Induziert werden diese Daten oftmals durch das Marketing selbst, MESSUNG UND ANALYSE KOMMUNIKATION bzw. durch die Interaktion von Nutzern im Kontext von Dialogmaßnahmen entlang der Digital Customer Jour- ney. Zentrale Maßnahme wird auch in Zukunft das E-Mail Marketing sein. E-Mail Marketing wird mehr und mehr zum roten Faden in einem immer komplexer werdenden Geflecht an digitalen Marketing Maßnahmen. 8 Digitale Marketing Trends 2015 10
97 Prozent der deutschen Internetnutzer nutzen E-Mails, Langfristiger Dialog anstatt punktuelle Kom- davon rufen 75 Prozent ihre E-Mails mindestens einmal munikation täglich ab (Quelle: BVDW). Zum Vergleich: Social Media wird aktuell nur von etwa 67 Prozent aktiv genutzt (Quelle: Digitales Marketing bietet eine Vielzahl von Vorteilen, ins- Bitkom). E-Mail ist damit einer der reichweitenstärksten besondere, dass Nutzer an jedem Touchpoint Daten (“Fuss- Zugänge zur digitalen Zielgruppe. Dass die Relevanz von abdrücke”) hinterlassen, die, werden sie via Datenanalyse E-Mail auch in Zukunft weiter zunehmen wird, zeigt eine zu einem “Trampelpfad” verdichtet, zur Präzisierung der Studie des Marktforschungsunternehmens Radicati Group. werblichen Ansprache genutzt werden können. Laut Radicati sollen im Jahr 2018 täglich rund 227,7 Mrd. E-Mails weltweit versendet werden – ein Zuwachs von 16 Display Advertising ermittelt anonym Kundenpräferenzen Prozent zu 2014. Auch der Siegeszug des mobilen Inter- mittels Cookies auf besuchten Seiten und spielt passende nets hat die E-Mail Nutzung weiter befeuert. Laut der Banner aus. SEA platziert Anzeigen passend zum Such- aktuellsten Erhebung der agof nutzen 73,1 Prozent der kontext. Jede Maßnahme spielt ihre eigenen Stärken aus, Mobile User E-Mails auf ihrem mobilen Endgerät. um den Nutzer innerhalb der Customer Journey zu einem definierten Ziele – z.B. einer Conversion in einem Online E-Mail Marketing effizientestes Instrument Shop – zu führen. Hierbei handelt es sich um werbliche Ansprache auf Basis einer anonymen – mehr oder weni- Die unverändert steigende Bedeutung der E-Mail als DAS ger präzisen – Segmentierung, die zudem üblicherweise Instrument des digitalen Dialogmarketings schlägt sich am Punkt der Conversion endet. Eine Identifizierung des auch in der Marketingkommunikation von Unternehmen Nutzers findet jedoch nicht statt. E-Mail Marketing hinge- wieder. Laut der aktuellen Studie Online Dialogmarketing gen ermöglicht es, den Empfänger anhand seiner E-Mail im Retail 2016 von artegic ist E-Mail Marketing das meist- Adresse zu identifizieren und ihn persönlich anzusprechen, genutzte digitale Marketing Instrument für den Handel und mit hochgradig individualisierten Inhalten und das nicht wird dies auch bleiben. 70,2 Prozent der Handelsunterneh- nur einmalig, sondern insbesondere im Rahmen eines lang- men nutzen bereits E-Mail Marketing, weitere 12,9 Prozent fristigen Dialogs. Damit eignet sich E-Mail Marketing nicht planen den Einsatz. nur für die Akquise und kurzfristige (Kauf-)impulse. Seine volle Wirkung entfaltet es durch eine nachhaltige Steige- Warum? E-Mail Marketing ist mit Abstand das effizienteste rung des Customer-Lifetime-Value. Instrument im digitalen Marketing Mix. Für jeden investier- ten Euro wird durchschnittlich ein Return on Investment Via E-Mail Marketing wird der Nutzer an allen Touchpoints von 25 Euro erzielt (Quelle: Direct Marketing Associati- des Customer-Lifecycle angesprochen, z.B. mit Cross- und on). Ebenfalls zeichnet sich E-Mail Marketing durch seine Upsell Maßnahmen nach einem Kauf, wenn andere digitale besonders hohe Effektivität aus. Laut einer Custora Studie Marketing Maßnahmen den Kunden schon längst wieder ist die E-Mail das zweiterfolgreichste Instrument in der verloren haben. An jedem dieser Touchpoints erzeugt der Kundenakquise hinter SEO. In einer Circle Research Studie Nutzer neue Daten – z.B. Klicks in E-Mails -, die genutzt bezeichnen B2B Marketer E-Mail Marketing als wichtigstes werden, um die Kommunikation am nächsten Touchpoint Instrument zur Lead Generierung. noch individueller, bedarfsgerechter und persönlicher zu gestalten. So entsteht ein Closed-Loop. Die Kommunika- tion wird sukzessive immer weiter optimiert. Elementare 8 Digitale Marketing Trends 2015 11
Voraussetzung für die Ausschöpfung des vollen E-Mail ren alle Maßnahmen Daten, die sich im E-Mail Marketing Marketing Potenziales, ist eine rechtssichere Erfassung, nutzen lassen – z.B. in Form von Retargeting Mails anhand Verarbeitung sowie Nachweis personenbezogener Daten, von Seitenaufrufen im Online Shop. WICHTIG: Die Zusam- um diese via CRM nutzbar zu machen. – siehe Trend 1: menführung von Daten aus unterschiedlichen Quellen ist Datennutzungsmanagement. in Deutschland nur mit Zustimmung des Kunden möglich – Stichwort: Datennutzungsmanagement. Anonymität auflösen Zusammenfassung E-Mail Marketing zeichnet sich durch Effizienz, Effektivität und Nachhaltigkeit aus. Es gilt daher künftig mehr denn E-Mail Marketing erlaubt als einziges digitales Marketing je, E-Mail Marketing zum roten Faden zu machen, entlang Instrument, einen langfristigen, nachhaltigen, personali- dessen der Nutzer durch die Customer Journey beglei- sierten und damit besonders wertschöpfenden Dialog ent- tet wird. Die Herausforderung ist, die Wege des Nutzers lang des gesamten Customer-Lifecycles zu führen. E-Mail durch die digitale Welt nachzuvollziehen, zu erfassen und Marketing wird damit zur zentralen Maßnahme der digita- geeignete Touchpoints zu identifizieren, an denen er in len Marketing-Strategie. Es gilt, jeden relevanten Touch- das Dialogmarketing überführt werden kann. So werden point der digitalen Welt zu nutzen, um Kunden in den Dialog Anonymität und damit Streuverluste aufgelöst und ein zu überführen. Andere Instrumente wie Social Media oder nachhaltiger, persönlicher Dialog mit dem Nutzer initiiert. SEO müssen mit E-Mail Marketing integriert werden, um Dabei gilt es insbesondere auch, die “Trampelpfade” der dieses zu unterstützen. digitalen Reise miteinzubeziehen, die oftmals wenig beachtet werden und auf denen der Nutzer ansonsten möglicherweise Quellen verloren geht. AGOF: mobile facts 2014-II E-Mail Marketing agiert allerdings nicht autonom, sondern artegic AG: Online Dialogmarketing im Retail 2016 ist Teil des digitalen Marketing Mixes. Wenn es jedoch im Bitkom: Soziale Netzwerke 2013 Zentrum steht, bedeutet das auch, andere Instrumente aus BVDW: Mediascope dem Marking Mix zu integrieren, um das E-Mail Marketing Circle Research: It’s all about the lead zu unterstützen. Neben klassischen Touchpoints wie der Custora: Commerce Customer Acquisition Snapshot Website oder dem Online Shop, werden durch innovati- Direct Marketing Association: National client email ve neue Features zunehmend auch Kanäle wie SEO/SEA report 2014 oder Social Media als Schnittstellen zum E-Mail Marketing Radicati Group: Email Statistics Report, 2013-2017 erschlossen. Als Beispiele gelten die Twitter Lead Gene- ration Card oder das Google AdWords Feature für Opt-In Formulare. Es gilt, all diese Touchpoints in eine integrierte Dialogstrategie miteinzubeziehen und adequat entlang der Customer Journey zu platzieren. Denn zum einen kommt vorgenannten Instrumenten die wichtige Aufgabe zu, Nut- zer an den relevanten Touchpoints kommunikativ abzuholen und in den Dialog zu überführen. Zum anderen generie- 8 Digitale Marketing Trends 2015 12
03 Superpersonalisierung – authentische Kommunikation gefragt E-Mail Marketing ermöglicht es, einen nachhaltigen Dia- OPERATIVE PROZESSE DATEN log entlang des gesamten Customer-Lifecycles mit dem Kunden zu führen. Dies, sowie eine hohe Effektivität und Effizienz, machen E-Mail Marketing zum Kern des digitalen Marketing Mixes. Ein Dialog ist jedoch nur dann wirklich MESSUNG UND ANALYSE KOMMUNIKATION nachhaltig, wenn er den Kunden persönlich anspricht – Individualisierung anstatt Broadcasting, authentischer, empathischer Dialog anstatt offensive Werbung. Für 71 Prozent der Unternehmen ist Personalisierung ein wich- tiger ROI-Treiber. Top-Performer setzen 1,5 mal so oft auf Personalisierung wie andere Unternehmen (Quelle: Gleanster). Case Studies zeigen über 500 Prozent höhere Öffnungs- und über 90 Prozent höhere Klickraten bei per- sonalisierten Newslettern (Quelle: Marketing Sherpa). 8 Digitale Marketing Trends 2015 13
Grundsätzlich haben Unternehmen die Notwendigkeit der Voraussetzung: Für jede Form individueller Ansprache personalisierten Kommunikation erkannt. Laut der artegic werden zunächst Daten benötigt, die (Online) Nutzer an Studie Online Dialogmarketing im Retail 2016 nimmt der verschiedenen Kontaktpunkten hinterlassen. Dies können Einsatz “reiferer” Dialogmarketingmaßnahmen weiter zu. Reaktionsdaten aus dem E-Mail Marketing sein, Trans- Bereits 34,4 Prozent der befragten Unternehmen nutzen aktionsdaten aus dem Online Shop oder Nutzungsdaten vollständig individualisierte E-Mails auf Basis von Kauf- anderer Marketing Instrumente. Hinzu kommen Offline- und Klickprofilen, weitere 46,6 Prozent planen den Einsatz. Daten, z.B. aus PoS-Systemen. WICHTIG: Um diese Daten 25,9 Prozent setzen auf Customer Intelligence E-Mails personenbezogen erheben und nutzen zu dürfen, wird eine (z.B. Nutzung von Business Intelligence und Clickstream- Einwilligung des Empfängers benötigt. Dies ist auch eine Daten aus dem Webshop), 37,6 Prozent auf Lifecycle Mails. technische Herausforderung, welche nach der Etablierung In Zukunft werden es 74,6 Prozent bzw. 79,4 Prozent sein. eines Datennutzungsmanagements verlangt – siehe Trend Der Fokus vieler Unternehmen liegt jedoch noch immer auf 1: Datennutzungsmanagement. Durch die Zuordnung der segmentierten Massenmails mit unterschiedlicher Werbung Daten zu einem Kundenprofil, entstehen aus den Daten für jede Zielgruppe (67,7 Prozent setzen sie ein). 33,3 strukturierte und verwertbare Informationen: Welche Pro- Prozent versenden sogar noch komplett unsegmentierte dukte hat der Kunde wann gekauft? Welche Art von Content Massen-E-Mails. klickt er und welche nicht? Welche soziodemografischen Merkmale weist er auf? Aus den Daten lässt sich nun mit- Superpersonalisierung anstatt tels Analysemethoden Wissen über z.B. Konsumpräferenzen Pseudoindividualisierung und -verhalten gewinnen. Beispielsweise über Data Mining Verfahren, die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Individualisierung bedeutet: aus Nutzersicht relevante Merkmalsausprägungen identifizieren oder handlungsaus- Inhalte, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Ein über die lösende Trigger erkennen. Es gilt, dieses Wissen zu antizi- Jahre oft wiederholtes Mantra und scheinbar nichts Neu- pieren und in operative Dialog-Maßnahmen zu überführen es. Die Anforderungen an personalisierte Kommunikation (z.B. für Crosssell/Upsell, Loyalitätsmaßnahmen). Das sind grundsätzlich bekannt, an der Umsetzung krankt es Durchlaufen dieser Maßnahmen durch den Kunden erzeugt jedoch bis heute. Warum? Was immer noch als Personali- nun wiederum neue Daten. So entsteht ein Closed-Loop sierung oder Individualisierung bezeichnet wird, ist oftmals Kreislauf, indem das Kundenwissen sukzessive immer wei- nicht mehr als: namentliche Anrede, mehr oder weniger ter aufgebaut und dadurch die Kommunikation mit jedem feine Segmentierung, also “Pseudoindividualisierung” mal präziser an den Kundenbedürfnissen ausgerichtet aus einem überschaubaren Fundus werblicher Angebote. wird, sich also mittels Analysen und CRM optimieren lässt. Wirklich personalisierte – superpersonalisierte – Kommu- Dieser Prozess ist manuell nicht praktikabel zu bewältigen. nikation muss jedoch mehr sein. Es gilt, mit jedem einzelnen Marketing Automation Technologie wird damit Pflicht. Nutzer einen vollständig individualisierten Dialog zu führen und ihm an jedem Punkt des Customer-Lifecycles exakt die Herausforderung Content Processing Inhalte zur Verfügung zu stellen, welche seine aktuellen Bedürfnisse am besten treffen. Nur so kann E-Mail Marke- Neben der reinen Datensicht hält das Thema Individualisie- ting seiner Wirkung als roter Faden entlang der Customer rung eine weitere Herausforderung bereit. Individualisier- Journey voll entfalten – siehe Trend 2: Digital Customer te Kommunikation erfordert eine Vielzahl an passendem, Journey. granularen Content. Je feiner die Individualisierung aus- 8 Digitale Marketing Trends 2015 14
fällt desto spezifischer muss dieser Content sein und desto dieses Wissens in konkrete Kommunikationsmaßnahmen in mehr einzelne Fragmente werden benötigt. Dies erweist einem automatisierten Closed-Loop abzubilden. Zum ande- sich für viele Unternehmen noch als Flaschenhals. Sie ren müssen Prozesse geschaffen werden, um den für eine beherrschen zwar die Datensicht, können die gewonnenen individualisierte Kommunikation benötigten Content effizient Erkenntnisse jedoch nicht effektiv nutzen, da nicht ausrei- aus verschiedenen Quellen erfassen, freigeben und zusam- chend Inhalte verfügbar sind oder die Ressourcen fehlen, menführen zu können. Marketing Automation wird damit ein um vorhandenes Material aufzuarbeiten. weiterer zentraler Erfolgsfaktor beim Einsatz hochperso- nalisierter Dialoginstrumente. Dabei ist der benötigte Content oftmals bereits im Unter- nehmen vorhanden, wenn auch über verschiedene Berei- Quellen che verstreut. Eine bereichsübergreifende, crossfunktio- nale Nutzung ist jedoch bisher wenig effizient umgesetzt. artegic AG: Online Dialogmarketing im Retail 2016 Die manuelle Weitergabe mehrfach überarbeiteter Word- Gleanster: Email Marketing Personalization Dokumente über E-Mail Verteiler ist an der Tagesord- Marketing Sherpa: Email Marketing: Wireless provider in- nung. Es gilt, Prozesse für die Erfassung, Freigabe und creases open rate by 537% and clickthrough by 92% with Zusammenführung von Content aus unterschiedlichen personalized daily newsletter Quellen zu etablieren und technisch abzubilden. Nur mittels Marketing-Automation Technologie ist es möglich, Content Processing wirtschaftlich sinnvoll umzusetzen. Marketing Automation wird damit ein zentraler Erfolgsfaktor beim Einsatz hochpersonalisierter Dialoginstrumente. Zusammenfassung Personalisierung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im E-Mail Marketing. Unternehmen haben dies erkannt und setzen verstärkt auf “reifere” E-Mail Marketing Maßnah- men wie Customer Intelligence Mails unter Einbezug von z.B. Business Intelligence und Clickstream-Daten aus dem Webshop. Generell ist Personalisierung kein neues Thema. Das Mantra “die richtigen Inhalte, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort” wird seit Jahren postuliert. Nichtsdestotrotz hapert es noch an der Umsetzung: Personalisierung ist in der Praxis meist noch nicht mehr als “bessere” Segemen- tierung. Bei einer wirklich personalisierten Kommunikation gilt es jedoch, mit jedem einzelnen Kunden einen vollständig individualisierten Dialog zu führen. Die technische Heraus- forderung besteht darin, den Prozess von Datenerfassung, Informations- uns Wissensgewinnung sowie -überführung 8 Digitale Marketing Trends 2015 15
04 Multi-Display Strategien – beyond Mobile Die Zukunft der digitalen Marketing Kommunikation liegt OPERATIVE PROZESSE DATEN in Superpersonalisierung: die richtigen Inhalte, zur rich- tigen Zeit, am richtigen Ort – siehe Trend 3: Superperso- nalisierung – und im Zeitalter des mobilen Internets auch: auf dem richtigen Endgerät. Denn Mobile Marketing ist MESSUNG UND ANALYSE KOMMUNIKATION nicht mehr länger die Kür. Mobile ist die Pflicht. Etwa 55 Prozent der Deutschen besitzen bereits ein Smartphone (Quelle: Bitkom), 28 Prozent ein Tablet (Quelle: Tomorrow Focus Media). Auch zum Shopping werden Mobilgeräte mehr und mehr genutzt. Die M-Commerce Umsätze haben sich im Jahr 2014 auf 6,6 Mrd. Euro verdoppelt (Quel- le: Deals.com). Die Entwicklung zeichnet sich ab: Online Shopping über mobile Endgeräte wird mittelfristig die Re- gel sein. Ein Befund, den auch 60,1 Prozent der deutschen Handelsunternehmen teilen (Quelle: artegic). 8 Digitale Marketing Trends 2015 16
Unternehmen haben die Bedeutung von Mobile Mar- Betriebssystem, Auflösung, Client, Displaygröße – mobile keting grundsätzlich erkannt. Laut der artegic Studie Endgeräte bieten eine Vielzahl an Ansatzpunkten, anhand Online Dialogmarketing im Retail 2016 nutzen bereits derer sich spezifische Inhalte anzeigen lassen. iTunes 66,8 Prozent der deutschen Handelsunternehmen Mobile Angebote nur für Apple Geräte oder besonders hochauf- Marketing-Maßnahmen. Ein genauerer Blick zeigt jedoch: lösende Grafiken für Tablets mit Retina Display sind nur Viele Unternehmen setzen zwar einzelne Maßnahmen ein, zwei denkbare Möglichkeiten. Darüber hinaus ist auch der eine stringente, maßnahmenübergreifende mobile Strate- Nutzungskontext zu berücksichtigen, z.B. unterschiedli- gie ist jedoch nur selten vorhanden. So setzen beispiels- che E-Mail Inhalte je nach Öffnungszeitpunkt, saisonalen weise nur 44,3 Prozent auf einen mobil optimierten Shop. Faktoren oder Standort – bereits jeder Dritte Smartphone Nutzer werden zwar möglicherweise durch einzelne Mobile Nutzer verwendet ortsbezogene Dienste (Quelle: Bitkom). Marketing Instrumente in den Shop geführt, brechen den Für stationäre Händler gilt es, insbesondere den Kontext Kaufprozess jedoch an dieser Stelle aufgrund der mangel- des PoS in die Mobile Kommunikation zu überführen. Dies haften Usability ab. In Zukunft gilt es daher, nicht nur mit beginnt mit relativ einfachen Maßnahmen, wie durch Kun- einzelnen Mobile Maßnahmen zu experimentieren, sondern denkarten, Kassensysteme oder PoS-Terminals ausgelöste die gesamte Lifecycle-Kommunikation – inkl. Shopping Pro- Trigger-Mails – beispielsweise Coupons oder Dankes-Mails zesse – mobilfähig zu gestalten: Trigger, Shop, Checkout, – und geht bis zu komplexer Echtzeitkommunikation mit dem After-Sales usw. Es reicht nicht mehr, einfach nur Mobile Smartphone des Kunden. Beispielsweise kann eine App mit präsent zu sein. Geolocation-Funktion E-Mail Angebote je nach Standort des Kunden im Geschäft verschicken. E-Mail Marketing Mehr als Responsive Design wird so wesentlicher Bestandteil einer integrierten, Multi- channel Customer-Journey. E-Mail Marketing wird der rote Faden in der Customer- Journey – siehe Trend 2: Digital Customer Journey. Dies Mehr als Desktop, Smartphone und Tablet findet auch im Mobile Marketing eine konsequente Fortset- zung. Mobil optimierte E-Mails sind das meistgenutzte Mo- Desktop PCs, Smartphones und Tablets sind momentan bile Marketing Instrument und werden von 68 Prozent der die relevantesten Endgeräte für die Online Nutzung. Mit Mobile Marketer eingesetzt (Quelle: artegic). Um ihre volle voranschreitender Digitalisierung entstanden jedoch Wirksamkeit entfalten zu können, müssen E-Mails jedoch an weitere onlinefähige Endgeräte, neue Nutzungskontexte die mobile Nutzung angepasst werden. Dies bedeutet heute und damit auch Touchpoints und Chancen für das digitale meist: E-Mails werden durch fluide und/oder responsive Marketing – und weitere werden in Zukunft entstehen. Als Gestaltung so optimiert, dass sie sich an die Displaygrö- aktuelle Beispiele bei sind Smart-TVs und Spielekonsolen ße des jeweils genutzten Endgerätes anpassen. Dies ist genannt, die sich immer stärker zu digitalen Media-Centern jedoch nur ein erster Schritt, der die Potenziale des Mobile wandeln. Laut Tomorrow Focus Media besitzt jeder vierte E-Mail Marketing nur unzureichend ausreizt. Es gilt, alle deutsche TV-Besitzer bereits einen onlinefähigen Fernse- relevanten Endgeräteeigenschaften sowie den Nutzungs- her, von denen wiederum jeder vierte mit dem Gerät auch kontext mit einzubeziehen und individuell unterschiedliche online geht. Knapp ein Drittel der TV-Besitzer plant die Inhalte auszuspielen. Möglich wird dies durch sog. Ultra ANschaffung eines Smart-TV. Erste transaktionsbasierte Responsive Design. Cases zeigen jedoch das zukünftige Potenzial für Marke- tingmaßnahmen auf TV-Geräten. Gerade IPTV-basierte 8 Digitale Marketing Trends 2015 17
Plattformen/Dienste erlauben via Rückkanalfähigkeit neue PCs, Smartphones und Tablet beschränken. Wer frühzeitig Geschäftsmodelle (Buy on-screen). In-App-Advertising die Potenziale von Smart-TVs sowie innovativen neuen De- beispielsweise wird laut Tomorrow Focus Media bereits von vices wie Google Glass, Smartwatches oder In-Car Kom- über 40 Prozent der Smart-TV Nutzer wahrgenommen und munikation antizipiert und erste Kommunikationskonzepte genießt eine hohe Akzeptanz. Auch E-Mails werden bereits entwickelt, schafft einen klaren Vorsprung im Wettbewerb. von 9,2 Prozent per Smart-TV abgerufen. Hinzu kommt die Parallelnutzung (Stichwort: N-/Multiscreen Usage). QuelleN 84 Prozent der TV/Internet Parallelnutzer nutzen E-Mails während des Fernsehens (Quelle: Interactive Media & Uni- artegic AG: Online Dialogmarketing im Retail 2016 ted Internet Media). Es gilt daher, Smart-TVs als digitalen Bitkom: Smartphones stärker verbreitet als Marketing Kanal frühzeitig – zumindest konzeptionell – zu normale Handys erschliessen. Bitkom: Jeder dritte Smartphone-Nutzer teilt seinen Standort mit Auch innovative Devices wie Google Glass, Smartwatches, Deals.com: Internationale E-Commerce Studie 2014 Digital Signage oder In-Car Kommunikation könnten neue Interactive Media & United Internet Media: Catch Me Potenziale für das digitale Marketing eröffnen. Der wirt- If You Can! schaftliche Massenmarktdurchbruch dieser Geräte mag Tomorrow Focus Media: Mobile Effects 2014-1 zwar mitunter noch Zukunftsmusik sein, wer jedoch zum Tomorrow Focus Media: Smart-TV Effects 2014-1 richtigen Zeitpunkt fertige Konzepte einsatzbereit hat, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern. So hat beispielsweise die digitale Vernetzung bereits bei den meisten großen Autoherstellern Einzug gehalten. Hinzu kommt der posi- tive Image-Effekt gegenüber innovationsfreudigen Early- Adoptern. Wichtig ist insbesondere, sich nicht nur mit den technischen Anforderungen der Clients zu beschäftigen, sondern auch mögliche neue Nutzungskontexte zu berück- sichtigen. Zusammenfassung Mobile Marketing ist die Pflicht. Bisher setzen viele Unter- nehmen jedoch noch auf einzelne, losgelöste Maßnahmen nach der Vorgabe: Hauptsache irgendwie Mobile. Es gilt jedoch, den gesamten Kommunikations- und Shopping- Prozess, den Kundendialog, mobilfähig zu gestalten. Mobilfähigkeit bedeutet dabei: Unterschiedliche Inhalte auf unterschiedlichen Endgeräten und an unterschiedlichen Nutzungskontexten ausgerichtet, auszuspielen. Digitales Marketing wird sich zukünftig nicht mehr nur auf Desktop 8 Digitale Marketing Trends 2015 18
05 Single Customer View – konsistenter Dialog entlang der Customer Journey Internetnutzer in Deutschland nutzen durchschnittlich mit OPERATIVE PROZESSE DATEN 2,4 Endgeräten (PC, Smartphone, Tablet) digitale Ange- bote, Tendenz steigend (Quelle: BVDW). Mobiles Marke- ting wird damit Pflicht. Doch Nutzer verwenden nicht nur verschiedene (mobile) Endgeräte sondern konsumieren MESSUNG UND ANALYSE KOMMUNIKATION (Marketing-)Informationen in einer Vielzahl von digitalen (mobilen) Kanälen. So lesen und versenden 79 Prozent der deutschen Internetnutzer E-Mails (Quelle: BVDW). 67 Prozent sind aktive Social Media Nutzer (Quelle: Bitkom), wobei sich alleine dieser Bereich schon wieder in unzähli- ge verschiedene Kanäle unterteilen lässt: Facebook, Twit- ter, Google+, Xing, LinkedIn, Pinterest, Instagram usw. Apps verwenden 44 Prozent der deutschen Internetnutzer auf ihren mobilen Endgeräten. Auch die Bedeutung von Mobile Messengern steigt kontinuierlich. Alleine WhatsApp wird bereits von 35 Prozent der mobilen Internetnutzer genutzt (Quelle: ARD/ZDF). Hinzu kommt eine Fülle weite- rer Kanäle, wie Suchmaschinen, Websites, Online Shops, Communities, SMS, Geo-Location Dienste, PoS Terminals, Display Ads, Videoportale usw. 8 Digitale Marketing Trends 2015 19
Neue Endgeräte, wie Smartwatches oder In-Car Kom- tungsanfrage per Social Media stellt der Call Center Mitar- munikation, werden die Anzahl der Kanäle voraussichtlich beiter am Telefon die bereits geklärten Fragen noch einmal. nochmals weiter steigern. Besonders wichtig für Unterneh- Ein männlicher Nutzer erhält zu ihm passende Angebote men: Die Kanäle werden dabei nicht nur für “unkommerzielle eines Fashion Unternehmens per E-Mail, in der Nähe eines Informationen” genutzt, sondern auch für Marketing In- PoS des gleichen Unternehmens werden ihm jedoch in der halte. E-Mail beispielsweise ist der wichtigste Kanal für die App aktuelle Damenmodeangebote vorgeschlagen. Service-Kommunikation im E-Commerce (Quelle: ECC). Etwa Die Herausforderung für Unternehmen, um solche Situ- ein Drittel der Nutzer informiert sich in Social Media über ationen zu vermeiden: ihm an jedem Touchpoint exakt die Unternehmen und Marken (Quelle: Tomorrow Focus Media). Kommunikation liefern, welche er entweder explizit erwar- 58 Prozent verwenden Shopping Apps (Quelle: Arbitron). tet oder die implizit in seinen Nutzungskontext passt, d.h. wenn der Nutzer durch sein Verhalten einen Anlass zur Multichannel, Cross Channel, Omnichannel – es gibt viele Kommunikation schafft. Insbesondere aber sind alle Touch- Begriffe, unter welche die mehr oder weniger integrierte points so miteinander zu integrieren, dass dem Nutzer Marketing Kommunikation über mehrere Kanäle gefasst über seine gesamte Customer Journey bzw. umfassender wird. Alle diese Begrifflichkeiten setzen jedoch den Fokus gedacht über den gesamten Lifecycle hinweg eine wert- auf die eingesetzten Kanäle, über die kommuniziert wird. schöpfende Begleitung angeboten oder er auch gezielt Es gilt sich von dieser auf Kanäle fixierten Sichtweise zu geführt werden kann. Die immer noch etablierten Brüche lösen und stattdessen vom Nutzer her zu denken. Nutzer zwischen den verschiedenen Kanäle verschmelzen dabei bewegen sich selbstbewusst in einem Umfeld, dass aus zu Touchpoints und in einem gemeinsamen Marketing einer Vielzahl an digitalen Touchpoints und verfügbaren Umfeld, welches den Nutzer dauerhaft umgibt und in Informationen besteht. Dabei unterscheiden die Nutzer dem der Nutzer sich einfach und bequem bewegen kann nicht mehr zwischen einzelnen Kanälen. Sie erwarten, dass (Convenience). Laut einer Gartner Studie haben jedoch die von ihnen im jeweiligen Nutzungskontext gewünsch- erst 43 Prozent der Unternehmen die Customer Journey ten Informationen immer genau dort verfügbar sind, wo ihrer Nutzer verstanden und ihre Marketing Aktivitäten sie gerade unterwegs sind, in hoher Qualität, zum richti- entsprechend ausgerichtet. gen Zeitpunkt, touchpointspezifisch aufbereitet und somit an ihr Nutzungsverhalten angepasst. Ein Nutzer, dessen Eine wichtige Aufgabe besteht darin, an jedem Touchpoint Erwartungen nicht erfüllt werden, wird zum nächsten konsistent zu kommunizieren. Wie bereits erwähnt, unter- Anbieter wechseln: in der digitalen Welt leichter denn je. scheiden Nutzer nicht zwischen den einzelnen Kanälen, in Die “Macht” der Nutzer gegenüber Unternehmen nimmt zu, denen sich die Touchpoints befinden. Sie sehen an jedem etablierte Verhaltensmuster verändern sich. Touchpoint ein und das selbe Unternehmen und erwarten, dass dieses ihnen gegenüber einheitlich auftritt. Konsis- Allumfassendes digitales Umfeld tenz bedeutet dabei nicht nur, an verschiedenen Touch- anstatt Kanal Mix points einheitliche Botschaften zu kommunizieren und Maß- nahmen in einem einheitlichen CI zu gestalten. Konsistenz Situationen wie diese passieren immer noch regelmäßig: bedeutet vielmehr, an jedem Touchpoint die Kommunikation Ein Nutzer retourniert ein Produkt aus Unzufriedenheit an den letzten Touchpoints wieder auzugreifen und so einen und bekommt das gleiche Produkt in der nächsten Newslet- kontinuierlichen Dialog entlang der Customer Journey zu terausgabe wieder angepriesen. Nach einer ersten Bera- führen. Eine Single Customer View an jedem Touchpoint ist 8 Digitale Marketing Trends 2015 20
erforderlich. Das setzt eine zentrale Datensicht voraus, auf ein zentraler Datenbestand und echtzeitfähige Prozesse die an jedem Touchpoint zugegriffen werden kann und die zur kontinuierlichen Aktualisierung dieser Daten. bei Veränderungen in Echtzeit aktualisiert wird. Dazu gilt es, Daten aus allen verfügbaren Quellen (etwas aus dem Quellen E-Mail Marketing und dem Online Shop) in einer zentralen Datenbank zusammenzuführen und technische Prozesse Arbitron: Mobile Smartphone Panel zu etablieren, welche eine kontinuierliche Echtzeitsynchro- ARD/ZDF: ARD/ZDF-Onlinestudie nisation zwischen Datenbank und Datenquellen erlauben. Bitkom: Soziale Netzwerke 2013 Dabei sind jedoch rechtliche Restriktionen zu beachten BVDW: Mediascope – siehe Trend 1 Datennutzungsmanagement. Eine Zusam- BVDW: Online-Nutzung durch mobile Endgeräte menführung von Daten aus verschiedenen Quellen ist nur deutlich gestiegen mit Einwilligung des Kunden zulässig. ECC Köln: Online-Handel: Servicewüste oder -oase? Econsultancy: Cross-Channel Marketing Report 2014 Die Schaffung einer zentralen Datensicht für eine Single Tomorrow Focus Media: Social Trends Customer View sowie echtzeitfähiger Prozesse ist nur eine Herausforderung, der sich Unternehmen gegenüberstehen, die einen konsistenten Dialog entlang der Customer Jour- ney gewährleisten möchten. Unternehmen müssen auch in der Lage sein, Inhalte sowohl individualisiert – siehe Trend 3: Superpersonalisierung – und kontextsensitiv als auch touchpointgerecht aufzubereiten. Mit der Anzahl der Touchpoints steigt dabei auch der Bedarf an Content Frag- menten sowie Content Variationen. Hier sind Lösungen zum automatisierten Content Processing gefragt – siehe Trend 3: Superpersonalisierung. Zusammenfassung Das digitale Umfeld, in dem sich Nutzer bewegen, wird immer komplexer. Gegenüber Unternehmen unterscheiden sie jedoch nicht mehr zwischen einzelnen Kanälen sondern erwarten an jedem Touchpoint die gewünschten Informa- tionen, in der richtigen Qualität, zur richtigen Zeit und richtig, d.h. touchpointspezifisch, aufbereitet. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, müssen Unternehmen die Touchpoints in allen Kanälen in einem übergreifenden Mar- keting Umfeld verschmelzen lassen, das die Nutzer durch- gängig umgibt. Dabei muss eine Touchpoint-übergreifende Single Customer View gewährleistet sein. Erforderlich sind 8 Digitale Marketing Trends 2015 21
06 Der Kunde bestimmt – weg von unternehmensgetriebenem Marketing Bereits heute bestimmt der Nutzer durch sein Nutzungs- OPERATIVE PROZESSE DATEN verhalten, wie er angesprochen werden möchte und erwartet die richtigen Inhalte zum richtigen Zeitpunkt, angepasst an seinen aktuellen Nutzungskontext. Die Er- wartungen des Nutzers erfüllen und ihn mit einbeziehen – MESSUNG UND ANALYSE KOMMUNIKATION eine konsequente Kundenorientierung gewinnt zunehmend an Relevanz. Kundenorientierung bedeutet, die Bedürf- nisse des Kunden zu erkennen und an allen Touchpoints zu erfüllen. Ziel ist die nachhaltige Steigerung des Customer Lifetime Value. Laut einer Studie von Oracle entsteht eu- ropäischen Unternehmen bis zu 18 Prozent Umsatzverlust durch fehlende oder inkonsistente Kundenorientierung. 8 Digitale Marketing Trends 2015 22
Es existieren drei grundsätzliche Treiber, die Unternehmen barrieren. Die Konsequenz: Kunden werden mündiger und zu mehr Kundenorientierung drängen: Wettbewerber, die formulieren immer höhere Ansprüche an Unternehmen. 92 Kunden selbst sowie Unternehmensinterna. (Quelle: Her- Prozent möchten von Marken und Anbietern stärker nach hausen) ihren Bedürfnissen gefragt werden. 87 Prozent möchten stärker eingebunden werden (Quelle: Edelman PR). Falls Wettbewerbsbezogene Treiber: diese Ansprüche nicht erfüllt werden, ist der “attrakti- Unternehmen bewegen sich in zunehmend gesättigten vere” Anbieter in der digitalen Welt nicht weit entfernt. Märkten, in die immer neue Wettbewerber drängen. Dies Glücklicherweise haben fast drei Viertel der Unternehmen ist zum einen zurückzuführen auf die Globalisierung der diese “neue Macht” des Kunden bereits erkannt (Quelle: Märkte, in Form von internationalen Unternehmen, die auf Oracle) Laut einer Studie von ServiceBarometer ist Kun- den deutschen Markt drängen. Zum anderen hat der tech- denzufriedenheit bei deutschen Unternehmen als wichtiges nologische Fortschritt, insbesondere die Digitalisierung, Ziel nach vorne gerückt. zahlreiche Markteintrittbarrieren teils signifikant gesenkt. Ein großer E-Commerce Konzern konkurriert nicht mehr Unternehmensbezogene Treiber: nur mit anderen Konzernen, sondern auch mit zahlreichen Unternehmen stehen unter einem immer höheren Druck, kleinen und mittelständischen, teils spezialisierten, Unter- ihre Kundenbeziehungen hinsichtlich wirtschaftlicher nehmen und sogar Privatleuten, die Auktions- und Han- Rentabilität zu optimieren. Durch eine konsequente kun- delsplattformen zum Vertrieb nutzen. In dieser zunehmend denorientierte Ausrichtung des Unternehmens kann diesen komplexen, dynamischen Welt gewinnt der Wettbewerb Anforderungen Rechnung getragen werden. Studien kontinuierlich an Schärfe. Es wird für Unternehmen immer belegen, dass Kundenorientierung sich positiv auf den schwieriger, sich zu differenzieren. Unternehmenserfolg und den Börsenwert von Unterneh- men auswirkt (Quellen: Walker / Tuli und Bharadwaj). Hinzu Kundenbezogene Treiber: kommen die Wechselwirkungen mit anderen Entwicklungen Die bereits erwähnten Faktoren “Globalisierung” und im Unternehmen. Um beispielsweise einen authentischen, “technologischer Fortschritt” haben nicht nur Auswirkun- persönlichen Dialog im E-Mail Marketing zu führen – siehe gen auf den Wettbewerb auf dem Anbietermarkt, sondern Trend 2: Digital Customer Journey – ist Kundenorientierung vor allem auf den Kunden. Diesem eröffnen sich durch die unerlässlich. Andersherum verpufft Kundenorientierung Digitalisierung eine Vielzahl an Möglichkeiten, um sich über durch inkongruente Kommunikation über verschiedene Unternehmen und deren Angebote zu informieren und aus- Touchpoints in verschiedenen CLC-Phasen – das stringen- zutauschen – sowohl mit anderen Kunden als auch mit den te Kundenerlebnis auch im Online Dialog kann seine volle Unternehmen selbst. Die Nutzung von Social Media, Com- Wirkung nicht entfalten. munities oder Bewertungsplattformen ist für den digitalen Kunden zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Laut Customer Experience Management einer Bitkom Studie recherchieren beispielsweise 58 Pro- an allen Touchpoints zent der Kunden vor einem Kauf in Preisvergleichsportalen. Das klassische Differenzierungsmerkmal Preis verliert in Kundenorientierung muss für den Kunden an allen Touch- einem transparenten Markt zunehmend an Bedeutung. points, an denen er in Kontakt mit dem Unternehmen Hinzu kommen mehr und mehr Entscheidungsmöglichkeiten kommt, durchgängig und erlebbar sein – z.B. in Produkten, zwischen verschiedenen Anbietern sowie geringe Wechsel- dem Service, der PoS Gestaltung und insbesondere der 8 Digitale Marketing Trends 2015 23
Kommunikation. Das Stichwort lautet Customer Experience näle zu überwinden und die relevanten Geschäftsprozesse Management: eine durchgängig positive Erfahrung an je- kundenorientiert auszurichten. Dass dies eine nicht zu dem Touchpoint gewährleisten. Der Kunde möchte nicht als unterschätzende Herausforderung ist, zeigt eine aktuelle Teil einer diffusen Masse sondern als Individuum verstan- Studie von Oracle. Für rund ein Viertel der Unternehmen den werden. Er erwartet: Wertschätzung, Qualität und Ver- ist eine nicht integrierte Organisation das wichtigste Hin- ständnis für seine Bedürfnisse. Dass sich Customer Expe- dernis auf dem Weg zu einer kundenorientierten Unterneh- rience Management auszahlt, zeigt eine aktuelle Studie von mensausrichtung. Kundenorientierung betrifft jedoch nicht IBM. Laut der Studie sind die Umsätze von Unternehmen, nur Prozesse und Organisation. Auch Felder wie Unter- die proaktives, kanalübergreifendes Customer Experience nehmenskultur, Managementstil, strategische Ausrichtung Management betreiben, in den letzten drei Jahren bis zu oder Mitarbeiterkompetenzen sind relevant und bedürfen 1,8 Mal so stark gewachsen, wie bei Unternehmen, welche möglicherweise einer tiefgreifenden Veränderung. Daher dies nicht tun. ist die konkrete Umsetzung von Kundenorientierung im Un- ternehmen in jedem Fall ein individuelles Vorgehen, das den In der Marketingkommunikation bedeutet Kundenorien- jeweiligen spezifischen Anforderungen jedes Unterneh- tierung, sich zu lösen von der undifferenzierten, werbli- mens – z.B. im Bezug auf das Geschäftsmodell – Rechnung chen Push-Kommunikation, bei der Unternehmen alleine tragen muss. Zeitpunkt, Kanal und Inhalt der Ansprache bestimmen. Kundenorientierte Kommunikation ist superpersonalisiert Dabei kommt dem Marketing, als verantwortlicher Bereich – siehe Trend 3: Superpersonalisierung. Sie reagiert nicht für das Customer Experience Management, die Rolle einer nur in Echtzeit auf den Kunden, sondern geht proaktiv auf Querschnittsfunktion in einem kundenorientierten Unter- ihn zu und antizipiert Ereignisse, um ihn in den Dialog mit nehmen zu. Aufgabe des Marketing ist es, genau das Kun- einzubinden. Denn exzellente Kommunikation ist persönlich denwissen, welches an den einzelnen Touchpoints benötigt und überraschend. Da diese Anforderung manuell nicht zu wird, aus den unrterschiedlichsten Quellen strukturiert erfüllen ist, ist kundenorientiertes Marketing in jedem Fall aufzubereiten, um ein kundenindividuelles, durchgängiges automatisiertes, datengetriebenes Marketing. Der Closed- mit anderen Worten ein optimales Erlebnis zu garantieren. Loop Prozess von Datenerfassung, Informations- und Die hierfür benötigten Daten liegen oftmals im gesamten Wissensgewinnung sowie -überführung dieses Wissens in Unternehmen verstreut – z.B. im Vertrieb, im Call-Center, konkrete Kommunikations-Maßnahmen kann nur IT-gestützt im Warenwirtschaftssystem und natürlich im Marketing erfolgen. selbst. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass ausreichende Zustimmungen zur Nutzung insbesondere personenbezoge- Kundenorientierung unternehmensweit ner Daten eingeholt wurden. Von Nöten ist ein rechtssiche- etablieren res Datennutzungsmanagement – siehe Trend 1: Datennut- zungsmanagement. Kundenorientierung ist keine Insellösung einzelner Unter- nehmensbereiche, sondern bedarf der gemeinsamen Aus- Zusammenfassung richtung aller Unternehmensbereiche an den Bedürfnis- sen des einzelnen Kunden. Es gilt, die gekapselten Inseln Eine konsequente Kundenorientierung ist für Unternehmen aus Entwicklung, Produktmanagement, Marketing, CRM, nicht mehr länger Kür sondern Pflicht. Getrieben wird Kun- Vertrieb, Service, IT und die Trennung in Distributionska- denorientierung dabei vom Wettbewerb – Differenzierung 8 Digitale Marketing Trends 2015 24
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