AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN VOCES SUAVES - FEBRUAR 2022 LAEISZHALLE GROSSER SA AL

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AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN VOCES SUAVES - FEBRUAR 2022 LAEISZHALLE GROSSER SA AL
AKADEMIE
FÜR ALTE MUSIK
  BERLIN
 VOCES SUAVES

         22. FEBRUAR 2022
   L AEISZHALLE GROSSER SA AL
AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN VOCES SUAVES - FEBRUAR 2022 LAEISZHALLE GROSSER SA AL
MODERNE KULTUR IN
          EINZIGARTIGER GESTALT.

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WILLKOMMEN

J  ohann Sebastian Bach ist einer der
   bedeutendsten Komponisten überhaupt.
Aber welche Musik bewunderte er selbst?
In Bachs erhaltener, privater Noten­
sammlung finden sich Abschriften von
Werken seiner vielen musikalischen
Familienmitglieder ebenso wie von anderen
Komponisten seiner Zeit. Eine Auswahl
daraus präsentieren nun die Akademie
für Alte Musik Berlin und das Vokal­
ensemble Voces Suaves – beides äußerst
renommierte Spezialisten für authen­
thische historische Aufführungspraxis.
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Dienstag, 22. Februar 2022 | 20 Uhr | Laeiszhalle Großer Saal
Das Alte Werk | 3. Konzert

19 Uhr | Einführung im Kleinen Saal mit Juliane Weigel-Krämer

AKADEMIE FÜR
ALTE MUSIK BERLIN
VOCES SUAVES
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MUSIK AUS DEM »ALTBACHISCHEN ARCHIV«

Dietrich Buxtehude (1637–1707)
Jesu, meines Lebens Leben Bux WV 62

Johann Michael Bach (1648–1694)
Ach, wie sehnlich wart’ ich der Zeit

Johann Rosenmüller (ca. 1619–1684)
Sonata Nona a 5 D-Dur (1682)

   Johann Schelle (1648–1701)
   Barmherzig und gnädig ist der Herr (1699)

   Adam Drese (1620–1701)
   Nun ist alles überwunden (1686)

   Johann Pachelbel (1653–1706)
   Kanon und Gigue für drei Violinen und Basso continuo D-Dur (1694)

Pause

Johann Christoph Bach (1642–1703)
Fürchte dich nicht

Dietrich Buxtehude
Jesu, meine Freude Bux 60

Johann Rosenmüller
Sinfonia Seconda (1667)

Johann Christoph Bach
Ach, dass ich Wassers gnug hätte

Dietrich Buxtehude
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott Bux 78

Pause nach ca. 40 Minuten | Ende gegen 21:45 Uhr
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Berühmtester Spross einer weit verzweigten Musikerdynastie: Johann Sebastian Bach
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DIE MUSIK

MUSIKALISCHES ERBE
Die Bach-Dynastie und ihre Musik

»Wenn es je eine Familie gegeben hat, in der eine ausgezeichnete Anlage zu
ein und derselben Kunst gleichsam erblich zu sein schien, so war es gewiss
die Bachische.« Mit diesen Worten blickte der Bach-Biograf Johann Nikolaus
Forkel auf diese Musikerdynastie zurück, wie sie es in der Musikgeschichte
kein zweites Mal gab. Sage und schreibe 77 Musiker weist der Bach’sche
Stammbaum auf. Und allein in Johann Sebastian Bachs Geburtsjahr 1685 wa­
ren acht Familienmitglieder als Organisten, Kantoren und Hofmusiker tätig.
   Dass man heute aber überhaupt einen genauen Überblick von dieser Groß­
familie besitzt, ist tatsächlich auch dem berühmtesten aller Bach-Spröss­
linge zu verdanken. 1735 machte sich nämlich Johann Sebastian an die
durchaus mühsame Arbeit, die alten und weit verzweigten Linien seiner »mu­
sicalisch-Bachischen Familie« zu rekonstruieren. Rund 50 als Komponisten
und Stadtmusiker tätige (männliche) Verwandte konnte er in der Hauschronik
identifizieren. Wobei das älteste bekannte Familienmitglied sich der Musik
eher in der Freizeit gewidmet hat: Es war der aus Ungarn stammende Müller
Vitus Bach, der das lautenähnliche Zupfinstrument Cister spielte. So schrieb
Johann Sebastian Bach später über den Urahnen: »Er hat sein meistes Ver­
gnügen an einem Cister gehabt, welchen er auch mit in die Mühle genommen,
und während des Mahlens darauf gespielet. Es muss doch hübsch zusammen
geklungen haben.« Bereits Veits Sohn Hans (Johann Sebastians Urgroßvater)
sollte dann der erste in der Bach-Chronik nachweisbare Berufsmusiker sein.
Der letzte (halbwegs) prominente Berufsmusiker war schließlich Wilhelm
Friedrich Ernst Bach, der 1845 verstarb.
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So weit also die schriftlich sehr gut doku­
                                                      mentierte Ahnengalerie. Was die klingende
                                                      Genealogie des Bach-Clans angeht, gilt das
                                                      lange Zeit als verschollen geglaubte soge­
                                                      nannte »Altbachische Archiv« als eine der
                                                      wichtigen Quellen. 20 geistliche Komposi­
                                                      tionen umfasst die Sammlung, notiert auf
                                                      ungefähr 200 kleinformatigen, vom Zahn
                                                      der Zeit arg ramponierten Noten­b lättern.
                                                      Sie fand sich im Nachlass von Bachs Sohn
                                                      Carl Philipp Emanuel und landete später in
                                                      der Bibliothek in der Berliner Sing-Akade­
                                                      mie. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs
                                                      verschwanden die Originale für mehr als ein
                                                      halbes Jahrhundert – bis der Bach-Forscher
                                                      Christoph Wolff sie 1999 im Staatsarchiv der
                                                      Ukraine in Kiew wiederentdeckte. Seit 2001
                                                      befindet sich das Konvolut aus M  ­ otetten,
                                                      Kantaten und Chorliedern wieder im Besitz
In der Dorfkirche im thüringischen Dornheim           der Berliner Sing-Akademie.
heirateten 1707 Johann Sebastian Bach und                »Die Stücke«, so Peter Wollny, ein ande­
seine entfernte Cousine Maria Barbara Bach
                                                      rer bedeutender Bach-Spezialist, »halfen
                                                      Johann Sebastian Bach offenbar, seinen ei­
                                                      genen historischen und künstlerischen Ort
                                                      zu bestimmen. An ihnen maß er sein Kön­
                   nen.« Welches schöpferische Echo das Erbe seiner komponierenden Ver­
                   wandten in ihm auslöste, lässt sich allein schon daran ablesen, dass er sich
                   ab 1723 der Motette und damit einer Gattung widmete, die bereits außer Mode
                   gekommen war.
                      Sieht man von Johann Bach (1604-1673) ab, nehmen im »Altbachischen
                   Archiv« die Werke der in Arnstadt geborenen Brüder Johann Michael Bach
                   (1648–1694) und Johann Christoph Bach (1642–1703) den Löwenanteil ein.
                   Beide w­ aren Cousins von Johann Sebastian Bachs Vater Ambrosius. Die ver­
                   wandtschaftlichen Bande mit Johann Michael sollten aber schon bald doppelt
                   geknüpft werden, denn 1707 heiratete J­ ohann Sebastian eine seiner vier Töch­
                   ter: ­Maria Barbara, für ihn eine Cousine zweiten Grades. Der Schwiegervater
                   (und entfernte Onkel) Johann ­Michael war da schon nicht mehr am Leben. Am
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DIE MUSIK

heutigen Abend erklingt seine Solo-Arie Ach, wie sehnlich wart’ ich der Zeit.
Vermutlich entstand sie für eine Trauerfeier in der Arnstädter Schlosskirche,
wo er als Organist tätig war.
    Johann Michaels Bruder Johann Christoph wirkte den Großteil seines
 Lebens als Organist, Cembalist und Mitglied der Hofkapelle in Eisenach.
 ­Besonders von seinen Werken war Johann Sebastian äußerst angetan; als
»profonden Componisten« bezeichnete er ihn. Bachs Sohn Carl Philipp Ema­
nuel wiederum lobte an Johann Christoph, dass er »in Erfindung schöner
­G edanken sowohl, als im Ausdruck der Worte stark gewesen« sei. Dessen
 empfindsame Klang-Ader spiegelt sich nicht nur in dem ergreifenden Lamento
 Ach, dass ich Wassers gnug hätte wider, sondern auch Fürchte dich nicht.

Manuskript von Johann Christoph Bachs Ach, dass ich Wassers gnug hätte
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DIE MUSIK

            Ebenfalls aus dem »Altbachischen Archiv« stammt die Arie
            Nun ist alles überwunden, die allerdings nicht von einem
            Bach komponiert wurde (wie man lange Zeit glaubte), son­
            dern 1686 von Adam Drese. Dessen letzte Station als Kapell­
            meister führte ihn nach Arnstadt, wo Johann Sebastian Bach
            wiederum zwei Jahre nach Dreses Tod seine erste feste Or­
            ganistenstelle antrat.
               Nicht im »Altbachischen Archiv« vertreten sind zwar die
            Namen Dietrich Buxtehude, Johann Schelle, Johann Rosen­
            müller und Johann Pachelbel. Aber alle vier Komponisten
            haben auf ihre Weise in das Leben und Werk Johann Sebas­
            tians Bachs hineingestrahlt. Johann Schelle war von 1677 bis
            zu seinem Tod 1701 Leipziger Thomaskantor und damit einer
            der Vor-Vorgänger Bachs auf diesem renommierten Posten.
            Auch der aus Sachsen stammende Johann Rosenmüller war
            einmal für dieses Amt vorgesehen – bevor er 1655 wegen
            Päderastie angeklagt wurde und daraufhin nach Italien floh.
            Bach schätzte seine Musik und verarbeitete beispielsweise
            eines seiner Lieder in einer Kantate. Am heutigen Abend ist
            Rosenmüller mit zwei rein instrumentalen Werken vertreten.
               Mit dem gebürtigen Lübecker Dietrich Buxtehude verband
            Bach eine persönliche Bekanntschaft. So pilgerte er im Spät­
            herbst des Jahres 1705 zu Fuß mehr als 400 Kilometer von
            Arnstadt nach Lübeck, um dem berühmten Organisten Bux­
            tehude über die Schulter und auf die Füße zu schauen (sein
            Pedalspiel war legendär). Auch die Kunst seiner Oratorien
            und Kantaten wollte Bach verstehen. Der damals 20-Jäh­
            rige war von seinem Idol derart gefesselt, dass er den von
            seinem Arnstädter Dienstherrn bewilligten, auf vier Wochen
            begrenzten Weiterbildungsurlaub auf stolze drei Monate
            ausdehnte. Was Bach bei seiner Rückkehr im Februar 1706
            einen fetten Rüffel vom Superintendenten des Arnstädter
            Konsistoriums einbrachte.
               Drei Kantaten von Dietrich Buxtehude stehen nun auf
            dem Programm. Speziell beim Titel der Kantate Jesu, meine
            Freude Bux 60 muss man natürlich sofort an die gleich­
Dietrich Buxtehude (links an der Gambe) in der stilisierten Darstellung eines Hauskonzerts. Im Zentrum
am Cembalo sitzt der Auftraggeber des Gemäldes, Johann Adam Reincken, von 1663 bis 1722 (!) Organist
der Hamburger Katharinenkirche. Um ihn zu hören, wanderte Bach während seiner Schulzeit in Lüneburg
mehrfach nach Hamburg.

namige Bach-Motette denken. Buxtehude hat diesen berühmten Choral von
Johann Franck für zwei Soprane, Bass und Ensemble gesetzt. Und wie in
den beiden Geschwisterwerken umgarnt Buxtehude mit mildem Musik- und
Gesangsstrom nicht nur die pietistische Seele.
   Mit Johann Pachelbel begegnet man schließlich einem Komponisten, der
zu den Bachs eine enge Beziehung pflegte. Als Organist in Eisenach freundete
er sich mit Johann Sebastians Vater Ambrosius an. Ab 1686 unterrichtete Pa­
chelbel Johann Sebastians ältesten Bruder Johann Christoph. Als dieser 1694
heiratete, ließ es sich Pachelbel nicht nehmen, das junge Glück mit einem
klingenden Hochzeitsgeschenk zu überraschen. Dabei soll es sich tatsächlich
um jenes Doppelpaar Kanon und Gigue für drei Violinen und Basso continuo
gehandelt haben, das Jahrhunderte später zum absoluten Barockohrwurm
wurde und auch in zahlreiche Popsongs einfloss.

                                                                     GUIDO FISCHER
GESANGSTE X TE

DIETRICH BUXTEHUDE                          Ich danke dir von Herzen,
Jesu, meines Lebens Leben                   Jesu, vor gesamte Not:
Text: Ernst Christoph Homburg (1607–1681)   Vor die Wunden, vor die Schmerzen,
                                            Vor den herben, bittern Tod,
Jesu, meines Lebens Leben,                  Vor dein Zittern, vor dein Zagen,
Jesu, meines Todes Tod,                     Vor dein tausendfaches Plagen,
Der du dich vor mich gegeben                Will ich ewig dankbar sein. Amen.
In die tiefste Seelennot,
In das äußerste Verderben,
Nur dass ich nicht möchte sterben:
Tausend, tausendmal sei dir,                JOHANN MICHAEL BACH
Liebster Jesu, Dank dafür!                  Ach, wie sehnlich wart’ ich der Zeit
                                            Text: unbekannt
Du, ach, du hast ausgestanden
Lästerreden, Spott und Hohn,                Ach, wie sehnlich wart’ ich der Zeit
Speichel, Schläge, Strick’ und Banden       Wenn du, Herr, kommen wirst
Du gerechter Gottessohn,                    Und mich aus diesem Herzeleid
Nur mich Armen zu erretten                  Zu dir in Himmel führst.
Von des Teufels Sündenketten!
Tausend, tausendmal sei dir,                Ach, wie sehnlich wart’ ich auf dich
Liebster Jesu, Dank dafür!                  O komm und hole mich.

Du hast lassen Wunden schlagen,             Hier legt man den Leib in die Erd’,
Dich erbärmlich richten zu,                 Die Würmer ihn verzehr’n,
Um zu heilen meine Plagen                   Dort aber wird er schön verklärt
Um zu setzen mich in Ruh!                   Durch dich, als wie die Stern’.
Ach, du hast zu meinem Segen
Lassen dich mit Fluch belegen!              Ach, wie sehnlich wart’ ich auf dich
Tausend, tausendmal sei dir,                O komm und hole mich.
Liebster Jesu, Dank dafür!
                                            Hier ist die Freud ein schlechte Freud
Man hat dich sehr hart verhöhnet,           Und währet doch nicht lang,
Dich mit großem Schimpf belegt              Dort wird sie währ'n in Ewigkeit.
Und mit Dornen gar gekrönet:                Mit aller Eng’l Gesang.
Was hat dich dazu bewegt?
Dass du möchtest mich ergötzen,             Ach, wie sehnlich wart’ ich auf dich
Mir die Ehrenkron’ aufsetzen.               O komm und hole mich.
Tausend, tausendmal sei dir,
Liebster Jesu, Dank dafür!
JOHANN SCHELLE                                ADAM DRESE
Barmherzig und gnädig ist der Herr            Nun ist alles überwunden
Text: Psalm 103,8–13                          Text: unbekannt

Barmherzig und gnädig ist der Herr,           Nun ist alles überwunden,
geduldig und von großer Güte.                 meine Liebsten, weinet nicht!
Er wird nicht immer hadern                    Aller Jammer ist verschwunden,
noch ewiglich Zorn halten.                    ob des Lebens Feldhaus bricht.
                                              Ist mein Geist doch aufgenommen
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden   in das Himmelshaus der Frommen,
und vergilt uns nicht nach unser Missetat.    wo nur Leben, Lust und Pracht.
Denn so hoch der Himmel über der Erden ist,   Welt, Ade zu guter Nacht.
lässet er seine Gnade walten über die,
so ihn fürchten.                              Nunmehr spür ich keine Mängel,
                                              Jesus ist mein Schatz, mein Glanz,
So fern der Morgen vom Abend ist,             meine Führer sind die Engel,
lässet er uns’re Übertretung von uns sein.    Ewigkeit mein Hochzeitskranz!
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet,      Und der Himmel, den ich habe,
so erbarmet sich der Herr über die,           ist nun meine Morgengabe!
so ihn fürchten.                              Weg, du eitler Erden Pracht!
                                              Welt, Ade zu guter Nacht.

                                              Gute Nacht, du Rauch der Zeiten,
                                              der mir so zuwider war.
                                              Nun will ich das Lamm begleiten,
                                              mit der reinsten Engelschar.
                                              Wo die Lebensquellen fließen,
                                              will ich ewig Lust genießen,
                                              ob mir gleich mein Herz verschmacht.
                                              Welt, Ade zu guter Nacht.

                                              Nun, ihr Liebsten seid zufrieden,
                                              mindert euer Herzeleid!
                                              Wir sind ewig nicht geschieden,
                                              denket an die Seligkeit!
                                              Streitet, so wie ich gestritten,
                                              folgt mir nach mit Herzensschritten!
                                              Lebet wohl, es ist vollbracht!
                                              Welt, Ade zu guter Nacht.
JOHANN CHRISTOPH BACH                      Trotz dem alten Drachen,
Fürchte dich nicht                         Trotz des Todesrachen,
Text: Jesaja 43,1 / Lukas 23,43 /          Trotz der Furcht dazu!
Johann Rist (1607–1667)                    Tobe, Welt, und springe,
                                           Ich steh hier und singe
Fürchte dich nicht,                        In gar sichrer Ruh.
Denn ich hab dich erlöst,                  Gottes Macht hält mich in acht;
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen:    Erd und Abgrund muss verstummen,
Du bist mein.                              Ob sie noch so brummen.
Wahrlich, wahrlich ich sage dir:
Heute wirst du mit mir im Paradies sein.   Weg mit allen Schätzen!
                                           Du bist mein Ergötzen,
Sopran                                     Jesu, meine Lust!
O Jesu, du mein Hilf und Ruh’,             Weg ihr eitlen Ehren,
Ich bitte dich mit Tränen:                 Ich mag euch nicht hören.
Hilf, hilf, dass ich mich bis ins Grab     Bleibet mir unbewusst!
Nach dir möge sehnen.                      Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod
                                           Soll mich, ob ich viel muss leiden,
                                           Nicht von Jesu scheiden.
DIETRICH BUXTEHUDE
Jesu, meine Freude                         Gute Nacht, o Wesen,
Text: Johann Franck (1618-1677)            Das die Welt erlesen,
                                           Mir gefällst du nicht.
Jesu, meine Freude,                        Gute Nacht, ihr Sünden,
Meines Herzens Weide,                      Bleibet weit dahinten,
Jesu, mein Begier,                         Kommt nicht mehr ans Licht!
Ach wie lang, ach lange                    Gute Nacht, du Stolz und Pracht!
Ist dem Herzen bange                       Dir sei ganz, du Lasterleben,
Und verlangt nach dir!                     Gute Nacht gegeben.
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
Außer dir soll mir auf Erden               Weicht, ihr Trauergeister,
Nichts sonst liebers werden.               Denn mein Freudenmeister,
                                           Jesus, tritt herein.
Unter deinem Schirmen                      Denen, die Gott lieben,
Bin ich vor den Stürmen                    Muss auch ihr Betrüben
Aller Feinde frei.                         Lauter Freude sein.
Lass den Satan wittern,                    Duld ich schon hier Spott und Hohn,
Lass den Feind erbittern,                  Dennoch bleibst du auch im Leide,
Mir steht Jesus bei.                       Jesu, meine Freude.
Ob es jetzt gleich kracht und blitzt,
Ob gleich Sünd und Hölle schrecken,
Jesus will mich decken.
GE S A NGS T E X T E

JOHANN CHRISTOPH BACH                    DIETRICH BUXTEHUDE
Ach, dass ich Wassers gnug hätte         Nimm von uns, Herr
Text: Jeremia 9,1 / Psalm 38             Text: Psalm 103, 8-13

Ach, dass ich Wassers gnug hätte         Nimm von uns, Herr, du treuer Gott,
  in meinem Haupte,                      die schwere Straf’ und große Rut’,
und meine Augen Tränenquellen wären,     die wir mit Sünden ohne Zahl
dass ich Tag und Nacht beweinen könnte   verdienet haben allzumal.
  meine Sünde.                           Behüt’ für Krieg und teurer Zeit,
                                         für Seuchen, Feur und großem Leid.
Meine Sünde gehe über mein Haupt.
Wie eine schwere Last                    Erbarm dich deiner bösen Knecht,
  ist sie mir zu schwer worden,          wir bitten Gnad und nicht das Recht;
Darum weine ich so, und meine            denn so du, Herr, den rechten Lohn,
  beiden Augen fließen mit Wasser.       uns geben wollst nach unserm Tun,
                                         so müsst die ganze Welt vergeh’n
Meines Seufzens ist viel,                und könnt kein Mensch vor dir besteh’n.
  und mein Herz ist betrübet,
denn der Herr hat mich                   Ach, Herr, durch die Treue dein
  voll Jammers gemacht                   mit Trost und Rettung uns erschein;
am Tage seines grimmigen Zorns.          beweis an uns dein große Gnad’,
                                         und straf uns nicht auf frischer Tat,
                                         wohn uns mit deiner Güte bei,
                                         dein Zorn und Grimm fern von uns sei.

                                         Leit uns mit deiner rechten Hand,
                                         und segne unser Stadt und Land;
                                         gib uns allzeit dein heilig’s Wort,
                                         behüt für’s Teufels List und Mord;
                                         bescher ein selig’s Stündelein,
                                         auf dass wir ewig bei dir sein.
                                         Amen.
BIOGR AFIEN

         AKADEMIE FÜR
         ALTE MUSIK BERLIN
          Ein Spiel »voll blitzender emotionaler Lebendigkeit« attestierte die Süd­
          deutsche Zeitung der Akademie für Alte Musik Berlin (kurz »Akamus«). 1982
         in B­ erlin gegründet, gehört das Ensemble heute zur Weltspitze der histo­
         risch informiert spielenden Kammerorchester. Ob in New York oder Tokio,
         London oder Buenos Aires: Akamus ist ständiger und vielgefragter Gast auf
         den wichtigsten europäischen und internationalen Konzertpodien. Im Kultur­
         leben Berlins ist das Ensemble ein zentraler Pfeiler. Seit mehr als 30 Jah­
         ren gestaltet das Orchester eine eigene Abonnement-Reihe am Konzerthaus
         ­Berlin, seit 1994 prägt seine musikalische Handschrift das Barockrepertoire
          an der Berliner Staatsoper.
              Das Ensemble musiziert unter der wechselnden Leitung seiner Konzert­
          meister Bernhard Forck, Georg Kallweit und Stephan Mai sowie ausgewählter
          Dirigenten, darunter Emmanuelle Haïm, Bernard Labadie und Paul Agnew.
          Besonders mit René Jacobs verbindet das Ensemble eine enge und lang­
          jährige künstlerische Partnerschaft. Die gemeinsame Entdeckerlust führte
          zu Wiederaufführungen und Neudeutungen zahlreicher Opern und Oratorien,
          die weltweit Furore machten.
              Eine enge Zusammenarbeit pflegt das Ensemble sowohl zum Rias Kam­
          merchor als auch zum Chor des Bayerischen Rundfunks. Regelmäßig kon­
          zertiert Akamus darüber hinaus mit namhaften Solisten wie der Violinistin
          Isabelle Faust, dem Pianisten Alexander Melnikov und der Sopranistin Anna
          Prohaska. Gemeinsam mit der Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests ent­
          standen Erfolgsproduktionen wie Henry Purcells Dido & Aeneas und Pascal
          Dusapins Medea.
              Aufnahmen des Ensembles wurden mit allen bedeutenden Schall­platten­
          preisen ausgezeichnet, darunter der Grammy Award, Diapason d’Or und
          Gramophone Award. Zuletzt erschienen auf CD Johann Sebastian Bachs
          Branden­burgische Konzerte sowie 2022 das Album Telemann: Viola Concertos
         mit dem Bratschisten Antoine Tamestit.
VIOLINE I                  VIOLONCELLO          LAUTE
Georg Kallweit*            Katharina Litschig   Sam Chapman
Barbara Halfter
Thomas Graewe              VIOLA DA GAMBA       CEMBALO UND ORGEL
                           Jan Freiheit         Raphael Alpermann

VIOLINE II                 VIOLONE
Dörte Wetzel               Walter Rumer         *Konzertmeister
Erik Dorset
Stephan Mai

VIOLA
Clemens-Maria Nuszbaumer
Sabine Fehlandt
Annette Geiger
Stephan Sieben
VOCES SUAVES
                        Das Vokalensemble Voces Suaves hat sich der historischen
                        Aufführungspraxis verschrieben und führt Musik der Renais­
                        sance und des Barock in solistischer Besetzung auf. Dabei
                        verbindet es genaue Textinterpretation mit einem warmen,
                        vollen Gesamtklang und verfolgt das Ziel, Alte Musik emoti­
                        onal unmittelbar erlebbar zu machen.
                            Das 2012 von Tobias Wicky gegründete Ensemble hat sei­
                        nen Stammsitz in Basel und besteht aus einem Kern von
                        acht professionellen Sängerinnen und Sängern, die über
                        die renommierte Schola Cantorum Basiliensis zusammen­
                        gefunden haben. Seit 2016 agieren die Ensemblemitglieder
                        ohne festen Leiter und erarbeiten ihre Programme kollektiv.
                        So sind künstlerische Verantwortung und Gestaltungswille
                        jedes einzelnen Mitglieds gefordert. Je nach Programm va­
                        riiert die Besetzung. Bei Bedarf werden Instrumentalisten
             SOPRAN     hinzugezogen.
           Lia Andres       Das Repertoire von Voces Suaves umfasst italienische
      Christina Boner
                        Madrigale, Werke des deutschen Frühbarock sowie größer
       Mirjam Wernli
                        besetzte Oratorien und Messen. Bei der Programmgestal­
                ALT     tung ist es dem Ensemble ein Anliegen, neben Werken be­
      Anne Bierwirth    kannter Meister wie Claudio Monteverdi und Heinrich Schütz
         Jan Thomer     auch heute vergessene Komponisten aufzuführen.
          Lisa Weiss
                            Voces Suaves ist regelmäßiger Gast bei bedeutenden in­
              TENOR     ternationalen Festivals, darunter das Festival de Saintes, die
      Florian Cramer    Innsbrucker Festwochen der Alten Musik und das Ravenna
       Michael Feyfar   Festival. Die Sängerinnen und Sänger arbeiten zudem mit
Nino Aurelio Gmünder    namhaften Instrumentalensembles zusammen, darunter
                        Concerto Scirocco, die Akademie für Alte Musik Berlin und
               BASS
       Davide Benetti   Concerto Romano. Mit den Organisten Michele Vannelli,
  Joachim Höchbauer     Jörg-Andreas Bötticher und Johannes Strobl besteht eine
        Tobias Wicky    langjährige Kooperation. Von 2014 bis 2016 war das Ensemble
BIOGR A FIEN

Teil des europäischen Förderprogramms »Emerging European Ensembles
Project«, das junge Originalklang-Ensembles bei ihrem Start in die Musik­
welt unterstützt.
   Seit 2015 veröffentlichte Voces Suaces eine Reihe von Einspielungen, die
mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden, darunter der Diapason
découverte. 2019 erschien das vielbeachtete Album Bernardi: Lux Aeterna.
Ein Salzburger Requiem mit Werken des Monteverdi-Zeitgenossen Stefano
Bernardi.
N AT U R
                               28.4. — 1.6.2022
                                    m i t m e h r a l s 6 0 Ko n ze r t e n i n
                                 Elbphilharmonie und Laeiszhalle

W W W. M U S I K F E S T- H A M B U R G . D E
TIPP

CELLO MIT KOMETENSCHWEIF
Wenige Musiker sind stilistisch und geistig so flexibel wie der
Cellist Nicolas Altstaedt. So legte er beispielsweise eine hin­
reißende Einspielung der Cellokonzerte von C. P. E. Bach vor,
mit Barockbogen auf Darmsaiten gespielt. Mit gleicher Hin­
gabe widmet er sich aber auch ganz aktueller Musik (dann
natürlich auf einem modern eingerichteten Instrument).
In genau einem Monat stellt er in der Elbphilharmonie das
2017er Cello­konzert des finnischen Dirigenten und Kompo­
nisten Esa-Pekka Salonen vor, nach dessen Worten »Musik
wie ein Kometenschweif«. An seiner Seite: die Junge Deut­
sche Philharmonie, die sich aus den besten Musikstudieren­
den der deutschsprachigen Hochschulen zusammensetzt.

Di, 22.3.2022 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

                  Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

                  IMPRESSUM
                  Herausgeber: HamburgMusik gGmbH
                  Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant
                  Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler,
                  François Kremer, Julika von Werder, Janna Berit Heider
                  Lektorat: Reinhard Helling
                  Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer
                  Druck: Flyer-Druck.de
                  Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

                  Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com

                  BILDNACHWEIS
                  Johann Sebastian Bach: Gemälde von Elias Gottlob Haußmann, 1746 (Stadtgeschicht­liches
                  Museum Leipzig); Dorfkirche zu Dornheim (Jörg Blobelt); Manuskript von Johann Christoph
                  Bachs »Ach, dass ich Wassers gnug hätte« (Universität Uppsala); Johannes Voorhout:
                  Musizierende Gesellschaft (Museum für Hamburgische Geschichte); Akamus (Uwe Arens);
                  Voces Suaves (Markus Räber); Nicolas Altstaedt (Marco Borggreve)
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORS   PRODUCT SPONSORS          FÖRDERSTIFTUNGEN
Montblanc            Coca-Cola                 Claussen-Simon-Stiftung
SAP                  Hawesko                   Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
Kühne-Stiftung       Melitta                   Ernst von Siemens Musikstiftung
Julius Bär           Ricola                    G. u. L. Powalla Bunny’s Stiftung
Deutsche Telekom     Störtebeker               Hans-Otto und
Porsche                                           Engelke Schümann Stiftung
                                               Haspa Musik Stiftung
                     CLASSIC SPONSORS          Hubertus Wald Stiftung
                     Aurubis                   Körber-Stiftung
                     Bankhaus Berenberg        Mara & Holger Cassens Stiftung
                     Commerzbank AG            Programm Kreatives Europa
                     DZ HYP                       der Europäischen Union
                     Edekabank
                     GALENpharma
                     Hamburg Commercial Bank   STIFTUNG
                     Hamburger Feuerkasse      ELBPHILHARMONIE
                     Hamburger Sparkasse
                     HanseMerkur
                     Jyske Bank A/S            FREUNDESKREIS
                     KRAVAG-Versicherungen     ELBPHILHARMONIE +
                     Wall GmbH                 LAEISZHALLE E.V.
                     M.M.Warburg & CO

                     ELBPHILHARMONIE CIRCLE
Es ist das Besondere,
das Wellen schlägt.

    Der offizielle Weinpartner
      der Elbphilharmonie

                                   Mehr Infos unter:
                                 hawesko.de/elphi
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