TONUS MUSIK DER ZEIT 5 - ANGELA METZGER ENSEMBLE NIKEL WDR SINFONIEORCHESTER TITUS ENGEL / LEITUNG
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NEUE MUSIK MUSIK DER ZEIT [5] TONUS ANGELA METZGER ENSEMBLE NIKEL WDR SINFONIEORCHESTER TITUS ENGEL / LEITUNG FR 8. APRIL 2022, 20.00 UHR FUNKHAUS WALLRAFPLATZ, KÖLN
MUSIK DER ZEIT [5] TONUS FR 8. APRIL 2022 19.15 UHR EINFÜHRUNG MIT SARAH NEMTSOV 20.00 UHR KONZERT FUNKHAUS, KLAUS-VON-BISMARCK-SAAL ANGELA METZGER / Orgel ENSEMBLE NIKEL BRIAN ARCHINAL / Percussion YARON DEUTSCH / E-Gitarre ANTOINE FRANÇOISE / Klavier PATRICK STADLER / Saxophon WDR SINFONIEORCHESTER TITUS ENGEL / Leitung JOHANNES ZINK / Moderation SENDUNG LIVE AUF WDR 3 STEREO UND 5.1 SURROUND
PROGRAMM 3 IANNIS XENAKIS Retours - Windungen (1976) für zwölf Violoncelli 7' SARAH NEMTSOV Reshimot (2020) für Solistenensemble und Orchester Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung 20' Pause MISATO MOCHIZUKI Trois mille mondes (2011) für Orchester Deutsche Erstaufführung 14' BETSY JOLAS Musique d'hiver (1971) für Orgel und Kammerorchester 16‘ Es gelten die aktuellen Corona-Regeln. Bitte informieren Sie sich kurz vor dem Konzerttermin im Internet auf wdr3.de/Veranstaltungen.
4 MUSIK DER ZEIT [5] TONUS – SPANNUNG UND ENTSPANNUNG »Bei mir gibt es kein Grundmaterial. Jedesmal beginne ich aus dem Nichts«, sagt Iannis Xenakis. Das gilt auch für Retours-Windungen (1976). In der monochromen Besetzung für 12 Violoncelli lebt Xena- kis seine »besondere Schwäche« für Streichinstrumente aus. Kraft- volle Cluster, Pizzicato- und Glissando-Wolken gehören zu seinen Markenzeichen, die er immer wieder aufs Neue mit Leben zu füllen wusste. Urkräfte mobilisiert auch Betsy Jolas in ihrem bislang nur einmal aufgeführten Orgel-Kammerkonzert Musique d'hiver von 1971. Die französische Komponistin, von Hause aus Organistin, lässt die Königin der Instrumente hier erfrischend farbig, manchmal fast elektronisch aufrauschen. Betsy Jolas schwelgt dabei auch in Kindheitserinnerungen, die sie zurück an die Orgel in »ihrer« Kirche bringen, wo sie das erste Mal mit den klanglichen Möglich- keiten dieses Instruments experimentiert hatte. Sarah Nemtsov konfrontiert in ihrem WDR-Auftragswerk gleich vier Solisten mit einem Orchester ganz ohne Streicher, das dafür umso mehr Harfen, Blas- und Schlaginstrumente aufbietet. Reshi- mot heißt der erste Teil ihrer Tetralogie Tzimtzum, zu der sie sich durch kabbalistische Schöpfungsvorstellungen inspirieren ließ. Diese beginnen mit der Zerstörung der Gefäße, die göttliches Licht enthalten. Reshimot bezeichnen die Eingravierungen, Abdrücke und Erinnerungen an eben jenes Licht, die selbst dann noch blei- ben, wenn die Gefäße zerstört sind. Dabei geht es nicht nur um das Erschaffen, sondern auch um Zerstörung und Heilung. Um Universelles dreht sich auch das Stück Trois mille mondes von Misato Mochizuki. Die japanische Komponistin beschwört hier verborgene Energien, entsprechend dem buddhistischen Prinzip der gegenseitigen Abhängigkeit aller Phänomene im Universum wie auch die Symbolisierung der parallelen Existenz unendlich vieler Welten: »Dreitausend Reiche in einem Moment des Lebens«.
6 MUSIK DER ZEIT [5] IANNIS XENAKIS RETOURS – WINDUNGEN (1976) 1976 veranstaltete die Stadt Bonn gemeinsam mit dem Westdeut- schen Rundfunk ein dreitägiges Xenakis-Festival, bei dem die Cellisten der Berliner Philharmoniker die turbulenten Retours – Windungen des Komponisten uraufführten. Xenakis verfolgt in seinem Werk das Thema »Windungen« auf vielfältige Art. Er beginnt damit, dass er die zwölf Cellisten in eine Reihe oder in einen Kreis setzt. Ein Spieler eröffnet das Stück mit einer schwindelerregenden, aus nur drei Tönen gebauten Linie, die von Spieler zu Spieler weitergegeben wird und einen Spin- ning-Effekt erzeugt, während der Klang im Aufführungsraum wirbelt. Es folgen andere Texturen, darunter kurze, überlappende Glissandi, die die Kreisbewegungen fortsetzen. Schließlich wer- den aus einer Schicht zwei musikalische Stränge, die sich entwir- ren und unabhängig voneinander durch das Ensemble bewegen. Xenakis setzt zwischen den Teilen Haltepunkte, an denen die Musik zur Ruhe kommt und die Celli auf langen Tönen oder Akkorden verharren. Der Klang konzentriert sich auf Mikro- Variationen von Tonhöhen und Tonfarben. Die letzte Passage von Retours-Windungen ist mit einer Reihe kontrastierender Klänge, die sich in rascher Folge abwechseln, die komplexeste. Raue, sich wiederholende Akkorde erinnern an Strawinskys Le sacre du printemps, aber die schleifenden Laute und Triller-Cluster gehören zu Xenakis' unverwechselbarer Musiksprache. James Harley
8 MUSIK DER ZEIT [5] SARAH NEMTSOV RESHIMOT (2020) Reshimot ist Teil einer Tetralogie. Die Idee, für das Nikel-Ensemble als Solisten und Orchester ohne Streicher zu schreiben (Bläser – Holz und Blech – Tasten, Harfen, Perkussion), ist eine echte Her- ausforderung. Die erste Aufgabe für mich war, eine eigene Not- wendigkeit für diese Kombination zu finden, damit ein Auftrag im doppelten und nicht nur im einfachen Sinne erfüllt werden kann. Zu der Zeit, Anfang 2020, begann ich gerade, mich intensiver mit jüdischer Mystik zu beschäftigen, las Texte von Scholem und ande- ren. Diese Beschäftigung sollte auch das neue Werk beeinflussen, und schnell entstand der Gedanke, dass ich etwas Größeres daraus machen möchte – die Tetralogie Tzimtzum, nach kabbalistischen Schöpfungsvorstellungen: I Reshimot (Abdrücke) für die oben ge- nannte Besetzung – II Sh’vira (Zerbrechen) für das Solistenensemb- le Nikel allein – III K’lipot (Schalen) Solistenensemble und Tutti Orchester – IV Tikkun (Heilung) Solistenensemble, Streicher und Perkussion. Die Tetralogie als Ganzes soll im November 2023 vom WDR Sinfonieorchester uraufgeführt werden. Es ist ein großes Glück, wenn aus einem anfänglichen Funken etwas Größeres ent- stehen kann, es Resonanz zu einer künstlerischen Vision gibt, die in diesem Wechselspiel Wirklichkeit werden kann. Drei Werke sind nun geschrieben, K’lipot steht noch aus. Die Uraufführung von Reshimot musste 2020 coronabedingt verschoben werden und findet jetzt also zwei Jahre später statt. Sh’vira wird im Mai 2022 uraufgeführt, und Tikkun, hebräisch für Festigung, Heilung oder Reparatur, das letzte Werk der Tetralogie, wurde tatsächlich als Erstes uraufgeführt: ein Ausschnitt mit Streichern allein als »Minia- tur der Zeit« im Oktober 2021 mit dem WDR Sinfonieorchester unter Leitung von Cristian Măcelaru. Die Weltentstehungsvorstellungen der lurianischen Kabbalah ge- hen von einer Urkatastrophe aus: Sh’virat hakelim – dem »Zerbre- chen der Gefäße«, die das göttliche Licht halten sollten. Scherben und Funken des Lichts sanken zu Boden in die materielle Welt. Die göttlichen Funken brachten Lebenskräfte in die Welt. Zugleich ist das Zerbrechen der Gefäße auch Grund für die Hervorbringung des Bösen (so trägt jede Seele das Gute und das Böse in sich), wie auch dadurch die freie Willensentscheidung ermöglicht wird. Tik- kun bedeutet »die Funken einzusammeln«, Handlungen auszufüh-
ren, die den Makel aus der Welt tilgen, die Folgen der Urkatastro- phe auslöschen und so dazu beitragen, dass die Trennung Gottes von der Sh’china aufgehoben wird und so die Sh’china, die Herrlich- keit Gottes, auf die Welt zurückkehrt. Im täglichen jüdischen Schlussgebet Alenu taucht die Formulierung »letakken olam« als Ausdruck messianischer Hoffnung auf – Tikkun olam bedeutet Hei- lung oder Reparatur der Welt und gilt als wichtiges ethisches Prin- zip im Judentum. Reshimot, der erste Teil der Tetralogie, ist jedoch nicht gleichzuset- zen mit dem Beginn, sondern ist sozusagen eine Art Abdruck der Urkatastrophe, genauer sind Reshimot die Eingravierungen, gleich- sam die Erinnerungen an das göttliche Licht, das in den Gefäßen war. Diese Erinnerungen sind Grund und Keim dafür, dass eine Heilung überhaupt je möglich ist. Eine musikalische Annäherung ist vermessen, sie kann nur Abdruck subjektiver Reflexion sein. In meiner Komposition habe ich versucht, klangliche Abdrücke zu kreieren – Klänge hinterlassen Spuren, Gra- vuren, Resonanzen, sie zerbrechen auch – wie die Gefäße; ab und an finden sich Spuren von Licht. Sarah Nemtsov
10 MUSIK DER ZEIT [5] MISATO MOCHIZUKI TROIS MILLES MONDES (2011) Der Titel Dreitausend Welten lebt hauptsächlich von zwei Ideen, die der Entstehung dieses Stückes zugrunde liegen. Die erste ist das buddhistische Prinzip der gegenseitigen Abhängig- keit aller Phänomene des Dreitausend-Welten-Universums in einem Augenblick des Lebens. »Zu jedem Zeitpunkt umfasst das Leben sowohl den Körper als auch den Geist, das Selbst und die Umwelt aller empfindungsfähi- gen und nicht-empfindungsfähigen Wesen – Pflanzen, Bäume, Him- mel, Erde und sogar das kleinste Staubkorn – unter allen Lebensbe- dingungen. In jedem Augenblick dringt ein Leben in das Universum ein und offenbart sich in allen Erscheinungen.« (Nichiren Daishonin, Über das Erreichen des Buddhismus in diesem Leben). Die zweite Idee entsteht für mich in der Möglichkeit, die Existenz von unendlich verschiedenen Welten zu symbolisieren, die sich sowohl in räumlicher als auch in zeitlicher Hinsicht unserer Wahr- nehmung entziehen. Ich wollte musikalisch die Energie ausdrücken, die sich in diesen unsichtbaren und unhörbaren Welten verbergen könnte. So funkti- oniert das Stück durch Ansammlungen von sehr dünnen Klängen (Blasen, Buzzbow…), die in ständiger Bewegung die treibende Ener- gie des Werkes bilden, wie alle Faktoren, die in jedem Moment des Lebens am Werk sind. Misato Mochizuki
12 MUSIK DER ZEIT [5] BETSY JOLAS MUSIQUE D'HIVER (1971) Musique d'hiver (Wintermusik) habe ich 1971 im Auftrag des dama- ligen Südwestfunks komponiert. Es war lange her, dass ich eine Orgel angefasst hatte; lange Zeit hatte ich nicht an dieses einst so geliebte Instrument gedacht. In meiner Erinnerung sah ich mich als junges Mädchen das erste Mal am Spieltisch einer Orgel. sitzen. Erstaunt zog und drückte ich all diese magischen Knöpfe und setzte so große, unbewegli- che Klänge in der verlassenen Kirche frei, deren Dauer ich mit meinen Fingern beenden konnte. Noch heute sind diese Klänge für mich die Verkörperung des Instruments. Ich machte daraus den Rahmen dieses Werkes. Vor dem starren Hintergrund der stehenden Klänge ließ ich zwischen Orgel und Orchester ein bewegliches Motiv zirkulieren, ohne dass es sich verwandelte. Schließlich brachte ich das Ganze auf eine Art zentrales, klingendes Scharnier: ein schwebendes C, das immer wieder neu umspielt wird und erst am Ende des Werkes endgültig feststeht. Betsy Jolas
14 MUSIK DER ZEIT [5] Titus Engel Titus Engel, Dirigent, geboren 1975 in Zürich. Studium in Zürich, Berlin und Dresden. Dirigate beim Orchestre de l'Opéra de Paris, Orchester der Deutschen Oper Berlin, Salzburg, SWR Sinfonieor- chester, Staatsoper Stuttgart, Berner Symphonieorchester, Mah- ler Chamber Orchestra. 2000 – 12 musikalische Leitung des En- semble Courage. CDs (Auswahl): Elena Mendoza Szenen aus Niebla (Wergo), Bernhard Gander Wegda! (Kairos), Sergej Newski Aut- land (Wergo), Benjamin Schweizer (Wergo), Klangrede (Bastille Musique), Gordon Kampe (col legno), Charles Ives (Accentus Music).
BIOGRAFIEN 15 Betsy Jolas Betsy Jolas, geboren 1926 in Paris. Studium in den USA, Kompo- sition bei Paul Boepple, Klavier bei Helen Schnabel und Orgel bei Carl Weinrich. 1946 Rückkehr nach Frankreich, Ausbildung am Pariser Konservatorium bei Darius Milhaud (Komposition), Simo- ne Plé-Caussade und Olivier Messiaen (Musikanalyse). Bis 1971 Mitarbeit beim Rundfunk (ORTF), am Pariser Konservatorium ab 1975 Professorin für Musikanalyse und ab 1978 für Komposition. Dozentin u. a. in Tanglewood, an der Yale University, der Harvard University und dem Mills College (Lehrstuhl Darius Milhaud). Ernennung zum Commandeur des Arts et des Lettres, Chevalier de la Légion d’honneur, Mitglied der American Academy of Arts and Letters, Mitglied der American Academy of Arts and Scien- ces. Werke (Auswahl): Trois rencontres für Streichtrio und Orches- ter (1973), Le Pavillon au bord de la Rivière (Oper, 1975), Musique de jour für Orgel (1976), Onze lieder für Trompete und Ensemble (1977), Stances für Klavier und Orchester (1978), Liring für Bariton und Orchester (1980), D'un opéra de poupée en 7 Musiques (1982), Le Cyclope (Oper, 1986), Frauenleben für Alt und Orchester (1992), Schliemann (Oper, 1993), Quatuor V (1994), Quatre Psaumes de Schütz für Orchester (1996), Petite symphonie concertante für Vio- line und Orchester (1997), Concerto-Fantaisie: »Oh night, Oh...« für Klavier und Chor (2001), Wanderlied für Stimme und Ensemble (2003), B Day für Orchester (2006), A Little Summer Suite für Or- chester (2015), Side Roads für Cello und Streichorchester (2017), Femme le soir für Cello und Klavier (2018), Quatuor VII (Aftert- houghts) für Trompete, Violine, Viola und Cello (2018), bTunes for Nicolas für Klavier und Kammerorchester (2021).
16 MUSIK DER ZEIT [5] Angela Metzger Angela Metzger, Studium der Kirchenmusik sowie Konzert- fach Orgel bei Edgar Krapp und Bernhard Haas. Auszeichnun- gen bei zahlreichen Orgelwettbewerben sowie beim ARD- Wettbewerb, Kulturpreis der Bayernwerk AG und Bayerischer Kunstförderpreis. Einladungen zum Barockfestival Varaždin, zu Toulouse les Orgues und zu orgel-mixturen Köln. Konzerte in Ägypten und Israel, im Konzerthaus Berlin, im Orgelpark Ams- terdam, in der Philharmonie Essen, der Musashino Cultural Hall Tokyo und dem Royal Opera House Muscat sowie mit dem Gürzenich-Orchester in der Kölner Philharmonie und der Elb- philharmonie. Professurvertretung für Bernhard Haas an der Münchner Musikhochschule im Wintersemester 2017/18. CDs bei Rondeau Leipzig, Solo Musica München und im Are-Verlag, ihre nächste Solo-CD erscheint im April 2022.
BIOGRAFIEN 17 Misato Mochizuki Misato Mochizuki, 1969 in Tokyo geboren. Studium (Klavier und Komposition) in Tokyo, anschließend in Paris bei Paul Méfano und Emmanuel Nunes. Stipendien und Kompositionspreise: Darmstädter Ferienkurse 1998, Akutagawa Preis 2000, Publi- kumspreis des Festivals Ars Musica 2002, Japanischer Staatspreis 2003, Heidelberger Künstlerpreis 2010. Seit 2007 Professur an der Meiji Gakuin-Universität Tokyo. Aufführungen bei u.a. Salz- burg Festival, Venedig Biennale, Lincoln Centre Festival, Donaue- schinger Musiktage, Festival d'automne Paris. Musikkolumnen für japanische Tageszeitungen. Neuere Werke: Terres rouges für Streichquartett (2005 – 06), Silent Circle für Flöte, Koto und sechs Spieler (2006), L'heure bleue für Kammerorchester (2007), Halai für zwei Soprane und Mezzosopran (2009), Halai-Musubi für Chor (2010), Nirai – Intermezzo for Beethoven´s Symphonies No. 2 & 6 für Orchester (2012), Oublier Fukushima für Männerstimmen (2014), Le Monde des Ronds et des Carrés für 2 Schlagzeuger und 2 Pianis- ten (2015), Têtes für Vokalsolisten und Ensemble (2017), Pantopos (Filmmusik 2018), Ordo ab chao für Solo-Pecussion und Orchester (2019), Satellites für Sopransaxophon, Percussion und Klavier (2019 – 20), Boids again für Streichquartett (2020), in-side für Streichquartett (2020), Intrusions für Orchester und Elektronik (2021 – 22), Phylogénie für Violine und Viola (2022).
18 MUSIK DER ZEIT [5] Sarah Nemtsov Sarah Nemtsov, geboren 1980 in Oldenburg. Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover bei Johannes Schöllhorn (Komposition) und Klaus Becker (Oboe), anschließend in Berlin bei Burkhard Glaetzner und Walter Zimmermann; Aus- zeichnung mit dem Deutschen Musikautorenpreis 2012, Gewinne- rin des internationalen RicordiLab Kompositionswettbewerbs 2016 und Auszeichnung mit dem Oldenburger Kompositionspreis für zeitgenössische Musik 2018; Aufführungen im Rahmen internatio- naler Festivals wie Donaueschinger Musiktage (2011, 2018), Münch- ner Biennale, Musica Nova (Finnland), Wien modern, Israel Festi- val. Neuere Werke: Zwanzig Skizzen für Klavier solo (2005), Im Andenken Streichquartett (2007), Erinnerungen – Splitter für Streichtrio (2009), Sechs Zeichen für Cello und präpariertes Klavier (2010), AY AWAY. Passagen Inszenierter Zyklus für 10 Instrumente (2010 – 11), Briefe.Puppen für E-Gitarre und Schlagzeug (2012 – 14), running.out of tune für 2 Cembali mit Elektronik (2013), white eyes erased für Keyboard und Drumset (2014 – 15), scattered ways für Orchester (2015), SKOP für (verstärktes) Akkordeon solo (2016), dropped.drowned für Orchester (2017), beyond its simple space für Cembalo und Barockorchester (2018), NUN für 10 Musiker und Elektronik (2019), verflucht für Sopran und Ensemble (2019), Sh’virah für Saxophon, E-Gitarre, Keyboard und Drumset (2020), Kadosh für verstärkte Violine solo (2021), Tikkun für Streichorches- ter mit Perkussion und Zuspiel und 4 Solisten (2021).
BIOGRAFIEN 19 Ensemble Nikel Ensemble Nikel, gegründet 2006 von Yaron Deutsch (E-Gitarre), Patrick Stadler (Saxophon), Brian Archinal (Schlagzeug) und Anto- ine Françoise (Klavier). Urauffuhrungen u. a. von Pierluigi Billone, Chaya Czernowin, Jose Maria Sanchez Verdu, Philippe Hurel, Raphael Cendo, Clemens Gadenstatter, Steven Takasugi, Katheri- ne Young, Sarah Nemtsov, Hugues Dufourt und Stefan Prins. CDs (Auswahl): a decade: Czernowin, Momi, Prins, Hurel, Sanchez Verdu, Wertmuller, Gadenstatter, Thurley, Barden, A. Schubert (Eigenverlag), Marco Momi (Kairos), Chaya Czernowin Heart Chamber (Naxos), Clemens Gadenstätter (Kairos).
20 MUSIK DER ZEIT [5] WDR Sinfonieorchester WDR Sinfonieorchester, 1947 vom damaligen Nordwestdeut- schen Rundfunk als WDR-eigenes Orchester gegründet. Zusam- menarbeit und Aufnahmen mit namhaften Dirigenten wie Otto Klemperer, Sir Georg Solti, Dimitri Mitropoulos, Herbert von Karajan, Claudio Abbado u. a. Ur- und Erstaufführungen mit Wer- ken von Hans Werner Henze, Mauricio Kagel, Luciano Berio, Luigi Nono, Bernd Alois Zimmermann und Karlheinz Stockhausen. Chefdirigent ist seit 2019/20 Cristian Măcelaru. CDs (Auswahl): Hans Werner Henze Tristan (DG), Bruno Maderna Oboenkonzerte (Philips), Bernd Alois Zimmermann Requiem (Wergo), Carl Orff De temporum fine comedia (DG), Helmut Lachenmann Ausklang (col legno) und Nun (Kairos), York Höller Der ewige Tag (Avie), Peter Eötvös Atlantis (BMC), John Cage One9 / 108 (Mode), Franco Do- natoni In Cauda (Stradivarius), Gérard Grisey Les espaces acous- tiques (Kairos), Hans Werner Henze Funkopern (Wergo), Claude Vivier Orion/Siddhartha (Kairos), Karlheinz Stockhausen Gruppen/ Punkte (BMC), John Cage One11 and 103 (DVD, Mode Records), Luigi Nono Caminantes Zyklus (Kairos), Helmut Lachenmann Les Consolations (Kairos), Luigi Nono Como una ola de fuerza y luz (Kairos), Jörg Widmann Drittes Labyrinth (Wergo), Thomas Kessler Utopia (Neos), Luciano Berio Chemins I-VII (Bastille Musique), Christophe Bertrand Vertigo (Bastille Musique).
BIOGRAFIEN 21 Iannis Xenakis Iannis Xenakis, 1922 in Braila/Rumänien geboren, 2001 in Paris gestorben. Ingenieurstudium am Polytechnikum Athen, Kompo- sitionsstudien bei Darius Milhaud, Arthur Honegger, Hermann Scherchen und Olivier Messiaen. 1948-60 Assistent von Le Cor- busier in Paris. Gründete das Centre d'Etudes de Mathématique et Automatique Musicales (CEMAMu) in Paris und das Center of Mathematical and Automated Music an der Indiana University. Lehrtätigkeit an der Universität Paris I. Letzte Werke: Tetora für Streichquartett (1990), Kyania für Orchester (1990), Krinoidi für Orchester (1991), Troorkh für Posaune und Orchester (1991), Dox- Orkh für Violine und Orchester (1991), Gendy3 für Tonband (1991), Paille in the Wind für Violoncello und Klavier (1992), Les Bacchantes d'Euripide für Bariton, Chor und neun Instrumente (1993), Mosa- iques für Orchester (1993), Plekto für sechs Musiker (1993), Däm- merschein für 89 Musiker (1993 – 94), Ergma für Streichquartett (1994), Kai für neun Musiker (1995), Voile für 20 Streicher (1995), Ittidra für Streichsextett (1995), Ioolkos für 89 Musiker (1996), Sea-Change für 88 Musiker (1997).
22 MUSIK DER ZEIT [5] Johannes Zink Johannes Zink kam 1964 in Bonn zur Welt, zwar 194 Jahre nach Beethoven, dafür aber in weniger als einem Kilometer Entfernung zum Geburtshaus des Meisters. Ob das ursächlich für seine spä- tere Musikbegeisterung war, ist weder zu beweisen, noch zu wi- derlegen. Frühe intensive Beschäftigung mit der Gitarre und Lau- te, an beiden ist er öffentlich zu hören. Abgeschlossenes Studium der Musikwissenschaft, Archäologie und Kunstgeschichte. Mitar- beit bei mehreren Musikverlagen. Schriftleitung einer Musikfach- zeitschrift, danach einige Jahre stellvertretender Kulturredakteur einer Tageszeitung. Bis heute ausgiebige Tätigkeit als Feuilleton- Autor. Verbundenheit mit dem WDR seit 1989, zuerst als Mitar- beiter von Harald Banter, seit 1995 als Autor und Moderator für WDR 3. Freizeit verbringt Johannes Zink am liebsten mit seiner Familie. Nur manchmal trollt er sich in den Keller und baut dort heimlich Lauten.
VORSCHAU 23 FR 29. APRIL 2022 / 20.00 UHR KÖLNER PHILHARMONIE MUSIK DER ZEIT [6] ACHT BRÜCKEN Emily Hindrichs / Sopran WDR Sinfonieorchester Cristian Măcelaru / Leitung Sofia Gubaidulina Stimmen… verstummen... (1986) Sinfonie in zwölf Sätzen für Orchester Liza Lim Annunciation Triptych (2020 – 21) für Sopran und Orchester UA SO 8 MAI 2022 / 16.00 UHR WITTEN THEATERSAAL WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2022 Sarah Maria Sun / Sopran Rei Nakamura / Klavier WDR Sinfonieorchester Bas Wiegers / Leitung Malin Bång mareld (2021 – 22) concerto for inside piano and orchestra UA Milica Djordjević O drveću, nežnosti, Mesecu... (2022) für Kammerorchester UA Enno Poppe Augen (2021 – 22) 25 Lieder für Sopran und Kammerorchester (Text: Else Lasker-Schüler) UA Francesco Filidei Stèle for Vierne (2022) für Orchester UA SA 4. JUNI 2022 / 20.00 UHR WDR FUNKHAUS, KLAUS-VON-BISMARCK-SAAL MUSIK DER ZEIT [7] EONTA Nicolas Hodges und Lorenzo Soulès / Klavier Teodoro Anzellotti / Akkordeon Ensemble Schwerpunkt WDR Rundfunkchor WDR Sinfonieorchester Peter Rundel / Leitung Rebecca Saunders miniata (2004) für Klavier, Akkordeon, Orchester und gemischten Chor Morton Feldman The Swallows of Salangan (1961) für Chor und Orchester Iannis Xenakis Eonta (1963) für Klavier, zwei Trompeten und drei Posaunen
24 NEUE CD PRODUKTIONEN MALIN BÅNG avgår, pågår (2014) für Orchester WDR Sinfonieorchester Ilan Volkov / Leitung NEOS 12211 ADRIANA HÖLSZKY WeltenEnden (1993) für Blechbläser grenzWELTENzeitENDEN (2016) Hörraum mit einem Blechbläser Paul Hübner / Euphonium, Flügelhorn, Trompeten und Alphorn SACD Bauer NCD4250 Preis der deutschen Schallplattenkritik, Bestenliste 1/2022
NEUE CD PRODUKTIONEN 25 CLARA IANNOTTA Moult (2019) für Kammerorchester WDR Sinfonieorchester, Michael Wendeberg / Leitung CD Kairos 0018004 KAI Preis der deutschen Schallplattenkritik, Bestenliste 3/2021 BERND ALOIS ZIMMERMANN Sinfonie in einem Satz (1951) für Orchester (erste Version), Die Soldaten (1958 – 60) Vokal-Sinfonie für 6 Gesangs-Solisten und Orchester Emily Hindrichs / Sopran Anna Raziejewska / Mezzosopran Bettina Ranch / Alt Peter Tantsis / Tenor Hans Christoph Begemann / Bariton Otto Katzameier / Bass WDR Sinfonieorchester Emilio Pomàrico / Leitung CD Bastille Musique 15
IMPRESSUM Herausgegeben von Westdeutscher Rundfunk Koln Anstalt des offentlichen Rechts Marketing Redaktion Harry Vogt Bildnachweis Titel, Seite 5 © Arthur Kanatov Seite 7 © akg-images / Marion Kalter Seite 9 © Mauritius Images Seite 11 © picture alliance – United – Archives/WHA Seite 13 © Paul Mayall Seite 14 © Kaupo Kikkas Seite 15 © Marion Kalter Seite 16 © Raimund Löffland Seite 17 © Jérémie Souteyrat Seite 18 © Camille Blake Seite 19 © Markus Sepperer Seite 20 © WDR/Tillmann Franzen Seite 21 © Marion Kalter Seite 22 © WDR/Herby Sachs CD Vito Zuraj © NEO CD Matthias Krüger © WERGO CD Adriana Hölsky © Bauer Studios Team Sebastian Stein / Tonmeister David Schwager / Toningenieur Dirk Franken / Tontechnik Anke Pressel / Koordination Sabine Müller / Produktionsassistenz Sebastian König / Orchestermanagement Magdalena Wolf / Orchesterdisposition Lothar Momm, Pierre Bleckmann / Orchesterinspizienz Jutta Stüber / Notenarchiv Programmheft Harry Vogt Susanne Rump März 2022 Änderungen vorbehalten
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