AKTIONSPLAN ERUM-PRO PROJEKTFÖRDERUNG ZUR VERNETZUNG VON HOCHSCHULEN, FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN UND GESELLSCHAFT - BMBF
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Aktionsplan ErUM-Pro Projektförderung zur Vernetzung von Hochschulen, Forschungsinfrastrukturen und Gesellschaft
3 Inhalt Vorwort 4 Zukunftsvorsorge durch Grundlagenforschung 6 Stark im Verbund – die Ziele von ErUM-Pro 8 Ideen für Großgeräte entwickeln........................................................................................................................................ 8 Neue Anwendungen ermöglichen ...................................................................................................................................... 9 Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort sichern............................................................................................................ 9 Zukunftsthemen adressieren............................................................................................................................................. 10 Punktgenau – die Maßnahmen in ErUM-Pro 12 Hochschulen einbinden...................................................................................................................................................... 13 Querschnittsthemen stärken .......................................................................................................................................... 14 Koordinieren, qualifizieren und vernetzen...................................................................................................................... 16 Operative Umsetzung – ErUM-Pro in der Praxis 20 Fördermittel, Laufzeit und Evaluation............................................................................................................................. 20 Wege zur Förderung............................................................................................................................................................ 21
4 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Vorwort Wissenschaft kann uns berühren, kann uns begeistern: Bei der Entdeckung des Higgs-Teilchens am Large Hadron Collider am Forschungszentrum CERN war das so. Oder wenn es darum geht, mehr über unsere Milch- straße zu erfahren. Und wie genau funktionieren eigentlich die Prozesse in unseren Körperzellen? Um Rätseln wie diesen auf die Spur zu kommen, brauchen wir naturwissenschaftliche Grundlagenforschung. Dabei steht am Anfang immer die Neugier und am Ende oft auch ein Produkt: Neue Laserskalpelle für die Medizin zum Beispiel oder ultradünne Solarzellen für unsere Energieversorgung. Vieles, das heute zu unserem Alltag gehört, ist aus Grundlagenforschung in und aus Deutschland hervorgegangen. Das zeigt: Sie hilft nicht nur, unsere Welt besser zu verstehen. Aus ihr reifen auch Innovationen. Klar ist, dass das nicht ohne eine gute Forschungsinfrastruktur, nicht ohne moderne Forschungsanlagen geht. Darum stellen wir dafür erhebliche finanzielle Mittel bereit. Erst im Herbst 2017 wurde zum Beispiel in Hamburg der weltweit leistungsfähigste Röntgenlaser „European XFEL“ in Betrieb genommen. So wie die gigantischen europäischen Teleskop-Anlagen in Chile, unsere Schiffe für die Meeres- und Polarforschung oder die Teilchen- beschleuniger für die Materialforschung gehört er zu den Großgeräten, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern und aus unterschiedlichen Disziplinen arbeiten. Sie alle sind hochqua- lifiziert und hochmotiviert – und wollen der Natur immer genauer in die Karten schauen. Die Großgeräte ermöglichen Forschung auf höchstem Niveau. Sie werden immer weiterentwickelt. Besonders erfolgreich geht das vor allem dann, wenn wir sie mit den Hochschulen vernetzen und wenn wir die Gesellschaft einbinden. Darum wollen wir die großen Forschungseinrichtungen eng mit der universitären Forschung verzah- nen. Der vorliegende Aktionsplan zum Rahmenprogramm „Erforschung von Universum und Materie – ErUM“ soll dabei helfen. Ich bin überzeugt: Gute Ideen gedeihen besonders gut in wissenschaftlichen Kooperationen. Darum ist es wichtig, dass wir die Forschenden aus den Hochschulen an die Großgeräte bringen. Dort können sie ihre eigene wissenschaftliche Leistungsfähigkeit verbessern und Neues lernen. Vor allem aber können sie die Forschung an den Großgeräten bereichern. Sie können ihre Kompetenz und Expertise einbringen, ihre konkre- ten, aktuellen Forschungsbedürfnisse benennen und so dazu beitragen, dass die Großgeräte für die drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen optimal eingesetzt werden. Anja Karliczek Mitglied des Deutschen Bundestages Bundesministerin für Bildung und Forschung
6 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Zukunftsvorsorge durch Grundlagenforschung Neue grundlegende Erkenntnisse über das Univer- beispielsweise bei der frühzeitigen Diagnose von Krebs sum und die Materie stoßen Innovationen an, helfen helfen. Und nicht zuletzt basieren die allgegenwärtigen gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen und Smartphones mit ihren schnellen Mikroprozessoren bereichern unseren Alltag. Mit dem Rahmenprogramm und präzisen Touchscreens, ihrer Funktechnik und den „Erforschung von Universum und Materie – ErUM“ und eingebauten Navigationsmöglichkeiten auf der Grund- dem dazugehörigen Prisma-Prozess hat das Bundesmi- lagenforschung zur Elektrodynamik, zur Quantenphy- nisterium für Bildung und Forschung eine zukunftswei- sik und auf Einsteins Relativitätstheorie. sende Strategie für die naturwissenschaftliche Grundla- genforschung entwickelt. Hierzu stellt der vorliegende Zur Beantwortung aktueller Fragestellungen in der Aktionsplan Maßnahmen vor, die Hochschulen in Erforschung von Universum und Materie sind Wissen- die Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen schaftlerinnen und Wissenschaftler auf Forschungs- Großgeräte einbinden und so Kompetenzen effizient infrastrukturen angewiesen, die oft weltweit einmalig bündeln. sind: Teilchenbeschleuniger, Großteleskope, Photo- nen-, Ionen- und Neutronenquellen sowie weitere Mit naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung ver- Großgeräte. Einige dieser Einrichtungen sind auf die schiebt die Wissenschaft die Grenzen unseres Wissens. Beantwortung einzelner oder sogar einer einzigen Mit diesem Wissen eröffnen sich neue Handlungs- Fragestellung der Grundlagenforschung spezialisiert. optionen bei der Lösung gesellschaftlicher Heraus- Andere ermöglichen Forschungsarbeiten verschiedener forderungen, zum Beispiel durch neue medizinische wissenschaftlicher Disziplinen. Intensive elektroma- Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten oder gnetische Strahlung und geladene Teilchen erlauben moderne Materialien und Methoden für die Energie- etwa vielfältige Spitzenforschung: angefangen bei versorgung. Die Wissenschaft und ihre Anforderungen den Naturwissenschaften, über Medizin, Energie- und an hochentwickelte Technologien geben Impulse für Materialforschung bis hin zu Archäologie und Kunst- Innovationen. Wir verdanken viele Erfindungen, die geschichte. Und auch für industrielle Forschungs-, unseren Alltag bereichern, der Grundlagenforschung. Entwicklungs- und in kleinem Umfang auch für Pro- Das World Wide Web wurde beispielsweise zur Kom- duktionsvorhaben können Forschungsinfrastrukturen munikation am Forschungszentrum CERN in Genf ent- von großem Nutzen sein. wickelt – heute ist das WWW aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Zur Erforschung kleinster Teilchen Bau, Betrieb und Rückbau der Forschungsinfrastruk- entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler turen gehen mit großen Investitionen einher – eine hochpräzise Messinstrumente. Viele dieser Entwicklun- Aufgabe, die in dieser Größenordnung nur vom Bund gen finden auch in der Medizin Anwendung. Sie sind angegangen werden kann. Die Forschungsinfrastruk- Grundlage für innovative Bildgebungsverfahren, die turen haben Planungs-, Bau- und Betriebszeiten von
ZUKUNFTSVORSORGE DURCH GRUNDLAGENFORSCHUNG 7 Bundesforschungsministerium Jahrzehnten. Das Bundesfor- Die Instrumente des Prisma-Prozesses schungsministerium legt daher Internationaler Forschungsraum bei seinen Fördermaßnahmen Der Prisma-Prozess ist der zentrale Strate- ulen Wissen schafts hsch großen Wert darauf, dass die ationen organis Hoc gieprozess von ErUM: Hochschulen, Wis- Anlagen einen langfristigen senschaftsorganisationen und der interna- wissenschaftlichen, gesell- tionale Forschungsraum – dargestellt durch Gesellschaft und Wirtschaft schaftlichen und technologi- die drei Seiten eines Prismas – tragen als schen Nutzen erbringen. wissenschaftliche Akteure die Erforschung von Teilchen, Materie und Universum. Mit Die Prioritäten, die das Bun- dem Prisma-Prozess verknüpft das Bun- desforschungsministerium bei der Grundlagenfor- desforschungsministerium die individuellen Strategien schung mit naturwissenschaftlichen Großgeräten setzt, der Akteure und leitet – unter Berücksichtigung der spiegeln sich in den forschungspolitischen Leitzielen Interessen von Gesellschaft und Wirtschaft – eine wider, die mit dem Rahmenprogramm „Erforschung kohärente Gesamtstrategie ab. von Universum und Materie – ErUM“1 verfolgt werden: Mit dem Prisma-Radar beobachtet das Bun- ∙∙ Wissenschaftliche Spitzenleistungen ermöglichen. desforschungsministerium mit Unterstützung des zuständigen Projektträgers kontinuierlich ∙∙ Zukunftstechnologien, Energieforschung, Material- die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ent- und Lebenswissenschaften stärken. wicklungen im Kontext des Rahmenprogramms ErUM. Daraus ergeben sich Impulse für das Prisma-Forum, ∙∙ Innovationskeime durch Forschung als Technologie- Prisma-Trialoge, -Strategiegespräche und -Konferen- treiber schaffen. zen. ∙∙ Fach- und Führungskräfte für Wissenschaft und Das Prisma-Forum ist das Beratungsgremium Wirtschaft heranbilden. des Ministeriums zur strategischen Aus- richtung von ErUM. Es ist mit hochrangigen ∙∙ Die Partizipation der Gesellschaft an Erkenntnissen Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Blickwinkeln und Erfolgen der Forschung sicherstellen. auf das Rahmenprogramm besetzt. Um diese Leitziele zu erreichen, hat das Bundesfor- Die Prisma-Trialoge dienen dazu, die Stakehol- schungsministerium im Rahmenprogramm ErUM der aus Hochschulen, Wissenschaftsorganisa- vier Handlungsfelder priorisiert: die Ausgestaltung der tionen und dem internationalen Forschungs- Großgerätelandschaft, die Förderung des MINT2-Nach- raum zusammenzuführen. Vertreterinnen und Vertreter wuchses, die Förderung der Vernetzung der Forschen- dieser Seiten erarbeiten Handlungsempfehlungen und den sowie den Wissenstransfer und die Partizipation abgestimmte Konzepte zu Themengebieten, Quer- der Gesellschaft. In diesen Handlungsfeldern wird mit schnittsthemen und Handlungsfeldern von ErUM. Hilfe der Instrumente des Prisma-Prozesses sowie mit verschiedenen Förderinstrumenten und Anreizen die In Prisma-Strategiegesprächen erhält das Forschungslandschaft so gestaltet, dass die Leitziele Ministerium Anregungen zu Förderbekannt- strategisch optimal verfolgt werden. Die Maßnahmen machungen von den Fachleuten der Komi- des vorliegenden Aktionsplans sind auf das Zusam- tees aus den jeweiligen Themengebieten des Rahmen- menwirken von Hochschulen und Forschungsinfra- programms. strukturen fokussiert und decken hierbei alle genann- ten Handlungsfelder ab. Die Prisma-Konferenzen sind Diskussions- plattformen für übergeordnete Themen aus 1 – https://www.bmbf.de/de/erforschung-von-universum-und-materie Wissenschaft und Gesellschaft, mit denen ---das-rahmenprogramm-erum-4388.html neue Impulse und neue Blickwinkel für ErUM 2 – MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik erschlossen werden.
8 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Stark im Verbund – die Ziele von ErUM-Pro Die Forschenden an Hochschulen mit ihrem breit gefä- herausragende Forschungsmöglichkeiten: Sie ermögli- cherten Know-how und die Forschungsinfrastrukturen chen den Blick in kleinste Strukturen der Materie oder mit ihren herausragenden Forschungsmöglichkeiten die Tiefen des Universums. Damit bieten sie Raum für sind wichtige Partner bei der Erforschung von Univer- wissenschaftliche Spitzenleistungen. Mehrere tausend sum und Materie. Mit dem vorliegenden Aktionsplan Forschende an 322 Universitäten und Fachhochschu- ErUM-Pro bündelt das Bundesforschungsministerium len in Deutschland entwickeln täglich neue Ideen, um die Stärken beider Seiten. Dazu bindet es die Hoch- grundlegende Fragen in ihren Forschungsfeldern zu schulen in die Weiterentwicklung der Forschungsinfra- beantworten. Einen Teil dieser Ideen können die Wis- strukturen ein – ein Modell, von dem beide Seiten und senschaftlerinnen und Wissenschaftler nur an diesen nicht zuletzt der Wissenschaftsstandort Deutschland leistungsfähigen Forschungsinfrastrukturen umsetzen. profitieren. Der wissenschaftliche Bedarf für solche Forschungsin- Ideen für Großgeräte entwickeln frastrukturen wird innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft identifiziert und diskutiert. Gemein- Deutschland ist weltweit an mehr als zwei Dutzend sam mit Forschungseinrichtungen und potentiellen einzigartigen Großgeräten zur Erforschung von Betreibern entwickeln Forschende an den Hochschulen Universum und Materie beteiligt3. Diese Forschungs- die Ideen zu einem Konzept für eine Forschungsin infrastrukturen sind zum Beispiel Großteleskope, frastruktur weiter. Konzepte für große Forschungs- Teilchenbeschleuniger oder Röntgenlaser und bieten infrastrukturen können sich um die Aufnahme in die 3 – https://fis-landschaft.de
STARK IM VERBUND – DIE ZIELE VON ERUM-PRO 9 „Nationale Roadmap für Forschungsinfrastrukturen“ Wissenschaftlern an den Forschungseinrichtungen bewerben4. Der Roadmap-Prozess wurde vom Bundes- gezielt Anforderungen der Wissenschaft an die For- forschungsministerium etabliert, um Pläne für neue schungsinfrastrukturen. ! Mit der Projektförderung von ErUM-Pro fördert das Bundesforschungsministerium Projekte von Hoch- schulen, die innovative Messplätze, Methoden oder Roadmap- Instrumente für die Forschungsinfrastrukturen Prozess entwickeln. Das Leistungsspektrum der Forschungs- infrastrukturen wird damit erweitert, ohne dass deren Großgeräte forschungspolitisch zu priorisieren. Wird Betreiber zu allen Forschungsfeldern gleichermaßen eine Forschungsinfrastruktur nach einer umfassenden Expertise anbieten müssen. Durch die vertiefte Zu- ! –Bewertung + ! Begutachtung und ErUM-Pro des Konzeptes auf die Roadmap aufgenommen, ist damit eine grundsätzliche + – sammenarbeit in den geförderten Projekten entstehen wertvolle Netzwerke innerhalb der Wissenschaft. Sie Finanzierungsabsicht verbunden. Aber auch kleinere sind Nährboden für neue bahnbrechende Ideen und Forschungsinfrastrukturen mit Gesamtinvestitionen wissenschaftliche Spitzenleistungen. unter 50 Millionen Euro, die insbesondere auch auf Initiativen aus Hochschulen zurückgehen, können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nicht außerhalb der Nationalen Roadmap von der Förderung direkt durch ErUM-Pro gefördert werden, können durch das Bundesforschungsministerium profitieren. ebenfalls profitieren: In der Regel stehen die neu ent- wickelten Instrumente und Methoden einer breiten, Neue Anwendungen ermöglichen internationalen Nutzergemeinschaft zur Verfügung. Sie werden für vielfältige Projekte zu unterschiedlichen Mit dem vorliegenden Aktionsplan ErUM-Pro macht wissenschaftlichen Fragestellungen genutzt. ! das Bundesforschungsministerium die Hochschulen zu einem zentralen Partner der Großgerätebetreiber Wissenschafts- und bei der Weiterentwicklung der bestehenden und neu Roadmap- Wirtschaftsstandort sichern entstehenden Forschungsinfrastrukturen. Prozess Mit ErUM-Pro schafft das Bundesforschungsministe- rium Synergien, die für alle Seiten von Vorteil sind: für die Hochschulen, die Forschungsinfrastrukturen, den Wissenschafts- und den Wirtschaftsstandort Deutsch- ! + ! – ErUM-Pro + – land. Die Projektförderung zur Vernetzung von Hochschulen Aus den vielfältigen Fragestellungen, die die jeweili- und Forschungsinfrastrukturen ist ein sehr effizienter gen Expertinnen und Experten an den Hochschulen Hebel, um den Wissenschaftsstandort Deutschland bearbeiten, ergeben sich immer wieder neue Ideen und im Ganzen zu stärken. Die Forschungsinfrastrukturen neue Anforderungen an die bestehenden Großgeräte. werden von den Hochschulen in Zusammenarbeit mit Um diesen neuen Bedarf aus der Wissenschaft auf- den Forschungseinrichtungen kontinuierlich weiter- zugreifen, müssen bestehende Großgeräte weiterent- entwickelt und bleiben so weltweit führend. Mit mo- wickelt werden. Dann können Wissenschaftlerinnen dernsten Messmöglichkeiten ausgestattet, sind sie für und Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen herausragende Forscherinnen und Forscher aus dem ihre Ideen mit einer geeigneten Auswahl an Messin In- und Ausland hochattraktiv. Sie werden zu Zentren strumenten umsetzen. Hochschulen benennen dabei für exzellente Forschung und zukunftsträchtige Inno- in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen und vationen in und aus Deutschland. 4 – https://www.bmbf.de/de/roadmap-fuer-forschungsinfrastrukturen-541.html
10 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Durch die Förderung interdisziplinär nutzbarer Me- Querschnittsthemen. Das sind übergreifende Themen, thoden an den Großgeräten entstehen auch wirt- die unmittelbar für mehrere Fach- und Forschungsbe- schaftlich verwertbare Erkenntnisse: An verschiedenen reiche und mittelbar auch für die Gesellschaft relevant Punkten der Innovationspipeline bringt sich so die sind. Neben der Weiterentwicklung neuartiger und Grundlagenforschung ein und stärkt den Wirtschafts- vielseitig einsetzbarer Beschleuniger- und Detektor- standort Deutschland. So werden beispielsweise an der technologie sind hier die Digitalisierung in der Grund- Synchrotronstrahlungsquelle PETRA III in Hamburg lagenforschung und der Umgang mit Big Data wichtige Nanodrähte untersucht, die Solarzellen viel effizienter Ansatzpunkte für die Förderung in ErUM-Pro. Als Ausgangspunkt für neue Forschungsinstrumente und + Methoden helfen diese Entwicklungen, die Leistungs- fähigkeit von Forschungsinfrastrukturen zu steigern. – Als Ausgangspunkt für neue Produkte und Dienstleis- ? tungen finden sie darüber hinaus häufig ihren Weg in + + – Innovationspipeline – unseren Alltag. Durch das enge Zusammenspiel der Fachbereiche in der nachhaltigen Weiterentwicklung machen können, und Methoden erprobt, die Ermü- solcher Querschnittsthemen können besondere wis- dungsrisse in Metallen entdecken können. Auch durch senschaftliche Fragestellungen und gesellschaftliche den Bau der Geräte und ihrer Komponenten selbst Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden. entsteht ein Innovationsdruck, der die Leistungsfä- higkeit der Zulieferbetriebe langfristig auf internati- Ein wichtiger Aspekt der Projektförderung ist zudem onalem Spitzenniveau hält. Beispiele dafür sind der die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs im Bau von einzigartigen Schwertransportern für das MINT-Bereich. Davon profitiert der Wissenschafts- Teleskopfeld ALMA in den nordchilenischen Anden, und Wirtschaftsstandort Deutschland. Durch die von ultraschnellen Röntgenkameras für den Röntgen- Forschungs- und Vernetzungsmöglichkeiten an den laser European XFEL in Hamburg oder die Entwicklung Großgeräten können Nachwuchswissenschaftlerinnen eines modernen 4-D-Spektrographen für die weltbes- und -wissenschaftler sich für ihre weitere Karriere ten Teleskope, der auch für die medizinische Diagnose qualifizieren: Sie bauen neue Kompetenzen auf und eingesetzt werden kann. vertiefen vorhandene. So profiliert sich wichtiger Nach- wuchs für die Hochschulen und Forschungsinfrastruk- Zukunftsthemen adressieren turen, aber auch für Industrie und Wirtschaft: Etwa die Hälfte der bisher in der Projektförderung finanzierten Methodische und technologische Neuerungen ent- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wechselt stehen insbesondere im Bereich von Zukunfts- und nach Projektende in die Privatwirtschaft5. 5 – Endbericht: Evaluation der Verbundforschung im Bereich der „Naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung“
STARK IM VERBUND – DIE ZIELE VON ERUM-PRO 11
12 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Punktgenau – die Maßnahmen in ErUM-Pro Mit dem Aktionsplan ErUM-Pro definiert das Bundes- die Wissenschaft“. Durch die einzigartige Förderung forschungsministerium Maßnahmen, die ein starkes werden die Leistungsfähigkeit und die Attraktivität Netzwerk zwischen Hochschulen und Forschungsin der Forschungsinfrastrukturen gesteigert – ein Beitrag frastrukturen knüpfen. Die Maßnahmen adressieren die zur Spitzenforschung in und aus Deutschland. Mit Projektförderung zur Einbindung der Hochschulen in dem Aktionsplan ErUM-Pro wird die Projektförderung die Weiterentwicklung der Forschungsinfrastrukturen, im Hinblick auf die Leitziele des Rahmenprogramms die Projektförderung in Querschnittsthemen sowie ErUM sowie unter Berücksichtigung der Ergebnisse der flankierende Maßnahmen. Evaluation weiterentwickelt. Neben neuen Impulsen für die Einbindung von Hochschulen in die Weiter- Ein aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken von entwicklung von Forschungsinfrastrukturen stehen Hochschulforschung und Forschungsinfrastrukturen folgende Themen besonders im Fokus: ist von zentraler Bedeutung, damit die Fördermittel von Bund und Ländern bestmöglich wirken kön- ∙∙ Querschnittsaktivitäten, die für mindestens zwei nen. Dies zeigte sich in der Ex-Post-Evaluation der der drei Themengebiete in ErUM eine Rolle spielen, bisherigen Projektförderung zu diesem Zweck, die werden gezielt in den Blick genommen. als „Verbundforschung im Bereich der Naturwissen- schaftlichen Grundlagenforschung“ von 2006 bis 2014 ∙∙ Schnittstellen zwischen den Themengebieten und durchgeführt wurde6. Die Evaluation bescheinigt der anderen Disziplinen werden stärker adressiert. Verbundforschung „einen sehr positiven Effekt auf 6 – „Verbundforschung“ ist der Name der bisherigen Projektförderung von Hochschulen für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung an Großge- räten. Siehe dazu https://www.bmbf.de/de/naturwissenschaften-grundwissen-fuer-technik-innovation-und-forschung-151.html
PUNKTGENAU – DIE MAßNAHMEN IN ERUM-PRO 13 Chromosom Abstand zu den Elementarteilchen Atomkern Atom Salzkristall Mensch Sonne nächsten Sternen Milchstraße Weltall Materie Teilchen Universum 10–18 m 10–15 m 10–12 m 10–9 m 1 µm 1 mm 1m 1 km 1000 km 109 m 1012 m 1015 m 1018 m 1021 m 1024 m 1027 m Die drei Themengebiete in ErUM Im Themengebiet Teilchen werden Elementarteilchen, Hadronen und Kerne erforscht. Elementarteilchen sind die allerkleinsten Bausteine der Natur. Hadronen und Kerne sind ebenfalls winzig klein, setzen sich aber aus Elementarteilchen zusammen. Aus dem Studium dieser Teilchen und ihrer Eigenschaften lassen sich Rück- schlüsse auf das Zusammenspiel der grundlegenden Bausteine und auf die chemischen Elemente ziehen. Typische Großgeräte sind Teilchenbeschleuniger mit ihren hochspezialisierten Detektoren für Kollisions experimente. Was gibt einem Material seine Eigenschaften? Wie kann man diese Eigenschaften anpassen, etwa an medizinische oder technische Anforderungen? Solchen Fragen widmen sich die Forschenden im Themengebiet Materie – und legen so die Grundlagen zur Entwicklung und Verbesserung pharmazeutischer Wirkstoffe, elektronischer Bauteile, Katalysatoren oder neuartiger Werkstoffe. Geforscht wird an Synchrotronquellen, Röntgenlasern, Neutronen- und Ionenquellen. Mit dem dritten Themengebiet – Universum – wird die Forschung in den Bereichen Astrophysik, Astroteilchenphysik und Astronomie zusammengefasst. In diesen Forschungsfeldern befassen sich die Forscherinnen und Forscher mit der Entstehung des Universums, der Galaxien und des Lebens: Wie genau ist das Universum entstanden? Was führte zur Bildung von Planeten und legte damit den Grundstein für unser Leben? Die Forschenden nutzen dafür Teleskope für elektromagnetische Strahlung aller Wellenlängen sowie Detektoren für Teilchen aus dem Kosmos. ∙∙ Die Nachwuchsausbildung wird breiter für die Zu- zu steigern. Dabei steht die Beantwortung zentraler kunft aufgestellt. offener Fragen der Gesellschaft und der Wissenschaft in ausgewählten Forschungsfeldern im Mittelpunkt. ∙∙ Die Rahmenbedingungen der Förderung werden Für die grundsätzliche strategische Ausrich- flexibler gestaltet. tung greift das Ministerium die Beratung durch das Prisma-Forum auf. ∙∙ Die Kommunikation zwischen allen Akteuren wird intensiviert und transparenter gestaltet. Schwerpunkte setzen ∙∙ Die Sichtbarkeit der Förderung und der damit ein- Die Themengebiete des Rahmenprogramms ErUM hergehenden (Forschungs-)Ergebnisse wird erhöht – – Teilchen, Materie und Universum – werden in drei in Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. entsprechende Förderbereiche abgebildet. Im jährli- chen Wechsel werden Fördermaßnahmen zu jeweils Hochschulen einbinden einem der Förderbereiche ausgeschrieben, beginnend mit Fördermaßnahmen im Bereich Materie mit Förder- Den Schwerpunkt der Maßnahmen in ErUM-Pro bildet beginn im Sommer 2019. Es folgen Ausschreibungen die Projektförderung zur Einbindung der Hochschulen in den Bereichen Universum (Förderbeginn 2020) und in die Weiterentwicklung der Forschungsinfrastruk- Teilchen (Förderbeginn 2021). turen. Die Förderung richtet sich an Projekte von Hochschulen, die an ausgewählten, im Wesentlichen Mit diesen Fördermaßnahmen werden jeweils aus- vom Bund getragenen Großgeräten in den Themenge- gewählte Forschungsfelder in den Themengebieten bieten Teilchen, Materie und Universum durchgeführt adressiert. Im Bereich Materie sollen die Anwen- werden. Ziel der Vorhaben ist es, die Großgeräteinfra- dungsmöglichkeiten der zugehörigen Forschungs- struktur weiterzuentwickeln und die wissenschaftliche infrastrukturen verbreitert werden, beispielsweise in Leistungsfähigkeit sowie das Leistungsspektrum vor- den Bereichen Lebenswissenschaften, Material- und handener, geplanter bzw. im Bau befindlicher Anlagen Energieforschung. Die forschungspolitische Schwer-
14 AKTIONSPLAN ERUM-PRO punktsetzung durch die Auswahl einzelner Forschungsdisziplinen, etwa der Medizin, Pharmakolo- Forschungsfelder innerhalb der Themen- gie, Material- und Energieforschung oder anderen. Wie gebiete wird regelmäßig mit dem Prisma- interdisziplinär die Forschung im Themengebiet Mate- Radar auf Relevanz, Aktualität und Priorität rie ist, zeigt exemplarisch eine Auswertung der Nut- überprüft. Bei der Ausgestaltung der einzel- zung an den Großgeräten PETRA III und FLASH aus nen Förderrichtlinien wird die Wissenschaft dem Jahr 20177. Dort forschen neben Physikerinnen in den Prisma-Strategiegesprächen mit eingebunden. und Physikern schwerpunktmäßig Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftler aus den Lebenswissenschaf- In Prisma-Trialogen identifiziert das Ministerium ten und der Energieforschung. Die interdisziplinäre Forschungsfelder von übergreifender Bedeutung für Nutzung solcher Anlagen soll mit spezifi- mehrere Themengebiete. Es stellt sicher, dass diese Fra- schen Projektfördermaßnahmen langfristig gestellungen effizient und im Austausch zwischen den gestärkt und ausgebaut werden. Um das Po- Akteuren bearbeitet werden. Forschungsfelder an den tential neuer Instrumente für verschiedene Grenzbereichen zwischen den Themenge- Disziplinen auszuloten, setzt das Bundesfor- bieten werden vom Ministerium einem der schungsministerium das Prisma-Radar sowie Gebiete und den zugehörigen Fördermaß- Prisma-Trialoge ein. nahmen zugeordnet. Querschnittsthemen stärken Flexibilität fördern Mit dem Aktionsplan ErUM-Pro rückt das Bundesfor- Die Förderentscheidung erfolgt in einem fairen und schungsministerium Querschnittsthemen stärker in transparenten Verfahren mit vergleichender Begutach- den Fokus der Projektfördermaßnahmen. Dort werden tung der eingereichten Projektanträge. Daher werden Methoden, Techniken und Technologien entwickelt, die Fördermaßnahmen innerhalb der Themengebiete die für mindestens zwei der Themengebiete Teil- im Regelfall mit festen Antragsfristen mit einer Förder- chen, Materie und Universum relevant sind. In den laufzeit von drei Jahren veröffentlicht. Querschnittsthemen entstehen häufig grundsätzliche technologische Innovationen, die auch als „Enabling Neuberufungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen Technologies“ – Ermöglichungstechnologien – be- und -wissenschaftlern, Anforderungen an Neuentwick- zeichnet werden. Sie sind Ausgangspunkt für neue lungen sowie zunehmend auch Eltern- und Familien- Forschungsinstrumente und innovative Produkte und zeiten und ähnliche Situationen erfordern allerdings Methoden. Mit ihnen gelingt es, die Forschungsinfra- flexiblere Laufzeiten und Antragsfristen. Das Minis- strukturen immer leistungsfähiger zu machen, aber terium greift diese Anforderungen über eine zweite auch, gesellschaftliche Herausforderungen der Zukunft Antragsfrist zur Mitte einer Förderperiode auf, zu der zu bewältigen. So können neue medizinische Metho- Verlängerungen und Nachfolgeprojekte beantragt wer- den zu einem zentralen Baustein für einen erfolgrei- den können. In begründeten Ausnahmefällen sind von chen demographischen Wandel werden, während Big vornherein kürzere oder längere Projektlaufzeiten von Data das Rückgrat und eine wertvolle Ressource der sechs Monaten bis zu fünf Jahren möglich. vernetzten Welt im Zeitalter der digitalen Globalisie- rung bildet. Interdisziplinarität fördern Das Bundesforschungsministerium konzentriert sich Zur Lösung aktueller Herausforderungen ist es in dem vorliegenden Aktionsplan zunächst auf Förder- notwendig, verschiedene Disziplinen zusammen- maßnahmen in drei ausgewählten Querschnittsthe- zubringen. So entstehen neue Ideen und innovative men: Beschleunigertechnologie, Detektortechnologie Ansätze. Besonders im Themengebiet Materie erge- sowie Digitalisierung in der Grundlagen- ben sich an den geförderten Instrumentierungen der forschung. Mit dem Prisma-Radar wird die Forschungsinfrastrukturen Überlappungen zwischen Schwerpunktsetzung kontinuierlich über- 7 – DESY-Geschäftsbericht 2018
PUNKTGENAU – DIE MAßNAHMEN IN ERUM-PRO 15 prüft. Bei Bedarf werden weitere Querschnittsthemen dass die Detektoren für elektromagnetische Strahlung adressiert. und für kleinste Teilchen optimiert und weiterent- wickelt werden. Die dabei entstehenden innovativen Beschleunigertechnologien – Konzepte von Detektortechnologien konnten bisher häufig in anwen- morgen dungsnahe Felder transferiert werden, vor allem in die Medizintechnik. Auch neuartige Anwendungen in der Teilchenbeschleuniger bilden die Grundlage für die Unterhaltungsindustrie (etwa für Kameras) oder in der Erforschung von Teilchen und Materie. Das Bundes- Umwelttechnik (bei der Messung von Verunreinigun- forschungsministerium fördert daher in diesen beiden gen) ergeben sich aus diesen Entwicklungen. Themengebieten Neu- und Weiterentwicklungen in der Beschleunigertechnologie. Darüber hinaus wird die Neue Detektoren erstellen detailreichere Bilder oder Vernetzung zwischen den beiden Themengebieten und Zeitlupenaufnahmen von Untersuchungsobjekten. den Prisma-Seiten – Hochschulen, Wissenschaftsor- Damit können Vorgänge in der Natur sehr präzi- ganisationen und der internationale Forschungsraum se erfasst und detailliert entschlüsselt werden. Die – durch Trialoge zum Thema Beschleuniger- fortschreitende Miniaturisierung und Steigerung der technologien gestärkt. Ein Fokus liegt dabei Effizienz verbessert so die Genauigkeit von Messungen auf Zukunftstechnologien, die künftig kom- zur Krebsdiagnose und verringert die Strahlenbelas- paktere und effizientere Beschleunigeranlagen tung bei Röntgenaufnahmen. Auch für die Analyse ermöglichen. Mit gezielten, kleineren Ausschreibungen und Restauration von historischen Kunstwerken oder werden Forschungsarbeiten zu neuen Konzepten ge- für die Umweltanalyse wird Detektortechnologie aus fördert: In Pilotprojekten können neue Ideen erprobt, Teilchenphysik und Astronomie eingesetzt. bei positiver Entwicklung in reguläre Projekte über- führt und dort umgesetzt werden. Um die Entwicklung neuer Detektortechnologien noch weiter voranzutreiben, unterstützt das Bundes- In medizinischen Anwendungen finden Beschleuni- forschungsministerium dieses Querschnittsthema gertechnologien zunehmend ihren Weg in die Praxis mit gezielten Förderkampagnen: In Pilotprojekten und unterstützen beispielsweise die Medizin im Kampf können neue Ideen erprobt werden. Ein Fokus wird auf gegen Krebserkrankungen. Schon heute existieren Be- innovativen Projekten liegen, die hohes Transferpo- schleunigeranlagen für medizinische Anwendungen an tential in wirtschaftlich oder gesellschaftlich relevante einigen Kliniken. Diese Anlagen sind meist recht groß, Anwendungen besitzen. Die in solchen Pilotprojekten aufwändig und teuer. Kompaktere Anlagen könnten gereiften Ideen sollen dann in etablierten Fördermaß- leichter und kostengünstiger aufgebaut werden und so nahmen umgesetzt werden. Ergänzend wird eine bessere und preiswertere Abdeckung in Deutsch- mit Prisma-Trialogen zu Zukunftsfragen der land ermöglichen. Mit ErUM-Pro wird der Transfer Detektorentwicklung die Vernetzung zwi- innovativer Beschleunigerkonzepte in wirtschaftlich schen den Themengebieten weiter gestärkt. und gesellschaftlich relevante Anwendungen weiter gestärkt. Digitalisierung in der Grundlagenforschung – Herausforderung und Chance Detektorentwicklung – für Forschung und Anwendung Mit dem Querschnittsthema Digitalisierung in der Grundlagenforschung trägt das Bundesforschungsmi- Die Forschenden erkunden die Welt von den entfern- nisterium dem Digitalen Wandel in Wissenschaft, Wirt- testen und größten Objekten des Universums bis zu ih- schaft und Gesellschaft Rechnung. Die Erforschung ren allerkleinsten Bausteinen mit elektromagnetischer von Teilchen, Materie und Universum ist seit jeher ein Strahlung – das umfasst das ganze Spektrum von den Wegbereiter und breites Anwendungsfeld für neuar- Radiowellen über das sichtbare Licht bis zur Röntgen- tige digitale Technologien und Methoden. Moderne und Gammastrahlung – und mit submikroskopischen Messgeräte sowie Detektoren an Beschleunigeranlagen Teilchen, beispielsweise Elektronen, Myonen oder und Observatorien zeichnen natürliche Phänome- Neutronen. Daher ist es für alle wissenschaftlichen ne mit immer höherer Detailtiefe und Schnelligkeit Themenbereiche von ErUM von zentraler Bedeutung, auf. Die daraus resultierenden hohen Anforderungen
16 AKTIONSPLAN ERUM-PRO an die Erfassung, Speicherung und Auswertung von die Vernetzung und der Dialog zwischen Wissenschaft, Messdaten treiben die digitale Entwicklung voran. Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die erfassten Daten müssen effizient gespeichert und katalogisiert werden, sodass Wissenschaftlerinnen und Koordination und Sichtbarkeit fördern Wissenschaftler von verschiedenen Orten auf sie zu- greifen können. Für die Auswertung der Daten bedarf An Großexperimenten, wie sie beispielsweise am LHC es leistungsfähiger Analysewerkzeuge und intelligen- am CERN stattfinden, kommen hunderte Wissen- ter Algorithmen. Um solchen Herausforderungen zu schaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen ver- begegnen, entwickeln und nutzen Forscherinnen und schiedenen Arbeitsgruppen zusammen und bereiten Forscher neue digitale Methoden und Kompetenzen Experimente über mehrere Jahre hinweg vor. Dabei insbesondere im Umgang mit großen und komplexen ergeben sich besondere Herausforderungen an die Ab- Datenmengen und hohen Datenraten. Dieses Know- stimmung und Koordination der Arbeiten und damit how aus der Grundlagenforschung kann Basis für neue den effizienten Einsatz von Fördermitteln. Datendienstleistungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sein. Das Bundesforschungsministerium greift diese Anforderungen mit den sogenannten „ErUM-For- Das Bundesforschungsministerium legt großen Wert schungsschwerpunkten“ (ErUM-FSPs) auf, in denen darauf, dass dem steigenden Berechnungsaufwand und sich mehrere Arbeitsgruppen zu großen Verbünden komplexem Datenmanagement mit forschungsbe- zusammenschließen und sich eines gemeinsamen The- reichs- und standortübergreifenden Arbeitstechniken mas annehmen. Das können beispielsweise Verbünde begegnet wird. Offener Zugang und langfristige Daten- rund um den Großdetektor ATLAS am CERN oder das haltung müssen dabei auch in Zukunft die Anforderun- Experimentierprogramm APPA an der Teilchenbe- gen und Spezifika der verschiedenen Forschungsinfra- schleunigeranlage FAIR sein, die derzeit bei Darmstadt strukturen und der jeweiligen Nutzer berücksichtigen. entsteht. An der Erforschung elementarer Teilchen mit Zu diesen Punkten plant das Bundesforschungsminis- dem ATLAS-Detektor sind derzeit siebzehn Einrich- terium, einen eigenen Aktionsplan vorzulegen: ErUM- tungen aus Deutschland beteiligt. Das Experimentier- Data. Mit dem hier vorliegenden Aktionsplan werden programm APPA zur Atom- und Plasmaphysik wird Anbahnungsmaßnahmen unterstützt, die zum Beispiel zurzeit in Kooperation von zehn Institutionen vor- überprüfen, wie einheitliche Lösungen im Forschungs- bereitet. Innerhalb solcher Schwerpunkte werden die datenmanagement übergreifend über die Themenge- Projekte über die ErUM-Projektförderung unterstützt. biete gefunden und angewendet werden können. Die Forschungsschwerpunkte werden mit zusätzlichen Fördermitteln ausgestattet, die für Koordinierungsper- Das Bundesforschungsministerium sonal und externe Kosten zur Begleitung fördert zudem den Transfer neuer der FSPs genutzt werden sollen. Ergebnisse und Erkenntnisse aus den geförderten Projekten in die Wissen- Mit diesen Mitteln sollen durch eine starke schaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Vernetzung der Gruppen deren Leistungs- Forschungsergebnisse und Forschungsdaten der ErUM- fähigkeit innerhalb des FSPs erhöht, die Sichtbarkeit Projektförderung sollen daher frei zugänglich sein. des FSPs gesteigert sowie Nachwuchs gewonnen und gefördert und ein effizienter Einsatz der Fördermittel Koordinieren, qualifizieren und sichergestellt werden. Die Sichtbarkeit des FSP wird vernetzen über eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit erhöht: Die Gruppen veröffentlichen in eigenen Medien und In Ergänzung zu der Projektförderung setzt das Bun- modernen Formaten Informationen über wissen- desforschungsministerium mit flankierenden Maßnah- schaftliche Fragestellungen, Fortschritte der For- men gezielt Akzente und Impulse mit ErUM-Pro. Im schungsarbeiten oder den Transfer von Technologien Fokus stehen dabei drei Aspekte: die Koordination und aus der Forschung in die Anwendung. Nachwuchsför- Sichtbarkeit von großen Verbundprojekten, die Ausbil- derung kann gezielt auf Jahrestreffen der Forschungs- dung von hochqualifizierten Nachwuchskräften sowie schwerpunkte stattfinden, etwa über Tutorials zu Analysemethoden für den wissenschaftlichen Nach-
PUNKTGENAU – DIE MAßNAHMEN IN ERUM-PRO 17 wuchs. Zudem werden FSPs ermuntert, Angebote zu ∙∙ Weiterbildungen für wissenschaftliches und techni- entwickeln, um junge Menschen schon im Schulalter sches Personal in begleitenden Qualifikationsmaß- für die MINT-Fächer zu begeistern. nahmen anzubieten (etwa in den Bereichen Projekt- management, Wissenschaftskommunikation oder Nachwuchs qualifizieren Mitarbeiterführung), Für einen starken, konkurrenzfähigen Wissenschafts- ∙∙ herausragenden Nachwuchs mit Forschungspreisen und Wirtschaftsstandort benötigt Deutschland exzel- auszuzeichnen. lenten Nachwuchs im MINT-Bereich. Mit der Nach- wuchsförderung durch die ErUM-Projektförderung Für alle aus ErUM-Pro geförderten Projekte sind Maß- trägt das Bundesforschungsministerium dazu bei, auch nahmen zur Nachwuchsförderung verpflichtend. künftig den Bedarf an hochqualifiziertem Nachwuchs zu decken. Mit der Industrie vernetzen Mit der Projektförderung ErUM-Pro stärkt das Bun- Um aus potenziell verwertbaren Ergebnissen und desforschungsministerium die Ausbildung exzellenten Anforderungen der Forschung tatsächlich Produkte Nachwuchses in den Gebieten Teilchen, Materie und zu generieren, ist eine stärkere Vernetzung zwischen Universum. In den geförderten Projekten erhalten Forschenden und der Industrie für den Wirtschafts- Nachwuchsforscherinnen und -forscher die Möglich- standort Deutschland anzustreben. keit, modernste Forschungsmethoden einzusetzen und bereits zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere an der Die meisten Einrichtungen der Wissenschaftsorgani- Gestaltung von Forschungsinfrastrukturen mitzu- sationen und viele Hochschulen unterhalten bereits wirken. Dabei werden ihre fachlichen Kompetenzen Transferstellen, die den Wissenstransfer von der gefördert und ihre internationale Sichtbarkeit erhöht. Forschung in die Industrie fördern sollen. ErUM-Pro- In der Zusammenarbeit an komplexen Fragestellungen geförderte Projekte sollen mit den Transferstellen lernen sie zudem, sich zu vernetzen. Sie entwickeln gemeinsam mögliche Synergien mit der Industrie Team- und Sozialkompetenz in einem internationalen identifizieren und passende Vernetzungsmaßnahmen und interkulturellen Umfeld. ergreifen. Dazu gehört beispielsweise, Nachwuchs- wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu Aus- In Zeiten steigender Komplexität, Interdisziplinarität, gründungen zu ermuntern und die entsprechenden Größe und Internationalität von Forschungsinfrastruk- Rahmenbedingungen zu schaffen, aber auch bei Verga- turen und einer steigenden Nachfrage nach Fachkräf- ben von Leistungen kooperativ mit den Unternehmen ten für die Wirtschaft muss der Nachwuchs breiter innovative Lösungen zu erarbeiten. Darüber hinaus qualifiziert werden – auch über die rein fachlich-wis- kommen hier auch Pilotvorhaben in Betracht, in deren senschaftlichen Fähigkeiten hinaus. Die Management-, Rahmen gemeinsam mit Unternehmen Lösungen für Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten der deren wissenschaftliche Fragestellungen entwickelt Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden. sollten daher gezielt gestärkt werden. Zudem werden die Möglichkeiten von Karrieren außerhalb einer rein Die „Industrial Liaison Offices“ der Forschungsinf- akademisch-forschenden Laufbahn – etwa im For- rastrukturen (ILOs) stehen bei der Vergabe größerer schungsmanagement – stärker adressiert. Aufträge aus den Mitteln der ErUM-Projektförderung beratend zur Seite. Vernetzungsaktivitäten durch die Aus Mitteln von ErUM-Pro soll es in den Projekten ILOs sollen von den Projekten angemessen unterstützt beispielsweise möglich sein werden. ∙∙ ErUM-Sommerakademien zur Graduiertenförderung Auch sollen Unternehmen gezielt über die technologi- einzurichten oder bestehende Graduiertenförde- schen und wettbewerblichen Möglichkeiten informiert rungsangebote zu erweitern, werden, die sich aus der Grundlagenforschung ergeben.
18 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Zugang zu Forschungsergebnissen ermöglichen Um den Dialog zwischen Gesellschaft und Wissen- schaft zu etablieren und zu intensivieren, stellt das Um den freien Zugang zu Forschungsergebnissen zu Bundesforschungsministerium verschiedene Formate gewährleisten, sind Wissenschaftlerinnen und Wis- zur Verfügung: beispielsweise die Internetplattform senschaftler in geförderten Projekten gehalten, ihre Pu- „Welt der Physik“ und die Veranstaltungsreihe „High- blikationen in Open-Access-Magazinen zu veröffentli- lights der Physik“. Forschende in geförderten Projekten chen. Auch die Rohdaten sollen in einem für Fachleute sollen sie mitnutzen, um ihre Arbeit einer breiteren nutzbaren Format zugänglich gemacht werden. Öffentlichkeit vorzustellen. Für individuelle und neue Maßnahmen über bestehende Formate hinaus können In den Dialog treten geförderte Projekte zusätzliche Mittel beantragen. Die Partizipation der Öffentlichkeit an Erkenntnissen Alle geförderten Projekte sollen ihre Aktivitäten in der und Erfolgen der Forschung ist eines der Leitziele des Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, Diskussionsrunden, Rahmenprogramms. Das Bundesministerium greift Publikationen für Laien, Videos, Science Slams, Tage dieses Ziel mit dem vorliegenden Aktionsplan auf und der offenen Tür oder ähnliches) nachweisen. Eine all- ruft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in gemeinverständliche Zusammenfassung des Projekt- den geförderten Projekten dazu auf, intensiv in einen ergebnisses muss am Ende der Laufzeit erstellt werden. Dialog mit der Öffentlichkeit zu treten. Insbesondere Eine angemessene öffentliche Darstellung der ErUM- die Vermittlung von Forschungsergebnissen kann am Pro-geförderten Forschung wird Teil der Bewertungs- besten durch aktive Wissenschaftlerinnen und Wissen- kriterien der Projektevaluation sein. Als Basis für die schaftler mit Kommunikationskompetenz erfolgen, die öffentliche Zugänglichkeit der Forschungsergebnisse dabei durch Kommunikationsfachleute professionell dienen die Open-Access-Veröffentlichungen. unterstützt werden. https://www.weltderphysik.de
OPERATIVE UMSETZUNG – ERUM-PRO IN DER PRAXIS 19
20 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Operative Umsetzung – ErUM-Pro in der Praxis Um die Fördermaßnahmen umzusetzen, bindet das Die Projektförderung von ErUM-Pro vervollstän- Bundesforschungsministerium über den Prisma-Prozess digt diese Förderlandschaft mit ihrem einzigartigen alle relevanten Akteure ein, neben den Forschungsin- Konzept. Sie eröffnet dem Bund kurzfristige Gestal- stitutionen auch Wirtschaft und Gesellschaft. Mit der tungsmöglichkeiten, um die langfristig gesteuerten Expertise aus der Wissenschaft werden Förderrichtlinien Großprojekte der Forschungsinfrastrukturen flexibel entwickelt. In einem fairen und transparenten Prozess auf den jeweils aktuellen Bedarf aus Gesellschaft und werden Projekte zur Förderung ausgewählt. Eine enge Wissenschaft anzupassen. Begleitung der Projekte durch den beauftragten Pro- jektträger sichert die Effektivität und Nachhaltigkeit der Fördermittel, Laufzeit und Evaluation Förderung. Für Fördermaßnahmen im Kontext des Aktionsplans Die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre ErUM-Pro plant das Bundesforschungsministerium ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Bund und Länder unter Vorbehalt verfügbarer Haushaltsmittel in den tragen sie gemeinsam. Für die Förderung der Erfor- kommenden fünf Jahren bis zu 87 Millionen Euro pro schung von Universum und Materie werden im Rah- Jahr zur Verfügung zu stellen. menprogramm ErUM verschiedene, eng aufeinander abgestimmte Förderinstrumente eingesetzt: Institu- ErUM ist als lernendes Programm konzipiert. Das gilt tionelle Förderung, Projektförderung und Beiträge zu auch für seine Aktionspläne: Über die fünfjährige Lauf- internationalen Einrichtungen ergänzen sich zu einer zeit hinweg wird der Aktionsplan an neue Rahmen- kohärenten Förderlandschaft. bedingungen und wissenschaftliche Entwicklungen angepasst. Das Bundesforschungsministerium nutzt Die institutionelle Förderung der Forschungsin dazu das mit dem Rahmenprogramm ErUM eingeführ- frastrukturen erfolgt in den meisten Fällen über die te Prisma-Forum und das Prisma-Radar und bindet die Finanzierung der Helmholtz-Gemeinschaft, zuwei- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die len auch über die Max-Planck-Gesellschaft oder die Prisma-Strategiegespräche und die Prisma-Trialoge ein. Leibniz-Gemeinschaft. In der Summe ist hier der Bund Über die Beobachtung gesellschaftlicher sowie wis- überwiegender Fördergeber. Hochschulen werden senschaftlicher Entwicklungen und die Empfehlungen primär von den Ländern finanziert. Der Bund ergänzt und Impulse aus der Wissenschaft können die För- diese Förderung gezielt und in enger Abstimmung dermaßnahmen in ErUM-Pro kurzfristig nachjustiert mit den Ländern. So können Forschungsarbeiten von werden. Hochschulen, die die Forschungsinfrastrukturen nut- zen, über die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit Über Erfolgskontrollen von Fördermaßnahmen stellt Bundesmitteln unterstützt werden. das Bundesforschungsministerium sicher, dass sein
OPERATIVE UMSETZUNG – ERUM-PRO IN DER PRAXIS 21 Projektbegleitung € € € € Förderung Antragsberatung BMBF Förderentscheidung Strategische Vorbereitung Veröffentlichung der Entwicklung von Begutachtung der Fördermaßnahme Förderrichtlinie Projektvorschlägen X keine Förderung politisches Handeln effektiv und effizient ist und Pro. Das Bundesforschungsministerium setzt sie mit bleibt. Mit einer begleitenden Evaluation werden dazu entsprechenden Förderrichtlinien um. Die Richtlinien Relevanz, Effektivität, Effizienz und Kohärenz der beschreiben neben Förderziel und Zuwendungszweck Förderung kontinuierlich überwacht. Nach fünf Jahren den Gegenstand der Förderung. Sie definieren zudem Laufzeit ist zudem eine Ex-Post-Evaluation der Förder- mögliche Zuwendungsempfänger. maßnahmen in ErUM-Pro vorgesehen. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Evaluation werden der Aktions- Strategisch vorbereiten plan und die Fördermaßnahmen weiterentwickelt. Die Förderrichtlinien werden im Prisma- Die Förderung der Erforschung von Universum und Prozess entwickelt und ausgestaltet. Das Materie schafft Grundlagenwissen. Dieses Wissen hat Prisma-Forum berät das Bundesforschungs- das Potential, Innovationskeime zu legen, Lösungs- ministerium in Fragen der strategischen Ausrichtung. ansätze für gesellschaftliche Herausforderungen zu Dort finden sich auch Vertreter von Wirtschaft und liefern oder neue Fragestellungen anzuregen. Der Gesellschaft. Eine Aufgabe des Forums ist es, Empfeh- Nutzen der Förderung ist entsprechend vielfältig und lungen zur förderpolitischen Zielsetzung zu erarbeiten. reicht von gesellschaftlichen über wirtschaftliche bis Das Bundesforschungsministerium greift die Impulse hin zu kulturellen Aspekten. Gleichzeitig ist er häufig auf, stimmt sie mit Strategien der Bundesregierung ab langfristiger Natur und schwierig nachzuzeichnen. und leitet ausgewählte Schwerpunkte und Zielsetzun- Um Relevanz, Effektivität, Effizienz und Kohärenz der gen für Förderrichtlinien ab. Förderung zu überprüfen, müssen daher einschlägige Faktoren ermittelt und geeignete Kennzahlen abgelei- Im Vorfeld zur Veröffentlichung konkreter tet werden. Das Bundesforschungsministerium initiiert Richtlinien bindet das Ministerium die Fach- und fördert dazu eine Studie, die zum Ziel hat, Kenn- wissenschaft in den Prozess ein: Das Bun- zahlen entsprechend weiterzuentwickeln oder neue zu desforschungsministerium lädt dazu Vertreterinnen definieren. und Vertreter der betroffenen Forschungsfelder zu den jeweiligen Prisma-Strategiegesprächen. In den Gesprä- Wege zur Förderung chen geben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fachliche Anregungen zu den Förderrichtlinien – basie- Die Projektförderung in den Themengebieten Teilchen, rend auf Strategiepapieren und Schwerpunktsetzungen Materie und Universum sowie zur Stärkung von Quer- gewählter Komitees der Forschungsfelder. schnittsthemen bildet den Schwerpunkt von ErUM-
22 AKTIONSPLAN ERUM-PRO Exzellenz sichern, zielgerichtet fördern bewertenden Anträge. Die Mitgliedschaft in den Begut- achtungsgremien ist in der Regel auf zwei Perioden zu Antragsberechtigt sind in erster Linie jeweils drei Jahren beschränkt. deutsche Hochschulen. Sie reichen ihre Anträge auf Projektförderung zum Nach der wissenschaftlichen Bewertung durch das Be- Stichtag bei dem mit der Umsetzung der gutachtungsgremium wählt das Bundesforschungsmi- Fördermaßnahme beauftragten Projektträger ein. Die nisterium die Projekte unter Berücksichtigung seiner eingereichten Projektvorschläge stehen im Wettbe- forschungspolitischen Kriterien zur Förderung aus. Zu werb zueinander. Die Antragsstellung zu einem festen diesen Kriterien zählt insbesondere, dass mit dem Pro- Stichtag erlaubt es, die eingereichten Anträge in einem jekt eine instrumentelle oder methodische Weiterent- transparenten und fairen Verfahren verglei- wicklung von Forschungsinfrastrukturen angestrebt chend zu begutachten. Für die Begutachtung und wichtige Fragen der naturwissenschaftlichen beruft das Bundesforschungsministerium Grundlagenforschung angegangen werden. Weitere ein externes Fachgremium ein. Fördervoraussetzungen werden spezifisch für einzelne Förderrichtlinien festgelegt. Sie orientieren sich an Das Begutachtungsgremium stellt die Exzellenz der den flankierenden Maßnahmen von ErUM-Pro in den geförderten Projekte sicher: Seine Kernaufgabe ist Bereichen Koordination, Nachwuchs und Vernetzung. es, die Anträge wissenschaftlich zu bewerten und zu priorisieren. Zudem begleitet es das Bundesforschungs- Der zur Umsetzung der Förderrichtlinie ministerium und den Projektträger über die Förderpe- beauftragte Projektträger begleitet die geför- riode hinweg in beratender Funktion. Das Ministerium derten Projekte fachlich wie administrativ setzt das Gremium so zusammen, dass die Teilgebiete über ihre gesamte Laufzeit. Der Fortschritt der entsprechenden Förderrichtlinie angemessen in den Projekten und die zweckmäßige Verausgabung abgedeckt sind. Dabei wird eine ausgewogene Mitwir- der Fördermittel werden dabei überwacht. Die enge kung von Frauen und Männern angestrebt. Zwingende Projektbetreuung gewährleistet einen effektiven und Bedingung bei der Wahl geeigneter Kandidatinnen und nachhaltigen Projektverlauf. Kandidaten ist deren Unbefangenheit bezüglich der zu
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