AKTIONSPLAN ERUM-PRO PROJEKTFÖRDERUNG ZUR VERNETZUNG VON HOCHSCHULEN, FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN UND GESELLSCHAFT - BMBF

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Aktionsplan ErUM-Pro
Projektförderung zur Vernetzung von Hochschulen,
Forschungsinfrastrukturen und Gesellschaft
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Inhalt

Vorwort                                                                                                                                                                       4

Zukunftsvorsorge durch Grundlagenforschung                                                                                                                                    6

Stark im Verbund – die Ziele von ErUM-Pro                                                                                                                                     8
Ideen für Großgeräte entwickeln........................................................................................................................................ 8
Neue Anwendungen ermöglichen ...................................................................................................................................... 9
Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort sichern............................................................................................................ 9
Zukunftsthemen adressieren............................................................................................................................................. 10

Punktgenau – die Maßnahmen in ErUM-Pro                                                                                                                                     12
Hochschulen einbinden...................................................................................................................................................... 13
Querschnittsthemen stärken .......................................................................................................................................... 14
Koordinieren, qualifizieren und vernetzen...................................................................................................................... 16

Operative Umsetzung – ErUM-Pro in der Praxis                                                                                                                               20
Fördermittel, Laufzeit und Evaluation............................................................................................................................. 20
Wege zur Förderung............................................................................................................................................................ 21
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Vorwort
Wissenschaft kann uns berühren, kann uns begeistern: Bei der Entdeckung des Higgs-Teilchens am Large
Hadron Collider am Forschungszentrum CERN war das so. Oder wenn es darum geht, mehr über unsere Milch-
straße zu erfahren. Und wie genau funktionieren eigentlich die Prozesse in unseren Körperzellen? Um Rätseln
wie diesen auf die Spur zu kommen, brauchen wir naturwissenschaftliche Grundlagenforschung. Dabei steht am
Anfang immer die Neugier und am Ende oft auch ein Produkt: Neue Laserskalpelle für die Medizin zum Beispiel
oder ultradünne Solarzellen für unsere Energieversorgung. Vieles, das heute zu unserem Alltag gehört, ist aus
Grundlagenforschung in und aus Deutschland hervorgegangen. Das zeigt: Sie hilft nicht nur, unsere Welt besser
zu verstehen. Aus ihr reifen auch Innovationen.

Klar ist, dass das nicht ohne eine gute Forschungsinfrastruktur, nicht ohne moderne Forschungsanlagen geht.
Darum stellen wir dafür erhebliche finanzielle Mittel bereit. Erst im Herbst 2017 wurde zum Beispiel in Hamburg
der weltweit leistungsfähigste Röntgenlaser „European XFEL“ in Betrieb genommen. So wie die gigantischen
europäischen Teleskop-Anlagen in Chile, unsere Schiffe für die Meeres- und Polarforschung oder die Teilchen-
beschleuniger für die Materialforschung gehört er zu den Großgeräten, an denen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern und aus unterschiedlichen Disziplinen arbeiten. Sie alle sind hochqua-
lifiziert und hochmotiviert – und wollen der Natur immer genauer in die Karten schauen.

Die Großgeräte ermöglichen Forschung auf höchstem Niveau. Sie werden immer weiterentwickelt. Besonders
erfolgreich geht das vor allem dann, wenn wir sie mit den Hochschulen vernetzen und wenn wir die Gesellschaft
einbinden. Darum wollen wir die großen Forschungseinrichtungen eng mit der universitären Forschung verzah-
nen. Der vorliegende Aktionsplan zum Rahmenprogramm „Erforschung von Universum und Materie – ErUM“
soll dabei helfen. Ich bin überzeugt: Gute Ideen gedeihen besonders gut in wissenschaftlichen Kooperationen.
Darum ist es wichtig, dass wir die Forschenden aus den Hochschulen an die Großgeräte bringen. Dort können
sie ihre eigene wissenschaftliche Leistungsfähigkeit verbessern und Neues lernen. Vor allem aber können sie die
Forschung an den Großgeräten bereichern. Sie können ihre Kompetenz und Expertise einbringen, ihre konkre-
ten, aktuellen Forschungsbedürfnisse benennen und so dazu beitragen, dass die Großgeräte für die drängenden
gesellschaftlichen Herausforderungen optimal eingesetzt werden.

Anja Karliczek

Mitglied des Deutschen Bundestages
Bundesministerin für Bildung und Forschung
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VORWORT   5
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Zukunftsvorsorge durch Grundlagenforschung
Neue grundlegende Erkenntnisse über das Univer-           beispielsweise bei der frühzeitigen Diagnose von Krebs
sum und die Materie stoßen Innovationen an, helfen        helfen. Und nicht zuletzt basieren die allgegenwärtigen
gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen und         Smartphones mit ihren schnellen Mikroprozessoren
bereichern unseren Alltag. Mit dem Rahmenprogramm         und präzisen Touchscreens, ihrer Funktechnik und den
„Erforschung von Universum und Materie – ErUM“ und        eingebauten Navigationsmöglichkeiten auf der Grund-
dem dazugehörigen Prisma-Prozess hat das Bundesmi-        lagenforschung zur Elektrodynamik, zur Quantenphy-
nisterium für Bildung und Forschung eine zukunftswei-     sik und auf Einsteins Relativitätstheorie.
sende Strategie für die naturwissenschaftliche Grundla-
genforschung entwickelt. Hierzu stellt der vorliegende    Zur Beantwortung aktueller Fragestellungen in der
Aktionsplan Maßnahmen vor, die Hochschulen in             Erforschung von Universum und Materie sind Wissen-
die Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen         schaftlerinnen und Wissenschaftler auf Forschungs-
Großgeräte einbinden und so Kompetenzen effizient         infrastrukturen angewiesen, die oft weltweit einmalig
bündeln.                                                  sind: Teilchenbeschleuniger, Großteleskope, Photo-
                                                          nen-, Ionen- und Neutronenquellen sowie weitere
Mit naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung ver-      Großgeräte. Einige dieser Einrichtungen sind auf die
schiebt die Wissenschaft die Grenzen unseres Wissens.     Beantwortung einzelner oder sogar einer einzigen
Mit diesem Wissen eröffnen sich neue Handlungs-           Fragestellung der Grundlagenforschung spezialisiert.
optionen bei der Lösung gesellschaftlicher Heraus-        Andere ermöglichen Forschungsarbeiten verschiedener
forderungen, zum Beispiel durch neue medizinische         wissenschaftlicher Disziplinen. Intensive elektroma-
Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten oder          gnetische Strahlung und geladene Teilchen erlauben
moderne Materialien und Methoden für die Energie-         etwa vielfältige Spitzenforschung: angefangen bei
versorgung. Die Wissenschaft und ihre Anforderungen       den Naturwissenschaften, über Medizin, Energie- und
an hochentwickelte Technologien geben Impulse für         Materialforschung bis hin zu Archäologie und Kunst-
Innovationen. Wir verdanken viele Erfindungen, die        geschichte. Und auch für industrielle Forschungs-,
unseren Alltag bereichern, der Grundlagenforschung.       Entwicklungs- und in kleinem Umfang auch für Pro-
Das World Wide Web wurde beispielsweise zur Kom-          duktionsvorhaben können Forschungsinfrastrukturen
munikation am Forschungszentrum CERN in Genf ent-         von großem Nutzen sein.
wickelt – heute ist das WWW aus unserem Alltag nicht
mehr wegzudenken. Zur Erforschung kleinster Teilchen      Bau, Betrieb und Rückbau der Forschungsinfrastruk-
entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler       turen gehen mit großen Investitionen einher – eine
hochpräzise Messinstrumente. Viele dieser Entwicklun-     Aufgabe, die in dieser Größenordnung nur vom Bund
gen finden auch in der Medizin Anwendung. Sie sind        angegangen werden kann. Die Forschungsinfrastruk-
Grundlage für innovative Bildgebungsverfahren, die        turen haben Planungs-, Bau- und Betriebszeiten von
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ZUKUNFTSVORSORGE DURCH GRUNDLAGENFORSCHUNG                                                                                              7

                                                          Bundesforschungsministerium
Jahrzehnten. Das Bundesfor-                                                                      Die Instrumente des Prisma-Prozesses
schungsministerium legt daher                            Internationaler Forschungsraum
bei seinen Fördermaßnahmen                                                      Der Prisma-Prozess ist der zentrale Strate-
                                                                                          ulen
                                               Wissen
                                                     schafts                         hsch
großen Wert darauf, dass die                        ationen
                                                            organis              Hoc
                                                                                gieprozess von ErUM: Hochschulen, Wis-
Anlagen einen langfristigen                                                     senschaftsorganisationen und der interna-
wissenschaftlichen, gesell-                                                     tionale Forschungsraum – dargestellt durch
                                              Gesellschaft und Wirtschaft
schaftlichen und technologi-                                                    die drei Seiten eines Prismas – tragen als
schen Nutzen erbringen.                                                         wissenschaftliche Akteure die Erforschung
                                                                                von Teilchen, Materie und Universum. Mit
Die Prioritäten, die das Bun-                                                   dem Prisma-Prozess verknüpft das Bun-
desforschungsministerium bei der Grundlagenfor-                      desforschungsministerium die individuellen Strategien
schung mit naturwissenschaftlichen Großgeräten setzt,                der Akteure und leitet – unter Berücksichtigung der
spiegeln sich in den forschungspolitischen Leitzielen                Interessen von Gesellschaft und Wirtschaft – eine
wider, die mit dem Rahmenprogramm „Erforschung                       kohärente Gesamtstrategie ab.
von Universum und Materie – ErUM“1 verfolgt werden:
                                                                     Mit dem Prisma-Radar beobachtet das Bun-
∙∙ Wissenschaftliche Spitzenleistungen ermöglichen.                  desforschungsministerium mit Unterstützung
                                                                     des zuständigen Projektträgers kontinuierlich
∙∙ Zukunftstechnologien, Energieforschung, Material-                 die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ent-
   und Lebenswissenschaften stärken.                                 wicklungen im Kontext des Rahmenprogramms ErUM.
                                                                     Daraus ergeben sich Impulse für das Prisma-Forum,
∙∙ Innovationskeime durch Forschung als Technologie-                 Prisma-Trialoge, -Strategiegespräche und -Konferen-
   treiber schaffen.                                                 zen.

∙∙ Fach- und Führungskräfte für Wissenschaft und                                 Das Prisma-Forum ist das Beratungsgremium
   Wirtschaft heranbilden.                                                       des Ministeriums zur strategischen Aus-
                                                                                 richtung von ErUM. Es ist mit hochrangigen
∙∙ Die Partizipation der Gesellschaft an Erkenntnissen                           Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Blickwinkeln
   und Erfolgen der Forschung sicherstellen.                                     auf das Rahmenprogramm besetzt.

Um diese Leitziele zu erreichen, hat das Bundesfor-                              Die Prisma-Trialoge dienen dazu, die Stakehol-
schungsministerium im Rahmenprogramm ErUM                                        der aus Hochschulen, Wissenschaftsorganisa-
vier Handlungsfelder priorisiert: die Ausgestaltung der                          tionen und dem internationalen Forschungs-
Großgerätelandschaft, die Förderung des MINT2-Nach-                              raum zusammenzuführen. Vertreterinnen und Vertreter
wuchses, die Förderung der Vernetzung der Forschen-                              dieser Seiten erarbeiten Handlungsempfehlungen und
den sowie den Wissenstransfer und die Partizipation                              abgestimmte Konzepte zu Themengebieten, Quer-
der Gesellschaft. In diesen Handlungsfeldern wird mit                            schnittsthemen und Handlungsfeldern von ErUM.
Hilfe der Instrumente des Prisma-Prozesses sowie mit
verschiedenen Förderinstrumenten und Anreizen die                                In Prisma-Strategiegesprächen erhält das
Forschungslandschaft so gestaltet, dass die Leitziele                            Ministerium Anregungen zu Förderbekannt-
strategisch optimal verfolgt werden. Die Maßnahmen                               machungen von den Fachleuten der Komi-
des vorliegenden Aktionsplans sind auf das Zusam-                                tees aus den jeweiligen Themengebieten des Rahmen-
menwirken von Hochschulen und Forschungsinfra-                                   programms.
strukturen fokussiert und decken hierbei alle genann-
ten Handlungsfelder ab.                                                          Die Prisma-Konferenzen sind Diskussions-
                                                                                 plattformen für übergeordnete Themen aus
1 – https://www.bmbf.de/de/erforschung-von-universum-und-materie                 Wissenschaft und Gesellschaft, mit denen
            ---das-rahmenprogramm-erum-4388.html
                                                                                 neue Impulse und neue Blickwinkel für ErUM
2 – MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik                   erschlossen werden.
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Stark im Verbund – die Ziele von ErUM-Pro
Die Forschenden an Hochschulen mit ihrem breit gefä-    herausragende Forschungsmöglichkeiten: Sie ermögli-
cherten Know-how und die Forschungsinfrastrukturen      chen den Blick in kleinste Strukturen der Materie oder
mit ihren herausragenden Forschungsmöglichkeiten        die Tiefen des Universums. Damit bieten sie Raum für
sind wichtige Partner bei der Erforschung von Univer-   wissenschaftliche Spitzenleistungen. Mehrere tausend
sum und Materie. Mit dem vorliegenden Aktionsplan       Forschende an 322 Universitäten und Fachhochschu-
ErUM-Pro bündelt das Bundesforschungsministerium        len in Deutschland entwickeln täglich neue Ideen, um
die Stärken beider Seiten. Dazu bindet es die Hoch-     grundlegende Fragen in ihren Forschungsfeldern zu
schulen in die Weiterentwicklung der Forschungsinfra-   beantworten. Einen Teil dieser Ideen können die Wis-
strukturen ein – ein Modell, von dem beide Seiten und   senschaftlerinnen und Wissenschaftler nur an diesen
nicht zuletzt der Wissenschaftsstandort Deutschland     leistungsfähigen Forschungsinfrastrukturen umsetzen.
profitieren.
                                                        Der wissenschaftliche Bedarf für solche Forschungsin-
Ideen für Großgeräte entwickeln                         frastrukturen wird innerhalb der wissenschaftlichen
                                                        Gemeinschaft identifiziert und diskutiert. Gemein-
Deutschland ist weltweit an mehr als zwei Dutzend       sam mit Forschungseinrichtungen und potentiellen
einzigartigen Großgeräten zur Erforschung von           Betreibern entwickeln Forschende an den Hochschulen
Universum und Materie beteiligt3. Diese Forschungs-     die Ideen zu einem Konzept für eine Forschungsin­
infrastrukturen sind zum Beispiel Großteleskope,        frastruktur weiter. Konzepte für große Forschungs-
Teilchenbeschleuniger oder Röntgenlaser und bieten      infrastrukturen können sich um die Aufnahme in die

3 – https://fis-landschaft.de
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STARK IM VERBUND – DIE ZIELE VON ERUM-PRO                                                                                            9

„Nationale Roadmap für Forschungsinfrastrukturen“                        Wissenschaftlern an den Forschungseinrichtungen
bewerben4. Der Roadmap-Prozess wurde vom Bundes-                         gezielt Anforderungen der Wissenschaft an die For-
forschungsministerium etabliert, um Pläne für neue                       schungsinfrastrukturen.

                           !
                                                                         Mit der Projektförderung von ErUM-Pro fördert das
                                                                         Bundesforschungsministerium Projekte von Hoch-
                                                                         schulen, die innovative Messplätze, Methoden oder
                               Roadmap-                                  Instrumente für die Forschungsinfrastrukturen
                               Prozess                                   entwickeln. Das Leistungsspektrum der Forschungs-
                                                                         infrastrukturen wird damit erweitert, ohne dass deren
Großgeräte forschungspolitisch zu priorisieren. Wird                     Betreiber zu allen Forschungsfeldern gleichermaßen
eine Forschungsinfrastruktur nach einer umfassenden                      Expertise anbieten müssen. Durch die vertiefte Zu-
                ! –Bewertung
                  +

      !
Begutachtung und
                       ErUM-Pro
                               des Konzeptes auf die
Roadmap aufgenommen, ist damit eine grundsätzliche
                                                                    +
                                                                    –
                                                                         sammenarbeit in den geförderten Projekten entstehen
                                                                         wertvolle Netzwerke innerhalb der Wissenschaft. Sie
Finanzierungsabsicht verbunden. Aber auch kleinere                       sind Nährboden für neue bahnbrechende Ideen und
Forschungsinfrastrukturen mit Gesamtinvestitionen                        wissenschaftliche Spitzenleistungen.
unter 50 Millionen Euro, die insbesondere auch auf
Initiativen aus Hochschulen zurückgehen, können                          Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nicht
außerhalb der Nationalen Roadmap von der Förderung                       direkt durch ErUM-Pro gefördert werden, können
durch das Bundesforschungsministerium profitieren.                       ebenfalls profitieren: In der Regel stehen die neu ent-
                                                                         wickelten Instrumente und Methoden einer breiten,
Neue Anwendungen ermöglichen                                             internationalen Nutzergemeinschaft zur Verfügung.
                                                                         Sie werden für vielfältige Projekte zu unterschiedlichen
Mit dem vorliegenden Aktionsplan ErUM-Pro macht                          wissenschaftlichen Fragestellungen genutzt.

                         !
das Bundesforschungsministerium die Hochschulen
zu einem zentralen Partner der Großgerätebetreiber                       Wissenschafts- und
bei der Weiterentwicklung der bestehenden und neu
                       Roadmap-                                          Wirtschaftsstandort sichern
entstehenden Forschungsinfrastrukturen.
                       Prozess
                                                                         Mit ErUM-Pro schafft das Bundesforschungsministe-
                                                                         rium Synergien, die für alle Seiten von Vorteil sind: für
                                                                         die Hochschulen, die Forschungsinfrastrukturen, den
                                                                         Wissenschafts- und den Wirtschaftsstandort Deutsch-
                 !
                     +

     !               –
                           ErUM-Pro                             +
                                                                –        land.

                                                                         Die Projektförderung zur Vernetzung von Hochschulen
Aus den vielfältigen Fragestellungen, die die jeweili-                   und Forschungsinfrastrukturen ist ein sehr effizienter
gen Expertinnen und Experten an den Hochschulen                          Hebel, um den Wissenschaftsstandort Deutschland
bearbeiten, ergeben sich immer wieder neue Ideen und                     im Ganzen zu stärken. Die Forschungsinfrastrukturen
neue Anforderungen an die bestehenden Großgeräte.                        werden von den Hochschulen in Zusammenarbeit mit
Um diesen neuen Bedarf aus der Wissenschaft auf-                         den Forschungseinrichtungen kontinuierlich weiter-
zugreifen, müssen bestehende Großgeräte weiterent-                       entwickelt und bleiben so weltweit führend. Mit mo-
wickelt werden. Dann können Wissenschaftlerinnen                         dernsten Messmöglichkeiten ausgestattet, sind sie für
und Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen                      herausragende Forscherinnen und Forscher aus dem
ihre Ideen mit einer geeigneten Auswahl an Messin­                       In- und Ausland hochattraktiv. Sie werden zu Zentren
strumenten umsetzen. Hochschulen benennen dabei                          für exzellente Forschung und zukunftsträchtige Inno-
in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen und                       vationen in und aus Deutschland.

4 – https://www.bmbf.de/de/roadmap-fuer-forschungsinfrastrukturen-541.html
AKTIONSPLAN ERUM-PRO PROJEKTFÖRDERUNG ZUR VERNETZUNG VON HOCHSCHULEN, FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN UND GESELLSCHAFT - BMBF
10                                                                                                             AKTIONSPLAN ERUM-PRO

Durch die Förderung interdisziplinär nutzbarer Me-                          Querschnittsthemen. Das sind übergreifende Themen,
thoden an den Großgeräten entstehen auch wirt-                              die unmittelbar für mehrere Fach- und Forschungsbe-
schaftlich verwertbare Erkenntnisse: An verschiedenen                       reiche und mittelbar auch für die Gesellschaft relevant
Punkten der Innovationspipeline bringt sich so die                          sind. Neben der Weiterentwicklung neuartiger und
Grundlagenforschung ein und stärkt den Wirtschafts-                         vielseitig einsetzbarer Beschleuniger- und Detektor-
standort Deutschland. So werden beispielsweise an der                       technologie sind hier die Digitalisierung in der Grund-
Synchrotronstrahlungsquelle PETRA III in Hamburg                            lagenforschung und der Umgang mit Big Data wichtige
Nanodrähte untersucht, die Solarzellen viel effizienter                     Ansatzpunkte für die Förderung in ErUM-Pro. Als
                                                                            Ausgangspunkt für neue Forschungsinstrumente und
                                         +
                                                                            Methoden helfen diese Entwicklungen, die Leistungs-
                                                                            fähigkeit von Forschungsinfrastrukturen zu steigern.
                                         –

                                                                            Als Ausgangspunkt für neue Produkte und Dienstleis-
               ?                                                            tungen finden sie darüber hinaus häufig ihren Weg in
          +
                                             +
          –

                   Innovationspipeline       –                              unseren Alltag. Durch das enge Zusammenspiel der
                                                                            Fachbereiche in der nachhaltigen Weiterentwicklung
machen können, und Methoden erprobt, die Ermü-                              solcher Querschnittsthemen können besondere wis-
dungsrisse in Metallen entdecken können. Auch durch                         senschaftliche Fragestellungen und gesellschaftliche
den Bau der Geräte und ihrer Komponenten selbst                             Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden.
entsteht ein Innovationsdruck, der die Leistungsfä-
higkeit der Zulieferbetriebe langfristig auf internati-                     Ein wichtiger Aspekt der Projektförderung ist zudem
onalem Spitzenniveau hält. Beispiele dafür sind der                         die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs im
Bau von einzigartigen Schwertransportern für das                            MINT-Bereich. Davon profitiert der Wissenschafts-
Teleskopfeld ALMA in den nordchilenischen Anden,                            und Wirtschaftsstandort Deutschland. Durch die
von ultraschnellen Röntgenkameras für den Röntgen-                          Forschungs- und Vernetzungsmöglichkeiten an den
laser European XFEL in Hamburg oder die Entwicklung                         Großgeräten können Nachwuchswissenschaftlerinnen
eines modernen 4-D-Spektrographen für die weltbes-                          und -wissenschaftler sich für ihre weitere Karriere
ten Teleskope, der auch für die medizinische Diagnose                       qualifizieren: Sie bauen neue Kompetenzen auf und
eingesetzt werden kann.                                                     vertiefen vorhandene. So profiliert sich wichtiger Nach-
                                                                            wuchs für die Hochschulen und Forschungsinfrastruk-
Zukunftsthemen adressieren                                                  turen, aber auch für Industrie und Wirtschaft: Etwa die
                                                                            Hälfte der bisher in der Projektförderung finanzierten
Methodische und technologische Neuerungen ent-                              Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wechselt
stehen insbesondere im Bereich von Zukunfts- und                            nach Projektende in die Privatwirtschaft5.

5 – Endbericht: Evaluation der Verbundforschung im Bereich der „Naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung“
STARK IM VERBUND – DIE ZIELE VON ERUM-PRO   11
12                                                                                                                  AKTIONSPLAN ERUM-PRO

Punktgenau – die Maßnahmen in ErUM-Pro
Mit dem Aktionsplan ErUM-Pro definiert das Bundes-                          die Wissenschaft“. Durch die einzigartige Förderung
forschungsministerium Maßnahmen, die ein starkes                            werden die Leistungsfähigkeit und die Attraktivität
Netzwerk zwischen Hochschulen und Forschungsin­                             der Forschungsinfrastrukturen gesteigert – ein Beitrag
frastrukturen knüpfen. Die Maßnahmen adressieren die                        zur Spitzenforschung in und aus Deutschland. Mit
Projektförderung zur Einbindung der Hochschulen in                          dem Aktionsplan ErUM-Pro wird die Projektförderung
die Weiterentwicklung der Forschungsinfrastrukturen,                        im Hinblick auf die Leitziele des Rahmenprogramms
die Projektförderung in Querschnittsthemen sowie                            ErUM sowie unter Berücksichtigung der Ergebnisse der
flankierende Maßnahmen.                                                     Evaluation weiterentwickelt. Neben neuen Impulsen
                                                                            für die Einbindung von Hochschulen in die Weiter-
Ein aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken von                             entwicklung von Forschungsinfrastrukturen stehen
Hochschulforschung und Forschungsinfrastrukturen                            folgende Themen besonders im Fokus:
ist von zentraler Bedeutung, damit die Fördermittel
von Bund und Ländern bestmöglich wirken kön-                                ∙∙ Querschnittsaktivitäten, die für mindestens zwei
nen. Dies zeigte sich in der Ex-Post-Evaluation der                            der drei Themengebiete in ErUM eine Rolle spielen,
bisherigen Projektförderung zu diesem Zweck, die                               werden gezielt in den Blick genommen.
als „Verbundforschung im Bereich der Naturwissen-
schaftlichen Grundlagenforschung“ von 2006 bis 2014                         ∙∙ Schnittstellen zwischen den Themengebieten und
durchgeführt wurde6. Die Evaluation bescheinigt der                            anderen Disziplinen werden stärker adressiert.
Verbundforschung „einen sehr positiven Effekt auf

6 – „Verbundforschung“ ist der Name der bisherigen Projektförderung von Hochschulen für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung an Großge-
räten. Siehe dazu https://www.bmbf.de/de/naturwissenschaften-grundwissen-fuer-technik-innovation-und-forschung-151.html
PUNKTGENAU – DIE MAßNAHMEN IN ERUM-PRO                                                                                                                         13

                                                   Chromosom                                                       Abstand zu den
 Elementarteilchen   Atomkern              Atom           Salzkristall     Mensch                 Sonne           nächsten Sternen Milchstraße       Weltall

                                                                     Materie
                               Teilchen                                                                   Universum

           10–18 m   10–15 m    10–12 m   10–9 m     1 µm     1 mm       1m     1 km   1000 km 109 m   1012 m    1015 m   1018 m   1021 m   1024 m    1027 m

  Die drei Themengebiete in ErUM

  Im Themengebiet Teilchen werden Elementarteilchen, Hadronen und Kerne erforscht. Elementarteilchen sind die
  allerkleinsten Bausteine der Natur. Hadronen und Kerne sind ebenfalls winzig klein, setzen sich aber aus
  Elementarteilchen zusammen. Aus dem Studium dieser Teilchen und ihrer Eigenschaften lassen sich Rück-
  schlüsse auf das Zusammenspiel der grundlegenden Bausteine und auf die chemischen Elemente ziehen.
  Typische Großgeräte sind Teilchenbeschleuniger mit ihren hochspezialisierten Detektoren für Kollisions­
  experimente.

  Was gibt einem Material seine Eigenschaften? Wie kann man diese Eigenschaften anpassen, etwa an medizinische
  oder technische Anforderungen? Solchen Fragen widmen sich die Forschenden im Themengebiet Materie – und
  legen so die Grundlagen zur Entwicklung und Verbesserung pharmazeutischer Wirkstoffe, elektronischer Bauteile,
  Katalysatoren oder neuartiger Werkstoffe. Geforscht wird an Synchrotronquellen, Röntgenlasern, Neutronen- und
  Ionenquellen.

  Mit dem dritten Themengebiet – Universum – wird die Forschung in den Bereichen Astrophysik, Astroteilchenphysik
  und Astronomie zusammengefasst. In diesen Forschungsfeldern befassen sich die Forscherinnen und Forscher mit
  der Entstehung des Universums, der Galaxien und des Lebens: Wie genau ist das Universum entstanden? Was führte
  zur Bildung von Planeten und legte damit den Grundstein für unser Leben? Die Forschenden nutzen dafür Teleskope
  für elektromagnetische Strahlung aller Wellenlängen sowie Detektoren für Teilchen aus dem Kosmos.

∙∙ Die Nachwuchsausbildung wird breiter für die Zu-                                     zu steigern. Dabei steht die Beantwortung zentraler
   kunft aufgestellt.                                                                   offener Fragen der Gesellschaft und der Wissenschaft
                                                                                        in ausgewählten Forschungsfeldern im Mittelpunkt.
∙∙ Die Rahmenbedingungen der Förderung werden                                           Für die grundsätzliche strategische Ausrich-
   flexibler gestaltet.                                                                 tung greift das Ministerium die Beratung
                                                                                        durch das Prisma-Forum auf.
∙∙ Die Kommunikation zwischen allen Akteuren wird
   intensiviert und transparenter gestaltet.                                            Schwerpunkte setzen

∙∙ Die Sichtbarkeit der Förderung und der damit ein-                                    Die Themengebiete des Rahmenprogramms ErUM
   hergehenden (Forschungs-)Ergebnisse wird erhöht –                                    – Teilchen, Materie und Universum – werden in drei
   in Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.                                   entsprechende Förderbereiche abgebildet. Im jährli-
                                                                                        chen Wechsel werden Fördermaßnahmen zu jeweils
Hochschulen einbinden                                                                   einem der Förderbereiche ausgeschrieben, beginnend
                                                                                        mit Fördermaßnahmen im Bereich Materie mit Förder-
Den Schwerpunkt der Maßnahmen in ErUM-Pro bildet                                        beginn im Sommer 2019. Es folgen Ausschreibungen
die Projektförderung zur Einbindung der Hochschulen                                     in den Bereichen Universum (Förderbeginn 2020) und
in die Weiterentwicklung der Forschungsinfrastruk-                                      Teilchen (Förderbeginn 2021).
turen. Die Förderung richtet sich an Projekte von
Hochschulen, die an ausgewählten, im Wesentlichen                                       Mit diesen Fördermaßnahmen werden jeweils aus-
vom Bund getragenen Großgeräten in den Themenge-                                        gewählte Forschungsfelder in den Themengebieten
bieten Teilchen, Materie und Universum durchgeführt                                     adressiert. Im Bereich Materie sollen die Anwen-
werden. Ziel der Vorhaben ist es, die Großgeräteinfra-                                  dungsmöglichkeiten der zugehörigen Forschungs-
struktur weiterzuentwickeln und die wissenschaftliche                                   infrastrukturen verbreitert werden, beispielsweise in
Leistungsfähigkeit sowie das Leistungsspektrum vor-                                     den Bereichen Lebenswissenschaften, Material- und
handener, geplanter bzw. im Bau befindlicher Anlagen                                    Energieforschung. Die forschungspolitische Schwer-
14                                                                                        AKTIONSPLAN ERUM-PRO

           punktsetzung durch die Auswahl einzelner        Forschungsdisziplinen, etwa der Medizin, Pharmakolo-
           Forschungsfelder innerhalb der Themen-          gie, Material- und Energieforschung oder anderen. Wie
           gebiete wird regelmäßig mit dem Prisma-         interdisziplinär die Forschung im Themengebiet Mate-
           Radar auf Relevanz, Aktualität und Priorität    rie ist, zeigt exemplarisch eine Auswertung der Nut-
           überprüft. Bei der Ausgestaltung der einzel-    zung an den Großgeräten PETRA III und FLASH aus
           nen Förderrichtlinien wird die Wissenschaft     dem Jahr 20177. Dort forschen neben Physikerinnen
in den Prisma-Strategiegesprächen mit eingebunden.         und Physikern schwerpunktmäßig Wissenschaftlerin-
                                                           nen und Wissenschaftler aus den Lebenswissenschaf-
In Prisma-Trialogen identifiziert das Ministerium          ten und der Energieforschung. Die interdisziplinäre
Forschungsfelder von übergreifender Bedeutung für          Nutzung solcher Anlagen soll mit spezifi-
mehrere Themengebiete. Es stellt sicher, dass diese Fra-   schen Projektfördermaßnahmen langfristig
gestellungen effizient und im Austausch zwischen den       gestärkt und ausgebaut werden. Um das Po-
Akteuren bearbeitet werden. Forschungsfelder an den        tential neuer Instrumente für verschiedene
Grenzbereichen zwischen den Themenge-                      Disziplinen auszuloten, setzt das Bundesfor-
bieten werden vom Ministerium einem der                    schungsministerium das Prisma-Radar sowie
Gebiete und den zugehörigen Fördermaß-                     Prisma-Trialoge ein.
nahmen zugeordnet.
                                                           Querschnittsthemen stärken
Flexibilität fördern
                                                           Mit dem Aktionsplan ErUM-Pro rückt das Bundesfor-
Die Förderentscheidung erfolgt in einem fairen und         schungsministerium Querschnittsthemen stärker in
transparenten Verfahren mit vergleichender Begutach-       den Fokus der Projektfördermaßnahmen. Dort werden
tung der eingereichten Projektanträge. Daher werden        Methoden, Techniken und Technologien entwickelt,
die Fördermaßnahmen innerhalb der Themengebiete            die für mindestens zwei der Themengebiete Teil-
im Regelfall mit festen Antragsfristen mit einer Förder-   chen, Materie und Universum relevant sind. In den
laufzeit von drei Jahren veröffentlicht.                   Querschnittsthemen entstehen häufig grundsätzliche
                                                           technologische Innovationen, die auch als „Enabling
Neuberufungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen            Technologies“ – Ermöglichungstechnologien – be-
und -wissenschaftlern, Anforderungen an Neuentwick-        zeichnet werden. Sie sind Ausgangspunkt für neue
lungen sowie zunehmend auch Eltern- und Familien-          Forschungsinstrumente und innovative Produkte und
zeiten und ähnliche Situationen erfordern allerdings       Methoden. Mit ihnen gelingt es, die Forschungsinfra-
flexiblere Laufzeiten und Antragsfristen. Das Minis-       strukturen immer leistungsfähiger zu machen, aber
terium greift diese Anforderungen über eine zweite         auch, gesellschaftliche Herausforderungen der Zukunft
Antragsfrist zur Mitte einer Förderperiode auf, zu der     zu bewältigen. So können neue medizinische Metho-
Verlängerungen und Nachfolgeprojekte beantragt wer-        den zu einem zentralen Baustein für einen erfolgrei-
den können. In begründeten Ausnahmefällen sind von         chen demographischen Wandel werden, während Big
vornherein kürzere oder längere Projektlaufzeiten von      Data das Rückgrat und eine wertvolle Ressource der
sechs Monaten bis zu fünf Jahren möglich.                  vernetzten Welt im Zeitalter der digitalen Globalisie-
                                                           rung bildet.
Interdisziplinarität fördern
                                                           Das Bundesforschungsministerium konzentriert sich
Zur Lösung aktueller Herausforderungen ist es              in dem vorliegenden Aktionsplan zunächst auf Förder-
notwendig, verschiedene Disziplinen zusammen-              maßnahmen in drei ausgewählten Querschnittsthe-
zubringen. So entstehen neue Ideen und innovative          men: Beschleunigertechnologie, Detektortechnologie
Ansätze. Besonders im Themengebiet Materie erge-           sowie Digitalisierung in der Grundlagen-
ben sich an den geförderten Instrumentierungen der         forschung. Mit dem Prisma-Radar wird die
Forschungsinfrastrukturen Überlappungen zwischen           Schwerpunktsetzung kontinuierlich über-

7 – DESY-Geschäftsbericht 2018
PUNKTGENAU – DIE MAßNAHMEN IN ERUM-PRO                                                                          15

prüft. Bei Bedarf werden weitere Querschnittsthemen      dass die Detektoren für elektromagnetische Strahlung
adressiert.                                              und für kleinste Teilchen optimiert und weiterent-
                                                         wickelt werden. Die dabei entstehenden innovativen
Beschleunigertechnologien – Konzepte von                 Detektortechnologien konnten bisher häufig in anwen-
morgen                                                   dungsnahe Felder transferiert werden, vor allem in die
                                                         Medizintechnik. Auch neuartige Anwendungen in der
Teilchenbeschleuniger bilden die Grundlage für die       Unterhaltungsindustrie (etwa für Kameras) oder in der
Erforschung von Teilchen und Materie. Das Bundes-        Umwelttechnik (bei der Messung von Verunreinigun-
forschungsministerium fördert daher in diesen beiden     gen) ergeben sich aus diesen Entwicklungen.
Themengebieten Neu- und Weiterentwicklungen in
der Beschleunigertechnologie. Darüber hinaus wird die    Neue Detektoren erstellen detailreichere Bilder oder
Vernetzung zwischen den beiden Themengebieten und        Zeitlupenaufnahmen von Untersuchungsobjekten.
den Prisma-Seiten – Hochschulen, Wissenschaftsor-        Damit können Vorgänge in der Natur sehr präzi-
ganisationen und der internationale Forschungsraum       se erfasst und detailliert entschlüsselt werden. Die
– durch Trialoge zum Thema Beschleuniger-                fortschreitende Miniaturisierung und Steigerung der
technologien gestärkt. Ein Fokus liegt dabei             Effizienz verbessert so die Genauigkeit von Messungen
auf Zukunftstechnologien, die künftig kom-               zur Krebsdiagnose und verringert die Strahlenbelas-
paktere und effizientere Beschleunigeranlagen            tung bei Röntgenaufnahmen. Auch für die Analyse
ermöglichen. Mit gezielten, kleineren Ausschreibungen    und Restauration von historischen Kunstwerken oder
werden Forschungsarbeiten zu neuen Konzepten ge-         für die Umweltanalyse wird Detektortechnologie aus
fördert: In Pilotprojekten können neue Ideen erprobt,    Teilchenphysik und Astronomie eingesetzt.
bei positiver Entwicklung in reguläre Projekte über-
führt und dort umgesetzt werden.                         Um die Entwicklung neuer Detektortechnologien
                                                         noch weiter voranzutreiben, unterstützt das Bundes-
In medizinischen Anwendungen finden Beschleuni-          forschungsministerium dieses Querschnittsthema
gertechnologien zunehmend ihren Weg in die Praxis        mit gezielten Förderkampagnen: In Pilotprojekten
und unterstützen beispielsweise die Medizin im Kampf     können neue Ideen erprobt werden. Ein Fokus wird auf
gegen Krebserkrankungen. Schon heute existieren Be-      innovativen Projekten liegen, die hohes Transferpo-
schleunigeranlagen für medizinische Anwendungen an       tential in wirtschaftlich oder gesellschaftlich relevante
einigen Kliniken. Diese Anlagen sind meist recht groß,   Anwendungen besitzen. Die in solchen Pilotprojekten
aufwändig und teuer. Kompaktere Anlagen könnten          gereiften Ideen sollen dann in etablierten Fördermaß-
leichter und kostengünstiger aufgebaut werden und so     nahmen umgesetzt werden. Ergänzend wird
eine bessere und preiswertere Abdeckung in Deutsch-      mit Prisma-Trialogen zu Zukunftsfragen der
land ermöglichen. Mit ErUM-Pro wird der Transfer         Detektorentwicklung die Vernetzung zwi-
innovativer Beschleunigerkonzepte in wirtschaftlich      schen den Themengebieten weiter gestärkt.
und gesellschaftlich relevante Anwendungen weiter
gestärkt.                                                Digitalisierung in der Grundlagenforschung –
                                                         Herausforderung und Chance
Detektorentwicklung – für Forschung und
Anwendung                                                Mit dem Querschnittsthema Digitalisierung in der
                                                         Grundlagenforschung trägt das Bundesforschungsmi-
Die Forschenden erkunden die Welt von den entfern-       nisterium dem Digitalen Wandel in Wissenschaft, Wirt-
testen und größten Objekten des Universums bis zu ih-    schaft und Gesellschaft Rechnung. Die Erforschung
ren allerkleinsten Bausteinen mit elektromagnetischer    von Teilchen, Materie und Universum ist seit jeher ein
Strahlung – das umfasst das ganze Spektrum von den       Wegbereiter und breites Anwendungsfeld für neuar-
Radiowellen über das sichtbare Licht bis zur Röntgen-    tige digitale Technologien und Methoden. Moderne
und Gammastrahlung – und mit submikroskopischen          Messgeräte sowie Detektoren an Beschleunigeranlagen
Teilchen, beispielsweise Elektronen, Myonen oder         und Observatorien zeichnen natürliche Phänome-
Neutronen. Daher ist es für alle wissenschaftlichen      ne mit immer höherer Detailtiefe und Schnelligkeit
Themenbereiche von ErUM von zentraler Bedeutung,         auf. Die daraus resultierenden hohen Anforderungen
16                                                                                      AKTIONSPLAN ERUM-PRO

an die Erfassung, Speicherung und Auswertung von        die Vernetzung und der Dialog zwischen Wissenschaft,
Messdaten treiben die digitale Entwicklung voran.       Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Die erfassten Daten müssen effizient gespeichert und
katalogisiert werden, sodass Wissenschaftlerinnen und   Koordination und Sichtbarkeit fördern
Wissenschaftler von verschiedenen Orten auf sie zu-
greifen können. Für die Auswertung der Daten bedarf     An Großexperimenten, wie sie beispielsweise am LHC
es leistungsfähiger Analysewerkzeuge und intelligen-    am CERN stattfinden, kommen hunderte Wissen-
ter Algorithmen. Um solchen Herausforderungen zu        schaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen ver-
begegnen, entwickeln und nutzen Forscherinnen und       schiedenen Arbeitsgruppen zusammen und bereiten
Forscher neue digitale Methoden und Kompetenzen         Experimente über mehrere Jahre hinweg vor. Dabei
insbesondere im Umgang mit großen und komplexen         ergeben sich besondere Herausforderungen an die Ab-
Datenmengen und hohen Datenraten. Dieses Know-          stimmung und Koordination der Arbeiten und damit
how aus der Grundlagenforschung kann Basis für neue     den effizienten Einsatz von Fördermitteln.
Datendienstleistungen in Wissenschaft, Wirtschaft und
Zivilgesellschaft sein.                                 Das Bundesforschungsministerium greift diese
                                                        Anforderungen mit den sogenannten „ErUM-For-
Das Bundesforschungsministerium legt großen Wert        schungsschwerpunkten“ (ErUM-FSPs) auf, in denen
darauf, dass dem steigenden Berechnungsaufwand und      sich mehrere Arbeitsgruppen zu großen Verbünden
komplexem Datenmanagement mit forschungsbe-             zusammenschließen und sich eines gemeinsamen The-
reichs- und standortübergreifenden Arbeitstechniken     mas annehmen. Das können beispielsweise Verbünde
begegnet wird. Offener Zugang und langfristige Daten-   rund um den Großdetektor ATLAS am CERN oder das
haltung müssen dabei auch in Zukunft die Anforderun-    Experimentierprogramm APPA an der Teilchenbe-
gen und Spezifika der verschiedenen Forschungsinfra-    schleunigeranlage FAIR sein, die derzeit bei Darmstadt
strukturen und der jeweiligen Nutzer berücksichtigen.   entsteht. An der Erforschung elementarer Teilchen mit
Zu diesen Punkten plant das Bundesforschungsminis-      dem ATLAS-Detektor sind derzeit siebzehn Einrich-
terium, einen eigenen Aktionsplan vorzulegen: ErUM-     tungen aus Deutschland beteiligt. Das Experimentier-
Data. Mit dem hier vorliegenden Aktionsplan werden      programm APPA zur Atom- und Plasmaphysik wird
Anbahnungsmaßnahmen unterstützt, die zum Beispiel       zurzeit in Kooperation von zehn Institutionen vor-
überprüfen, wie einheitliche Lösungen im Forschungs-    bereitet. Innerhalb solcher Schwerpunkte werden die
datenmanagement übergreifend über die Themenge-         Projekte über die ErUM-Projektförderung unterstützt.
biete gefunden und angewendet werden können.            Die Forschungsschwerpunkte werden mit zusätzlichen
                                                        Fördermitteln ausgestattet, die für Koordinierungsper-
Das Bundesforschungsministerium                                      sonal und externe Kosten zur Begleitung
fördert zudem den Transfer neuer                                     der FSPs genutzt werden sollen.
Ergebnisse und Erkenntnisse aus den
geförderten Projekten in die Wissen-                                 Mit diesen Mitteln sollen durch eine starke
schaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.                            Vernetzung der Gruppen deren Leistungs-
Forschungsergebnisse und Forschungsdaten der ErUM-      fähigkeit innerhalb des FSPs erhöht, die Sichtbarkeit
Projektförderung sollen daher frei zugänglich sein.     des FSPs gesteigert sowie Nachwuchs gewonnen und
                                                        gefördert und ein effizienter Einsatz der Fördermittel
Koordinieren, qualifizieren und                         sichergestellt werden. Die Sichtbarkeit des FSP wird
vernetzen                                               über eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit erhöht:
                                                        Die Gruppen veröffentlichen in eigenen Medien und
In Ergänzung zu der Projektförderung setzt das Bun-     modernen Formaten Informationen über wissen-
desforschungsministerium mit flankierenden Maßnah-      schaftliche Fragestellungen, Fortschritte der For-
men gezielt Akzente und Impulse mit ErUM-Pro. Im        schungsarbeiten oder den Transfer von Technologien
Fokus stehen dabei drei Aspekte: die Koordination und   aus der Forschung in die Anwendung. Nachwuchsför-
Sichtbarkeit von großen Verbundprojekten, die Ausbil-   derung kann gezielt auf Jahrestreffen der Forschungs-
dung von hochqualifizierten Nachwuchskräften sowie      schwerpunkte stattfinden, etwa über Tutorials zu
                                                        Analysemethoden für den wissenschaftlichen Nach-
PUNKTGENAU – DIE MAßNAHMEN IN ERUM-PRO                                                                           17

wuchs. Zudem werden FSPs ermuntert, Angebote zu           ∙∙ Weiterbildungen für wissenschaftliches und techni-
entwickeln, um junge Menschen schon im Schulalter            sches Personal in begleitenden Qualifikationsmaß-
für die MINT-Fächer zu begeistern.                           nahmen anzubieten (etwa in den Bereichen Projekt-
                                                             management, Wissenschaftskommunikation oder
Nachwuchs qualifizieren                                      Mitarbeiterführung),

Für einen starken, konkurrenzfähigen Wissenschafts-       ∙∙ herausragenden Nachwuchs mit Forschungspreisen
und Wirtschaftsstandort benötigt Deutschland exzel-          auszuzeichnen.
lenten Nachwuchs im MINT-Bereich. Mit der Nach-
wuchsförderung durch die ErUM-Projektförderung            Für alle aus ErUM-Pro geförderten Projekte sind Maß-
trägt das Bundesforschungsministerium dazu bei, auch      nahmen zur Nachwuchsförderung verpflichtend.
künftig den Bedarf an hochqualifiziertem Nachwuchs
zu decken.                                                Mit der Industrie vernetzen

Mit der Projektförderung ErUM-Pro stärkt das Bun-         Um aus potenziell verwertbaren Ergebnissen und
desforschungsministerium die Ausbildung exzellenten       Anforderungen der Forschung tatsächlich Produkte
Nachwuchses in den Gebieten Teilchen, Materie und         zu generieren, ist eine stärkere Vernetzung zwischen
Universum. In den geförderten Projekten erhalten          Forschenden und der Industrie für den Wirtschafts-
Nachwuchsforscherinnen und -forscher die Möglich-         standort Deutschland anzustreben.
keit, modernste Forschungsmethoden einzusetzen und
bereits zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere an der   Die meisten Einrichtungen der Wissenschaftsorgani-
Gestaltung von Forschungsinfrastrukturen mitzu-           sationen und viele Hochschulen unterhalten bereits
wirken. Dabei werden ihre fachlichen Kompetenzen          Transferstellen, die den Wissenstransfer von der
gefördert und ihre internationale Sichtbarkeit erhöht.    Forschung in die Industrie fördern sollen. ErUM-Pro-
In der Zusammenarbeit an komplexen Fragestellungen        geförderte Projekte sollen mit den Transferstellen
lernen sie zudem, sich zu vernetzen. Sie entwickeln       gemeinsam mögliche Synergien mit der Industrie
Team- und Sozialkompetenz in einem internationalen        identifizieren und passende Vernetzungsmaßnahmen
und interkulturellen Umfeld.                              ergreifen. Dazu gehört beispielsweise, Nachwuchs-
                                                          wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu Aus-
In Zeiten steigender Komplexität, Interdisziplinarität,   gründungen zu ermuntern und die entsprechenden
Größe und Internationalität von Forschungsinfrastruk-     Rahmenbedingungen zu schaffen, aber auch bei Verga-
turen und einer steigenden Nachfrage nach Fachkräf-       ben von Leistungen kooperativ mit den Unternehmen
ten für die Wirtschaft muss der Nachwuchs breiter         innovative Lösungen zu erarbeiten. Darüber hinaus
qualifiziert werden – auch über die rein fachlich-wis-    kommen hier auch Pilotvorhaben in Betracht, in deren
senschaftlichen Fähigkeiten hinaus. Die Management-,      Rahmen gemeinsam mit Unternehmen Lösungen für
Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten der               deren wissenschaftliche Fragestellungen entwickelt
Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler        werden.
sollten daher gezielt gestärkt werden. Zudem werden
die Möglichkeiten von Karrieren außerhalb einer rein      Die „Industrial Liaison Offices“ der Forschungsinf-
akademisch-forschenden Laufbahn – etwa im For-            rastrukturen (ILOs) stehen bei der Vergabe größerer
schungsmanagement – stärker adressiert.                   Aufträge aus den Mitteln der ErUM-Projektförderung
                                                          beratend zur Seite. Vernetzungsaktivitäten durch die
Aus Mitteln von ErUM-Pro soll es in den Projekten         ILOs sollen von den Projekten angemessen unterstützt
beispielsweise möglich sein                               werden.

∙∙ ErUM-Sommerakademien zur Graduiertenförderung          Auch sollen Unternehmen gezielt über die technologi-
   einzurichten oder bestehende Graduiertenförde-         schen und wettbewerblichen Möglichkeiten informiert
   rungsangebote zu erweitern,                            werden, die sich aus der Grundlagenforschung ergeben.
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Zugang zu Forschungsergebnissen ermöglichen                   Um den Dialog zwischen Gesellschaft und Wissen-
                                                              schaft zu etablieren und zu intensivieren, stellt das
Um den freien Zugang zu Forschungsergebnissen zu              Bundesforschungsministerium verschiedene Formate
gewährleisten, sind Wissenschaftlerinnen und Wis-             zur Verfügung: beispielsweise die Internetplattform
senschaftler in geförderten Projekten gehalten, ihre Pu-      „Welt der Physik“ und die Veranstaltungsreihe „High-
blikationen in Open-Access-Magazinen zu veröffentli-          lights der Physik“. Forschende in geförderten Projekten
chen. Auch die Rohdaten sollen in einem für Fachleute         sollen sie mitnutzen, um ihre Arbeit einer breiteren
nutzbaren Format zugänglich gemacht werden.                   Öffentlichkeit vorzustellen. Für individuelle und neue
                                                              Maßnahmen über bestehende Formate hinaus können
In den Dialog treten                                          geförderte Projekte zusätzliche Mittel beantragen.

Die Partizipation der Öffentlichkeit an Erkenntnissen         Alle geförderten Projekte sollen ihre Aktivitäten in der
und Erfolgen der Forschung ist eines der Leitziele des        Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, Diskussionsrunden,
Rahmenprogramms. Das Bundesministerium greift                 Publikationen für Laien, Videos, Science Slams, Tage
dieses Ziel mit dem vorliegenden Aktionsplan auf und          der offenen Tür oder ähnliches) nachweisen. Eine all-
ruft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in              gemeinverständliche Zusammenfassung des Projekt-
den geförderten Projekten dazu auf, intensiv in einen         ergebnisses muss am Ende der Laufzeit erstellt werden.
Dialog mit der Öffentlichkeit zu treten. Insbesondere         Eine angemessene öffentliche Darstellung der ErUM-
die Vermittlung von Forschungsergebnissen kann am             Pro-geförderten Forschung wird Teil der Bewertungs-
besten durch aktive Wissenschaftlerinnen und Wissen-          kriterien der Projektevaluation sein. Als Basis für die
schaftler mit Kommunikationskompetenz erfolgen, die           öffentliche Zugänglichkeit der Forschungsergebnisse
dabei durch Kommunikationsfachleute professionell             dienen die Open-Access-Veröffentlichungen.
unterstützt werden.

                                                           https://www.weltderphysik.de
OPERATIVE UMSETZUNG – ERUM-PRO IN DER PRAXIS   19
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Operative Umsetzung – ErUM-Pro in der Praxis
Um die Fördermaßnahmen umzusetzen, bindet das                Die Projektförderung von ErUM-Pro vervollstän-
Bundesforschungsministerium über den Prisma-Prozess          digt diese Förderlandschaft mit ihrem einzigartigen
alle relevanten Akteure ein, neben den Forschungsin-         Konzept. Sie eröffnet dem Bund kurzfristige Gestal-
stitutionen auch Wirtschaft und Gesellschaft. Mit der        tungsmöglichkeiten, um die langfristig gesteuerten
Expertise aus der Wissenschaft werden Förderrichtlinien      Großprojekte der Forschungsinfrastrukturen flexibel
entwickelt. In einem fairen und transparenten Prozess        auf den jeweils aktuellen Bedarf aus Gesellschaft und
werden Projekte zur Förderung ausgewählt. Eine enge          Wissenschaft anzupassen.
Begleitung der Projekte durch den beauftragten Pro-
jektträger sichert die Effektivität und Nachhaltigkeit der   Fördermittel, Laufzeit und Evaluation
Förderung.
                                                             Für Fördermaßnahmen im Kontext des Aktionsplans
Die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre          ErUM-Pro plant das Bundesforschungsministerium
ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Bund und Länder          unter Vorbehalt verfügbarer Haushaltsmittel in den
tragen sie gemeinsam. Für die Förderung der Erfor-           kommenden fünf Jahren bis zu 87 Millionen Euro pro
schung von Universum und Materie werden im Rah-              Jahr zur Verfügung zu stellen.
menprogramm ErUM verschiedene, eng aufeinander
abgestimmte Förderinstrumente eingesetzt: Institu-           ErUM ist als lernendes Programm konzipiert. Das gilt
tionelle Förderung, Projektförderung und Beiträge zu         auch für seine Aktionspläne: Über die fünfjährige Lauf-
internationalen Einrichtungen ergänzen sich zu einer         zeit hinweg wird der Aktionsplan an neue Rahmen-
kohärenten Förderlandschaft.                                 bedingungen und wissenschaftliche Entwicklungen
                                                             angepasst. Das Bundesforschungsministerium nutzt
Die institutionelle Förderung der Forschungsin­              dazu das mit dem Rahmenprogramm ErUM eingeführ-
frastrukturen erfolgt in den meisten Fällen über die         te Prisma-Forum und das Prisma-Radar und bindet die
Finanzierung der Helmholtz-Gemeinschaft, zuwei-              Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die
len auch über die Max-Planck-Gesellschaft oder die           Prisma-Strategiegespräche und die Prisma-Trialoge ein.
Leibniz-Gemeinschaft. In der Summe ist hier der Bund         Über die Beobachtung gesellschaftlicher sowie wis-
überwiegender Fördergeber. Hochschulen werden                senschaftlicher Entwicklungen und die Empfehlungen
primär von den Ländern finanziert. Der Bund ergänzt          und Impulse aus der Wissenschaft können die För-
diese Förderung gezielt und in enger Abstimmung              dermaßnahmen in ErUM-Pro kurzfristig nachjustiert
mit den Ländern. So können Forschungsarbeiten von            werden.
Hochschulen, die die Forschungsinfrastrukturen nut-
zen, über die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit            Über Erfolgskontrollen von Fördermaßnahmen stellt
Bundesmitteln unterstützt werden.                            das Bundesforschungsministerium sicher, dass sein
OPERATIVE UMSETZUNG – ERUM-PRO IN DER PRAXIS                                                                                21

                                                    Projektbegleitung                                          €
                                                                                                               €
                                                                                                               €
                                                                                                               €
                                                                                                            Förderung

                                                                        Antragsberatung

                                                                                                            BMBF
                                                                                                        Förderentscheidung
Strategische Vorbereitung   Veröffentlichung der   Entwicklung von                   Begutachtung
der Fördermaßnahme          Förderrichtlinie       Projektvorschlägen

                                                                                                               X
                                                                                                          keine Förderung

politisches Handeln effektiv und effizient ist und                 Pro. Das Bundesforschungsministerium setzt sie mit
bleibt. Mit einer begleitenden Evaluation werden dazu              entsprechenden Förderrichtlinien um. Die Richtlinien
Relevanz, Effektivität, Effizienz und Kohärenz der                 beschreiben neben Förderziel und Zuwendungszweck
Förderung kontinuierlich überwacht. Nach fünf Jahren               den Gegenstand der Förderung. Sie definieren zudem
Laufzeit ist zudem eine Ex-Post-Evaluation der Förder-             mögliche Zuwendungsempfänger.
maßnahmen in ErUM-Pro vorgesehen. Aufbauend auf
den Ergebnissen dieser Evaluation werden der Aktions-              Strategisch vorbereiten
plan und die Fördermaßnahmen weiterentwickelt.
                                                                              Die Förderrichtlinien werden im Prisma-
Die Förderung der Erforschung von Universum und                               Prozess entwickelt und ausgestaltet. Das
Materie schafft Grundlagenwissen. Dieses Wissen hat                           Prisma-Forum berät das Bundesforschungs-
das Potential, Innovationskeime zu legen, Lösungs-                 ministerium in Fragen der strategischen Ausrichtung.
ansätze für gesellschaftliche Herausforderungen zu                 Dort finden sich auch Vertreter von Wirtschaft und
liefern oder neue Fragestellungen anzuregen. Der                   Gesellschaft. Eine Aufgabe des Forums ist es, Empfeh-
Nutzen der Förderung ist entsprechend vielfältig und               lungen zur förderpolitischen Zielsetzung zu erarbeiten.
reicht von gesellschaftlichen über wirtschaftliche bis             Das Bundesforschungsministerium greift die Impulse
hin zu kulturellen Aspekten. Gleichzeitig ist er häufig            auf, stimmt sie mit Strategien der Bundesregierung ab
langfristiger Natur und schwierig nachzuzeichnen.                  und leitet ausgewählte Schwerpunkte und Zielsetzun-
Um Relevanz, Effektivität, Effizienz und Kohärenz der              gen für Förderrichtlinien ab.
Förderung zu überprüfen, müssen daher einschlägige
Faktoren ermittelt und geeignete Kennzahlen abgelei-               Im Vorfeld zur Veröffentlichung konkreter
tet werden. Das Bundesforschungsministerium initiiert              Richtlinien bindet das Ministerium die Fach-
und fördert dazu eine Studie, die zum Ziel hat, Kenn-              wissenschaft in den Prozess ein: Das Bun-
zahlen entsprechend weiterzuentwickeln oder neue zu                desforschungsministerium lädt dazu Vertreterinnen
definieren.                                                        und Vertreter der betroffenen Forschungsfelder zu den
                                                                   jeweiligen Prisma-Strategiegesprächen. In den Gesprä-
Wege zur Förderung                                                 chen geben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
                                                                   fachliche Anregungen zu den Förderrichtlinien – basie-
Die Projektförderung in den Themengebieten Teilchen,               rend auf Strategiepapieren und Schwerpunktsetzungen
Materie und Universum sowie zur Stärkung von Quer-                 gewählter Komitees der Forschungsfelder.
schnittsthemen bildet den Schwerpunkt von ErUM-
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Exzellenz sichern, zielgerichtet fördern                  bewertenden Anträge. Die Mitgliedschaft in den Begut-
                                                          achtungsgremien ist in der Regel auf zwei Perioden zu
              Antragsberechtigt sind in erster Linie      jeweils drei Jahren beschränkt.
              deutsche Hochschulen. Sie reichen ihre
              Anträge auf Projektförderung zum            Nach der wissenschaftlichen Bewertung durch das Be-
              Stichtag bei dem mit der Umsetzung der      gutachtungsgremium wählt das Bundesforschungsmi-
Fördermaßnahme beauftragten Projektträger ein. Die        nisterium die Projekte unter Berücksichtigung seiner
eingereichten Projektvorschläge stehen im Wettbe-         forschungspolitischen Kriterien zur Förderung aus. Zu
werb zueinander. Die Antragsstellung zu einem festen      diesen Kriterien zählt insbesondere, dass mit dem Pro-
Stichtag erlaubt es, die eingereichten Anträge in einem   jekt eine instrumentelle oder methodische Weiterent-
transparenten und fairen Verfahren verglei-               wicklung von Forschungsinfrastrukturen angestrebt
chend zu begutachten. Für die Begutachtung                und wichtige Fragen der naturwissenschaftlichen
beruft das Bundesforschungsministerium                    Grundlagenforschung angegangen werden. Weitere
ein externes Fachgremium ein.                             Fördervoraussetzungen werden spezifisch für einzelne
                                                          Förderrichtlinien festgelegt. Sie orientieren sich an
Das Begutachtungsgremium stellt die Exzellenz der         den flankierenden Maßnahmen von ErUM-Pro in den
geförderten Projekte sicher: Seine Kernaufgabe ist        Bereichen Koordination, Nachwuchs und Vernetzung.
es, die Anträge wissenschaftlich zu bewerten und zu
priorisieren. Zudem begleitet es das Bundesforschungs-    Der zur Umsetzung der Förderrichtlinie
ministerium und den Projektträger über die Förderpe-      beauftragte Projektträger begleitet die geför-
riode hinweg in beratender Funktion. Das Ministerium      derten Projekte fachlich wie administrativ
setzt das Gremium so zusammen, dass die Teilgebiete       über ihre gesamte Laufzeit. Der Fortschritt
der entsprechenden Förderrichtlinie angemessen            in den Projekten und die zweckmäßige Verausgabung
abgedeckt sind. Dabei wird eine ausgewogene Mitwir-       der Fördermittel werden dabei überwacht. Die enge
kung von Frauen und Männern angestrebt. Zwingende         Projektbetreuung gewährleistet einen effektiven und
Bedingung bei der Wahl geeigneter Kandidatinnen und       nachhaltigen Projektverlauf.
Kandidaten ist deren Unbefangenheit bezüglich der zu
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