Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM

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Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Klinik und
           und Plyklinik
               Poliklinikfür
                           fürvaskuläre
                               Vaskuläreund
                                          und
                                            endovaskuläre
                                              Endovaskuläre
                                                          Chirurgie
                                                            Chirurgie
    Klinikum rechts
    Klinikum  rechts der
                      derIsar
                           Isar
    Technische Universität
    Technische   UniversitätMünchen
                               München

Akute und chronische
Durchblutungsstörungen
der Extremitäten

 Wissen schafft Heilung
Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Wichtige Kontakte auf einen Blick:
    Diensthabender Arzt:				Telefon: 089 4140 5007

    Gefäßzentrum:					Telefon: 089 4140 6666 		                                Fax: 089 4140 6668
    (Vereinbarung ambulanter Termine)

    Aufnahmemanagement:			 Telefon: 089 4140 5266		                            Fax: 089 4140 2173
    (Vereinbarung von stationären und OP-Terminen)

    Entlassmanagement: 		                        Telefon: 089 4140 9598     Fax: 089 4140 2173
    					                                        E-Mail: GES_Entlassmanagement@mri.tum.de

    Chefsekretariat:				Telefon: 089 4140 2167		 Fax: 089 4140 4861
    						E-Mail: gefaesschirurgie@mri.tum.de

    Weitere Informationen erhalten Sie außerdem auf unserer Klinikhomepage www.gchir.mri.tum.de.

    Postanschrift:
    Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie
    Ismaninger Straße 22
    81675 München

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Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Univ.-Prof. Dr. med.
                                                           Hans-Henning Eckstein
                                                           Direktor der Klinik und Poliklinik für
                                                           Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie

Liebe Patientinnen und Patienten,                          weitergehende Untersuchungen (z.B. Herzkatheter-
liebe Kolleginnen und Kollegen,                            untersuchung) senken zu können. Selbstverständlich
sehr verehrte Leserinnen und Leser,                        werden die Befunde der zuweisenden niedergelasse-
                                                           nen KollegInnen bei der Therapieentscheidung mit ein-
die Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovas-       bezogen. Die klinischen Ergebnisse aller Eingriffe bei
kuläre Chirurgie am Klinikum rechts der Isar der           peripheren Durchblutungsstörungen werden prospektiv
Technischen Universität München ist ein Kompetenz-        dokumentiert, kontinuierlich publiziert und vorgetragen.
zentrum für die Behandlung akuter und chronischer          Darüber hinaus erfolgt eine breite klinische und transla-
Durchblutungsstörungen der Extremitäten. Hierzu            tionale Forschungstätigkeit zur PAVK.
gehören u.a. die Therapie der peripheren arteriellen
Verschlusskrankheit (PAVK), der akuten Extremitäten-       Dieses Informationsheft soll unseren PatientInnen,
ischämie, des diabetischen Fuß-Syndroms (DFS) und          interessierten LeserInnen und KollegInnen aus der
des Aneurysmas der Kniekehlenarterie (A. poplitea).        Medizin einen Überblick über die verschiedenen
Auf der Basis einer differenzierten klinischen und         Formen akuter und chronischer peripherer Durch-
apparativen Diagnostik führen wir bei unseren Patien-      blutungsstörungen geben. Hierbei möchten wir Sie
tInnen eine individuell optimierte Therapie durch.         über unser Vorgehen inkl. Diagnostik, Therapie und
Die Verfahren beinhalten die konservative Therapie         der notwendigen Nachsorge informieren. Unser Ma-
mit durchblutungsfördernden Medikamenten (z.B.             nagement orientiert sich an gültigen nationalen und
Prostaglandine), die endovaskuläre Behandlung              internationalen Leitlinien, wird im Einzelfall aber immer
(Thrombektomie, Thrombolyse, beschichtete Ballon-          individuell mit dem einzelnen Patienten abgestimmt.
katheter, Stents und Stentprothesen), offen-opera-         Patientensicherheit ist für uns das oberste Gebot,
tive Verfahren, wie z.B. die lokale Ausschälplastik        deshalb bevorzugen wir prinzipiell Therapieverfahren
(Thrombendarteriektomie=TEA) oder die Bypass-              mit einem möglichst niedrigen Behandlungsrisiko. Teil
Chirurgie. Selbstverständlich führen wir auch kom-         unseres Qualitätsmanagements sind die in diesem Heft
binierte Rekonstruktionen (Hybrideingiffe) durch.          ebenfalls dokumentierten Fallzahlen und Ergebnisse,
Mit der Gründung des Interdisziplinären Gefäßzen-          allesamt ein Beleg für den hohen Versorgungsstandard
trums am Klinikum rechts der Isar im Jahr 2001 wurde       der Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovasku-
die enge Kooperation mit weiteren Fachabteilungen          läre Chirurgie am Universitätsklinikum rechts der Isar.
etabliert. Alle Patienten mit Erkrankungen der Becken-,    Weitere Informationen finden Sie auf unserer Home-
Bein- und Armschlagadern werden in unserem interdis-       page unter www.gchir.mri.tum.de.
ziplinären Gefäßboard besprochen, in welchem sich die
verschiedensten Spezialisten aus Kardiologie, Angio-       Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr
logie, Nephrologie, Radiologie, Gastroenterologie (inkl.
Diabetologie) und Sportmedizin treffen. Darüberhinaus
erhalten alle PatientInnen vor einer größeren operativen
Behandlung eine kardiologische Untersuchung, um das
Behandlungsrisiko besser abschätzen und durch ggfs.        Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Henning Eckstein

                                                                                                                    3
Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
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Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Inhalt

Inhalt
Ihr Klinik-Team zur Therapie akuter und chronischer Durchblutungsstörungen          6
Periphere arterielle Verschlusskrankheit                                            10
Grundlegendes zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK)                 10
Ursachen chronischer Durchblutungsstörungen                                         11
Worauf Patienten achten müssen - Symptome und Stadien der PAVK                      12
Die PAVK: Indikator für Arteriosklerose im ganzen Körper                            13
Diagnostik der PAVK                                                                 14
Therapie der PAVK                                                                   18
Die Behandlung der PAVK am "Klinikum rechts der Isar"                               22
Weitere Ursachen und Formen peripherer Durchblutungsstörungen                       24
Diabetisches Fuß-Syndrom (DFS)         24
Entzündliche Gefäßerkrankungen         24
Engpass-Syndrome25
PAVK im Bereich der Arme und Schultern 27
Akrale Durchblutungsstörungen          27
Welche Erkrankungen verursachen ähnliche Beschwerden wie die PAVK?                  28
Akute Durchblutungsstörungen der Extremitäten                                       30
Ursachen einer akuten Extremitätenischämie                                          30
Aneurysmen der Oberschenkel- und Kniekehlenarterie                                  30
Seltene Ursachen                                                                    30
Warnzeichen einer akuten Extremitätenischämie - Symptome und Stadien                31
Diagnostik der akuten Extremitätenischämie                                          31
Notfalltherapie im Bereich der Arme und Beine                                       33
Wie werden Diagnostik, Notfalltherapie und Nachbehandlung organisiert?              36
Worauf müssen Patienten und Angehörige nach einer Behandlung achten?                37
Behandlungszahlen zur PAVK und zur akuten Extremitätenischämie in unserer Klinik    38
Krankenhausinfektionen - unser Vorgehen in Prophylaxe und Therapie                  40
Behandlung chronischer Wunden im Bereich der Extremitäten                           41
Lehre und Forschung zur PAVK und zur akuten Extremitätenischämie                    42
Lehrveranstaltungen42
Klinische Forschung                                                      42
Forschungsbereich "Vaskuläre Biologie und experimentelle Gefäßchirurgie" 43
Vaskuläre Versorgungsforschung                                           43
Weitere Fragen?                                                          45
Weitergehende Informationen                                                         45
GEFÄSSLEXIKON                                                                       46

Im Vordergrund der Neubau der Klinik und Poliklinik                                           5
für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie
Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Ihr Klinik-Team

Ihr Klinik-Team zur Therapie
akuter und chronischer
Durchblutungsstörungen

Univ.-Prof. Dr. med. Hans-            PD Dr. med. Alexander Zim-          Dr. med. (Univ. Budapest)      Dr. med. Heiko Wendorff,
Henning Eckstein, Direktor der        mermann, Leitender Oberarzt,        Gábor Bíró, Geschäfts-         Oberarzt, Endovaskulärer
Klinik und Poliklinik für Vaskuläre   Endovaskulärer Spezialist DGG       führender Oberarzt             Spezialist DGG
und Endovaskuläre Chirurgie,
Endovaskulärer Spezialist DGG

Dr. med. Michael Kallmayer,­          Dr. med. Franz Meisner,             Dr. med. Uta Werthern,         Dr. med. Thomas Stadlbauer,
Oberarzt, Facharzt für Gefäß-         ­Oberarzt und ärztlicher Leiter     ­Oberärztin und Leiterin der   ­Oberarzt, Facharzt für Kardiolo-
chirurgie                              der Poliklinik für Vaskuläre und    Spezialsprechstunde für        gie, Angiologie, Hypertensiologie
                                       Endovaskuläre Chirurgie             Venenerkrankungen

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Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Ihr Klinik-Team

Dr. med. Matthias Trenner,        Dr. med. Sarah Geisbüsch,       Dr. med. Benedikt Reuters-
Funktionsoberarzt, Facharzt für   Fachärztin für Gefäßchirurgie   berg, Facharzt für
Gefäßchirurgie                                                    Gefäßchirurgie

Dr. med. univ. Christoph          Dr. med. Albert Busch,          Dr. med. Sven Zhorzel,
Knappich, Assistenzarzt in der    Assistenzarzt in der Weiter-    Assistenzarzt in der Weiter-
Weiterbildung zum Facharzt für    bildung zum Facharzt für        bildung zum Facharzt für
Gefäßchirurgie                    Gefäßchirurgie                  Gefäßchirurgie

Univ.-Prof. Dr. med. Gerhard      Dr. med. Katja Hammer,          Dr. med. Sofiane Dridi,
­Schneider, Direktor der Klinik   Oberärztin der Klinik für       Oberarzt der Klinik für
 für Anästhesiologie              Anästhesiologie                 Anästhesiologie

                                                                                                              7
Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Ihr Klinik-Team

Ihr Ambulanz-Team

Dr. med. Franz Meisner,             Dr. med. Uta Werthern,                  Barbara Heilmeier, ­                Elizabeth Pigott,
­Oberarzt und ärztlicher Leiter     Oberärztin und stellvertr.              Fachwirtin für ambulante und        Gesundheits- und Krankenpfle-
 der Poliklinik für Vaskuläre und   ärztliche Leiterin der Poliklinik für   medizinische Versorgung, Lei-       gerin Ambulanz, zertifizierte
 Endovaskuläre Chirurgie            Vaskuläre und Endovaskuläre             tung Poliklinik für Vaskuläre und   Wundmanagerin
                                    Chirurgie                               Endovaskuläre Chirurgie

Andrea Masset,                      Juliana Adelsberger,                    Samira Bibi Epse Krüger,            Seher Avci,
Wundmanagement                      Wundmanagement                          Prästationäre Patienten             Medizinische Fachangestellte

Karin Grimm,                        Sabine Simon,                           Andrea Stieber,                     Karin Munz,
Fachschwester für Anästhesie-       Fachschwester für Anästhesie-           Sekretärin der Poliklinik für       Sekretärin der Poliklinik für
und Intensivmedizin                 und Intensivmedizin                     Vaskuläre und Endovaskuläre         Vaskuläre und Endovaskuläre
                                                                            Chirurgie                           Chirurgie

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Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Ihr Klinik-Team

Ihr Stations-Team

Dr. rer. medic. Eva Knipfer,   Katharina Beck,         Lisa Seitz,
­MHBA/Klinikmanagement, DRG    Patientenmanagement     Chefsekretariat

Nathalie Schilde,              Melanie Usko,           Rebecca Töpfer, ­
Chefsekretariat                Aufnahmemanagement      Entlassmanagement

Christian Haubner-Schwab,      Viktorija Mladenovic,   Bilge Uzun,
Leitung Pflegeteam             Stationäre Patienten    Stationäre Patienten

                                                                                           9
Akute und chronische Durchblutungsstörungen der Extremitäten - Wissen schafft Heilung - TUM
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Grundlegendes zur peripheren arteriellen Ver-             Hierzu zählen das Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoff-
schlusskrankheit (PAVK)                                   wechselstörungen (erhöhtes Cholesterin), die Zucker-
Wir unterscheiden drei Arten von Blutgefäßen: Arterien,   krankheit (Diabetes mellitus) und Bewegungsmangel.
Venen und Kapillaren. Sauerstoffreiches Blut gelangt
über die Arterien von der Lunge über das Herz und
die Hauptschlagader (Aorta) in den Körper und die
einzelnen Organe. Die zunächst kaliberstarken Arterien
verzweigen sich dabei in immer kleinere Arterien bis zu
den Kapillaren. Hier findet der Austausch von Sauer-
stoff, Nährstoffen und Stoffwechselprodukten für die
Gewebeversorgung statt. Das sauerstoff- und nährstoff-
arme Blut wird von den Venen danach wieder über das
Herz zur Lunge zurücktransportiert, wo das Blut erneut
mit Sauerstoff angereichert wird.

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
(PAVK) liegt eine Arteriosklerose der Becken- und
Beinarterien, seltener auch der Armarterien vor. Ver-
engungen und Verschlüsse der Becken- oder Bein-
arterien entwickeln sich zumeist sehr langsam und
führen nach einem asymptomatischen Stadium zu einer
Durchblutungsstörung der Beine, die sich bei körperli-
cher Belastung, d.h. beim Laufen, Gehen oder Treppen-
steigen mit Bein- und Wadenschmerzen bemerkbar
macht („Schaufensterkrankheit). Bei einem Fortschrei-
ten der Erkrankung kann es zu Schmerzen auch in
Ruhe kommen oder zu nicht heilenden Wunden an
den Zehen oder der Ferse. In diesem Stadium ist eine
Verbesserung der Durchblutung zwingend geboten, da
unbehandelt der Verlust des betroffenen Beins droht.

In Deutschland lässt sich bei 5-10% der Erwachsenen
eine PAVK nachweisen, es handelt sich vor allem in
den Industrienationen um eine häufige Erkrankung. In
Nordamerika und Europa sind ca. 27 Millionen Men-
schen betroffen. Insbesondere ab dem 65. Lebensjahr
steigt die Anzahl der Erkrankten zunehmend an,
Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Erkran-
kung bleibt durch ihren schleichenden Verlauf häufig
zunächst unerkannt, die Geschwindigkeit des Fort-
schreitens ist durch das Vorhandensein von bestimmten     Schematische Abbildung des Herzkreislaufsystems mit Arterien
                                                          (rot) und Venen (blau)
Risikofaktoren und schädlichen Einflüssen individuell
unterschiedlich.

10
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Ursachen chronischer Durchblutungsstörungen                  Stehenbleiben zwingen und in Ruhe wieder verschwin-
Bei der PAVK bilden sich Fettablagerungen, sogenann-         den („Schaufensterkrankheit“). In fortgeschrittenen Sta-
te Plaques, in den Wänden der Arterien. Hierbei sind         dien kommt es zu ischämie-bedingten Ruheschmerzen
die Beinarterien ca. 10-mal häufiger betroffen als die Ar-   im Bereich der Zehen oder der Ferse (insbesondere bei
terien der Arme. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt         hochgelagerten Beinen) oder sogar zum Gewebezerfall
es zu einer Verfettung, Verdickung und Verhärtung der        mit offenen Wunden oder Nekrosen im Bereich der
Arterienwände mit fortschreitender Einlagerung von           Ferse oder der Zehen. Da der menschliche Körper über
Blutfetten und Entzündungszellen. Der Gefäßdurch-            die Möglichkeit verfügt, Umgehungskreisläufe zu entwi-
messer wird weiter eingeengt. Diese Plaques können           ckeln, treten die letztgenannten Symptome allerdings
aufplatzen, wobei sich dann Blutplättchen an den Wän-        erst bei einer sehr weit fortgeschrittenen PAVK auf.
den der Arterien ablagern können (Blutgerinnsel).
                                                             Die wichtigen Risikofaktoren für die Entstehung einer
Beschwerden entstehen dann, wenn im Bereich hinter           Arteriosklerose und einer PAVK sind:
dem arteriellen Engpass der Bedarf an Sauerstoff und
Nährstoffen nicht mehr gedeckt werden kann und es            •   Rauchen
zu einer belastungsabhängigen Mangeldurchblutung             •   Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
(Ischämie) kommt. Die betroffenen Patienten bemer-           •   Hohe Blutfette (insbesondere das LDL Cholesterin)
ken zunächst krampfartige Schmerzen in den Beinen            •   Hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie)
(z.B. in den Waden, wie bei „Muskelkater“), die zum

                                                                                                   Verengung der Arterie

                                                                                                                   11
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Worauf Patienten achten müssen - Symptome und               Die vier Stadien der PAVK (nach Fontaine):
Stadien der PAVK
Folgende Beschwerden können Ausdruck einer beginnen-
den oder fortgeschrittenen PAVK sein:

•    Belastungsabhängige Schmerzen im Bereich der
     Waden-, Oberschenkel- oder Gesäßmuskulatur,
     insbesondere beim schnellen Gehen oder beim
     Bergaufgehen
•    Kalte, blasse oder trockene Haut, insbesondere auf
     einer Seite (Stadium II der PAVK: Bei einer schmerz-
     freien Gehstrecke von >200 Metern liegt ein Stadium
     IIa vor, bei einer schmerzfreien Gehstrecke von
     weniger als 200 Metern ein Stadium IIb)
•    Ruheschmerzen im Bereich der Zehen, insbesonde-
     re nachts oder bei hochgelagerten Beinen (Stadium
     III der PAVK)
•    Wunden im Bereich der Füße oder Unterschenkel
     heilen nur langsam oder gar nicht ab (Stadium IV
     der PAVK)
•    Potenzstörungen bei Männern

Chronische Durchblutungsstörungen werden unter-
schieden von einer akut einsetzenden Ischämie im
Bereich der Extremitäten.

Jedoch kann bei dieser chronischen Grunderkrankung
als Komplikation eine akute Verschlechterung in Form
eines akuten Verschlusses von Arterien auftreten.

Dieses Krankheitsbild wird in einem späteren Kapitel
                                                            Einteilung der PAVK nach Fontaine
behandelt.

Die klinische Beschwerdesymptomatik kann ebenfalls
einen ersten Hinweis zur Lokalisation der Gefäßver-
engungen liefern. Belastungsabhängige Schmerzen im
Bereich der Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur kön-
nen auf eine Läsion im Bereich der Beckenarterien oder
der Bauchaorta hinweisen. Die typische „Wadenclau-
dicatio“ bezeichnet belastungsabhängige Schmerzen
in der Wadenmuskulatur, die sich beim Bergangehen
und bei schnellerem Tempo verstärken. Belastungsab-
hängige Schmerzen im Fußbereich sind selten und
können Ausdruck einer PAVK des Unterschenkeltyps
sein.

                                                            Lokalisation des Gefäßverschlusses

12
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Die PAVK: Indikator für Arteriosklerose im ganzen
Körper!
Die PAVK basiert in den meisten Fällen auf arterioskle-
rotischen Veränderungen im Bereich der Schlagadern
der unteren Extremität. Als wichtigste Risikofaktoren
gelten hohe Blutfettwerte, hoher Blutdruck, Nikotinabusus
(insbesondere Stenosen und Verschlüsse im Bereich der
Becken- und Oberschenkelarterien) sowie ein Diabetes
mellitus (insbesondere für Stenosen und Verschlüsse im
Bereich der Unterschenkelarterien).

Diese Risikofaktoren wirken jedoch auf alle arteriellen
Gefäße des gesamten Körpers und vor allem auch auf
die Herzkranzgefäße. Daher sind arteriosklerotische
Veränderungen der unteren Extremität ein Ausdruck eines
erhöhten Risikos im Körper und hier vor allem der herz-
und hirnversorgenden Gefäße, ebenfalls von arterioskle-
rotischen Veränderungen betroffen zu sein. Die Folge
ist eine deutlich erhöhte Anfälligkeit für Herzinfarkte und
Schlaganfall.

In den vergangen Jahren konnte in drei wichtigen deut-
schen Studien (getABI, Heinz Nixdorf Recall Study,
                                                              Auswirkung der Riskiofaktoren auf die Herzkranzgefäße
AtheroGene Investors) gezeigt werden, dass es bezüglich
der PAVK zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen gibt.

•   Die Sichtweise des Patienten, der vor allem unter         Schon beim Vorliegen einer leichten PAVK (Stadium I)
    den Schmerzen der „Schaufensterkrankheit“ und der         ist das allgemeine kardiovaskuläre Risiko erhöht. Ein
    daraus resultierenden Einschränkung der Belastbar-        Stadium I einer PAVK kann durch die Messung der
    keit sowie der Angst vor einem Verlust der betroffe-      Doppler-Drucke im Knöchelbereich nachgewiesen wer-
    nen Extremität leidet.                                    den (s.u.). Besonders hoch ist es bei Patienten mit einer
•   Die Sichtweise des Therapeuten beinhaltet darü-           schweren PAVK (Stadium III und IV). In dieser Gruppe
    ber hinaus, die Verdopplung des Risikos an einem          ist das zumeist kardiovaskulär bedingte Sterberisiko mit
    Herzinfarkt- oder Schlaganfall in den kommenden           ca. 25% nach 5 Jahren besonders hoch!
    5 Jahren zu erkranken. Dieses Risiko beträgt bis
    zu vierzig Prozent und führt zu einer Reduktion der       Es ist daher sehr wichtig, beim Vorliegen einer PAVK
    Lebenserwartung von bis zu zehn Jahren.                   auch das Herz (Echokardiographie, Belastungs-EKG)
                                                              etc.) und die Halsschlagadern (Duplex-Sonographie) zu
Diese Studien konnten zeigen, dass das allgemeine             untersuchen sowie die Risikofaktoren konsequent zu
kardiovaskuläre Risiko mit den Werten der Doppler-            behandeln. Obligat ist eine medikamentöse Prophylaxe
Druck-Messung korreliert. Je niedriger der sog. ABI           mit Azetylsalizylsäure 100 mg täglich und die Senkung
Wert ist (ankle-brachial-Index), desto höher ist das          des LDL-Cholesterins auf Werte von ca. 70 mg% mit
Risiko eines Herzinfarkts, eines Schlaganfalls oder           Statinen.
eines sonstigen schweren gefäßbedingten Ereignisses
(z.B. Beinverlust).

                                                                                                                      13
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

                   ABI und 1-Jahres-Rate
               schwerer vaskulärer Ereignisse

     2,7%             6,2%          10,0%            15,2%

     0,9-1,5          0,7-0,89       0,5-0,69         6.000 Patienten
aus Hausarztpraxen.                                            Auskultation und Tasten der peripheren Pulse
(C. Diehm, CARDIOVASC, Vol. 4 Ausgabe 8, 2004)

Diagnostik der PAVK                                            Ultraschall mit Doppler- und Duplex-Sonographie
1. Klinische Untersuchung                                      Die Ultraschall-Diagnostik beinhaltet die Messung des
Bei der Abklärung einer PAVK steht zunächst die klini-         Blutdrucks am Arm und den Beinen mit einer Stiftsonde
sche Diagnostik mit der körperlichen Untersuchung im           (sog. Doppler-Druck-Messung) und die farb-kodierte
Vordergrund. Hierzu werden die betroffenen Gliedmaßen          Duplex-Sonographie der Becken-Bein- und/oder
äußerlich begutachtet (Inspektion), wobei insbesondere         Schulter-Arm-Arterien.
auf offene Wunden, auf eine mangelnde Behaarung und
etwaige Narben (Vor-Operationen) geachtet wird. Nächste        1. Dopplerdruckmessung
Schritte sind die Auskultation und die Erhebung eines          Hierbei wird mittels einer Blutdruckmanschette der
vollständigen Pulsstatus. Abgeschwächte oder fehlende          Blutdruck an den Armen mit dem Blutdruck an den
Pulse können einen ersten Hinweis auf die Lokalisation         Beinen verglichen. Anhand der Blutdruckwerte be-
einer Engstelle oder eines Gefäßverschlusses geben.            stimmt man schließlich den sog. Knöchel-Arm-Index
                                                               (ankle-brachial-index bzw. ABI). Der ABI ergibt sich aus
2. Ratschow’sche Lagerungsprobe                                dem oberen (systolischen) Blutdruckwert am Knöchel,
Eine weitere wichtige Untersuchung ist die sog.                geteilt durch den oberen Blutdruckwert am Arm. Bei ABI
Ratschow’sche Lagerungsprobe. Hierbei müssen die               Werten zwischen 0,5 und 0,8 liegt häufig eine Schau-
Patienten über ca. 2 Minuten in Rückenlage und bei             fensterkrankheit vor (Stadium II der PAVK), bei Werten
hochgestellten Beine die Fußgelenke kräftig hoch und           1,3 bzw. ein fehlender
Füße und die Venenfüllung im Knöchel- und Fußrü-               Abfall des Doppler-Signals auch bei hoher Kompression
ckenbereich bei herabhängenden Beinen beurteilt. Eine          (> 200mmHg) weisen auf eine Verkalkung innerhalb der
sehr rasch einsetzende beidseitige Rötung der Zehen            Gefäßwand (sog. Mediasklerose) hin. In diesen Fällen
(Kapillarperfusion) und eine ebenfalls zügige Venenfül-        sind die ABI-Werte nicht verwertbar.
lung (nach ca. 10-20 Sekunden) sprechen gegen das
Vorliegen einer PAVK.

14
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Peripherer Verschlussdruck: Ankle-Brachial Index

                                                              Beispielmessung des Knöchel-Arm-Drucks
                                                              (Ankle-Brachial index, ABI)
                                                              Blutdruck am Knöchel 80 mmHg und Blutdruck am
                                                              Arm 140 mmHg = 80:140mmHg

                                                                   ABI = 0,6 (entspricht einer mittelschweren PAVK
                                                              im Stadium II, am Beispiel des linken Beins)

ABI-Messung

Ausführliche Diagnostik in unserem anerkannten Gefäßzentrum

                                                                                                                  15
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

2. Ultraschalluntersuchung (Farb-kodierte Duplex-
Sonographie)
Als nächster diagnostischer Schritt wird eine farb-
kodierte Duplex-Sonographie durchgeführt. Der Ultra-
schallkopf wird über die betroffene Schlagader in der
Leiste oder am Ober- oder Unterschenkel geführt und
ein Ultraschallbild mit den Gefäßveränderungen auf
einen Bildschirm projiziert. Im Einzelnen werden die
Strömungsgeschwindigkeit des Blutes, die Elastizität
des Gefäßes und etwaige Plaqueablagerungen in den
Schlagadern begutachtet. Hohe Strömungsgeschwin-
digkeiten sprechen im Allgemeinen für das Vorliegen
einer Gefäßverengung (Stenose), ein fehlender Blut-
fluss für das Vorliegen eines Gefäßverschlusses.

Bei der Duplex-Sonographie handelt es sich um eine
ungefährliche, nicht strahlenbelastende Untersuchung,
welche erste exakte Ergebnisse über die genaue Lo-
kalisation der PAVK liefert. Zur genaueren Lokalisation
von Engstellen und zur Planung einer Katheter-Thera-
pie oder eines operativen Eingriffs werden in der Regel
weitere bildgebende Verfahren eingesetzt.                   Duplexsonographie der Beine

Radiologische, bildgebende Verfahren
1. Magnet-Resonanz-Angiographie (MRA)
Die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) ist eine Me-
thode ohne Verwendung von Röntgenstrahlung, bei der
außerdem auf eventuell nierenschädliches jodhaltiges
Kontrastmittel verzichtet werden kann. Hierbei werden
mittels künstlich erzeugter Magnetfelder detaillierte
Schnittbilder erzeugt. Im Körper implantierte metallische
Gegenstände (z.B. Herzschrittmacher) stellen für viele
MR-Untersuchungen allerdings eine Kontraindikation
dar.

2. Computer-Tomographie-Angiographie (CTA)
Bei der Computer-Tomographie-Angiographie (CTA) er-
folgt eine CT-Untersuchung in Kombination mit der Gabe
eines Kontrastmittels. Hierdurch können insbesondere die
großen Gefäße (Aorta, Hohlvene etc.) sehr gut abgebildet
                                                            MR-Angiographie der           Digitale Subtraktions-
werden. Mit der CTA lässt sich außerdem der Grad der        Oberschenkelarterien          angiographie (DSA) der
Verkalkung der Arterien sehr gut abschätzen.                                              Oberschenkelarterien

16
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

3. Intraarterielle Katheter-Angiographie
Als invasiver Eingriff steht die diagnostische Angiographie
zur Verfügung. Hierbei erfolgt in örtlicher Betäubung
eine Punktion der Leistenschlagader und die Verabrei-
chung des Kontrastmittels über eine Schleuse. Unter
Röntgenkontrolle werden alle Arterien des betroffenen
Bereiches sichtbar, auch die Geschwindigkeit der Ver-
teilung des Kontrastmittels kann beurteilt werden. Oft
kann eine Verengung in gleicher Sitzung mit einem                       Oszillometrie beider Beine bei PAVK
                                                                        Druckschwankungen durch Pulswellen
Ballonkatheter oder einem Stent erweitert werden.
Computergestützt werden Knochen und Gelenke aus dem                     3. Laufband-Ergometrie
Bild herausgerechnet. Das Verfahren wird daher auch als                 Im Stadium II der PAVK lassen sich die schmerzfreie
digitale Subtraktions-Angiographie bezeichnet (DSA).                    Gehstrecke und die maximale Gehtrecke in standardi-
                                                                        sierter Form (3km/h, 12 Grad Steigung) auf einem Lauf-
Weiterführende apparative Diagnostik                                    band bestimmen. Hierdurch lässt sich z.B. eine PAVK
1. Transkutane Messung des Sauerstoffpartialdrucks                      im Stadium IIa von einer PAVK im Stadium IIb besser
(tcpO2)                                                                 unterscheiden. Durch wiederholte Bestimmung des ABI
Weitere Untersuchungstechniken beinhalten die                           vor und nach Belastung lassen sich das Ausmaß und
Messung des Sauerstoffgehalts in der Haut bzw. Unter-                   die Dauer des Abfalls des systolischen Knöcheldrucks
haut mittels transkutaner Messung des Sauerstoff-                       bestimmen. Außerdem können Therapieeffekte (z. B.
partialdrucks (tcpO2).                                                  Verbesserung der Gehstrecke) besser abgeschätzt
Bei Werten
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

                                           Therapie der PAVK
                                           Die Behandlung der PAVK stützt sich allein oder in
                                           Kombination auf folgende Säulen:

                                           •   Konservative Therapie inkl. Veränderungen des
                                               Lebensstils
                                           •   Medikamentöse Behandlung
                                           •   Endovaskuläre Therapieverfahren mit Ballonkathe-
                                               tern und Stents
                                           •   Klassische gefäßchirurgische Verfahren (lokale
                                               Plaquedesobliteration, Bypass-Chirurgie)

                                           Konservative Therapie und was kann ich selbst tun,
                                           um vorzusorgen?
Ernährungsdreieck des Verbandes für        Diese Form der Behandlung umfasst zu aller erst eine
Ernährung und Diätetik e.V. (VFED)
                                           Minimierung der Risikofaktoren, um ein weiteres Fort-
                                           schreiten der Erkrankung zu verhindern bzw. zu ver-
                                           langsamen. Hierzu sollte der Lebensstil mit viel Bewe-
                                           gung, Reduktion tierischer Fette und ballaststoffreicher
                                           Kost angepasst werden. Alkohol ist in geringem Maß
                                           erlaubt. Weitere Infos in der „Lebensmittelpyramide“.

                                           Falls Sie rauchen, ist es absolut notwendig, das Rau-
                                           chen vollständig aufzugeben. Das Rauchen nur einzu-
                                           schränken ist nicht ausreichend, da auch ein geringer
                                           Nikotinkonsum zu einem Fortschreiten der Arterioskle-
                                           rose beiträgt.

                                           An vielen Lokalisationen der Arteriosklerose, beispiels-
                                           weise im Bereich der Oberschenkelarterien, ist ein
Rauchfrei leben                            intensives tägliches Gehtraining sehr hilfreich. Dadurch
                                           bildet der Körper Umgehungskreisläufe, die die Durch-
                                           blutung verbessern können. Hierbei ist regelmäßiges
                                           Gehen und vor allem Treppensteigen sehr hilfreich.

                                           Medikamentöse Therapie
                                           Die Pharmakotherapie hat in der sog. Primärprophylaxe
                                           das Ziel, die Risikofaktoren der Arteriosklerose soweit
                                           wie möglich „im Griff zu halten“. Bei Vorliegen einer
                                           relevanten Arteriosklerose besteht die medikamentöse
                                           Basistherapie aus einer fett-senkenden Therapie (z.B.
                                           Simvastatin, Atorvastatin). Das schädliche Cholesterin
                                           (LDL-Cholesterin) sollte nicht über 70mg/dl liegen.
                                           Auch wenn dieser Wert erreicht wird, müssen Statine
                                           in niedriger Dosis weitergegeben werden, da diese die
                                           Plaquestruktur „stabilisieren“.
Thrombozytenfunktionshemmer

18
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Die zweite Säule der konservativen Therapie ist die             In den meisten Fällen liegen den Beschwerden der
lebenslange Einnahme von Thrombozytenfunktionshem-              PAVK langsam zunehmende Engstellen und sich daraus
mern, wie z.B. die Azetylsalizylsäure (100 mg tgl.) oder        später entwickelnde Verschlüsse zugrunde. Da diese
Clopidogrel (75 mg tgl.).                                       sich langsam ausbilden, bleibt dem Körper genug Zeit
                                                                Umgehungskreisläufe auszubilden, welche lange für eine
Darüber hinaus muss der Blutdruck normwertig sein und           Kompensation sorgen können.
ein etwaiger Diabetes mellitus durch Modifikation der
Lebensgewohnheiten oder auch medikamentös behandelt             Das Verschlussmaterial verfestigt sich im Laufe der Zeit
werden.                                                         zunehmend und verwächst mit der Gefäßwand. Bestehen
                                                                lediglich Engstellen können diese oft mit einem Ballon-
Sollte bei Ultraschallkontrollen die Arteriosklerose in den     katheter aufgedehnt werden und anschließend ggf. mit
Becken-Beinarterien zunehmen, muss über eine Inten-             einem Stent, einem Maschendraht ähnlichen Metall-
sivierung der medikamentösen Therapie nachgedacht               röhrchen, gestützt werden, ähnlichen wie dies Balken in
werden (z.B. Steigerung der lipidsenkenden Therapie).           einem Stollen tun.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt das Medika-
ment Cilostazol (Pletal®) dar, mit welchem der Sauer-
stoffbedarf der Muskulatur abgesenkt und dadurch die
Gehleistung bei einzelnen Patienten deutlich gesteigert
werden kann. Leider können – insbesondere bei sofortiger
Verabreichung der vollen Tagesdosis – unerwünschte
Nebenwirkungen auftreten (z.B. Kopfschmerzen, Magen-
Darm Unverträglichkeiten). Cilostazol sollte daher in
zunächst geringer Dosis verabreicht werden und nicht bei
nur geringfügiger Einschränkung der Gehstrecke einge-
setzt werden.
                                                                Ballonkatheter
Vor allem in den PAVK Stadien I und II a spielen die
konservativen Maßnahmen die Hauptrolle in der Behand-
lung. Ist die schmerzfreie Gehstrecke nur noch auf wenige
Meter beschränkt, treten Ruheschmerzen auf oder kommt
es gar zum Auftreten offener Wunden müssen zusätzlich
revaskularisierende Maßnahmen erfolgen.

Endovaskuläre Behandlung der PAVK
Die Kathetertherapie ist heutzutage ein fester Bestandteil
der PAVK-Behandlung. Der größte Vorteil besteht darin,
dass lediglich eine Punktion der Leistenarterie (in örtlicher
Betäubung) oder (selten) ein kleiner Hautschnitt notwen-
dig sind, um einen ausreichenden Zugang zur zu behan-
delnden Arterie zu bekommen. Die eigentliche Therapie           Aufgedehnter Stent
erfolgt endovaskulär, also vom Inneren des Gefäßes her.
Hierbei kann eine Vielzahl verschiedener Katheter zum
Einsatz kommen.

                                                                                                                      19
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Ballondilatation und Stenting hochgradiger Stenosen der Beckenarterien beidseits
Links: Ausgangsbefund; Mitte: simultane Ballondilatation; Rechts: Abschlussangiographie

Abhängig von der Lokalisation, dem Gefäßdurchmesser                     blutungsstörungen. Aufgrund der guten Zugänglichkeit
und der mechanischen Beanspruchung im jeweiligen                        dieser Region bietet sich hier eine Ausschälung
Einsatzbereich stehen eine Vielzahl unterschiedlicher                   (Thrombendarteriektomie) der Plaque an. Hierbei wird
Ballonkatheter und Stents zur Verfügung. Besteht z.B. der               die A. femoralis eröffnet und die okkludierenden Plaques
Verdacht, dass ein Verschluss durch eine überschießende                 entfernt. Durch entsprechende OP-Techniken ist eine
Wucherung der Gefäßinnenwand entstanden ist, können                     TEA sehr gut im Bereich von Gefäßaufzweigungen
spezielle medikamentenfreisetzende Ballone und                          durchführbar. Um eine Einengung der Arterien
Stents verwendet werden, die z.B. durch eine Zytostatika-               durch die Naht zu verhindern, wird die Aufzweigung
beschichtung lokal ein weiteres Wachstum der Innenwand                  etwas nach unten verschoben (Gabeltransposition)
hemmen können.                                                          oder ein Flicken (Patch) eingenäht. Die Technik der
                                                                        Thrombendarteriektomie kann auch an anderen
Offene Operation bei PAVK                                               Gefäßabschnitten (Beckengefäße, Aorta etc.) angewandt
Neben der endovaskulären Therapie stehen natürlich                      werden, meist in Kombination mit einem interventionellen
auch die klassischen gefäßchirurgischen Operationsver-                  Verfahren (z.B. Ballon oder Stent) oder einer
fahren zur Verfügung. Diese kommen besonders bei sehr                   Bypassanlage.
langstreckigen Gefäßverschlüssen und bei Verengungen
im Bereich der Leistenstammgefäße zur Anwendung.
Sehr häufig werden offene und endovaskuläre Methoden
kombiniert (sog. Hybrid-Verfahren). Bei der offenen Ge-
fäßchirurgie kommen zwei Prinzipien zu Anwendung.

1. Die lokale Plaquedesobliteration
(Thrombendarteriektomie bzw. TEA)
Die Aufzweigung der großen Beinschlagader im
Leistenbereich (Femoralisgabel) stellt aufgrund der
lokalen Strömungsverhältnisse eine Schwachstelle
im Gefäßsystem dar, die zur Plaquebildung und Aus-
bildung von Engstellen neigt.
Die hierdurch entstehenden Verengungen sind eine
häufige Ursache für das Auftreten von Durch-
                                                                        Prinzip der Thrombendarteriektomie (TEA)

20
Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Links: Aorto-bifemoraler Prothesenbypass; Mitte: femoro-poplitealer Prothesen-Bypass; Rechts: femoro-poplitealer Venen-Bypass

2. Bypass-Operationen bei langstreckigen                         Als Bypassmaterial wird bevorzugt eine körpereigene
Arterienverschlüssen                                             Vene verwendet, welche am Bein oder (seltener) am
Bei einer Bypass-Operation wird eine körpereigene                Arm entnommen werden kann. Venenbypässe besitzen
Vene oder eine Gefäßprothese ober- und unterhalb des             eine längere Haltbarkeit als solche aus Kunststoffen
Gefäßverschlusses mit dem noch gesunden Blutgefäß                und sind widerstandsfähiger gegen Infektionen, zur Ent-
verbunden. Je nach Lokalisation der Gefäßverschlüsse             nahme der körpereigenen Vene können jedoch weitere
kann der Bypass im Leistenbereich, am Oberschenkel               Schnitte nötig werden. Steht keine geeignete Vene zur
oder im Fall eines Beckenarterienverschlusses am                 Verfügung, werden Kunststoffbypässe aus Dacron oder
gegenüber liegenden Bein beginnen und am Ober-,                  PTFE verwendet.
Unterschenkel oder Fuß enden.

                                                                                                                                21
Ihre Behandlung bei uns

Die Behandlung der                                           Im Interesse unserer Patienten möchten wir die Verweil-
                                                             dauer vor einem geplanten Eingriff so kurz wie möglich
PAVK am „Klinikum                                            halten. Aus diesem Grund führen wir die apparative und
                                                             klinische Diagnostik unserer Patienten weitestgehend
rechts der Isar“                                             ambulant durch. In unseren Spezialsprechstunden
                                                             erhalten Sie eine individuelle und optimale Beratung
                                                             und Therapievorschläge. Ambulante Diagnostik und
Welche Therapie ist für mich optimal? -                      optimales Aufnahmemanagement bewirken, dass mehr
Fallbesprechungen im GEFÄSSBOARD                             als 80% der Patienten bereits am Aufnahmetag oder
Alle PatientInnen mit einer PAVK werden in unserem           am Folgetag der geplanten Operation zugeführt werden
mehrmals wöchentlich stattfindenden Gefäß-Board              können.
vorgestellt, um die individuell optimale Therapieform
festzulegen. Da in der Klinik und Poliklinik für Vaskuläre   Nachbehandlung und Kontrolluntersuchungen
und Endovaskuläre Chirurgie sowohl klassische Gefäß-         Bei der PAVK handelt es sich um eine chronische,
operationen, endovaskuläre Verfahren aber auch eine          systemische Erkrankung. Mit Ausnahme einiger spe-
konservative Therapie möglich ist, sind wir in der Lage,     zieller Fälle besteht diese nach Wiederherstellung der
eine an den Bedürfnissen und Anforderungen unserer           Durchblutung weiterhin, sodass es im Laufe der Zeit zu
Patienten „maßgeschneiderte“ Therapie anbieten zu            erneuten Verschlüssen und Engstellen kommen kann.
können. Prinzipiell streben wir ein möglichst schonen-
des Verfahren an (z.B. Ballondilatation). Unsere Pati-       Zur Vorbeugung von Rezidiven nach endovaskulärer
enten werden eingehend über Vor- und Nachteile aller         oder operativer Behandlung ist deshalb neben regelmä-
möglichen Therapieverfahren informiert.                      ßiger Bewegung eine medikamentöse Begleittherapie
                                                             nötig. Neben der bereits erwähnten Einstellung der
PatientInnen, die von einem invasiven Eingriff nach          Risikofaktoren wie dem Cholesterinspiegel und dem
aktueller Datenlage nicht profitieren würden, werden         Blutdruck ist eine gerinnungshemmende Medikation nö-
konservativ weiterbehandelt. Dies bedeutet, dass die         tig. Je nach Art und Material des eingebrachten Stents
kardiovaskulären Risikofaktoren individuell eingestellt      oder Bypasses reicht dies von plättchenhemmenden
werden und teils engmaschige Verlaufskontrollen              Substanzen wie ASS (100mg tgl.) und Clopidogrel
erfolgen.                                                    (75mg tgl.) bis zu einer Blutverdünnung mit Marcumar
                                                             oder neueren Medikamenten wie Rivaroxaban. Die
PatientInnen mit akuten Beschwerden oder Zeichen ei-         Einnahme der jeweils empfohlenen Medikamente stellt
ner schweren Durchblutungsstörung (Ruheschmerzen,            einen wichtigen Schutz vor einem erneuten Gefäßver-
offene Wunden) werden umgehend stationär aufge-              schluss dar.
nommen, um so schnell wie möglich die entsprechende
Diagnostik (zumeist MR-Angiographie) und Revaskula-          Beim Vorliegen offener Wunden ist nach Verbesserung
risation durchführen zu können.                              der Durchblutung eine regelmäßige, professionelle
                                                             Wundbehandlungen, z.B. in einem Wundzentrum, die
Wie werden Diagnostik und Therapie                           Voraussetzung zum Abheilen der Wunden.
für unsere Patienten organisiert?
Sollte nach ambulanter Untersuchung und Diagnose-            In sonographischen Untersuchungen kann die regel-
stellung ein stationärer Aufenthalt notwendig werden,        rechte Durchblutung von eingebrachten Stents und
so stellt unser Aufnahmemanagement (Tel. 089 4140            Bypässen unkompliziert überprüft werden. Tritt eine
5266) die zentrale Anlaufstelle für Zuweiser und Patien-     plötzliche Verschlechterung der schmerzfreien Gehstre-
ten dar. Gern beantworten wir Ihre Fragen und organi-        cke oder eine neue Wunde auf, kann eine neue
sieren einen reibungslosen Ablauf vom sog. prästatio-
nären Tag bis zur Entlassung und Nachbehandlung.

22
Ihre Behandlung bei uns

Engstelle oder erneuter Verschluss der Grund hierfür          Worauf müssen Patienten und Angehörige
sein. Je schneller diese festgestellt werden, desto           nach einer Behandlung achten?
höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit eines erneuten        Ziel der Nachbehandlungen ist, dass Ihre Blutgefäße
Eingriffes.                                                   offen bleiben. Nur so kann Ihre Lebensqualität
                                                              erhalten oder verbessert und zusätzlich die Risiken für
Bereits bei der Entlassung aus der stationären Be-            Herzinfarkt oder Schlaganfall vermindert werden.
handlung erhalten alle PatientInnen einen ambulanten
Kontrolltermin in unserer Sprechstunde. Nach der OP           Deshalb ist für jeden PAVK-Patienten eine regelmäßige
und entsprechender Erholungsphase können Sie sich             und lebenslange Nachbetreuung sinnvoll und wichtig.
uneingeschränkt belasten. Ca. vier Wochen nach dem            Dies gilt unabhängig von der gewählten Therapieform
Eingriff führen wir eine Ultraschallkontrolle durch. Ist      und sollte durch regelmäßige Kontrollen bei Ihrem
hier alles weiterhin unauffällig, so bestellen wir Sie erst   Hausarzt und/oder Gefäßmediziner erfolgen. Dabei
ein Jahr darauf wieder zur Kontrolle ein. Alternativ kön-     muss ein besonderes Augenmerk auf neu aufgetretene
nen diese Kontrolluntersuchungen selbstverständlich           Beschwerden und Symptome, wie eine Verschlechte-
auch bei Ihrem Hausarzt oder bei einem niedergelasse-         rung der Gehleistung, Schmerzen oder offene Wunden
nen Gefäßmediziner erfolgen.                                  an Ihren Beinen gelegt werden. In diesem Fall suchen
                                                              Sie bitte unmittelbar einen Gefäßmediziner auf.
Die unterstützende, medikamentöse Behandlung (in
aller Regel mit ASS und einem Statin) sollte dauerhaft        Zusätzlich ist es wichtig unter ärztlicher Mithilfe an einer
weitergeführt werden. Blutdruck, Diabetes und Cho-            gesünderen Lebensführung mit Nikotinstopp, gesunder
lesterin lassen Sie bitte von Ihrem Hausarzt/Facharzt         Ernährung und Bewegung zu arbeiten. Ihr Arzt sollte re-
regelmäßig kontrollieren und optimal einstellen.              gelmäßig Ihren Blutdruck, Ihr Cholesterin, das Gewicht
                                                              und falls notwendig Ihren Diabetes kontrollieren.
Klinische und sonographische Kontroll-Untersuchungen
sind in folgenden Abständen notwendig:

•   Erste Kontrolluntersuchung ca. 2-4 Wochen
    postoperativ
•   Nächste Kontrolle nach einem Jahr, im Rahmen von
    Studien auch früher
•   Bei konservativer Therapie werden
    Kontrollintervalle individuell festgelegt

                                                                                                                       23
Durchblutungsstörungen - Weitere Ursachen und Formen

Weitere Ursachen und Formen
peripherer Durchblutungsstörungen
Diabetisches Fuß-Syndrom (DFS)                            Um hier eine möglichst optimale Therapie und schnelle
In den letzten 20 Jahren hat die Prävalenz des Diabe-     Wundheilung zu erreichen, bedarf es vor allem dem
tes mellitus in Deutschland um fast 50% zugenommen.       raschen Erkennen der Hauptursachen. Hierzu ist eine
Insgesamt leiden 8-9% aller Deutschen unter der           Beurteilung der Durchblutungssituation zwingend
Volkskrankheit Diabetes mellitus. Der Diabetes kann zu    notwendig. Zusätzlich müssen eine fachgerechte
Komplikationen und Spätfolgen im Bereich der Augen,       Therapie der Durchblutungsstörungen (s.o.) und eine
der Nieren, der Nerven (Neuropathie) und der kleinen      stadiengerechte Wundbehandlung in einem Wundzen-
Gefäße (Mikroangiopathie) führen.                         trum durchgeführt werden. Der Blutzuckerspiegel muss
                                                          hierbei engmaschig kontrolliert und ggfs. medikamentös
                                                          behandelt werden. Darüber hinaus müssen alle Dia-
                                                          betiker immer wieder präventiv geschult werden (u.a.
                                                          Diät, Blutzucker-Kontrolle, Inspektion der Füße), um
                                                          z.B. durch Nervenschädigung verursachte Druckstellen
                                                          durch eine geeignete Schuhwahl und Fußpflege zukünf-
                                                          tig zu verhindern.

                                                          Entzündliche Gefäßerkrankungen
                                                          Thrombendangiitis obliterans
Links: Diabetisches Fuß-Syndrom mit sog. "ischä-          (M. Winniwarter Bürger)
mischem Fuß"; Rechts: "Neuropathischer Fuß"
                                                          Die Thrombendangiitis obliterans (Morbus von Wini-
                                                          warter Bürger) stellt die häufigste Form unter den
Eine der häufigsten Langzeitfolgen und Komplikationen     entzündlichen Gefäßerkrankungen (Vaskulitis) dar. Sie
stellt das diabetische Fuß-Syndrom (DFS) dar, häufig in   zeigt klinische Ähnlichkeiten mit der Arteriosklerose. Es
Kombination mit arteriosklerotisch bedingten Stenosen     ist eine an der Intima beginnende, segmental auftreten-
und Verschlüssen insbesondere der Unterschenkelar-        de Entzündung. Diese beginnt an kleinen und mittleren
terien. Beim DFS kommt es zu offenen sehr schlecht        peripheren Venen und Arterien. In späteren Stadien
heilenden Wunden im Bereich der Zehen, Ferse und          sind dann auch größere Gefäße betroffen, wobei
der Fußsohle. Neben der Durchblutungsstörung kommt        klinisch der Verschluss der Arterien an Unterschenkeln
es zu einer chronischen Nervenschädigung, die typi-       und Unterarmen sowie Fingern imponieren. Begleitend
scherweise zu einem abgeschwächten Schmerzemp-            sind auch rezidivierende Phlebitiden (Phlebitis saltans
finden (Hypästhesie) führt (seltener auch gesteigertes    sive migrans).
Schmerzempfinden, Hyperästhesie). Außerdem kommt          Betroffen sind vorwiegend Männer ab dem 20. bis 30.
es nicht selten zu Fehlstellungen im Bereich der Ze-      Lebensjahr mit suchtartigem Nikotinabusus. Laborche-
hengelenke oder des Fußbogens (diabetische Osteoar-       misch lassen sich Entzündungsmarker nachweisen
thropathie). Aufgrund der schlechten Heilungstendenz      (Blutbild, CRP). Die Angiographie zeigt typischerweise
der diabetischen Wunden und des abgeschwächten            segmentale Gefäßverschlüsse v. a. am Unterschenkel
Schmerzempfindens kommt es oftmals zu einer Chroni-       mit z. T. geschlängelten Kollateralgefäßen.
fizierung. Häufig werden derartige Wunden auch durch
falsches Schuhwerk, eine unzureichende Fußpflege          Die Therapie besteht in absolutem Nikotinverbot
ausgelöst oder verstärkt.                                 und der Gabe von Thrombozytenaggregations-
                                                          hemmern und Prostaglandinen.

24
Durchblutungsstörungen - Weitere Ursachen und Formen

Im akuten Stadium kommen auch Kortikoide und Im-              Betroffen sind fast ausschließlich Mädchen und Frauen
munsuppressiva zum Einsatz. Operative Möglichkeiten
Durchblutungsstörungen - Weitere Ursachen und Formen

Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS) –
Kosto-Klavikuläre Enge
Beim TOS kommt es zu einer Kompression der A.
subclavia und/oder der begleitenden Nervenfasern
(Plexus brachialis) zwischen der 1. Rippe und dem
Schlüsselbein. Es werden verschiedene Unterformen
dieses neurovaskulären Kompressionssyndroms
unterschieden. Manchmal liegt eine zusätzliche sog.
Halsrippe vor (Halsrippensyndrom), selten kommt es
zu einer rein muskulären Kompression durch den M.
scalenus anterior. Ein Kompressionssyndrom kann
auch durch angeborene Fehlbildungen (Exostosen und
Fusionen zwischen Rippen), Fehlstellungen oder mit
überschießender Kallusbildung verheilte Klavikulafrak-
turen ausgelöst werden.
Bei Irritationen des Plexus brachialis (neurogenes TOS)
kommt es zu unspezifischen ziehenden Armschmer-
zen und Gefühlsstörungen. Beim vaskulären TOS
kann es zu Kältegefühl und Pulsverlust bei Armeleva-
tion kommen, gelegentlich aber auch poststenotische,
thrombusgefüllte Erweiterungen (Aneurysmen) der A.
subclavia mit embolischen Digitalarterienverschlüssen.
Die Kompression der Vene (Thoracic-Inlet-Syndrom
oder TIS) führt zur Armschwellung, Stauungsschmerz,
Blaufärbung und Schweregefühl bis hin zur Ausbildung
einer Axillarvenenthrombose (Paget-von-Schroetter-
Syndrom, Thrombose par effort). Am Schultergürtel
zeigt sich dann relativ schnell ein oberflächlicher
Kollateralkreislauf.
In der Diagnose eines Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS)
erfolgt eine eingehende klinische Untersuchung, eine
Ultraschall-Untersuchung, eine MR-Angiographie
(Arme herabhängend und über dem Kopf) sowie
eine neurologische Untersuchung, mit Messung der
Nervenleitgeschwindigkeit.
Therapeutisch kann zunächst eine physikalische
Therapie erfolgen (Aufrichten des Oberkörpers). Bei
Beschwerdepersistenz oder bereits eingetretenen Kom-
plikationen (z.B. Nervenschaden) muss operiert wer-
den. OP-Methode der Wahl ist hierbei die transaxilläre
Resektion der ersten Rippe ggfs. mit Entfernung einer
Halsrippe bzw. des überschießenden Kallus an der         Transaxilläre Resektion der 1. Rippe bei kosto-claviculärer Enge
                                                          Oben: Freigelegte 1. Rippe; Mitte: Durchtrennung; Unten: Hautnaht
Klavikula. In >80% der Fälle wird hierdurch ein gutes     am Unterrand der rechten Achselhöhle
Ergebnis erzielt. Immer gelingt es die Gefäßkompres-
sion zu beseitigen, die neurologischen Folgen können
jedoch nicht in jedem Fall gebessert werden.

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Durchblutungsstörungen - Weitere Ursachen und Formen

Die PAVK im Bereich der Arme und der Schulter                  Im Rahmen der Diagnostik sind hierbei die nicht gefähr-
Im Bereich der Arm-und Schulter-Arterien kommt es              lichen primären Raynoud Syndrome, die vor allem sehr
am ehesten zu Verengungen oder Verschlüssen der                unangenehm für die Patientinnen sein können, von den
linken Schlüsselbeinarterie am Abgang aus der Haupt-           sekundären Raynaud Syndromen zu entscheiden. Die
schlagader (A. subclavia). Dies kann zu einer belas-           sekundären Raynaud Syndrome sind Ausdruck einer
tungsabhängigen Schwäche der Armmuskulatur führen.             Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis, vor
Häufig bleiben Verschlüsse der A. subclavia allerdings         allem von Kollagenosen oder Vaskulitiden, bei welchen
asymptomatisch, wenn über die hintere Halsschlagader           es zu schwersten Durchblutungsstörungen der Finger
(A. vertebralis) ein funktionstüchtiger Kollateralkreislauf    kommen kann.
entstanden ist. In seltenen Fällen kann dieser Umge-
hungskreislauf zu einer passageren Durchblutungsstö-           Die gute Nachricht beim primären Raynaud-Syndrom
rung im hinteren Hirnkreislauf führen (sog. Anzapf-Syn-        für die Patienten ist, dass so gut wie keine Gefahr be-
drom der A. subclavia bzw. Subclavian-Steal-Syndrom).          steht die betroffen Finger aufgrund einer Minderdurch-
                                                               blutung zu verlieren, da es sich um funktionelle Ver-
Bei symptomatischen Stenosen oder Verschlüssen der             änderungen und nicht um strukturelle Verschlüsse der
A. subclavia kommen endovaskuläre Verfahren (Ballon-           Gefäße handelt. Die hauptsächliche Therapie besteht
dilatation, Stent) und operative Verfahren (Bypass-OP,         in der Verhinderung der Kälteexposition. Eine medi-
Umsetzen der A. subclavia in die A. carotis communis)          kamentöse Therapie mit ggfs. Nitro-Präparaten oder
zur Anwendung. Am Ober- und Unterarm werden                    Calcium-Antagonisten kann dies unterstützen. Manch-
rekanalisierende Verfahren nur bei schwersten Durch-           mal ist eine thorakoskopisch durchgeführte Durchtren-
blutungsstörungen durchgeführt.                                nung sympathischer Nervenfasern (Sympathektomie)
                                                               notwendig. Hierdurch kann die Fähigkeit der kleinen
Akrale Durchblutungsstörungen                                  Arterien, sich krampfartig zusammenzuziehen (Spas-
Im Bereich der oberen Extremität sind arteriosklero-           mus) unterbunden werden.
tisch bedingte Durchblutungsstörungen eher selten.
Sie können beispielsweise bei Patienten mit terminaler         Weitere seltene Formen akraler Duchblutungs-
Niereninsuffizienz am Dialyse-Shunt Arm auftreten.             störungen sind u.a. die Akrozyanose (plötzlich auf-
                                                               tretende Blauverfärbung der Fingerendglieder), die
Häufiger finden sich funktionelle Veränderungen an den         Erythromelalgie (plötzlich auftretende Schmerzen und
Fingern der oberen Extremität. Hierbei sind vor allem          Rötung der betroffenen Hand und Finger) und Erfrie-
der Mittelfinger, der Ringfinger und der kleine Finger be-     rungen in der Vorgeschichte (Pernionen).
troffen. Durch Kälte kann es zu anfallsartigen, schmerz-
haften Vasospasmen an der betroffen Fingern der
Hand kommen. Dies ist für die in der Regel weiblichen
Patienten sehr unangenehm. Die Finger durchlaufen
zuerst eine Phase der Blässe (weiße Leichenfinger),
dann eine Phase der Blauverfärbung und im Anschluss
eine Phase der Rötung. Die Bezeichnung hierfür ist das
Trikolore Phänomen. Dies wird vor allem durch Kälte
ausgelöst, z.B. durch das Berühren einer kalten Tür-
klinke im Winter. Das dazugehörige Syndrom wird als
Raynaud-Syndrom bezeichnet.

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Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden

Welche Erkrankungen verursachen ähnliche
Beschwerden wie die PAVK?
Bei der Diagnosestellung einer PAVK gilt es zu berücksichtigen, dass auch andere Erkrankungen ein Beschwerde-
bild ähnlich einer PAVK aufweisen können. Hierzu gehören insbesondere Erkrankungen des Nervensystems und
des Bewegungsapparates im Bereich der Wirbelsäule und der großen Gelenke (z.B. Hüftgelenksarthrose).

 Erkrankung                     Beschwerden

 Arthrose/Arthritis             Lageabhängige Schmerzen in Ruhe, am Morgen und zu Beginn der Belastung, im Bereich der
                                Wirbelsäule, der großen Gelenke (Hüfte, Kniegelenk)

 Bandscheibenprolaps            Anamnese! Lähmungserscheinungen erfragen. Keine muskulären Schmerzen bei Belastung.
                                Bandförmige Schmerzen an Ober- und Unterschenkel

 Spinalkanalstenose             Ebenfalls belastungsabhängige Schmerzen und Müdigkeit der Beine!

 Venöse Claudicatio             Belastungsabhängiges Schweregefühl und Schwellung. Sehr selten, bei schwerer chronisch-
                                venöser Insuffizienz

 Polyneuropathie                Chronische Missempfindungen im Bereich der Zehen und Fußsohle, häufig bei Diabetes mellitus
                                oder nach langjährigem Alkoholmissbrauch

 Tiefe Venenthrombose           Spontane Schmerzen, Druckschmerz, Schwellung der betroffenen Extremität

 Kompartment-Syndrom            Belastungsabhängige Schmerzen im Unterschenkel (Langstreckenläufer!)

 Herzinsuffizienz oder COPD     Atemnot und allgemeine Erschöpfung schon nach kurzer Wegstrecke

Aber auch offene Wunden der Beine müssen nicht zwingend auf Grund einer mangelnden Durchblutung entstan-
den sein. Hier können neben venös bedingter Ulcera auch seltene Hauterkrankungen (Tumore, Pyoderma gangrä-
nosum, Hauttuberkulose, Erysipel, Leishmaniose, nekrotisierende Fasziitis) eine Rolle spielen.

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Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden

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Akute Durchblutungsstörungen der Extremitäten

Akute Durchblutungsstörungen der Extremitäten
Ursachen einer akuten Extremitätenischämie                 sowie Tumoren oder auch in den Blutkreislauf gelangte
Die akute Durchblutungsstörung einer Extremität (akute     Fremdkörper.
Extremitätenischämie) wird durch einen spontanen
Verschluss einer Extremitätenarterie verursacht und        Akute arterielle Thrombose
kann unbehandelt zum irreversiblen Gewebeuntergang         In mehr als 30% der Fälle wird eine akute Extremitäten-
führen. Während Haut und Unterhautgewebe eine              ischämie durch eine Thrombose in einer arteriosklero-
Ischämietoleranz von bis zu 24 Stunden besitzen,           tisch vorgeschädigten Arterie (z.B. A. femoralis, A. pop-
können Skelettmuskulatur und periphere Nerven              litea) oder eine akute Thrombose in einer
bereits nach 4-6 Stunden irreversible Schäden erleiden.    vorbehandelten Arterie (Ballondilatation, Stenting,
Dies verdeutlicht die absolute Notfallsituation für eine   Bypass-OP) verursacht.
Behandlung einer akuten Extremitätenischämie. In über      Einen Sonderfall thrombotisch bedingter Ischämien
80% der Fälle ist die untere Extremität betroffen.         stellen Bypass- und Stentverschlüsse dar, da sie
                                                           aufgrund der unnatürlichen Oberflächenbeschaffenheit
   Bei der akuten Extremitätenischämie                     eine thrombogene Wirkung haben. Um das Risiko
handelt es sich um eine plötzlich einsetzen-               einer Thrombusentstehung zu minimieren, ist deshalb
de arterielle Perfusionsstörung, die unbe-                 eine material- und lokalisationsabhängige Medikamen-
handelt zum Gewebsuntergang und zum                        tentherapie nötig, deren Absetzen gehäuft zu akuten
Gliedmaßenverlust führen kann. «                           Verschlüssen führt.

Embolischer und thrombotischer Gefäßverschluss             Aneurysmen der Oberschenkel- und Kniekehlenar-
Als Auslöser für eine akute Extremitätenischämie           terie (A. femoralis, A. poplitea)
kommt eine Vielzahl von Ursachen in Frage. Unter-          Das Aneurysma der Oberschenkel- oder Kniekehlen-
schieden werden muss dabei zwischen Thrombosen             arterie kann eine besonders gefährliche Ursache einer
und Embolien. Während es sich bei einer Thrombose          akuten Extremitätenischämie sein, da es nicht nur
um ein vor Ort entstandenes Blutgerinnsel handelt,         akut thrombosieren kann, sondern zuvor bereits zu
kommt es bei einer Embolie zu einer Verschleppung          klinisch häufig nicht erkannten kleineren Embolien in
von zumeist Blutgerinnseln in die unteren oder oberen      die Unterschenkel- und Fußarterien gekommen sein
Extremitäten.                                              kann. Hierdurch werden die Chancen einer revaskulari-
                                                           sierenden Therapie (Thrombolyse, Bypass-OP) deutlich
Akute arterielle Embolie                                   verschlechtert. Nicht selten müssen diese Patienten in
Bei embolischen Verschlüssen entsteht das Verschluss-      der Folge leider amputiert werden.
material nicht vor Ort, sondern in einer anderen Körper-
region und wird erst sekundär eingeschwemmt.               Seltene Ursachen
Bei der arteriellen Embolie ist in 80-90% der Entste-      Seltene Ursachen einer akuten Extremitätensichämie
hungsort des Embolus im Herzen zu finden. Dies tritt       sind Erkrankungen des Blutgerinnungssystems, Ein-
insbesondere im Rahmen von Rhythmusstörungen               klemmungssyndrome von Arterien (Entrapment-Syn-
des Herzens auf, wo es zu einer Thrombusbildung im         drom), Gefäßdissektionen und Gefäßverletzungen.
linken Vorhof mit anschließender Verschleppung nach        Im Gegensatz zu einer chronischen Ischämie, die sich
peripher kommt. Seltenere Emboliequellen stellen           langsam immer stärker ausbildet, hat der Körper beim
Aneurysmata mit Thrombussaum oder ein Defekt               akuten Verschluss in diesem Fall keine Zeit Umge-
der Herzscheidewand in Kombination mit einer tiefen        hungskreisläufe auszubilden und die Minderdurchblu-
Venenthrombose dar. Die restlichen 10-20% der arteri-      tung so teilweise zu kompensieren. Die Beschwerden
ellen Embolien werden durch nicht-kardiale Ursachen        sind somit deutlich schwerwiegender und die Gefahr
ausgelöst. Dazu zählen Thromben in Aneurysmen,             eines Extremitätenverlustes höher.

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