Arzneimittel-Innovationen - Eine Bilanz von AGES und FOPI Pressegespräch der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungs-sicherheit ...
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Arzneimittel-Innovationen Eine Bilanz von AGES und FOPI Pressegespräch der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungs- sicherheit (AGES) und Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) Wien, 14. Mai 2020
Ihre Gesprächspartner • Dipl.-Ing. Dr. Christa Wirthumer-Hoche │ Leiterin des Geschäftsfelds Medizinmarktaufsicht der AGES, verfahrens- führendes Mitglied im Bundesamt für Sicherheit im Gesundheits- wesen (BASG) sowie Vorsitzende des EMA Management Boards • Mag. Ingo Raimon │ Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI)
FOPI und seine Mitgliedsunternehmen Das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) ist die Interessenvertretung von 26 internationalen Pharmaunternehmen. Stand: Jänner 2020
Meilensteine in Arzneimittelentwicklung Kurzzeit- CAR-T-Zelltherapie – Multiples Myelom – Lebensverlängerung Therapie bei vollständig personalisiertes, dank Innovationen Immunonkologie – Multipler lebendes Medikament an der Schaltstelle Sklerose zur Bekämpfung HIV – vom Todesurteil zur von Krebs Erstmals Hoffnung für SMA- chronischen Erkrankung Patienten Stammzelltherapie – neue Durchbruch im Kampf COVID-19 Perspektive für Patienten mit Fisteln gegen Cholesterin Schlaganfall – wirksame Asthma im Griff Prophylaxe Gemeinsamer Heilung von Nenner Typ 2- Inflammation 20. Mai 2020 – Tag der Hepatitis C klinischen Forschung Morbus Haemophilie A Dupuytren – – neue Option Therapie ohne für Bluter Skalpell
Hoher medizinischer Bedarf Derzeit werden über 7.000 Arzneimittel erforscht und entwickelt. In folgenden Bereichen gibt es hohen medizinischen Bedarf!
Forschung als Herausforderung ⚫ Arzneimittelforschung und -entwicklung hat Erfolg – aber sie ist eine Herausforderung ⚫ Aktuelles Beispiel Vielzahl an Forschungsprojekten zur „Umwidmung“ von Medikamenten, die bereits zugelassen oder in der Entwicklung weit fortgeschritten sind Große, multinationale und mehrarmige Studien z.B. SOLIDARITY der WHO DISCOVERY in EU und UK (INSERM Frankreich) RECOVERY in UK (Universität Oxford) Zahlreiche Forschungsprojekte zur Entwicklung eines Therapeutikums Über 120 Impfstoffprojekte weltweit zur Entwicklung eines Impfstoffs ⚫ Doch auf diesem Gebiet und prinzipiell gilt: Arzneimittel- forschung heißt hohe Kosten und oftmals „leere Kilometer“
Geringe Erfolgsquote und hohe Kosten Arzneimittelforschung stellt enormes Risiko dar: ⚫ Nur ein bis zwei Substanzen von 10.000 schaffen es von der Entwicklungskosten für ein neues Medikament Entdeckung bis zur Marktreife. (in Mio. $) 2.558 ⚫ Die Gesamtkosten für die Ent- 2.500 wicklung betragen bis zu 2,2 Mrd. € (2.558 Mio. $)* 2.000 ⚫ Das ist das 14fache vom Wert 1.500 der 70er- bzw. früher 80er- Jahre! 1.000 1.044 ⚫ Bis zur Markteinführung eines neuen Arzneimittels vergehen 500 413 179 im Schnitt 12 bis 13 Jahre! 0 1970 - 1980 - 1990 - 2000 - 1980 1990 Mitte 2000 Mitte 2010 * Quelle: Joseph A. DiMasi, Henry G. Grabowski, Ronald W. Hansen, Innovation in the pharmaceutical industry: New estimates of R&D costs, Journal of Health Economics 47, 2016
Hohes Investment Dementsprechend sind die 35.318 35.000 33.415 33.949 Ausgaben für Forschung & Entwicklung außerordentlich 30.000 27.920 hoch: Die europäische Pharma- 25.000 industrie investiert gesamt 20.000 17.849 über 35 Mrd. €. 15.000 Die österreichische Pharma- 10.000 industrie 294 Mio. €. 7.766 5.000 0 1990 2000 2010 2015 2016 2017 Quelle: EFPIA Key Facts 2019
Hohes Investment Dazu passend hat die Pharmaindustrie mit des Um- 15 % satzes die höchste F&E-Quote aller Hochtechnologiesektoren. Pharma & Biotechindustrie 15,0% Technologie Hardware 8,7% Software & Computersysteme 8,4% Freizeitausrüstung 5,6% Elektronisches Equipment 4,9% Automobilindustrie 4,5% Luft- und Raumfahrt 4,0% Industrie allgemein 4,0% Medizinische Versorgung 3,6% Ingenieurwesen 3,2% Chemische Industrie 2,6% Quelle: The 2018 EU Industrie R&D Investment Scoreboard
Klinische Forschung Weltweit aktuell über 9.000 industriefinanzierte klinische Studien, davon rund 4.000 in Europa. Klinische Studien sind unverzichtbar für die Entwicklung von über 7.000 Arzneimitteln für unterschiedlichste Therapiegebiete. Quelle: EFPIA
Zahl der klinischen Studien Zahl der beantragten klinischen Prüfungen in Österreich – über die Jahre rückläufig 350 336 327 309 316 305 300 292 283 259 248 250 234 200 150 100 50 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: BASG 2019
PatientInnen in klinischen Studien Zahl eingeschlossener PatientInnen in klinischen Prüfungen 7.000 6.682 6.500 6.099 Ebenfalls seit Jahren 6.000 5.500 5.313 5.644 rückläufig! 5.189 5.000 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Pharmig 2019
Ergebnis dieser intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeit sind ...
Arzneimittel-Innovationen des Jahres 2019
Die Innovationen 2019 31 neue Wirkstoffe im Jahr 2019
Fast 300 innovative Arzneimittel ... ... mit neuem Wirkstoff in den letzten 8 Jahren in Österreich zugelassen! 44 41 41 40 38 37 31 26 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Neue Wirkstoffe nach Kategorie Unverändert hoher Anteil von small molecules – trotz Trend zu biologischen Wirkstoffen 3% Gen- Therapie 58 % 1 19 % small Biotech- molecules Therapien 18 6 19 % Monoklonale Antikörper 6
Neue Wirkstoffe nach Klasse Arzneimittel für verschiedene Therapiegebiete (z.B. Osteo- porose, Migräne, Diabetes, 9 neue Onkologika Psoriasis, Arthritis, Epilepsie, etc.) 3 Medikamente für seltene Erkrankungen bei Kindern 1 neuer Ebola-Impfstoff 4 Arzneimittel für 1 neue HIV-Therapie lebensbedrohliche Blutgerinnungsstörungen
Fünf prägnante Beispiele Beispielhaft für die Innovationen in 2019 fünf Beispiele: Cannabidiol – Erstes in Europa zugelassenes Arzneimittel mit dem sekundären Cannabis-Wirkstoff, Einsatz bei schwerster kindlicher Epilepsie Ebola Zaire Impfstoff – Erster in Europa zugelassener Ebola- Impfstoff, basierend auf gentechnisch modifiziertem Vesikular Stomatitis-Virus Genetisch modifizierte autologe CD34+ hämatopoetische Stammzellen – Erste gentherapeutische Heilungsoption bei vererbter Blutkrankheit Beta-Thalassämie Ibalizumab – Erster monoklonaler Antikörper gegen HIV; Behandlung von Erwachsenen mit multiresistenter HIV-1- Infektion, wo kein anderes antivirales Regime möglich ist Larotrectinib – Erstes Tumortyp-unabhängiges Onkologikum (Tissue-agnostic); für die gezielte Behandlung von TRK- Fusionstumoren
Österreichs Rolle im europäischen Kontext
Zentrales Zulassungsverfahren Einreichung des Antrags bei EMA Tag 1: Start des Zulassungsverfahrens Tag 120: LoQ Clock + ≤ 3 Monate Stop optional Tag 180: LoOI + ≤ 1 Monat Clock Stop CHMP Opinion Tag 210: CHMP Opinion CHMP Opinion: negativ CHMP Opinion: positiv max. 15 Tage EC, Mitgliedsstaaten & Antragsteller Antrag auf Re-Evaluierung erhalten CHMP Opinion max. 15 Tage ≤ 67 Tage Entwurf einer Kommissionsentscheidung max. 37 Tage European Commission Decision
Federführende Rolle Österreichs In diesem zentralen Verfahren ist die AGES MEA maßgeblich beteiligt: Letztes Jahr erhielt die AGES MEA für 15 Verfahren den Zuschlag, die Hauptbegutachtung feder-führend vorzunehmen – für 11 als Rapporteur, für weitere 4 als Co- Rapporteur (jeweils in multinationalen Gutachter-Teams). 18 15 16 15 13 Rapporteur 15 Co-Rapporteur 8 12 11 7 12 8 6 5 3 6 5 4 4 3 3 3 3 1 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Europaweit in den Top Ten Im europäischen Vergleich rangierte Österreich im Jahr 2019 im EU-Spitzenfeld. 36 34 Rapporteur 32 (inkl. MNAT) 30 Co-Rapporteur 28 26 24 24 22 20 18 16 18 7 6 1 14 12 16 12 13 10 5 11 8 3 8 4 13 15 6 12 1 11 4 7 7 7 4 8 8 5 2 5 5 6 1 5 2 4 3 3 4 3 3 2 1 2 2 2 1 2 0 0 0 0 AT BE BG CY CZ DE DK EE EL ES FI FR HR HU IE IS IT LT LU LV MT NL NO PL PT RO SE SK SL UK
Auch bei Scientific Advice Verfahren Anzahl der von Österreich koordinierten EMA Scientific Advice Verfahren – Österreich auf dem zweiten Platz im EU-weiten Ranking! 160 2. Platz 140 im EU- 120 Ranking! 100 80 167 164 130 60 119 112 104 40 20 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Der Weg eines Arzneimittels zum Patienten Patienten- Forschung Zulassung zugang
Marktzugang für Innovationen – was wurde aus den Innovationen des Jahres 2018?
Erstattung neuer Wirkstoffe Von den 41 neuen Wirkstoffen, die 2018 zugelassen wurden, sind zwar 80 % am Markt, aber nur erst 37 % im Erstattungs- kodex (EKO). 8 Präparate, die nicht in Ö erhältlich sind 15 neue Wirkstoffe im EKO (davon 13 in gelber Box, zwei in grüner Box) 7 reine Krankenhaus- Arzneimittel – nicht im EKO 11 nicht über die Regelerstattung finanzierte Arzneimittel
Erstattung neuer Wirkstoffe In der No Box sind 9 Produkte – bei zweien davon erfolgte die Streichung aus dem roten Bereich nach 813 bzw. 855 Tagen. 8 Präparate sind in Österreich gar nicht verfügbar. 8 Präparate nicht in Österreich erhältlich 15 neue Wirkstoffe im EKO Krankenhaus-Arzneimittel n = 34; Gesamtzahl exkl. 9 neue Wirkstoffe in der No Box
Erstattung neuer Wirkstoffe In der Roten Box sind 6 Produkte – die durchschnittliche Zeit ab der Zulassung beträgt 665 Tage. 15 neue Wirkstoffe im EKO Krankenhaus-Arzneimittel n = 34; Gesamtzahl exkl. 6 neue Wirkstoffe in der Roten Box
Lange Verfahrungsdauer bei Erstattung Die durchschnittliche Verfahrensdauer (vom Antrag bis zur Aufnahme in den EKO) liegt bei den 2018 zugelassenen neuen Wirkstoffen mit 280 Tagen weit über dem gesetzlichen Limit. Gesetzliches Limit für Verfahrensdauer 180 Tage Durchschnittliche Verfahrensdauer 280 Tage Start Rote Aufnahme in Box den EKO Von Zulassung bis Erstattung dauert es im Schnitt 375 Tage.
Market Access Strategy der EU
Markteinführung eines zentral zugelassenen Produkts 86. Pharm. Committee Meeting, 12.02.2020 ⚫ Antragsteller müssen in der Phase vor der Zulassung keine Informationen über ihre Marketingpläne nach Erhalt eines Zulassungsbescheids vorlegen ⚫ Freiwillige Vorlage von Marketing-Absichten vor Zulassung ⚫ Pilotprojekt, um zu prüfen, ob dies möglicherweise einen positiven Einfluss auf die tatsächliche Vermarktung der CAPs (centrally authorised products) haben könnte Neuanträge: Orphans, onkologische Produkte Start: Mitte 2020 Wichtig für Verständnis des Mechanismus hinter dem Problem der verzögerten Markteinführung ⚫ Antragsteller sind bereits jetzt gesetzlich verpflichtet, die EMA über die tatsächliche Markteinführung zugelassener Arzneimittel zu informieren
Auf einen Blick • Arzneimittelentwicklung ist eine hoch komplexe und riskante Aufgabe • Gerade in der aktuell herausfordernden Zeit zeigt sich jedoch, wie unverzichtbar Arzneimittelentwicklung ist und dass sich das Investment in die Gesundheit von uns allen lohnt • Tag der klinischen Forschung am 20. Mai ist ein guter Anlass, die Bedeutung der Arzneimittelforschung zu unterstreichen • Wenn so wie derzeit alle an einem Strang ziehen, kann uns das in eine bessere Zukunft führen.
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