Attersee - Schiffs-Agentur Schweiz
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Attersee Geschichte der Schifffahrt Der Attersee ist mit 47 Quadratkilometern Fläche, einer Länge von 20 km, einer Breite von zwei bis drei km und einer Tiefe bis zu 171 m der grösste zur Gänze im Land liegende Binnensee Österreichs. Im Süden wird er von den wildromantischen Felsenwänden des Höllengebirges (1862 m) und des Schafbergs (1783 m), im Westen und im Osten von den bewaldeten Bergen der Voralpen und im Norden vom Hügelland des Alpenvorlandes umgeben. Der Attersee bildet das Endglied einer Kette von Seen, die im Südwesten mit dem Fuschlsee und im Nordwesten mit dem Irrsee beginnt. Das Wasser aus beiden Seen fliesst in den Mondsee und von diesem wieder über die 4 km lange Ache in den Attersee. Das Wasser des Attersee’s wiederum fliesst über die Ager in die Traun, welche dann bei Enns in die Donau mündet. Der Name des Sees stammt vom vorkeltischen Wort ata oder ada, was soviel wie Wasser bedeutet. Früher wurde der Attersee gelegentlich – heute nur mehr selten – auch als Kammersee, abgeleitet vom Schloss Kammer und dem Kammergut, bezeichnet. Das Attersee-Gebiet war schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Die ältesten entdeckten Pfahlbauten sowie Funde aus Keramik und Bronzestammen aus der Zeit von 4000 bis 3000 vor Christus. Seither war das Seengebiet ständig besiedelt. Ab 2011 gehören die Fundorte Abtsdorf und Litzlberg Süd zur grenzübergreifenden UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Die Römer schätzten den Attersee als Erholungsgebiet, wovon zahlreiche Relikte römischer Villen Zeugnis ablegen. Auch heute ist er ein beliebtes Urlaubsgebiet. Neben der landschaftlichen Vielfalt beeindruckt er bei schönem Wetter auch durch die türkisblaue Farbe seines Wassers. Zahlreiche Prominente verbringen ihren Urlaub am Attersee. Gustav Klimt ist fast jeden Sommer in Seewalchen am Attersee (heute Sitz eines Klimt-Museums) und auch Gustav Mahler verbringt seine Sommer jahrelang in Steinbach am Attersee. Hier komponiert er in seinem heute noch bestehenden kleinen Komponierhäuschen. Auch Franz Karl Ginzkey, Johannes Brahms, Gottfried Keller, Hugo Wolf sowie die damals bekannte Burgschauspielrinnen Hedwig Bleibtreu und Charlotte Wolter sind Sommergäste am Attersee. Hier schreibt 1922 – inspiriert durch die Eindrücke vom Hochsitz das Jagdreviers oberhalb von Unterach – Felix Salten die Tiergeschichte vom Reh Bambi, die dann Walt Disney zum Kinowelterfolg machte. Der See befindet sich heute im Besitz der österreichischen Bundesforste. Bei einer so nachhaltigen Besiedelung des Seengebietes war es selbstverständlich, dass auf dem Wasser ein reger Schiffsverkehr mit Einbäumen, Ruderbooten und Flössen herrschte. Über den See wurden Personen und vor allem Güter befördert. Heute dominieren die zahlreichen privaten Boote - insbesondere Segelbooten – der Urlauber. Seit 1869/1870 existiert auch ein öffentlicher Personenschiffsverkehr, der Gegenstand des vorliegenden Berichts ist 1. 1 Der folgende Bericht stützt sich für die Zeit von 1869/70 bis 1965 auf eine nicht veröffentlichte ausführliche „Chronik der Schifffahrt auf dem Attersee nach Erzählungen alter Leute, eigenen Erlebnissen und noch vorhandenen Archivunterlagen“ von Bahnrat i.R. Paul Römer. Der Zeitabschnitt nach 1965 wurde nach eigenen Recherchen - nicht zuletzt mit Unterstützung des erst vor einigen Jahren pensionierten Kapitän Köbrunner - zusammengestellt. 1
Attersee DIE GRÜNDUNG DER „1. KONZESSIONIERTEN ATTERSEE-DAMPFSCHIFFAHRT“ Im Jahr 1869 gründet Graf Khevenhüller-Frankenburg, Besitzer der Herrschaft Kammer, den ersten Schifffahrtsbetrieb auf dem Attersee. Schon im Februar 1969 stellt er den von der Linzer Ignaz-Mayer-Werft gebauten und etwas über 15 m langen Schraubendampfer Ida in Dienst. Ihm folgt im Jahr 1870 aus der gleichen Werft der Schaufelraddampfer Attersee mit einer Tragfähigkeit von 258 Personen und im Jahr 1872 der ähnliche Schaufelraddampfer Kammer für 238 Personen. Im gleichen Jahr (1872) verkauft Graf Khevenhüller die „Ida“ wegen zu geringer Leistung der englischen Dampfmaschine an den Mondsee. Die Dampfschiffe dienen nicht nur dem Personenverkehr, sondern befördern auch Stückgut und remorquieren die antriebslosen Plätten der Seefrächter. Während die „Attersee“ befriedigt, erweist sich die „Kammer“ als sehr labil und kann nie voll ausgefahren werden. Im Jahr 1887 erlischt der Mannesstamm der Khevenhüller-Frankenburg. Die Schifffahrt übernimmt Ida v. Horvath von der weiblichen Seitenlinie des gräflichen Geschlechts. Diese muss sie jedoch bald darauf wegen erheblicher Schulden an den Wiener Seidenhändler Ferdinand(o) Peratoner verkaufen. Bei Graf Khevenhüller trug die Kammer zeitweise auch den Namen Weissenbach. Bei Ida v. Horvath lief sie jedoch wieder als Kammer. Der neue Schifffahrtsbesitzer übernimmt beide Dampfschiffe, gibt ihnen jedoch als kaisertreuer Bürger neue Namen aus dem Geschlecht der Habsburger. Das Dampfschiff Attersee heisst nun „Franz Ferdinand“, das Dampfschiff Kammer nun „Alma“. Schliesslich beschafft Peratoner bei der Schiffswerft Linz im Jahr 1894 noch einen Schraubendampfer für 48 Personen, dem er den Namen „Hubert Salvator“ gibt. Dieser muss zu Beginn des ersten Weltkriegs wegen des zu hohen Kohlenverbrauchs ausser Dienst genommen werden. Der Rumpf erweist sich aber als langlebig: Er wird 1924 an die Kalkwerke am Traunsee verkauft, erhält dort 1934 einen Dieselmotor und ist bis zur Schliessung der Kalkwerke im Jahr 1968 als Kalktransportschiff im Einsatz. Danach erwirbt ihn der Seefrächter Enichlmayer, der erst 1978 das Schiff abwrackt. DIE GRÜNDUNG DER „ELEKTRO-SCHIFFAHRTSUNTERNEHMUNG AM ATTERSEE“ Bald tritt die Konkurrenz auf den Plan. Die in Gmunden am Traunsee ansässige Firma Stern & Hafferl baut nicht nur schmalspurige Lokalbahnen im Salzkammergut (LB Attersee- Vöcklamarkt, Vorchdorf - Gmunden, Gmundner Strassenbahn), sondern steigt auch in das Schifffahrtsgeschäft ein. Sie gründet im Winter 1912/1913 ein eigenes Elektro-Schifffahrts- Unternehmen und beschafft dafür bei der angesehenen deutschen Werft Lürssen in Vegesak zwei Elektroboote mit einer Tragfähigkeit von 120 Personen mit denen sie im Sommer 1913 den Betrieb aufnimmt. Während das eine Elektroboot bis zu seiner Ausmusterung den Namen „Attergau“ behält, trägt das zweite im Laufe seines Lebens vier Namen. Zunächst als „Baron Handel“ bezeichnet, heisst es ab 1920 wegen Abschaffung der Adelstitel nur mehr „Handel“. Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wird es aus politischen Gründen in „Heimatgau“ umbenannt. Nach dem Kriegsende 1945 wechselt es erneut den Namen. Es 2
Attersee heisst nun bis zu seinem Ausscheiden „Burgau“. In Attersee entsteht eine hölzerne Schiffshüte mit zwei Liegeplätzen für die beiden Elektroboote und eine Ladestation zum Aufladen der Batterien. DAS LANGSAME STERBEN DER „1. KONZESSIONIERTEN ATTERSEE- DAMPFSCHIFFAHRT Ab 1914 verschlechtert sich die Wirtschaftlichkeit der Dampfschifffahrt immer stärker: Die Kohlenpreise steigen an. Die Seefrächter motorisieren ihre Plätten2. Damit endet das Schleppen der bis dahin antriebslosen Plätten durch die Dampfer. Auch Teile des Stückgutverkehrs wandern durch die zunehmende Zahl von Lastwagen auf die Strasse ab. Schliesslich macht sich die Konkurrenz der Elektroschifffahrt immer stärker bemerkbar. Im Jahr 1916 stirbt der Schifffahrtseigner Peratoner. Die Dampfschifffahrt führen nun seine beiden Töchter weiter. Um wirtschaftlicher fahren zu können und der Konkurrenz Paroli zu bieten, wird im gleichen Jahr bei der Firma Ratz in St. Gilgen das nur für 20 Personen zugelassene Benzinmotorboot Möve und bei der Linzer Schiffswerft das 30-Benzinmotorboot Weissenbach angeschafft, mit dem auch etwas Stückgut und Post befördert werden kann. Mit der „Möve“ wird im oberen Sehbecken ein Dreiecksverkehr Kammer-Litzlberg-Attersee- Weyregg-Kammer eingeführt. Die „Weissenbach“ besorgt im Winter den Liniendienst. Beide Motorboote bewähren sich nicht und fahren nur 1917, also nur eine Saison. Nach dem Ende der Monarchie erfährt der früher als „Attersee“ und dann als „Franz Ferdinand“ bezeichnete Schaufelraddampfer seine dritte Umbenennung. Der Name des Habsburger Erzherzogs ist nun nicht mehr erwünscht, das Schiff wird auf Forderung des Arbeiterrates in „Unterach“ umgetauft. EINE BETRÜGER AUFGESESSEN Nach Kriegsende kauft ein dubioser rumänischer Händler gemeinsam mit dem Traunsee- Dampfschiff Sophie die „Alma“. Er lässt die Maschinen der beiden Schiffe sofort abtransportieren. Die Schiffsrümpfe sollten am Wasserweg nach Linz gebracht und dort übergeben werden, wo der Käufer dann auch den Kaufpreis begleichen wollte. Doch erweist sich der Transport auf dem Wasserweg unmöglich, so dass sowohl die Attersee- wie auch die Traunsee Schifffahrtsgesellschaft kein Geld erhält, sondern auf den Rümpfen „sitzen“ bleibt. Man ist einem Betrüger aufgesessen, die „Alma“ steht ohne Maschine in Kammer und muss abgebrochen werden. EIN BESITZERWECHSEL 1921 kauft der mährische Industrielle Rudolf Randa, der sich auch in Oberösterreich betätigen will, von den beiden Peratoner-Töchtern die Dampfschifffahrt, d.h. den einen noch vorhandenen Dampfer Unterach und die Liegenschaft in Kammer. Um noch ein zweites Schiff zur Verfügung zu haben, mietet er im Jahr 1921 zunächst vom Traunsee den 64- 2Plätten sind kiellose, weitgehend kastenförmige hölzerne Arbeitsschiffe, die früher per Ruder oder per Segel, später dann mit Hilfe von Dieselmotoren fortbewegt wurden. 3
Attersee Personen-Schraubendampfer Maria Valerie. Erbaut 1895 bei der Dampfschiff- & Maschinebauanstalt Dresden, ist er das erste Schiff mit einem Stahlrumpf am Attersee und heisst hier nur mehr „Valerie“. Wenig später kauft er das Schiff. Leider steigt die Wirtschaftlichkeit nicht im erwarteten Umfang, macht sich doch die Konkurrenz der Elektroboote immer stärker bemerkbar. ABER AUCH WENIG GLÜCKLICHE JAHRE DER ELEKTROSCHIFFFAHRT Auch Stern & Hafferl will ein weiteres Schiff. Die Firma erwirbt einen alten verrosteten kleinen Schraubendampfer für 25 Personen mit einem Ruderstand am Heck. Aus der unteren Save stammend, kommt er im Verlauf der Kriegswirren nach Österreic.Seine Instandsetzung erfolgt in der Stern & Hafferl-Werkstätte Gmunden. Im Jahr 1923 wird er als Dampfschiff Burgau in Betrieb gesetzt. Wegen der grossen Rauchentwicklung und des Funkenflugs erhält er sehr rasch von den Bewohnern der Seeorte den Spitznamen „Feuerspeiender Berg“. Doch schon nach wenigen Monaten Dienst muss er wegen schwerer Rohrbrüche und Kesselschäden verschrottet werden. Ein grosses Unglück ereignet sich bei der Elektroschifffahrt im Frühjahr 1922: Nach der Firmung bricht in Unterach der Landungssteg unter der Last der wartenden Fahrgäste – vor allem Firmlinge und deren Angehörige - zusammen. Drei Tote und viele Verletzte sind zu beklagen. Ein zweiter tragischer Unfall folgt am 17.9.1923. Nach durchzechter Nacht schlafen der Matrose im WC und der Schiffsführer im Steuerhaus eines Elektrobootes ein. Führerlos prallt das Schiff mit voller Wucht gegen die Insel Litzlberg. Während der Schiffsführer den Schaden von Land aus besichtigt, packt den Matrosen das heulende Elend. Er schneidet sich die Kehle durch und stirbt. Dem einzigen Fahrgast geschieht nichts. DIE FUSION DER BEIDEN UNTERNEHMEN Neben diesen unerfreulichen Vorkommnissen ist im Jahr 1923 aber auch ein erfreuliches Ereignis zu verzeichnen. Ing. Stern gelingt es nämlich, mit Herrn Randa einen Kaufvertrag bezüglich der Dampfschifffahrt abzuschliessen. Die „Unterach“ und die „Valerie“ gehen schon im Sommer 1923, die Liegenschaft im Februar 1924 in den Besitz von Stern & Hafferl über. Leider verbleibt die Villa des bisherigen Besitzers mit der darin eingerichteten Schlosserwerkstätte in dessen Besitz. RUHIGE ZEITEN BIS ZUM BEGINN DES 2. WELTKRIREGES Die Konkurrenzsituation mit ihren negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebs ist nun beendet. Das Dampfschiff Valerie wird allerdings öfter defekt und hat einen ausserordentlich hohen Kohlenverbrauch. Deshalb stellt Stern & Hafferl das Schiff 1928 ausser Dienst, holt es in Attersee auf Land und verkauft den Kessel und die Maschine an einen Altwarenhändler. Der geplante Einbau eines Holzgasmotors erweist sich jedoch als nicht realisierbar. Da der Schiffskörper nicht gegen Rost geschützt ist, muss er schliesslich anfangs der 30-er Jahre ebenfalls an einen Alteisenhändler verkauft werden. Dieser bezahlt jedoch nie, weil er nach Abholung der letzten Fuhre Schrott in Konkurs geht. 4
Attersee Als Ersatz kommt 1929 ein kleiner Mahagoni-Bootskörper auf den Attersee. Stern & Hafferl hatte vor dem ersten Weltkrieg im Jahr 1911 auf dem ebenfalls in Österreich gelegenen Wallersee eine Schifffahrt eröffnet. Zum Einsatz kommt das bei der Bootswerft Rambeck in Starnberg erbaute 28-Personen-Elektroboot Wallersee. Der Betrieb ruht während der Kriegsjahre und wird nach dem Kriegsende 1918 nicht mehr wieder aufgenommen. Die „Wallersee“ kommt an den Attersee, erhält einen Dieselmotor und kommt als „Attersee“ in Fahrt. Die Vibrationen des Dieselmotors tun aber dem für einen ruhigen Elektroantrieb gebauten Schiffskörper nicht sehr gut und führen zu einer „rumpligen“ Fahrweise. Die Vibrationen sind so stark, dass einmal sogar Eier zerbrechen, die eine Bäuerin in einer Trage mitführt. Deshalb steht das Motorboot nur von 1929 bis 1932 (oder 1934?) in Betrieb. Dann zerspringt der Motorblock. Das Boot wird aus dem Wasser gehoben und zunächst in der Schiffshüte – die man 1929 eigens für dieses Schiff an der ursprünglichen Schiffshütte angebaut hat – aufgezogen. Nach dem Eintreffen der neuen Hochlecken im Jahr 1941 an Land im Freien abgestellt, erwirbt im Jahr 1947 Karl Eder vom Traunsee den Rumpf. Er baut ihn zur „Erika“ um und beginnt damit einen neuen Schifffahrtsbetrieb. Das Schiff bleibt bis 1973 in Betrieb, wird dann versenkt und liegt seither in ca. 60 m Tiefe beim ehemaligen Kalkwerk im Traunsee. Die Beförderungszahlen steigen im Lauf der Jahrzehnte kontinuierlich an. Wurden 1913 von der Elektroschifffahrt noch rund 28.000 Personen befördert, benutzten 1937 bereits 46.000 Fahrgäste die Schiffe am Attersee. Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich im Jahr 1938 nimmt die Fahrgastfrequenz schlagartig zu. Durch die Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) kommen Urlauber aus dem „Altreich“ in hellen Scharen in die „Ostmark“. Schon 1939 sind mehr als 100.000 Fahrgäste zu befördern. Deshalb bestellt Stern & Hafferl bei der Bodanwerft in Kressbronn ein neues Schiff nach dem Vorbild der „Munot“, die auf dem Untersee und Rhein verkehrt. Man leistet sofort eine Anzahlung. Der Bau wird jedoch wegen des Kriegsausbruchs eingestellt. Erst einige Jahre nach dem Kriegsende erhält Stern & Hafferl die Anzahlung in Form von Materialien zurück. DIE KRIEGS- UND NACHKRIEGSZEIT Auch nach Kriegsbeginn ist die Schifffahrt voll ausgelastet und ein weiteres Schiff dringend erforderlich. Nachdem der bestellte Neubau nicht geliefert werden kann, erwirbt Stern & Hafferl vom Schiffunternehmer Rudolf Ippisch das damals kleinste Traunsee-Schiff (60 Personen), das Elektroboot Traunstein. Bei der Havelwerft in Potsdam erbaut, kann es 60 Personen befördern. Es kommt am 29.9.1941 nach Attersee, wird als „Hochlecken“ in Betrieb genommen und erhält in der Schiffshütte den Platz der „Attersee“. Da der Platz in Attersee zum Aufziehen der Schiffe auf Land enger begrenzt ist und vor allem der Dampfer Unterach dort nicht an Land genommen werden kann, kauft das Unternehmen 1941 dafür vom Besitzer des Schlosses Kammer ein Seegrundstück in Kammerl. Die Benutzung der Schifffahrt ändert sich in den Kriegsjahren grundlegend. Bis zum Kriegsbeginn waren es neben den Einheimischen vor allem die Urlauber und Ausflügler, die das Schiff benutzten. Befördert wurde auch die Post und in geringem Umfang auch noch 5
Attersee etwas Fracht. Dementsprechend lief der Verkehrsstrom am Vormittag von der Eisenbahnstation Kammer - Bahnverbindung in die Ballungszentren der Städte Salzburg, Linz und Wien - nach Unterach (also vom Norden nach Süden) und am Nachmittag umgekehrt von Unterach nach Attersee und Kammer (von Süden nach Norden). Nun ändert sich der Verkehrsstrom. In Lenzing entsteht eine neue Zellwollfabrik, zu der jetzt Menschen aus dem Attersee-Gebiet zur Arbeit fahren. Ja sogar in den kriegswichtigen Stahlwerken „Hermann Göring“ in Linz sind Menschen aus dem Attersee-Gebiet tätig. Viele fahren zur Berufsausübung oder zur Erledigung von Angelegenheiten zu den Dienststellen der öffentlichen Verwaltung in die Bezirkshauptstadt Vöcklabruck. Nachdem der Autoverkehr durch den Krieg fast zum Erliegen gekommen ist, liegt das Hauptgewicht der Personenbeförderung bei der Schifffahrt. Dadurch geht der Haupt-Verkehrsstrom nun am Vormittag von Süden nach Norden und am Abend umgekehrt vom Norden nach Süden. SCHIFFFAHRT ALS RÜCKGRAT DES ÖFFENTLICHEN VERKEHRS Benötigt wird jetzt neben dem morgendlichen Postschiff nach Unterach und dessen abendlicher Rückkehr nach Kammer zusätzlich ein Frühschiff ab 5.00 Uhr von Unterach zur Eisenbahnstation Kammer und ein Abendschiff ab Kammer gegen 18.00 Uhr nach Unterach. Dies erfordert insbesondere im Herbst, Winter und Frühjahr ein Fahren nach Kompass. Wegen der Gefahr von Fliegerangriffen muss ohne Beleuchtung gefahren werden und auch am Ufer sind alle Fenster der Häuser verdunkelt. Ausserdem erfordert es tägliche nächtliche Leerfahrten zwischen Unterach und Attersee, um die Elektroboote in Attersee wieder aufladen zu können. Die Fahrgastfrequenz liegt im Jahr 1942 bei rund 200 000, im Jahr 1944 schon bei 343 000 beförderten Personen. Der Einmarsch der Amerikaner kurz vor dem Kriegsende in das Attersee-Gebiet führt zur Einstellung der Schifffahrt im Frühjahr 1945. Die Soldaten benützen die Elektroboote zu ihrem Vergnügen zunächst allein. Später darf ein Schiffsmann mitfahren, um grössere Schäden zu verhindern. Auch den Dampfer setzen sie ein. Im Juli 1945 wird der ordentliche Betrieb wieder aufgenommen. Im letzten Kriegsjahr und nach dem Kriegsende erhöht sich die Bevölkerungszahl im Attersee-Gebiet unnatürlich stark durch den Zuzug der sogenannten DP (Displaced Person = Flüchtlinge), sowie von entlassenen Wehrmachtsangehörigen und ausgebombten Bewohnern aus den Städten Oberösterreichs, Salzburgs und Wiens. Viele von Ihnen fahren zur Arbeit in die Stadt und nach Lenzing oder zu den Behörden in die Bezirkshauptstadt. So erreichen die Beförderungszahlen im Jahr 1945 die seither nie mehr erreichte Spitze von 425 000 Fahrgästen, also rund 1 200 pro Tag. DIE MODERNISIERUNG DER FLOTTE Als erstes Schiff unterzieht Stern & Hafferl den zwischenzeitlich mehr als 75 Jahre alt gewordenen Dampfer Unterach im Jahr 1946 einem Totalumbau. Geblieben ist in der ursprünglichen Form nur die Schale. Maschine und Kessel erhielten eine 6
Attersee Generalüberholung, mehr gedeckte Innenräume, ein gedecktes Steuerhaus und eine Heizung für den Winterbetrieb. Immer mehr verschlechtert sich in dieser Zeit auch der Zustand der Batterien der auch schon mehr als 30 Jahre alten Elektroboote. Deshalb bemüht man sich zunächst, die nächtlichen Leerfahrten zwischen Unterach und Attersee zu vermeiden und lädt die Batterien des Abend- Schiffs in der Nacht in Unterach an der Oberleitung der dortigen Strassenbahn auf. Im Winter 1949/1950 nimmt man dann den Umbau des Elektrobootes Attergau in ein Motorschiff in Angriff. Die Firma Stern & Hafferl hat nach Kriegsende von den Amerikanern für ein geplantes neues Schiff zwei Sechs-Zylinder-Dieselmotoren mit Wendegetriebe und Propeller-Rohlingen gekauft. Eines dieser Aggregate baut man nun in die „Attergau“ als Ersatz der zusammengebrochenen Batterien ein. Damit löst sich für dieses Schiff nicht nur das Batterien-Problem, sondern es erhöht sich auch die Geschwindigkeit von 13 km/h auf 21 km/h. Im Übrigen erfahren auch das Steuerhaus und die Aufbauten geringfügige Veränderungen. Die Tragfähigkeit wird auf 110 Personen herabgesetzt. Nachdem im Winter 1951/1952 die Batterien der „Hochlecken“ zusammenbrechen, baut man auch in dieses Schiff einen gebraucht gekauften Dieselmotor ein, nachdem ein neuer Motor zum damaligen Zeitpunkt nicht zu bekommen war. Im Sommer 1954 erfolgt ein weiterer Umbau des Dampfers Unterach. Den Kessel und die Maschine ersetzt man durch den Einbau des zweiten, seinerzeit von den Amerikanern gekauften Dieselmotors. Unter Verwendung von zwei aus einer aufgelassenen Gleichrichterstation stammenden Generatoren, von zwei aus einem abgebrochenen elektrischen Triebwagen stammenden Fahrmotoren mit einem der dazu gehörigen elektrischen Triebfahrzeug-Fahrschalter und einer Solenoidbremse aus einem alten Strassenbahnbeiwagen sowie einer neu beschafften Untersetzung für die Schaufelradwelle entsteht ein Radmotorschiff mit dieselelektrischem Antrieb. Zudem erfolgt eine weitere innere und äussere Renovierung des Schiffes. Statt wie bisher mit 7 Mann Besatzung zu fahren, lässt sich der Dampfer nun von drei Personen bedienen. Dafür können nun 270 Personen befördert werden. Leider erweist sich der Dieselmotor für den Dampfer im Betrieb als etwas zu schwach. Deshalb erhält die „Unterach“ einen neuen stärkeren Diesel. Der bisher im ehemaligen Dampfer verwendete Diesel kommt 1958 in die „Burgau“ (ursprünglich „Baron Handel“), die man in gleicher Weise wie die „Attergau“ umbaut. Damit endet in diesem Jahr die Elektroschifffahrt auf dem Attersee und wird die Ladestation Attersee aufgelassen. DAS ENDE DER LINIENSCHIFFFAHRT Nach der Rückkehr der Bombengeschädigten in die Stadt sowie der ehemaligen Wehrmachtsangehörigen zu ihren Familien und der Abreise der meisten DP nach Deutschland sinken in den darauffolgenden Jahren naturgemäss die Fahrgastzahlen wieder stark ab. Sie liegen 1947 noch bei 300.000, 1949 bei 150.000 und 1954 nur noch bei 100.000 beförderten Personen. 7
Attersee Der zunehmende Strassenverkehr führte dazu, dass auch der Stückgutverkehr, der 1944 noch bei 2.000t beförderter Fracht lag, sich von Jahr zu Jahr verringert. Lediglich die Postbeförderung – im Jahr werden rund 150t mit dem Postschiff in der Früh von Kammer nach Unterach und am Abend zurückbefördert – hat noch einen nennenswerten Umfang. Etwa ab 1960 gibt es im Winter zudem kaum mehr Fahrgäste. Die Menschen fahren nun mit dem Post-Omnibus und auch Stern & Hafferl – der schon in der Vorkriegszeit einen bescheidenen Busverkehr betreibt - baut seinen Omnibusbetrieb weiter aus. Immer mehr Menschen benutzen auch das eigene Auto. So wurde die Schifffahrt allmählich zu einem reinen Ausflugs- und Vergnügungsbetrieb. Nur im Spätsommer 1959 war die Schifffahrt noch einmal für einige Wochen der alleinige Träger des gesamten Personen- und Güterverkehrs. Durch einen schweren Bergrutsch war die Seeleithen-Bundesstrasse auf der Ostseite des Attersee verschüttet. Die Menschen mussten wieder das Schiff benützen. Schliesslich kündigt Stern & Hafferl zum 31.12.1964 den Postvertrag, beendet den Stückgutverkehr und stellt den Winterbetrieb ein. Von da ab ist die Attersee-Schifffahrt eine reine Saisonschifffahrt. DER ERSATZ DER SCHIFFE Die Schiffe kommen nun allmählich „in die Jahre“. Deshalb werden sie in den folgenden 10 Jahren alle durch neue Schiffe ersetzt. Doch zunächst wird die Attersee-Flotte um ein 5. Schiff erweitert. Grund war das Drängen insbesondere der Gemeinde Seewalchen nach einem möglichst stündlich verkehrenden Rundfahrtschiff. So erwirbt Stern & Hafferl vom Schiffsbetrieb Schwaiger in Kelheim das Motorschiff Westfalen. Dieses wurde im Jahr 1965 für den Ruhrtalstausee in der bei Bonn gelegenen Lux-Werft Mondorf gebaut. 1968 kam es dann auf die Donau. Das neue Schiff wird am 29.6.1974 in Attersee auf den Namen „Attersee“ getauft und in Dienst gestellt. Im Jahr 1993 erhält die „Attersee“ Radständer auf dem Dach und kann so auch als Fahrradschiff eingesetzt werden. Es vermag 190 Personen zu transportieren. Die Phase des eigentlichen Schiffsersatzes beginnt 1977. In diesem Jahr kauft Stern & Hafferl vom Tegernsee das 1931 bei Kellerer in Tegernsee gebaute Schiff Wallberg für 70 Personen. Nach der Taufe am 11.7.1977 in Attersee kommt das Schiff als „neue“ „Hochlecken“ in Fahrt. Die alte „Hochlecken“ erwirbt die Chemiefaser Lenzing und gibt ihr den Namen „Schloss Kammer“. Geplant ist, mit Gästen dieses Industriebetriebs Ausflugsfahrten über den Attersee zu machen. Doch erfolgen solche Fahrten nur sporadisch. Deshalb verkauft Lenzing 1991 das Schiff an Ing. Wimmer, der damit zunächst einen Gelegenheitsverkehr am Attersee anbietet. Wenig später muss er diesen wieder einstellen, weil die Aufsichtsbehörde die Genehmigung zurückzieht, die drei geplanten Landungsstege anzufahren und die Einstellung eines entsprechend ausgebildeten Matrosen verlangt. Lange Zeit läuft diesbezüglich ein Prozess. Im strengen Winter 1996/1997 wird die Schale durch Eisdruck beschädigt. Die „Schloss Kammer“ muss aus dem Wasser genommen werden und wird einige Kilometer vom See entfernt neben dem Bauernhof von Ing. Wimmer in Viehhof bei Gampern abgestellt. Im Winter 2005 beschädigt im Sturm ein umstürzender Baum das 94-jährige Schiff so schwer, dass es abgebrochen werden muss. 8
Attersee Ende Oktober 1978 erleidet der nunmehr als Radmotorschiff in Fahrt befindliche ehemalige Raddampfer Unterach einen schweren Motorschaden. Er wird am Slipplatz in Kammer an Land genommen. Die Untersuchung ergibt erhebliche Mängel an der Schiffsschale. Insbesondere die Spannten sind extrem brüchig geworden. Deshalb muss die „Unterach“ im Winter 1978/1979 abgewrackt und verschrottet werden. Als Ersatz erwirbt Stern & Hafferl von der Donau das grosse Motorschiff Ludwig der Kelheimer. Erst 1977 bei der Hitzler Werft in Regensburg erbaut und für 400 Personen zugelassen, fährt es zunächst bei den Vereinigten Schiffern in Kelheim auf der Donau. Im April 1979 erwirbt es Stern & Hafferl. Im Juni 1979 in Kammer bei der Agerbrücke in den See gesetzt wird es in Attersee auf den Namen „Stadt Vöcklabruck“ getauft. Das Schiff verfügt über 258 Sitzplätze. Bald steht aber auch der Ersatz der „Attergau“ und der „Burgau“ an. Zunächst wird Ende der Saison 1983 die „Attergau“ abgestellt. Sie kommt im darauffolgenden Jahr nach St. Georgen, wo sie beim Lieslwirt - auf Land eingegraben - als Diskobar Verwendung findet. Als Ersatz kommt wiederum von der Donau die „Bayern“. 1970 bei der LUX-Werft Mondorf für die Betriebsgemeinschaft Klinger/ Köck/Vogel erbaut, ist sie vor allem bei den Drei-Flüsse- Rundfahrten in Bayern – jetzt bei Wurm & Köck - eingesetzt. Sie erhält bei der Schiffstaufe am 17.6.1984 in Unterach den Namen „Unterach“. Ursprünglich für 220 Personen zugelassen, stehen 125 Sitzplätze zur Verfügung. 1989: DER ERSTE ATTERSEE-NEUBAU SEIT 1913 Zum Ende der Saison 1988 muss auch die „Burgau“ abgestellt werden. Seit Frühjahr 1989 steht sie beim Restaurant Pichlmühle zwischen Attersee und Nussdorf aufgebockt an Land. und dient als Blickfang. Der Motor kommt zum Traunsee und wird dort in die „Rudolf Ippisch“ eingebaut. Ersetzt wird sie durch die „Weyregg“. Dieses Schiff ist der erste Neubau seit 1913, der direkt für den Attersee bestellt wurde. Von der Schmidt Werft in Remagen gebaut, nimmt es bei der Überstellung an den Attersee der deutsche Spediteur kurzerhand als Pfand, weil ihm die Werft noch eine grössere Summe Geld schuldet. So trifft die WEYREGG mit einigen Tagen Verspätung ein. Die Indienststellung und Schiffstaufe erfolgt dann am 1. Juli 1989 in Weyregg. Sie kann bis zu 170 Personen auf Sitzplätzen befördern. Nachdem die anfallenden Beförderungsleistungen mit den vier jüngeren Schiffen erbracht werden können, wird im Jahr 1989 die „Hochlecken“ aus dem regulären Dienst genommen und an Dr. Neumann junior, ebenfalls aus der Firma Stern & Hafferl, verkauft. Dieser restauriert das Schiff mustergültig. Es kann nun für Sonderfahrten gemietet werden. Da es dafür jedoch kaum eine Nachfrage gibt, wird das Schiff 1999 an den Industriellen Hans Asamer verkauft. Dieser verwendet es für den Transport von Gästen seines Hotels Schloss Freisitz Roith in Gmunden am Traunsee. Nachdem sich jedoch die Eigentümer des Schlosshotels auf ihr eigentliches Kerngeschäft zurückziehen, fährt die „Hochlecken“ seit 2014 für die Traunseeschifffahrt von Karlheinz Eder als „J. Ruston“. Schliesslich erweist sich auch die „Attersee“ als überzählig. Sie wird 2001 erst an den Schiffsbetrieb Eder in Gmunden am Traunsee vermietet und läuft als „La Citronella“, dann 9
Attersee von diesem erworben und in „Josef J. Ruston“ umbenannt. Seit 2006 befindet sich das Schiff in Berlin bei Exclusiv-Yachtcharter in Berlin und fährt dort nach einem recht luxuriösen Umbau auch heute noch als „La Bella“. Zu erwähnen ist noch, dass die an Land abgestellten ehemaligen Elektroboote und späteren Motorboot „Attergau“ und „Burgau im Winter 2006/2007 auf Weisung des Naturschutzes abgebrochen werden. EIN NEUES OUTLOOK Im Jahr 2007 erhält die „Stadt Vöcklabruck“ den Zusatznamen „Gustav Klimt“ und wird – ganz im Stil Klimts beige lackiert. Seit 2013 ist der Rumpf schwarz lackiert. Sie bekommt eine neue Inneneinrichtung in modernem Design, ist nun nicht nur beheizbar, sondern auch klimatisiert und verfügt über eine kleine Bar, ein Musikanlage sowie ein behinderten- gerechtes WC. Die Aufbauten der „Weyregg“ bemalt 2011 der österreichische Künstler Christian Ludwig Attersee farbenprächtig. Auch sie ist beheizbar, hat eine kleine Theke für Getränke und kleine Speisen sowie eine Musikanlage. Und auch auf der ebenfalls beheizbaren „Unterach“ können gekühlte Getränke bezogen werden. Seit 2016 ist sie ebenfalls wie die „Weyregg“ am Hinterschiff bemalt. SCHIFFFAHRT HEUTE Im Jahr 2014 werden die Landungsverhältnisse in Seewalchen durch einen neuen längeren Landungssteg verbesset. Nun kann auch die „Vöcklabruck“ hier anlegen. Im Jahr 2015 wird auch der Landungssteg in der Burggrabenklamm wieder in Betrieb genommen, der mehrere Jahre wegen Sperre der Burgauklamm nach massiven Unwetterschäden gesperrt war. Heute stehen der Schifffahrt 3 Schiffe zur Verfügung. Der reguläre Betrieb beginnt Anfang Mai und endet Mitte Oktober. Während bis 1985 ein reiner Linienbetrieb stattfindet (Halt in allen Stationen von Kammer bis Unterach in einer Linie) wird 1986 der Fahrplan völlig umstrukturiert. Es werden nun je einen kreisförmigen Rundkurs im nördlichen und im südlichen Teil des Sees angeboten Heute gliedert sich der Fahrplan in vier Abschnitte: Den Rundkurs Nord führt von Attersee über den See, sodann entlang dem Ostufer nach Kammer und von dort entlang des Westufers vorbei an Litzlberg zurück nach Attersee. Die Fahrtdauer beträgt 70 Minuten. Angeboten werden in der Hauptsaison sechs Fahrten. In der Vor- und Nachsaison ist das Angebot reduziert und findet teilweise nur an schönen Wochenenden statt. Geführt wird der Rundkurs Nord in der Regel mit der „Weyregg“ Den Rundkurs Süd fährt von Attersee entlang des Westufers vorbei an Nussdorf nach Unterach, zurück über das Ostufer vorbei an Weissenbach und Steinbach bis Weyregg und dann zurück über den See nach Attersee. Fahrtdauer rund 2 Stunden und 20 Minuten. Durchgeführt werden in der Hauptsaison vier Fahrten statt. In der Vor- und Nachsaison ist ähnlich wie beim Nordkurs der Fahrplan reduziert. In der Regel fährt täglich ausser Montag die „Stadt Vöcklabruck“, sonst die „Unterach“. Der Rundkurs Süd klein besteht erst seit 2014. Er fährt nur an Sonntagen und nur bei schönem Wetter und bietet im südlichen Teil des Attersees zwei Rundfahrten an. Von Stockwinkel am Westufer des See ausgehend überquert er ihn zum Ostufer, fährt dieses 10
Attersee entlang bis Unterach und kehrt dann am Westufer nach 1 Stunde und 10 Minuten wieder nach Stockwinkel zurück. Anzumerken ist, dass dieser kleine Rundkurs im südlichen Teil des Attersees schon einmal in den Jahren 1986 bis 1990 als Rundkurs Süd II angeboten wurde. Die Vergnügungsfahrten am Abend werden zum grössten Teil mit der „Stadt Vöcklabruck, untertags aber auch von der „Weyregg“ ausgeführt. Angeboten wird am Montag das „Piratenschiff“ (Kinderschiff), am Dienstag ein Schiff-Bummelzug-Erlebnis (Rundkurs Nord mit anschliessender Fahrt mit dem Hobby Zug auf der Schmalspurbahn Attersee-Walsberg- Attersee), am Mittwoch eine Sommernachtsparty am See, am Donnerstag eine Abendfahrt mit Live-Musik Tanz und Stimmung sowie am Freitag am Rundkurs Nord ein Kindespassschiff mit dem Motto „Geister ahoi“. Aber auch bestellte Rundfahrten aus konkreten Anlässen (z.B. Hochzeit) finden statt. Am kraftfahrzeugfreien Sonntag sowie anlässlich der Attersee-Überquerung der Schwimmer stellen die Schiffe entsprechende Querverbindungen ein. Schließlich werden mit den nun beheizbaren Schiffen seit einigen Jahren sogar im Winter Rundfahrten aus konkreten Anlässen (z.B. Adventfahrten, Weihnachtsfahrten u.a.) angeboten. Heute werden von der Attersee-Schifffahrt jährlich rund 100 000 Personen befördert. DIE HOTELSCHIFFFAHRT FÖTTINGER Im Jahr 2001 erwirbt der Besitzer des Hotel Föttinger in Seefeld am Attersee eine Konzession für Gelegenheitsfahrten und erwirbt ein Elektroboot für 25 Personen. Erbaut 1923 bei Lürssen Vegesack als „Salet“ für den Königssee, wird es dort 1997 nur mehr als Arbeitsboot verwendet. Im Mai 1998 kauft sie die Firma Schilcher im österreichischen St. Wolfgang. Diese unterzieht die „Salet“ mit Unterstützung rumänischer Bootsbauer einer Generalüberholung, gibt ihr den neuen Namen "Liesa" und setzt sie für Rundfahrten ein. Die Konkurrenz der anderen vier Schiffsbetriebe am Wolfgangsee ist jedoch zu gross. Deshalb gibt die Firma Schilcher 2001 das Schiff weiter an das Hotel Föttinger in Seefeld am Attersee. Dort führt die „Liesa“ nicht nur für die Hotelgäste, sondern auch für Reisegruppen mehrstündige Ausflugs- und Eventfahrten für bis zu 22 Personen durch. Befördert werden im Jahr rund 500 Fahrgäste. Im August 2000 tun sich in Seewalchen am Attersee vier Männer zusammen, die alle einen Bezug zu Flösserei und Schifffahrt haben, um eine Plätte nach historischem Vorbild zu bauen. Mit dem Schlagen der Lärchen im Marktwald im September 2000 beginnt der Bau. Nach vielerlei technischen Problemen wird sie im September 2004 zu Wasser gelassen. Am 5. November 2004 kann die erste Testfahrt durchgeführt werden. Das Schiff erhält den Namen EKHENOHA, was die ersten Buchstaben der Vornamen der Schiffsbauer ergibt. Es gibt keine kommerziellen Interessen, das Schiff kann für private Feiern, Ausflüge von Gruppen oder Vereinen, Vergnügungsfahrten oder für Transporte eingesetzt werden. Autor: Prof. Dr. Dr. Benedikt von Hebenstreit, München/Zürich Copyright: Schiffs-Agentur Schweiz 2017, Ergänzung 202 11
Attersee Literaturverzeichnis Attersee • Herbert Winkler, Die Schifffahrt auf dem Attersee, Mondsee, Wolfgangsee; in Marine- Gestern, Heute; Sonderpublikation der Arbeitsgemeinschaft für österreichische Marinegeschichte, Wien 1980 • Doris Schreckeneder et al., Glücksmomente – Von Menschen, Schiff und Bahn rund um den Attersee, Trauner Verlag, Linz, 2013 12
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