AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT AUSTRALIEN - WKO

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT AUSTRALIEN - WKO
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
AUSTRALIEN

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SYDNEY
MÄRZ 2021
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT AUSTRALIEN - WKO
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                                          Eine Information des
                                     AußenwirtschaftsCenters Sydney

                                           Wirtschaftsdelegierter
                                                Karl Hartleb
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WIRTSCHAFTSBERICHT Australien

•      COVID-Situation im Griff
•      29 Jahre ohne Rezession zu Ende
•      Stärkeres Wachstum für heuer und 2022 prognostiziert
•      Öffentliche Hand, privater Konsum und Bergbau als Impulsgeber
•      Heimische Exporte brechen ein, Handelsbilanzüberschuss bleibt aber groß

Wirtschaftskennzahlen
                                                                         2019           2020        2021          2022

    Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1                          1.402,1        1.350,7     1.542,9       1.605,8
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf in USD2                                    55.142         53.095      54.678        56.228
    Bevölkerung in Mio.3                                                 25,2            25,5       25,8          26,1
    Reales Wirtschaftswachstum in % 4                                     2,4           - 2,4       3,5*           2,2
    Inflationsrate in %5                                                  1,6            0,9         1,6           1,5
    Arbeitslosenrate in %6                                                5,2            6,5         6,3           6,0
    Wechselkurs der Landeswährung 100 AUD =in EUR7                        62              64          66            66
    Warenexporte des Landes in Mrd. USD8                                 259,5          248,3       292,5         300,3
    Warenimporte des Landes in Mrd. USD9                                 245,4          206,1       247,3         258,2

    Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:10                  Rang 14

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                       2019               Veränderung         2020
                                                                                          zum Vorjahr in
                                                                                          %
    Österreichische Warenexporte in Mio. EUR11                      1.530.903.260          -35,4           988.553.180
    Österreichische Warenimporte in Mio. EUR12                         117.424.766           0,5           117.966.219
    Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. EUR 201913            174
    Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. EUR 201914            149

    Österreichische Direktinvestitionen15in Mio. EUR, Stand 2019                2.846
    Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen16, Stand 2019                  6.193
    Direktinvestitionen in Österreich17in Mio. EUR, Stand 2019                     76
    Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen18, Stand 2019               350

    Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:                    20. Rang (4. Überseemarkt)

1-6
    Quelle: Economist Intelligence Unit/*OECD
5
  Quelle: Trading Economics
7
  Quelle: lokale Nationalbank
8,9
    Quelle: Economist Intelligence Unit
10
    Quelle: Weltbank
11,12
      Quelle: Statistik Austria
13-18
      Quelle: OeNB; 16 u.18 Schätzungen

                                         Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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      1. Wirtschaftslage

Erfolgreiche COVID-     Wie auch schon während der Global Financial Crisis (GFC) kommt Australien
Bekämpfung              vergleichsweise gut durch aktuelle Krise. Das Land ist in der COVID-Bekämp-
                        fung, trotz einiger Rückschläge, sehr erfolgreich und konnte die an sich schon
                        sehr wirtschaftsfreundlichen COVID-Beschränkungen in vielen Bereichen ent-
                        sprechend rasch zurückfahren.

Hohe COVID-resilience   Es gibt 2021 fast kaum lokale Infektionsherde, die gemeldeten Krankheitsfälle
                        stammen fast ausschließlich von Einreisenden in überwachter Hotelquarantäne.
                        Gemäß Bloomberg belegt Australien hinter Neuseeland und Singapur in einem
                        weltweiten COVID-Resilience-Ranking die dritte Stelle.

Kurze Krise und ra-     Und nach jüngsten Angaben der OECD liegt Australien gemeinsam mit der VR
sche Erholung           China und Südkorea an der Spitze jener OECD-Länder, die sich von der Corona-
                        Krise am raschesten erholen.

29 Jahre Wirtschafts-   Auch Australien konnte 2020 eine Rezession nicht vermeiden. Aber da die aust-
wachstum zu Ende        ralische Wirtschaft bereits im dritten (+3,3%) und vierten Quartal (+3,1%) des
                        Vorjahres Rekordwerte hingelegt und wieder kräftig zugelegt hat, hält sich der
                        Schaden mit einem BIP-Minus von 2,4% auf Jahresbasis in Grenzen.

Gute Prognose           Gleichzeitig gehen nun die OECD und IMF-Experten/-innen bei fast alle Wirt-
                        schaftsindikatoren von einer besseren Entwicklung aus. So soll Australiens
                        Wirtschaft 2021 nun zwischen 2,7 und 5,5% wachsen, die Arbeitslosigkeit mit
                        rund 6-6,5% klar einstellig bleiben und die Nachfrage sich querbeet positiv ent-
                        wickeln.

Vor-COVID-Wirt-         Nach Angaben der australischen Zentralbank (Royal Bank of Australia) wird
schaftsleistung be-     Australien schon vor Mitte 2021 den Stand der Wirtschaftsleistung der pre-
reits heuer             COVID-Ära erreichen, allerdings erwartet auch der Zentralbankgouverneur ei-
                        nen für Australien zu hohen Stand der Arbeitslosigkeit, eine zu geringe Inflation
                        und zu geringe Einkommenssteigerungen.

Wirtschaftstreiber      Getrieben wird die positive Entwicklung von den Stützungsprogrammen und In-
                        vestitionen der Regierung, den geldpolitischen Maßnahmen der Royal Bank of
                        Australia, durch den privaten Konsum insbesondere im Handels- und im Immo-
                        bilienbereich und einer positiven Exportentwicklung bei Rohstoffen und land-
                        wirtschaftlichen (Verarbeitungs)Produkten.

Staatshilfe             Die australische COVID-Hilfe im Ausmaß von rund 13% des BIP ist rund zur
                        Hälfte government spending (Lohnsubventionen, Abschreibungsmöglichkeiten,
                        Möglichkeit von Verlustrückträgen, Lohnsteuersenkung, Ausbildungs- und Be-
                        schäftigungsprämien, Forschungsprämien, Regionalförderung, Zusatzinvestitio-
                        nen im Gesundheitswesen, bei der Infrastruktur und im Energiebereich).

Zentralbankgeld         Darüber hinaus hat die australische Zentralbank (RBA) die Zinsen auf einen his-
                        torischen Tiefstwert von 0,1% gesenkt und kauft im Rahmen von quantitative ea-
                        sing Staatsanleihen auf, um auch das Zinsniveau für Kredite mit mittelfristiger
                        Laufzeiten zu senken und zu stabilisieren. Dieses Programm wird trotzt positi-
                        ver Wirtschaftsdaten jedenfalls auch 2021 fortgesetzt werden, die Niedrigzins-
                        politik soll bis 2024 laufen.

                              Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Sonstige Hilfe          Temporäre Anpassungen des Konkursrechts, Kredit- und Mietstundungen etc.
                        haben das Ihre dazu beigetragen, die Wirtschaftslage und damit das Vertrauen
                        in die Wirtschaft zu stabilisieren.

Einzelhandel und Pri-   Der Privatkonsum (rund 60% des BIP) insgesamt ist zwar 2020 um 5,8% zurück-
vatkonsum               gegangen, aber mit der sich stabilisierenden COVID-Lage und dem steigenden
                        Vertrauen der Konsumenten/-innen sind die Einzelhandelsumsätze vergange-
                        nes Jahr mit 13,3% stark gestiegen. Für das laufende Jahr 2021 wird erwartet,
                        dass sich die Entwicklung bei den Einzelhandelsumsätzen verlangsamt, der Pri-
                        vatkonsum insgesamt aber um knapp 4% steigt.

Big savers, big spen-   Australiens Haushalte haben „billiges“ Geld 2020 teils zur Umschuldung und
ders                    ihre Einkommen teils zum Aufbau von Ersparnissen genutzt. Erste Anzeichen
                        (starke Wertsteigerungen bei Immobilien, Hohe Ausgaben für KFZ und sonstige
                        Luxusgüter, Aktienkursentwicklung) sprechen aber dafür, dass die australi-
                        schen Hilfsmaßnahmen teilweise zu hoch und teilweise zu wenig zielgerichtet
                        waren und sind, so dass sich daraus Fehlallokationen in unproduktive und spe-
                        kulative Sektoren ergeben.

Anlageinvestitionen     Im Gegensatz zu den Investitionen der öffentlichen Hand, ist die Investitionstä-
erholen sich            tigkeit der Unternehmen - seit längerem ein Schwachpunkt der australischen
                        Wirtschaft - auch im vergangenen Jahr mit über 10% wieder deutlich zurückge-
                        gangen. Investitionsschübe im vergangenen Dezember und Jänner 2021 zeigen
                        aber, dass der Trend sich auch hier umkehrt, das Investitionswachstum sollte
                        aber im laufenden Jahr mit 2,2% überschaubar bleiben.

Industrieproduktion     Die Industrieproduktion Australiens war 2020 leicht rückläufig, nur die Berei-
rückläufig              che Lebensmittel- und Getränkeproduktion verzeichneten Zuwächse, die chemi-
                        sche Industrie konnte den Produktionsstand einigermaßen halten. Für das lau-
                        fende Jahr sind die Aussichten verhalten besser.

Bergbau floriert        Anders ist das Bild im australischen Bergbau. Das weltweite Einbrechen der
                        Konjunktur hat den Sektor, der 2020 nie geschlossen wurde, überraschend we-
                        nig getroffen. Deutliche Preissteigerungen bei den Goldexporten und histori-
                        sche Höchststände bei Eisenerz (unter anderem auch verursacht durch Liefer-
                        schwierigkeiten Brasiliens und die wieder erstarkte Nachfrage Chinas) unter-
                        stützen nicht nur die Aktienpreise der australischen Unternehmen, sondern
                        bringen auch beachtliche Zusatzeinnahmen für das Commonwealth und die
                        Bundesstaaten.

Gefüllte Infrastruk-    In den für Australien sehr wichtigen Sektoren Immobilien- und Bauwirtschaft
tur-Pipeline            und Infrastruktur ist die Entwicklung sehr unterschiedlich. Mit einer Projekt-
                        pipeline der öffentlichen Hand (Commonwealth und Teilstaaten) von über AUD
                        50 Mrd. pro Jahr auf die nächsten Jahre hin, läuft der Infrastrukturbereich auf
                        Hochtouren.

Bau- und Immobilien-    Im Hochbaubereich – abgesehen von Ausnahmen wie z.B. im Logistikbereich,
wirtschaft              dem sozialen Wohnbau und sozialer Infrastruktur - ist die Entwicklung deutlich
                        weniger positiv. Im Bereich des privaten Wohnungsbaus ist derzeit die Dynamik
                        u.a. auch durch Förderungen und extrem niedrige Zinsen gestützt.

Immobilienmarkt         Bei bestehenden Immobilien sind seit Mitte der zweiten Jahreshälfte auch mas-
boom                    sive Preisanstiege bei städtischen, aber besonders auch weniger zentralen La-
                        gen zu beobachten.

                              Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Außenhandel             Die Rekordpreise insbesondere bei Erz und Gold konnten zwar einen Rückgang
                        der australischen Gesamtexporte 2020 – z.B. auch im Energiebereich (Kohle
                        und LNG) - nicht zur Gänze verhindern, aber doch stark dämpfen. Die australi-
                        schen Importe gingen mit 13,4% deutlich zurück. Sowohl Exporte und Importe
                        sollen heuer deutlich zulegen, wobei ein importseitiger Aufholbedarf dazu füh-
                        ren sollte, dass der Handelsbilanzüberschuss des Landes etwas sinkt.

Dienstleistungsex-      Der Bildungsexport, die mit einem Anteil von 33% wichtigste Säule des Dienst-
port massiv betroffen   leistungsexports Australiens, brach auf Grund der australischen Grenzschlie-
                        ßung 2020 massiv ein. Daraus resultierten Mrd. Verluste für Universitäten und
                        sonstige Ausbildungseinrichtungen. Massiv betroffen ist von den internationalen
                        und nationalen Grenzschließungen auch die australische Tourismuswirtschaft
                        (i.e.S. über 3% des BIP mit 660.000 Beschäftigten), wobei hier der stark gestie-
                        gene Inlandstourismus einen wichtigen Ausgleich schaffen konnte.

Australischer Dollar    Der australische Dollar (AUD), der im April kurzfristig eingebrochen war, hat
eher härter             sich seither auf Grund der Fortschritte bei der COVID-Bekämpfung und im inter-
                        nationalen Vergleich besseren Wirtschaftsaussichten deutlich erholt. Man geht
                        nun von einem relativ stabilen AUD aus, der in den nächsten zwölf Monaten in
                        einer Bandbreite von 0,72 bis 0,86 zum US$ schwanken sollte. Auch gegenüber
                        dem EUR sollte der AUD in nächster Zeit zulegen, wobei aber die australische
                        Zentralbank durch ihr QE-Politik auch bemüht ist, einen zu starken AUD zu ver-
                        hindern.

Budgetdefizite ohne     Trotz Budgetdefiziten von 5,9% des BIP im Jahr 2020 und von 4,8% im laufenden
Überschuldungsprob-     Jahr ist angesichts einer Netto-Staatsverschuldung von rund 34% des BIP das
lem                     AAA-Kreditrating Australiens auch mittelfristig gesichert.

   2. Besondere Entwicklungen

Erfolgreiche COVID-     Interessant ist, dass die COVID-Krise die Regierungskoalition unter Prime Minis-
Bekämpfung festigt      ter Morrison, die eigentlich ohne echtem Programm 2019 in den Wahlen bestä-
Regierungskoalition     tigt und anfangs als sehr labil eingestuft wurde, gefestigt hat. Das strikte COVID-
                        Management inklusive wirtschaftsschonendem Lockdown, Ein- und Ausreisebe-
                        schränkungen und großem Hilfspaket wurden und werden seitens der australi-
                        schen Bevölkerung geschätzt.

Rücknahme des Hilfs-    Trotzt konjunkturellem Rückenwind war das Zurückfahren der Arbeitsplatzför-
pakets und sektor-      derung und sonstiger Hilfsmaßnahmen ab April, die Teil des Regierungspro-
spezifische Hilfen …    gramms sind und einen ersten Schritt zur Budgetstabilisierung/-konsolidierung
                        darstellen soll, herausfordernd. Außerdem hat die Regierung durch eine gering-
                        fügige Erhöhung des Arbeitslosengeldes und sektorale Maßnahmen (Luftfahrt,
                        Bildung/Universitäten, internationaler Tourismus) die negativen Auswirkungen
                        etwas abgefedert.

                        Die von vielen Wirtschaftsexperten/-innen geforderten strukturellen Verände-
… aber keine notwen-    rungen (Bundesstaatsreform, Steuersystem, Arbeitsrecht usw.) und großen
digen Strukturrefor-    Weichenstellungen (Klimaschutz und Energiewende) will der Regierungschef
men                     scheinbar, wohl auf Grund knapper Mehrheitsverhältnisse im Parlament (keine
                        Mehrheit im Senat), auf die Zeit nach den Wahlen 2022 verschieden.

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Neustart              Einig ist man sich bezüglich der Wichtigkeit der Digitalisierung und Automatisie-
                      rung weiterer Wirtschaftsbereiche, nachdem hier der australische Bergbau- und
                      Landwirtschaftsbereich schon erfolgreich investiert hat. Überlegungen zu einer
                      Re-Industrialisierung Australiens in den Bereichen Medizintechnik, Cyber
                      Security, Berbau/critical minerals, Lebensmittel und Landwirtschaft, Öl-Gas-
                      Energie und Smart Manufacturing sind bisher nicht sehr weit fortgeschritten und
                      überzeugen wenig, wohl auch weil es bisher noch keine entsprechende finanzi-
                      elle Unterstützung dafür gibt und die Rahmenbedingungen einfach nicht gege-
                      ben scheinen.

Commonwealth of       Auch die Regierungen der Bundesstaaten des australischen Commonwealth ha-
States                ben von der Krise politisch profitiert und wurden durchwegs in ihren Funktionen
                      bestätigt. Dabei war es oft die Politik geschlossener Grenzen auch gegenüber
                      den anderen australischen Bundesstaaten, die besonders populär waren.

Geschlossene Gren-    Unklar ist die Situation weiterhin hinsichtlich der internationalen Grenzen. Diese
zen                   sind derzeit – in beide Richtungen – weitgehend geschlossen. Ein- und Ausrei-
                      sen für Australier/Australierinnen und Permanent Residents, und Einreisen für
                      Ausländer/-innen mit temporärem Visum sind nur im Rahmen eines Sonderre-
                      gimes, das diese an wichtige Gründe oder compassionate grounds knüpft, über
                      die der Commissioner of the Australian Border Force auf Einzelfallbasis ent-
                      scheidet, möglich (mehr dazu unter folgendem Link).

splendid isolation,   Bisher hat Australien als reiches Land (hohes BIP/Kopf, Bodenschätze, Land-
aber ….               wirtschaft) die COVID-Krise auch wirtschaftlich recht gut überstanden. Neben
                      dem Ausbildungsexport, dem Tourismus und der Landwirtschaft, der zig zehn-
                      tausende Erntehelfer/-innen und sonstige Hilfskräfte fehlen, ist aber auch die
Immigration           für Australiens Wirtschaftswachstum (Nachfrage & Skills) überaus wichtige
                      Einwanderung von (qualifizierten) Arbeitskräften sehr stark von den geschlos-
                      senen Grenzen betroffen.

Wachstumslücke auf    Im Fiskaljahr 2019/20 ging die Anzahl von Einwanderern/-innen bereits um
Jahre                 70.000 Menschen zurück und soll sich im laufenden Fiskaljahr, das bis Juni läuft,
                      um weitere 120.000 Einwanderer/-innen auf 31.000 reduzieren. Dieser Wert ent-
                      spricht nicht einmal einem Zehntel der durchschnittlichen jährlichen Einwan-
                      derzahl und wir laut Einschätzungen das Wachstum Australiens auf Jahre belas-
                      ten.

Luftverkehr           Die Reisebeschränkungen stellten auch die Luftfahrtbranche, die für Australien
                      aufgrund der Größe und der geographischen Lage des Kontinents äußerst wich-
                      tig ist, vor riesige Herausforderungen. Das Land selbst ist derzeit schwer er-
                      reichbar, weil auf Grund der Passagierbeschränkungen viele internationale Luft-
                      linien Australien nicht anfliegen. Die dominierende Qantas-Gruppe stellte im
                      Juni 2020 ihre internationalen Flüge, entließ tausende Mitarbeiter-/innen und la-
                      gerte zwecks Kostensenkung das Groundhandling auch an den australischen
                      Flughäfen aus. Ob die internationalen Flüge tatsächlich im Oktober 2021 wieder
                      aufgenommen werden wie angekündigt, bleibt abzuwarten.

Restrukturierung      Die zweitgrößte Airline-Gruppe Virgin Australia musste im April 2020 Insolvenz
                      anmelden und wurde in der zweiten Jahreshälfte von der US-Investorengruppe
                      Bain Capital übernommen. Nach Bain Capital´s Vorstellungen wird das Unter-
                      nehmen jetzt re-dimensioniert und sich vorerst auf den nationalen Markt kon-
                      zentrieren. Die Marke Tiger Air, welche für das no-thrills Angebot der Gruppe
                      stand, wurde aufgelassen.

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Übernahmekontrolle      Australien hat mit erstem Jänner 2021 ein Gesetz in Kraft gesetzt, dass die Kon-
                        trolle von Firmenübernahmen neu regelt. Dabei wurden die Kontrollmöglichkei-
                        ten der australischen Behörden (mit Blickrichtung VR China?) ziemlich stark
                        ausgebaut, woraus aber auch Probleme oder zumindest Verzögerungen und Zu-
                        satzkosten für europäische Investoren in kritischen Bereichen entstehen kön-
                        nen.

Impferfolge im Aus-     Da eine Grenzöffnung für australische Politiker/-innen aus heutiger Sicht nur
land wichtig            dann in Frage kommt, wenn sich auch die weltweite COVID-Situation entspre-
                        chend gebessert hat, kommt dem Erfolg der internationalen Impfkampagnen
                        auch aus australischer Sicht große Bedeutung zu. Im Land selbst hofft man
                        nach einem Impfstart im März, bis Oktober alle Impfwilligen geimpft zu haben,
                        eine Impfpflicht wird es nur „indirekt“ geben.

Free Trade Agree-       Politisch populär, aber gerade in Wirtschaftskreisen umstritten, ist die China-
ment aber keine         Politik der derzeitigen Regierung in Canberra. Ausgehend von sicherheitspoliti-
Freunde mehr            schen Fragen hat sich das bilaterale Verhältnis binnen der vergangenen drei
                        Jahre deutlich abgekühlt.

                        Nachdem Ausschluss von chinesischen Firmen von staatlichen Aufträgen (Stich-
                        wort Huawei) und dem Verbot der Übernahme von australischen Unternehmen
Rückgang von Investi-   durch chinesische Firmen (im Energieversorgungsbereich, in jüngerer Vergan-
tonen                   genheit aber auch im Bau- und Lebensmittelbereich), haben 2020 die australi-
                        schen Forderungen nach einer internationalen COIVD-Untersuchung und unter-
                        schwellige Schuldzuweisungen gegenüber China im Zusammenhang mit der CO-
                        VID-Verbreitung zu einer politischen Eiszeit geführt. Die chinesischen Investiti-
                        onen in Australien, die 2016 noch AUD 16 Mrd. ausgemacht haben, sind 2020 auf
                        ein Rekordtief von AUD 1 Mrd. gefallen.

Handelspolitische       In Reaktion darauf hat die VR China, das Land nimmt rund 40% der australischen
Maßnahmen               Exporte auf, mit Handelsmaßnahmen in verschiedenen Bereichen reagiert und
                        damit australische Lieferanten aus verschiedenen Sektoren (von Wein, über
                        Malz und Fleisch bis Kohle) von Lieferungen ausgeschlossen oder zumindest
                        hart getroffen. Die australischen Exporte 2020 nach China sind zwar wertmäßig
                        kaum zurückgegangen, aber das wohl nur dank der stark gestiegenen Rohstoff-
                        preise (Eisenerz, Gold), die Rückgänge in anderen Warenkategorien kompensier-
                        ten.

RCEP-Freihandelsab-     Mit der Unterzeichnung des RCEP-Freihandelsabkommens mit 14 Staaten des
kommens                 Asien-Pazifik-Raums bestärkt Australien seine politischen Beziehungen zu die-
                        ser Region, insbesondere hofft man, dadurch auch wieder etwas näher an China
                        als wichtigsten Handelspartner heranzukommen. Inhaltlich bringt das Abkom-
                        men Australien vor allem technische Vorteile und Vereinfachungen, wovon ins-
                        besondere der australische Dienstleistungssektor profitieren sollte.

EU-Australien Frei-     Die Verhandlungen über ein bilaterales Freihandelsabkommen (FTA) zwischen
handelsabkommen         der EU und Australien liefen 2020 zwar weiter, große Fortschritte waren aber
                        leider nicht zu verzeichnen. Marktzugangsfragen, Standards und Normen, ge-
                        werbliche Schutzrechte, Datenschutz, öffentliches Beschaffungswesen, Dienst-
                        leistungen sind bisher bei weitem noch nicht gelöst. Das wohl auch, weil der po-
                        litische Wille zu Notwendigen Zugeständnissen insbesondere auf der australi-
                        schen Seite derzeit nicht gegeben ist.

GB-Australien           Australien und Großbritannien verhandeln übrigens nun ebenfalls ein FTA, das
                        möglicher Weise auf Grund der sehr engen Beziehungen weitreichender als das

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                         EU-Australien-FTA sein wird, aber auch hier gibt es noch keine entscheidenden
                         Fortschritte. Zwischenzeitlich überlegt Großbritannien ja auch den Beitritt zum
                         Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership
                         (CPTPP-11), was den Zugang auch zum australischen Markt erleichtern könnte.

      3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Korrektur beim Ex-       Nachdem Exportrekordjahr 2019, Australien wurde damals ganz knapp hinter
portwachstum             Japan zum viertwichtigsten Überseeexportmarkt Österreichs, sind die heimi-
                         schen Ausfuhren nach Australien vergangenes Jahr um 35% eingebrochen. Be-
                         reinigt um einen Großauftrag fiel der Exportrückgang im vergangenen Jahr mit
                         etwas mehr als 20% zwar deutlich geringer aus, liegt aber markant über dem
                         gesamtösterreichischen Exportrückgang von rund 7,5%.

Großes Handelsbi-        Die australischen Ausfuhren nach Österreich sind vergangenes Jahr auf niedri-
lanzaktivum bleibt       gem Niveau zwar leicht gewaschen, trotzdem verzeichnete Österreich auch 2020
                         wieder einen beachtlichen Handelsbilanzüberschuss von rund EUR 900 Mio.

Stand der Direktinves-   Trotzt Krise haben einige österreichische Firmen 2020 Niederlassungen in
titionen ca. EUR 2,6     Australien eröffnet oder eine/die Marktpräsenz aufgebaut/erweitert. Nennens-
Mrd.                     werte Rückzüge aus dem Markt waren erfreulicher Weise nicht zu verzeichnen,
                         sodass wir mit rund 140 Niederlassungen in Australien vertreten sind. Die
                         jüngste Übernahme einer österreichischen IT-Firma durch eine australische
                         Software-Firma hat auch die australische Präsenz in Österreich verstärkt.

Logistische Heraus-      Die 2020 aufgetretenen Versorgungs- und Logistikprobleme sind nur teilweise
forderungen              behoben, der Schiffstransport hat sich verlangsamt und verteuert, und der Luft-
                         frachtbereich leidet unter geringer Kapazität, nachdem es kaum Passagierflug-
                         zeuge gibt, die Australien derzeit anfliegen.

Teures Einreisere-       Bei der Projektrealisierung (Stichworte Montage und Service) treten auf Grund
gime                     der (inter)nationalen Reisebeschränkungen derzeit teilweise große Schwierig-
                         keiten auf, die zu Verzögerungen und teils auch massiven Kostensteigerungen
                         führen. Positiv ist, dass auch 2020 im bilateralen Geschäftsverkehr kaum
                         Rechtsstreitigkeiten entstanden sind, und wir bisher auch keine Hinweise auf
                         Größere Zahlungsverzögerungen – und ausfälle erhalten haben.

Infrastrukturzuliefe-    Die österreichischen Lieferungen nach Australien sind stark infrastruktur-
rung                     und behördenlastig, nicht selten sind Kunden öffentliche Einrichtungen und
                         staatliche Stellen. Dies wirkt sich positiv aus, da gerade von dieser Seite ver-
                         sucht wird, Konjunkturimpulse zu setzen. In diesem Bereich könnten sich auf
                         Grund des Mangels an qualifizierten Fachkräften zusätzliche Chancen für Pla-
                         nungs- und Ingenieurbüros ergeben. Wie weit sich die Buy Australian-Mentalität
                         negativ auf unsere Lieferungen in diesem Bereich auswirken wird, bleibt abzu-
                         warten.

Energie/Umwelt           In den Hoffnungssparten erneuerbare Energie und Umwelt/Recycling wurde
                         die Marktdynamik durch COVID kaum gebremst und bestehen weiterhin sehr
                         gute Chancen auf einem zwischenzeitlich schon recht wettbewerbsträchtigen
                         Markt.

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Born globales          Erfreulich ist, dass sich gerade in den letzten Monaten viele junge österreichi-
                       sche Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen und Produkten/Dienstleis-
                       tungen/Technologien für Australien interessieren und hier erfolgreich tätig
                       werden. Teilweise setzen diese Firmen auch auf das starke Wachstum des aust-
                       ralischen eCommerce-Marktes während der COVID-Krise, der sich in 12 Mona-
                       ten fast verdoppelt hat.

Nachfrageschwäche in   Problematisch bleiben die weiterhin eher schwächelnden australischen Fir-
Teilbereichen          meninvestitionen, die unseren Maschinenbausektor negativ betreffen. Heimi-
                       sche Zulieferungen an australische China-Exporteure könnten unter den zuneh-
                       menden (handels)politischen Spannung zwischen Australien und der VR China
                       leiden.

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