AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT CHINA
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Peking Wirtschaftsdelegierter Dr. Michael Berger T +86-10-8527 5050 E peking@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/cn HEAD OFFICE Mag. Johannes Brunner Mag. Christian Fuchssteiner T 05 90 900/4312 E aussenwirtschaft.asien@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikro- film oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wie- dergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anders lautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F.: Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, Postfach 150, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER PEKING, T +86-10-8527 5050, F +86-10-8527 5049 E peking@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/cn Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT China (10/2021) • Solide Wirtschaftsleistung nach rascher Eindämmung von Covid • Aufholwachstum von 8% für 2021 erwartet • Neuer Fünfjahresplan soll Chinas Wirtschaftssystem nachhaltig ändern • Nach Einbruch der Exporte 2020 (-11,9%) mehr als Aufholwachstum im 1.HJ 2021 (+31,6%) Wirtschaftskennzahlen 2018 2019 2020 Prognose für 2021 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 13.842 14.341 14.867 17.271 Bruttoinlandsprodukt/Kopf in USD (Kaufkraftparität) 2 15.640 16.988 17.267 18.934 Bevölkerung in Mio.3 1.395 1.400 1.412 1.422 Reales Wirtschaftswachstum in %4 6,6 6,1 2,3 8 Inflationsrate (CPI) in %5 1,8 4,5 0,1 2,7 Arbeitslosenrate in % (offiziell)6 3,8 3,6 5,6 5 Wechselkurs der Landeswährung EUR zu CNY; 1 EUR = x CNY7 7,85 7,85 8,02 7,83 Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar 2.417 2.399 2.497 3.002 Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar 2.022 1.974 1.982 2.336 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8 Rang 2 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2019 2020 1. Hj. 2021 Warenexporte in Mrd. EUR 4,45 3,92 (-11,9%) 2,37 (+31,6%) Warenimporte in Mrd. EUR 9,82 10,14 (+3,2%) 6,31 (+29,1%) Dienstleistungsexporte in Mio. EUR9 760 476 (-37,4%) 298 (+20%) Dienstleistungsimporte in Mio. EUR10 557 413 (-25,9%) 261 (+35%) Direktinvestitionen in China (inkl. Hongkong)11, Stand 2020: 4,57 Mrd. EUR Beschäftigte12, Stand 2018: 32.815 Direktinvestitionen aus China (inkl. Hongkong)13, Stand 2020: 2,87 Mrd. EUR Beschäftige14, Stand 2018: 2.480 Wichtigste Warenexportmärkte für Österreich: 10. Rang Wichtigste Warenimportmärkte für Österreich: 2. Rang 1-5 Quelle: Economist Intelligence Unit 6 Quelle: National Bureau of Statistics of the People’s Republic of China; Prognose: Economist Intelligence Unit 7 Quelle: Economist Intelligence Unit, Angaben zum Periodenende 8 Quelle: Weltbank 9-14 Quelle Österreichische Nationalbank Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage Robustes Wirtschafts- Dank der durch strenge Maßnahmen bewirkten raschen Eindämmung der Covid- wachstum trotz Covid 19 Pandemie konnte Chinas Wirtschaft 2020 die Produktionseinbrüche überwin- den und ein Wachstum von +2,3% verzeichnen. Dieser Trend konnte auch heuer weiter an Dynamik gewinnen sodass im 1. Halbjahr 2021 ein Wachstum von +12,7% zu verzeichnen war (ausgehend von einem entsprechend niedrigen Niveau im Vergleich zur Vorjahresperiode) Für das Gesamtjahr 2021 wird von Experten ein Wachstum von 6% bis 8% erwartet. Dienstleistungen als Das Wachstum der letzten Jahre stützt sich auf die steigende Bedeutung des Säule der Entwicklung Dienstleistungssektors, der letztes Jahr 47,3% zum BIP beigetragen hat (1. Hj. 2021: 53%, 2019: 63,5%) Dabei dominieren der Informationstechnologie- sektor (+16,9%) und der Finanzdienstleistungssektor (+7%). Trotz vereinzelter lokaler Ausbrüche und den damit verbundenen Reisebeschränkungen konnte sich der chinesische Inlandstourismus signifikant erholen und erreichte zeitweise bereits das Vorkrisenniveau. Auf die Industrie sind 2020 43,3% entfallen (1. Hj. 2021: 43,6%; 2019: 32,6%). Konsum als Wachs- Auch der private Konsum spielt eine zunehmend große Rolle für das Wirtschafts- tumstreiber und Covid wachstum. Obwohl die Ausgaben für Konsumgüter 2020 aufgrund der wirtschaft- als Boost für Online- lichen Unsicherheiten durch Covid um -3,9% zurückgegangen sind hat sich die handel Pandemie wie ein Turbo auf den ohnehin bereits starken E-Commerce Chinas ausgewirkt. Die Online-Einzelhandelsumsätze sind 2020 um 10,9% gewachsen, im 1. Hj. 2021 noch weiter um +23,2%. Vor allem Zustelldienste von Lebensmitteln haben enorm von der Pandemie profitiert und ein Wachstum von 30,6% im Ver- gleich zum Vorjahr verbucht. Mittlerweile wird bereits jeder vierte Einzelhandel- sumsatz über das Internet getätigt. In den letzten Jahren wurde der Privatkonsum einerseits durch höhere Ausgaben für Sozialleistungen und Lohnsteigerungen geschürt, andrerseits durch Arbeits- platzschaffungsmaßnahmen und Steuersenkungen. Gleichzeitig wird der Aus- gleich des regionalen Einkommensgefälles forciert. Die verfügbaren Einkommen von ländlichen Haushalten steigen schneller als die der städtischen, wobei der Aufholbedarf nach wie vor groß ist. 2020 haben die verfügbaren Einkommen der städtischen Haushalte um 1,2% zugenommen, im 1. Hj. 2021: +10,7%, die der ländlichen Haushalte um 3,8%, im1. Hj. 2021: +14,1%;. Außenhandel von US- Chinas Außenhandel, ein entscheidender Wachstumsfaktor, hat sich trotz der Handelskonflikt und Auswirkungen des seit 2019 andauernden Handelskonflikts mit den USA wieder Covid gebremst rasch erholt. So konnten die chinesischen Exporte 2020 um +4% auf 2.497 Mrd. USD zulegen und im verzeichneten im 1. Hj. 2021 eine weitere Steigerung von 28% auf 1.518 Mrd. USD. Gleichzeitig waren 2020 die Importe des Landes mit – 0,3% und insgesamt 1.967 Mrd. USD leicht rückläufig holten aber mit +25% eben- falls im 1.HJ 2021 wieder stark auf: 1.266 Mrd. USD. Dies ist auch deshalb beachtlich, weil chinesische Exporteure nicht nur mit Strommangel, sondern auch mit gestiegenen Transportkosten und höheren Roh- stoffpreisen zu kämpfen haben. Experten führen den unerwartet hohen Anstieg auf das vorgezogene Weihnachtsgeschäft und gestiegene Preise zurück, die die Auswirkungen des Energiemangels aufgewogen hätten. Die Handelszahlen spie- geln die anhaltende globale Nachfrage nach chinesischen Waren wider, während sich auf der anderen Seite die lokale Wirtschaft verlangsamt. Wegen des Übergangs zu saubereren Energien, steigender Nachfrage bei gerin- gerer Produktion und massiv gestiegener Kohlepreise fehlt vielen Regionen des Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Landes Strom. Auch in China tätige europäische Unternehmen leiden zunehmend unter Rationierungen und deshalb angeordneten Stilllegungen von Betrieben. Es wird allgemein befürchtet, dass sich die Probleme mit der bevorstehenden Heizperiode verschärfen und bis zum Frühjahr 2022 andauern. Die Importe der EU aus China haben 2020 um +6,1% auf 383,5 Mrd. EUR zuge- nommen und wuchsen im 1.HJ 2021 um weitere 25%, während die EU 2020 plus EU ist Chinas wichtigs- 2,1% mehr Lieferungen für 202,53 Mrd. EUR nach China getätigt hat, welche im ter Handelspartner 1.Hj 2021 um 28,5% gesteigert werden konnten. Damit ist die EU der wichtigste Handelspartner Chinas und China der zweitwichtigste Handelspartner der EU. China weiterhin at- Die Attraktivität Chinas als Ziel für ausländische Direktinvestitionen (FDI) hat traktiv für ausländi- auch 2020 nicht nachgelassen. Bis Ende des letzten Jahres haben diese mit ei- sche Direktinvestitio- nem Wachstum von 4,5% einen Wert von 144,3 Mrd. USD (2019: 136,7 Mrd. USD) nen erreicht. Ein Trend der sich auch mit einem starken Plus von 25% im 1.HJ fort- setzte. Steigende Schulden- Chinas zunehmende Gesamtverschuldung (private und öffentliche) gehört zu den quote als Risikofaktor größten wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes. Schätzungen gehen derzeit von einer Verschuldungsquote von ca. 300% des BIP aus. Der Großteil da- von konzentriert sich auf staatliche Banken im Inlandsgeschäft. Aber auch der Privatsektor, der durch die straffere Kreditvergabe in den letzten Jahren an Liqui- dität verloren hat, könnte im Falle von notleidenden Krediten und daraus entste- henden Schneeballeffekten zu einem Systemrisiko werden. Dies wurde kürzlich durch den in Zahlungsschwierigkeiten gekommenen Immobilienkonzern Ever- grande verdeutlicht, dessen weiterer Bestand durch einen Schuldenberg von 300 Mrd. USD gefährdet ist. Ein Konkurs dieses Großunternehmens hätte gravierende Auswirkungen auf die bis Dato wachstumstreibende Immobilienbranche und sämtliche mit ihr verbundenen Zulieferern und Financiers. Es wird sich weisen, ob und wie weit der chinesische Staat hier bereit ist einzuspringen um mögliche Kettenreaktionen für die lokale aber auch internationale Wirtschaft zu vermeiden. Verstärkte Kontrolle Jüngste einschränkende Maßnahmen und Gesetze der Regierung gegenüber eini- von Internetkonzer- gen der in den letzten Jahren rasant gewachsenen und oft Markt dominierenden nen und Stärkung Internet Konzerne wie ANT, Didi, Meituan, Tencent etc. haben gezeigt, dass Pe- staatlicher Unterneh- king weiterhin auf ein aktiveres Eingreifen in die Wirtschaft setzt. Hier möchte men man offenbar die Kontrolle über das Marktgeschehen und signifikante Entwick- lungen nicht aus der Hand geben. Auch sollen diese mehr zum Allgemeinwohl beitragen um somit zum Ziel der „common prosperity“ beizutragen. Hingegen sollen Staatsbetriebe wieder gestärkt werden. Über Fusionierungen, Restruktu- rierungen und den Abbau von Überkapazitäten sollen diese für den Wettbewerb auf internationalen Märkten fit gemacht werden. 2. Besondere Entwicklungen Strenge Reiserestrik- Seit März 2020 besteht ein Einreiseverbot für ausländische Staatsbürger. Ge- tionen als größtes schäftsvisa werden nur in dringenden Ausnahmefällen ausgestellt und Reisende Hindernis im Ge- müssen sich nach der Ankunft einer zwei- bis dreiwöchigen Zentralquarantäne schäftsalltag unterziehen. Auch geimpfte Personen sind von diesen Vorschriften nicht ausge- nommen. Diese Restriktionen stellen derzeit das mit Abstand größte Hindernis für das Chinageschäft ausländischer Unternehmen dar. Eine Lockerung der Ein- reisebestimmungen ist derzeit nicht absehbar. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 Volkskongress formu- Im März 2021 hat Chinas Volkskongress formell den 14. Fünfjahresplan für die liert 14. Fünfjahres- wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes im Zeitraum 2021-2025 be- plan und Ziele für schlossen. Zentrales Ziel ist die Transformation Chinas in einen modernen sozia- 2035 listischen Staat mit einer hochqualitativen und von Innovation getriebenen Wirt- schaftsentwicklung. Bis 2035 soll das verfügbare Einkommen ausgehend vom Ni- veau des Jahres 2020 verdoppelt und China somit zu einer „high income society“ werden. „Duale Zirkulation“ Das Modell der „dualen Zirkulation“ ist eines der Kernelemente des 14. Fünfjah- und Fokus auf Zu- resplans und soll die Wirtschaft des Landes nachhaltig verändern. Angesichts der kunftstechnologien als angespannten handelspolitischen Verhältnisse will China in Zukunft seine Abhän- neues Wirtschaftsmo- gigkeit vom internationalen Handel reduzieren. Mit dem Modell der dualen Zirku- dell lation soll verstärkt auf Herstellung, Vertrieb und Konsum von Produkten im In- land gesetzt werden. Zugleich sollen chinesische Unternehmen durch technologische Innovation in der globalen Wertschöpfungskette aufsteigen. Forschung in Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Quanteninformatik, Halbleitertechnologie, Gen- und Biotechnik sowie Weltraumtechnologie soll vorangetrieben werden. China will in diesen Technologien künftig eine globale Vorreiterrolle einnehmen und strebt langfristig einen hohen Grad an technologischer Autarkie an. Dazu hat der chine- sische Staatshaushalt für Forschungsausgaben ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 7% eingeplant. Parallel dazu sind steuerliche Anreize vorgesehen. So sollen heimische Unternehmen 75% - herstellende Unternehmen sogar 100% - ihrer Forschungskosten in den o.g. Bereichen steuerlich absetzen können. Beziehungen mit den Außenpolitisch dominieren seit Ende 2018 die Spannungen mit den USA, welche USA weiterhin ange- in einem Handelsstreit gipfelten, der im Jänner 2020 mit der Unterzeichnung ei- spannt ner Zwischenvereinbarung (Phase One Deal) nur kurzfristig entschärft werden konnte. Dabei hat sich die USA zu einer Halbierung der Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 120 Mrd. USD auf 7,5% verpflichtet und einen erleichterten Zugang chinesischer Finanzinstitute zum US-Markt in Aussicht gestellt. Im Ge- genzug wird Peking in vier Handelskategorien (Industrie-und Agrargüter, Energie und Dienstleistungen) im Zeitraum 2020-2021 zusätzlich 200 Mrd. an US-ameri- kanischen Waren und Dienstleistungen importieren. In den letzten Monaten kam es zu mehreren offiziellen Treffen von hochrangigen Vertretern beider Seiten, bei welchen sowohl die politischen als auch die wirt- schaftlichen Spannungen angesprochen wurden. Investitionsrestriktio- Zahlreiche Maßnahmen zielen darauf ab, das Vertrauen von potentiellen Investo- nen werden aufge- ren zu gewinnen. Ein am 1. Jänner 2020 in Kraft getretenes neues Investitionsge- weicht … setz (Foreign Investment Law) ersetzt bisher geltende Regelungen über ausländi- sche Beteiligungen. Es setzt ein Zeichen für die weitere Öffnung des chinesischen Marktes für ausländische Unternehmen und soll für mehr Gleichberechtigung zwischen chinesischen und ausländischen Firmen sorgen. Im Zuge der Überarbeitung der sogenannten Negativliste Ende 2020 wurden die Investitionsbeschränkungen für ausländische Unternehmen in mehreren Wirt- schaftssektoren gelockert. Die aktuelle Liste umfasst aber nach wie vor 123 Wirt- schaftsbereiche mit aufrechten Investitionsbeschränkungen, die angeblich im Laufe der Jahre kontinuierlich gelockert werden sollen. So hat Peking bereits eine Liberalisierung des Finanzdienstleistungssektors angekündigt, insbesondere im Bereich des Fond- und Wertpapierhandels. Zusätzlich will China seinen eige- nen Kapitalmarkt noch stärker in die globalen Märkte integrieren. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 In manchen Wirtschaftsbereichen sind ausländische Investitionen sogar explizit erwünscht, wie z.B. im Smart Manufacturing oder bei Energieeffizienz und Um- welttechnologie. … und neues Investiti- Nach jahrelangen Verhandlungen haben die EU und China Ende 2020 eine grund- onsabkommen soll die sätzliche Übereinkunft über ein neues Investitionsabkommen getroffen, das eine Rechte europäischer Gleichbehandlung europäischer und chinesischer Unternehmen am chinesischen Investoren besser ab- Markt forcieren soll. Dies soll durch einen verbesserten Rechtsschutz europäi- sichern. scher Investoren erzielt werden, etwa durch das Unterbinden von erzwungenen Technologietransfers oder das Aufheben von Beteiligungsobergrenzen in be- stimmten Wirtschaftssektoren. Auch sollen chinesische Subventionen an Staats- betriebe künftig transparenter und WTO-konform werden. Der Ratifizierungspro- zess des Abkommens, das von beiden Seiten noch nicht unterschrieben ist, wurde jedoch seitens des Europäischen Parlaments im Mai 2021 aufgrund von chinesi- schen Gegensanktionen als Reaktion auf die von der EU bezüglich Xinjiang ver- hängten Sanktionen vorübergehend gestoppt. Derzeit ist nicht absehbar wann und ob dieses Abkommen ratifiziert werden kann. Importzölle werden Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren die Importtarife für über 40% aller gesenkt Zolltarifgruppen gesenkt. Niedrigere Abgaben sollen Importe bestimmter Kon- sumgüter, wie etwa Schweinefleisch, begünstigen und so die aktuell hohe Markt- nachfrage ausgleichen. Auch werden Zölle auf Rohstoffe für wichtige Industrie- zweige, u.a. Pharma und High-Tech, reduziert, um die Produktion in diesen Sek- toren anzukurbeln. Einrichtung eines SCP Der Schutz von geistigem Eigentum (Intellectual Property Rights, IPR) – eines der IP Courts… großen Themen im Handelskonflikt mit den USA – soll gestärkt werden. Einige verfahrensrechtliche Verbesserungen wurden schon umgesetzt, wie z.B. die Ein- richtung eines nationalen Gerichts (SPC IP Court) unter dem Obersten Volksge- richtshof, das seit Anfang 2019 landesweit IPR-Beschwerden bearbeitet. Rating System für Un- Nach einer Testphase ist Ende 2020 ein neues Rating System für Unternehmen ternehmen tritt in (Corporate Social Credit System, kurz CSCS) in Kraft getreten. Das CSCS bewer- Kraft tet laufend verschiedene Geschäftsaktivitäten und mögliche Unzulänglichkeiten (Nichtbeachtung von Vorschriften, Steuerschulden, Nichtbefolgung von Gerichts- urteilen etc.) von Unternehmen, die in einem Gesamt-Rating zusammengefasst werden. Unternehmen mit einem schlechten Rating müssen mit Sanktionen (Aus- schluss bei staatlichen Ausschreibungen, verschärfte Devisenbeschränkungen etc.) rechnen. Das System betrifft chinesische Unternehmen sowie chinesische Niederlassungen ausländischer Firmen in gleichem Maße und erhebt Daten aus praktisch allen Geschäftsbereichen. Im März 2021 hat der Nationale Volkskongress eine kontinuierliche Ausweitung des CSCS auf weitere - nicht näher definierte - Faktoren über die nächsten Jahre angekündigt. Zusätzlich ist die Veröffentlichung eines Informationskatalogs mit einer detaillierten Auflistung von Sanktionen für Unternehmen mit einem schlechten Rating in Aussicht gestellt worden – eine direkte Reaktion auf die vor allem von ausländischen Unternehmen oft beklagte Intransparenz des CSCS. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Handelsvolumen Trotz Covid-bedingter Rückgänge war China mit einem bilateralen Handelsvolu- bleibt über der 14 men von rund 14,07 Mrd. EUR auch im Jahr 2020 mit Abstand der wichtigste Han- Mrd. Euro-Schwelle delspartner Österreichs in Asien, der 2. wichtigste Lieferant von Importen (nach Deutschland) und der 5. wichtigste Handelspartner weltweit. Dabei war das Han- delsvolumen zwischen Österreich und China 2020 fast viermal so groß wie jenes mit Japan und zirka siebenmal so groß wie jenes mit Südkorea. Warenimporte neh- Nach einem leichten Zuwachs der Importe von 3,2% auf knapp 10,1 Mrd. EUR im men im 1. HJ 2021 um Jahr 2020 hat Österreich seine Einfuhren aus China im 1. HJ 2021 um 29% erhöht. 29% zu Die Einfuhr von elektrischen Maschinen, mechanischen Geräten, Spielzeug und Beleuchtungskörpern konnte im 1.HJ weiter gesteigert werden, ebenso wie pharmazeutische Erzeugnisse, optischen, photographischen Geräte und Mess- und Prüfinstrumente, Kunststoffwaren und organische Verbindungen. Auch bei den größeren Warengruppen gab es wieder Zuwächse bei Bekleidung und Schu- hen, Eisen- und Stahlwaren sowie Möbeln. Nach der Covid-bedingten Unterbrechung des Exportwachstums der letzten … auch die Exporte Jahre durch den Rückgang der österreichischen Lieferungen im Jahr 2020 um - steigen im 1.HJ um 11,9% auf 3,9 Mrd. EUR konnte im 1.HJ 2021 ein Rekordzuwachs der Ausfuhren 31,6% um +31,6% auf 2,37 Mrd EUR verzeichnet werden. Dieser stellt nicht nur ein Auf- holwachstum dar sondern liegt auch um +11% über dem Wert von 2019. Beein- druckende Steigerungen gab es bei Maschinen und Apparaten zur Halbleiterher- stellung sowie Pharmazeutika. Ähnlich verhält es sich mit der Ausfuhr von gefro- renem Schweinefleisch sowie Maschinen Eisen und Stahlwaren, KfZ, Stapelfasern und Mess und Prüfinstrumenten. Nach Rückgängen bei Nach Rückgängen der österreichischen Dienstleistungsexporte um 37% im Jahr Dienstleistungsexpor- 2020 auf eine Wert von 476 Mio. EUR konnten sich auch diese im 1.Hj 2021 mit ei- ten Erholung im 1.HJ nem Plus von 20% wieder erholen. Auch Österreichs Importe von Dienstleistun- gen aus China wuchsen im 1.HJ um 25%. Tourismus kommt Gab es 2019 mit 1,03 Mio. Ankünften (+6,2%) und 1,47 Mio. Nächtigungen (+5,6%) zum Erliegen einen neuen Rekord von chinesischen Reisenden nach Österreich ist der Touris- mus letztes Jahr aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen durch Covid praktisch zum Erliegen gekommen. So hat Österreich 2020 nur rund 71.600 An- künfte (-93,1%) bzw. rund 123.600 Übernachtungen (-91,6%) verzeichnet. So lange die strengen Einreise und Quarantänebestimmungen weiter bestehen ist auch nicht mit einer nennenswerten Zunahme der Ankünfte von chinesischen Touristen zu rechnen. Neue Geschäftschan- Aus der Beschleunigung bestimmter Trends post-Covid ergeben sich neue Ge- cen ergeben sich schäftschancen. Dazu gehören die Digitalisierung, z.B. Smart Manufacturing oder durch Covid, … E-Health. Biotech, Pharma und Medizintechnik werden vom Ausbau des Gesund- heitssystems profitieren. Das gestiegene Gesundheitsbewusstsein in der Bevöl- kerung wird für mehr Nachfrage nach sinnvolleren Freizeitaktivitäten sorgen, im Besonderen nach Sport und Bewegung. Auch die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking-Zhangjiakou wird Chinas Sport- und Freizeitwirt- schaft nachhaltig stärken. Viele österreichische Anbieter haben sich in diesem neuen Markt erfolgreich positioniert. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9 … der Modernisierung China will in den kommenden Jahren bei Anbau, Lagerung und Vertrieb wichtiger der Landwirtschaft, … Lebensmittel zunehmend autark werden. Dies ist nur mit einer umfassenden Mo- dernisierung der heimischen Landwirtschaft möglich, die nach wie vor von einem relativ niedrigen Automatisierungsgrad und hoher Ineffizienz geprägt ist. Dies schafft neue Geschäftschancen für Hersteller von Agrar- und Landmaschinen so- wie sonstigen Landwirtschaftstechnologien. … einem Fokus auf Ebenso schafft die politische Vorgabe einer umweltfreundlichen wirtschaftlichen Umweltschutz, … Entwicklung („Green Development“) ein zusätzliches Potential für Umwelttechnik, z.B. im Bereich des nachhaltigen Bauens oder der Abfallentsorgung und –Ver- wertung. … sowie aus der Das zunehmende Engagement chinesischer Firmen im Ausland – vor allem im Neuen Seidenstraße. Rahmen der Seidenstraßeninitiative („Belt and Road Initiative“) – eröffnet zusätz- liche Geschäftsmöglichkeiten für österreichische Unternehmen auf Drittmärkten. Konkrete Ansätze für Kooperationen bestehen in den Bereichen Infrastruktur, Lo- gistik und Finanzdienstleistungen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER PEKING Adresse 2280 Sunflower Tower, No. 37 Maizidian Jie Chaoyang District, Beijing 100125, China T +86-10-8527 5050 E peking@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/cn
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