AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT CHINA

 
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CHINA

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER CHINA
OKTOBER 2021
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT CHINA
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                                            Eine Information des
                                       AußenwirtschaftsCenters Peking

                                            Wirtschaftsdelegierter
                                             Dr. Michael Berger
                                             T +86-10-8527 5050
                                               E peking@wko.at
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                                           Mag. Johannes Brunner
                                          Mag. Christian Fuchssteiner
                                               T 05 90 900/4312
                                       E aussenwirtschaft.asien@wko.at

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                                  Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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WIRTSCHAFTSBERICHT China (10/2021)

•      Solide Wirtschaftsleistung nach rascher Eindämmung von Covid
•      Aufholwachstum von 8% für 2021 erwartet
•      Neuer Fünfjahresplan soll Chinas Wirtschaftssystem nachhaltig ändern
•      Nach Einbruch der Exporte 2020 (-11,9%) mehr als Aufholwachstum im 1.HJ 2021 (+31,6%)

Wirtschaftskennzahlen
                                                                                      2018           2019           2020     Prognose
                                                                                                                             für 2021

    Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1                                     13.842         14.341          14.867       17.271
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf in USD (Kaufkraftparität) 2                           15.640         16.988          17.267       18.934
    Bevölkerung in Mio.3                                                             1.395          1.400           1.412        1.422
    Reales Wirtschaftswachstum in %4                                                    6,6            6,1             2,3            8
    Inflationsrate (CPI) in %5                                                          1,8            4,5             0,1          2,7
    Arbeitslosenrate in % (offiziell)6                                                  3,8            3,6             5,6            5
    Wechselkurs der Landeswährung EUR zu CNY; 1 EUR = x CNY7                         7,85            7,85            8,02         7,83
    Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar                                        2.417          2.399           2.497        3.002
    Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar                                        2.022          1.974           1.982        2.336

    Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8                       Rang 2

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                                   2019          2020                      1. Hj. 2021
    Warenexporte in Mrd. EUR                                                        4,45          3,92 (-11,9%)          2,37 (+31,6%)
    Warenimporte in Mrd. EUR                                                        9,82          10,14 (+3,2%)          6,31 (+29,1%)
    Dienstleistungsexporte in Mio. EUR9                                              760           476 (-37,4%)             298 (+20%)
    Dienstleistungsimporte in Mio. EUR10                                             557           413 (-25,9%)             261 (+35%)

    Direktinvestitionen in China (inkl. Hongkong)11, Stand 2020:                           4,57 Mrd. EUR
    Beschäftigte12, Stand 2018:                                                            32.815
    Direktinvestitionen aus China (inkl. Hongkong)13, Stand 2020:                          2,87 Mrd. EUR
    Beschäftige14, Stand 2018:                                                             2.480

    Wichtigste Warenexportmärkte für Österreich:                        10. Rang
    Wichtigste Warenimportmärkte für Österreich:                         2. Rang

1-5 Quelle: Economist Intelligence Unit
6 Quelle: National Bureau of Statistics of the People’s Republic of China; Prognose: Economist Intelligence Unit
7 Quelle: Economist Intelligence Unit, Angaben zum Periodenende

8 Quelle: Weltbank

9-14 Quelle Österreichische Nationalbank

                                         Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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1. Wirtschaftslage

Robustes Wirtschafts-   Dank der durch strenge Maßnahmen bewirkten raschen Eindämmung der Covid-
wachstum trotz Covid    19 Pandemie konnte Chinas Wirtschaft 2020 die Produktionseinbrüche überwin-
                        den und ein Wachstum von +2,3% verzeichnen. Dieser Trend konnte auch heuer
                        weiter an Dynamik gewinnen sodass im 1. Halbjahr 2021 ein Wachstum von
                        +12,7% zu verzeichnen war (ausgehend von einem entsprechend niedrigen Niveau
                        im Vergleich zur Vorjahresperiode) Für das Gesamtjahr 2021 wird von Experten
                        ein Wachstum von 6% bis 8% erwartet.

Dienstleistungen als    Das Wachstum der letzten Jahre stützt sich auf die steigende Bedeutung des
Säule der Entwicklung   Dienstleistungssektors, der letztes Jahr 47,3% zum BIP beigetragen hat
                        (1. Hj. 2021: 53%, 2019: 63,5%) Dabei dominieren der Informationstechnologie-
                        sektor (+16,9%) und der Finanzdienstleistungssektor (+7%). Trotz vereinzelter
                        lokaler Ausbrüche und den damit verbundenen Reisebeschränkungen konnte sich
                        der chinesische Inlandstourismus signifikant erholen und erreichte zeitweise
                        bereits das Vorkrisenniveau. Auf die Industrie sind 2020 43,3% entfallen (1. Hj.
                        2021: 43,6%; 2019: 32,6%).

Konsum als Wachs-        Auch der private Konsum spielt eine zunehmend große Rolle für das Wirtschafts-
tumstreiber und Covid   wachstum. Obwohl die Ausgaben für Konsumgüter 2020 aufgrund der wirtschaft-
als Boost für Online-   lichen Unsicherheiten durch Covid um -3,9% zurückgegangen sind hat sich die
handel                  Pandemie wie ein Turbo auf den ohnehin bereits starken E-Commerce Chinas
                        ausgewirkt. Die Online-Einzelhandelsumsätze sind 2020 um 10,9% gewachsen, im
                        1. Hj. 2021 noch weiter um +23,2%. Vor allem Zustelldienste von Lebensmitteln
                        haben enorm von der Pandemie profitiert und ein Wachstum von 30,6% im Ver-
                        gleich zum Vorjahr verbucht. Mittlerweile wird bereits jeder vierte Einzelhandel-
                        sumsatz über das Internet getätigt.

                        In den letzten Jahren wurde der Privatkonsum einerseits durch höhere Ausgaben
                        für Sozialleistungen und Lohnsteigerungen geschürt, andrerseits durch Arbeits-
                        platzschaffungsmaßnahmen und Steuersenkungen. Gleichzeitig wird der Aus-
                        gleich des regionalen Einkommensgefälles forciert. Die verfügbaren Einkommen
                        von ländlichen Haushalten steigen schneller als die der städtischen, wobei der
                        Aufholbedarf nach wie vor groß ist. 2020 haben die verfügbaren Einkommen der
                        städtischen Haushalte um 1,2% zugenommen, im 1. Hj. 2021: +10,7%, die der
                        ländlichen Haushalte um 3,8%, im1. Hj. 2021: +14,1%;.

Außenhandel von US-     Chinas Außenhandel, ein entscheidender Wachstumsfaktor, hat sich trotz der
Handelskonflikt und     Auswirkungen des seit 2019 andauernden Handelskonflikts mit den USA wieder
Covid gebremst          rasch erholt. So konnten die chinesischen Exporte 2020 um +4% auf 2.497 Mrd.
                        USD zulegen und im verzeichneten im 1. Hj. 2021 eine weitere Steigerung von
                        28% auf 1.518 Mrd. USD. Gleichzeitig waren 2020 die Importe des Landes mit –
                        0,3% und insgesamt 1.967 Mrd. USD leicht rückläufig holten aber mit +25% eben-
                        falls im 1.HJ 2021 wieder stark auf: 1.266 Mrd. USD.

                        Dies ist auch deshalb beachtlich, weil chinesische Exporteure nicht nur mit
                        Strommangel, sondern auch mit gestiegenen Transportkosten und höheren Roh-
                        stoffpreisen zu kämpfen haben. Experten führen den unerwartet hohen Anstieg
                        auf das vorgezogene Weihnachtsgeschäft und gestiegene Preise zurück, die die
                        Auswirkungen des Energiemangels aufgewogen hätten. Die Handelszahlen spie-
                        geln die anhaltende globale Nachfrage nach chinesischen Waren wider, während
                        sich auf der anderen Seite die lokale Wirtschaft verlangsamt.
                        Wegen des Übergangs zu saubereren Energien, steigender Nachfrage bei gerin-
                        gerer Produktion und massiv gestiegener Kohlepreise fehlt vielen Regionen des

                             Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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                          Landes Strom. Auch in China tätige europäische Unternehmen leiden zunehmend
                          unter Rationierungen und deshalb angeordneten Stilllegungen von Betrieben. Es
                          wird allgemein befürchtet, dass sich die Probleme mit der bevorstehenden
                          Heizperiode verschärfen und bis zum Frühjahr 2022 andauern.

                          Die Importe der EU aus China haben 2020 um +6,1% auf 383,5 Mrd. EUR zuge-
                          nommen und wuchsen im 1.HJ 2021 um weitere 25%, während die EU 2020 plus
EU ist Chinas wichtigs-   2,1% mehr Lieferungen für 202,53 Mrd. EUR nach China getätigt hat, welche im
ter Handelspartner        1.Hj 2021 um 28,5% gesteigert werden konnten. Damit ist die EU der wichtigste
                          Handelspartner Chinas und China der zweitwichtigste Handelspartner der EU.

China weiterhin at-       Die Attraktivität Chinas als Ziel für ausländische Direktinvestitionen (FDI) hat
traktiv für ausländi-     auch 2020 nicht nachgelassen. Bis Ende des letzten Jahres haben diese mit ei-
sche Direktinvestitio-    nem Wachstum von 4,5% einen Wert von 144,3 Mrd. USD (2019: 136,7 Mrd. USD)
nen                       erreicht. Ein Trend der sich auch mit einem starken Plus von 25% im 1.HJ fort-
                          setzte.

Steigende Schulden-       Chinas zunehmende Gesamtverschuldung (private und öffentliche) gehört zu den
quote als Risikofaktor    größten wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes. Schätzungen gehen
                          derzeit von einer Verschuldungsquote von ca. 300% des BIP aus. Der Großteil da-
                          von konzentriert sich auf staatliche Banken im Inlandsgeschäft. Aber auch der
                          Privatsektor, der durch die straffere Kreditvergabe in den letzten Jahren an Liqui-
                          dität verloren hat, könnte im Falle von notleidenden Krediten und daraus entste-
                          henden Schneeballeffekten zu einem Systemrisiko werden. Dies wurde kürzlich
                          durch den in Zahlungsschwierigkeiten gekommenen Immobilienkonzern Ever-
                          grande verdeutlicht, dessen weiterer Bestand durch einen Schuldenberg von 300
                          Mrd. USD gefährdet ist. Ein Konkurs dieses Großunternehmens hätte gravierende
                          Auswirkungen auf die bis Dato wachstumstreibende Immobilienbranche und
                          sämtliche mit ihr verbundenen Zulieferern und Financiers. Es wird sich weisen,
                          ob und wie weit der chinesische Staat hier bereit ist einzuspringen um mögliche
                          Kettenreaktionen für die lokale aber auch internationale Wirtschaft zu vermeiden.

Verstärkte Kontrolle      Jüngste einschränkende Maßnahmen und Gesetze der Regierung gegenüber eini-
von Internetkonzer-       gen der in den letzten Jahren rasant gewachsenen und oft Markt dominierenden
nen und Stärkung          Internet Konzerne wie ANT, Didi, Meituan, Tencent etc. haben gezeigt, dass Pe-
staatlicher Unterneh-     king weiterhin auf ein aktiveres Eingreifen in die Wirtschaft setzt. Hier möchte
men                       man offenbar die Kontrolle über das Marktgeschehen und signifikante Entwick-
                          lungen nicht aus der Hand geben. Auch sollen diese mehr zum Allgemeinwohl
                          beitragen um somit zum Ziel der „common prosperity“ beizutragen. Hingegen
                          sollen Staatsbetriebe wieder gestärkt werden. Über Fusionierungen, Restruktu-
                          rierungen und den Abbau von Überkapazitäten sollen diese für den Wettbewerb
                          auf internationalen Märkten fit gemacht werden.

2. Besondere Entwicklungen

Strenge Reiserestrik-     Seit März 2020 besteht ein Einreiseverbot für ausländische Staatsbürger. Ge-
tionen als größtes        schäftsvisa werden nur in dringenden Ausnahmefällen ausgestellt und Reisende
Hindernis im Ge-          müssen sich nach der Ankunft einer zwei- bis dreiwöchigen Zentralquarantäne
schäftsalltag             unterziehen. Auch geimpfte Personen sind von diesen Vorschriften nicht ausge-
                          nommen. Diese Restriktionen stellen derzeit das mit Abstand größte Hindernis
                          für das Chinageschäft ausländischer Unternehmen dar. Eine Lockerung der Ein-
                          reisebestimmungen ist derzeit nicht absehbar.

                                Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Volkskongress formu-      Im März 2021 hat Chinas Volkskongress formell den 14. Fünfjahresplan für die
liert 14. Fünfjahres-     wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes im Zeitraum 2021-2025 be-
plan und Ziele für        schlossen. Zentrales Ziel ist die Transformation Chinas in einen modernen sozia-
2035                      listischen Staat mit einer hochqualitativen und von Innovation getriebenen Wirt-
                          schaftsentwicklung. Bis 2035 soll das verfügbare Einkommen ausgehend vom Ni-
                          veau des Jahres 2020 verdoppelt und China somit zu einer „high income society“
                          werden.

„Duale Zirkulation“       Das Modell der „dualen Zirkulation“ ist eines der Kernelemente des 14. Fünfjah-
und Fokus auf Zu-         resplans und soll die Wirtschaft des Landes nachhaltig verändern. Angesichts der
kunftstechnologien als    angespannten handelspolitischen Verhältnisse will China in Zukunft seine Abhän-
neues Wirtschaftsmo-      gigkeit vom internationalen Handel reduzieren. Mit dem Modell der dualen Zirku-
dell                      lation soll verstärkt auf Herstellung, Vertrieb und Konsum von Produkten im In-
                          land gesetzt werden.

                          Zugleich sollen chinesische Unternehmen durch technologische Innovation in der
                          globalen Wertschöpfungskette aufsteigen. Forschung in Schlüsseltechnologien
                          wie Künstliche Intelligenz, Quanteninformatik, Halbleitertechnologie, Gen- und
                          Biotechnik sowie Weltraumtechnologie soll vorangetrieben werden. China will in
                          diesen Technologien künftig eine globale Vorreiterrolle einnehmen und strebt
                          langfristig einen hohen Grad an technologischer Autarkie an. Dazu hat der chine-
                          sische Staatshaushalt für Forschungsausgaben ein durchschnittliches jährliches
                          Wachstum von 7% eingeplant. Parallel dazu sind steuerliche Anreize vorgesehen.
                          So sollen heimische Unternehmen 75% - herstellende Unternehmen sogar 100%
                          - ihrer Forschungskosten in den o.g. Bereichen steuerlich absetzen können.

Beziehungen mit den       Außenpolitisch dominieren seit Ende 2018 die Spannungen mit den USA, welche
USA weiterhin ange-       in einem Handelsstreit gipfelten, der im Jänner 2020 mit der Unterzeichnung ei-
spannt                    ner Zwischenvereinbarung (Phase One Deal) nur kurzfristig entschärft werden
                          konnte. Dabei hat sich die USA zu einer Halbierung der Strafzölle auf chinesische
                          Waren im Wert von 120 Mrd. USD auf 7,5% verpflichtet und einen erleichterten
                          Zugang chinesischer Finanzinstitute zum US-Markt in Aussicht gestellt. Im Ge-
                          genzug wird Peking in vier Handelskategorien (Industrie-und Agrargüter, Energie
                          und Dienstleistungen) im Zeitraum 2020-2021 zusätzlich 200 Mrd. an US-ameri-
                          kanischen Waren und Dienstleistungen importieren.

                          In den letzten Monaten kam es zu mehreren offiziellen Treffen von hochrangigen
                          Vertretern beider Seiten, bei welchen sowohl die politischen als auch die wirt-
                          schaftlichen Spannungen angesprochen wurden.

Investitionsrestriktio-   Zahlreiche Maßnahmen zielen darauf ab, das Vertrauen von potentiellen Investo-
nen werden aufge-         ren zu gewinnen. Ein am 1. Jänner 2020 in Kraft getretenes neues Investitionsge-
weicht …                  setz (Foreign Investment Law) ersetzt bisher geltende Regelungen über ausländi-
                          sche Beteiligungen. Es setzt ein Zeichen für die weitere Öffnung des chinesischen
                          Marktes für ausländische Unternehmen und soll für mehr Gleichberechtigung
                          zwischen chinesischen und ausländischen Firmen sorgen.

                          Im Zuge der Überarbeitung der sogenannten Negativliste Ende 2020 wurden die
                          Investitionsbeschränkungen für ausländische Unternehmen in mehreren Wirt-
                          schaftssektoren gelockert. Die aktuelle Liste umfasst aber nach wie vor 123 Wirt-
                          schaftsbereiche mit aufrechten Investitionsbeschränkungen, die angeblich im
                          Laufe der Jahre kontinuierlich gelockert werden sollen. So hat Peking bereits
                          eine Liberalisierung des Finanzdienstleistungssektors angekündigt, insbesondere
                          im Bereich des Fond- und Wertpapierhandels. Zusätzlich will China seinen eige-
                          nen Kapitalmarkt noch stärker in die globalen Märkte integrieren.

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                         In manchen Wirtschaftsbereichen sind ausländische Investitionen sogar explizit
                         erwünscht, wie z.B. im Smart Manufacturing oder bei Energieeffizienz und Um-
                         welttechnologie.

… und neues Investiti-   Nach jahrelangen Verhandlungen haben die EU und China Ende 2020 eine grund-
onsabkommen soll die     sätzliche Übereinkunft über ein neues Investitionsabkommen getroffen, das eine
Rechte europäischer      Gleichbehandlung europäischer und chinesischer Unternehmen am chinesischen
Investoren besser ab-    Markt forcieren soll. Dies soll durch einen verbesserten Rechtsschutz europäi-
sichern.                 scher Investoren erzielt werden, etwa durch das Unterbinden von erzwungenen
                         Technologietransfers oder das Aufheben von Beteiligungsobergrenzen in be-
                         stimmten Wirtschaftssektoren. Auch sollen chinesische Subventionen an Staats-
                         betriebe künftig transparenter und WTO-konform werden. Der Ratifizierungspro-
                         zess des Abkommens, das von beiden Seiten noch nicht unterschrieben ist, wurde
                         jedoch seitens des Europäischen Parlaments im Mai 2021 aufgrund von chinesi-
                         schen Gegensanktionen als Reaktion auf die von der EU bezüglich Xinjiang ver-
                         hängten Sanktionen vorübergehend gestoppt. Derzeit ist nicht absehbar wann und
                         ob dieses Abkommen ratifiziert werden kann.

Importzölle werden       Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren die Importtarife für über 40% aller
gesenkt                  Zolltarifgruppen gesenkt. Niedrigere Abgaben sollen Importe bestimmter Kon-
                         sumgüter, wie etwa Schweinefleisch, begünstigen und so die aktuell hohe Markt-
                         nachfrage ausgleichen. Auch werden Zölle auf Rohstoffe für wichtige Industrie-
                         zweige, u.a. Pharma und High-Tech, reduziert, um die Produktion in diesen Sek-
                         toren anzukurbeln.

Einrichtung eines SCP    Der Schutz von geistigem Eigentum (Intellectual Property Rights, IPR) – eines der
IP Courts…               großen Themen im Handelskonflikt mit den USA – soll gestärkt werden. Einige
                         verfahrensrechtliche Verbesserungen wurden schon umgesetzt, wie z.B. die Ein-
                         richtung eines nationalen Gerichts (SPC IP Court) unter dem Obersten Volksge-
                         richtshof, das seit Anfang 2019 landesweit IPR-Beschwerden bearbeitet.

Rating System für Un-    Nach einer Testphase ist Ende 2020 ein neues Rating System für Unternehmen
ternehmen tritt in       (Corporate Social Credit System, kurz CSCS) in Kraft getreten. Das CSCS bewer-
Kraft                    tet laufend verschiedene Geschäftsaktivitäten und mögliche Unzulänglichkeiten
                         (Nichtbeachtung von Vorschriften, Steuerschulden, Nichtbefolgung von Gerichts-
                         urteilen etc.) von Unternehmen, die in einem Gesamt-Rating zusammengefasst
                         werden. Unternehmen mit einem schlechten Rating müssen mit Sanktionen (Aus-
                         schluss bei staatlichen Ausschreibungen, verschärfte Devisenbeschränkungen
                         etc.) rechnen. Das System betrifft chinesische Unternehmen sowie chinesische
                         Niederlassungen ausländischer Firmen in gleichem Maße und erhebt Daten aus
                         praktisch allen Geschäftsbereichen.

                         Im März 2021 hat der Nationale Volkskongress eine kontinuierliche Ausweitung
                         des CSCS auf weitere - nicht näher definierte - Faktoren über die nächsten Jahre
                         angekündigt. Zusätzlich ist die Veröffentlichung eines Informationskatalogs mit
                         einer detaillierten Auflistung von Sanktionen für Unternehmen mit einem
                         schlechten Rating in Aussicht gestellt worden – eine direkte Reaktion auf die vor
                         allem von ausländischen Unternehmen oft beklagte Intransparenz des CSCS.

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3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

 Handelsvolumen          Trotz Covid-bedingter Rückgänge war China mit einem bilateralen Handelsvolu-
 bleibt über der 14      men von rund 14,07 Mrd. EUR auch im Jahr 2020 mit Abstand der wichtigste Han-
 Mrd. Euro-Schwelle      delspartner Österreichs in Asien, der 2. wichtigste Lieferant von Importen (nach
                         Deutschland) und der 5. wichtigste Handelspartner weltweit. Dabei war das Han-
                         delsvolumen zwischen Österreich und China 2020 fast viermal so groß wie jenes
                         mit Japan und zirka siebenmal so groß wie jenes mit Südkorea.

 Warenimporte neh-       Nach einem leichten Zuwachs der Importe von 3,2% auf knapp 10,1 Mrd. EUR im
 men im 1. HJ 2021 um    Jahr 2020 hat Österreich seine Einfuhren aus China im 1. HJ 2021 um 29% erhöht.
 29% zu                  Die Einfuhr von elektrischen Maschinen, mechanischen Geräten, Spielzeug und
                         Beleuchtungskörpern konnte im 1.HJ weiter gesteigert werden, ebenso wie
                         pharmazeutische Erzeugnisse, optischen, photographischen Geräte und Mess-
                         und Prüfinstrumente, Kunststoffwaren und organische Verbindungen. Auch bei
                         den größeren Warengruppen gab es wieder Zuwächse bei Bekleidung und Schu-
                         hen, Eisen- und Stahlwaren sowie Möbeln.

                         Nach der Covid-bedingten Unterbrechung des Exportwachstums der letzten
 … auch die Exporte      Jahre durch den Rückgang der österreichischen Lieferungen im Jahr 2020 um -
 steigen im 1.HJ um      11,9% auf 3,9 Mrd. EUR konnte im 1.HJ 2021 ein Rekordzuwachs der Ausfuhren
 31,6%                   um +31,6% auf 2,37 Mrd EUR verzeichnet werden. Dieser stellt nicht nur ein Auf-
                         holwachstum dar sondern liegt auch um +11% über dem Wert von 2019. Beein-
                         druckende Steigerungen gab es bei Maschinen und Apparaten zur Halbleiterher-
                         stellung sowie Pharmazeutika. Ähnlich verhält es sich mit der Ausfuhr von gefro-
                         renem Schweinefleisch sowie Maschinen Eisen und Stahlwaren, KfZ, Stapelfasern
                         und Mess und Prüfinstrumenten.

 Nach Rückgängen bei     Nach Rückgängen der österreichischen Dienstleistungsexporte um 37% im Jahr
 Dienstleistungsexpor-   2020 auf eine Wert von 476 Mio. EUR konnten sich auch diese im 1.Hj 2021 mit ei-
 ten Erholung im 1.HJ    nem Plus von 20% wieder erholen. Auch Österreichs Importe von Dienstleistun-
                         gen aus China wuchsen im 1.HJ um 25%.

 Tourismus kommt         Gab es 2019 mit 1,03 Mio. Ankünften (+6,2%) und 1,47 Mio. Nächtigungen (+5,6%)
 zum Erliegen            einen neuen Rekord von chinesischen Reisenden nach Österreich ist der Touris-
                         mus letztes Jahr aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen durch Covid
                         praktisch zum Erliegen gekommen. So hat Österreich 2020 nur rund 71.600 An-
                         künfte (-93,1%) bzw. rund 123.600 Übernachtungen (-91,6%) verzeichnet. So lange
                         die strengen Einreise und Quarantänebestimmungen weiter bestehen ist auch
                         nicht mit einer nennenswerten Zunahme der Ankünfte von chinesischen Touristen
                         zu rechnen.

 Neue Geschäftschan-     Aus der Beschleunigung bestimmter Trends post-Covid ergeben sich neue Ge-
 cen ergeben sich        schäftschancen. Dazu gehören die Digitalisierung, z.B. Smart Manufacturing oder
 durch Covid, …          E-Health. Biotech, Pharma und Medizintechnik werden vom Ausbau des Gesund-
                         heitssystems profitieren. Das gestiegene Gesundheitsbewusstsein in der Bevöl-
                         kerung wird für mehr Nachfrage nach sinnvolleren Freizeitaktivitäten sorgen, im
                         Besonderen nach Sport und Bewegung. Auch die Austragung der Olympischen
                         Winterspiele 2022 in Peking-Zhangjiakou wird Chinas Sport- und Freizeitwirt-
                         schaft nachhaltig stärken. Viele österreichische Anbieter haben sich in diesem
                         neuen Markt erfolgreich positioniert.

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… der Modernisierung    China will in den kommenden Jahren bei Anbau, Lagerung und Vertrieb wichtiger
der Landwirtschaft, …   Lebensmittel zunehmend autark werden. Dies ist nur mit einer umfassenden Mo-
                        dernisierung der heimischen Landwirtschaft möglich, die nach wie vor von einem
                        relativ niedrigen Automatisierungsgrad und hoher Ineffizienz geprägt ist. Dies
                        schafft neue Geschäftschancen für Hersteller von Agrar- und Landmaschinen so-
                        wie sonstigen Landwirtschaftstechnologien.

… einem Fokus auf       Ebenso schafft die politische Vorgabe einer umweltfreundlichen wirtschaftlichen
Umweltschutz, …         Entwicklung („Green Development“) ein zusätzliches Potential für Umwelttechnik,
                        z.B. im Bereich des nachhaltigen Bauens oder der Abfallentsorgung und –Ver-
                        wertung.

… sowie aus der         Das zunehmende Engagement chinesischer Firmen im Ausland – vor allem im
Neuen Seidenstraße.     Rahmen der Seidenstraßeninitiative („Belt and Road Initiative“) – eröffnet zusätz-
                        liche Geschäftsmöglichkeiten für österreichische Unternehmen auf Drittmärkten.
                        Konkrete Ansätze für Kooperationen bestehen in den Bereichen Infrastruktur, Lo-
                        gistik und Finanzdienstleistungen.

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