BER Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens - Studie - (Kurzfassung) - Gemeinde Blankenfelde ...

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 Betrachtungen zur
Wirtschaftlichkeit des
     Flughafens
        BER

         - Studie -
         (Kurzfassung)
              Juli 2014

    Dipl. Geol. Wilfried von Aswegen
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                                     1
Vorwort

Vorwort

Der Flughafen BER am Standort Schönefeld stellt für viele Betroffene eine
persönliche Katastrophe dar. Dies allein würde genauere Untersuchungen und
Studien rechtfertigen. Doch welche Auswirkungen hat der Flughafen BER/Schönefeld
für die nicht vom Fluglärm und den Flugzeugabgasen direkt Betroffenen?

Weder den Bürgerinnen und Bürgern in der Region Berlin / Brandenburg noch den
Politikern werden verlässliche Zahlen zu den Investitions- und Betriebskosten des
neuen Airports BER/Schönefeld vorgelegt, auch nicht auf direkte Anfrage. Begründet
wird dies nach Aussage von Landespolitikern mit der Schweigepflicht zu
Wirtschaftsdaten der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg mbH (FBB). Dabei ist
hier von besonderem öffentlichem Interesse die Tatsache, dass diese „private“ GmbH
zu 100% in Besitz der Öffentlichen Hand liegt. Die Bundesländer Berlin und
Brandenburg halten jeweils 37% und die Bundesrepublik Deutschland 26% der
Anteile an der FBB1.

Allein diese Tatsache und Haltung der politisch Verantwortlichen hat mich dazu
bewogen, die Wirtschaftlichkeit des BER genauer zu hinterfragen und zwar:

    1. Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Investitionshöhen auf die
        Wirtschaftlichkeit des BER/Schönefeld?

    2. Mit welchen Betriebskosten ist am BER/Schönefeld zu rechnen?

    3. Wie werden Verluste des BER/Schönefeld refinanziert, welche Auswirkungen
        haben diese auf die Steuerzahler?

    4. Welche Alternative zum BER/Schönefeld gibt es?

Um den Rahmen dieser Studie nicht zu sprengen, wurden die volkswirtschaftlichen
Auswirkungen des BER/Schönefeld nur am Rande betrachtet – und hier auch nur eine
Auswahl zu erwartender zusätzlicher volkswirtschaftlicher Einnahmen.

Die gesamte Palette der monetären volkswirtschaftlichen Belastungen, wie z.B.
Gesundheitskosten, Werteverlust der Grundstücke, Rückgang von Tourismus im
Fluglärmbereich oder auch Wegzug von Anwohnern aus den betroffenen Gebieten,
ist nicht Gegenstand der Betrachtungen.

1
    An dieser Stelle soll auf ein Buch aus dem Jahr 2009 verwiesen werden, welches auf das sich bereits
    zu dieser Zeit abzeichnende Finanzdesaster aufmerksam gemacht hat: Welskop, Frank: BBI - ein
    neuer Berliner Bankenskandal?
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                      2
Vorwort

Das Ziel dieser Studie ist, eine Vorstellung zu vermitteln, welche Erträge
erwirtschaftet werden können, welche Kosten zu erwarten sind und wie Defizite
ausgeglichen werden können. Ebenfalls sollen mögliche Konsequenzen, die der
Defizitausgleich mit sich bringen kann, aufgezeigt werden.

Diese Studie, die ich allein außerhalb meiner Arbeitszeit erstellt und selbst finanziert
habe, soll dem Allgemeinwohl aller Brandenburger und Berliner dienen. Dank meiner
früheren Arbeit als Projektentwickler, Projektmanager und Projektcontroller bin ich
mit Projektfinanzierung vertraut, durch meine jetzige Arbeit als Heilpraktiker mit dem
Wesen von Krankheiten und psychischen Defekten.

Die vorliegende Studie wurde von vielen Spezialisten inhaltlich geprüft, von
Projektmanagern, Controllern, Finanzberater und Wirtschaftsprüfern. Keiner von
Ihnen will genannt werden, da viele direkt oder indirekt mit dem BER zu tun haben
und/oder bei Veröffentlichung ihrer Identität mit negativen persönlichen
Konsequenzen rechnen müssten. Bei ihnen allen und bei den Menschen, die diese
Studie Korrektur gelesen haben, sowie bei denen, die über den langen
Bearbeitungszeitraum konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge eingebracht
haben, möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Sie haben so viel ihrer Freizeit für
dieses Projekt geopfert.

Erwähnen möchte ich noch an dieser Stelle eine Studie zu Analyse der
wirtschaftlichen Situation des Flughafens BER durch die Forschungsgruppe
Luftverkehr der TH Chemnitz. Die Ergebnisse dieser Forschungsgruppe konnten leider
in dieser Studie nicht mehr berücksichtigt werden. Dennoch möchte ich nicht
versäumen zu erwähnen, dass sich aus den dort aufgeführten Berechnungen
Fehlbeträge in der gleichen Größenordnung ableiten lassen, wie sie in der
vorliegenden Studie errechnet wurden.

Mein Wunsch ist, dass die Ergebnisse dieser Studie alle direkt oder indirekt
Verantwortlichen dieses Projektes - ob Politiker, Aufsichtsräte oder Richter - dazu
veranlasst, sich ihrer Verantwortung der Bevölkerung gegenüber bewusster werden.
So könnte die Zahl der Betroffenen sehr gering gehalten und ihnen viel Leid erspart
bleiben, bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum und effektiver Verkehrsentwicklung
– auch des Flugverkehrs.

Wilfried von Aswegen, Woltersdorf, Juli 2014
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                                3
Inhalt

INHALT
1    ERLÄUTERUNG ZUR KURZFASSUNG DER STUDIE                                                     5
2    EINLEITUNG                                                                                 6
3    STEIGERUNGEN IN DER LUFTFAHRT                                                              9
4    WIRTSCHAFTLICHKEIT DES BER                                                                 13
5    SITUATION DER FLUGHAFENGESELLSCHAFT UND DEREN GESELLSCHAFTER                               21
6    WEG AUS DER BER-KRISE                                                                      23
7    FAZIT UND HANDLUNGSEMPFEHLUNG                                                              26
8    QUELLEN                                                                                    27

ABBILDUNGEN
Abb. 3:  Entwicklung PAX-Steigerungsraten 2008 – 2012/13: Berliner Flughäfen im
         Vergleich zu ausgewählten deutschen und europäischen Airports                          11
Abb. 9:  Steigerungsraten LCC und Charter/Linienflüge an den Berliner Flughäfen
         (2008 –2013)                                                                           11
Abb. 13: Szenario 1: Angenommene Verteilung LCC und Linien/Charter-Airlines am BER              12
Abb. 17: Szenarien 1 – 3 zur PAX-Entwicklung am BER (bis 2025)                                  12
Abb. 21: Schematische Darstellung der Überschuss / Fehlbetragsberechnung                        16
Abb. 26: Annahmen zu spezifischen Erlösen (Euro pro FBW) am BER 2012 - 2017                     16
Abb. 29: BER 2004 bis 2013: Bandbreite letztendlicher Investitionskosten                        17
Abb. 31: Annahmen zur Steigerung der betrieblichen Aufwendungen in Relation zur
         Steigerung der PAX-bedingten Erlöse. Vergleich München (IST) und BER ab
         2017 (Annahme)                                                                         17
Abb. 33: Zu erwartende betriebliche Erlöse und Aufwendungen für BER. Zeitraum: 30
         Jahre ab Betriebsbeginn. Anfangsinvestition 7 Mrd. Euro                                18
Abb. 34:       EbITDA und Kapitaldienst für BER. Zeitraum: 30 Jahre ab Betriebsbeginn.
               Anfangsinvestition 7 Mrd. Euro                                                   18
Abb. 35:       Fehlbetrag für BER. Zeitraum: 30 Jahre ab Betriebsbeginn. Anfangsinvestition 7
               Mrd. Euro                                                                        19
Abb. 36:       Fehlbeträge für BER; 10-Jahres Mittelwerte für 6, 7, 8, 10 Mrd. Euro
               Anfangsinvestition                                                               19
Abb. 38:       Fehlbeträge für BER; kumuliert über 10 Jahre                                     20
Abb. 49:       Flugbewegungen am BER bei Eröffnung                                              24
Abb. 50:       Max. Flugbewegungen des BER gem. Planfeststellungsbeschluss                      24
Abb. 53:       Alternative 1: Flugbewegungen beim Flughafenverbund (gem.
               Planfeststellungsbeschluss)                                                      25
Abb. 55:       Schematische Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben des
               derzeitigen Konzepts BER-Schönefeld und des Konzeptes BER-NEU                    25
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                                    4
Abkürzungen

Abkürzungen
AfA                                      Absetzung für Abnutzungen. Abschreibung i.w.S.
Aviation                                 Bereich, der Einnahmen generiert, die an den direkten
                                         Flugverkehr gekoppelt sind, z.B. Fluggebühren
B(O)OT - Projekt                         Built-Own-Operate-Transfer. Ein Projekt, welches privat errichtet,
                                         betrieben und nach einer Übergangszeit an den Auftraggeber
                                         übergeben wird
BER                                      Flughafen Berlin-Brandenburg
FBB                                      Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg mbH
                                         Auch sinngemäß für Berliner Flughäfen
FBW                                      Flugbewegung
Hub                                      Drehkreuz
i.W.                                     Im Wesentlichen
i.w.S.                                   Im weiteren Sinne
LCC                                      Low Cost Carrier, sogenannte „Billigflieger“
Non-Aviation                             Bereich, der Einnahmen generiert, die nicht mit dem direkten
                                         Flugverkehr gekoppelt sind, z.B. Restaurants, Duty-Free-Shop
o. g.                                    oben genannt
PAX                                      Passagiere
PAX/Jahr                                 Passagiere pro Jahr
SXF                                      derzeitig betriebener Flughafen Schönefeld (alt)
Traditionelle Flüge / Fluggäste          beziehen sich auf Linien- oder Charterverkehr
TXL                                      Flughafen Tegel
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                       5
Kapitel 1: Erläuterung zur Kurzfassung der Studie

1              ERLÄUTERUNG ZUR KURZFASSUNG DER STUDIE

Mit dieser Kurzfassung soll den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit gegeben
werden, sich zügig einen Überblick über die Inhalte und Ergebnisse der Langfassung
der Studie zu verschaffen. Die Vorgehensweise sowie die Ergebnisse der einzelnen
Kapitel der Studienlangfassung werden im Folgenden inhaltlich zusammengefasst
und münden in ein Fazit. Die Quellen sind in den jeweiligen Kapiteln der
Studienlangfassung genannt und werden in dieser Kurzfassung nur dann aufgeführt,
wenn auf sie in der Langfassung an der gleichen Stelle bereits hingewiesen wird.
Ansonsten sei hinsichtlich der Quellen auf die Langfassung verwiesen.

Die angeführten Abbildungen und Anhänge sind sowohl hinsichtlich des Textes als
auch der Nummerierung mit denen der Langfassung identisch. Diese Vorgehensweise
ermöglicht ein bei Bedarf unkompliziertes Auffinden in der Langfassung, hat
allerdings den Nachteil, dass die Nummerierung in der Kurzfassung nicht fortlaufend
erscheint. So ist die Reihenfolge beispielsweise: Abb. 17 (S. 12), direkt vor Abb. 27 (S.
16).
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                  6
Kapitel 2: Einleitung

2              EINLEITUNG

Der Großstadtflughafen BER sollte nach mehreren Terminverschiebungen letztmalig
im Juni 2012 in Betrieb gehen. Verursacht durch Mängel beim Bau, bei der Technik
und beim Management wurde der Eröffnungstermin auf unbestimmte Zeit
verschoben. Ein neuer Eröffnungstermin soll nach derzeitigem Stand (Juli 2014) Ende
2014 genannt werden.

Da es sich um ein mit öffentlichen Mitteln finanziertes Projekt handelt, wird von
vielen die Kostensteigerung der Investitionen von 1,4 Mrd. Euro im Jahr 2004 auf
nunmehr ca. 6 Mrd. Euro (Stand Anfang 2014) mit großer Skepsis gesehen. Diese
wird noch dadurch verstärkt, dass immer öfter widersprüchliche Zahlen zu den
einzelnen Posten genannt werden. So sollen z.B. die Stillstandkosten nach
Pressedarstellungen der Geschäftsführung im Herbst 2013 ca. 35 Mio. Euro pro
Monat betragen (ca. 420 Mio. Euro pro Jahr), nach Aussagen eines vom Bund
entsandten Aufsichtsratsmitgliedes lediglich 18 Mio. Euro pro Monat (ca. 216 Mio.
Euro pro Jahr).

Um den gegenwärtigen Stand des BER/Schönefeld darstellen zu können, wird in
dieser Studie das derzeitige Passagier- und Frachtaufkommen sowie die Erlöse der
Berliner Flughäfen anderen ausgewählten deutschen und europäischen Flughäfen
gegenüber gestellt.

Auf Basis einer optimistischen Steigerungsrate der Passagiere, wird der Passagier-
und Frachtdurchsatz am zukünftigen Flughafen BER/Schönefeld abgeschätzt. Diese
Daten dienen als Grundlage für die wirtschaftliche Betrachtung des Flughafen
BER/Schönefelds, welche anhand von Zahlungseingängen und Zahlungsausgängen
durchgeführt wird. Eine Gewinn- und Verlustrechnung, die zwar die Abschreibung,
nicht aber die Darlehenstilgung berücksichtigt, erfolgt nicht. Es werden 4 Beispiele
für Anfangsinvestitionen, nämlich 6 Mrd. Euro, 7 Mrd. Euro, 8 Mrd. Euro und 10 Mrd.
Euro, berechnet.

Die gesamten Berechnungen werden vor dem Hintergrund sehr günstiger Annahmen
für den BER/Schönefeld durchgeführt. So wird z.B. von höheren als selbst von der
Flughafengesellschaft FBB angenommenen Flughafengebühren ausgegangen oder die
spezifischen Betriebskosten des BER/Schönefeld werden geringer angesetzt als z.B.
beim Flughafen München, der, weil dem BER/Schönefeld in seiner Struktur am
ähnlichsten, als Vergleichsflughafen herangezogen wird.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                   7
Kapitel 2: Einleitung

Das Ergebnis wird einerseits als reines Betriebsergebnis, also die Bilanzierung der
Erlöse und Aufwendungen vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibung
(EbITDA), dargestellt. Andererseits werden die gesamten Fehlbeträge, also
einschließlich des anfallenden Kapitaldienstes (Zins und Tilgung), aufgezeigt.

Die Auswirkung dieser investitionsabhängigen Ergebnisse auf die Gesellschafter der
Flughafengesellschaft, nämlich den Bund und die Länder Berlin/Brandenburg,
werden mit haushaltswirksamen Maßnahmen des Bundes und der Länder (z.B.
Lehrer- und Polizistenstellen) verglichen. Es werden zwei beispielhafte Möglichkeiten
von Kapitalrückfluss zu den Gesellschaftern anhand Einkommensteuer durch
zusätzliche am BER-Beschäftigte sowie zusätzliche Steuereinnahmen durch den durch
steigende Passagierzahlen indizierten Tourismus durch den BER beschrieben.

Abschließend wird ein Weg aufgezeigt, der zu einem leistungsstarken Airport führen
kann, bei optimaler Reduzierung der finanziellen Lasten für den Bund und die Länder
und einem maximalen Schutz der Bevölkerung vor Lärm- und anderen
Flugzeugemissionen.

In dieser Studie wurden nur Informationen verwendet, die öffentlich zugänglich sind.
Wenn eigene Annahmen getroffen wurden, sind diese genannt. Die Studie gliedert
sich in:

Steigerungen in der Luftfahrt

    Darstellung der Entwicklung der Passagierzahlen und des Frachtverkehrs
     ausgewählter deutscher Flughäfen seit 2002.

    Zu erwartende Entwicklung der Passagierzahlen und des Frachtverkehrs
     ausgewählter deutscher Flughäfen, einschließlich des BER.

Wirtschaftlichkeit des BER

    Darstellung der Vorgehensweise.

    Bisherige Erlöse der Berliner Flughäfen und zu erwartende Erlöse am
     BER/Schönefeld.

    Bisherige Aufwendungen (Betriebskosten i.w.S.) des Vergleichsairports München
     sowie zu erwartende Aufwendungen am BER/Schönefeld.

    zu erwartende Aufwendungen am BER/Schönefeld.

    Bilanzierung der zu erwartenden Ein- und Ausgaben des BER.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)              8
Kapitel 2: Einleitung

Situation der Flughafengesellschaft und deren Gesellschafter

    Situation der Gesellschafter BRD und Länder Berlin und Brandenburg.

    Übersicht der Fehlbeträge aus dem Projekt BER/Schönefeld.

    Auswirkung des Passagier- und Tourismuszuwachses auf die Wirtschaftlichkeit
     des BER.

Weg aus der BER-Krise

    Erwartungen an einen leistungsstarken Airport.

    Betrachtung und Fazit zu Alternativen zum BER/Schönefeld.

Handlungsempfehlung
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                   9
Kapitel 3: Steigerungen in der Luftfahrt

3              STEIGERUNGEN IN DER LUFTFAHRT

Auf Basis der vorhandenen Studien und Vergleichsdaten wird die Steigerung der
Passagierzahlen am BER bis zum Jahr 2020 bzw. 2025 anhand von 3 Szenarien (hohes,
aktuelles und mittleres Passagieraufkommen) extrapoliert (Abb. 17). Die zu
erwartenden PAX- und Frachtkapazitäten des BER stellen in dieser Studie eine der
Grundlagen dar, auf denen die Erlösberechnung des zukünftigen BER erfolgt. Die
allgemeine PAX-Entwicklung innerhalb der letzten Jahre bei den deutschen Airports
spiegelt sich auch in den Steigerungsraten großer europäischer Airports wieder. Alle
PAX-Steigerungsraten liegen, mit Ausnahme von Leipzig-Halle, zwar im positiven
Bereich, verringerten sich jedoch zwischen 2010 und 2013 um teilweise über 90%
(Abb. 3).

Die Berliner Flughäfen zählen zu den originären Airports2. 2012 flogen 31% aller
Berliner Passagiere 2012 innerhalb Deutschlands, 63% bereisten 2012 das
europäische Ausland und 5% bis 6% das außereuropäische Ausland. Der Anteil an
LCC-Passagieren („Billigflieger“) an den Berliner Flughäfen beträgt aktuell ca. 63%.
Zukünftig ist, wie bereits 2012 bundesweit erfolgt, von einem Rückgang auszugehen.

Den weiteren Berechnungen wird das Szenario 1 (hohes PAX-Aufkommen) zur
Passagiersteigerung zugrunde gelegt. Die Berechnungen ergeben ca. 31 Mio. PAX im
Jahre 2017, 35 Mio. PAX 2020 und ca. 41 Mio. PAX 2025 (Abb. 13). Die jährliche
Steigerungsrate wird mit durchschnittlich 4,1% bis 2020 und 3,9% zwischen 2020 und
2025 angesetzt und liegt damit ca. 6% höher, als die von Intraplan 2010 für München
prognostizierte. Die Steigerung der Linien- und Charterpassagiere wird deutlich höher
angenommen als in den letzten Jahren an den Berliner Flughäfen und im
Bundesdurchschnitt ermittelt (Abb. 9 und Abb. 13).

Die Luftfracht aus bzw. nach Deutschland wird derzeit über Airports abgewickelt, die
wie Frankfurt, Leipzig-Halle oder München über eine funktionsfähige und kapazitäts-
tolerante Infrastruktur verfügen. Der Aufbau einer Infrastruktur am BER als
konkurrierender Luftfrachtairport wäre mit weiteren erheblichen Investitionen
verbunden und würde die Kosten des BER weiter in die Höhe treiben. Daher kann
davon ausgegangen werden, dass die Luftfracht am BER entsprechend der
Entwicklung der letzten 20 Jahre nicht oder bestenfalls nur geringfügig steigen wird.

2
    Bestimmungs- bzw. Abflug-Airports, bei denen die Passagiere ein- und auschecken
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                          10
Kapitel 3: Steigerungen in der Luftfahrt

Zusammenfassung

1. Die Passagier-Steigerungsraten in Deutschland und Europa liegen zwar noch im
   positiven Bereich, reduzierten sich allerdings drastisch zwischen 2010 und 2013.
   Diese Entwicklung kann grundsätzlich auch bei den Berliner Flughäfen beobachtet
   werden, allerdings fällt der Abfall der Steigerungsrate geringer aus. Eine
   Angleichung an den bundesdeutschen Trend ist zu erwarten.

2. Allen nachfolgenden Berechnungen wurde der „Best Case“ (Szenario 1, hohe PAX-
   Steigerungsraten) zugrunde gelegt. Bei einer Gegenüberstellung der Daten liegen
   die im Szenario 1 angenommenen PAX-Steigerungsraten für den BER 6% über den
   offiziell   2010 prognostizierten Steigerungsraten des               Vergleichsflughafens
   München, (3,9% pro Jahr) bzw. ca. doppelt so hoch wie dessen derzeitige,
   durchschnittliche, jährliche Steigerungsraten zwischen 2008 und 2013 (ca. 2% pro
   Jahr).

3. Die im Szenario 1 für den Zeitraum 2014 – 2025 überproportionale Erhöhung des
   Aufkommens an Linien- und Charterpassagieren um durchschnittlich 2,8% pro
   Jahr (München: 1,9% BRD: 0,2% pro Jahr) ist aus o.g. Grund ebenfalls sehr
   optimistisch angesetzt. Diese Passagiere generieren die höchsten Erlöse bei
   Aviation und Non-Aviation.

4. Wegen des geringen heutigen und zukünftig zu erwartenden Frachtanteils an den
   Berliner Flughäfen wird der BER diesbezüglich voraussichtlich keine wesentliche
   Erlössteigerung erzielen können.

Fazit

   Grundlage der folgenden Berechnungen beim BER sind optimistische
   Steigerungsraten bei den Passagieren sowie ein im bundesweiten Vergleich
   höher angenommener Anteil an Linien- und Charterpassagieren, welche
   wiederum zu hohen Einnahmen aus dem Bereich Non-Aviation (s.a.
   Abkürzungen) führen werden. Eine signifikante Erhöhung der Luftfracht ist
   nicht zu erwarten.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                                11
Kapitel 3: Steigerungen in der Luftfahrt

Abb. 3:        Entwicklung PAX-Steigerungsraten 2008 – 2012/13: Berliner Flughäfen im
               Vergleich zu ausgewählten deutschen und europäischen Airports3

Abb. 9:        Steigerungsraten LCC und Charter/Linienflüge an den Berliner Flughäfen
                            4
               (2008 –2013)

3
    Flughafenverband ADV. Monatsstatistik 12/2012 sowie Geschäftsberichte der jeweiligen Airports.
4
    Low Cost Monitor 2009 - 2014; Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                      12
Kapitel 3: Steigerungen in der Luftfahrt

Abb. 13:       Szenario 1: Angenommene Verteilung LCC und Linien/Charter-Airlines am BER

Abb. 17:       Szenarien 1 – 3 zur PAX-Entwicklung am BER (bis 2025)
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                      13
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

4              WIRTSCHAFTLICHKEIT DES BER

Die Tatsache, dass es sich bei der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg mbH
(FBB) faktisch um einen Staatsbetrieb mit den Ländern Berlin und Brandenburg
(jeweils 37%) und der Bundesrepublik Deutschland (26%) als Gesellschafter handelt,
erschwert die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Was für die FBB als Einlage der
Gesellschafter (Eigenkapital) in die Bilanzen aufgenommen wird, bildet sich in dem
Finanzhaushalt der Gesellschafter als Fremdkapital ab. Das bedeutet, dass im
Durchgriff das gesamte Projekt aus Steuermitteln des Bundes und der beteiligten
Länder finanziert wird. Da alle drei Gesellschafter keinen ausgeglichenen bzw.
positiven Haushalt aufweisen, werden die gesamten Investitionen entweder über
Kürzungen von Haushaltsleistungen, Nutzung möglicher Steuermehreinnahmen,
Darlehen oder einer Kombination von mehreren Maßnahmen refinanziert.

Zur Steigerung der Transparenz werden in diesem Kapitel rein betriebswirtschaftliche
Aspekte betrachtet, ohne Einbeziehung volkswirtschaftlicher Korrelationen, wie z. B.
zusätzliche Erlöse durch mögliche Arbeitsplätze bzw. Steuermehreinnahmen oder
zusätzliche Aufwendungen wie z.B. zusätzliche Gesundheitskosten, Grundstückswert-
verlust, Tourismusrückgang in Bereich der Überfluggebiete.

Wegen der unzureichenden Datengrundlage erfolgt die Abschätzung der
Wirtschaftlichkeit in diesem Kapitel anhand einer vereinfachten Überschuss / Fehl-
betragsberechnung (Abb. 21), anstelle einer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Bei
der dargestellten Vorgehensweise werden die zahlungswirksamen Kontoeingänge
mit den zahlungswirksamen Kontoausgängen bilanziert. Zur Abschätzung der Erlöse
erfolgt vorab ein Überblick der aktuellen Erlösstruktur ausgesuchter deutscher
Airports aus dem Jahr 2012. Anschließend werden die Annahmen zur zukünftigen
Erlösberechnung beim BER erläutert. Zur Berechnung der Aufwendungen werden
zuerst 4 Beispiele von Investitionen bis zur Eröffnung (6, 7, 8, 10 Mrd. Euro) sowie die
Grundlagen und der Rechenweg zum Kapitaldienst vorgestellt. Anschließend werden
die grundsätzlichen betrieblichen Aufwendungen auf Basis des vergleichbaren
Airports München für den BER rechnerisch ermittelt. Die Ergebnisse werden anhand
des Beispiels 2 (7 Mrd. Euro Investitionen bis zur Eröffnung) ausführlich dargelegt. Im
Anschluss erfolgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse für alle 4 Investitions-
beispiele. Alle finanzrelevanten Berechnungen für den zukünftigen BER erfolgen auf
Basis angenommenen hohen PAX-Aufkommens (Szenario 1).
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                             14
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

Zusammenfassung

Die FBB generierte im Jahr 2012 für Aviation und Non-Aviation mit ca. 10,70 Euro pro
PAX nur ein Drittel der Erlöse pro Passagier beispielsweise von Frankfurt oder
München. Darin sind die Erlöse aus der Luftfracht mit eingerechnet, da dem Autor
keine separaten Erlösdaten vorlagen.

Für die zukünftigen Erlöse des BER auf Basis des Szenarios 1 wird eine Steigerung der
durchschnittlichen Start- und Landegebühr um 73% von 2012 bis zum Betriebsbeginn
des BER zugrunde gelegt, unter der Annahme, dass die spezifischen Erlöse
(Euro pro PAX) aus Aviation um 60%, aus Non-Aviation um 110% steigen. Dabei wird
von der gleichen Belegungsrate der Passagiermaschinen (PAX pro FBW) wie 2012
ausgegangen, ohne Berücksichtigung einer allgemeinen Preissteigerungsrate (Abb.
27).

Die zu erwartenden Erlöse bei Betriebsbeginn wurden unter den o. g.
Rahmenbedingungen mit 1.915 Euro pro FBW bzw. 18,40 Euro pro PAX berechnet,
was zu Erlösen in Höhe von ca. 570 Mio. Euro pro Jahr, einschließlich Luftfrachtanteil,
führt.

Die zu erwartenden Aufwendungen für Kapitaldienst bei den vier betrachteten
Investitionsbeispielen betragen bei durchschnittlicher Tilgungszeit von 25 Jahren und
durchschnittlichem jährlichen Zins von 3,1 % zwischen ca. 380 Mio. Euro pro Jahr (6
Mrd.     Anfangsinvestment)        und     ca.   900     Mio.    Euro   pro   Jahr   (10   Mrd.
Anfangsinvestment).

Der Berechnung des betrieblichen Aufwands (Betriebskosten) werden die
spezifischen Betriebskosten von München 2012 zugrunde gelegt. Daraus ergibt sich
für den BER eine Steigerung der spezifischen Betriebskosten um 66% von 11,70 Euro
pro PAX auf 19,40 Euro pro PAX (zum Vergleich: die zugrunde gelegten Erlöse steigen
um 73%). Im weiteren Verlauf des Flugbetriebes am BER wird angenommen, dass die
mit der PAX-Steigerung verbundene Steigerungsrate der Betriebskosten geringer
ausfallen wird als beim Airport München, nämlich nur 70% bezogen auf 100%
Erlössteigerung. Am Airport München steigen die Betriebskosten um 86%, wenn die
PAX-bezogenen Erlöse um 100% steigen, sie liegen also ca. 20% höher als für den BER
angenommen (Abb. 32).

Die Bilanzierung der betrieblichen Erlöse mit den betrieblichen Aufwendungen über
einen Zeitraum von 30 Betriebsjahren (Abb. 34) führt bei 7 Mrd. Euro Investitionen
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                   15
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

bis zur Eröffnung zu einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EbITDA)
in einer Größenordnung von 0,2% des bis dahin eingesetzten Kapitals. Der BER würde
sich rein rechnerisch nach 500 Jahren amortisiert haben (EbITDA Kurve in Abb. 34
und Abb. 35). Bei einer Anfangsinvestition von beispielsweise 7 Mrd. Euro beträgt der
jährliche Fehlbetrag ca. 510 Mio. Euro (Abb. 36).

Fazit

Es werden für die Berechnungen überwiegend günstige Annahmen zum BER
getroffen, wie

    -    Hohe PAX-Steigerungsraten (Szenario 1)

    -    Höhere spezifische Erlöse als selbst von der Flughafengesellschaft
         prognostiziert

    -    Geringere Betriebskosten als am vergleichbaren Flughafen München

    -    Geringere Kosten für Erweiterungen

Bei einem Investitionsbeispiel von 7 Mrd. Investition bis zur Eröffnung des BER wird
sich, selbst unter diesen günstigen Voraussetzungen, das Betriebsergebnis vor
Steuern und Abschreibung (EbITDA) nach 30 Jahren nur auf 720 Mio. Euro kumuliert
haben. Dies entspräche einer durchschnittlichen Rendite auf die Gesamtinvestitionen
in Höhen von ca. 0,2% pro Jahr. Somit wäre rein rechnerisch das in den BER
investierte Kapital nach ca. 500 Jahren refinanziert.

Von diesem Ergebnis muss noch der Anteil des Kapitaldienstes subtrahiert werden.
Dies führt unter den genannten Rahmenbedingungen zu einem (Abb. 37, Abb. 39)

            jährlichen Fehlbetrag zwischen ca. 430 und 740 Mio. oder

                4,3 Mrd. und 7,4 Mrd. Euro in den ersten 10 Jahren.

Somit bleibt festzustellen:

  Der Airport BER/Schönefeld kann sich zu keinem Zeitpunkt refinanzieren
                  und wird immer auf Zuschüsse angewiesen sein.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)               16
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

Abb. 21:       Schematische Darstellung der Überschuss / Fehlbetragsberechnung

Abb. 27:       Annahmen zu spezifischen Erlösen (Euro pro FBW) am BER 2012 - 2017
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                    17
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

Abb. 30:       BER 2004 bis 2013: Bandbreite letztendlicher Investitionskosten

Abb. 32:       Annahmen zur Steigerung der betrieblichen Aufwendungen in Relation zur
               Steigerung der PAX-bedingten Erlöse. Vergleich München (IST) und BER ab
               2017 (Annahme)
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                     18
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

Abb. 34:       Zu erwartende betriebliche Erlöse und Aufwendungen für BER. Zeitraum: 30
               Jahre ab Betriebsbeginn. Anfangsinvestition 7 Mrd. Euro

Abb. 35:       EbITDA und Kapitaldienst für BER. Zeitraum: 30 Jahre ab Betriebsbeginn.
               Anfangsinvestition 7 Mrd. Euro
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                         19
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

Abb. 36:       Fehlbetrag für BER. Zeitraum: 30 Jahre ab Betriebsbeginn. Anfangsinvestition
               7 Mrd. Euro

Abb. 37:       Fehlbeträge für BER; 10-Jahres Mittelwerte für 6, 7, 8, 10 Mrd. Euro
               Anfangsinvestition
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)   20
Kapitel 4: Wirtschaftlichkeit des BER

Abb. 39:       Fehlbeträge für BER; kumuliert über 10 Jahre
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                                21
Kapitel 5: Situation der Flughafengesellschaft und deren Gesellschafter

5              SITUATION DER FLUGHAFENGESELLSCHAFT UND DEREN
               GESELLSCHAFTER

Es wird die Unternehmensstruktur der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) im
Überblick dargestellt. Die im vorangegangenen Kapitel berechneten Fehlbeträge
werden mit staatlichen Leistungen verglichen. Anschließend werden sie auf die
Gesellschafter      entsprechend        derer     Anteile     verteilt    und   beispielhaft   mit
Steuermehreinnahmen durch zusätzliche Arbeitsplätze am Flughafen BER sowie
zusätzliches Tourismusaufkommen in den Ländern Berlin und Brandenburg bilanziert.
Die steuerrelevanten Grundlagen und Annahmen werden erläutert.

Zusammenfassung

Durch eine theoretische Bilanzierung der o.g. Fehlbeträge mit Steuermehreinnahmen
z.B. durch zusätzliche Arbeitsplätze am Flughafen BER, würden sich diese Fehlbeträge
um bis zu max. 3% reduzieren. Weitere theoretische Einnahmen durch Steuern aus
dem durch den BER indizierten zusätzlichen Tourismus würden das negative Ergebnis
des BER für das Land Berlin um maximal ca. 8% senken. Da in Brandenburg die
Einnahmen durch Fluggäste im Tourismusbereich eine geringere Rolle einnehmen als
in Berlin, würde sich das negative Ergebnis für das Land Brandenburg um max. 1,6%
verringern.

Weitere      volkswirtschaftliche       Auswirkungen,        wie     Steuern    durch   eventuelle
Neuansiedlungen oder Zugewinn an Arbeitsplätzen, werden nicht weiter betrachtet,
zumal gemäß OECD durch Airports weder ein Wirtschaftswachstum noch die
Schaffung von Arbeitsplätzen erfolgt. Nachteilige volkswirtschaftliche Effekte durch
den Flughafen BER, wie z.B. Wertverlust von Immobilien, durch Fluglärm verursachte
Gesundheitskosten, Rückgang des Brandenburger Tourismus, sind ebenfalls nicht
Gegenstand der vorliegenden Studie.

Fazit

    Die durch den BER erwirtschafteten jährlichen Fehlbeträge entsprechen bis zu
    einem Drittel der in Brandenburg anfallenden Lohn- und Einkommensteuer. Es
    müssten insgesamt zwischen 8.000 – 15.000 Stellen für Lehrer, Polizisten,
    Pflegepersonal eingespart bzw. auf den Bau von ca. 1.000 km Straßen pro Jahr
    verzichtet werden. Die Fehlbeträge können durch Steuermehreinnahmen (z.B.
    Arbeitsplätze am BER, Tourismus) nicht nennenswert verringert werden.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)              22
Kapitel 5: Situation der Flughafengesellschaft und deren Gesellschafter

   Die Folgen der BER-Finanzierung werden insbesondere die Länder Berlin und
   Brandenburg mit einem zu finanzierenden investitionsabhängigen Mindest-
   fehlbetrag von jeweils ca. 160 Mio. Euro bis 270 Mio. Euro pro Jahr zu tragen
   haben.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                           23
Kapitel 6: Weg aus der BER-Krise

6              WEG AUS DER BER-KRISE

Die Erwartungen an einen leistungsstarken Airport im Raum Berlin-Brandenburg sind

- Hohe Flexibilität (erweiterbar, ausbaubar, gut erreichbar).

- Bei     Betriebsbeginn       sofort     funktionsbereit      (nach    Inbetriebnahme   ohne
    Einschränkung des Servicelevels sofort umsetzbar).

- Wirtschaftlicher Betrieb (Flughafen trägt sich finanziell selbst. Bisherige Schulden
    werden so weit wie möglich abgebaut).

- Optimaler Standort (geringstmögliche Belastung von Menschen und Natur).

- Entlastung der Anrainer des Flughafens Tegel (so zügig und effektiv wie möglich).

Der BER am Standort Schönefeld wird zu Betriebsbeginn nicht die Kapazität
aufweisen, um alle Passagiere abfertigen zu können (2017: ca. 270.000 FBW; s.a.
Abb. 50). Eine Erweiterung auf die geplanten 360.000 FBW pro Jahr (Abb. 51)
gestaltet sich - auch wegen der hohen Bevölkerungsdichte - in vielerlei Hinsicht als
problematisch und wäre mit weiterem hohem finanziellem Aufwand verbunden. Eine
Kostendeckung kann nur durch drastische Gebührenanhebung, die weit über das
Niveau des Flughafens München hinaus reichen müsste, erreicht werden. Die
Immissionsbelastung der Bevölkerung, vor allem durch Lärm, wird weit über dem
Level liegen, welches die Anrainer von Tegel derzeit erfahren. Da es sich im An- und
Abflugbereich des BER-Schönefeld um dicht besiedeltes Gebiet handelt, ist der
Standort zum Ausbau denkbar schlecht geeignet.
Es werden zwei Lösungsalternativen diskutiert:

    1. Flughafenverbund BER mit Satellitenflughäfen im Umland,

    2. neuer Single Airport (BER-NEU) mit Nachnutzung Standort Schönefeld (SFX)
         sowie Übergangslösung und Entlastung der Anrainer des Flughafen Tegel bis
         zur Inbetriebnahme,

wobei der gewünschte Effekt eines Flughafenverbundes (Alternative 1), nämlich den
BER in Schönefeld von LCC-Passagieren zu entlasten, nur in untergeordnetem Maße
stattfindet (Abb. 54). Mehr als 2/3 aller LCC-Passagier müssten weiterhin über BER-
Schönefeld abgewickelt werden. Des Weiteren basiert dieses Konzept auf langen
Anfahrtswegen und Anfahrtszeiten, zusätzlicher Verteilung von Lärmemissionen
durch startende und landende Flugzeuge über weitere südliche und östliche
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                                                              24
Kapitel 6: Weg aus der BER-Krise

Landesteile,          weiteren            zu    erwartende         Schallschutzmaßnahmen                   an     den
Satellitenairports sowie weitere Kostensteigerung.

Die Vorteile der Alternative 2 (BER-NEU) mit Nachnutzung Schönefeld sind die im
Vergleich zur derzeitigen Planung des BER-Schönefeld wesentlich geringeren Kosten
(Abb. 56) und die erheblich geringere Anzahl von Anrainern, die durch
Flugemissionen gefährdet sind. Des Weiteren wird ein solcher Flughafen dem
Anspruch eines modernen, flexiblen Airports gerecht. Der Nachteil des neuen Single
Airports BER-NEU, nämlich ein 10 bis 15 - jähriger Realisierungszeitraum, kann durch
eine Umstrukturierung des Betriebes in Schönefeld (SFX) und Tegel (TXL)
ausgeglichen werden.

Abb. 50:            Flugbewegungen am BER bei Eröffnung

                                           Flugbewegungen              Passagiere              Frequenz Faktor Tegel Faktor SXF
          Betriebsbeginn 2017
                                               (FBW/Jahr)           Pax/Jahr      Pax/Flug (min/FBW)            2013    2013

      BER (Schönefeld):                        268.495              30.873.555    115     2)       01:33        158%    460%
      Zum Vergleich                  1)

       Tegel 2013                              170.299              19.582.263    115              02:27
       Schönefeld 2013                          58.350               6.714.281    115              07:08
 1)   ADV Monatsstatistik 12/ 2013
 2)   PAX-Entwicklung gem. Szenario 1

Abb. 51:            Max. Flugbewegungen des BER gem. Planfeststellungsbeschluss

                  Gem.                     Flugbewegungen              Passagiere               Frequenz Faktor Tegel Faktor SXF
       Planfeststellungsbeschluss              (FBW/Jahr)            Pax/Jahr      Pax/Flug (min/FBW)            2013     2013

      BER (Schönefeld):                        360.000 100%   2)     41.395.514     115              01:09       211%    617%
      Zum Vergleich                  1)

       Tegel 2013                              170.299               19.582.263     115              02:27
       Schönefeld 2013                          58.350                6.714.281     115              07:08
 1)   ADV Monatsstatistik 12/ 2013
 2)   gem. Planfeststellungsbeschluss
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                                                     25
Kapitel 6: Weg aus der BER-Krise

Abb. 54:            Alternative 1: Flugbewegungen beim Flughafenverbund (gem.
                    Planfeststellungsbeschluss)

                  Gem.                    Flugbewegungen            Passagiere         Frequenz Faktor Tegel Faktor SXF
       Planfeststellungsbeschluss           (FBW/Jahr)           Pax/Jahr     Pax/Flug (min/FBW)    2013        2013

      BER (Schönefeld):                     286.319   80%        32.923.079   115           01:27   168%        491%
      Cottbus Drewitz:                       53.586   15%   2)    6.161.771   115           07:46   31%         92%
      Neuhardenberg:                         20.095   6%    2)    2.310.664   115           20:42   12%         34%

                                            360.000 100%    3)   41.395.514   115
      Zum Vergleich                  1)

       Tegel 2013                           170.299              19.582.263   115           02:27
       Schönefeld 2013                       58.350               6.714.281   115           07:08

 1)   ADV Monatsstatistik 12/ 2013
 2)   Annahmen nach Erweiterung
 3)   gem. Planfeststellungsbeschluss

Abb. 56:            Schematische Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben des
                    derzeitigen Konzepts BER-Schönefeld und des Konzeptes BER-NEU
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                              26
Kapitel 7: Fazit und Handlungsempfehlung

7              FAZIT UND HANDLUNGSEMPFEHLUNG

Der BER am Standort Schönefeld muss bei Berücksichtigung aller Kriterien
einschließlich des derzeitig desolaten Bauzustandes als vollkommen ungeeignet
eingestuft werden.

Um die Region Berlin-Brandenburg mit einem flexiblen, leistungsstarken Airport
auszustatten wird empfohlen, die Errichtung eines neuen zentralen Flughafen BER-
NEU mit Nachnutzung des Standortes Schönefeld vertieft zu untersuchen.

Dazu werden folgende erste Schritte empfohlen:

 Investitionsstopp am BER-Schönefeld.

 Konzepterstellung BER-NEU.

 Gutachten          zur      Nachnutzung          des      BER         Standortes   Schönefeld
    (Nutzungsmöglichkeiten, Verkaufschancen etc.).

 Prüfung         inwieweit       die      frühere       Standortsuche        und    spezifische
    Standortuntersuchungen noch aussagekräftig und rechtlich zulässig sind.

 Evaluierung möglicher Investoren.

 Konzepte zur Unternehmensstrategie, wie z.B. Gesellschaftsform, Beteiligungen,
    Aufgabenverteilung (Privates Projekt, Puplic-Private-Partnership, B(O)OT).

 Umsetzungskonzept.

 Voruntersuchungen für den befristeten Ausbaus Schönefeld-alt (SXF) zur
    Entlastung des Airports Tegel als Übergangslösung.

 Darstellung eines zeitl. Umsetzungshorizontes.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit des Flughafens BER (Kurzfassung)                         27
Kapitel 8: Quellen

8              QUELLEN

BVBB: Zentralflughafen für Deutschland. Die Alternative für „Berlin Brandenburg
International“ BBI – BER. 2011
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.. Low Cost Monitor. 1/2014

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.: Luftverkehrsbericht 2011

fdc Airport Consulting & Partners: Zukunft Internationaler Flughafen Berlin Brandenburg
(BER). 2012
Flughafenverband ADV. Monatsstatistik. 12/2012

Flughafenverband ADV. Monatsstatistik. 12/2013

Hahn 2007 in: sofia – Sonderforschungsgruppe. Stellungnahme zu Gutachten G 8
Luftverkehrsprognose erstellt von Intraplan GmbH. 2009
Intraplan Consult GmbH: Ergänzende Szenariobetrachtungen zur Luftverkehrsprognose
2020 für den Flughafen München. 2010
OECD: ITF Transport Outlook – Funding Transport, OECD Publishing, Paris 2013.

Technische Universität Chemnitz, Forschungsgruppe Luftverkehr: Der Flughafen BER.
Analyse der wirtschaftlichen Situation des Flughafens BER in ganzheitlicher Betrachtung mit
alternativen Szenen. 2014
Welskop, Frank: BBI - ein neuer Berliner Bankenskandal? 2009

Wirtschaftsfaktor für Berlin. Tourismus- und Kongressindustrie… . 2011

www.berlin-airport.de/de/presse/ basisinformationen/verkehrsstatistik

www.bertrug.de/Kosten

www.flugstatistik.de/lexikon/…...

www.ltv-brandenburg.de…..TMB_Tourismus_im_Profil_2012.pdf. 2012

www.press.visitberlin.de/sites/default/files/wirtschaftsfaktor-tourismus_2011.pdf. 2011
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