Auswege aus dem Gedanken-Karussell - mehr Lebensqualität durch ACT
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Auswege... Auswege aus dem Gedanken-Karussell – mehr Lebensqualität durch ACT Quälende Gedanken, Ängste, Sorgen, schlechte Gewohnheiten – vieles kann uns das Leben schwer machen. Mancher gerät dadurch in eine Sackgasse ohne Ausweg. Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) unterstützt Menschen dabei, das eigene innere Gefängnis zu erkennen und eine größere psychische Flexibilität zu entwickeln. Dabei gilt es, unerwünschte Gefühle und Gedanken nicht zu bekämpfen, sondern sie zu akzeptieren und ihnen dadurch ihre häufig zerstörerische Macht zu nehmen. © Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen • Steinweg 12 • 50667 Köln • www.elf-koeln.de 2013 Köln 33
Die Akzeptanz-und Commitment1-Therapie ist eine Wei- positiv denken“ oder das Credo „So will ich nicht mehr terentwicklung innerhalb der Verhaltenstherapie, die auf fühlen“ sind dann darauf ausgerichtet, unangenehme aktuellen neuropsychologischen Erkenntnissen basiert. Gefühle oder unerwünschte Impulse unter Kontrolle ACT (wird wie das englische Verb „act“ ausgesprochen) zu bringen. Diese Strategie bleibt am Ende aber oft strebt an, Menschen dabei zu helfen, das eigene Leben ohne Erfolg. Die Betroffenen müssen feststellen, dass anzunehmen, einschließlich der vielen unerwünschten sich Probleme, wie zum Beispiel soziale Angst oder ein Erlebnisse und negativen ungesundes Essverhalten, Gefühle, die das Mensch- manchmal sogar weiter sein mit sich bringt. verschlimmern, je mehr sie versuchen diese zu Grundlage von ACT sind „Probleme kann man niemals mit dersel- kontrollieren. Erkenntnisse aus der ben Denkweise lösen, durch die sie ent- Russ Harris5, ein austra- Bezugsrahmentheorie lischer Psychologe und (Relational frame theory, standen sind.“ ACT-Therapeut formuliert, RFT)2, die den Bezug Albert Einstein dass Menschen oft gute zwischen Sprache und Ratschläge hören, wie sie Handeln beim Menschen ihr Leben verbessern kön- untersucht hat. nen im Hinblick auf den Job, die körperliche Fitness, „Menschen denken in Bezügen…“3. Unweigerlich bezieht dafür wie man sich weiterentwickeln und Spaß am Leben man Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen auf andere und mit Freunden haben kann. Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen z.B. „das ist ähnlich wie“, „führt wahrscheinlich zu“, „ist besser als“4. „All diese Aktivitäten können zutiefst befriedigend sein, Dies sei an einem Beispiel verdeutlicht: wenn Sie sich ihnen deshalb widmen, weil sie wirklich Für den einen Studenten ist ein Abgabetermin für eine wichtig und sinnvoll für Sie sind. Wenn Sie diese Akti- Arbeit beispielsweise ein Ansporn und motiviert seinen vitäten aber hauptsächlich dafür benutzen, unange- Ehrgeiz, während er für einen anderen automatisch nehmen Gedanken und Gefühlen zu entfliehen, dann Stress bedeutet, welcher ihn vielleicht lähmt, überhaupt werden sie wahrscheinlich nicht sehr lohnend sein. anzufangen. Warum nicht? Weil es schwer ist, das zu genießen, was man tut, während man vor etwas Bedrohlichem zu flüch- Assoziationen und Gedanken tendieren dazu, sich zu ten versucht.“6 vernetzen und ständig neue Fäden zu spinnen, in die man dann gedanklich immer tiefer hineingezogen wird. Verschmelzung - wenn Gedanken zur Und so beeinflussen dann interessanterweise unsere Wirklichkeit werden Gedanken und Gefühle unser Verhalten stärker als dies das unmittelbare Erleben tut. Ein Grund dafür, dass Gedanken unser Leben bestimmen, liegt in dem gewaltigen Netz von gelernten Bezügen, die Probleme können nicht auf dem gleichen der Verstand herstellt. Auf diese Weise können unsere Gedankenkanal gelöst werden, auf dem sie Gedanken eine neue gefühlte Realität erschaffen. Zum entstanden sind Beispiel muss niemand erst einen Flugzeugabsturz selbst erleben, um Flugangst zu entwickeln. Es reichen manch- Dies bedeutet: Während unsere Gedanken einerseits mal Filmszenen, Bilder und Berichte über eine derartige rationale Probleme lösen, bescheren sie uns andererseits Katastrophe aus und man empfindet es so, als erlebe auch irrationale Ängste und Sorgen, Vorurteile und feh- man es selbst. Allein die Vorstellung reicht aus, dass man lerhaftes Schlussfolgern. nie mehr fliegen will, vor allem, wenn jemand gelernt Unerwünschte Gedanken und Gefühle lassen sich nicht hat, dass es besser ist, technischen Dingen gegenüber durch entgegengesetzte Gedanken oder gute Vorsätze skeptisch zu sein. vertreiben oder aus der Welt schaffen, denn sie entziehen sich unseren Instruktionen. In unseren Kognitionen verbinden sich dabei Fakten, Häufig bemühen sich Menschen viele Jahre vergeblich, Wahrnehmungen und Bewertungen von einer Situation ein Symptom oder ein Problem mit Hilfe des Verstandes so sehr, dass sie sozusagen eins zu sein scheinen: Der Ver- in den Griff zu bekommen. Innere Stimmen wie „Ich muss stand unterscheidet nicht mehr zwischen Gedanke und 1 Das englische commitment bedeutet so viel wie Realität. Dieses Phänomen wird in der Akzeptanz-und „Selbstverpflichtung“ Commitment-Therapie als „Verschmelzung“ bezeichnet. 2 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bezugsrahmentheorie; Stand: 26.4.2014, 20:00 Uhr 3 vgl. S.C. Hayes & Smith, 2009, S. 39 5 vgl. R. Harris, 2011 4 vgl. S.C. Hayes & Smith, 2009 6 vgl. R. Harris, 2011, S. 47 © Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen • Steinweg 12 • 50667 Köln • www.elf-koeln.de 34 2013 Köln
Auswege... Wenn man sich im Zustand der „Verschmelzung“ befin- Erinnerungen, Empfindungen und seinen Bedürfnissen det, dann denkt man nicht diesen Gedanken sondern entzieht sich der bewussten Steuerung. man ist sozusagen der Gedanke. Bezogen auf das Beispiel der Person mit Flugangst bedeutet dies: obwohl objektiv Negative Gedanken und Verhaltensweisen lassen sich betrachtet Fliegen immer noch das sicherste Verkehrs- nicht einfach „wegdenken“. Auch selbst dann, wenn mittel ist und obwohl die Person noch keine negativen jemand z.B. positiv formuliert: „Ab heute bin ich mutig“ Flugerfahrungen gemacht hat, ist der Gedanke und die oder „Ich will mich glücklich fühlen“ führt dies oft nicht damit verbundenen Gefühle an einen möglichen Absturz zum angestrebten Ziel. so gravierend, dass der Flug erst gar nicht angetreten Der positive Gedanke allein reicht noch nicht aus, um der wird. unermüdlichen Aktivität des Geistes mit seinen Assoziati- onen, Vergleichen und Verbindungen entgegenzuwirken. Nicht nur unser Verhalten, sondern auch das Bild, das wir von uns selbst und anderen Menschen haben, wird auf Zu starke Kontrolle erzeugt zusätzliches diese Art beeinflusst. Eine feststehende Selbsteinschät- Leid zung „Ich bin schüchtern“, die situativ zutreffend sein mag, wird so generalisiert als wäre sie zu 100% wahr. Auf Das Bedürfnis, Unangenehmes zu vermeiden, ist ver- diese Weise „mutieren“ einzelne negative Erfahrungen zu ständlich und funktioniert in der faktischen Welt oft gut. unabänderlichen Tatsachen. Die Umgebung zu den eigenen Gunsten zu beeinflussen Eine Person, die so denkt, gibt einem unangenehmen oder Dinge zu verstehen und beherrschbar zu machen Erlebnis in einer sozialen Interaktion unbewusst einen ist außerdem ein urmenschliches Bedürfnis. Wird es übergeordneten Bezugsrahmen, zum Beispiel: „Dass dunkel, schaltet man das Licht an, ist die Strecke zu lang, ich im Gespräch übergangen wurde, ist passiert, weil fährt man mit dem Auto oder mit dem Zug. Die innere ich schüchtern bin.“ Diese „Verschmelzung“, die andere Welt lässt sich erfahrungsgemäß nicht derartig kontrol- Faktoren bei einer Interaktion (wie zum Beispiel das Ver- lieren, denn Gedanken, Erinnerungen, Gefühle, Verlan- halten des Gesprächspartners) völlig außer Acht lassen, gen und Empfindungen entziehen sich der bewussten hat oft negative Konsequenzen: Im Falle des vermeintlich Einflussnahme. „Schüchternen“ führt dies möglicherweise zum Rückzug aus einer Gruppe oder zur Vermeidung von ähnlichen So kann man ein gebrochenes Bein schienen und den Situationen. Bruch beheben. Ein gebrochenes Herz mit allen Gefüh- Die Person beraubt sich dadurch interessanter Erlebnisse len, Empfindungen und Gedanken ist hingegen nicht so und Begegnungen und der Möglichkeit, neue Erfah- einfach zu heilen. rungen in der Interaktion zu sammeln und als Person zu Die leidvolle Erfahrung vieler Menschen zeigt, dass sich wachsen. sogar oft zusätzliche Probleme einstellen, je mehr sie ver- suchen, quälende Gedanken und Gefühle in ihrem Leben Gedanken lassen sich kaum steuern zu verdrängen oder sie kontrollieren zu wollen. Es ist wie Bewegung im Treibsand: Je mehr man stram- Unser Gehirn ist ständig damit beschäftigt zu „denken“. pelt, desto tiefer sinkt man ein. Am Ende führt man einen Manches von dem, was einem durch den Kopf schwirrt, Kampf, den man nicht gewinnen kann: einen Kampf ist klug, manches hilfreich, manches belanglos, anderes gegen sich selbst. absurd. Und vor allem, das Unbewusste mit seinen Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: © Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen • Steinweg 12 • 50667 Köln • www.elf-koeln.de 2013 Köln 35
Ein Ehepartner versucht, seine unerträgliche Eifersucht desto größer wird die persönliche Freiheit. Menschen zu bekämpfen. Er hat große Angst, seine Frau zu verlieren zu befähigen, auf Erlebnisse psychisch flexibel reagie- und ist geplagt von beängstigenden inneren Bildern und ren zu können und sich im Sinne eigener Ziele bewusst Gefühlen von Verzweiflung. Auf der Handlungsebene ver- verhalten zu können und zu wollen (commitment), ist ein sucht er seine Angst zu kontrollieren, indem er seine Frau wichtiges Anliegen von ACT. konfrontiert, mit Bemerkungen darüber, wie sie mit ande- ren Männern flirtet. Außerdem kontrolliert er ihre e-mails Die „Monster“ auf dem Lebensweg und SMS. Auch versucht er, Gedanken von Eifersucht und mitnehmen Verlustangst abzustellen. Obwohl er in konkreten Situati- onen erfährt, dass seine Eifersucht unbegründet ist, tobt Menschen, die lernen wollen, gegen problematische es in ihm weiter. Hinzu kommen die Selbstvorwürfe: „Ich Gedanken und Gefühle nicht anzukämpfen, sondern mit bin ein schlechter Ehemann, weil ich meiner Frau nicht ihnen zu leben, bietet der Therapieansatz ACT verschie- vertraue“. Die Frau reagiert auf die Unterstellungen des dene Techniken, Übungen und Metaphern an. Mannes mit Distanz und Rechtfertigung, was den Mann wiederum misstrauisch macht. Rainer Sonntag, Psychiater und ACT-Therapeut aus Olpe, vergleicht beispielsweise das Kontrollieren von Gedan- ken und Gefühlen mit Monstern, die in einem Bus sind: Stellen Sie sich vor, Sie sind der Fahrer des Busses. Sie Experiment: wollen eine Reise antreten und losfahren, wollen dies Bitte sagen Sie jetzt 3 Minuten lang hintereinan- aber ohne die Monster tun. Deswegen wollen Sie sie der: „Das werd‘ ich noch bereuen“ so schnell wie hinauswerfen. Doch dieser Kampf ist zwecklos, weil die möglich. Monster viel stärker sind und viel mehr Ausdauer haben Was passiert? als Sie. Der Kampf führt zur Verzögerung der Abfahrt und er kostet Sie viel Energie. Nur wenn Sie die Monster quasi Die Äußerung verliert inhaltlich an Bedeutung, man als Passagiere auf Ihre Reise mitnehmen, können Sie sich hört immer stärker den Klang. Übrig bleibt am Ende hinters Steuer setzen und losfahren, um Ihr Ziel zu errei- das, was dieser Satz ist: eine Aneinanderreihung chen. Die Monster verlieren die Macht über Sie und Sie von Wörtern. sind in der Lage, das Ziel, das Sie vor Augen haben, ohne Verzögerung zu erreichen8. Erst wenn die „Monster“, die unsere Energien binden, nicht bekämpft werden, werden diese Energien frei, um Wie man an diesem Beispiel sieht, löst Kontrolle meistens andere persönlich wertvolle und erstrebenswerte Ziele keine Probleme, sondern schafft im Gegenteil neue Pro- zu verwirklichen. bleme und Konflikte. Das erbitterte Kämpfen verringert das ursprüngliche Leiden nicht und führt darüber hinaus zu zusätzlichem, unnötigen Leid. Welche andere Möglich- keit hat man aber in solchen Situationen? 8 Fortbildung mit R. Sonntag „ACT II“ Oktober 2012 in Olpe) Gedanken sind „nur“ Gedanken Basierend auf diesen Erkenntnissen über den Zusam- Literatur menhang von Gedanken, Gefühlen und Verhalten zielt ACT darauf ab, unerwünschte Gefühle nicht verdrängen Wengenroth, M. Das Leben annehmen. So hilft zu wollen, sondern sie aktiv anzunehmen und zu lernen, die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT). sie auszuhalten und mit ihnen zu leben. Dazu ist es wich- Verlag Huber, Bern, 2011 tig, sich von Gedanken distanzieren zu können. Matthias Wengenroth beschreibt eine Reihe von Methoden, die Harris, R. Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran ACT bereit hält, um Gedanken auf Abstand zu bringen vorbei. Ein Umdenkbuch Verlag Kösel 2011 und sie dadurch sozusagen zu entschmelzen: „Eine sehr einfache Möglichkeit, die besonders gut mit einem Wort Hayes, S.C. & Smith In Abstand zur inneren Wort- maschine. Ein Selbsthilfe-und Therapiebegleitbuch oder einem kurzen Satz funktioniert, ist es, das Wort oder auf der Grundlage der Akzeptanz-und Commit- den Satz viele Male so schnell wie möglich hintereinan- ment-Therapie (ACT) Verlag dgtv, Tübingen 2009 der zu sprechen.“7 Je weniger Zeit und Energie man für die Kontrolle von Wilker, J. Das Einmaleins der Achtsamkeit. Vom sorg- unerwünschten Gedanken und Gefühlen aufwendet samen Umgang mit alltäglichen Gefühlen. Verlag und je mehr man sie wahrnimmt, zulässt und akzeptiert, Herder 2011 7 M. Wengenroth, 2011, Verlag Huber, S.111 © Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen • Steinweg 12 • 50667 Köln • www.elf-koeln.de 36 2013 Köln
Auswege... Akzeptanz hilft onen in Kauf zu nehmen, dass beispielsweise Eifersuchts- gedanken oder anderer „Schmerz“ wieder aufleben. Durch ACT wird man ermutigt zu lernen, Gedanken nicht immer gleich als Tatsachen zu interpretieren und sich Indem man ein Commitment eingeht, akzeptiert man nicht zu ihrem Sklaven machen zu lassen. Dies geschieht, damit auch die Möglichkeit, Rückschläge zu erleiden. indem man seine Energien nicht mehr darauf verschwen- Denn ein Commitment bezieht sich auf ein Richtungs- det, unangenehme Gedanken und Gefühle zu unterdrü- ziel und deshalb darf man auch Umwege gehen oder cken, sondern sie registriert und ihnen ein Existenzrecht Rückschläge erleiden. Da es weniger um das Ergebnis einräumt, bis sie von alleine wieder verschwinden. sondern um eine Haltung oder die Richtung der eigenen Dies ist kein passiver Akt, sondern ein aktives Annehmen Werte geht, kann man auch nachsichtiger mit sich selbst (Akzeptanz). umgehen. Im Falle des „Eifersüchtigen“ beispielsweise Außerdem erlaubt diese Haltung dem Menschen, einen würde dieser nicht bei jedem vermeintlichen Fehler der Blick von außen auf das Gedachte und das Gefühlte Partnerin die Ehe als zum Scheitern verurteilt ansehen zu werfen und sich so aus oder ihr ständig Vorwürfe der oben beschriebenen machen sondern lernen, Verschmelzung mit all ihren der Partnerin Fehler zuzu- negativen Folgen zu lösen. gestehen und sich Rückfälle Gott, gib mir die Gelassenheit, in die alte Eifersucht selbst Um dies zu erreichen, ist eine auch nicht übel nehmen. Dinge hinzunehmen, höhere Bereitschaft (Com- Dazu gehört auch, dass er mitment) nötig, quälende die ich nicht ändern kann, mittels Akzeptanz mit dem Gedanken zu ertragen und Schmerz, der Andersartigkeit den Mut, Dinge zu ändern, negative Gefühle anzuneh- und Unzulänglichkeiten des men, statt sie zu unterdrü- die ich ändern kann, Partners leben lernt. cken oder zu betäuben. Dies und die Weisheit, das eine ist zunächst ungewohnt und Abschließend ein Zitat von unangenehm. Durch Übung vom anderen zu unterscheiden. Steven Hayes, einem der kann man aber dazu kom- Begründer der Akzeptanz- men, dass diese Gedanken und Commitment-Therapie und Gefühle sich verflüchti- aus seinem Selbsthilfe-Buch: gen, da ihnen nicht durch die In Abstand zur inneren Wort- Aufmerksamkeit des Ankämpfens eine zu große Bedeu- maschine. Es soll anregen, einmal aus der rückwärtigen tung eingeräumt wird. Perspektive das eigene Leben zu betrachten, so als ob Was auf den ersten Blick paradox erscheint, macht als man die Erkenntnisse und Anregungen dieser Thera- gelebte Erfahrung Sinn: Die Akzeptanz dessen, was man pieform angewendet hätte: nicht verändern kann, schärft den Blick dafür, zu erken- nen, was sich verändern lässt und was sich zu verändern „Gehe jetzt einmal davon aus, du hättest in der Vergan- lohnt. genheit alles getan, was dir wichtig gewesen ist, und du wärst dabei für alles Erleben offen und bereit gewesen, für alles Erleben, welches dir im Verlauf deiner Lebensge- Commitment – die Bereitschaft, sein Ziel zu schichte aufgegeben wurde. Was wäre in deinem Leben verfolgen anders verlaufen?“9 Wieder handlungsfähig im Sinne der eigenen Werte und Maria Brohl Ziele zu werden, ist das wohin der Weg der Akzeptanz- und Commitment-Therapie führt. Wer lernt, seine negativen Gedanken oder Ängste als Begleiter zu akzeptieren, ohne sie zu bekämpfen, kann wieder „commitments“ eingehen und sich daran machen, die eigenen Werte in Taten umzusetzen. Dabei gilt es, sich selbst zu versprechen, der eigenen Verletzbarkeit nicht (wie in der Vergangenheit) aus dem Weg zu gehen, sondern sich dem zu stellen, was kommt (commitment). Wenn man beispielsweise das Ziel hat, dem Partner wie- der Vertrauen zu schenken, gilt es, dieses Ziel mit Kraft und Überzeugung anzustreben und dabei auch Situati- 9 S. C. Hayes & Smith, 2009, S. 86 © Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen • Steinweg 12 • 50667 Köln • www.elf-koeln.de 2013 Köln 37
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