Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion

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Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
——AKTION                              1

           Gemeinsam sind wir stark
                   Vol. 3

                 Inter-Aktion
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
INTER——
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
——AKTION                                                                                               1

   Inter-Aktion – Den
   Handlungsspielraum
   bestmöglich nutzen                                     Charlotte Gutscher, Mitglied des OK und des Frei-
                                                          willigenprojekts der Berner Johanniter im Durch-
   Freiwillige im Asyl- und Sans-Papiers-Bereich fin-     gangszentrum Aarwangen, reflektierte ihr frei-
   den sich in ihrem Engagement zwischen verschie-        williges Engagement vor dem Hintergrund der
   denen Akteuren wieder. Beteiligte sind die Behör-      beiden Theorien. Sie wurde dabei von Veronika
   den, die abgewiesenen Asylsuchenden, aber auch         Sonko, einer engagierten Betreuerin im Zentrum,
   die Schweizer Bevölkerung. Am dritten Freiwilli-       und BewohnerInnen begleitet.
   genanlass wurde der Frage nachgegangen, wie
   der Handlungsspielraum am besten zu Gunsten            Gegen Schluss der Veranstaltung stand wieder
   der Betroffenen genutzt werden kann und wie bei        Valzeina im Zentrum, denn Daniela Gemsch schil-
   der Schweizer Bevölkerung eine Bewusstseins-           derte eindrücklich die Positionierung und das En-
   wandel ausgelöst werden kann.                          gagement des Vereins Miteinander Valzeina. Für
                                                          ihren Einsatz war sie 2011 mit dem Paul-­Grüninger-
   Der Bindestrich in «Inter-Aktion» soll auf ein Span-   Preis ausgezeichnet worden.
   nungsverhältnis hinweisen, in dem sich freiwillig
   Engagierte im Asyl- und Sans-Papiers-Bereich be-       Zwischen den Referaten wurde unter Leitung der
   finden: Einerseits positionieren sie sich zwischen     Theaterpädagogin Margrit Häfliger die Thematik
   (inter) verschiedenen Akteuren. Andererseits sind      in Form von Standbildern und Theaterinterventio-
   sie bemüht, etwas zu verändern und zu bewegen          nen aufgegriffen.
   (Aktion).
                                                          Die vorliegende Broschüre hält die wichtigsten
   «Gemeinsam sind wir stark» Vol. III hat sich aus       Erkenntnisse und Eindrücke fest. Sie ist als Dan-
   dem Vol. II heraus entwickelt: Die Mitglieder des      keschön an alle Freiwillige zu verstehen, die un-
   OK hatten von der Lizenziatsarbeit von Sabine          ter herausfordernden Rahmenbedingungen den
   Lenggenhager «Fremde in den Bergen» erfahren,          Handlungsspielraum bestmöglich zugunsten der
   die sich mit der Frage der Interaktion von abge-       Betroffenen nutzen und auf einen Bewusstseins-
   wiesenen Asylsuchenden und der einheimischen           wandel in der Schweizer Bevölkerung hinarbeiten.
   Bevölkerung im bündnerischen Valzeina ausein-
   andersetzt. Sabine Lenggenhager präsentierte am        Wir wünschen eine spannende Lektüre!
   Anlass zwei theoretische Grundlagen ihrer For-
   schung, und zwar die Figurationstheorie von Nor-       OK Freiwilligenanlass 2013
   bert Elias und die Kontakthypothese von Gordon         Florian Hitz, Kirchliche Kontaktstelle für
   Allport.                                               ­Flüchtlingsfragen KKF
                                                           Judith Roth, Fachstelle Sozialarbeit der
   Die theoretischen Ansätze konnten in Gruppen-           ­katholischen Kirche Region Bern FASA
   arbeiten auf das eigene Engagement übertragen            Charlotte Gutscher, Freiwilligenprojekt der
   werden. Dies war eine willkommene Gelegenheit            ­Berner Johanniter
   für die Teilnehmenden, Erfahrungen und Informa-           Anne-Claude Slongo, reformierte Kirch­gemeinde
   tionen auszutauschen.                                     Muri-Gümligen
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
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Die Interkonfessionelle Konferenz (IKK),            Das UN-AAS organisierte am 16. November 2013 zum
der die römisch-katholische, die reformierte, die   dritten Mal den Anlass für Freiwillige im Asyl- und
christkatholische Landeskirchen sowie die Inte-     Sans-Papiers-Bereich «Gemeinsam sind wir stark»,
ressengemeinschaft der jüdischen Gemeinden          diesmal zum Thema «Inter-Aktion». Die Veranstaltung
angehören, finanziert mit einem grosszügigen        wurde ebenfalls vom UN-AAS finanziert.
Beitrag das Unterstützungsnetz für abgewiesene
Asylsuchende (UN-AAS). Ihm gehören folgende
Institutionen an:
• Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers
• Berner Rechtsberatungsstelle für Menschen in                                                   Impressum
  Not                                                                                 Realisierung: UN-AAS
• Centre social protestant Berne-Jura                                            Text: OK Freiwilligenanlass
• Fachstelle Migration der Reformierten Kirchen                                Grafik/Layout: Ludwig Zeller
  Bern-Jura-Solothurn                                                               Druck: Basisdruck, Bern
• Fachstelle Sozialarbeit der Katholischen Kirche                                         Fotos: Roqia Alavi
  Region Bern                                                     Bild Titelseite: Yoriko Cronin, Migration 1
• Heilsarmee Flüchtlingshilfe                                                                  2014/UN-AAS
• Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen
  (Koordination UN-AAS)                                                                             Kontakt
• Le Pont, programme d‘accueil et de souti-             Unterstützungsnetz für abgewiesene Asylsuchende
  en psycho-social de migrants francophones               c/o Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen
  (­paroisse catholique de langue française et                                 Effingerstrasse 55, 3008 Bern
  église française réformée de Berne)                                                       info@kkf-oca.ch
• Passantenhilfe Bern                                                                         031 385 18 04
• Passantenhilfe Biel                                                                       www.kkf-oca.ch
• Solidaritätsnetz Sans-Papiers Bern
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
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   Norbert Elias:                                          Gordon Allport:
   Soziale Differenz                                       Kontakthypothese
   & Machtgefüge                                           Die Kontakthypothese besagt, dass je öfter zwei
                                                           Gruppen miteinander Kontakt haben, desto eher
   Figuration: Elias betrachtet Menschen nicht los-        können Stereotypen und Vorurteile abgebaut
   gelöst von anderen Individuen, eine Person ist für      werden. Allerdings müssen viele Bedingungen ge-
   ihn nicht eingebettet in ein Regelwerk von Staat        geben sein, damit sich ein Kontakt positiv auf den
   und sozialen Beziehungen, die starr sind. Er wehrt      Abbau von Vorurteilen auswirkt, so zum Beispiel
   sich mit dieser Begrifflichkeit vor allem auch ge-      gleicher sozialer Status oder aber auch die Mög-
   gen starre Dichotomien wie zum Beispiel «Indivi-        lichkeit eines engen und persönlichen Kontaktes.
   duum» vs. «Gesellschaft».                               In der Schweiz sind diese Bedingungen aber im
                                                           Migrationsbereich mitnichten gegeben: Die Her-
   Machtbalance: Elias fasst Macht als einen Bezie-        ausforderung liegt vielmehr darin, trotz der wid-
   hungsbegriff auf. Sie ist für ihn eine Struktur­        rigen Bedingungen Situationen zu schaffen, wo
   eigentümlichkeit menschlicher Beziehungen und           Faktoren wie zum Beispiel sozialer Status nicht
   somit stets relativ.                                    zum Tragen kommen.

   Machtdifferentiale: Erklärungen für Machtunter-         Zudem ist auch mit einem «erfolgreichen» per-
   schiede sind u.a. soziale Klasse, Bildungsniveau        sönlichen Kontakt noch lange nicht gegeben, dass
   oder auch Nationalität und der damit zugeteilte         Vorurteile gegenüber einer Gruppe abgebaut wer-
   Aufenthaltsstatus. Auch oder gerade im Migrati-         den. Der Schritt vom Einzelfall zur Generalisierung
   onskontext sind diese Eigenschaften ausschlagge-        ist gross und sehr oft schwierig zu bewerkstelli-
   bend, wenn es darum geht, sein Leben selbstbe-          gen. Eine Dekonstruktion von Fremdheit in Bezug
   stimmt zu gestalten. Elias ist aber der Ansicht, dass   auf Migrantinnen und Migranten ist also meistens
   Machtunterschiede auch durch Verhaltensunter-           nur im Einzelfall zu bewerkstelligen.
   schiede begründet werden können und nicht nur
   aus dem Wirken dieser abstrakten Variablen zu
   erklären sind.

                                                                                  ere i c h d er
                                                                                B
                                                                    «Auch imigen­arbeit is t
                                                                     Freiwill ­interessante
                                                                       es eine inwiefern
                                                                         Frage , usgeüb t
                                                                          Macht a d .»
                 Zusammenfassungen von
                                                                                wir          h ager
    Sabine L­ enggenhager. Das vollständige
                                                                                  e ng  g e n
        Referat sowie ihre Lizenziatsarbeit
        finden sich unter: www.kkf-oca.ch
                                                                         Sabine L
                 > Unterstützungsnetz für
               abgewiesene Asylsuchende
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
4                   INTER——

     Wie fühlen
     wir uns als
      Freiwillige
    dazwischen?
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
——AKTION                                                                                                        5

   Von der Aktion
   zur Interaktion
   Seit fast drei Jahren besuchen wir jeweils am Mon-
   tagnachmittag das Durchgangszentrum Aarwan-
   gen. Wir sind eine Gruppe von acht Menschen
   unterschiedlichen Alters und haben uns dafür ent-
   schieden, etwas für die in Aarwangen wohnenden
   Menschen mit meist abgelehntem Asylgesuch zu
   tun.
   Es war uns immer klar, dass wir die zuweilen un-
   würdige Situation und in vielerlei Hinsicht wider-
   sprüchliche Stellung dieser Menschen nicht verän-
   dern können. Im Zentrum unserer seit Anfang mit
   der Zentrumsleitung abgesprochenen Besuche ste-
   hen vielmehr persönliche Begegnungen.
   Es ist unser Ziel, möglichst flexibel auf die unter-
   schiedlichen Bedürfnisse dieser Menschen einzu-        weise auch von denjenigen wahrgenommen, die
   gehen. So bereiten wir etwa auf sie abgestimmte        nie an unsere Deutschgespräche kommen.
   Deutschkurse vor oder sprechen mit den Sprachge-       Ich vermute zudem, dass die Menschen spüren,
   übteren unter ihnen über Lebensgewohnheiten in         dass wir uns für sie interessieren. Dies ist gar nicht
   der Schweiz und in ihrem Land.                         selbstverständlich in einem politischen Umfeld,
   Seit einiger Zeit stehen vermehrt kleine Ausflüge      das Fremdem grundsätzlich skeptisch gegenüber
   auf dem Programm. Auch das Spielen, das gemein-        steht.
   same Essen und Trinken – wir bringen jeweils et-       Wenn also unsere Besuche vielleicht sonst gar
   was Selbstgebackenes zum Zvieri mit – oder das         nichts verändern können: Diese Menschen ma-
   Feiern sind wichtig. So haben wir kurz vor Weih-       chen ebenso wie wir punktuell die Erfahrung ei-
   nachten 2013 eine eindrückliche, interreligiöse        ner menschlichen Begegnung über alle geographi-
   «Friedensbitte» zusammen mit der reformierten          schen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg.
   Kirchgemeinde Aarwangen abgehalten.
                                                                                                Charlotte Gutscher
   Besuche im Durchgangszentrum Aarwangen
   ermöglichen Begegnungen                                P.S: Wahrscheinlich verlagert sich ab April 2014 unser Enga-
                                                          gement auf Wunsch der Zentrumsleitung nochmals deutlich:
                                                          Wir übernehmen montags die Verantwortung für das Zent-
   Warum halten wir unser Engagement für sinnvoll?
                                                          rumskaffee, das den einzigen Begegnungsort für die Bewoh-
   Ich bin überzeugt, dass unsere «Zwischenstellung»
                                                          nenden darstellt. Die positive Nachricht dabei: Wir führen
   («Inter...») uns nützt: Wir stehen vermittelnd nicht   momentan Gespräche mit der Kirchgemeinde Aarwangen, ob
   nur zwischen den abstrakten Gruppen «Schwei-           Freiwillige aus ihrem Kreis die Öffnungszeit am Freitag abde-
   zerInnen» und «AusländerInnen», sondern auch           cken könnten.
   als Freiwillige zwischen der beruflich engagierten
   Zentrumsleitung und den Bewohnerinnen und Be-                     Das Referat findet sich unter www.kkf-oca.ch
   wohnern des Zentrums. Dies wird interessanter-           > Unterstützungsnetz für abgewiesene Asylsuchende.
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
6   INTER——
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
——AKTION                                                                   7

   Begegnungen
   ermöglichen?!
   Können wir Begegnungen mit Sans-Papiers und
   (abgewiesenen) Asylsuchenden ermöglichen und
   dies sogar auf gleicher Augenhöhe? Und wenn ja,
   wie sehen solche Begegnungen aus? Bezug neh-
   mend auf die Kontakthypothese (siehe Seite 3)
   diskutierten die Teilnehmenden diese Frage kont-
   rovers, und zwar in Bezug zu den verschiedensten
   Akteuren wie Behörden, Schweizer Bevölkerung
   und Freiwillige.
   Eine Gruppe formulierte es so: «Begegnungen auf
   Augenhöhe sind unrealistisch, allenfalls sind sie in
   einem kurzen Zeitfenster möglich. Aber wir wol-
   len uns nichtsdestotrotz bemühen, Zeitfenster zu
   schaffen!»
   Eine andere Gruppe möchte ebenfalls Zeit geben:
   nicht immer nur Probleme besprechen, sondern
   ihre Freizeit teilen.

   Hier einige Ideen zur Inspiration, wie solches Zeit-
   Teilen aussehen könnte:
   • Die Menschen als Menschen ernst nehmen und            «Netzwerke
     andere Qualitäten entdecken
   • Gemeinsame Projekte und Anlässe (zusammen               aufbauen
     kochen, putzen, essen, musizieren… – wir sind
     eine Familie): Gemeinschaftsgärten (zusammen
                                                          is t wichtig.»
     arbeiten), Mittagstische (gemeinsam kochen, es-
     sen und sprechen), Theater (Hausarbeiter­innen,
     Sans-Papiers) spielen gemeinsam mit Schweize-
     rinnen Theater) etc.
   • Begegnungsorte schaffen: Kaffee-Treff (die
     Fortsetzung der Kontakte ist auch möglich,
     wenn die Leute im ganzen Kanton verteilt sind),
     Ausflüge etc.
   • Sich dafür einsetzen, dass die SachbearbeiterIn-
     nen die Menschen, über die sie urteilen, persön-
     lich kennen lernen.
Gemeinsam sind wir stark Vol. 3 - Inter-Aktion
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     Wie p­ ositio
                    niere
           ich mich
    ­zwischen
    verschiede en   d
                  nen
     Akteuren?
——AKTION                                                                                              9

                                                         fremdenfeindlich gesinnten Dorfbewohner dis-
   Eine Schicksals­                                      tanzierten sich nun vom Verein.

   gemeinschaft                                          Die Leute im Flüeli haben keine Wahl, wenn
                                                         sie Hilfe brauchen, sind wir die Anlaufstelle!
   mit wechselnden
   ­Agierenden und                                       Ich meinerseits habe keine Wahl, wenn ich beim
                                                         Spaziergang einer Mutter begegne, die mir er-

    ­Reagierenden                                        zählt, dass sie für ihre vier Kleinkinder zu wenig
                                                         Milch erhält, wenn ich an einem späten Novembe-
                                                         rabend einem Mann begegne, der mir erzählt, sie
   Ich heisse Daniela Gemsch und bewirtschafte zu-       hätten ihn soeben aus dem Flüeli ausgewiesen, wo
   sammen mit meinem Mann Guido Stirnimann               er denn schlafen könne? Oder wenn mir ein jun-
   einen Bergbauernhof in Valzeina. Im Jahre 2006        ger Mann telefonisch mitteilt, dass er soeben seine
   erfuhren wir aus den Medien, dass der Kanton          Frau, Mutter eines halbjährigen Kindes, bei einem
   GR das ehemalige Erholungsheim Flüeli als Asyl-       Selbstmordversuch erwischt habe. Um mich weiter
   unterkunft gekauft hat. Wir wurden als das Dorf       als Mensch fühlen zu können, muss ich doch re-
   wahrgenommen, das sich mit Asylsuchenden soli-        agieren.
   darisiert. Was die Öffentlichkeit nicht mitbekam:     So gesehen sind wir eine Schicksalsgemeinschaft
   Die Motivation, um sich vereint gegen die Unter-      mit wechselnden Agierenden und Reagierenden.
   bringung Asylsuchender im Flüeli zu wehren, war       Nicht jeder, der im Flüeli wohnt, würde uns als
   nicht für die ganze Bevölkerung die gleiche.          Freunde aussuchen, umgekehrt würde ich unter
   Wir gründeten den Verein Miteinander. Ver-            normalen Bedingungen nicht mit jedem von ihnen
   einszweck: Das Neben- und Miteinanderleben im         in Kontakt treten.
   Dorf zu gestalten. Zu unseren Vereinsanlässen ge-     Für mich ist es enorm wichtig, dass ich mir diese
   hören unregelmässige Suppentische, Filmabende         Tatsache immer wieder vor Augen führe. Dass ich
   und ein 14-täglicher Kaffeetreff.                     mich immer wieder frage, wie ich an seiner/ihrer
   Und irgendwann kam der Punkt, an dem es nicht         Stelle reagieren würde. Wie kommt meine Hilfe
   mehr möglich war, fröhlich zusammen zu sitzen,        an? Wo ist die Grenze zwischen verantwortungs-
   für zwei Stunden, und dann, tschüss…. in zwei         voller Hilfe und Bevormundung?
   Wochen treffen wir uns wieder und dann haben
   wir es wieder lustig.                                        Passagen des Referats von Daniela Gemsch
   An diesem Punkt angelangt, wandelten sich die
   Aktivitäten einiger DorfbewohnerInnen. Wir be-
   gannen, unsere Medienkontakte zu nutzen, um
   auf die Situation, in der die Leute im Flüeli leben
   müssen, aufmerksam zu machen. Wir wurden po-
   litisch aktiv.
   Je mehr wir uns öffentlich für die Leute im Flüeli     Das ganze Referat findet
   einsetzten, desto mehr Rückhalt verloren wir in der                  sich unter
   Valzeiner Dorfbevölkerung. Nun brach die unheili-              www.kkf-oca.ch
   ge Allianz auseinander, und die unterschiedlichen         > Unterstützungsnetz
   Motivationen, um gegen das Flüeli anzukämpfen,                für abgewiesene
   traten wieder zum Vorschein. Die ursprünglich                     Asylsuchende
10            INTER——

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——AKTION                                                  11

   Ermächtigung!
   Wie können wir als Freiwillige Sans-Papiers und
   (abgewiesene) Asylsuchende ermächtigen?

   Unter den Teilnehmenden wurde die Frage disku-
   tiert, wie wir als Freiwillige dazu beitragen kön-
   nen, die schwache Position von Sans-Papiers und
   (abgewiesenen) Asylsuchenden zu stärken. Als
   Grundlage für die Diskussion dienten die Ansätze
   von Norbert Elias (siehe Seite 3).
   Die Teilnehmenden waren sich einig, dass einerseits
   die Stärkung von Eigenverantwortung und Selbst-
   vertrauen von Sans-Papiers und (abgewiesenen)
   Asylsuchenden und andererseits öffentliches Auf-
   merksammachen (unsere Solidarität / ­rechtliche
   ­Interventionen) gangbare Wege sind, ihre Position
    zumindest punktuell zu verbessern.
    Unter den Teilnehmenden tauchten einige konkre-
    te Ideen auf, wie eine solche Ermächtigung ausse-
    hen könnte und zum Teil schon so stattfindet:
    • Vernetzung: Orte schaffen, wo Sans-Papiers
      ohne Angst berichten, sichtbar werden, Be-
      ziehungen schaffen, sich mit Leuten aus dem
      gleichen Kulturkreis vernetzen können.
    • Wissen und Erfahrungen von MigrantInnen
      nutzen (Wissenszirkulation): für Beratungen /
      sie zu KollegInnen bringen (z.B. Moschee) um
      Wissen zu erhalten.
    • Arbeit: informelle Arbeitsvermittlungsagentu-
      ren schaffen, Erlaubnis zum regulären Arbeiten
      für Geld erwirken
    • Sprachkenntnisse vermitteln
    • Begleitung bei Behördengängen: Rollenspiel
      zur Vorbereitung von Gespräch mit Behörden
      durchführen, zu Behörden begleiten, Mitwir-
      kungspflicht von Asylsuchenden unterstützen
    • Erstbefragung: sich für die Institutionalisierung
      von neutralen BeobachterInnen einsetzen. Den
      Mut haben, als Gruppe bei den obersten Ins-
      tanzen zu intervenieren, wenn wir mit einem
      abschlägigen Bescheid nicht einverstanden sind
    • Öffentlich Solidarität zeigen (Demo)
12                                                                                              INTER——

Teilnehmende                                           ici (information – consultation – integration)
                                                       Yunes Hakimi

Organisationen                                         Silbergasse 2, 2502 Biel
                                                       yunes.hakimi@bluewin.ch
                                                       032 322 80 68

                                                       Kirchgemeinde Muri-Gümligen – Bereich Migration
Amnesty Unigruppe Bern                                 Kranichweg 10, 3074 Muri
Fabian Gsteiger                                        www.rkmg.ch / 031 950 44 47
amnesty-unibern@hotmail.com
www.amnestyunibern.ch                                  Kirchgemeinde Paulus
                                                       Monika Clemann
Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers                Freiestrasse 20, 3012 Bern,
Marianne Kilchenmann                                   monika.clemann@pauluskirche.ch / 031 309 00 05
Eigerplatz 5, 3007 Bern
beratung@sans-papiers-contact.ch                       Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF
www.sans-papiers.ch/bern                               Florian Hitz, Effingerstrasse 55, 3008 Bern
031 385 18 27                                          florian.hitz@kkf-oca.ch
                                                       www.kkf-oca.ch / 031 385 18 04
denk:mal
Lagerweg 12, 3013 Bern                                 LE PONT: accueil des migrants francophones.
denk-mal@denk-mal.info / www.denk-mal.info             ­Paroisses catholique et réformée de langue
                                                        ­française de Berne
Fachstelle Migration der Reformierten Kirchen Bern-      Anne-Claude Slongo, 031 312 39 48
Jura-Solothurn
Anne-Marie Saxer-Steinlin                              MUF – Menschlicher Umgang mit Flüchtlingen!
Altenbergstrasse 66, 3013 Bern                         Susann Grogg
anne-marie.saxer@refbejuso.ch                          susann@muf.dago.ch
www.refbejuso.ch/migration                             www.dago.ch
031 340 24 24 (allgemein), 031 340 26 12 (direkt)
                                                       Ökumenische Gruppe zur Integration von Flüchtlin-
Fachstelle Sozialarbeit der katholischen Kirche Bern   gen Ostermundigen
– Asylbereich                                          Anny Hug
Béatrice Panaro                                        031 932 15 00
c/o Zentrum 5, Flurstrasse 26B, 3014 Bern
beatrice.panaro@kathbern.ch                            SOKUL – Integrationsverein
031 381 20 68                                          Burggasse 6, 2502 Biel
                                                       sokul@gmx.ch / www.sokul.ch
Freiwilligenprojekt der Berner Johanniter
Charlotte und Daniel Gutscher                          Solidaritätsnetz für Sans-Papiers Bern
Münstergasse 62, 3011 Bern                             Martin van Egmond, Bahnstrasse 44, 3008 Bern
www.johanniterorden.ch                                 mvegmond@solidaritaetsnetzbern.ch
gutscher@bluewin.ch                                    www.sans-papiers-be.ch / www.solidaritaetsnetzbern.ch
031 971 68 77                                          031 991 39 29

help-somali                                            Verein Mittagstisch für abgewiesene Asylsuchende
Yahya Dalib Ahmed                                      Christianne Vallat
info@help-somali.org / www.help-somali.org             Kirchgemeindehaus St. Marien, Wylerstr. 26, 3014 Bern
078 880 30 76                                          christiannevallat@yahoo.fr
——AKTION
14   INTER——
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