Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume - Liste potentieller Klimaverlierer
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Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume Liste potentieller Klimaverlierer Naturschutzskripte, Band 3
Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume Liste potentieller Klimaverlierer Wiesbaden, 2019
2 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Impressum ISSN 2512-9724 ISBN 978-3-89026-932-0 (Naturschutzskripte ; 3) Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume – Liste potentieller Klimaverlierer Autoren: Lisa Schwenkmezger Redaktion: Lisa Schwenkmezger Layout: Bettina Kammer (BK Grafik-Design) Nadine Monika Fechner, Nadine Senkpiel (HLNUG) Titelbilder: © E. Dallmeyer, B. v. Blanckenhagen, Sozietät Barth+Partner, C. Geske, Herausgeber, © und Vertrieb: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Rheingaustraße 186 65203 Wiesbaden Telefon: 0611 69 39-111 Telefax: 0611 69 39-555 E-Mail: vertrieb@hlnug.hessen.de www.hlnug.de Diese Broschüre wurde mit FSC-Zertifizierung gedruckt. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 3 Inhalt Vorwort ...................................................................................................................................................... 5 1 Einleitung ............................................................................................................................................... 6 2 Material und Methoden ...................................................................................................................... 17 2.1 Identifizierung der potentiellen Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens ......................... 17 2.2 Identifizierung der vom Klimawandel potentiell beeinträchtigten Lebensraumtypen Hessens ............ 20 3 Ergebnisse ............................................................................................................................................ 22 3.1 Liste der potentiellen Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens ......................................... 22 3.2 Liste der durch den Klimawandel potentiell beeinträchtigten Lebensraumtypen Hessens ................... 34 4 Literatur ................................................................................................................................................ 36 5 Anhang ................................................................................................................................................. 43
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 5 Vorwort Der Klimawandel be- Maßnahme war es zunächst wichtig, diejenigen trifft jede und jeden Tier- und Pflanzenarten in Hessen zu identifizieren, von uns und hat Ein- deren Vorkommen durch die Folgen des Klimawan- fluss auf alle Lebens- dels potentiell beeinträchtigt werden. Gleiches gilt bereiche, auch auf für Lebensraumtypen des Anhangs I der Fauna-Flora- Pflanzen und Tiere. Habitat-Richtlinie. Sie sind als natürliche Lebens- Eine besonders wich- räume von gemeinschaftlichem Interesse, für deren tige Anpassungsstra- Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen tegie von Pflanzen- werden müssen, ebenfalls Gegenstand der Maß und Tierarten an den nahme. Klimaw andel ist das Ausweichen in klima- Die hier vorliegende Auswertung liefert mit den tisch und ökologisch Listen „Potentielle Klimaverlierer der Tier- und Pflan- geeignete Gebiete. zenarten Hessens“ und „Durch den Klimawandel potentiell beeinträchtigte Lebensraumtypen Hessens“ Damit das Wandern der Arten überhaupt möglich ist, die Grundlage für die prioritäre IKSP-Maßnahme. wird ein funktionaler Biotopverbund benötigt, der die Zusätzlich dazu dient sie auch als Planungs- oder Be- verschiedenen Lebensräume miteinander vernetzt. wertungswerkzeug für andere naturschutzfachliche In Hessen besteht der landesweite Biotopverbund Projekte und Untersuchungen in Hessen. insbesondere aus dem Netzwerk der geschützten FFH- und Vogelschutzgebiete sowie der nationalen Weitere Informationen zum Integrierten Klima- Schutzgebiete. Hier entstehen Verbundachsen, auf schutzplan Hessen 2025 finden Sie auf der Home- denen sich Arten von Süden nach Norden oder vom page des HMUKLV unter: https://umwelt.hessen. Flachland in die Mittelgebirge bewegen können, um de/klima-stadt/hessische-klimaschutzpolitik/ so kühlere oder feuchtere Gebiete zu erreichen. Die integrierter-klimaschutzplan-hessen-2025. Infor- Vernetzung von Lebensräumen ermöglicht außerdem mationen zu klimasensiblen und gefährdeten Arten den Austausch von Individuen unterschiedlicher Po- und Lebensräumen stehen auf der Homepage des pulationen und dient damit der Aufrechterhaltung HLNUG https://www.hlnug.de/themen/natur- der genetischen Diversität, was wiederum die Anpas- schutz.html zur Verfügung. sungsfähigkeit von Tier- und Pflanzenpopulationen gegenüber Umwelteinflüssen stärkt. Eine prioritäre Maßnahme des Integrierten Klima- schutzplans Hessen 2025 (IKSP) ist die „Erhaltung und Weiterentwicklung von Biotopverbundsystemen Prof. Dr. Thomas Schmid und Vermeidung weiterer Landschaftszerschneidun- Präsident des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, gen“ (L 14). Als Grundlage für die Umsetzung dieser Umwelt und Geologie
6 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie 1 Einleitung Auswirkungen des Klimawandels Zwangsläufig lassen sich Auswirkungen aus den auf die biologische Vielfalt Veränderungen der Klimazonen und damit auch der Vegetationszonen ableiten. Wie einschneidend Die Vorhersage von Klimawandelauswirkungen auf diese Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sein die biologische Vielfalt hat sich in den letzten Jah- werden, hängt maßgeblich davon ab, mit welcher ren zu einem aktiven Forschungsfeld entwickelt. Geschwindigkeit sie eintreten. Bei einer Temperatu- Aufgrund der komplexen ökologischen Wechselwir- rerhöhung von 1 °C ist von einer Verschiebung der kungen bei biologischen Systemen sind die Effekte je- Vegetationszonen um etwa 200 – 300 Kilometer in doch schwer abzuschätzen und werden teilweise nur Richtung der Pole bzw. um 200 Höhenmeter aus- unzureichend verstanden. Allerdings existieren deut- zugehen (Jentsch & Beierkuhnlein 2003). Nach den liche Belege über die Auswirkungen der Klimaerwär- Vorhersagen des IPCC (2002) kann es in den gemä- mung auf bestimmte Teilaspekte. Gegenwärtig sind ßigten Breiten je nach Klimaszenario zu einer Ver- die Folgen des anthropogenen Klimawandels auf al- lagerung der Klimazonen um bis zu 1 200 km nach len Kontinenten und in den Ozeanen nachweisbar. Norden kommen. In Europa existieren mittlerweile Sie führen zu Veränderungen der Physiologie, Phä- Felduntersuchungen und Modellberechnungen, die nologie, des Verhaltens und der geographischen Ver- erste wichtige Hinweise zu den Konsequenzen der breitung von Arten und beeinflussen Interaktionen Klimaerwärmung für Lebensräume und Artenge- von Artgemeinschaften. Der Klimawandel hat somit meinschaften liefern. Demnach ist davon auszuge- weitreichende Auswirkungen auf ganze Ökosysteme hen, dass Artengemeinschaften fragmentiert und neu (Bellard et al. 2014, IPCC 2002 & 2018, Parmesan kombiniert werden. Zudem ist mit teilweisen Verlus- 2006). ten hochangepasster sensibler Arten und Arealaus- weitungen gewöhnlicher Arten zu rechnen. Abb. 1: Der wärmeliebende Bienenfresser (Merops apiaster) aus dem Mittelmeerraum brütet inzwischen in vielen Regionen Deutschlands. © lucaar/Fotolia
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 7 Neben der Verschiebung der Vegetationszonen haben insbesondere die Temperatur- und Niederschlags änderungen sowie die Zunahme von Extremer- eignissen wie Starkregen, Stürme und Dürreperio- den erhebliche Konsequenzen für die Artenvielfalt (vgl. Beierk uhnlein & Jentsch 2013 und Streitberger et al. 2016). Längst zählt der Klimawandel zu den wichtigs- ten akuten Gefährdungsursachen der Biodiversität. Thomas et al. (2004) warnten bereits vor einigen Jah- ren davor, dass bei einem moderaten Klimaszenario bis 2050 bereits 15 bis 37 % der untersuchten rund 1 100 Arten aus verschiedensten Biomen der Erde zum Aussterben verurteilt sein werden. Für Deutsch- land wird ein Verlust von Tier- und Pflanzenarten in einer ähnlichen Größenordnung angenommen Abb. 2: Durch die Klimaerwärmung kann die Europäische (DAS 2008, Leuschner & Schipka 2004). Einige wich- Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ihr Verbreitungs tige Aspekte der Klimawandelauswirkungen auf die gebiet immer weiter nach Norden ausdehnen. © T. Gibmeier biologische Vielfalt werden im Folgenden dargestellt. Aber auch Zuwanderungen wärmeliebender Arten etwa aus dem Mittelmeerraum sind bereits heute Der anthropogene Klimawandel zählt neben feststellbar. Ein Paradebeispiel für die nordwärts ge- dem Landnutzungswandel zu den größten richtete Ausbreitung mediterraner Arten in Deutsch- Bedrohungen der Biologischen Vielfalt und land ist der Bienenfresser, ein auffallend farbenfroher zu den wichtigsten Ursachen des Artenster- Vogel aus dem Mittelmeerraum, der seit einigen Jah- bens. ren wieder vermehrt in Deutschland brütet, nachdem er in den 80er Jahren als ausgestorben galt (Abb. 1). Ein weiteres imposantes Beispiel ist die Europäische Gottesanbeterin, eine Fangschreckenart, die lange Zeit als verschollen galt und sich seit 2006 wieder in Hessen etabliert hat (Abb. 2). Da sich für einen Großteil der Arten die klimatisch günstigen Gebiete polwärts bzw. in die höheren Lagen verschieben, sind in Hessen vor allem die Mittelge- birgslagen betroffen. Die hier vorkommenden Arten und Lebensräume sind an kühleres Klima angepasst, teilweise handelt es sich auch um isolierte Eiszeitre- likte (Abb. 3). Eine Vertikalverschiebung ist für diese montanen Arten und Lebensräume nicht mehr mög- lich, weshalb das Aussterberisiko bei fortschreitendem Klimawandel in diesen Gebieten besonders hoch ist. Eine dänische Untersuchung bestätigt zudem, dass sich der Klimawandel vor allem auf stark spezialisierte Arten auswirken wird (Thomsen et al. 2015). Für Arten mit einer starken Habitatbindung, die an ihre Lebens- räume spezifische Ansprüche stellen und solche, die Abb. 3: Eiszeitrelikte wie der Blauschillernde Feuerfalter durch ihre kleinen Populationsgrößen bereits jetzt ge- (Lycaena helle) kommen heute nur noch zurück fährdet sind, wird das Aussterberisiko besonders hoch gezogen auf inselartigen, klimatisch kühleren sein (Behrens et al. 2009, Schlumprecht et al. 2010). Standorten vor. © H. Falkenhahn
8 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Abb. 4: Berg-Mähwiesen (LRT 6520) wie diese in Herchenhain im Vogelsbergkreis gehören zu den vom Klimawandel bedrohten Lebensräumen. © D. Mahn Abb. 5: Moorschutz ist Klimaschutz: Obwohl sie nur 3 % der Erdfläche bedecken, sind Moore die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume. Moorgewässer, wie die des Burgwaldes, dienen außerdem als Lebensraum für viele seltene, oft kälteangepasste Arten. © C. Geske
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 9 Arealveränderungen Veränderungen im Verbreitungsbild als Folge des 845 Pflanzenarten in Deutschland, basierend auf un- Klimawandels wurden mittels statistischer Verbrei- terschiedlichen Klima- und Landnutzungsszenarien. tungsmodellierung vornehmlich für gut untersuchte Unabhängig vom Klimaszenario wurde hierbei für Artengruppen wie Gefäßpflanzen, Säugetiere, Vögel, einen Großteil der Arten eine Reduktion der aktuel- Tagfalter, Fledermäuse sowie Amphibien und Repti- len bioklimatischen Räume in Deutschland prognos- lien durchgeführt (z. B. Pompe et al. 2011, Levinsky tiziert. Montan verbreitete und feuchtigkeitsliebende et al. 2007, Huntley et al. 2007, Settele et al. 2008, Arten, hierunter Arten der (alpinen) Hochstauden Rebelo et al. 2010, Araújo et al. 2006). Pompe et al. fluren und Feuchtheiden, litten hierbei unter den (2011) modellierten die zukünftige Verbreitung von größten Verlusten. Abb. 6: Der Märzenbecher (Leucojum vernum) kommt in Hessen zerstreut vor, besonders aber in Auwäldern und feuchten Edellaub- baumwäldern, wie hier in einem quelligen Erlenwald im Hohen Vogelsberg. S olche Lebensräume sind durch klimabedingte Veränderungen des Wasserhaushalts potentiell bedroht. © D. Mahn
10 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Abb. 7: Für die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) wird in Folge des Klimawandels eine starke Reduktion des Verbreitungsreals prognostiziert (nach Rebelo et al. 2010). © J. Neumann/Fotolia Für süd- und mitteleuropäische Fledermausarten Dass die Ausbreitungsfähigkeit einer Art bei die- konnten Rebelo et al. (2010) mit Hilfe von Verbrei- sen Prognosen einer der wichtigsten Faktoren ist, tungsmodellierungen für zwei moderate IPPC- wird vor allem bei den Artengruppen der Amphi Klimaszenarien kaum negative Effekte auf die Ver- bien und Reptilien deutlich. Während Araújo et al. breitungsareale feststellen. Einige Arten könnten (2006) bei einer angenommenen uneingeschränkten ihr Verbreitungsgebiet mittelfristig sogar erweitern. Ausbreitung für einen Großteil der 108 untersuch- Ein anderes Bild ergibt sich für Fledermausarten mit ten Reptilien und Amphibienarten in Europa eine borealem Verbreitungsschwerpunkt, die auch unter Ausdehnung ihres Verbreitungsgebietes feststellen, den moderaten Klimaszenarien bereits Arealein werden für eine realistischere, stark eingeschränkte bußen erfahren würden. Allgemein zeigt sich: Je Ausbreitungsfähigkeit für fast alle Arten Arealverluste länger der betrachtete Prognosezeitraum und je ex- im Klimawandel prognostiziert. Für ausbreitungs tremer das zugrundeliegende Klimaszenario, umso schwache Arten erweist sich der sehr schnell vor- schwerwiegender sind die Konsequenzen, auch für anschreitende anthropogene Klimawandel vor allem wärmeangepasste Arten. in einer stark fragmentierten Landschaft als große
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 11 Abb. 8 und 9: Amphibien sind durch ihre Lebensweise stark an Gewässer gebunden und besonders abhängig von einem funktionalen Biotopverbund. Vor allem ihre Reproduktionsgewässer sind durch die veränderten Niederschlagsmuster in Folge des Klimawandels von einer erhöhten Austrocknungsgefahr betroffen. (Abb. 8: Feuersalamander, Salamandra salamandra, © C. Geske, Abb. 9: Knoblauchkröte, Pelobates fuscus, © A. Malten) edrohung und stellt auch den klassischen Natur- B Physiologische Änderungen schutz vor neue Aufgaben (vgl. auch Årevall et al. 2018 und Alagador et al. 2016). Der Klimawandel macht sich vor allem durch eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur, einer Um- Studien zeigen, dass selbst ausbreitungsstarke Vogel verteilung der Niederschlagsmengen mit einer Ab- arten womöglich nicht in der Lage sein werden, den nahme im Sommer und einer Zunahme im Winter, zu erwartenden Arealveränderungen zu folgen. So sowie häufigere Extremwetterereignisse bemerkbar ermitteln Huntley et al. (2007) eine durchschnitt (UBA 2006, IPCC 2013). Diese veränderten Bedin- liche Überlappung der jetzigen und der modellierten gungen haben Einfluss auf die Stoffwechselprozes- Verbreitungsgebiete europäischer Vogelarten von le- se der Organismen, den Reproduktionserfolg sowie diglich rund 40 %. Dabei wird von einer Verschie- Verhaltensweisen. Inwiefern eine Art von den Kli- bung der Verbreitungsgebiete von ca. 5 km pro Jahr maänderungen beeinträchtigt wird oder sogar davon ausgegangen, was die bisher beobachteten Arealaus- profitieren kann, hängt von den physiologischen An- weitungen vieler Vögel überschreiten würde (Devic- sprüchen und der Anpassungsfähigkeit ab. Organis- tor et al. 2008, Massimino et al. 2015). men, die sehr unterschiedliche Biotope besiedeln und ein breites Spektrum an Umweltbedingungen tolerie- ren, werden weniger Schwierigkeiten haben als stark spezialisierte Arten. Eurytopen und indifferenten Ar- ten, die keine oder nur eine geringe Biotopbindung aufweisen, kann deshalb ein größeres Anpassungspo- tential im Klimawandel unterstellt werden als steno- Vernetzte Ökosysteme mit funktionieren topen Arten, deren Vorkommen an ganz bestimmte dem Biotopverbund sind im Klimawan- Biotope geknüpft ist. delvon besonders großer Bedeutung, um die Ausweichbewegungen und Areal Das höchste Risiko gilt für kalt-stenotope Arten, die veränderungen von Arten zu unterstützen. zusätzlich noch eine starke Anpassung an kalte Um- Mit der IKSP-Maßnahme L 14 „Erhaltung weltbedingungen besitzen (vgl. Behrens et al. 2009, und Weiterentwicklung von Biotopverbund Rabitsch et al. 2010). Insbesondere durch die zuneh- systemen und Vermeidung weiterer Land- menden Dürreperioden in den Sommermonaten schaftszerschneidungen“ werden deshalb werden auch viele trockenheitsempfindliche Arten speziell Biotopverbundmaß n ahmen für negativ beeinflusst, da die Änderungen im Nieder- potentielle Klimaverlierer finanziert. schlagsregime einen negativen Effekt auf die Habi tatqualität feuchter Lebensräume haben (Petermann et al. 2007, Pompe et al. 2011). Einige Vögel des
12 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Abb. 10: Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) ist ein Brutvogel des Feuchtgrünlandes. Ähnlich wie viele andere Tier- und Pflanzenar- ten leidet der ehemals weit verbreitete Vogel an dem durch den Landnutzungswandel herbeigeführten Lebensraumschwund. Der Klimawandel kommt als zusätzliche Gefährdungsursache erschwerend hinzu. © mirkograul/Fotolia Feuchtgrünlands gehören deshalb zu den potentiel- Austrocknungsrisiko ihrer Reproduktionsgewässer len Verlierern des Klimawandels. Hinzu kommt hier- (Ott 2010, Walls et al. 2013). Die Klimaerwärmung bei die Gefahr der Nachwuchssterblichkeit bei erhöh- beeinflusst aber auch Fließgewässer und Seen und ten Niederschlagsraten und Starkniederschlägen deren Lebensgemeinschaften. Mit steigenden Was- während der Brutzeit (Öberg et al. 2015, Radford et sertemperaturen erhöht sich die Sauerstoffzehrung in al. 2001, Rodríguez & Bustamante 2003). Vor allem Gewässern, weshalb vor allem kälteadaptierte Arten kleinere Stillgewässer können während der heißen mit einer geringen Toleranz gegenüber Sauerstoff Sommer immer häufiger trockenfallen. So besteht für defiziten gefährdet sind (z. B. Daufresne et al. 2004, Libellen und Amphibien beispielsweise ein erhöhtes Koop 2007, Mohseni et al. 2003). Obwohl die Habitatqualität von Libellen unter den Klimawandelfolgen leiden könnte, haben die verlän- gerten Vegetationsperioden einen positiven Effekt auf die Entwicklungsgeschwindigkeit einiger Vertreter dieser Artengruppe. So wurde beobachtet, dass sie durch die Erwärmung statt einer Generation im Jahr mehrere Generationen ausbilden können (Ott 2010). Dass die Klimaerwärmung auch negative Auswirkun- gen auf Libellen haben kann, zeigen M cCauley et al. (2018) in ihrer Mesokosmos-Studie. Eine künstliche Temperaturerhöhung um + 2,5 °C und + 5 °C im Vergleich zur Umgebungstemperatur führte hierbei zu einer erhöhten Larvalsterblichkeit und beeinfluss- te sogar die Morphologie der Libellen. Bei + 5 °C besaßen adulte Libellen verhältnismäßig kleinere Abb. 11: Trotz seiner hervorragenden Angepasstheit an Flügel, was eine reduzierte Flugleistung bedeutet. Sauerstoffmangel und das kurzzeitige Trockenfallen Die Untersuchungen liefern demnach Hinweise auf der Gewässergräben, in denen er vorkommt, können langanhaltende Dürreperioden die physiologischen eine Verbindung zwischen der Umgebungstempera- Kapazitäten des Schlammpeitzgers (Misgurnus tur während der Larvalentwicklung und der Ausbrei- fossilis) ausreizen. © Rostislav/Fotolia tungskapazität adulter Libellen.
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 13 Grundsätzlich hängt die Aktivität wechselwarmer tigen Bedingungen durch Kälte und Nahrungsmangel Organismen wie Insekten, Amphibien und Reptili- im Winter zu entgehen, versetzen sich beispielsweise en maßgeblich von der Umgebungstemperatur ab. kleinere Säugetiere in einer Art Energiesparmodus Mögliche positive Effekte der Erwärmung auf Ent- und senken ihre Körpertemperatur drastisch ab. Mil- wicklungs- und Wachstumsprozesse dieser A rten de Temperaturen führen dabei zu häufigerem Aufwa- sind daher plausibel. Auch bei Tagfaltern kann es auf- chen, was den Energieverbrauch der Tiere steigert grund der wärmeren Temperaturen häufiger zu ei- (z. B. Pretzlaff & Dausmann 2012, Turbill 2008). ner zweiten Generation im Jahr kommen. Vor allem Negative Auswirkungen erhöhter Wintertemperatu- monophage Tagfalter stehen aber immer häufiger ren auf Wachstums- und Reproduktionsraten wur- vor dem Problem, dass ihre Nektar- oder Raupen den auch für andere überwinternde Arten wie Am- futterpflanzen aufgrund extremer Trockenheit nicht phibien- oder Tagfalteraltern nachgewiesen (Reading ausreichend entwickelt sind, oder bereits früh ver- 2007, Stuhldreher et al. 2014). blühen, was zu massivem Nahrungsmangel führen kann (Beinlich et al. 2012, Blanckenhagen & Lange Inwiefern sich mögliche negative und positive phy- 2015, Wenzel 2018). siologische Auswirkungen des Klimawandels auf Arten gegenseitig verstärken oder dämpfen ist noch Die Klimaprognosen sagen nicht nur wärmere Som- unzureichend erforscht. Vor allem auf Ökosysteme- mer, sondern auch mildere Winter voraus. Mildere bene sind solche additiven Effekte sehr schwer vor- Wintertemperaturen können vor allem Winter- hersehbar. schlaf haltende Tiere beeinflussen. Um den ungüns- Abb. 12: Wechselfeuchte Pfeifengraswiese (LRT 6410) mit Beständen des Breitblättrigen Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis). Viele potentielle Klimaverlierer unter den Tier- und Pflanzenarten kommen in solchen klimasensiblen Lebensräumen vor. © D. Mahn
14 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Phänologische Auswirkungen und Änderungen biotischer Interaktionen Wichtige Faktoren, um die Klimasensibilität einer Art abzuschätzen (nach Rabitsch et al. 2010): • Biotopbindung • (Thermische) ökologische Amplitude • Ausbreitungsfähigkeit • Arealgröße • Vorkommen in klimawandelsensiblen Zonen • Vermehrungsrate • Aktuelle Bestandssituation und G efährdungsstatus Phänologie bezieht sich auf den Zeitpunkt bestimm- ten: Frühling und Sommer beginnen bereits deutlich ter Entwicklungserscheinungen in der Natur und früher im Jahr und halten auch länger an, wodurch beschreibt, wie diese Ereignisse durch jahreszeitliche die Vegetationsphase verlängert und die Vegeta Klimaveränderungen beeinflusst werden. Der Ein- tionsruhe (Spätherbst und Winter) verkürzt wird. In fluss des Klimawandels ist hierbei deutlich erkenn- Hessen reduzierte sich die Vegetationsruhe in man- bar und wird beispielsweise durch Änderungen der chen Gebieten im Zeitraum 1981 – 2010 gegenüber Pflanzenphänologie sichtbar. So verschieben sich 1951 – 1980 um mehr als 4 Wochen (HLNUG, Fach- die Eintrittstermine der phänologischen Jahreszei- zentrum Klimawandel und Anpassung 2017). Abb. 13: Der Klimawandel dreht an den Stellschrauben der phänologischen Uhr: Vor allem der Frühling beginnt heute bereits deutlich früher und auch die Obstblüte verfrüht sich infolge der Erwärmung. © C. Geske
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 15 Abb. 14 und 15: Die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) mitsamt Exuvie kurz nach der Emergenz (Abb. 14). Eine mobile Art mit recht hohem Wärmebedarf, für die aufgrund des Klimawandels jedoch starke Rückgänge in Deutschland prognostiziert werden (nach Jaeschke et al. 2014). © B. v. Blanckenhagen und C. Geske Tiere reagieren darauf mit einer früher einsetzenden Aktivitätsphase. Tagfalter und Libellen verlängern ihre Flugphasen und können bereits früher im Jahr beobachtet werden (Ott 2010, Hassall et al. 2007). In ihrer Studie gehen Roy & Sparks (2001) davon aus, dass durch eine Klimaerwärmung von 1 °C die Erst- beobachtung von Schmetterlingen um 2 – 10 Tage nach vorne verlegt wird. Für Libellen wurde mittels Mesokosmos-Experimenten gezeigt, dass eine Tem- peraturerhöhung von 5 °C die Emergenz von Libel- lenlarven um bis zu einem Monat früher stattfinden lässt (McCauley et al. 2018). Durch die Verschiebung der Vegetationsperioden er- wachen einige Arten früher aus ihrem Winterschlaf und beginnen auch schon früher mit der Aufzucht ihrer Jungen. Somit übt der Klimawandel beispiels- weise einen Einfluss auf die Höhlenkonkurrenz zwischen Vögeln, Kleinsäugern und Insekten aus (Scherbaum-Heberer et al. 2011). Einen besonders gut zu beobachtenden Effekt hat der Klimawandel auf die Phänologie von Zugvögeln. Zugvogelarten sind während ihres gesamten Jahres- zyklus auf geeignete Bedingungen angewiesen: an ih- ren Brutplätzen, in den Überwinterungsgebieten und entlang ihrer Migrationsrouten. Der Klimawandel kann hier in allen drei Phasen eingreifen und den Zy- klus aus dem Takt bringen, was Zugvögel besonders angreifbar macht. Es gibt immer mehr Hinweise dar- auf, dass vor allem Langstreckenzieher negativ beein- Abb. 16: Ohne geeignete Wirtsfische kann sich die Bachmuschel (Unio crassus) nicht vermehren. flusst werden, beispielsweise dadurch, dass sich ihre Aufgrund ihrer sessilen Lebensweise ist sie auch Ankunft im Brutgebiet und die Hauptverfügbarkeit bei Ausbreitungsbewegungen maßgeblich auf die ihrer Nahrung zeitlich nicht mehr überschneiden. Wirtsfische angewiesen. © C. Dümpelmann
16 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Abb. 17: Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius) macht es sich nicht einfach: Nicht nur, dass sich die Raupen aus- schließlich von den Blüten des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) ernähren, sie sind zudem darauf angewiesen, als Larven von einer bestimmten Knotenameisen-Art eingesammelt und in deren Nester getragen zu werden, wo sie sich als Dank parasitisch von der Ameisenbrut ernähren. © A. Lange Da sich die große Mehrheit der Vögel hauptsäch- Die Auswirkungen der Klimawandelfolgen auf Arten lich von Insekten ernährt, die sich bedingt durch die und Lebensräume zu bestimmen ist aufgrund vielfäl- Temperaturänderungen und den verfrühten Vegeta- tiger Wechselwirkungen und der Unsicherheit von tionsbeginn bereits früher entwickeln, sind vor al- Klimaprognosen schwierig und häufig noch sehr un- lem solche Vögel bedroht, die ihr Zugverhalten nicht genau. Zudem kommt es durch verbesserte Modelle, an den Klimawandel anpassen (Both et al. 2006, Untersuchungen und neue Beobachtungen ständig H oward et al. 2018, Møller et al. 2008). zu neuen Erkenntnissen. Die vorliegende Auswer- tung stellt deshalb kein abgeschlossenes Werk dar, Vor allem stark spezialisierte Arten sind durch solche sondern wird weiterführend angepasst und bearbei- räumlichen oder zeitlichen Desynchronisationen bio- tet werden. tischer Interaktionen gefährdet. Dazu gehören bei- spielsweise auch monophage Insektenarten, die auf eine spezielle Nahrungsressource angewiesen sind, oder Arten mit einem parasitierenden Lebensstadium (vgl. Abb. 16 und 17). Eine Entkopplung dieser Nah- rungs- und Reproduktionsbeziehungen infolge phä- nologischer Veränderungen kann schnell zum lokalen Aussterben der Spezialisten führen (vgl. Kerth et al. 2014).
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 17 2 Material und Methoden 2.1 Identifizierung der potentiellen Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens Die Liste wurde auf Grundlage der Arbeit von Streit- Anschließend wurden solche Arten, bei denen es berger et al. (2016) erstellt. Hier wurden im Rahmen in der Literaturauswertung von Streitberger et al. eines F + E-Vorhabens im Auftrag des Bundesamtes (2016) zu widersprüchlichen Aussagen bezüglich für Naturschutz neun verschiedene wissenschaftli- der Klimasensibilität kam, mittels Expertenbefragung che Studien ausgewertet und die Ergebnisse in einer und einer weiterführenden Literaturrecherche noch Metaanalyse zusammengeführt. Als Ergebnis liefert einmal gesondert bewertet, um eine genaue Einstu- die Studie eine Auswahl gefährdeter Tier- und Pflan- fung vornehmen zu können (s. Anhang 1). Die Ge- zenarten, für die in den ausgewerteten Studien Hin- samtbewertung dieser „umstrittenen Arten“ stellt weise auf einen negativen Einfluss des Klimawandels hierbei eine begründete Experteneinschätzung dar. vorliegen (vgl. Anhang 6.2 von Streitberger et al. Solche Arten, für die eine erhöhte Bedrohung durch 2016). den Klimawandel wahrscheinlich ist, wurden in die Liste der potentiellen Klimaverlierer aufgenommen. In der hier erstellten Liste liegt der Fokus auf den naturschutzfachlich relevanten Arten. Die Arten- Ergänzend zu der Artenauswahl von Streitberger auswahl orientiert sich an der Metastudie von Streit- et al. (2016) wurden die Arten der Hessen-Liste, berger et al. (2016), wurde allerdings noch erweitert die im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrate- (vgl. hierzu Abb. 18 und Abb. 19). gie erarbeitet wurde, auf potentielle Klimaverlierer geprüft. Die Hessen-Liste enthält FFH-Arten, Natio In einem ersten Bearbeitungsschritt wurden aus die- nale Verantwortungsarten des Bundesprogramms ser Auswahl sämtliche Arten selektiert, die in Hessen zur Biologischen Vielfalt (BBV-Arten) sowie weitere vorkommen bzw. von denen nach 1990 noch ein Hessen-Arten für deren Erhaltung Hessen eine be- rezentes Vorkommen in Hessen bekannt war oder ist. sondere Verantwortung hat (vgl. Anhang 2). Auswahl der Artengruppen: Farn- und Blütenpflanzen, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere, Libellen, Heuschrecken, Laufkäfer und Sandlaufkäfer, Tagfalter und Widderchen, Mollusken des Binnenlandes Auswahl gefährdeter Arten, die sich mindestens einer der folgenden Kategorien zuordnen lassen: • stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Art nach der Roten Liste (RL 1 und 2) • gefährdete Art (RL 3) mit nationaler Verantwortlichkeit zum weltweiten Erhalt der Art • Art des Anhangs II oder IV der FFH-Richtlinie • Art des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie Auswahl gefährdeter Arten, für die durch die folgenden Studien Hinweise auf einen negativen Einfluss des Klimawandels vorliegen: Behrens et al. (2009), Hanspach et al. (2013), Jaeschke et al. (2014), Kerth et al. (2014), Kreft & Ibisch (2013), Pompe et al. (2011), Rabitsch et al. (2010), Schlumprecht et al. (2010), Trautmann et al. (2013) Abb. 18: Konzept der Metastudie von Streitberger et al. 2016 (verändert nach Streitberger et al. 2016)
18 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Die Beurteilung erfolgte erneut auf Grundlage von Die Auswahl erfolgte mit Hilfe von Expertenwissen Literaturrecherche und Expertenmeinungen. Die über die Verbundabhängigkeit der Arten und deren Einschätzung der hessischen Farn- und Blüten- Bestandssituation in Hessen, Literaturangaben (z. B. pflanzen beruhte vor allem auf Expertenmeinungen Reich et al. 2012, Burkhardt et al. 2010) sowie ei- des HLNUG (Abt. Naturschutz) sowie den Unter- ner Auswertung der bestehenden Artenhilfskon- suchungsergebnissen von Zizka et al. (2014) und zepte (verfügbar auf der Homepage des HLNUG: Behrens et al. (2009) (vgl. Anhang 2). Die Beurtei- https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/ lung der Vogelarten wurde von der Staatlichen Vogel- tiere-und-pflanzen/artenhilfskonzept.html). Die schutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saar- Klimaverlierer Hessens, welche besonders von Bio- land durchgeführt. topverbundmaßnahmen profitieren können, stellen prioritäre Zielarten der L 14-Maßnahme dar. Nach dem gleichen Schema wurden die Arten des Anhangs V der FFH-Richtlinie auf potentielle Klima- Für Pflanzen bezieht sich klassischer Biotopverbund verlierer geprüft (ebenfalls in Anhang 2 enthalten). im Wesentlichen auf ihre Bestäuber und mobilen Ausbreitungsvektoren (Insekten, Schafe, Rinder etc.). In wenigen Ausnahmefällen wurden Arten, die we- Während Fraß und Tritt von Weidetieren in Hütehal- der zur Artenauswahl von Streitberger et al. (2016) tung mit räumlichen Ortsveränderungen in früheren zählten (vgl. Abb. 18) noch bei der Ergänzung der Zeiten der (Kultur-) Landschaftsentwicklung eine Liste betrachtet wurden (vgl. Abb. 19 Schritt 2), wichtige Funktion als Ausbreitungsvektor besaß, lie- trotzdem als potentielle Klimaverlierer in die Liste fert die Weidetierhaltung heute nur noch einen mar- aufgenommen, wenn deren Klimasensibilität laut Ex- ginalen Beitrag zum Biotopverbund von Pflanzen perteneinschätzung hoch ist (vgl. Anhang 2). arten. Im Rahmen von L 14 sollten die Pflanzenarten demnach über die dazugehörigen Lebensraumtypen In einem weiteren Bearbeitungsschritt wurden die- bearbeitet werden. Es erfolgte daher keine Einstu- jenigen potentiellen Klimaverlierer in der Liste mit fung bezüglich der Effektivität von Biotopverbund- einem „+“ gekennzeichnet, die besonders von Bio- maßnahmen für Pflanzenarten und auch keine Kenn- topverbundmaßnahmen profitieren. Solche, für die zeichnung in der Liste der potentiellen Klimaverlierer Biotopverbundmaßnahmen eine deutlich unterge- (vgl. Tab. 3). ordnete Rolle spielen oder sogar kontraproduktiv sind, wurden mit einem „-“ gekennzeichnet (vgl. Um eine Verknüpfung zwischen der Liste „Poten- Tabelle 3 Spalte „BV“). tielle Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens“ und den vom Klimawandel potentiell be- Grundsätzlich profitiert jede Art, die über eine gewisse einträchtigten Lebensraumtypen (LRT) zu schaffen, Mobilität verfügt oder durch passive Verbreitung von wurden den Arten (wenn möglich) die LRTen zu- mobilen Arten abhängig ist, von einem Biotopver- geordnet, in denen sie vorkommen. Die Zuordnung bund. Für die Angabe in der Liste der potentiellen Kli- erfolgte auf Grundlage von Experteneinschätzungen maverlierer (Tab. 3) wurden dabei jedoch Abstufungen des HLNUG und Literaturrecherche. Da es sich hier- gemacht. Beispielsweise spielen Verbundmaßnahmen bei nicht zwangsläufig um die Hauptlebensräume der für manche Arten eine eher untergeordnete Rolle, da Arten handelt, kann bei einer Aufwertung eines LRTs sie natürlicherweise ein sehr geringes Ausbreitungs- deshalb auch nicht automatisch von einem Synergie- vermögen besitzen oder aufgrund ihrer schlechten oder Mitnahmeeffekt für die zugeordnete Art aus- Bestandssituation kaum Potential für Ausbreitungsvor- gegangen werden. In der Liste wird deshalb eine gänge aufweisen. Ausnahmen bestehen zum Beispiel, Unterscheidung zwischen „Hauptvorkommen“ und wenn durch die geringe Mobilität einer Art, die in „potentiellem Lebensraum“ gemacht. Die Abgren- Metapopulationen lebt, kleinräumige Trittsteine nötig zung der Lebensraumtypen ist sehr spezifisch und sind, um den lokalen Verbund wiederherzustellen. durch das Vorkommen spezieller Pflanzengesellschaf- ten definiert. Eine exakte Zuordnung zu Tierarten ist Ein extremes Beispiel für den Fall, wo Biotopverbund deshalb schwierig und manchmal auch nicht sinnvoll sogar kontraproduktiv ist, stellt der Steinkrebs dar. bzw. nicht möglich. In diesen Fällen wurden hierzu Aufgrund der enormen Gefahr, die von einer Infektion keine Angaben gemacht. mit dem Krebspesterreger ausgeht, ist sein Überleben von der Isolation abhängig. In Tabelle 3 ist die Art des- halb mit einem „-“ in der Spalte „BV“ gekennzeichnet.
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 19 Schritt 1 Bearbeitung der Listengrundlage aus Streitberger et al. (2016) • Selektion der Arten, die nach 1990 noch ein rezentes Vorkommen in Hessen hatten • Beurteilung „umstrittener Arten“ Schritt 2 Ergänzung der Liste mit weiteren naturschutzfachlich relevanten Arten in Hessen, die potentiell vom Klimawandel bedroht sind • Beurteilung der Klimasensibilität sämtlicher Arten der Hessen-Liste • Beurteilung der Klimasensibilität der FFH-Anhang V-Arten Schritt 3 Rolle des Biotopverbundes Beurteilung der Bedeutung von Biotopverbundmaßnahmen für die potentiellen Klimaver- lierer und Kennzeichnung solcher Arten, die besonders von Biotopverbundmaßnahmen profitieren bzw. für die solche Maßnahmen eine deutlich untergeordnete Rolle spielen Schritt 4 Verknüpfung der Arten- und Lebensraumliste Zuordnung der potentiellen Klimaverlierer zu klimasensiblen Lebensraumtypen, in denen sie vorkommen Abb. 19: Methodische Bearbeitungsschritte der Liste der potentiellen Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens.
20 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie 2.2 Identifizierung der vom Klimawandel potentiell beeinträchtigten Lebensraumtypen Hessens Die Bewertung der 45 in Hessen vorkommenden Dabei wurden die Lebensraumtypen hinsichtlich je- Lebensraumtypen erfolgte auf Grundlage der Sen- der Kategorie einzeln bewertet und im Ergebnis den sitivitätsanalysen von Petermann et al. (2007) und Gruppen „hoch“, „mittel“ und „keine bzw. niedrig“ Behrens et al. (2009) sowie Expertenmeinungen des zugeordnet, wobei „hoch“ eine hohe und „keine HLNUG (Abt. Naturschutz). Kam es zwischen den bzw. niedrig“ eine vernachlässigbare Sensitivität Expertenmeinungen und den Ergebnissen der Stu- gegenüber den Folgen des Klimawandels bedeutet dien zu abweichenden Einschätzungen, waren die (vgl. Petermann et al. 2007). Expertenmeinungen für die Einstufung der LRTs auf- grund der spezifischen, auf die Situation in Hessen Die Empfindlichkeitsanalyse der Lebensraumtypen ausgerichteten Expertenkenntnisse für die Endbe- Nordrhein-Westfalens durch Behrens et al. (2009) wertung ausschlaggebend. Eine zusätzliche Beurtei- wurde anhand von fünf Einzelkriterien beurteilt: lung fand in solchen Fällen statt, in denen die beiden • Änderungen des Wasserhaushalts ausgewerteten Studien konträre Ergebnisse lieferten. Die Beurteilung dieser „umstrittenen“ Lebensraum- • Änderungen des Nährstoffhaushalts typen ist dem Anhang 3 zu entnehmen. • Veränderte biotische Interaktionen Petermann et al. (2007) untersuchten in ihrer Stu- • Änderungen des Störungsregimes diedie Auswirkungen des Klimawandels auf alle 93 • Arealveränderungen in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen (s. Anhang I der FHH-Richtlinie (92/43/EWG)). Als Beurteilungsgrundlage dienten hierbei die Kriterien Die Bewertung der Einzelparameter erfolgte nach (vgl. auch Tab. 1): den Kategorien in Tabelle 2. Die Gesamtbewertung ergab sich dabei, anders als bei Petermann et al. • Regenerierbarkeit (2007), jedoch nicht über eine systematische Ver- • Horizontale und vertikale Verbreitung rechnung der Einzelbewertungen, sondern stellt eine • Flächenrückgang begründete Experteneinschätzung dar. • Einfluss von Neophyten • Qualitative Gefährdung • Abhängigkeit von Grund- und Oberflächenwasser • Risiken einer Landnutzungsveränderung • Schlechter Erhaltungszustand • Artbezogene Risikoanalyse
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 21 Tab. 1: Zuordnung der Sensitivitätsstufen von Petermann et al. (2007). Quellenangaben: CD: Balzer & Ssymank (2005); RL: Rote Liste Biotope von Riecken et al. (2006); FFH-Handb.: Ssymank et al. (1998); BfN: eigene Abschätzung der Autoren aus verschiedenen Daten/Kenntnissen des BfN. Oberflächenwasser Regenerierbarkeit Tendenz Fläche Auf Hochlagen Arealgrenzen abhängigkeit Gefährdung beschränkt Qualitative Sensitivität (Neobiota) GW- bzw. Invasion Zunahme oder keine, planar, kollin 1 gering bis 3, * B (X) gleichbleibend; keine keine g eschlossen vorhanden bis 3, *; T=,+ mittlere Rück- keine, nur ab nur best. 2 mittel bis 2, R S gänge; eine Art fragmentiert ontanstufe M Ausbildungen bis 2, R; T= vorhanden nur subalpin starke Rückgänge; mehrere 3 hoch bis 1 N, K oder disjunkte abhängig und alpin bis 1; T - Arten Teilareale Kowarik Quelle: CD/RL RL FFH-Handb. CD BfN/RL BfN/RL 2005 Tab. 2: Bewertungskategorien der Einzelparameter von Behrens et al. (2009). Kategorie Erläuterung indifferent, kein Einfluss des Klimawandels laut Szenario zu erwarten 0 oder positive und negative Einflüsse gleichen sich aus + leicht positiver Einfluss des Klimawandels laut Szenario ++ stark positiver Einfluss des Klimawandels laut Szenario - leicht negativer Einfluss des Klimawandels laut Szenario -- stark negativer Einfluss des Klimawandels laut Szenario ? keine Bewertung möglich, Datengrundlage nicht ausreichend
22 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie 3 Ergebnisse 3.1 Liste der potentiellen Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens Die Literaturrecherche und Expertenbefragung re- Ungefähr die Hälfte der potentiellen Klimaverlierer sultierte in einer Auswahl von 234 Arten, für die es sind auch Arten der Hessen-Liste, für deren Erhalt Hinweise für eine erhöhte Gefährdungsdisposition Hessen eine besondere Verantwortung trägt. Die Ver- durch die Folgen des Klimawandels gibt. Davon sind teilung der Artengruppen ist Abbildung 20 zu ent- 73 Arten (31 %) bereits jetzt vom Aussterben bedroht nehmen. (RL 1) und 70 Arten (30 %) gelten als stark gefährdet (RL 2) (vgl. Abb. 21). Muscheln Schnecken 4% 4% Schmetterlinge 7% Farn- und Käfer Blütenpflanzen 5% 27 % Libellen 6% Säugetiere 6% Moose 16 % Vögel 13 % Fische und Reptilien Rundmäuler 1% 4% Amphibien Krebse 6% 1% Abb. 20: Anteile der bearbeiteten Artengruppen an den potentiellen Klimaverlierern in Hessen.
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 23 RL 0 nb 5% 4% ungefährdet 6% sonstige 4% RL 1 31 % Vorwarnliste 6% RL 3 14 % RL 2 30 % Abb. 21: Aktueller Gefährdungsstatus der potentiellen Klimaverlierer nach den Roten Listen Hessens.
24 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Tab. 3: Potentielle Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens. Betrachtet wurden Arten der Roten Liste (RL 3 mit nationaler Verantwortlichkeit), FFH-Arten, sowie Arten der Hessenliste (HL). Die Angaben zum Biotopverbund (BV) beziehen sich nur auf die Tierarten der Liste: Es wird unterschieden zwischen Arten, die besonders von einem Biotopverbund profitieren (+) und Arten, für die ein Biotopverbund von deutlich untergeord- neter Bedeutung ist (-), unter Berücksichtigung der Bestandssituation in Hessen. Arten ohne Angabe in der Spalte BV können ebenfalls von Biotopverbundmaßnahmen profitieren, jedoch sind diese nicht prioritär. Die Angabe der Lebensraumtypen (LRT) beschränkt sich auf die in der Liste der vom Klimawandel potentiell beeinträchtigten Lebensraumtypen aufgeführten LRTen (vgl. Tab. 4). Hierbei wird zwischen Hauptvorkommen der Art (LRT Code in schwarz) und potentiellem Lebensraum (LRT Code in grau) unterschieden. RL-Kategorien: 0=ausgestorben oder verschollen, 1=vom Aussterben bedroht, 2=stark gefährdet, 3=gefährdet, G=Gefährdung unbekannten Ausmaßes, R=extrem selten, V=Vorwarnliste, D=Daten unzureichend, *=ungefährdet, nb=nicht bestimmt. Es sind nur Arten enthalten, von denen nach 1990 noch ein rezentes Vorkommen in Hessen bekannt war. FFH Wissenschaftlicher Deutscher Name RL II IV V VSR HL BV Lebensraumtypen Name Farn- und Blütenpflanzen Gewöhnliche Agrostemma githago 0 . . . . Kornrade Centunculus Zwerggauchheil 1 . . . . minimus Arnica montana Echte Arnika 2 . . x . x 4030, *6230 Blysmus compressus Platthalm-Quellried 1 . . . . x 7230, *1340 Botrychium Ästiger Rautenfarn 1 . . . . x *6230 matricariifolium Bromus racemosus Traubige Trespe V . . . . x 6510 Campanula Lanzettblättrige 3 . . . . x 6520 baumgartenii Glockenblume Carex diandra Draht-Segge 1 . . . . x 3160, 7140, 7230 Carex hartmanii Hartmans Segge 3 . . . . x 6410, 6440 Carex hostiana Saum-Segge 2 . . . . x 6410, 7230, *6230 Carex hordeistichos Gersten-Segge 1 . . . . x *1340 Schuppenfrüchtige Carex lepidocarpa 2 . . . . x *7220, 7230 Gelbsegge 3160, 7120, 7140, Carex limosa Schlamm-Segge 1 . . . . x *91D0 Selinum dubium Brenndolde 2 . . . . x 6410, 6440 Cochlearia pyrenaica Pyrenäen-Löffelkraut 1 . . . . x 6430, *7220, 7230 Coeloglossum viride Grüne Hohlzunge 2 . . . . x *6210 *6230, 6410, 6510, Crepis mollis Weichhaariger Pippau 2 . . . . x 6520 Cypripedium Europäischer 2 x x . . x 9150, *6210 calceolus Frauenschuh Breitblättriges 6410, 6510, 6520, Dactylorhiza majalis 3 . . . . x Knabenkraut 7140, 7230 Diphasiastrum Gewöhnlicher 1 . . x . 4030 complanatum Flachbärlapp
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 25 FFH Wissenschaftlicher Deutscher Name RL II IV V VSR HL BV Lebensraumtypen Name Diphasiastrum issleri Isslers Flachbärlapp 0 . . x . *6230 Diphasiastrum Oellgaards 1 . . x . *6230 oellgaardii Flachbärlapp Diphasiastrum Zypressen- 1 . . x . *6230 tristachyum Flachbärlapp Diphasiastrum Zeillers Flachbärlapp 1 . . x . zeilleri Rundblättriger Drosera rotundifolia 2 . . . . x 3160, 7120, 7140 Sonnentau Dryopteris cristata Kammfarn 2 . . . . x 7140, *91D0 Eleocharis Armblütige 6410, 7140, *7220, 1 . . . . quinqueflora Sumpfbinse 7230 Epipogium aphyllum Blattloser Widerbart 2 . . . . x Eriophorum Schmalblättriges *91D0, 3160, 7140, 3 . . . . angustifolium Wollgras 7230 Eriophorum Breitblättriges 2 . . . . 7230 latifolium Wollgras Eriophorum Moor-Wollgras 3 . . . . 7120, 7140, *91D0 vaginatum Nordischer *6230, 6410, 6510, Euphrasia frigida 2 . . . . x Augentrost 6520 Gentiana Lungen-Enzian 1 . . . . x *6230, 6410, 6440 pneumonanthe Gratiola officinalis Gnadenkraut 0 . . . . x 6440 Herminium Einknollige 2 . . . . x 6210, 6410, 7230 monorchis Honigorchis Geöhrtes Mausohr *6230, 6410, 6510, Pilosella lactucella 2 . . . . x habichtskraut 6520 8150, 8220, 9110, Huperzia selago Tannenbärlapp 2 . . x . *9180 Hypochaeris Geflecktes 2 . . . . 6210, *6230, 6520 maculata Ferkelkraut Iris spuria Wiesen-Schwertlilie 2 . . . . x 6410, 6440 9130, 9160, *9180, Leucojum vernum Märzenbecher 3 . . . . x *91E0 6430, 6520, 9130, Lilium martagon Türkenbundlilie * . . . . x 9150, 9170, *9180 Lycopodiella Sumpf-Bärlapp 1 . . x . x 3130, 3160, 7140 inundata Lycopodium 4030, 9110, *9180, Sprossender Bärlapp V . . x . annotinum *91D0 Lycopodium Keulen-Bärlapp 3 . . x . 4030, *6230 clavatum
26 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie FFH Wissenschaftlicher Deutscher Name RL II IV V VSR HL BV Lebensraumtypen Name Melampyrum Wald-Wachtelweizen R . . . . x 9110, 9130 sylvaticum Oenanthe Haarstrang- 2 . . . . x 6410, 6510 peucedanifolia Wasserfenchel Pilularia globulifera Pillenfarn 1 . . . . x 3130 Polystichum braunii Brauns Schildfarn 1 . . . . x *9180 Gewöhnliche Pseudorchis albida 1 . . . . x *6230, 6520 Weißzüngel Ranunculus Efeu-Wasser- 1 . . . . x 3260 hederaceus Hahnenfuß Begrannter Rhinanthus glacialis 2 . . . . *6230, 6510, 6520 Klappertopf Sagina nodosa Knotiges Mastkraut 1 . . . . Reif-Weide Salix daphnoides (Letztes Vorkommen nb . . . . in Hessen 2004) Sedum villosum Sumpf-Fetthenne 1 . . . . x *6230, 6410, 6440, Serratula tinctoria Färberscharte 2 . . . . x 6510, 6520 Taraxacum sect. Sumpf-Löwenzahn nb . . . . x *1340, 6410, 7230 Palustria Thesium pyrenaicum Wiesen-Leinblatt 3 . . . . x *6230, 6520 Trifolium spadiceum Moor-Klee 2 . . . . *6230, 6410, 6520 Trollius europaeus Trollblume 3 . . . . x 6410, 6430, 6520 Bremis Utricularia bremii 1 . . . . 3160, 7140 Wasserschlauch Kleiner 3130, 3140, 3160, Utricularia minor 0 . . . . Wasserschlauch 7120, 7140, 7230 Veronica acinifolia Drüsiger Ehrenpreis 1 . . . . x Wahlenbergia Moorglöckchen 2 . . . . x hederacea Südlicher Woodsia ilvensis 1 . . . . x 8220 Wimperfarn Moose Anthoceros neesii Nees’ Hornmoos 1 . . . . x Buxbaumia viridis Grünes Koboldmoos 0 x . . . 9110, 9130, 9160, Dicranum viride Grünes Besenmoos 3 x . . . x *9180 Notothylas Kugel-Hornmoos 2 x . . . x orbicularis Benachbartes Sphagnum affine 2 . . x . 7120, 7140 Torfmoos
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 27 FFH Wissenschaftlicher Deutscher Name RL II IV V VSR HL BV Lebensraumtypen Name Sphagnum Schmalblättriges 3 . . x . 7120, 7140, *91D0 angustifolium Torfmoos Sphagnum balticum Baltisches Torfmoos 1 . . x . 7120, 7140 Sphagnum capillifolium var. Hain-Torfmoos V . . x . 7120, 7140, *91D0 capillifolium Sphagnum capillifolium var. Zartes Hain-Torfmoos D . . x . 7120, 7140, *91D0 tenerum Sphagnum centrale Zentriertes Torfmoos 3 . . x . *91D0 Sphagnum Dichtes Torfmoos 2 . . x . 7120 compactum Sphagnum Gedrehtes Torfmoos 1 . . x . 3160, 7140 contortum Sphagnum Spieß-Torfmoos 2 . . x . 3160, 7120, 7140 cuspidatum Sphagnum Gezähneltes V . . x . auriculatum Torfmoos Sphagnum Amphibisches D . . x . 3160 inundatum Torfmoos Trügerisches Sphagnum fallax V . . x . 3160, 7140, *91D0 Torfmoos Sphagnum Gefranstes Torfmoos * . . x . 7120, 7140, *91D0 fimbriatum 3160, 7120, 7140, Sphagnum flexuosum Verbogenes Torfmoos 3 . . x . *91D0 Sphagnum fuscum Braunes Torfmoos 1 . . x . 7120, 7140 Sphagnum Girgensohns * . . x . *91D0 girgensohnii Torfmoos Sphagnum Magellans Torfmoos 2 . . x . 7120, 7140, *91D0 magellanicum Sphagnum majus Großes Torfmoos 0 . . x . 3160, 7120, 7140 Sphagnum molle Weiches Torfmoos 1 . . x . 7120 Stumpfblättriges Sphagnum obtusum 1 . . x . 3160, 7120, 7140 Torfmoos Sphagnum palustre Sumpftorfmoos * . . x . 7120, 7140, *91D0 Sphagnum Warziges Torfmoos 3 . . x . 7120, 7140, *91D0 papillosum Sphagnum Löffelblatt-Torfmoos 1 . . x . 3160 platyphyllum Sphagnum Fünfzeiliges Torfmoos 2 . . x . *91D0 quinquefarium Sphagnum riparium Ufertorfmoos 1 . . x . 7120, 7140
28 Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie FFH Wissenschaftlicher Deutscher Name RL II IV V VSR HL BV Lebensraumtypen Name Sphagnum rubellum Rötliches Torfmoos 2 . . x . 7120, 7140, *91D0 var. rubellum Sphagnum rubellum Feines Torfmoos D . . x . 7120, 7140, *91D0 var. subtile Sphagnum russowii Russows Torfmoos * . . x . 7140, *91D0 Sphagnum Sparriges Torfmoos V . . x . 7140, *91D0 squarrosum Sphagnum subnitens Glanz-Torfmoos 1 . . x . 7140, 7230 Sphagnum Einseitwendiges 2 . . x . 3160, 7140 subsecundum Torfmoos Sphagnum tenellum Zartes Torfmoos 1 . . x . 7120, 7140 Sphagnum teres Rundliches Torfmoos 2 . . x . 3160, 7140, 7230 Sphagnum Warnstorfs Torfmoos 1 . . x . 7230 warnstorfii Fische & Rundmäuler Alosa alosa Maifisch 0 x . x . Alburnoides Schneider 3 . . . . x 3260 bipunctatus Carassius carassius Karausche 1 . . . . x Cottus gobio Groppe * x . . . 3260 Lampetra planeri Bachneunauge * x . . . 3260 Misgurnus fossilis Schlammpeitzger 2 x . . . x + Rhodeus amarus Bitterling * x . . . 3260, 3270 Salmo salar Lachs 0 x . x . + 3260 Thymallus thymallus Äsche 3 . . x . Krebse Astacus astacus Edelkrebs nb . . x . x - 3260 Austropotamobius Steinkrebs nb x . x . x - 3260 torrentium Amphibien Alytes obstetricans Geburtshelferkröte 2 . x . . x + Bombina variegata Gelbbauchunke 2 x x . . x + Epidalea calamita Kreuzkröte 3 . x . . x + Bufotes viridis Wechselkröte 2 . x . . x + Hyla arborea Laubfrosch 2 . x . . x + 3150 Pelobates fuscus Knoblauchkröte 2 . x . . x + 3150 Pelophylax lessonae Kleiner Wasserfrosch 3 . x . . +
Naturschutzskripte, Band 3 - Auswirkungen des Klimawandels auf hessische Arten und Lebensräume 29 FFH Wissenschaftlicher Deutscher Name RL II IV V VSR HL BV Lebensraumtypen Name Pelophylax Seefrosch V . . x . + 3150 ridibundus Rana arvalis Moorfrosch 1 . x . . x Rana dalmatina Springfrosch V . x . . x + Rana temporaria Grasfrosch V . . x . + Salamandra Feuersalamander * . . . . + salamandra Triturus cristatus Kammmolch V x x . . + Reptilien Emys orbicularis Sumpfschildkröte 1 x x . . x + Vipera berus Kreuzotter 1 . . . . x + Vögel Aegolius funereus Raufußkauz * . . . x x + 9110, 9130 Anas querquedula Knäkente 1 . . . . x + 3150 Anthus pratensis Wiesenpieper 1 . . . . x + *6230, 6510, 6520 *91D0, 9190, 7120, Anthus trivialis Baumpieper 2 . . . . x + 4030 Asio flammeus Sumpfohreule 0 . . . x + 7230, 7120, 6510 Charadrius dubius Flussregenpfeifer 1 . . . . x + 3270 Ciconia ciconia Weißstorch V . . . x x + 6510 9110, 9130, 9160, Ciconia nigra Schwarzstorch 3 . . . x x + 91F0, *91E0 Circus aeruginosus Rohrweihe 3 . . . x x + 3150, 3130 Crex crex Wachtelkönig 1 . . . x x + 6510, 6440, 6520 91F0, 9190, 9160, Dendrocopos medius Mittelspecht * . . . x x + 9130, 9110 Dryocopus martius Schwarzspecht * . . . x x + 9130, 9110, 91F0 Galerida cristata Haubenlerche 1 . . . . x + Gallinago gallinago Bekassine 1 . . . . x + 6510; 7230 Glaucidium Sperlingskauz * . . . x x + *91d0, *9180 passerinum Hippolais icterina Gelbspötter 3 . . . . + 91f0, *91e0 Jynx toquilla Wendehals 1 . . . . x + 4030 4030,7230, 6520, Lanius excubitor Raubwürger 1 . . . . x + *6230 Limosa limosa Uferschnepfe 1 . . . . + 6510 Locustella naevia Feldschwirl V . . . . + 6440, 7230
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