Auswirkungsanalyse zur Ansiedlung eines Netto Lebensmitteldiscounters in der Stadt Eppingen, Ortsteil Elsenz
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Auswirkungsanalyse zur Ansiedlung eines Netto‐Lebensmitteldiscounters in der Stadt Eppingen, Ortsteil Elsenz Anlage: 6 AUFTRAGGEBER: projekt‐invest GmbH, Lahr Fertigung: PROJEKTLEITUNG: Dipl.‐Geogr. Gerhard Beck Dipl.‐Geogr. Stefanie Geßmann‐Reichert Ludwigsburg , den 30.03.2021
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Urheberrecht Das vorliegende Dokument unterliegt dem Urheberrecht gemäß § 2 Abs. 2 sowie § 31 Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze der Urheberrechte. Eine Vervielfältigung, Weitergabe oder (auch auszugsweise) Veröffentlichung ist im Rahmen des politischen Prozesses, von Bauleitplanver‐ fahren, Baugenehmigungsverfahren, Rahmenplanungen und Gerichtsverfahren ohne Geneh‐ migung möglich. Für alle anderen Zwecke ist eine Veröffentlichung des Dokuments nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der GMA und des Auftraggebers unter Angabe der Quelle zulässig. Gesellschaft für Markt‐ und Absatzforschung mbH Ludwigsburg / Dresden / Hamburg / Köln / München Büro Ludwigsburg Hohenzollernstraße 14 71638 Ludwigsburg Geschäftsführer: Dr. Stefan Holl Tel 07141 9360‐0 / Fax 07141 9360‐10 info@gma.biz / www.gma.biz info@gma.biz / www.gma.biz 2
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Inhaltsverzeichnis Seite I. Grundlagen 5 1. Aufgabenstellung 5 2. Bauplanungsrechtliche Vorgaben 6 3. Marktentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel 7 II. Standortbeschreibung und ‐bewertung 10 1. Makrostandort Eppingen 10 2. Mesostandort Ortsteil Elsenz 12 3. Mikrostandort Eppinger Straße / „Im Streitland“ 14 III. Projektrelevante Angebots‐ und Wettbewerbssituation 19 1. Angebots‐ und Wettbewerbssituation in Eppingen‐Elsenz 19 2. Angebots‐ und Wettbewerbssituation im weiteren Untersuchungsraum 20 2.1 Versorgungsstrukturen der Eppinger Kernstadt 20 2.2 Versorgungsstrukturen in weiteren Eppinger Ortsteilen 21 2.3 Angebots‐ und Wettbewerbssituation im weiteren Umland 21 IV. Einzugsgebiet und Kaufkraft 24 1. Einzugsgebiet und Bevölkerungspotenzial 24 2. Kaufkraft im Einzugsgebiet 25 V. Umsatzprognose und wettbewerbliche Wirkungen 27 1. Umsatzprognose 27 2. Prognose und Bewertung der Umsatzumverteilung 28 2.1 Methodik 28 2.2 Umsatzumlenkungen 29 2.3 Wettbewerbliche und städtebauliche Wirkungen 30 info@gma.biz / www.gma.biz 3
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ VI. Raumordnerische Prüfung 33 1. Konzentrationsgebot gemäß Ziel 3.3.7 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.2 Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020 33 2. Integrationsgebot gemäß Ziel 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.3 Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020 33 3. Kongruenzgebot gemäß Ziel 3.3.7.1 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.2 Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020 35 4. Beeinträchtigungsverbot gemäß Ziel 3.3.7.1 und 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg 36 VII. Zusammenfassung 38 info@gma.biz / www.gma.biz 4
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ I. Grundlagen 1. Aufgabenstellung Im Eppinger Ortsteil Elsenz ist am südöstlichen Ortsrand die Neuansiedlung eines Netto‐Le‐ bensmittelmarktes mit einer Gesamtverkaufsfläche von max. 800 m² (inkl. Backshop / Sitzbe‐ reich) vorgesehen. Mit der angestrebten Größe liegt die Planung an der Schwelle zur Großflä‐ chigkeit (800 m² VK bzw. 1.200 m² BGF) i. S. des § 11 Abs. 3 BauNVO. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens soll nun überprüft werden, ob durch das Vorhaben negative städtebauliche oder versorgungsstrukturelle Auswirkungen in Eppingen oder im Um‐ land ausgelöst werden. Obwohl das Vorhaben formal nicht großflächig ist, erfolgt eine raum‐ ordnerische Bewertung anhand der Regelungen des Landesentwicklungsplans Baden‐Würt‐ temberg bzw. des Regionalplans Heilbronn‐Franken 2020. Vor dem Hintergrund der geschilderten Ausgangslage sind im Rahmen der vorliegenden Aus‐ wirkungsanalyse folgende Punkte zu bearbeiten: Rahmendaten am Standort Eppingen bzw. Eppingen‐Elsenz städtebauliche Bewertung des Mikrostandortes Abgrenzung des voraussichtlichen Einzugsgebietes des Lebensmittelmarktes und Er‐ mittlung der projektrelevanten Kaufkraftpotenziale Beurteilung der gegenwärtigen Versorgungssituation in Eppingen‐Elsenz und im Um‐ land (= Wettbewerbsanalyse) Umsatzprognose und ‐herkunft des Vorhabens Ermittlung der Umsatzumverteilungen im Untersuchungsraum Bewertung der raumordnerischen Bewertungskriterien gemäß LEP Baden‐Württem‐ berg bzw. Regionalplan der Region Heilbronn‐Franken 2020. Konzentrationsgebot Integrationsgebot Kongruenzgebot Beeinträchtigungsverbot. Zur Erarbeitung der vorliegenden Auswirkungsanalyse wurde im März 2021 eine intensive Be‐ gehung des Standortes sowie sonstiger Einzelhandelslagen vorgenommen. Weiterhin wurde auf Informationen von MB Research (Kaufkraftkennziffer) sowie auf aktuelle Bevölkerungsda‐ ten aus der amtlichen Statistik und EHI Handelsdaten zurückgegriffen. info@gma.biz / www.gma.biz 5
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ 2. Bauplanungsrechtliche Vorgaben Für die Beurteilung der Zulässigkeit von großflächigen Einzelhandelsbetrieben ist § 11 Abs. 3 BauNVO zu beachten. Die Regelung führt in ihrer aktuellen Fassung aus: 1 „1. Einkaufszentren, 2. großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art, Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur unwesentlich auswir‐ ken können, 3. sonstige großflächige Handelsbetriebe, die im Hinblick auf den Verkauf an letzte Verbraucher und auf die Auswirkungen den in Nummer 2 bezeichneten Einzelhandelsbetrieben vergleichbar sind, sind außer in Kerngebieten nur in für sie festgesetzten Sondergebieten zuläs‐ sig. Auswirkungen im Sinne des Satzes 1 Nr. 2 und 3 sind insbesondere schäd‐ liche Umwelteinwirkungen im Sinne des § 3 des Bundes‐Immissionsschutzge‐ setzes sowie Auswirkungen auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich der in Satz 1 bezeichneten Betriebe, auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden, auf das Orts‐ und Landschaftsbild und auf den Naturhaushalt. Auswirkungen im Sinne des Satzes 2 sind bei Betrieben nach Satz 1 Nr. 2 und 3 in der Regel anzunehmen, wenn die Geschossfläche 1.200 m² überschreitet. Die Regel des Satzes 3 gilt nicht, wenn Anhaltspunkte dafür bestehen, dass Auswirkungen bereits bei weniger als 1.200 m² Geschossfläche vorliegen oder bei mehr als 1.200 m² nicht vorliegen; dabei sind in Bezug auf die in Satz 2 bezeichneten Auswirkungen insbesondere die Gliederung und die Größe der Gemeinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen Ver‐ sorgung der Bevölkerung und das Warenangebot des Betriebs zu berücksich‐ tigen.“ Ob ein Vorhaben als Einzelhandelsgroßprojekt einzustufen ist, hat in einer zweistufigen Prü‐ fung getrennt voneinander zu erfolgen: 1. Handelt es sich bei dem Vorhaben um einen großflächigen Einzelhandelsbetrieb bzw. wird die Großflächigkeit des Vorhabens erfüllt, was i. d. R. bei einer Überschreitung der Verkaufs‐ fläche von 800 m² der Fall sein wird.2 2. Die im § 11 Abs. 3 BauNVO beschriebenen Auswirkungen müssen zu erwarten sein, was regelmäßig ab einer Geschossfläche von 1.200 m² anzunehmen ist (= Regelvermutung). Die Regelvermutung ist jedoch gem. § 11 Abs. 3, Satz 4 BauNVO widerlegbar. Der Nachweis kann im Zuge einer Einzelfallprüfung erbracht werden, wenn im konkreten Einzelfall keine Auswirkungen im Sinne des § 11 Abs. 3, Satz 3 BauNVO zu erwarten sind. Mit Bezug auf die im § 11 Abs. 3 BauNVO beschriebenen Auswirkungen sind dabei insbesondere die Gliederung und Größe der Gemeinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot des Betriebes zu berücksichtigen. 1 Baunutzungsverordnung (BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2017. 2 Vgl. BVerwG Urteil vom 24. November 2005, 4 C 10.04. In diesem Urteil hat das BVerwG die Grenze der Großflächigkeit von 700 auf 800 m² erhöht. Großflächig im Sinne des § 11 Abs. 3, Satz 1, Nr. 2 BauNVO sind demnach diejenigen Betriebe, die eine Verkaufsfläche von 800 m² überschreiten. Zur Verkaufsfläche zäh‐ len, der Kassenvorraum (einschließlich eines Bereichs zum Einpacken der Waren und zur Entsorgung von Verpackungsmaterialien) und ein evtl. vorhandener Windfang. Ebenfalls der Verkaufsfläche zuzurechnen sind die Bedienbereiche (z. B. Fleisch‐ / Wursttheke). info@gma.biz / www.gma.biz 6
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ 3. Marktentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel Die Dynamik in der Branche ist nach wie vor ungebrochen. So optimieren derzeit nahezu alle wesentlichen Betreiber des Lebensmitteleinzelhandels ihre Standortnetze. Hiermit verbunden ist häufig auch eine Flächenausweitung der einzelnen Betriebe bzw. Standorte, da die Flächen‐ inanspruchnahme aufgrund der steigenden Anforderung an die Warenpräsentation, die in‐ terne Logistik sowie den demografischen Wandel zunimmt. Die einzelnen Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels weisen eine unterschiedliche Ent‐ wicklung auf. Während Lebensmitteldiscounter und große Supermärkte ihre Marktposition ausbauen konnten, waren die Marktanteile der SB‐Warenhäuser und kleinen Lebensmittelge‐ schäfte rückläufig. Abbildung 1: Entwicklung der Marktanteile im deutschen Lebensmitteleinzelhandel 2009 – 2019 Quelle: EHI Europäisches Handelsinstitut: Handelsdaten aktuell 2019, GMA‐Darstellung 2021 Im Einzelhandel werden verschiedene Betriebstypen unterschieden. Die Ausdifferenzierung ist dabei für den Lebensmitteleinzelhandel verfeinert worden. Als Kriterien für die Differenzie‐ rung nach Betriebstypen wird dabei neben der Verkaufsfläche v. a. auch die Sortimentsstruk‐ tur und hier insbesondere der Anteil an sog. Nonfood‐Waren herangezogen. Die Definitionen für Betriebstypen liegen seitens mehrerer Institutionen und Institute vor. Die Definition, auf die in vorliegender Untersuchung zurückgegriffen wird, ist die des EHI Retail Institute, welche im Einzelnen folgende Definitionen beinhaltet:3 3 Vgl. EHI handelsdaten aktuell 2018, S. 381. info@gma.biz / www.gma.biz 7
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Kleines Lebensmittelgeschäft Ein kleines Lebensmittelgeschäft ist ein Einzelhandelsgeschäft mit weniger als 400 m² Verkaufsfläche, das ein begrenztes Lebensmittel‐ und Nonfood I‐Sortiment4 anbietet. Discounter Ein Lebensmitteldiscounter ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer üblichen Ver‐ kaufsfläche unter 1.000 m², das ausschließlich in Selbstbedienung ein begrenztes, auf umschlagstarke Artikel konzentriertes Lebensmittelangebot und Nonfood I‐ Sortiment sowie ein regelmäßig wechselndes Aktionsangebot mit Schwerpunkt Nonfood II5 führt. Supermarkt Ein Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 400 und 2.500 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I‐Artikel führt und einen geringen Verkaufsflächen‐Anteil an Nonfood II aufweist. Großer Supermarkt Ein großer Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwi‐ schen 2.500 und 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment sowie Nonfood I und Nonfood II‐Artikel führt. SB‐Warenhaus Ein SB‐Warenhaus ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche von min‐ destens 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I‐Artikel sowie ein umfangreiches Nonfood II‐Angebot führt. Weiterhin kann festgehalten werden, dass Lebensmitteldiscounter die Zielgruppenansprache in erster Linie über das Preisargument vornehmen und über ein eingeschränktes Sortiment verfügen, aber zunehmend auch der Grundversorgung dienen. Sie weisen im Durchschnitt eine Fläche von rd. 793 m² auf, wobei bei Neuansiedlungen mittlerweile generell Verkaufsflä‐ chengrößen von über 1.000 m² angestrebt werden. Zudem wird versucht, bestehende klein‐ flächige Filialen zu erweitern oder auf größere Grundstücke zu verlagern. Die verschiedenen Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich ihrer Sortimentsstruktur. Dies wird v. a. quantitativ durch die Zahl der geführ‐ ten Artikel deutlich. Während ein Supermarkt im Mittel ca. 11.830 Artikel offeriert, bieten Le‐ bensmitteldiscounter dagegen im Schnitt lediglich ca. 2.300 Artikel an (vgl. Tabelle 1). Bei allen drei Betriebstypen liegt der Schwerpunkt auf Waren des kurzfristigen Bedarfs. 4 Drogerieartikel, Wasch‐, Putz‐ und Reinigungsmittel sowie Tiernahrung. 5 Ge‐ und Verbrauchsgüter des kurz‐, mittel‐ und langfristigen Bedarfs wie Textilien, Schuhe, Gartenbedarf, Unterhaltungselektronik, Elektrogroßgeräte, Bücher und Presseartikel usw. info@gma.biz / www.gma.biz 8
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Tabelle 1: Sortimentsangebot von Lebensmittelvollsortimentern und Supermärkten Hauptwarengruppen Lebensmitteldiscounter Supermarkt ( 793 m² VK) ( 1.029 m² VK) Durchschnittliche Artikelzahl absolut in % absolut in % Food 1.755 76 – 77 8.995 76 Nonfood I 265 11 – 12 2.030 17 Nonfood II 275 12 805 7 Nonfood insgesamt 540 23 – 24 2.835 24 Insgesamt 2.295 100 11.830 100 Quelle: EHI Köln, Sortimentsbreitenerhebung. In: handelsdaten aktuell 2019 Der Anbieter Netto offeriert eine für Lebensmitteldiscounter sehr breite Produktpalette (u. a. Mehrweggetränke, teilweise Fleischtheke, Frischeabteilung) und einen hohen Anteil an Handels‐ marken (ca. 60 %)6. Ergänzt wird das Angebot zumeist durch eine Bäckereifiliale. Mit diesem Kon‐ zept profiliert sich Netto v. a. im ländlichen Raum. Als sog. Softdiscounter führt Netto rd. 5.000 Standardartikel und liegt damit an der Spitze der Discounter.7 Damit weist Netto bereits Merkmale eines Supermarktes auf. Die Koppelung mit einer Bäckereifiliale trägt ebenfalls zu einer für einen Lebensmitteldiscounter überdurchschnittlich hohen Nahversorgungsfunktion bei. Die durch‐ schnittliche Größe einer Netto‐Filiale beträgt rd. 800 m², der Durchschnittsumsatz liegt bei ca. 3,4 Mio. €8. Der Umsatzschwerpunkt befindet sich mit ca. 87 % eindeutig im Nahrungs‐ und Genuss‐ mittelsegment. 6 Fa. Netto 2017, www.netto‐online.de/unser‐konzept.chtm. 7 Vgl. www.netto‐online.de; Stand: März 2020. 8 Hahn Retail Real Estate Report 2020 / 2021. info@gma.biz / www.gma.biz 9
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ II. Standortbeschreibung und ‐bewertung 1. Makrostandort Eppingen Die Stadt Eppingen liegt im Westen des Landkreises Heilbronn und gehört zum Mittelbereich des rd. 20 km entfernten Oberzentrums Heilbronn. Als Unterzentrum9 gemäß Regionalplan Heilbronn‐Franken kommt der Stadt Eppingen die Aufgabe der Deckung der Grundversorgung im zugeordneten Verflechtungsbereich zu; dieser umfasst die Gemeinden Ittlingen und Gem‐ mingen. Das Stadtgebiet Eppingens gliedert sich in die Kernstadt Eppingen sowie die Stadtteile Adels‐ hofen, Elsenz, Kleingartach, Mühlbach, Richen und Rohrbach. Derzeit leben in Eppingen 22.394 Einwohner.10 In der Kernstadt selbst leben rd. 51 % der Einwohner, während mit Aus‐ nahme von Mühlbach (ca. 2.130 Einwohner) alle sonstigen Stadtteile weniger als 2.000 Ein‐ wohner aufweisen und eher ländlich geprägt sind (vgl. Tabelle 1). Tabelle 2: Siedlungsstrukturelle Rahmenbedingungen in Eppingen Einwohnerstand Stadtteil absolut relativ in % Eppingen Kernstadt 11.409 51 Adelshofen 1.434 6 Elsenz 1.948 9 Kleingartach 1.852 8 Mühlbach 2.130 10 Richen 1.712 8 Rohrbach 1.909 8 Einwohner insgesamt 22.394 100 Quelle: Stadt Eppingen, Stand 31.12.2020 Eppingen hat in den vergangenen Jahren einen stetigen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen gehabt. Die Einwohnerzahl stieg im Zeitraum 2011 – 2019 um rd. 5 % (+ 1.038 Einwohner).11 Die Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes Baden‐Württemberg geht bis zum Jahr 2035 für die Stadt Eppingen von einem weiteren Bevölkerungswachstum (+ 628 Einwoh‐ ner bzw. rd. 2,9 %)12 aus. 9 Der Regionalplan Heilbronn‐Franken enthält den Vorschlag, die Stadt Eppingen als Mittelzentrum auszu‐ weisen. 10 Quelle: Stadt Eppingen, Stand: 31.12.2020. 11 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg, Stand jeweils 31.12. 12 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg; Regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung, Basis 2017; Differenz gegenüber Bevölkerungsstand am 31.12.2019. info@gma.biz / www.gma.biz 10
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO-LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN-ELSENZ Karte 1: Lage der Stadt Eppingen und zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum Legende Oberzentrum Mittelzentrum Unterzentrum Kleinzentrum Quelle: Kartengrundlage GfK GeoMarketing, GMA-Bearbeitung 2021 info@gma.biz / www.gma.biz 11
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Unter verkehrlichen Aspekten ist die Stadt Eppingen über die B 293 gut an das Oberzentrum Heilbronn angebunden. Über einen direkten Anschluss an eine Bundesautobahn verfügt Eppingen nicht; die nächste Anschlussstelle zu einer Bundesautobahn befindet sich ca. 12 km nördlich (A 6, Sinsheim‐Steinsfurt). Darüber hinaus durchziehen einige Landesstraßen das Stadtgebiet und verbinden die einzelnen Stadtteile untereinander bzw. mit Nachbargemein‐ den. Aufgrund der topographischen Bedingungen und des ländlichen Charakters außerhalb der Kernstadt kommt diesen Straßen jedoch keine wesentliche überörtliche Bedeutung zu. Mit den Bahnhöfen Eppingen und Eppingen‐West verfügt die Stadt über zwei S‐Bahnhaltestel‐ len, welche die Stadt in Richtung Heilbronn sowie Sinsheim‐Steinsfurt anbinden. Der öffentli‐ che Personennahverkehr im Stadtgebiet ist durch mehrere Buslinien vertreten, welche die Stadtteile insbesondere mit der Kernstadt verbinden. In der Stadt Eppingen ist auf folgende wesentliche Einzelhandelslagen hinzuweisen: Den höchsten Besatz von Einzelhandelsgeschäften ist in der Stadtmitte von Eppingen im Bereich „Vorstadt“ angesiedelt. Entlang der Brettener Straße und der Bahnhofstraße be‐ finden sich verschiedener Einzelhandelsbetriebe und ergänzende Nutzungen, die durch die neueren Ansiedlungen entlang der Mühlbacher Straße ergänzt werden. Neben vor‐ wiegend kleinteiligen Facheinzelhandel befinden sich in der Innenstadt von Eppingen auch größere Betriebe (u. a. Rossmann, Ernsting´s family, Mode Bolz, Modehaus Spiess, s.Oli‐ ver). Südwestlich an die Innenstadt angrenzend befindet sich zunächst der ehemalige Edeka‐Standort, wo derzeit ein neuer Fachmarktstandort entsteht.13 Im weiteren Standor‐ tumfeld sind der neue Edeka‐Markt und der verlagerte Discounter Lidl sowie Aldi im Be‐ reich der Frauenbrunner Straße vorhanden. Hier befindet sich ein Schwerpunkt der Nah‐ versorgungseinrichtungen. Östlich der Innenstadt, in der Nähe des Bahnhofs, ist der An‐ bieter Kaufland angesiedelt. In dezentralen Standortlagen ist auf verschiedene weiteren Lebensmittelmärkte und Fach‐ märkte hinzuweisen (u. a. Penny, Getränkemarkt, Fressnapf). Die übrigen Stadtteile verfügen lediglich über rudimentäre Nahversorgungsstrukturen, die sich insbesondere auf Kleinbetriebe und das Ladenhandwerk (Bäckereien, Metzgereien) stützen. 2. Mesostandort Ortsteil Elsenz Der Ortsteil Elsenz befindet sich ganz im Nordwesten des Eppinger Stadtgebietes. Die Distanz zur Kernstadt beträgt ca. 8 km. Derzeit leben ca. 1.950 Einwohner in Elsenz. Prägend für den Ortsteil sind die überwiegend dörflichen Strukturen. Das Ortszentrum befindet sich an der Sinsheimer Straße im Bereich zwischen Marktstraße im Norden und der Rohrbacher Straße im Süden (vgl. Karte 2). Als wesentlicher Einzelhandelsbe‐ trieb in diesem Bereich ist ein kleiner Lebensmittelmarkt „Um’s Eck“ mit angegliederter Bäk‐ kerei zu nennen. Darüber hinaus ist hier ein kleines Lebensmittelgeschäft vorhanden, in dem Gewürze sowie an bestimmten Tagen Backwaren angeboten werden (Pausenbrot.AG). In der Ortsmitte sind darüber hinaus noch 2 Ärzte, 2 Gesundheitsdienstleister, eine Bankfiliale sowie das Bürgermeisteramt ansässig. Im weiteren Siedlungsgebiet ist noch auf eine Landmetzgerei, einen Hofladen (Metzgerei) sowie zwei Weingüter hinzuweisen. 13 Als Mieter sind hier die Betriebe Deichmann, dm, KiK, Takko und TEDi vorgesehen. info@gma.biz / www.gma.biz 12
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO-LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN-ELSENZ Karte 2: Wesentliche Nahversorgungsstrukturen in Eppingen-Elsenz Legende S Projektstandort Ortszentrum Weingut Hockenberger Um‘s Eck / Bäckerei Stier Volksbank Allgemeinärztin, Zahnarzt, Pausenbrot. AG Physiotherapie, Fußpflege Bürgermeisteramt Neubaugebiet Sparkasse Landmetzgerei Renz S Weingut Benz Direktvermarktung Volz (Metzgerei) Quelle: © OpenStreetMap-Mitwirkende, GMA-Bearbeitung 2021 info@gma.biz / www.gma.biz 13
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Als weitere ergänzende Nutzungen ist im Ortszentrum auf eine Filiale der Volksbank, Arztpra‐ xen (Allgemeinarzt, Zahnarzt) sowie ergänzende medizinische Dienstleister (Physiotherapie, Fußpflege) hinzuweisen. Im nordöstlichen Bereich von Elsenz befindet sich ein ausgedehntes Wohngebiet. Zudem ist in den vergangenen Jahren im südöstlichen Bereich von Elsenz, östlich der Eppinger Straße, ein größeres Neubaugebiet entstanden. 3. Mikrostandort Eppinger Straße / „Im Streitland“ Der Projektstandort des geplanten Netto‐Marktes befindet sich am südöstlichen Ortsrand von Elsenz, im Kreuzungsbereich Eppinger Straße / „Im Streitland“ (vgl. Foto 1 und Karte 3). Das Grundstück wird im Nordosten von der Eppinger Straße, im Nordwesten von einem Feldweg, im Südwesten vom Bachlauf der Elsenz und im Osten vom Kreisverkehr bzw. der Straße „Im Streitland“ begrenzt. Topografisch liegt das Grundstück etwas unterhalb der Eppinger Straße. Von der Ortsmitte (Kreuzungsbereich Eppinger Straße / Rohrbacher Straße) ist der Planstand‐ ort ca. 600 m entfernt. Das Standortumfeld wird durch Wohnnutzungen, gewerbliche Nutzungen sowie landwirt‐ schaftlichen Flächen geprägt. Nördlich des Projektstandortes schließt sich ein Neubaugebiet an, das sich entlang der Hanglagen erstreckt (vgl. Foto 2). Entlang der Eppinger Straße befin‐ den sich in Richtung Ortskern überwiegend ältere Wohngebäude (vgl. Foto 3). Hier befinden sich in einer Entfernung von ca. 70 m zum Projektstandort das Weingut Benz sowie die Land‐ metzgerei Renz (vgl. Fotos 4 und 5). Nach Südwesten hin schließen sich der Bachlauf der Elsenz sowie landwirtschaftliche Flächen an. Im weiteren Verlauf in Richtung Süden befindet sich das kleine Gewerbegebiet „Streitland“, wo bisher eine begrenzte Anzahl an Gewerbebetrieben ansässig ist. Südöstlich des Projektstandortes, jenseits der Straße „Im Streitland“ ist eine Was‐ sertankstelle vorhanden, die von den landwirtschaftlichen Betrieben der Umgebung genutzt wird (vgl. Foto 6). Im Osten schließt sich der Kreisverkehr an. Im weiteren Verlauf in Richtung Osten befinden sich landwirtschaftliche Flächen. Die verkehrliche Erreichbarkeit des Projektstandortes für Fußgänger und Radfahrer ist als gut einzustufen. So befinden sich an der Eppinger Straße beidseitig Gehwege. Von der Ortsmitte (Kreuzungsbereich Eppinger Straße / Rohrbacher Straße) ist der Standort zu Fuß in ca. 7 Mi‐ nuten zu erreichen. Von dem nordöstlich des Projektstandortes gelegenen Neubaugebiet kann das Areal über den Heckenweg bzw. die Straße Auf der Au ebenfalls problemlos erreicht werden. Westlich des Kreisverkehrs ist zudem eine Fußgängerfurt eingerichtet, die die Über‐ querung der Eppinger Straße erleichtert. Die Erreichbarkeit des Standortes für Radfahrer ist aufgrund der wenig intensiven Verkehrsfrequenz entlang der Eppinger Straße ebenfalls als gut einzustufen. Insgesamt kann der Planstandort ein fußläufiges Einzugsgebiet erschließen, wel‐ ches weite Teile von Elsenz abdeckt (vgl. hierzu Karte 4). Lediglich die Wohnbereiche im Nor‐ den liegen außerhalb des fußläufigen Nahbereichs. Eine Anbindung an den ÖPNV ist über die Bushaltestelle „Freudenhälde“ direkt am Standort gegeben. Allerdings fungiert sie fast ausschließlich als Schulbus‐Haltestelle. Lediglich eine Ver‐ bindung täglich führt nach Adelshofen. Für den motorisierten Individualverkehr ist die Erreichbarkeit durch die Lage an der Eppinger Straße, welche zusammen mit der Sinsheimer Straße die Hauptdurchgangsstraße in Elsenz darstellt, als sehr gut zu bewerten. Nähere Informationen zur konkreten Verkehrsanbindung des Marktes (Zufahrtssituation) sowie zu den Stellplätzen liegen derzeit noch nicht vor. info@gma.biz / www.gma.biz 14
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Foto 1: Projektstandort im Kreuzungsbereich Eppinger Foto 2: Kreisverkehr an der Eppinger Straße und an‐ Straße / „Im Streitland“ grenzendes Neubaugebiet Foto 3: Bebauung an der Eppinger Straße – Foto 4: Landmetzgerei Renz an der Eppinger Straße Blick Richtung Ortszentrum Foto 5: Weingut Benz an der Eppinger Straße Foto 6: Blick Richtung Gewerbegebiet „Streitland“ und Wassertankstelle GMA‐Aufnahmen 2021 info@gma.biz / www.gma.biz 15
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO-LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN-ELSENZ Karte 2: Mikrostandort Eppinger Straße / „Im Streitland“ Legende S Projektstandort Neubaugebiet überwiegend Wohnen Landmetzgerei Renz Neubaugebiet überwiegend gewerbliche H Nutzungen Weingut Benz S Wasser- tankstelle Ortszentrum H Bushaltestelle fußläufige Entfernung zum Gewerbegebiet „Streitland“ Ortszentrum: ca. 600 m S Quelle: © OpenStreetMap-Mitwirkende, GMA-Bearbeitung 2021 info@gma.biz / www.gma.biz 16
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR MODERNISIERUNG DES NORMA-MARKTES IN GAMMERTINGEN Karte 4: Fußläufiger Nahbereich des Projektstandortes Eppinger Straße / „Im Streitland“ Legende S Projektstandort 700 m- / 1.000 m-Radius S Quelle: Kartengrundlage GfK GeoMarketing, GMA-Bearbeitung 2021 info@gma.biz / www.gma.biz 17
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Die spezifischen Eigenschaften des Projektstandortes im Kreuzungsbereich Eppinger Straße / „Im Streitland“ können in positive und negative Standortfaktoren gegliedert werden. Diese haben Einfluss auf die voraussichtliche Bedeutung und Marktdurchdringung und damit auch auf die Umsatzerwartung eines potenziellen Lebensmittelmarktes. Sie werden daher nachfol‐ gend gegenübergestellt: Positive Standortfaktoren: + Anbindung an das örtliche Fußwegenetz + direkte ÖPNV‐Anbindung vorhanden14 + gute Erreichbarkeit mit dem Fahrrad + gute Erreichbarkeit mit dem Pkw + sehr gute Positionierung und Einsehbarkeit des Standortes + ausreichendes Flächenpotenzial vorhanden. Negative Standortfaktoren: ‐ Lage am Ortsrand ‐ begrenztes Bevölkerungspotenzial / geringe Bevölkerungsdichte ‐ Höhenversatz Projektareal / Eppinger Straße. Aus städtebaulicher und nahversorgungsrelevanter Sicht ist festzustellen, dass sich der Stand‐ ort am Ortsrand von Elsenz befindet. Die Distanz zum Ortskern beträgt ca. 600 m. Aufgrund seiner Einbindung in das Fußwegenetz kann der Standort jedoch problemlos vom Ortskern und den meisten Wohngebieten fußläufig erreicht werden. Auch mit dem Fahrrad und dem Pkw kann das Grundstück gut angefahren werden. Für weite Teile der Bewohner des Ortsteils Elsenz kann der geplante Lebensmittelmarkt eine Nahversorgungfunktion übernehmen. In der Gesamtbetrachtung kann festgestellt werden, dass sich der Standort in einer Randlage befindet. Allerdings besteht derzeit in bester integrierter Lage auch auf lange Sicht keine an‐ dere ausreichend große, geeignete und verfügbare Potenzialfläche zur Ansiedlung eines Le‐ bensmittelmarktes. 14 Derzeit besteht nur eine äußerst geringe Taktung. Ggf. könnte der Takt bei Realisierung des Marktes erhöht werden. info@gma.biz / www.gma.biz 18
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ III. Projektrelevante Angebots‐ und Wettbewerbssituation Die Bewertung der projektrelevanten Angebots‐ und Wettbewerbssituation beruht auf einer Vor‐Ort‐Erhebung des Einzelhandels durch die GMA im März 2021. Als Wettbewerber des ge‐ planten Netto‐Marktes gelten grundsätzlich alle Einzelhandelsbetriebe, die Lebensmittel im Kernsortiment führen. Infolge der Flächengröße und des Angebotskonzeptes des Netto‐Mark‐ tes ist aber davon auszugehen, dass die wettbewerbliche Auseinandersetzung in erster Linie mit größeren Lebensmittelmärkten (v. a. Lebensmitteldiscounter, Supermärkte und SB‐Wa‐ renhäuser) erfolgen wird. Die Wesentlichen Wettbewerbsstandorte werden nachfolgend zusammenfassend dargestellt. 1. Angebots‐ und Wettbewerbssituation in Eppingen‐Elsenz Im Ortsteil Elsenz ist derzeit nur ein begrenztes nahversorgungsrelevantes Angebot vorhan‐ den. Wichtigster Anbieter ist der im Ortszentrum ansässige kleine Lebensmittelmarkt „Um´s Eck“ (vgl. Foto 7). In dem Markt wird eine Filiale der Bäckerei Stier betrieben. Darüber hinaus sind im Markt ein Hermes‐Paketshop sowie eine Lotto‐Annahmestelle integriert. Mit ca. 100 m² verfügt der Betrieb über eine geringe Verkaufsflächendimensionierung, auf der nur ein begrenztes Sortimentsspektrum dargestellt werden kann. Zudem weist der Markt weitere De‐ fizite wie eine fehlende Erweiterungsmöglichkeit, eine geringe Stellplatzanzahl sowie insge‐ samt einen Modernisierungsbedarf auf. Neben dem „Um’s Eck‐Markt“ ist im Ortskern noch ein kleines Lebensmittelgeschäft („Pau‐ senbrot.AG“) ansässig, in dem Gewürze sowie Backwaren verkauft werden. Allerdings ist das Geschäft nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.15 Ergänzt wird das nahversorgungsrelevante An‐ gebot durch die Landmetzgerei Renz, welche sich an der Eppinger Straße in unmittelbarer Nähe zum Projektstandort befindet. In der Elsenzsiedlung ist mit der „Direktvermarktung Volz“ noch eine weitere Metzgerei vorhanden, die jedoch nur am Wochenende (Freitag und Sams‐ tag) geöffnet ist. Neben den genannten Betrieben ist zudem auf die beiden Weingüter (Wein‐ gut Benz, Weingut Hockenheimer) hinzuweisen, die beide über einen Weinverkauf verfügen. Foto 7: Um‘s Eck“‐Markt in der Ortsmitte Elsenz 15 Das Geschäft an vier Tagen jeweils am Vormittag geöffnet. info@gma.biz / www.gma.biz 19
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Insgesamt beläuft sich die Verkaufsfläche im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich in Elsenz auf ca. 220 m². Die Bruttoumsatzleistung der Betriebe liegt nach GMA‐Einschätzung bei ca. 1,0 Mio. €. Es bleibt festzuhalten, dass die bestehenden Anbieter in Elsenz nur eine ausschnittsweise Ver‐ sorgung mit Lebensmitteln und Getränken übernehmen können. Drogeriewaren, die ebenfalls als Güter der Grundversorgung einzustufen sind, werden in Elsenz nicht angeboten. Ein moderner Lebensmittelmarkt zur Sicherung einer vollwertigen Nahversorgung ist bislang in Elsenz nicht vertreten. Die rd. 1.950 Einwohner des Ortsteils sind für ihren Einkauf bislang auf Lebensmittelmärkte in der Eppinger Kernstadt sowie in den umliegenden Gemeinden (z. B. Sinsheim‐Hilsbach) angewiesen. Mit der geplanten Ansiedlung eines Netto‐Lebensmittel‐ discounters kann die bestehende Nahversorgungslücke in diesem Ortsteil geschlossen wer‐ den. Zugleich können Versorgungsfahrten an andere Standorte reduziert und somit ein Beitrag zur Verringerung des CO2‐Ausstoßes geleistet werden. 2. Angebots‐ und Wettbewerbssituation im weiteren Untersuchungsraum 2.1 Versorgungsstrukturen der Eppinger Kernstadt In der Kernstadt Eppingen ist im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich mit insgesamt zwei gro‐ ßen Supermärkten, drei Lebensmitteldiscountern und einem Bio‐Markt ein umfangreiches An‐ gebot vorhanden. Im Einzelnen stellen sich die Anbieter wie folgt dar (vgl. auch Karte 5): Kaufland (Großer Lebensmittelmarkt), Eisenbahn‐ straße, rd. 3.800 m2 VK inkl. Vorkassenzone16; zeit‐ gemäßer Marktauftritt, ausreichende Verkaufsflä‐ chenausstattung, gute Parkplatzsituation, Konzes‐ sionäre im Vorkassenbereich. Edeka (Großer Lebensmittelmarkt), Tullastraße, rd. 2.500 m² VK, im Vorkassenbereich Bäckerei K&U, auf dem Hecker‐Areal, moderner Marktauftritt, im Standortumfeld befindet sich ein Fachmarktzen‐ trum im Bau. Aldi (Lebensmitteldiscounter), Frauenbrunner Straße, ca. 1.050 m² VK: moderner Marktauftritt, Lage in einem gewerblich geprägten Umfeld in un‐ mittelbarer Nachbarschaft zu Lidl und Edeka, ausrei‐ chend Stellplatzkapazitäten. 16 inkl. Vorkassenzone und Konzessionäre. info@gma.biz / www.gma.biz 20
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Penny (Lebensmitteldiscounter), Frauenbrunner Straße, rd. 650 m2 VK: geringe Verkaufsfläche, je‐ doch zeitgemäßer Marktauftritt, ausreichende Stellplatzsituation, Standortkombination mit ei‐ nem russischen Lebensmittelmarkt und Sonder‐ posten Baumarkt. Biomammut (Biomarkt),Wilhelmstraße, rd. 600 m2 VK: moderner Biomarkt in der Innenstadt, Zugang über Wilhelmstraße, in Richtung Innenstadt Bäk‐ kerei Mitterer im Erdgeschoss GMA‐Erhebung 2021 2.2 Versorgungsstrukturen in weiteren Eppinger Ortsteilen In den nördlich der Kernstadt von Eppingen gelegenen Ortsteilen Rohrbach und Adelshofen sind derzeit keine Lebensmittelmärkte vorhanden. Das Angebot wird ausschließlich durch Le‐ bensmittelhandwerker sowie Direktvermarkter geprägt. So sind in Rohrbach eine Bäckerei so‐ wie ein Hofladen vorhanden. In Adelshofen ist lediglich eine Bäckerei etabliert. 2.3 Angebots‐ und Wettbewerbssituation im weiteren Umland Folgende Wettbewerbsstrukturen sind im weiteren Umland vorzufinden (vgl. Karte 5): In Sinsheim‐Hilsbach (ca. 4 – 5 km entfernt) befindet sich ein Edeka‐Supermarkt (Edeka Kissel, ca. 830 m² VK). Der Markt übernimmt eine Versorgungsfunktion für die Bevölke‐ rung in Hilsbach und Weiler. Trotz begrenzter Anzahl an Kundenstellplätzen sowie beste‐ hendem Modernisierungsbedarf im Inneren des Marktes wird der Markt gut frequentiert und ist daher als leistungsfähiger Wettbewerber einzustufen. Im Westen grenzen Tiefenbach und Eichelberg an Elsenz an, die beide zur Stadt Östringen gehören. In beiden Ortsteilen ist nur ein sehr eingeschränktes nahversorgungsrelevantes Angebot vorhanden. In Eichelberg ist derzeit nur eine Bäckerei etabliert, die jedoch über sehr eingeschränkte Öffnungszeiten verfügt. In Tiefenbach hingegen sind eine Bäckerei und eine Metzgerei ansässig. Zudem wird das Angebot durch mehrere Hofläden bzw. Di‐ rektvermarkter ergänzt. Des Weiteren ist auf das Weingut Heitlinger hinzuweisen. Westlich von Tiefenbach schließt sich der ebenfalls zu Östringen gehörende Ortsteil Oden‐ heim an. Hier ist im östlichen Siedlungsbereich in integrierter Lage ein modernisierter Edeka‐Markt (Edeka Kissel) mit einer Verkaufsfläche von ca. 600 m² ansässig. Ganz im We‐ sten des Ortsteils ist in einem gewerblich geprägten Umfeld auf einen Netto‐Lebensmit‐ teldiscounter mit einer Verkaufsfläche von ca. 900 m² hinzuweisen. Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass der Angebotsschwerpunkt im Lebensmittelbe‐ reich in der Kernstadt von Eppingen liegt, wo ein umfangreiches Angebot vorhanden ist. Das Umfeld von Elsenz ist hingegen ländlich geprägt. Als nennenswerte Wettbewerbsstandorte info@gma.biz / www.gma.biz 21
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ sind hier der zu Sinsheim gehörende Stadtteil Hilsbach sowie der zu Östringen gehörende Orts‐ teil Odenheim zu identifizieren. Darüber hinaus sind in den angrenzenden Bereichen lediglich rudimentäre Nahversorgungsstrukturen vorhanden. info@gma.biz / www.gma.biz 22
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO-LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN-ELSENZ Karte 5: Wesentliche Wettbewerber im Unteruschungsraum (Auswahl) Legende S Projektstandort S Quelle: Datengrundlage GfK GeoMarketing GMA-Bearbeitung 2021 info@gma.biz / www.gma.biz 23
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ IV. Einzugsgebiet und Kaufkraft 1. Einzugsgebiet und Bevölkerungspotenzial Der Abgrenzung des voraussichtlichen Einzugsgebietes für den geplanten Netto‐Markt kommt eine wesentliche Bedeutung bei der Beurteilung des Vorhabens zu. So bildet das ermittelte Einzugsgebiet die Grundlage für alle späteren Berechnungen zur Ermittlung des Bevölkerungs‐ und Kaufkraftpotenzials sowie des Vorhabenumsatzes bzw. der Umsatzherkunft. Als Einzugsgebiet wird in dieser Untersuchung ein Bereich verstanden, innerhalb dessen mit regelmäßigen, dauerhaften und ausgeprägten Einkaufsbeziehungen an den Standort gerech‐ net werden kann. Das Einzugsgebiet lässt sich darüber hinaus ggf. weiterhin nach Zonen un‐ tergliedern und strukturieren, aus denen eine gleichmäßige Kundeneinkaufsorientierung an den Standort zu erwarten ist. Mit zunehmender Entfernung bzw. schlechterer Erreichbarkeit des Standortes ist dabei i. d. R. von einer Abnahme der Kundenbindung auszugehen. Zur Ab‐ grenzung und Zonierung des Einzugsgebietes werden in vorliegender Untersuchung folgende Kriterien herangezogen: wesentliche Strukturdaten und Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum (z. B. Topografie, Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur) verkehrliche Erreichbarkeit des Standortes auf Basis von Fahrzeitisochronen Betreiber, Dimensionierung und Sortimentsstruktur des Vorhabens Filialnetz des Betreibers Wettbewerbssituation und Einkaufsalternativen in Elsenz und den umliegenden Städten und Gemeinden Ergebnisse aus anderen GMA‐Untersuchungen in der Region (u. a. Eppingen, Sinsheim, Massenbachhausen). Unter Berücksichtigung der o. g. Faktoren lässt sich für den geplanten Netto‐Markt am Stand‐ ort Eppinger Straße / „Im Streitland“ in Eppingen‐Elsenz folgendes Einzugsgebiet abgrenzen (vgl. Karte 6): Zone Ia: Eppingen‐Elsenz ca. 1.950 Einwohner Zone Ib: Eppingen‐Rohrbach ca. 1.910 Einwohner Zone II: Östringen‐Tiefenbach, Östringen‐Eichelberg ca. 1.980 Einwohner Zone I und II: ca. 5.840 Einwohner. Das Einzugsgebiet erstreckt sich in der Zone Ia auf den Eppinger Ortsteil Elsenz. Aufgrund der Nahlage sowie direkten Verkehrsverbindung ist auch teilweise mit Umsatzzuflüssen aus dem benachbarten Eppinger Ortsteil Rohrbach zu rechnen, wenngleich Rohrbach auch in Richtung Eppingen orientiert ist. Nach Westen umfasst das Einzugsgebiet die beiden zur Stadt Östringen gehörenden Ortsteile Tiefenbach und Eichelberg. Hier ist nur ein rudimentäres Nahversor‐ gungsangebot vorhanden. Zugleich besteht in Richtung Elsenz eine gute Verkehrsverbindung. Nach Norden hin begrenzt der in Sinsheim‐Hilsbach ansässige Edeka‐Markt die Ausdehnung des Einzugsgebiets. Eine Vergrößerung des Einzugsgebietes nach Osten ist ebenfalls unwahr‐ info@gma.biz / www.gma.biz 24
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ scheinlich, da die Bewohner des Eppinger Ortsteils Adelshofen aufgrund der besseren Ver‐ kehrsverbindung in Richtung Eppingen orientiert sind. Aufgrund der Lage abseits wichtiger Verkehrsachsen sowie der insgesamt geringen Bevölkerungsdichte ist nur in begrenztem Um‐ fang mit zusätzlichen Kunden von außerhalb des abgegrenzten Einzugsgebietes zu rechnen. Es handelt sich hier in erster Linie um Zufallskunden sowie um Pendler. Sie werden in den nachfolgenden Berechnungen als sog. Streuumsätze berücksichtigt. 2. Kaufkraft im Einzugsgebiet Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sowie eigenen Berechnungen beträgt die ladeneinzelhandelsrelevante Kaufkraft einschließlich der Ausgaben im Lebensmittelhandwerk in Deutschland pro Kopf der Wohnbevölkerung ca. € 6.210.17 Bezogen auf das konkrete Vorhaben in Eppingen betragen die Pro‐Kopf‐Ausgaben ca. € 2.285.18 Bei der Kaufkraftberechnung für das Einzugsgebiet ist darüber hinaus das lokale Kaufkraftniveau19 zu beachte. Gemäß aktueller Kennziffer von MB Research liegt das Kaufkraftniveau sowohl in Eppingen als auch in Östringen mit einem Wert von 100,7 im Bundesdurchschnitt (= 100,0). Für das Einzugsgebiet des geplanten Netto‐Lebensmittelmarktes beläuft sich das Kaufkraftpoten‐ zial im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich auf insgesamt ca. 13,5 Mio. €. Davon entfallen auf: Zone Ia: Eppingen‐Elsenz ca. 4,5 Mio. € (= 33 %) Zone Ib: Eppingen‐Rohrbach ca. 4,4 Mio. € (= 33 %) Zone II: Östringen‐Tiefenbach, Östringen‐Eichelberg ca. 4,6 Mio. € (= 34 %). 17 Ohne Kaufkraftanteil verschreibungspflichtiger Medikamente bei Apotheken. 18 Ohne Randsortimente (Nonfood I und II), wie z. B. Drogeriewaren, Haushaltswaren, Tiernahrung. 19 Quelle: MB Research, 2020. Das Kaufkraftniveau wird auf Basis der amtlichen Steuerstatistik berechnet. info@gma.biz / www.gma.biz 25
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO-LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN-ELSENZ Karte 6: Einzugsgebiet des geplanten Netto-Marktes in Eppingen-Elsenz Legende S Projektstandort Zone Ia (Eppingen-Elsenz) Zone Ib (Eppingen-Rohrbach) Zone II (Östringen-Tiefenbach und Östringen-Eichelberg) S Quelle: Datengrundlage GfK GeoMarketing GMA-Bearbeitung 2021 info@gma.biz / www.gma.biz 26
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ V. Umsatzprognose und wettbewerbliche Wirkungen 1. Umsatzprognose Zur Berechnung der voraussichtlichen Umsatzerwartung des Vorhabens wird das Marktanteil‐ konzept verwendet. Dieses in der Handelswissenschaft weit verbreitete und anerkannte Mo‐ dell bestimmt das zu erwartende Umsatzvolumen eines Einzelhandelsbetriebes anhand der erzielbaren Marktanteile mit Kunden in den einzelnen Zonen des Einzugsgebietes.20 Das Mo‐ dell beschreibt, in welchem Ausmaß das Vorhaben in der Lage ist, Teile des vorhandenen Kauf‐ kraftvolumens im projektrelevanten Sortimentsbereich zu binden. Neben der Berechnung der zu erwartenden Gesamtumsatzleistung eines Vorhabens lässt sich anhand des Marktanteilkonzepts ebenfalls die perspektivische Umsatzherkunft des Vorhabens ableiten. Diese ergibt sich aus der Relation zwischen den in den jeweiligen Zonen des Einzugs‐ gebiets generierten Umsätzen und dem Gesamtumsatz des Vorhabens. Das Marktanteilkon‐ zept lässt hingegen keine direkten Rückschlüsse auf die durch das Vorhaben ausgelösten Um‐ satzumlenkungen zu. So gibt das Marktanteilkonzept keine Auskunft darüber, wo die durch das Vorhaben generierten Umsätze bisher gebunden sind und wie sich diese nach Umsetzung des Vorhabens neu verteilen werden. Die Ermittlung der Umsatzumlenkungen für das Vorha‐ ben wird in Kapitel V., 2. ausführlich behandelt. Folgende Umsatzprognose lässt sich für den geplanten Netto‐Markt in Eppingen‐Elsenz mit einer Verkaufsfläche von rd. 800 m² VK (inkl. Backshop) anhand des Marktanteilkonzepts er‐ mitteln21: Tabelle 3: Umsatzprognose für den Netto‐Markt in Elsenz mit 800 m² VK (inkl. Backshop) Kaufkraft Markt‐ Umsatz Umsatz Umsatz Umsatz‐ Zonen Food anteil Food Nonfood gesamt herkunft in Mio. € Food in % in Mio. € in Mio. €* in Mio. €* in % Zone 1 a 4,5 35 1,6 0,2 1,8 58 (= Eppingen‐Elsenz) Zone 1 b 4,4 10 0,4 0,1 0,5 16 (= Eppingen‐Rohrbach) Zone II 4,6 10 0,5 < 0,1 0,6 19 Einzugsgebiet 13,5 18 – 19 2,5 0,4 2,9 94 Streuumsätze 0,1 – 0,2 < 0,1 0,2 6 Insgesamt 2,6 – 2,7 0,4 – 0,5 3,1 100 * Der Umsatzanteil im Nonfoodbereich wurde für Netto mit ca. 13 % angesetzt. Hinsichtlich der Kundenherkunft wurde von mit dem Lebensmittelbereich vergleichbaren Werten ausgegangen. GMA‐Berechnungen 2021 (ca.‐Werte, Rundungsdifferenzen möglich) 20 In die Ermittlung der Marktanteile fließen zahlreiche Faktoren ein. U. a. sind dies die Rahmenbedingungen am Vorhabenstandort, die verkehrliche Erreichbarkeit, die Wettbewerbssituation im selben Marktsegment sowie Kopplungs‐ und Agglomerationseffekte. 21 Rechenvorgang: Kaufkraft der Wohnbevölkerung x Marktanteil = Umsatz des Vorhabens. info@gma.biz / www.gma.biz 27
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ Somit lässt sich für den geplanten Netto‐Markt mit ca. 800 m² VK (inkl. Backshop) eine Ge‐ samtumsatzleistung von ca. 3,1 Mio. € ermitteln. Hiervon entfallen auf den Nahrungs‐ und Ge‐ nussmittelbereich ca. 2,6 – 2,7 Mio. € und ca. 0,4 – 0,5 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbe‐ reich (Nonfood I und II). Unter Zugrundelegung der Verkaufsfläche des geplanten Netto‐Marktes (max. 800 m² inkl. Backshop) lässt sich ein Flächenleistung von ca. 3.880 € / m² VK ermitteln. Dieser Wert liegt im Vergleich zur durchschnittlichen Flächenleistung von Netto‐Märkten auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau.22 Angesichts der örtlichen Rahmenbedingungen (begrenztes Einwohner‐ und Kaufkraftpotenzial) ist er für den Netto‐Markt in Elsenz jedoch als maximaler Wert einzustufen (Worst‐Case‐Prognose). Höhere Umsätze sind im Blick auf das ländlich strukturierte Umland und die geringe Bevölkerungsdichte nicht realistisch. Die Betrachtung der Umsatzherkunft zeigt, dass mit insgesamt 74 % der überwiegende Teil des Umsatzes mit Kunden aus der Stadt Eppingen (Ortsteile Elsenz und Rohrbach) generiert wird. Rd. 19 % fließen aus der Zone II des Einzugsgebietes (Östringer Ortsteile Tiefenbach und Ei‐ chelberg) an den Standort zu.23 Darüber hinaus ist aufgrund der Lage abseits wichtiger Ver‐ kehrswege nur mit einem geringen Streukundenanteil am Standort auszugehen. 2. Prognose und Bewertung der Umsatzumverteilung 2.1 Methodik Zur Ermittlung der durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzumlenkungen bzw. Wettbewerbswir‐ kungen kommt ein Rechenmodell zum Einsatz, welches auf dem Prinzip des Gravitationsmodells basiert. Im Wesentlichen fließen dabei zwei Parameter ein, welche durch weitere Kriterien ergänzt und kalibriert werden. Als Berechnungsfaktoren sind hierbei zu nennen: die Attraktivität der einzelnen Wettbewerbsstandorte, die durch den jeweiligen Betriebs‐ besatz (Betriebsform, Betreiber, Erscheinungsbild etc.), die Verkaufsflächengröße bzw. den darauf erzielbaren Umsatz beschrieben wird und der Distanzwiderstand, der sich aus der Entfernung (Distanz) zwischen den einzelnen Standorten ergibt. 22 Gem. Hahn Retail Real Estate Report 2020 / 21 liegt die durchschnittliche Flächenproduktivität von Netto bei 4.280 € / m² VK. 23 Von hier aus kann der Standort schnell erreicht werden. info@gma.biz / www.gma.biz 28
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ 2.2 Umsatzumlenkungen Für die Bewertung der geplanten Ansiedlung eines Netto‐Marktes in Eppingen‐Elsenz werden hinsichtlich der zu erwartenden Umsatzumlenkungen folgende Annahmen getroffen: Der projektierter Netto‐Markt wird auf einer Verkaufsfläche von max. 800 m² (inkl. Backshop) eine Umsatzleistung von ca. 3,1 Mio. € erzielen. Dabei entfallen ca. 2,6 – 2,7 Mio. € auf den Lebensmittelbereich und ca. 0,4 – 0,5 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbe‐ reich. Als Wettbewerber für den geplanten Netto‐Lebensmitteldiscounter gelten grundsätzlich alle Ladengeschäfte, in denen Warengruppen angeboten werden, die in einem Lebens‐ mittelmarkt geführt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass aufgrund des speziel‐ len Vertriebskonzeptes, der avisierten Verkaufsflächengröße und des Einkaufsverhaltens der Kunden, die Wettbewerbswirkungen nicht alle Konkurrenten gleichermaßen betref‐ fen werden. Besonders tangiert werden sog. „Systemwettbewerber“, d. h. Geschäfte des gleichen oder ähnlichen Betriebstyps. Die Umsatzumverteilungen werden daher im höhe‐ ren Maße die strukturprägenden Lebensmittelmärkte im Umland betreffen, da durch die Ansiedlung eines Nahversorgers in Elsenz die Kaufkraft, die bisher an andere Standorte geflossen ist (v. a. Eppingen‐Kernstadt), zurückgewonnen und in Elsenz gebunden werden kann (sog. „Rückholeffekte“). Im Detail sind im Untersuchungsraum folgende Umsatzumverteilungen durch das Vorhaben der Fa. Netto mit insgesamt maximal 800 m² VK (inkl. Backshop) zu erwarten: Tabelle 4: Prognose der Umsatzumverteilungen durch den geplanten Netto‐Markt in Eppingen‐Elsenz mit 800 m² VK Umsatzumverteilungseffekte Umsatzumlenkungen in Mio. € Umsatzumlenkungen gegenüber Anbietern im 0,2 Einzugsgebiet ‐ davon gegenüber Anbietern in Eppingen Elsenz 0,1 – 0,2 ‐ davon gegenüber Anbietern in Eppingen‐Rohrbach ‐‐‐ ‐ davon gegenüber Anbietern in Östringen‐Tiefenbach und
AUSWIRKUNGSANALYSE ZUR ANSIEDLUNG EINES NETTO‐LEBENSMITTELDISCOUNTERS IN EPPINGEN‐ELSENZ 2.3 Wettbewerbliche und städtebauliche Wirkungen Auf Basis der zuvor getätigten Annahmen zu möglichen Umsatzumlenkungen sind im Unter‐ suchungsraum folgende wettbewerbliche und städtebauliche Wirkungen durch das Vorhaben zu erwarten: In Elsenz (Zone Ia) sind durch die geplante Ansiedlung des Netto‐Marktes deutliche Um‐ satzumlenkungen zu erwarten. Sie betreffen in erster Linie den im Ortszentrum ansässi‐ gen Um´s Eck‐Markt, der den einzigen relevanten Wettbewerber im Ortsteil darstellt. In deutlich untergeordneter Form sind die anderen Anbieter (Bäckerei Stier im Um´s Eck‐ Markt, Metzgerei, Hofladen, Weingüter) betroffen, die jeweils nur einen Ausschnitt des im Netto‐Markt angebotenen Sortiments verkaufen. Mit Bezug auf den Um´s Eck‐Markt ist davon auszugehen, dass die Umsatzumvertei‐ lungsquote deutlich über 10 % liegen wird.24 Ein Marktaustritt dieses Anbieters ist nicht auszuschließen, da der Markt trotz seiner Lage im Ortszentrum über ungünstige Rah‐ menbedingungen (kleine Verkaufsflächendimensionierung mit eingeschränktem Sorti‐ mentsspektrum, fehlende Erweiterungsmöglichkeit, veraltete Warenpräsentation, be‐ grenzte Stellplatzkapazitäten) verfügt. Der Fortbestand dieses Marktes ist in der mittel‐ bis langfristigen Perspektive auch unabhängig von der Ansiedlung des Netto‐Marktes ungewiss. Im Rahmen der Ansiedlung des Netto‐Marktes, welcher grundsätzlich dazu beiträgt, die Nahversorgungssituation in Elsenz zu verbessern, ist daher eine Neuausrichtung des heutigen Um´s Eck‐Markes zu empfehlen. Eine Positionierung als Wettbewerber zum neuen Netto‐Markt ist dagegen nicht aussichtsreich. Grundsätzlich sind im Hinblick auf eine Neuausrichtung zwei Varianten denkbar: So könnte die im Um´s Eck‐Markt ansässige Bäckerei Stier eine Kooperation mit dem Netto‐Markt eingehen und ihre Filiale zukünftig im Netto‐Markt mit einem angeglie‐ derten Gastronomiebereich weiter betreiben. Zu anderen wäre jedoch auch der alleinige Weiterbetrieb der Bäckerei in den Räum‐ lichkeiten des Um´s Eck‐Marktes vorstellbar. Durch eine Modernisierung der Räume könnte eine ansprechende Bäckereifiliale samt kleinem Gastronomiebereich entste‐ hen. Diese Option bietet sich auch vor dem Hintergrund der im Umfeld des heutigen Um´s Eck‐Marktes vorhandenen Nutzungen (Zahnarzt, Allgemeinmedizinerin, Fuß‐ pflege, Physiotherapie, Volksbank) an. Durch die Neuaufstellung der Bäckereifiliale könnte somit im Ortszentrum ein attraktiver Mittelpunkt mit einer Treffpunktfunk‐ tion für die ortsansässige Bevölkerung geschaffen werden. In der Zone Ib des Einzugsgebietes (Eppingen‐Rohrbach) ist kein vergleichbarer Wettbe‐ werber ansässig. Hier sind lediglich eine Bäckereifiliale sowie ein Hofladen vorhanden. Vor diesem Hintergrund sind in diesem Ortsteil in der direkten Folge des Ansiedlungsvorha‐ bens in Elsenz keine nennenswerten Umsatzumverteilungswirkungen zu erwarten. Städ‐ tebauliche Effekte (= Betriebsaufgaben) sind damit auszuschließen. 24 Die Ermittlung einer einzelbetrieblichen Umverteilungsquote ist nicht möglich, da der GMA keine Lei‐ stungskennzahlen des Um´s Eck‐Marktes vorliegen. info@gma.biz / www.gma.biz 30
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